Psalmenkommentar von Charles Haddon Spurgeon
PSALM 112 (Auslegung & Kommentar)
Inhalt
Der vorliegende Psalm macht mit dem 111. augenscheinlich ein Paar aus. Er ist gleich diesem ein alphabetischer. Selbst in der Zahl der Vers sowie der Versglieder stimmt er mit seinem Vorgänger überein, wie auch in vielen Wörtern und Wendungen. Der Leser wird gut tun, die beiden Psalmen Zeile um Zeile genau zu vergleichen. Der Gegenstand der uns jetzt beschäftigenden Dichtung ist die Glückseligkeit des Gerechten. Somit steht er zu dem vorhergehenden in dem gleichen Verhältnis wie der Mond zur Sonne; denn während der erste den Ruhm Gottes verkündigt, redet der zweite von der Abspiegelung des göttlichen Glanzes in den Gerechten, in Menschen, die von oben geboren sind. Gott wird hier gepriesen für die Offenbarung seiner Herrlichkeit, die sich in den Seinen zu schauen gibt, gerade wie er in dem vorangehenden Psalm um seiner selbsteignen Taten willen erhoben worden war. Der 111. Psalm spricht von dem erhabenen Vater, dieser schildert seine Kinder, die nach seinem Ebenbilde erneuert sind. Es ist unmöglich, den Psalm als eine Verherrlichung des Menschen zu betrachten, denn er beginnt mit dem Aufruf, den HERRN zu preisen, und hat den Zweck, Gott all die Ehre zu geben für den Reichtum seiner Gnade, den er an den Söhnen Gottes erweist.
Einteilung. Der erste Vers enthält das Thema, das in den Versen 2-9 unter verschiedenerlei Gesichtspunkten ausgeführt wird. In dem 10. Vers wird dann das Glück des Gerechten noch durch den Gegensatz, das Schicksal des Gottlosen, besonders scharf beleuchtet.
Auslegung
1. | Hallelujah! Wohl dem, der den HERRN fürchtet, der große Lust hat zu seinen Geboten! |
1. Hallelujah, d. i. Preiset den HERRN. Diese Ermahnung kann nie zu oft gegeben werden. Der HERR verdient es allezeit, gepriesen zu werden, wir sollten ihm allezeit das Lob darbringen, nur zu oft vergessen wir’s, und es ist darum gut, wenn wir immer wieder dazu aufgemuntert werden. Die Aufforderung ist an alle denkenden Leute gerichtet, die das Verhalten und den Lebensgang derjenigen Menschen, die den HERRN fürchten, beobachten. Ist da irgendeine Tugend, irgendetwas Lobenswertes zu schauen, so sollte der HERR den Ruhm davon haben, denn wir sind sein Werk. Wohl dem, der den HERRN fürchtet. Nach dem letzten Vers des 111. Psalms ist die Furcht des HERRN der Weisheit Anfang. So hat der Mann, von dem hier die Rede ist, also begonnen, weise zu sein, und die Weisheit hat ihm gegenwärtiges Glück eingebracht und verbürgt ihm ewige Seligkeit. Jehovah ist so erhaben, dass er mit heiliger Ehrfurcht zu fürchten ist von allen, die vor ihm stehen, und er ist zugleich so unendlich gütig, dass die Furcht sich in kindliche Liebe verwandelt und zu einem süßen, wonnigen Erschauern des Gemütes wird, dem aller Knechtssinn fremd ist. Es gibt eine knechtische Furcht, die den Fluch in sich trägt; aber jene gottselige Furcht, die uns den Dienst Gottes zur Wonne macht, ist ein unerschöpfliches Glück. Der HERR ist zu preisen sowohl dafür, dass er Menschenkindern solche gottselige Furcht ins Herz gibt, als für die Glückseligkeit, die sie infolge jener genießen. Sollten wir nicht Gott dafür rühmen, wenn er Menschen also segnet, und besonders dafür, dass er den Gottesfürchtigen das Siegel seines Wohlgefallens aufdrückt? Die Huld, die er denen erzeigt, die ihn fürchten, enthüllt ihnen sein anbetungswürdiges Wesen und erweckt wiederum in andern liebreiche Empfindungen und Handlungen gegen sie; darum lasst uns Ihn preisen. Der große Lust hat zu seinen Geboten. Der Mann, der uns hier geschildert wird, sinnt nicht nur über Gottes Befehle und bemüht sich, sie zu beobachten, sondern es ist ihm eine Lust, solches zu tun. Ihm ist Frömmigkeit edelste Fröhlichkeit, Recht zu tun ein Reichtum, Heiligkeit der Vorgeschmack der Herrlichkeit. Er erfreut sich an den Ordnungen der Gottseligkeit, ja er hat große Lust an ihnen. Wir haben wohl erlebt, dass Heuchler für diese und jene Lehren begeistert waren, aber nie, dass der Gehorsam gegen die Gebote des HERRN, das Tun des Willens Gottes ihres Herzens Wonne war. Menschen ohne Leben aus Gott mögen wohl aus Furcht den Geboten einigermaßen gehorchen, aber nur der Begnadigte wird sie mit Lust beobachten. Freudiger Gehorsam allein ist vollkommener Gehorsam; wer nur widerwillig gehorcht, ist mit dem Herzen ungehorsam, aber wer an dem Halten des Gebotes Wohlgefallen hat, der ist wahrhaft treu gesinnt. Finden wir uns dank der göttlichen Gnade in den beiden Sätzen dieses Verses beschrieben, so lasst uns Gott alles Lob dafür darbringen; denn er hat alle unsere Werke in uns gewirkt samt der Geneigtheit und den Fähigkeiten, aus denen sie entsprungen. Mögen selbstgerechte Leute sich immerhin selber preisen; wer durch die Gnade zu einem Gerechten geworden ist, gibt Gott allein allen Ruhm.
