Psalmenkommentar von Charles Haddon Spurgeon

PSALM 38 (Auslegung & Kommentar)


Überschrift

Ein Psalm Davids zum Gedächtnis. Das letzte Wort steht auch bei Psalm 70. Wahrscheinlich bedeutet es, dass der Psalm bei der Darbringung der Askara, des den Opfernden bei Gott in Erinnerung bringenden Rest des Speisopfers (3. Mose 2,2;24,7 u. öfters), gesungen werden sollte. Andere übersetzen: ein Psalm zur Erinnerung, nämlich der Leiden und der Rettung des Dichters; wieder andere: zum Preise, nämlich Gottes.

Einteilung. Der Psalmdichter beginnt mit einer Bitte V. 2, schüttet dann V. 3-9 seine Klagen aus, hält V. 10 einen Augenblick inne, um seinen Blick nach oben zu richten, fährt dann V. 11-15 mit der Schilderung seiner Kümmernisse fort und wendet sich V. 16 erneut mit einem Wort hoffnungsvollen Glaubens an Gott. V. 17-21 strömt zum dritten Mal sein Mund von seinem Herzeleid über; V. 22.23 schließt er mit dringendem Flehen.


Auslegung

2. Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn,
und züchtige mich nicht in deinem Grimm.

Herr, nicht in deinem Zorn strafe mich. (Vergl. zu Ps. 6,2) Strafe muss mich treffen, denn ich bin ein ungehorsames Kind und du ein achtsamer Vater; aber mach’s gnädig mit mir, ob ich mich auch schwer versündigt habe. Anderer Zorn kann ich ertragen, aber deinen nicht. Wie deine Liebe meinem Herzen überaus köstlich ist, so schneidet dein Missfallen mir tief ins Gewissen. Und nicht in deinem Grimm züchtige mich. Züchtige mich, wenn du willst; als Vater hast du das Recht dazu und mir gebührt als Kind, es gehorsam auszuhalten. Aber wandle nicht den Stab in ein Schwert; schlage mich nicht zu Tode. Wohl könnten meine Sünden die ganze Glut deines Grimms anzünden; aber lass deine Gnade und Langmut die flammenden Kohlen deines Zornes löschen. Handle nicht mit mir wie mit einem Feind, strafe mich nicht wie einen Aufrührer. Erinnere dich deines Bundes und gedenke deiner Vatertreue; vergiss nicht meine Schwachheit und schone deines Knechts.


3. Denn deine Pfeile stehen in mir,
und deine Hand drückt mich.
4. Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe vor deinem Drohen,
und ist kein Friede in meinen Gebeinen vor meiner Sünde.
5. Denn meine Sünden gehen über mein Haupt;
wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer worden.
6. Meine Wunden stinken und eitern
vor meiner Torheit.
7. Ich gehe krumm und sehr gebückt;
den ganzen Tag gehe ich traurig.
8. Denn meine Lenden verdorren ganz,
und ist nichts Gesundes an meinem Leib.
9. Es ist mit mir gar anders als zuvor und bin sehr zerstoßen.
Ich heule vor Unruhe meines Herzens.


3. Denn deine Pfeile stecken in mir, wörtl.: haben sich in mich gesenkt, d. h. sie sind in mich eingedrungen. Die Pfeile sind Gottes Zorngerichte, die sich dem Psalmdichter an seinem Leibe als Krankheit, an seinem Geiste als innere Züchtigung zu fühlen geben. Vornehmlich sind wohl die Seelenleiden gemeint; denn diese haben eine schärfere Spitze und bohren sich mit ihren Widerhaken fester ein als alle äußeren Trübsale an und für sich. Gottes Gesetz verwundet tief und ruft einen heftigen Brand hervor, wenn es als Pfeil des Heiligen Geistes das Herz des Sünders trifft, um ihn von der Sünde zu überführen. Den Pfeil kann man nicht leichtfertig durch Gleichgültigkeit oder Ausgelassenheit abstreifen oder mit der schmeichlerischen Hand der Selbstgerechtigkeit ausziehen. Der Herr versteht es, seine Geschosse so zu schleudern, dass sie nicht nur treffen, sondern stecken bleiben. Er kann das Schuldbewusstsein ins Innerste dringen lassen wie einen Pfeil, der bis zum Schaft dem Feind ins Herz getrieben ist. Der Gedanke, dass der Herr seine Waffen auf seine Auserwählten richte, scheint uns seltsam. Aber in Wahrheit zielt er damit auf ihre Sünden, nicht auf sie selbst; und wer die die Sünde ertötende Macht der Wurfgeschosse Gottes in diesem Leben an sich erfährt, entgeht dem Schicksal, in der zukünftigen Welt von den verzehrenden Donnerkeilen des Allmächtigen erschlagen zu werden. Und deine Hand drückt mich, wörtlicher: ist auf mich herabgefahren. Der Herr hatte David seine Nähe schrecklich empfinden lassen; er hatte ihn mit der vollen Wucht seiner Hand niedergedrückt, dass ihm weder Kraft noch Atem blieb. Die Überzeugung von der Sünde ist nach den beiden Aussagen unseres Verses ein stechendes und drückendes Ding, scharf und quälend, verwundend und zermalmend. Wer die Schrecknisse Gottes (Hiob 6,4; Ps. 88, 16) aus Erfahrung kennt, weiß am besten, wie genau und lebenswahr diese Schilderung ist.

4. Es ist nichts Gesundes an meinem Leib (wörtl.: Fleische) vor deinem Drohen. Seelischer Druck wirkt auf den Körper; er ist im Stande, jede Krankheit zu erzeugen und zu fördern und ist an und für sich schon das schmerzlichste aller Übel. Seelenleiden greifen den ganzen Menschen an; sie schwächen den Körper und die Leibesschwachheit wirkt dann wieder auf das Gemüt zurück. Ein Tropfen der Feuerglut des göttlichen Zorns macht, dass unser ganzes Geblüt vor Elend überwallt. Und ist kein Friede in (oder, vergl. die 4. Anm. S. 700: nichts Heiles an) meinen Gebeinen vor meiner Sünde. Noch tiefer dringt die Krankheit ein, bis sogar die Knochen angegriffen werden. Von der Fußsohle bis aufs Haupt nichts Gesundes an sich haben und ohne Frieden, ohne Ruhe sein, das sind zwei traurige Mängel; aber jedes erwachte Gewissen ist sich ihrer bewusst und niemand kann da helfen als Jesus. Gottes Zorn ist ein Feuer, das das Mark verzehrt; es durchwühlt die verborgensten Teile des Leibes. Wer in den Knochen Schmerzen hat, wirft sich auf seinem Lager hin und her, er sucht Ruhe und findet keine und wird von der Pein ganz aufgerieben. So erzeugt auch die Erkenntnis der Sünde in vielen Fällen im Gewissen eine entsetzliche Unruhe, deren Qualen nur von der Hölle selbst übertroffen werden können.

