Bibel-Kommentar: Das erste Buch der Könige


Das 1. Kapitel

  • Abisag, eine Jungfrau, wird dem David zur Ehe gegeben, die ihn in seinem Alter wärmt, und seiner pflegt, v. 1.
  • Adonia will das Königreich Israel zu sich reißen, aber David macht den Salomo zum Könige, v. 5.
  • Und weil sich Adonia demütigt, wird seiner verschont, v. 41.

1. Und da der König David alt war und wohl betagt, konnte er nicht warm werden, ob man ihn gleich mit Kleidern bedeckte.

Nicht warm: Denn die großen Sorgen und vielerlei widerwärtige Zustände, hatten die natürliche Hitze fast ganz und gar in ihm verzehrt.

2. Da sprachen seine Knechte zu ihm: Lasst sie meinem Herrn Könige eine Dirne, eine Jungfrau, suchen, die vor dem Könige stehe und sein pflege und schlafe in seinen Armen und wärme meinen Herrn, den König.

Knechte: Seine Hofräte und Diener: Da sie gehört, dass er über seinen erkalteten Leib sich beklagte.

Suchen: sofern es dich also für gut ansieht, dass sie dir zur Ehe gegeben und beigelegt werde.

Stehe: Dass sie dir auf den Dienst warte.

3. Und sie suchten eine schöne Dirne in allen Grenzen Israels; und fanden Abisag von Sunem und brachten sie dem Könige.

Suchten: Nämlich, nach dem der König in ihren Vorschlag gewilligt, weil er ihm nützlich, und nicht unehrbar war.

Schöne Dirne: Die würdig wäre, dass sie dem Könige freien, und in seinem Arm schlafen möchte.

4. Und sie war eine sehr schöne Dirne; und pflegte des Königs und diente ihm. Aber der König erkannte sie nicht.

Pflegt: Dass sie seiner wartete, seiner Gesundheit Acht hatte, und ihm köchelte, damit er bei Leibes Kräften, so viel immer möglich, lange erhalten würde.

Erkannte: Das ist: Er hat ihr nicht eheliche Beiwohnung getan, oder leiblich sie beschlafen. Und wusste Abisag vorhin wohl, ehe sie den Könige freite, dass sie von wegen seines hohen Alters und Untauglichkeit, mit ihm nicht beiliegen würde, darum sie nicht angeführt oder betrogen würde, sondern ist mit gutem Willen eine Jungfrau geblieben, ob sie wohl vor Gott in der Wahrheit des Königs Ehegemahl gewesen. [Denn nicht der Beischlaf, sondern die beiderseits Bewilligung zum Ehestande, macht die Ehe. Also waren Josef und Maria, die Mutter Christi, rechte Eheleute, aber ohne eheliche Beiwohnung. Obwohl nun eine solche Weibsperson, die mit einem, der zum Kinderzeugen tauglich, sich im Ehestande begehrt hat einzulassen, und aber in ihrer Meinung ist betrogen worden, mag wiederum von ihrem Manne geschieden werden, und mit Bewilligung der Obrigkeit einem anderen freien, weil sie im ersten Heirat nicht bewilligt hätte, da sie um des Mannes Unvermögen gewusst, und deshalb keine rechte Ehe gewesen, dazu die Gefahr dabei zu besorgen, dass nicht etwa solche Weib in Sünden falle, und Hurerei treibe: So tut sie doch wohl und fein, wenn sie die Gabe der Keuschheit mit emsigem Gebet von Gott bittet, und erlangt, und bei ihrem Manne bleibt, ob er gleich zum Kinderzeugen untauglich ist. Aber die Männer tun übel und Unrecht, welche um ihre Untauglichkeit gute Wissenschaft tragen, und dennoch Weiber nehmen.)

5. Adonia aber, der Sohn Hagiths, erhob sich und sprach: Ich will König werden! Und machte ihm Wagen und Reiter und fünfzig man zu Trabanten vor ihm her.

Adonia: Es wollte die Unruhe unter des Davids Geschlechter und Personal noch kein Ende haben. Denn da der König seinen Sohn Salomo ihm zum Nachkommen im Reich bestimmt hatte, siehe, so wirft sich der andere Sohn, den er aus seinem vierten Gemahl gezeugt, zum Könige auf.

sprach: Er Name ihm solches für, und gedachte also bei ihm selbst.

König werden: Nämlich, in Israel, es sei gleich mein Vater im Leben oder nicht. Und hat ihm zugleich einen Vorrat verschafft, und allerlei Vorbereitung gemacht, damit er das Reich mit fugen anfallen, und zu sich reißen könnte.

Vor ihm: Die, nämlich, auf seinen Leib warteten, und mit ihm gingen, wo er hinzog. Und hat er mit einem solchen majestätischen Gepränge, bei dem israelitischen Volk, ihm wollen ein Ansehen machen, damit sie ihn zum Königreich tauglich und desselben Wert achteten, und einmal dem Salomo vorzögen. [Aber, wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt, denn später Kapitel 2. wird angezeigt, wie er ums Leben kommen, da er zum andermal nach dem Königreich gestanden.)

6. Und sein Vater wollte ihn nicht bekümmern bei seiner Zeit, dass er hätte gesagt: Warum tust du also? Und er war auch ein sehr schöner Mann, und er hatte ihn gezeugt nächst nach Absalom.

Seiner Zeit: Weil er lebte.

Tust du: Was hast im Sinn? Oder, was fängst du an? Was bedeutet ein solche herrlich und königliches Gepränge? Denn obwohl David merken, dass Adonia nach dem Königreich trachtete, jedoch weil er wusste, dass es dem Salomo von Gott verheißen war, so macht er sich deshalb keine besonderen Gedanken, dass nicht etwa Salomo hinter dem Königreich hingehen möchte, und lebte in guter Hoffnung, es würde Adonia mit der Zeit selber von seinem Vornehmen abstehen. Man kann aber nicht in Abrede sein, dass der König David seinem Sohn Adonia zu viel übersehen habe, welches ihm später seinen Untergang verursacht, und ihn ins Verderben gestürzt hat. [Denn es können auch die allerheiligsten Leuten auf der Erde nicht allerdings ohne Sünde sein.)

Schöner Mann: In maßen Absalom auch gewesen war. Darum überhob er sich von wegen seiner schönen Gestalt. [Aber solcher Stolz und Übermut nimmt endlich ein böses Ende.)

Nächst: der erstgeborene Sohn Amnon war ermordet. Der anderer, welcher {2Sam 3} Chilab heißt, aber {1Chr 3} Daniel genannt wird, ist vielleicht nicht mehr im Leben gewesen, oder sonst zum Reich nicht tauglich geachtet worden. Der dritte, Absalom, war im Streit umgekommen, darum, weil Adonia der vierte, und der nächste nach diesen in der Ordnung war, so meinte er, das Königreich müsste ihm von Rechtswegen gebühren, ungeachtet, was Gott über den Salomo deshalb beschlossen hatte. [Denn die Gottlosen meinten, sie wollen ohne Gott und wieder seinen Willen ihre Sache behaupten.)

7. Und hatte seinen Rat mit Joab, dem Sohne Zerujas, und mit Abjathar, dem Priester; die halfen Adonia.

Rat: Von Einnahme und Besitzung des Königreichs.

Joab: der im Volk Gottes ein groß Ansehen hatte, und sehr mächtig war.

Halfen: Es hätte aber Joab, als der Feldhauptmann und vornehmster Rat des Königs, oder auch Ab Jathar, als eine geistliche Person, sich der aufrührerischen Anschläge nicht sollen teilhaftig machen, aber weil sie Gott nicht fürchteten, und vor Augen hatten, so unterstehen sie sich, den Adonia zum Königreich zu befördern, und richten alle ihre Anschläge dahin. Also dass er dem äußerlichen Ansehen nach einen großen Beistand hatte, aber es mangelt ihm an dem göttlichen Beruf, darum hat sein Vorhaben keinen Fortgang gewonnen. [Denn ohne und wider Gott hilft kein menschlicher Rat oder Gewalt.)

8. Aber Zadok, der Priester, und Benaja, der Sohn Jojodas, und Nathan, der Prophet, und Simei und Rei und die Helden Davids waren nicht mit Adonia.

Priester: Welcher sonst auch in großem Ansehen war, aber doch zur selben Zeit nicht der Oberste oder Hohepriester.

Benaja: Ein tapferer Held, und unter des Königs geheimen Räten nicht der geringsten einer.

Simei: Dies ist eben der Simei, welcher vorzeiten dem David, da er im Elend gewesen, geflucht und alles übel gewünscht hatte, wie aus dem nächstfolgenden Kapitel zu lesen ist.

Rei: Der auch ein vornehmer Mann muss gewesen sein, obwohl seiner sonst nirgends gedacht wird.

Helden: Welche im vorigen Buch, Kapitel 23. sind namhaft gemacht, und nacheinander erzählt worden.

waren nicht: Sie ließen ihnen des Adonia Vorhaben nicht gefallen, halfen auch nicht dazu. [Sind deswegen auch damals im Volk Gottes, beides unter geistlichen und weltlichen Personen, Spaltungen und Rottierungen entstanden.)

9. Und da Adonia Schafe und Rinder und gemästet Vieh opferte bei dem Stein Soheleth, der neben dem Brunnen Rogel liegt, lud er alle seine Brüder, des Königs Söhne, und alle Männer Judas, des Königs Knechte.

Opferte: Denn es ihm Zeit sein gedacht, dass er sein Vorhaben, welches er bis daher in geheim gehalten, einmal öffentlich an Tag brächte, und ins Werk richtete. Und hat die Vornehmsten im Reich, samt seinen guten Freunden zum Opfer, zu Gaste geladen, damit er unter solchem Schein eine starke Verbündnisse machen, und das Königreich zu sich reißen könnte.

Stein: Bei einem großen Felsen, der nicht weit von Jerusalem gelegen war.

Lud: Nämlich, zum Opfer, dass sie bei dessen Verrichtungen, damit es ein desto größer Ansehen hätte, erschienen, und danach bei der Mahlzeit sich finden ließen, die er nach geendetem Opfer, zu einem köstlichen Gastmahl und Wohlleben würde lassen zurichten. [Also wenden ihrer etliche den großen Eifer für, welchen sie zu der Religion haben und tragen, da sie doch unterdes nach zeitlichem Geld und Gut, und nach großen Ehren streben.) So stand es dem Adonia auch nicht frei, dass er außerhalb der Stiftshütte, ohne einen besonderen ausdrücklichen Befehl Gottes, hätte dürfen opfern: Welches aber ungeachtet, er sich zu erfüllen vornimmt, was ihm nützlich und förderlich sein mag. [Denn man findet Leute, die mit der Religion ihres Gefallens spielen, und dieselbe nach ihrem Nutzen richten und anstellen.)

10. Aber den Propheten Nathan und Benaja und die Helden und Salomo, seinen Bruder, lud er nicht.

Benaja: Einen vortrefflichen Helden, und der am königlichen Hof ein groß Ansehen hatte.

Helden: Deren etliche kurz zuvor namhaft gemacht worden.

Nicht: Weil er wusste, dass sie ihn sein Vorhaben nicht würden gefallen lassen, sondern ihn viel mehr davon abmahnen, und nach Vermögen abhalten. [Denn der größer Teil hört viel lieber denen Leuten zu, die da sagen, was ihnen wohl gefällt, als dass sie den Anmahnungen zum Guten sollten folgen.)

11. Da sprach Nathan zu Bathseba, Salomos Mutter: Hast du nicht gehört, dass Adonia, der Sohn Hagiths, ist König worden, und unser Herr, David, weiß nichts drum?

sprach Nathan: Denn weil der Prophet Nathan wusste, dass diese Aufruhr dem göttlichen Ausspruch zuwider war, weil Gott den Salomo zum Königreich bestimmt hatte, so hat er es für eine Notdurft geachtet, dass man solchem tun, je Ehe je besser sich widersetzte, und des Adonia Gottlosen Vornehmen abwehrte.

König worden: Dass er das Königreich zu sich gerissen hat.

12. So komm nun, ich will dir einen Rat geben, dass du deine Seele und deines Sohnes Salomo Seele errettest.

Rat geben: der dir sehr nützlich, und hoch vonnöten sein wird.

Errettest: Dass du dich und deinen Sohn beim Leben erhaltest: Denn wo du nicht mit meinem Rat und zu tun des Adonia Anschläge verhindern wirst, so hast nichts gewisseres zu erwarten, als dass du und dein Sohn Salomo mit dem Leben werdet müssen zu büßen, weil Adonia keinen wird wollen neben ihm leiden oder auf kommen lassen, vor dem er sich des Königreichs halben zukünftig etwas möchte zu bewahren haben. [Ob nun wohl den Kirchendienern nicht gebührt, dass sie sich ohne Ursache in weltliche Händel mengen, So sollen sie doch, da es ihrer Obrigkeit Heil und Wohlfahrt antrifft, nichts verhehlen oder verschweigen, was zu derselben Erhaltung zu wissen vonnöten ist.)

13. hin, und gehe zum Könige David hinein und sprich zu ihm: Hast du nicht, mein Herr König, deiner Magd geschworen und geredet: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Stuhl sitzen? Warum ist denn Adonia König worden?

Magd: [hier sollen der Fürsten und Herrn, wie auch andere Weiber lernen, dass sie gegen ihren Ehemännern sich demütig erzeigen, und redlich verhalten.)

König worden: Dass er sich zum Könige aufgeworfen hat, Welches ich nicht weiß, ob es mit deinem Willen geschehen sei, dass du deine vorige Meinung irgend möchtest geändert haben.

14. Siehe, weil du noch da bist und mit dem Könige redest, will ich dir nach hineinkommen und vollends dein Wort ausreden.

Ausreden: Dass ich ihn wiederum erinnere, und zu Gemüt führe, was Gottes Wille sei, und was er selbst vor der Zeit dieser Sachen halben bei sich beschlossen, damit also des Adonia Vorhaben gehindert, und Salomo ins versprochen Königreich eingesetzt werde. [Denn ob wir gleich von irgend einem Tun die göttliche Verheißung haben, so sollen wir dennoch die angemessenen Mittel, dadurch wir zur selben gelangen können, auch nicht verachten, oder in den Wind schlagen.)

15. Und Bathseba ging hinein zum Könige in die Kammer. Und der König war sehr alt, und Abisag von Sunem diente dem Könige.

Ging hinein: Es ist aber ohne Zweifel die Bath Seba, über dieser unverhofften Nachricht von Herzen erschrocken, da ihr voriger Fall des Ehebruchs, als eine Ursache dieses Unglücks, ihr wiederum nicht ohne große Bekümmernis und Schwermütigkeit im Sinn kommen, und für die Augen geschwebt, Aber doch hat sie wiederum ein Herz gefasst, und ihr selbst gute Hoffnung gemacht, dass der Sache noch könnte Rat geschafft werden.

Alt: darum er auch an Kräften sehr abgenommen, dass er nicht mehr öffentlich unter den Leuten umgehen konnte, sondern hielt sich in seinem Gemach abgesondert, und daheim.

Diente: Dass sie seiner pflegt und wartet, und mit ihrer lebhaften natürlichen Hitze seinen erkalteten Leib erwärmte, wie zu Anfang des Kapitel gemeldet worden.

16. Und Bathseba neigte sich und betete den König an. Der König aber sprach: Was ist dir?

Betet: Das ist: Sie hat ihm ganz große Ehre erzeigt, und mit äußerlichen Gebärden sich tief für ihm gedemütigt, obwohl sie eine Königin, und sein Gemahl war. [Solche äußerliche Ehrerbietung und Höflichkeit missfällt Gott ganz nicht.)

17. Sie sprach zu ihm: Mein Herr, du hast deiner Magd geschworen bei dem Herrn, deinem Gott: Dein Sohn Salomo soll König sein nach mir und auf meinem Stuhl sitzen.

Herr: Von dem ich weiß, dass er mir zum Haupt und Oberen gegeben wurde, und ich mir nicht soll lassen zuwider sein, was dir wohl gefällt, und für gut ansieht, jedoch möchtest du gnädig vernehmen, was mir anliegt.

Geschworen: Und also mit einem hohen Eid mir verheißen.

Stuhl sitzen: Dass er mit einer königlichen Majestät über das Volk Israel herrsche.

18. Nun aber siehe, Adonia ist König worden; und mein Herr König, du weißt nichts darum.

König worden: Denn er das Königreich ihm zueignet, welches dem Salomo verheißen ist.

19. Er hat Ochsen und gemästet Vieh und viel Schafe geopfert; und hat geladen alle Söhne des Königs, dazu Abjathar, den Priester, und Joab, den Feldhauptmann; aber deinen Knecht Salomo hat er nicht geladen.

Geladen: Nämlich, zum Opfer, und zum königlichen Mal.

Nicht geladen: Daraus gut abzunehmen, wie er gegen ihm gesinnt, und in was großer Gefahr mein Sohn stecken wird, da Adonia das Königreich behalten soll.

20. Du bist aber mein Herr König; die Augen des ganzen Israel sehen auf dich, dass du ihn anzeigst, wer auf dem Stuhl meines Herrn Königs nach ihm sitzen soll.

Anzeigst: Das ist: Bei diesem zweifelhaften und verwirrten Zustand im Regiment, wissen die Leute nicht, wenn sie für ihren König und deinen Nachkommen im Reich erkennen sollen. Denn sie im Zweifel stehen, ob Adonia ohne oder mit deinem Wissen, und willen sich der Regierung anmaße.

21. Wenn aber mein Herr König mit seinen Vätern entschlafen ist, so werden ich und mein Sohn Salomo müssen Sünder sein.

Entschlafen: Dass du durch den Tod in ein anderes Leben eingehen wirst, und zu deinen Voreltern kommen, die vor dir das ewig Leben er erbet haben.

Sünder sein: Wille so viel sagen, Wenn du zu des Adonia Vorhaben länger still schweigen und durch die Finger sehen wirst, bis er das Königreich behauptet, so wird er nach deinem Absterben wieder mich und meinem Sohn allerlei Scheinursachen und falsche Verleumdungen hervorsuche, damit er uns, als ob wir eine große Übeltat begangen, und wieder die hohe Majestät uns vergriffen hätten, aus dem Wege räume, und ab dem Brot tue. [Es hat aber die Bath Seba recht daran getan, dass sie des Propheten weisem Rat gefolgt. Denn das ist auch ein Stück der Weisheit, wenn man weiser Leute Rat folgen kann.)

22. Weil sie aber noch redete mit dem Könige, kam der Prophet Nathan.

Kam: Dass er der Bath Seba Wort bestätigte, und den König der Sachen halben, so Bath Seba vorgebracht, vergewisserte, damit nicht der König etwa ihre, als eines ganz zu furchtsamen Weibes Reden, in den Wind schlüge, und derselben wenig achtete. Denn es werden oft große Gefahr, so vorhanden sind, aus der acht gelassen, und zu Unzeiten in den Wind geschlagen, weil diejenigen, welche sie verkündigen, entweder nicht genug Ansehens haben, oder doch davor gehalten werden, als ob sie aus einer besonderen Zuneigung die Sache vorbrächten, nach dem sie derselben gewogen oder ungewogen sein.)

23. Und sie sagten es dem Könige an: Siehe, da ist der Prophet Nathan. Und als er hinein vor den König kam, betete er an den König auf sein Angesicht zur Erde

Sagten es: Platzt deswegen ein solcher großer Prophet, der zu etliche malen ohne Mittel mit Gott selbst ein Gespräch, und Unterredung gehalten, nicht gleich zum Könige ins Gemach hinein, sondern lässt sich zuvor bei ihm anzeigen. [Daraus die Kirchendiener lernen sollen, dass sie der Obrigkeit ihre gebührende Ehre und Gehorsam erzeigen, wenn sie gleich mit herrlichen Gaben von Gott begnadet sein.)

Angesicht: Das ist: Er hat sich tief gegen ihm gedemütigt, und die höchste Ehrerbietung ihm erzeigt, die einem Menschen auf der Erde, der im Stande der Obrigkeit ist, gebühren mag. Und hat man hier abermals ein Beispiel der Demut und Höflichkeit an einem großen Propheten.

24. und sprach: Mein Herr König, hast du gesagt: Adonia soll nach mir König sein und auf meinem Stuhl sitzen?

Gesagt: Denn er ihm das Königreich zueignet, nicht anders, als ob du es befohlen hättest, dass er sich desselben wagen soll.

25. Denn er ist heute hinabgegangen und hat geopfert Ochsen und Mastvieh und viel Schafe und hat alle Söhne des Königs geladen und die Hauptleute, dazu den Priester Abjathar. Und siehe, sie essen und trinken vor ihm und sagen: Glück zu dem Könige Adonia!

Gegangen: Zu dem Stein oder Felsen Soheleth.

Mastvieh: Wie man zum Opfer pflegt zu gebrauchen.

geladen: Nämlich, zum königlichen Gastmahl, da er von den Gästen zum König in Israel ist erklärt und ausgerufen worden.

Für ihm: Daraus gut abzunehmen, dass er die vornehmste Häupter und vortreffliche Männer auf seine Seite gebracht, und ihm anhängig gemacht hat.

Glück zu: Das ist: Sie wünschen ihm eine glückliche Regierung, samt zeitlicher und ewiger Wohlfahrt, dass ihnen ihr König lange vorstehe, und in allem seinem Tun einen glücklichen Fortgang habe.

26. Aber mich, deinen Knecht, und Zadok, den Priester, und Benaja, den Sohn Jojadas, und deinen Knecht Salomo hat er nicht geladen.

Knecht Salomo: Der Prophet Gottes hält auf die königliche Majestät so hoch und viel, dass er auch des Königs Sohn, so noch nicht zum Königreich aufgenommen und eingesetzt war, des Königs Knecht nennt.

Nicht geladen: Daraus leicht abzunehmen, wie er gegen uns allen gesinnt, und was wir von ihm werden zu erwarten haben, wenn er das Regiment behaupten soll.

27. Ist das von meinem Herrn Könige befohlen, und hast es deine Knechte nicht wissen lassen, wer auf dem Stuhl meines Herrn Königs nach ihm sitzen sollen

Befohlen: Dass also Adonia mit deinem Wissen und willen solches angefangen hat.

Wissen lassen: Dass du diesen Sohn zum Könige nach dir ausersehen hast, welches du für uns anderen deinen Dienern nicht hättest sollen verhehlen.

Sitzen soll: Als wollte er sagen: Es will mir eben nicht ein, dass dein Wille mit und dabei sein soll, dass Adonia dem Regiment vorstünde.

28. der König David antwortete und sprach: Ruft mir Bathseba! Und sie kam hinein vor den König. Und da sie vor dem Könige stand,

David: Welcher, ob er wohl ohne allen Zweifel heftig darüber bekümmert worden, dass er in seinem hohen Alter noch kein Ende der Unruhe und Aufruhr erleben können, und wohl verstände, dass es noch ein übriger Rest der Strafe wäre, die er mit seinem Ehebruch und Totschlag verschuldet: So hat er dennoch fürs ratsam angesehen, des Adonia Vorhaben abzuwehren und zu hindern, obwohl er ihm bereits einen großen Anhang gemacht. Und begehrt zwar wieder Adonia und seine Anhänger nichts ernstlichste vorzunehmen: Sondern hat es fürs beste geachtet, dass er ihm einen anderen König, nämlich, den Salomo, entgegen setzte, und erwählte, als dem das Königreich von Gott bedacht und beschert war: Und setzte in keinen Zweifel, es würde Adonia den Mut von stand an sinken lassen, wen er hören würde, dass ein anderer König ordentlicherweise erwählt, gesalbt, und gekrönt worden.

Ruft: Denn sie wiederum aus der Kammer gegangen, und abgetreten war, als der Prophet Nathan angekommen, damit der König nicht merkte, dass es eine angelegte Sache wäre. [Und lässt ihm Gott eine solche Vorsichtigkeit in Abhandlung billiger und rechtmäßiger Sachen nicht Missfallen.)

29. schwur der König und sprach: So Ware der Herr lebt, der meine Seele erlöst hat aus aller Not,

Lebt: So war und gewiss soll auch geschehen, was ich dir von unserem Sohn Salomo des Königreichs halben verheißen habe, dass er, nämlich, nach mir regieren soll.

Not: Beide leiblicher und geistlicher.

30. ich will heute tun, wie ich dir geschworen habe bei dem Herrn, dem Gott Israels, und geredet, dass Salomo, dein Sohn, soll nach mir König sein; und er soll auf meinem Stuhl sitzen für mich.

Heute: Dass du noch diesen Tag deinen Sohn Salomo sehen sollst, als einen König in seiner Majestät auf dem königlichen Stuhl sitzen.

Geschworen habe: Vor der Zeit, da ich Gott de Herrn darüber zum Zeugen angerufen habe. [Und bestätigt David den vorigen Eid mit einem neuen, damit der Heilige Geist uns lehren wolle, dass es nicht Sünde sei, wenn man in einer großwichtigen Sache schwört. So werden wir auch hier erinnert, dass die Zusagen und Verheißungen, sofern sie ehrlich, und zu halten möglich sein, sollen ins Werk gerichtet werden. Und steht solche Tugend der Wahrheit allen Menschen, besonders aber Fürsten und Herren, wohl an.)

31. Da neigte sich Bathseba mit ihrem Antlitz zur Erde und betete den König an und sprach: Glück meinem Herrn Könige David ewig!

Erde: Das ist: Sie hat ihm einen demütigen Fußfall getan, und die höchste Ehre erzeigt, so einem Menschen auf der Erde gebühren mag.

Glück: Als wollte sie sprechen: Gott wolle dich meinen Herrn und Ehemann für diese deine Guttat segnen, und bei guten Leibes Gesundheit lange erhalten. [Denn obwohl recht gesagt wird, Zusagen macht Schulden, und soll man halten, was einer versprochen hat: So sollen wir uns dennoch auch und nichtsdestoweniger dankbar gegen denen erzeigen, die ihre Zusagen treulich halten und erfüllen.)

32. Und der König David sprach: Ruft mir den Priester Zadok und den Propheten Nathan und Benaja, den Sohn Jojadas! Und da sie hineinkamen vor den König,

ruft: Denn der König wollte seinen Worten also Kraft geben, ehe der Bund mit dem Adonia mächtiger würde, oder sonst etwas dazwischen kommen möchte.

Zadok: Welcher nach dem Hohepriester der vornehmste war.

Nathan: der ebenmäßig auf der Bath Seba Berufung abgetreten, und hinaus gegangen war, um vorgemeldeter Ursache willen.

Benaja: Welcher neben den vorigen der nächste um den König und auch bei dem Volk in großem Ansehen war.

33. sprach der König zu ihnen: Nehmt mit euch eures Herrn Knechte und setzt meinen Sohn Salomo auf mein Maul und führt ihn hinab gen Gihon.

Knechte: Das ist: Meine Hofdiener, so viel ihr deren in der Eile aufbringen könnt, dass ihr eine ansehnliche Ritterschaft zuwege bringt.

Maul: Oder Maultier, in maßen man es pflegt für die königliche Majestät heraus zu putzen, damit die Leute gleich, also bald und von stand an daraus abnehmen, dass ich ihn zu meinem Nachkommen bestimmt habe.

Gihon: Welches ein lustiger Brunnen gewesen, nahe bei Jerusalem, neben der Stadtmauern, so mit lebendigem Wasser immer hervorgequollen, da nicht weit davon der Teich Siloha gewesen, daraus ein Blinder, auf den Befehl Christi, die Augen gewaschen, und sein Gesicht wieder bekommen hat {Joh 9}, dort herum hatten auch die Könige ihre Lustgärten, darin man aus der Stadt oder Burg Davids auf Staffeln hinab gegangen, wie aus dem 3. Kapitel des Buches Nehemia abzunehmen. Es sieht ihm aber gleich, als sei Salomo darum dahin geführt worden, nicht allein weil es ein lustiger Ort, und zu der Krönung gelegen gewesen, sondern weil auch oft eine große Menge Volkes sich darin befunden.

34. Und der Priester Zadok samt dem Propheten Nathan salbe ihn dort zum Könige über Israel. Und blast mit den Posaunen und sprecht: Glück dem Könige Salomo!

Salbe: Nämlich, mit dem heiligen Öle, damit auch die Priester und Propheten gesalbt worden. [Denn Christus, dessen Vorbild Salomo an diesem Ort gewesen, ist mit dem Freudenöl {Ps 45} nämlich, mit dem Heiligen Geiste, gesalbt worden, dass er unser Priester, König, und Prophet sei.)

Blast: Damit das Volk aus allen Orten da sich versammle, und mit der Posaunen Klang der Krönung oder Salbung ein desto größer Ansehen gemacht werde.

Sprecht: Dass ihr ihm mit fröhlichen Glückwünschen zuschreit.

35. Und zieht ihm nach herauf und kommt, so soll er sitzen auf meinem Stuhl und König sein für mich; und ich will ihm gebieten, dass er Fürst sei über Israel und Juda.

Ihm nach: Das ist: Ihr sollt ihn mit einem königlichen Gepränge das Geleit geben, wenn er wieder zurückzieht, und in die Stadt umgekehrt.

Gebieten: Ich will ihm die Regierung des ganzen Königreichs übergeben. Dies hat also der König seinen oben genannten Räten und Dienern zu verrichten befohlen. [Und tun ihm die Fürsten, und Obrigkeiten, wenn sie ihr ziemlich hohes Alter auf sich haben, recht und wohl, dass sie von ihren Nachkommen etwas gewisses ordnen, damit nicht nach ihrem Tode ihre Nachkommen sich um das Regiment raufen, mit der Untertanen großem Nachteil und Schaden, und eines Reiches endlichem Untergang und Verderben.)

36. Da antwortete Benaja, der Sohn Jojadas, dem Könige und sprach: Amen, es sage der Herr, der Gott meines Herrn Königs, auch also!

Amen: Das ist: Es geschehe also, und gebe Gott, dass dies alles, was du befohlen hast, glücklich verrichtet werde.

Sage: Das ist: Gott der Herr bestätige dies dein Dekret, dass es einen Nachdruck habe.

37. Wie der Herr mit meinem Herrn Könige gewesen ist, so sei er auch mit Salomo, dass sein Stuhl größer werde denn der Stuhl meines Herrn Königs David.

Gewesen: Dass er ihn bei der Regierung gehandhabt, in allen Sachen einen glücklichen Fortgang verliehen, ihn und sein Königreich geschützt, und von allen seinen Feinden errettet hat.

Salomo: der jetzt zum Könige soll gesalbt werden.

Größer: Das ist: Ich wünsche, dass das israelitische Königreich unter diesem Könige nicht geringer oder schwächer werde, sondern vielmehr größer und mächtiger, und dass dieser zukünftige König an Ehre, Macht und Reichtum nicht allein dir sich gleichen möge, sondern auch dich übertreffe. [Gleichwie aber es frommen Leuten wohl ansteht, und ihnen in immer gebührt, dass sie anderen Gutes gönnen und wünschen, also gehen auch solche Wünsche nicht leer und ohne Frucht ab {Mt 10}. Und sollen Fürsten und Herrn sich also verhalten, dass die Untertanen sich vielmehr mit heilsamen Wünschen als mit Flüchen belegen, Denn diese haften auch, ebenso wohl als jene.)

38. Da gingen hinab der Priester Zadok und der Prophet Nathan und Benaja, der Sohn Jojodas, und Krethi und Plethi und setzten Salomo auf das Maul des Königs David und führten ihn gen Gihon.

Hinab: Als sie von dem Könige allen Befehl empfangen hatten.

Plethi: Diese hatten den Namen von denen Orten und Landschaften, daher sie gebürtig waren. Und waren starke Leute und tapfere Helden, in Kriegssachen wohl geübt, darum sie der König zu seinen Trabanten gebraucht, und waren die königliche Guardi.

Führten: Sind also ihrer Obrigkeit gehorsam, ob es wohl nicht ohne Gefahr zugegangen, Adonias halben. [Denn wir sollen uns zu der ordentlichen Obrigkeit halten, ob gleich dieselbe wieder die aufrührerischen noch nicht allerdings wohl gefasst ist. Weil Gott der ordentlichen Obrigkeit beisteht, und derselben endlich einen glücklichen Ausgang verleiht.)

39. Und der Priester Zadok Name das Ölhorn aus der Hütte und salbte Salomo. Und sie bliesen mit der Posaune, und alles Volk sprach: Glück dem Könige Salomo {1Chr 30v22}!

Hütte: Nämlich, des Stifts, in welcher es aufbehalten wurde: Dasselbe (Wille der Text sagen) hab Zadok daraus genommen, und zu des Salomo Salbung mit sich geführt an den Ort, da die Salbung geschehen sollte. Wie aber solches Öl, damit man die Priester und Könige salbte, gemacht und zugerichtet worden, findet man {2Mos 30}.

Salbte: Welche Zeremonie damals üblich, und anstatt der Krönung war, oder ist doch das vornehmste bei der Krönung gewesen.

Volk: Dass zu solchem unversehenen Gepränge in der Eile zugelaufen war.

Glück: Als wollten sie sprechen: Gott gebe diesem unserem neuerwählten Könige, eine glückliche Regierung, langes Leben, und alle Wohlfahrt.

40. Und alles Volk zog ihm nach herauf, und das Volk pfiff mit Pfeifen und war sehr fröhlich, dass die Erde von ihrem Geschrei erscholl.

Volk: Nämlich, was von Hofleuten und anderem Gemeinde Personal sich darin fand.

Pfeifen: Es dröhnte alles lustig durcheinander mit Posaunen, Pfeifen, und anderen musikalischen Instrumenten, samt dem Jubilieren und Freuden-Geschrei des Gemeinde Volkes.

Erschall: Als wollte er sagen: Es wäre kein Wunder gewesen, wenn gleich die Erde von einem solchen Schall erzittert oder auch zerspaltet, wäre. Mit welchen Worten das große Getümmel zu verstehen gegeben wird. [Und ist Salomo an diesem Ort ein Vorbild Christi gewesen, der mit einem großen Zulauf und zuschreien des Volkes in die Stadt Jerusalem eingezogen ist {Mt 21}. Es sind aber die Gepränge der Krönungen, Hochzeiten, und dergleichen, dazu gut, auf dass die Leute dadurch zu dergleichen Ständen gereizt und gelockt werden, welche sonst davor flöhen, und dieselbe scheuten, Und dass sie gleichsam als Sakrament oder Siegel des göttlichen Berufes sind: Damit wenn ihnen etwas Widerwärtiges zu Händen stößt, sie sich zu erinnern haben, dass sie in einem ordentlichen Beruf sind, darum sie Gott der Herr nicht verlassen werde.)

41. Und Adonia hörte es, und alle, die er geladen hatte, die bei ihm waren; und sie hatten schon gegessen. Und da Joab der Posaunen Schall hörte, sprach er: Was Wille das Geschrei und Getümmel der Stadt?

Und: Jetzt lasst uns auch besehen, und anhören, was es mit des Adonia angemaßtem Königreich, für einen Fort- und Ausgang gewonnen.

hörte: Nämlich, das Getümmel, Freudengeschrei, und blasen der Posaunen, und hat sich nicht unrecht darüber verwundert, was es bedeuten möchte.

Was: Es wird gewiss etwas neues und Unverhofftes sich in der Stadt zugetragen haben, weil alles mit einem so großen Geschrei und Posaunen Schall erfüllt ist. [Denn welche ein böses Gewissen haben, die erschrecken auf einen unversehenen Zufall nur desto heftiger.)

42. Da er aber noch redete, siehe, da kam Jonathan, der Sohn Abjathars, des Priesters. Und Adonia sprach: Komm herein, denn du bist ein redlicher man und bringst gute Botschaft.

Kam: Dass er ihnen verkündigte, was mit dem Salomo vorgegangen wäre.

Komm: Zu uns, und erzähle uns, was du Neues weißt vorzubringen, von dem Getümmel, den wir in der Stadt hören.

Botschaft: Ich erhoffe, du wirst mir eine fröhliche Nachricht verkündigen, weil du ein verständiger aufrichtiger man bist, und nicht gern etwas Widerwärtiges anzeigst. [Denn welche aus keiner notdringenden Ursache gern etwas Böses ausbringen, die geben ihre Torheit und großen Unverstand an Tag.) Und war Adonia in der Ehrsucht des angemaßten Königreichs so ganz ersoffen, da er ihm selbst nichts Widerwärtiges träumen lies, sondern hat vielleicht gemeint, dass die Einwohner zu Jerusalem von seiner Krönung verständigt worden, und darüber ein solches Frohlocken trieben.

43. Jonathan antwortete und sprach zu Adonia: Ja, unser Herr, der König David, hat Salomo zum Könige gemacht;

44. und hat mit ihm gesandt den Priester Zadok und den Propheten Nathan und Benaja, den Sohn Jojadas, und Krethi und Plethi; und sie haben ihn auf des Königs Maul gesetzt.

Und Plethi: Des Königs Trabanten und Leibes Guardi, über welche Benaja Hauptmann war.

45. Und Zadok, der Priester, samt dem Propheten Nathan hat ihn gesalbt zum Könige zu Gihon, und sind von dort heraufgezogen mit Freuden, dass die Stadt tummelt. Das ist das Geschrei, das ihr gehört habt.

46. Dazu sitzt Salomo auf dem königlichen Stuhl.

47. Und die Knechte des Königs sind hineingegangen, zu segnen unseren Herrn, den König David, und haben gesagt: Dein Gott mache Salomo einen bessern Namen, denn dein Name ist, und mache seinen Stuhl größer denn deinen Stuhl! Und der König hat angebetet auf dem Lager.

Knechte: Die Hofdiener, und andere Offiziere.

Segnen: Das ist: Sie haben dem Könige viel Glück dazu gewünscht, dass es wohl geraten möge, dass er den Salomo seinen Sohn übers Königreich Israel gesetzt hat.

Bessern: Denn ob du wohl in deiner Regierung sehr berühmt gewesen, und einen großen Namen bekommen hast, von wegen deiner Frömmigkeit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Gütigkeit, Weisheit, und anderer königlicher Tugenden: So wünschen wir doch und bitten Gott, dass dieser dein Sohn in allen erstgemeldeten Tugenden noch berühmter werde.

Größer: Dass sein Königreich weiter sich erstrecke, und mächtiger werde, als das deine, Welches doch aus Gottes sonderbare Gnade und Güte ganz hochgestiegen ist.

Angebetet: Er hat Gott den Herrn angerufen, dass die gutherzigen Wünsche seiner Diener möchten haften, und Kraft haben, und dass er zu seines Sohnes Salomons Regiment wollte Glück geben, es handhaben und schützen.

Lager: Auf seinem Bette.

48. Auch hat der König also gesagt: Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, der heute hat lassen einen sitzen auf meinem Stuhl, dass meine Augen gesehen haben!

Gesehen: Wille so viel sagen: Ich danke Gott, dass er vor meinem Tode mir noch die große Freude verliehen, dass ich meinen liebsten Sohn zum Nachkommen in meinem Reich vor mir sehe, der nach meinem Willen in königlicher Majestät, und auf den königlichen Stuhl sitzt. Welches alles, wie zu vermuten, Jonathan mit seinen Augen gesehen, und gehört, und hat dem Adonia also die Wahrheit angezeigt. Denn er sich mit Hinterlist gen Hof begeben, dass er sehe, was man davor hätte, obwohl er neben seinem Vater Ab Jathar auf des Adonia Seite gehalten. [Denn es finden sich oft auch an der frommen und Weisen Herren Höfe Kundschafter. Darum sollen Fürsten und Herrn solche Sachen zu verrichten vornehmen, welche, wenn sie ausgebracht werden an anderen Orten, ihnen keine böse Nachreden geben.)

49. Da erschraken und machten sich auf alle, die bei Adonia geladen waren, und gingen hin, ein jeglicher seinen Weg.

Seinen Weg: Es verfügte sich ein jeder an den Ort, der ihm damals am gelegensten, und da er sicher zu sein meinte. Ist also der Bund mit dem Adonia gemacht, zergangen, und getrennt worden. [Einen solchen Ausgang gewinnt es mit den aufrührerischen Anschlägen, und boshaftem Vornehmen.)

50. Aber Adonia fürchtete sich vor Salomo; und machte sich auf, ging hin und fasste die Hörner des Altars.

Furcht: Dass er nicht etwa, weil er sich des Königreichs angemaßt, und solches zu sich reißen wollen, zur rechte Strafe gezogen und es ihm das Leben kosten würde.

Hörner: Denn auf den vier Ecken des Altars waren Hörner oder kleine Säulen zur Zierde gemacht, die aufwärts oder über sich gingen {2Mos 27}. Derselben Hörner eins hat Adonia ergriffen, als ein Freiheitsort, und hoffte, dass er da sicher sein würde. Denn es wurde niemand leicht vom heiligen Altar zum Tode hingerissen. [man soll aber auch noch heutzutage die Freiheitsörter erhalten, welche im Römischen Reich bestätigt sein.)

51. Und es wurde Salomo angesagt: Siehe, Adonia fürchtet den König Salomo; und siehe, er fasst die Hörner des Altars und spricht: der König Salomo schwöre mir heute, dass er seinen Knecht nicht töte mit dem Schwert!

Töte: darum, dass ich das Königreich angefallen habe, und es an mich bringen wollen. [Denn welche große und hohe Sachen ohne ordentlichen Beruf sich unterfangen, ob sie wohl zu Anfang, da es ihn ein wenig wohl geglückt und vonstattengeht, ganz aufgeblasen und verwegen sein, so entfällt ihnen doch Herz und Mut, und sind ganz kleinmütig, wenn es anders hinaus geht mit ihrem Tun, denn sie wohl meinte, und ihnen selbst eingebildet hatten.)

52. Salomo sprach: Wird er redlich sein, soll kein Haar von ihm auf die Erde fallen; wird aber Böses an ihm gefunden, so soll er sterben.

Redlich: Dass er sich weiter wohl und ehrlich halten wird, und keine weiter Neuerung anfangen.

Fallen: Und darf er sich nichts Böses zu mir versehen. [Denn man muss bisweilen mit der wohlverdienten Strafe innehalten, und sehen ob derjenige, welcher gesündigt, sich zukünftig besser halten, und mit redlichen Taten seinen vorigen Missgriff zudecken werde.)

gefunden: Dass er dergleichen etwas von neuen sich unterstehe wollte, so kann ich seiner nicht mehr schonen. [Denn wo keine Hoffnung der Busse ist, da hat auch die Gnade nicht statt.)

53. Und der König Salomo sandte hin und ließ ihn herab vom Altar holen. Und da er kam, betete er den König Salomo an. Salomo aber sprach zu ihm: Gehe in dein Haus!

Sandte hin: Seiner Diener einen, mit einem sicheren Geleit.

Betet: Das ist: Er Tat ihm einen Fußfall, und bat seines Missgriffs halben demütig um Verzeihung.

Gehe: Denn ob du wohl den Tod verschuldet hast, so will ich dir doch diesmal deine Übertretung zu gut halten. Darum so verfüge dich heim, und lebe weiter für dich selber ruhig, dass du keine neue Unruhe begehrst anzuzetteln, so lieb dir dem Leben ist. Hat deswegen Salomo endlich das Königreich behauptet, und sind seiner Widersacher Anschläge zu Wasser worden. [Also triumphiert endlich Christus, der durch den Salomo vorgebildet worden, wieder seine Feinde, die seinem Reich sich widersetzen und dasselbe zu hindern begehren.)


Das 2. Kapitel

  • Als David sterben soll, ermahne er seine Sohn Salomo zur Frömmigkeit und Tapferkeit, v. 1.
  • Und befiehlt ihm, dass er des Joabs Totschläger, und des Simei Bosheit nicht soll ungestraft hingehen lassen, aber des Barsillai Kindern soll er Gutes tun, v. 5.
  • Danach stirbt David, und regiert Salomo an seine statt, v. 10.
  • Adonia, Joab, und Simei wergen erwürgt. Und wird der Hohepriester Ab Jathar seines Amtes entsetzt, weil er bei des Adonia aufrührerischen Anschlägen sich finden lassen, v. 13.

1. Als nun die Zeit herbeikam, dass David sterben sollte, gebot er seinem Sohn Salomo und sprach:

Sterben sollte: Weil er empfangen, dass es sich mit ihm zum Ende nahte, und seines Lebens nicht lange mehr sein würde.

Sohn: Wie er sich nach seinem Tode verhalten sollte. [Denn die tun recht und löblich, welche ihr Testament machen, und den Erben alles fleißig austeilen, ehe sie sterben.) Also hat auch David sein Testament aufrichten wollen.

2. Ich gehe hin den Weg aller Welt; so sei getrost und sei ein Mann!

Welt: Ich muss sterben, wie alle andere Menschen. [Denn der Tod schont niemands, weil wir alle Sünder sind {Röm 5}.) Darum muss ich dich kürzlich erinnern, wessen du dich nach meinem Tode zu verhalten, auf dass du recht und wohl regieren mögest.

Mann: Fasse ein Mannes Herz. [Denn es muss eine Obrigkeit großmütig und beherzt sein, damit sie in Erhaltung der rechten Religion, in Handhabung der Gerechtigkeit, in Erzeigung der Gnaden, durch keine Gefahr, noch eigenen Nutzen, noch Ansehen der Person, noch eigene Begierden, sich von dem rechten weg ihres Berufes abtreiben oder abwendig machen lasse.)

3. Und warte auf die Hut des Herrn, deines Gottes, dass du wandelst in seinen Wegen und hältst seine Sitten, Gebote, Rechte, Zeugnisse, wie geschrieben steht im Gesetz Moses, auf dass du klug seist in allem, was du tust, und wo du dich hinwendest {5Mos 17v18 Jos 23v6},

Hut: was dies sei, wird mit den folgenden Worten erklärt.

Wandelst: Dass du nach dem vorgeschriebenem Worte Gottes dein Leben anstellst.

Gesetz: Das ist: Was im Buch des Gesetzes von Kirche Zeremonien, weltlichen Satzungen, und Rechten, oder auch in den zehn Geboten gelehrt wird, dem komm aufs allerfleißigste, so viel immer möglich, nach, dass es von dir und anderen gehalten werde. [Denn es muss eine fromme Obrigkeit ihr Amt und Gebühr zuerst für sich selbst tun, und den anderen durch Befehl lassen gebieten, dass sie auch das ihrige tun, die er mit seinem Beispiel dazu locken, mit Guttaten reizen, und mit Strafen zwingen soll.)

Wendest: Was du dir vornimmst zu tun und zu verrichten. [Denn obwohl der Sachen vielfältige und von langer Zeit her gehabte Erfahrenheit, und das Lesen in den Rechtsbüchern und anderen weltlichen Schriften weiser Leute, nicht wenig nutzen, und dazu behilflich sein, dass man einem Regiment recht vorstehen könne, so behält dennoch die Heilige Schrift, aus welcher die göttliche Weisheit überall hervorleuchtet, vor allen anderen den Vorzug.)

4. auf dass der Herr sein Wort erwecke, das er über mich geredet hat und gesagt: Werden deine Kinder ihre Wege behüten, dass sie vor mir treulich und von ganzem Herzen und von ganzer Seele wandeln, so soll von dir nie gebrechen ein Mann auf dem Stuhl Israels.

Geredet: Dass er erfülle, was er mir aus Gnaden verheißen hat. Denn er mir es mit der Bedingung versprochen, sofern du und deine Nachkommen dem göttlichen Worte folgen, und ihr in allem eurem Tun behutsam und vorsichtig sein werdet, dass ihr nicht mutwilligerweise wieder sein Gesetz sündigt: sondern in Bekenntnis der rechten Religion und heilige Wandel beharrt, und solches nicht heuchlerischerweise, nur mit einem äußerlichen Schein, sondern mit Ernst und von Herzen.

Gebrechen: Es soll immer einer von deinen Nachkommen das Königreich Israel regieren, dass solche Majestät auf kein anderer Geschlechter falle. Solches (spricht David) hat mir der Herr verheißen, darum, wenn du Gott mit Ernst und standhaft dienen wirst, so wird die Königliche Hoheit bei unserem Geschlecht bleiben: Wirst du aber die Gebote Gottes aus der acht lassen, so wird die Regierung von unserem Geschlecht genommen und wieder entwand werden. [Darum sollen Fürsten und Herren, welche begehren, die Regierung ihren Nachkommen zu hinterlassen, sich der wahren Gottseligkeit bemühen.)

5. Auch weißt du wohl, was mir getan hat Joab, der Sohn Zerujas, was er tat den zwei Feldhauptmännern Israels, Abner, dem Sohn Ners, und Amasa, dem Sohn Jethers, die er erwürgt hat, und vergoss Kriegsblut im Frieden und tat Kriegsblut an seinen Gürtel, der um seine Lenden war, und an seine Schuhe, die an seinen Füßen waren {2Sam 3v27 20v10}.

Auch: Was von Aufbauung des Tempels David seine Sohn Salomo befohlen, das findet man im 1. Buch der Chronik: Jetzt aber schreitet er zu anderen Sachen fort.

Mir getan: Denn warum sollte er das nicht mir getan haben, was nicht ohne Gefahr der Zerrüttung meines Königreichs, und zu Nachteil meines Ansehens geschehen ist?

Gürtel: Welcher zur selben Zeit ein besonderes Zierde der Kriegsleute war.

Schuh: Denn sie im Kriege eine besondere Art von Schuhen brauchten, welche doch vielmehr Stiefel waren, wie man jetziger Zeit Kniestiefel hat. Er Wille aber mit diesen verblümten Worten so viel zu verstehen geben: Der verwegene gottlose Bub, hat die Vergießung des Menschen Blutes zur Zeit des Friedens eben so wenig geachtet, und dass es ihm freigestanden, gemeint, als wen es in einem rechtmäßigen Kriege geschehen wäre, da solches zu tun erlaubt ist. Denn er zwei Kriegsobersten, die sich nichts Böses zu ihm versehen, treuloser und meuchlerischerweise erstochen, mit welchen Bubenstücken er seine Waffen und Kriegsschmuck besudelt, und was er zuvor für Ruhm und Ehre im Kriege erworben, das hat er alles mit so gräulichen Taten und Lastern wiederum verderbt, und zunichtegemacht.

6. Tue nach deiner Weisheit, dass du seine grauen Haare nicht mit Frieden hinunter zur Hölle bringst.

Bringst: Lass ihm es nicht zu, dass er eines natürlichen Todes sterbe, ob er gleich Alters halben, und von wegen seines grauen Haares ein treffliches Ansehen hat. Es wird aber durch die Hölle an diesem Ort nichts weiter als das Grab verstanden. [Obwohl nun einer die an seiner Person empfangene Unbilligkeit nicht rächen soll, welches auch David nicht zu tun begehrt, so muss man doch dergleichen übermachte Bubenstück und Mordtaten ernstlich Strafen in maßen die göttlichen und menschlichen Gesetze solches erfordern. Und sollen diejenigen, welche sich mit groben Lastern besudeln, nicht denken, dass ihnen die Strafe darum nach gelassen sei, weil sie aufgeschoben wird. [Denn man bisweilen mit der Strafe innehält, bis zur gelegenen Zeit. Also duldet auch Christus, als der rechte David, die unbußfertige, Gottlosen, ein Zeit lang, und sieht ihnen lange zu, aber endlich wird er sie zur ewigen Strafe verurteilen.)

7. Auch den Kindern Barsillais, des Gileaditers, sollst du Barmherzigkeit beweisen, dass sie auf deinem Tisch essen. Denn also Taten sie sich zu mir, da ich vor Absalom, deinem Bruder, floh {2Sam 19v31}.

Auch: Bisher haben wir von einem Beispiel der gerechten Strafe vernommen, lasst uns jetzt auch ein anders hören, welches ein Beispiel der Gnade und Guttat ist.

Beweisen: ich will, dass du ihnen Gnade und alles Gutes erzeigst.

Essen: Du sollst sie an deiner königlichen Tafel nehmen. [Welches denn an der Fürsten und Herren Höfe ein Zeichen der Gnaden, und besondere Ehre ist.)

floh: Das ist: Als ich von deinem Bruder ins Elend ausgetrieben war, ist Barsillai mit seinen Kindern, da ihm ein solcher unrechter Handel zu Ohren kommen, mir entgegengezogen, und ein Mitleiden mit mir hatte, mir Herberge angeboten, und Unterschlupf geben, dazu mich und meine Gefährten mit Proviant, und allerhand nötigen Sachen versehen und versorgt {2Sam 17}. [Denn die Dankbarkeit steht allen Menschen, besonders aber großen Herren wohlan.)

8. Und siehe, du hast bei dir Simei, den Sohn Geras, des Sohnes Jeminis von Bahurim, der mir schändlich fluchte zur Zeit, da ich gen Mahanaim ging. Er aber kam herab mir entgegen am Jordan. Da schwur ich ihm bei dem Herrn und sprach: Ich will dich nicht töten mit dem Schwert {1Sam 16v5 19v16 2Sam 19v23}.

Und siehe: Jetzt gerät David wiederum auf ein ernsthaftes Beispiel der Gerechtigkeit, damit dieselbe vollstreckt werde.

Bei dir: An deinem Hof.

Simei: Welcher aus dem Stamm Benjamin gebürtig, und des Sauls Verwandter ist. Der zwar wieder den Adonia auf deine Seite gehalten. (Wie im vorigen Kapitel gemeldet worden) [Denn dergleichen verschlagene Leute können sich zu Hof bei den Herren wunderlich einflicken.) Aber er hat den Schalk im Herzen, und hat den Tod längst verschuldet.

Fluchte: Dass er mich mit giftigen Stichreden und gräulichen Schmachworten angriff. Darum er bereits damals den Tod verdient hat, weil er die hohe Obrigkeit gelästert.

Kam: Mit einer ehrlichen Gesellschaft. Denn er tausend man bei ihm hatte.

Jordan: Da ich über denselben Fluss ziehen wollte. da er demütig mich um Verzeihung bat, und half mich und die meinen nach seinem besten Vermögen, dass wir hinüber kamen, darum ich damals ihn nicht wollen zur angemessenen Strafe ziehen, obwohl andere darum bei mir anhielten, dass ich es tun sollte.

Nicht Töten: Du sollst dich für mich nichts zu bewahren haben, weil ich lebe.