2. | Des Same wird gewaltig sein auf Erden; das Geschlecht der Frommen wird gesegnet sein. |
3. | Reichtum und die Fülle wird in ihrem Hause sein, und ihre Gerechtigkeit bleibt ewiglich. |
4. | Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis von dem Gnädigen, Barmherzigen und Gerechten. |
5. | Wohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht und richtet seine Sachen aus, dass er niemand Unrecht tue! |
6. | Denn er wird ewiglich bleiben; des Gerechten wird nimmermehr vergessen. |
7. | Wenn eine Plage kommen will, so fürchtet er sich nicht; sein Herz hofft unverzagt auf den HERRN. |
8. | Sein Herz ist getrost und fürchtet sich nicht, bis er seine Lust an seinen Feinden sieht. |
9. | Er streut aus und gibt den Armen; seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich, sein Horn wird erhöht mit Ehren. |
2. Des Same wird gewaltig sein auf Erden. Aufeinander folgende Geschlechter von Gottesfürchtigen werden in der menschlichen Gesellschaft kraftvoll und einflussreich sein, und zuletzt werden sie die Herrschaft haben. Der wahre Same der Gerechten sind diejenigen, welche ihnen in ihren Tugenden nachfolgen, gerade wie die Gläubigen der Same Abrahams sind, weil sie ihm im Glauben nachahmen. Und diese sind die wirklichen Heroen ihres Zeitalters, die wahrhaft großen unter den Söhnen Adams; ihr Leben ist von überirdischem Adel, und die Macht, die sie auf ihre Zeit ausüben, ist weit größer, als es auf den ersten Blick scheint. Wird die Verheißung dieses Verses ihrem nächsten Sinne gemäß auf die natürliche Nachkommenschaft bezogen, so ist sie mehr allgemein als Feststellung des durchschnittlichen, der Regel entsprechenden Tatbestandes aufzufassen, nicht als eine jedem Einzelnen gegebene Zusage; denn die Kinder der Gottesfürchtigen sind weder alle von zeitlichem Glück begünstigt noch lauter berühmte Leute. Nichtsdestoweniger ist es wahr, dass der Mann, der Gott fürchtet und einen heiligen Wandel führt, meist auch für die gedeihliche Fortentwicklung seiner Familie das Beste tut, was er nur tun kann. Kein Erbteil kommt dem eines unbefleckten Namens gleich, und kein Vermächtnis vermag den Segen eines mit Gott lebenden Vaters an Wert zu übertreffen; und nehmen wir alles in allem, so treten in der Tat die Kinder der Gerechten mit größeren Vorteilen als andere ins Leben hinaus und haben bessere Aussicht, im besten und höchsten Sinn des Wortes im Leben voranzukommen. Das Geschlecht der Frommen wird gesegnet sein. Die Menschenklasse der Redlichen, Geraden, wahrhaft Frommen und Gerechten wird von einem Menschenalter zum andern aufrechterhalten und bleibt stets unter Gottes Segen. Die Gottseligen mögen Verfolgung genug leiden müssen, aber sie werden nicht verlassen; die Flüche der Menschen können sie des Segens Gottes nicht berauben, denn da erweisen sich Bileams Worte immer neu als wahr: Er segnet, und ich kann’s nicht wenden. (4. Mose 23,20) Auch ihre Kinder stehen unter der besonderen Fürsorge des Himmels, und in der Regel wird sich herausstellen, dass sie den göttlichen Segen ererben. Ehrenhaftigkeit und Lauterkeit sind gediegenere Ecksteine für ein ehrenwertes, stattliches Haus als bloße Klugheit und Habsucht oder selbst als hohe Fähigkeiten und nimmer ermüdende Strebsamkeit. Gottesfurcht und ein aufrichtiger Wandel sind ein höherer Adel, als unvermengtes blaues Blut an sich je geben kann.
3. Reichtum und die Fülle wird in ihrem Hause sein. Buchstäblich verstanden sind diese Worte viel mehr eine Verheißung des Alten als des Neuen Bundes, denn viele von den Besten in Gottes Volk sind sehr arm; doch hat es sich als wahr erwiesen, dass Redlichkeit der Weg zum Erfolg ist, und vorausgesetzt, dass alle anderen Umstände gleich sind, ist der ehrenhafte Mann der, dem die Zukunft gehört. Viele Leute bleiben arm, weil sie unredlich sind oder Lastern huldigen; die Gottseligkeit hingegen hat die Verheißung auch dieses Lebens. (1. Tim. 4,8) Nehmen wir die Stelle im geistlichen Sinn, so ist sie von tiefer, umfassender Wahrheit. Welcher Reichtum wäre dem der Liebe Gottes gleich? Welche Schätze könnten das Glück eines zufriedenen Herzens übertreffen? Was tut’s, ob das Dach von Stroh und der Fußboden von kalten Steinen ist? Das Herz, dem die Sonne der himmlischen Gnade lacht, ist dennoch so reich an Seligkeit, dass es die Fülle nicht erfassen kann. Und ihre Gerechtigkeit bleibt ewiglich. Häufig geschieht es, dass, wenn das Gold zum Hause einzieht, der Glaube auszieht; aber bei dem Manne, den der Psalm selig preist, ist das nicht der Fall. Der Wohlstand stört weder die Heiligkeit seines Wandels noch die Demut seines Herzens. Sein Charakter hält die Probe aus; er überwindet die Versuchungen des Reichtums, übersteht die Angriffe der Verleumdung, überlebt die Trübsale dieser Zeit und erträgt die Untersuchung des Jüngsten Tages. Die Gerechtigkeit eines wahrhaft frommen Menschen bleibt ewiglich, weil sie derselben Wurzel entstammt wie die Gerechtigkeit Gottes selbst und in Wirklichkeit die Widerstrahlung dieser ist. Solange der HERR gerecht bleibt, wird er auch durch seine Gnade die Gerechtigkeit der Seinen erhalten. Sie werden auf dem guten und geraden Wege des HERRN fortwandeln und, stets stärker werdend, immer festere Schritte tun. Es gibt noch eine Gerechtigkeit, die den Auserwählten Gottes zugehört und die ganz sicherlich ewig bleiben wird, nämlich die ihnen zugerechnete Gerechtigkeit des Herrn Jesus, welche die ewige Gerechtigkeit genannt wird (Dan. 9,24), da sie dem ewigen Sohne Gottes selbst angehört, der da ist "Der HERR unsere Gerechtigkeit". (Jer. 23,6.)
4. Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis. Der Redliche neigt sich nicht zu Ungerechtigkeit, um sich ein bequemes Leben zu verschaffen, sondern steht aufrecht wie eine Säule, und er wird stehend erfunden werden, wenn die Gottlosen, die da sind wie eine hangende Wand und zerrissene Mauer, in Trümmern im Staube liegen werden. Auch er wird seine dunkeln Tage haben; Krankheit und Kummer, Elend und Erdenleid aller Art können über ihn kommen wie über andere Leute, seine Reichtümer mögen Flügel bekommen und in alle Winde zerstieben, während selbst seine Rechtschaffenheit vielleicht unbarmherzig verdächtigt wird. So mögen die Wolken sich immer dichter und dunkler über ihn niedersenken; aber die Düsternis wird nicht immer währen. Der HERR wird es ihm zur rechten Zeit wieder licht werden lassen; denn es ist unumstößlich gewiss, dass die Sonne, mag ihr Untergang auch alles in Nacht versenken, dem Aufrichtigen wieder aufgehen muss. Ist seine Dunkelheit durch Niedergeschlagenheit des Gemütes veranlasst, so wird der Heilige Geist sich als sein Tröster erweisen; sind Einbuße an irdischem Gut oder Verluste der Lieben die Ursache, so wird die Nähe seines Heilandes ihn erquicken; ist es die Finsternis der gottfeindlichen Welt, die sich in Verfolgung oder Verleumdung über ihn breitet, so wird das innige Mitleiden des Vaters der Barmherzigkeit seine Stärke und Stütze sein. Es ist für den Gerechten so natur- und ordnungsgemäß, dass ihm Trost aufgeht, wie es dem Tag natürlich ist, dass ihm die Morgendämmerung anbricht. Harre des Lichts, es wird gewisslich kommen; denn selbst wenn unser himmlischer Vater uns in unserem letzten Stündlein im Dunkeln zu Bett bringen sollte, werden wir doch einen hellen Morgen haben, wenn wir erwachen. - Sehr verschieden gedeutet werden die nächsten Worte: gnädig und barmherzig und gerecht. Delitzsch und andere beziehen sie auf den HERRN als die Sonne der Gerechtigkeit, die mit ihren Gnade und Erbarmen spendenden Strahlenfittichen denen, die es aufrichtig mit ihm meinen, in der Finsternis aufgehe. Hengstenberg bezieht die Worte auf den Frommen und verweist dabei auf
