Psalmenkommentar von Charles Haddon Spurgeon
PSALM 35 (Auslegung & Kommentar)
Überschrift
(Ein Psalm) Davids. Weiteres sagt uns die Überschrift nicht; der Inhalt des Psalms berechtigt uns jedoch anzunehmen, dass David dieses Gebet in jenen trüben Zeiten verfasst habe, als Saul ihn über Berg und Tal jagte und die Schmeichler des wutschnaubenden Kronenträgers das unschuldige Opfer seines Zornes verleumdeten; oder aber der Psalm stammt aus den späteren Tagen Davids, als der Ausfuhr tobte. Der Beter erscheint hier als ein Mann von kühnem Mut und reinem Gewissen, der aber durch die Verfolgungswut und die Bosheit seiner Feinde aufs Äußerste gereizt ist; doch will er sich nicht selber rächen, sondern ruft Gott zur Vertilgung der Widersacher auf. Davids Gebet wird auch an den Feinden Christi einst noch schrecklich in Erfüllung gehen.
Einteilung. Klage, Gebet und Dankgelübde wechseln miteinander ab, und zwar dreimal nacheinander. Der erste Absatz umfasst V. 1-10, der zweite V. 11-18, der letzte V. 19-28. Jeder dieser Teile endet mit Lobes- und Dankesklängen.
Auslegung
1. | Herr, hadere mit meinen Widersachern; streite wider meine Gegner. |
2. | Ergreife Schild und Waffen, und mache dich auf, mir zu helfen. |
3. | Zücke den Spieß und schütze mich wider meine Verfolger! Sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Hilfe. |
4. | Es müssen sich schämen und gehöhnt werden, die nach meiner Seele stehen; es müssen zurückkehren und zuschanden werden, die mir übelwollen. |
5. | Sie müssen werden wie Spreu vor dem Winde, und der Engel des Herrn stoße sie weg. |
6. | Ihr Weg müsse finster und schlüpfrig werden, und der Engel des Herrn verfolge sie. |
7. | Denn sie haben mir ohne Ursache ihr Netz gestellt, zu verderben, und haben ohne Ursache meiner Seele Gruben zugerichtet. |
8. | Er müsse unversehens überfallen werden, und sein Netz, das er gestellt hat, müsse ihn fangen, und müsse drinnen überfallen werden. |
9. | Aber meine Seele müsse sich freuen des Herrn, und sei fröhlich über seiner Hilfe. |
10. | Alle meine Gebeine müssen sagen: Herr, wer ist deinesgleichen? Der du den Elenden errettest von dem, der ihm zu stark ist, und den Elenden und Armen von seinen Räubern. |
1. Herr, hadere mit meinen Widersachern. In diesem ersten Gebetswort stellt David den Kampf, den er mit seinen Widersachern hat, treffend als einen Rechtshandel dar und bittet Jahwe, die Sache seines Knechts selber zu führen. Wenn sie mich vor Gericht zu fällen suchen, so tritt du ihnen entgegen und schlage sie mit ihren eigenen Waffen. Davids Streit war Gottes Streit, darum konnte er also beten. Jeder Gläubige kann in den Kämpfen, die er um Christi willen hat, dasselbe Vorrecht genießen. Der Verkläger der Brüder (Off. 12,10) soll es mit dem Verteidiger der Gläubigen zu tun haben. Streite wider meine Gegner. Wenn meine Gegner zu der listigen Rechtsverdrehung die rohe Gewalttat fügen, so mache sie auch da zuschanden, indem du deine Kraft der ihrigen entgegensetzest. Der Herr Jesus ist den Seinen beides, ihr Rechtsbeistand und ihr Vorkämpfer. Was immer sie für Hilfe nötig haben, sie wird ihnen durch ihn zuteil; und auf welche Art immer sie angegriffen werden mögen, sie werden von ihm aufs Beste verteidigt. Lasst uns denn unsre Sache vertrauensvoll in des Ewigen Hände legen! Nichts ist es mit aller Menschenhilfe; aber wenn der Herr für uns eintritt, wird alle Macht der Menschen und der Hölle zuschanden. Was der Psalmdichter hier als Gunst für sich erbittet, dürfen wir als eine für alle Gläubigen gültige Verheißung ansehen: Vor Gericht sollen sie einen göttlichen Sachwalter, im Kampfe göttlichen Schutz haben.
2. Ergreife Schild und Waffen1, und mache dich auf, mir zu helfen, wörtl.: als meine Hilfe. In lebhafter Bildersprache schildert der Dichter Jahwe als einen Kriegshelden, der seine volle Rüstung anlegt und so gerüstet zwischen seinen Knecht und dessen Feinde tritt. Was David vor allem bedarf, ist Schutz, Schutz im Großen und Ganzen und Schutz in kleinen Dingen; darum hebt er den Begriff des Schildes doppelt hervor, indem er zu dem kleinen Schilde noch den großen, den ganzen Leib deckenden Türschild fügt. Ungestüm fordert er Jahwe auf, sich aufzumachen, mit Tatkraft und Eifer seinem Knecht in der Stunde der Gefahr zu Hilfe zu eilen. Diese ganze dichterische Schilderung zeigt, wie lebhaft sich der Psalmsänger das Dasein und die Macht Gottes vergegenwärtigte. David hatte einen persönlichen, lebendigen, tatkräftigen und allnahen Gott, der sich treu der bedrängten Seinen annimmt.
3. Zücke den Spieß und versperre meinen Verfolgern den Weg, indem du ihnen entgegentrittst. (Grundtext nach der wahrscheinlichsten Deutung. 2 Noch ehe die Feinde zum Angriff kommen, kann Jahwe sie wie mit einem langen Speer abwehren. Wenn die drohende Not und Gefahr durch Gottes Güte von uns abgehalten wird, so ist das keine geringe Liebeserweisung. Wie etwa ein gewaltiger Kriegsheld einen Engpass versperrt und so den Feind zurückhält, bis es den schwächeren Kampfgenossen gelungen ist zu entkommen, so hält auch der Herr oft die Widersacher des Gläubigen hin, bis dieser Atem geschöpft hat oder den Feinden entronnen ist. Er gibt den Feinden Zions oft etwas anderes zu tun und verschafft dadurch seiner Gemeinde Ruhe. Wie kraftvoll und den Glauben stärkend ist doch dieses Bild: Jahwe, den Feinden den Weg versperrend und sie mit seiner Lanze im Schach haltend, so dass der gehetzte Gottesknecht Zeit gewinnt, ihrer Verfolgung zu entschlüpfen. Sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Hilfe! Der Herr vermag noch mehr, als den Angriff des Feindes abzuschlagen; er ist auch im Stande, das Gemüt seines Knechts völlig zu stillen, indem er ihn aus seinem Munde die ausdrückliche Versicherung hören lässt, dass er unter den Flügeln des Allmächtigen wohl geborgen sei und es immer sein werde. Während man im Schmelztiegel der Anfeindung ist, die innere Überzeugung zu haben, dass man, weil unter Gottes Schutz, unbedingt sicher sei, ist über alles köstlich. Ein einziges Wort aus des Herrn Munde beschwichtigt alle unsre Furcht.
4. Es müssen sich schämen und gehöhnt (zuschanden) werden, die nach meiner Seele stehen. Es liegt nichts Boshaftes und Schadenfrohes darin, wenn der Psalmist begehrt, dass Schmach und Schimpf die Ruchlosen treffe, die ihm nach dem Leben trachten, der Verleumdete bittet damit einfach, dass ihm sowie seinen Feinden Gerechtigkeit widerfahre, und dieses Verlangen ist natürlich und zumindest entschuldbar, wenn wir als Kinder des neuen Bundes dem Psalmisten darin auch nicht nachahmen werden. Er wird dabei nicht vom Geist persönlicher Rachsucht geleitet; es ist vielmehr der gute Geist Gottes, der hier durch David die ewige Schmach und Schande aller derer, die die Gerechten hassen, voraussagt. Schmachvolle Enttäuschung soll in der Tat den Feinden des Evangeliums zuteil werden, und selbst der zartfühlendste Christ würde es nicht anders haben wollen. Sofern sie Menschen sind mit unsterblichen Seelen, lieben wir die Sünder und suchen ihr Bestes; aber wenn wir sie als die Feinde Gottes betrachten, können wir nicht anders als mit Abscheu an sie denken und haben wir den redlichen Wunsch, dass sie mit allen ihren Anschlägen zuschanden werden mögen. Kein treuer Untertan kann Aufrührern wohlwollen. Unvernünftige Sentimentalität mag sich an der strengen Sprache, die hier geführt wird, stoßen; aber alle Rechtgesinnten können nicht anders, als in ihren Herzen den Unheilstiftern Vereitlung aller ihrer gottlosen Absichten wünschen.