5. Denn meine Sünden (meine Verschuldungen) gehen über mein Haupt. Wie Wogen des Ozeans schlagen sie über mir zusammen; ich versinke in ihnen wie in einem tiefen Pfuhl schwarzen Schlammes. Über meine Hoffnungen, meine Kraft, mein Leben erheben sich meine Missetaten in ihrer ganzen Schrecklichkeit. Gleichgültige Sünder meinen wohl, ihre Sünden seien eine seichte Furt; aber wenn ihr Gewissen aufgerüttelt wird, erkennen sie die bodenlose Tiefe ihrer Verdorbenheit. Wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer worden. Wohl uns, wenn die Sünde uns zur unerträglichen Last wird und die Erinnerung all unsere Verfehlungen uns so bedrückt, dass wir es nicht aushalten können. Dieser Vers ist der natürliche Aufschrei eines Menschen, der sich durch seine Übertretungen dem Verderben überliefert sieht und dem der Blick für die vollgültige Erlösung noch nicht geöffnet ist.

6. Meine Wunden stinken und eitern vor meiner Torheit. Beziehen wir diese Worte auf den Leib, so schildern sie einen höchst traurigen Krankheitszustand; aber auch von der Seelenverfassung des Psalmisten geben sie ein naturgetreues Bild. Das Gewissen versetzt uns einen Hieb nach dem andern, bis wir voller Beulen und Striemen sind und diese zu offenen Wunden werden, die von übelriechendem Eiter fließen, so dass das innere Verderben sich in seiner ganzen Ekelhaftigkeit bemerkbar macht. Der Schauder vor sich selber ergreift den Menschen, wenn Gottes Gesetz In Seiner Heiligen Geistesmacht ihm seine Verdorbenheit und Unflätigkeit ganz enthüllt! Es ist wahr, es gibt Krankheiten, auf die die Beschreibung dieses Verses genau passt, wenn sie den höchsten Grad erreicht haben; wir ziehen es aber vor, die Ausdrücke als lehrreiche Bilder anzusehen, da uns die Worte "vor meiner Torheit" eher auf einen sittlichen als einen körperlichen Krankheitszustand hinzuweisen scheinen. Torheit heißt die Sünde, weil sich durch sie der Mensch selbst verdirbt. Manche von uns wissen gar wohl, was es heißt, vor sich selber stinkend zu werden, so dass einem vor einem selber ekelt. Keine noch so garstige Krankheit ist so abscheulich wie die Sünde. Weder Pestbeulen noch Krebs noch andere die Luft verpestende Übel kommen ihr an unaussprechlicher Schlechtigkeit und Unreinheit gleich. Unsere persönlichen Wahrnehmungen haben uns das zu Gemüt geführt. Wir schreiben, was wir wissen, und zeugen, was wir gesehen haben; und noch jetzt schaudert uns, wenn wir daran denken, dass so viel Böses in den Tiefen unseres Wesens verborgen eitert.

7. Ich gehe krumm, besser; ich krümme mich vor Angst, winde mich vor Schmerzen. Und gehe sehr gebücket. Nichts bringt solche Wehen, und nichts beugt einen Menschen von aller Höhe so in den Staub, als wenn er seine Sünde und Gottes Zorn über dieselbe empfindet. Den ganzen Tag gehe ich traurig (in Trauergebärde, vergl. 35,14). Davids Seelenschmerz setzte nie aus, nie empfand er Linderung; selbst wenn er solchen Geschäften nachging, die er noch zur Not vollbringen konnte, war sein Gang schwerfällig und schlotternd wie der eines Trauernden, der zum Grabe geht, und seine Worte und Gebärden glichen den Wehklagen eines orientalischen Leichengefolges. Der ganze Vers erschließt sich unserm Verständnis besser, wenn wir uns dabei (nach dem Grundtext) den morgenländischen Leidtragenden vor Augen führen, wie er in härenem Gewand, mit Asche bestreut, in einen Haufen zusammengekauert mitten in Staub und Schmutz sitzt und in Krümmungen und Windungen seinem Schmerze Ausdruck gibt. Das ist das Bild des erweckten Sünders, nicht nach der äußeren Gestalt, aber nach der Wirklichkeit.

8. Denn meine Lenden - der Mittelpunkt der leiblichen Kraft - verdorren ganz.1 Ein Brand wütet in ihnen und dörrt sie ganz aus. Man merke: Das Übel sitzt tief und wirkt verzehrend. Auch im geistlichen Sinne brennt ein Feuer im Innern, wenn die Verdorbenheit des Herzens bloßgelegt wird. Und ist nichts Gesundes an meinem Leibe. Das hatte David schon zuvor gesagt. So bringt uns der Heilige Geist die demütigende Wahrheit immer wieder in Erinnerung, nimmt uns jede Ursache des Ruhmes und lässt uns immer tiefer erkennen, dass in uns, das ist, in unserm Fleische, nichts Gutes wohnt (Röm. 7,18).

9. Ich bin erstarrt. (Grundtext) Leichenkälte, Todesstarre hatte ihn ergriffen. Solch seltsame Ungereimtheiten und Widersprüche finden sich beisammen in einem verstörten Gemüt und einem kranken Leib; es ist dem Menschen, als werde er abwechselnd von Fieberglut ausgetrocknet und von beißender Kälte gepeinigt. Wie die Seelen in dem Fegefeuer, von dem die Römischen fabeln, von glühenden Öfen in dickes Eis gestoßen werden, so stürzen gequälte Herzen von einem Extrem ins andere und empfinden doch stets die gleiche Pein. Von Hitze der Furcht in Schauder des Schreckens, von glühendem Verlangen in eisige Unempfindlichkeit - so löst bei dem von seiner Sünde überzeugten Menschen ein Jammer den andern ab und bringt das Opfer seiner Qual an des Grabes Rand. Und bin sehr2 zerstoßen wie in einem Mörser, zermalmt wie in einer Mühle. Der Körper des Kranken scheint ganz aus den Fugen gerenkt und zu einer zuckenden Fleischmasse zerquetscht zu sein und die Seele des Verzweifelnden ist in einem nicht weniger elenden Zustand. Wie ein Opfer, das von Dschagannathas Wagen zermalmt wird, so kommt sich die Seele vor, über deren Gewissen sich die Räder des göttlichen Zornes ihren Schreckensweg gebahnt haben. Ich heule vor Unruhe (Grundtext: wegen des Gestöhns) meines Herzens. Sein lautes Klagen und Stöhnen ist nur die Äußerung des unablässigen Gestöhns seines Herzens. Tief und heiser, wie das Brüllen eines Löwen3, ist die Stimme des Kummers, und oft inartikuliert und schrecklich zu hören. Das Herz stößt Seufzer hervor, die nicht zu klarem Ausdruck gebracht werden können, und die Stimme versagt ihren Dienst zu menschlich vernünftiger Rede. Aber ob auch unser Flehen nur ein Stöhnen ist, vermag es darum nicht weniger bei dem Vater der Barmherzigkeit. Er hört es, wo ein Herz unter dem Druck des Schuldgefühls aufstöhnt und zu seiner Stunde gibt er dem Tiefbetrübten Ruhe und Erquickung.
  Je genauer wir das Bild, das uns diese Verse vor Augen malen, im Licht der Erfahrung als das des erweckten Sünders betrachten, desto mehr wird uns einleuchten, wie treffend es gezeichnet ist. Uns scheint, es könne nicht die Beschreibung einer bloß äußerlichen Krankheit sein, so malerisch es als solche auch wäre; es hat eine Tiefe und eine ergreifende Gewalt in sich, der nur die geheimnisvollen, schrecklichen Seelenkämpfe völlig entsprechen.