Jes. 58,7 ff., wo das Aufgehen des Lichtes ebenfalls an die Werke der Barmherzigkeit geknüpft wird. Was in dem 4. Vers des das Lob Jehovahs verkündenden 111. Psalmes von Gott ausgesagt wird, und zwar in Ausdrücken, die auch sonst in der Schrift in solcher Zusammenstellung stets nur von Gott gebraucht werden, das würde nach dieser Auffassung in dem das Lob des Gottesfürchtigen rühmenden 112. Psalm von Gottes Knecht gesagt: Er ist gnädig und barmherzig und gerecht. Das wäre in der Tat, mit Hengstenberg zu reden, eine heilige Parodie. Vielleicht erscheint diese Deutung zu künstlich; aber die auch sonst überraschende Gleichklänge aufweisende Art der beiden Psalmen spricht dafür. Und Wahrheit ist jedenfalls, dass Gott den Menschen, wenn er ihn aufrichtig macht, ihm selber ähnlich macht. Wir sind im besten Fall nur bescheidene Kopien des erhabenen Originals; aber Kopien sind wir immerhin, und weil wir’s sind, loben wir Gott, der uns neu gezeugt hat in Christo Jesu. Der wahrhaft Fromme erweist sich in Gesinnung und Handlungsweise als ein Nachahmer des gnädigen Gottes, der sich so liebreich und barmherzig zu uns Menschen neigt. So ist auch er voller Freundlichkeit gegen alle, die um ihn sind; er ist nicht mürrisch und grob, sondern ist aus innerstem Herzenstrieb höflich und gefällig gegen Angehörige und Freunde, gütig gegen die Hilfsbedürftigen, gerne vergibt er den Fehlenden und ist eifrig auf das wahre Wohl aller bedacht. Er ist auch barmherzig, das heißt von zarter Empfindung für andere, er bemitleidet sie und steht ihnen bei, soviel in seiner Macht ist, wenn sie in Trübsal sind. Er muss zum Wohltun nicht getrieben werden, sein Herz geht über von echter Menschenfreundlichkeit; es ist ihm ein großes Stück Lebensfreude, dass er mit den Bekümmerten und Leidenden fühlen und ihnen sein Mitgefühl in Taten der Barmherzigkeit beweisen kann. Es wird auch von ihm ausgesagt, er sei gerecht. In seinem ganzen Verhalten gegen seine Mitmenschen gehorcht er den Ansprüchen des Rechts und der Billigkeit; niemand kann von ihm mit Grund sagen, dass er zu weit greife oder seinen Nächsten übervorteile. Seine Gerechtigkeit ist jedoch gemildert durch Barmherzigkeit und gewürzt mit Gütigkeit. Solche Männer findet man in unseren christlichen Gemeinden, und sie sind durchaus nicht so selten wie die tadelsüchtigen Leute meinen; gleichwohl ist es wahr, dass ihrer weit weniger sind, als die Menge der sich zum Herrn Bekennenden uns erwarten ließe. HERR, hilf uns allen zu diesen bewunderungswürdigen Eigenschaften!
5. Wohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht. Aufs Neue hebt der Psalmist an, das Glück des Frommen zu preisen. Das ist ein glücklicher Mann, ihm ergeht es wohl, der mildtätig schenkt und leiht. Er ist über die strenge Rechtlichkeit hinaus zu herzlichem Wohlwollen mit stets offener Hand vorgeschritten; in solcher Gesinnung blickt er freundlich auf alle um ihn her, und da er sich in Verhältnissen befindet, die es ihm ermöglichen, ein weniges von dem ihm Bescherten zu entbehren, leiht er in verständiger Weise da, wo ein solches Darlehen von dauerndem Nutzen sein kann. Er selber borgt nicht, denn Gott hat ihn über diese oft so bittere Notwendigkeit erhoben; er ist auch kein Schätzesammler, denn seine neue Natur bewahrt ihn vor dieser Versuchung, aber er gebraucht weise die Pfunde, die ihm anvertraut worden sind. Und richtet seine Sachen aus, dass er niemand Unrecht tue, Grundtext: nach dem Rechte. Leute, die ihr irdisches Geschäft vernachlässigen, dürfen die Frömmigkeit nicht als Entschuldigung vorschieben; denn wenn jemand wahrhaft rechtschaffen ist, wendet er große Sorgfalt an, seine Angelegenheiten pünktlich zu besorgen und in Ordnung zu halten, damit er rechtschaffen bleibe. Manchmal ist es bei Beurteilung der Menschen schwer, zwischen Unbedachtsamkeit und Unehrenhaftigkeit zu unterscheiden; Nachlässigkeit in Geschäftssachen kann für andere ein fast ebenso großes Übel werden wie wirkliche Unredlichkeit. Ein biederer Mann sollte nicht nur von redlicher Gesinnung sein, sondern auch so vorsichtig handeln, dass niemand auch nur den geringsten Grund haben kann, von ihm etwas anderes zu argwöhnen. Auch beim Ausleihen wendet der rechtlich Denkende Klugheit an; er setzt nicht sein ganzes Vermögen aufs Spiel, aus Besorgnis, er möchte nicht wieder leihen können, und wiederum leiht er nicht so wenig, dass das Darlehen von keinem Nutzen ist. Er treibt sein Geschäft und erlaubt nicht, dass es ihn treibe und zu weltlichem Sinne und ungöttlichen Handlungen fortreiße. Seine Bücher sind gerade und klar, seine Pläne besonnen und klug gefasst, seine Geschäftsgrundsätze lauter, die Methoden, nach denen er handelt, sorgfältig ausgewählt. Er ist klug, haushälterisch, sparsam, verständig, urteilsfähig, vorsichtig und besonnen. Die Leute schimpfen ihn einen Narren wegen seiner Frömmigkeit; aber sie finden ihn ganz anders, wenn sie geschäftlich mit ihm zu tun bekommen. Der Weisheit Anfang, die Furcht des HERRN, hat ihn weise gemacht, die göttliche Leitung hat ihn gelehrt, sein Geschäft zu leiten, und ein halbes Auge genügt, um zu sehen, dass er ein Mensch von gesunden Sinnen ist. Solche Männer sind eine wirksame Empfehlung der Gottseligkeit. Leider handeln manche offenbar brave Leute, als ob der Verstand ihnen laufen gegangen wäre; an ihren Torheiten ist aber nicht etwa ihre übergroße Frömmigkeit, sondern ihre Dummheit schuld. Echte Religion ist geheiligter Menschensinn. Das Trachten nach dem, das droben ist, nötigt uns nicht, die irdischen Angelegenheiten zu vernachlässigen; im Gegenteil, wer gelernt hat, seine Sache mit Gott im Reinen zu halten, sollte auch am besten befähigt sein, mit den Menschen in Handel und Wandel klar und wahr umzugehen. Die Kinder dieser Welt sind allerdings oft klüger als die Kinder des Lichts in ihrem Geschlecht; aber es ist kein Grund vorhanden, warum wir die Wahrheit dieses Sprichworts durch unser eigenes Exempel immer neu bestätigen sollten.