9. Du aber lass ihn nicht unschuldig sein; denn du bist ein weiser Mann und wirst wohl wissen, was du ihm tun sollst, dass du seine grauen Haare mit Blut hinunter in die Hölle bringst.

sein: Gehe nach meinem Tode also mit ihm um, dass er und andere dabei erkennen, wie es ihm nicht gebührt habe, sich an die hohe Majestät zu vergreifen.

Tun sollst: Dass er noch vor seinem Ende um seine Bosheit gestraft werde.

Blut: Als wollte er sagen: Verschaff und richte die Sache dahin, dass er keines rechten Todes sterbe, ob er wohl alt ist, denn du darfst in dem Fall seine grauen Haar nicht achten. Dieser Befehl ist dem Eid nicht zuwider gewesen, welchen David demselben Buben zuvorgetan hatte. Denn solange David gelebt hat, ist dem Simei seiner Übeltat halben kein Überdrang geschehen. So hat auch David nicht schlecht begehrt, dass Simei unversehener weise sollte zur Strafe hingerissen werden, wenn er sich gleich wohl hielte: Sondern dass Salomo gut acht auf ihn hätte, und da er ihn über einer neuen Übertretung erwischte, so soll er solches nicht ungestraft hingehen lassen, sondern die alte und neue Schuld miteinander abrechnen. Denn es setzte David in keinen Zweifel, es würde ein solcher gottloser Mensch aus gerechtem Urteil Gottes dermal eins müssen gestraft werden. So hat auch der König David solches nicht aus Rachgierigkeit befohlen, besonders weil er wusste, dass er in kurzer Zeit sterben würde, zu welcher Zeit die Rachgierigkeit am wenigsten stattfinden soll, sondern er war dessen versichert und gewiss, dass man müsste ein Beispiel sehen lassen, damit nicht andere mehr der Obrigkeit, welche von Gott eingesetzt ist, schändlich fluchten und lästerten.

10. Also entschlief David mit seinen Vätern und wurde begraben in der Stadt Davids.

Entschlief: Das ist: Er ist eines sanften Todes gestorben, und zu seinen Voreltern versammelt worden, mit denen er jetzt in ewiger Freude und Herrlichkeit lebt: Aber sein Leib ruht in der Erde bis an den Jüngsten Tag, sofern er anders nicht einer von denen gewesen, die Christus, da er auferstanden, mit sich von den Toten erweckt hat {Mt 27}.

Stadt David: Nämlich, In dem weiten und großen Schloss an der Stadt Jerusalem, welches Davids Stadt genannt wurde. [Denn ein solcher gewaltiger König war eines köstlichen Begräbnisses ganz wohl wert.)

11. Die Zeit aber, die David König gewesen ist über Israel, ist vierzig Jahre. Sieben Jahre war er König zu Hebron und Dreiunddreißigjahre zu Jerusalem {2Sam 5v4}.

Vierzig Jahr: Wenn man, nämlich, die ganze Zeit seiner Regierung zusammen rechnet, aber nicht von der Zeit an, da er zum ersten Mal vom Propheten Samuel gesalbt wurde, und bei des Sauls Lebzeiten im Elend müssen herum ziehen: sondern wie er nach des Sauls Tode in Hebron zu regieren angefangen, obwohl er dort nur über dem Stamm Juda das Regiment geführt, bis er endlich nach des Isboseths Sauls Sohnes Tode das ganze Königreich Israel erlangt.

Drei und: In denen er über alle israelitischen Stämme regiert: Nach welcher Ablauf der vortreffliche man auch hat sterben müssen, wie gesagt: Welcher von Jugend auf mit der Erkenntnis Gottes erleuchtet, mit Stärke des Leibes, Tapferkeit des Gemüts, und mit der Gabe der Weissagung geziert und begabt gewesen, dazu in der Musik erfahren, mit der Faust fertig, von Gott aus dem Schafstall zum Könige berufen, und vom Propheten Samuel gesalbt worden: Der auch unter dem Könige Saul im Elend herum gezogen, und in demselben allerhand widerwärtige Zustände geduldig und beständig ausgeharrt, bis er endlich ordentlicherweise zum Königreich kommen: In dem er oft tapfer gestritten, und ist dem Regiment wohl und löblich vorgestanden, so viel in der menschlichen Schwachheit geschehen können. Da er in Sünde gefalle, hat er Buße getan, und sich mit Glauben an den zukünftigen Messias, der aus seinem Geschlecht sollte geboren werden, gehalten, Hat die Strafen der Sünden demütig erkannt, da er zum andermal ins Elend ausgetrieben worden. Endlich ist er nach vielen Unfällen und Erlösung daraus selig im Herrn entschlafen. [Dieses Mannes Frömmigkeit und Geduld sollen wir lernen nachfolgen, auf dass wir durch den Glauben an Christus das ewig Leben erlangen, Amen.)

Also haben wir nun den David zur Erde bestattet: Lasst uns jetzt zu des Königs Salomo Regierung fortschreiten.

12. Und Salomo saß auf dem Stuhl seines Vaters David, und sein Königreich wurde sehr beständig.

Saß: Das ist: Er hatte das Königreich, welches ihm sein Vater hinterlassen, völlig in seiner Gewalt.

Beständig: [Durch des Salomo Königreich ist auch das Reich Christi abgebildet worden, Welches so fest und beständig ist, dass alle Pforten der Hölle nichts dagegen vermögen, ob sie gleich mit Versuchungen, Verfolgungen, und Ketzereien dagegen toben.)

13. Aber Adonia, der Sohn Hagiths, kam hinein zu Bathseba, der Mutter Salomos. Und sie sprach: Kommst du auch mit Frieden? Er sprach: Ja.

Aber: Folgt noch einander Angriff des Teufels wieder des Salomo Königreich.

Sohn Hagith: Welchen, nämlich, David aus seinem Weibe, Hadith genannt, erzeugt hatte.

Frieden: Kommst du als ein Freund oder Feind daher, ist es ein gutes oder böses Zeichen, dass du dich zu mir verfügst? Denn sie wusste, dass Adonia mit dem Salomo nicht ganz wohl stand, von wegen des geschehenen Vorgriffs im Königreich, und musste sich besorgen, dass er nicht irgend käme, sich an ihr zu rächen, und in willen hätte, sie zu erwürgen. Darum sie über seiner Zukunft heftig sich entsetzt. [Also ganz sind die weltliche Würde und Herrlichkeiten nicht ohne Ungemach, weil dergleichen Personen immer in Sorgen stehen müssen, dass man ihnen heimlich nachstelle, und nach dem Leben trachte.)

Ja] Ich komm friedlich, und du darfst dich keiner Gefahr meinethalben besorgen.

14. Und sprach: Ich habe mit dir zu reden. Sie sprach: Sage her!

15. Er sprach: Du weißt, dass das Königreich mein war, und ganz Israel hatte sich auf mich gerichtet, dass ich König sein sollte; aber nun ist das Königreich gewandt und meines Bruders worden; von dem Herrn ist es ihm worden.

Mein war: Dass ich es bereits zum guten Teil in meine Hand und Gewalt hatte.

Gericht: Sie hatten alle ein Auge auf mich geworfen, und hofften, ich sollte König werden.

Gewandt: Die Sache haben einen anderen Ausschlag gewonnen, als die Israeliten wohl gemeint hatten.

worden: Dass er das Königreich behauptet hat.

Herrn: Es ist ihm von Gott beschaffen gewesen, darum weil ich sehe, dass es Gottes Wille ist, dass er an meine statt regiere, so will ich mich nicht dagegen setzen. Es redete aber Adonia solches alles aus falschem Herzen, auf dass sein listiges Vorhaben desto mehr verborgen bliebe, damit er umging, und von neuen mit heimlichen Praktiken sich unterstand das Königreich an sich zu bringen.

16. Nun bitte ich eine Bitte von dir, du wollest mein Angesicht nicht beschämen. Sie sprach zu ihm: Sage her!

Nun: Weil ich des Königreichs muss in Mangel stehen.

Beschämen: Du wollest mir es nicht abschlagen, so will ich danach desto williger mich darin ergeben, und dem Königreich nicht mehr nachfragen.

17. Er sprach: Rede mit dem Könige Salomo (denn er wird dein Angesicht nicht beschämen), dass er mir gebe Abisag von Sunem zum Weibe.

Rede: Tue eine Fürbitte für mich, bei dem Könige, der dir nichts versagen wird.

Abisag: Welche des Königs Davids Eheweib gewesen war, obwohl er sie von wegen seines hohen Alters, und Leibes Schwachheit halben, nicht berührt. War deswegen noch eine Jungfrau, dazu ganz schön: Welche Adonia zur Ehe begehrte, nicht zwar ihrer Schöne halben, denn er sonst ihres gleichen unter den Israeliten noch wohl finden können, sondern dass er durch solche Heirat, wenn er die königliche Witwe genommen, der Israeliten Herzen und Gemüter ihm immer wiederum geneigt und gewogen machte, und mit der Zeit das Königreich anfallen, den Salomo aber davon verstoßen könnte. Über das, so war es ein abscheuliches Ding, dass er dieselbe zum Weibe begehrte, welche auch seines Vaters Eheweib gewesen war, obwohl derselbe nie mit ihr beilegen.

18. Bathseba sprach: Wohl, ich will mit dem Könige deinethalben reden.

Reden: ich will mein Bestes tun, und Fleiß ankehren, dass du deiner Bitte gewehrt wirst. Es merkte aber des Salomo Mutter nicht, was Adonia vorhätte, und worauf es angesehen wäre, sondern meinte, er wäre in der Jungfrau von wegen ihrer Schöne, und holdseligen Sitten, also verliebt, dass er sie begehrte. [Denn es kann nicht ein jeder der heimlichen Feinde listige Anschläge merken, welche, in dem sie ein anders vorgeben, unterdes darauf umgehen, wie sie mögen den Frommen mit Hinterlist beikommen: darum man Gott bitten soll, dass er ihre Anschläge abwenden, und zunichtemachen wolle.)

19. Und Bathseba kam hinein zum Könige Salomo, mit ihm zu reden Adonias halben. Und der König stand auf und ging ihr entgegen und betete sie an; und setzte sich auf seinen Stuhl. Und es wurde des Königs Mutter ein Stuhl gesetzt, dass sie sich setzte zu seiner Rechten.

halben: Dass sie, nämlich, eine Fürbitte für ihm tat. Damit ihm Abisag möchte zum Weibe gegeben werden, wie er an sie begehrt hatte.

Beter: Das ist: Er hat ihr große Ehre erzeigt, und sich tief gegen ihr geneigt.

Setzt sich: Nach getaner Ehrerbietung gegen seiner Mutter.

Sich setzte: Nämlich, auf des Königs Begehren.

Rechten: Mit welchem ehrlichen Sitz der König seiner Mutter gleiche Ehre mitgeteilt, wie er selber hatte. [Sollen deswegen auch wir unsere Eltern in Ehren halten. Denn es mag kein Stand oder Würde, wie hoch sie auch ist, jemand von dem vierten Gebote befreien, dass er dasselbe nicht halten durfte.)

20. Und sie sprach: Ich bitte eine kleine Bitte von dir, du wollest mein Angesicht nicht beschämen. Der König sprach zu ihr: Bitte, meine Mutter, ich will dein Angesicht nicht beschämen.

Beschämen: Du wolltest mir solche schlechte Bitte nicht abschlagen.

ich will: Als wollte er sprechen: Es soll dir nichts versagt sein, was du begehrst, sofern ich es anders tun kann. [Wir können aber nicht weiter, als was recht und richtig ist.)

21. Sie sprach: Lass Abisag von Sunem deinem Bruder Adonia zum Weibe geben.

Adonia: der fleißig darum bei mir angehalten, dass ihm zu gelassen würde, sie zu ehelichen.

22. Da antwortete der König Salomo und sprach zu seiner Mutter: Warum bittest du um Abisag von Sunem dem Adonia? Bitte ihm das Königreich auch; denn er ist mein größter Bruder und hat den Priester Abjathar und Joab, den Sohn Zerujas.

Salomo: Welcher nach seiner wunderbaren Weisheit bald gemerkt, was Adonia durch solchen begehrten Heirat suchte, Und dass er mit denen Gedanken umginge, wie er das Königreich wieder an sich bringen möchte.

Königreich: Als wollte er sprechen: Es ist eben so viel, als wenn du das Königreich gar für ihn begehrst, indem du ihm zu solcher Ehe helfen willst. Verstehst und merkst du das nicht, dass Adonia mit solcher Bitte, nicht so sehr einen königlichen Gemahl, als das Königreich Israel sucht? Denn er noch der Meinung ist, als ob ihm solches von Rechtswegen gebührte, lebt auch noch, wie ich sehe, in guter Hoffnung, dass er mir dasselbe mit der Zeit abdingen wolle.

Größter: darum er sich selber dessen überredet, dass er mir richtig für zu ziehen sei.

Und Joab: Den obersten Hauptmann über das israelitische Kriegsheer, der es neben den Hohepriester Ab Jathar mit ihm hält. Durch welcher beider zu tun, er auch zuvor sich des Königreichs angemaßt, Und untersteht sich jetzt mit ihrem Rat, heimlich, und verschlagener weise, was er damals öffentlich tat.

23. Und der König Salomo schwur bei dem Herrn und sprach: Gott tue mir dies und das, Adonia soll das wieder sein Leben geredet haben!

Dies und: Das ist: Gott suche mich mit einer ernsten Strafe heim, wo nicht Adonia mit seiner Bitte ihm selbst das Ende seines Lebens verursacht hat. Denn ich kann seiner (bei dem wahren Gott) nicht mehr schonen, ich wollte denn zusehen und geschehen lassen, dass das Königreich Israel von neuen mit Aufruhr und Blutvergießen zerrüttet würde. Es hat aber das Ansehen, als ob der König Salomo der Ursache halben geschworen, damit Bath Seba seine Mutter, weil sie ihre erste Bitte nicht erhalten können, dennoch für des Adonia Leben eine Fürbitte von neuen tat. Und hat Salomo nicht Unrecht daran getan, dass er der Mutter in diesen Sachen nicht zu willen worden, weil solche ihre Bitte den Untergang seines Königreichs auf den Rücken trug: So wird es auch nirgends in der Heiligen Schrift Unrecht geheißen, dass er den Adoniam erwürgen lassen, denn er vorlängst den Tod verschuldet hatte. [Muss man deswegen bisweilen auch den allerliebsten Freunden nach ihrem Begehren nicht willfahre. Und ist einer Obrigkeit vergönnt, dass sie möge einen aufrührerischen Bürger, besonders wenn er nach einmal erlangter Verzeihung nicht ruhig sein kann, am Leben Strafen.)

24. Und nun, so Ware der Herr lebt, der mich bestätigt hat, und sitzen lassen auf dem Stuhl meines Vaters David, und der mir ein Haus gemacht hat, wie er geredet hat: Heute soll Adonia sterben.

bestätigt hat: Im israelitischen Königreich.

Haus gemacht: der mich und meine Nachkommen hervorgezogen, und zu Ehren erhoben hat, und mir in diesem Volk ein beständig Reich verliehen, welches ich weiß, dass es bei meinem Geschlechter und Nachkommen bleiben wird.

Geredet: Wie mir der Herr verheißen hat.

25. Und der König Salomo sandte hin durch Benaja, den Sohn Jojadas; der schlug ihn, dass er starb.

Durch Benaja: Welchem er befohlen, dass derselbe Adoniam erwürgen soll. [Denn vorzeiten war es keine unehrliche Sache, wenn jemand die schuldigen Personen strafte, und da sie das Leben verwirkt, hinrichtete, welches jetziger Zeit die Nachrichten tun, die ihrer Person halben verschrien sind. Denn es bringt nicht der Henker, sondern der Richter, den Übeltäter, durch sein über ihn gefälltes Urteil, ums Leben. Und hat man hier abermals ein Beispiel, was die aufrührerischen Anschläge endlich für einen Ausgang gewinnen.)

26. Und zu dem Priester Abjathar sprach der König: Gehe hin gen Anathoth zu deinem Acker; denn du bist des Todes. Aber ich will dich heute nicht töten; denn du hast die Lade des Herrn Herrn vor meinem Vater David getragen und hast mitgelitten, wo mein Vater gelitten hat.

sprach: Weil es nunmehr Zeit war, dass der Hohepriester Ab Jathar auch seine gebührliche Strafe empfinge, davor, dass er sich zu aufrührerischen Ratschlägen gebrauchen lassen, und sich darunter mit eingemengt hatte.

Acker: Verfüge dich heim zu deinen Gütern, und halt dich eingezogen in deinem Leben dort, dass du das Hohepriesteramt künftig müßiggehst, und davon abstehst.

Todes: Du hast den Tod verschuldet.

Nicht Töten: Obwohl ich deinen anderen aufrührerischen Mitkonsorten ihren verdienten Lohn widerfahren lasse, denen du nicht unrecht solltest zugesellt werden.

Getragen: Du hast zu meines Vaters Davids Zeiten das Hohepriesteramt verwaltet, und das allerheiligste Teil der Hütte, nämlich, die Bundeslade, zu etliche malen auf deinen Achseln getragen, so oft man mit ihr anderswohin verrücken müssen: darum ich von wegen deines getragenen Amtes Würdigkeit und Ansehen, deiner schonen will. [Denn man kann bisweilen von wegen etlicher besonderen Umstände und Ursachen, die sich bei einer Person befinden, die Gerechtigkeit mit der Gnade mäßigen.)

Gelitten: Du hast viel Widerwärtigkeit mit meinem Vater ausgestanden, der dich auch zu Sauls Zeiten, in seinem Elend zu einen Gefährten und Beistand hatte, da du Gutes und Böses mit ihm eingenommen, darum in Betrachtung solcher deiner getreuen Dienste, die du vorzeiten meinem Vater geleistet, will ich dir das Leben schenken. [Denn man soll mit denen nicht zu schnell fahren, welche eine lange Zeit her um die Gemeinden sich wohl verdient haben, und aber später, da Gott von ihnen Hand abzieht, durch einen Missgriff sich übersehen. Und sollen die Strafen zum wenigsten an ihnen gemildert werden, wenn man sie ja mit gutem Gewissen nicht allerdings derselben entlassen kann.)

27. Also verstieß Salomo den Abjathar, dass er nicht musste Priester des Herrn sein, auf dass erfüllt würde des Herrn Wort, das er über das Haus Elis geredet hatte zu Silo {1Sam 2v31 v32}.

Verstieß: Nämlich, von der Würde des Hohepriesteramtes. [Wenn man also auch alle römischen Päpste nach diesem Beispiel, des Papsttums entsetzt, und sie davon verstoßen hätte, welche sich von etliche hundert Jahren her den römischen Kaisern, und anderer ihrer Obrigkeit widersetzt haben, und Aufruhr wieder sie erregt, hilf Gott, wie wenig Päpste würden bis an ihr Ende im römischen Päpstlichen Stuhl sitzen blieben.)

Erfüllt: Als wollte er sagen: Es ist auch der Ab Jathar aus einer besonderen Vorsehung Gottes, seines Hohepriesteramtes beraubt worden.

Haus Eli: Nämlich, über des Hohepriesters Eli Geschlechter und Nachkommen.

Zu Silo: Als, nämlich, die Stiftshütte noch zu Silo war. Da ein Prophet dem Hohepriester Eli zuvor verkündigt, dass Gott die Würde des Hohepriesteramtes einmal eins von seinen Nachkommen würde hinweg nehmen, und auf ein anderer Geschlecht bringen, darum, dass er seine Söhne, Hophni und Pinehas, welche zwar Priester, aber daneben gottlos, Verächter der Religion, und Hurer waren, nicht ernstlich gestraft hatte, sondern jeder mehr geachtet, als der Ehre Gottes {1Sam 2}, darum ist es fast um die hundert Jahr später in seinem Geschlecht erfüllt worden, was ihm Gott gedroht, da hier sein Nachkömmling der Ab Jathar vom Hohepriesteramt gestoßen wird. [Sollen deswegen wir Gott fürchten, und nicht alte Sünden mit neuen häufen. Denn Gott hat ganz ein gutes Gedächtnis, dass er der vergangenen Sachen sehr wohl bedenkt, und die alte Schuld rächen kann, wenn wir es am wenigsten uns versehen.)

28. Und dies Gerücht kam vor Joab; denn Joab hatte an Adonia gehangen, wiewohl nicht an Absalom. Da floh Joab in die Hütte des Herrn und fasste die Hörner des Altars.

Gerüchte: Wie, nämlich, der König Salomo Adoniam hätte lassen erwürgen, und den Priester Ab Jathar ins Elend verstoßen: Darum er sich seiner Haut auch fürchtete, und sich nichts anders versehen konnte, denn dass man ihn ebenmäßig zur Strafe ziehen würde.

Nicht an: Das ist: Ob er wohl dem Absalom in seinem aufrührerischen Vorhaben nicht beigestanden, Aber doch den Adoniam hatte wollen zum Königreich verhelfen, so war er ihm selbst nichts Gutes bewusst.

Hütte: Als zu einer Freiheit, und hoffte, er wollte da sicher sein, weil er meinte, dass er von solchem heiligen Ort nicht würde zum Tode hingerissen werden. Es war aber die Hütte des Stifts damals zu Gibeon {2Chr 1}.

29. Und es wurde dem Könige Salomo angesagt, dass Joab zur Hütte des Herrn geflohen wäre; und siehe, er steht am Altar. Da sandte Salomo hin Benaja, den Sohn Jojadas, und sprach: Gehe, schlage ihn!

Geflohen: Dass er da Sicherheit suchte.

Schlage ihn: Dass er sterbe, entweder dass du ihn vom Altar hinweg reißest, oder auch, da er noch am Altar sich hebt, denn er ist nicht Wert, dass er länger leben soll.

30. Und da Benaja zur Hütte des Herrn kam, sprach er zu ihm: So sagt der König, gehe heraus! Er sprach: Nein, hier will ich sterben. Und Benaja sagte solches dem Könige wieder und sprach: So hat Joab geredet und so hat er mir geantwortet.

Heraus: Aus der Hütte, denn ich habe mit dir zu reden von des Königs wegen.

Sterben: Er hoffte aber, der König würde den heiligen Altars verschonen, dass er nicht mit Menschen Blut bespritzt würde. Darum spricht er: Wenn ich je sterben muss, so will ich dennoch vom Altar nicht weichen, und wer mich umbringen Wille, der muss diesen von Gott geheiligten Ort mit Menschen Blut beflecken.

Geantwortet: Dass er viel Ehe bei dem Altar sterben wolle, als denselben verlassen.

31. der König sprach zu ihm: Tue, wie er geredet hat, und schlage ihn und begrabe ihn, dass du das Blut, das Joab umsonst vergossen hat, von mir tust und von meines Vaters Hause,

Geredet: Dass er, nämlich, bei dem Altar bleiben, und da sterben wolle.

Schlag ihn: Zu Tode, wenn er sich auch gleich an dem Altar hebt.

Begrabe ihn: Nämlich, bei seiner Behausung, in seiner Hofstadt.

Von mir: Auf das nicht Gott an mir oder an meinen Nachkommen solche Hinlässigkeit strafe, da man dergleichen Totschläger ließe ungestraft hingehen.

32. und der Herr ihm bezahle sein Blut auf seinen Kopf, dass er zwei Männer geschlagen hat, die gerechter und besser waren denn er, und hat sie erwürgt mit dem Schwert, dass mein Vater David nichts drum wusste, nämlich Abner, den Sohn Ners, den Feldhauptmann über Israel, und Amasa, den Sohn Jethers, den Feldhauptmann über Juda {2Sam 3v27 20v10};

Kopf: Das ist: Dass er rechte Strafe leide, wie er wohl verdient hat, und darf die Ursache seines Todes niemanden zuschreiben als ihm selbst. [Denn was gebührliche Strafen sind, die von der Obrigkeit jemand auferlegt werden, das sind göttliche Strafen.)

Wusste: Viel weniger, dass er sollte hinein bewilligt haben.

Und Amasa: Also, dass er zwei Totschläger begangen.

33. dass ihr Blut bezahlt werde auf den Kopf Joabs und seines Samens ewig, aber David und sein Same, sein Haus und sein Stuhl Frieden habe ewig vor dem Herrn {1Mos 6v9}.

Kopf: Dass der Joab selber für solche Mordstück billige Strafe leide, und seine Nachkommen dessen auch entgelten müssen, an welchen Gott bis ins dritte und vierte Geschlechter Rache üben wird, da sie sich nicht bessern, und ihres Altvaters des Joabs Untugenden nachschlagen werden. [Wer darum begehrt und wünscht, dass es seinen Nachkommen möge wohl gehen, der fürchte Gott und strebe der Gerechtigkeit und Frömmigkeit nach.)

Friede habe: Das ist: Gott wolle die Übeltat der beiden Totschläger, der Person Davids am Jüngsten Gericht nicht zumessen, noch seinen Kindern oder Nachkommen und derselben Königreich aufrechnen, sondern mir und meinem Königreich eine beständige Glückseligkeit verleihen, weil ich den Totschläger zur angemessenen Strafe gezogen. [Denn wenn der Untertanen Misshandlungen von der Obrigkeit nicht gebührend gestraft werden, so straft Gott endlich die Obrigkeit in ihrer Person, darum dass sie ihrem Amt nicht nachkommen, welches ihnen von Gott übergeben worden {Röm 13}.)

34. Und Benaja, der Sohn Jojadas, ging hinauf und schlug ihn und tötete ihn. Und er wurde begraben in seinem Hause in der Wüste.

Ging hinauf: Nämlich, zu der Stiftshütten, zum andermal.

Wüste: da er einen Hof oder Gut hatte, auf dem er sich verhalten, wenn er nicht zu Hofe oder im Kriege gewesen. Es hat aber Salomo recht und wohl daran getan, dass er des Joabs nicht verschont, ob er wohl zur Hütte des Herrn geflohen, und in derselben, als einer Freiheit, Sicherung gesucht. [Denn die vorsätzlichen und mutwilligen Totschläger sollen keines Orts zur Freiheit sich zu behelfen haben, Weil Gott der Herr selber sagt: Dass derjenige, welcher vorsätzlicherweise einen Totschlag begangen, auch von seinem Altar soll hinweg gerissen, und zur Strafe gezogen werden {2Mos 21}.) Und ist der Altar, mit des Joabs Blut besprengt, darum nicht verunreinigt worden. [Denn der lasterhaften Leute gebührliche Strafen sind Gott ein angenehmes Opfer.)

35. Und der König setzte Benaja, den Sohn Jojadas, an seiner statt über das Heer; und Zadok, den Priester, setzte der König an die statt Abjathars {1Sam 4v4}.

Benaja: Einem frommen aufrichtigen Mann, und vortrefflichen Helden.

Heer: Zum Feldhauptmann und Obersten über des Königs Kriegsvolk.

Abjathar: Zum Hohepriester, und bestätigt ihn in derselben Würde.

36. Und der König sandte hin und ließ Simei rufen und sprach zu ihm: Baue dir ein Haus zu Jerusalem und wohne dort; und gehe von dort nicht heraus, weder hier noch daher!

Noch daher: Denn ich will nicht, dass du in meinem Königreich deines Gefallens herumschweifst.

37. Welches Tages du wirst hinausgehen und über den Bach Kidron gehen, so wisse, dass du des Todes sterben musst; dein Blut sei auf deinem Kopf!

Bach: Denn bis soweit soll dir erlaubt sein zu gehen, und weiter nicht.

Kopf: Das ist: Wenn du diese meine Gebote verachtest, und das von mir gesteckte Ziel überschreiten wirst, dass ich dich danach deshalb zur angemessenen Strafe fordern muss, so darfst du die Schuld deines Todes niemand als dir selbst zumessen, und wird niemand als du vor Gott an deinem Verderben schuldig sein. Denn es hat Salomo den unruhigen Kopf, von dessen Bosheit er genügenden Bericht eingenommen, bei sich zu Jerusalem gleichsam als vor Augen haben wollen, damit er an einem anderen Ort nicht etwa eine Meuterei anrichtete: Und denn auch der Ursache halben, auf dass, wenn er außerdem gesetzten Ziel schritte, der König Gelegenheit und Anlass bekäme, ihn von wegen seiner begangenen Bosheit, die er an dem David geübt, da er in seiner Person die hohe Obrigkeit und Majestät gelästert, zu strafen. [Obwohl nun zu unseren Zeiten sich es bisweilen zuträgt, dass etliche an ferne Örter verschickt und ausgebannt werden, dass sie dort unter unbekannten Leuten ihr Leben bessern. So wäre es doch oftmals besser, dass man solche lasterhaften Personen den bekannten Leuten nicht ließe aus den Augen kommen, damit man sehen könnte, wie sie sich verhielten.)

38. Simei sprach zum Könige: Das ist eine gute Meinung; wie mein Herr, der König, geredet hat, so soll dein Knecht tun. Also wohnte Simei zu Jerusalem lange Zeit.

Meinung: Die ich da von dir anhöre, und bin mit demselben deinem Befehl ganz wohl zufrieden, bin froh, dass du nur jetzt meines Lebens schonest. Und ist aus dem, was später folgt, so viel zu lesen ist, dass Simei mit einem Eid sich gebunden, er wolle nicht über den Bach Kidron gehen.

Wohnt: Nach dem er ihm dort ein Haus gebaut. Denn ob er wohl des Salomons Hofdiener einer war, so hatte er doch vor der Zeit, Ehe ihm dieser Befehl zukommen, keinen beständigen Sitz oder eigene Behausung zu Jerusalem hatte, sondern zu Bahurim {2Sam 16}. Ist aber bisweilen gen Hof gereist, und hat sich eine Zeit lang da aufgehalten. Ist also Diener von Haus aus gewesen, bis ihm Salomo diesen Bescheid geben, dass er seine Haushaltung zu Jerusalem anstellen soll.

39. Es begab sich aber über drei Jahre, dass zwei Knechte dem Simei entliefen zu Achis, dem Sohn Maechas, dem Könige zu Gath. Und es wurde Simei angesagt: Siehe, deine Knechte sind zu Gath.

Gath: Welches eine Stadt gewesen, im Philister Lande gelegen. Denn vorzeiten kaufte man die Knechte, wie das Vieh, und worden oft sehr hart gehalten, darum sie bisweilen ausrissen, wenn sie ihre Gelegenheit sahen. [Und spürt man heutzutage bei vielen Knechten eine große Undankbarkeit, weil sie nicht betrachten, wie viel besser sie es jetzt haben, als vorzeiten.)

40. Da machte sich Simei auf und sattelte seinen Esel und zog hin gen Gath zu Achis, dass er seine Knechte suchte. Und da er hinkam, brachte er seine Knechte von Gath.

Auf: In großem Grimm, dass er allerdings für Zorn brannte.

Sucht: Und sie wiederum in ihre alte Dienstbarkeit zwinge, wenn er sie zuvor wohl abgeprügelt hätte. [Merk aber hier, wie Simei, in dem er aus Zorn seiner Knechte Übertretung begehrt zu Strafen, sich selber darüber ins Verderben stürzt. Also widerfährt denen, welche sich den Zorn überwinde lassen, und ganz zu rachgierig sein, dass sie ihnen selbst den größten Schaden tun.)

41. Und es wurde Salomo angesagt, dass Simei hingezogen wäre von Jerusalem gen Gath und wiederkommen.

Gezogen: Ungeachtet des Königs Verbot, dass er nicht aus dem Zehnten weichen soll.

Gen Gath: Über den Bach Kidron, und also das Ziel übergangen hätte.

Wieder kommen: Es hatte aber der König sich nichts merken lassen, dass er um seine Reise Wissenschaft trüge, sondern still geschwiegen, bis er wieder heimkommen, auf dass er ihn also beim Kragen erwischen könnte, da sonst Simei, wenn er das geringste davon vernommen, was Salomo wieder ihn im Sinn hätte, vielleicht zu Gath geblieben, und nie wieder kommen wäre.

42. Da sandte der König hin und ließ Simei rufen und sprach zu ihm: Habe ich dir nicht geschworen bei dem Herrn und dir bezeugt und gesagt, welches Tages du würdest ausziehen und hier oder dahin gehen, dass du wissen solltest, du müsstest des Todes sterben? Und du sprachst zu mir: Ich habe eine gute Meinung gehört.

Geschworen: Dass du nicht solltest aus dem Zehnten weichen.

Gesagt: Dass ich dir es mit großem Ernst eingebunden habe.

Oder dahin: Außerdem gesteckten Ziel.

43. Warum hast du denn nicht dich gehalten nach dem Eide des Herrn und Gebote, das ich dir geboten habe?

Gehalten: Was du mir mit einem Eid versprochen.

Geboten: Dass du dich innerhalb deinen Bezirk solltest verhalten. Darum bist du meineidig worden, und meinem Befehl ungehorsam gewesen.

44. Und der König sprach zu Simei: Du weißt alle die Bosheit, der dir dein Herz bewusst ist, die du meinem Vater David getan hast; der Herr hat deine Bosheit bezahlt auf deinen Kopf {2Sam 16v7}.

Bezahlt: Gott hat es geschehen lassen, dass du wieder deinen getanen Eid meine Gebote übergangen hast, auf dass du deine gerechte Strafe empfingst für deine Bosheit, damit du wieder den frommen König David meinen Vater dich versündigt und schwerlich vergriffen hast.

45. Und der König Salomo ist gesegnet, und der Stuhl Davids wird beständig sein vor dem Herrn ewig.

Gesegnet: Als wollte er sagen: Ich darf mich so ganz nicht besorgen, dass ich Gott damit erzürne, wenn ich dich Töten lasse, dass ich auch dessen versichert bin, ich tue Gott einen Gefallen daran, und werde desto mehr Glück haben, wenn ich dich als einen bösen Buben am Leben Strafe.

Stuhl: Das ist: Die Regierung des Königreichs, in Davids Geschlechter.

ewig: Gott wird mein Reich immer erhalten, und bestätigen. [Es werden aber alsdann die Königreiche bestätigt, und in ihrem Wohlstand erhalten, wenn die Gerechtigkeit darin gehandhabt wird.)

46. Und der König gebot Benaja, dem Sohn Jojadas; der ging hinaus und schlug ihn, dass er starb. Und das Königreich wurde bestätigt durch Salomos Hand.

Gebot: Dass er den meineidigen und lästerlichen Bösewicht sollte ab dem Brot tun. [Und ist dies ein merkliches Beispiel, wie Gott die Verachtung der Obrigkeit und den Meineid nicht ungestraft lasse. Weil aber auch Salomo ein Vorbild Christi gewesen, wird zugleich damit angezeigt, dass Christus ein gerechter Richter sei, der zu seiner Zeit einem jeden geben wird, nachdem er getan hat.)

Bestätigt: Das ist: Nach dem die bisher erzählten stürmischen Köpfe und Meutemacher aus dem Wege geräumt worden, da hat Salomo sein Königreich in gutem Fried und Ruhe besessen. [Denn gleichwie die bösen Feuchtigkeiten in dem menschlichen Leibe eine Krankheit über die andere verursachen. Also stiften die meutemacherischen unruhigen Leute im Regiment ein Unglück über das anderer an.)


Das 3. Kapitel

  • Salomo nimmt des Königs in Ägypten Tochter zur Ehe, v. 1.
  • befleißigt sich der Frömmigkeit, v. 3.
  • Gott gibt ihm ein verständiges Herz, Und verheißt ihm auch Reichtum, Ehre, und ein langes Leben, v. 5.
  • Darauf fällt er ein weises Urteil zwischen zwei Weibern, die eines verstorbenen Sohnes halben miteinander sich vor dem Könige zanken, v. 16.

1. Und Salomo befreundete sich mit Pharao, dem König in Ägypten; und Name Pharaos Tochter und brachte sie in die Stadt Davids, bis er ausbaute sein Haus und des Herrn Haus und die Mauern um Jerusalem her.

Ägypten: Dies ist ein wundersamer Handel, den vorzeiten hielten die Könige in Ägypten die Israeliten vor einem solchen Scheusal, dass sie mancherlei Ränke erdachten, wie sie dieselben allerdings vertilgen und ausrotten möchten, daher auch zwischen beiderlei Volk eine immerwährende Feindschaft entstanden {2Mos 2}. Jetzt aber gibt der ägyptische König einem Israeliten seine Tochter zur Ehe. [Denn Gott kann und pflegt es also zu machen, dass diejenigen, welche uns feind gewesen, und verachtet haben, uns später in großen Ehren halten, weil er aller Menschen Herzen in seiner Hand hat.)

gebracht: Das ist: Er bestimmte ihr einen Ort zur Wohnung in der Burg Davids, oder in dem königlichen Schloss.

sein Haus: Bis er das neue Schloss, welches er zu bauen willens war, verfertigt hätte.

Herrn Haus: Nämlich, den Tempel zu Jerusalem, Von dessen Bau bald später folgen wird.

Mauern: Denn weil David bei seinen Lebzeiten mit stetigen Kriegen und allerhand Unruhe umgetrieben wurde, hatte er nicht viel übrige Zeit und Weile dazu, dass er köstliche Gebäude aufführen mögen. Danach hat Salomo nicht Unrecht daran getan, dass er des ägyptischen Königs Tochter zur Ehe genommen. Denn es waren nicht durchaus aller Heiden Töchter den Juden im Gesetz Mose zu ehelichen verboten, sondern nur den kanaanitischen Völkern, unter welche sie, die Israeliten, wohnten, auf dass nicht, wenn der Gestalt und durch solche Heirat immer aus beiden Völkern eins würde, die Israeliten auch zugleich der Kanaaniter Glauben und Sitten annehmen. [Es ist aber nicht so ganz große Gefahr dabei, wenn eine Jungfrau oder Weibsperson aus einem anderen Land von ihren Eltern, Schwägern und Verwandten hinweg kommt, und einem frommen Mann zur Ehe gegeben wird, der an solchem Ort wohnt, da die rechte Religion im Schwange geht. Denn ein solches Weib wird den man nicht leicht zum falschen Gottesdienst abführen, sondern sie wird vielmehr zur rechten Erkenntnis Gottes gebracht werden. Darum wurde auch den Juden durch ein ausdrückliches Gesetz {5Mos 21} vergönnt und zugelassen, dass sie durften aus einem fremden Volk eine Weibsperson ehelichen, die sie im Krieg gefangen hatten. Aber doch finden sich bei dergleichen Heirat allerlei Ungemach, und sind nicht ohne Gefahr, besonders, wenn das Weib die rechte Religion nicht annehmen Wille.)

2. Aber das Volk opferte noch auf den Höhen; denn es war noch kein Haus gebaut dem Namen des Herrn bis auf die Zeit.

Aber: Bis daher haben wir unter des Salomons Regierung im israelitischen Volk nichts spüren können, das man hätte mögen richtig tadeln oder Unrecht schelten. Jetzt aber kommt etwas, und nicht ein geringes, daran Gott keinen Gefallen trug.

Opferte: Nämlich, dem Herrn ihrem Gott {2Chr 3}.

Höhen: Das ist: Wo sie einen feinen Berg oder Hügel sahen, da bauten sie einen Altar, und opferten darauf: Da sie doch, nach dem Gesetz, nicht sollten an einem jeden Ort, den sie erwählt hatten, opfern, sondern nur allein am selben Ort, wo die Hütte des Stifts sein würde. Obwohl nun es unserem Herrn Gott missfiel, dass man auf den Höhen opferte, weil es seinem Gesetz zuwider war, so duldete er doch zur selben Zeit solchen Gottesdienst, und verwarf die Opfer nicht, welche man an denselben Orten ihm, dem Herrn, opferte.)

Kein Haus: Zu dem die Israeliten sich hätten verfügen können, und dem Gottesdienst darin dienen, mit Anhörung des göttlichen Wortes, und mit Opfern, da sie auch den Herrn anrufen, und seinen Namen preisen sollten. Nach dem aber der Tempel gebaut worden, welchen man nicht von einem Ort zum anderen verrücken konnte, wie mit der Stiftshütten geschehen war, sondern immer an einem Ort blieb. Da hat Gott die Opfer auf den Höhen allerdings verworfen, und ihm ganz nicht gefallen lassen, wie wir später oft hören werden. Und wird es den frommen gottseligen Königen zum besonderen Ruhm nachgesagt, wenn sie die Höhen abgetan haben, dass sie die Altar und Kapelle da umgerissen und zerstört. [Also hat Gott, ehe die Lehre des Evangeliums rein und lauter wieder ist an Tag gekommen, unserer Voreltern andächtigen Gottesdienst im Papsttum angenommen, aber doch darum die abgöttische päpstliche Missbräuche ihm keineswegs gefallen lassen.)

3. Salomo aber hatte den Herrn lieb und wandelte nach den Sitten seines Vaters David, ohne dass er auf den Höhen opferte und räucherte.

Vaters: Welcher seinen Sohn fleißig dazu angehalten und ermahne hatte, dass er der wahren Gottseligkeit sollte nachstreben. Darum er sein Leben nach den Geboten Gottes angerichtet.

4. Und der König ging hin gen Gibeon, dort zu opfern; denn das war eine herrliche Höhe. Und Salomo opferte tausend Brandopfer auf demselben Altar.

Herrliche Höhe: Das ist: Derselbe Ort war für anderen Höhen der Ansehnlichste und am meisten berühmt. Denn es war da die Stiftshütte, welche Mose machen und aufrichten heißen, samt dem eisernen Brandopfers Altar, obwohl die Bundeslade zu Jerusalem stand, da der König David ihr eine besondere Hütte lassen aufschlagen {2Sam 6 2Chr 1}.

Brandopfer: Es braucht aber der Heilige Geist das Wörtlein Brandopfer an diesem Ort in allgemeines für ein jedes Opfer. Denn es waren sonst auch andere mehr Opfer, die nicht allerdings verbrannt worden, wie mit den Brandopfern geschah, sondern nur die Nieren samt dem Fett daran, und etlichen anderen nicht besonders großen Partikeln. Das übrige Fleisch fiel eins teils den Priestern heim, eins Teils kam es denen zu guten, die das Opfer gebracht hatten. Und hielt man von demselben übergebliebenen Fleisch nach verrichtetem Opfer, an dem heiligen Ort eine ehrliche Freudenmahlzeit. Darum man es hier dahin verstehen muss, dass Salomo etliche Stücke, wie die im dritten Buch Mose beschrieben werden, auf dem Altar, durch die Priester zu tun, geopfert, das übrige Fleisch aber zum Teil den Priestern gegeben, zum Teil für sich und seine Hofleute, samt dem anderen Volk, so sich dahin versammelt, behalten, und ein herrliches Bankett davon angerichtet habe. [hier mögen diejenigen wohl zusehen, ob sie Gott mit Ernst lieben, welche es alles für verloren schätzen, was zur Erhaltung des Predigtamts angewendet wird.)

5. Und der Herr erschien Salomo zu Gibeon im Traum des Nachts; und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll {2Chr 1v7 v8}!

Geben soll: [Denn es gibt sich Gott seinen Gläubigen etlichermaßen gutwillig gefangen, dass, wenn sie aus Glauben ernstlich beten, sie von ihm erlangen, was sie wollen, und begehren.)

6. Salomo sprach: Du hast an meinem Vater David, deinem Knechte, große Barmherzigkeit getan, wie er denn vor dir gewandelt hat in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit richtigem Herzen vor dir; und hast ihm diese große Barmherzigkeit gehalten und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Stuhl säße, wie es denn jetzt geht.

Getan: Das ist: Du hast nach deiner großen Güte und Barmherzigkeit meinem Vater David viel Guttaten erzeigt.

Gewandelt hat: Und damit seine gottselige Dankbarkeit gegen dir für die empfangene Guttaten wiederum erklärt.

Richtigem Herzen: Dass er in der Furcht Gottes ein unsträfliches Leben geführt, und der Gerechtigkeit nachgestrebt, dir auch ohne Heuchelei mit reinem Herzen gedient. [Denn es ist alle Gleisnerei ein Scheusal vor den Augen Gottes.)

Gehalten: Du hast deine Zusage treulich geleistet und erfüllt, dass du ihm und seinen Nachkommen mit besonderen Gnaden wollest gewogen sein, und sie mit allerhand himmlischen und zeitlichen Gütern überschütten.

Sohn: Es redet aber Salomo von sich selbst.

säße: der ihm im Königreich nachverfolgte, und an seine statt regierte.

Geht: Wie es am Tage ist, und man es vor Augen sieht.

7. Nun, Herr, mein Gott, du hast deinen Knecht zum Könige gemacht an meines Vaters Davids statt. So bin ich ein kleiner Knabe, weiß nicht weder meinen Ausgang noch Eingang.

Knabe: Nicht zwar Alters halben, Denn er bereits des Königs Pharao Tochter zur Ehe genommen, sondern am Verstand, als wollte er sagen: Ich erkenne, dass ich zu der Regierung eines so gewaltigen Königreichs ebenso geschickt bin, als wenn ich noch ein kleiner Knabe wäre. Also benutzen wir im Deutschen auch ein ungefähr Sprichwort, da einer sagt: Ich bin ein Kind zu dieser großen Sache.

Eingang: Ich bin in Abhandlung der Sachen noch nicht besonders geübt. Ich weiß nicht, wo ich aus oder ein, wo ich anfangen oder aufhören soll.

8. Und dein Knecht ist unter dem Volk, das du erwählt hast, so groß, dass es niemand zählen noch beschreiben kann vor der Menge.

Menge: Welch ein großes Volk du mir zu regieren untergeben und vertraut hast.

9. So wollest du deinem Knechte geben ein gehorsames Herz, dass er dein Volk richten möge und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtig Volk zu richten {2Chr 1v10}?

Geben: Wenn du mir eine besondere Wohltat erzeigen Wille.

Herz: Das deinen Geboten gehorche, und nach deinem Gesetz klüglich handle.

Oder böse: Dass ich nicht allein wisse, was Recht und Unrecht ist, sondern auch zwischen den streitigen Parteien weislich unterscheiden könne, wer eine gute und gerechte Sache handhabe, und welche aus Mutwillen sich mit ihrem Widerpart ins Recht legen, dass sie ihrer bösen Sache nur ein Färblein anstreichen.

Vermag: Wer könnte tauglich genug dazu sein, ein solche groß Volk zu regieren? Unter dem viele und mancherlei schwere Sachen und streitige Händel vorlaufen mögen, daraus eines Menschen Klugheit und Verstand sich nicht wickeln kann. [Tun deswegen diejenigen am besten, welche zwar aus ihrem göttlichen Beruf nicht aussetzen, aber doch derselben großen Beschwerden und schwere Verrichtungen wohl erwägen, daneben aber ihre Unvermögen erkennen, und von Gott, als dem unerschöpflichen Brunnen und Ursprung aller Weisheit, um die Gaben des Heiligen Geistes, so zu rechter und gebührender Ausübung ihres Berufs vonnöten sind, bitten.)

10. Das gefiel dem Herrn wohl, dass Salomo um ein solches bat.

11. Und Gott sprach zu ihm: Weil du solches bittest und bittest nicht um langes Leben, noch um Reichtum, noch um deiner Feinde Seele, sondern um Verstand, Gericht zu hören,

Solches: Dass du, nämlich, deinen Beruf recht Nachkommen, und was dabei zu tun, wohl verrichten mögest.

Seele: Dass du dich an deinen Feinden begehrst zu rächen, und einen Sieg nach dem anderen wieder sie erhieltest. [Da sonst ihrer viel die Rache, so sie an ihrem Feinde üben, für eine große Glückseligkeit achten, welches doch nicht allein töricht gehandelt, sondern auch gottlos ist.)

Hören: Dass du zwischen den streitigen Parteien rechte Urteil fällen könntest.

12. siehe, so habe ich getan nach deinen Worten. Siehe, ich habe dir ein weises und verständiges Herz gegeben, dass deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufgekommen wird.

Getan: Ich habe dich deiner Bitte gewehrt.

Habe: Nämlich, Jetzt und also bar, auf der Stätte.

Gleichen: Nämlich, an Weisheit und verstanden.

aufgekommen: In dieser Welt.

13. Dazu, dass du nicht gebeten hast, habe ich dir auch gegeben, nämlich Reichtum und Ehre, dass deinesgleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten.

Gegeben: Das ist: Ich hab es also bei mir beschlossen, dass ich dir solches auch geben will, so gewiss, als ob du es schon hättest.

Zeiten: Wille so viel sagen: Weil du gelebt hast, und solange du noch leben wirst, soll dich keiner an Reichtum und Ehre übertreffen. Denn obwohl zur selben Zeit auch etliche andere dazu sehr mächtige Könige auf der Erde gelebt: So ist doch keiner, gegen das Königreich Israel zu rechnen, welches nicht besonders groß, so reich und berühmt gewesen, als Salomo. [Denn ein reicher König im kleinen Königreich ist reicher als der anderer, so zwar ein großes und weites Königreich, und viel Einkommen hat, aber daneben auch viel Ausgaben und großen Kosten tragen muss, so die Einkommen schier übertreffen.)

14. Und so du wirst in meinen Wegen wandeln, dass du hältst meine Sitten und Gebote, wie dein Vater David gewandelt hat, so will ich dir geben ein langes Leben.

Wandeln: Wenn du dein ganzes Leben danach anstellen wirst, dass du mein Gesetz halten mögest.

Langes Leben: [Welches unter die zeitliche Gaben Gottes nicht der geringsten eine ist, besonders, wenn gute Gesundheit dabei ist. Und ist keine gewisser Arznei wieder den unzeitigen Tod, als die wahre Gottseligkeit.)

15. Und da Salomo erwachte, siehe, da war es ein Traum. Und kam gen Jerusalem und trat vor die Lade des Bundes des Herrn und opferte Brandopfer und Dankopfer; und machte ein großes Mahl allen seinen Knechten.

Traum: Denn er hatte es ihm so wohl eingebildet in seinem Herzen, was er von Gott dem Herrn im Schlaf gehört, dass ihm nicht anders gedacht, als ob es ihm wachend geschehen wäre. Da er aber erwacht, und gemerkt, dass es nur ein Traum gewesen, so hat er dennoch so viel gespürt, dass es ein besonderer und Prophetischer Traum sein müsste, darauf die Tat an ihr selber und im Werke gewisslich erfolgen würde. [Denn es hat Gott den Patriarchen seinen Willen durch etliche Träume ebenso gewiss und eigentlich erklärt, als wenn er im Gesicht, oder auch mündlich mit ihnen geredet. Und bezeugt diese Handlung, da dem Salomo die Weisheit im Traum verheißen und geleistet worden, dass es Ware sei, was der 127. Psalm sagt, wie, nämlich, Gott seinen Auserwählten viel Guttaten im Schlaf, das ist, wenn sie am wenigsten daran denken, erzeige. So lernen wir auch hier, dass denen, die allein dahin trachten, dass sie ihrem Beruf fleißig Nachkommen, die Gaben Gottes überflüssig zukommen, mehr als sie jemals hätten hoffen dürfen {Eph 3}. Wie hinwiederum, und im Gegenteil diejenigen, welche nur dahin sehen, wie sie in ihrem Beruf ihren eigenen Nutzen Schafen können, auch das darüber, was sie vorhin hatte, verlieren.)

Kam: Nach dem er die Opfer zu Gibeon verrichtet.

Jerusalem: da er abermals bei der Hütte, welche David in seiner Burg für die Bundeslade zurichten lassen {2Sam 6} den Herrn ein Fest gehalten.

Trat: Dass er den Herrn anrief für seine und seiner Untertanen zeitliche und ewige Wohlfahrt, und um eine glückliche Regierung seines Königreichs.

Dankopfer: Mit denen er seine Dankbarkeit gegen Gott bezeugte.

Großes Mahl: Von dem Teil, so von den Opfern übergeblieben war. Gleichwie auch heutzutage etliche Fürsten pflegen auf die vornehmste Feste einmal zwei oder drei im Jahr alle ihre Hofdiener und Kanzel Verwandten zu laden, und es ihnen wohl erbieten. [Und hilft solche Freigiebigkeit der Fürsten und Herrn ganz viel zu besserer Anmutung und vertraulichem Gehorsam der Diener gegen ihrer Obrigkeit. Dass aber der König David sich hat dürfen unterstehen, die Bundeslade gen Jerusalem zu stellen, und die Hütte Mose, samt dem eisernen Altar in Gibeon zu hinterlassen, folgt doch darum nicht, dass wir in der Religion unseres Gefallens etwas ordnen oder ändern dürfen. Denn es ist unserem Herrn Gott freigestanden, dass er durch seine Propheten, in etlichen zeremonialischen Satzungen, nach Gelegenheit der Zeit und Ort, hat mögen etwas ändern.)

16. Zu der Zeit kamen zwei Huren zum Könige und traten vor ihn.

Zeit: Da Gott im Sinn hatte, dem Salomo Gelegenheit an die Hand zu geben, dass er seine wunderbare und hohe Weisheit an Tag gebe.

Könige: Und begehrten, dass er sie über ihre streitige Sache entscheiden und ihnen recht sprechen wollte. [Und obwohl das Gesetz Gottes vermochte {5Mos 23}. Dass keine Hure unter den Töchtern Israel soll gefunden werden, und kein Hurer unter den Söhnen Israel. So ist doch die Kirche Gottes niemals ohne Ärgernis geblieben. Und ist nicht aus dem, was geschieht, zu schließen, was recht getan sei und geschehen soll. Man hat auch vorzeiten vor der Obrigkeit besser vorgekommen können als jetziger Zeit. Und ob man wohl derselben ihre Ruhe lassen und gönnen soll, so soll sie doch auch, so viel dessen sein kann, ihrer Untertanen Klagen, willig und gerne, ohne vorgefassten Wahn selbst anhören, und nicht alles an die Räte beweisen.)

17. Und das eine Weib sprach: Ach, mein Herr, ich und dies Weib wohnten in einem Hause; und ich lag bei ihr im Hause.

Herr: Ich bitte dich, du wollest unsere Sache anhören, die wir vorzubringen haben, und darauf erkennen, was recht ist.

18. Und über drei Tage, da ich geboren hatte, gebar sie auch. Und wir waren beieinander, dass kein Fremder mit uns war im Hause, ohne wir beide.

