Psalmenkommentar von Charles Haddon Spurgeon

PSALM 96 (Auslegung & Kommentar)


Inhalt

Nach 1. Chr. 16 hat dieser Psalm einen Teil des heiligen Festliedes gebildet, welches David singen ließ, da sie die Lade Gottes in die Hütte gesetzt hatten, die ihr der König aufgerichtet hatte, und sie Brandopfer und Dankopfer vor Gott opferten. Der erste Teil jenes Festgesangs (Ps. 105,1-15) bezog sich auf Israel, dieser Teil aber ist ein Lied für die Heiden, ein Jubellied, in welchem die (in den Zeiten des Evangeliums erfolgende) Bekehrung der Völker zu Jehovah gefeiert wird. Der Psalm folgt passend auf den 95., der die Widerspenstigkeit Israels bezeugt. Diese musste ja zur Folge haben, dass das Evangelium von Israel genommen wurde, um den Heiden verkündigt zu werden, die es annehmen und im Laufe der Zeit durch die Kraft desselben ganz für Christum gewonnen werden sollen. So bilden also diese beiden Psalmen ein innerlich zusammengehöriges Paar. Der 96. ist ein erhabenes Missionslied, und es nimmt einen wunder, dass die Juden es lesen und doch in ihrer ausschließenden Gesinnung verharren können. Wäre nicht Blindheit den Kindern Israel zum Teil widerfahren, so müssten sie längst erkannt haben und sonderlich jetzt erkennen, dass ihr Gott von jeher Liebesabsichten gegen alle Geschlechter der Menschheit gehabt hat und es nie seine Meinung gewesen ist, dass seine Gnade und sein Bund auf den fleischlichen Samen Abrahams beschränkt bleiben sollte. Wir wundern uns nicht, dass der weitherzige David vor großer Freude mit aller Macht vor der Bundeslade her tanzte, da er im Geiste die ganze Welt sich von den Abgöttern zu dem lebendigen und wahren Gott bekehren sah. Wäre Michal, Sauls Tochter, nur imstande gewesen, Davids Freude zu verstehen, sie hätte ihn nicht getadelt; und könnten wir nur den Juden unserer Tage das Herz erweitern, dass sie mehr Mitgefühl für die Menschheit im Ganzen hätten, so würden sie auch vor Freuden jubeln ob der großen Verheißung, dass einst noch alle Welt der Herrlichkeit des HERRN voll werden soll.

Einteilung. Wir machen keine, denn das Lied ist ein unteilbares Ganzes, ein Gewand ohne Naht, von oben an gewirkt durch und durch.


Auslegung

1. Singet dem HERRN ein neues Lied;
singet dem HERRN alle Welt!
2. Singet dem HERRN und lobet seinen Namen;
verkündiget von Tag zu Tage sein Heil!
3. Erzählet unter den Heiden seine Ehre,
unter allen Völkern seine Wunder!
4. Denn der HERR ist groß und hoch zu loben,
wunderbar über alle Götter.
5. Denn alle Götter der Völker sind Götzen;
aber der HERR hat den Himmel gemacht.
6. Es stehet herrlich und prächtig vor ihm
und gehet gewaltig und löblich zu in seinem Heiligtum.
7. Ihr Völker, bringet her dem HERRN,
bringet her dem HERRN Ehre und Macht!
8. Bringet her dem HERRN die Ehre seines Namens;
bringet Geschenke und kommt in seine Vorhöfe!
9. Betet an den HERRN in heiligem Schmuck;
es fürchte ihn alle Welt!
10. Sagt unter den Heiden, dass der HERR König sei
und habe sein Reich, soweit die Welt ist, bereitet,
dass es bleiben soll,
und richtet die Völker recht.
11. Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich,
das Meer brause und was darinnen ist;
12. das Feld sei fröhlich und alles was darauf ist;
und lasset rühmen alle Bäume im Walde
13. vor dem HERRN; denn er kommt,
denn er kommt, zu richten das Erdreich.
Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit
und die Völker mit seiner Wahrheit.


1. Singet dem HERRN ein neues Lied. Neue Freuden erfüllen die Herzen der Menschen, denn es ertönt die frohe Kunde von dem Heil, das allen Völkern widerfahren soll; darum sollen auch alle ein neues Lied anstimmen. Die Engel weihten die neue Heilsordnung mit neuen Gesängen ein; sollen wir nicht den Ton aufnehmen? Das Lied gilt Jehovah allein; die Gesänge, die das Lob Jupiters und Neptuns, Wischnus und Schiwas sangen, sind auf immer verstummt; alle bacchanalischen Klänge schweigen, kein Zotenlied vernimmt man mehr. Dem einen wahrhaftigen Gott ist alle Musik nun geweiht. Alles Trauern ist dahin; der Lenz der Herzen ist herbeigekommen, da alle fröhlich singen mögen. Keine düsteren Zeremonien werden mehr geübt, blutige Menschenopfer nicht mehr dargebracht; hinfort gibt es kein Ritzen des Leibes mehr mit Messern und Pfriemen, kein klägliches Geschrei ertönt mehr von den Lippen irregeführter Anbeter. Die Freude geht mit Sonnenglanz über der Menschheit auf, und heilige Gesänge sind der allgemeine Ausdruck der Liebe zum HERRN geworden, geweihte Musik die geziemende Sprache der ehrerbietigen Anbetung. Die Menschen selber sind neue Kreaturen geworden, und neu sind darum auch ihre Lieder. Die Namen der Baalim sind von ihrem Munde weggetan (Hos. 2,19 [17]), die wollüstige Musik des Astarten-Dienstes hat ein Ende; der tolle Singsang und das blutdürstige Kriegsgeschrei sind eins wie das andere vergessen. Es erklingt nur noch das neue Lied, heilig, himmlisch, rein und lieblich. Der Psalmdichter spricht, als wollte er das Lied anheben und dabei der Vorsänger sein; er ladet, lockt, beredet zur heiligen Anbetung, er ruft aus vollem Herzen: O singt dem HERRN ein neues Lied.
  Singet dem HERRN, alle Welt. Die Eifersüchteleien der Nationen sind begraben. Ein Jude ladet die Völker zur Anbetung ein und stimmt mit ihnen an, auf dass die ganze Welt als mit einem Herzen und einer Seele ein gemeinsames Loblied Jehovah darbringe, der sie mit seinem Heil heimgesucht hat. Aus keinem Winkel der ganzen Welt soll ein Misston erklingen, kein Heidenvolk bei diesem Liede stumm bleiben. Jehovah hat die ganze Erde gemacht, und die ganze Erde soll ihm zu Ehren singen. Wie die Sonne alle Lande bescheint, so sollen alle Lande auch sich freuen in dem Licht der Sonne der Gerechtigkeit. E pluribus unum, von den vielen soll ein Lied erschallen. Die mannigfachen Sprachen der zu Babel zerteilten Menschheit sollen in den einen Psalm verschmelzen, wenn die Völker in Zion versammelt sind. Ja, nicht die Menschen allein, auch die Erde selbst soll ihren Schöpfer preisen. (Es heißt buchstäblich: die Gesamtheit der Erde.) Die Schöpfung, die eine Zeit lang einer traurigen Notwendigkeit zufolge der Eitelkeit unterworfen war, wird nun von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit und zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes erhoben, so dass Meer und Wald und Feld und Flur sich freuen können vor dem HERRN. Ist das ein Traum? Dann lasst uns ihn wieder träumen. Selig sind die Augen, die das Reich Gottes schauen werden, und die Ohren, die dessen Lieder hören werden. Beschleunige dein Kommen, lieber Herr! Ja, sende bald das Zepter deines Reichs aus Zion, dass die Völker alle sich dir neigen.