5.6. Sie müssen werden wie Spreu vor dem Winde. Sie waren beim Angriff schnell genug; lass sie nun auch im Fliehen eben so schnell sein. Mögen die bösen Vorahnungen, die aus ihrem eignen Herzen aufsteigen, und die Unruhe ihres Gewissens sie so alles Mannesmuts berauben, dass sie beim geringsten Trübsalswind nach allen Seiten auseinander schnellen. Die Gottlosen sind von nichtsnutzigem Charakter und von leichten Sitten; sie haben weder sittlichen Gehalt noch Widerstandskraft. Es ist nur gerecht, wenn sie, die sich selber zu Spreu gemacht haben, auch als solche behandelt werden. Wie schrecklich wird es für die Verworfenen sein, wenn sich dieser Fluch an ihnen erfüllt und sie nun ewig ohne Rast und Ruh, ohne Frieden und ohne Halt von Furcht zu Furcht und von Elend zu Elend gejagt werden! Und der Engel des Herrn verfolge sie! (V. 6 b, siehe unten die Anm.) Der Engel Jahwes wird selber diese Sturmesmacht sein, die sie hinwegfegt. Von rächenden Geistern verfolgt zu werden, wird das Los derer sein, die am Verfolgen der Frommen ihre Lust gehabt haben. Man beachte, wie anschaulich die ganze Schilderung ist; Der grimmige Feind wird erst zurückgehalten (V. 3a Grundtext), dann zum Zurückweichen gebracht (V. 4b), dann zu wilder Flucht getrieben und von dem Gerichtsengel gejagt, vor dem es kein Entrinnen gibt (V. 5). Der folgende Vers vervollständigt das grausige Bild; Der Weg des Feindes führt ins Finstere und Schlüpfrige, und dort vollendet sich das Gericht, indem der Engel des Herrn den Gottlosen niederstößt.
Ihr Weg müsse finster und schlüpfrig werden. Was für Schrecknisse sind hier beisammen! Kein Licht, kein Halt und auf den Fersen ein grimmiger Rächer! Welch schreckliches Schicksal ist den Feinden Jahwes bestimmt! Heute mögen sie rasen und wüten, aber wie verändert wird binnen kurzem ihr Zustand sein! Und der Engel des Herrn stürze sie. (V. 5b. 3 Wie einst im Roten Meer der Engel des Herrn die Räder von den Streitwagen Pharaos abspringen ließ, so dass diese umfielen und die Ägypter den Fluten nicht entrinnen konnten, so wird sich an allen Widersachern des Volkes Gottes ein furchtbares Gericht vollziehen: Das Ende wird sein, dass sie niedergestoßen werden und in Nacht und Grauen umkommen. Wehe, wehe, wehe denen, die Gottes Augapfel antasten; ihr Untergang kommt schnell und sicher.
7. In diesem Vers bringt der Psalmdichter gegen die Diener des Satans seine Anklage vor, durch die diese aufs Schwerste belastet werden. Denn sie haben mir ohne Ursache - ohne dass ich ihnen irgendein Unrecht zugefügt oder sie angegriffen oder gereizt habe, vielmehr aus reiner Bosheit - heimlich ihr Netz gestellt, haben ohne Ursache meiner Seele eine Grube gegraben4, wie die Jäger das Wild mit List und Trug zu fangen suchen. Wie oft schon sind Unschuldige in heimlichen Fallen gefangen worden, in die sie eben so arglos hineingestürzt sind wie Tiere, die in gut überdeckte Gruben versinken, und sind, ehe sie sich’s versahen, in ein Netz verstrickt worden, das sie unbarmherzig gefesselt hielt. Es ist nichts Geringes, wenn jemand sich der Überzeugung erfreuen darf, dass er die Feindschaft, die ihn bestürmt, in keiner Weise verdient, nicht durch irgendwelche absichtliche Beleidigung verursacht hat. Zweimal bezeugt David in diesem einen Verse, dass seine Widersacher ohne Ursache gegen ihn Ränke geschmiedet haben. Netze heimlich stellen und Gruben graben erfordert Zeit und Mühe; beides wenden aber die Gottlosen mit Freuden auf, wenn sie damit die Frommen stürzen zu können hoffen. Offener Krieg gebührt ehrbaren Männern, aber die Feinde der Gemeinde des Herrn ziehen gemeine Ränke und Schliche vor und beweisen damit, welchem Stamme sie entsprossen sind. Wir alle müssen beständig auf der Hut sein; denn Schlingen und Fallgruben zu legen, ist noch immer die Kampfesweise, die die bösen Mächte jeder andern vorziehen.
8. Er müsse unversehens überfallen werden, Grundtext Es treffe ihn Verderben, ohne dass er’s ahnt. Diese schauerliche Verwünschung geht sehr oft in Erfüllung. Gottes Gerichte vollziehen sich nicht selten plötzlich und auf ganz merkwürdige Weise. Der Tod tritt, ohne anzuklopfen, in des Verfolgers Haus. Der Donnerkeil des Gerichts fährt unversehens hernieder; - ein schrecklicher Krach und die Gottlosen liegen für immer zerschmettert am Boden. Und sein Netz, das er gestellt hat, müsse ihn fangen; ins Verderben stürze er hinein.5 Es gibt bei Gott eine lex talionis ein Gesetz der Wiedervergeltung, dessen Wirkungen man oft mit Händen greifen kann. Die Menschen stellen Fallen und klemmen ihre eignen Finger darin; sie werfen Steine in die Höhe und diese fallen ihnen selber aus den Kopf. Wie oft überlistet Satan sich selbst und verbrennt sich die Finger an dem Feuer, das er für andre angezündet hat! Das wird ohne Zweifel eine der Ursachen sein, die die Hölle zwiefach unerträglich machen, dass die Menschen sich selber mit eben dem quälen werden, was sie einst mit boshafter Lust für andere erdacht hatten. Sie fluchen und fühlen die Flüche auf sich selber lasten; sie locken wider den Stachel und verwunden sich selbst; sie speien Feuer und Flammen und verbrennen sich selber innen und außen.
9. Aber meine Seele wird6 sich freuen (frohlocken) des Herrn. David sieht im Glauben sich befreit und die Feinde vernichtet und fühlt schon freudigen Dank sein Herz erfüllen. Er schreibt alle Ehre dem gerechten Richter zu, der den redlichen Herzen eine Befreiung schafft, und denkt nicht daran, seiner eigenen Tapferkeit und Heldenkraft den Weihrauch des Ruhmes zu opfern. Er kehrt sich von den Gegnern zu seinem treuen Gott und findet in Jahwe eine tiefe, durch nichts gestörte Freude, über der seine Seele aufjubelt. Und wird fröhlich sein über seiner Hilfe. Wir triumphieren nicht darüber, dass andre untergehen, sondern über die Errettung, die uns von Gott geschenkt wird. Gebetserhörungen sollen uns zu lobpreisendem Dank aufrufen. Es wäre gut, wenn wir unsere heilige Freude auch äußerlich mehr kundtäten; denn wir berauben Gott dessen, was ihm gebührt, wenn wir die Wallungen des Dankes im Herzen unterdrücken.
10. Als ob die Zunge zu schwach wäre, das Lob Gottes würdig zu singen, lässt David alle seine Glieder zu einem Chor lobpreisender Stimmen werden; Alle meine Gebeine müssen sagen; Herr, wer ist deinesgleichen? Der ganze wunderbare Organismus seines Körpers soll von Dank erklingen. Diese Gebeine, die die Feinde vergeblich hatten zerschmettern wollen (vergl. Ps. 34,21), sollen nun Gott preisen; jedes einzelne Glied soll ihm die Ehrenerweisung darbringen, indem es die unvergleichliche Herrlichkeit Jahwes, des Retters seiner Auserwählten, preist. Und wenn ich vor übergroßem Elend nur noch Haut und Knochen wäre, so soll doch dies Gerippe noch dich, Herr, preisen, der du den Elenden errettest von dem, der ihm zu stark ist, und den Elenden und Armen von seinen Räubern (wörtl. Einzahl: von dem, der ihn ausraubt). Gott ist der ritterliche Beschützer und Verteidiger aller Unterdrückten. Ihm, der so voller Herablassung, Gerechtigkeit, Freundlichkeit, Macht und Mitleid ist, sollen die erhabensten Lobgesänge ertönen. Lieber Leser, bist du nicht auch von Sünde, Tod und Satan, die dir zu stark waren, befreit worden und willst du nicht deinen Erretter preisen? Du warst elend und arm, warst hilflos den Räubern preisgegeben; da kam der Erlöser zur guten Stunde und machte dich los. O so lobe heute den Herrn und rühme seinen heiligen Namen!
11. | Es treten falsche Zeugen auf, die zeihen mich, des ich nicht schuldig bin. |
12. | Sie tun mir Arges um Gutes, mich in Herzeleid zu bringen. |
13. | Ich aber, wenn sie krank waren, zog einen Sack an, tat mir wehe mit Fasten und betete von Herzen stets; |
14. | ich verhielt mich, als wäre es mein Freund und Bruder; ich ging traurig wie einer, der Leid trägt über seiner Mutter. |
15. | Sie aber freuen sich über meinen Schaden und rotten sich; es rotten sich die Hinkenden wider mich ohne meine Schuld; sie zerreiben und hören nicht auf. |
16. | Mit denen, die da heucheln und spotten um des Bauchs willen, beißen sie ihre Zähne zusammen über mich. |
17. | Herr, wie lange willst du zusehen? Errette doch meine Seele aus ihrem Getümmel, und meine einsame von den jungen Löwen. |
18. | Ich will dir danken in der großen Gemeinde, und unter vielem Volk will ich dich rühmen. |
11. Es treten falsche Zeugen auf. Das ist eine bei den Ruchlosen von alters her beliebte Tücke und wir dürfen uns nicht wundern, wenn sie, wie einst gegen unseren Meister, genauso auch gegen uns angewandt wird. Es fanden sich stets Leute, die gemein genug waren, gegen David ausdachte Anklagen zu erheben, um sich bei Saul dadurch in Gunst zu setzen. Wovon ich nichts weiß (mir nichts bewusst bin), fragen sie mich (aus). (Grundtext) Es war ihm nie in den Sinn gekommen, sich wider Saul zu empören, und er hatte unter den schwersten Umständen fast ängstlich an der Untertanentreue festgehalten. Dennoch suchten sie ihn durch allerlei verfängliche Fragen in ihr Netz zu verstricken, um ihn der Verschwörung gegen den Gesalbten des Herrn beschuldigen zu können. Sie suchten ihm durch ihre Kreuz- und Querfragen ein Eingeständnis der Schuld abzupressen, und doch war er nicht bloß unschuldig, sondern hatte nie auch nur einen Augenblick daran gedacht, die ihm zur Last gelegten Verbrechen zu begehen. Wohl uns, wenn unsre Hände so rein sind, dass auch keine Spur von Schmutz an ihnen haftet.