19. Und dieses Weibes Sohn starb in der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt.

Erdrückt: Nämlich, ohne ihr Wissen und Willen. [Denn das widerfährt den Weibern bisweilen, die dem Wein zu viel ergeben sind, dass sie die Kinder unwissend umbringen und ersticken. Daraus zu sehen, was es für ein schändlich böses Ding um die Trunkenheit sei. Es tun aber auch die frommen und ehrlichen Matronen, wenn sie gleich nüchtern sein, unweislich, dass sie ihre noch kleine und zarte Kinder zu sich ins Bett nehmen, weil es leicht geschehen mag, dass eins vom Schlaf überfallen wird, und dadurch dem Kinde ein Schaden widerfährt.)

20. Und sie stand in der Nacht auf und Name meinen Sohn von meiner Seite, da deine Magd schlief, und legte ihn an ihren Arm und ihren toten Sohn legte sie an meinen Arm.

Ihren Arm: Nicht zwar aus großer Liebe oder Verlangen ihres Kindes, das sie verloren, sondern damit man sie nicht eines Mordstücks beschuldigte. [Es hat aber Gott solche Sünde des unzüchtigen Weibes geschehen und vorgehen lassen, dass sie ihr Kind im Schlaf erdrückt, damit durch solche Gelegenheit des Salomons göttliche Weisheit kundwürde. Denn es lässt Gott nichts Böses zu, wo er nicht etwas Gutes wiederum daraus hervorzubringen wüsste, wie hier bei diesem Beispiel zu sehen.)

21. Und da ich des Morgens aufstand, meinen Sohn zu säugen, siehe, da war er Tod. Aber am Morgen sah ich ihn eben an, und siehe, es war nicht mein Sohn, den ich geboren hatte.

22. Das andere Weib sprach: Nicht also, mein Sohn lebt und dein Sohn ist Tod. Jene aber sprach: Nicht also, dein Sohn ist Tod und mein Sohn lebt. Und redeten also vor dem Könige.

23. Und der König sprach: Diese spricht: Mein Sohn lebt und dein Sohn ist Tod; jene spricht: Nicht also, dein Sohn ist Tod und mein Sohn lebt.

Spricht: Was soll man denn in dieser Sachen urteilen, da keins sein Anbringen beweisen kann.

24. Und der König sprach: Holt mir ein Schwert her! Und da das Schwert vor den König gebracht wurde,

Holt: Obwohl nun seine umstehenden Hofdiener ohne Zweifel hierüber sich verwundert, was der König damit meinte, Weil aber doch nie keine Grausamkeit an ihm gespürt worden, so hat man ihm gehorcht.

25. sprach der König: Teilet das lebendige Kind in zwei Teile und Gebet dieser die Hälfte und jener die Hälfte.

teilt: Denn dergestalt wird keine sich zu beklagen haben, dass ihr Unrecht geschehen sei, wenn eine so viel hat, als die anderer. Es befahl aber solches der König nicht darum, dass es seine endliche Meinung wäre, dass es geschehe, sondern weil er wusste, dass den Eltern die natürliche Liebe und Zuneigung gegen ihre Kinder, besonders aber den Müttern so eingepflanzt wäre, dass sich dieselbe nicht verbergen ließe. So hat er mit dem Befehl, die mütterliche Liebe erkundigen wollen, dass jedermann sehen und spüren könnte, welche die rechte Mutter des lebendigen Kindes wäre. Und haben ohne Zweifel viel seiner umstehenden Hofdiener sich über diese Sache heftig entsetzt, dass sie meinte, der König wäre nicht wohl bei Sinnen, oder hätte sich vollgetrunken. [Aber man soll der Obrigkeit Tun und Vorhaben nicht zur Unzeit oder aus Unbedachtsamkeit bald verwerfen. Und sollen die Regenten, wo man keine Zeugen haben kann, der Sachen genau und fleißig nachtrachten, damit sie erkennen können, welches Teil unter den streitenden Parteien Recht oder Unrecht habe.)

26. Da sprach das Weib, des Sohn lebte, zum Könige (denn ihr mütterlich Herz entbrannte über ihren Sohn): Ach, mein Herr, Gebet ihr das Kind lebendig und tötet es nicht! Jene aber sprach: Es sei weder mein noch dein, lasst es teilen!

Entbrannt: Das ist: Es erregte und entzündete sich in ihrem Herzen die mütterliche Zuneigung gegen ihren Sohn ganz heftig, da sie gehört, dass es soll geteilt und getötet werde.

Gebet: Denn ich will sein viel lieber mangeln, dass es lebend bleibe, als dass ich zusehen sollte, wie es für meinen Augen umgebracht würde.

Noch dein: Es werde weder mir noch dir lebendig gegeben. Denn weil diese nicht die rechte Mutter war und dazu ein gottloses Weib, hätte sie viel lieber des Kindes Mord zugesehen, als dass sie vorm Gericht die Sache verlieren sollte. [Und welche der Satan in sein Garn verwickelt hat, in denen löscht er auch, wenn es ihm Gott zulässt, alle ehrliche Begierden und Zuneigungen aus.)

27. Da antwortete der König und sprach: Gebet dieser das Kind lebendig und tötet es nicht; die ist seine Mutter.

Dieser: Die, nämlich, gebeten, dass man das Kind nicht Töten soll.

Tötet es nicht: Denn es ist mir nicht ernst gewesen, da ich es zu tun befohlen.

Mutter: Welches ihre mütterliche Liebe und Zuneigung genügend zu erkennen gibt.

28. Und das Urteil erscholl vor dem ganzen Israel, das der König gefällt hatte, und fürchteten sich vor dem Könige; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zuhalten.

Gefällt: In einer solchen ungewissen und dunklen Rechtssache.

Fürchteten: Dass sie ihn mehr als zuvor in Ehren hielten, und ein Auge auf ihn hatten, weil sie merkten, dass er mit einer wunderbaren Weisheit von Gott begabt wäre, dadurch er könnte auch in ganz verwirrten Sachen ein rechtes Urteil fällen. [Denn es tuts weder die Tyrannei noch der Übermut, sondern der Verstand und die Weisheit, welche der Obrigkeit ein Ansehen macht, und das Volk in gebührender Furcht behält. Danach ist auch Salomo in diesem Stücke ein Vorbild Christi gewesen, in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen {Kol 2}. Weil er die Weisheit des Vaters selber ist, dadurch er die Welt erschaffen {Spr 8}, darum er auch solcher seiner göttlicher Weisheit ein Probestück in seiner Menschheit sehen lassen, im Tempel zu Jerusalem, da er nur zwölf Jahr alt gewesen {Lk 2}. Deswegen sollen wir ihn, als den aller gerechtesten Richter der Lebendigen und der Toten mit Schuldiger Frömmigkeit ehren.)


Das 4. Kapitel

  • Die vornehmste Amtleute am Hof und im ganzen Königreich des Königs Salomo werden erzählt, v. 1.
  • Und was für ein Kosten täglich zu Hof ausgegangen, v. 22.
  • Es wird auch die Größe und Grenze des Königreichs beschrieben, und seine friedliche Regierung gerühmt, v. 24.
  • Auch was er für eine ansehnliche Reiterei hatte, v. 26.
  • Und dass er in allerlei Weisheit und vieler natürlichen Sachen Erkenntnis ein Ausbund gewesen, v. 29.

1. Also war Salomo König über ganz Israel.

Also: Jetzt wird in diesem und etliche folgenden Kapiteln des Königs Salomo Weisheit und Majestät oder Herrlichkeit beschrieben.

König: Und zwar nicht der geringsten einer, sondern ein mächtiger Herr.

2. Und dies waren seine Fürsten: Asarja, der Sohn Zadoks, des Priesters,

Fürsten: Nämlich, seine Reichsfürsten und vornehmste Amtleute oder Befehlshaber, wie sie später mit Namen gesetzt werden, und waren verständige, Weise und gottesfürchtige Männer, dazu eins Teils streitbare und tapfere Helden, deren Dienst der König Salomo in Verrichtung seines Reichs Geschäften gebrauchte.

Sohn Zadok: [Mit dieses Mannes Würde und Hoheit hat Gott der Kirchendiener Ehestand geehrt.)

3. Elihoreph und Ahija, die Söhne Sisas, waren Schreiber. Josaphat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler.

Schreiber: Sie waren des Königs Sekretariaten.

4. Benaja der Sohn Jojadas, war Feldhauptmann. Zadok und Abjathar waren Priester.

Feldhauptmann: Denn der König ihn an Joabs statt gesetzt hatte.

Ab Jathar: Welcher, ob er wohl vom Hohepriesteramt verstoßen war, so erscheint doch aus diesem Ort, dass er bisweilen berufen worden, damit er des Hohepriesters Zadoks statt vertrete, wenn es die Notdurft erforderte. Aber die ordentliche Würde des Hohepriesteramtes hatte er verloren.

5. Asarja, der Sohn Nathans, war über die Amtleute. Sabud, der Sohn Nathans, des Priesters, war des Königs Freund.

Nathan: Des Propheten.

Amtleute: Ist deswegen dieser Asar ja zu hohen Ehren erhoben worden. Den die Amtleute regierten das Königreich, ein jeglicher an seinem Ort, über welche alle miteinander Asar ja der Oberste gewesen, und also eine Mittel-Person zwischen den Amtleuten und dem Könige.

Freund: Er war einer von seinen geheimen Räten. [Es sollen aber solche Personen Priester der Gerechtigkeit sein, dass sie dieselbe handhaben und befördern.)

6. Ahisar war Hofmeister: Adoniram, der Sohn Abdas, war Rentmeister.

Hofmeister: der Sorge trug, dass es zu Hof recht zuginge.

Rentmeister: Der über des Königs jährliche Einkommen gesetzt war. [Denn es soll ein König oder Fürst, und eine jede Obrigkeit dahin trachten, dass sie fromme und verständige Räte und Amtleute habe, deren ein Land eben so wenig entbehren kann, als der hohen Obrigkeit selbst.)

7. Und Salomo hatte zwölf Amtleute über ganz Israel, die den König und sein Haus versorgten. Einer hatte des Jahres einen Monden lange zu versorgen.

Amtleute: Nämlich, über die vorerzählten Räte und Diener. War deswegen das ganze Königreich in zwölf Ämter oder Vogteien abgeteilt.

Haus: Das ist: sein Hofgesinde.

Monden lange: Das ist: Ein jeder schickte aus seiner Provinz einen ganzen Monat lange gen Hof, so viel dieselbe Zeit über zu Hofe aufging, und zur Hofhaltung vonnöten war. Und da solches nach der Ordnung von einem zum anderen herum ging, so war der königliche Hof das ganze Jahr durch aufs reichlichst und stattlichst mit Unterhaltung versehen.

8. Und hießen also: der Sohn Hurs auf dem Gebirge Ephraim;

Ephraim: da er seinen Sitz und Wohnung hatte.

9. der Sohn Dekers zu Makaz und zu Saalbim und zu Beth-Semes und zu Elon und Beth-Hanan;

Makaz: Das ist: Er war der Regierung in denselben Städten vorgesetzt.

10. der Sohn Heseds zu Aruboth, und hatte dazu Socho und das ganze Land Hepher;

Land Hepher: Darüber er zu gebieten hatte.

11. der Sohn Abinadabs: Die ganze Herrschaft zu Dor; und hatte Taphath, Salomos Tochter, zum Weibe;

Zu Dor: Welches Land ihm zu regieren befohlen war.

Zum Weibe: [Denn es muss nicht eben immer sein, dass alle Könige und Fürsten Töchter, Könige und Fürsten freien. Und sehen ihrer viel ihnen selbst und ihren Töchtern nicht übel für, wenn sie dieselben ehrliebenden Personen zur Ehe geben, ob sie gleich etwas geringeres Standes wären.)

12. Baena, der Sohn Ahiluds, zu Thaenach und zu Megiddo und über ganz Beth-Sean, welches liegt neben Zarthana unter Jesreel, von Beth-Sean bis an den Plan Mehola, bis jenseits Jakmeam;

Bis jenseits: Über denselben ganzen Strich war er zum Regenten gesetzt.

13. der Sohn Gebers zu Ramoth in Gilead, und hatte die Flecken Jairs, des Sohnes Manasses, in Gilead, und hatte die Gegend Argob, die in Basan liegt, sechzig großer Städte, vermauert und mit eisernen Riegeln;

Vermauert: Das ist: Sie waren vor einen unversehenen Anlauf und Überfall wohl verwahrt. Welche alle miteinander dem Geber zu regieren untergeben waren.

14. Ahinadab, der Sohn Iddos, zu Mahanaim;

Mahanaim: da er Regent war.

15. Ahimaaz in Naphthali; und der Name auch Salomos Tochter, Basmath, zum Weibe;

Naphthali: Welchen ganzen Stamm derselbe unter seinem Gebiet bekommen.

16. Baena, der Sohn Husais, in Asser und zu Aloth;

Husai: Vielleicht des Arachiten, der in des Absaloms Aufruhr um den König David sich sehr wohl verdient hatte, Dessen Sohn Salomo auch zum Regenten über den Stamm Asser gemacht.

17. Josaphat, der Sohn Paruahs, in Isaschar;

Isaschar: Über welchen Stamm er die Oberhand hatte.

18. Simei, der Sohn Elas, in Benjamin;

Benjamin: Welchen Stamm er auf des Königs Befehl regiert.

19. Geber, der Sohn Uris, im Lande Gilead, im Lande Sihons, des Königs der Amoriter und Ogs, des Königs in Basan; ein Amtmann war in demselben Lande.

Und Og: Das ist: Welches Land, die beiden Könige der Amoriter vorzeiten besessen hatten.

Ein Amtmann: Das ist: Demselben ganzen Lande, welches doch sehr groß und weit war, stand nur ein Amtmann oder Regent für, nämlich, der zuvor genannten Geber. Und sind zwar diese bisher erzählten zwölf Amtleute, vortreffliche berühmte Männer gewesen, Also dass auch ihrer zwei des Königs Töchter zur Ehe hatte, daraus gut zu lesen ist, dass man zu solchen Verrichtungen keine schlechten Leute gebraucht habe. [Und ist es eine besondere Gabe Gottes, wenn man in der Regierung vortreffliche Männer findet, die einen Verstand haben, dass sie ihrem Amt angemessen dienen können.)

20. Juda aber und Israel, des war viel, wie der Sand am Meer; und aßen und trunken und waren fröhlich {1Mos 13v16 15v5}.

Und Israel: So viel ihr er, nämlich, zu den zwölf Stämmen gehörten.

Sand: Sieht man deswegen hier, wie Gott der Herr wahrhaft sei in seinen Verheißungen, welcher zum Abraham gesagt, dass er seine Nachkommen mehren wollte, wie die Sterne am Himmel, und wie der Sand am Meer {1Mos 22}. Und sollen wir es auch davor halten, und erkennen, dass die Menge eines Volkes eine Gabe und Guttat Gottes sei. [Denn es macht die Viele des Volkes darum keine Teuerung im Lande, sondern der Menschen Bosheit und Geiz.)

Fröhlich: Sie lebten ohne alle Sorge. [Denn es kann Gott ehrliche Gastmahle und Fröhlichkeit zu rechter Zeit und mit Maß gebraucht, an seinen Gläubigen wohl sehen und leiden, wenn nur die Trunkenheit und Üppigkeit vermieden wird. Und ist der glückselige Zustand des Volkes Gottes unterm Salomo ein Schatten und Vorbild gewesen des Reiches Christi, in welchem ist die rechtschaffene Freude des Herzens, von wegen eines guten Gewissens: Und wird einmal eins im ewigen Leben eine vollkommene Freude sein bei allen rechtschaffenen Israeliten, das ist, auserwählten Gottes.)

21. Also war Salomo ein Herr über alle Königreiche, von dem Wasser an in der Philister Lande bis an die Grenze Ägyptens, die ihm Geschenke zubrachten und dienten ihm sein Leben lange.

Herr: Ein sehr mächtiger König, über viel andere Fürstentümer und Herrschaften.

Wasser: Nämlich, von dem Fluss Euphrat, welcher dem Lande Kanaan zu gegen Morgen ist.

Geschenke: Damit sie ihre Untertänigkeit gegen den König bezeugten.

Leben lange: Denn ob er wohl in seinem Alter etliche Widersacher bekommen, dadurch Gott seine Abgötterei, darin er geraten, gestraft. So hatte er dennoch das ganze israelitische Königreich in Besitzung, und behalten, weil er gelebt. [Aber das Reich Christi erstreckt sich viel weiter, Als dem aller Gewalt gegeben ist im Himmel und auf der Erde {Mt 28}. Den alle himmlische, irdische und höllische Kreaturen für einen Herrn erkennen müssen {Phil 2}.)

22. Und Salomo musste täglich zur Speisung haben dreißig Kor Semmelmehl und sechzig Kor anderer Mehl,

Und: Jetzt wird erzählt, was Salomo für eine große und ansehnliche Hofhaltung hatte.

Speisung: Die in seiner Hofhaltung gebraucht wurde, und aufging.

23. zehn gemästete Rinder und zwanzig Weiderinder und hundert Schafe, ausgenommen Hirsche und Rehe und Gemsen und gemästet Vieh.

Weide-Rinder: Die nicht an der Krippen und im Stall immer gehalten und gemästet worden, sondern man trieb sie aus auf die Weide ins Feld. Und soll man sich so hoch nicht darüber verwundern, dass Salomo so einen stattlichen Hof gehalten, und so viel Personen täglich gespeist und unterhalten, weil seine jährlichen Einkommen so viel und groß waren, dass er solchen Kosten ertragen konnte. [So ist er auch in diesem Stücke ein Vorbild Christi gewesen, der nicht allein alle Menschen, sondern auch alle Tiere auf dem Felde mit Nahrung versorgt, und seine Kirche aufs Herzlichste traktiert, da er sie mit seinem Leib und Blut speist und tränkt.)

24. Denn er herrschte im ganzen Lande diesseits des Wassers, von Tiphsah bis gen Gasa, über alle Könige diesseits des Wassers, und hatte Frieden von allen seinen Untertanen umher,

Wassers: Dadurch der Fluss Euphrat verstanden wird.

Gasa: Welches eine berühmte Stadt der Philister war, deren bisher oft gedacht worden.

Könige: Das ist: Fürsten oder Herren. Darum der Kosten in seiner Hofhaltung seine Einkommen nicht überstiegen. [Es sollen aber Fürsten und Herren gute acht darauf haben, wie auch nicht weniger andere Gemeinde Leute, dass sie mit unnötigen Ausgaben nicht erschöpft werden. Denn man die Haushaltung also anstellen soll, dass immer etwas auf einen künftigen Zufall könne hinterlegt werden.)

25. dass Juda und Israel sicher wohnten, ein jeglicher unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, von Dan bis gen Berseba, solange Salomo lebte.

Sicher: Dass sie für keinen Anlauf der Feinde sich zu besorgen hatten.

Weinstock: Das ist: Die Israeliten lebten unter dem Könige Salomo sicher und Gutes Muts, und belustigten sich in ihren Lustgärten und Weinbergen.

Von Dan bis: Es war solcher glücklicher Zustand des Königreichs nicht nur an etliche wenig Orten gespürt, sondern durch das ganze Land Israel und in allen Grenzen desselben, von einem Ende bis zum anderen.

Lebte: Und die rechte Religion erhielte. [Es sind aber die Untertanen oft Gott nicht dankbar für solche herrliche Wohltat des Friedens, bis sie dieselbe verlieren.)

26. Und Salomo hatte vierzigtausend Wagenpferde und zwölftausend Reisige {2Chr 9v25}.

Wagenpferde: Darum er auf einen Notfall hätte zehntausend Streitwagen ausrüsten, mit eisern Zacken, wie man vorzeiten gebraucht. Es hat aber Salomo darum sich an dem Gesetz nicht vergriffen {5Mos 17}. Da dem Könige verboten wird, dass er nicht viel Rösser halten soll. Denn es wird am selben Ort davon geredet, wenn einer zu dem Ende eine große Reiterei hält, dass er sein Vertrauen darauf setzt, Aber Salomo hat (damals zwar) auf solche Wagen und Rosse sein Vertrauen nicht hatte, sondern sie der Meinung gehalten, damit wenn die benachbarten Völker wieder ihn sich etwas unterstehen wollten, er alsdann in guter Bereitschaft säße, ihnen abzuwehren. Wie er denn auch die benachbarten Könige ohne Zweifel damit aufgehalten, dass sie wieder ihn nichts vorgenommenen. [Denn ein ziemlicher Vorrat zum Kriege ist einer gottseligen Obrigkeit dazu nütze und gut, dass Fried und Ruhe dadurch erhalten werde, und behält ein Schwert das anderer in der Scheide.)

27. Und die Amtleute versorgten den König Salomo und alles, was zum Tisch des Königs gehörte, ein jeglicher in seinem Monden, und ließen nichts fehlen.

Fehlen: Sie lieferten alle Sachen, so man zur Hofhaltung bedurfte, ordentlichen gen Hof, das kein Mangel erscheint.

28. Auch Gerste und Stroh für die Rosse und Läufer brachten sie an den Ort, da er war, ein jeglicher nach seinem Befehl.

Gersten: Welche damals! Anstatt des Habern gebraucht wurde.

Er war: Nämlich, der König, wo derselbe jederzeit die Hofhaltung hatte.

Befehl: Wie einem jeden die Ordnung traf, und nach dem sein Staat ausweiste, verrichtete ein jeglicher Amtmann fleißig, was ihm auferlegt war. [Denn wenn die hohe Obrigkeit fleißig ist, so verrichten auch die Amtleute ihre Sachen, und kommen ihrem Befehl fleißig nach.)

29. Und Gott gab Salomo sehr große Weisheit und Verstand und getrost Herz wie Sand, der am Ufer des Meeres liegt,

Wie Sand: Das ist: Er ist von Gott mit unermesslicher und unerforschlicher Weisheit begabt worden.

30. dass die Weisheit Salomos größer war denn aller Kinder gegen Morgen und aller Ägypter Weisheit.

Aller Kinder: Das ist: Aller Völker, die gegen dem Morgen wohnten, da doch dieselben Völker, gleichwie auch die Ägypter, durch die ganze Welt ihrer Weisheit halben berühmt waren.

31. Und war weiser denn alle Menschen, auch weiser denn die Dichter, Ethan, der Esrahiter, Heman, Chalkol und Darda; und war berühmt unter allen Heiden umher.

Alle Menschen: Die entweder aus anderen Örtern, oder auch unter seinem Volk waren.

Dichter: Welche doch sonst mit einer solchen herrlichen Weisheit begabt waren, dass sie schöne und liebliche Psalmen gemacht, wie etliche Überschriften derselben bezeugen.

Berühmt: [Denn die rechte Weisheit macht einen berühmten Namen.)

32. Und er redete dreitausend Sprüche, und seiner Lieder waren tausend und fünf.

Und er: Was jetzt folgt, gibt seiner ausbündigen Weisheit genügend Zeugnis.

Sprüche: Welche dazu dienten, dass sie den Menschen in der wahren Gottseligkeit, gutem Verstand, und in Verwaltung des Regiments und der Haushaltung genügenden Bericht gab. Davon noch seine Sprichwörter und die Predigten vorhanden sind.

Lieber: Die er gemacht, davon noch das Hohelied blieben.

33. Und er redete von Bäumen, von der Zeder an zu Libanon bis an den Ysop, der aus der Wand wächst. Auch redete er von Vieh, von Vögeln, von Würmer, von Fischen.

Isop: Das ist: Er wusste aller Bäume, Gesträuche, und Kräuter Natur und Kräfte, so wohl der kleinsten als der größten zu erzählen.

Fischen: Denn ihm derselben und der vorerzählten aller Natur und Eigenschaften ganz wohl bekannt gewesen, also auch, dass des Dioscoridis, Theophrasti, Galeni, Plinij, Aristotelis, und anderer mehr Schriften, allerdings unvollkommen und lauter Kinderwerk gewesen wären, wenn man sie gegen dieses Königs Weisheit hätte halten sollen. [Und sieht man hier, dass auch die Erkundigung der natürlichen Eigenschaften und Wirkungen eines jeden Dinges einem gottseligen ehrliebenden Menschen nicht übel anstehe. Wie ihm auch Fürsten und Herrn viel besser Taten, dass sie zu ihrer Belustigung, doch der Regierung ohne Nachteil, mit lieblichen Gesprächen von den natürlichen Sachen Eigenschaften, mit denen, die derselben kundig, Unterredung hielten, und nachgefragt hätten, als dass sie mit übermachten köstlichen Schauspielen der Untertanen Güter aussaugen, oder mit übermäßigem zutrinken ihnen selbst das Leben abkürzen.)

34. Und es kamen aus allen Völkern, zu hören die Weisheit Salomos, von allen Königen auf der Erde, die von seiner Weisheit gehört hatten.

Kamen: Nämlich, etliche vornehmen Leute.

Königen: Von denen sie ausgeschickt worden. Welche in ihrer wieder Heimkunft sein gutes Lob mit großem Ruhm und Ehren ausbreiteten. [oben aber ist gemeldet, dass Salomo ein Vorbild Christi gewesen sei, der die ewige Weisheit des Vaters ist {Spr 8} und in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen, darum sollen wir die Weisheit von ihm bitten. Weil aber Salomo, als der nur ein schlechter Mensch, und nicht Gott war, obwohl er mit einer besonderen Weisheit begabt gewesen, dennoch von den Weibern schändlich sich betören lassen, dass er in Abgötterei gefallen. So sollen wir auf unsere Weisheit nicht pochen, als ob wir nicht fehlen könnten, sondern Gott immerdar um die Regierung und Beistand des Heiligen Geistes anrufen. Denn es widerfährt einem Weisen man keine kleine Torheit.)


Das 5. Kapitel

  • Hiram der König zu Tyro, sucht des Salomo Freundschaft, und bietet ihm gutwillig Holz und Zimmerleute an zum Bau des Tempels, v. 1.
  • Denen Salomo ihre Unterhaltung verschafft, und gibt ihnen von seinen Untertanen etliche zu, v. 11.

1. Und Hiram, der König zu Tyrus, sandte seine Knechte zu Salomo; denn er hatte gehört, dass sie ihn zum Könige gesalbt hatten an seines Vaters statt. Denn Hiram liebte David sein Leben lange.

Und: Gott hatte dem Salomo, da er um Weisheit gebeten, versprochen, dass er ihm auch Ehre und Herrlichkeit geben, und ein großes Ansehen machen wollte: Welches er treulich gehalten. Denn in diesem Kapitel unter anderem erzählt wird, dass der König zu Tyro aus freiem Willen des Königs Salomo Freundschaft begehrt, und ihm seinen Dienst angeboten habe.

Knechte: Das ist: Seine Gesandten, welche ihm zu seinem Königreich von seinetwegen Glück wünschen sollten, nach dem er erfahren, dass er solches mit gutem Fried und Ruhe innen hätte.

Gesalbt: Es lautet schier hier dahin, als ob Salomo mehr denn einmal zum Könige gesalbt worden, In maßen man auch von seinem Vater David liest, dass man ihn dreimal gesalbt habe.

Leben lange: Solange sie beide miteinander die Regierung verwalteten. [Es ist aber eine herrliche Tugend, und die einem Christen Menschen besonders wohl ansteht, wenn man die Freundschaft beständig unterhält.) Also hat sich nun Hiram gefreut, da er vernommen, dass des Davids Sohn, ein sehr weiser man, seinem Vater im Königreich gefolgt, und begehrt die Freundschaft, welche er mit seinem Vater wohl angefangen, mit ihm zu erneuern und zu unter halten. [Wenn deswegen jemand seinem Amt weislich und treulich nachkommt, den macht Gott anderer Leute zum Freunde, dass sie ihm günstig und gewogen werden.)

2. Und Salomo sandte zu Hiram und ließ ihm sagen {2Chr 2v3}:

Sandte: Er fertigte wiederum eine Botschaft zu ihm ab.

3. Du weißt, dass mein Vater David nicht konnte bauen ein Haus dem Namen des Herrn, seines Gottes, um des Kriegs willen, der um ihn her war, bis sie der Herr unter seine Fußsohlen gab.

weißt: Was es, nämlich, damals für einen Zustand mit meinem Vater hatte.

Haus: In welchem Hause oder Tempel man von Gott predigen, ihn anrufen und preisen könnte.

Kriegs: Denn weil er mit vielen gefährlichen Kriegen, da sich immer einer nach dem anderen anspann, zu tun hatte, konnte er dieser Sachen nicht angemessen dienen.

Sie: Nämlich, seine Feinde, die Gott meinem Vater endlich unterworfen, dass sie sich danach nicht mehr regen, oder wieder dies Königreich auflehnen dürfen. Aber wie er kaum zur Ruhe kommen, und Frieden erlangt, ist er gestorben, darum bei seinen Lebzeiten, von wegen solcher großen Unruhe in der Regierung, des Tempels Bau verhindert worden.

4. Nun aber hat mir der Herr, mein Gott, Ruhe gegeben umher, dass kein Widersacher noch böses Hindernis mehr ist.

Hindernisse: Es ist keine Gefahr mehr vorhanden, so mich daran hindern oder abhalten könnte.

5. Siehe, so habe ich gedacht, ein Haus zu bauen dem Namen des Herrn, meines Gottes, wie der Herr geredet hat zu meinem Vater David und gesagt: Dein Sohn, den ich an deine statt setzen werde auf deinen Stuhl, der soll meinem Namen ein Haus bauen {2Sam 7v12 1Chr 23v10}.

Zu bauen: [Denn man soll der Ruhe und friedlichen Zeit nicht missbrauchen zur Üppigkeit und verbotenen Wollüsten, welche einem frommen Menschen ohne das nicht gezieme, sondern man soll derselben Gelegenheit wahrnehmen, und sie anwenden zur Beförderung der Ehre Gottes.)

Geredet: Demselben göttlichen Ausspruch und Befehl begehre ich mit Willen zu gehorsamen.

6. So befiehl nun, dass man mir Zedern aus Libanon haue, und dass deine Knechte mit meinen Knechten sind. Und den Lohn deiner Knechte will ich dir geben, alles, wie du sagst. Denn du weißt, dass bei uns niemand ist, der Holz zu hauen wisse wie die Zidonier.

So befiehl: Denn ich muss deiner Leute Dienst gebrauchen, und auch das Holz zu solchem Bau aus deinem Gebiet empfangen, das möchtest du mir im rechten Wert zukommen lassen, wie mir nicht zweifelt, dass du zur Bestätigung unserer angefangenen Freundschaft tun wirst.

Libanon: Aus demselben Walde, welchen Hiram damals in seiner Gewalt hatte.

Meinen Knechten: Dass sie einander helfen im Holzfällen, auch meine Knechte zugleich mit lernen, wie man mit dem Holz zimmern umgehen müsse.

Knechte: Die mir auf deine Bewilligung arbeiten werden.

Sagst: Dass sie vergnügt sind. [Denn es gefällt Gott ein solcher Gottesdienst nicht, Damit unser Nächster beschwert wird, sondern wir sollen es von dem unseren gebe, was wir Gott aufopfern wollen. So ist auch ein Arbeiter seines Lohnes Wert.)

Niemand ist: Und ich nicht so erfahrene Zimmerleute in meinem Lande habe, wie die Tyrier und Zidonier sein, welche unter deiner Herrschaft sitzen. [Es hatten aber diese beide berühmte Handelsstädte die rechte Religion nicht, dass sie öffentlich dort wäre im Schwange gegangen, und dennoch fand man die besten und kunstreichsten Werkmeister unter ihnen: Also findet man oft die subtiles Künste und Künstler an denen Orten, da man die rechte Religion nicht leiden Wille. Denn die Kinder dieser Welt forschen denen Dingen emsig nach, und erlernen sie mit großem Fleiß, welche zu dieses Lebens füglicher Unterhaltung dienlich sein. Danach sehen wir auch, wie ein Mensch des anderen Hilfe bedarf, und dass man nicht alle Güter und Gaben in einem Lande allein finde.)

7. Da Hiram aber hörte die Worte Salomos, freute er sich hoch und sprach: Gelobt sei der Herr heute, der David einen weisen Sohn gegeben hat über dies große Volk!

Salomo: Wie er, nämlich, Gott einen herrlichen Tempel zu bauen im Sinn hätte.

Große Volk: Welches eines Weisen und verständigen Königs wohl benötigt ist. Und muss man aus diesen Worten spüren, dass der König Hiram für seine Person der wahren Religion nicht abhold gewesen, welche er ohne Zweifel vom Könige David, mit dem er große Freundschaft gehalten, erlernt, obwohl er nicht Verordnung getan, dass dieselbe in seinem Gebiet öffentlich gelehrt und gepredigt würde. Und folgen diesem Beispiel etliche Fürsten heutigen Tages nach, bringen aber ein schlechtes Lob davon. [Das aber ist an ihm zu loben, und soll es ein jeder begehren nachzutun, dass er seinem benachbarten Könige sein gutes Glück nicht allein nicht missgönnt, sondern sich auch darüber freut, und Gott davor dankt, welches viel Christen nicht tun.)

8. Und Hiram sandte zu Salomo und ließ ihm sagen: Ich habe gehört, was du zu mir gesandt hast. Ich will tun nach all deinem Begehr mit Zedern und Tannenholz.

Sagen: Nämlich, durch Schriften tat er ihm zu wissen, wie 2. Chron. 2. steht.

Gesandt hast: Deshalb deine Gesandten mit mir gehandelt haben.

Holz: Das ich dir dasselbe lasse zukommen.

9. Meine Knechte sollen sie von Libanon hinabbringen ans Meer; und will sie in Flößen legen lassen auf dem Meer bis an den Ort, den du mir wirst ansagen lassen; und will sie dort abbinden, und du sollst es holen lassen. Aber du sollst auch mein Begehr tun und Speise geben meinem Personal.

Sie: Die abgehauenen Bäume und Hölzer.

Flössen: Dass sie also auf dem Wasser können möglich fortgebracht werden, wenn man einen Baum an den anderen bindet, und sie also fortschwimmen lässt.

Ansagen: Da du willst, dass man das Holz wieder aufs Land zöge.

Abbinden: Dass man die Hölzer wieder voneinander tue.

Holen lassen: Dass du sie auf dem Lande danach weiter fortführest, und verschaffst, wohin du Wille.

Personal: Meinen Untertanen, die dir zu diesem Werke dienen. Weil demnach solcher Vorschlag richtig gewesen, hat Salomo gern darin gewilligt.

10. Also gab Hiram Salomo Zedern und Tannenholz nach all seinem Begehr.

Gab: [Dass aber die Tyrier zur Aufbauung des Tempels zu Jerusalem auch das ihre getan, und dazu geholfen, ist dadurch angedeutet worden, wie einmal auch die Heiden zu der Kirche Christi sollen versammelt werden.)

11. Salomo aber gab Hiram zwanzigtausend Kor Weizen zu essen für sein Personal und zwanzig Kor gestoßen Öl. Solches gab Salomo jährlich dem Hiram.

Aber gab: Nämlich, fürs Holz und für der Zimmerleute Arbeit.

Gestoßen Öls: Denn wen die Oliven, so auf den Ölbäumen wachsen, zeitig worden sein, so stößt man sie, und presst das Baumöl davon heraus: Ein Kor aber ist ein Maß der Israeliten, welche zehn Epha in sich hält. Und hält ein Epha so viel, als zehn Menschen auf einen Tag essen mögen.

Jährlich: Solange er an dem Tempel und anderen stattlichen Behausungen baute. [Und erfordert es die Liebe, dass wir anderer Leute Arbeit mit gebührender Dankbarkeit belohnen.)

12. Und der Herr gab Salomo Weisheit, wie er ihm geredet hatte. Und war Friede zwischen Hiram und Salomo; und sie machten beide einen Bund miteinander.

Weisheit: Also, dass er den Bau des Tempels ganz weislich und mit gutem Vorbedacht wohl anfing.

Bund: Nämlich, zur Bestätigung des Friedens und besseren freundlichem Vertrauen gegeneinander. [Denn dass man Bündnisse macht, ist an ihm selbst nicht Unrecht, wenn wir nur unser Vertrauen nicht darauf setzen, noch mit solcher Gelegenheit von dem rechten Weg der Seligkeit abweichen oder sonst unnötige Sachen anzufangen uns bewegen und überreden lassen.)

13. Und Salomo legte eine Anzahl auf das ganze Israel, und der Anzahl war dreißigtausend man.

Anzahl: Das ist: Er belegte die Israeliten mit einem Frondienst, dass sie aus ihrer ganzen Summe mussten geben dreißig tausend man, die neben den Knechten Hirams im Libanon arbeiteten.

14. Und sandte sie auf den Libanon, je einen Monden zehntausend, dass sie einen Monden auf dem Libanon waren und zwei Monden daheim. Und Adoniram war über solchen Anzahl.

Ja einen: Ist deswegen solcher Frondienst, welcher doch nur auch auf eine gewisse Zeit angesehen war, mit einer Umwechslung gemäßigt und gemildert worden, dass sie es desto leichter ertragen könnten. Doch halt ich es davor, dass solcher Frondienst der geborenen Israeliten nur auf die geringere Arbeit angesehen gewesen: Denn zu den größeren Lasten hat man die Fremdlinge und Juden genossen gebraucht {2Chr 2} also, dass die Israeliten damit verschont worden. [Es steht aber einer Obrigkeit frei, dass sie dergleichen Frondienste auf eine bestimmte Zeit von ihren Untertanen fordern mag, jedoch soll sie dieselben also mäßigen, dass die Untertanen dadurch an ihren häuslichen Geschäften nicht zu sehr gehindert werden, und dieselben allerdings müssen liegen lassen: Als da einer die ganze Woche fronen muss, und am Sonntag bottenweiß laufen.)

War über: Das ist: Er hatte Acht darauf, dass ein jeder zu seiner Zeit, die ihm angesetzt war, sich einstellte, und nach dessen Ablauf sich wiederum nach Haus begebe, und andere an ihre statt zu rechter Zeit wieder kämen, auch dass die vorgesetzte Zahl immer ganz wäre.

15. Und Salomo hatte siebenzigtausend, die lasst trugen, und achtzigtausend, die da zimmerten auf dem Berge,

Lasst trugen: Welche Steine und Holz vom Libanon holten, und bis an den Ort trugen, von dort man es weiter ohne Hindernisse gen Jerusalem führen konnte. Es sind aber solche Lastträger und Zimmerleute nicht von den Kindern Israel gewesen, sondern von den Fremden, die sich zu den Israeliten aus der Heidenschaft hielten, und unter ihnen wohnten, auch die jüdische Religion angenommen hatten, daher man sie Judengenossen hieß. Und ist aus dieser großen Anzahl der Werkleute abzunehmen, was es für ein herrliches Gebäude um den Tempel zu Jerusalem muss gewesen sein. Denn die ganze Summe aller Arbeiter hundert und achtzig tausend man macht.

16. ohne die obersten Amtleute Salomos, die über das Werke gesetzt waren, nämlich dreitausend und dreihundert, welche über das Volk herrschten, das da am Werke arbeitete.

Gesetzt waren: Welche die Arbeiter antrieben, dass sie ihre Gebühr verrichteten. Und werden derselben {2Chr 2}. Drei tausend und sechshundert gezählt. Ist aber wohl möglich, dass die drei hundert, so hier ausgelassen werden, über die oben gemeldete dreißig tausend Israeliten geordnet gewesen. [Denn es ist eine Notdurft, dass etliche Aufseher bei der Arbeit sein, welche die Leute anmahnen, sonst wird gefeiert, und geht es langsam vonstatten.)

17. Und der König Gebote, dass sie große und köstliche Steine ausbrächen, nämlich gehauene Steine zum Grund des Hauses.

Köstliche: Nicht zwar Edelsteine, sondern wehrhafte, harte, gute und taugliche Steine zum Bau des Tempels, dass sie eine solche lasst heben und tragen könnten.

18. Und die Bauleute Salomos und die Bauleute Hirams und die Giblim hieben aus, und bereiteten zu Holz und Steine, zu bauen das Haus.

Giblim: Ob diese Steinmetzen von ihrer Heimat, oder von der Kunst den Namen hatte, ist ungewiss. [Im geistlichen Bau des Tempels des Herrn, davon in Epheser 2. steht, sind die Steinmetze, die Kirchendiener, welche durch das Amt des göttlichen Wortes die Menschen zu bereiten, als lebendige Steine, damit Gott ein heiliger Tempel könne erbaut werden.)


Das 6. Kapitel

  • Der König Salomo baut des Herrn Tempel, und schmückt ihn aufs köstlichste, v. 1.
  • Gott lässt ihm seinen Fleiß gefallen, und bestätigt ihm die Verheißungen, dem David geschehen, v. 11.

1. Im vierhundertundachtzigsten Jahr nach dem Ausgang der Kinder Israel aus Ägyptenland, im vierten Jahr des Königreichs Salomo über Israel, im Monden Sif, das ist der andere Mond, wurde das Haus dem Herrn gebaut.

Anderer Mond: der zum Teil in unseren April, zum Teil im Maien gefällt, und zwar am anderen Tage desselben Monden, wie 2. Chron. 3. gelesen wird, hat man den Anfang gemacht und den ersten Stein zu dem Bau des Tempels gelegt. [Es deutete aber derselbe Tempel besonders auf Christus, in dem die ganze Völle der Gottheit leibhaftig wohnt {Joh 2 Kol 2}. Danach bedeutet er auch die Kirche, als die der geistliche Leib Christi ist {Eph 2 1Kor 3}.) So ist derselbe Tempel gebaut worden auf dem Berge Morija, darauf Abraham seinen Sohn Isaak zu opfern Befehl von Gott empfangen, welcher Berg auch sonst in der Schrift der Berg Zion genannt wird. Desgleichen ist des Jebusiters Arafna Tenne darin gestanden, auf welche der König David dem Herrn, nach seinem Befehl geopfert, ihn zu versöhnen, dass er mit der Pestilenz innen hielte, die unter den Israeliten regierte {2Chr 3}. [Dadurch angezeigt wurde, dass Christus der rechte Isaak wäre, der da sollte geschlachtet werden, vor der ganzen Welt Sünden, und dass durch das Opfer seines Todes, die allerschädlichste Pestilenz der Seelen, so zum ewigen Tode gereicht, abgewandt würde.)

2. Das Haus aber, das der König Salomo dem Herrn baute, war sechzig Ellen lange und zwanzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch.

lange: Nämlich, mit samt dem Chor, oder Allerheiligste.

Hoch: Nämlich, soviel das unterste Gemach, oder der erste Stock betraf, denn sonst die ganze Höhe des Tempels, hundert und zwanzig Ellen hatte {2Chr 3}.

Nach Luther: Im anderen Teil der Chronik K. 3, 4. spricht der Text, das Haus sei hundert und zwanzig Elle hoch gewesen, welches ist von des ganzen Hauses Höhe geredet. Hier aber redet er vom untersten Gemach alleine, welches dreißig Ellen hoch war.

3. Und baute eine Halle vor dem Tempel, zwanzig Ellen lange, nach der Breite des Hauses, und zehn Ellen breit vor dem Hause her {2Chr 3v4}.

Breite: Das ist: Vorne her, ehe man in den Tempel ging, war eine Halle oder Vorhaus, dessen Länge man dem Tempel der breite nach rechnete, dass sie einander gleich waren: Aber vorwärts hinaus von dem Tempel wurde der Hallen Breite gerechnet, die hatte nur zehn Ellen. [Solche Halle war auch ein Vorbild Christi, welcher die Tür und der Eingang ist, durch den wir zum ewigen Leben eingehen {Joh 10}.)

4. Und er machte an das Haus Fenster, inwendig weit, auswendig enge.

Nach Luther: Die Fenster, so inwendig weit und auswendig enge sind, da kann man nicht wohl noch viel hinein sehen, Aber sehr wohl und viel heraus sehen. Solches reimt sich fein mit dem Geheimnis {1Kor 2v15}. Ein geistlicher Mensch kennt alles, und sieht wohl aus, aber niemand kennt ihn. Das ist meines Erachtens, das der Text spricht, die Fenster am Hause waren offen, und zu, mir, hinein sind sie offen, draußen sind sie zu.

Enge: Das ist: Sie waren also gemacht, dass die Hölle des Lichts zwar dadurch in den Tempel konnte, aber dennoch niemand der außerhalb dem Tempel war, dadurch in den Tempel sehen konnte. [Denn welche außer der Kirche sein, die verstehen die Geheimnisse des Reiches Gottes nicht {Mt 13}. Und der natürliche, das ist, fleischliche Mensch, versteht die geistlichen Sachen nicht.)

5. Und er baute einen Umgang an der Wand des Hauses rings umher, dass er beide um den Tempel und Chor herging; und machte seine äußere Wand umher.

Tempel: Nämlich, um denselben Teil, darin man den goldenen Tisch und goldenen Leuchter stellen soll.

Chor: Nämlich, um den allerheiligsten Teil des Tempels, in welchem die Lade des Bundes sollte gesetzt werden.

Äußere Wand: Das ist: Der Umgang hatte auch an seinem äußeren Teil eine Wand, damit niemand leicht herabfiele vom Gange.

6. der unterste Gang war fünf Ellen weit und der mittelste sechs Ellen weit und der dritte sieben Ellen weit; denn er legte Tramen außen am Hause umher, dass sie nicht an der Wand des Hauses sich hielten.

Unterste: welcher nicht höher gewesen, meines Erachtens, als der unterste Boden des Tempels, weil keiner Stiegen oder Schnecken gedacht wird, auf denen man zum selben Gang hinauf gestiegen, wie vom anderen und dritten Gang gemeldet wird.

Dritte: Es ist aber das ganze Haus oder der Tempel, auch in drei Teil oder Boden abgeteilt gewesen. Und war zwar der unter Boden durchaus zum Gottesdienst geweiht. Aber auf den Oberen beiden sind viel Gemach oder Kammern gewesen, darin man das heilige Gerät und die Schätze aufbehalten, In etlichen haben auch vielleicht die, so des Nachts beim Tempel blieben, wie noch heutzutage an etlichen Orten der Brauch ist, dass die Messner in der Kirche ihre Schlafkammern haben. Es ist aber der Platz im anderen und mittleren Teil des Gebäudes überall herum, eine Ellen enger gewesen, als der erste und unter Teil. Darum der andere Umgang eine Elle weiter gewesen als der erste. Und wiederum der Platz des dritten und Oberen teils, eine Ellen rings herum enger, als der anderer Teil. Darum der andere Umgang eine Elle breiter gewesen, als der erste und der dritte Umgang eine Elle weiter und breiter, als der anderer. Dass also durch die Ungleichheit der Gänge das Haus, darum nicht verstellt oder verunstaltet wurde, sondern Schwiegermuttertochter eben von dem obersten Gang bis zum mittleren und unteren man die Bleiwaage konnte herunter lassen, dass sie alle drei Gänge anrührte, und keiner vor dem anderen hervorging. Auf den Gängen aber konnte man zu einem jeden Gemach oder Kammer kommen. [Durch diese Gänge wurde bedeutet, dass die, so Christus recht erkannt haben, danach durch den Glauben heraus spazieren gehen zum Nächsten, und an demselben die Werke der Liebe üben, welche auch ein Gottesdienst sein: Und sind derselben etliche weiter und breiter als die anderen. Denn wer aus Glauben dem Nächsten in der Haushaltung dient, der bleibt auf dem untern Gang: Wer aber in der weltlichen Regierung seine getreue Dienste leistet, der geht auf dem mittleren Gang spazieren: Wer denn im Kirchenamt treulich arbeitet, der verhält sich auf dem dritten Gang. Welche aber auf irgend derselben Gänge und Beruf einem fromm und gottselig einhergehen, die sind Christo lieb und angenehm.)

Tramen: Das ist: Die Balken, welche man unter die Gänge legte, sie zu unterhalten, durfte man nicht in die Mauern stoßen, und also Löcher hinein machen, sondern es gingen Kragstein an der Mauern heraus, darauf sie gelegt worden, dass also die Gänge nichtsdestoweniger nahe und fest genug an dem Tempel standen, ob sie sich gleich nicht daran hebte.

7. Und da das Haus gesetzt wurde, waren die Steine zuvor ganz zugerichtet, dass man keinen Hammer noch Beil, noch irgend ein Eisenzeug im Bauen hörte.

Zugerichtet: Sie waren bereits zuvor auf dem Berge Libanon, da man sie ausgehauen hatte, allerdings zugerüstet und verfertigt, wie sie sein sollten, dass man sie nur setzen durfte. [Die Steine bedeuten die Christen, welche durch die Taufe müssen wieder geboren werden, sonst könnten sie nicht lebendige Tempel Gottes sein.)

8. Eine Tür aber war zur rechten Seite mitten am Hause, dass man durch Wendelsteine hinaufging auf den Mittelgang und vom Mittelgang auf den dritten.

Mitten: Das ist: In der Mitte der rechten Seiten des Hauses war die Tür, durch welche man auf Wendelstein oder Schnecken trat, so inwendig im Hause waren, und darauf bis zu den Oberen zwei Gängen steigen musste.

9. Also baute er das Haus und vollendete es; und spündete das Haus mit Zedern, beide oben und an wenden.

Vollendete es: Das ist: Er ließ von dem Bau des Tempels nicht ab, bis dass er ganz verfertigt war.

10. Er baute auch einen Gang oben auf dem ganzen Hause herum, fünf Ellen hoch, und deckte das Haus mit Zedernholz.

Gang oben: Nämlich zualleroberst des Tempels, da er wie ein Kranz um das Haus herum gegangen, von dem man ganz weit um sich sehen können. [Durch diesen Gang wurde auf diejenigen gedeutet, welche unter den Kirchendienern mit einem prophetischen Geist begabt gewesen.)

Zedernholz: Welches nicht fault noch verwest. [Dadurch zu verstehen geben wurde, dass die Christen von Gott zu der seligen Unsterblichkeit erhalten werden, und dass sie auch in diesem Leben wieder des Satans Anfechtungen, mit der Hilfe Gottes bestehen.)

11. Und es geschah des Herrn Wort zu Salomo und sprach:

Geschah: Das ist: Gott redete mit dem Salomo, entweder im Gesicht, oder durch einen Propheten.

12. Das sei das Haus, das du baust. Wirst du in meinen Geboten wandeln und nach meinen Rechten tun und alle meine Gebote halten, darin zu wandeln, will ich mein Wort mit dir bestätigen, wie ich deinem Vater David geredet habe {2Sam 7v13 1Sam 9v5 1Chr 23v10}.

Baust: Welches mir angenehm ist, und lass ich mir dein Tun gefallen. [Denn wir bedürfen immer, besonders in hohen Sachen, des göttlichen Trostes und Bestandes, dass wir dadurch aufgemuntert werden, unserem Amt desto fleißiger nachzukommen. Solchen Trost aber finden wir heutigen Tages in den Predigten, oder wenn wir die Bibel lesen, oder können ihn auch aus unserer Mitchristen geistreichem Gespräch erlangen.)

Wandeln: Dass du meine Satzungen von Kirche Zeremonien, weltlichen Rechten, und zehn Geboten fleißig in acht hast.

Bestätigen: Ich will meine Verheißung erfüllen, die ich deinem Vater David getan habe, nämlich, dass ich das Königreich bei seinen Nachkommen bleiben lasse. Denn dieselben Verheißungen von dem weltlichen Königreich waren mit einer gewissen Bedingung geschehen, welche zu halten Gott nicht gebunden war, wenn die Israeliten seine Gebote verachten würden.

13. Und will wohnen unter den Kindern Israel und will mein Volk Israel nicht verlassen.

Wohnen: Ich will mit meiner Güte und Gnade mich gegenwärtig bei den Israeliten finden lassen, und ihnen nicht allein zeitliche und leibliche Güter mitteilen, sondern auch geistliche und ewige schenken.

Nicht verlassen: Ich will mit meiner Gnade nicht von ihnen weiche, und sie von meinem Angesicht nicht verstoßen, sondern sie sollen je und immer einen gütigen und gnädigen Vater an mir haben. [Damit wir aber auch von Gott nicht verlassen werden, so sollen wir uns bemühen, den Geboten Gottes zu gehorsamen, Und wenn wir in Sünde gefallen sein, bei Zeit Busse tun, auf dass wir durch den Glauben an Christus mit Gott dem himmlischen Vater wiederum versöhnt werden.)

14. Also baute Salomo das Haus und vollendete Esra {Apg 7v47}.

Vollendete es: Das ist: Durch solchen göttlichen Bericht ist Salomo noch mehr aufgemuntert worden, dass er mit dem Bau des Tempels desto freudiger fortgefahren, und nicht abgelassen, bis er ihn zum Ende gebracht hat. [Denn wenn das Wort Gottes mit Glauben angenommen wird, so gibt es dem Herzen eine neue Kraft, und treibt uns an zu allem Guten.)

15. Und baute die Wände des Hauses inwendig an den Seiten von Zedern, von des Hauses Boden an bis an die Decke; und spündete es mit Holz inwendig und täfelte den Boden des Hauses mit tannenen Brettern.

Und baut: Folgt jetzt eine weitere und völligere Beschreibung von dem Gebäude des Tempels.

Decke: Welche doch auch mit Zedernholz überzogen und vertäfelt war.

Tennen: Der Tannenbaum aber wächst ganz hoch, und ist dennoch dazu gebraucht worden, dass man mit Füssen darauf gegangen. [Welches uns anmahntet, dass, je höher und vortrefflicher Gaben einer hat, je mehr er sich demütigen soll, nach dem Beispiel Christi, der seinen Jüngern die Füße gewaschen {Joh 13}.)

16. Und er baute hinten im Hause zwanzig Ellen lange eine zederne Wand vom Boden an bis an die Decke; und baute dort inwendig den Chor und das Allerheiligste.

Hinten: Das ist: Den letzten Teil des Tempels, dessen Länge zwanzig Ellen hatte, sonderte er von dem anderen Gebäude ab, und übertäfert ihn inwendig durchaus mit Zedern Brettern.

Allerheiligste: Also, dass dasselbe Teil der allerheiligste Ort des Tempels war, darin der Hohepriester allein ging, wenn er einen göttlichen Bericht begehrte. Und wird es inwendig genannt, weil niemand da hinein kommen könnte, er wäre denn zuvor durch das Teil des Tempels gegangen, welches das Heilige hieß. Es war aber das Allerheiligste gleicher Länge und Breite, nämlich, zwanzig Ellen. Wie von der Länge hier und von der Breite oben zu Anfang dieses Kapitel gemeldet wird.

