Psalmenkommentar von Charles Haddon Spurgeon

PSALM 128 (Auslegung & Kommentar)


Überschrift

Ein Lied der Wallfahrten, oder: ein Stufenlied. Augenscheinlich führt uns dieser Psalm eine Stufe höher als der vorhergehende. In jenem war nur ein Fingerzeig gegeben, auf welche Weise ein Haus gebaut werden könne; dieser hingegen zeichnet ein Bild des wohlgebauten, durch Gottes Segen mit häuslichem Glück geschmückten Hauses. Auch darin ist ein Fortschritt zu beobachten, dass der Blick sich hier auf Kindeskinder erstreckt. Ebenso ist in dem geschilderten Glück eine Steigerung wahrzunehmen; denn während die Kinder im letzten Psalm als Pfeile beschrieben wurden, sehen wir sie hier als junge Ölbäume, und während den Schluss dort das Reden mit den Feinden bildete, endet dieser Psalm mit dem lieblichen "Friede über Israel!" So steigen wir Stufe um Stufe empor und singen bei dem Aufstieg.

Inhalt
Der Psalm ist ein Lied für die Hausgemeine, wohl geeignet für ein Hochzeitsfest, den Geburtstag des Hausvaters oder irgendeinen der festlichen Tage, da eine glückliche Familie sich versammelt, um den HERRN zu preisen. Luther hat ihn "ein Hochzeitlied vom Ehestande und der Haushaltung" überschrieben. Gleich all den Wallfahrtspsalmen nimmt auch dieser Bezug auf Zion und Jerusalem, die beide ausdrücklich erwähnt werden, und er schließt wie Psalm 125; 130; 131 mit einem Wort, das der Liebe und Hoffnung für ganz Israel Ausdruck gibt. Der Psalm ist nur kurz, aber reich an Inhalt und voller Anregungen. Seine dichterische Schönheit werden solche würdigen, denen das Herz im Leibe lacht, wenn sie ihres Hauses Giebel sehen.


Auslegung

1. Wohl dem, der den HERRN fürchtet
und auf seinen Wegen geht!
2. Du wirst dich nähren deiner Hände Arbeit;
wohl dir, du hast es gut.
3. Dein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock
drinnen in deinem Hause,
deine Kinder wie Ölzweige
um deinen Tisch her.
4. Siehe, also wird gesegnet der Mann,
der den HERRN fürchtet.
5. Der HERR wird dich segnen aus Zion,
dass du sehest das Glück Jerusalems dein Leben lang,
6. und sehest deiner Kinder Kinder.
Friede über Israel!


1. Wohl jedem (Grundtext), der den HERRN fürchtet. Der zuletzt betrachtete Psalm endete mit einer Glücklichpreisung, dieser beginnt mit einer solchen. Auch im Inhalt besteht eine nahe Verwandtschaft zwischen den beiden. Die Furcht des HERRN ist der Eckstein alles wahren Wohlergehens. Unsere Stellung zum HERRN ist entscheidend für die ganze Gestaltung unseres Lebens. Es gibt Leute, die das ganze gegenwärtige Dasein als ein Übel, eine Strafe, einen Zustand unter dem Fluch ansehen. Aber das ist eine sehr einseitige Anschauung. Über dem Gottesfürchtigen waltet schon in der Gegenwart Gottes Segen. Von ihm gilt keinesfalls, was die Verzweiflung des Unglaubens verkündigt, dass es für den Menschen das Bessere wäre, nicht zu sein. Er ist jetzt schon ein glücklicher, seliger Mensch, denn er ist ein Kind des seligen Gottes, des in ewiger Gnade waltenden Jehovah, und er ist hienieden schon ein Miterbe von Jesus Christus, dessen Erbteil wahrlich nicht Elend, sondern Freude ist. Dies ist wahr von einem jeglichen derer, die Gott fürchten, in allen Lagen, in allen Zeitaltern; ein jeder von ihnen ist ein Gesegneter des HERRN. Ihr Glück mag nicht immer für die fleischliche Vernunft sichtbar sein, aber es ist stets eine Tatsache, denn Gott selbst erklärt, dass es so ist; und wen er glücklich preist, der ist es in Wahrheit. Lasst uns jene heilige kindliche Furcht des HERRN pflegen, die Kern und Wurzel aller wahren Frömmigkeit ist - jene Ehrfurcht, die sich scheut, ihn zu beleidigen, die mit allem Ernste darauf bedacht ist, ihm wohlzugefallen, die sich ihm gänzlich hingibt in stiller Ergebung und willigem Gehorsam. Diese Furcht des HERRN ist die rechte Quelle eines heiligen Lebens; losgelöst von ihr gibt es keine Heiligung. Niemand als der, der den HERRN fürchtet, wird je in Gottes Wegen wandeln.
  Und auf seinen Wegen geht. Eine Frömmigkeit, auf der Gottes Segen ruhen soll, darf nicht nur in Gefühlen bestehen, sondern muss sich im Leben betätigen. Es ist eitles Geschwätz, von Furcht des HERRN zu reden, wenn unser Wandel dem Leben derer gleicht, die nichts danach fragen, ob es einen Gott gibt oder nicht. Gottes Wege werden unsere Wege sein, wenn wir von aufrichtiger Ehrfurcht gegen ihn erfüllt sind; ist unser Herz mit Gott innig verbunden, so werden auch unsere Füße dicht hinter ihm her folgen. Wie eines Menschen Herz gesinnt ist, das wird sich an seinem Wandel zeigen, und der Segen Gottes wird da zu Tage treten, wo Herz und Wandel miteinander Gott dienen. Während der erste Psalm, der ja mit der gleichen Seligpreisung beginnt, die Gesinnung und den Wandel des Gottesfürchtigen zunächst nach ihrem Gegensatz zu den Gottlosen beschreibt, finden wir hier Gesinnung und Wandel des Frommen an sich mit ein paar deutlichen Strichen gezeichnet. Um uns des göttlichen Segens zu erfreuen, muss unser Glaube sich tätig erweisen: wir müssen wandeln; unser Gang muss sich nach fester Ordnung und Regel richten: wir müssen auf ganz bestimmten Wegen gehen; und diese Wege müssen des HERRN Wege sein, also muss unser ganzer Wandel aus der Gottesfurcht hervorgehen, von der das erste Satzglied spricht. Gottes Wege sind glückliche, gesegnete Wege. Sie sind entworfen von dem, der alles Glückes Inbegriff ist; sie sind für uns gangbar gemacht durch den, in welchem uns Gottes Heil erschienen ist; die Gesegneten des HERRN wandeln darin; sie sind beschattet von gegenwärtigen Segnungen und führen zur ewigen Glückseligkeit: wer wollte nicht gerne auf solchen Wegen wandeln!