12. Sie tun mir Arges um Gutes. Das ist teuflisch; aber die Menschen gehen bei dem Erzbösewicht mit ausgezeichnetem Erfolg in die Schule und verstehen es meisterhaft, seine Lebensregeln auszuüben. Kinderlosigkeit, d. h. wohl: Vereinsamung, Verlassenheit, wurde meiner Seele (Teil). (Grundtext) Das war für David ohne Zweifel etwas vom Schwersten, dass er durch das Unglück, das die Feinde über ihn gebracht hatten, von allen denen getrennt war, die ihm einst Liebe erwiesen hatten. Delitzsch sagt: "Nicht allein, dass David seine Eltern nach Moab hatte flüchten müssen, auch Michal war ihm entrissen, Jonathan entzogen, entfremdet alle diejenigen an Sauls Hofe, die bisher die Gunst und Freundschaft des hochbegabten und hochgeehrten königlichen Schwiegersohns gesucht hatten."
13. Wie grell stach das Benehmen der Feinde von demjenigen ab, das David ihnen gegenüber bewiesen hatte. Ich aber, wenn sie krank waren, zog einen Sack, d. i. ein härenes Trauergewand,7 an. David hatte ein mitfühlendes Herz; er hatte herzlichen Anteil genommen, wenn Saul krank war oder sonst ein Leiden hatte (wofür die Krankheit hier wohl als Beispiel steht), und hatte Trauerkleider angezogen, als ob Saul ihm ein eng verbundener, teurer Freund wäre. Sein Herz war voll von Leid um seinen Gebieter und eben solche Liebe hatte er oft auch andern erwiesen, die ihm jetzt so schändlich vergalten. Tat mir wehe mit Fasten. Er kasteite seine Seele (wörtl.) für seine Feinde; er nahm im Überschwang der Liebe ihre Schuld auf seine eigenen Schultern, bekannte sie und demütigte sich ihrethalben, als wäre es seine eigene. Darin zeigte sich, wie hochherzig David war; umso schändlicher aber erschien die Gemeinheit dieser Elenden, die ihn jetzt so grausam verfolgten. Und mein Gebet kehrte in meinen Busen zurück. (Grundtext8 Er betete für seine Feinde! Aber ihnen fruchtete sein Gebet nichts. Dennoch ist kein ernstliches Gebet je verloren; gereicht es denen nicht zum Segen, für die es fleht, so kehrt es als Segen zu dem Fürbittenden selber zurück. Nicht immer rieseln die Wolken als befruchtende Schauer an dem Orte nieder, von wo die Dünste aufgestiegen sind, aber irgendwo kommen sie nieder; und so ergießen sich aus unseren Fürbitten, sei es über andere, sei es über uns selbst, Ströme des Segens. Findet unsere Taube keinen Ort, da ihr Fuß ruhen kann, so flüchtet sie an unseren Busen zurück, mit einem Ölblatt des Friedens im Munde. - Wie scharf zieht sich durch den ganzen Psalm der Gegensatz zwischen dem Gerechten und dessen Feinden. Auch wir dürfen die Scheidelinie nicht verwischen.
14. Ich hielt mich (wörtl.: ging einher), als wäre es mein Freund und Bruder, der da litt. In feierlich langsamem, leisem Schritt ging er einher; denn er empfand tief für den Leidenden. Vielleicht haben wir dabei besonders an die Zeiten zu denken, da David am königlichen Hofe lebte und durch sein Harfenspiel den bösen Geist von Saul verscheuchte. Ich schlich gebeugt, im Trauerauszug (wörtl.), wie einer, der Leid trägt über seiner Mutter. Die Wucht des Schmerzes bückte ihn tief nieder; in dunklem Gewand, tränenvollen, ungewaschenen Antlitzes, Haar und Bart in wilder Unordnung, - so schlich er einher. Und das war keine Heuchelei, sondern es war das tiefe Mitleid, das in diesem Benehmen nach der Art der Morgenländer seinen natürlichen Ausdruck fand. Die Mutter gewinnt sich in der Regel die allertiefste Liebe und ihr Verlust wird am bittersten empfunden: solcherart war der Kummer, den David um den vom finstern Geist gequälten König empfand. Bei wie wenigen Gläubigen finden wir heute so tief gefühltes Mitleid! Und doch sollte unter dem Evangelium noch viel zärtlichere Liebe herrschen als unter dem Gesetz. Hätten wir mehr herzliche Liebe zu den Menschen und mehr Kummer um ihre zahllosen Leiden, so könnten wir viel nützlicher sein; jedenfalls wären wir dann dem Heiland ähnlicher. Solch innige Liebe würde uns auch zu treueren Betern machen.
15. Sie aber freuen sich, da ich nun wanke. (Grundtext) Dass ich am Zusammenbrechen bin, ist ihnen Wonne; ich bin in der größten Gefahr und Not, und sie stimmen Lieder an über meinen zu erwartenden Fall. Wie froh sind die Gottlosen, wenn sie einen guten Menschen wanken sehen! Jetzt, sagen sie, wird er stürzen, um nicht wieder aufzustehen! Und rotten sich. Sie sammeln sich um mich wie die Geier um ein verendendes Schaf. Sie sind darin eines Sinnes, dass sie sich an meinem Untergang freuen und au meinem Leid ergötzen; darum kommen sie zusammen, dies Fest zu feiern. Es rotten sich wider mich Herabgekommene und die ich nicht kenne. (Andere Übers.9 Solche, die die Peitsche verdienten, Elende, deren Fußsohlen die Bestrafung 10 nötig hätten, die kommen zusammen in Ecken und Winkeln; sie stecken die Köpfe zusammen, um Intrigen gegen mich zu ersinnen, und ihre Zungen, um Lügen und Lästerungen auf mich zu schleudern. Wie Hunde einen kranken Löwen anbellen, so höhnen und beschimpfen diese gemeinen Wichte nun den, dessen Name einst ihr Schrecken gewesen war. Die verkommensten Menschen eilten herbei, diese Rotte der Bösewichter zu vermehren. Wie einmütig sind die Ruchlosen; wie sind sie so von ganzem Herzen dabei, wo es gilt, dem Teufel einen Dienst zu tun, und keiner lehnt seine Dienste unter dem Vorwande ab, dass er keine großen Fähigkeiten habe! Sie zerreißen, nämlich mit Schmähreden, d. h.: sie lästern, und hören nicht auf. Es ist für verleumderische Menschen eine so wundervolle Arbeit, den guten Namen eines Biedermanns zu zerzausen, dass sie, wenn sie einmal daran sind, nicht leicht wieder aufhören. Eine Koppel Hunde, die ihre Beute zerfleischen, ist nichts im Vergleich zu einer Bande von Klatschmäulern, die den Ruf eines ehrenwerten Mannes durchhecheln. Dass die, die das Evangelium lieb haben, jetzt nicht wie in den Tagen der blutigen Maria und anderer Verfolger der Heiligen zerrissen, gefoltert und verbrannt werden, verdanken wir viel eher der göttlichen Vorsehung als der Milde der Menschen.
16. Wie Ruchlose, die da spotten um des Bauchs willen - oder wörtlicher (nach Delitzsch): In der Weise der Ruchlosesten unter den Kuchenwitzlingen - knirschen sie mit den Zähnen gegen mich. (Grundtext11 Gleich den Elenden, die aus dem Schwätzen ein Gewerbe machen und an der wohl besetzten Tafel über alles und jeden ihre boshaften Witze ergießen; gleich profanen Schmarotzern und Tellerleckern, denen die Ehre ihres Nächsten um einen Leckerbissen oder auch nur um ein Stück Brot feil ist, machten sie sich ein Geschäft daraus, über David Spott und Schimpf auszugießen, um sich an Sauls Tisch den Bauch füllen zu können. Nicht aus Übermut, sondern aus Niederträchtigkeit taten sie es. Neben den eigennützigen Absichten war es ihr Hass gegen David, der sie über ihn mit den Zähnen knirschen ließ: sie hatten bitteren Groll gegen den Sohn Isais in ihrem Herzen, und zwar, weil er besser war als sie.
Mit vollem Recht hätte der Herr Jesus die Worte dieses Verses mit Bezug auf seine Person brauchen können. Lasst uns nicht übersehen, wie er, der von den Menschen Verworfene und Verachtete, hier nach dem Leben gezeichnet ist. Es ist uns, als träte uns der Golgathahügel und das wüste Volk, das sich dort ums Kreuz scharte, vor Augen.