2. Singet dem HERRN und lobet seinen Namen. Dreimal wird der Name Jehovah genannt, das ist nicht ohne Bedeutung. Werden die erleuchteten Völker nicht dem dreieinigen Gott singen? Die Lehre der Unitarier (die die Dreieinigkeit leugnen) ist die Religion der Eintönigkeit; sie ist zu kalt, als dass sie die Welt zu begeisterter Anbetung erwärmen könnte. Das heilige Feuer der Anbetung brennt nur da mit lodernder Flamme, wo man an den dreieinigen Gott glaubt und ihn herzlich liebt. Auch noch in andrer Weise als im Gesang soll der eine Lobenswürdige gelobt werden. Seines Namens, seines geoffenbarten Wesens, seines im Worte kundgegebenen Willens sollen wir uns freuen und mit beständiger Danksagung gedenken. Wir haben alle Ursache, Ihn zu loben, der uns so göttlich freigebig segnet. Sooft sein Name auch nur genannt wird, ziemte es uns wohl zu sagen: Gelobt sei er immerdar! Verkündiget von Tag zu Tage sein Heil. Das Evangelium ist die hellste Offenbarung, die er uns je von sich gegeben hat; die Erlösung übertrifft an Herrlichkeit die Schöpfung wie die Vorsehung. Darum lasst unseren Lobpreis in dieser Richtung überströmen. Lasst uns die Botschaft des Heils verkündigen, und zwar fort und fort, dass das glückselige Zeugnis nimmer schweige. Die Botschaft ist immer neu, immer zeitgemäß, immer zuverlässig, immer unseren Bedürfnissen vollkommen entsprechend. Darum wollen wir sie, bis dass er kommt, stets aufs Neue laut werden lassen in Wort und Werk, in Lied und Predigt, in Taufe und Abendmahl, in schriftlichen und mündlichen Zeugnissen, in Sonntags-Gottesdiensten und in Werktags-Versammlungen. Jeder Tag bringt uns tiefere erfahrungsmäßige Erkenntnis Gottes als unseres Heilandes, jeder Tag zeigt uns aufs Neue, wie dringend wir Menschen sein Heil brauchen, jeder Tag enthüllt neu die Kraft des Evangeliums, jeden Tag ringt der Heilige Geist mit den Menschenkindern: darum sei es ohne Aufhören unser seliges Geschäft, die herrliche Botschaft von der freien Gnade kundzutun. Das sollen die tun, die aus eigener Erfahrung wissen, was es um sein Heil ist. Sie können es bezeugen, dass in keinem andern Heil ist, aber bei ihm auch das volle ewige Heil zu finden ist. Mögen sie es erschallen lassen, bis der Widerhall die ganze weite Welt umtönt und all die Heerscharen des Firmaments mit einstimmen in das Lied zu Ehren dessen, der sein Heil allen Völkern geoffenbart hat.

3. Erzählet unter den Heiden seine Ehre. Sein Heil ist seine Ehre, das Wort des Evangeliums verherrlicht ihn; darum sollte es weit und breit kundgemacht werden, bis es auch die entferntesten Völker vernommen haben. Unser Land hat viel Gut und Blut darangesetzt, sein Ansehen unter den wilden Völkern geltend zu machen und zu erhalten; wann wird es ebenso besorgt sein, die Ehre der evangelischen Wahrheit, den Ruhm des göttlichen Oberherrn zu behaupten und zu mehren? Wir fürchten wahrlich nicht ohne Grund, dass der Name des Herrn Jesus unter den Heiden gar oft geschändet worden ist durch die Laster und Grausamkeiten derer, die sich Christen nennen. Möge diese Tatsache die wahren Gläubigen zu desto größerem Eifer reizen, dass das Evangelium als mit einer Posaune Schall allen Enden der Erde verkündigt werde. Unter allen Völkern seine Wunder. Das Evangelium ist lauter Wunder; seine Geschichte ist der Wunder voll, und es selber ist an sich schon wunderbarer als die größten Wunder. In der Person seines Sohnes hat Gott Wunder der Liebe, Weisheit, Barmherzigkeit und Macht entfaltet. Alle Ehre sei seinem Namen dargebracht; wer könnte sich weigern, die Kunde von der erlösenden Gnade und der sterbenden Liebe weiter zu tragen? Alle Völker haben es dringend nötig, von Gottes wunderbaren Taten zu hören, und eine wirklich lebendige, selbstverleugnende Gottesgemeinde würde den feierlichen Entschluss fassen, dass alle bald, bald die Kunde vernehmen sollen. Die aussterbenden Volksstämme sind so wenig von der Verkündigung des Evangeliums auszuschließen wie die großen im Wachstum begriffenen Völkerschaften, die gleich den fetten Kühen von Pharaos Traum die andern verschlingen1: die rothäutigen Indianer sollen so gut wie die Angelsachsen die Wunder der erlösenden Liebe hören. Kein Volk ist dafür zu versunken, keines zu gebildet; keines zu verwildert und keines zu fein.

4. Denn der HERR ist groß und hoch zu loben. Er ist kein Göttchen, das, wie die Heiden sich ihre Götter dachten, über irgendein einzelnes Volk oder einen beschränkten Teil der Natur herrscht. Groß ist Jehovah, groß an Macht und Herrschaft, groß von Rat und mächtig von Tat; nichts Niedriges und Kleinliches findet sich an ihm oder seinem Tun, in allem zeigt er sich als der Unermessliche. Das Lob soll seinem Gegenstand entsprechen; so erklinge es denn ohne Ende, wenn es gilt, den Unendlichen zu preisen. Man kann ihn nicht zu viel, zu oft, zu eifrig, zu ehrerbietig oder zu freudig loben. Es ziemt sich, dass in seiner Verehrung nichts mittelmäßig sei; er will aus der Fülle des Herzens, mit glühendem Eifer angebetet und gepriesen sein. Furchtbar ist er über alle Götter. (Grundtext) Andre Götter sind mit schweren Opfern und großer Furcht von ihren verblendeten Dienern verehrt worden; aber Jehovah sollte mit noch viel tieferer Ehrfurcht angebetet werden. Selbst wenn die gegossenen Bilder wirkliche Götter wären, könnten sie doch auch nicht einen Augenblick den Vergleich mit Israels Gott aushalten; darum werde seinem Dienst viel größerer Eifer gewidmet, als je an den Dienst der Götzen gewendet worden ist. Furchtbar ist er; darum werde er gefürchtet. Die Furcht vor andern Göttern ist eitel Aberglaube; heilige Scheu vor dem HERRN ist echte Frömmigkeit. Die Furcht des HERRN ist aller Tugenden Anfang und doch zugleich ihre Begleiterin bis zur höchsten Stufe. Die Furcht Gottes ist die jungfräulich keusche Röte auf dem Antlitz der Heiligkeit, die dessen Lieblichkeit erhöht.