2. Ja, deiner Hände Arbeit wirst du genießen (wörtl.) und also dich davon nähren (Luther). Die allgemeine Wahrheit des ersten Verses findet hier eine persönliche Anwendung auf den frommen Hausvater. Das ist das gesegnete Los des Gottseligen in seiner irdischen Stellung: zu arbeiten und in der Arbeit den Erwerb für sich und die Seinigen zu finden. Gott ist der Gott der Tätigen. Wir haben unseren irdischen Beruf nicht zu verlassen, weil der HERR uns in seiner Gnade zu Himmelserben berufen hat. Wir kennen keine Verheißung für romantischen Müßiggang oder unverständige Träumerei, sondern der Segen Gottes kommt auf strenge Arbeit und ehrlichen Fleiß. Wiewohl wir ganz von Gottes Hand abhängig sind, ist es doch Gottes Wille, dass wir uns durch unsere eigenen Hände, die er uns gegeben, ernähren. Er will uns das tägliche Brot geben, aber dieses soll durch die Arbeit unser eigen Brot (2. Thess. 3,12) werden. Alle Arten ehrlicher Arbeit sind hier inbegriffen; denn wenn der eine sich plagt im Schweiß seiner Stirn und der andere im Schweiß seines Hirnes, so ist da kein ein Unterschied, weder im Fleiß noch im Segen, nur dass es zumeist gesünder ist, auch mit dem Körper zu arbeiten, als mit dem Kopfe allein. Ohne Gott ist alles Arbeiten umsonst; sind wir dagegen mit Gott an der Arbeit, so ist uns der Segen gewiss. Die Verheißung ist des Inhalts, dass unsere Arbeit fruchtbar sein soll und dass, der sie verrichtet, auch den Ertrag derselben genießen soll. Es ist ein schlimmes Ding, wenn ein Mann sein Leben lang sich abschindet und doch für all seine Mühe keinen entsprechenden Lohn bekommt. In der Regel erheben sich diejenigen, die in Treue Gott im Irdischen zu dienen suchen, aus solch unwürdiger Sklaverei; sie beanspruchen, was ihnen zusteht, und bekommen es. Jedenfalls ist dieser Vers geeignet, ihnen Mut zu machen, sich darum zu bemühen. "Der Arbeiter ist seines Lohnes wert." Wenn es um die Gottesherrschaft in Israel wohl stand, konnte das auserwählte Volk diese Verheißung buchstäblich erfüllt sehen; wenn hingegen schlechte Herren über sie herrschten, dann wurde der Ertrag ihrer Arbeit ihnen von Leuteschindern vorenthalten und die Ernte von Räubern weggeholt. Hätten sie immer in der Furcht des HERRN gewandelt, so wären ihnen solch traurige Zustände unbekannt geblieben. Manche Leute genießen nie ihrer Hände Arbeit, weil sie sich keine Zeit zur Ruhe gönnen. Die Gier, mehr zu gewinnen, raubt ihnen die Fähigkeit, sich des zu erfreuen, was sie haben. Wahrlich, wenn es der Mühe wert ist, zu arbeiten, so ist es auch der Mühe wert, von dem Erarbeiteten zu essen. Wohl dir, buchstäblich: o deine Glückseligkeiten! Der hebräische Ausdruck ist sehr voll (was sowohl in der Mehrzahlform als auch in der gedehnten Aussprache des Wortes zum Ausdruck kommt). Gehäuftes Glück, eine Fülle des Wohlergehens ist des Mannes Teil, der den HERRN fürchtet. Er ist ein glücklicher Mensch, und der Segen, der auf ihm ruht, wird sich auf tausend Weisen erzeigen. Der Zusammenhang leitet uns dazu an, vor allem auch häusliches Glück, Freude und Segen in der Familie zu erwarten. Unser Gott ist der rechte Hausgott. Die Römer hatten ihre Laren und Penaten, die das häusliche Leben auf Schritt und Tritt überwachen und leiten sollten; aber wir brauchen uns nicht nach diesen zurückzusehnen, denn wir haben mehr als jene an dem allein wahren, lebendigen Gott. Wohl dir, du gottesfürchtiger Familienvater, du hast es gut! Ja, das Gute ist für die Guten, und es wird in Zeit und Ewigkeit denen wohl gehen, die tun, was Gott wohlgefällt. Wenn wir den Höchsten fürchten, so dürfen wir alle andere Furcht fahren lassen. Wandeln wir auf Gottes Wegen, so stehen wir unter seinem Schutze, seiner Fürsorge und seinem Wohlgefallen; dann müssen Gefahr und Verderben von uns ferne bleiben und alle Dinge uns zum Besten dienen. Nach Gottes Urteil würde es für uns gar nicht ein Glück sein, ohne Anstrengung unserer Kräfte zu leben und in unwürdiger Abhängigkeit Bettelbrot zu essen. Der glücklichste Stand auf Erden ist der, wenn wir Arbeit haben, Kraft, sie zu vollbringen, und eine entsprechende Vergeltung für das, was wir geleistet haben. Das ist, nächst dem Segen Gottes, alles, was wir begehren sollten, und es genügt jedem, der den HERRN fürchtet und die unselige Habgier verabscheut. Wenn wir Nahrung und Kleider haben, so lasset uns genügen.