17. Herr (Adonai), wie lange willst du zusehen? Ist’s möglich, dass du solchem Treiben untätig zuschaust, als nähmest du keinen Anteil an alledem, was man deinem Knecht zufügt? Ist dir denn alles gleich? Fragst du nichts danach, dass die Deinen umkommen? - Dürfen wir so mit dem Allherrn reden? Ja, er erlaubt seinen Knechten sehr freie Sprache, wenn diese nicht aus dem Geist des Murrens kommt. Es gibt für unsere Befreiung eine fest bestimmte Zeit; aber unserer Ungeduld scheint sie oft sehr langsam herbeizukommen. Dennoch hat die vollkommene Weisheit die Stunde der Hilfe festgesetzt und nichts wird sie verzögern. Errette doch meine Seele12 aus ihren (der Feinde) Verwüstungen. (Grundtext13 Lässt du noch weiterhin meine Widersacher gewähren, so werden die Verstörungen, die jetzt über meine Seele ergehen, diese, d. h. mein Leben, völlig vernichten. Darum führe meine Seele zurück (wörtl.) aus dem Verderben, das sie schon umschlungen hat, rette sie, meine einzige (Grundtext14, von den jungen Löwen. Seine Feinde waren grimmig, listig und stark wie Löwen, die in der Vollkraft der Jugend stehen. Gott allein konnte ihn aus ihrem Rachen befreien: Zu ihm fleht er daher um Hilfe.
18. Ich will dir danken (dich preisen) in der großen Gemeinde. Wird uns eine außerordentlich große Befreiung zuteil, so verpflichtet uns die Dankbarkeit, es andern zu verkündigen und so den Preis des Herrn zu singen. Alle unsere Mitpilger sollen es wissen, wie gütig der Herr gegen uns gewesen ist. Dies Thema ist der größten Versammlung wert; die Erfahrungen der Gläubigen wären es würdig, dass das ganze Weltall zusammenkäme und sie hörte. Die meisten Menschen sorgen reichlich dafür, dass ihre Leiden und Kümmernisse bekannt werden; Gottes Kinder sollten ihre Gnadenerfahrungen zur Ehre des Herrn kundmachen. Und unter viel Volks will ich dich rühmen. Unter Freunden und Feinden will ich den Gott meines Heils verherrlichen. Lob, persönliches, öffentliches, unaufhörliches Lob sollte dem himmlischen König Tag um Tag als williger Tribut dargebracht werden. So geht Davids Gebet zum zweiten Mal in Lobpreis aus, wie es bei jedem Gebet der Fall sein sollte.
19. | Lass sich nicht über mich freuen, die mir ungerechtfertigt Feind sind, noch mit den Augen spotten, die mich ohne Ursache hassen! |
20. | Denn sie trachten Schaden zu tun, und suchen falsche Anklagen gegen die Stillen im Lande; |
21. | und sperren ihr Maul weit auf gegen mich und sprechen: "Da, da! Das sehen wir gerne." |
22. | Herr, du siehest’s, schweige nicht; Herr, sei nicht ferne von mir! |
23. | Wache auf, wache auf zu meinem Recht und zu meiner Sache, mein Gott und Herr; |
24. | Herr, mein Gott, richte mich nach deiner Gerechtigkeit, dass sie sich über mich nicht freuen. |
25. | Lass sie nicht sagen in ihrem Herzen: "Da, da! Das wollten wir." Lass sie nicht sagen: "Wir haben ihn verschlungen." |
26. | Sie müssen sich schämen und zuschanden werden alle, die sich meines Übels freuen; sie müssen mit Schande und Scham gekleidet werden, die sich gegen mich rühmen. |
27. | Rühmen und freuen müssen sich, die mir gönnen, dass ich Recht behalte, und immer sagen: Der Herr sei hochgelobt, der seinem Knechte wohl will. |
28. | Und meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen. |
19. Lass sich nicht über mich freuen, die mir ungerechtfertigt (unter erlogenem Vorwand) Feind sind. David betet aufrichtig, dass seine Widersacher, wie sie für ihre Feindschaft keinen Grund haben, so auch keinerlei Grund haben mögen, über ihn zu frohlocken, was der Fall sein würde, wenn er in Torheit oder Sünde fiele oder in die Hand seiner Feinde gegeben würde. Noch mit den Augen spotten, die mich ohne Ursache hassen. Die Augen zusammenkneifen (wörtl.), d. h. mit den Augen zwinkern, blinzelt, einander zuwinken, das ist wohl eine niedrige Gebärde des Spottes, mit der die Gottlosen sich gegenseitig Glück wünschten, dass das Opfer ihres Hasses endlich dem Verderben anheim gegeben sei, und mit der sie zugleich ihrer Verachtung gegen ihn Ausdruck gaben. Hass erzeugen ist das Kennzeichen der Gottlosen, ihn unschuldig erleiden das Los der Gerechten. Gott ist seinem ureigensten Wesen nach der Beschützer aller, die Unrecht leiden, und der Feind aller Bedrücker.
20. Denn sie reden nicht (was zum) Frieden (dient). (Grundtext) Sie lieben den Frieden nicht; wie können sie denn "Frieden reden?" Sie sind selber solche Störenfriede, dass sie sich gar nicht denken können, dass andere den Frieden lieben. Der Mund geht über von dem, wovon das Herz voll ist. Streitsüchtige Menschen beschuldigen stets andere der Streitlust. Und suchen falsche Anklagen gegen die Stillen im Lande, wörtl.: Und gegen die Stillen im Lande ersinnen sie trügerische Worte. David wäre gern ein ruhiger Bürger gewesen; aber sie taten alles, um aus ihm einen Aufwiegler zu machen. Nichts konnte er recht machen; jede seiner Handlungen wurde missdeutet. Es ist ein alter Kniff des Feindes, gute Menschen zu brandmarken, als ob sie Anstifter von Aufruhr wären, obwohl sie stets harmlose Lämmer unter Wölfen sind. Wer andere in Schaden und Schande bringen will, kann es schnell tun. Gewissenlose Parteihäupter brachten es sogar zu Stande, Jesus anzuklagen, als ob er den Kaiser stürzen wollte; wie viel mehr wird man seine Anhänger solcher Dinge beschuldigen! Auch heute noch werden diejenigen, die sich für die Kronrechte ihres Königs Jesus wehren, mit allen erdenklichen Anklagen überhäuft.
21. Und sperren ihr Maul weit auf gegen mich, - als wollten sie mich verschlingen. Sie sprachen große Lügen aus; dazu bedurften sie in der Tat eines großen Mauls. Sie setzten ihrem ehrlosen Verdächtigen weder Maß noch Ziel und trieben den Handel mit Lügen im Großen, nach dem alten Sprichwort: Calumniare audacter, semper aliquid haeret, d. h.; Verleumde nur unverzüglich, etwas bleibt immer hängen. Und sprechen; "Ha, Ha! Wir haben’s mit eigenem Auge gesehen!" (Grundtext15 Es macht ihnen ungeheure Freude, wenn sie an ihrem Nächsten einen Fehler entdecken können oder ihn im Unglück erblicken. Leichten Sinnes schwören sie, mit eigenem Auge Unrecht gesehen zu haben, wo doch kein Unrecht war. Die Bosheit hat nur ein Auge; sie ist blind gegen alle Tugenden dessen, den sie hasst. Was man sehen will, kann man meist auch sehen. Wer Flecken im Auge hat, sieht Flecken auch in der Sonne. Wie ähnelt der Mensch einem Esel, wenn er über eines anderen Unglück ein Geschrei erhebt, und wie sehr einem Teufel, wenn er mit Hyänenlachen sich über den Fehltritt eines rechtschaffenen Mannes lustig macht! Bosheit ist Verrücktheit, und wenn sie ein Fest feiert, so überbietet sie in Reden und Gebärden selbst die Launen und Torheiten eines Hofnarren.
22. Du hast’s gesehen, Herr. (Grundtext) Welch ein Trost! Unser himmlischer Vater weiß um alle unsre Not. Gottes Allwissenheit ist das Licht, das dem Gläubigen auch in der dunkelsten Nacht leuchtet. Ein Vater kann nicht lange zusehen, wie sein Kind gequält wird. Sollte Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten? (Lk. 18,7.) Schweige nicht! Rüge die Feinde; sie sind ja sowohl deine als auch meine Widersacher. Ein Wort deiner Allmacht genügt. Rechtfertige meine Unschuld und tröste mein Herz. Herr (Adonai), sei nicht ferne von mir! Im Feuerofen wandle du mit mir, am Pranger stehe mir zur Seite. Die süße Empfindung der Nähe Gottes ist die köstlichste Stärkung derer, die Verfolgung leiden, wie es anderseits ihr tiefster Jammer wäre, wenn sie Gott von sich fern wüssten.
23. Wache auf. Zeige deine Kraft. Beweise, dass du solchen Niederträchtigkeiten nicht gleichgültig zusiehst. Und wache auf zu meinem Recht. Nimm das Zepter und setze dich auf den Richterstuhl, dem Recht zum Sieg zu helfen und die Bedrückung zu rächen. Zögere nicht, wie es schläfrige Menschen tun. Und zu meiner (Streit-) Sache, mein Gott und Herr (Adonai). David macht sein trautes Verhältnis zu seinem Gott und Meister geltend; er klammert sich mit beiden Händen an den Allherrn des Himmels und der Erde als an seinen Gott fest; er übergibt seine Sache dem gerechten Richter. Er bittet, dass sein Rechtsstreit vor Gericht komme, seine und der Feinde Anklagen gehört und untersucht und das Urteil gefällt werden möge. Wohl dem, dessen Gewissen so rein ist, dass er sich so auf Gottes Bericht berufen kann.