6. Denn er wird ewiglich bleiben, wörtl.: nimmer wanken. Gott hat ihn so eingewurzelt und befestigt, dass weder Menschen noch Teufel ihn von seiner Stätte hinwegreißen können. Sein Glück wird ein dauerndes sein und nicht gleich dem des Spielers oder Betrügers, deren Gewinne zerschmelzen und verwehen; sein guter Name wird sich Jahr um Jahr rein und klar erhalten, denn er ist kein bloßer Schein; ihm wird ein dauerndes Heim beschert sein, er wird es nicht nötig haben, von Ort zu Ort zu wandern wie ein Vogel, der aus seinem Nest weicht (Spr. 27,8); und selbst sein Gedächtnis wird bleiben, denn des Gerechten wird nimmermehr vergessen. Ihr Geschlecht ist eine uralte Familie; ihr Leben gleicht nicht dem der Pilze, die in einem Tage kommen und vergehen, sondern ihr ehrwürdiger Stammbaum wird noch in fröhlichem Blühen und Gedeihen erfunden werden, wenn all die stolzen Häuser der ungöttlichen Menschen längst bis auf die letzte Spur verschwunden sind. Die Gerechten sind es wert, dass man ihrer gedenkt, ihre Taten sind von jener Art, die sich von selbst in die Erinnerung einprägen, und Gott sorgt in eigener Person dafür, dass ihr Andenken erhalten bleibt. Er hütet die Denkmale ihres Lebens. Unser keiner mag den Gedanken leiden, vergessen zu werden; und doch ist der einzige Weg, diesem Lose zu entgehen, der, dass wir als Gerechte vor Gott wandeln.
7. Vor schlimmer Kunde (Grundtext) fürchtet er sich nicht. Er steht nicht in dem Bann abergläubischer Vorahnungen wie die, welche keinen lebendigen Gott haben, und wird nicht gleich den Unredlichen unter dem Druck des Schuldbewusstseins von steter Angst umgetrieben. Der Gerechte fürchtet nicht, dass Unglückskunde kommen werde, und wenn sie kommt, so wird sein Herz nicht dadurch außer Fassung gebracht. Leere Gerüchte und müßiges Geschwätz verachtet er, die Unglücksprophezeiungen blinder Schwärmer sind ihm lächerlich; wirkliche, sich beglaubigende Nachrichten von Verlusten und Unglück trägt er mit gefasstem Geist, alles Gottes treuen Händen befehlend. Sein Herz hofft unverzagt auf den HERRN, wörtl.: sein Herz ist fest (es bleibt aufrecht), voll Vertrauens auf den HERRN. Er ist weder wankelmütig noch feige. Auch wenn er im Augenblick nicht weiß, was für Schritte er tun soll, so ist sein Herz doch getrost und beständig. Seinen Plan mag er ändern, aber nicht den Vorsatz seiner Seele, die Richtung seines Lebens. Da sein Herz im lebendigen Gottvertrauen unerschütterlich eingewurzelt ist, bewegt ihn ein Wechsel seiner äußeren Umstände nur obenhin, wie der Sturm den Baum, trifft ihn nicht bis ins Innerste. Der Glaube hat ihn entschlossen und standhaft gemacht, darum würde er, selbst wenn Unglück über Unglück käme, still und gelassen und aufrecht bleiben, geduldig auf Gottes Hilfe harrend.
8. Sein Herz ist gestützt (wörtl.), d. i. fest gegründet. Seine Liebe zu Gott ist tief und wahr, seine Zuversicht auf Gott fest und unbeweglich; sein Mut hat einen sicheren Untergrund und wird von Gottes Allmacht gestützt. Er ist durch Erfahrung ein gesetzter Mann geworden, seine Grundsätze haben sich in langen Jahren gefestigt. Er ist nicht ein rollender Stein, sondern ein Pfeiler im Hause Gottes. Und fürchtet sich nicht. Er ist bereit, jedwedem Widersacher frei gegenüberzutreten. Ein geheiligtes Herz gibt festen Blick und eine mutige Stirn. Bis er seine Lust an seinen Feinden sieht. Während des ganzen Kampfes, bis endlich der Sieg errungen, ist er ohne Furcht. Wenn der Streit hin und her schwankt und der Ausgang zweifelhaft erscheint, vertraut er dennoch Gott und weiß nichts von Verzagtheit. Und ist der Feind bezwungen, so freut er sich, dass seiner guten Sache Gerechtigkeit widerfahren ist; nicht aber wünscht er denen, die ihn gekränkt und geschädigt haben, aus persönlicher Rachsucht Böses.
9. Er streut aus und gibt den Armen. Was er empfangen, teilt er aus, und er spendet es denen, die es am nötigsten haben. Es hat Gott gefallen, ihn zu einem Sammelbecken seiner Güte zu machen, und aus dessen Fülle ergießen sich nun Ströme freigebiger Liebe in die Niederungen der menschlichen Armut und Dürftigkeit. Wenn das eines der Kennzeichen eines Mannes ist, der Gott fürchtet, so mag es ernstlich befremden, dass manche davon so gar nichts an sich haben. Im Sammeln leisten sie Großes, aber das Ausstreuen geht ihnen sehr langsam von der Hand; sie weiden sich am Glück des Empfangens, kosten jedoch selten die viel größere Freude des Gebens. Der Herr Jesus hat gesagt: "Geben ist seliger denn nehmen" - sie denken wohl bescheiden, die Seligkeit des Nehmens sei für sie schon groß genug! Seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich. Seine Freigebigkeit hat seine Gerechtigkeit mit Salz gewürzt, ihre Echtheit erwiesen und ihre Erhaltung gesichert. Zum zweiten Mal wird hier (vergl. V. 3) dieser auffallende Ausspruch auf den gottseligen Menschen angewendet, und wir haben die Sache so zu verstehen, dass das an dem Gerechten Gerühmte eine Wirkung der ewig währenden Gnade Gottes ist. Die Gesinnungs- und Handlungsweise des Gerechten gleicht nicht einer nur gelegentlich sprudelnden, immer wieder aussetzenden Quelle, er hat nicht nur je und dann Anwandlungen von Freigebigkeit und ist nicht nur in einzelnen Stücken aufrichtig und bieder; sein Leben ist das Ergebnis von Grundsätzen, seine Handlungen fließen aus klaren, sicheren und festen Überzeugungen, und darum bleibt seine Rechtschaffenheit erhalten, wo die anderer in die Brüche geht. Er lässt sich nicht von Freunden verführen und beugt sich nicht vor bösen Sitten der Gesellschaft oder allgemein geübten und doch nicht das volle Licht vertragenden Gepflogenheiten der Geschäftswelt. Er ist entschlossen in seinen Grundsätzen und unbeweglich in seiner Handlungsweise. Sein Horn wird erhöht mit Ehren. Gott wird ihn ehren, die ganze Welt der heiligen Wesen wird ihn ehren, und selbst die Gottlosen werden eine ehrerbietige Scheu vor ihm fühlen, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollen.- Lasst uns, indem wir nun die Eigenschaften des Gottesfürchtigen zusammenfassen, beachten, dass derselbe nicht nur als gerecht geschildert wird, sondern als ein Mann, dessen Charakter von jener Art ist, auf welche Paulus hinweist in dem denkwürdigen Vers Röm. 5,7: "Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen (der über die Schranken der Pflicht hinausgeht, in selbstloser Liebe mehr leistet, als der andere zu fordern ein Recht hat) möchte vielleicht jemand sterben." Freundlichkeit, Gütigkeit, Wohlwollen und Freigebigkeit sind unentbehrliche Züge in dem Charakterbild des seiner Bestimmung entsprechenden Menschen. Streng gerecht zu sein ist eines der Grunderfordernisse, aber es genügt allein nicht, denn Gott ist Liebe und wir sollen unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Jedem zu geben, was ihm zukommt, reicht nicht hin, sondern wir sollen nach denselben Grundsätzen der Gnade handeln, die in dem Herzen unseres Gottes alles beherrschen. Die Verheißungen von göttlicher Festigung und Glück und Wohlfahrt, die unser Psalm enthält, gelten nicht harten, von Herzen rohen Leuten, wie Nabal einer war, oder Geldkratzern, die sich die Filzigkeit eines Laban zum Vorbild nehmen, sondern großmütigen, mildtätigen Seelen, die sich als brauchbare Haushalter des HERRN erwiesen haben durch die rechte Weise, in der sie das ihnen anvertraute Gut gebrauchen.