10. Herr, vor dir ist alle meine Begierde,
und mein Seufzen ist dir nicht verborgen.

Herr (Adonai), vor dir ist alle meine Begierde. Ob ich mein Verlangen auch nicht in Worten äußern kann, vor dir ist’s offenbar. Gepriesen sei Gott, er liest das geheime Sehnen unseres Herzens. Nichts kann ihm verborgen sein; auch was wir ihm nicht zu sagen vermögen, versteht er vollkommen. Der Psalmdichter ist sich bewusst, dass er in seinen Klagen nichts übertrieben hat, und beruft sich auf die Allwissenheit Gottes zur Bestätigung seiner Worte. Der gute Arzt versteht sich auf die Symptome unserer Krankheit und durchschaut das innere Übel, das sie anzeigen; so sind wir denn in guten Händen. Und mein Seufzen ist dir nicht verborgen. Auch das leiseste Seufzen vernimmt er, versteht auch die stumme Sprache unserer Tränen. Kummer und Seelennot verbergen sich vor den Augen der Menschen, aber Gott erspäht sie. Niemand fühlt sich so verlassen wie der zerknirschte Sünder; dennoch ist Gott ihm nahe.


11. Mein Herz bebt, meine Kraft hat mich verlassen,
und das Licht meiner Augen ist nicht bei mir.
12. Meine Lieben und Freunde treten zurück und scheuen meine Plage,
und meine Nächsten stehen ferne.
13. Und die mir nach dem Leben trachten, stellen mir nach;
und die mir übel wollen, reden, wie sie Schaden tun wollen, und gehen mit eitel Listen um.
14. Ich aber muss sein wie ein Tauber und nicht hören,
und wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut,
15. und muss sein wie einer, der nicht hört,
und der keine Widerrede in seinem Munde hat.


11. Mein Herz pocht stürmisch. (Grundtext) David hebt aufs Neue an, seinen Jammer zu schildern. Sein Herz klopfte rasch und heftig; er fühlte sich wie ein gejagtes Reh, er war in der höchsten Aufregung der Angst und des Schmerzes und das nicht vorübergehend, sondern beständig. Vielleicht trug dazu der Schmerz über die Untreue seiner Nächsten und Freunde bei, wovon er im nächsten Vers redet. Das bekümmerte Herz sucht Mitleid und wenn es keines findet und sich in seinem Weh ganz vereinsamt fühlt, mag es wohl stürmisch pochen. Meine Kraft hat mich verlassen. Er war von Schmerzen und Verwirrung aufs Äußerste erschöpft und nahe daran zu vergehen. Das Bewusstsein der Schuld und die klare Erkenntnis, dass kein Mensch uns in unserem Jammer helfen kann, reichen hin, einen zu des Todes Pforten zu bringen, zumal wenn niemand da ist, der uns ein freundliches Wort sagt und das zerbrochene Herz auf den guten Arzt hinweist. Und das Licht meiner Augen (ja, auch dies, Grundtext) ist nicht bei mir. Vor Weinen, Wachen und Fiebern waren seine Augen fast erblindet und wie das erquickende und belebende Licht seinem Leib fehlte, so war auch das innere Licht des Trostes von seiner Seele gewichen. Wie konnte es anders sein, da die, die das Licht und die Lust seiner Augen waren, ihn so schändlich im Stich ließen. Die Hoffnung, die Leuchte der Nacht, war am Erlöschen. In welch trauriger Lage war der Arme! Doch ist es mit etlichen von uns eben so weit gewesen und wir wären unzweifelhaft in solcher Nacht der Hoffnungslosigkeit umgekommen, wenn die unermessliche Barmherzigkeit nicht eingegriffen hätte. Jetzt freilich, da wir auf die Freundlichkeit zurückblicken können, mit der uns der Herr aus diesem Zustand herausgeführt hat, erkennen wir, wie heilsam es für uns war, all unsere Kraft dahinschwinden zu sehen, da es uns zu dem mächtigen Helfer trieb, und wie notwendig es war, dass unser Licht erlosch, damit des Herrn Licht uns alles in allem werde.

12. Meine Lieben und Freunde treten zurück und scheuen meine Plage4 Wie vor einem Aussätzigen wichen sie vor ihm und standen abseits; sie mieden seine Gesellschaft, aus Furcht, sie möchten in sein Unglück mit verwickelt werden, wie etwa die Boote durch ein sinkendes Schiff in die Tiefe hinabgezogen werden. Es ist überaus hart, wenn die, die die ersten sein sollten, uns zu Hilfe zu eilen, die ersten sind, die uns verlassen. In Zeiten schwerer Seelennot vermögen auch die liebreichsten Freunde nicht in die Tiefen unseres Kummers einzudringen; mögen sie noch so ängstlich um uns besorgt sein, sie können doch die Gewissenswunden nicht verbinden. O der Einsamkeit einer Seele, die durch den heiligen Geist mächtig von der Sünde überführt wird! Und meine Nächsten (die mir nahestanden) stehen ferne. Wie die Frauen, die Jesus aus Galiläa nachgefolgt waren, und alle seine Bekannten von ferne standen, als er am Kreuz hing, so sieht die Seele, der das Herz wegen der eigenen Sünden blutet, alle Menschen als ferne Zuschauer und erspäht in der ganzen Menge auch nicht einen Helfer. Oft hindern gerade die Nächsten solche, die Jesus suchen, noch häufiger sind sie kalte Beobachter und selten genug ist’s, dass sie den Reumütigen zum Heiland zu führen suchen.

13. Und Schlingen legen, die mir nach dem Leben trachten. (Grundtext) Es steht schlimm um uns, wenn zu dem inneren Herzeleid auch das noch kommt, dass uns Anfechtungen von außen zusetzen. Davids Feinde suchten ihn in ganz gemeiner Weise in Schlingen zu fangen. Kann man ihn durch rechtmäßige Mittel nicht stürzen, so muss man es mit unredlichen versuchen. Schlingen legen ist ein niederträchtiges Geschäft; nur des Teufels Wilderer erniedrigen sich dazu. Aber das Gebet errettet uns von ihrer Bosheit; denn wer von Gottes Geist geleitet wird, vermag den Tücken der ganzen Sippschaft der Versucher zu entrinnen. Und die mein Unglück suchen, reden, wie sie mich (gänzlich) verderben wollen. (Grundtext) Lügen und Lästerungen und meuchelmörderische Reden strömten aus ihrem Mund, wie Wasser aus dem Marktbrunnen. Ihre Zunge stand nie still und ihr Herz war nie müßig, Verderben auszubrüten. Und sinnen den ganzen Tag auf Arglist. (Grundtext) Sie hatten nie Feierabend; der Schmiedeherd, auf dem sie ihre Intrigen schmiedeten, war vom Morgengrauen bis in die Nacht hinein ohne Unterbrechung in Tätigkeit. Konnten sie nicht handeln, so redeten sie, und konnten sie nicht reden, so sannen und planten sie. Die Bosheit kennt keine Rast und Ruh. Böse Menschen tun sich nie genug im Bösen. Sie umziehen Land und Wasser, um einem gottseligen Menschen Schaden zuzufügen. Keine Mühe ist ihnen zu groß, kein Preis zu hoch, wenn sie den Unschuldigen verderben können. Unser Trost ist, dass unser glorreiches Haupt die hartnäckige Bosheit unserer Feinde kennt und ihr zu guter Zeit ein Ende machen wird, wie er sie schon jetzt in Schranken hält.