5. Denn alle Götter der Völker sind Götzen. Das hebräische Wortspiel ist noch stärker als das deutsche: Die Elohim alle der Völker sind elilim, sind Nichtse, wesenlos und nutzlos.2 Sie sind bloße Bilder von Holz und Stein, weiter nichts. Aber der HERR hat den Himmel gemacht. Die Wirklichkeit seiner Gottheit erweist sich an seinen Werken, und vor allen unter diesen nennt der Psalmdichter jenes unvergleichliche Meisterwerk der Baukunst, dessen mächtiger Bogen sich über jedermanns Haupt wölbt, dessen Lampen die ganze Menschheit erleuchten, dessen Regen und Tau auf jeglichen Volkes Felder niederfallen, und aus dem die Donnerstimme des HERRN zu jedem Geschöpf dringt. Die eiteln Götzen existieren nicht, unser Gott aber ist der Urquell aller existierenden Wesen; jene sind nichtige Gebilde der Erde, er dagegen ist nicht nur himmlisch, sondern hat auch die Himmel geschaffen. Diese Wahrheit wird als Grund vorgeführt, warum Jehovah von allen zu preisen sei. Wer hat Anspruch auf Anbetung, wer kann überhaupt angebetet werden, als er allein? Da keiner mit ihm in Wettstreit treten kann, so werde auch ihm allein gehuldigt.

6. Hoheit und Herrlichkeit sind vor seinem Angesichte. (Wörtl.) Sie stehen als Trabanten vor Jehovahs Thron. Die Menschen können majestätische Würde und Herrlichkeitsglanz nur nachahmen, ihr prahlender Prunk ist nur das Scheinbild der Größe. Wollen wir Majestät und Herrlichkeit in ihrer echten Urgestalt sehen: bei Gott sind sie zu finden, und bei ihm allein. Stärke und Zier in seinem Heiligtum. (Wörtl.) In Jehovah ist alles vereint, was mächtig und lieblich, gewaltig und prächtig ist. Wir sehen nicht selten rohe Kraft ohne Schönheit, oder Zierlichkeit ohne Kraft; die Verbindung beider Eigenschaften aber erweckt erst volle Bewunderung. Verlangt uns, das Erhabene und das Schöne auf einen Blick zu sehen? Dann müssen wir zum Thron des Ewigen aufblicken. In der entsprechenden Stelle der Chronika (1. Chr. 16,27) lesen wir: Stärke und Freude. Die beiden Lesarten widerstreiten einander nicht, denn in diesem Falle ist es im höchsten Sinne wahr, dass das wahrhaft Schöne ewige Freude erweckt. Nicht in äußerem Schein oder in Prunk köstlicher Gewänder besteht die Herrlichkeit Gottes; solche Dinge sind Gaukelstücke, die die Unwissenden verblüffen. Heiligkeit, Gerechtigkeit, Weisheit, Gnade, das sind die Prunkstücke des Heiligtums Jehovahs, das die Kronjuwelen und die Reichskleinode der Schatzkammer des himmlischen Hofs.

7. Der Psalm begann mit der dreimal wiederholten Aufforderung zu singen, und dreimal ward dabei der Name des HERRN genannt. Jetzt treffen wir gleichfalls dreimal nacheinander den Ausdruck: Bringet her dem HERRN. Das ist ganz die Art jener Dichter, deren zündende Klanggedichte des Volkes Ohr am meisten gewonnen haben; sie wiederholen auserlesene Worte, bis diese die Seele durchdrungen und das Herz in Flammen gesetzt haben. Der Aufruf des lieblichen Sängers Israels ist wieder an die Gesamtheit der Menschenkinder gerichtet, die er anredet: Ihr Völker, oder eigentlich: Ihr Völkergeschlechter. (Grundtext) Wie wir in Stämme und Familien eingeteilt sind, so werden wir nach Geschlecht und Ordnung aufgerufen, vor Gott hinzutreten und ihm alle Ehre zu geben. "Alle Anbetung sei Gott allein dargebracht", das ist der Sinnspruch einer der alten Zünfte Londons und dürfte wohl das Losungswort aller Familien auf Erden werden. Hausandacht ist etwas besonders Wohlgefälliges in den Augen dessen, der der Gott aller Häuser des wahren Israel ist. Bringet her dem HERRN Ehre und Macht. Das will sagen: Erkennt die Herrlichkeit und Stärke Jehovahs und preist sie in feierlichen Lobgesängen. Wer sonst ist herrlich als der HERR? Wer ist mächtig außer unserem Gott? Ihr gewaltigen Völker, die ihr euch für so ruhmreich und mächtig haltet, lasst euer groß Rühmen! Ihr Herrscher, die ihr Erlaucht und Großmächtig benannt werdet, werft euch in den Staub vor dem einzigen Gewalthaber. Herrlichkeit und Stärke sind in Wahrheit nirgends zu finden als bei dem HERRN; alle andern Großen haben nur den Schein davon. Mit Recht hat Massillon, der berühmte französische Kanzelredner, seine Grabrede am Katafalk Ludwigs des Vierzehnten mit den Worten begonnen: "Gott allein ist groß, meine Brüder."

8. Bringet her dem HERRN die Ehre seines Namens. Aber wer kann das nach Gebühr tun? Mögen die Völker der Erde alle zusammen mit vereinten Kräften die gewaltige Schuld abtragen? Alle nur denkbare Ehre gebührt unserem Schöpfer, Erhalter, Wohltäter und Erlöser, und was für begeisterte Huldigung wir ihm auch darbringen, wir können ihm doch kaum geben, was ihm zukommt. Gelingt es uns nicht, ihm das volle Maß darzubringen, das er billig beansprucht, so mangele es wenigstens nicht am ehrlichen Bestreben. Bringet Geschenke, und kommt in seine Vorhöfe. Kommt mit unblutigen Opfergaben; da die Sühne für die Sünde vollbracht ist, bleibt nur noch übrig, Dankopfer zu bringen; dass diese aber nicht vergessen werden! Ihm, der uns alles gibt, sollten wir freudig die Zehnten des Dankes erstatten. Sooft wir uns zum Gottesdienst versammeln, sollten wir es nicht versäumen, einen Beitrag für Gottes Reichssache mitzubringen, eingedenk des alten Wortes: Dass niemand vor mir leer erscheine! (2. Mose 34,20) Die Zeit kommt, da der HERR reiche Gaben empfangen wird von allen Ständen und von allen Völkern, wenn sie sich versammeln werden ihn anzubeten. O längstersehnter Tag, brich bald herein.

9. Betet an den HERRN in heiligem Schmuck. Heiligkeit ist der einzige Schmuck unserer Gottesdienste, aus welchem der HERR sich etwas macht, und diese Zier lässt sich durch nichts anderes ersetzen. Auf kunstvolle Bauart und feine Gewänder achtet er nicht; sittliche und geistliche Schönheit, das ist’s, was seine Seele erfreut. Unsere Anbetung darf Gott nicht in nachlässiger, oberflächlicher und unreiner Weise dargebracht werden; wir sollen beim Gebet sowohl wie beim Gesang ehrerbietig, wahr, eifrig und rein von Herzen sein. Die Reinheit ist das weiße Linnen, das die Chorsänger des HERRN wohl kleidet, Rechtschaffenheit das geziemende Gewand für seine Priester, Heiligkeit die Hoftracht seiner Diener. Es fürchte ihn alle Welt. Erzittert vor seinem Angesichte ist eigentlich der Wortlaut des Grundtextes, und damit soll die allertiefste Ehrfurcht angedeutet werden, gerade wie das vorher gebrauchte Betet an zunächst den Sinn hat: Werft euch vor ihm nieder. Ja wahrlich, auch leiblich würden die Menschen ins Zittern kommen und sich in den Staub demütigen, wenn sie sich der Macht und Herrlichkeit Jehovahs voll bewusst wären. Die Weltkinder haben wohl die Quäker verspottet, weil diese unter der mächtigen Einwirkung des Heiligen Geistes erzitterten; wären sie aber fähig gewesen, die Majestät des Ewigen zu erkennen, so hätten sie selber gezittert.3 Es gibt ein heiliges Zittern, das mit der Freude wohl verträglich ist (Ps. 2,11); ja, das Herz kann recht eigentlich vor heiliger Wonne beben. Als Johannes auf Patmos im Gesichte den König in seiner Schöne sah, ward er nicht von den Schrecken eines unversöhnten Gewissens ergriffen, und doch fiel er zu seinen Füßen als ein Toter. (Off. 1,17.) O dass wir ihn schauen und ihn anbeten könnten mit ehrfurchtsvollem Fußfall und heiliger Furcht!

10. Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König worden. (Wörtl.) Das ist die froheste Kunde, die den Völkern gebracht werden kann: Der HERR, Jehovah, hat in der Person seines Sohnes den Thron bestiegen und seine große Macht angezogen! Ruft dies aus unter den Heiden, und mögen diese, selber zum HERRN bekehrt, die herrliche Botschaft jubelnd weitertragen. Die Herrschaft Jehovah-Jesu ist kein lästiger Zwang, sein Regiment bringt unzählige Segnungen; sein Joch ist sanft, und seine Last ist leicht. So steht denn der Erdkreis fest und wird nicht wanken. (Grundtext Vergl. Ps. 93,1) Wo Gott König ist, da steht es wohl um die Gesellschaft; denn sein Reich werden keine Revolutionen erschüttern, keine feindlichen Einfälle sein Gebiet beunruhigen. Eine wohl gefestigte Regierung ist für das Volkswohl unerlässlich. Die Herrschaft des Gottes der Wahrheit und Gerechtigkeit wird die Wohlfahrt der Völker im höchsten Maße fördern. Die Sünde hat die Welt aus den Fugen gebracht, das Reich Jesu wird sie wieder auf sicherer Grundlage festigen. Er richtet die Völker recht. Das ist das beste Mittel, die menschliche Gesellschaft auf festem Grunde aufzubauen, und zugleich die reichste Freudenquelle für alle Unterdrückten. Die Ungerechtigkeit bringt die Dynastien der Tyrannen zu Fall; die Gerechtigkeit sichert dem Throne Jesu Bestand. Er wird mit voller Unparteilichkeit über Juden und Heiden, über Hohe und Niedere herrschen, und das wird alle die beglücken, die jetzt noch die Opfer despotischer Willkür sind.

11. Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich. Droben und drunten erklinge Jubel. Mögen die Engel, die sich vordem über die Gottlosigkeit der Menschen entsetzten, sich nun über ihre Buße und ihre gnädige Wiederannahme freuen; und mögen die Menschen selber mit Frohlocken ihrer Befriedigung darüber Ausdruck geben, dass ihr rechtmäßiger Fürst jetzt auf seinen Thron eingesetzt ist. Der Prachtband der Schöpfung hat zwei Seiten; möge auf beiden die Ehre des HERRN mit Lettern der Freude eingeprägt sein. Das Meer brause und was drinnen ist. Nicht mehr sei es das wild bewegte Meer, das über den Untergang wackerer Seefahrer heult und das Klagegeschrei der Witwen und Waisen in tausendfältigem Echo wiederholt; nein, jetzt rausche es fröhlich und frohlocke mit Schalle, dass das Reich des HERRN angebrochen ist. Es verkünde mit Donnerstimme den Namen des HERRN, wenn die Flut es schwellt, und all das wimmelnde Leben, das es in seinem Schoße birgt, hüpfe vor Freuden, weil der Höchste auch in den Tiefen des Meeres herrscht. Mit der ganzen übrigen Kreatur hat bis jetzt das Meer geseufzt und in Wehen gelegen; ist die Zeit nicht nahe, da sein dumpfes Klagen sich in Freudenschall verwandeln wird? Wird nicht bald jede Welle den Ruhm dessen verkündigen, der einst auf dem Meer wandelte?

12. Das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist. All die Äcker und Fluren, von fleißiger Hand bestellt, sie mögen den HERRN loben. In ungestörter Ruhe können nun die rüstigen Bauern pflügen, säen und ernten, da keine streifenden Scharen der Midianiter den Ertrag ihrer Arbeit mehr bedrohen; darum preisen sie den in frohen Liedern, dessen Herrschaft der ewige Friede ist. Sowohl die Menschen, die das Land bebauen, und das Vieh, das auf den Triften weidet, als auch die Früchte des Feldes selber, sie wetteifern nach dem Bilde unseres Verses miteinander im Lobe des HERRN; und das Bild hat, so kühn es ist, volle Berechtigung, da jeder bebaute Morgen Landes sein Lied erschallen lassen und jedes Bauerngehöft eine Gemeinde Gottes in sich fassen wird. - Bisher hat der Psalmist eigentlich den Wünschen und Hoffnungen Ausdruck gegeben, die sein Herz bewegen; jetzt wendet sein Glaube sich zum völlig gewissen Weissagen. Denn es ist wohl nicht zu übersetzen: Und lasset rühmen alle Bäume im Walde, sondern: Alsdann werden rühmen (oder jubeln, jauchzen) alle Bäume im Walde. Sie werden es tun: alsdann, wenn Jehovah kommt (V. 13), seine Herrschaft im vollen Umfange aufzurichten. In alten Zeiten sind die Haine schaudernd Zeugen gewesen der grässlichen Orgien, die in ihrem Schatten gefeiert wurden; nun kommt die Zeit, da sie jubeln vor Freude über den hehren Gottesdiensten, deren Schall sie vernehmen. Jetzt ist der Wald die Feste der Buschmänner und Räuber; aber er soll noch ganz der heiligen Sammlung und Anbetung geweiht werden. Wie schon jetzt Nachtigall und Amsel im Dickicht ihre süßen Weisen zu des Schöpfers Ehre erschallen lassen, so soll der Wald noch allerorten widerhallen von den Lobgesängen der erlösten Gotteskinder.

13. Vor dem HERRN; denn er kommt. Schon ist er nahe; sein Erscheinen soll darum die Ursache sofortiger Freude sein. Wir stehen schon in seiner Gegenwart, lasst uns mit Entzücken ihn anbeten. Denn er kommt, zu richten das Erdreich. Nach seiner göttlichen Weise wird er über die Erde herrschen. Er wird nicht kommen, um die Welt mit Gewalt zu bezwingen und mit Steuern an Gut und Blut zu drücken, wie es Eroberer jeweilen getan, sondern um wie eine weise Obrigkeit des Landes Wohl zu fördern und zuzusehen, dass zwischen Mensch und Mensch Gerechtigkeit walte. Die ganze Welt wird der Gerichtsbarkeit dieses allerhabenen Richters unterstehen, und vor seinen Richtstuhl werden alle entboten werden. Eben zu dieser Stunde ist er unterwegs, und die Zeit seiner Zukunft steht nahe bevor. Seine große Gerichtssitzung ist schon angekündigt. Hört ihr die Posaunen nicht? Sein Fuß ist schon auf der Türschwelle. Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit. Seine ihm innewohnende Geradheit der Gesinnung und des Urteils wird alle Angelegenheiten und Rechtsfragen aufs beste ordnen. Da wird es keine Bestechung oder Rechtsverdrehung geben, und kein Irrtum, kein Versehen wird in seinen Entscheidungen zu finden sein. Und die Völker mit seiner Wahrheit, oder: nach seiner Treue. Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Lauterkeit werden auf seinem Richterstuhl wohnen. Kein Volk wird dort vorgezogen werden und keines unter Vorurteilen zu leiden haben. Der Schwarze wird da nach dem gleichen Gesetz gerichtet werden wie sein weißer Gebieter, der Eingeborene wird sein Recht finden gegenüber seinen "gebildeten" Verdrängern, der zertretene und gehetzte Buschmann wird Berufung einlegen können gegen den Buren, der seinen Stamm hingeschlachtet hat, und der Südseeinsulaner wird ein offenes Ohr finden für seine herzzerreißende Klage gegen den elenden Seelenverkäufer, der ihn aus seiner Heimat weggestohlen hat. Volle Gerechtigkeit wird gehandhabt werden sonder Furcht und Gunst. Ob all dem mögen die Völker sich freuen und das Weltall frohlocken.
  Wir wollen die Betrachtung des Psalms nicht schließen, ohne selber in das Jubellied einzustimmen. Da die ganze Welt vor Freude strahlen wird, sollen wir nicht fröhlich sein? Wie der würdige John Howe († 1705) bemerkt hat: Sollen wir nicht an dieser allgemeinen ehrerbietigen Freude teilnehmen und in das Konzert des vielstimmigen Anbeterchors mit einfallen? Wollten wir uns von dieser willig dienenden, freudig lobsingenden unzählbaren Schar ausschließen? Und was der ganzen Welt ein frohes Gesicht verleiht, sollte das nur unser Antlitz mit dunkeln Wolken und düsterer Trauer verhüllt bleiben lassen?