24. David wiederholt die Aufforderung an den himmlischen Richter, seinen Rechtshandel zu entscheiden. Schaffe mir Recht nach deiner Gerechtigkeit, Herr, mein Gott, und lass sie nicht sich über mich freuen. (Grundtext) Er weiß, dass es mit der Freude derer, die ihn so frevelhaft beschuldigen, schnell aus sein wird, sobald die unparteiische Gerechtigkeit die Sache in die Hand nimmt. All das Unrecht der Unterdrücker, all der Hohn der Stolzen, all das Gesichterschneiden der Narren, - alles wird ein Ende haben, wenn der gerechte Gott sich auf den Richterstuhl setzt.
25. Dass sie nicht sagen in ihrem Herzen; "Da, da! Das wollten wir. " Lass sie nicht sagen: "Wir haben ihn verschlungen!" Gewähre ihnen ihre Mordlust nicht. Lass sie bitter enttäuscht werden, indem du ihnen die Beute in dem Augenblick entreißest, da sie sie verschlingen wollen. Die Auserwählten sind ein zu kostbarer Bissen für die Feinde des Herrn. Gott wird seine Schafe nicht dem Rachen der Wölfe überlassen. Gerade wenn die Verfolger ihre Pfeifen schon an die Lippen setzen, um den Sieg zu feiern, wird sich ihr Lachen in Weinen verkehren. Sie sind ihrer Sache ganz gewiss und prahlen gewaltig; aber sie machen die Rechnung ohne den Wirt; sie lassen sich’s nicht träumen, welch ein Ende es mit ihren Intrigen nehmen wird. Der Vogel wird entwischt sein und sie selber werden in der Schlinge stecken. Die Bitte dieses Verses ist eine Verheißung. Die Gottlosen sollen, sogar noch ehe sich ihr Mund zum hochmütigen Prahlen öffnen kann, der jämmerlichsten Enttäuschung anheim fallen. Was sie triumphierend über andere ausrufen wollten, soll von ihnen selber gelten und die ganze Bosheit ihrer Schurkenstreiche offenbar werden.
26. Sie müssen sich schämen und zuschanden werden alle, die sich meines Unglücks freuen; sie müssen mit Schande und Scham gekleidet werden, die gegen mich groß tun. (Grundtext) Dieser Vers zeigt uns das endgültige Ergebnis all der so mühsam und hinterlistig ersonnenen und ins Werk gesetzten Ränke der Feinde des Herrn. Gott wird die Widersacher klein machen, obwohl sie so groß tun gegen den geringen Knecht des Herrn; er wird sie mit ewiger Schmach bedecken, weil sie die Seinen so geschmäht haben. Ihr feines Gewand wird er ihnen ausziehen und sie in das Bettlerkleid der Schande hüllen und alle ihre Schadenfreude und ihren Siegesjubel wird er in Weinen, in Heulen und Zähneknirschen verwandeln. Wahrlich, die Gläubigen können wohl eine Weile warten!
27. Rühmen und freuen müssen sich, die mir gönnen, dass ich recht behalte. Selbst diejenigen möchte David von Gott reichlich belohnt wissen, die ihm nicht tätige Hilfe erzeigen konnten, aber in ihren Herzen an Davids Gerechtigkeit Gefallen hatten (wörtl.) und sehnlich wünschten, dass diese an den Tag gebracht werde. Zartfühlende Leute halten große Stücke auf die guten Wünsche und Gebete des Volkes Gottes. Auch der Herr Jesus schätzt diejenigen wert, deren Herz für seine Sache schlägt. Der Tag naht, wo alle, die auf des Herrn Seite stehen, in lauten Siegesjubel ausbrechen werden; denn der Kampf wird im Sieg enden und alle Feinde der Wahrheit werden in die Flucht gejagt werden. Und immer sagen: Der Herr sei hochgelobt, oder: Groß ist der Herr. David möchte die Freude der Rechtschaffenen dem Ruhm Gottes dienstbar machen; nicht zu seiner, sondern zu Jahwes Ehre sollen sie jauchzen. Solche Freudenrufe geziemt es sich wohl immerdar, durch Zeit und Ewigkeit, fortzusetzen. Der seinem Knechte wohl will, wörtlich: der an der Wohlfahrt seines Knechtes Lust hat. Sie erkannten David als den Knecht des Herrn an und sahen mit Freuden, welch reiche Huld Gott ihm bewies. Einen größeren Ehrentitel können wir nicht haben als den eines Knechtes Gottes und keine größere Belohnung als die, dass unser Meister an unserm leiblichen und geistlichen Wohlstand seine Lust hat. Was uns wirklich zur Wohlergehen dient, das zu beurteilen sind wir nicht immer imstande. Wir müssen es dem Herrn überlassen; er wird alles so leiten, dass es zu unserem wahren Besten dient.
28. Und meine Zunge soll reden (wörtl.: sinnen) von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen. Der Sänger schließt, indem er den gerechten und gnädigen Gott ohne Unterbrechung und ohne Aufhören zu preisen gelobt. Den ganzen Tag (wörtl.), vom Morgen bis zum Abend, und einen Tag wie den anderen soll das Herz sinnen und die Zunge in dankbarer Liebe reden und singen von der Gerechtigkeit des Herrn und Gottes Ruhm kundtun. Wie herrlich wäre es, wenn dieser Entschluss von uns allen ausgeführt würde!
Erläuterungen und Kernworte
Zum ganzen Psalm. David redet in diesem Psalm als der Gesalbte des Herrn. Es sind schreckliche Worte, aber sie sind der Weheruf des Gerechten über die, die ihn grundlos hassen, und haben somit typische Bedeutung, wie V. 19, verglichen mit Joh. 15, 25, zeigt. In alle Ewigkeiten wird der Herr Jesus den Ruhm des Vaters verkündigen und großen Nachdruck auf seine Gerechtigkeit legen - jene Gerechtigkeit, die sich dann in ihrer ganzen Fülle erwiesen haben wird, sowohl in dem Untergang derer, die den Messias gehasst, als auch in der Errettung derer, die ihn angenommen haben. In der Ewigkeit werden unsere jetzt so unvollkommenen Begriffe von Gerechtigkeit klarer und tiefer sein. Dann werden wir ganz verstehen, warum z. B. Samuel den Agag in Stücke hauen oder die Israeliten auf Gottes Gebot die Kanaaniter mit Weibern und Kindern ausrotten mussten. Dann werden wir mit solchen Worten, wie David sie in diesem Psalm ausspricht, vollkommen einverstanden sein und sogar über dem Rauch, der von der Stätte der Qual aufsteigt, ein Amen, Halleluja (Off. 19,1 ff.) anstimmen können. Und inzwischen sollten wir im Stande sein, die Worte dieses Psalms in dem Sinn, in welchem der Richter sie braucht, zu billigen, in dem Bewusstsein, dass wir einst mit Christus über die Welt richten werden (1. Kor. 6,2). Andrew A. Bonar 1859.
Davids Worte wollen auch mit Davids Geist gebraucht sein. Karl Heinrich Rieger † 1 791.
V. 1. Herr, hadere mit meinen Widersachern usw. Verurteilt dich die Welt wegen deines Eifers für Gottes Sache? Höhnt sie dich, weil du dich guter Werke befleißigst? Scheut sie sich nicht, dich deswegen mit Schmähungen zu überhäufen, als wärest du ein eingebildeter Sonderling, ein skrupulöser Kleinigkeitskrämer, ja ein Heuchler? O so mach dir nichts daraus, lass dich in deinem lobenswerten Tun nicht entmutigen; denn Gott ist dein Richter (1. Kor. 4,4). Wenn dich nur dein Gewissen nicht verklagt und du dir bewusst bist, in allem, was du tust, ausschließlich Gottes Ehre zu suchen und deiner Seelen Seligkeit zu schaffen. Oder bist du vor den irrenden Gerichtshöfen der Menschen ungerecht verurteilt worden? Sind Wahrheit und Gerechtigkeit von ihren Thronen gewichen? Hat man Billigkeit und Unparteilichkeit außer Acht gelassen und dir die Armut als Schuld angerechnet? So habe ein wenig Geduld, ermuntere deine zagende Seele, sei getrost: Es gibt einen Gott, der um deine Unschuld weiß und an den du dich als an den höchsten Richter wenden darfst mit der Bitte: Führe du meine Sache, Herr, und hadere mit meinen Widersachern. Oder schaden böse Menschen dir in anderer Weise und findest du in deinem ärmlichen Stand keinen Helfer? Bedrückt dich ein Nimrod? Betrügt dich ein Laban? Bedrängt dich ein gewissenloser, habsüchtiger Hausherr? Dann suche dennoch nicht dir auf unerlaubte Weise selber Recht zu schaffen und wirf dich nicht zum Richter deiner eignen Sache auf, sondern erinnere und tröste dich mit dem, was der Apostel den Thessalonichern schreibt: Es ist recht bei Gott, zu vergelten Trübsal denen, die euch Trübsal anlegen (2. Thess. 1,6). Isaac Craven 1630.
V. 3. Der Spieß war zu Sauls und Davids Zeiten eine sehr beliebte Waffe (vergl. 1. Chr. 11). Ein tapferer Krieger konnte mit ihm wohl eine Weile einen Engpass verteidigen und so die Feinde zurückhalten und seinen Kampfgenossen Zeit geben, sich zu sichern. Aus den morgenländischen Kriegen werden verschiedene solcher Proben hervorragender Tapferkeit berichtet. Davids Bitte ist, dass Gott ihm solch ein heldenmütiger Verteidiger werde. C. H. Spurgeon 1870.