10. | Der Gottlose wird’s sehen, und es wird ihn verdrießen; seine Zähne wird er zusammenbeißen und vergehen. Denn was die Gottlosen gerne wollten, das ist verloren. |
10. Dieser letzte Vers stellt mit großer Kraft den Unterschied und Gegensatz zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen dar und lässt dadurch die Glückseligkeit des Gottesfürchtigen umso heller ins Licht treten. Das ist häufig der Fall, dass uns in der Schrift so Ebal und Garizim, der Segen und der Fluch, einander gegenübergestellt werden, um beide mit desto größerer Feierlichkeit zu bekleiden. Der Gottlose wird’s sehen, und es wird ihn verdrießen. Zunächst sehen die Bösen das gute Vorbild der Heiligen zu ihrer eigenen Verdammnis, und zuletzt werden sie die Glückseligkeit der Frommen schauen zur Mehrung ihrer ewigen Unseligkeit. Das Kind der Zorns wird genötigt sein, Augenzeuge der Seligkeit des Gerechten zu sein, wiewohl der Anblick ihn dazu bringen wird, sein eigenes Herz zu zernagen. Er wird vor Wut schäumen und toben, er wird wehklagen und fluchen, aber mit dem allem wird er’s nicht hindern noch ändern können, denn wen Gott segnet, der ist gesegnet. Seine Zähne wird er zusammenbeißen. Vor Ingrimm und auch vor Neid möchte er den Gerechten zwischen seinen Zähnen zermalmen; aber da ihm dies unmöglich ist, zerreibt er seine Zähne aneinander vor Wut und knirscht damit, als krachten die Knochen seiner Beute zwischen ihnen. Und vergehen. Die Hitze seiner Leidenschaft wird ihn schmelzen wie Wachs und die Sonne der göttlichen Vorsehung ihn vergehen machen wie Schnee, und schließlich wird das Feuer der Rache Gottes ihn ohne Ende verzehren wie das Fett von Widdern. Wie schrecklich muss ein Leben sein, das gleich dem der Schnecke im Fortschreiten zerfließt, eine schleimige Spur hinter sich lassend. Menschen, die die Tugend verdrießt und die sich über Güte ärgern, verdienen es, von solch verabscheuungswürdigem Gram verzehrt zu werden. Denn was die Gottlosen gerne wollten, das ist verloren. Der Böse wird sein Begehren nicht erreichen, als völlig enttäuschter Mann wird er sterben. Durch Gottlosigkeit hatte er gehofft, sein Vorhaben zu erlangen - und eben diese Gottlosigkeit wird sein Untergang sein. Während die Gerechten ewiglich bleiben und ihr Gedächtnis allezeit frisch ergrünt, wird der Gottlose vergehen und sein Andenken verwesen. Sein Begehren war, der Gründer einer mächtigen Familie zu werden und als Großer in der Nachwelt geehrt zu werden; aber er wird verschwinden, und sein Name wird mit ihm dahinsterben. Wie groß ist die Kluft, die den Gerechten von dem Gottlosen scheidet, und wie verschieden das Los, das der HERR ihnen beiden zuteilt. O dass wir alle zu den Gesegneten des HERRN gehören möchten! Das würde uns Anlass genug sein, ihn von ganzem Herzen zu preisen.
Erläuterungen und Kernworte
Zum ganzen Psalm. Der 111. und der 112. Psalm, zwei kürzere Dichtungen, die allem Anschein nach aus der spätesten Zeit der heiligen Psalmendichtung stammen, bieten solche Züge der Ähnlichkeit dar, dass kaum ein Zweifel obwalten kann, dass sie aus ein und derselben Feder geflossen sind. Auf jeden Fall ist der zweite dem ersten nachgebildet. In der ganzen Bauart sind sie gleichförmig; und diese äußerliche Ähnlichkeit ist bestimmt, die Aufmerksamkeit auf eine tiefere und wichtigere Ähnlichkeit zu richten. Der Inhalt des einen ist das genau entsprechende Gegenstück des Inhalts des anderen. Der erste rühmt die Eigenschaften und Werke Gottes, der zweite die Eigenschaften und das gesegnete Tun des gottesfürchtigen Menschen. William Binnie 1870.
V. 1. Dieser Psalm preist Gott (Hallelujah) für die Segnungen, die er dem Gläubigen verleiht, und der ganze Inhalt des Psalms erweist mit ebenso vielen Gründen, als er Vers zählt, den Satz des 1. Verses, dass der Gläubige ein gesegneter, glückseliger Mensch ist. Daraus mögen wir mancherlei lernen: 1) Auch wenn in manchen Psalmen oder Versen nichts unmittelbar über den HERRN ausgesagt wird, wird er doch gepriesen, wenn seine Wahrheit, seine Treue, sein Tun, wie es sich an den Seinen erweist, der Gegenstand unseres Liedes ist. 2) Es gereicht dem HERRN zum Ruhm, dass seine Knechte die einzigen wahrhaft glückseligen Menschen auf Erden sind. 3) Nicht der ist ein glücklicher Mann, der es am besten versteht, die Gelegenheiten zu Vergnügen, Gewinn und weltlichen Ehren zu ergreifen, sondern der am eifrigsten auf Gottes Wohlgefallen bedacht ist und am pünktlichsten Gottes Willen tut. David Dickson † 1662.
Wohl dem, der den HERRN fürchtet. Die Furcht allein macht’s nicht, es gibt eine Furcht, die nicht glückselig, sondern elend macht; es kommt darauf an, was und wie wir fürchten. Fürchten, wo sich’s nicht ziemt, und nicht fürchten, wo Furcht gebührt, ist beides elendig. Darum sagt der Prophet recht: Wohl dem, der den HERRN fürchtet. Und das Gegenspiel finden wir im 7. und 8. Vers: Er fürchtet sich nicht. Wolfg. Musculus † 1563.
Der große Lust hat zu seinen Geboten: das zeigt, welcher Art die rechte Furcht des HERRN ist, die im 111. Psalm der Weisheit Anfang genannt war. Wer diese durch die Gnade gewirkte Furcht im Herzen hat, der hat seine Lust nicht nur an verstandesmäßiger Erforschung, sondern am tatsächlichen Ausüben all der Gebote des HERRN. Solche Furcht ist wahrlich kein harter Dienst (Lk. 19,21), sondern ein stetes Wohlleben. Man vergleiche Jer. 32,39 und das Gebot des Evangeliums 1. Joh. 3,23.24; 5,3. Echter Gehorsam ist keine Last, wie Formenkrämer die Religion ansehen, sondern eine Lust. Da werden die weltlichen Lüste, die uns die Frömmigkeit zu einem mühseligen Dienst machten, verdrängt durch den ganz neu im Herzen geborenen Sinn und Geschmack für den Willen und die Wege Gottes (Ps. 19,8-11). A. R. Fausset 1866.