17. Aber das Haus des Tempels vor dem Chor: war vierzig Ellen lange.

Vierzig: Also, dass die Länge des ganzen Tempels miteinander sechzig Ellen hatte.

18. Inwendig war das ganze Haus eitel Zedern, mit gedrehten Knoten und Blumenwerk, das man keinen Stein sah.

Blumenwerk: Welches alles in Holz geschnitzt und abgebildet war.

Sah: Weil es alles inwendig von unten an bis oben, die Wände herum, samt dem untern und Oberen Boden, vertäfelt war.

19. Aber den Chor bereitete er inwendig im Hause, dass man die Lade des Bundes des Herrn dort hintat.

Den Chor: Nämlich, das Allerheiligste.

Inwendig: Das ist: Es war das innerste Gemach des Tempels, nach welchem es keines mehr hatte, darin man weiter aus dem Allerheiligsten hätte gehen oder kommen können.

tat: Nämlich, in das Allerheiligste. [Dasselbe Ort, darin die Lade des Bundes war, bedeutet erstlich Christus, der der allerheiligste Tempel ist, in dem die ganze Völle der Gottheit leibhaftig wohnt {Kol 2 Joh 2} und durch welchen der allergnädigste Wille des himmlischen Vaters gegen dem menschlichen Geschlecht geoffenbart wird. Danach wird auch dadurch angedeutet das Reich des Vaters, darin niemand einen Zutritt hat, ohne allein durch Christus, der mit seinem selbst eigenen Blut da hinein gegangen ist, und uns eine ewige Erlösung da erfunden und erlangt hat {Hebr 9}.)

20. Und vor dem Chor, der zwanzig Ellen lange, zwanzig Ellen weit und zwanzig Ellen hoch war und überzogen mit lauterem Gold, spündete er den Altar mit Zedern.

Altar: Es sieht ihm gleich, als ob dieser Altar steinernen gewesen, (weil man ihn von dem Tempel nicht mehr hinweg tun soll) und ist erstlich mit Zedern-Holz, danach mit Gold überzogen worden, wie bald später folgen wird. [Solcher Altar deutet auch auf Christus. Das Räucherwerk aber, so man darauf räuchern musste, ist unser Gebet, welches, wo es sich nicht auf Christus gründet, oder nicht in seinem Namen geschieht, so ist es dem himmlischen Vater nicht angenehm.)

21. Und Salomo überzog das Haus inwendig mit lauterem Gold und zog goldene Riegel vor dem Chor her, den er mit Gold überzogen hatte,

Riegel: Denn es waren an der Tür des Allerheiligsten, davon später auch folgen wird, Ringe gemacht, dadurch man die Riegel stieß, und wurde alsdann das Allerheiligste also damit zugemacht und verriegelt.

Überzogen: Dass es alles inwendig, wo man hinsah, von Gold schimmerte.

22. also dass das ganze Haus ganz mit Gold überzogen war; dazu auch den ganzen Altar vor dem Chor überzog er mit Gold.

Altar: Nämlich, den Rauchaltar, der vor dem Eingang des Allerheiligsten stand.

23. Er machte auch im Chor zwei Cherubim, zehn Ellen hoch, von Ölbaumholz.

Cherubim: Diese engelischen Gestalten sein etwas anders formiert gewesen, als die auf der Bundeslade, welche nur Häupter und Flügel hatte. Aber diese waren in einer ganzen menschlichen Gestalt gemacht, wie man noch heutzutage die Engel malt in einer feinen zierlichen Kleidung. Und hatten solche engelischen Bilder auch ihre Flügel.

24. Fünf Ellen hatte ein Flügel eines jeglichen Cherubs, dass zehn Ellen waren von dem Ende seines einen Flügels zum Ende seines anderen Flügels.

Ende: Denn sie mit aufgespannten Flügeln gemacht waren, als zum Fliegen bereit.

25. Also hatte der andere Cherub auch zehn Ellen, und war einerlei Maß und einerlei Raum beider Cherubim,

26. dass also ein jeglicher Cherub zehn Ellen hoch war.

27. Und er tat die Cherubim inwendig ins Haus. Und die Cherubim breiteten ihre Flügel aus, dass eines Flügel rührte an diese Wand und des anderen Cherub Flügel rührte an die andere Wand; aber mitten im Hause rührte ein Flügel den anderen.

Den anderen: Nämlich also, dass des einen rechten Flügel an des anderen Linken stieß: Breiteten also ihre Flügel weitaus vor der Bundeslade her, zu der sie mit den Angesichtern gewandt waren. [Gleichwie aber die Flügel der beiden Cherubim einander anrührten. Also gehören auch das Alte und Neue Testament aneinander, dass eines Ende des anderen Anfang sei. Und reicht zwar das Alte Test. An einem Ende der Welt, nämlich, von Anfang her derselben, da sie erschaffen worden: Das Neue aber bleibt bis ans anderer Ende, da die Welt wiederum vergehen wird. Und sehen alle beide auf Christus den Mittler. Das Alte Testament zwar mit Figuren, das Neue aber mit der Erfüllung. So ist das ganze Kirchenamt des Wortes Gottes vom Herrn den Engeln zu bewahren befohlen worden.)

28. Und er überzog die Cherubim mit Gold.

29. Und an allen Wänden des Hauses um und um ließ er Schnitzwerk machen von ausgehöhlten Cherubim, Palmen und Blumenwerk, inwendig und auswendig.

Schnitzwerk: Nämlich, ins Zedernholz.

Cherubim: Das waren engelische Angesichter mit Flügeln.

Palmen: Oder Palmen-Laub und Zweiglein.

Und auswendig: Nämlich, so wohl in das Heilige, als in das Allerheiligste.

30. Auch überzog er den Boden des Hauses mit goldenen Blechen, inwendig und auswendig.

goldene Blechen: Es bedeutet aber das Gold die Vortrefflichkeit Christi und der Kirche. Die geschnitzte Arbeit, so auf mancherlei Art und ganz zierlich gemacht war, deutet auf die Gaben und Zierde des Heiligen Geistes, damit Christus als Mensch aufs Vollkommenste ist begabt worden, von dessen Völle die Christen ihre Gaben empfangen, ein jeglicher nach dem Maß, wie ihnen der Herr austeilt.

31. Und im Eingange des Chors machte er zwei Türen von Ölbaumholz mit fünfeckigen Pfosten.

Zwei Türen: Die in der Mitte voneinandergingen und geöffnet worden, die Türangel aber zu beiden Seite waren.

Ölbaumholz: Welches nicht fault, noch vom Alter nicht verzehrt wird. [Durch diese Tür wurde Christus auch vorgebildet, Denn durch ihn kommen wir zum Vater, zu dem sonst einem sündige Menschen kein Eingang offen steht, wo nicht Christus denselben mit seinem Verdienst geöffnet hätte {Joh 10}. Mit den zwei Türen wird gelehrt, dass man zweierlei Erkenntnis Christi haben müsse, nämlich seiner Person und seines Amtes.)

32. Und ließ Schnitzwerk darauf machen von Cherubim, Palmen und Blumenwerk; und überzog sie mit goldenen Blechen.

33. Also machte er auch im Eingang des Tempels viereckige Pfosten von Ölbaumholz

34. und zwei Türen von Tannenholz, dass eine jegliche Tür zwei Blatt hatte aneinander hängen in ihren Angeln.

Tannenholz: Welches man darum dazu genommen, auf dass die Türen desto leichter wären, weil sie ganz groß waren.

Zwei Blatt: d. i. Es war eine jede Tür von zwei Stücken, die in der Mitte also aneinanderhingen, und mit eisernen Angeln aneinander gefasst waren, dass man sie konnte doppelt machen, und entweder halb oder ganz auftun: Wie denn bei großen Türen gebräuchlich ist, das man sie desto leichter auf- und zubringe kann.

35. Und machte Schnitzwerk darauf von Cherubim, Palmen und Blumenwerk; und überzog sie mit Gold, recht wie es befohlen war.

Befohlen war: Nämlich, vom Könige Salomo, also machten es die Werkmeister mit alle Fleiß, dass kein Mangel erscheint.

36. Und er baute auch einen Hof darin von drei Riegen gehauener Steine und von einer Riege gehöfelter Zedern.

Hof: Welcher sonst der Priester-Hof genannt wurde, weil die Priester darin opferten.

Zedern: Damit die vorig Mauer von den drei Riegen Steinen gemacht, bedeckt wurde. Es ist aber dieselbe Mauer nicht so hoch gewesen, dass darum das Volk nicht hätte sehen können, wie die Priester opferten. Denn der Altar ist zehn Ellen hoch gewesen {2Chr 4}. [der Hof bedeutet die Zeit des Gesetzes, in der mit mancherlei Zeremonien die Erlösung vorgebildet worden, welche wir haben in Christo. Der vordere Teil des Tempels hat auf die Offenbarung des Evangeliums gedeutet, darin wir etwas näher zu Gott kommen. Das Allerheiligste aber bedeutet das ewige Leben, zu welchem nach diesem derjenige eingehen, und Gott schauen wird, wer wahrhaftig an unseren Hohepriester Christus geglaubt hat, der da einmal in das Allerheiligste eingegangen ist, und hat eine ewige Erlösung erfunden {Hebr 9}.)

37. Im vierten Jahr, im Monden Sif, wurde der Grund gelegt am Hause des Herrn.

Vierten Jahr: Des Königreichs Salomo.

Sif: Der in unseren April fällt.

38. Und im elften Jahr, im Monden Bul (das ist der achte Mond), wurde das Haus bereitet, wie es sein soll, dass sie sieben Jahre daran bauten.

Bul: Das ist der Weinmonat.

Achte: Nämlich, vom März an zurechnen, der bei den Hebräer der erste Monat war, von dem sie das Jahr anfingen.

Sein soll: Es wurde allerdings vollendet, wie es Gott befohlen hatte. Die anderen Werkzeuge, so zum Gottesdienste vonnöten gewesen, sein nach Vollendung des Tempels gemacht worden, wie später folgen wird.

Sieben Jahr: Und etliche Monat. Weil wir aber oben vernommen, dass viel tausend Menschen zu solchem Bau, dass sie daran gearbeitet, gebraucht worden, so kann man daraus abnehmen, dass es ein herrlich Gebäude muss gewesen sein. [Es ist aber dadurch die Majestät, Herrlichkeit und Würde des Priestertums Christi vorgebildet worden, der (als im höchsten Tempel) vor den Augen Gottes seines himmlischen Vaters, mit seinem Leiden der ganzen Welt Sünde versöhnt hat.)


Das 7. Kapitel

  • Salomo baut ihm einen königlichen Palast, nicht allein zu seiner herrlichen Wohnung, sondern auch, dass man darin Gericht hielte, und die Kanzlei Sachen verrichtete, v. 1.
  • Lässt auch vollends verkünden, was zum Tempel des Herrn noch vonnöten war, Vers 13.
  • Und bringt alles Gold und Silber samt den köstlichen Geschirren, so sein Vater David zum Gottesdienst geheiligt hatte im Tempel, Vers 48.

1. Aber an seinem Hause baute Salomo dreizehn Jahre, dass er es ganz ausbaute.

Aber: Nach dem der Tempel fertig worden, nimmt ihm Salomo für, sein königliches Schloss zu bauen. [Denn man soll zuerst das Reich Gottes suchen, und danach andere Sachen verrichten {Mt 6}.)

dreizehn Jahr: So ein herrlich Gebäude ist es gewesen. [Es bezeichnete aber solche Herrlichkeit die Majestät des Reiches Christi, welche besonders in jener Welt ist.)

2. Nämlich er baute ein Haus vom Wald Libanon, hundert Ellen lange, fünfzig Ellen weit und dreißig Ellen hoch. Auf dasselbe Gevierte legte er den Boden von zedernen Brettern, auf zedernen Säulen, nach den Riegen hin,

Ein Haus: Nämlich, sein erstgemeldetes königliches Schloss.

Walde: d. i. Von Zedernholz, das man aus dem Walde des Berges Libani gebracht, obwohl die äußere Mauer von großen gehauenen Steinen waren, inmaßen bald später gesagt wird.

Hundert: [Dass das königliche Schloss länger ist, als der Tempel, wird damit angezeigt, wie sich das Reich Christi weiter erstrecke, als die Kirche. Denn Christus herrscht auch mitten unter seinen Feinden {Ps 110}.)

Hoch: Welche Höhe man doch nur vom unterm Gebäude oder ersten Stock verstehen muss, der die Zedern Säulen hatte, und ist ein herrlicher langer und breiter Saal gewesen.

Gevierte: Die Meinung ist diese: Dies Gebäude des königlichen Saals hat drei Riegen Säulen, ordentlich nacheinander stehend hatte, welche den ganzen Saal in vier Plätze abgeteilt, nach der Länge zu rechnen, da man in etlichen Plätzen viel Tisch hinstellen können, und dennoch daneben in den anderen spazieren gehen. Und halte ich es dafür, dass Salomo in diesem königlichen Saal gegessen habe, wenn fremde Leute zu ihm kommen sein, die er stattlich traktieren wollen.

3. und oben darauf ein Gezimmer von Zedern auf dieselben Säulen, welcher waren fünfundvierzig, je fünfzehn in einer Riege.

Gezimmer: Das ist: Er hat eine zederne Tafel lassen an die Balken schlagen, und sie überzogen.

Einer Riege: Daraus abzunehmen, dass der Riegen müssen drei gewesen sein, welche zusammen gerechnet die ganze Zahl der fünf und vierzig machen. Und sein dieselben Säulen nach des Baus Gelegenheit ordentlich und in gleicher Weise voneinander gestanden, dass sie den Bau nicht allein unterhalten, sondern auch geziert haben. [Diese Säulen bedeuten die frommen und vortrefflichen Männer, welche von Gott dazu besonders erweckt werden, dass sie mit ihren heilsamen Ratschlägen das Reich Christi befördern, als da sind fromme Fürsten und Regenten, die dem Reich Christi forthelfen.)

4. Und waren Fenster gegen die drei Riegen gegeneinander über, drei gegen drei.

Fenster: Nämlich, in den Wänden der Länge nach, auf beiden Seiten des Hauses, deren jede hundert Ellen lange war. In jede derselben Länge waren drei Riegen Fenster, also, dass zwischen jeder Riege ein Platz von der Wand oder Mauer ganz gelassen wurde, als zwischen der ersten und anderen Riege, und denn wiederum zwischen der anderen und dritten Riege, damit die Wand oder Mauer desto stärkere bliebe, und das Gebäude unterhalten könnte. Es sein aber die Fenster eins gerade gegen dem anderen über gewesen, auf dass, wen man sie auftäte, der Luft hindurch könnte, und also derselbe an dem Ort desto gesünder und frischer bliebe. [Denn man soll im Bauen nicht nur auf die Zierlichkeit sehen, sondern auch der Gesundheit achthaben. Und hat Christus unser König auch ein Auge auf unsere Gesundheit, so lange und viel sich es zu seiner Ehre und Beförderung unserer Seligkeit bedarf. Danach lehrt uns die Richtigkeit der Säulen und Fenster in ihrer Ordnung, dass, obwohl die blinde Vernunft meint, es sei im Reich Christi eine große Unordnung aller Dinge, darum es bald zugrunde gehen müsse. So ist es doch für ihm, dem Herrn Christo alles recht und wohl geordnet, dass sein Reich nicht allein beständig bleiben wird bis an den Jüngsten Tag, sondern es wird auch in alle Ewigkeit dauern.)

5. Und waren in ihren Pfosten viereckig.

6. Er baute auch eine Halle von Säulen, fünfzig Ellen lange und dreißig Ellen breit; und noch eine Halle vor diese, mit Säulen und dicken Balken.

baut: Nämlich, vor dem Hause, oder langen Saal.

Halle: Welche, meines Erachtens, dahin angesehen gewesen, dass des Königs Salomo Hofdiener darin gegessen, als in einer Gemeinde. Und ist dieselbe Halle nicht besonders hoch gewesen, damit dem langen Saal nicht das Licht benommen würde.

Vor diese: Nämlich, vor der vorigen, welches vielleicht die Kanzlei gewesen.

Säulen: Das ist: Es hatte die selbige Halle auch ihre Säulen und Balken, so wohl als der große Saal.

7. Und baute auch eine Halle zum Richtstuhl, darin man Gericht hielt; und täfelte beide Boden mit Zedern.

Beide Boden: Nämlich, von unten an bis oben. Denn er hier durch den einen Boden das Oberteil des Gemachs, so über dem Haupt ist, als die Bühne, versteht. [Und geben diese beide letzte Hallen solche Lehren, dass man an Fürsten und Herren Höfen nicht allein dahin sehen soll, wie man essen und trinken möge, sondern auch, dass der Untertanen Sachen in der Kanzlei ausgerichtet, und Gerechtigkeit gehandhabt werde. Danach zeigte die Halle des Gerichts auch auf Christus, welcher ein Richter ist der Lebendigen und der Toten.)

8. Dazu sein Haus, darin er wohnte, im Hinterhof, hinten an der Halle, gemacht wie die anderen; und machte auch ein Haus, wie die Halle, der Tochter Pharaos, die Salomo zum Weibe genommen hatte {1Sam 3v1}.

sein Haus: Nämlich, dass er Gericht darin hielte.

Hinter Hof: Nämlich, hinter dem langen Saal, für welchem die andere drei Hallen standen. Er hat aber dasselbe Haus oder Gebäude für sich selbst und zu seinem besonderen eigenen Nutzen gebraucht, und rührte nicht an das große lange Haus von hundert Ellen.

Wie die anderen: Denn es hat dasselbe königliche Haus im unteren Teil oder Stock auch seine Säulen hatte, dass man darunter zum Lust möglich spazieren, oder auch darin wohnen können. Und weil das Land Kanaan ganz ein warmes Land gewesen, so erhielt man sich vor der großen Hitze in den unteren Gemachen der Häuser. [Es steht aber einer Obrigkeit frei, dass sie mag nicht allein Kosten aufwenden auf solche Gebäude, die dem gemeinen Nutzen dienlich sein, sondern auch nach ihrer selbst eigenen bester Gelegenheit bauen, da sie sich erquicken und ergötzen kann. Doch dass darin angemessene Maß gehalten werde, damit durch übermäßigen Kosten die Untertanen nicht ausgesogen, und in Armut gesetzt werden, und sie die Obrigkeit selbst endlich auch Mangel leiden müssen. Denn solche Palast, die mit der Untertanen Schweiß, Blut und Tränen (von wegen ganz zu unrechter Schatzung) auf gebaut werden, gehen bald wieder zugrunde, werden verwüstet, und gereichen den wilden Tieren zur Wohnung {Jes 34}.)

Ein Haus: Nämlich, ein besonders Frauenzimmer für die Königin.

Wie die Halle: Denn es hatte im unterm Gemach auch seine Säulen und vertäfelte Boden und Wände, wie von den vorigen gesagt worden. [Und sollen die Frauenzimmer an wohlbestellten und geordneten Höfen etlichermaßen von anderen Gebäuden abgesondert sein, nicht allein damit nichts unehrbares vorgehe, sondern auch dass kein böser Argwohn entstehe.)

9. Solches alles waren köstliche Steine, nach dem Winkeleisen gehauen, mit Sägen geschnitten von allen Seiten, vom Grund bis an das Dach, dazu auch außen der große Hof.

Steine: Die man, nämlich, zu den vorgemeldeten Gebäuden gebrauchte, besonders zu den Mauern oder wenden: Dieselben waren köstlich, das ist, groß und stark.

Sägen geschnitten: Denn auch in Deutschland an etlichen Orten Steine aus der Erde gegraben werden, die man anfangs mit einer Säge kann voneinander teilen. Danach aber wenn sie eine weil in der Mauer gestanden, werden sie ganz hart.

Große Hof: der um das ganze königliche Haus und Schloss herging, war auch mit einer Mauer von solchen großen ausgehauen Steinen und Quaderstücken umfangen.

10. Die Grundfeste aber waren auch köstliche und große Steine, zehn und acht Ellen groß,

Grundfeste: Nämlich, aller vorgemeldeten Gebäude. [Es bedeuten aber diese starke Grundfeste, des Reiches Christi Beständigkeit, welches von keinem Sturmwinde oder Wüten des Satans kann umgestoßen werden.)

Köstliche: Einer herrlichen und ansehnlichen Größe.

11. und darauf köstliche gehauene Steine nach dem Winkeleisen und Zedern.

Zedern: Damit sie überzogen und vertäfelt waren.

12. Aber der große Hof umher hatte drei Riegen gehauene Steine und eine Riege von zedernen Brettern; also auch der Hof am Hause des Herrn inwendig und die Halle am Hause.

Große Hof: der um alle bisher erzählte Gebäude herum ging, und sie einfasste.

Drei Riegen: Das ist: Es waren drei Riegen Steine über ein anderer gesetzt, welche eine Riege von Zedern Brettern bedeckte, gleichsam als ein Dach.

Also auch: Das ist: Der Hof, welcher um des Königs Salomons Schloss ging, war auf gleiche Gattung gemacht, wie der andere Hof um den Tempel, der von gewaltigen Steinen und Quaderstücken zugerichtet war. Dass es also überall mit den Gebäuden ein herrliches Ansehen hatte. [Gleichwie man aber aus dem Hof ins königliche Schloss ging: Also hat die Erkenntnis Gottes und Heiligkeit des Lebens, im Reich Christi, in den Gottseligen ihren Unterschied, bis wir in jenem Leben Gott vollkommen erkennen werden, wie wir erkannt sein, und werden da, wenn die Sünde abgetilgt ist, Gott den allergrößten Gehorsam leisten {1Kor 13}.)

13. Und der König Salomo sandte hin und ließ holen Hiram von Tyrus,

Und: Es war noch an dem Tempel etwas zu machen übrig, das zum Gottesdienste notwendig musste gebraucht werden. Darum Salomo selbige Sachen aufs herrlichste und mit großem Kosten auch machen lassen.

Sandte: Nämlich, in die Stadt Tyrus, nach einem kunstreichen Werkmeister, der die übrigen Sachen, zum Tempel gehörig, vollends ausmachte.

Holen: Nämlich, nach dem er ihn um eine stattliche Besoldung gedingt.

14. einer Witwe Sohn aus dem Stamm Naphthali, und sein Vater war ein Mann von Tyrus gewesen; der war ein Meister im Erz, voll Weisheit, Verstand und Kunst, zu arbeiten allerlei Erzwerk. Da der zum Könige Salomo kam, machte er alle seine Werke.

Von Tyro: Denn weil die Tyrier keine Kanaaniter waren, so dürften die Israeliten wohl sich mit ihnen in Heirat einlassen.

Kunst: Welches Gottes besondere Gaben an ihm waren. [Und hat man hier zu merken, dass eine israelitische Witwe die Guttat von Gott empfangen, dass sie zum Trost ihres Witwenstandes einen solchen Kunstreichen Sohn hatte. Denn Gott pflegt der Frommen, widerwärtigen Zufälle mit untermengten Guttaten zu überzuckern. Und vernimmt man auch hier, dass die Handwerker Gottes Gaben sind und dass den Künstlern ihre Kunst von ihm gegeben werden. Denn es gefallen ihm allerlei künstliche und subtile Handwerk auch wohl, sofern man sie nur sonst recht gebraucht, und nicht zum Überfluss oder Üppigkeit, sondern zu seiner Ehre, zur Not, und zur angemessenen Zierde anwendet.)

Werke: Die ihm der König machen hieß. Was es aber für Werke gewesen, wird später insbesondere erzählt. [Hat also dennoch der allerweiseste und mächtigste König Salomo müssen aus einer fremden Stadt, die ihm nicht unterworfen gewesen, einen kunstreichen Werkmeister fordern lassen, auf dass wir dabei sehen, wie kein Land so vortrefflich sei, das nicht bisweilen anderer und Fremder Völker Hilfe bedürfte. Darum soll keiner den anderen verachtet, und soll man mit den Nachbarn freundlich umgehen, denn mit denselben richtet man Scheunen auf, und sind jenseits des Bachs auch Leute.)

15. Und machte zwei Ähren Säulen, eine jegliche achtzehn Ellen hoch; und ein Faden von zwölf Ellen war das Maß um jegliche Säule her {Jer 52v21}.

Machte: Nämlich, derselbe Hiram.

Maß: Das ist: Eine jede Säule hatte in seinem Umkreis und Umgriff zwölf Ellen.

16. Und machte zwei Knäufe von Erz gegossen, oben auf die Säulen zu setzen, und ein jeglicher Knauf war fünf Ellen hoch.

Zu setzen: Zur Zierde, und mehr Wohlstand.

Fünf Ellen: Also, dass die Höhe einer jeden Säule mit samt seinem Knauf dreiundzwanzig Ellen hatte.

17. Und es waren an jeglichem Knauf oben auf der Säule sieben geflochtene Reife, wie Ketten.

Reife: Welche zur Zierde um die Knäufe her gemacht waren, und künstlich durcheinander gewirkt oder geflochten.

18. Und machte an jeglichem Knauf zwei Riegen Granatäpfel umher an einem Reife, damit der Knauf bedeckt wurde.

Jeglichem Knauf: Also, dass ein Knauf war wie der anderer, und alle beide einerlei Form hatten.

19. Und die Knäufe waren wie die Rosen vor der Halle, vier Ellen groß.

Rosen: Das ist: Die Knäufe Taten sich oben voneinander, und waren ausgebreitet, wie eine aufgegangene Rose.

Vor der Halle: Nämlich, des Tempels, da die Knäufe auf ihren Säulen zur Zierde gesetzt waren, und der Halle ein Ansehen machten.

Groß: Oder dicke. Dass also die Knäufe nicht allerdings rund, sondern etwas länglich gewesen, wie ein Apfel, weil sie in der dicke vier Ellen, und in der Höhe fünf Ellen hatte.

20. Und der Granatäpfel in den Riegen umher waren zweihundert, oben und unten an dem Reife, der um den Bauch des Knaufs herging, an jeglichem Knauf auf beiden Säulen.

Bauch: Das ist: Der Reif, welcher in der Mitte um den Knauf herging, und etwas breit war, hatte an seinem Oberen teil hundert Granatäpfel, und am unteren Teil wieder hundert Granatäpfel, rings um den Knauf her nacheinander gemacht zur Zierde.

21. Und er richtete die Säulen auf vor der Halle des Tempels. Und die er zur rechten Hand setzte, hieß er Jachin; und die er zur linken Hand setzte, hieß er Boas.

Jachin: Welches Wort eben so viel heißt, als eine Vorbereitung.

Boas: Welches von der Beständigkeit herkommt.

22. Und es stand also oben auf den Säulen wie Rosen. Also wurde vollendet das Werke der Säulen.

Wie Rosen: Das ist: Ein jegliche Säule war oben wie eine Rose formiert und ausgebreitet, wie zuvor auch gemeldet. [Denn die Israeliten pflegen etliche Sachen zu wiederholen, damit sie desto besser verstanden werden.)

der Säulen: [Es hat aber Gott mit diesen beiden Säulen diejenigen, welche hin zu gegangen, dass sie ihren Gottesdienst verrichteten, erinnern wollen, dass sie Gott mit willigem Herzen dienen sollten, und nicht gezwungener oder heuchlerischerweise, welches durch den Namen Jachin zu verstehen geben wird. Danach dass man in solchem willigen und Gottseligem Vorhaben beständig bleiben soll, darauf der Name Boas deutet. Solchen beständigen Dienern Gottes gibt Gott die Gabe des Heiligen Geistes, welche durch die Zierde der Knäufe vorgebildet werden. Wenn denn ein solcher Gottesdienst geleistet wird, so ist er vor Gott, als eine liebliche Rose, die wohl riecht.)

23. Und er machte ein Meer, gegossen, zehn Ellen weit, von einem Rand zum anderen, rund umher, und fünf Ellen hoch, und eine Schwiegermuttertochter dreißig Ellen lange war das Maß ringsum.

Meer: Das ist: Ein ganz großes und weites Geschirr oder Fass von Erz gegossen, darin man viel Wassers tun konnte. [Denn die Israeliten nennen eine jegliche Versammlung der Wasser, da viel Wasser zusammen kommt, ein Meer.)

Weit: Das ist: Die gerade Linie oder Schwiegermuttertochter in der Mitte durch, von einem Rand zum anderen gezogen, hielt zehn Ellen.

Rings um: Nämlich, der ganze Umkreis des Meers am oberen Teil, da es am weitesten war, hielt dreißig Ellen. Denn der Umkreis hat immer dreimal so viel in sich, als die Zwerg-Linie.

24. Und um dasselbe Meer, das zehn Ellen weit war, gingen Knoten an seinem Rande rings ums Meer her; der Knoten aber waren zwei Riegen gegossen.

Gegossen: Nämlich, aus Erz zugleich mit dem Meer, dass man sie davon nicht herab tun konnte, und waren zur Zierde also daran gemacht.

25. Und es stand auf zwölf Rindern, welcher drei gegen Mitternacht gewandt waren, drei gegen Abend, drei gegen Mittag und drei gegen Morgen, und das Meer oben darauf, dass alle ihr Hinterteil inwendig war.

Gewandt: Nämlich, mit den Angesichtern und Köpfen herauswärts.

26. Seine Dicke aber war eine Hand breit, und sein Rand war wie eines Bechers Rand, wie eine aufgegangene Rose; und ging hinein zweitausend Bath.

Dicke: Nämlich, des Rands.

Bechers Rand: Welcher oben etwas weiter ist, als unten.

Bath: Ein Bath hält ungefähr in die vierundzwanzig Württembergische Maß, oder sechsunddreißig Nürnberger Maß. Machen deswegen zwei tausend Bath ungefähr dreihundert Württembergischer Eimer, das sind fünfzig Fuder, da an einem Fuder sechs starke Pferde zu ziehen haben. Dies Meer ist aus Befehl des Königs Salomo dazu gemacht worden, dass die Priester, wenn sie in den Tempel des Herrn gehen wollten, darin der Rauchaltar und der goldene Tisch mit den Schaubroten standen, sich zuvor an Händen und Füssen daraus wüschen. Und hatte zwar Mose vorzeiten zu solchem Brauch ein Ähren Handfass machen lassen {2Mos 30}. Weil aber die Anzahl des Volkes, wie auch der Priester und der Opfer immer größer wurde und zunahm, also, dass das Handfass zu klein werden wollte, dazu des Salomons Tempel in allen anderen Stücken herrlicher und ansehnlicher war, als die Stiftshütte, so hat er auch dies Geschirr um so viel desto größer lassen machen. [Und wurde dadurch bedeutet, dass derjenige, welcher sich mit Sünden besudelt, und noch nicht Buße getan, zum Abendmahl des Herrn nicht soll zugelassen werden, könne auch nicht recht beten.)

27. Er machte auch zehn Ähren Gestühle, ein jegliches vier Ellen lange und breit und drei Ellen hoch.

Gestühle: Darauf Wasser Geschirr gestellt worden, wie später folgen wird. Denn man hat auch andere mehr Gefäß haben müssen, dass man das Fleisch zu den Opfern darin gewaschen, welche jetzt beschrieben werden.

28. Es war aber das Gestühle also gemacht, dass es Seiten hatte zwischen den Leisten.

Seiten: Das ist: Das Gestühle hatte gleichsam zwei Seiten, deren Länge und Breite zuvor beschrieben ist, zwischen welchen Seiten Leisten hervor gingen, und zwischen den Leisten geschnitzte Figuren von Löwen, Ochsen und Cherubim.

29. Und an den Seiten zwischen den Leisten waren Löwen, Ochsen und Cherubim. Und die Seiten, daran die Löwen und Ochsen waren, hatten Leisten oben und unten und Füßlein daran.

Füßlein: Das ist: Kleine Säulen, darin die Seiten auf den Ecken eingefasst, und gleichsam beschlossen worden.

30. Und ein jegliches Gestühle hatte vier Ähren Räder mit ehernem Gestell. Und auf den vier Ecken waren Achseln gegossen, eine jegliche gegen der anderen über, unten an den Kessel gelehnt.

Räder: Dass es einem Wagen nicht ungleich sah.

Gestell: Welches allerdings wie am Wagen unter das Gestühle her ging, und mit den Rädern dasselbe unterhielte.

Ecken: Nämlich, zu öberst am Gestühle.

Achsen: Dass sie den Kessel unterhielten, und derselbe dar auf gesetzt würde.

31. Aber der Hals mitten auf dem Gestühle war eine Elle hoch und rund anderthalb Ellen weit; und waren Buckeln an dem Hals in Feldern, die viereckig waren und nicht rund.

Mitten: Nämlich, zu oberst in der Mitte, gleichwie die Achseln auf vier Ecken, mit denen solcher Hals zugleich den Kessel unterhalten sollte, der hatte in der Höhe eine Elle, und in die runde herum eine weite anderthalb Ellen: Denn er inwendig hohl gewesen, daher er auch ein Hals genannt wird, weil es demselben gleich gesehen. Ist aber darum desto weiter gewesen, auf dass es desto Stärkere wären, und den Kessel voll Wasser unterhalten könnte.

Buckeln: Das ist: Auswendig herum um den Hals waren viereckige Plätz gemacht, mit gegossen Strichen von Erz unterschieden, und in den viereckigen Plätzen waren etliche gegossene Figuren, davon später ausführlicher folgen wird.

32. Die vier Räder aber standen unten an den Seiten, und die Achsen der Räder waren am Gestühle. Ein jegliches Rad war anderthalb Ellen hoch.

Seiten: An welchen die Löwen, Ochsen und Cherubim standen.

Am Gestühle: Nämlich, an das Urteil des Gestühls, daran sie gegossen waren, auf dass sie desto stärkere wären, und das Gestühle samt den Rädern unterhalten könnten.

33. Und waren Räder wie Wagenräder, und ihre Achsen, Naben, Speichen und Felgen war alles gegossen.

34. Und die vier Achseln auf den vier Ecken eines jeglichen Gestühls waren auch am Gestühle.

Ecken: Nämlich, zuoberst am Gestühle.

Am Gestühle: Aus dem sie, dem Ansehen nach, gleichsam hervorgewachsen schienen. Es waren aber dieselben Achseln dazu gemacht, dass sie neben dem Hals den Kessel heben und unterhalten sollten, wie zuvor auch gemeldet.

35. Und am Hals oben auf dem Gestühle, einer halben Elle hoch, rund umher, waren Leisten und Seiten am Gestühle.

Halse: Nämlich, am unteren Teil des Halses, da es auf Gestühle stand, und dasselbe anrührte.

Leisten und: Welche Leisten und Seiten über die andere Leisten und Seiten waren, die besser herunter am Gestühle standen, deren zuvor gedacht worden.

36. Und er ließ auf die Fläche derselben Seiten und Leisten graben Cherubim, Löwen und Palmenbäume; ein jegliches am anderen, rings umher daran.

37. Auf die Weise machte er zehn Gestühle, gegossen; einerlei Maß und Raum war an allen.

Maß: Sie hatten durchaus einerlei Form, und waren auch alle miteinander aus einerlei Materie, nämlich, aus Erz gegossen.

38. Und er machte zehn Ähren Kessel, dass vierzig Bath in einen Kessel gingen; und war vier Ellen groß, und auf jeglichem Gestühle war ein Kessel.

Kessel: Welche also zugerichtet waren, dass sie auf den Hals und Achseln des Gestühls möglich konnten gesetzt werden, Und war ein jeder Kessel oben etwas weiter als unten, wie ein Becher oder aufgegangene Rose, wie von dem Meer auch gemeldet.

Groß: Das ist: Die Weite, der Zwerglin nach von einem Rand bis zum anderen in der Mitte gerade durch gemessen, hielt vier Ellen.

39. Und setzte fünf Gestühle an die rechte Ecke des Hauses und die anderen fünf an die linke Ecke; aber das Meer setzte er zur Rechten vorn an gegen Mittag.

Ecken: Das ist: Seiten des Tempels: Nämlich, im vordere Teil desselben, oder im Priesterhof, da der Brandopfers Altar stand. Diese Kessel, so bisher weitläufig beschrieben worden, dienten dazu, dass man die Opfer darin abwüsche, welche sollten verbrannt werden {3Mos 1}. [Weil aber ein jeder rechtschaffener Christ sich selber Gott zum Opfer aufopfern soll {Röm 12}. So ist es vonnöten, dass wir täglich abgewaschen werden, damit wir ein reines Opfer sein. Wir werden aber gewaschen durch das Wort des Evangeliums {Joh 15}. Welches auf festen Gestühlen besteht, wird aber doch auf Räder gesetzt, und in die ganze Welt herum geführt. Dasselbe ist auch mit den Wunderwerken der Apostel geziert und geschmückt, und wird noch heutzutage ganz herrlich und fein heraus gestrichen mit den Gaben des Heiligen Geistes, damit die Kirchendiener, und etliche Zuhörer für anderen leuchten. Aber der Katholiken Weihwasser hat mit dieser Waschung eben so wenig zu tun, als die menschliche Träume mit dem ausdrücklichen Befehl Gottes.)

Rechten[ Also, dass es denen, die zum Tempel heraus gingen, zur rechten Hand war.

40. Und Hiram machte auch Töpfe, Schaufeln, Becken; und vollendete also alle Werke, die der König Salomo am Hause des Herrn machen ließ,

Hiram: Nämlich, der kunstreiche Werkmeister von Tyro, den der König Salomo hatte holen lassen.

Becken: Welche Werkzeug man zu Verrichtung der Opfer gebrauchen musste.

41. nämlich: die zwei Säulen und die keulichen Knäufe oben auf den zwei Säulen und die zwei geflochtenen Reife, zu bedecken die zwei keulichen Knäufe auf den Säulen;

42. und die vierhundert Granatäpfel an den zwei geflochtenen Reifen, je zwei Riegen Granatäpfel an einem Reife, zu bedecken die zwei keulichen Knäufe auf den Säulen;

43. dazu die zehn Gestühle und zehn Kessel oben darauf;

44. und das Meer und zwölf Rinder unter dem Meer;

45. und die Töpfe, Schaufeln und Becken. Und alle diese Gefäße, die Hiram dem Könige Salomo machte zum Hause des Herrn, waren von lauterem Erz.

46. In der Gegend am Jordan ließ sie der König gießen, in dicker Erde, zwischen Suchoth und Zarthan.

Gegend: Das ist: Nicht weit vom Jordan.

47. Und Salomo ließ alle Gefäße ungewogen vor der sehr großen Menge des Erzes.

Ungewogen: Dass man nicht wissen konnte, wie viel Erz, zu den bisher erzählten eisernen Geschirren möchte sein verbraucht worden.

48. Auch machte Salomo allen Gezeug, der zum Hause des Herrn gehört, nämlich: einen goldenen Altar, einen goldenen Tisch, darauf die Schaubrote liegen;

Gezeug: Nämlich, der in den Tempel zu gebrauchen war, nicht allein wie bisher erzählt worden, sondern auch vielmehr andere und köstlichere Sachen und Geschirr, welche später gesetzt werden.

Altar: Das war der Rauchaltar, mit Gold überzogen. [Welcher Christus bedeutet, um des willen unser Gebet, durch das Räucherwerk vorgebildet, Gott angenehm ist, und erhört wird {Joh 16}.)

Tisch: der auch mit Gold überzogen war. [Und wurde durch denselben bedeutet das Kirchenamt des Evangeliums, darin uns Christus vorgelegt wird, der das Brot des Lebens ist {Joh 6}.)

49. fünf Leuchter zur rechten Hand und fünf Leuchter zur linken vor dem Chor von lauterem Gold mit goldenen Blumen, Lampen und Schneuzen;

Blumen: Die zur Zierde daran gemacht waren. Und halte ich es dafür, dass diese Leuchter nach dem Muster des Leuchters gemacht worden, welcher ausführlich beschrieben wird {2Mos 25}. [Solche Leuchter bedeuten die Evangelische Kirchendiener, die mit der gesunden Lehre, und unsträflichem Leben der Kirche vorleuchten sollen, und darauf achthaben, damit das Licht der gottseligen Lehre mit Menschensatzungen oder fleischlichem Gutdünken nicht verfinstert werde.)

50. dazu Schalen, Schüsseln, Becken, Löffel und Pfannen von lauterem Gold. Auch waren die Angeln an der Tür am Hause inwendig im Allerheiligsten und an der Tür des Hauses des Tempels goldene.

Pfannen: Oder Rauchfass, in denen das Räucherwerk auf dem goldenen Altar angezündet wurde. [Diese mancherlei Werkzeug bedeuten die Christen, welche ihre Glieder ergeben zu Waffen und Werkzeuge Gott, dadurch er viel gute Werke zu seines Namens Ehre verrichtet {Röm 6}.)

Des Hauses: Nämlich, im Heiligen, oder anderen Teil des Tempels, da der Rauchaltar stand.

51. Also wurde vollendet alles Werke, das der König Salomo machte am Hause des Herrn. Und Salomo brachte hinein was sein Vater David geheiligt hatte, von Silber und Gold und Gefäßen, und legte es in den Schatz des Hauses des Herrn {2Chr 5v1}.

Geheiligt: Nämlich, ohne das Silber, Gold, und Erz, welches der König David in großer Menge hinterlassen, dass der Tempel damit erbaut würde, hat er auch alles übrig Gold und Silber, samt den goldenen und silbern Gefäßen, welche der König David alle miteinander zur Zierde des Tempels verordnet hatte, in den Schatz des Tempels gelegt, und darin anzubehalten befohlen, dass man es auf einen Notfall gebrauchen könnte. [Die sind aber viel anders als Salomo gesinnt welche auch dasjenige, was ihre Voreltern zum Gottesdienst geheiligt, hinweg nehmen, und zu ihrem eigenen Nutzen anwenden: Doch sind die noch ärger, welche auch das durch ihren Hals jagen, was ihre Voreltern oder auch Verwandten nicht gestiftet, und unterdes die Kirchendiener, Schulmeister und Armen lassen Hunger und Mangel leiden.)


Das 8. Kapitel

  • Die Bundeslade wird samt den Gefäßen des Heiligtums in den Tempel gebracht, v. 1.
  • Gott erfüllt den Tempel mit einer Wolke, und erzeigt damit seine Gegenwart, v. 10.
  • Salomo trug ein langes Gebet vor der Gemeinde Gottes Wohlfahrt, v. 12.
  • Darauf wird geopfert, und der Tempel eingeweiht, v. 54.
  • Das Volk freut sich über ihren frommen König, und begibt sich ein jeder in seine Behausung, v. 65.

1. Da versammelte der König Salomo zu sich die Ältesten in Israel, alle Obersten der Stämme und Fürsten der Väter unter den Kindern Israel, gen Jerusalem, die Lade des Bundes des Herrn heraufzubringen aus der Stadt Davids, das ist Zion.

Da] Nach dem des Tempels Gebäude allerdings fertig und vollendet, so folgt jetzt darauf die Einweihung desselben. [Aber die Katholiken tun unweislich, dass sie die steinerne Kirche mit ganz lächerlichen Zeremonien einweihen. Denn obwohl die Örter, darin wir zusammen kommen, das Wort Gottes zu hören und die Sakramente zu gebrauchen, sollen reinlich und sauber gehalten werden, damit sie nicht den Viehställen ähnlicher sein, als Kirche: So gehört doch die Einweihung der Kirche mit besonderen Zeremonien zu dem Schatten des Alten Testaments. Im Neuen Testament aber werden die Kirche alsdann Gott recht geweiht, wenn die Leute getauft werden, im Namen Gottes des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, dass sie weiter lebendige Tempel Gottes sein, in denen Gott wohnt {Eph 3 1Kor 3 6}.)

Versammelt: Nämlich, Als der Tempel fertig war, mit allen dazu gehörigen Gefäßen und Werkzeugen, dass man das Fest der Einweihung hielte.

Ältesten: Das ist, die Vornehmsten, Obersten und ansehnlichsten im Volk.

Fürsten: Deren zwölfe waren, in jeglichem Stamm einer.

Zu bringen: Mit einem besonderen und öffentlichen Gepränge: Dass sie auf den Berg Morija gebracht würde, darauf der Tempel stand. Und hat Salomo nicht allein der Ursache halben die Israeliten lassen zusammen fordern, dass der Tempel mit so viel desto größer und mehr Herrlichkeit eingeweiht würde, sondern auch, dass er die Israeliten aufmunterte, damit sie der rechten Religion mit großem Eifer nachsetzten, welche im selben Tempel sollten im Schwange gehen, und sie zu derselben immerwährender Bekenntnis und Erhaltung gebunden würden. [Und hat mit diesem Beispiel die Obrigkeit gelehrt, dass sie ihr die wahre Religion soll lassen angelegen sein, und ernstlich dahin trachten, damit die Untertanen in derselben Übung erhalten und gestärkt werde.)

2. Und es versammelten sich zum Könige Salomo alle Männer in Israel im Monden Ethanim, am Fest, das ist der siebte Mond.

Alle man: Nicht allein die Vornehmsten, Obersten, und Fürsten, sondern es ist auch eine unzählige Menge vom gemeinen Volk zusammen kommen, dass sie bei der Einweihung des neuen Tempels wären. [Denn die Andacht in der Religion ist bei etlichen zu Anfang ganz hitzig, lässt aber immer nach, bis sie zuletzt ganz erkaltet, und verlöscht.)

Fest: Welches zur Einweihung des Tempels eingesetzt war.

siebte: Nämlich, bei den Juden, vom März an zu rechnen, der bei ihnen der Erste war, und gefällt derselbe siebte Monat in unserem Herbstmonat.

3. Und da alle Ältesten Israels kamen, hoben die Priester die Lade des Herrn auf.

Ältesten: Das ist: Die vornehmsten Ratsherren, welche mit in der Regierung saßen, wie oben gemeldet.

4. Und brachten sie hinauf, dazu die Hütte des Stifts und alles Gerät des Heiligtums, das in der Hütte war. Das Taten die Priester und Leviten.

Stifts: Im anderen Buch der Chron. Kapitel 1. wird gesagt, dass die Bundeslade zwar zu Jerusalem auf der Burg Zion gewesen, Aber die Hütte des Stifts, welche Mose heißen aufrichten, sei mit den eisernen Altar zu Gibeon blieben. Ist deswegen diese Stiftshütte, davon hier gesagt wird, vom König David aufgerichtet gewesen, und nicht von Mose, aber darum auch die Hütte des Stifts genannt, weil in derselben die Bundeslade ein Zeit lang aufbehalten, und der Gottesdienst dabei verrichtet worden.

Geräte: So man zur Verrichtung des Gottesdienstes brauchte.

Priester: Denen solche Amt von Gott selbst auferlegt war {4Mos 4}. [Denn es dringt sich keiner ohne Sünde und Gefahr in ein Fremden Amt.) So haben sie auch die Stücke der Hütte, welche man nach Erbauung des Tempels nicht mehr gebraucht, unter die Schätze des Tempels aufbehalten.

5. Und der König Salomo und die ganze Gemeinde Israels, die zu ihm sich versammelt hatte, gingen mit ihm vor der Lade her und opferten Schafe und Rinder, so viel, dass man es nicht zählen noch rechnen konnte.

Gingen: Nämlich, in einer Ordnung und zierlichen Prozession.

Nicht zählen: Vor großer Menge. Und ist wohl zu glauben, dass hin und wieder auf dem Wege, da man mit der Lade durchzogen, Altar aufgerichtet gewesen, dass, so oft die Priester, welche die Lade Gottes getragen, einen Stillstand gehalten, man darauf die Opfer in großer Anzahl geopfert: Wie wir auch dergleichen lesen, dass geschehen sei, da der König David die Bundeslade in sein Haus gebracht {2Sam 6}. Denn ob es wohl sonst nicht zugelassen war, dass einer vorsätzlicherweise an einem anderen Ort, als bei der Hütte des Stifts, und später im Tempel opfern dürfen. So hatten doch die Israeliten damals ihre Propheten und herrliche Männer Gottes, welche in dergleichen Fällen, aus einer göttlichen Offenbarung haben können etwas zulassen. Und gehörten diese hier gemeldeten Opfer etlichermaßen zur Einweihung des Tempels. Damit anzuzeigen, dass wir durch die Taufe geweiht werden zu lebendigen Tempeln Gottes, mit dem Verdienst des Opfers Christi, das er am Kreuz vollbracht hat. Und ist durch solche Opfer, darauf sehr große Kosten gegangen, das Leiden Christi vorgebildet worden, wird auch zugleich gelehrt, dass in Fortpflanzung des Evangeliums von den Guttaten Christi, man keiner Mühe schonen, noch einigen Kosten ansehen soll. So waren zwar dieselben Opfer eingesetzt, dass man seine Dankbarkeit gegen Gott damit erklären sollte, der ihm einen Tempel unter den Leuten auf der Erde erwählt. Dabei wir erinnert werden, dass wir mit Herzen, Mund, und guten Werken der Liebe, Gott danken für die große Guttat, dass er zu seinen Tempeln ihm zu weihen gewürdigt hat.)

6. Also brachten die Priester die Lade des Bundes des Herrn an ihren Ort, in den Chor des Hauses, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Cherubim.

Ort: In das innerste Gemach.

7. Denn die Cherubim breiteten die Flügel aus an dem Ort, da die Lade stand, und bedeckten die Lade und ihre Stangen von oben her.

Bedeckten: Denn die Lade wurde gestellt unter die Flügel der Cherubim. [Damit anzuzeigen, dass Christus, der durch die Lade vorgebildet wurde, unter dem Schutz der Engel gewesen, da er im Stande seiner Erniedrigung oder in der Knechtsgestalt sich verhalten {Phil 2}. Darum auch ein Engel ihn getröstet, da er im Garten mit dem Tode gerungen {Lk 22}.)

8. Und die Stangen waren so lange, dass ihre Knäufe gesehen worden in dem Heiligtum vor dem Chor, aber außen worden sie nicht gesehen; und waren dort bis auf diesen Tag.

vor dem Chor: Das ist: Sie haben die Lade mit ihren Stangen unter die Flügel der Cherubim also gestellt, dass, wen einer in das Allerheiligste hinein ging, von Anfang der Stangen etwas gesehen wurde, aber doch vor der Cherubim Flügel konnte man die Lade nicht sehen: Und ob man wohl die Stangen im Allerheiligsten, sobald einer hinein ging, sah, so gingen sie doch nicht bis vor dem Allerheiligsten heraus. Denn es war eine Wand zwischen dem Allerheiligsten, und dem anderen Hause, welches man das Heilige nannte, so hatte die Tür dafür ihre Flügel, die man nicht auftat, ohne wenn der Hohepriester hinein gehen wollte.

Tag: Da dies geschrieben worden. [Dass aber der Engel Flügel die Lade verdeckt, damit die so hinein gegangen, selbige nicht sehen können, werden wir dabei erinnert, dass wir in diesem Leben nicht vorwitzigerweise denen Dingen nachforschen sollen, die zum ewigen Leben auf behalten und gespart werden.)

9. Und war nichts in der Lade denn nur die zwei steinernen Tafeln Moses, die er dort ließ in Horeb, da der Herr mit den Kindern Israel einen Bund machte, da sie aus Ägyptenland gezogen waren {2Mos 25v16 v21 2Chr 5v10}.

Tafeln: Obwohl nun die Epistel zu Hebräer, Kapitel 9. bezeugt, dass in der Lade auch gewesen sei die Rute Aarons, welche geblüht, und ein Geschirr voll man, oder Himmelsbrot, so werden doch nur die Tafeln des Gesetzes an diesem Ort gemeldet, weil dieselben das Vornehmste waren, und gleichsam die Grundfeste, darauf der Bund mit den Israeliten gemacht worden. [Es wurde aber dadurch bedeutet, dass wir in Christo des Gesetzes Erfüllung haben {Mt 5 Röm 5 10}.)

10. Da aber die Priester aus dem Heiligtum gingen, erfüllte eine Wolke das Haus des Herrn,

Heiligtum: Nämlich, aus dem Allerheiligsten, nachdem sie die Bundeslade an ihren Ort gestellt hatten, und die Priester und Leviten mit Lobgesängen Gott preiste {2Chr 5}.

Haus: In dem der Rauchaltar und goldene Tisch stand.

11. dass die Priester nicht konnten stehen und Amtes pflegen vor der Wolke. Denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn.

Amtes pflegen: Das ist: Sie konnten das Räucherwerk nicht anzünden, noch dergleichen etwas verrichten, sondern sie mussten allerdings zum Hause hinaus gehen.

Wolken: Welche ihnen das Gesicht benahm, dass sie nichts mehr sehen oder ausrichten konnten.

Erfüllt: d. i. Gott erfüllt mit einem besonderen herrlichen Ansehen und großer Majestät den Tempel durch eine dicke Wolke, welche seine Gegenwart bezeugte, und zu verstehen gab, dass er weiter in dem Tempel wohnen wollte, die Sünde da verzeihen, und Gebet erhören. Also hat es auch Gott gefallen, dass in der Menschheit Christi (welche Gottes Tempel ist {Joh 2}.) Die ganze Völle der Gottheit leibhaftig wohne {Kol 2}. Und durch den Glauben an diesen Christus haben wir Verzeihung der Sünden {Apg 10}. Es werden auch um seinetwillen unsere Gebet erhört {Joh 16}.)

12. Da sprach Salomo: der Herr hat geredet, er wolle im Dunkel wohnen {2Chr 6v1}.

sprach: Nämlich, als der König merkte, dass die Priester und Leviten samt dem Volk über der Erscheinung solcher dicken Wolken im Tempel sich entsetzt und bestürzt wurde.

Geredet: Als wollte er sprechen: Ihr dürft ob dieser Sache nicht erschrecken: Denn es ist nicht so ganz ein neues, oder Gott dem Herrn ungewöhnlich Ding, ist auch kein Zeichen des Zorns, sondern viel mehr der Gnaden. Denn es hat es Gott dem Mose viel hundert Jahr zuvor verkündigt, dass er in der Wolken wohnen wolle {2Mos 19}. Ja auch, da die Hütte des Stifts vorzeiten in der Wüste aufgerichtet worden, hat Gott der Herr dieselbe auch also eingeweiht, dass er sie mit einer dicken Wolken erfüllte {2Mos 40}. Darum lasst uns Gott danken, der mit diesem Wunder bezeugt, dass er weiter bei diesem Tempel gegenwärtig sein wolle. [Es ist aber Gott etliche Mal in einer Wolken erschienen, damit anzuzeigen, dass er in diesem Leben nicht mit den Augen, sondern mit den Ohren von uns wolle erkannt werden. Denn hier muss man ihn aus seinem Wort lernen erkennen, dort werden wir ihn sehen, wie er ist {1Joh 3}.)