14. Ich aber wie ein Tauber höre (es) nicht. (Grundtext) Das war gut gemacht. Heilige Gleichgültigkeit gegenüber den Verleumdungen und Hinterlisten böswilliger Menschen ist echte Tapferkeit und Klugheit. Das Beste, was wir da tun können, ist, uns zu verhalten, als könnten wir nicht hören noch sehen. Vielleicht hielt sich der Psalmist auch so taub, weil er sein Unvermögen fühlte, den Sticheleien seiner Feinde zu antworten und weil er in ihren lügenhaften und böswilligen Anklagen einen Kern der Wahrheit fand. Und (schweige) wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut. David schwieg heldenmütig und darin war er ein hervorragendes Vorbild auf unseren Herrn Jesus, dessen bewunderungswürdiges Schweigen vor Pilatus weit aufschlussreicher war, als Worte es hätten sein können. Sich aller Selbstverteidigung enthalten, ist oft sehr schwer, aber auch sehr weise.

15. Und so bin ich (wörtl.) wie einer, der nicht hört und der keine Widerrede in seinem Mund hat. Er wiederholt die Tatsache seines Schweigens. Lasst es uns beachten, bewundern und nachahmen. Wir haben einen Anwalt und brauchen daher unsere Sache nicht selbst zu führen. Der Herr wird unseren Feinden ihre Schuld nachweisen und sie strafen, denn sein ist die Rache; wir dürfen daher in Geduld abwarten und unsere Kraft im Stillesein finden.


16. Über ich harre, Herr, auf dich;
Du, Herr, mein Gott, wirst erhören.

Denn (Grundtext) auf dich, Herr, harre ich; Du, Herr, mein Gott, wirst erhören. David stellte seine Sache dem anheim, der da recht richtet (1. Petr. 2,23), und war dadurch im Stande, seine Seele in Geduld zu fassen. Die Hoffnung auf Gottes Dazwischentreten und der Glaube an die Macht des Gebets sind zwei treffliche Stützen der Seele in Zeiten der Not. Kehren wir uns mit ganzer Wendung von der Kreatur ab zu dem erhabenen Herrn über alles und zu ihm als unserm Bundesgott, so finden wir im Harren auf ihn überschwänglichen Trost. Gleich einer reinen Perle mag der gute Ruf eines Ehrenmannes in den Kot geworfen werden; aber zu seiner Zeit, wenn der Herr seine Juwelen sammelt, werden die Gottseligen in makellosem Glanz strahlen. So sei denn still, verleumdetes Gotteskind, und lass deine Seele nicht von der Angst hin und her geworfen werden.


17. Denn ich denke: Dass sie in sich nicht über mich freuen.
Wenn mein Fuß wankte, würden sie sich hoch rühmen gegen mich.
18. Denn ich bin zu Leiden gemacht,
und mein Schmerz ist immer vor mir.
19. Denn ich zeige meine Missetat an,
und sorge von wegen meiner Sünde.
20. Aber meine Feinde leben und sind mächtig;
die mich ungerechtfertigt hassen, derer ist viel.
21. Und die mir Gemeines tun um Gutes,
setzen sich gegen mich, darum weil ich mich an das Gute halte.


17. Denn ich denke (wörtl.: spreche): Dass sie ja sich nicht über mich freuen! David war keineswegs unempfindlich. Er scheute sehr den scharfen Stachel der höhnenden Bosheit und fürchtete, er möchte, sei es durch sein Verhalten, sei es durch seine Lage, den Gottlosen Anlass geben, hämisch über ihn zu frohlocken. Diese Besorgnis benutzte er sowohl als Beweisgrund in seinem Gebet als auch als Beweggrund zum Gebet. Wenn mein Fuß wankte, würden sie sich hoch rühmen wider mich.5 Der geringste Fehler eines Frommen wird ganz sicher bemerkt. Lange ehe es bei ihm zu einem Fall kommt, fangen die Gottlosen schon über ihn zu spotten an; der kleinste Fehltritt macht, dass alle Höllenhunde bellen. Wie vorsichtig sollten wir denn sein und wie dringend sollten wir flehen, dass die Gnade uns aufrecht halte! Wir wünschen durchaus nicht, wie der blinde Simson unseren Feinden zur Belustigung zu dienen (Richter 16,23-25); so lasst uns denn auf der Hut sein vor der trügerischen Delila, der Sünde, durch deren Tücken wir schnell um unsere Augen kommen können.

18. Denn ich bin nahe dem Fall6 - wie jemand, der lahm ist und wankt und jeden Augenblick zusammenzubrechen droht. Wer da steht, der sehe wohl zu, dass er nicht falle! Wie wenig gehört dazu, einen Christen lahm zu machen und welch ein unbedeutender Stein des Anstoßens kann ihn zu Fall bringen. Die Schwäche, die David hier von sich bezeugt, war durch Schmerz und Kummer verursacht. Er litt so, dass er nahe daran war, zu verzweifeln; er war in seinem Gemüt so niedergedrückt, dass er über einen Strohhalm stolperte. Etliche von uns wissen aus schmerzlicher Erfahrung, was es heißt, trockener Zunder zu sein für das Feuer des Kummers, allezeit bereit zu sein, zusammenzubrechen, zu trauern, zu seufzen und zu weinen bei jedem Anlass und aus jeder Ursache. Und mein Schmerz ist immer vor mir. Er brauchte nicht aus dem Fenster zu gucken, um Elend zu sehen; er fühlte es in sich selbst und stöhnte unter der Bürde seines sündhaften Leibes, der ihm mehr und mehr zur Plage wurde. Tiefe Überzeugung von der Sünde hält das Gewissen andauernd in Aufregung, dass es sich nicht zu einem faulen Frieden bereden lässt, sondern den Krieg bis aufs Messer weiterführt, bis der Feind erschlagen ist. Bis der Heilige Geist den kostbaren Balsam der göttlichen Erlösung anwendet, bleibt der erweckte Sünder mit offenen Wunden bedeckt, die nicht geheilt, noch verbunden, noch mit Öl gelindert sind.