V. 1-3. Es ist wahrscheinlich, dass Lot so recht zum Besten seiner Familie zu handeln glaubte, als er die fruchtbare Gegend des gottlosen Sodom erwählte; aber das Ende war gar anders. Abraham fürchtete den HERRN und hatte große Lust zu seinen Geboten, und siehe, sein Same ward gewaltig auf Erden. So wird es gewöhnlich in jedem Zeitalter mit der Nachkommenschaft derer sein, die dem Vater der Gläubigen nachahmen. Ihre selbstlose, hochherzige Lebensführung wird sich schließlich für ihre Kinder als ein viel wertvolleres Erbe erweisen, als es Gold und Silber, Häuser und Ländereien hätten sein können. Thomas Scott † 1821.
V. 3. Das ist eine seltene, aber schöne und fröhliche Kunst: reich sein und doch (in dem tieferen Sinne der Schrift) gerecht bleiben, die Fülle haben und doch das Herz sich nicht füllen lassen durch den betrüblichen Reichtum. John Trapp † 1669.
Ihre Gerechtigkeit bleibt ewiglich. Es scheint kühn zu sein, von irgendetwas Menschlichem zu sagen, es bleibe ewiglich. Und doch ist es von der Gerechtigkeit der Gottesfürchtigen wahr; denn alle echte Gerechtigkeit der Menschen hat ihre Wurzel in Gottes Gerechtigkeit. Es handelt sich bei der Gerechtigkeit nicht nur um ein menschliches Bemühen, Gott nachzuahmen; sie ist Gottes Gabe und Gottes Werk im Menschen. Es besteht ein lebendiger Zusammenhang zwischen der Gerechtigkeit Gottes und der des Menschen, darum verbürgt die Unvergänglichkeit der ersteren auch die der andern. Deshalb wird hier von der Gerechtigkeit des Frommen das Gleiche bezeugt, was Ps. 111,3 von der Gerechtigkeit Gottes gesagt war. J. J. St. Perowne 1868.
Die Gerechtigkeit, deren sich die Selbstgefälligen vermessen oder mit der die Heuchler prunken, bleibt nicht ewiglich, weder vor Gott, dem sie ein Gräuel ist, noch vor den Menschen. Wie plötzlich bricht oft die ganze Herrlichkeit zusammen! - Nach Salomon Gesner † 1605.
V. 4. Das Aufgehen des Lichtes aus der Finsternis ist, wiewohl eine alltägliche, doch eine der schönsten und zugleich der wohltätigsten Naturerscheinungen. Wie schade, dass die meisten Städter die zarten Schönheiten der Morgendämmerung und den herrlichen Sieg des Lichtes über die Finsternis nur aus Gedichten oder sonstigen Schilderungen anderer kennen. Viele Millionen Menschen, die täglich mehr oder weniger bewusst das Licht in die Finsternis hinschwinden sehen und wohl auch jeweilen den bei aller Schönheit melancholischen Sonnenuntergang bewundern, nehmen das herrliche Schauspiel eines klaren Morgenanbruchs sozusagen nie, höchstens bei seltenen außerordentlichen Gelegenheiten wahr und denken wohl kaum je daran, mit welcher Dankbarkeit und Freude das neue Licht von denen begrüßt wird, die es, ach so sehnlich, erharrt haben - von dem Schiffer, der die ganze Nacht vom Unwetter umhergeschleudert und in gefährliche Nähe einer Sandbank oder der Küstenklippen getrieben worden; von dem von der Nacht überraschten, im Walde oder der Einöde verirrten Wanderer, der nicht Süd von Nord unterscheiden kann, bis die Sonne aufgeht; von der liebenden Pflegerin, die am Krankenbette Wache hält und o so oft in der schier endlosen Nacht den Seufzer hören und mitseufzen muss: "Ach, wenn’s doch Morgen wäre!" Welche Tiefen von Kummer, Furcht und Hoffnung können doch in solchen Worten wie jenen des 130. Psalms liegen: "Ich warte..., sehnsüchtiger als Wächter auf den Morgen, ja als Wächter auf den Morgen!" Nun steht mir außer Zweifel, dass wenigstens etwas von diesem tiefen Sinn auf das höhere Gebiet der geistlichen Erfahrung übertragen ist, wenn hier gesagt ist: Dem Frommen (Aufrichtigen) geht das Licht auf in der Finsternis. - Dem Redlichen, Aufrichtigen: ein ehrliches Begehren, die Wahrheit zu erkennen, Bereitwilligkeit, dem als Recht Erkannten zuliebe jegliches Opfer zu bringen, und Gehorsam gegen die Wahrheit, soweit sie bereits erkannt ist, - das ist, was Licht bringen wird, wenn nichts anderes es vermag. Alexander Raleigh 1872.
Er hat andere in ihren Trübsalen getröstet und ist ihnen in ihren Dunkelheiten ein Licht gewesen; deshalb wird der HERR in gnadenreicher Vergeltung auch ihn in seiner Trübsal trösten und dem Licht gebieten, ihm in seinem Dunkel aufzugehen. Joseph Caryl † 1673.
Solange wir auf Erden pilgern, sind wir einer dreifachen Finsternis ausgesetzt: der Finsternis des Irrtums, des Elends und Kummers, und des Todes. Um diese Finsternis zu vertreiben, sucht Gott uns durch sein Wort mit einem dreifachen Lichte heim: mit dem Licht der Wahrheit, dem Licht des Trostes und dem Licht des Lebens. Bischof G. Horne † 1792.
V. 5. Wohl dem, der barmherzig ist usw. Lasst uns beachten, dass das Vermögen, Gutes zu tun, eine verantwortungsvolle Gabe ist, und dass es uns in höchste Gefahr bringt, wenn wir sie nicht oder nicht recht gebrauchen. Bedenke, dass Gott es ist, der den Reichtum gibt, und dass er einen entsprechenden Ertrag von dem anvertrauten Gut erwartet. Lebe nicht so unmenschlich dahin, als ob ein Nabal oder Judas in dir wieder zur Welt gekommen wären. Du wirst deine Brosamen den Elenden nicht vorenthalten, wenn du dankbar dessen gedenkst, dass Christus sein eigen Fleisch und Blut für dich hingegeben hat. Sinne dem nach, dass gerade wie die Armut dazu in der Welt ist, dass sie Geduld wirke, so ein Hauptzweck des Reichtums die Mildtätigkeit ist. Denke, welch eine Ehre es ist, dem erhabenen König der Welt ein Geschenk machen zu dürfen, und was für eine Herablassung es von ihm, dem Allgenugsamen, ist, dass er das Gute durch uns wirken will, das er doch ganz ohne uns tun könnte. Thomas Tenison † 1715.
Und gerne leiht. Ein Mensch, der immer borgt, ist kein begehrenswerter Nachbar; aber jemand, der nie leiht, der nie willig ist, auszuhelfen, ist einer, in dessen Nähe wahrlich niemand wohnen möchte. Echte Frömmigkeit wird stets die Gesinnung einflößen, auf jede nur mögliche Weise Liebestaten zu vollbringen. Albert Barnes † 1870.