13. Ich habe zwar ein Haus gebaut, dir zur Wohnung, einen Sitz, dass du ewig da wohnst.

Wohnst: Ich habe zwar (Wille Salomo sagen) O Allmächtiger und gnädiger Gott dies Haus gebaut, dass es ein Zeugnis deiner Gegenwart bei uns sei, da du angerufen wirst, und uns erhörst, und ewig gelobt wirst, uns auch nie zu verlassen. Darum sage ich dir jetzt von Grund meines Herzens demütig Lob und Dank, dass du bezeugst, wie dir dies mein Tun gefalle.

14. Und der König wandte sein Angesicht und segnete die ganze Gemeinde Israels; und die ganze Gemeinde Israels stand.

König wandte: Nämlich, zum Volk.

Segnete: Das ist: Er hat mit lauter Stimme Gott angerufen, und ihn gebeten, dass er dies Volk immer mit einer solchen Väterlichen Zuneigung ihm wolle lassen befohlen sein, bei demselben wohnen, es regieren und schützen und diesen seinen Sitz des Tempels nicht verlassen.

stand: Nämlich, vor dem Könige, und vor dem Angesicht Gottes.

15. Und er sprach: Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, der durch seinen Mund meinem Vater David geredet und durch seine Hand erfüllt hat und gesagt:

sprach: Das ist: Zu seiner vorigen Glückwünschung, tat er noch eine Danksagung hinzu, damit er den Namen Gottes rühmte und preiste.

Mund: Nach dem er dem Propheten Nathan in einer sichtbaren Gestalt erschienen, und durch ihn meinem Vater anzeigen lassen, was sein Wille und Meinung sei.

Geredet: Dass einer von seinen Söhnen Gott einen herrlichen Tempel bauen sollte {2Sam 7}.

Erfüllt: Das ist: Er hat es mit seiner allmächtigen Gewalt ins Werk gerichtet und geleistet, was er damals versprochen, und hat seine Zusage aufs treulichste gehalten.

16. Von dem Tage an, da ich mein Volk Israel aus Ägypten führte, habe ich nie keine Stadt erwählt unter irgend einem Stamm Israels, dass mir ein Haus gebaut würde, dass mein Name da wäre; David aber habe ich erwählt, dass er über mein Volk Israel sein soll.

gebaut: Nämlich, an einem gewissen Ort, da ich meine Gegenwart bezeugte, sondern ich habe die Hütte des Stifts bald an diesem bald an jenem Ort heißen aufschlagen.

Sein soll: Dass er mit meinem Willen regierte. Derselbe wird Anordnung tun, dass seiner Söhne einer mir ein beständiges Haus baue. Solches (Wille Salomo sagen) hat Gott vorzeiten geredet.

17. Und mein Vater David hatte es zwar im Sinn, dass er ein Haus baute dem Namen des Herrn, des Gottes Israels {1Chr 18v1};

18. aber der Herr sprach zu meinem Vater David: Dass du im Sinn hast, meinem Namen ein Haus zu bauen, hast du wohl getan, dass du solches vornahmst;

Wohl getan: Ich lass mir dein Vorhaben nicht übel gefallen.

19. doch du sollst nicht das Haus bauen, sondern dein Sohn, der aus deinen Lenden kommen wird, der soll meinem Namen ein Haus bauen.

Du sollst nicht: Ich will nicht, dass solches durch deine Person verrichtet werde.

Lenden: Der aus deinem Fleisch und Blut soll geboren werden. [Es wurde aber durch den Salomo (der seinen Namen vom Frieden hat) Christus bedeutet, welcher der rechte Friede-Fürst ist {Jes 9}. Und ein Sohn David nach dem Fleisch, oder nach seiner menschlichen Natur {Mt 1 Röm 1}, der ist auch selbst der Tempel Gottes, und sammelt ihrer viel durch das Evangelium zu ihm, dass sie auch Tempel Gottes werden {Eph 2 1Kor 3}. Darum recht von ihm gesagt wird, dass er Gott einen Tempel baue.)

20. Und der Herr hat sein Wort bestätigt, das er geredet hat. Denn ich bin aufgekommen an meines Vaters Davids statt und sitze auf dem Stuhl Israels, wie der Herr geredet hat; und habe gebaut ein Haus dem Namen des Herrn, des Gottes Israels.

Bestätigt: Er hat es ins Werk gerichtet, und erfüllt.

Aufgekommen: Ich bin zu der Hoheit des Königreichs erhoben worden.

Davids statt: Der jetzt in dem Herrn entschlafen ist, und ruht.

Gebaut: Wie Gott zuvor verkündigt hatte.

21. Und habe dort eine Stätte zugerichtet der Lade, darin der Bund des Herrn ist, den er gemacht hat mit unseren Vätern, da er sie aus Ägyptenland führte.

Bund: Nämlich, die Zehn Gebote, in steinernen Tafeln mit dem Finger Gottes geschrieben, auf welches Gesetz der Bund besteht. Ist also alles ergangen, wie es Gott längst zuvor verkündigt hatte. [Darum lasst uns Gott dem Herrn das Lob der Wahrheit geben, und ihn preisen, dass er seine Verheißungen so treulich leistet. Und sollen wir alle Wege aus den zuvor erfüllten Verheißungen Gottes unseren Glauben stärken, und auf seine Zusagen uns verlassen, und weiteres von ihm bitten, mit ungezweifelter Hoffnung, dass wir es erlangen werden.) Gleichwie Salomo hier aus einem starken Glauben noch weiteres von Gott begehren darf.

22. Und Salomo trat vor den Altar des Herrn gegen der ganzen Gemeinde Israels und breitete seine Hände aus gen Himmel.

Altar: Nämlich, vor den Brandopfers Altar, der vor dem Tempel stand, im ersten Hof.

Gemeinde: In aller Israeliten Gegenwart. Nicht zwar, dass er heuchlerischerweise vor den Leuten seine Andacht sehen ließe, welche Heuchelei Christus verwirft {Mt 6}, sondern dass er mit seinem Beispiel das Volk zum Beten aufmunterte, darum er sich nicht gescheut, dass er, ein solcher wirkungsreicher König, dem Volk vorgebetet. [Denn es ist eine alte und nützliche Gewohnheit, dass man in der Kirche öffentliche und Gemeinde Gebet halte, da das Volk mit betet {1Kor 14}.)

Breitete: Nämlich, da er auf die Knie nieder gefallen, wie später angezeigt wird.

Himmel: Wie die zu tun pflegen, welche ernstlich beten, dass sie ihre Hände und Augen gen Himmel aufheben. [Welches doch nicht darum geschieht, als ob man meinte, dass Gott nur allein im Himmel wäre, sondern dass Mann Gottes Majestät und Hoheit über alle Kreaturen damit zu verstehen gebe.)

23. Und sprach: Herr, Gott Israels, es ist kein Gott, weder oben im Himmel noch unten auf der Erde, dir gleich, der du hältst den Bund und Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen:

Gleich: Denn obwohl die Engel und Obrigkeiten bisweilen auch Götter genannt werden, weil sie etlichermaßen eine Gewalt haben und also ein Partikel von deinem Amt ihnen mitteilst, so haben sie doch allen Gewalt und Ansehen von dir und sein deine Kreaturen, du aber bist ihr Schöpfer. Darum fliehen wir mit unserem Gebet allein zu dir, als dem nichts unmöglich ist, und dessen nicht Güte mag erschöpft werden.

Hältst: Aufs allersteifste und treulichste, wenn du etwas verheißen hast.

Wandeln: Die aus Glauben sich nach deinen Geboten richten, und solches nicht gleißnerischer falscher Meinung, sondern mit rechtem Ernst. [Denn obwohl niemand dem Gesetze Gottes vollkommen genug tut. So bleiben dennoch auch die göttlichen Verheißungen von zeitlichen Sachen denen gewiss, die an Christus glauben, sofern es zu der Ehre Gottes dienlich, und zu ihrer Seligkeit ihnen förderlich ist.)

24. der du hast gehalten deinem Knechte, meinem Vater David, was du ihm geredet hast. Mit deinem Munde hast du es geredet und mit deiner Hand hast du es erfüllt, wie es steht an diesem Tage.

Tage: Das ist: Heute, da der Tempel vollendet, und geweiht worden, hast du durch deine Allmacht, welche Gottes Hand ist, häufig geleistet und erfüllt, was du meinem Vater in deinem Wort versprochen. [Denn die Schrift redet von Gott, dass er Mund, Augen und Ohren habe, nicht dass dergleichen etwas, da er noch nicht Mensch worden, gewesen, sondern auf dass wir die Werke Gottes und seinen Willen gegen uns desto besser erkennen. Darum wenn die Schrift auf menschliche Weise von Gott redet, so richtet sie sich nach unserem Verstand.)

25. Nun, Herr, Gott Israels, halte deinem Knechte, meinem Vater David, was du ihm geredet hast und gesagt: Es soll dir nicht gebrechen an einem Manne vor mir, der da sitze auf dem Stuhl Israels, so doch, dass deine Kinder ihren Weg bewahren, dass sie vor mir wandeln, wie du vor mir gewandelt hast.

Gebrechen: Es soll in deinen Nachkommen nicht fehlen an einem Könige, der über mein Volk Israel herrsche. [Und ist es eine besondere große Wohltat Gottes, wenn ein Regiment aus einem Geschlecht ordentlicherweise nacheinander taugliche Regenten hat, damit man die Regierung nicht einem Fremden antragen darf. Denn solche Veränderungen zerrütten ein Regiment ganz sehr, oder stürzen es auch wohl ganz zu Boden.)

So doch: Als wollte er sagen: Du hast solche Verheißung mit einer gewissen Bedingung getan, dass du es, nämlich, leisten wollest, sofern seine Kinder und Nachkommen in allem ihrem Tun fleißig dahin trachten und sich bearbeiten, dass sie dich vor Augen haben, und dich ehren.

Gewandelt: Denn obwohl David etliche Male sich an Gott schwer versündigt, so sein ihm doch solche Sünden um Christi willen (da er Buße getan, und sich bekehrt) verziehen, und nicht mehr zugerechnet worden {Ps 32}. Und hat er aus Glauben mit einem steifen Vorsatz sich beflissen, nach den Geboten Gottes zu leben. Solcher sein Gehorsam wird hier gerühmt, als ob er vollkommen gewesen wäre. [Denn wenn die Sünden durch den Glauben verziehen sein, so werden sie vor Gott geachtet, als ob sie nie geschehen wären, Und die guten Werke, welche wir aus Glauben an Christus tun, werden um seinetwillen für vollkommen geachtet. Es ist aber auch hier zu merken, dass diejenigen, welche sich nicht bemühen, die Gebote Gottes zu halten, deren Verheißungen Gottes, die mit einem Bedingung geschehen, sich nichts zu getrösten haben.)

26. Nun, Gott Israels, lass deine Worte Ware werden, die du deinem Knechte, meinem Vater David, geredet hast.

Ware werden: Wie ich zuvor auch gebeten habe. [Und sehen wir hier, dass je gewisser wir glauben, dass Gott in seinen Verheißungen wahrhaftig sei, je ernstlicher wir beten sollen, dass er sie erfülle. Denn es Wille Gott, dass wir mit dem Gebete aus Glauben bei ihm anhalten, und gleichsam auf ihn dringe.)

27. Denn meinst du auch, dass Gott auf der Erde wohne? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel mögen dich nicht versorgen. Wie soll es denn dies Haus tun, das ich gebaut habe.

Denn: Weil Salomo sich besorgte (wie auch geschehen) dass die Juden auf diesen Tempel zu Jerusalem sich ganz zu sehr verlassen würden, als ob Gott dermaßen daran gebunden wäre, dass, wenn gleich das Volk einmal gottlose würde, und nicht Busse tat, sie dennoch in diesem Tempel Gott mit seiner Gnaden gegenwärtig bei ihnen hätten, und von ihm alles Gutes, besonders aber ihre Beschützung erlangen könnten. Denn zu des Propheten Jeremia Zeiten, Taten die Leute auf des Propheten Anmahnung nicht Buße, hofften aber dennoch Gottes Hilfe und Gegenwart, von wegen des Tempels, und schrien {Jer 7} hier ist des Herrn Tempel, hier ist des Herrn Tempel. Als wollten sie sagen: Weil wir den bei uns haben, so hat es keine Not, Gott wird uns erhalten. Darum so führt Salomo hier eine nötige Erinnerung deshalb mit ein.

Himmel: Welcher doch viel tausendmal weiter und größer ist, als die Erde.

Haus tun: Als wollte er sagen: Ich weiß zwar wohl, mein Gott und Herr, dass du nicht allein in diesem Tempel gegenwärtig bist, sondern dass du Himmel und Erde erfüllst {Jer 23}. Darum erkenne ich, dass dies Haus viel zu eng und gering dazu ist, dass es sollte eine deutliches Wohnung sein können für deine Majestät: Und weiß, dass, ob du wohl in diesem Hause bei deinem Volk aus Gnaden gegenwärtig sein Wille, du dennoch solches Tempels im wenigsten nicht bedarfst, viel weniger aber an demselben also gebunden und angeheftet seist, oder darin verschlossen, dass dir nicht freistand, das unbußfertige Volk, und diesen Ort mit deiner Gnade zu verlassen, wenn dir es gefällt. So weiß ich auch, dass, ob du wohl die rechtmäßige und von dir eingesetzte Gottesdienste, die an diesem Ort von frommen Leuten verrichtet werden, annimmst, dennoch darum von wegen dieses Orts der gottlosen Leute Gottesdienste nicht achten wirst, die weder an den Messias glauben, noch an Besserung ihres Lebens denken. Denn also erklären diesen Ort, Jesaja 66. Jeremia. 7. und Stephanus Apostelgeschichte 7. [Nichtsdestoweniger haben die Juden dieser Lehre halben viel Propheten getötet {Apg 7}. Gleich, wie auch die Katholiken gräulich mit denen umgehen, welche sagen, dass die Kirche Christi an der ordentlichen Folge der römischen Päpste nicht gebunden sei.)

28. Wende dich aber zum Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, Herr, mein Gott, auf dass du hörst das Lob und Gebet, das dein Knecht heute vor dir tut,

Wende: Ich bitte dich, dass du wollest nach deiner großen Güte deine Ohren zu mir neigen, und mein Gebet gnädiglich erhören, wie auch aller anderer, die an diesem Ort zu dir schreien werden, ob du wohl für dich selbst dieses Orts im wenigsten nicht bedarfst, will schweigen, dass du daran gebunden sein müssest.

29. dass deine Augen offen stehen über dies Haus Nacht und Tag, über die Stätte, davon du gesagt hast: Mein Name soll da sein. Du wollest hören das Gebet, das dein Knecht an dieser Stätte tut {5Mos 12v11},

Mein Name: Das ist: An diesem Ort soll mir der Gottesdienst verrichtet werden, da soll man mein Wort hören, und meinen Namen anrufen, da will ich auch erhören, und wird man meinen Namen darin preisen.

30. und wollest erhören das Flehen deines Knechts und deines Volkes Israel, das sie hier tun werden an dieser Stätte deiner Wohnung, im Himmel, und wenn du es hörst, gnädig sein.

Volkes: Das ist: Du wollest nicht allein mein Gebet erhören, dass ich jetzt tue, oder tun werde, sondern auch anderer Leute, welche dich aus Glauben anrufen, sofern es nur deinem Worte nicht zuwider ist.

Im Himmel: Das ist: obwohl du in der höchsten Majestät wohnst, und in einem Licht, dazu niemand kommen kann {1Tim 6}. So möchtest du dennoch das Gebet nicht verachten, welches man in diesem Hause zukünftig vor dir tun wird.

Gnädig sein: Du wollest denen, die um Gnade bitten, ihre Sünde verzeihen, um des Messias willen, und handle nicht mit ihnen nach ihrem Verdienst, sondern nimm solche Anbeter an, nach deiner väterlichen Güte, erbarme dich über ihren Unfall, und komm ihnen zu Hilfe in Widerwärtigkeit. Dies alles hat Salomo zum Eingang wollen vorher sagen, damit er bei Gott desto Ehe Audienz erlangte, und desto gewisslicher schließen könnte, dass sein nachfolgend Gebet möchte erhört werden. [Denn wer beten Wille, der muss zuvor seines Glaubens gewiss sein, damit sein künftiges Gebet nicht vergebens, und leer abgehe. Wenn er denn diesen Grund gelegt hat, so ist das Gebet desto inbrünstiger und auch desto kräftiger. Wir Christen beten alsdann im Tempel, und werden erhört, wenn wir durch den Glauben Christo einverleibt sein, und in seinem Namen, da wir auf seinen Befehl und Verheißung fußen, Gott anrufen {Joh 16}.)

31. Wenn jemand wieder seinen Nächsten sündigt und nimmt des einen Eid auf sich, damit er sich verpflichtet, und der Eid kommt vor deinen Altar in diesem Hause,

Wenn: Jetzt bringt Salomo etliche besondere Fälle auf die Bahn, davor er insbesondere bittet, dass Gott sein Volk Israel erhöre wolle, wen sie in dem Tempel für ihm bete werde.

Verpflichtet: Das ist: Wenn jemand seinem Nächsten Unrecht tut, und dennoch hart davor leugnet, auch mit keinen Zeugen kann überwiesen werden: Daneben aber so gottlos ist, dass er mit einem Eid beteuert, wie er unschuldig sei, dazu auch sich selber verflucht und vermaledeit, wo er seinem Nächsten geschadet: der aber, welcher den Schaden gelitten, seine gute und gerechte Sache, vor der Obrigkeit nicht beweisen kann, und deshalb demütig vor deinem Altar in diesem Hause niederkniet, sich über seines Nächsten Untreue und Meineid beklagt, und dich um Hilfe anruft, dass du seine gerechte Sache wollest handhaben. So nimm dich der Sachen an, und Schafe Recht und Gerechtigkeit deinem Volk, da die Obrigkeit, von wegen Mangel der Überweisung, ihrem Amt nicht genug tun, noch in der Sache erkennen kann.

32. so wollest du hören im Himmel und Recht Schafen deinen Knechten, den Gottlosen zu verdammen und seinen Weg auf seinen Kopf bringen und den Gerechten recht zu sprechen, ihm zu geben nach seiner Gerechtigkeit.

Gottlosen: Der seinem Nächsten Unrecht getan, und noch darüber die Obrigkeit mit seinem falschen Eid begehrt hat zu betrügen.

Weg: Das ist: Seine Bosheit, die er gestiftet hat, dass er deshalb seine gebührliche Strafe empfangen, die über ihn selber ausgeben.

Zu geben: Dass du ihm seine Unschuld und Unbilligkeit, die er von seinem Nächsten erlitten, mit Guttaten wiederum vergeltest: Also, dass durch die Strafe, damit der Gottlose von Gott belegt worden, seine Ungerechtigkeit und Bosheit, und aus deinen Guttaten, die du dem Gerechten erzeigst, der Sachen Recht und Gerechtigkeit bekannt werde. Denn das heißt hier den Gottlosen verdammen, und dem Gerechten Recht sprechen. [Daneben aber sollen die Gottlosen und Ungerechten auch noch das Wissen, welche ihrem Nächsten wissentlich und mit Willen Unrecht tun, dass sie auch der ewigen Verdammnis müssen unterworfen sein, sofern sie nicht Busse tun {1Kor 6}. Unterdes aber steigen derjenigen, die auf dieser Erde Unrecht leiden, seufzen hinauf gen Himmel, und dringen durch die Wolken, bis vor dem Thron Gottes. Darum, ob gleich vor dem Menschen die Ungerechtigkeit durch einen Meineid zugedeckt wird, so straft doch Gott die Ungerechten zu seiner Zeit aufs heftigste und schärfste, und erquickt die Unterdrückte mit Gnade.)

33. Wenn dein Volk Israel vor seinen Feinden geschlagen wird, weil sie an dir gesündigt haben, und bekehren sich zu dir, und bekennen deinen Namen und beten und flehen zu dir, in diesem Hause,

Geschlagen: Wenn sie um ihrer Sünde willen eine Niederlage von ihren Feinden erlitten.

Bekehren: Dass sie durch ihr Unglück klug, ihre Sünde erkennen, ihnen dieselben lassen leid sein, und dir das Lob der Gerechtigkeit geben, dass sie bekennen, wie sie solche Strafe wohl verschuldet haben.

Hause: Wenn sie zu diesem Tempel sich verfügen, und um Verzeihung ihrer Sünden bitten, auch um Rettung von ihrer Feinde Überdrang in wahrer Demut bei dir anhalten.

34. so wollest du hören im Himmel und der Sünde deines Volkes Israel gnädig sein und sie wiederbringen ins Land, das du ihren Vätern gegeben hast.

Himmel: der du Himmel und Erde erfüllst.

Bringen: Wenn sie irgend von den Feinden aus ihrem Lande weggeführt oder vertrieben sein.

Gegeben: Da du einem jeden Stamm vorzeiten seinen Ort zur Wohnung ernannt und bestimmt hast. [Welche deswegen Gott heftig erzürnt haben, die dürfen sich keines Sieges wieder ihre Feinde trösten, ehe sie Busse tun. Wenn wir aber unsere Sünde Gott mit bußfertigem Herzen bekennen, so vergibt er uns, sie sei so groß und schwer, als sie immer wolle {1Joh 1}. Und lindert entweder das Unglück, oder nimmt es auch ganz hinweg {Jer 18}.)

35. Wenn der Himmel verschlossen wird, dass nicht regnet, weil sie an dir gesündigt haben, und werden beten an diesem Ort und deinen Namen bekennen und sich von ihren Sünden bekehren, weil du sie drängst,

Verschlossen: Dass eine große Dürre einfällt, dadurch eine Unfruchtbarkeit auf dem Felde verursacht wird. [Denn man soll das bös und schädlich Gewitter, nicht den zauberischen Künsten und Unholden zuschreiben, sondern der Menschen Bosheit ist schuldig daran.)

Bekennen: Dass sie ungerecht, Du aber gerecht seist.

Bekehren: Dass sie vom Bösen ablassen, und anfangen Gutes tun. [Denn das ist keine wahre Buße, wo die Tat an ihr selbst nicht später folgt, und den Worten Kraft gibt.)

Drängst: [Denn die Widerwärtigkeiten sein gleichsam eine väterliche Rute, damit die Kinder Gottes gezüchtigt, und zur Besserung angemahnt werden.)

36. so wollest du hören im Himmel und gnädig sein der Sünde deiner Knechte und deines Volkes Israel, dass du ihnen den guten Weg weisest, darin sie wandeln, und lässt regnen auf das Land, das du deinem Volk zum Erbe gegeben hast.

Knechte: [Denn nach der Wiedergeburt, dadurch wir aus Gott wieder geboren werden, werden wir Gottes Kinder geheißen, aber wiederum in Betrachtung, dass wir viel geringer sein, als der eingeborene Sohn Gottes, Christus, durch dessen Blut wir erkauft sein, und uns gebunden haben, seinen Geboten zu gehorsamen, werden wir richtig seine Knechte genannt.)

Guten Weg: Das ist: Leite sie mit deinem Wort und Geiste, dass sie ihr Leben bessern, und wiederum auf den rechten Weg deiner Gebote kommen. [Denn Gott ist es, der da in uns schafft, beide das Wollen und Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen {Phil 2}.)

Gegeben: [Denn die Erde ist des Herrn, wir aber sind seine Bauleute. Und hat man hier auch zu lernen, dass ein gutes Gewitter zur Fruchtbarkeit des Feldes, nicht mit päpstlichen Prozessionen zuwege gebracht werde, sondern durch wahre Buße und Anrufung, nicht zwar der verstorbenen Menschen, sondern des lebendigen Gottes.)

37. Wenn eine Teuerung, oder Pestilenz, oder Dürre, oder Brand, oder Heuschrecken, oder Raupen im Lande sein werden, oder sein Feind im Lande seine Tore belagert, oder irgend eine Plage oder Krankheit:

Teuerung: [Denn es bisweilen geschieht, dass eine Teuerung entsteht, da man doch keine äußerliche Ursache wissen oder sehen kann, sondern Gott entzieht den Leuten seinen Segen um ihrer Sünde willen, dass auch in einem ziemlichen Überfluss der Früchte ihrer viel Hunger und Mangel leiden.)

Pestilenz: [Denn die Pestilenz ist auch eine von den schweren göttlichen Strafen {Hes 14}. Und soll man sie nicht wünschen, wie etliche Gottlosen aus Ungeduld tun.)

Brand: (Nach Luther) Wenn das Getreide verschienen, oder von der Sonnen verbrannt ist.

Raupen: [Denn wenn dergleichen Würmer und Geschmeiß mit Haufen in ein Land fällt, und die Früchte samt allem grünen Kraut abfrisst, solches ist auch ein Strafe Gottes. Wie zu unser Zeit mehr als einmal geschehen.)

Belagert: [Denn die Belagerung der Städte viel Unglück mit sich bringt.)

Plage: Es sei ein Unglück wie es wolle, dadurch sie bewegt werden, dass sie dich anrufen, um Rettung von demselben.

38. wer dann bittet und fleht, es sind sonst Menschen oder dein Volk Israel, die da gewahr werden ihrer Plage, ein jeglicher in seinem Herzen, und breitet seine Hände aus zu diesem Hause,

Fleht: Dass er in seinem Herzen solche Plage für eine göttliche Strafe erkennt. [Denn sonst ihrer etliche unter der Geißel Gottes, so ganz verhärtet sein, dass sie ihr Unglück nicht empfinden, die zwar in größter Gefahr ihrer Seligkeit halben stehen.)

Breitet: Dass er es ihm lässt ein Ernst sein mit seinem Gebet.

39. so wollest du hören im Himmel, in dem Sitz, da du wohnst, und gnädig sein und Schafen, dass du gibst einem jeglichen, wie er gewandelt hat, wie du sein Herz erkennst; denn du allein kennst das Herz aller Kinder der Menschen {2Chr 6v30};

Schafen: Du wollest die Sache selbst unter Händen nehmen.

Erkennst: Das ist: Nach dem der Mensch rechtschaffene wahre Busse tut, oder sich dergleichen stellt, danach wollest du ihm auch gnädig sein, und die Strafen mildern, oder über den Unbußfertigen deinen gerechten Zorn gehen lassen, und die Strafen häufen.

Kennst: Es sein dir allein aller Menschen Herzen mit allen ihren Gedanken offenbar. [Ist der wegen Christus, der, wie die Evangelisten bezeugen, der Pharisäer Gedanken gesehen, wahrhaftiger Gott. Und hat der Mensch Christus göttliche Majestät, dem auch unsere aller geheimste Gedanken nicht verborgen sind, und kann eine heuchlerische Buße, da es einem nicht Ernst ist, Gott nicht betrügen. Weil demnach Gott allein ein Herzenskundiger ist, so kann es nicht recht sein, dass man die Heiligen anruft, welche auch uns nicht kennen {Jes 64} viel weniger unsere Herzen forschen.) Darum (Wille Salomo sagen) wollest du mit den Leuten umgehen, nach dem sie Busse oder nicht Busse tun.

40. auf dass sie dich fürchten immer, solange sie auf dem Lande leben, das du unseren Vätern gegeben hast.

Fürchten: Das ist: Auf dass diejenigen, welche noch nicht ernstliche Buße getan, wen sie empfinden, dass du mit der Strafe nicht nachlässt, dich endlich als einen gerechten Gott und Richter erkennen, und dich fürchten lernen: Welche aber bekehrt sein, und sehen, dass du auf die Heuchler mit Strafen dringst, dich desto mehr ehren, und in kindlicher Furcht und Ehrerbietung bis zu Ende ihres Lebens verharren. [Denn anderer Leute Strafen sollen unsere Lehrbücher sein, und sollen wir bei fremdem Schaden lernen klug werden.)

41. Wenn auch ein Fremder, der nicht deines Volkes Israel ist, kommt aus fernem Lande um deines Namens willen

Fremder: (Nach Luther) Dies Haus soll ein Bethaus sein allen Völkern.

42. (denn sie werden hören von deinem großen Namen und von deiner mächtigen Hand und von deinem ausgereckten Arm), und kommt, dass er bete vor diesem Hause,

Hören: Dieweil deine herrliche Majestät, und dein großer Name wird gerühmt, und überall weit ausgebreitet werden.

Arm: Was du, nämlich, für große Wunderwerk und Zeichen getan habt, da du die Ägypter, und andere Feinde deines Volkes unterdrückt, dein Volk aber erhalten und erlöst hast, darum wird deine Allmacht vielen Völkern kund werden, und ihrer vielen Anlass geben, dass sie dir, als einem so großen, mächtigen und gütigen Gott, werden begehren zu dienen. [sein deswegen die Heiden, welche von so vortreffliche Wunderwerken Gottes gehört, und dennoch den Gott Israels nicht erkannt haben, vor dem Gericht Gottes keineswegs entschuldigt.)

Bete: Um eine zeitliche, oder auch geistliche Guttat, oder dass er beides miteinander begehrt, weil er dich als einen gütigen Gott und Vater hat rühmen hören.

43. so wollest du hören im Himmel, im Sitz deiner Wohnung, und tun alles, darum der Fremde dich anruft, auf dass alle Völker auf der Erde deinen Namen erkennen, dass sie auch dich fürchten, wie dein Volk Israel, und dass sie innewerden, wie dies Haus nach deinem Namen genannt sei, das ich gebaut habe.

Erkennen: Das ist: Damit also deine wahre Erkenntnis auch unter andere Heiden ausgebreitet werde. Denn wenn derselbe, der Erhörung von dir erlangt, wieder heimkommt, so wird er solches bei anderen rühmen, und sie auch zu der rechten Religion weisen: Der Gestalt wird deines Namens Ehre immer weiter kommen.

Wie dein Volk: Dass sie dich in wahrer Furcht und rechtem Glauben auch ehren, wie die rechten Israeliten tun.

Innewerden: Das ist: Damit sie erkennen, dass dieser Tempel nicht den falschen Götzen, sondern dem waren einigen und ewigen Gott geweiht und geheiligt sei, der den betrübten kann und will Hilfe leisten. [Denn das Reich Gottes ist wie ein Sauerteig, welches endlich einen ganzen Teig versäuert {Mt 13}. Das ist: Es nimmt immer zu, und wird weiter ausgebreitet. Und zeigt diese des Salomons Bitte an, dass er aus Erleuchtung des Heiligen Geistes bereits damals gesehen, dass die Heiden einmal eins zu der Kirche Christi sollten versammelt werden.)

44. Wenn dein Volk auszieht in Streit wieder seine Feinde des Weges, den du sie senden wirst, und werden beten zum Herrn gegen den Weg zur Stadt, die du erwählt hast, und zum Hause, das ich deinem Namen gebaut habe,

Senden: Sie haben gleich auf deinen Befehl mit Feinden zu streiten, wie sie wollen. [Denn Gott billigt die rechtmäßigen Kriege, und welche sie führen, die sein gleichsam als Gesandten von Gott, dass sie sein gerechtes Urteil vollstrecken {Röm 13}.)

Beten: Dass du ihnen den Sieg verleihen wollest. [Denn wenn einer gleich eine gute und gerechte Sache hat, so soll er doch darum nicht streiten, dass er sich auf seine menschliche Kraft und Stärke verlassen, oder auf seine gerechte Sache pochen wollte, wie der Israeliten Niederlage, die sie von den Ben Jamitern empfangen, genügend ausweist, sondern man soll der Hilfe Gottes erwarten, und dieselbe von Gott bitten.)

Zur Stadt: Jerusalem, dahin sie sich mit ihrem Angesicht wenden werden, wenn sie auf dem Wege und im Anzug sind wider ihre Feinde, dass sie der Gestalt deine Verheißungen ihnen wiederum zu Gemüte führen, wie du sie erhören wollest, und ihren Glauben damit stärken.

45. so wollest du ihr Gebet und Flehen hören im Himmel und Recht Schafen.

Recht Schafen: Dass du ihre gerechte Sache handhabst, damit sie den Sieg wider die Feinde erhalten. [Denn der Sieg besteht nicht auf menschliche Kräfte, sondern auf der gerechten Sache, gläubigem Gebet, und göttlicher Hilfe.)

46. Wenn sie an dir sündigen werden (denn es ist kein Mensch, der nicht sündigt), und du erzürnst und gibst sie vor ihren Feinden, dass sie sie gefangen führen in der Feinde Land, fern oder nahe {2Chr 6v36 Spr 20v9 Röm 3v23 1Joh 1v8},

Sie: Nämlich, die Israeliten, und eine Strafe mit ihren Sünden verschuldet haben.

Nicht sündigt: Weil die menschliche Natur so ganz verdorben ist, dass kein Mensch mag gefunden werden, der nicht oftmals wider die Gebote Gottes sündigt. Obwohl einer mehr und größere Sünde tut, denn der anderer. [Darum kann auch keiner durch seine eigene Gerechtigkeit selig werden, sondern muss mit der einigen Gerechtigkeit Christi sich behelfen. Wenn man aber aus den Lastern eine Gewohnheit oder Handwerk macht, so schickt Gott Gemeinde Landstrafen über sein Volk.)

Erzürnst: Wie ein Vater über seine Kinder.

47. und sie in ihr Herz schlagen im Lande, da sie gefangen sind, und bekehren sich und flehen dir im Lande ihres Gefängnisses und sprechen: Wir haben gesündigt und über getan und sind gottlos gewesen;

Herz schlagen: Dass sie ihre Sünde von Herzen erkennen, und Leide darüber tragen, auch durch den Glauben an den Messias die Verzeihung ihrer Sünden gewärtig sein.

Gefangenschaft: Da sie ihnen selbst nicht mehr helfen können.

Gesündigt: Dass wir deine Gebote übergangen, aber verzeihe uns um deiner großen Barmherzigkeit willen, und lindere unser Unglück um des versprochenen Messias willen.

48. und bekehren sich also zu dir von ganzem Herzen und von ganzer Seele in ihrer Feinde Lande, die sie weggeführt haben, und beten zu dir gegen den Weg zu ihrem Lande, das du ihren Vätern gegeben hast, zur Stadt, die du erwählt hast, und zum Hause, das ich deinem Namen gebaut habe:

Seelen: Dass sie rechtschaffene Busse tun, und nicht Heuchelei treiben. [Denn eine ernste Buße ist nie zu spät.)

Beten: Um Linderung ihres Unglücks, und Erlösung.

49. so wollest du ihr Gebet und Flehen hören im Himmel, vom Sitz deiner Wohnung, und Recht Schafen,

Recht Schafen: Dass du sie rächst an denen, die deinem Volk unbilligen Gewalt tun. [Denn es wohl geschehen kann, dass das Volk Gottes zwar eine gerechte Sache hat wider die Feinde, und im Streit dennoch unten liegt, weil sie ihren Herrn und Gott sonst mit ihren Sünden erzürnt haben.)

50. und deinem Volk gnädig sein, das an dir gesündigt hat, und allen ihren Übertretungen, damit sie wieder dich übertreten haben, und Barmherzigkeit geben vor denen, die sie gefangen halten, und dich ihrer erbarmen.

An dir: Ob es wohl ihren Feinden kein Leid getan, noch Ursache zum Krieg gegeben.

Halten: Dass sie mit deinem Volk glimpflich umgehen, oder auch es allerdings ledig und los wieder ziehen lassen.

51. Denn sie sind dein Volk und dein Erbe, die du aus Ägypten, aus dem eisernen Ofen, geführt hast;

Dein Volk: Als wollte er sagen: Dies, was ich bisher gebeten habe, wollest du deinem Volk geben, ob sie es gleich nicht um dich verdient haben, wenn sie sich von Herzen zu dir bekehren, weil du sie aus Gnaden erwählt hast, und zu deinem Eigentum ausgesondert, dass sie gleichsam dein Erbteil sein, dafür du insbesondere Sorge trägst.

Eisernen Ofen: Das ist: Aus der unerträglichen Dienstbarkeit, daraus sie sonst kein Mensch hätte erretten können, von wegen der großen Macht und Grausamkeit des Pharao. [Es ist aber deren Zustand viel ärger, welche in Sünden unter des Satans Tyrannei gefangen enthalten worden, bis sie aus keinem ihrem Verdienst, sondern aus lauter Gnade und Barmherzigkeit Gottes, um des Verdienstes Christi Wille, durch den Glauben erlöst werden. Danach sieht man und lernt auch hier, wie man verhüten soll, dass man nicht in Gefangenschaft komme, nämlich, wenn wir gottselig leben. Und da wir je um unserer Sünde willen bereits in dergleichen Unglück geraten sein, finden wir hier, wie wir uns sollen wiederum daraus helfen, nämlich, wen wir rechtschaffene Busse tun. Die heutigen Juden aber wenden sich vergebens gegen Jerusalem zu, wenn sie beten wollen, und um Erlösung aus ihrem Elend anhalten, weil sie ohne Buße wider Christus einen unversöhnlichen Hass und Neid tragen, und darin beharren.)

52. dass deine Augen offen sind auf das Flehen deines Knechts und deines Volkes Israel, dass du sie hörst in allem, darum sie dich anrufen.

Offen sind: Als wollte er sagen: Was ich zu Anfang meines Gebets begehrt, das wiederhole ich auch jetzt wiederum am Ende, und bitte dich, dass du mich gnädig ansehen wollest, und mir leistest, was ich bisher gebeten habe, oder auch noch künftig bitten werde, in diesem Hause.

Deines Volkes: Welcher Gebet du auch erhören wollest, so oft sie dich in diesem Hause anrufen.

53. Denn du hast sie dir abgesondert zum Erbe aus allen Völkern auf der Erde, wie du geredet hast durch Mose, deinen Knecht, da du unsere Väter aus Ägypten führtest, Herr, Herr!

Abgesondert: Das ist: Du hast dies Volk für allen anderen Völkern aus lauter Gnade und Barmherzigkeit dir auserwählt und dich ihm offenbart, auch für allen anderen, als dein liebes Erbteil zu versorgen und zu erhalten angenommen, auch endlich selig zu machen verheißen. Solcher deiner Verheißung wollest du bedenkt sein, und uns mit deinem Heiligen Geiste regieren, leiten und führen. [Und hat man hier besonders in acht zu nehmen, wie der Anfang und das Ende dieses Gebets sich auf die göttlichen Verheißungen gründet, und Salomo abermals bittet, dass sein ganzes Gebet erhört werde nach den Verheißungen Gottes. Also soll auch unser Gebet zu Anfang und zu Ende auf die göttlichen Verheißungen gegründet sein, und sollen wir uns fest daran halten, und bitten, dass Gott unser Gebet erhören wolle, auch das Vertrauen zu ihm haben, dass wir erlangen werden, was wir bitten, denn das heißt recht Amen gesagt.)

54. Und da Salomo all dies Gebet und Flehen hatte vor dem Herrn ausgebetet, stand er auf von dem Altar des Herrn und ließ ab von Knien und Händeausbreiten gen Himmel.

Altar: Darauf man die Brandopfer zu opfern pflegte.

Knien: [Obwohl nun die äußerlichen Gebärden nicht von Not wegen zum Gebet fordert werden, so sein sie doch ein Zeichen eines demütigen Herzens und inbrünstigen Gebets. [Es ist aber auf solches Gebet, wie 2. Chron. 7 gelesen wird, das Feuer vom Himmel gefallen, und hat das Brandopfer samt den anderen Opfern verzehrt, welche allerdings zugerüstet waren, dass weiter nichts daran mangelte, denn dass man sie anzündete. Und hat Gott die selbigen Opfer durch das Feuer vom Himmel angezündet, dass er damit zu verstehen gebe, wie er ihm den Bau des Tempels, samt dem Gottesdienst, der darin soll verrichtet werden, gefallen ließe. [Weil aber die Christen ihre Leiber geistlicherweise Gott sollen aufopfern zu einem angenehmen Opfer {Röm 12}. So werden dieselben Opfer alsdann angezündet, wenn durch das Feuer des Heiligen Geistes von dem Fleisch täglich etwas verzehrt wird, damit die bösen Begierden des Fleisches getötet werden, und wir je länger je mehr seinen Geboten gehorsamen, welches unseren Beruf von Tag zu Tag desto gewisser macht.)

55. Und trat dahin und segnete die ganze Gemeinde Israels mit lauter Stimme und sprach:

56. Gelobt sei der Herr, der seinem Volk Israel Ruhe gegeben hat, wie er geredet hat! Es ist nicht eins verfallen aus allen seinen guten Worten, die er geredet hat durch seinen Knecht Mose

Ruhe gegeben: Dass der Tempel ungehindert mannhaft hat können erbaut werden, und wir dem Gottesdienste sicherlich im Frieden dienen können. [Denn die Ruhe und friedliche Zeit in einer Regierung, nutzt der Kirche ganz sehr, wenn man sie zur Fortpflanzung der wahren Erkenntnis Gottes anwendet, und zu der Freiheit des Fleisches nicht missbraucht {Apg 9}.)

Geredet: Was uns Gott der Herr Gutes verheißen hat, das haben wir alles häufig erlangt, und hat nichts gefehlt. [Wir sollen die Guttaten Gottes, die er uns erzeigt hat, auch erkennen, und ihm von Herzen dafür danken.)

57. der Herr, unser Gott, sei mit uns, wie er gewesen ist mit unseren Vätern! Er verlasse uns nicht und ziehe die Hand nicht ab von uns,

der: Jetzt wendet er sich nach der Danksagung wieder zum Gebet.

Mit uns: Dass er uns regiere, erhalte, schütze, und endlich ewig selig mache.

Nicht ab: Er entziehe uns nicht die Regierung des Heiligen Geistes, und verlass uns nicht mit seiner väterlichen Güte, wolle uns auch von wegen unserer Schwachheiten und Sünden nicht verstoßen, damit wir nicht in gräuliche Laster, und ins ewige Verderben geraten.

58. zu neigen unser Herz zu ihm, dass wir wandeln in allen seinen Wegen und halten seine Gebote, Sitten und Rechte, die er unseren Vätern geboten hat.

Neigen: Dass wir aus seinem Antrieb und Anleitung ihn fürchten, an ihn glauben, und ihn von Herzen lieben. [Und sehen wir hier, dass die wieder geborenen Menschen von Gott bitten sollen, dass er ihre Herzen zu seinem Gehorsam neige. Darum hat der Mensch keine anderen Kräfte Gutes zu tun, als welche Gott durch seinen Geist gibt {Phil 2 Joh 15}.)

59. Und diese Worte, die ich vor dem Herrn gefleht habe, müssen nahe kommen dem Herrn, unserem Gott, Tag und Nacht, dass er Recht Schafe seinem Knecht und seinem Volk Israel, ein jegliches zu seiner Zeit,

Gefleht: Mit denen ich mein und euer aller zeitliches und ewiges Heil ihm aufs fleißig zu treuen Händen befohlen habe.

Nahe kommen: Das ist: Ich bitte, dass dies mein Gebet immer vor dem Angesicht Gottes sei, und er dasselbe nie in Vergessenheit stelle.

Zeit: Dass Gott zu rechter Zeit mir und diesem Volk beistehen wolle, und uns für unseren Widerwärtigen, die sich wieder uns setzen, schütze. [Denn Gott ist ein gerechter Richter, der die Unbilligkeit, so den Seinen zugefügt wird, rächt, aber zu seiner Zeit {Ps 9}.)

60. auf dass alle Völker auf der Erde erkennen, dass der Herr Gott ist, und keiner mehr.

Erkennen: Dass auch die Heiden überall erfahren und innen werden, wie kein anderer wahrer Gott sei, weder im Himmel noch auf der Erde, denn allein derselbe einig ewige Gott, der auch unser Gott ist. [Ist deswegen nur ein einiger Gott im Wesen, obwohl in demselben drei Personen sein.)

61. Und eurer Herz sei rechtschaffen mit dem Herrn, unserem Gott, zu wandeln in seinen Sitten und zu halten seine Gebote, wie es heute geht.

Rechtschaffen: Das ist: Gott wolle, dass ihr ihm mit reinem und ungefälschten Herzen aus Glauben anhängt, und der Eifer zu der rechten Religion in euch verharre, auf dass ihr nicht durch Unglauben und Ungehorsam von Gott abfallt. [Denn wir sollen bitten, dass wir im Glauben und Gehorsam bis ans Ende unseres Lebens erhalten werden, so werden wir selig {Mt 24}.)

62. Und der König samt dem ganzen Israel opferten vor dem Herrn Opfer.

Opfer: Nämlich, noch andere mehr über die vorigen, so durch das Feuer vom Himmel waren verzehrt worden: Etliche zwar, des Volkes Sünde damit zu versöhnen, Andere aber, und zwar den größeren Teil, dass sie ihre Dankbarkeit gegen Gott damit erklärten. [Und bedeuteten zwar die Sündopfer den Tod Christi, für die Sünde der ganzen Welt. Die Dankopfer aber bezeichneten der rechtschaffenen Christen gute Werke.)

63. Und Salomo opferte Dankopfer, die er dem Herrn opferte, zweiundzwanzigtausend Ochsen und hundertundzwanzigtausend Schafe. Also weihten sie das Haus des Herrn ein, der König und alle Kinder Israel.

Opferte: Nämlich, durch der Priester und Leviten Hand, denen es gebührte.

Dankopfer: Damit er sich dankbar erzeigte für die empfangene göttliche Guttaten.

Weihten: Nämlich, mit dem vorgemeldeten Opfern, und mit der Salbung des heiligen Öls, samt anderen mehr Zeremonien, die im Gesetz vorgeschrieben werden {2Mos 30}.

Und alle: Denn der König hat nicht allein für sich, sondern auch für das Volk eine solche große Anzahl Vieh geopfert.

64. desgleichen Tages weihte der König den Mittelhof, der vor dem Hause des Herrn war, damit, dass er Brandopfer, Speiseopfer und das Fett der Dankopfer dort ausrichtete. Denn der Ähren Altar, der vor dem Herrn stand, war zu klein zu dem Brandopfer; Speiseopfer und zum Fetten der Dankopfer.

Mittelhof: Denn weil der König Salomo im Sinn hatte, ein große Menge Vieh zu opfern, so hat er verschafft, dass zur selben Zeit durch die Priester der ganze Mittelhof geweiht würde, nämlich, der ganze Boden desselben, welcher mit Steinen besetzt und gepflastert war, auf dass die Opfer recht könnten geopfert werden. Welches denn die Notdurft erforderte.

Speiseopfer: Welche oft von Semmelmehl, gebacken oder ungebacken, und denn mit Öl und Weihrauch gemacht worden.

stand: Nämlich, zur Seite im Hof.

Zu klein: Dass nicht alle Opfer auf demselben einem Altar konnten ausgerichtet werden. Man muss aber wissen, dass nur die Brandopfer allerdings vom Feuer verbrannt und verzehrt worden. Aber in den Dankopfern wurde nur das Fett von dem geschlachteten Vieh verbrannt, welches an dem Eingeweide hing, und was um die Nieren her war, samt dem Netz über der Leber {2Mos 3}. Das Fleisch aber bleib zum Teil den Priestern, die mit den Opfern bemüht gewesen, zum Teil kam es denen zu gut, die das Opfer gebracht hatten, welche danach ein ehrlich und fröhlich Gastmahl damit anrichteten. [So viel Dankopfer aber, die Salomo und das Volk geopfert, bedeuten die Menge der guten Werke, welche von den rechtgläubigen Christen geschehen, wenn sie Gott für seine Geistliche und Leibliche Guttaten danken, und ihrem Nächsten um Christi willen alles gutes erzeigen {Phil 4 Hebr 13}.)

65. Und Salomo machte zu der Zeit ein Fest, und alles Israel mit ihm, eine große Versammlung, von der Grenze Hemaths an bis an den Bach Ägyptens, vor dem Herrn, unserem Gott, sieben Tage und aber sieben Tage; das waren vierzehn Tage.

Fest: Zur ewigen Gedächtnis der Einweihung des Tempels.

Alles Israel: Die in großer Menge dort aus allen Enden zugelaufen und zusammen kommen waren.

Grenze Hemaths: Da sich die Herrschaft und das Gebiet des israelitischen Königreichs an dem Ort endete.

Bach: Welcher doch nicht wird namhaft gemacht.

vor dem Herrn: Das ist: Im Tempel, in welchem Gott seine Gegenwart geoffenbart hatte: Und hielten zwar dasselbe Fest in der Furcht des Herrn.

Aber sieben: Das ist: Die erste sieben Tage haben sie das Fest der Einweihung des Tempels gehalten. Auf welche Zeit auch das Fest der Versöhnung zugleich mit einfiel: Danach haben sie die folgende sieben Tage das Fest der Laubhütten gehalten.

Achten Tages: Nämlich von dem letzten Fest der Laubhütten zu rechnen. Am selben Tage hat der König nach gehaltener öffentlicher Predigt (dadurch das Volk ermahnt wurde), dass es in der wahren Religion und Gottseligkeit beständig verharren sollte, dem Volk erlaubte, dass ein jeder wieder heimziehen möchte. Von den vorgemeldeten Festen findet man {4Mos 29}.

66. Und ließ das Volk des achten Tages gehen. Und sie segneten den König und gingen hin zu ihren Hütten fröhlich und guten Muts über all dem Guten, dass der Herr an David, seinem Knecht, und an seinem Volk Israel getan hatte.

Segneten: Das ist: Sie wünschten ihm alles Gutes, weil er sich der Religion mit solchem Ernst und Eifer angenommen, auch den Tempel mit so großem Kosten erbaut, und mit dem Fleisch so vieler Opfer etliche tausend Menschen, besonders aber die Armen zu Gaste hatte, und gespeist hatte.

Hütte: In ihre Behausungen.

An David: Dem er einen solchen Weisen und frommen Sohn beschert, nämlich, den großmächtigen König Salomo.

Volk Israel: Welches in gutem Fried und Ruhe, unter einem frommen und glückseligen Könige, der wahren Religion ungehindert dienen, und der Guttaten, die ihm von Gott beschert worden, mit Freuden genießen konnte. [Und kann zwar auf der Erde den Untertanen keine größer Guttat widerfahren, denn wenn sie eine fromme und verständige Obrigkeit haben, die sie im Friede und Ruhe regiert, auf dass sie Gott recht erkennen, ihr Personal ernähren, und dasselbe zur wahren Gottseligkeit auferziehen können. Und ist kein Wunder, dass die Untertanen bisweilen solcher Guttaten beraubt werden, weil ihrer wenig, wenn sie derselben genießen, es für eine Wohltat Gottes erkennen, oder Gott gebührlich dafür danken.)


Das 9. Kapitel

  • Gott erhört des Salomo Gebet, und da er in der Frömmigkeit beständig bleiben werde, verspricht er ihm alles Gutes: Werde er aber abfallen, so droht er ihm groß Übel, v. 1.
  • Salomo vergnügt den Hiram für die Materie und Arbeit zum Bau des Tempels, v. 10.
  • Macht ihm die Kanaaniter zinsbar, und bestätigt den Israeliten ihre Freiheit, v. 20.
  • Die Königin zieht in ihr neu Haus ein, v. 24.
  • Salomo tut viel Opfer, v. 25.
  • Und wird ihm zu Wasser viel Gold aus Ophir gebracht, v. 27.

1. Und da Salomo hatte ausgebaut des Herrn Haus und des Königs Haus und alles, was er begehrte und Lust hatte zu machen {2Chr 7v11}.

Und: Die Heilige Schrift fährt noch weiter fort, des Königs und des israelitischen Volkes glücklichen Zustand heraus zu streichen und zu rühmen.

Lust hatte: Dass, nämlich, entweder zur Verrichtung des Gottesdienstes im Tempel, oder zu des königlichen Palastes Wohlstand vonnöten war, dazu auch das Haus des Herrn mit großer Herrlichkeit eingeweiht hatte.

2. erschien ihm der Herr zum andermal, wie er ihm erschienen war zu Gibeon {1Sam 3v5 2Chr 7v11}.

erscheint: Nämlich, im Traum.

3. Und der Herr sprach zu ihm: Ich habe dein Gebet und Flehen gehört, das du vor mir gefleht hast, und habe dies Haus geheiligt, das du gebaut hast, dass ich meinen Namen dort hinsetze ewig, und meine Augen und mein Herz sollen da sein allewege {5Mos 12v11}.

Gefleht hast: Nämlich, bei dem Altar, vor dem Tempel zu Jerusalem, in desselben Einweihung.

Geheiligt: Das ist: Auf dein Gebet hab ich mir dies Haus dazu bestimmt und geheiligt, dass darin weiter göttliche Bericht gegeben werden, und mein Volk mich da gegenwärtig finde, mein Wort da höre, und die Opfer, welche sie dahin bringen, mir angenehm sind und gefallen.

ewig: So lange, nämlich, die levitischen Opfer wehren werden, und ihr in rechtmäßiger Verrichtung meines Gottesdienstes beharrt.

Alle Wege: Ich will immer acht darauf haben, und die Gebete, so in diesem Hause geschehen, erhören, auch diesen Ort schützen, und verschaffen, dass der rechte Gottesdienst vor der Feinde Einfall und Gewalt gesichert bleibe. [Befestigen darum Fürsten und Herren ihre Herrschaften und Grenzen am allerbesten, wenn sie der rechten Kirche und reinen Religion Unterschlupf und Platz geben, und dieselben befördern. Auch hat man hier zu merken, dass Gott der Herr mit solcher gnädigen Antwort (damit er das ganze Gebet Salomons gebilligt, welches er in Einweihung des Tempels gesprochen) dem Salomo sich gleichsam gefangen ergeben, als ob er ihm nichts versagen könnte, daraus wir für gewiss schließen sollen, dass auch unser Gebet erhört werde. Denn es ist uns auch gesagt: Was ihr dem Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben {Joh 16}. Und: Bittet, so werdet ihr nehmen {Mt 7}.)