19. Denn ich zeige meine Missetat an. Die Lästerungen der Feinde wies er zurück, aber den Anklagen seines Gewissens gab er Raum. Ein offenes Bekenntnis ist unserer Seele heilsam. Wenn die Trübsal zu einer aufrichtigen und reuigen Anerkennung der Schuld führt, ist sie gesegnete Trübsal, eine Gnade, für die wir Gott recht von Herzen danken dürfen. Und sorge (gräme mich) von wegen meiner Sünde. Wohl uns, wenn uns nicht so sehr vor dem Herzeleid, das uns die Sünde bereitet, als vor der Sünde selbst, der Quelle dieses Herzeleids, bangt und es uns mehr drängt, diese zu bekennen, als jenes zu beweinen. Wegen der Sünde reuevollen Kummer empfinden, sühnt diese nicht, aber es ist die rechte Gesinnung, in der wir zu Jesus, dem Retter und Versöhner, unsere Zuflucht nehmen können. Wer mit der Sünde bricht, ist auch nahe dem Ende seines Herzeleids.

20. Aber meine Feinde leben und sind mächtig.7 So schwach und todkrank der Gerechte sein mag, den Mächten, die ihn angreifen, fehlt es jedenfalls nicht an Lebenskraft. Weder die Welt noch das Fleisch noch der Teufel leiden je an Mattigkeit oder Trägheit; diese Verbündeten arbeiten mit mächtiger, niemals erschlaffender Tatkraft auf unser Verderben hin. Wäre der Teufel krank, oder läge unsere sündigen Lust in den letzten Zügen, oder wäre Frau Eitelkeit -dieser -Welt altersschwach, so könnten wir das Gebet etwas lässiger betreiben; da unsre Feinde aber so voller Lebenskraft und so mächtig sind, gilt es, unablässig mit ganzem Ernst zu Gott zu rufen. Die mich ungerechtfertigt hassen, derer ist viel. Nicht nur, dass wir unseren Feinden an Kraft nicht gewachsen sind, sie sind uns auch an Zahl überlegen, dass ihrer hundert auf einen losstürmen. So schlecht die Sache der Bosheit ist, sie erfreut sich doch der allgemeinen Gunst. Das Reich der Finsternis wächst mehr und mehr. O des Jammers, dass wir sehen müssen, wie die erklärten Freunde von Jesus ihn im Stich lassen und die Feinde des Kreuzes sich in immer größeren Haufen zusammenrotten!

21. Und die mir Arges tun um Gutes, setzen sich gegen mich. Von solchen Leuten kann ein weiser Mann freilich nur wünschen, dass sie seine Feinde seien. Wie könnten wir die Gunst verworfener Menschen begehren? Es ist ein trefflicher Rechtsgrund gegen unsere Widersacher, wenn wir, ohne eine Ungerechtigkeit zu begehen, erklären können, dass sie Gesinnungsgenossen des Satans sind, dessen Art es ist, Gutes mit Argem zu lohnen. Darum weil ich mich an das Gute halte. Wenn man uns aus diesem Grunde hasst, dürfen wir es eitel Freude achten, solchen Hass auf uns lasten zu haben: der Grimm der Bösen ist die unbewusste Auszeichnung, die das Laster der Tugend erweist. Dieser Vers ist mit dem vorhergehenden Bekenntnis des Psalmdichters keineswegs unvereinbar; wir mögen uns vor Gott tief schuldig fühlen und uns dennoch bewusst sein, dass wir unseren Mitmenschen nichts Böses zugefügt haben. Die Wahrheit unumwunden anzuerkennen und sich mit stumpfer Gleichgültigkeit darein zu fügen, dass man verleumdet wird, das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Der Herr mag mich mit Recht züchtigen und ich dennoch mit Recht zu meinem Nächsten sagen können; Was schlägst du mich?


22. Verlass mich nicht, Herr.
Mein Gott, sei nicht ferne von mir!
23. Eile mir beizustehen,
Herr, meine Hilfe.


22. Verlass mich nicht, Herr! Dies ist die Zeit, da ich dich am nötigsten habe. Wenn schwere Krankheit, Verlästerung und Sünde miteinander dem Gotteskind zusetzen, dann erbittet es sich besondere Hilfe vom Himmel und sie wird ihm zuteil. Der Gläubige fürchtet nichts, solange Gott mit ihm ist, und Gott ist mit ihm allezeit. Mein Gott, sei nicht ferne von mir! Entziehe mir nicht das Licht deiner Liebe, noch deine allezeit hilfsbereite Hand. Offenbare dich mir. Steh mir zur Seite. Lass mich’s aufs Neue erfahren, dass ich, ob sich im Unglück auch niemand sonst treu erweist (V. 12), in dir doch einen unwandelbar gnädigen und allgenuügsamen Freund habe.

23. Eile, mir beizustehen. Zögern hieße mich dem Verderben überlassen. Der also flehte, war nahe genug daran, seinen Odem auszuhauchen; nur eilende Hilfe konnte ihn retten. Man beachte, wie die Größe des Herzeleids zum mutigen, dringenden Bitten treibt. Hier sehen wir eine der süßen Früchte der Trübsal; sie haucht unserem Flehen neue Kraft ein und treibt uns mit Heftigkeit zu unserm Gott. Herr, meine Hilfe! Nicht mein Helfer nur, auch meine Hilfe! Wem der Allherr zur Seite steht, der hat die Hilfe, das Heil im gegenwärtigen Besitz. Der Glaube schaut den glücklichen Ausgang all seiner Kämpfe voraus und fängt in diesem Vers schon an, Gott für die erwarteten Gnadenerweisungen die Ehre zu geben. Der Herr ist nun und nie nicht von seinem Volk geschieden. Seine Gnade wird uns im rechten Augenblick zu Hilfe eilen und im Himmel werden wir’s klar erkennen, dass wir nicht eine Prüfung zu viel hatten und nicht eine Pein, die allzu heftig war. Das Gefühl der Schuld wird sich in Frohlocken über das Heil unseres Gottes auflösen; der Kummer wird uns zur Dankbarkeit leiten und die Dankbarkeit zu unaussprechlicher und herrlicher Freude.


Erläuterungen und Kernworte

Zum ganzen Psalm. Es gibt kaum einen anderen Psalm, der die menschliche Natur deutlicher so beschreibt, wie sie in dem Lichte erscheint, das der Heilige Geist in solchen Zeiten auf sie wirft, wenn er uns von der Sünde überführt. Ich bin überzeugt, dass die Schilderung auf keine uns bekannte Leibeskrankheit passt. Sie kommt dem Aussatz sehr nahe; aber etliche Züge finden wir weder in dem, was die Alten, noch in dem, was unsere Zeitgenossen über den Aussatz sagen, wieder. Die Sache verhält sich wohl so: Was David hier beschreibt, ist ein geistlicher Aussatz, ein inneres Siechtum. Es ist die Sündenkrankheit mit den Leiden, die die Schulderkenntnis verursacht, was der Psalmdichter hier so lebenswahr schildert. C. H. Spurgeon 1870.
  O wie kann ein Tröpflein vom Zorn Gottes schmecken, wenn dazu noch viel Liebe und Verschonen mit untergemischt ist, wie kann es doch den Menschen so Schmerzen bereiten! Was muss es sein, von dem Kelch zu trinken, den der Herr unvermischt eingeschenkt hat (Off. 14,10)? Wie wenig weiß einer sich selbst und andere zu schätzen, wenn er durch keine dergleichen Erfahrungen gelaufen ist oder wenn er sich aus dem Wort Gottes solcherlei Gerichte Gottes nicht ernstlich vorstellt. Wie viel Grund zu seinem guten Mut nimmt man noch aus dem äußerlichen Wohlergehen, Gesundheit, Zeugnis und Freundschaft der Menschen her, wie viel Sorge für seine Sünden schlägt man darüber in den Wind, wie manchem Bekenntnis der Sünden weicht man darüber aus! Aber wie geht es, wenn einem Gott allen falschen Schmuck auszieht und einen bloß stellt? Da zeigt sich’s, was einem an Gott und seiner Gnade gelegen war. - Welch ein Widerstand ist im Menschen gegen das Licht, dass aus dem Licht müssen Blitze und Pfeile schießen! Karl Heinrich Rieger † 1792.