Erläuterungen und Kernworte

Zum ganzen Psalm. Die LXX überschreibt den Psalm: 1) Ein Lied Davids. Und wirklich hat ihn der Chronist fast ganz in das Lied aufgenommen, welches am Tage der Einholung der Bundeslade gesungen worden (1. Chr. 16,23-33); aber dieser reiht dort, wie die groben Nähte zwischen V. 22.23; V. 33.34 zeigen, geläufige Psalmen-Reminiszenzen musivisch (d. i. mosaikartig) aneinander, um annäherungsweise die Feststimmung und Festklänge jenes Tages auszudrücken. 2) Als das Haus gebaut ward nach der Gefangenschaft. Mit Recht erklärt die LXX hiermit den Psalm für ein nachexilisches Lied: er entspricht durch und durch der Steigerung, welche Israels Bewusstsein von seinem Weltberuf im Exil erfahren hat. Die Bestimmung der Jahvereligion für die Menschheit kommt hier zum siegesfreudigen lyrischen Ausdruck. Schon insofern ist der Grundton des Psalms deuterojesaianisch. Denn die Herrlichkeitshöhe des messianisch-apostolischen Berufes auszusprechen, auf welche Israel durch die Leidenstiefe des Exils hindurch emporgehoben wird, das ist ein Hauptzweck von Jes. 40-66. Alle diese nachexilischen Lieder stehen dem Geiste des Neuen Testaments um vieles näher als die vorexilischen; denn das Neue Testament, welches die entschränkte Innerlichkeit des Alten Testamentes ist, ist durch das Alte Testament hindurch im Werden begriffen, und das Exil war einer der wichtigsten Wendepunkte dieses fortschreitenden Prozesses.
  Die Psalmen 96-98 sind messianischer als manche im eigentlichen Sinne des Worts messianische. Denn der Schwerpunkt der alttestamentlichen Heilsverkündigung liegt nicht im Messias, sondern in der Parusie (Zukunft) Jahves - eine Tatsache, die sich daraus erklärt, dass das Geheimnis der Menschwerdung jenseits der alttestamentlichen Heilserkenntnis bleibt. Alle menschliche Heilsvermittlung erscheint deshalb als rein menschliche und erhält noch dazu vermöge der nationalen Schranke, in welche die Heilsoffenbarung eingegangen ist, ein nationales und also äußerliches, natürliches Gepräge. Wenn der ideale davidische König, welcher erhofft wird, auch Übermenschliches leistet, so ist er doch nur ein Mensch, ein Gottesmensch zwar ohne gleichen, aber nicht der Gottmensch. Das Geheimnis der Offenbarung Gottes im Fleisch wirft zwar, je näher seine tatsächliche Offenbarung kommt, Strahlen seines Aufgangs auf die Prophetie, aber die Sonne selbst bleibt unterhalb des Horizontes: die Erlösung wird als eine Selbsttat Jahves erhofft, und "Jahve kommt" ist auch noch die Losung des letzten Propheten. (Mal. 3,1.) - Kommentar von Prof. Franz Delitzsch † 1890.
  Wir können den Psalm ein Lied von dem Tausendjährigen Reiche nennen. Er passt zu dem Zustand, in welchem die Welt sein wird, wenn Christus auf der willigen Untertänigkeit unseres Geschlechtes seinen Thronsitz wird aufgerichtet haben. Die Völker jauchzen dann mit vereintem Lobe ihm als ihrem rechtmäßigen Richter und König zu. Es ist eine Einstimmigkeit in dem Liede, als steige es von einer Welt empor, die zu einem heiligen Tempel gereinigt ist und deren Bewohner in Wahrheit ein königliches Priestertum darstellen, welches nun mit einmütigem Herzen Jesu als dem Könige huldigt und mit einer Stimme in herrlichem Wohlklang die Ehre dessen preist, dessen Name über alle Namen ist.
  Fassen wir einmal die kostbare Aussicht, auf welche uns der Psalm einen Blick eröffnet, ins Auge. Es stimmt mit den festesten Grundlagen unserer Natur überein, dass dasjenige, was wir uns als möglich vorstellen, noch mehr dasjenige, was wir mit Sicherheit erwarten, uns den Mut und die Tatkraft verleiht, welche eben zu der Verwirklichung des Erhofften führen. Hoffnungslosigkeit dagegen lähmt alles Bestreben. Ist das nicht einer der Gründe, warum uns überall in der Weissagung, sowohl der alten als der neuen, das Ideal einer erneuerten, Freude erfüllten Welt vorgeführt wird, die sogar in noch höherer Sphäre zu dem neuen Himmel und der neuen Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnet, verklärt wird? So mächtig beherrscht dieser Gedanke den prophetischen Geist, dass die Sprache auch eines Paulus sich zum höchsten dichterischen Schwung erhebt, so dass sich ihm sogar die Kreatur beseelt. Er sieht sie gleichsam als einen Adler, der, von schweren Ketten niedergehalten, mit gerecktem Halse und weit geöffnetem Auge in die Ferne der kommenden Zeiten hinausschaut nach seiner Befreiung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. (Röm. 8,19 ff.) Der Apostel setzt alsbald hinzu, unsere Errettung zur Seligkeit geschehe durch die Hoffnung. (V. 24) Das ist von der einzelnen Seele wahr: wir werden gerettet durch Hoffnung. Das ist ebenso wahr von der Gesamtheit unseres Geschlechts: soll einmal ein Millennium über der Menschheit aufgehen, so wird sie durch solche Hoffnung gerettet. Mag die Welt jetzt zerrüttet sein, mag Finsternis am Himmel, Verwüstung auf der Erde herrschen, weil allenthalben die Sünde ist - es soll anders werden, das ist uns verheißen. Was wir demgemäß erhoffen, danach wollen wir ringen und arbeiten, und das umso mehr, als unsere Hoffnung kein Traum der Einbildung ist, sondern ihren Grund in der Gewissheit der unbedingten Wahrheit hat. Denn gleichwie Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgehet, also wird Gerechtigkeit und Lob vor allen Heiden aufgehen aus dem Herrn, HERRN. (Jes. 61,11.) Man hört manchmal das Stimmen der Instrumente, ehe die Musik anhebt. Die Mutter lehret ihr Kind ein Liedlein lallen, noch ehe es den vollen Sinn der Worte versteht. So lehrt uns in diesem heiligen Psalme das Jerusalem droben, unser aller Mutter, ein Lied, das auf die Zeit der tausendjährigen Herrlichkeit geht, auf die Zeit, da der Moloch der Unterdrückung, der Mammon der Habsucht, die Astarte der geilen Lust, jede irrige Lehre, jede falsche Religion dem Dienst des einen wahrhaftigen, lebendigen Gottes, dem Glauben und der Liebe Christi gewichen sein werden. W. H. Goold 1865.