4. Und du, so du vor mir wandelst, wie dein Vater David gewandelt hat, mit rechtschaffenem Herzen und aufrichtig, dass du tust alles, was ich dir geboten habe, und meine Gebote und meine Rechte hältst,

Wandelst: Wenn du in der Furcht Gottes leben, und mir mit reinem Herzen dienen wirst, ohne Heuchelei, dass du nicht nur zum Teil auf meinen Gottesdienst Acht hast, zum Teil aber einer anderen Religion anhängst, oder auch deinen bösen Begierden zu viel den Zaum nachlässt, sondern dass du allerdings gerade zugehst, und nach meinen Geboten dein Leben anrichtest, dass du nicht tust, was dich gut dünket, sondern was mir wohl gefällt, gleichwie dein Vater gegen mir gesinnt gewesen. Denn der Ehebruch und Totschlag waren ihm längst verziehen, und worden ihm nicht mehr zugerechnet.

5. so will ich bestätigen den Stuhl deines Königreichs über Israel ewig, wie ich deinem Vater David geredet habe und gesagt: Es soll dir nicht gebrechen an einem Manne vom Stuhl Israels {2Sam 7v12 1Chr 18v12 23v10}.

ewig: Dass die königliche Regierung eine lange Zeit, und viel hundert Jahr in deinem Geschlechter bleibe.

Nicht gebrechen: Es soll das israelitische Königreich alle Zeit bei deinen Nachkommen bleiben, solange dieselbe Polizei währt. Wenn der wegen, (Wille er sagen) du und dein Volk in der wahren Gottseligkeit beharrt (Denn der Gemeinde Haufen richtet und artet sich nach seines Herrn tun) so will ich die Verheißungen, die ich deine Vater getan, an dir und deinen Nachkommen erfüllen. [Wer deswegen seinem Geschlecht und Nachkommen eine glückliche Zeit wünscht, und ihnen begehrt zu hinterlassen, der befleißige sich bis zu Ende seines Lebens der wahren Gottseligkeit.)

6. Werdet ihr euch aber von mir hinten abwenden, ihr und eure Kinder, und nicht halten meine Gebote und Rechte, die ich euch vorgelegt habe, und hingeht und anderen Göttern dient, und sie anbetet,

Abwenden: Dass ihr die wahre Religion verlasst.

Hingeht: Dass ihr mich verlasst, gleichwie ein Weib ihren Mann verlässt, und von ihm läuft.

Dient: Und also auf eine neue Weise Gott zu dienen euch unter steht, anders denn ich geboten habe.

7. so werde ich Israel ausrotten von dem Lande, das ich ihnen gegeben habe; und das Haus, das ich geheiligt habe meinem Namen, will ich verlassen von meinem Angesicht; und Israel wird ein Sprichwort und Fabel sein unter allen Völkern;

Ausrotten: Und welche das Schwert nicht fressen wird, oder die Pestilenz aufreiben, oder der Hunger hinrichten, die will ich ins Elend, in ein weit abgelegenes fremdes Land verstoßen.

Haus: der Tempel zu Jerusalem.

Verlassen: Ich will sein nicht mehr achten, sondern werde ein Abscheu dafür haben, es verunreinigen, niederreißen, und allerdings zerstören lassen. [Denn wo der Gottesdienst durchaus verfälscht ist, da kann Gott nichts mehr angenehm sein, oder gefallen, es sei gleich so köstlich und vortrefflich als es immer wolle.)

Sprichwort: Das ist: Die Heiden umher werden durch der Israeliten Unglück Anlass bekommen, dass sie ein Sprichwort werden unter ihnen aufbringen, und damit der Juden Unfall erneuern und umtreiben, dass, wenn man von einem unglückhaften und verstoßenen Volk wird sagen wollen, man die Israeliten auf die Bahn bringen wird, wie man heutzutage von der sizilischen Vesper, oder vom parisischen Blutbad redet.

8. und das Haus wird eingerissen werden, dass alle, die vorübergehen, werden sich entsetzen und blasen und sagen: Warum hat der Herr diesem Lande und diesem Hause also getan {5Mos 29v24 2Chr 7v21 Jer 22v8}?

Blasen: Sie werden darüber pfeifen, zur Schmach und Verachtung.

Getan: Dass es alles so jämmerlich verwüstet und verwüstet liegt. Was mag doch die Ursache sein eines solchen großen Jammers? Die Juden müssen gewisslich grob übersehen haben, dass sie so ganz keine Hilfe bei Gott erlangen können.

9. So wird man antworten: Darum, dass sie den Herrn, ihren Gott, verlassen haben, der ihre Väter aus Ägyptenland führte, und haben angenommen andere Götter und sie angebetet und ihnen gedient; darum hat der Herr all dies Übel über sie gebracht.

Antworten: Dass diejenigen, welche den Handel verstehen, und um der Juden Sachen Wissenschaft tragen, sagen werden.

Verlassen: Dass sie aus großer Undankbarkeit seinen rechten Gottesdienst verachtet und verworfen haben.

Herr: wieder den sie gesündigt.

Gebracht: Dass ihr Land verwüstet, ihr Tempel zerstört worden, dazu ihrer eine große Anzahl jämmerlich umgekommen, und die übrigen in eine elende Dienstbarkeit ihr Leben zubringen. [Ist deswegen die Abgötterei die vornehmste Ursache, um welcher willen ganze Länder und Königreich zugrunde gehe.)

10. Da nun die zwanzig Jahre um waren, in welchen Salomo die zwei Häuser baute, des Herrn Haus und des Königs Haus {2Chr 8v1}.

11. dazu Hiram, der König zu Tyrus, Salomo Zedernbäume und Tannenbäume und Gold nach all seinem Begehr brachte, da gab der König Salomo Hiram zwanzig Städte im Lande Galiläa.

Gold: Ohne das, welches David dem Salomo zum Bau des Tempels hinterlassen. Denn man hat zur Zierde des Tempels ganz viel Goldes verbraucht.

Gab: Nämlich, zur Wiedervergeltung und Dankbarkeit.

Galiläa: Welche Landschaft der berühmten Handelsstadt Tyro am Nächsten gelegen war. Und hat Salomo dem Hiram dieselben Städte eingeben, dass er die jährlichen Einkommen davon erheben sollte, bis ihn der Kosten, den er angewandt, wieder erstattet wäre. [Denn wir sollen die Guttaten mit Guttaten und Dankbarkeit vergelten.)

12. Und Hiram zog aus von Tyrus, die Städte zu besehen, die ihm Salomo gegeben hatte, und sie gefielen ihm nicht.

Ihm nicht: Sie dachten ihm zu gering zu sein, als dass sie ihm den Kosten möchten erstatten.

13. Und sprach: Was sind das für Städte, mein Bruder, die du mir gegeben hast? Und hieß sie das Land Kabul bis auf diesen Tag.

Sie: Nämlich, die selbige Städte, samt der umliegenden Landschaft, so dazu gehörte.

Kabul: Das ist, unfruchtbar, weil er vermeinte, die jährliche Einkommen, welche er daraus zu heben hätte, würden ganz zu schlecht sein. Darum er mit solcher Wiedervergeltung nicht wohl zufrieden gewesen.

Tag: Da diese Geschichte beschrieben wurde.

14. Und Hiram hatte dem Könige gesandt hundertundzwanzig Zentner Goldes.

Goldes: Es macht aber ein Zentner Goldes nach des Heiligtum Gewicht in die dreizehntausendfünfhundert und vierundneunzig Rheinischer goldene. Versteht man den einen gemeinen Zentner, so macht es halb so viel. Dennoch haben hundert und zwanzig Zentner eine treffliche Summe und etliche Tonnen Goldes gemacht. Weil demnach den Hiram die vorgemeldeten Städte nicht gefallen, so hat er sie dem Salomo wieder geben, wie 2. Chron. 8. zu sehen, Und hat anderer Gold oder Geld in gleichem Wert vom Salomo wieder empfangen, so viel er, nämlich, dem Salomo zuvor geschickt hatte. Und ist Hiram derer Freunde einer gewesen, die ganz zu sehr auf ihren eigenen Nutzen sehen, und mit der Wiedervergeltung sich nicht bald begnügen lassen, sie haben denn doppelt so viel dagegen empfangen, deren man heutzutage noch viel findet, die einem gern dienen mit ihrem Nutzen. Und ist um dieser Ursache willen der König Salomo gedrungen worden, dass er musste auf seine Untertanen eine Schatzung legen, damit er den Hiram befriedigen könne, wie davon im Text weiter folgt.

15. Und dasselbe ist die Summe der Zinse, die der König Salomo aufhob, zu bauen des Herrn Haus und sein Haus und Millo und die Mauern Jerusalems und Hazor und Megiddo und Gaser.

Zinse: Welche Salomo auf seine Untertanen legte, damit er dem Könige Hiram sein Geld wieder gebe, was er von ihm empfangen hatte.

Millo: Dies ist ein Ort in der Stadt Jerusalem gewesen, den Salomo besonders mit Gebäuden geziert. Und ist wohl glaubhaft, dass des Königs Räte und vornehmste Hofdiener da ihre Wohnung hatte. Denn die Königin aus Reich Arabien hat unter andere des Salomo herrliche Werke sich auch über seiner Knechte oder Diener Behausung verwundert, wie im folgenden zehnten Kapitel gemeldet wird.

Mauern: Die er auch ausgebessert, wo es vonnöten gewesen, und eine ansehnliche Summe Geldes daran gewagt hat.

Und Gaser: Welche Städte er gleichfalls auszubessern für eine Notdurft geachtet.

16. Denn Pharao, der König in Ägypten, war heraufkommen und hatte Gaser gewonnen und mit Feuer verbrannt und die Kanaaniter erwürgt, die in dem Stadt wohnten, und hatte sie seiner Tochter, Salomos Weibe, zum Geschenk gegeben.

Pharao: Des Königs Salomo Schwager.

Kanaaniter: Ein gottloses und verfluchtes Volk.

Gegeben: Samt dem dazu gehörigen umliegende Felde.

17. Also baute Salomo Gaser und das niedere Beth-Horon

Nieder Beth Horon: Zum Unterschied eines anderen Städtleins, welches auch im Lande Kanaan gelegen, und das Ober Beth Horon hieß.

18. und Baelath und Thamar in der Wüste im Lande

Lande: Nämlich, im Lande Kanaan, war dieselbe Wüste gelegen.

19. und alle Städte der Kornhäuser, die Salomo hatte, und alle Städte der Wagen und die Städte der Reiter, und wozu er Lust hatte zu bauen, zu Jerusalem, im Libanon und im ganzen Lande seiner Herrschaft.

Kornhäuser: Da man das Korn und Getreide aufschüttete, auf einen Notfall selbig zu benutzen.

Reiter: Darin der König Salomo seine Streit Wagen und Reiterei austeilte und unterhielt, dass er sie auf den Notfall haben könnte, wenn er in einen Krieg ausziehen müsste. Die selbigen Örter hat Salomo ausgebessert und befestigt.

Herrschaft: Im ganzen Königreich, das ihm untergeben war. Hörte man deswegen hier, wie großen Kosten der König Salomo zum Bau der vorgemeldeten Örter aufgewendet, darunter etliche nötig gewesen, als der Tempel, und die Kornstädte, samt denen, da er seine Reiter und Wagen gehalten, besonders auf den Grenzen seines Königreichs. [Denn die Kirche soll man im Bau erhalten, auf dass man da Gottes Wort hören könne: So soll man auch das übrige Getreide bei guter Zeit hinterlegen, und an sichere Örter verschaffen, auf dass den armen Untertanen, wenn Teuerung einfällt, damit geholfen werde. Die Waffen und Rüstungen soll man zu Friedenszeiten lassen zubereiten, dass man die Feinde damit in der Furcht behalte, und ihnen der Einfall gewehrt werde, Aber doch soll man auch sein Vertrauen nicht darauf setzen.) Die übrigen Gebäude aber waren dahin, dass sie der königlichen Majestät ein Ansehen machten. [Es wird aber dies am Salomo nicht Unrecht geheißen, dass er solche stattlichen Gebäude aufgeführt, daraus zu lesen ist, dass der Obrigkeit zugelassen sei, zur Notdurft, und auch zur Herrlichkeit zu bauen, auch einen Zins oder Schatzung auf die Untertanen zu legen, doch dass sie es ertragen können. So waren des Salomons Untertanen damals bei glücklichem Zustande, und gutes Vermögens. Welche aber neue Schatzungen von ihren Untertanen fordern, die vorhin ganz erschöpft sein, und solche auf unnötige Sachen anwenden, die weder zur Not, noch zur angemessenen Herrlichkeit angesehen sein, die sündigen schwer wieder Gott, als die einem anderen das ihre rauben. Denn man soll die Schafe scheren, und nicht schinden, oder die Haut über die Ohren abziehen.)

20. Und alles übrige Volk von den Amoritern, Hethitern, Pheresitern, Hevitern und Jebusitern, die nicht von den Kindern Israel waren,

21. derselben Kinder, die sie hinter sich übergeblieben ließen im Lande, die die Kinder Israel nicht konnten verbannen, die machte Salomo zinsbar bis auf diesen Tag.

Überbleiben: Nach dem ihre Väter umgekommen waren im Lande Kanaan.

Nicht könnten: Weil sie bisweilen eine unzeitige Gnade gegen dieses Volk gebraucht, dessen Mannsbilder alle miteinander Gott der Herr hatte heißen umbringen, da die Israeliten das Land Kanaan einnahmen.

Zinsbar: Denn weil man die erste Gelegenheit, da man ihnen hätte können zukommen, versäumt, hat man sie danach nicht mehr ausrotten können.

Tag: Da dies geschrieben worden. Haben also nicht allein einen größeren Tribut erlegen müssen, als die Israeliten, sondern waren auch zu der aller schlechtesten Dienstbarkeit gebunden, und angetrieben, dass sie dieselbe verrichten mussten.

22. Aber von den Kindern Israel machte er nicht Knechte, sondern ließ sie Kriegsleute und seine Knechte und Fürsten und Ritter und über seine Wagen und Reiter sein.

Knechte: Er hat sie nicht zur geringen Dienstarbeit gebraucht.

Kriegsleute: Dass sie auf den Notfall zum Kriege gerüstet wären.

Knechte: Dass sie ehrliche Ämter und Dienste versahen, beide zu Hof und anderswo.

Ritter: Dass sie in den Ritter Orden aufgenommen waren, welches ein besonderes hoher Ehrenstand bei den Römern gewesen. Und waren die Israeliten bei ihrem Tun um so viel desto glückseliger, dass sie mit Kriegs Ämtern versehen und begabt worden, und dennoch in großem Fried und guter Ruhe lebten, weil sich nirgend kein Feind regte. [In welchem des Salomons Königreich ein Vorbild gewesen ist des Reiches Christi, darin die Christen nicht Knechte, sondern frei sein, von der Dienstbarkeit der Sünden durch das Blut Christi erlöst. Also, dass sie nicht den unflätigen Werken des Fleisches ergeben, und dienen sollen, sondern nach Anleitung des Heiligen Geistes ihrem König Christo gehorsam leisten, in Gerechtigkeit und Heiligkeit, ihr Leben lang {Lk 1}.)

23. Und der Amtleute, die über Salomos Geschäfte waren, der waren fünfhundertundfünfzig, die über das Volk herrschten und die Geschäfte ausrichteten.

Herrschten: Die den Untertanen vorgesetzt waren. Und kann man aus ihrer großen Anzahl etlichermaßen abnehmen, was es für ein herrliches Tun um das israelitische Königreich zu Salomons Zeiten gewesen.

Ausrichteten: Nämlich, die ihnen Amts wegen zustanden, und vom Könige Salomo zu verrichten auferlegt waren. [Es hilft aber viel zu eines Königreichs Wohlstand, wenn viel taugliche Amtspersonen darin sein, dadurch die hohe Obrigkeit, als mit der rechten Hand, was sie weislich geschlossen, ins Werke richten kann.)

24. Und die Tochter Pharaos zog herauf von der Stadt Davids in ihr Haus, das er für sie gebaut hatte. Da baute er auch Millo.

Tochter: Nämlich, des Königs Salomo Gemahl.

Ihr Haus: Mit ihrem Frauenzimmer.

gebaut: Denn Salomo nicht gewollt, dass sein Weib in der Burg Davids ihre Wohnung hätte, weil die Bundeslade eine gute Zeit darin gestanden {2Chr 8}. [Denn obwohl der Ehestand vor Gott kein abscheulich Ding ist, und die Weiber Miterben der Gnaden sein {1Petr 3}. Und aber doch das weibliche Geschlecht viel unreine Gebrechen an ihm hat, von wegen der Monat und Kindbett, so hat Salomo eine besondere Behausung oder Zimmer bauen wollen für sein Weib, darin er sie mit ihrem Frauenzimmer aus der Burg Davids führen lassen. [Denn die Unreinigkeiten, damit das weibliche Geschlecht behaftet ist, deshalb sie auch zu gewisser Zeit vom Gottesdienst abgehalten worden {3Mos 12}, bedeutet die Unreinigkeit der Sünden, darin wir empfangen und geboren werden, um welcher willen wir auch von Gott verstoßen sein müssten, wo wir nicht mit dem Blut Christi, durch den Glauben gereinigt wären {1Joh 1}.)

Millo: Nämlich, ein Teil von der Stadt Jerusalem, wie oben auch gemeldet. Denn er hatte nun mehr Platz und Zeit bekommen zu bauen, nach dem der Tempel, samt dem königlichen Palast, und dem Frauenzimmer der Tochter Pharao verfertigt worden. [Und kann man nicht alles zumal tun.)

25. Und Salomo opferte des Jahres dreimal Brandopfer und Dankopfer auf dem Altar, den er dem Herrn gebaut hatte, und räucherte über ihm vor dem Herrn. Und wurde also das Haus fertig {2Chr 4v1 7v7}.

Dreimal: Nämlich, auf die drei hohe Feste, Ostern, Pfingsten, und der Versöhnung Fest, dem das Fest der Laubhütten anhängig war.

Brandopfer: Für seine und des israelitischen Volkes Sünden.

Dankopfer: Zur Dankbarkeit für die göttliche Guttaten, die er und das Volk empfangen.

Altar: Dessen im vorigen Kapitel auch gedacht worden.

Räucherte: Nämlich, durch die Priester, die solches verrichten mussten. [Es wird aber dies darum beschrieben, dass Fürsten und Herrn, bei dieses mächtigen Königs Beispiel sich zu erinnern haben, wie sie neben ihrer hohen Herrlichkeit und viele der Geschäfte, dennoch das Wort Gottes zur angemessenen Zeit anzuhören, ihren Glauben mit dem Abendmahl des Herrn zu stärken, und beim Gemeinde Gebet zu sein, sich nicht säumen sollen.)

26. Und Salomo machte auch Schiffe zu Ezeon-Geber, die bei Eloth liegt, am Ufer des Schilfmeers, im Lande der Edomiter.

Zu Ezeon Geber: Nämlich, Nahe bei derselben Stadt.

Schilfmeeres: Dadurch die Israeliten trockenen Fußes waren hindurch gegangen, da sie aus Ägypten gezogen {2Mos 14}.

27. Und Hiram sandte seine Knechte im Schiff, die gute Schiffsleute und auf dem Meer erfahren waren, mit den Knechten Salomos.

Hiram: Nämlich, der König zu Tyro, in der berühmten Gewerbestadt: Welcher erfahrene Schiffsleute hatte, die er dem Könige Salomo zu gefallen seinen Knechten zugeben, dass sie dieselben unterrichteten, wie sie auf dem Meer fahren sollten: Damit des Salomons Schiffe nicht gefährliche Anstöße litten, wenn keine erfahrenen Schiffsleute vorhanden wären. Denn obwohl die Freundschaft zwischen dem Salomo und Hiram mit einem Wölklein überzogen worden, von wegen der zwanzig Städte in Galiläa, davon oben gemeldet. So haben sie sich doch miteinander wiederum verglichen, und die Freundschaft von neuen bestätigt. Das sollen die Christen heutzutage auch tun, wenn irgend eine Uneinigkeit zwischen ihnen entstanden, dass sie einander von neuen Dienst und Freundschaft erzeigen, und sich also wiederum versöhnen. Es soll auch sonst ein jeder nach seinem Vermögen, das ihm Gott verliehen hat, dem Nächsten dienen. Da immer einer dem anderen forthelfen kann.)

28. Und kamen gen Ophir und holten dort vierhundertundzwanzig Zentner Goldes und brachten es dem Könige Salomo.

Ophir: Welche Insel vom Lande Kanaan sehr weit abgelegen war (etliche meinen es sei die, so man heutzutage Peru nennt) darin man das aller beste Gold fand.

Goldes: Welches sie gegen andere Ware abgewechselt. Die Summe desselben trifft über sechsthalb Million an, nämlich, über die siebenundfünfzig Tonnen Goldes. [Das Gold aber bedeutet den rechten Glauben an Christus {1Petr 1}. Welcher im Reich Christi, durch die Wirkung des Heiligen Geistes, so groß ist, dass die Christen aus demselben Glauben auch die allerheftigste und gräulichste Pein und Marter, und den allerschmerzlichsten Tod zu leiden sich nicht gescheut, gleichwie das Gold das Feuer leiden mag.)


Das 10. Kapitel

  • Die Königin aus Reich Arabien erkundigt Salomons Weisheit, verwundert sich darüber, und rühmt sie, verehrt ihm königliche Geschenke, und empfängt dergleichen wiederum von ihm, v. 1.
  • Salomons Schiffe bringen köstlich Holz zu Pfeilern des Tempels, und zu musikalischen Instrumenten tauglich, v. 11.
  • Salomons Herrlichkeit und Reichtum wird hoch gepriesen, v. 14.

1. Und da das Gerücht Salomos von dem Namen des Herrn kam vor die Königin von Reicharabien, kam sie, ihn zu versuchen mit Rätseln {2Chr 9v1}.

Und: Die Schrift fährt noch weiter fort, des Königs Salomo Herrlichkeit und Majestät heraus zu streichen.

Namen: Das ist: Wie Salomo dem Herrn einen herrlichen schönen Tempel gebaut hätte, und dass er solchem Gott mit großer Andacht diente, auch keinen Kosten daran sparte, wie groß er auch sein möchte: Dass er auch dem Regiment ganz weislich, und mit einem überaus gewaltigen königlichen Ansehen, und Herrlichkeit vorstünde, desgleichen aller Göttlichen und weltlichen Sachen so gute Wissenschaft trüge, als sonst bei einem Menschen zu finden nicht wohl glaubhaft sein möchte.

Reich Arabien: Welches Land weit von Jerusalem abgelegen ist, vom Lande Kanaan zu rechnen gegen mittagwärts.

Kam sie: Aus fernen Landen, und vom Ende der Erde {Mt 12v42 Lk 11v31}.

Rätseln: Dass sie ihm dunkle und schwere Fragen aufgebe, von groß und hochwichtigen Sachen, die Religion und das weltliche Regiment betreffend, vielleicht auch von etlichen spitzfindigen und verborgene Sachen in der Natur und natürlichen Dingen, damit sie erkundigte, ob er mit solcher hohen Weisheit begabt wäre, wie das Geschrei von ihm ging. [Es ist aber ein gutes Gerücht und berühmter Name nicht eine geringe Gabe Gottes. Und hat Gott seine Verheißungen aufs stattlichste erfüllt, da er dem Salomo unter anderem Gaben und Guttaten auch verheißen, dass er ihm wolle einen herrlichen Namen machen. Dass aber eine heidnische Königin, durch das Gerüchte Salomo auf gebracht worden, dass sie zu ihm gereist, ist dadurch die christliche Kirche vorgebildet, so aus den Heiden versammelt worden. Denn da dieselbe das Evangelium von dem Sohn Gottes gehört, ist sie zu der Erkenntnis Christi gekommen.)

2. Und sie kam gen Jerusalem mit einem sehr großen Zeug, mit Kamelen, die Spezerei trugen und viel Goldes und Edelsteine. Und da sie zum Könige Salomo hineinkam, redete sie mit ihm alles, was sie vorgenommen hatte.

Kam: Welcher Königin Zukunft dem Könige Salomo ohne allen Zweifel bei seinen Untertanen noch ein größer Ansehen gemacht.

Zeug: Mit einer ansehnlichen Ritterschaft.

Goldes: Welche Gaben sie später dem Könige Salomo verehrt.

Redet: Sie legte ihm mancherlei schwere Fragen für, von denen sie längst bei einem Weisen man sich gern Berichts erholt hätte, und begehrte von ihm, dass er ihr die selbigen auslegen und erklären wollte. Denn man nicht meinen soll, dass sie aus Vorwitz von weibliche Narrenwerk mit ihm zu schwätzen, eine solche weite Reise getan.

3. Und Salomo sagte ihr alles, und war dem Könige nichts verborgen, das er ihr nicht sagte.

Sagt ihr: Er hat ihr auf alle Fragen richtigen Bescheid gegeben, und sie unterrichtet, wie es damit beschaffen. [Denn wer die rechte Weisheit von Herzen sucht, der findet sie.)

Nichts verborgen: Sie hatte keine schwere Frage von irgend einer dunklen Sache vorgebracht, die der König nicht hätte können ausführlich erklären. [Denn in Christo, als dem rechten Salomo, sein verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Darum er auch, da er noch ein Knabe von zwölf Jahren gewesen, zu Jerusalem im Tempel seine Weisheit an Tag geben, dass auch die vortrefflichsten Männer sich haben darüber verwundern müssen {Lk 2}.)

4. Da aber die Königin von Reicharabien sah alle Weisheit Salomos und das Haus, das er gebaut hatte,

Alle Weisheit: Die sie aus einer jeden Antwort genügend vernommen.

Haus: Nämlich, den königlichen Palast, nach dem sie ihn fleißig und wohl besichtigt.

5. und die Speise für seinen Tisch und seiner Knechte Wohnung und seiner Diener Amt und ihre Kleider und seine Schenken und seine Brandopfer, die er in dem Hause des Herrn opferte, konnte sie sich nicht mehr enthalten

Speise: Welche künstlich zubereitet und wohlschmeckend war. Denn er auch gute Mundkoch hatte.

Knechte: Das ist: Seiner Hofdiener, denen er feine ansehnlichen Häuser gebaut, darin sie ihre Wohnung möglich haben können.

Amt: Da ein jeder an seinem Ort aufgewartet, und seinen Dienst versehen, dass nirgends keine Unordnung gespürt worden.

Kleider: Welche ihnen der König gegeben, aus derer köstlichen Materie man des Königs Freigiebigkeit erkennen konnte.

Schenken: Die dem Könige und anderen Gästen den Wein trugen und auftrugen, wie sie so ordentlich ihr Amt verrichteten, dass sie sich zum höchsten darüber verwundern müssen.

Hause: Dessen köstliches und überaus herrliches Gebäude ihr endlich das Maul aufgebrochen, dass sie nicht mehr schweigen, noch ihres Herzen Gedanken länger verhehlen können.

6. und sprach zum Könige: Es ist Ware, was ich in meinem Lande gehört habe von deinem Wesen und von deiner Weisheit.

7. Und ich habe es nicht wollen glauben, bis ich kommen bin und habe es mit meinen Augen gesehen. Und siehe, es ist mir nicht die Hälfte gesagt. Du hast mehr Weisheit und Gutes denn das Gerücht, das ich gehört habe.

Die Hälfte: Also ganz ist mir das Widerspiel begegnet. Denn sonst zu geschehen pflegt, dass man das Geschrei fast immer größer macht, als die Sache an ihr selbst ist, dass, wenn die Leute selber dazu kommen, und den Augenschein einnehmen, es sich viel geringer im Werke erzeigt, und befindet, denn man davon gesagt. Ich aber (Wille sie sprechen) finde hier viel mehr und größere Sachen, denn ich gehört habe. [Denn je mehr wir in der Erkenntnis Christi, als des rechten Salomons zunehmen, und etlichermaßen durch den Glauben näher zu ihm kommen, je größer und herrlicher Güter wir befinden. Endlich aber werden wir solche Sachen antreffen, die kein Auge auf der Erde gesehen, kein Ohr gehört, und in keines Menschen Herzen kommen sein {1Kor 2}.)

8. Selig sind deine Leute und deine Knechte, die immer vor dir stehen und deine Weisheit hören.

Stehen: Und dir auf den Dienst warten.

Hören: Denn es ist einem verständigen Menschen nichts Lieberes, als dass er fromme und Weise Leute möge hören, von Religionssachen und anderem nützlichen Tun gottselig und weislich reden. [Sind deswegen diejenigen recht selige Leute, welche das Wort Christi täglich hören können, das in der Heiligen Schrift verzeichnet ist, Denn wen man dasselbe mit Glauben annimmt, so bringt es uns die ewige Wohlfahrt und rechte Glückseligkeit {Röm 1 1Kor 1}.)

9. Gelobt sei der Herr, dein Gott, der zu dir Lust hat, dass er dich auf den Stuhl Israels gesetzt hat, darum dass der Herr Israel lieb hat ewig und dich zum Könige gesetzt hat, dass du Gericht und Recht hältst.

Dein Gott: Welcher allein der ewige wahre Gott ist, und der weiter auch mein Gott sein soll.

Dich: Als den allerweisesten Menschen.

Gesetzt: [Denn Gott setzt Könige ein und ab, wie er will, als der Gewalt hat über der Menschen Königreiche {Dan 4}.)

Lieb hat: Weil Gott für dies Volk immer sorgt, und darüber hält. [Denn welchem Volk Gott wohl Wille, dem gibt er Weise und fromme Regenten.)

Könige: Über dies Volk für anderen.

Recht hältst: Dass du dem Regiment recht und wohl vorstehst. [Denn die Obrigkeit wird darum von Gott in so hohen Stand gesetzt, nicht dass sie sich in allerlei, dazu verbotenen und schändlichen Wollüsten vertiefen soll, sondern dass sie den Untertanen Recht verschaffe, und dahin trachte, was zu der Untertanen zeitlicher und ewiger Wohlfahrt nützlich sein möge.)

10. Und sie gab dem Könige hundertundzwanzig Zentner Goldes und sehr viel Spezerei und Edelsteine. Es kam nicht mehr so viel Spezerei, als die Königin von Reicharabien dem Könige Salomo gab.

Gab: Zur Zeichen ihrer Ehrerbietung und Willfährigkeit gegen ihm.

Zentner: Ist eine rechte königliche Verehrung gewesen, trifft nach dem Gemeinde Gewicht über acht Tonnen Goldes an. [Er bringt aber die Kirche dem Herrn Christo alsdann Geschenk, wenn sie sich ihm ganz mit alle dem ihrem schenkt, und zu eigenen gibt, und ist bereit, ihr Leben samt allen zeitlichen Gütern in die Schanze zu schlagen, nur damit sie Christo ihren angemessenen Gehorsam und schuldige Ehrerbietung leiste. Solche Freiwilligkeit in einem christlichen Herzen, ist dem Sohn Gottes angenehmer als Gold und Edelsteine.)

Nicht mehr: Nämlich, auf einmal. [Denn derer, die aus den Heiden zum Glauben an Christus bekehrt sein, Freiwilligkeit ist größer gewesen, als der Juden.)

11. Dazu die Schiffe Hirams, die Gold aus Ophir führten, brachten sehr viel Ebenholz und Edelsteine.

Schiffe: Welche des Salomons Schiffe führten und begleiteten, wie im vorigen Kapitel gemeldet worden.

Ophir: Welche Insel zwar sehr weit vom Lande Kanaan abgelegen war, aber das beste Gold und desselben in großer Menge hatte. Dass also der König Salomo an Gold und Edelsteinen ganz reich worden. Den Gott hatte ihm große Reichtum zu geben versprochen, welches er auch aufs treulichste geleistet.

Ebenholz: (Nach Luther) Ist ein Baum in Indienland.

12. Und der König ließ machen von Ebenholz Pfeiler im Hause des Herrn und im Hause des Königs und Harfen und Psalter für die Sänger. Es kam nicht mehr solche Ebenholz, wurde auch nicht gesehen bis auf diesen Tag.

Pfeiler: Welche doch mehr zur Zierde als zur Notdurft an denselben Gebäuden gefügt worden.

Sänger: Die beim Gottesdienst Gott zu Ehren Lobgesänge sangen, und denn auch bei der königlichen Tafel solche Instrument gebrauchten. [Es ist aber die Musik eine besondere Zierde, sowohl in der Kirche, als an der Fürsten Höfen, wem dieselbe zuwider ist, der gibt sein störrig Gemüt dadurch an Tag.)

Gesehen: Nämlich, im Lande Kanaan, nach Salomons Zeiten.

Tag: Da diese Geschichte beschrieben worden.

13. Und der König Salomo gab der Königin von Reicharabien alles, was sie begehrte und bat, ohne was er ihr gab von ihm selbst. Und sie wandte sich und zog in ihr Land samt ihren Knechten.

Gab: Zur Verehrung und herrlichem Geschenk. Denn auch das Land Kanaan seine besonderen Sachen hatte, damit anderer Leute zu verehren, besonders aber ist der allerköstlichste Balsam da gefunden worden.

Selbst: Das ist: Was er ihr aus freiem Willen, und ungebeten verehrt. [Dabei wir nicht allein zu lernen, dass wir sollen dankbar sein, und den Freunden Gutes vergelten, sondern auch, dass Christus gegen seinen Gläubigen, die ihm von den ihren willig dargereicht, so gütig sei, dass er ihnen mehr gebe, als sie hoffen und begehren dürfen {Eph 3}.)

Ihr Land: Ohne Zweifel nicht allein mit größer und mehr Verwunderung über des Salomons Weisheit, sondern auch mit der Erkenntnis des wahren Gottes. Denn Salomo hatte etliche Tage lange nicht von schlechten und liederlichen, sondern von großen und hochwichtige Sache sich mit ihr bespracht. [Da Christus {Mt 12}. das Beispiel dieser Königin anzieht, welche ganz einen weiten Weg gezogen, Salomons Weisheit zu hören, rückt er damit den Juden ihre Undankbarkeit auf, dass sie ihn (Christus) den sie in der Nähe bei ihnen hätten, nicht hören wollten, damit sie selig würden, und sagt, wie sie durch dieser Königin Urteil am Jüngsten Tage verdammt werden. Sollen deswegen auch wir uns vorsehen, denen die Predigt des Evangeliums von Christo reichlich und täglich vorgetragen und vorgehalten wird, dass, wenn wir die selbige nicht mit Glauben annehmen, um solcher Undankbarkeit willen ewig müssen gestraft werden.)

14. Des Goldes aber, das Salomo in einem Jahr kam, war am Gewicht sechshundertund sechsund sechzig Zentner {2Chr 9v13},

Des Goldes: Des Königs Salomons Herrlichkeit und Reichtum wird noch weiter beschrieben und heraus gestrichen.

Zentner: Die machen über die neun Million, oder neunzig Tonnen Goldes.

15. ohne was von Krämern und Kaufleuten und Apothekern und von allen Königen Arabiens und von den Gewaltigen in Ländern kam.

Arabiens: Es war aber das Königreich Arabien ungefähr in die vierzig deutscher Meilen von Jerusalem abgelegen.

Gewaltigen: Das ist: Von anderen Fürsten und Herren in anderen Ländern, denn es begehrte jedermann Salomons Freund- und Kundschaft zu haben. [Und wem Gott wohl Wille, dem kann er der Menschen Herzen wunderlicherweise geneigt machen, dass ihn auch die Abwesenden, ja die ihn nie gesehen, lieben und ehren.)

16. Und der König Salomo ließ machen zweihundert Schilde vom besten Gold; sechshundert Stücke Goldes tat er zu einem Schilde {1Sam 14v26};

Bestem Gold: Damit sie, nämlich, zur Zierde und zum Schmuck aufs künstlichste übergoldet waren.

Stücke: Oder Goldblätter, da das Gold zu breiten Blech geschlagen war, die Schilde damit zu überziehen.

17. und dreihundert Tartschen vom besten Gold, je drei Pfund Goldes zu einer Tartsche. Und der König tat sie in das Haus vom Walde Libanon.

Pfund: Da je ein Pfund tausend Kronen anlaufen möchte, und also zu einer Tartschen (welches kleine runde Schild gewesen) dreitausend Kronen verbraucht worden.

Vom Wald: In welchem Hause oder Schloss der König seine Rüstkammer hatte, darin dieselben Schilde und Tartschen aufbehalten worden: Danach hat man sie, so oft es vonnöten gewesen, zum königlichen Gepränge hervorgebracht, als die nur zur Zierde gemacht waren. [Die geistliche Waffen aber im Reich Christi sein ganz überaus köstlich, und nicht so sehr wieder Gewalt, als zur Wohlfahrt und Seligkeit zubereitet {2Kor 10}.)

18. Und der König machte einen großen Stuhl von Elfenbein und überzog ihn mit dem edelsten Gold {2Chr 9v17}.

19. Und der Stuhl hatte sechs Stufen, und das Haupt am Stuhl war hinten rund. Und waren Lehnen auf beiden Seiten um das Gesäß, und zwei Löwen standen an den Lehnen.

Stufen: Darauf man hinauf steigen musste, bis zum Sitz, der im Stuhl gemacht war.

Hinten: Da man sich mit dem Rücken anlehnte.

Lehnen: Dass man die Arme darauf legt oder steuert.

Löwin: Die aus Elfenbein formiert, und mit Gold überzogen waren.

Lehnen: Nämlich, vorne an.

20. Und zwölf Löwen standen auf den sechs Stufen auf beiden Seiten. Solches ist nie gemacht in keinen Königreichen.

Standen: Gegeneinander über, also dass jegliche Stufe zwei Löwen hatte, an seinen beiden Enden, der Gestalt, dass wer auf den Stuhl steigen wollte, der musste zwischen den Löwen, so auf beiden Seiten standen, hinauf steigen. Und waren die Löwen aus Elfenbein gemacht, und mit Gold überzogen. Daher dieser Stuhl ein herrliches Ansehen hatte. [Dieser königliche Stuhl hat bedeutet die Majestät des Reiches Christi. Und daneben auch zu verstehen geben, dass Christus ein Richter sein werde über die Lebendigen und Toten. Dass die Löwen um den Richtstuhl her stehen, wird damit angezeigt, wie das Gericht, so Christus halten wird, allen Gottlosen ein schrecklicher Anblick sein werde. Die zwölfte Zahl mag auf die Apostel gedeutet werden, nach dem Spruch Christi {Lk 22}. Ihr werdet sitzen auf Stühlen, und richten die zwölf Geschlechter Israel. So werden auch die Gottseligen gleichsam als Beisitzer sein des Herrn Christi {1Kor 6}.)

21. Alle Trinkgefäße des Königs Salomo waren goldene, und alle Gefäße im Hause vom Walde Libanon waren auch lauter Gold; denn des Silbers achtete man zu den Zeiten Salomos nichts.

goldene: Aus lauterem Gold gemacht.

Walde: Nämlich, das inwendig mit Zedernholz überzogen und vertäfelt war, welches man aus dem Walde des Berges Libanon gebracht hatte.

Nichts.: Vor großer Menge des Goldes.

22. Denn das Meerschiff des Königs, das auf dem Meer mit dem Schiff Hirams fuhr, kam in drei Jahren einmal und brachte Gold, Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen.

Kam: Nämlich, aus den weit abgelegenen Inseln, dazu sie so viel Zeit haben mussten, bis sie dieselben erreichten, und von dort wieder zurück heim kommen konnten. Und ist das auch ein Stück zur königlichen Herrlichkeit gehörig, dass man fremde Tiere ins Land Kanaan aus anderen Ländern gebracht, die an denselben Orten zuvor unbekannt gewesen. [Die Affen sind im Reich Christi die Heuchler, welche der Frommen Werke äußerlich nachtun: Die Pfauen sind die, welche sich ihrer herrlichen Gaben, die ihnen Gott verliehen, überheben. Aber doch kann Gott nach seiner unermesslichen und unausforschlichen Weisheit beider zu seines Namens Ehre gebrauchen.)

23. Also wurde der König Salomo größer mit Reichtum und Weisheit denn alle Könige auf der Erde {2Chr 1v1}.

Größer: Hat deswegen Gott seine Zusage reichlich gehalten, da Er gesagt, dass Er den Salomo mit solcher Weisheit, Reichtum und Herrlichkeit begaben wollte, dass seines gleichen kein König auf der Erde sein würde. Denn obwohl auch andere gewaltige Monarchen in dieser Welt gefunden worden, so hatte doch ihrer keiner solche herrliche göttliche Gaben beisammen, wie Salomo, dass sie mit Weisheit, Reichtum und Ehren, so herrlich geleuchtet hätten.

24. Und alle Welt begehrte, Salomo zu sehen, dass sie die Weisheit hörten, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte.

Alle Welt: Nämlich, so wohl die großen Herren, als andere schlechte Leute.

Zu sehen: [Also haben auch die Engel ein Verlangen, und freuen sich, dass sie Christus schauen mögen, von wegen seiner wunderbaren Weisheit und großen Herrlichkeit {1Petr 1}.)

Gegeben: [Denn die Weisheit kommt von Gott, und wird nicht von den Eltern ererbt.)

25. Und jedermann brachte ihm Geschenke, silbernes und goldene Geräte, Kleider und Harnische, Würze, Rosse, Mäuler jährlich.

Geschenke: Zum Zeugnis ihrer Ehrerbietung.

Harnisch: Welche ganz künstlich und sauber gemacht waren.

Jährlich: Welches sie Taten, damit sie des Königs Salomo Freundschaft erlangen und erhalten möchten. [Und sollen die Fürsten ein anderer Dienst und Guttaten erzeigen, und also Freundschaft miteinander machen, oder die gemachte unterhalten. Auch wurde dadurch bedeutet, dass Christo alle Kreaturen, die Obersten, Mittleren und Untersten unterworfen sind {Phil 2}. Ob wir es wohl noch nicht sehen, wie ihm alles unterworfen ist {Hebr 2}.)

26. Und Salomo brachte zuhauf Wagen und Reiter, dass er hatte tausend und vierhundert Wagen und zwölftausend Reiter, und ließ sie in den Wagenstädten und bei dem Könige zu Jerusalem {2Chr 1v14 v15}.

Zu Haufen: Nämlich, sowohl von den vorgemeldeten Geschenken, als was er selber gekauft, davon später folgen wird.

Reiter: Welche zu den vorigen, die er vorhin hatte, gerechnet, die Zahl der vierzigtausend Reiter ergänzen.

Bei dem: Das ist: Er hat etliche von den Reitern bei sich am Hofe behalten, so viel er deren bedürft, und genug sein meinten: Den anderen aber hat er gewisse Örter hin und wieder in den Städten eingegeben, da sie ihre Wohnung und Unterhaltung haben konnten und da er sonst seine Streitwagen hatte, damit er sie auf den Notfall in der Eile bei ihm haben könnte. [Mag man deswegen wohl eine Vorbereitung zum Kriege haben, aber man soll sich nicht darauf zu sehr verlassen.)

27. Und der König machte, dass des Silbers zu Jerusalem so viel war wie die Steine, und Zedernholz so viel wie die wilden Feigenbäume in den Gründen.

Steine: Dies wird eben auf die Weise geredet, wie Gott zum Abraham gesagt: Ich will deinen Samen mehren, wie den Sand am Ufer des Meers. Und wird damit angezeigt, dass des Silbers zu Jerusalem eine solche Menge gewesen, dass man es sich nicht besonders geachtet. Wie bekannt, dass in etlichen Ländern, besonders in Schweden, des Silbers ganz viel ist.

Zedernholz: Das er auch mit großem Haufen gen Jerusalem bringen lassen, damit es die Israeliten zum Bauen bei der Hand hätten. [Denn Reichtum und allerlei Güter sein an ihnen selbst nicht böses, wenn das Herz dessen, der sie in Besitzung hat, gut ist, weil sie durch den Segen Gottes einem zukommen.)

28. Und man brachte dem Salomo Pferde aus Ägypten und allerlei Ware, und die Kaufleute des Königs kauften die selbige Ware

Brachte: Nämlich, in großer Anzahl.

Des Königs: Welche dem Könige in dieser Sache dienten, und mit Haufen in Ägypten zogen, da sie die Pferde koppelweiß kauften, und dem Könige Salomo zuführten.

29. und brachten es aus Ägypten heraus, je einen Wagen um sechshundert Silberlinge, und ein Pferd um hundertundfünfzig. Also brachte man sie auch allen Königen der Hethiter und den Königen zu Syrien durch ihre Hand.

Wagen: Nämlich, ein Streitwagen kostete so viel mit Nahrung, und allem, so darauf ging, bis er gen Jerusalem zum Könige gebracht wurde.

Silberling: Deren einer meines Erachtens nicht viel weniger als ein Taler gegolten.

gebracht: Nämlich, aus Ägypten.

Ihre Hand: Nämlich, der Kaufleute, die sie ihnen zuführten. [Obwohl nun den israelitischen Königen im Gesetz verboten war {5Mos 17}, dass sie nicht viel Pferde halten sollten. So war doch solches nicht anders denn nur zu dem Ende gemeint, dass keiner sein Vertrauen auf dergleichen ansehnlichen Reiterei stellen sollte. Darum Salomo mit der Menge seiner Pferde und Reiter so lange nicht gesündigt, solange er mit rechtschaffenem und reinem Herzen auf Gott allein sein Vertrauen hatte. Der Gestalt können die Fürsten und Herren ihre Reiterei ohne Sünde gebrauchen.)


Das 11. Kapitel

  • Salomo sieht seinen Weibern zu gefallen zu der Abgötterei durch die Finger, und hilft dazu, v. 1.
  • Darauf droht ihm Gott die Zerteilung seines Reiches, davon er bald einen Vortrab gespürt, v. 9.
  • Der Prophet Ahia zerreißt seinen Mantel, und gibt Jerobeam zehn Stücke davon, verkündigt ihm auch alles Gutes, wenn er werde fromm sein, oder aber, da er gottlos sein werde, zeigt er ihm auch die Strafen an, v. 29.
  • Jerobeam flieht in Ägypten, Rehabeam folgt dem Salomo in der Regierung nach, v. 40.

1. Aber der König Salomo liebte viel ausländischer Weiber: Die Tochter Pharaos und moabitische, ammonitische, edomitische, zidonitische und hethitische,

Aber: Bis daher haben wir vernommen, mit was großer Gottseligkeit, Weisheit, Gerechtigkeit, Glückseligkeit, Herrlichkeit und Frieden Salomo dem israelitischen Königreich vorgestanden: Jetzt wird sein schrecklicher Fall beschrieben, wie er in Abgötterei geraten, daraus später viel Übles entstanden.

Ausländische: Die nicht vom Volk Israel waren.

Tochter Pharao: Welche doch allein vielleicht ihn niemals also betören können. Denn ihm oben deshalb ganz nicht übel nachgeredet wird, dass er sie zum Weibe genommen. Aber er hat sich an der allein nicht begnügen lassen, sondern noch viel andere mehr dazu geheiratet.

2. von solchen Völkern, davon der Herr gesagt hatte den Kindern Israel: Geht nicht zu ihnen und lasst sie nicht zu euch kommen; sie werden gewiss eure Herzen neigen ihren Göttern nach. An diesen hing Salomo mit Liebe {2Mos 34v16 5Mos 7v3}.

Völkern: Welche gottlos und von Gott verstoßen waren.

Gesagt: Nämlich, im Gesetz {2Mos 34}.

Zu ihnen: Dass ihr sie wolltet zur Ehe nehmen.

Kommen: Dass ihre Schwägerschaft mit ihnen begehrt zu machen.

Göttern nach: Dass ihr euch mit heidnischer Abgötterei verunreinigt. Aber sonst durfte die Israeliten wohl fremde Weiber aus den Heiden nehmen, welche sie im Streit gefangen hatten {5Mos 21}. Weil der Gestalt von einer gefangenen Person man sich nicht leicht einer Gefahr zu besorgen. [Obwohl nun wir Christen an dies Gesetz nicht gebunden sind, so ist es doch nicht ohne Gefahr, wenn jemand ein Weib nimmt, die nicht seiner Religion ist.)

Diesen: Nämlich, an den vorgemeldeten ausländischen Weibern, da doch, wenn er je mehr begehrt hätte, in so einem volkreichen Königreich Israel er wohl die allerschönsten, dazu die in der Furcht Gottes wohl auferzogen gewesen, hätte finden können.

3. Und er hatte siebenhundert Weiber zu Frauen und dreihundert Kebsweiber; und seine Weiber neigten sein Herz.

Frauen: Das ist: Die von freien Eltern geboren, und aus ehrlichen Vorhaben Geschlechtern ihre Herkunft hatten.

Kebsweiber: Das ist: Mägde oder Leibeigene, die er von wegen ihrer schönen Gestalt zur Ehe genommen, aber doch also, dass sie ihres Standes halben viel geringer gehalten würden, als die vorigen.

Seine Weiber: Welche, nämlich, die heidnischen Religion aus ihres Vaters Hause mit sich an den Hof gebracht hatte.

Herz: Also, dass er weiter nicht mehr dem wahren Gott allein seinen Gottesdienst erhielte, sondern auch den Weibern zu gefallen, gottlose und heidnische Abgötterei in seinem Königreich zuließ, und dazu half, wie gleich später ausführlicher folgt.

4. Und da er nun alt war, neigten seine Weiber sein Herz fremden Göttern nach, dass sein Herz nicht ganz war mit dem Herrn, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David.

Alt war: Und an Kräften beide des Leibes und des Gemüts sehr abgenommen hatte.

Neigten: [Denn es vermögen der Weiber anmutige Liebesreden, und besonders der Jungen, bei den alten Männern ganz viel ausrichten und zuwege bringen.)

Göttern nach: Also, dass er auch selber bei den Gottlosen und Abgöttischen Verrichtungen der Götzendienste, seinen Weibern zu gefallen, sich finden ließ, obwohl er in seinem Herzen solche unrechten Gottesdienste nicht billigte. [Gleichwie man noch heutigen Tages solche Leute hohes und niedrigen Standes sich finden, die ihren Weibern zu gefallen, zu der päpstlichen Messe sich verfügen, welche sie doch in ihrem Herzen Unrecht erkennen, und als gottloses verwerfen.)

Nicht ganz: Das ist: Er hat Gott nicht mit rechtschaffenem Eifer gedient, wie sein Vater David getan hatte. Den sonst hätte er die Abgötterei gescheut, und nicht allein nicht dabei sein können, sondern sie auch allerdings hinweg geschafft, und den Leuten aus den Augen getan. [Denn die können Gott nicht mit Ernst dienen, welche bei der Abgötterei, den Menschen zu gefallen, sich finden lassen, oder dieselbe nicht abtun, wenn sie können.)

5. Also wandelte Salomo Asthoreth, dem Gott derer von Zidon nach, und Milkom, dem Gräuel der Ammoniter.

Wandelt: Das ist: Er hat zugleich mit seinen Weibern bei der ammonitischen und zidonitischen Abgötterei sich finden lassen.

Gräuel: Denn wir sollen die Abgötterei für einen Gräuel halten, und einen Abscheu dafür haben.

6. Und Salomo tat, dass dem Herrn übel gefiel, und folgte nicht gänzlich dem Herrn wie sein Vater David.

Nicht gänzlich: Er diente nicht einig und allein dem Herrn, als dem wahren Gott, wie er hätte sollen tun.

7. Da baute Salomo eine Höhe Kamos, dem Gräuel der Moabiter, auf dem Berge, der vor Jerusalem liegt, und Molech, dem Gräuel der Ammoniter {4Mos 21v29}.

Höhe: Das ist: Ein Tempel oder Kirche an einem hohen Ort.

Moabiter: Das ist: Welchen Abgott die Moabiter verehrten und anbeteten.

8. Also tat Salomo allen seinen ausländischen Weibern, die ihren Göttern räucherten und opferten.

Allen: Also, dass, was eine jede für einen Gott erwählte, und ihm zu dienen begehrte, ihr solches freistünde, und durfte auch solchem ihrem Abgott eine Kirche oder Kapelle aufrichten lassen, von des Königs Kosten, auf dass seine heidnischen Weiber Gelegenheit und Platz haben könnten, nach ihrer Väter Weise ihren Gottesdienst zu verrichten. Hat man deswegen neben der wahren Religion und Gottesdienst, der im Tempel zu Jerusalem verrichtet wurde, außerhalb desselben im Königreich Salomons hin und wieder auf dem Lande auch zugleich viel Abgötterei sehen treiben. In welchem Tun Salomo vielfältig und gröblich gesündigt, als, dass er Abgöttische Weiber genommen, und derselben eine große Anzahl, denen er danach so viel eingeräumt und zu Willen worden, dass er die Abgötterei im Lande ungescheut zu treiben zugelassen, auch mit seiner Gegenwart so viel zu verstehen geben, als ob er es auch damit hielte, mit der Israeliten großem Ärgernisse. [Hat deswegen eine solche übermachte Lust und Liebe zu Weibern, auch im Ehestande, dem Salomo seinen Verstand genommen, und die Beiwohnung mit gottlosen Weibern sein Herz und Gemüt von dem rechten Gottesdienst abgewandt, und ihn ganz sehr verderbe. Welchen man aber? Freilich den Allerweisesten unter allen Menschen, so jemals gelebt. Darum soll niemand auf seine Weisheit sich verlassen, sondern Gott um die Regierung seines Heiligen Geistes stetig anrufen. Niemand soll seine Kräfte, beide des Leibes und Gemüts oder Verstandes mit ganz zu vielem Weiber-Brauch schwächen. Und soll auch niemand seinem Weibe zu gefallen, wenn sie ihm gleich ganz lieb ist, entweder in Religionssachen etwas wieder die Gottseligkeit, oder auch in weltlichen Geschäften, wieder Gerechtigkeit und Ehrbarkeit handeln. Denn man soll die Weiber also lieben, dass wir die Gottesfurcht dabei nicht vergessen und ihn zuerst und am meisten Lieben.)

9. der Herr aber wurde zornig über Salomo, dass sein Herz von dem Herrn, dem Gott Israels, geneigt war, der ihm zweimal erschienen war {1Sam 3v5 9v2}.

Zweimal: Nämlich, einmal zu Gibeon, und zum andermal zu Jerusalem.

10. und ihm solches geboten hatte, dass er nicht anderen Göttern nachwandelte, und doch er nicht gehalten hatte, was ihm der Herr geboten hatte.

Geboten: Dass er sich fleißig hüten sollte vor der Abgötterei.

11. Darum sprach der Herr zu Salomo: Weil solches bei dir geschehen ist und hast meinen Bund und meine Gebote nicht gehalten, die ich dir geboten habe, so will ich auch das Königreich von dir reißen und deinem Knechte geben {1Sam 12v15}.

sprach: Nämlich, durch einen Propheten, wie ich es dafür halte.