Sprich zu meiner Seele. Gott spricht uns auf mancherlei Weise Trost zu. 1) Durch seine Stimme. So zu Abraham: Fürchte dich nicht, denn ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn (1. Mose 15,1). Wenn Gott uns Trost zuspricht, dann mag die Hölle wüten. 2) Durch seine Taten. Besondere Gnadenerfahrungen verkündigen uns sein Wohlgefallen und versichern uns, dass wir dem Verderben nicht anheim fallen sollen. (Ps. 41,12.) 3) Durch seinen Sohn. (Mt. 11,28.) 4) Durch die heilige Schrift. Sie ist Gottes Brief an uns, sein Rechtsbrief, worin uns alle Vorrechte der Erlösung zugesichert sind. 5) Durch seine Diener, denen er "den Dienst der Versöhnung" gegeben hat (2. Kor. 5,18). 6) Durch seinen Geist, den Tröster. Gott hat gesandt den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der schreit: Abba, lieber Vater! (Gal. 4,6.) Durch alle diese Stimmen spricht Gott zu seinen Auserwählten: Ich bin deine Hilfe, dein Heil. - Sprich zu meiner Seele. Die Gewissheit, dass Gott einige erretten werde, bringt uns noch keinen Trost, wenn wir nicht wissen, dass wir zu diesen gehören. Was nützt es einem armen Heimatlosen, durch die schönen Straßen der Stadt zu wandern und die prächtigen Gebäude zu bewundern, wenn er nicht sagen kann: Hier ist mein Heim? So gewährt uns auch die Herrlichkeit des oberen Jerusalem mit seinen Perlentoren und goldenen Gassen keinen Trost, es sei denn, dass wir mit Paulus (Phil. 3,20) sprechen können: Unsere Heimat ist im Himmel. Darum lasst uns mit David bitten: Herr, sprich zu meiner Seele; Ich bin dein Heil. Jedes Wort ist wichtig. Vom Herrn erbittet David solches, und er hat damit eine gute Wahl getroffen; denn unser Heil stehet allein bei ihm (Hos. 13,9). Die Welt vergeht, das Fleisch verwelkt, der Satan ist ein Mörder; der Herr allein errettet. Hilfe, Heil, Erlösung erfleht David. Dem Saul gab Gott ein Königreich, dem Judas ein Apostelamt; aber "Ich bin dein Heil " spricht Gott nur zu seinen Auserwählten. "Ich bin dein Heil." Dem in Gefangenschaft schmachtenden Israel war es schon ein Trost, dass Gott verhieß; "Ich will dich erlösen"; aber die Versicherung, die das Herz völlig stillt, lautet; "Ich bin deine Erlösung." Die Hoffnung, die sich verzieht, ängstigt das Herz (Spr. 13,12). Darum sollen wir, wessen immer Gott uns zu versichern zögern mag, ihn bitten, uns jetzt doch darüber Gewissheit zu geben, dass er unser Heil ist. Thomas Adams 1614.
V. 4-8.26. Solche Bitten um Rache finden wir hauptsächlich in vier Psalmen, nämlich im Ps. 7; 35; 69; 109, in welchen die Verwünschungen allerdings eine schreckliche Stufenleiter bilden. In dem letztgenannten Psalm zählt man ihrer nicht weniger als dreißig. Was haben wir von diesen so genannten Rachepsalmen zu halten? Sind sie lediglich der Ausbruch eines leidenschaftlichen, unheiligen Sinnes oder sind sie der berechtigte Ausdruck eines gerechten Unwillens? Stammen sie aus dem Geiste eines Elia, der zwar nicht unheilig, aber von der Sanftmut Christi doch weit entfernt ist? Mit einem Wort, sind sie nur jüdisch oder dürfen sie auch als christlich gelten? Viele Leute fühlen sich bekanntlich von diesen Psalmen förmlich abgestoßen. Wieder andere suchen sich mit ihnen auszusöhnen, indem sie alle diese Stellen nicht als Ausdruck eines Wunsches, sondern als Voraussagungen betrachten (dem steht entgegen, dass im hebräischen Urtext nicht das Futurum, sondern der Optativ steht) oder indem sie alle diese Verwünschungen auf geistliche Feinde, mit denen die Seele zu kämpfen habe, beziehen (dem widerspricht der klare Wortsinn) oder indem sie dieselben als Zeichen des gerechten Eifers um Gottes Ehre verteidigen und uns vorhalten, dass wir, wenn wir solchen Eifer ablehnten, dies nicht täten, weil unsere Religion etwa reiner, sondern weil unser Herz kälter sei.
Allen diesen Schwierigkeiten liegt eigentlich der Mangel an Verständnis des Unterschiedes zwischen dem Alten und dem Neuen Testament zu Grunde. Das jüdische Volk lag in beständigem Kampf mit dem es umgebenden Götzendienste und musste daher eine strenge Schule durchmachen, in der notwendigerweise kein Raum vorhanden war für unsere modernen Begriffe von Glaubensfreiheit oder religiöser Duldung Andersgläubiger. Darum herrscht auch im Alten Testament durchweg der Geist eines Elia. Anders im Neuen Testament. Da durfte und konnte jener eisernen Strenge die wohltuende Milde und weitherzige Liebe folgen, die so schön spricht; "Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten." Wer diesen grundsätzlichen Unterschied zwischen den beiden Bündnissen leugnet, der erhöht damit nicht Mose, sondern erniedrigt Christus. Daran ändert auch nichts, dass sich sowohl im Alten Testament vereinzelte Stellen vorfinden, in denen, wie z. B. 3. Mose 19,18, die Rachsucht verboten ist, als auch umgekehrt im Neuen solche, die, wie 2. Tim. 4,14 und Apg. 23,3, Verwünschungen enthalten. Immerhin dürfen auch diese nicht mit den alttestamentlichen auf eine Stufe gestellt werden. Vollends gehören die Weherufe des Heilandes, die Hengstenberg zum Vergleich herbeizieht, gar nicht hierher, weil sie sich nicht an einzelne Personen wenden, sondern lediglich Variationen zu der großen Wahrheit bilden: So ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle gleich also umkommen (Lk. 13,3.5). Anderseits dürfen wir nicht vergessen, dass nicht persönliche Nachsucht den Psalmisten so reden lässt, sondern der Eifer für Gottes Sache, indem seine Feinde eben Gottes Feinde sind. Endlich kannte das ganze Alte Testament nur die Erde als die Stätte, wo sich Gottes Gerechtigkeit offenbaren müsse. Und diese Gerichtsoffenbarung dachten sie sich wiederum nicht anders als in der Erhöhung der Gerechten und in der Vertilgung der Gottlosen. Wie sehr sie dieses Problem der göttlichen Gerechtigkeit beschäftigt hat, ersehen wir aus zahlreichen Stellen in den Psalmen. Die Schrecken der zukünftigen Welt waren größenteils vor ihrem Auge verborgen. Hätten sie um diese gewusst, so hätten sie nicht gebetet; "Der Engel des Herrn verfolge sie", sondern mit unserm gekreuzigten Heiland gesprochen: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." J. J. Stewart Perowne 1864.
Wie sehr David von aller niedrigen, persönlichen Rachsucht sowohl vor als auch nach seiner Thronbesteigung frei war, ergibt sich zur Genüge aus seinem edeln Benehmen Saul und Simei gegenüber. Wie sollte er sich dieser Sünde in diesem Psalm teilhaftig machen, der in jedem Vers Gemeinschaft mit Gott atmet! William Binnie 1870.
V. 6. Ihr Weg müsse finster und schlüpfrig werden. Ein schrecklicher Weg! Schon Dunkelheit, wer fürchtet sie nicht? Und einen schlüpfrigen Weg, wer meidet ihn nicht? Wo aber beides zusammentrifft, wie willst du da gehen, wo den Fuß hinsetzen? Diese beiden Übel sind es vor allem, womit die Menschen gestraft werden: Dunkelheit, d. h. Unwissenheit; ein schlüpfriger Weg, d. h. Wollust. Und als ob es daran nicht genug sei, soll sie der Engel des Herrn verfolgen! Aurelius Augustinus † 430.
V. 10. Die Redeweise Davids ist hyperbolisch. Aber dass er sogar seine Sehnen und Knochen in Gottes Dienst stellen will, beweist am besten die Aufrichtigkeit und Herzlichkeit seiner Liebe zum Herrn. Jean Calvin † 1564.
Während in der heiligen Schrift (im Grundtext) die Gemütsbewegungen in der Regel in die Eingeweide, die weichen inneren Teile, verlegt und die Knochen nicht als davon berührt gedacht werden, wird an zwei Stellen, nämlich hier und Ps. 51,10, auch den letzteren die Fähigkeit, sich zu freuen, zugeschrieben. Dass jede Gemütserregung auf die inneren Teile des Leibes einen Einfluss ausübt, spürt jeder; aber dass dieser Einfluss sich sogar auf die Knochen erstrecke, entzieht sich unserer Wahrnehmung. (Vergl. Jer. 23,9) Der Ausdruck ist daher dichterisch und soll andeuten, dass die Wonne, die David voraus empfindet, das Maß aller gewöhnlichen Freude weit übersteigen werde. Doch ist es mir nicht zweifelhaft, dass dieser dichterischen Rede gleichwohl Wahrheit zu Grunde liegt; denn obwohl wir es nicht merken mögen, nimmt doch gewiss jedes kleinste Teilchen unserer Muskeln und Knochen an unseren Gemütserregungen in gewisser Weise Anteil, ebenso wie die zarteren Teile, bei welchen diese Mitleidenschaft stärker empfunden wird. - Gedanken C. H. Spurgeons, angeregt durch eine Stelle der biblischen Psychologie von Prof. Franz Delitzsch.