V. 1. Singet dem HERRN ein neues Lied. Unsre alten Lieder galten dem Hochmut, der Schwelgerei, der Geldgier, der Genusssucht oder auch der Schadenfreude; unser neues Lied ist voll von Lob, Ehrfurcht, Gehorsam und Liebe zu Gott. Es zeugt von dem neuen Leben, von dem lebendig machenden Geist, und von dem neuen Gebot der Liebe, das uns ins Herz geschrieben ist, so dass wir nun Liebe üben nicht mehr nach dem engherzigen Maße eines Stammes oder einer bloß nationalen Kirche, sondern nach dem weiten Sinn der Himmelsbürger, der die ganze Welt umfasst. James Millard Neale 1860.
  Es gibt in der Haushaltung Gottes auf Erden, bei der Offenbarung seiner Gnade und Wahrheit immer auch was Neues. Ja, selbst vor Gottes Thron und bei denen, die zunächst herum sind, gibt es neue Eröffnungen. Danach richtet sich der Geist Christi in den Gläubigen und gibt ihnen darüber auch ein neues Lied in den Mund. Wie merkwürdig ist es, dass, wenn es in der Kirche Gottes auf Erden eine merkliche Förderung in der Erkenntnis und Anbetung Gottes gibt, sich auch die Gabe der Lieder in besonderer Kraft zeigt, wie zum Exempel zu den Zeiten Davids, und in neueren Zeiten bei der Reformation. Wenigstens sollte es dem neuen Wesen und der Kraft des Geistes nach bei uns immer ein neues Lied geben; denn das Neue Testament bleibt immer neu, mithin soll auch unser Leben daraus und unser Loben und Danken darüber nicht veralten. Schade, wenn man einen Tag hingehen lässt, ohne sich darin zu erneuern. Karl Heinrich Rieger † 1791.
  Alle Welt. Der Psalm ist ein Missionslied für alle Zeiten der Kirche, für die unseren um so mehr geeignet, je mehr die Heiden in ihr dem Aufruf: Singet dem HERRN ein neues Lied, zu entsprechen beginnen, und je mehr wir in den trüben Verhältnissen der heimischen Kirche Veranlassung finden, den hoffenden Blick auf die Heidenwelt zu richten. Prof. E. W. Hengstenberg 1845.


V. 2. Von Tag zu Tage. Andre Neuigkeiten erfreuen uns nur, wenn wir sie das erste Mal hören; aber die frohe Botschaft des Heils ist immer wieder lieblich, als ob die Tat erst heute geschehen wäre. Wie Luther einmal sagt: Christus ist mir jetzt so neu, so frisch, als hätte er eben zu dieser Stunde erst sein Blut vergossen. John Trapp † 1669.
  Gottes Heil gibt Stoff zu nie endendem Lobe. Jeder Mensch sollte dafür Gott von Tag zu Tage, beständig, allezeit preisen, an jedem neuen Morgen und an jedem wiederkehrenden Abende. Stünde es recht bei uns, so würde das der erste Gedanke sein, der sich jeden Morgen unserem Gemüt aufdrängte und der alles um uns her als mit hellen Sonnenstrahlen vergolden würde; und es müsste der letzte Gedanke sein, der beim Augen schließen in unserer Seele haften bliebe. Und das würde uns dankbar, gelassen und glücklich stimmen; denn ob wir in dieser Welt wieder erwachen oder nicht, wir werden ewig selig sein. Albert Barnes † 1870.


V. 3. Seine Herrlichkeit funkelt uns aus jedem Lichtstrahl entgegen, der aus dem Stern besäten Nachthimmel zu uns herniederkommt; sie leuchtet aus dem Alpenglühen; sie breitet sich über das weite Meer und redet zu uns aus dem Brausen der ruhelosen Wellen; sie umgürtet die Erde mit einer Flut von Licht und ziert sie mit einem Kranz der Schönheit. In all den mannigfachen Gestalten der Tierwelt, in den Wechselbeziehungen unserer Welt zu den andern Welten, in den Umwälzungen der Planeten, in dem Aufsprossen der Blumen, in dem Sturz der Gewässer und dem Flug der Vögel, in Meer und Fluss und Luft, in Höhen und Tiefen, überall trägt Christus die Krone und schwingt er das Zepter und empfängt von allen die Huldigung. Wir können seine königliche Herrlichkeit nicht mehren. Wir können enthüllen, aber nicht schaffen, können anbeten, aber nicht mehren, können den Fußstapfen der Gottheit nachspüren, aber nichts hinzusetzen. John Cumming 1873.
  Erzählet unter den Heiden seine Ehre. Es gehört zu der Aufgabe der Prediger des Evangeliums nicht nur, dass sie ihre Gemeinden über Christum belehren, sondern auch, dass sie dazu sehen, dass diejenigen, welche noch nichts von Christus gehört haben, erfahren mögen, wer er ist, was er getan und gelitten hat und welche Güter des Heils durch seine Vermittlung zu haben sind. Nichts verherrlicht Gott mehr und nichts ist so wunderbar wie die Rettung der Menschen durch Christum. David Dickson † 1662.
  Seine Herrlichkeit soll verkündigt werden, nicht die Gelehrsamkeit, Tüchtigkeit und Beredsamkeit des Redners, der seine Sache zu vertreten vorgibt. Seine Herrlichkeit, die liebliche Schönheit, die Anziehungskraft des Evangeliums, die freigebigen Verheißungen für bußfertige Sünder, die Köstlichkeit des Himmels, das sollte der Hauptinhalt der Reden sein; nicht Drohungen, Flüche, Predigten über die Qualen der Verdammten, mit denen man den Leuten die Hölle heiß macht und sie doch im besten Falle nur zu zitternden Sklaven, nicht zu liebenden Freunden Gottes macht. Die Botschaft soll unter allen Völkern erschallen, auch in unbekannten, unberühmten Landgegenden unter ungebildeten, ungehobelten Leuten; sie soll nicht, wie feine Prediger es gerne machen, auf die mit feinem Geschmack begabte Zuhörerschaft der Hauptstadt beschränkt werden. Kard. Hugo a St. Caro † 1263.
  Eben das, was er zuvor sein Heil genannt hat, nennt er jetzt seine Herrlichkeit und hernach seine Wunder. Weil dieses Heil, durch welches das Menschengeschlecht von dem ewigen Tode und von der ewigen Verdammnis gerettet wird, so herrlich und voller Wunder ist, darum ist es der Bewunderung und Verherrlichung wert. H. Moller 1639.
  Seine Wunder. Wie wunderbar ist er selber, Gott geoffenbart im Fleisch. Welch wunderbare Liebe hat er gezeigt in seiner Menschwerdung, seinem Gehorsam, seinen Leiden und seinem Tode. Welch staunenswerte Wunder hat er verrichtet, welch wunderbares Werk vollbracht. Das Erlösungswerk ist ein Wunder vor Menschen und Engeln. Verkündigt seine wunderbare Auferstehung von den Toten, seine Auffahrt gen Himmel, wo er zur Rechten Gottes sitzt, und sein hohepriesterliches Amt, das er dort ausübt. Verkündigt die wunderbare Ausgießung des Heiligen Geistes, die Siege seiner Gnade, die Ausbreitung seines Reiches in der Welt; wie auch, was für Wunder er noch ausrichten wird, wenn er zum andern Mal erscheinen wird, wie dann die Toten erweckt und alle gerichtet werden sollen. John Gill † 1771.