Und richtet seine Sachen aus nach dem Recht. (Grundtext) Wiewohl die Mildtätigkeit im Herzen entspringt, muss sie doch vom Kopf geleitet werden, damit sie sich so nützlich wie möglich entfalte. Und zu den Sachen, die der Gerechte auszurichten hat, gehört vornehmlich auch die Verwaltung und Austeilung der Segnungen, mit denen Gott ihn betraut hat; denn an einem Haushalter sucht man, dass er treu erfunden werde. Michael Cox 1748.
V. 6. Des Gerechten wird nimmermehr vergessen. Die stattlichen die Jahrtausende überdauernden Pyramiden Ägyptens haben der Nachwelt nicht einmal die Namen aller derer, die in ihnen begraben liegen, überliefert. Und was hat den Toten das Einbalsamieren für Nutzen gebracht, als dass die Mumien in der Welt hin und her geschleppt und da und dort den Neugierigen als Schaustücke, die man mit Grausen betrachtet, vorgeführt werden? Die Frömmigkeit eines Abraham, eines Jakob, eines David, eines Hiskia, eines Josia und anderer hingegen wird gefeiert bis auf den heutigen Tag. Und wenn die Pyramiden in den Staub gesunken sein werden, wenn das Meer aufgehört hat zu wogen und Erde, Sonne, Mond und Sterne nicht mehr sind, dann wird noch der Gerechte in ewigem Andenken sein. John Dun 1790.
V. 7. Vor schlimmer Kunde fürchtet er sich nicht. (Grundtext) Wie könntest du ihn erschrecken? Bring’ ihm Botschaft, dass sein Vermögen ruiniert ist: "Mein Erbteil ist mir dennoch sicher", wird er dir sagen. "Dein Weib, dein Kind, dein teuerster Freund ist tot" - "Aber mein Vater lebt!" "Du selbst musst sterben" - "Wohl mir, dann geh’ ich heim zu meinem Vater, heim zu meinem ewigen Erbe." - Wenn es sich aber bei solch schlimmer Kunde nicht um Persönliches, sondern um die Allgemeinheit, sonderlich um Leiden der Gemeinde des HERRN handelt, so ist es ohne Zweifel ein Zeichen sowohl von wahrer Frömmigkeit als von edler Gemütsart, wenn uns solche Nachrichten tiefer erschüttern als alles, was uns selbst betrifft; und eben solches tiefes Mitleiden mit den Unglücksfällen irgendeines Volkes, sonderlich aber mit den Leiden des Volkes Gottes, ist ein hervorstechender Zug in dem Charakter solcher Männer, die Gott nahe stehen. Man achte auf die ergreifenden Klagetöne der Propheten, wenn sie die Verwüstung selbst heidnischer Königreiche vorhersagen müssen, wieviel mehr aber, wenn sie über Gottes auserwähltes Volk Unglück zu weissagen gezwungen sind. Vergl. Jer. 8,23 [9,1] und die Klagelieder. Aber selbst dann, und bei aller Tiefe des Mitleids, ist in dem Gemüt des Gläubigen eine wundersame, heilige Stille. Inmitten der schmerzlichen Nachrichten bleibt sein Herz fest, voll Vertrauens auf den HERRN. Er kann sein Herz damit stillen, dass die Hilfe kommen wird zur rechten Stunde, dass durch solche Heimsuchungen die Menschen gedemütigt und Gott erhöht werden wird, Jes. 2,11.17, und dass bei allem Getümmel und allen Wechseln der Erde, bei dem Umsturz von Staaten und dem Untergang der Welt Gottes Thron fest steht (Ps. 93,2) und eben damit auch das Herz des Gläubigen und die Stadt Gottes überhaupt unerschütterlich ist. (Ps. 46,6.) Erzbischof Robert Leighton † 1684.
Will jemand ein glückliches Leben haben, so suche er einen sicheren Stützpunkt für sein Vertrauen, so wird er wohlgeborgen sein. Als die schlimmen Nachrichten sich wie ein Wolkenbruch über Hiob ergossen, ward er dennoch nicht weggeschwemmt von dem Felsen, auf dem er gegründet war. Sein Herz blieb im Gleichgewicht. Es war nicht veränderlich wie die Meereswogen in Ebbe und Flut, sein Trost schwand nicht hin mit den Kreaturen, sondern er blieb auch im schwersten Leid fest, im Vertrauen auf den HERRN. - Nach Thomas Manton † 1677.
Sehet nun die Exempel an! Wie sagt Moses am Roten Meer: Stehet fest und sehet usw. (2. Mose 14,13.) Wie fest steht Josaphat als eine Mauer, da die hunderttausend ins Land fielen, und erschlägt sie alle mit einem Lobgesang. (2. Chr. 20,12.15.17) Wie fest steht David, da ihm Saul nachjagt; wie verzagt wird Saul, da die Philister ins Land fielen, dass er auch Rat sucht bei einer Zauberin. Welch eine Beständigkeit ist in Daniel in der Löwengrube. Welch eine Freudigkeit in St. Stephanus. Wie hat der heilige Basilius gesagt, da ihm Kaiser Valens so schrecklich dräuete, solche Mormolykia, Potzmänner, sollte man den Kindern vorsetzen. Athanasius, da ihn Julian suchen ließ: Es ist ein Nebel, der bald vorübergehet. Johann Arnd † 1621.
Voll Vertrauens auf den HERRN. Worauf könnte ein Mensch auch sonst seine Zuversicht setzen? Auf seine Schätze? Die können vergehen, oder aber sie mögen die Habsucht und den Neid eines mächtigen Feindes erwecken, wie es Hiskia am König von Babel erfahren (Jes. 39,4.6), so dass sie sich, statt als Schutzwehr, als Ursache des Untergangs erweisen. Oder wollen wir uns auf Macht verlassen? Ach, wir wissen, dass Menschenmacht, wenn sie zu groß wird, um von andern gestürzt zu werden, gemeiniglich von selber zusammenstürzt. Oder können wir endlich auf Klugheit vertrauen? Ach, tausend unerwartete Zufälle und unbeachtete verborgene Umstände durchkreuzen diese und machen oft den klügsten Ratgeber gleich Ahitophel nicht nur unglücklich, sondern auch der Verachtung wert. R. Lucas † 1715.
V. 8. Wohl dem, dessen Herz also in sich gefestigt ist. Andere mögen klug sein, er allein ist weise; andere mögen Glück haben, er allein ist wahrhaft groß; andere mögen tiefere Züge tun aus den Zisternen sinnlicher Lust, er allein darf von dem Holz des Lebens essen, das im Paradiese Gottes ist. Er ist ein Abbild des erhabenen Wesens, dem er vertraut; so mag auch er mitten in Sturm und Wetter und Erdbeben in heiterer, unerschütterter Ruhe weilen und die in den Staub niedergeworfene Welt aufrufen, den Herrn des Weltalls anzubeten. George Gleig 1803.
V. 9. Seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich. Wie wenig dies dem neutestamentlichen Bewusstsein entgegen ist, zeigt 2. Kor. 9,9, wo Paulus Vers 9 unseres Psalms zur Ermunterung christlicher Wohltätigkeit anwendet. Prof. Franz Delitzsch † 1890.