3. Dein Weib. Um zu dem vollen irdischen Glück zu gelangen, darf der Mensch nicht allein stehen. Er bedurfte einer Gehilfin im Paradies, und außerhalb desselben ist sie sicherlich nicht weniger notwendig. Wer eine Ehefrau findet, der findet etwas Gutes und kann guter Dinge sein in dem HERRN (Spr. 18,22). In Israel war der Ehestand eine Regel mit ganz seltenen Ausnahmen. Es gab und gibt immerhin solche, die aus edlen Gründen, wie Paulus, auf das Ehelichwerden verzichten. Wer aber selber Gott fürchtet und eine gottesfürchtige Frau sein Eigen nennen darf, der wird erfahren, wie lieblich es ist, den göttlichen Segen mit einem liebenden Herzen zu teilen, und dass der Segen und das Glück dadurch gemehrt werden.
  Dein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock. Zur höchsten Vollendung des häuslichen Glückes schenkt Gott uns die Kinder. Sie sprossen hervor als die rechtmäßige Frucht des Ehelebens, gerade wie die Trauben am Weinstock. Um der Trauben willen ward der Weinstock gepflanzt; zum Gebären und Pflegen der Kinder ist die Frau bereitet. Jedes Geschöpf befindet sich in der Regel wohl dabei, wenn es den Zweck erfüllt, zu dem es geschaffen ist, und insofern ist es ein Anzeichen einer glücklichen Ehe, wenn dieser große Zweck der Verbindung von Mann und Frau verwirklicht wird. Die Eheleute sollen die Kinder nicht als eine Bürde, sondern als einen Segen ansehen. Edle Frauen sind auch fruchtbar an Freundlichkeit, Wirtschaftlichkeit, Hilfsbereitschaft und Liebe; selbst wenn ihnen die Leibesfrucht versagt ist, sind sie doch wahrlich nicht unfruchtbar, wenn sie uns den milden Wein des Trostes und die erquickenden Trauben des häuslichen Wohlseins darreichen. Reich gesegnet ist der Mann, dessen Ehegemahl fruchtbar ist an allen jenen guten Werken, die ihrer Stellung als Gattin und Mutter geziemen.
  Drinnen in deinem Hause. Sie ist ein Hausvögelein, oder, wie das deutsche Sprichwort sagt, eine Hausfrau und keine Ausfrau; willst du sie finden, so musst du sie im Innern des Hauses suchen. Zwar hat sie wie innerhalb so auch außerhalb ihres Heims gar manches zu besorgen; aber die Stätte, wo sich ihr gesegnetes Wirken am deutlichsten zeigt, ist doch das Inwendige des Hauses, dessen Schmuck sie ist. Die morgenländischen Häuser haben gewöhnlich einen offenen viereckigen Hof in der Mitte, auf den die verschiedenen Zimmer hinausgehen; dort ist die Hausfrau zu finden, bald in diesem, bald in jenem Raume geschäftig, je nachdem es die Tageszeit erfordert. Sie hält sich ans Haus und erhält dadurch das Haus. Es ist ja ihres Mannes Haus, und sie ist ihres Mannes, wie der Psalmdichter sich ausdrückt: deine Frau, dein Haus; aber durch ihre liebende Fürsorge macht sie ihren Gatten so glücklich, dass es ihm eine Lust ist, sie als mitberechtigte Eigentümerin anzuerkennen, denn auch er ist ja ihr Mann, und sein Haus ihr Haus.
  Deine Kinder wie junge Ölbäumchen (Grundtext) um deinen Tisch her. Wohl hundertmal habe ich, wenn ich im Winter im Süden weilte, die jungen Ölbäumchen um den elterlichen Stamm herum aufsprossen sehen, und dieser Anblick hat mich jedes Mal an unseren Psalmvers erinnert. Es ist dem Dichter nie in den Sinn gekommen, die Ölbäumchen um einen Tisch sprossend darstellen zu wollen, sondern er zeichnet den fröhlichen Familientisch voll besetzt mit lieblich gedeihenden Kindern, die sich um ihre Eltern scharen, gerade wie die jungen Ölbäume um den stattlichen, tiefgewurzelten alten Ölbaum. Das Bild ist ungemein treffend, was sich jedem, der es in dem Lande der Oliven zu beobachten Gelegenheit hat, aufdrängen muss. Wie schön ist der Anblick solch eines alten knorrigen Olivenbaumes, der, selber noch eine Fülle von Früchten tragend, von einer Schar kräftig aufwachsender Nachfolger umringt ist, deren jeder das Zeug dazu hätte, die Stelle des die Mitte bildenden alten Ölbaumes einzunehmen, wenn dieser abgehauen oder von Sturm und Wetter geknickt würde. Sich bei dem Psalmwort einen Tisch in einer von Bäumchen gebildeten Laube vorzustellen, das mag wohl einem echten Großstadtkind in den Sinn kommen, das dieses Bild z. B. bei Kaffeehäusern oder in Gartenwirtschaften zu sehen gewohnt ist, dieser Gedanke würde aber niemals einem morgenländischen Dichter einfallen. Nicht die Ölbäumchen, sondern die Kinder sind um den Tisch her, gerade wie im vorhergehenden Teil des Verses das "drinnen in deinem Hause" nicht etwa auf den Weinstock, sondern auf die Hausfrau geht. Die Verkennung dieser Beziehung hat in beiden Satzgliedern zu allerlei wunderlichen Vorstellungen geführt. Beachten wir ferner, dass nicht von Ölzweigen die Rede ist, wie Luther übersetzt hat, sondern von Ölbaum-Setzlingen (wörtl.), also von jungen Ölbäumchen, was das Bild sehr verändert. - Unsere Kinder versammeln sich um den Tisch unseres Hauses, um gespeist zu werden, und das greift in den Beutel; aber wieviel besser ist’s doch, als wenn wir sie auf dem Krankenbette dahinsiechen sehen müssen und ihr Platz am Familientische leer ist. Welch ein Segen, wenn wir ihnen volle Schüsseln auf den Tisch setzen können und die schlichte Hausmannskost ihnen so trefflich mundet! Lasst uns für dieses Vorrecht die Güte des HERRN preisen. Die Hausfrau ist drunten und droben und überall im Hause immer geschäftig, unsere rotwangigen Buben und Mägdlein aber zeigen ihren größten Fleiß bei den Mahlzeiten; und wenn der Segen des HERRN auf einer Familie ruht, kann kaum ein Anblick erfreulicher sein. Der Psalmdichter vereinigt im Bilde den Weinstock und die Olive - die Freude, die die Frau als Gattin und Mutter in dem Hause verbreitet, und das Ergötzen und die Hoffnung, die die aufwachsende Familie darreicht -; beide miteinander sind die edelsten Erzeugnisse, die die Erde bietet, und unsere Familien sind Gärten des HERRN. Es mag uns eher möglich werden, die Vorzüge, die wir an unserem Heim besitzen, recht zu würdigen, wenn wir bedenken, was unser Los sein würde, wenn sie uns entzogen würden. Wie wäre es uns, wenn die teure Gefährtin unseres Lebens aus den Gemächern unseres Hauses, wo sie ruhig und doch so tätig gewaltet hat, in die stille Kammer des Grabes gebracht würde? Und was ist all die Mühe und Sorge um die Kinder, sobald wir den Kummer um ihren Verlust dagegenhalten? Stelle dir, lieber Vater, nur einen Augenblick vor, wie groß dein Schmerz sein würde, wenn du mit Hiob ausrufen müsstest: O dass ich wäre wie in den vorigen Monden, in den Tagen, da mich Gott behütete und meine Kinder um mich her waren! (Hiob 29,2.5.)

4. Siehe, ja (Grundtext) also wird gesegnet der Mann, der den HERRN fürchtet. Unterstreiche dir das, schreib dir’s ins Herz, denn es ist gründlicher Beachtung wert. Man darf den Vers nicht bis zu der Schlussfolgerung pressen, dass alle vom HERRN gesegneten Leute im Ehestand leben und Frau und Kinder haben müssten, sondern der Vers will nur sagen, dass das häusliche Glück die Weise ist, in der der HERR denjenigen Gottseligen seine Huld erzeigt, die im ehelichen Stande zu leben berufen sind. Er segnet ihnen die häusliche Gemeinschaft mit der Gattin und den Kindern, dass diese gegenseitigen Beziehungen sich als glücklich und gewinnbringend erweisen. Und diesen Segen schüttet Jehovah über alle gottesfürchtigen Haushaltungen Israels, denn er ist der Gott aller Familien seines auserwählten Volkes. Den gleichen Segen darf das Israel des Neuen Bundes erwarten. Wir sind unzählige Male Augenzeugen solchen Segens gewesen und sind immer wieder neu von dem Gefühl überwältigt worden, dass ein friedliches, fröhliches Heim das süßeste irdische Glück ist, das einem Menschen beschieden sein kann. Der Familiensegen kommt vom HERRN und ist ein Teil seines Planes zur Erhaltung eines Geschlechtes von Gottesfürchtigen und zur Aufrechterhaltung seiner Anbetung im Lande. Vom HERRN allein müssen wir das häusliche Glück erwarten. Der Besitz von Reichtum verbürgt es nicht, die Wahl einer mit Gesundheit und Schönheit begabten Braut gibt auch keine Gewähr dafür, selbst die Geburt einer ganzen Reihe lieblicher Kinder genügt noch nicht dazu; es muss der Segen Gottes da sein, als Wirkung der Frömmigkeit, als die Frucht eines heiligen Wandels.