V. 11. Warum stopft Gott nicht den Verleumdern seines Volkes den Mund und warum wehrt er nicht ihren Lügen? Antwort: Gott lässt es zu, weil er auch dies den Seinen zum Besten lenkt und dadurch die Hoffnungen der Gottlosen vereitelt. Wie Joseph zu seinen Brüdern, so können wir zu solchen, die Gottes Kinder schmähen, sagen; "Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen." Die Verleumdungen können uns nicht schaden, sondern nur nützen, und dieser Nutzen ist ein fünffacher: Erstens ist die Verleumdung in Gottes Hand ein Mittel, uns zu demütigen und zur aufrichtigen Selbstprüfung zu veranlassen. Zweitens will Gott uns damit auf die Knie, ins Gebet, treiben. Siehe an David, wie die Not ihn so meisterlich beten gelehrt hat. Drittens gebraucht Gott die falschen Vorwürfe der Gottlosen oft gerade als vorbeugende Warnung, die uns vor eben der Sünde bewahrt, deren wir grundlos angeklagt werden. Die bösen Zungen mahnen uns, doppelt auf unsrer Hut zu sein und auch den bösen Schein zu meiden. Viertens stellt Gott uns damit auf die Probe, ob wir unter allen Umständen an ihm hangen. (Vergl. in Ps. 44 V. 15-17 mit V. 18.) Fünftens lehrt er uns damit, andere, die fälschlich angeklagt werden, in ihrem Leid verstehen und trösten und uns zu ihnen bekennen. Zephaniah Smyth 1647.
V. 12. Sie tun mir Arges um Gutes. Dafür, dass David den Goliath erschlagen und die Zehntausende der Philister in die Flucht geschlagen und damit seinen König und sein Land errettet hatte, wurden Saul und seine Höflinge auf ihn neidisch und suchten ihn zu töten. Nicht anders, nur viel schlimmer, erging es Jesus, der nur Gutes tat und zum Dank dafür gekreuzigt wurde. John Gill † 1771.
V. 14. Wie einer, der Leid trägt über seiner Mutter. Infolge der morgenländischen Vielweiberei hängen die Söhne in der Regel viel mehr an der Mutter als am Vater. Diesen haben sie mit einer ganzen Schar von Halbbrüdern gemein, denen sie oder die ihnen missgünstig gesinnt sind. Die Mutter dagegen gehört ihnen allein, bei ihr sind sie in der Kindheit und sie nimmt ihre Partei in den zahlreichen Zänkereien des Harems; so lieben sie die Mutter denn auch innig, wenn sie erwachsen sind, und betrauern ihren Tod aufs Bitterste. Unter den nächsten Blutsverwandten, um die die Priester Leid tragen durften (3. Mose 21,2), steht die Mutter an erster Stelle. C. H. Spurgeon 1870.
V. 15. Es gibt kaum einen stärkeren Erweis einer ruchlosen Gesinnung, als wenn jemand sich freut, weil andere im Elend sind. Schadenfreude zieht Strafgerichte Gottes herab. (Vergl. Spr. 17,5) Thomas Brooks † 1680.
V. 16. In der Weise der ruchlosesten schmarotzenden Witzlinge. (Wörtl.) Es gibt Leute, die keine Kurzweil haben können, ohne auf Kosten der heiligen Schrift; und wenn sie sich eine vergnügte Stunde bereiten wollen, müssen die Frommen herhalten! Wenn sie ihre profanen Witze über die Bibel und die Gottesfürchtigen am Biertisch loslassen können, dann sind sie wohlauf. Die Fertigkeit entwickeln sie in ihren schändlichen Anspielungen und Verleumdungen! Ihre Sprache verrät sie als Kinder der Hölle. Solche Leute, die alles sittlichen Ernstes bar sind, so dass sie aus der Sünde einen Scherz machen und über die Frömmigkeit anderer ihre Witze reißen, sind für die rettende Kraft des Evangeliums am unzugänglichsten. Der Herr wird sie zu seiner Zeit heimsuchen, denn er weiß, wer die sind, die ihn so verunehren, indem sie die Seinen tadeln und verspotten. Oliver Heywood † 1702.
V. 17. Meine einsame, oder einzige von den jungen Löwen. Als Daniel in die Löwengrube geworfen war, war er buchstäblich in der Lage, worin sich in geistlichem Sinn David befand. Der Psalmdichter war umringt von heißgierigen und grausamen Feinden, die eher Bestien als Menschen glichen, und er war hilflos, ohne eine andere Waffe als das Gebet und ohne einen Helfer außer dem Herrn. Gottes Kinder können in der Tat den Löwen der Hölle ausgesetzt sein und ihr Brüllen kann sie arg erschrecken; aber wenn ihnen ihre Seele als die "einzige" (Grundtext) teuer ist, so ist sie es Gott nicht minder und darum wird er sie erretten. C. H. Spurgeon 1870.
V. 21. Ha, Ha! Wir haben’s mit eigenem Auge gesehen. (Grundtext) Wie häufig geschieht es, dass die verkommensten Sünder sich zur Beschönigung ihrer Laster auf die Schwächen und Fehltritte der Frommen berufen. So sieht der gewohnheitsmäßige Trinker den gerechten Noah als einen Zechbruder an, wodurch er dessen Blöße in noch ärgerer Weise aufdeckt, als selbst Ham es tat; und der Wollüstling beruft sich auf David und macht ihn zum Schutzpatron seiner Ausschweifungen. Wenn irgendetwas die vollkommene Freude der Seligen im Himmel trüben könnte, wäre es sicherlich der Kummer darüber, dass ihr Name und ihr Beispiel von den Ruchlosen zur großen Verunehrung Gottes dazu missbraucht werden, deren Laster und Gottlosigkeiten zu rechtfertigen. Aber mögen die Gottlosen wissen, dass Gott die Gläubigen mit ihren Fehlern nicht als Vorbilder der Sünde, sondern als Denkmale seiner Gnade hingestellt hat, woran er gebeugten, bußfertigen Sündern zeigen will, wie große Sünden er vergeben könne. Bischof Ezekiel Hopkins † 1690.
Wer sich über das Straucheln seines Nächsten freut, frohlockt über des Teufels Siege. Bischof Ambrosius † 397.
V. 23. Mein Gott und mein Herr (Adonai). Das war der Ruf des Thomas, als er die Wundmale Jesu sah. Wenn er damit den Heiland nicht für göttlich erklärte, so wollte auch David hier Jahwe keine Göttlichkeit zuschreiben; denn es besteht kein Unterschied zwischen beiden Ausrufungen, außer dass die Reihenfolge der Worte umgekehrt ist. Der Sinn ist gleich. Wie herrlich sind diese Worte, die sozusagen mit ihren beiden Augen Jahwe von zwei Gesichtspunkten aus, und doch nur einem, beschauen, ihn in dem zweifachen mein mit zwei Händen erfassen und sich vor ihm auf beide Knie niederlassen, um ihn in tiefster Ehrfurcht anzubeten. Wohl kann James Nouet (1847) bei der Erklärung der Worte des Thomas ausrufen: O du köstliches Wort, dich will ich in Herz und Mund haben mein Leben lang, dich will ich stammeln in der Stunde des Todes, dich will ich singen in Ewigkeit. C. H. Spurgeon 1870.
V. 24. Jahwe, mein Gott. Hier haben wir einen anderen köstlichen Ausruf. David erklärt, dass Jahwe sein Gott sei, im Gegensatz zu denen, die die Götzen oder den Mammon oder ihre Lüste zu ihrem Gott machen. Er erhebt Anspruch auf die vollkommene Fülle dessen, der da heißt: Ich bin. Obwohl Gott ihm in diesem Psalm vornehmlich als Richter vor Augen steht, legt er doch die Glaubenshand auf ihn als seinen Gott und weicht selbst vor der Flamme seiner Gerechtigkeit nicht. Es ist ein edles Wort, ein großer Ausspruch des Glaubens. Wer dies Wörtlein mein in solcher Verbindung von ganzem Herzen brauchen kann, mag wohl über seine Feinde hohnlachen. C. H. Spurgeon 1870.
V. 25. Lass sie nicht sagen: "Wir haben ihn verschlungen." Und selbst wenn sie ihn verschlingen könnten, wie der Walfisch den Jona, so würde ihnen dieser Bissen schlecht bekommen. Die Bosheit der Hölle könnte ein lebendiges Gotteskind noch eher verschlingen als verdauen. C. H. Spurgeon 1870.
V. 26. Wer die Wünsche und Flüche, die hier in Davids und in Christi Namen gesprochen sind über die Feinde und Anhänger Satans, über seine Feinde gebrauchen will, der bedenke, ob er auch zuvor die Geduld bewiesen V. 12.13.14. Friedr. Chr. Oetinger 1775.
V. 28. Dich täglich, wörtlich: den ganzen Tag, preisen. Seht, da ich jetzt meine Rede etwas lang gemacht habe, seid ihr schon müde. Wer hält es aus, Gott den ganzen Tag zu preisen? Ich will dir ein Mittel angeben, kraft dessen du Gott den ganzen Tag preisen kannst, wenn du willst. Was immer du tust, tu es recht, so preist du damit Gott. Wenn du ein Loblied anstimmst, so preist du Gott; aber was tut deine Zunge, wenn dein Herz nicht auch Gott preist? Hast du zu singen aufgehört und sinnst du auf Erholung? Sei nicht unmäßig, so hast du Gott gepriesen. Hast du dich schlafen gelegt? Erhebe dich nicht, Böses zu tun, so hast du Gott gepriesen. Gehst du ans Geschäft? Tu kein Unrecht, so hast du Gott gepriesen. Bestellst du deinen Acker? Veranlasse keinen Streit und du hast Gott gepriesen. Mit der Reinheit deines Tuns Gott den ganzen Tag zu preisen sollst du dich bestreben. Aurelius Augustinus † 430.