Geschehen: Dass solche große Sünde der Abgötterei sich bei dir gefunden hat.

Bund: Damit du dich gegen mir verbunden und verpflichtet hast, dass du mir einzig und allein dienen wolltest.

Nicht gehalten: In dem, dass du fremde und Ausländische Weiber genommen und ihnen zu gefallen der Abgötterei nachgehängt.

Reißen: Du sollst nichts Gewisseres dich versehen, denn dass du dein Königreich darüber verlieren wirst.

Knechte: Es meinte aber Gott den Jerobeam damit, welcher des Salomons Diener einer war, und sich später demselben widersetzte, wie an seinem Ort folgen wird.

12. Doch bei deiner Zeit will ich es nicht tun um deines Vaters David willen, sondern von der Hand deines Sohnes will ich es reißen.

Zeit: Weil du noch im Leben bist.

Nicht tun: Was ich dir jetzt allererst gedroht habe, dass ich das Königreich von dir nehmen wolle.

Willen: Als wollte er sagen: Dass ich die Strafe noch länger aufschiebe, geschieht nicht deinethalben, der du nicht allein zeitliche, sondern auch ewige Strafe verdient hast, welches dir auch geraten wird, wo du nicht Busse tust: Sondern weil ich es deinem Vater David verheißen, dass er sollte seinen Sohn, als einen mächtigen König, zum Nachkommen haben.

Reißen: Nämlich, dies dein herrliches und mächtiges Königreich, welches du jetzt besitzt.

13. Doch will ich nicht das ganze Reich abreißen. Einen Stamm will ich deinem Sohne gehen um Davids willen, meines Knechts, und um Jerusalems willen, die ich erwählt habe.

Abreißen: Von deinen Nachkommen.

Einen Stamm: Nämlich, den Stamm Juda.

Knechts: Dessen Nachkommen ich das Königreich viel Jahr lange verheißen hab.

Erwählt: Und gesagt: Dass ich bei meinem Tempel zu Jerusalem sein wolle, damit ich meinen Gottesdienst und die Stadt erhalte. Es ist aber zu hoffen, dass Salomo sich wiederum bekehrt, und Buße getan habe, weil er Alters halben, nicht mehr so freudig und mutig gewesen, dass er mit gebührendem Eifer die Abgötterei wieder abgeschafft hätte. Hat er denn sich nicht bekehrt, so kann man auch von seiner Seelen Seligkeit nichts hoffen. [Darum, wer seiner Seelen und seinen Nachkommen begehrt Rat zu Schafen, der muss die Abgötterei, als den allerschädlichsten Seelengift und ein Verderben der Königreiche und Herrschaften, meiden und fliehen.)

14. Und der Herr erweckte Salomo einen Widersacher, Hadad, den Edomiter, von königlichem Samen, welcher war in Edom.

Widersacher: Da er sonst bisher in guter Ruhe still gesessen, und guten Frieden hatte.

Edomiter: Welches Volk den Israeliten immer spinnen-feind gewesen, obwohl sie den Hass oftmals müssen heimlich halten und verbergen.

15. Denn da David in Edom war und Joab, der Feldhauptmann, hinaufzog, die Erschlagenen zu begraben, schlug er, was Mannsbilder war, in Edom.

War: Nämlich, mit einem Kriegsheer, und die Edomiter geschlagen und überwunden hatte {2Sam 8v14}.

Zu begraben: Damit das Land von den toten Körpern gereinigt würde.

Mannsbilder: Damit er also die Edomiter, sofern er nur immer konnte, ganz vertilgte. Obwohl dennoch etliche aus seinen Händen entronnen und übergeblieben, die mit der Zeit sich wiederum gemehrt, und dem israelitischen Königreich abermals zu Schafen geben, wie im anderen Buch der Könige, Kapitel 8. geschrieben steht. Hier muss man sich erinnern, dass Gott den Israeliten, da sie ins Land Kanaan gezogen, und durch der Edomiter Land reisen mussten, befohlen, dass sie der Edomiter, als ihrer Verwandten, weil sie vom Edom her kamen, schonen sollten {5Mos 2}, welches auch geschehen {4Mos 20}. Aber weil sie solche Guttat nicht mit Dank angenommen, sondern mit ihrem gottlosen Wesen wieder Gott, und mit einem unversöhnlichen Hass und Neid wieder die Israeliten sich versündigten, so sind sie endlich unter der Regierung des Königs Davids bis aufs Haupt erlegt, und schier allerdings ausgerottet worden. [Darum, so oft wir durch Gottes Guttat aus einer großen Gefahr errettet sein, sollen wir uns gegen Gott und dem Nächsten dankbar erzeigen, damit wir nicht bald später wieder in ein größer Unglück geraten.)

16. Denn Joab blieb sechs Monden dort und das ganze Israel, bis er ausrottete alles, was Mannsbilder war in Edom.

17. Da floh Hadad und mit ihm etliche Männer der Edomiter von seines Vaters Knechten, dass sie nach Ägypten kämen. Hadad aber war ein junger Knabe.

floh Hadad: Des Königs Sohn in Edom, da nämlich Joab, aus gerechtem Urteil Gottes, an den gottlosen Edomitern ernstliche und rechte Strafe übte.

Knechten: Von den vornehmsten Hofdienern seines Vaters, der vielleicht im Streit umgekommen.

18. Und sie machten sich auf von Midian und kamen gen Paran; und nahmen Leute mit sich aus Paran und kamen nach Ägypten zu Pharao, dem Könige in Ägypten; der gab ihm ein Haus und Nahrung und gab ihm ein Land ein.

Midian: Dahin sie in der allgemeinen Niederlage der Edomiter entflohen waren.

Leute: Die sie zu Gefährten an sich gezogen.

Zu Pharao: Und baten ihn, dass er nach seiner Mildigkeit und Güte den jungen Sohn des Königs, in seinen Schutz aufnehmen, und ihm Unterschlupf geben wollte.

Haus: Wie seinem Stand gebührte.

Nahrung: Dass er ihn stattlich unterhielte.

Land: Das ist: Er hat ihm ein Ort Landes oder eine Herrschaft in Ägypten eingegeben, dass er darüber zu gebieten hätte, und von dessen Einkommen und jährlichen Gesellen sich mit seinen Dienern unterhielte. [Denn was weise und verständige Fürsten sein, die betrachten, was ihnen selbst, als Menschen, dermaleinst auch begegnen könnte, darum sind sie gegen anderen Vertriebenen desto freigebiger.)

19. Und Hadad fand große Gnade vor dem Pharao, dass er ihm auch seines Weibes Thachpenes, der Königin, Schwester zum Weibe gab.

Gnade: der König Pharao hielt ihn lieb und wert.

Schwester: Also, dass er nunmehr einen mächtigen König zum Schwager hatte.

20. Und die Schwester Thachpenes gebar ihm Genubath, seinen Sohn; und Thachpenes zog ihn auf im Hause Pharaos, dass Genubath war im Hause Pharaos unter den Kindern Pharaos.

Zog ihn auf: Weil sie, die Königin, ihn, als ihren Schwester Sohn, inniglich und herzlich liebte.

Kindern: Das ist: Er wurde zugleich mit den königlichen Kindern zu Hof erzogen, dass also dem Hadad und seinem Sohn nichts mangelte.

21. Da nun Hadad hörte in Ägypten, das David entschlafen war mit seinen Vätern, und dass Joab, der Feldhauptmann, Tod war, sprach er zu Pharao: Lass mich in mein Land ziehen.

Entschlafen: Dass er gestorben, und also sein mächtiger Widersacher hinweg wäre.

Joab: Vor dessen Macht er sich nicht weniger gefürchtet, als vor dem König David selbst.

Tod: Weil ihn Salomo hat heißen umbringen.

Ziehen: Mit meinem Weibe, Kindern und Dienern, dass ich mein väterlich Erb-Königreich wieder einnehme.

22. Pharao sprach zu ihm: Was fehlt dir bei mir, dass du willst in dein Land ziehen? Er sprach: Nichts; aber lass mich ziehen!

Fehlt dir: Es nimmt mich wunder, dass du weg begehrst, denn ich halts dafür, du seist in meinem Königreich bisher also gehalten worden, dass du nicht deutliche Ursachen hast, hinweg zu ziehen. [Diesem Pharao sein sehr ungleich, welche ihre Gäste entweder nicht aufnehmen, oder sie doch bald wieder abfertigen.)

Nichts: Ich bekenne gern, dass ich bisher in deinem Königreich keinen Mangel hatte, und bin wohl darin gehalten worden.

Ziehen: Denn weil einem jeden Menschen sein Vaterland am anmutigsten ist, so verlangt mich auch danach, und kann es mir nicht allerdings aus dem Sinn schlagen. Darum so bitte ich dich fleißig, du wollest mir erlauben, dass ich mich wiederum dahin begebe. Welches denn der König in Ägypten endlich bewilligt, und hat ihm ohne Zweifel ein ziemliches Kriegsvolk mit gegeben, damit er sein Königreich anfallen, und wiederum erobern könnte, das denn eben zu der Zeit sich begeben, da der König Salomo in Abgötterei geraten war. [Darum, als bald einer die Furcht Gottes hinten setzt, so muss er seine Feinde fürchten, da er sonst zuvor gute Ruhe hatte.)

23. Auch erweckte ihm Gott einen Widersacher, Reson, den Sohn Eljadas, der von seinem Herrn Hadadeser, dem Könige zu Zoba, geflohen war.

Widersacher: Einem anderen, ohne den erstgemeldeten Hadad.

Geflohen: Das ist: Er war von seinem Herrn Hadad-Eser abgefallen, und treulos an ihm worden.

24. Und sammelte wieder ihn Männer und wurde ein Hauptmann der Kriegsknechte, da sie David erwürgte; und zogen gen Damaskus und wohnten dort und regierten zu Damaskus.

Männer: Nämlich, ein ziemliches Kriegsheer.

Erwürgt: Das ist: Als der König David des Hadad-Esers Kriegsvolk geschlagen und zerstreut hatte, (davon oben 2 Sam. 8. gesagt ist) so ist Reson von seinem Könige hinweg gewichen, und hat das übrige Kriegsvolk, welches er wiederum zusammen gebracht, an sich gezogen, dass sein König allerdings ausgeschlossen worden, und er allein das Regiment behalten hat.

Damaskus: In welcher Stadt David damals, als er den Hadad Eser überwunden, eine Besatzung gelegt hatte.

Regieren: Dass sie den Reson zum Könige über sich gesetzt, welches vielleicht nach etlichen Jahren geschehen, als David gestorben war. [Denn welche nach hohen Dingen trachten, die können ein Zeit lang sich ganz demütig stellen.)

25. Und er war Israels Widersacher, solange Salomo lebte. Das ist der Schaden, den Hadad litt; darum hatte er einen Ekel wieder Israel und wurde König über Syrien.

Lebt: Hat aber doch seinen Hass und Widerwillen nicht durften hervor lassen, bis Salomo in Abgötterei gefallen, und damit Gott erzürnt hat. Denn damals ist Reson von Gott auf gebracht worden, dass er dem Salomo viel Überdrang getan und ein sehr böser Nachbar gewesen. [Denn wenn Gott durch der Menschen Sünden zu Zorn gereizt wird, so lässt er zu, dass die Feinde, welche sich zuvor nicht rege durften, unversehens das Volk Gottes anfallen, wenn sich es an Gott versündigt hat.)

Ekel: Nämlich, darüber, weil die Israeliten seine Landsleute, des Hadads (oder Hadad Esers, wie er zuvor genannt wird) Untertanen im Krieg erwürgt hatten. Denn ob er wohl des Hadad Esers Person hasste, und darum von ihm abgefallen war, so war er doch den Israeliten noch feinder, dass sie die Syrer so sehr geschwächt hatten, über die er jetzt zum Könige gesetzt war. Weil deswegen die Landschaft Syrien dem jüdischen Land ganz nahend gelegen, so konnte er immer Gelegenheit finden, dass er den Israeliten Schaden zufügte. [Denn ein untreuer Nachbar ist ein großes Übel. Und ist dies auch eine Strafe von Gott gewesen, damit des Salomons Abgötterei heimgesucht worden.)

26. Dazu Jerobeam, der Sohn Nebats, ein Ephrater von Zareda, Salomos Knecht (und seine Mutter hieß Zeruga, eine Witwe), der hob auch die Hand auf wieder den König {2Chr 13v6}.

Dazu: Folgt jetzt vom dritten Widersacher Salomons, der um seiner begangenen Abgötterei willen wieder ihn aufgebracht worden.

Ephrater: der aus dem Stamm Ephraim seine Herkunft hatte.

Zareda: Einer Stadt im Stamme Ephraim gelegen.

Knecht: Das ist: sein Diener oder Amtmann.

Witwe: Damit es das Ansehen hat, als ob der Heiligen Geist wollen zu verstehen geben, dieser Jerobeam sei aus einem unehelichen Beischlaf geboren worden, da seine Mutter im Witwenstande gelebt.

Hand auf: Das ist: Er fiel vom Könige ab, und schreitet aus dem Gehorsam. [Denn wer Gott nicht mit Ernst fürchten Wille, der muss sich für Menschen und für seine eigenen Untertanen oder Hausgenossen fürchten.)

27. Und das ist die Sache, darum er die Hand wieder den König aufhob: Da Salomo Millo baute, verschloss er eine Lücke an der Stadt Davids, seines Vaters.

Millo: Ein Ort oder Teil von der Stadt Jerusalem, wie in den vorigen Kapiteln auch gemeldet.

Lücke: Er hat einen Bruch an der Mauer der Burg, darin David gewohnt hatte, wieder erbaut, und die Mauer ausgebessert, dazu man viel und große Kosten haben musste.

28. Und Jerobeam war ein streitbarer man. Und da Salomo sah, dass der Knabe aufrichtig war, setzte er ihn über alle lasst des Hauses Josephs.

Aufrichtig: Das ist: Da der König gemerkt, dass Jerobeam, wohl noch jung, dennoch seine Sache versehen konnte, und zu benutzen wäre.

Hauses Josef: Dass er über den Stamm Manasse, und über den Stamm Ephraim, aus dem er gebürtig war, als ein königlicher Amtmann zu gebieten hatte, und die aufgelegte Schatzung von denselben Stämmen einforderte, danach aber dem König lieferte, zum vorgemeldeten Bau selbig anzuwenden.

29. Es begab sich aber zu der Zeit, dass Jerobeam ausging von Jerusalem, und es traf ihn an der Prophet Ahia von Silo auf dem Wege, und hatte einen neuen Mantel an; und waren die beiden allein im Felde.

Ausging: Vielleicht zu spazieren.

Allein: Darum sie desto besser und ungehindert sich miteinander unterreden können.

30. Und Ahia fasste den neuen Mantel, den er anhatte, und riss ihn in zwölf Stücke {1Sam 12v15 14v2}.

Zwölf Stücke: Denn es pflegten die Propheten vorzeiten zu ihren Weissagungen von hochwichtigen Sachen ein äußerlich Zeichen hinzuzutun, dadurch die Leute aufgemuntert, und angereizt worden, denselben desto Ehe Beifall zu geben. [Und hat Christus zur Bestätigung seiner Verheißung vom Himmelreich die wirklichen und kräftigen Zeichen gegeben, nämlich, die Taufe, und das Abendmahl des Herrn.)

31. Und sprach zu Jerobeam: Nimm zehn Stücke zu dir. Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Siehe, ich will das Königreich von der Hand Salomos reißen und dir zehn Stämme geben.

32. Einen Stamm soll er haben um meines Knechts David willen und um der Stadt Jerusalem willen, die ich erwählt habe aus allen Stämmen Israels,

Er haben: der, nämlich, bei seinen Nachkommen bleiben soll, welcher war der Stamm Juda. Und wird hier und sonst zu öfter nur von einem Stamm gesagt, den des Salomons Nachkommen behalten haben, weil der Stamm Juda der mächtigste und volkreichste war, dem als zur Zugabe Gott den Stamm Benjamin noch zugesellt, in welchem Stamm die Stadt Jerusalem gelegen war, wo der königliche Sitz und der Tempel des Herrn gefunden wurden.

33. darum dass sie mich verlassen und angebetet haben Asthoreth, den Gott der Zidonier, Kamos, den Gott der Moabiter, und Milkom, den Gott der Kinder Ammon, und nicht gewandelt haben in meinen Wegen, dass sie Taten, was mir wohlgefällt, meine Gebote und Rechte, wie David, sein Vater.

Verlassen: Nämlich, der König samt den Untertanen. [Denn die Untertanen richten sich nach der Obrigkeit.)

Wegen: Dass sie mir auf die Weise gedient hätten, wie ich ihnen vorgeschrieben, und wie ich es haben Wille, welches sie alles nicht geachtet.

Vater: der in der wahren Gottseligkeit bis ans Ende beharrt hat.

34. ich will auch nicht das ganze Reich aus seiner Hand nehmen, sondern ich will ihn zum Fürsten machen sein Leben lange um David, meines Knechts, willen, den ich erwählt habe, der meine Gebote und Rechte gehalten hat {1Sam 7v12 Ps 132v11}.

Seiner Hand: Oder auch seiner Nachkommen nicht.

Leben lange: Das ist: Ich will das Reich bei seinen Lebzeiten nicht trennen, sondern ihn über ganz Israel herrschen lassen, solange er lebt.

Erwählt: An dem ich ein sonders Wohlgefallen hatte, dass ich ihm, und um seinetwillen auch seinen Nachkommen viel Gutes erzeigen Wille. [Denn Gott erwählt, welche er Wille, dass er seine vielfältigen Gaben über sie ausschütte.)

Gehalten: [Tut darum Gott auch der frommen Leute Nachkommen Gutes, wenn sie gleich längst gestorben sein {2Mos 20 34}.)

35. Aus der Hand seines Sohnes will ich das Königreich nehmen; und will dir zehn Stämme

36. und seinem Sohn einen Stamm geben, auf dass David, mein Knecht, vor mir eine Leuchte habe allewege in der Stadt Jerusalem, die ich mir erwählt habe, dass ich meinen Namen dahin stelle.

Licht: Dass sein Geschlecht nicht untergehe, oder auch nicht verfinstert werde, sondern bei der Regierung und königliche Würde bleibe.

Stelle: Das ist: Dass ich in dem Tempel zu Jerusalem meinen Willen offenbare, und mein Wort darinnen gepredigt werde, daraus die Israeliten mich recht lernen erkennen, und mir dort dienen, mich auch anrufen, Erhörung erlangen, und mich mit Lob preisen. [Denn Gott verändert die Königreiche, und gibt sie wem er Wille {Dan 4}.)

37. So will ich nun dich nehmen, dass du regierst über alles, was dein Herz begehrt, und sollst König sein über Israel.

Nehmen: Zum König über die anderen zehn Stämme der Israeliten.

Begehrt: Du sollst die hohe Obrigkeit haben und behalten über die vorgemeldeten zehn Stämme. Obwohl nun Gott nicht unbewusst war, was Jerobeam für ein Mensch wäre, und wie übel er dem Regiment vorstehen würde, so hat er ihn dennoch zu der Hoheit des Königreichs erhoben, damit also beide Königreich Israel und Juda gestraft würden. [Denn Gott pflegt die Bösen oft durch noch ärgere zu strafen. Die Menschen aber sollen in der Wahl einer Obrigkeit nicht vorsätzlichen und mit freiem Willen, die, so bös sein, erwählen, sondern welche tauglich dazu geachtet werden, und ihrer Gottseligkeit, Gerechtigkeit, Weisheit, und Aufrichtigkeit halben berühmt sein {5Mos 17}. Wie sie aber danach geraten werden, wenn man sie erwählt hat, das muss man Gott dem Herrn mit einem gottseligen Gebet heimstellen.)

38. Wirst du nun gehorchen allem, dass ich dir gebieten werde, und in meinen Wegen wandeln und tun, was mir gefällt, dass du hältst meine Rechte und Gebote, wie mein Knecht David getan hat, so will ich mit dir sein und dir ein beständig Haus bauen, wie ich David gebaut habe, und will dir Israel geben.

Wirst du: Damit Jerobeam einmal eins seines gottlosen Wesens und Tuns halben keine Unwissenheit vorzuwenden hätte, so wird jetzt eine herrliche Ermahnung zur Gottseligkeit hinzugesetzt.

Wandeln: Das ist: Wenn du dich in deinem ganzen Leben recht verhalten wirst, zu meinem Wohlgefallen.

Getan: der mit reinem Herzen zu tun sich beflissen, was mir gefällig gewesen, ob er wohl aus Schwachheit des Fleisches etliche Mal grob gestrauchelt.

Dir sein: Ich will mit meiner Hilfe mich gegenwärtig bei dir finden lassen, und dich schützen.

Bauen: Das ist: Ich will dein Königreich bestätigen, dass es fest und unbeweglich bestehen soll.

gebaut: Dessen Königreich keine Macht hat stürzen können, ob es wohl bisweilen harte Anstöße erlitten.

Geben: Dass du darüber mit großer Majestät herrschen sollst.

39. Und will den Samen Davids um deswillen demütigen, doch nicht ewig.

Demütigen: Also, dass ich seine Nachkommen niedrigen Wille, damit du erhoben wirst, und was ihnen abgeht, dir zufalle.

Nicht ewig: Denn es wird die Zeit kommen, dass sie wieder aufsteigen werden. Wie denn etliche unter den Königen in Juda sehr mächtig gewesen, welche die israelitischen weit übertroffen. So hat auch das Königreich Juda länger gewährt, als das Israelitische, weil die Könige in Juda noch hundert und drei und dreißig Jahr später regiert, da das Königreich Israel bereits zerstört gewesen. [Pflegt deretwegen Gott die Seinen ein Zeit lang zu demütigen, dass sie Busse tun. Die Bösen aber erhöht er, auf dass sie später, wenn sie sich nicht bessern wollen, desto tiefer wiederum fallen, und gestürzt werden.) Und bis daher hat der Prophet Ahia von des Jerobeams Königreich geweissagt.

40. Salomo aber trachtete, Jerobeam zu töten. Da machte sich Jerobeam auf und floh nach Ägypten zu Sisak, dem Könige in Ägypten; und blieb in Ägypten, bis dass Salomo starb.

Trachtet: Denn Jerobeam solcher göttlichen Verheißung sich bald überhoben, dass er diese Sache nicht hat können bei ihm bleiben lassen, bis zu seiner bestimmten Zeit, sondern weil er sich auf seine Gaben, Aufrichtigkeit und Würde, damit er bereits damals vom Könige Salomo geehrt war, verlassen, denn, wie oben gemeldet, so hatte ihn der König über die beide israelitischen Stämme Ephraim und Manasse gesetzt, so hat er es bald heraus gebracht, was man ihm für eine gute Hoffnung zum Königreich gemacht, und ist auch immer mit denen Gedanken umgegangen, wie und welchergestalt er das Königreich anfallen möchte, ehe denn es Zeit war, hat sich auch unterstanden aus dem Gehorsam des Königs immer auszuschreiten. Welches dem Könige Salomo heftig verdrossen, und weil er auch ohne Zweifel von des Propheten Ahia Weissagung Bericht eingenommen, besorgte er sich, dass er und seine Nachkommen nicht etwa ganz und gar ums Königreich kommen möchten. Darum er sich vorgenommenen, den Jerobeam aus dem Wege zu räumen. [Gerade, als ob ein Unglück durch eine neue Übeltat, und nicht vielmehr durch wahre Buße könnte abgewandt werden.)

floh: Weil er von seinen Freunden gewarnt worden.

Sisak: der einen solchen berühmten vortrefflichen man in seinem Elend gutwillig aufgenommen, und ihm Unterschlupf geben.

Starb: Und sein Vorhaben nicht ins Werk richten konnte. [Denn Gottes Ordnung kann mit keiner menschlichen Weisheit umgestoßen oder gehindert werden.

41. Was mehr von Salomo zu sagen ist, und alles, was er getan hat, und seine Weisheit, das ist geschrieben in der Chronik von Salomo {2Chr 1v1}.

Zu sagen: Dass er gedenkwürdiges in seiner Regierung verrichtet.

Weisheit: Was er weislich geredet oder gehandelt.

Chronik: Welches Buch doch jetziger Zeit nicht mehr vorhanden ist. Denn was die folgenden Bücher der Chronik betreffen, ist gut zu sehen, dass es dieselbe nicht sein können, weil der gleichen Sachen viel nicht darin stehen, welche nach Ausweisung dieser Bücher der Könige man in der Chronik suchen soll. [Was aber den schrecklichen Fall dieses so weisen und mächtigen Königs betrifft, soll uns derselbe der menschlichen Schwachheit und des Teufels Gewalt und Bosheit erinnern, auf dass wir Gott den Herrn desto emsiger anrufen um die Regierung seines Heiligen Geistes.)

42. Die Zeit aber, die Salomo König war zu Jerusalem über ganz Israel, ist vierzig Jahre.

43. Und Salomo entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben in der Stadt Davids, seines Vaters. Und sein Sohn Rehabeam wurde König an seiner statt {2Chr 9v31}.

Vätern: Das ist: Er ist gestorben, wie seine Väter auch. [Denn der Tod schont der mächtigsten Könige eben so wenig, als der allergeringsten Leute, und macht man es keinem anders.)


Das 12. Kapitel

  • Rehabeam, Salomons Sohn, macht die zehn Stämme Israel von ihm abwendig, und verliert sie, v. 1.
  • Da auch Adoram sie zum Gehorsam gemeint zu überreden, wird er von ihnen gesteinigt, v. 16.
  • Darauf nimmt ihm Rehabeam für, dass er seine widerspenstigen Untertanen überziehen wolle, wird aber durch den Propheten Semaia von seinem Vorhaben abgemahnt, v. 21.
  • Und als Jerobeam von den zehn Stämmen Israels zum Könige erwählt wird, richtet er zwei goldene Kälber auf, die man anbeten soll, und verfälscht den rechten Gottesdienst jämmerlich, v. 25.

1. Und Rehabeam zog gen Sichem; denn das ganze Israel war gen Sichem kommen, ihn zum Könige zu machen {2Chr 10v1}.

Und: Weil Gott dem Salomo gedroht, dass der größer Teil seines Königreichs seinen Nachkommen soll entzogen werden. So wird jetzt angezeigt, mit was Gelegenheit solches geschehen.

Machen: Ihn zu salben und zu krönen, doch mit der Bedingung, sofern er vor der Krönung in ihr Begehren nicht willigen würde, dass sie ihn alsdann wollten fahren lassen und die königliche Regierung einem anderen auftragen, wie aus dem Folgenden zu sehen.

2. Und Jerobeam, der Sohn Nebats, hörte das, da er noch in Ägypten war, dahin er vor dem Könige Salomo geflohen war; und blieb in Ägypten.

Jerobeam: Dem das Königreich Israel von dem Propheten Ahia verheißen war, wie im vorigen Kapitel gemeldet.

Geflohen: Weil der König Salomo ihm nach dem Leben getrachtet.

Bleib: Das ist: Ob er wohl vernommen, dass Salomo gestorben war, vor dem er, da er noch im Leben, ausgewichen, so ist er dennoch nichtsdestoweniger in Ägypten verharrt, bis er verstanden, wie das israelitische Volk möchte gegen ihm gesinnt sein.

3. Und sie sandten hin und ließen ihn rufen. Und Jerobeam samt der ganzen Gemeinde Israels kamen und redeten mit Rehabeam und sprachen:

Rufen: Auf dass sie sich mit ihm beratschlagten, was sie dem Könige für Punkten vorhalten wollten, Und wo weiter darin nicht bewilligen würde, sie alsdenn den Jerobeam gleich zur Hand hätten, den sie für ihren König aufwerfen könnten.

Gemeinde: Denn weil die Vornehmsten und Reichsstände sich versammelt, hat sich das Gemeinde Personal auch mit zugeschlagen, und ist häufig zugelaufen, wie zu geschehen pflegt.

Redeten: Nämlich die Vornehmsten im Volk hielten dem Rehabeam die Sache vor, was sie meinten, das in der Regierung von not Wegen zu ändern wäre, und abgeschafft werden müsste.

4. Dein Vater hat unser Joch zu hart gemacht; so mache du nun den harten Dienst und das schwere Joch leichter, das er uns aufgelegt hat, so wollen wir dir untertänig sein.

Gemacht: Das ist: Dein Vater hat uns ganz zu große Beschwerden aufgelegt, und die Schatzung zu hoch gesteigert, darum begehren wir, dass du uns dieselbe nachlassen wollest, so wollen wir deine gehorsamen Untertanen sein und bleiben. Es ist aber dies an dem israelitischen Volk eine große Undankbarkeit und Bosheit gewesen. Den die Schrift bezeugt, dass Salomo die Israeliten nicht gebraucht habe zu solcher schlechten Arbeit, welche die leibeigenen Knechte zu tun pflegen, sondern dass er sie mit ehrlichen Ämtern bedacht und versehen, was aber grobe Arbeit gewesen, habe er den Kanaanitern aufgelegt, wie im vorigen neunten Kapitel gemeldet wird. Und im vierten Kapitel dieses Buches wird gesagt, dass das Volk Israelunter des Königs Salomons Regierung in großem Friede, Freude, gutem Glück und Ruhe gelebt. Darum sie nach der schwere daher gelogen, da sie über der großen Auflage sich beklagt. [Aber die Untertanen sind meistenteils also geartet, dass sie die gelinden Herrschaften eben so wenig dulden können, als die harte und raue, und haben sich immer zu beklagen, ob sie gleich ganz eine gnädige und gütige Obrigkeit erlangt.)

5. Er aber sprach zu ihnen: Geht hin bis an den dritten Tag, so kommt wieder zu mir. Und das Volk ging hin.

Zu mir: Dass ich euch auf euer Anbringen und Begehren eine angebrachte Antwort gebe. Denn man soll in hochwichtigen Sachen nicht eilen, besonders sollen die, so im Stand der Obrigkeit sein, sich wohl zuvor darauf Bedenken, was sie zu ordnen oder einzugehen willens.)

6. Und der König Rehabeam hielt einen Rat mit den Ältesten, die vor seinem Vater Salomo standen, da er lebte, und sprach: Wie ratet ihr, dass wir diesem Volk eine Antwort geben?

Ältesten: Die ohne Zweifel Weise und erfahrene Männer gewesen, weil wohl zu erachten, dass ein solcher weiser König, auch weise Leute ausgelesen habe, die er zu seinen Räten gebraucht, obwohl auch unverständige Leute von solchem weisen Könige, da sie täglich um ihn gewesen, weiser und verständiger werden können.

7. Sie sprachen zu ihm: Wirst du heute diesem Volk einen Dienst tun und ihnen zu Willen sein und sie erhören und ihnen gute Worte geben, so werden sie dir untertänig sein dein Leben lange.

Willen sein: Denn weil sie gemerkt, wie das Volk bereits mit einem Abfall und Aufruhr schwanger ging, deshalb sie auch den Jerobeam fordert, dass sie ihn dem Rehabeam entgegensetzen könnten, wenn er ihnen nicht ihres Gefallens Antwort geben würde, haben sie fürs beste angesehen, dass man das Volk mit einer gelinden Antwort abfertigte, und des Jerobeams Hoffnung also in den Brunnen fiele.

Gute Worte: Dass du eine kleine Weile von deinem Rechten etwas nachgibst, und dich desselben gleichsam verzeihst, als ob du kein Herr über dies Volk, sondern vielmehr ihr Knecht wärest, und ihnen gutwillig versprichst, dass du sie der Beschwerden entlassen wollest, so werden sie deine gehorsamen Untertanen bleiben, und wirst du das Regiment ungehindert dein Leben lang behalten. [Denn eine linde Antwort stillt den Zorn {Spr 15}. Wie dergleichen Sprüche Salomo denselben seinen Räten unter anderen auch zu mehrmalen vorgehalten, und sie diesen guten Rat von ihm erlernt haben. Besonders aber sollen große Herren zu Anfang ihrer Regierung sich gnädig und willfährig gegen den Untertanen erzeigen, und also dieselben ihm gewogen machen, so nehmen sie die folgenden Beschwerden, welche Not halben sein müssen, desto williger und geduldiger auf sich, damit nicht, wenn man ihnen zuerst ganz zu hart vor ist, sie das Joch schnell von sich werfen, und aus dem Gehorsam schreiten.)

8. Aber er verließ der Ältesten Rat, den sie ihm gegeben hatten, und hielt einen Rat mit den Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren und vor ihm standen.

Verließ: Es wollte ihm ihr Rat nicht zuschlagen, weil er sich dachte ganz zu gelinde und verächtlich sein, und hat vielleicht gemeint, dass die alten Leute ganz zu kleinmütig und verzagt wären, und nun mehr in der Aberwitz gingen.

standen: Dass sie bereits besser bei ihm daran und zu Hofe waren, als die anderen, welche er etlichermaßen des Alters halben scheuen mussten, und sich nicht durfte recht vor ihnen heraus lassen. Diese aber waren ihm besser bekannt, und in gleichem Alter mit ihm, darum sie auch einerlei gesinnt waren, obwohl sie so ganz jung auch nicht können gewesen sind, und Verstandes genug sollten haben. Denn Rehabeam damals über die vierzig Jahr alt gewesen, da er die Regierung angetreten, wie aus dem folgenden 14. Kapitel zu sehen.

9. Und er sprach zu ihnen: Was ratet ihr, dass wir antworten diesem Volk, die zu mir gesagt haben: Mache das Joch leichter, das dein Vater auf uns gelegt hat.

10. Und die Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren, sprachen zu ihm: Du sollst zu dem Volk, das zu dir sagt: Dein Vater hat unser Joch zu schwer gemacht, mache du es uns leichter, also sagen: Mein kleinster Finger soll dicker sein denn meines Vaters Lenden.

Dem Volk: Nämlich, zu den Israeliten, die eine solche ungereimte und unrechte Sache an dich begehren dürfen.

Zu schwer: Er hat uns ganz zu große und größer Beschwerden aufgelegt, als wir unter deinem Großvater David getragen.

Also sagen: Wenn du, nämlich, unserem Rat und Vernunftsdenken folgen will.

Dicker: Das ist: Ihr sollt wissen und erfahren, dass ich euch ein Herr genug sein will, und wohl so viel Macht habe, dass ich kann euren hohen Geist demütigen, und euch wieder euren Willen zum Gehorsam bringen.

11. Nun, mein Vater hat auf euch ein schweres Joch geladen, ich aber will es noch mehr über euch machen; mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich will euch mit Skorpionen züchtigen.

Geladen: Nämlich, eurem vorgeben nach, wie ihr es vorgebracht.

Noch mehr: Denn weil ihr das Joch einmal auf euch genommen habt, so müsst ihr es tragen, und dürft nicht hoffen, dass ich an meiner Herrlichkeit und Gerechtigkeit etwas nachlassen Wille, und euch von der Dienstbarkeit befreien, sondern Wille euch noch mehr und schwerer Bürden auf Lade.

Skorpion: Das ist: Mit stacheligen spitzigen Geißeln. Denn da ihr meinten, mein Vater sei euch zu hart vor gewesen, so sollt ihr wissen, dass ich euch mit noch viel einem größeren ernst Strafen Wille. Dieser Vorschlag hat dem Könige viel besser gefallen, als der vorige. Denn es ihm an der Erfahrenheit gemangelt, dass er in Sachen noch nicht besonders geübt gewesen, noch Alters halben etwas mürber gemacht worden, dass er den sanfteren Weg gehen, und den rauen hätte mögen fahren lassen. So hat er auch vielleicht gedacht, dass man der jungen Leute Rat nicht immer verwerfen müsste. Besonders aber ist ihm im Wege gelegen, dass er sich besorgte, wenn er den Israeliten eine gelinde Antwort gebe, dass ihnen alsdann allererst das Herz aufgehen, und der Mut wachsen würde, und er nicht allein jetzt zu Anfang seines Reiches, sondern auch später immer, so sie etwas von ihm begehrten, nach ihrer Pfeife tanzen müsste, oder aber sie ihm von stand an ihren Gehorsam aufsagen, und von ihm abzufallen ihm drohen würden. So mags auch wohl geschehen sein, dass seine junge Räte ihm etliche Sprüche seines Vaters vorgehalten, als Sprüche. 10. und 26. Die Narren müsse man mit Ruten richtig halten. Aber in einer solchen hochwichtigen Sache, besonders, da er seiner Räte widerwärtige Meinungen vernommen, hätte er sollen mit seinem Gebet sich zu Gott wenden, und ihn um Weisheit anrufen, damit er den besten Rat erwählen könnte, wie es dem Reich am nützlichsten wäre. [Und sollen wir die scharfen Urteile wohl erwägen, weil sie oft vom Fleisch, und nicht vom Geiste herrühren, der zur Sanftmut weist {Gal 5}. Wir sollen auch keine Schärfe gebrauchen, es müsse denn unseres Berufes halben sein, und dass die hohe Notdurft fordert.)

12. Also kam Jerobeam samt dem ganzen Volk zu Rehabeam am dritten Tage, wie der König gesagt hatte und gesprochen: Kommt wieder zu mir am dritten Tage!

13. Und der König gab dem Volk eine harte Antwort und verließ den Rat, den ihm die Ältesten gegeben hatten,

Verließ: Er ließ den weisen Rat fahren, welcher ihm und dem ganzen Königreich hätte mögen zu Nutzen kommen.

14. und redete mit ihnen nach dem Rat der Jungen und sprach: Mein Vater hat euer Joch schwer gemacht, ich aber Wille es noch mehr über euch machen; mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich aber Wille euch mit Skorpionen züchtigen.

15. Also gehorchte der König dem Volk nicht; denn es war also gewandt von dem Herrn, auf dass er sein Wort bekräftigte, dass er durch Ahia von Silo geredet hatte zu Jerobeam, dem Sohn Nebats.

Volke nicht: Er hat in ihr Begehren nicht gewilligt, da er doch solcher Gestalt, wenn er ihnen diesmal willfährig, sie unter seinem Gehorsam behalten mögen.

Gewandt: Das ist: Es Name Gott diese Gelegenheit an die Hand, und brauchte sich derselben, dass das Volk durch des Königs harten Bescheid von ihm abzufallen bewegt wurde.

Geredet hatte: Dass er, nämlich, ihn, den Jerobeam, über die zehn Stämme Israel zum Könige machen und einsetzen wollte. Damit nun solches geschehe, so ließ er den Rehabeam in Auslesung des guten Rats fehlen, auf dass also des Salomons Abgötterei gestraft würde. Denn wenn man sich in einer Sache irrt, und das böse für das Beste erwählt, das ist eine Strafe der Sünden, so vorher gegangen, damit dieselben gestraft werde, wie sie verdient haben: Und ist doch Gott darum nicht schuldig an der Sünde, sondern an der Strafe.)

16. Da aber das ganze Israel sah, dass der König sie nicht hören wollte, gab das Volk dem Könige eine Antwort und sprach: Was haben wir denn Teils an David, oder Erbe am Sohn Isais? Israel, hebe dich zu deinen Hütten! So siehe nun du zu deinem Hause, David! Also ging Israel in seine Hütte,

Sah: Dass diese raue Antwort des Königs unter das Volk überall ausgesprengt wurde.

Antwort: Sie haben sich ungescheut folgende Wort vernehmen lassen.

Teils: Als wollten sie sprechen: Wir haben doch von dem Schäfer, des Isai Sohn, nie keinen Nutzen hatte, werden auch zukünftig von seinen Nachkommen eben so wenig zu erwarten haben, wenn wir diesem Geschlecht immer anhängen. Was nehmen wir uns denn desgleichen so viel an, dass wir ihm die Hände unterlegen, und mit Füssen auf uns gehen lassen? Er wird uns freilich kein Kind in ein Kloster tun. Darum ist es das allerbeste, dass wir diesen König fahren lassen, der uns aus großem Übermut mit Drew-Worten abfertigt, Als ob wir seine Leibeigene wären, und ein jeder zu dem Seinen Lüge, dass er demselben harre, und tue was ihm gefällt. Das Haus und Geschlechter David mag zusehen, was es für ein Königreich haben wird, ohne Untertanen. Und steht es zwar des Davids Nachkommen frei, dass sie ihres Gefallens regieren mögen. Aber wir wollen unseres teils nichts mehr damit zu schicken oder zu Schafen haben, ihnen weder mit Gelde noch Diensten mehr zu ihrer Regierung behilflich sein.

17. dass Rehabeam regierte nur über die Kinder Israel, die in den Städten Judas wohnten.

Hütte: Mit Verachtung und Verwerfung ihres Königs, dass also, welche darum kommen waren, dass sie ihren König salben und krönen wollten, als Aufrührer von ihm abfallen, Und dergestalt hat dieser Reichstag ein trauriges Ende genommen. Man hat aber hier an diesem Volk ein Beispiel der großen Undankbarkeit zu merken, welches nicht allein den Rehabeam verachtet, sondern auch den Salomo, ja den frommen David auch, der im Herrn Rute, dazu dessen Vater, den Isai, verspottet, als ob sie nie keine Guttat, weder vom David noch vom Salomon empfangen hätten. [Aber also sind etliche Leute geartet, dass sie mit einem einigen bösen Wort sich dürfen aufbringen lassen, und alle zuvor empfangene Guttaten in vergess stellen. Daher auch das Sprichwort entstanden: Wenn man einen auf den Händen gen Rom trüge, und setzt ihn unsanft nieder, so wäre aller Dank verloren. Darum dürfen wir uns keines Danks oder Wiedervergeltung der Guttaten, vom gemeinen Haufen getrösten, sondern sollen die Belohnung von Gott gewärtig sein.)

Juda: Und Benjamin. Dadurch Gottes Zusage erfüllt worden, da er versprochen, dass er nicht das ganze Königreich von des Davids Nachkommen entwenden wollte, sondern einen oder zwei Stämme lassen bleiben, die ihnen untertan wären. [So wahrhaftig ist Gott in seinem Wort. Darum sollen seine Drohungen uns eine Furcht einjagen. Seine Verheißungen aber den Glauben in uns stärken. Denn es ist einmal gewiss, dass viel eher Himmel und Erde vergehen würden, als dass seine Drohungen oder Verheißungen sollten dahinten bleiben, und nicht ins Werk gerichtet werden.)

18. Und da der König Rehabeam hinsandte Adoram, den Rentmeister, warf ihn ganz Israel mit Steinen zu Tode. Aber der König Rehabeam stieg frisch auf einen Wagen, dass er flöhe gen Jerusalem.

Sandte: Denn es ihn bereute, dass er der jungen im Rat gefolgt, und dadurch der Israeliten Herzen von ihm abwendig gemacht hatte, darum er versucht, ob er sie in der Güte könnte wieder zum Gehorsam bringen.

Rentmeister: Einen vortrefflichen Mann, dass er das Volk mit guten Worten und Verheißungen, dem Könige wieder zuwendete. Und ist dies vielleicht geschehen, Ehe denn der Reichstag in Sichem allerdings zergangen, Aber das Volk hat ihm kein Gehör geben wollen, sondern ist vielmehr durch eine ganz zu späte Lindigkeit heftiger erbittert worden.

Flöhe: [Denn es ist besser, dass man dem tollen Pöbel ein wenig nachgebe, und ein Zeit lang aus dem Wege weiche, als dass man sich ihm nicht ohne augenscheinliche Gefahr widersetzen, und gleichsam wieder den Strom schwimmen wollte.)

19. Also fiel Israel ab vom Hause Davids bis auf diesen Tag.

Fiel ab: Dass sie ihm nicht mehr unterworfen waren. Aber in dem sie von des Davids Geschlechter und seiner Nachkommen Gehorsam aussetzen, weichen sie auch zugleich von Gott, und von der rechten Religion ab, wie wir bald hören werden, dass also viel tausend Israeliten mit Leib und Gütern, auch zugleich die Seele verlieren und zu büßen. [So ernstlich straft Gott die Undankbarkeit der Leute.)

Tag: Da diese Geschichte beschrieben wurde.

20. Da nun ganz Israel hörte, dass Jerobeam war wiederkommen, sandten sie hin und ließen ihn rufen zu der ganzen Gemeinde und machten ihn zum Könige über das ganze Israel. Und folgte niemand dem Hause David ohne der Stamm Juda alleine.

hörte: Dass es jedermann, kleinen und großen, hohen und niederen Standes Personen kundgetan wurde.

Kommen: Nämlich, aus Ägypten, dahin er vor dem Könige Salomo geflohen war.

Rufen: Auf einen anderen Reichstag, der in des Rehabeams Abwesen gehalten wurde. Denn sie ihn, den Jerobeam, zur Verwaltung des Königreichs tauglich achteten.

Folgt niemand: Es wollte niemand mehr des Davids Geschlechter und Nachkommen für seine ordentliche Obrigkeit erkennen.

Alleine: Samt dem Stamm Benjamin, wie aus dem folgendem zu sehen. Denn Gott hatte verheißen {1Mos 49}. Wie das Zepter oder die Herrschaft von dem Stamm Juda nicht soll entwendet werden, bis der Siloh, das ist, der Messias käme. [Die anderen Stämme aber, weil sie gegen des Davids Geschlechter sich undankbar verhalten, haben einen Knecht zu ihrem Könige aufgeworfen, von dem sie ohne Zweifel später viel härter gehalten worden, als wenn sie in ihres Königs Gehorsam geblieben wären, weil unter den israelitischen Königen sich viel Tyrannen gefunden. So ist aber der Tyrannen Brauch, dass sie zu der Regierung einschleichen, wie ein Fuchs, halten sich aber danach im Regiment, wie die Löwen, bis sie endlich, wie die tollen Hunde wiederum ein Ende nehmen, die man entweder erstechen oder erschießen muss. Danach ist auch hier die Wahrheit der göttlichen Verheißung an Tag kommen, da dem Stamm Ephraim die Herrschaft versprochen worden {1Mos 48}. Welche Regierung doch Jerobeam nicht aus Glauben angenommen, wie aus dem, was in diesem Kapitel später folgt, zu sehen, darum er auch dem Regiment sehr übel vorgestanden.)

21. Und da Rehabeam gen Jerusalem kam, sammelte er das ganze Haus Juda und den Stamm Benjamin, hundertundachtzigtausend junge streitbare Mannschaft, wieder das Haus Israel zu streiten und das Königreich wieder an Rehabeam, den Sohn Salomos, zu bringen.

Kam: Und ihm da zu Gemüt führte, was er für einen großen Verlust empfangen, dass die zehn israelitischen Stämme oder Fürstentümer von ihm abgefallen wären, und mit was großer Undankbarkeit und Mutwillen das Volk den David, Salomo, und ihn selbst den Rehabeam höhnisch ausgelacht und verachtet, desgleichen wie sie aus einer unsinnigen Wut seinen Rentmeister mit Steinen zu Tode geworfen, da er sie zum Guten anmahnen wollen, Und endlich, dass es ein unbilliger Handel wäre, dass Jerobeam, der vorzeiten ein Knecht des Königs gewesen, dazu verlaufen, und treulos an seinem Herrn worden, jetzt und an seine statt regieren sollst, und des Königs Sohn dahinten stehen. Solches hat er ihm zu rächen vorgenommen, dass er wolle die Israeliten mit Gewalt zum Gehorsam bringe, und den unrechten Besitzer des Königreichs henken lassen.

Benjamin: Sieht man deswegen hier, dass die Ben-Jamiter auch unter des Rehabeams Gehorsam blieben, aus welchen beiden Stämmen Rehabeam ein groß Volk zusammen gebracht.

Haus Israel: Nämlich, wieder die zehn Stämme. [Und hat man hier zu sehen, wie unser Fleisch geartet ist, dass es mit Gewalt begehrt wieder an sich zu bringen, was es verloren hat, und fragt nicht zuvor, ob es Gottes Wille sei, oder nicht.)

22. Es kam aber Gottes Wort zu Semaja, dem Mann Gottes, und sprach {2Chr 11v2}:

Kam: Das ist: Gott der Herr hat zu dem Propheten folgende Wort geredet, die er dem Könige und seinem bei sich habenden Kriegsvolk von Gottes wegen anzeigen soll.

23. Sage Rehabeam, dem Sohn Salomos, dem König Judas, und zum ganzen Hause Juda und Benjamin und dem anderen Volk und sprich:

anderen Volk: Denn es sein dennoch aus den israelitischen Stämmen etliche wenig dem Rehabeam angehangen, und also auch bei dem rechten Gottesdienst geblieben, wie aus den folgenden Kapiteln zu sehen.

24. So spricht der Herr: Ihr sollt nicht hinaufziehen und streiten wieder eure Brüder, die Kinder Israel; ein jeder man gehe wieder heim: Denn solches ist von mir geschehen. Und sie gehorchten dem Wort des Herrn und kehrten um, dass sie hingingen, wie der Herr gesagt hatte.

Ziehen: wieder die anderen israelitischen Stämme.

Mir geschehen: Das ist: Ich hab es gewollt, dass die zehn Stämme den Nachkommen Salomons entzogen würden. Darum, wenn ihr gleich euer Leben daran wagt, und zubüsst, so werdet ihr doch nicht können hindern, was von mir beschlossen worden.

Sie: Nämlich, der König und die Kriegsleute, seine Untertanen, haben solchen Befehl Gottes, der ihnen durch den Propheten angezeigt worden, mit Willen angenommen, und sein ihm gehorsam Nachkommen. Welches denn schier ein Wunder gewesen, dass das Wort Gottes so viel bei ihnen vermocht, dass ein solche gewaltiges, und dem Ansehen nach, schier unüberwindliches Kriegsvolk, zugleich mit ihrem Könige, der mit vielen Schmachworten angegriffen und erbittert worden, den vorgenommenen Zug unterlassen. (Solchen ungezweifelten Gehorsam gegen Gottes Wort, sollte man wohl heutzutage bei wenigen finden.)

25. Jerobeam aber baute Sichem auf dem Gebirge Ephraim und wohnte darin, und zog von dort heraus und baute Pnuel.

baute: Also, dass er sie belästigte, und in derselben Stadt ein Zeit lang Hof hielt.

Heraus: Dass er sich absehe, was er sonst für Örter mehr befestigen könnte. Denn er sich an dem Vorigen allein nicht hat begnügen lassen.

Pnuel: Von welchem Ort bekannt, dass vorzeiten ein Schloss oder Festung da gestanden. [Obwohl nun es nicht Unrecht ist, dass man Festungen baue, Aber weil Jerobeam sein Vertrauen nicht auf Gott, sondern auf die Festungen gesetzt, (denn dass er gottlos gewesen, wird bald folgen) so hat er schwer gesündigt.)

26. Jerobeam aber gedachte in seinem Herzen: Das Königreich wird nun wieder zum Hause Davids fallen,

Gedachte: Jetzt fängt Jerobeam an, sein gottloses Gemüt an Tag zu geben.

27. so dies Volk soll hinaufgehen, Opfer zu tun in des Herrn Hause zu Jerusalem; und wird sich das Herz dieses Volkes wenden zu ihrem Herrn Rehabeam, dem Könige Judas, und wird mich erwürgen und wieder zu Rehabeam, dem Könige Judas, fallen.

Dies Volk: Welches ich jetzt und unter mein Gebiet habe.

wenden: Nämlich, durch solche Gelegenheit, wenn sie auf die Hohe Fest oder auch sonst gen Jerusalem ziehen, damit sie ihren Gottesdienst, wie gebräuchlich, und sich es gebührt, dort verrichten.

Fallen: Dass sie sich unter seinen Gehorsam wiederum ergeben. Darum muss ich demselben beizeiten vorgekommen, und sehen, wie ich verhüten könne, damit das Volk zur Verrichtung ihres Gottesdienstes nicht dürfe gen Jerusalem laufen. Wille darum in meinem Königreiche einen besonderen Gottesdienst anrichten, damit das Volk zufrieden sei, und nicht dorthin sich verfüge, an den Ort, welchen Gott zu den Opfern bestimmt hat. Denn da Gott die Opfer zu Jerusalem gefallen, warum sollten sie ihm denn nicht an einem anderen Ort auch angenehm sein, besonders, weil es die Not also fordert. [hier sieht man was für eine Unart und Bosheit in des Menschen Herz steckt, wenn es ihm selbst gelassen, und vom Heiligen Geiste nicht regiert wird. Gerade als ob Gott seine Güter, die er uns geschenkt, nicht auch erhalten könnte, dass sie bei uns blieben, wo wir nicht von seinem Worte, welches er uns vorschreiben lassen, abwichen, und also wieder ihn sündigen.) Obwohl nun Gott dem Jerobeam ein beständig Königreich verheißen hatte, nicht, wenn er eine Abgötterei anrichtete, sondern wenn er Gott recht dienen, und in seinen Wegen wandeln würde, in maßen wir aus dem vorigen elften Kapitel vernommen. So hat er dennoch das Wort Gottes aus der acht gelassen, und falsche Gottesdienste angerichtet, damit er das Königreich behalten möchte: Freilich hat er es wohl getroffen.

28. Und der König hielt einen Rat; und machte zwei goldene Kälber und sprach zu ihnen: Es ist euch zu viel, hinauf gen Jerusalem zu gehen; siehe, da sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben {2Mos 32v4}!

Rat: Er hat seinen Räten die Sache zu beratschlagen befohlen, und ist der Beschluss gegangen, dass sein Königreich beständig bleiben würde, wenn er einen neuen Gottesdienst anrichtete, obwohl es im Gesetze Gottes ausdrücklich verboten war.

Kälber: Vor denen man opfern sollte.

Ihnen: Zu seinen Untertanen.

Viel: Es wird euch ganz zu beschwerlich und verdrießlich sein, dass ihr alle Jahr dreimal gen Jerusalem zieht, und eure gewöhnlichen Opfer dort verrichtet: So könnt ihr eure Religion und den Gottesdienst viel näher haben, und mit besserer Gelegenheit dienen.