5. Der HERR wird (oder: möge) dich segnen aus Zion. Ein geistlicher Segen soll dem Frommen zuteilwerden, als die Krone all der zeitlichen Segnungen, die ihm beschert werden. Ist er doch ein Glied jener Gesamtheit, die Gottes Eigentum und Erbvolk ist, und bildet seine Hütte doch einen Teil des Lagers, das um das heilige Zelt sich schart; wenn daher von dem Mittelpunkt aus der Segen verkündigt wird, wird dieser auch bis zu ihm und seiner Hütte hin ausstrahlen. Der Segen des Hauses Gottes wird auf seinem Hause ruhen, der priesterliche Segen, der ja nach 4. Mose 6,24-26 lautet: Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden! Das ist die Segensfülle, die sich auf das Haupt des Gottesfürchtigen ergießen wird. Zion war die Stätte, von wo das Segensheil ausströmte, und nach Zion wandte sich daher der Blick des Volkes, wenn es Gnade zu empfangen begehrte. Von dem Opferaltar, vom Gnadenstuhl, von der Wolke, die die Licht-Herrlichkeit des HERRN barg, von Jehovah selber wird der Segen auf jeden einzelnen seines heiligen Volkes kommen. Dass du sehest (besser: schauest) das Glück Jerusalems dein Leben lang. Hohe Patriotenfreude soll ihm zuteilwerden mit dem Patriarchenfrieden. Gott wird es ihm gewähren, dass er das Land seiner Väter fröhlich gedeihen und die Hauptstadt in Blüte sehen und an diesem Anblick sein Herz weiden darf. Wenn zu den häuslichen Segnungen die Gnadenströme vom Tempel her fließen und diese von nationalen Segnungen begleitet werden, dann ist der Segen ein dreifacher, den der Gottesfürchtige empfängt, als Hausvater, als Glied der Gemeinde Gottes und als Freund seines irdischen Vaterlandes. Und dieses Vorrecht soll ihm in seinem ganzen Leben dauernd zuteilwerden, und sein Leben soll ein langes sein, soll er doch seiner Kinder Kinder sehen. Sehr oft bringt echte Frömmigkeit Menschen solche Segnungen ein; und werden diese ihnen versagt, so empfangen sie noch Größeres als Ersatz.

6. Und sehest deiner Kinder Kinder. Das ist eine besondere Freude. Greise werden mit ihren Enkeln wieder jung und leben in ihnen ihre eigene Jugendzeit aufs Neue durch. Sagt Salomo nicht, Kindeskinder seien der Alten Krone? Und sie sind es. Der gottesfürchtige Großvater blickt mit Wohlgefallen auf sie in der Hoffnung, dass in ihnen das fromme Geschlecht sich fortpflanzen werde; er freut sich in der Voraussicht, dass aus dem einen Hause viele Häuser erstehen werden, alle so glücklich wie das Stammhaus, und zur Ehre des HERRN in einem jeden der Altar aufgerichtet, von dem des Morgens und des Abends das Räucheropfer zum Himmel steigt. Unser Vers verheißt ein langes Leben, dessen Glück sich in den Kindern und Kindeskindern fortsetzt. Es ist eines der Zeichen, dass der Mensch zur Unsterblichkeit geschaffen ist, dass es ihm solche Freude ist, sein Leben in dem Leben seiner Nachkommen zu verlängern.
  Friede über Israel! Mit dem gleichen lieblichen Worte hatte Ps. 125 geschlossen. Es war offenbar ein beliebtes Gebetswort der Frommen in Israel und ist auch uns teuer. Wenn Gottes Volk des Friedens genießt, so freuen wir uns alle. Unser eigenes Wohlergehen ist darin eingeschlossen, wenn die Auserwählten des HERRN vor dem errettet und bewahrt werden, was ihr Heil und ihre Ruhe stört. Der Erzvater Jakob ward von manchem Sturm hin- und hergeworfen, er kannte in dem größten Teil seines Lebens von Ruhe wenig; doch half ihm der HERR aus allen seinen Trübsalen und brachte ihn zu einer Stätte der Ruhe, zunächst im Lande Gosen, und hernach in der Höhle Machpelah, wo er mit seinen Vätern schlafen durfte (1. Mose 49,29-32). Sein größter Nachkomme musste viel leiden und ward zuletzt ans Kreuz geschlagen; aber er ist auferstanden zu ewigem Leben des Friedens, und in seinem Frieden ist unsere sichere Zuflucht. Die geistlichen Nachkommen des alten Vaters Israel teilen noch heute mit ihm die Buntscheckigkeit der Lebenserfahrungen; aber es ist auch für sie noch eine Ruhe vorhanden, und sie genießen schon jetzt Frieden von dem Gott des Friedens. Aus dem unruhvoll ringenden Jakob ward ein Israel, ein mit seinem Flehen Gott überwindender Fürst, und eben damit fand er Frieden. Dieser Friede komme über sein Volk, komme über uns!


Erläuterungen und Kernworte

Zum ganzen Psalm. Ps. 128; 127 ergänzen sich. Sie verhalten sich zueinander ähnlich wie die neutestamentlichen Parabeln vom Schatz im Acker und der einen Perle. Was den Menschen beglückt, wird in Psalm 127 als Segens-Gabe und in Ps. 128 als Segens-Lohn dargestellt, indem hier, was in rkf&f (Lohn) 127,3 sich flüchtig andeutet, zur Entfaltung kommt. Dort erscheint es als Geschenk der Gnade im Gegensatz zu gottentfremdetem menschlichem Selbstwirken, hier als Frucht des ora et labora (Bete und arbeite). Prof. Franz Delitzsch † 1890.
  Ein glückliches Familienleben ist von jeher und bis auf den heutigen Tag ein schöner Ruhm Israels gewesen. Der Sänger weiß, dass die Gottesfurcht dafür die Voraussetzung ist. Anderseits ist die Familie als die ursprünglichste Form aller sittlichen Gemeinschaft die Grundlage für die umfassendere sittliche Gemeinschaft des Staats oder der Gemeinde. Wenn die Familie in Israel gedeiht, darf auch Glück und Friede für Israel selbst erhofft werden, vergl. Sach. 8,5. Prof. Friedrich Baethgen 1904.