Homiletische Winke
V. 1. | Jesus unser Sachwalter und unser Vorkämpfer; unser Freund am Gerichtshof des Himmels und in den Kämpfen der Erde. |
V. 2. | Jesus, der kampfbereite Held, der Beschützer seiner Getreuen. |
V. 3. | Wie der Herr die Feinde (auf Spießeslänge) von uns abhält und welche segensreichen Folgen dies für uns hat. |
V. 3b. | Volle Heilsgewissheit. Eine bestimmte, persönliche, geistliche, göttliche Zusicherung, in dieser Zeit durch ein Wort Gottes uns gegeben. |
V. 4. | Das ewige Zuschandenwerden des Teufels und aller, die mit ihm dem Volke Gottes nach dem Leben trachten. |
V. 6. | Der Schreckensweg der Gottlosen. Drei Gefahren auf dem Wege der Gottlosen; Ihr Weg ist dunkel (Unwissenheit) und schlüpfrig (voller Versuchungen zum Bösen), während der Rächer ihnen auf den Fersen ist. |
V. 8. | Unvermuteter Untergang - ein schreckliches Thema. Der Untergang der Gottlosen: unversehens, aber selbst verschuldet. |
V. 9. | Freude an Gott und seinem Heil. |
V. 10. | Ein unvergleichlicher Gott und seine unvergleichliche Gnade als Thema des Lobgesangs; ein erfahrenes, bis ins Innerste bewegtes Gotteskind als Sänger. Das gibt unvergleichliche Musik. |
V. 11. | Die Verleumdung; ihre Schlechtigkeit, Grausamkeit, Sündhaftigkeit und Allgemeinheit. |
V. 12b. | Verlassenheit wurde meiner Seele Teil. (Grundtext) Die verwaiste Seele. |
V. 13. | Des Christen Mitleid selbst mit den Verkehrten. |
V. 13b. | Mein Gebet kehrte in meinen Busen zurück. (Grundtext) Der Nutzen der Fürbitte für den Beter. |
V. 13.14. | Des Christen Mitleid mit den Leidenden. |
V. 15. | Die schändliche Verschwörung der Menschen gegen den Herrn Jesus in seinem Leiden. |
V. 17. | Die Grenze der göttlichen Geduld. |
V. 18. | Pflicht und Segen des öffentlichen Lobes Gottes. |
V. 22. | In diesem Vers beruft sich der Knecht des Herrn auf Gottes Allwissenheit, bittet um ein Wort von Gott, erfleht die hilfreiche Nähe Gottes und macht sein Vertrauen als Recht geltend. |
V. 25. | Des Gottlosen Freude und des Gerechten Zuflucht. |
V. 26. | Das Sträflingsgewand der Gottlosen. (Mit Schande und Scham gekleidet.) |
V. 27b. | Welcherart ist das Wohlergehen, an dem der Herr Gefallen hat? |
V. 28. | Ein köstliches Thema, eine beredte Zunge und eine Rede ohne Ende. |
Fußnoten
1. Besser Luther 1524: Schild und Schirm, denn auch das zweite Wort bedeutet Schild, und zwar den großen Schild (vergl. Ps. 5,13) im Unterschied von dem vorhergenannten kleinen.
2. Andere fassen rgÆÆs: als ein Hauptwort auf und verstehen darunter die sa/garij, die gefürchtete skythische Streitaxt: Zücke Spieß und Streitaxt meinen Verfolgern entgegen.
3. hxd heißt nicht wegstoßen (Luther), sondern: durch einen Stoß zu Fall bringen. Vielleicht ist mit der LXX. statt zu lesen. - Hupfelds Annahme, die Versteile 5b und 6b seien durch einen Abschreiber vertauscht worden, wird von den meisten neueren Auslegern befolgt. Das Verfolgen 6b passt in der Tat besser zu dem Zerstieben 5a, dagegen das Niederstoßen 5b besser zu dem finstern und schlüpfrigen Wege 6a. Siehe dazu auch Jer. 23,12. Wir haben daher bei der Bearbeitung der Auslegung ebenfalls die Umstellung nach Hupfelds Vorschlag vorgenommen.
4. "Ihr Netz, zu verderben" (Luther) ist falsch. Der masoret. Text lautet: Denn sie haben mir ohne Ursache verborgen (= heimlich gestellt) die Grube ihres Netzes (d. h. eine Grube, in der sie ein Netz ausgespannt haben), haben ohne Ursache gegraben meiner Seele. Da der Ausdruck "Grube ihres Netzes" seltsam ist, dagegen im zweiten Versgliede das Fehlen des Wortes Grube hart ist, empfiehlt es sich, mit den meisten neueren Auslegern (ähnl. schon der Syrer) Grube aus dem ersten ins zweite Versglied herüberzusetzen: Denn sie haben mir ohne Ursache heimlich ihr Netz gestellt, haben ohne Ursache meiner Seele eine Grube gegraben.
5. h)fO$ übersetzt Delitzsch im eisten Glied mit Verwüstung, im letzten mit Gedröhn: Mit Gedröhn falle er hinein, näml. in das Netz. Andere fassen es an beiden Stellen in der Bedeutung Verderben. Doch ist nicht zu übersetzen: zum Verderben, sondern: mit Verderben, von Verderben umfangen falle er hinein. Kautzsch übers.: Ins Verderben stürze er hinein; doch wird man dann (mit Bäthgen) fO$IbIa punktieren müssen.
6. V. 9.10 sind nicht mit Luther optativisch zu fassen, sondern entweder als logischer Nachsatz: So wird meine Seele usw., oder als Gegensatz: Aber meine Seele wird usw.
7. Dies Kleidungsstück hat seinen Namen zunächst daher, das es aus dem q&a genannten, wohl aus schmalen Ziegenhaaren gewebten und auch zu Säcken verwendeten groben Stoffe verfertigt ist
8. Diese Redewendung unterliegt sehr verschiedener Deutung. Wir führen einige an. 1) Luther versteht sie von dem wiederholten, immer wieder zum Herzen zurückkehrenden Gebet. Der Wortlaut ist dieser Auffassung nicht günstig. 2) Mein Gebet kehrte (wegen der Größe der Sünde meiner Gegner, Bar Hebräus) unverrichteter Dinge in meinen Busen zurück, wozu Riehm Mt. 10,13 vergleicht. 3)Mein Gebet (für sie) wurde mir vergolten (vergl. Ps. 79,12 u. Lk. 6,38). d. h., es ging - nicht an ihnen, aber - an mir in Erfüllung. Die beiden letztgenannten Auslegungen, dementsprechend auch die Auslegung Spurgeons, passen aber nicht in den Zusammenhang, da der Psalmist V. 14 fortfährt, anzuführen, was er für seine Feinde getan habe. - 4) Die meisten neueren Ausleger deuten die Worte auf die Gebärde des entweder aus mitleidsvoller Trauer oder in besonderer Inbrunst so mit tief hinabgebeugtem Haupte Betenden (vergl. Elia 1. Könige 18,42), dass sich das Gebet gleichsam in seinen Busen ergießt.
9. Luther übersetzt Hinkende (im übertragenen Sinn, wozu vergl. 1. Könige 18,21) nach 2. Samuel 4,4; 9,3; doch fehlt hier gerade der entscheidende Zusatz "an den Füßen" (nämlich: geschlagen). Manche übersetzen das Wort aktivisch: Schlagende = Lästerer, andere, so auch die engl. Bibel, sowie (mit einigen Variationen) Hengstenberg, Delitzsch, Schultz nach Kimchi: Geschlagene, d. h. heruntergekommene, verächtliche Menschen, die mit Schlägen behandelt werden (Hiob 30,8). Die Deutung ist ganz unsicher und die vorgeschlagenen Änderungen (z. B. Myrik:nf, Fremde) befriedigen wenig. Je nach der Deutung dieses Versteils können auch die folgenden Worte sehr verschieden gefasst werden. Delitzsch: und die ich nicht kannte, eben weil sie, als zur Hefe des Volks gehörend, meiner Beachtung unwürdig waren.
10. Stockprügelstrafe, besonders auf die Fußsohlen gegeben, bei den Türken üblich.
11. Die Sprache des Verses ist sehr dunkel.
12. Wörtl. bringe doch meine Seele zurück, was heißen kann: Errette mein Leben, oder, nach der sonst üblichen Bedeutung, aber hier mit prägnanter Konstruktion des Folgenden: Erquicke meine Seele (indem du mich rettest) von usw.
13. Grundtext Entweder: von ihren (der Feinde) Verwüstungen (Plur. von, V. 8.12), oder: von ihren Freveln (Plur. von )w:$f Frevel).
14. Siehe zu Ps. 22,21.
15. Der Grundtext lautet wörtlich: "Ha, ha! Gesehen hat unser Auge", wozu fast alle Ausleger ergänzen: was wir zu sehen gewünscht haben, nämlich das Unglück des Gehassten. Vergl. Luthers Übersetzung, sowie V. 25 und die Parallelstelle Klgl. 2,16.