V. 5. Götzen, wörtlich Nichtse, ein Ausdruck, welchen mit Vorliebe Jesaia in seinen späteren Weissagungen anwendet. Siehe Jes. 41,24 und vergl. 3. Mose 19,4; 26,1; 1. Kor. 8,4-6; 10,19. Manche ziehen eine andere, jedoch weniger wahrscheinliche Ableitung des hebräischen Wortes elilim vor, wonach es eine Verkleinerungsform von El, Gott, wäre, also gleichsam Götterchen bedeutete, im verächtlichen Sinn gebraucht. Joseph Addison Alexander 1850.
  Der HERR hat den Himmel gemacht. Wie oft wird dem HERRN in der Schrift gehuldigt als dem, der die Himmel gemacht hat. Möge die Theologie der Natur sich vermählen mit der Theologie des Gewissens; eine volle Anerkennung der Macht und Herrlichkeit, die sich handgreiflich in den Wundern der Schöpfung kundtun, sich verbinden mit den geistlichen Opfern heiliger Anbetung und heiligen Dienstes. Thomas Chalmers † 1847.
  Bringet her dem HERRN die Ehre seines Namens. Gebührt dem Namen Gottes alle Ehre und hätte sie ihm von den Menschen billigerweise von Uranfang des Geschlechts an dargebracht werden sollen, wie groß ist dann die Schuld, welche die Welt auf sich gehäuft hat, und unter deren Bürde sie jetzt seufzt! Jeden Tag, jede Stunde, die seit des Menschen Fall vergangen ist, hat sich diese Schuld gemehrt; denn jeden Tag und jede Stunde hätten alle Menschen Jehovah die Ehre geben sollen, welche ihm gebührt. Aber keiner hat das je völlig getan, und der bei weitem größte Teil unseres Geschlechts hat es überhaupt nie getan. Wie unberechenbar groß ist diese Schuld, die sich aus dem Unterschied zwischen dem, was Gott gebührt hätte, und dem, was ihm erstattet worden ist, ergibt. Edward Payson † 1827.
  Nicht jede Ehrung tut’s, sondern nur eine solche, die dem Wesen des Gottes entspricht, dem wir dienen. Gott ist ein Geist, darum will er im Geist und in der Wahrheit angebetet sein. Er ist der Gott des Friedens, darum hebet auf heilige Hände ohne Zorn und Zweifel. Er ist ein heiliger Gott, darum soll sein Name geheiligt werden. Thomas Manton † 1677.


V. 10. Sagt unter den Heiden usw. Es genügt nicht der bloße Wunsch, es gilt, den Heiden zu sagen, dass der HERR König ist. Wir haben den bestimmten Befehl, Mt. 28,19. Legh Richmond † 1827.
  Dass der HERR König sei: das soll des Christen Losung sein, wie es die Israels war. Die erste Verkündigung unseres Heilandes und seiner Jünger war das Evangelium vom Reich. Und weil ihm war "alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden", darum sandte Jesus nach seiner Auferstehung die Jünger hinaus, alle Völker zu lehren. Der Hauptinhalt der späteren Predigt der Apostel war offenbar das Reich Gottes. J. F. Thrupp 1860.
  So steht denn der Erdkreis fest und wird nicht wanken. (Wörtl.) Die natürliche Welt soll in Ordnung erhalten bleiben. Dasein und Bestand verdankt die Welt der Vermittlung Christi. Die Sünde hat ihr einen gewaltigen Stoß gegeben und bedroht sie noch stets mit dem Untergang; aber Christus erhält als Mittler alles und behütet den Lauf der Natur. Desgleichen soll die Menschenwelt, wiewohl sie als sündig Gottes Gericht herausfordert, erhalten bleiben, bis dass alle, die in der Gnadenwahl inbegriffen sind, hereingebracht sind. Die christliche Religion befestigt überall, so weit sie ihren Einfluss geltend machen kann, die Staaten und Reiche und erhält die Ordnung unter den Menschen aufrecht. Auch die Gemeinde Gottes soll in der Welt bestehen bleiben, denn sie ist auf einen Felsen gegründet. Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Gottes Reich ist ein unbewegliches Reich. Matthew Henry † 1714.
  Und wird nicht wanken. Wenn wir aus den Urkunden der Geschichte unserer Erde, wie sie in den Felsen geschrieben stehen, ersehen, wie zahlreiche und durchgreifende Umwälzungen die Erde in vergangenen Zeiten erfahren hat, wie oft und wie lang das gegenwärtige Festland abwechselnd über und unter dem Weltmeer gewesen ist, wie oft die Erdkruste zerbrochen, gekrümmt und örtlich verschoben worden ist, bald hoch aufgerichtet, bald in die Tiefe geworfen, dann wieder durch seitlichen Druck übereinander geschoben worden ist, wie oft geschmolzene Massen durch die geologischen Schichten und die Erdspalten an die Oberfläche getrieben worden sind, kurz, wie jedes Atom der uns zugänglichen Teile der Erde vollständige Umgestaltungen durchgemacht hat, und besonders, wenn wir uns erinnern, was für starke Beweise dafür vorliegen, dass Meere von flüssigem Stoff unter der festen Erdkruste vorhanden sind und dass aller Wahrscheinlichkeit nach das ganze Erdinnere von solcher Beschaffenheit ist, so dass es eine Ausdehnungskraft besitzt, die völlig genügen würde, die Erdkugel in Stücke zu reißen - wenn wir das alles überdenken, so kommen wir zu dem Schluss, dass die Erdoberfläche äußerst unsicher und den Wechseln unterworfen sein müsse. Und doch ist dem nicht also. Im Gegenteil ist der gegenwärtige Zustand der Erde der beständiger Gleichheit und völliger Sicherheit, abgesehen von den verhältnismäßig doch immer geringfügigen Erschütterungen, die durch Erdbeben, Vulkane und örtliche Überschwemmungen verursacht werden. Nicht einmal das Klima und die Wärme der Erdoberfläche haben im Großen und Ganzen in geschichtlichen Zeiten eine irgend wesentliche Veränderung erfahren. Wie wichtig ist dies für das Dasein und Wohlsein der belebten Natur! Und welch unendliche Weisheit und Güte muss es erfordert haben, die mächtigen in der Erde vorhandenen Kräfte, die Wechsel und Untergang herbeiführen könnten, so zu ordnen und abzumessen, dass sie sich gegenseitig die Stange halten und die Welt zu einer ruhigen, unveränderten und sichern Wohnstatt auf so viele Tausende von Jahren machen. Wahrlich, diese unendliche Weisheit muss von unendlicher Güte geleitet gewesen sein. Edward Hitchcock 1851.


V. 11.12. Wie die ganze Schöpfung, die belebte und die unbelebte, unter der Last des Fluches geseufzt hat, so soll auch die ganze Schöpfung an der großen Erlösung teilhaben. The Speaker’s Commentary 1873.
  Gott wird die heiligen Freudenäußerungen und Lobpreisungen aller, die das Reich Christi begrüßen, freundlich annehmen, mag ihre Fähigkeit, die Freude auszudrücken, noch so bescheiden sein. Das Meer kann nur brausen, und wie die Bäume im Walde ihr Rühmen kundtun sollen, weiß ich nicht; aber der die Herzen erforscht, der weiß, was des Geistes Sinn sei. Er versteht die Sprache, ja das Lallen der Schwächsten. Matthew Henry † 1714.
  Die Poesie stimmt hier den höchsten Jubelton an und schwelgt, wenn ich so sagen darf, in heiligem Überschwang der Freude. Robert Lowth † 1787.