V. 3. Warum nennt David die Züchtigungen Pfeile? Sie kommen von einem anderen (von Gott) und sind nicht in Davids Gewalt; sie fliegen schnell daher, er kann ihnen ihre Zeit nicht bestimmen; ihr Kommen ist zwar nicht ganz unsichtbar, aber doch kaum bemerkbar, dass es eines scharfen Auges und besonderer Wachsamkeit bedarf, ihnen zu entgehen. Außerdem sind ihrer viele; das Leben ist damit noch nicht gewonnen, dass man einem oder zweien ausweicht. Drittens haben sie ihn getroffen; sie haben ihn nicht so schussfest gefunden, dass sie wirkungslos von ihm abgeprallt wären. Und sie stecken fest in ihm, er kann sie nicht abschütteln. Er fühlt die Wunden wohl, weiß genau, wo das Übel sitzt, aber damit ist er noch nicht geheilt: Die Pfeile wirken vielmehr fort und entzünden schmerzlich sein ganzes Innere. Dazu drückt nun die Hand, die die Pfeile abgeschossen hat, ihn mit Allgewalt nieder. Doch ist ein Trost: Es sind Gottes Pfeile, es ist Gottes Hand; und Gott schlägt und verwundet die Seinen nicht, ohne dass zugleich auch der heilende Balsam seiner Barmherzigkeit in die Wunden träufelt. John Donne † 1631.
  Trübsale kommen oft schnell wie ein Pfeil, in einem Nu. Sie kommen nicht selten, da man sich ihrer am wenigsten versieht, wie ein Pfeil aus dem Dickicht. Sie kommen mit wenig Geräusch; der Pfeil trifft, ehe oder sowie man ihn hört. Endlich sind die Trübsale scharf und ihrer Natur nach tödlich; wenn jemand von ihnen Nutzen hat, so liegt das an der Gnade Gottes, die in ihnen wirkt, nicht in der Natur der Trübsale an sich. Joseph Caryl † 1673.
  Die Worte Gottes, in denen er tadelt und droht in der Schrift, das sind die Pfeile. Es fühlt sie aber niemand, außer derjenige, dem sie in das Herz gesteckt werden und das Gewissen erschrecken; das sind die weichherzigen, furchtsamen Menschen, denen sie Gott in das Herz schießt. Den unfurchtsamen aber, die verhärtet sind, fallen sie ab, gleichwie von einem harten Fels; und das geschieht so lange, wie durch Menschenpredigten die Worte gesagt werden, ohne Mitwirken und innerlich Einschießen Gottes. Martin Luther 1517.


V. 4. In meinen Gebeinen. Wie David im ersten Teil dieses Verses die extensio und Ausdehnung des Schmerzes durch alle seine Teile, so hat er durch diese letzten Worte die intensio, die Schärfe und zugleich die lange Dauer derselben, anzeigen wollen. Johann David Frisch 1719.
  Vor deinem Drohen - vor meiner Sünde. Ach, ich bin wie ein Amboss unter zwei Hämmern. Der eine ist dein Grimm, der andere meine Sünde und beide schlagen unaufhörlich auf mich. Gottes Zorn und die Sünde sind die zwei Ursachen alles Elends: Aber die erste, eigentliche Ursache ist die Sünde. Sir Richard Baker 1639.
  Lasst uns von den Bettlern lernen, wie wir uns Hilfe verschaffen können. Lege deine Wunden bloß, mache deine Not bekannt, enthülle all dein Elend, beschönige nichts. Bettler wissen aus Erfahrung, dass sie umso mehr Mitleid und Hilfe finden, je erbärmlicher sie erscheinen. Und doch ist die Barmherzigkeit der mitleidigsten Menschen nur ein Tropfen im Vergleich zu dem Meer des Erbarmens des Gottes aller Gnade. Und unter den Menschen gibt es viele, die wie der Priester und der Levit im Gleichnis (Lk. 10,30-32) an einem nackten, verwundeten, halbtoten Mitmenschen vorübergehen können, ohne sich sein zu erbarmen: Aber der Herr ist der rechte barmherzige Samariter. Man lese, wie Hiob, Hiskia, David und andere Gottesmänner ihre Klagen vor Gott ausgeschüttet haben, und beachte insbesondere auch, wie der Herr sich ihnen als der Erbarmer erzeigt hat; wir haben an ihnen gute Vorbilder und wollen uns durch sie ermutigen lassen, gleich ihnen mit unserer Not zum Herrn zu fliehen. Auch erwartet Gott solches von uns. William Gouge † 1653.


V. 5. Meine Sünden. Es ist uns von besonderem Nutzen, dass uns die Fehltritte und Rückfälle der Heiligen in Gottes heiligem Wort berichtet sind. Flecken erscheinen nirgends hässlicher als auf einem schönen Antlitz oder einem reinen Gewande. Und es ist wichtig, dass wir den Schmutz der Sünde recht kennen lernen. An den Sünden der Gottesmänner lernen wir von uns selber gering denken, von der Gnade Gottes abhängig bleiben und das Auge schärfer auf uns selbst richten, damit wir nicht in die gleichen oder noch schwerere Sünden geraten (Gal. 6,1). Hermann Witsius † 1708.
  Es ist ein Wunderding: Wer keine Sünde hat, der fühlt und hat sie, und wer da Sünde hat, der fühlt sie nicht und hat keine; denn es wäre nicht möglich, dass er über und gegen die Sünde klagte, wenn er nicht in der Gerechtigkeit und Gnade lebte. Denn ein Teufel jagt den andern nicht aus (Lk. 11,18), Sünde verklagt auch ihresgleichen nicht und ein Wolf brüllt den anderen nicht an. Martin Luther 1517.