V. 1. Wohl dem, der den HERRN fürchtet usw. Da haben wir die lebendige Quelle des Segens, der auf dem ehelichen und häuslichen Leben ruht. Wenn die Weltklugheit es unternimmt, ein Weib zu wählen und einen Hausstand zu gründen, so kann sie nur an denjenigen Teil des Werkes Hand anlegen, der sich auf der Erde befindet und dem sinnlichen Auge sichtbar ist. Sie baut sozusagen das Erdgeschoss und den Oberstock, fügt Gesims und Dachgiebel dazu, und das Gebäude sieht ganz stattlich aus - aber es hat keine Grundlage. Wo immer du siehest, dass ein ehelicher Haushalt andauernd den Stürmen Trotz bietet, da kannst du gewiss sein, dass er auf einer festen Grundlage ruht, die außer dem Bereiche der menschlichen Sinne liegt, und dass diese Grundlage die Furcht des HERRN ist. Der Gottesfurcht hat darum der heilige Psalmdichter wohlweislich einen Platz gleich zu Anfang dieses schönen Psalms gegeben, der den Segen preist, welcher auf das eheliche und häusliche Leben herniederkommt. - Nach Prof. August Tholuck † 1877.
  Es gibt eine Furcht vor Gott, die Pein in sich hat und keine Glückseligkeit. Der Blick, mit dem ein in offener Auflehnung begriffener Empörer einen siegreich die Oberhand behaltenden Fürsten, gegen den er sich des Hochverrats schuldig gemacht hat, ansieht, oder die Empfindungen, mit denen ein am Ende seiner Winkelzüge angekommener Betrüger dem unerbittlichen Gläubiger oder ein im Gewissen geschlagener Verbrecher dem gerechten Richter gegenübersteht, sind häufig ein Abbild der Gefühle, die der Mensch Gott gegenüber hegt. Das kann offenbar nicht die Furcht derer sein, die der Psalm glücklich preist. Nein, die Furcht des HERRN, die sie beseelt, ist diejenige, welche Gottes Selbstoffenbarung, wie sie in seinem Worte enthalten ist, in dem Herzen dessen hervorbringt, der diese Offenbarung im Glauben aufnimmt. Es ist die Furcht, die das Kind vor seinem ehrwürdigen Vater hegt - die Furcht, ihm zu missfallen und ihn zu kränken; es ist die Furcht, die ein von dem Untergang Geretteter gegenüber dem edlen Wohltäter fühlt, der ihn unter den größten Opfern dem Verderben entrissen hat - die Furcht, sich solcher Güte unwürdig zu erweisen; es ist die Furcht, die das Herz des begnadigten, in Dankestränen zerfließenden Empörers füllt in der Gegenwart des erhabenen Königs, vor dessen Thrones Stufen er wieder mit neugeschenkter Ehre stehen darf - die Furcht, dass er je die Gnade seines Herrn vergessen und diesem Ursache geben könnte, sich seine Gnade reuen zu lassen. Solcher Art ist die Furcht des Christen, eine Furcht, die beseelt ist von der Ehrfurcht vor Gottes Majestät, von der Dankbarkeit für die erfahrenen Wohltaten, von der Scheu, den HERRN zu erzürnen, von dem Verlangen, seinen Beifall zu erlangen, und von dem innigen Begehren nach der vollen Gemeinschaft mit Gott im Himmel. Diese Furcht ist, soweit das bei einem noch im sündigen Leibe wallenden Menschenkinde möglich ist, ganz ähnlich der Furcht, die die heiligen Engel erfüllt, ja den Sohn Gottes selber beseelte, da er als der Knecht Jehovahs hienieden wandelte, da auf ihm ruhte der Geist der Furcht des HERRN und die Furcht des HERRN ihm Wohlgeruch war (Jes. 11,2.3). Diese Furcht der Gotteskinder ist nicht die Furcht der Angst, sondern der Liebe, die mit der Macht eines unwillkürlichen Triebes davor zurückschreckt, irgendetwas zu tun, was dem HERRN Kummer bereiten müsste, oder irgendetwas zu unterlassen, was zu seiner Verherrlichung dienen könnte. Wahre Frömmigkeit ist wahre Weisheit, die einzige, die es gibt; und da Anfang, Mittel und Ende aller Weisheit die Furcht des HERRN ist, darum glückselig der Mann, der von ihr beherrscht wird. Robert Nisbet 1863.
  Furcht, das klingt nicht gerade sehr Glück verheißend, im Gegenteil, das ist ein trübes Wort, das uns erinnert an eines der Stücke, die des Mengen Leben vielfach so unglücklich machen. Aber halt, von der Furcht vor wem redet der Psalmist? Von der Furcht gegenüber dem HERRN. Dieser Lichtstrahl verändert das ganze Bild. Wer sich so fürchtet, der fürchtet nichts; all die tausendfältige kleinliche Furcht des Menschenherzens wird von dieser großen Furcht verschlungen, und diese erhabene Furcht ist ebenso süß, so beruhigend und wohltuend, wie die kleinliche Furcht des Unglaubens das Herz quält und unruhig macht. Erzbischof Robert Leighton † 1684.
  Es geht wohl denen, die in des HERRN Wegen wandeln, weil er selbst, der HERR, mit ihnen wandelt. "Und der HERR war mit Joseph, dass er ein glückseliger Mann ward" (1. Mose 39,2). "Und David nahm immer mehr zu, und der HERR, der Gott Zebaoth, war mit ihm" (2. Samuel 5,10). "Und der HERR war mit Josaphat, denn er wandelte in den vorigen Wegen seines Vaters David usw." (2. Chr. 17,3 ff.) Th. Le Blanc † 1669.