Das Horn ist Sinnbild der Macht; denn die ganze Kraft des Tieres, zur Abwehr wie zum Angriff, fasst sich in ihm zusammen. Als Füllhorn ist es das Zeichen der Fülle. Als Ölhorn ist es ein Sinnbild der Heiligkeit, denn es diente als Gefäß für das heilige Öl, damit die Könige gesalbt wurden. Endlich ist es ein Zeichen der Würde, als der Schmuck des damit ausgerüsteten Tieres. Isaak Barrow † 1677.
V. 10. Der Gottlose wird’s sehen und es wird ihn verdrießen usw. Es ist die Eigentümlichkeit des Teufels, dass er nicht etwa die Natur der Tugend verkennt und sie für ein Laster hält, sondern die Tugend eben deshalb hasst, weil sie gut ist und mithin seinen Absichten hinderlich sein muss. Die Gottlosen, seine Späher und Werkzeuge, ähneln ihm darin; es verdrießt sie, wenn die Schlechtigkeit ihrer Untugenden dadurch offenkundig wird, dass sie in das helle Licht eines tugendhaften Beispiels gerückt werden. Doch ob sie auch, gleich den Titanen der alten Sage, einen abenteuerlichen Krieg gegen den Himmel unternehmen, müssen doch alle ihre Geschosse mit zwiefacher Kraft auf sie zurückfallen und sie mit Schmach und Verwirrung bedecken. Ist es schon in dem gegenwärtigen Leben so, dass ihre Bosheit, statt denjenigen zu schaden, gegen die sie wüten, gemeiniglich zu ihrer eigenen Qual aufschlägt, wieviel mehr wird das der Fall sein, wenn der Vorhang über dem jenseitigen Leben aufgeht. Dann werden sie immerfort mit den Zähnen knirschen (die elendige einzige Unterhaltung in jenem Zustand der Verfluchtheit), und zwar sowohl vor Ärger und Pein über ihre eigenen Qualen als auch aus Wut und Neid über die Fülle der Ehren, die den Heiligen zuteil wird. William Berriman † 1749.
Und vergehen. Das ist die Wirkung des Neides; er verzehrt den, der ihn hegt. Das ist das einzige, das an dem abscheulichen Neid noch gut ist: dass er Auge und Herz des Neidischen zum Verschmachten bringt. Johann Le Clerc † 1736.
Homiletische Winke
V. 1. | Hallelujah. 1) Wer soll gepriesen werden? Nicht der Mensch, nicht mein Ich, nicht der Reichtum usw., sondern Gott allein. 2) Wer soll ihn preisen? Alle Menschen, sonderlich aber die Seinen, die Gesegneten, die in diesem Psalm geschildert werden. 3) Warum sollen sie ihn preisen? Aus den Gründen, die sich aus V. 1-10 ergeben. 4) Wie sollen sie ihn preisen? Vor allem auch, indem sie einen solchen Wandel führen wie hier beschrieben. Wohl dem, der den HERRN fürchtet. 1) Die Furcht des HERRN, was ist sie? 2) Ihr Zusammenhang mit der in unserem Text erwähnten Lust. 3) Die Eigenschaften der Gebote, die gottesfürchtigen Gemütern solche Wonne bereiten. |
V. 2. | Die wahre Macht des heiligen Samens und die Fülle köstlicher Segnungen, die er genießt. |
V. 3a. | Des Christen Schätze: volle Genüge, Friede mit Gott, Heilsgewissheit, Macht des Gebetes, die Verheißungen, Gottes Vorsehung, und das beste Teil: Gott selbst. |
V. 3b. | Die Beständigkeit der echten Gerechtigkeit. 1) Sie ist gegründet auf ewiger Grundlage. 2) Sie erwächst aus unvergänglichem Samen. 3) Sie wird erhalten durch den treuen Gott. 4) Sie steht in Lebenszusammenhang mit dem immerdar lebenden Christus. |
V. 3. | (Verknüpfung der beiden Vershälften.) Die Kunst, reich und gerecht zugleich zu sein. Man ziehe die Lehren aus den folgenden Versen und betone, dass Freigebigkeit notwendig ist, wenn reiche Leute gerechte Menschen sein wollen. |
V. 4. | 1) Auch die Frommen (Redlichen) haben ihre dunkeln Zeiten. 2) Aber sie bekommen Trost. 3 Ihre eigene Gesinnungs- und Handlungsweise verbürgt dies. 1) Wie wird der Gerechte hier geschildert? Als fromm, d. h. geraden Sinnes, als gnädig usw. 2) Welche Vorrechte werden ihm zugesprochen? a) Licht sowohl als Dunkel. b) Mehr Licht als Dunkel. c) Licht im Dunkel: inneres Licht inmitten der ihn umgebenden Finsternis; Licht von oben, wenn hienieden alles dunkel ist; ja, das Dunkel selber wird ihm zum Vorboten des Lichtes. George Rogers 1878. |
V. 4b. | Gnädig, barmherzig und gerecht: ein Dreiklang von Vortrefflichkeiten, erfunden in dem wahren Christen, in Christo und in Gott. Ihre Vereinigung bildet, wenn sie zueinander im rechten Gleichgewicht stehen, den vollkommenen Charakter. Man lege dar, wie sie sich im täglichen Leben erweisen müssen. |
V. 5. | 1) Ein guter Mensch ist wohltätig, aber die wohltätigen Leute sind nicht alle gute Menschen. 2) Ein guter Mensch ist klug, aber die klugen Menschen sind nicht alle gute Menschen. Erst der gute Baum, dann die gute Frucht. George Rogers 1878. Leihen. 1) Es soll geschehen, 2) als Barmherzigkeit (entlehnen heißt ein Almosen begehren), 3) mit Vorsicht, vergl. den Schlusssatz. Man schließe daran eine Mahnung über das Borgen und Wiederbezahlen. |
V. 6. | l) Solange der Christ auf Erden lebt, ist er standhaft, getrost und unüberwindlich (er wird nimmermehr wanken, Grundtext). 2) Und hernach bleibt sein Andenken geliebt, einflussreich und beständig. 1) Das Andenken des Gerechten ist von ewiger Dauer. 2) Auch sein Einfluss auf andere ist von ewiger Dauer. George Rogers 1878. |
V. 7. | 1) Der Gerechte fürchtet sich nicht: innerer Friede. 2) Sein Herz bleibt standhaft und fest: äußere Ruhe. 3) Er ist voll Vertrauens auf den HERRN: der Grund der beiden anderen Charakterzüge. 1) Die Wogen: schlimme Nachrichten. 2) Das stätige (seetüchtige) Schiff: Er fürchtet sich nicht. 3) Der Anker: Sein Herz ist fest, voll Vertrauens. 4) Der Ankergrund: der HERR. |
V. 8. | Festigkeit des Herzens, die Zuversichtlichkeit, die ihr entspringt, und der Anblick, den die genießen werden, die sie besitzen. 1) Die Standhaftigkeit des Gerechten. 2) Seine Seelenruhe. 3) Seine Aussichten (völliger Sieg). George Rogers 1878. |
V. 9. | Mildherzigkeit: ihre Erweisung im Wohltun, ihr erhaltender Einfluss auf den Charakter, und die Ehre, die sie gewinnt. |
V. 10. | 1) Was die Gottlosen sehen müssen und die Wirkung, die es auf sie hat. 2) Was sie niemals sehen werden (was sie gerne wollten) und die Folge ihrer Enttäuschung. |