V. 6. Erst wenn wir allem dem, was David hier sagt, beipflichten können, haben wir angefangen, die Tiefe unserer Verdorbenheit zu erkennen. Es gibt eine Art Sündenerkenntnis, bei der unser Stolz und unsere Selbstschätzung nicht ernsthaft angetastet werden. Ganz anders ist’s aber, wenn wir uns in unserer Gottlosigkeit selber ekelhaft werden, wenn uns unsre Torheit und Gemeinheit und Undankbarkeit bedrückt und wir uns selber zu hassen anfangen. Nun sind unsere Wunden, die uns einst ein Gegenstand der Selbstbemitleidung waren und für die wir die Teilnahme und Hilfe unserer Freunde forderten, stinkend geworden, und wir verbergen sie gern: Denn würden nicht, wenn wir sie sehen ließen, unsere Lieben und Freunde scheu vor uns zurückweichen? So schweigen wir denn allen gegenüber, nur vor Gott nicht (V. 16). O der Liebe Gottes, dass er sich nicht von uns wendet! Ja, Dank, Jesus, dir, dass du dich von dem Aussätzigen nicht abgewandt hast, der vor dir niederkniete und sprach: "Willst du, so kannst du mich wohl reinigen", sondern hast deine Hand ausgestreckt und ihn angerührt und gesagt: "Ich will’s tun, sei gereiniget!" Zu wem anders dürften wir nahen, als zu dir? Mary B. Duncan † 1865.
  Ich weiß, Herr, ich habe töricht gehandelt, meine Wunden so lange fließen zu lassen, ohne Hilfe zu suchen; denn nun stinken und eitern sie so schlimm, dass ich verzweifeln müsste, wenn ich dich nicht kennen würde, den guten Arzt, dessen Macht zu helfen so unbegrenzt ist wie sein Erbarmen. Sir Richard Baker 1639.


V. 7. Den ganzen Tag gehe ich traurig. Da war ich mir selber beides, eine Bürde und ein Schrecken, und nie habe ich so wie damals gewusst, was es heißt, des Lebens müde zu sein und sich dennoch vor dem Tode zu fürchten. O wie gern wäre ich irgendjemand anders, nur nicht ich selber gewesen; irgendetwas, nur kein Mensch, und in irgendeiner Lage, nur nicht in der meinigen! Denn nichts lag mir so beständig im Gemüte, als dass es für mich ganz unmöglich sei, Vergebung meiner Sünden zu erlangen und von dem zukünftigen Zorn errettet zu werden. John Bunyan † 1688.


V. 9. David fühlte, wie die Schmerzen sich um sein Herz sammelten, und stöhnte deswegen auf. Das Herz ist’s, worauf Gott hauptsächlich zielt, wenn ein Christ von dem Weg abgeirrt ist. Gott mag andere, äußerliche Teile schwer verwunden, aber das tut er nur, um das Herz zu durchbohren, wo der Sitz der Sünde ist. Das Feuer, das das Gewissen anzündet, mag in Augen, Zunge und Hand schießen und es so zuwege bringen, dass der Mensch schrecklich aussieht, verzweifelt redet und seine Hand wider seinen eignen Körper wendet; aber die Hitze des Feuers ist vornehmlich drinnen, in dem Ofen, im Herzen. Es sind nur einzelne Funken, die euch in den Augen, den Worten und Taten eines solchen Menschen entgegensprühen. Nicholas Lockyer † 1684.


V. 12. Von falschen Freunden verlassen, fliehe ich zu dir, der du, ob du auch dem Anschein nach mein Feind bist, doch niemals deine Liebe wandelst, sondern ewig liebst, wem du einmal deine Huld zugewandt hast. Du scheinst fern von mir zu stehen, aber du bist nahe. Meine trügerischen Freunde und feigen Verwandten sind mir stechende Dornen statt lieblich duftende Rosen. Die Probe der Liebe sind Taten. Sie sind dem Namen nach meine Lieben und Freunde; aber ich sehe keine Taten. Darum eile ich zu dir, dessen Wort Tat ist; denn ich bedarf deiner Hilfe. Andreas Rivetus † 1651.


V. 14. Ich aber wie ein Tauber höre nicht und (schweige) wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut. (Grundtext) Denn was soll ich auf ihr Reden hören, da ich doch nicht zu antworten gedenke, und was soll ich reden, da ich zuvor weiß, dass sie nicht auf mich hören? Ich weiß, ich würde sie durch Widersprechen doch nur reizen und so die Veranlassung sein, dass sie sich noch mehr versündigen. Das war von David sehr weise gedacht; aber noch mehr Bewunderung ringt es uns ab, dass er auch wirklich nach dieser Erkenntnis handelte. Wie glücklich wären wir, wenn unser Wille allezeit so bereit wäre, das zu tun, was die geheiligte Vernunft uns als das Beste erkennen lässt; wir gingen dann manchem Stein aus dem Wege, an dem wir uns jetzt stoßen. Sir Richard Baker 1639.
  Er war taub und stumm erstens, weil er von den falschen und boshaften Urteilen seiner Feinde so überwältigt war, dass ihm nicht einmal erlaubt war, seinen Mund zur Selbstverteidigung zu öffnen. Er wollte aber auch still sein; so macht er vor Gott seine Geduld geltend, um Gott zu veranlassen, desto bereitwilliger an ihm sein Erbarmen zu erweisen. Denn solche Sanftmut und Gelassenheit sichert dem unschuldig Leidenden Gottes Huld und ist ein Zeichen echter Frömmigkeit. Jean Calvin † 1564.


V. 14.15. Ich muss sie lassen Recht haben und stille schweigen wie ein Stock; denn meine Rede und Antwort gilt und hilft nicht. Dazu muss ich sie auch ungestraft lassen und das Maul zuhalten und muss unrecht haben; denn sie hören nicht, toben und lassen ihnen nicht sagen. Martin Luther 1517.
  Ihr, die ihr euch wirklich kennt, ihr, die ihr wisst, was stilles Leiden, heimlicher Gram und verborgene Freude heißt: Lernt an eurem eigenen unsagbaren Kummer, an euren unausgesprochenen, weil unaussprechlichen Gefühlen, an den unenthüllten Tiefen eures eigenen Wesens, an dem ernsten, aber nie befriedigten Sehnen eures Geistes, ich sage, lernt solche achten und lieben, deren Inneres sich keinem Menschen ganz zu lesen gibt, von denen ihr aber gewiss seid, dass sie heiliges Mitleid und zarte Beachtung bedürfen. Wenn an meinem Herzen beständig ein verborgener Kummer nagt, der meine Stimme beim Singen von Lobliedern jeweils stocken lässt, - kann denn meines Bruders niedergeschlagenes Antlitz und sein beschwertes Herz nicht eine ähnliche Ursache haben? Und soll ich ihn verurteilen, weil er nicht fröhlich ist? Nein, sondern bedenke: Das Herz kennt sein eigenes Leid und in seine Freude kann sich kein Fremder mengen (Spr. 14,10). Die stillen Seufzer des Geistes sind nicht für unser Ohr, die heißen Tränen, die im Verborgenen rinnen, nicht für unser Auge: Nach Gottes Gnadenwillen ist ein Vorhang um jedes Herz gezogen. Aber in heiliger Erinnerung unserer eigenen Trauerstunden lasst unsere Stimme sanft, unseren Blick mild, unsere Tritte leise sein, wenn wir uns unter Trauernden befinden. Jessie Coombs 1867.


V. 16. Aber ich harre, Herr, auf dich usw. Alles, was uns zu Gott treibt, ist ein Segen, und alles, was uns davon abbringt, uns auf den Arm des Fleisches zu stützen oder in eigener Kraft stehen zu wollen, ist eine Wohltat für uns. C. H. Spurgeon 1870.
  Das sind Worte eines feinen, festen Glaubens, der zur Zeit der Not alles fahren lässt und hält sich an Gottes Wort und Gnade und zweifelt nicht, Gott erhöre ihn und werde ihm helfen. Doch stimmt er ihm keine Zeit noch Weise, sondern spricht schlecht: Du wirst mir wohl antworten, ich will hoffen und nicht aufhören. Martin Luther 1517.