V. 2. Wir können die Worte dieses Verses in mehrerlei Sinn lesen, ohne dass eins das andere ausschließt: Du wirst dich von ehrlicher, friedlicher eigener Arbeit nähren, nicht von Bedrückung anderer und Raub dessen, was sie erarbeitet haben; von Arbeit sollst du dich nähren, nicht in Müßiggang ein faules Bettler- oder Schlemmerleben führen; was du erarbeitet, sollst du "essen", dankbar und fröhlich genießen, nicht aus Geiz kärglich leben und dir und den Deinen versagen, was zum Wohlsein dient; und deine Felder sollen nicht von Heuschrecken und andern Plagen heimgesucht werden (5. Mose 28,38 ff.), sondern sollen reichlich Frucht tragen, und kein Feind wird dir die Ernte verderben oder wegschleppen (5. Mose 28,51). - Wer die Arbeit hasst, der hat auch keinen Genuss davon, und der kann nicht sprechen: Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen des Vaters (Joh. 4,34). Wem hingegen solches Arbeiten eine Freude ist, der schaut nicht nur hoffend nach den zukünftigen Früchten seiner Arbeit aus - was er auch tun darf -, sondern findet schon in der Arbeit je und dann Stärkung und Vergnügen, denn er müht sich in Gottes Dienst und zur Ehre des HERRN. So ist ihm wohl, er hat es gut selbst mitten in all den Sorgen und Mühen des Lebens, und dabei winkt ihm immer die goldene Zukunft, da er das Brot esssen wird im Reiche Gottes, wenn er mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tische sitzen wird (Lk. 14,15; 13,29). James Millard Neale † 1866.
  Das muss man auch die Eheleute lehren, dass sie arbeiten; denn das gibt das Recht der Natur, dass der Mann soll Weib und Kinder ernähren. Denn wenn die Eheleute wissen, dass sie Gott, der sie erschaffen und als seine Kreaturen gesegnet hat, fürchten sollen (V. 1), so soll und muss das das andere sein, dass sie etwas anfahen, damit sie nicht müßiggehen. Denn obwohl unsere Mühe und Arbeit zu der Nahrung nicht genugsam ist, so gebrauchet doch Gott derselben als ein Mittel, dadurch er uns segnen will. Das Leder ernähret den Schuster nicht, das Säen den Ackermann nicht, das Predigen den Prediger nicht; aber doch gibt Gott dadurch oder damit die Nahrung. Die Arbeit ist Gottes Gebot, und durch sie will Gott segnen.- Das sind die rechten Bande, damit Eheleute verbunden sind, wissen, dass auch unserer Hände Arbeit und Haussorge Gott ein angenehmes Opfer sind: dass das Weib, wenn es das Kind an die Brüste leget zu saugen, der Mann, wenn er arbeitet, dass ihm die Haut schwitzet, Gott einen solchen Gottesdienst erzeigen, der weit übertrifft aller Mönche Gottesdienste, wie hart sie auch sind. Denn höre doch, was der Prophet saget: Wohl dir, du hast es gut. Dieses Lob der Arbeit sollte man auf alle Werkzeuge und auf die Stirn, so vor Arbeit schwitzet, schreiben. Die Welt kehret’s um und spricht: Elend bist du und gehet dir übel, dieweil du das immerdar leiden und tragen musst; selig aber sind, die im Müßiggange leben, die ohne Arbeit haben, was sie bedürfen. Die rechten Christen aber, so Gott fürchten, arbeiten mit einem leichtsinnigen, fröhlichen Herzen, denn sie erkennen, dass die Arbeit ein heilig Ding ist, daran Gott einen Gefallen hat und durch welches er seinen Segen schenken und geben will. Da siehet ein frommer christlicher Bauer an seinem Wagen und Pfluge, ein Schuster an seinem Leder und Ahle, ein Schmied und Zimmermann am Holz und Eisen geschrieben diesen Vers: Wohl dir, du hast es gut. Martin Luther 1531.
  Manch bezaubernder Traum ist von Menschen schon geträumt worden, wie man die Gebrechen und Schwächen unserer Erdenwelt anheben, alle Hemmnisse des Lebens beseitigen, alle Mühen und Übel aus der Welt schaffen könne. Dichterisch veranlagte Naturen haben uns manches Bild vor die Augen gemalt von einem Paradies auf Erden, wo das Leben ein einziges langes Fest sein würde. Aber eitel sind all solche Träume und Zukunftsgemälde. Sie sind menschlichen, nicht göttlichen Ursprungs; sie entsprossen der Wurzel der Selbstsucht, nicht dem Sehnen nach Heiligkeit. Sie lassen sich nicht verwirklichen in einer gefallenen Welt, die voll Kummer und Not ist, weil voll Sünde. Alles Gute und alles Wohlsein wird in der gegenwärtigen Weltordnung aus Mühen und Schmerzen geboren. Freude ist eine Blume, die hienieden nur an dem Dornstrauch der Mühsal wächst unter der veredelnden Pflege des Menschen. Wir können die goldenen Äpfel der Hesperiden nicht pflücken, wenn wir nicht den Drachen der Selbstsucht und Trägheit bezwingen, der uns den Garten verschließt. Aber auch angenommen, wir vermöchten die Gegenstände unseres Begehrens ohne Mühe und Beschwerde zu erreichen, so würden wir von ihnen doch keinen wahren Genuss haben. Um uns wirklich zu nützen, messen sie das Erzeugnis unserer Selbstverleugnung und Arbeit sein. Hugh Macmillan 1871.
  Die Arbeit, das Wahrzeichen der Strafe des Menschen, sie ist auch das Geheimnis seiner Lebensfreude. James Montgomery † 1854.
  Wohl dir usw. D’Israeli, der englische Schriftsteller und Staatsmann, † 1881, legt einem seiner Helden die Worte in den Mund: "Die Jugend ist eine Faselei, das Mannesalter eine Schinderei, das Greisenalter Reu’ und Leid!" Welch trübe Ansicht von dem Leben! Sie mag in einem gewissen Maße wahr sein in Bezug auf ein Leben, das der Gottseligkeit bar ist; sicherlich ist sie nicht wahr von einem Leben, das mit Gottseligkeit gepaart ist. Wo die Gottesfurcht das Leben regiert, da ist die Jugendzeit nicht ein Gemisch von Übermut und Torheit, sondern da ist der Jüngling erfüllt von edlen Vorsätzen, von einem würdigen Lebenszweck und glühender Hoffnung, die Ideale zu erreichen; da ist das Mannesalter nicht nur ein Sichschinden und -plagen, sondern ein siegreiches Ringen und freudiges Wirken; und da ist das Greisenalter nicht nur ein Bedauern und Trauern, sondern da hat es an der Erinnerung einen reichen, köstlichen Schatz, an dem es sich wieder Jugendkraft schöpft, und heller noch als der dankbare Rückblick ist der gläubige Ausblick in die Herrlichkeit, in die ewige Jugend, der es mit jedem Tage schneller entgegengeht. R P. Macmaster 1878.


V. 3. Vor dem Falle war das Paradies des Menschen Heimat; seit dem Fall ist das Heim sein Paradies geworden. A. W. Hare † 1834.
  Die beiden Vergleichungen werden uns klarer werden, wenn wir, eben um der besseren Verdeutlichung willen, den Vers folgendermaßen ordnen:

  Das Weib im Innern deines Hauses
  wie ein fruchtbarer Weinstock,
  deine Kinder um deinen Tisch her
  gleich jungen Olivenbäumen.