V. 13. Zu richten. Vatablus († 1547) bemerkt, der Ausdruck richten werde hier für regieren gebraucht, weil die Richter in den ersten Zeiten des Heiligen Landes die königliche und obrigkeitliche Macht in sich vereinten. Der HERR, der da kommt, wird für alle Völker ein Richter weiser als Samuel, ein Vorkämpfer stärker als Simson, ein Retter mächtiger als Gideon sein. C. H. Spurgeon 1874.
  Er kommt, zu richten das Erdreich, d. i., um alles in der Welt in Ordnung zu bringen; er kommt, um alles das zu erfüllen, was das Buch der Richter als das Amt eines Richters zeichnet. Es soll, wie Hengstenberg sich ausdrückt, "ein gnädiges Richten" sein, nicht eine Zeit bloßen Beurteilens von Rechtsfällen und Aussprechens von richterlichen Erkenntnissen, sondern eine Jubelzeit, der glücklichste Tag, den unsre Welt je erlebt hat. Wer wollte ihn nicht herbeisehnen? Jener Tag wird der Tag der Ehren für den Richter und der Tag des Freiheitsanbruchs für die Welt sein, der Tag, an welchem das bei Christi Kreuzigung eingeleitete und gesicherte Gericht über diese Welt (Joh. 12,31; 16,11) vollendet wird mit der völligen Unterdrückung des Reiches Satans und mit der Aufhebung des Fluches. Dies alles wird in unserm Psalm vorausgeschaut; wir überschreiben ihn darum: die Herrlichkeit des, der da kommt, das Erdreich zu richten. Andrew A. Bonar 1859.
  In diesem neuen Liede hören wir den Widerhall der Worte Henochs, des siebenten von Adam, der von der Zukunft des HERRN zum Weltgericht weissagte. Christopher Wordsworth 1868.


Homiletische Winke

V. 1. Was die Gnade alles Neues bringt. 1) Sie bereitet ein neues Heil. 2) Dieses schafft neue Herzen, 3) es lehrt neue Lieder, 4) es führt zu neuen Zeugnissen, und 5) diese wirken neue Bekehrungen.
V. 1-3. 1) Was bezweckt wird: dass alle Welt dem HERRN singe und seinen Namen lobe. 2) Welche Mittel dazu benutzt werden sollen: Verkündigung des Heils usw. 3) Wie sicher der Erfolg ist: Was der HERR befiehlt, muss Erfolg haben. Er fordert ja auch von vornherein auf: Singet. George Rogers 1874.
  Wachsender Eifer. 1) Die Quelle des erwachenden Begehrens nach Ausdehnung des Reiches Gottes, V. 1. 2) Das Bächlein des täglichen Bestrebens nach der Verwirklichung desselben, V. 2. 3) Der breite Strom der Heidenmission, V. 3. Charles A. Davis 1874.
V. 1-9. Wie wir Gott ehren sollen. 1) Mit Liedern, V. 1.2. 2) Mit Predigten, V. 3. 3) Mit gottesdienstlicher Anbetung, V. 7.8.9.
V. 3. 1) Was das Evangelium ist: Gottes Ehre (oder Herrlichkeit), Gottes Wunder. 2) Was wir damit tun sollen: es erzählen. 3) Wem wir es verkündigen sollen: den Heiden, allen Völkern.
V. 3a. Erzählet unter den Heiden seine Herrlichkeit. 1) Die Herrlichkeit der Eigenschaften Jehovahs, damit sie Gott als den wahren Gott anerkennen. 2) Die Herrlichkeit seines Heils, damit sie ihn annehmen als ihren einzigen Erretter. 3) Die Herrlichkeit seiner Führungen, damit sie sich ihm als ihrem getreuen Hirten anvertrauen. 4) Die Herrlichkeit seines Wortes, damit sie es als ihren vornehmsten Schatz hochhalten. 5) Die Herrlichkeit seines Dienstes, damit sie diesen als ihre edelste Lebensaufgabe wählen. 6) Die Herrlichkeit seines Himmels, da er wohnt, damit sie diesen als ihre beste Heimat suchen. William Jackson 1874.
V. 3b. Erzählet unter allen Völkern seine Wunder. 1) Die Wunder seines Wesens, damit sie ihn mit heiliger Scheu ehren. 2) Die Wunder seiner Schöpfung, damit sie darüber staunen. 3) Die Wunder seiner Gerichte, damit sie vor der Sünde erschrecken. 4) Die Wunder seiner Gnade, damit sie dadurch gelockt werden, sich ihm zu ergeben. W. J.
V. 4-6. Eine Missionspredigt. 1) Man zeige den Gegensatz zwischen dem Gott der Offenbarung und den von Menschen erdachten Götzen. 2) Man entscheide zwischen dem Dienste Gottes und der Abgötterei. 3) Man rufe auf zur Rettung der Götzendiener. Charles A. Davis
V. 6a. Hoheit und Herrlichkeit sind vor ihm. (Grundtext) 1) Als Ausflüsse seines Wesens. 2) Als Vollkommenheiten, die ihm zugeschrieben werden. 3) Als Merkmale alles dessen, was er tut. 4) Als Kennzeichen aller derer, die ihm nahe stehen. W. J.
V. 8. Die Ehre, die wir Gott zu bringen schuldig sind, 1) wegen seines Wesens, 2) wegen seiner Offenbarungen, 3) wegen seiner Taten in der Natur, der Vorsehung und der Erlösung, 4) wegen seiner nahen Beziehungen zu uns als unser Schöpfer, Erhalter und Erlöser. Edward Payson † 1827.
  Unser Gottesdienst. 1) Der Gegenstand, 2) das Wesen, 3) die Beigaben (Geschenke), 4) der Ort desselben. Charles A. Davis
V. 9a. Vergleich zwischen der wahren und der falschen Gottesverehrung. 1) Die falsche geübt in finsterer Unwissenheit, mit toten Formen, verbunden mit widerlichen Sünden oder schändlicher Heuchelei. 2) Die wahre: in heiligem Schmuck (engl. Übers.: in der Schönheit der Heiligkeit.) Charles A. Davis
V. 9b. Heilige Furcht ein wesentlicher Bestandteil der wahren Frömmigkeit.
V. 10-13. Das Reich der Gerechtigkeit. 1) Die Ankündigung eines gerechten Richters und Königs. 2) Der freudige Empfang, welcher ihm bereitet wird. 3) Seine herrliche Erscheinung. Charles A. Davis
V. 11.12. Die Teilnahme der Natur an dem Gnadenwerk - jetzt und besonders dereinst bei der vollen Entfaltung desselben. (Vergl. Röm. 8.)

Fußnoten

1. Wir lassen uns den kleinen Irrtum gern gefallen. - James Millard

2. Wenn denn die Ableitung von lyli)E Nichtigkeit richtig ist.

3. Der Name Quäker stammt (ursprünglich) daher, dass George Fox, 1650 in Derby "wegen Gotteslästerung" vor den Richter Bennett geführt, diesen aufforderte, Gott zu ehren und vor seinem Gericht zu zittern (to quake), worauf Bennett ihn höhnisch quaker nannte. Calwer Kirchenlexikon 1893.