V. 19. Nur ein Herz, das wirklich in göttlicher Traurigkeit zerbrochen ist, legt ein aufrichtiges Bekenntnis seiner Sünden ab. Nathanael Hardy † 1670.


V. 20.21. Spricht einer: Wie kam es denn, dass David so viele Widersacher hatte? Wie konnte er sich so viele Menschen zu Feinden machen? Muss er nicht sehr unklug und heftig gewesen sein? Oder war er etwa ein verdrießlicher, unverträglicher Mensch? Sein Leben bezeugt das nicht. Vielmehr machte er sich gerade dadurch viele zu Feinden, dass er so gewissenhaft beflissen war, einen heiligen Wandel zu führen. Seine Feinde griffen ihn an, nicht etwa weil er gottlos gewesen wäre, sondern im Gegenteil, weil er dem Guten nachjagte. Das Endergebnis der Religion Christi wird großer Friede überall sein, aber die erste Wirkung ist, dass sie Streit verursacht (Mt. 10,34). C. H. Spurgeon 1870


V. 22.23. David schließt mit Seufzern um Hilfe. Es kommt nicht zur Erhellung der Zornfinsternis. Die fides supplex (der bittende Glaube) wandelt sich nicht in fides triumphans (in frohlockenden Glauben). Aber wie Kainsbuße und Davidsbuße sich unterscheiden, zeigen die Schlussworte: Herr, mein Heil (vergl. Ps. 51,16). Die wahre Buße hat den Glauben in sich, sie verzweifelt an sich selbst, aber nicht an Gott. Prof. Franz Delitzsch † 1890.


Homiletische Winke

V. 2. Gottes Strafen im Zorn. 1) Wir haben es reichlich verdient: wir mögen es 2) mit Recht scheuen und darum 3) ernstlich um dessen Abwendung flehen. Benjamin Davies 1870.
  Das Schrecklichste des Schrecklichen: Gottes Zorn. Warum sucht der Psalmdichter ihn durch sein Bitten abzuwenden und wie können wir ihm entrinnen?
V. 3. Gott züchtigt viele seiner Kinder scharf und doch liebt er sie darum nicht im Mindesten weniger, noch entzieht er ihnen zur rechten Zeit seine gnadenreiche Hilfe. Thomas Wilcocks 1586.
V. 4b. Die Sünde raubt uns den Frieden. Nur wer uns von der Sünde heilt, gibt uns wahren Frieden. Man halte bei beiden Tatsachen inne.
V. 4.5. Die Sünde gefällt wohl dem Auge, enttäuscht aber das Herz, martert die Gebeine und geht über das Haupt, überwältigt uns, beides mit ihrer Macht und dem folgenden Schuldbewusstsein.
V. 5. Das Bekenntnis eines erweckten Sünders.
V. 5b. Die Sünde 1) schwer: eine Last; 2) sehr schwer: eine schwere Last; 3) zu schwer: mir zu schwer, 4) und doch keine unbewegliche Last, denn obwohl sie mir zu schwer ist, hat Jesus sie doch getragen und hinweggetragen (Joh. 1,29; 1. Joh. 3,5).
V. 6. Die Torheit der Sünde. Wie immer sich der Mensch mit der Sünde zu schaffen machen mag, zeigt sich seine Torheit. 1) Liebäugeln mit der Sünde; 2) Begehen der Sünde; 3) Beharren in der Sünde; 4) Verbergen der Sünde; 5) Beschönigen der Sünde. Benjamin Davies 1870.
V. 7. Das Schuldbewusstsein. Wie qualvoll, wie tief, wie andauernd es ist. 1) Unerlaubte, 2) geziemende Gründe des Trauerns. 3) Kräftige Linderungs- und Heilmittel für das rechte Trauern.
V. 10. Die unterschiedlichen Herzensbegehren der Kinder Gottes; die Tatsache, dass Gott sie versteht, auch wenn sie nicht in Worte gefasst werden können; die Gewissheit, dass Gott sie gewähren wird.
  Gottes Allwissenheit - eine Quelle des Trostes für die Verzagenden.
V. 14. Wie weise, würdevoll und wirksam, aber auch wie schwer es ist, zur rechten Zeit taub und stumm zu sein.
V. 16. Das Gebet - ein Kind der Hoffnung.
  Wie das Vertrauen, dass Gott Gebet erhört uns im Abwarten stärkt.
V. 18a. Ich hüte mich vor dem Hinfallen. (Grundtext) Herr Falle -bald; seine Abstammung, sein Gebrechen, seine Krücken; seine Heilung.
V. 19. Der Segen eines reumütigen Bekenntnisses.
  Die Zwillingskinder der Gnade: Confessio und Contritio Bekenntnis und Reue.
V. 19b. Es ist Grund genug für solche Sorge; Gottes Wohlgefallen ruht auf ihr und dem Leidtragenden bringt sie Segen.
V. 20. Die furchtbare Tatkraft und der Eifer der bösen Machte.
V. 22.23. Der Glaube geprüft, zitternd schreiend, sich an Gott klammernd, siegend.

Fußnoten

1. Wörtlich: sind voll von Gedörrtem, nämlich statt von fettem Fleisch, also = ganz gedörrt. (Vergl. Hiob 15,27 Grundtext vom Frevler: Er bedecket sein Gesicht mit Schmeer (ein dickliches Fett) und setzt Fett an an der Lende. Die inneren Lendenmuskeln Mylsk sind beim Gesunden ein Hauptsitz des Fettes, vergl. 3. Mose 3,4 u. and. St. - Viele Ausleger wagen es, Gedörrtes für Brand (Fieberbrand) zu nehmen. Andere nehmen nach der LXX ein anderes hlq niph. Gering geschätzt, beschimpft werden (Jes. 3,5 als Grundwort an: angefüllt mit Schmach, was die engl. Bibel auf eine ekelhafte Krankheit deutet.

2. Das sehr gehört übrigens hier, wie auch V. 7, wohl zu beiden Zeitwörtern: Ich bin erstarrt und zerstoßen so sehr.

3. Die beiden Wörter des Grundtexts kommen auch vom Brüllen des Löwen vor.

4. Wörtlicher: stehen abseits vor meiner Plage.

5. Andere fassen diese zweite Vershälfte als Begründung aus der Erfahrung: Beim Wanken meines Fußes taten sie (ja) groß wider mich. Doch spricht für die Übers. Luthers der Zusammenhang.

6. Das Lahmwerden, sich nach einer Seite neigen, ist bildl. Bezeichnung für das Zusammenbrechen. Dazu ist er zugerichtet, d. h. fertig, ist nahe daran.

7. Statt der masor. Lesart MyYix (lebendig) lesen fast alle Neueren Mn/fxi (ohne Ursache), woraus auch das parallele "ungerechtfertigt" führt. übersetzen die meisten wie 40,6.13: sind gewaltig an Zahl. Also: Und (oder: aber) die mir ohne Ursache feind sind, sind zahlreich usw.