  Das Innere, eigentlich der hinten liegende Teil des Hauses, bezeichnet die Gemächer der Hausfrau als die Stätte, wo die Frau ihren besonderen Wirkungskreis hat und wo sie in gewissem Maße auch von der Außenwelt abgeschlossen lebt, wiewohl diese Abschließung der Frau bei den Israeliten viel weniger streng war als bei den andern morgenländischen Völkern. Andere verstehen darunter geradezu das Frauengemach ausschließlich. Aber so eng haben wir den Sinn des Wortes wohl nicht zu fassen. Der Weinstock ist vor allem das Bild edelster Fruchtbarkeit, vielleicht mit dem Nebengedanken der Abhängigkeit, als einer Stütze bedürftig. Die jungen Oliven sind das Bild kräftigen, gesunden, fröhlichen Lebens. Das gleiche Bild wird von dem griechischen Tragödiendichter Euripides, † 406 v. Chr., gebraucht. J. J. St. Perowne 1868.
  Manche, so auch Luther, haben das hebräische Wort von den Seiten, d. i. der Wand des Hauses verstanden (Luther 1524: an den Wänden in deinem Hause, später: um dein Haus herum), was es allerdings auch heißen kann, vergl. z. B. 2. Mose 26,23 (doch bezeichnet es dann die Rückwand), und es auf den Weinstock bezogen. Aber ich erinnere mich auch nicht eines einzigen Falles, wo ich im Morgenland einen Weinstock an der Wand eines Hauses gezogen gesehen hätte. Ebenso wenig habe ich Oliven in unmittelbarster Nähe des Hauses gepflanzt gesehen, etwa als Laube, wozu sie sich auch nicht eignen. - Nach John Kitto † 1854.
  Der Weinstock wird in der Heiligen Schrift oft genannt. Ein wunderbares Quellen und Treiben der Säfte strömt durch seinen Stamm. Aus der kleinen Rebe mag bei gutem Boden und sorgfältiger Behandlung ein mannsdicker Stamm werden, durch welchen in einem Jahre der Saft von weit über tausend Trauben hindurchfließt, während seine Zweige einem weiten Hofe Schatten spenden. Josua und Kaleb könnten heute noch in manchen Gegenden zwölfpfündige Trauben finden, und die Beeren sind zuweilen so groß wie Pflaumen. Überraschend ist dieser Reichtum einer anfangs so unscheinbaren Pflanze, die sich in hunderte von entfernten Reben teilt, denen der Stamm bis in die entfernteste Ecke des Hofes Kraft und Saft und Süßigkeit sendet. Aus "Kennst du das Land?" von Ludwig Schneller 1889.
  Eine große Rolle spielt im Leben der Palästinenser der Olivenbaum. Er liebt die Gesellschaft und hält sich meist gleich den Haustieren in der nächsten Nachbarschaft der Menschen. Fast überall, wo man sich einem Dorfe naht, sieht man schon von weitem einen dunkeln Kranz von Olivenbäumen um dasselbe stehen. Schon Mose sagt ja zu Israel: Du wirst Ölbäume haben in allen deinen Grenzen (5. Mose 28,40). Oft sieht man uralte Exemplare, welche wohl ein Jahrtausend an ihrem Platze treue Wacht gehalten haben mögen. Solch ein alter, knorriger Geselle, der das Licht der Welt an einem sonnigen Frühlingstage zu den Zeiten Karls des Großen und Harun al Raschids erblickt haben mag, sieht auch in der Tat ehrwürdig und verwittert genug aus. Dass die Stürme der Jahrhunderte nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind, sieht man auf den ersten Blick. Das Mark des Lebens scheinen sie ihm aus dem Leibe genagt zu haben, so dass der ganz ausgehöhlte Stamm nur noch wie dicke, ausgebrannte Rinde aussieht. Aber lass nur den Herbst kommen, und du wirst selben, dass in der dürren Rinde noch frisches Leben quillt und noch manches Tröpflein köstlichen Olivenöls durch die Adern rinnt. - So nützlich der Ölbaum ist, so anspruchslos ist er auch. Der Grund des Olivenwaldes um Beit-Djâla war früher eine große Felswildnis, wie alle Nachbarberge; jetzt fließen mitten aus den Felsen Jahr für Jahr ganze Ströme von Öl (vergl. 5. Mose 32,13). - Freilich, auch wo die Olivenbäume einen Wald bilden, wie bei Beit-Djâla, ist es nicht der hochgemute Stolz der Tannen- und Eichenwälder, durch deren Hallen die nördlichen Winde brausen. Der Ölbaum ist aus einer andern Welt als die schlanken Tannen und Buchen. Aber schön ist er doch, und wer einige Zeit in Palästina gelebt hat, gewinnt ihn lieb. Sehr unpassend hat man ihn mit der Weide verglichen. Das mag auf die italienischen Ölbäume passen, auf die hiesigen aber nicht. Wie schön sieht unser Ölbaum aus, wenn nach dem Regen seine Blätter glänzen wie eine silberne Krone, wenn der Frühlingswind seine mit reizenden Blüten bedeckten Zweige leise bewegt. Nimm einen solchen langen, schlanken, blühenden Zweig und biege ihn um zum Kranze, und du wirst dich nicht mehr wundern, warum der olympische Siegerkranz aus einem solchen Zweige bestand, den ein Knabe mit goldenem Messer von dem heiligen Ölbaum schnitt und welcher das höchste Ziel des Ehrgeizes für die hellenische Jugend war. Wie tief und vornehm ist seine Farbe, wie edel geformt und zugleich unverwüstlich sind seine Blätter, welche schon in der Geschichte der Taube des Noah vor allen andern Blättern zum Symbol des Friedensgrußes geadelt wurden. Die Palästinenser wissen diesen treuen Baum wohl zu schätzen. Das Öl, welches er ihnen liefert, ist ihr Labsal in guten und bösen Tagen. Dem Gesunden macht es sein täglich Brot schmackhaft, indem er dasselbe, wie einst die Witwe zu Zarpath, in Öl eintaucht, und in langen Winternächten erhellt es seine dunkle Hütte. Dem Kranken aber dient es als Arznei in allerlei Leibesnot. Schon den Gesunden soll es ja die Gesundheit stärken. Die Araber salben sich auch heute noch gern, wie in biblischer Zeit. Im Altertum wurde das Olivenöl bei Gastmählern dem Gaste aufs Haupt gegossen. Dass die Könige mit Olivenöl gesalbt wurden, dass diese Salbung schließlich zum Sinnbild der Ausrüstung mit der Würde der Kinder Gottes durch den Heiligen Geist geworden ist, bedarf nicht erst der Erwähnung. Seiner fröhlichsten Hoffnung gibt der Psalmsänger Ausdruck, wenn er (Ps. 52,10) sagt: Ich aber werde bleiben wie ein grüner Ölbaum im Hause Gottes! Auch der Friede häuslichen Glückes erinnert ihn an die Ölzweige, welche sich fruchtbar und reich um den einen Stamm drängen: Deine Kinder sind wie Ölzweige um deinen Tisch her. - Aus "Kennst du das Land?" von L. Schneller 1889.
  Komm mit mir in den Olivenhain, so will ich dir zeigen, was die Vergleichung veranlasst haben mag. Sieh das sinnige Bild! Der alte, bald zum Absterben verurteilte Baum hier ist, wie du siehst, von einer Anzahl junger, kräftiger Schosse umgeben, die alle aus der Wurzel des ehrwürdigen väterlichen Stammes hervorgegangen sind. Es ist, als beschützten und umarmten sie ihn und hielten ihn aufrecht, ja wir können uns sogar denken, dass sie nunmehr die Last von Früchten tragen, die man sonst von dem altersschwach gewordenen Vater fordern würde. So vereinigen sich brave, liebreiche Kinder um den Tisch des Rechtschaffenen. Ein jedes trägt etwas bei zu dem gemeinsamen Glück und zu dem Wohle des Ganzen - ein lieblicher Anblick, mit dem Gott die Augen eines jeden meiner Freunde erquicken möge. W. M. Thomson 1881.
  Das Menschenkind ist von Natur, ohne die veredelnde Wirkung der Gnade, ein wilder Ölbaum (Röm. 11,17), und das Bestreben der meisten Eltern geht nur darauf, diesen wilden Ölbaum zu pflegen. Welcher Eifer, wieviel Sorge und Mühe wird da oft auf die Ausbildung von allerlei Fähigkeiten verwandt, die, so anziehend sie sein mögen, doch nur die verwelkenden, keine edlen Früchte zeitigenden Blüten dieses wilden Ölbaums sind. Richard Cecil † 1810.


V. 4-6. Wie Haman wollte, dass man ausrufen solle: So wird man tun dem Manne, den der König gerne ehren will (Esther 6,7.11), so verkündigt der Psalmist hier feierlich: Siehe, also wird gesegnet der Mann, der den HERRN fürchtet. Gesegnet wird er sein in seinem Weibe, gesegnet in seinen Kindern, gesegnet in seiner Arbeit und all seinem Hause. Doch soll er an Segnungen noch höherer Art Anteil haben, V. 5 f. Manchmal kann ein gottseliger Mann bei all dem Reichtum an Familien-Segnungen, der ihm zuteilwird, doch sein Herz nicht stillen, weil die Gemeinde des HERRN in Nöten ist. Die Freude an der Gottesstadt geht ihm über alle, auch die edelsten irdischen Freuden (vergl. Ps. 137,6); so kann er denn, wenn Zion trauert, auch nicht anders als traurig sein, ob sein eigenes Haus auch voller Freude ist. Manchmal hinwiederum hat ein Mann in seiner Familie so viel Trübsal und Kummer, dass er seufzen muss, auch wenn Jerusalem sich freut und Zion fröhlich ist. Wenn der Gottesfürchtige aber lauter Segen schauen darf, sowohl in seiner Familie als auch in Zion, o wie wird sein Herz dann voll Freude, wie vollkommen ist dann sein Glück - und siehe, also wird gesegnet der Mann, der den HERRN fürchtet! Joseph Caryl † 1673.


V. 5. Dass du sehest das Glück Jerusalems usw. Es würde ein sehr töricht Ding sein, wenn das Glied des Leibes nur das begehren würde, was ihm selber nützlich wäre, und darüber das Wohl des Ganzen vernachlässigt würde. Weil wir so ungemein geneigt sind, in dieser Hinsicht zu irren, fügt der Prophet in dem Bilde des gesegneten Gottesfürchtigen die häuslichen Segnungen und das gemeine Wohl der Gemeinde des HERRN so zusammen, dass wir deutlich sehen, beides gehört zueinander und darf nicht getrennt werden. Jean Calvin † 1564.


V. 6. Die Gottesfurcht oder wahre Frömmigkeit ist ebenso günstig für lange Lebensdauer wie für ein glückliches Leben. Sie verlängert das Leben, indem sie eben jenen Übeln entgegenwirkt, die darauf ausgehen, die Dauer des menschlichen Lebens zu verkürzen. Der Krieg z. B., wie viele rafft er in der besten Kraft hinweg! Noch viel größer ist die Zahl derer, die der Alkohol und dessen Gefolge in ein frühes Grab senkt. Die Menschen leben in den christlichen Ländern länger als in Heidenlanden. Es ist eine unmittelbare Wirkung wahrer Gottseligkeit, die Lebensdauer zu erhöhen. N. Mac Michael 1860.
  Aller Segen des Einzelnen kommt von dem Gott des Heils, der in Zion Wohnung gemacht hat, und vollendet sich im Miterleben des Wohlergehens der Heiligen Stadt und der Gesamtgemeinde, deren Zentrum sie ist. Ein neutestamentliches Lied würde hier die Aussicht auf das jenseitige Jerusalem öffnen. Aber der dem Alten Testament aufgeprägte Charakter der Diesseitigkeit lässt das nicht zu. Die Verheißung lautet nur auf diesseitige Teilnahme am Wohle Jerusalems (Sach. 8,5) und langes Fortleben in Kindeskindern und ruft in diesem Sinne auf Israel in allen seinen Gliedern und allerorten und zu allen Zeiten fürbittend Frieden hernieder. Prof. Franz Delitzsch † 1890.


Homiletische Winke

V. 1. Der Psalmist preist in diesem Vers jeden glücklich, der den HERRN fürchtet. Wird seine Behauptung nicht durch die Sprache der Tatsachen widerlegt? Nicht nur das Urteil der Welt ist oft das gerade Gegenteil, auch für den Gottesfürchtigen selbst ist hier ein Knoten, an dessen Lösung mancher mühevoll gearbeitet hat, vergl. z. B. die Hiob Ansätze zur Lösung im Alten Testament, volle Lösung im Neuen Testament und in der Klarheit der Ewigkeit.
  Lasst uns betrachten: I. Die enge Verbindung zwischen der richtigen Gottesfurcht und richtigem Wandel. 1) Es gibt eine verkehrte, sklavische Furcht. Sie führt nicht zu einem Gehorsam rechter Art, denn dieser muss willig und fröhlich geleistet sein. 2) Hingegen wird die Furcht der Ehrerbietung und kindlichen Liebe unsere Füße sicher auf Gottes Wege richten, sie auf Gottes Wegen bewahren und zur Eile beflügeln. II. Das Glück des Menschen, bei dem beides vereint ist. 1) Es ist Lebensglück; das Leben wird dadurch gefördert und beseligt. 2) Es ist häusliches Glück. Wo das Haupt der Familie gottselig ist, da ist die erste Bedingung erfüllt, dass das Haus eine Stätte des Friedens werde. 3) Es ist das Glück, ein Segen sein zu dürfen in dem engeren und weiteren Kreis der Wirksamkeit. 4) Es ist das tief empfundene Glück des Herzens, in der Gemeinschaft mit Gott zu leben. 5) Und das alles ist nur das Vorspiel zu dem ewigen Glück des Himmels. John Field 1885.
V. 2. 1) Die Arbeit ist ein Segen für den Gottesfürchtigen. 2) Die Fruchtbarkeit seiner Arbeit ist eine Wirkung des göttlichen Segens. 3) Der Genuss der Frucht seiner Arbeit ist ein weiterer Segen. W. H. Page 1885.
  Irdisches Wohlergehen. 1) Seine Quelle: Gottes Segen. 2) Der Kanal, durch den uns dieser Segen zuströmt: unsere Arbeit. 3) Das Maß, in dem uns irdischer Segen verheißen ist: dass wir uns und die Unsern von unserer Arbeit nähren. Ein Mehr geht über die Verheißung hinaus. (Doch sagt das Sprichwort mit Recht: "Fleiß hat immer was übrig" - auch zum Wohltun.) 4) Der Genuss. Es ist uns erlaubt, die Frucht unserer Arbeit zu genießen.
  Gottselige Fröhlichkeit. 1) Sie ist eine Folge des göttlichen Segens. 2) Sie erwächst aus der rechten Stellung zu Gott (V. 1). 3) Sie kommt nach ernster, treuer Arbeit. 4) Sie ist ein Vorgeschmack des Himmels.
V. 3. Der Kindersegen. 1) Die Kinder um unseren Tisch her. Sie verursachen Kosten und Sorgen, legen uns Verantwortlichkeit auf, doch überwiegt die Freude. 2) Die Kinder gleich jungen Ölbäumchen: lebenskräftig, der Reihe nach gepflanzt, heranwachsend, um an unsere Stelle zu treten, Frucht verheißend zum Nutzen der Menschen (Verwendung der Oliven und ihres Öls zur Speise und Arznei, zur Erquickung und Erleuchtung) und zu Gottes Ehre (Öl für die heiligen Lampen).
  Ein vollständiges Familienbild: Hausvater, Frau, Kinder, das Haus, die inneren Gemächer, der Tisch. Wir sollten auf jedes, auf Personen und Sachen, Gottes Segen herabflehen, für jedes Gott danken und jedes in Gott wohlgefälliger Weise brauchen.
  Häusliches Glück ein besonderer Segen der Frömmigkeit. Man lege dar, wie die Frömmigkeit das häusliche Glück hervorbringt und erhält.
V. 5. Der Segen aus Zion. Siehe 4. Mose 6, 24-26.
  Zwei Segensströme. 1) Der Segen, der vom Hause Gottes auf unser Hans strömt. Das Hans Gottes steht in enger Beziehung zu unserer eigenen Errettung, Erbauung, Tröstung usw., desgleichen zu unserer Hoffnung auf die Bekehrung unserer Kinder, unseres Gesindes usw. Es ist die Stätte, wo unsere Kinder geistlich erzogen werden, wo sie segensreiche Freundschaften schließen usw. 2) Der Segen, der von unserem Hause auf Gottes Haus ausgehen soll. Persönliche Teilnahme an dem Wohl und Wehe der Gemeinde des HERRN, Gastfreundschaft, Mildtätigkeit, Dienen und Arbeiten für den HERRN usw. Die Mithilfe der Kinder an dem heiligen Werk. Der segensreiche Einfluss der gottseligen Frau als Gattin, Mutter, Hausfrau usw.
V. 5.6. Unser Alter wird ein glückliches sein, 1) wenn wir unser Leben in der Furcht Gottes zugebracht haben, 2) wenn unser Leben bis zu seinem Schlusse von Liebe umgeben ist, 3) wenn wir im Alter noch ein warmes Herz für Gottes Sache haben. W. H. Page 1885.
V. 6b. Friede in der Gemeinde des HERRN. Wie köstlich er ist, woher er quillt, was ihn stört und was ihn fördert, und welch edle Früchte er zeitigt.