Geführt: Das ist: Ihr Israeliten könnt eurem Gott, der euch aus der ägyptischen Dienstbarkeit erlöst hat, ebenso wohl in meinem Königreich dienen, als wenn ihr gen Jerusalem deshalb ziehen wolltet, welches nicht ohne eures Leibes und Lebens Gefahr geschehen darf. Denn wie des Rehabeams Untertanen gegen euch gesinnt sind, ist gut zu merken, aus dem Kriegszug, den sie wieder euch vorgenommenen. Und wird mich keiner überreden, dass der Gottesdienst zu Jerusalem, davon die Bilder so ganz ausgemustert sein, Gott so wohl gefallen sollte. Ihr seht wie der König mit seinem Tempel, neulich ein großes Stück von seinem Reich verloren. Zu dem, so hat der erste Hohepriester Aaron nicht ohne Ursachen, das goldene Kalb anzubeten, aufgestellt. Und lass ich mich nichts irren, dass Mose, als ein ehrgeiziger und hochtrabender Mensch, solche Tat ihm nicht gefallen lassen, weil er es nicht angefangen. So hat Gott nicht das goldene Kalb verworfen, sondern weil das Volk im selben Gottesdienst unordentlich gelebt, und da sie sich dem Gebet allerdings ergeben sollen, dem Wohlleben, Tanzen und Bankettieren obgelegen sein. Darum ist dieser Gottesdienst, der bei dem goldenen Kalb verrichtet wird, die allerälteste Religion, welche lange vor der Stiftshütte, und vor dem Tempel zu Jerusalem gewesen, der kaum vor vierzig Jahren erbaut worden. Und was unsere Väter in der Wüste für Glück hatte, nach dem sie das goldene Kalb hinweg tun lassen, das wisst ihr selbst, weil sie fast alle miteinander in der Wüste umgekommen. Aber was darf es viel Worte, hat doch Salomo selber endlich gemerkt, dass der Gottesdienst nicht nur an einem Ort gebunden sei, noch auf einerlei Weise allein könne verrichtet werden, darum er außer der Stadt Jerusalem neue Kirche und Altar gebaut, und da auf eine andere Weise Gott gedient, als zu Jerusalem gebräuchlich. Darum wollen wir den Bürgern zu Jerusalem ihren zornigen Gott lassen, und dem dienen, der mir und euch gnädig und gewogen ist, und mir das Königreich, euch aber die Freiheit von dem schweren Joch beschert hat. Mit solchen und dergleichen Gründen hat ohne Zweifel der gottlose König seine Untertanen betört, dass sie die neuen Gottesdienste, so bei den goldenen Kälbern soll verrichtet werden, angenommen, und ihnen gefallen lassen. [Ebenmäßig schreien die Katholiken auch heutigen Tages, dass wir sollen zur allerältesten Religion unserer Vorfahren wieder treten, die Heiligen und ihre Bilder anbeten, und das sechzig oder achtzigjährige Lutherische Evangelium fahren lassen, weil auch diejenigen, so demselben angehangen, nichts mehr davon gebracht, denn dass sie ihrer Fürstentümer und Herrschaften beraubt worden.)

29. Und setzte eins zu Bethel und das andere tat er gen Dan.

Bethel: Auf der einen Grenze des Königreichs.

Dan: Auf der anderen Grenze dagegen gelegen. Also, dass das Volk, zu welchem Ort es näher hätte, dort hin desto leichter kommen könnte, dem Gottesdienst abzuwarten. Danach sein diese Gottesdienste vielleicht auch dieser Ursache halben auf den Grenzen des Königreichs angestellt worden, dass sie gleichsam Vorwehren und Bollwerk des ganzen Königreichs wären, und dieselben Götter da, als des Volkes Israel Schutz-Herren wieder ihre Feinde stünden. Besonders aber wird Jerobeam die Stadt Bethel als einen ganz heiligen Ort, den Untertanen vorgehalten und gerühmt haben, weil da Gott dem Patriarchen Jakob erschiene, und er dort eine Leiter gesehen, daran die Engel auf und nieder gestiegen: Und dass Jakob Gott ein Gelübde getan, wie er dem Gott, welcher ihm da erschienen war, an dem Ort ein Haus bauen wollte. Daher derselben Stadt auch der Name bliebe, weil Bethel nichts anders heißt als ein Gotteshaus {1Mos 28}. [Denn es fehlt den Heuchlern nie an Worten, und Scheinursachen, damit sie ihrer Abgötterei können eine Farbe anstreiche, dass sie der menschlichen Vernunft desto besser eingehe, und wohl zuschlage.)

30. Und das geriet zur Sünde; denn das Volk ging hin vor dem einen bis gen Dan.

Sünde: Das ist: Diese Einsetzung der neuen Gottesdienste, waren vor Gott eine schwere Sünde, und haben ihm ganz nicht gefallen, ob sie gleich vom Volk guter Meinung möchten sein angenommen worden.

Ging hin: Also dass sie dieser Abgötterei mit großem Eifer nachhängten, und unverdrossen dem neuen Gottesdienste zugefallen eine weite Reise Taten. [der Gestalt ist man auch vor Zeiten zu den abergläubischen Wallfahrten viel lieber hundert Meilen gereist, als man heutigen Tages zur Predigt geht, die man vor der Tür hat. Denn der Aberglaube braucht viel Mühe.)

31. Er machte auch ein Haus der Höhen; und machte Priester von den Geringsten im Volk, die nicht von den Kindern Levi waren.

Er macht: Nämlich, Jerobeam, richtete über die zuvor genannten beiden Kälber in Bethel und Dan, noch andere mehr Abgötterei an.

der Höhen: Nämlich, auf einen hohen Berg und lustigen Ort, da hat er lassen eine Kapelle bauen. Dergleichen Beispiel man im Papsttum ganz viel sieht.

Geringsten: Allerlei unnütze Knechte und Mägde, dass sonst nirgends bleiben oder unterkommen konnte, und um eines schlechten Gewinns willen, zu einer jeden Religion sich benutzen ließ.

Kindern Levi: Denn weil die Leviten seine Abgötterei mit gutem Gewissen nicht gut heißen, viel weniger dazu helfen können, so sein sie von ihm vertrieben worden, und zu Rehabeam dem Könige in Juda geflohen, wie 2. Chron. 11 zu lesen. [Gleichwie sich es heutzutage bisweilen begibt, dass man an etlichen Orten reine Kirchenlehrer vertreibt, und Messe-Pfaffen und Mönche an ihre statt wieder aufstellt, besonders solche Leute, die ihre Seele und Religion um Geld Fehler tragen.) Obwohl nun das Gesetz Mose ausdrücklich erforderte, dass niemand mit dem Gottesdienst umgehen soll, als die Leviten allein, so hat doch Jerobeam dasselbe Gesetz nach seiner gottlosen Geschwindigkeit leicht verdrehen können, dass er gesagt: Ich wollte zwar gern Leviten zum Gottesdienst benutzen, aber weil sie in ihrer Halsstarrigkeit immer fortfahren, und unsere Religion, die ich weiß, dass sie Gott angenehm ist, verwerfen, sich auch weder mit Gelde noch guten Worten wollen dahin bereden lassen, dass sie ihr Amt verrichtete, so mögen sie hin ziehen, unser Herr Gott ist an keine Person gebunden, Und weil er die Person nicht ansieht, so wird ihm unserer Priester Gottesdienst viel angenehmer sein, welche ihr Amt mit Willen tun, als der Leviten, die aus einem besonderen Trotz und Übermut unseren Gottesdienst verachten. Darum an uns der Mangel nicht gewesen, dass wir der Leviten Dienst und Amt nicht gebraucht, wenn sie selber gewollt hätten.

32. Und er machte ein Fest am fünfzehnten Tage des achten Monden, wie das Fest in Juda, und opferte auf dem Altar. So tat er zu Bethel, dass man den Kälbern opferte, die er gemacht hatte; und stiftete zu Bethel die Priester der Höhen, die er gemacht hatte.

Fest: Nämlich, der Laubhüttenfest, welches man nach dem Befehl Gottes {4Mos 29} im siebten Monden halten soll, das hat er im achten verlegt, weil ihm derselbe gelegener sein bedünkt, wenn die Feld-Arbeit allerdings verrichtet wäre. Hat also auch die Feiertage geändert.

In Juda: Das ist: Er hielt zwar am selben Fest eben den Brauch, wie man in Juda zu tun pflegte, aber nicht zu rechter Zeit. [Also macht es der römische Papst auch, der nimmt sich die Gewalt, dass er in der Kirche seines Gefallens alle Sachen anordnen, ändern und abtun möge, wie es ihm gefällt, ob es gleich dem Gebote Gottes allerdings zuwiderläuft, gerade als ob Gott dem Menschen, und nicht viel mehr der Mensch Gott unterworfen wäre.)

Opferte: Das ist: Er hat die Untertanen mit seinem Beispiel gereizt, dass sie auch den goldenen Kälbern geopfert. [Denn die Untertanen folgen der Herren Beispiel. Es hieß aber solches den Kälbern und nicht Gott geopfert, obwohl sie sich dessen selbst überreden, dass sie dem waren ewigen Gott solche Ehre erzeigten.)

Stiftet: Das ist: Er hat eine Anzahl Pfaffen dahin geordnet, die zu gewisser Zeit hingehen, und die Opfer auf die Höhe bei Bethel verrichten sollten.

33. Und opferte auf dem Altar, den er gemacht hatte zu Bethel, am fünfzehnten Tage des achten Monden, welchen er aus seinem Herzen erdacht hatte; und machte den Kindern Israel Feste; und opferte auf dem Altar, dass man räuchern soll.

Tage: Nämlich, am Laubhüttenfest hat er den Altar mit seinem selberwählten Opfer eingeweiht.

Erdacht hatte: Dem ausdrücklichen Gebote Gottes zuwider.

Feste: Zur ungebührlichen Zeit.

Räuchern soll: Das ist: Damit er das Volk mit seinem Beispiel, Anlass gebe, solche falschen Gottesdienste nachzutun. [Ist darum das Ärgernis, welches eine Obrigkeit gibt, viel schädlicher, als anderer er allgemeiner Leute, es sei gleich in der Religion, oder im Leben und Wandel. Denn wenn eine Obrigkeit in deren Stücke einem irrt, so bringt es einen großen Abfall und Übertretung mit sich, weil andere viel solchem Beispiel der Obrigkeit folgen.) Es sind aber die Israeliten geblendet worden, dass sie des Jerobeams falsche Gottesdienste angenommen, weil sie der wahren Religion sich nicht geachtet. [Darum, welche der reinen Lehre überdrüssig sein, und gegen ihrer vorige ordentlichen Obrigkeit undankbar gewesen, denen entzieht Gott seine wahre Erkenntnis, dass sie die Irrtümer annehmen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben {2Thes 2}.)


Das 13. Kapitel

  • Der König Jerobeam wird von wegen seiner Abgötterei von einem Propheten des Herrn heftig gescholten: Und verdorrt ihm seine Hand, die er wieder den Propheten ausgestreckt, aber auf des Propheten Fürbitte wird sie wieder zu Recht gebracht v.1.
  • Als derselbe Prophet wider den Befehl Gottes zu Bethel isst, wird er danach vom Löwen umgebracht, v. 8.
  • Jerobeam fährt in seinem gottlosen Leben fort, und macht leichtfertige Leute zu Priestern, v. 33.

1. Und siehe, ein Mann Gottes kam von Juda durch das Wort des Herrn gen Bethel; und Jerobeam stand bei dem Altar zu räuchern.

Mann Gottes: d. i. Ein Prophet, von Gott gesandt.

Das Wort: Das ist: Auf den Befehl Gottes.

Zu räuchern: Nämlich, auf das Fest der Laubhütte, welches Jerobeam selber seines Gefallens eingesetzt hatte: Und der sich eben damals an dem Ort bei seinem Priester fand, der für ihn das Räucherwerk anzünden soll.

2. Und er rief wieder den Altar durch das Wort des Herrn und sprach: Altar, Altar! so spricht der Herr: Siehe, es wird ein Sohn dem Hause Davids geboren werden mit Namen Josia, der wird auf dir opfern die Priester der Höhe, die auf dir räuchern, und wird Menschenbeine auf dir verbrennen {2Sam 23v16}.

Rief: Das ist: Er predigte oder weissagte aus göttlichem Befehl wieder den Altar und Gottesdienst, welchen Jerobeam neulich angerichtet hatte.

Altar: Es redet aber der Prophet den Altar an, als ob es derselbe verstünde. Und will gleichsam so viel damit zu verstehen geben, weil die Menschen Gottes Wort aus der acht lassen, und nicht hören wollen, so höre doch du Altar, was der Herr durch mich anzeigen lässt.

Verbrennen: Das ist: Er wird durch einen göttlichen Eifer entzündet, diesen falschen Gottesdienst auszurotten, den Jerobeam angerichtet hat, und mit Verbrennung der Gebeine dieser Priester, die jetzt denselben Gottesdienst verrichten, den Ort verunreinigen, auf dass jedermann bekannt werde, wie hoch Gott die Abgötterei zuwider sei. Und ist diese Weissagung nach etliche Jahren erfüllt worden, da der König in Juda, Josia, die Priester, so längst verstorben, und auf den Höhen ihre falsche Gottesdienste getrieben hatten, ausgraben heißen, und ihre Gebeine auf demselben Altar, dessen hier gedacht wird, verbrennen lassen, wie im anderen Buch der Könige Kapitel 23 zu finden.

3. Und er gab des Tages ein Wunder und sprach: Das ist das Wunder, dass solches der Herr geredet hat: Siehe, der Altar wird reißen und die Asche verschüttet werden, die darauf ist.

Des Tages: Nämlich, eben an dem Tage, da der Prophet die vorige Weissagung getan.

Wunder: Daraus man abnehmen kann, dass ich dies, was ich bisher gesagt, nicht von mir selber erdacht, sondern aus Eingeben des Geistes Gottes zuvor verkündigt habe.

Reißen: Damit wird Gott zu verstehen geben, dass ihm diese eure Religion ein Gräuel sei, und dass solcher Gottesdienst einmal zugrunde gehen wird. [Hier sieht man, wie Gott nichts unterlässt, damit er die Menschen begehrt zur Busse zu rufen. So muss man auch sich über des Propheten große Freiheit und unerschrockenen Mut zu reden sich verwundern, der in eines mächtigen Königs Gegenwart, darf wieder den Gottesdienst predigen, welcher vom Könige selber angerichtet war. Soll deswegen ein jeder, was ihm Gott in seinen Beruf befohlen hat, ohne Scheu verrichten, und durch keine Gefahr sich davon abschrecken lassen. Und soll man auch wissen, dass die Abgötterei keinen Bestand habe, und endlich über den Haufen falle, ob sie gleich ein Zeit lang mit unerhörter Grausamkeit gehandhabt und geschützt wird.)

4. Da aber der König das Wort von dem Mann Gottes hörte, der wieder den Altar zu Bethel rief, reckte er seine Hand aus bei dem Altar und sprach: Greift ihn! Und seine Hand verdorrte, die er wieder ihn ausgestreckt hatte, und konnte sie nicht wieder zu sich ziehen.

König: Welcher allernächst beim Altar stand.

Greift ihn: Als wollte er sprechen: Fangt mir diesen Gotteslästerer, der von unserem allerheiligsten Gottesdienst so verächtlich redet, und ihm alles Übel droht, damit er als ein Ketzer seine angemessene Strafe empfangen. [Denn wenn die Tyrannen und Heuchler mit dem Worte Gottes gestraft werden, so bessern sie sich nicht, sondern werden nur toller und unsinniger.)

Zu sich: Denn ihm der Arm bald erstarrt, dass er ihn weder lenken noch beugen mehr können. [Dabei wir zu lernen, dass die Tyrannen wieder fromme Kirchendiener nicht, wenn und wie sie wollen, können Wüterei treiben, sondern nur so viel ihnen Gott zulässt.)

5. Und der Altar riss, und die Asche wurde verschüttet vom Altar, nach dem Wunder, das der Mann Gottes gegeben hatte durch das Wort des Herrn.

6. Und der König antwortete und sprach zu dem Mann Gottes: Bitte das Angesicht des Herrn, deines Gottes, und bitte für mich, dass meine Hand wieder zu mir komme. Da bat der Mann Gottes das Angesicht des Herrn; und dem Könige wurde seine Hand wieder zu ihm gebracht und wurde, wie sie vorhin war.

Deines Gottes: Tue bei deinem Gott eine Fürbitte meint wegen, der mich gestraft hat, dass ich dir habe wollen Gewalt tun.

Komme: Dass ich sie wieder zu mir ziehen könne, und den Arm samt allen Gliedern beugen und lenken möge, wie zuvor.

Bat: Nämlich, dass dem Könige sein Arm und Hand möchte wieder richtig gebracht werden.

Gebracht: [Es tut aber Gott den Bösen auf der Frommen Fürbitte Gutes, das er damit anzeige, wie er den Tod des Sünders nicht begehre. Wenn sie aber noch darüber in ihrer Unbußfertigkeit verharren, so müssen sie in ewiger Verdammnis für ihre Laster gestraft werden, weil die zeitlichen Strafen viel zu wenig wären, nach dem als ihre Sünden verdient haben.)

7. Und der König redete mit dem Mann Gottes: Komm mit mir heim und labe dich; ich will dir ein Geschenk geben.

Redet: Denn weil er über das Wunder bewegt, und über der Strafe erschrocken war, auch durch die neue Guttat etwas frömmer gemacht, aber doch nicht recht bekehrt worden, so fängt er an, etwas glimpflicher mit dem Propheten umzugehen.

Geben: Denn ich sehe, dass du ein vortrefflicher Mann bist, und Wundertäter, weil du meine Hand wieder hast zurechtgebracht. [Denn es pflegen ihrer etliche auf vortreffliche Leute, die von Gott besonders erweckt sind, viel zu halten, aber folgen dennoch ihrer heilsamen Lehre und Erinnerung nicht.)

8. Aber der Mann Gottes sprach zum Könige: Wenn du mir auch dein halbes Haus gäbest, so käme ich doch nicht mit dir; denn ich will an diesem Ort kein Brot essen noch Wasser trinken.

Halbes Haus: Das ist: Den halben Teil, aller deiner Schätze, Güter, und Einkommen.

Brot essen: Ich will weder essen noch trinken mit euch hier.

9. Denn also ist mir geboten durch des Herrn Wort und gesagt: Du sollst kein Brot essen und kein Wasser trinken und nicht wieder durch den Weg kommen, den du gegangen bist.

Geboten: [Es hat aber Gott nicht gewollt, dass der Prophet mit den Gottlosen abgöttischen Leuten essen sollte, damit anzuzeigen, dass zwischen dem Licht und Finsternis Christo und Belial, dem Gläubigen und Ungläubigen, dem Tempel Gottes und den Götzen keine Gemeinschaft sei {2Kor 6}. Er hat auch nicht sollen den Weg wieder gehen, den er kommen war. Damit zu erinnern, dass wir uns vorsehen sollen, auf dass wir uns nicht in unnötige Gefahr begeben.)

10. Und er ging weg durch einen anderen Weg und kam nicht wieder durch den Weg, den er gen Bethel kommen war.

Kommen war: Hat sich also dieser Prophet bis daher recht und wohl in seinem Beruf verhalten, und ist seinem Befehl gebührlich nachgekommen.

11. Es wohnte aber ein alter Prophet zu Bethel; zu dem kam sein Sohn und erzählte ihm alle Werke, die der Mann Gottes getan hatte des Tages zu Bethel, und die Worte, die er zum Könige geredet hatte.

Alter Prophet: Es worden aber vor Zeiten nicht allein diejenigen Propheten geheißen, welche von zukünftige Sachen weissagten, sondern auch, die sonst das Volk lehrten, und in der Religion, wie auch im Wandel unterrichteten.

12. Und ihr Vater sprach zu ihnen: Wo ist der Weg, den er gezogen ist? Und seine Söhne zeigten ihm den Weg, den der Mann Gottes gezogen war, der von Juda gekommen war.

13. Er aber sprach zu seinen Söhnen: Sattelt mir den Esel! Und da sie ihm den Esel sattelten, ritt er darauf.

14. Und er zog dem Mann Gottes nach und fand ihn unter einer Eiche sitzen; und sprach zu ihm: Bist du der Mann Gottes, der von Juda kommen ist? Er sprach: Ja.

Nach: Dass er Kundschaft mit ihm machte, und erweitern Bericht von ihm empfinge, was es mit des Jerobeams Abgötterei für einen Ausgang und Ende nehmen würde. Denn er sich über solches man es Tun verwundert, dass er dem Könige selber ins Angesicht widerstehen durften. Und ist eben ein Ding gewesen, als wenn ein päpstlicher Messe-Pfaff einen evangelischen Kirchendiener zu Gaste lüde, und begehrt von ihm anzuhören, worauf die evangelische Lehre besonders sich gründete.

Sitzen: Ohne Zweifel, dass er im Schatten zu ruhen begehrte, und sich ein wenig wiederum erholte.

15. Er sprach zu ihm: Komm mit mir heim und iss Brot!

Iss Brot: Dass du dich wieder erquickst, denn ich sehe, dass du von der Reise matt und müde worden bist.

16. Er aber sprach: Ich kann nicht mit dir umkehren und mit dir kommen; ich will auch nicht Brot essen noch Wasser trinken mit dir an diesem Ort.

17. Denn es ist mit mir geredet worden durch das Wort des Herrn: Du sollst dort weder Brot essen noch Wasser trinken; du sollst nicht wieder durch den Weg gehen, den du gegangen bist.

18. Er sprach zu ihm: Ich bin auch ein Prophet wie du, und ein Engel hat mit mir geredet durch des Herrn Wort und gesagt: Führe ihn wieder mit dir heim, dass er Brot esse und Wasser trinke. Er log ihm aber.

sprach: Das er ihm guter Meinung vorlog, wiewohl es übel hinaus ging, als wir später hören werden.

Prophet: Darum sollst du meine Worte nicht aus Unbedachtsamkeit in den Wind schlagen. Denn ich bin auch einer deines gleichen, und redet der Geist Gottes durch mich.

Engel: der nach deinem hinweg reisen von Bethel mir dies Wort, und den Willen Gottes geoffenbart hat.

Trinke: Und sich also erquickt. Darum, gleichwie du dem vorigen Befehl Gottes bist gehorsam gewesen, und hast zu Bethel verrichtet, was dir befohlen worden. Also gehorche auch jetzt und dem Befehl des Engels Gottes, und kehre mit mir um, weil du dem vorigen Befehl allerdings Nachkommen bist, weil du ungegessen von Bethel weggegangen, und einen anderen Weg gezogen bist, als den, dadurch du kommen warst.

Log: Denn er keinen Befehl vom Engel Gottes deshalb hatte. Und ist zwar der alte Prophet ein freundlicher und leutseliger Mensch gewesen, aber doch kein rechter Prophet Gottes, obwohl er sich dafür ausgetan.

19. Und führte ihn wieder um, dass er Brot aß und Wasser trank in seinem Hause.

: Dadurch der Mann Gottes schwer sich an Gott versündigt. [Denn es straucheln auch bisweilen Heiligen Leute ganz grob, und laufen übel an.) Dass er sich von dem ausdrücklichen Befehl Gottes, durch ein erdichtetes vorgeben, abführen lassen. [Denn wenn wir das helle und klare Wort Gottes haben, so sollen wir uns nicht durch eine ungereimte liederliche Deutung davon abwendig machen lassen. Sondern fest und steif uns daran halten und heben, ungeachtet anderer Leute Einreden.)

20. Und da sie zu Tisch saßen, kam das Wort des Herrn zum Propheten, der ihn wieder umgeführt hatte,

Kam: Das ist: Es wurde ihm der Wille Gottes geoffenbart, den er dem Manne Gottes anzeigen und verkündigen sollte, wie er, nämlich, von wegen seines Ungehorsams würde gestraft werden.

Geführt: Denn es braucht Gott bisweilen auch gottlose Leute, die sein Wort verkündigen müssen, als vor Zeiten durch Bileam den falschen Propheten und Zauberer geschehen {4Mos 24}.

21. und schrie den Mann Gottes an, der von Juda kommen war, und sprach: So spricht der Herr: Darum dass du dem Munde des Herrn bist ungehorsam gewesen und hast nicht gehalten das Gebot, das dir der Herr, dein Gott, geboten hat,

22. und bist umgekehrt, hast Brot gegessen und Wasser getrunken an dem Ort, davon er dir sagte: Du sollst weder Brot essen noch Wasser trinken, so soll dein Leichnam nicht in deiner Väter Grab kommen.

Grab kommen: Denn es wurde damals für ein Fluch und Strafe von Gott geachtet, wenn jemand nicht in seinem Vaterland bei seinen Voreltern konnte begraben werden. Darum auch durch diese göttliche Drohung zugleich so viel wurde angedeutet, dass der Mann Gottes eines unversehenen schnellen, dazu nicht natürlichen Todes außer seinem Vaterlande sterben und umkommen würde. Wie den bald später geschehen, dass diese Weissagung erfüllt worden, da ihn ein Löwe auf dem Wege antrafen und getötet, und er zu Bethel begraben worden. [Es straft aber Gott seiner Auserwählten Sünde bald noch in diesem Leben mit zeitlichen Strafen. Und da ein solcher vortrefflicher Mann so hart gestraft wurde, um einer Sünde willen, die dem äußerlichen Ansehen nach sehr schlecht und gering war, wie wird es wohl denen ergehen, die in öffentlichen Sünden und Lastern liegen? Wir haben auch hier zu lernen, dass wir nicht darauf sehen müssen, wie groß vor unseren Augen die Sünde sei, dazu uns unser Fleisch, der Teufel und die Welt reizt, sondern wie groß, hoch und mächtig der sei, der die Sünde verbietet, nämlich der allergewaltigste und weiseste Gott, ein Herr des Himmels und der Erde, dem man richtig Gehorsam leisten soll. Denn er die Verachtung seiner Gebote nicht ungestraft lässt.)

23. Und nachdem er Brot gegessen und getrunken hatte, sattelte man den Esel dem Propheten, den er wieder umgeführt hatte.

Dem Propheten: Nämlich, dem Mann Gottes, der von Juda gekommen war.

Er] Nämlich, der alte Prophet, in Bethel wohnhaft.

24. Und da er wegzog, fand ihn ein Löwe auf dem Wege und tötete ihn; und sein Leichnam lag geworfen in dem Wege und der Esel stand neben ihm, und der Löwe stand neben dem Leichnam.

Löwe: Denn es worden derselben Tiere im jüdischen Land viel gefunden, wie man bei uns die Bären, Wölfe, und wilde Schwein findet.

Tötet ihn: [Weil demnach das Gericht vom Hause Gottes anfängt, dass Gott seine Kinder so scharf züchtigt, was wird es denn wohl für ein Ende nehmen mit denen, die dem Evangelium nicht glauben? Und was für zeitliche und ewige Strafen werden die Gottlosen und Unbußfertigen zu erwarten haben {1Petr 4}.)

25. Und da Leute vorübergingen, sahen sie den Leichnam in den Weg geworfen und den Löwen bei dem Leichnam stehen; und kamen und sagten es in der Stadt, da der alte Prophet innen wohnte.

26. Da das der Prophet hörte, der ihn wieder umgeführt hatte, sprach er: Es ist der Mann Gottes, der dem Munde des Herrn ist ungehorsam gewesen; darum hat ihn der Herr dem Löwen gegeben, der hat ihn zerbrochen und getötet nach dem Wort, das ihm der Herr gesagt hat.

Ungehorsam: Da er wieder den Befehl Gottes mit mir in die Stadt umgekehrt, gegessen und getrunken hat. Und hat hier derselbe falsche Prophet angefangen sich zu Gott zu bekehren, weil er gesehen, wie Gott die Übertretungen seiner Gebote so ernstlich Strafe.

27. Und sprach zu seinen Söhnen: Sattelt mir den Esel! Und da sie ihn gesattelt hatten,

28. zog er hin und fand seinen Leichnam in den Weg geworfen, und den Esel und den Löwen neben dem Leichnam stehen der Löwe hatte nichts gefressen vom Leichnam und den Esel nicht zerbrochen.

Nichts gefressen: [Denn die wilden Tiere, und der Teufel können unseren Leibern nicht weiter schaden, als so viel ihnen Gott zulässt.)

zerbrochen: Er hatte ihm kein Leid getan noch verletzt, viel weniger getötet.

29. Da hob der Prophet den Leichnam des Mannes Gottes auf und legte ihn auf den Esel und führte ihn wieder um; und kam in die Stadt des alten Propheten, dass sie ihn klagten und begrüben.

Esel: Darauf der Mann Gottes zuvor geritten war.

Propheten: Nämlich, in die Stadt Bethel, da der alte Prophet seine Wohnung hatte.

30. Und er legte den Leichnam in sein Grab; und sie klagten ihn: Ach, Bruder!

sein Grab: Welches, nämlich, der alte Prophet ihm selbst hatte machen lassen. Denn welche Juden etwas vermöglich waren, die ließen ihnen noch bei ihren Lebzeiten, ihre Gräber zurichten, damit sie also desto mehr an den Tod gedächten.

Ach Bruder: Wie ist es uns so herzlich leid, dass du, als ein vortrefflicher Mann und Prophet Gottes, in so kurzer Zeit, dazu so jämmerlich bist ums Leben kommen. [Denn man mag die Toten, und soll sie auch beklagen, aber mäßiglich {1Thes 4}.)

31. Und da sie ihn begraben hatten, sprach er zu seinen Söhnen: Wenn ich sterbe, so begrabet mich in dem Grabe, da der Mann Gottes innen begraben ist, und legt meine Beine neben seine Beine.

Begraben: Es begehrte aber der alte Prophet nicht aus irgend einem Aberglauben im selben Grabe bei dem Mann Gottes zu liegen, als ob es zu der Seelen Wohlfahrt etwas hülfe, wenn er an dem Ort begraben würde, sondern er hat damit seinen Glauben wollen zu erkennen geben, und bekennen, dass er glaubte, der fremde Prophet hätte aus Erleuchtung des Geistes Gottes, die Abgötterei recht verdammt, welche Jerobeam im israelitischen Königreich angerichtet hatte, und dass er nicht zweifelte, es würde gewisslich geschehen, was ihm der Mann Gottes gedroht hätte.

32. Denn es wird geschehen, was er geschrien hat wieder den Altar zu Bethel durch das Wort des Herrn und wieder alle Häuser der Höhen, die in den Städten Samarias sind.

Alle Häuser: Denn es hatte Jerobeam hin und wieder, auch an anderen lustigen hohen Örtern Altar lassen aufrichten, und darauf geopfert, da doch Gott befohlen hatte, dass man nur allein zu Jerusalem opfern sollte. [Weil demnach dieser falsche Prophet zu Gott bekehrt worden, so soll man nicht an allen verzagen, die Unrecht lehren, sofern sie nur nicht in ihrem Irrtum halsstarrigerweise fortfahren, da sie etliche Mal davon abzustehen ermahnt worden.)

33. Aber nach dieser Geschichte kehrte sich Jerobeam nicht von seinem bösen Wege, sondern verkehrte sich und machte Priester der Höhen von den Geringsten des Volkes: Zu wem er Lust hatte, des Hand füllte er, und der wurde Priester der Höhe.

Wege: Dass er, nämlich, von seiner Abgötterei abgestanden, und zur rechten Religion getreten wäre.

Geringsten: Mit welchem Tun er zweifach gesündigt, erstlich, dass er auf hohen Örtern Altar gebaut, danach, dass er zu den Opfern Priester brauchte, die nicht aus dem Stamm Levi waren, sondern aus dem Gemeinde Haufen, denen Gott und der Himmel ums Geld Fehler ist.

Füllt: Das ist: Er gab ihm Opfer, dass er opfern sollte, und also zum Priester geweiht würde, der später Macht hätte, auf den Höhen zu opfern.

34. Und dies geriet zur Sünde dem Hause Jerobeams, dass er verderbe und von der Erde vertilgt wurde.

Geriet: Das ist: Die zuvor genannten Verfälschungen der rechten Religion, daran Jerobeam Ursache, und ein Anfänger derselben war, welcher seine Nachkommen nach ihm gefolgt, ist vor Gott eine gräuliche Sünde gewesen, um deren willen endlich das ganze Geschlecht Jerobeams ausgerottet, die Unbußfertigen auch in die Hölle gestürzt worden. Es soll sich aber einer nicht unrecht darüber verwundern, wie es kommen, dass Jerobeam durch die vor erzählte Wunderwerk von der Abgötterei nicht abgeschreckt worden, und dieselbe fahren lassen. Aber seine Pfaffen haben ohne Zweifel die Gelegenheit an die Hand genommen, weil der Mann Gottes so jämmerlich umgebracht worden, dass sie gesagt: Gott hätte ihn der Ursache halben also gestraft, weil er des Jerobeams allerheiligsten Gottesdienst verlästert, und sei ein falscher Prophet, dazu ein Zauberer oder Schwarzkünstler gewesen, der mit seiner Zauberei des Königs Hand verletzt, und durch eben die selbige seine Kunst sie ihm wieder richtig gebracht hätte. Da sie doch bei des Propheten Unfall hätten sollen lernen, dass es allerdings also ergehen und geschehen würde, was er zuvor verkündigt hätte, weil er selber, von wegen dass er den Befehl Gottes überschritten, so hart gestraft worden. [Aber der Teufel blendet der Gottlosen Herzen, dass, obwohl die Wahrheit Hölle am Tage ist, dennoch sie leicht eine Ursache finden, damit sie die rechte Religion verlästern, und zum Schein ihrer Halsstarrigkeit etwas vorwenden. Aber wir sollen uns weder durch der Kirchendiener Unfall noch Ungehorsam lassen wendig machen, sondern dem Worte Gottes, das sie predigt, fest glauben, und im Leben demselben Gehorsam leisten, sofern wir anders nicht wollen mit des Jerobeams Geschlechter zeitlich und ewig zugrunde gehen.)


Das 14. Kapitel

1. Jerobeams Weib geht mit veränderter Kleidung zum Propheten Ahia, dass sie ihn fragen wolle um ihres Sohnes Gesundheit, empfängt aber eine harte Antwort, dass der Sohn sterbe, und Jerobeams Geschlechter untergehen werde, v. 1. 2. der Sohn stirbt, danach Jerobeam auch, und folgt ihm sein Sohn Nadab im Regiment nach, v. 17. 3. Das Königreich Juda wird mit Abgötterei und Unzucht beschmutzt, Darauf beraubt der König in Ägypten den Tempel zu Jerusalem, v. 21. 4. Rehabeam stirbt, und kommt Abia sein Sohn an seine statt, v. 31.

1. Zu der Zeit war Abia, der Sohn Jerobeams, krank.

Abia: der ein feiner Jüngling gewesen, dass jedermann gute Hoffnung zu ihm hatte, und vom Könige, samt dem israelitischen Volk sehr geliebt worden, wie die Umstände in diesem Kapitel bezeugen.

Krank: Dass also Gott nichts unterlassen den Jerobeam mit Strafen und Vermahnungen zur Buße zu locken, ist aber alles vergebens gewesen. [Und hat Gott unsere Gesundheit in seiner Hand, dass er sie einem gibt oder entzieht, wenn er Wille, und tut solches nie ohne besonderen und nützlichen Rat.)

2. Und Jerobeam sprach zu seinem Weibe: Mache dich auf und verstelle dich, dass niemand merke, dass du Jerobeams Weib seist, und gehe hin gen Silo. Siehe, dort ist der Prophet Ahia, der mir geredet hat, dass ich sollte König sein über dies Volk.

Verstelle: Lege deine königlichen Kleider ab, und tue andere schlechtere an.

Ahia: Vor der Zeit hatte der König nie an den Propheten mehr gedacht, weil es ihm wohl gegangen, da doch derselbe Prophet sich wohl um ihn verdient hatte. [Also spotten auch ihrer etliche der frommen Kirchendiener, weil sie gesund sein, wenn sie aber krank werden, alsdann lassen sie dieselben geschwinde holen.)

3. Und nimm mit dir zehn Brote und Kuchen und einen Krug mit Honig; und komm zu ihm, dass er dir sage, wie es dem Knaben gehen wird.

Krug: Welches du dem Mann Gottes zur Verehrung geben sollst, auf dass, wenn er vernimmt, wie die Verehrung so schlecht ist, er keinen Argwohn daraus schöpfen könne, dass du eine Königin seist, sondern vielmehr daraus abnehmen, du bist eines schlechten Bürgers Weib. Gerade, als ob der, welcher andere Ding zuvor wissen und verkündigen könnte, nicht auch wissen sollte, wer mit ihm redete, ob er ihn gleich nicht sehe. [Aber also geschieht es, dass auch Weise und vornehmen Leute bisweilen närrische Sachen auf die Bahn bringen.

Sage: Aus einer göttlichen Offenbarung, was wir unseres Sohnes Gesundheit halben zu hoffen haben. Hier muss man sich über dieses Königs boshaftes Gemüt nicht unrecht verwundern. Er wusste, dass ihm dieser Prophet von dem Königreich die Wahrheit gesagt, und zuvor verkündigt hatte: So ist er auch ohne allen Zweifel, noch bedenkt gewesen, wie ihn eben derselbe ermahne, dass er bei dem rechten Gottesdienst verharren soll, sofern er begehrte lange zu regieren, und die Regierung auf seine Nachkommen zu vererben: Er wusste auch, dass er neue und ungebührliche Gottesdienste angerichtet: So glaubt er, dass ihm der Prophet die Wahrheit von seinem Sohn anzeigen werde: Er fürchtet sich vor dem Propheten, der doch ein schwacher, alter und verlebter man war, darum er seinem Weibe heißt ihre Kleidung ändern, damit sie nicht erkannt werde: Dennoch begehrt er nicht Buße zu tun, noch von seiner Abgötterei abzustehen. [Daraus unleugbar zu sehen, dass viel Heuchler wieder ihr eigenen Gewissen in der Abgötterei beharren, entweder um zeitlicher Ehre willen, oder dass sie nicht um ihre Güter kommen, oder auch, damit sie nicht für unbeständige Leute in ihrer Religion angesehen werden. Daneben vernimmt man auch hier, wie ein elendes und furchtsames Ding es sei, um ein bös Gewissen.)

4. Und das Weib Jerobeams tat also; und machte sich auf und ging hin gen Silo und kam ins Haus Ahias. Ahia aber konnte nicht sehen; denn seine Augen starrten vor Alter.

Nicht sehen: Darum die Königin seines Gesichtes halben sich nicht hätte verkleiden durften. Denn wenn sie gleich in ihrem königlichen Amtskleider zu ihm hinein getreten wäre, so hätte er sie doch aus der äußerlichen Gestalt nicht erkennen können, wo ihm es Gott nicht offenbart hätte, wer sie wäre.

5. Aber der Herr sprach zu Ahia: Siehe, das Weib Jerobeams kommt, dass sie von dir eine Sache frage um ihren Sohn; denn er ist krank. So rede nun mit ihr so und so. Da sie nun hineinkam, stellte sie sich Fremden.

Sohn: Ob er auch möge wiederum von seiner Krankheit genesen, oder nicht?

So und so: Wie bald später folgen wird.

6. Als aber Ahia hörte das Rauschen ihrer Füße zur Tür hineingehen, sprach er: Komm herein, du Weib Jerobeams, warum stellst du dich so Fremden? Ich bin zu dir gesandt ein harter Bote.

Fremden: Als ob du den Geist Gottes, der in mir ist, betrügen könntest?

Harter: Ich muss dir traurige Nachrichten verkündigen, die du ohne Zweifel viel lieber nicht hören wolltest.

7. Gehe hin und sage Jerobeam: So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich erhoben aus dem Volk und zum Fürsten über mein Volk Israel gesetzt;

Erhoben: Da du zuvor ein geringer Mensch, und aus dem Gemeinde Haufen warst, habe ich dich zu Ehren, und zur höchsten Würde erhoben.

8. und habe das Königreich von Davids Hause gerissen und dir gegeben. Du aber bist nicht gewesen wie mein Knecht David, der meine Gebote hielt und wandelte mir nach von ganzem Herzen, das er tat, was mir nur wohlgefiel;

Gerissen: Nämlich, den größeren Teil seines Königreichs, hab ich seinem Geschlecht entzogen, und dir zugewandt, welches du richtig hättest sollen mit dankbarem Herzen annehmen und erkennen.

Nicht gewesen: Du hast in der Verwaltung deines Königreichs der wahren Gottseligkeit dich nie beflissen, sondern dich undankbar und durchaus gottlos gegen mir erzeigt, da du mir doch richtig hättest sollen dankbar sein für solche große Guttaten, und allen deinen möglichen Fleiß anwenden, damit du selbst zuvorderst für deine Person der wahren Religion emsig oblägst, und dieselbe unverfälscht auf deine Nachkommen fortsetztest.

Ganzem Herzen: Dass es durchaus keine Heuchelei mit ihm gewesen, sondern hat es ihm lassen ein Ernst sein, dass er mir mit wahrem Glauben angehangen, und sich allerdings in meinem Gehorsam ergeben.

Wohl gefiel: Denn obwohl David einen Ehebruch und Totschlag begangen, auch das Volk aus Hoffart zählen lassen, und andere menschliche Fehler und Mängel an ihm hatte. Jedoch, weil die, welche Busse tun, und an Christus glauben, Vergebung der Sünden erlangen, so sein ihre Sünden vor dem Gericht Gottes mit dem Blut Christi durchstrichen, als wenn sie dieselben nie begangen hätten.

9. und hast übel getan über alle, die vor dir gewesen sind, bist hingegangen und hast dir andere Götter gemacht und gegossene Bilder, dass du mich zu Zorn reiztest, und hast mich hinter deinen Rücken geworfen.

Übel getan: Nicht allein, dass du selber für deine Person von mir abgefallen bist, sondern hast auch mein Volk von dem rechten Gottesdienst, durch deinen Befehl, und mit deinem Beispiel abgehalten, und von mir wendig gemacht.

Andere Götter: Denn wenn man eine neue Religion anrichtet ohne den Befehl Gottes, als dass man Bilder aufstellt, Gott zu Ehren, und vor ihnen anbetet, das heißt, andere Götter machen, das ist: Eine gräuliche Abgötterei anrichten.

Geworfen: Das ist: Du hast mich verachtet, und meinen Gottesdienst fahren lassen. [Denn der ehrt Gott nicht mehr, der sich mit Abgötterei befleckt, er rühme gleich von seiner Religion so hoch und viel, als er immer wolle.)

10. Darum siehe, ich will Unglück über das Haus Jerobeams führen und ausrotten an dem Jerobeam auch den, der an die Wand pisst, den Verschlossenen und Verlassenen in Israel; und will die Nachkommen des Hauses Jerobeam ausfegen, wie man Kot ausfeget, bis ganz mit ihm aus sei.

Ausrotten: Das ist: Ich will wieder des Jerobeams Nachkommen mich also setzen, dass ich sein Geschlecht allerdings vertilgen Wille, und auch der jungen Kinder nicht verschonen, noch derer, die in Gefangenschaft sind, oder sonst in großer Verachtung leben: Es muss alles fort und ausgefegt werden, Butzen und Stiel.

Ausfegt: Es muss sein Geschlecht allerdings zugrunde gehen, dass nichts davon überbleibe.

11. Wer von Jerobeam stirbt in der Stadt, den sollen die Hunde fressen; wer aber auf dem Felde stirbt, den sollen die Vögel des Himmels fressen; denn der Herr hat es geredet.

Hunde fressen: Das ist: Sie sollen unbegraben hingeworfen, und von Hunden zerrissen werden.

Himmels fressen: Das ist: Sie sollen auch in kein Grab kommen. [Welches denn ein Stück des Fluchs ist.)

Geredet: der nicht liegen kann {Tit 1}. Darum wird es gewisslich geschehen.

12. So mache du dich auf und gehe heim. Und wenn dein Fuß zur Stadt eintritt, wird das Kind sterben.

Sterben: Welches dir zum Zeichen und Vergewisserung sein soll, dass du nicht zweifelst an dem, was ich dir bisher verkündigt habe, denn es wird gewisslich geschehen.

13. Und es wird ihn das ganze Israel klagen und werden ihn begraben. Denn dieser allein von Jerobeam wird zu Grabe kommen, darum dass etwas Gutes an ihm erfunden ist vor dem Herrn, dem Gott Israels, im Hause Jerobeams.

Klagen: Weil sie vermerken werden, dass sie einen vortrefflichen Jüngling verloren, der sich sehr wohl angelassen. [Denn ein Regiment nimmt großen Schaden, wenn junge verständige Fürsten durch einen unzeitigen Tod absterben, da sie hätten können ihren Eltern in der Regierung mit Lob und Ruhm nachfolgen. Und ist es besser, dass ein König ohne ein Königreich, als ein Königreich ohne einen König sei.)

Gutes: Denn derselbe Jüngling ist beschnitten gewesen, und also in den Bund Gottes aufgenommen worden {1Mos 17}. Hat sich auch mit der Abgötterei noch nicht verunreinigt hatte, noch irgend eine gottlose Meinung im Herzen gefasst. [Gleichwie auch heutzutage im Papsttum Gott noch seine Kirche erhält. Denn die Kinder sein durch die Taufe Christo einverleibt, und mit dem falschen Wahn der Verdienste, Messe, und Anrufung der Heilige noch nicht verunreinigt.

14. der Herr aber wird ihm einen König über Israel erwecken, der wird das Haus Jerobeams ausrotten des Tages. Und was ist nun gemacht?

Nach Luther: Wenn dieses dermaleinst wird erfüllt werden, wird man sagen: Was hat Jerobeam nun gemacht?

Gemacht: Als wollte er sagen: Verstehst du nicht, dass bereits jetzt Gott einen Anfang macht an der Ausrottung des Jerobeams, weil der Sohn, welcher jetzt schon auf den Tod krank liegt, sterben wird, sobald du zu der Tür deines Hauses hinein schreitest?

15. Und der Herr wird Israel schlagen, gleichwie das Rohr im Wasser bewegt wird, und wird Israel ausreißen von diesem guten Lande, das er ihren Vätern gegeben hat, und wird sie streuen über das Wasser, darum dass sie ihre Haine gemacht haben, den Herrn zu erzürnen.

Schlagen: Mit großen Niederlagen, nicht allein den König, sondern auch das ganze Volk.

Bewegt: Denn es werden sich viel und große Veränderungen im Königreich Israel zutrage, dass sie einen König nicht lange behalten werden, darum es wanken und schwanken wird, als ein Ding das bald fallen Wille. [Denn wenn die Obrigkeit in einem Lande oft geändert wird, so straft Gott damit die Sünden seines Volkes {Spr 28} und wird viel Unglück dadurch verursacht.)

Ausreißen: Als einen unfruchtbaren Baum.

Streuen: Gleichwie man Spreu und Staub hin und wieder verstreut.

Wasser: Nämlich, über den Fluss Euphrat, in eine elende Dienstbarkeit.

Haine: Dies ist die Ursache solches großen Unglücks, das sie Lustwälder gepflanzt, ihre Gottesdienste darin zu üben, die sie aus ihrem Kopf erdacht, damit sie Gott schwer erzürnt haben. [Sieht man deswegen hier, dass die Untertanen nicht entschuldigt sein vor Gott, wenn sie ihrer Obrigkeit falsche Religion annehmen.)

16. Und wird Israel übergeben um der Sünden willen Jerobeams, der da gesündigt hat und Israel hat sündigen gemacht.

Gemacht: Weil er mit seinem Exempel und Einsetzung der Abgötterei das Volk gereizt, dass es die selbige falsche Religion auch angenommen. [So großen Schaden tun der Obrigkeit Übertretungen, dass sie nicht nur ihr selbst schadet, sondern auch den Untertanen das Verderben verursacht, darum sie auch deshalb Gott Rechenschaft geben muss. Daneben haben wir auch hier zu lernen, wie sehr unserem Herrn Gott die selbst erwählten Gottesdienste zuwider sind.)

17. Und das Weib Jerobeams machte sich auf, ging hin und kam gen Thirza. Und da sie auf die Schwelle des Hauses kam, starb der Knabe.

Thirza: In die königliche Stadt.

Knabe: Des Königs Jerobeams Sohn.

18. Und sie begruben ihn, und ganz Israel klagte ihn nach dem Wort des Herrn, das er geredet hatte durch seinen Knecht Ahia, den Propheten.

Wort: Denn es müssten eher Himmel und Erde vergehen, als dass das Wort Gottes nicht sollte erfüllt werden.

19. Was mehr von Jerobeam zu sagen ist, wie er gestritten und regiert hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

Gestritten: Nämlich, mit dem Könige in Juda, Abiam, von dem er aber überwunden worden {2Chr 13}.

Regiert: Die ganze Zeit über, weil er das Königreich in seiner Gewalt hatte, nämlich, gottlos und tyrannisch, darum er auch endlich an einer gräulichen Krankheit, die ihm Gott zur Strafe zugeschickt, gestorben {2Chr 13}.

Chronik: Welche Chronik nicht mehr vorhanden ist. Und sein solche Sachen in der Heiligen Schrift ausführlich genug beschrieben, welche dazu vonnöten sein, dass man Gott recht erkenne, und das Leben gottseliglich anstelle.

20. Die Zeit aber, die Jerobeam regierte, sind zweiundzwanzig Jahre. Und entschlief mit seinen Vätern; und sein Sohn Nadab wurde König an seiner statt.

Entschlief: Das ist: Er ist gestorben, und ohne Zweifel ewig verdammt worden, dass man bei diesem Könige gewisse Post in die Hölle haben können.

Nadab: der über wenig Jahr später mit dem ganzen Geschlecht Jerobaems umgekommen und ausgerottet worden {2Chr 13}. [Darum sollen wir bei des Jerobeams Beispiel erinnert sein, dass wir uns dankbar erzeigen für die göttliche Guttaten, damit, dass wir bei der rechten Religion und in der wahren Gottseligkeit beharren.)

21. So war Rehabeam, der Sohn Salomos, König in Juda. Einundvierzig Jahre alt war Rehabeam, da er König wurde und regierte siebenzehn Jahre zu Jerusalem, in der Stadt, die der Herr erwählt hatte aus allen Stämmen Israels, dass er seinen Namen dort hinstellte. Seine Mutter hieß Naema, eine Ammonitin {2Chr 12v13}.

So war: Jetzt wendet sich die Schrift wieder zu der Könige Juda Regierung um.

Erwählt: Das ist: Gott hat nicht allein gewollt, dass man in derselben Stadt die Heilige Schrift sollte hören lesen und erklären, daraus das Volk Gott recht erkennen lernte, sondern hatte auch den Tempel darin bauen lassen, in dem man seinen Namen preisen, und ihn anrufen soll, da man auch ihm zu Ehren die gewöhnlichen und angemessenen Opfer verrichten könnte, dadurch das Leiden und der Tod des eingeborenen Sohnes Gottes vorgebildet wurde.

Ammonitin: Dies wird darum erzählt, dass wir vernehmen sollen, was die Ursache gewesen, dass auch Rehabeam, nach dem er drei Jahr regiert {2Chr 11} zur Abgötterei abgewichen, weil ihn, nämlich, seine Mutter dahin beredet hatte. Denn die Ammoniter abgöttische Leute waren. [sein deswegen die Heirat gefährlich mit denen Weibern, die in einer falschen Religion auferzogen worden. Denn wenn gleich der man sich nicht möchte verführen lassen, so muss man sich doch besorgen, dass solche Mütter nicht etwa ihren Kindern die falsche Religion beibringe, und sie darin heimlich unterrichte.)

22. Und Juda tat, das dem Herrn übel gefiel; und reizen ihn zu Eifer, mehr denn alles, das ihre Väter getan hatten mit ihren Sünden, die sie Taten.

Juda: Nämlich, die Untertanen im selben Königreich und Stämmen, samt ihrem Könige.

Väter: [Denn die Kinder werden selten frömmer als die Väter, ja zu mehrmalen auch wohl ärger.)

23. Denn sie bauten ihnen auch Höhen, Säulen und Haine auf allen hohen Hügeln und unter allen grünen Bäumen.

Höhen: Das ist: Kapelle und Altar an hohen Örtern.

Säulen: Vor denen sie Gott anbeteten.

Haine: Oder heiligen Wälder, von denen kurz zuvor auch Anregung geschehen. Solche und dergleichen selberwählte Gottesdienste richteten sie an ohne und wieder den Befehl Gottes.

Bäumen: Das ist: Wo sie irgend einen hübschen Hügel oder schattigen und lustigen Wald sahen, da richteten sie öffentliche Gottesdienste an. Wie man dergleichen Kapelle unterm Papsttum in einer Herrschaft unzählig findet.

24. Es waren auch Hurer im Lande; und sie Taten alle die Gräuel der Heiden, die der Herr vor den Kindern Israel vertrieben hatte.

Hurer: Sodomitische Knabenschänder und Weichlinge, die abscheuliche Schande und Laster trieben.

Vertrieben: Darum die Israeliten ganz toll und töricht müssen gewesen sein, dass sie solches nicht betrachtet, wie um eben dergleichen Sünden willen, die Heiden wären vertilgt worden, welche sie jetzt begingen, und ihnen nachtäten. [Gleichwie aber der Schatten dem Leibe, also folgt auf die geistliche Hurerei, welches ist die Abgötterei, auch die leibliche Hurerei und Unreinigkeit, Und zwar ist man mit der schlechten Hurerei nicht vergnügt, sondern begeht auch solche gräuliche Schande und Laster, die der Natur selbst zuwider sind. Dass es wahr sei, bezeugt etlicher römischer Päpste unzüchtiges Leben.)

25. Aber im fünften Jahr des Königs Rehabeam zog Sisak, der König in Ägypten, herauf wieder Jerusalem.

Fünften: Denn die drei ersten Jahr, in denen Rehabeam die Leviten aufnahm, welche Jerobeam vertrieb, ist er dem Regiment wohl vorgestanden, wie 2. Chron. 11. gemeldet wird, und hat sich dieselbe Zeit über, zu der rechten Religion gehalten. Aber im vierten Jahr ist er abgefallen, und hat allerlei Abgötterei angerichtet. Darum im fünften Jahr die Strafe darauf erfolgt.

Herauf: Nämlich, mit einer gewaltigen Kriegsmacht, so man nicht zählen können, wie 2. Chron. 12. steht. Und hat ins Land Juda viel feste Städte erobert. Daher das Volk Juda in großen Ängsten gewesen. Da hat Gott den Propheten Semaja zu ihnen gesandt, und den Juden ihr Unrecht beweisen lassen, mit Zeichen, welche die eigentliche Ursache wäre, unter allen diesen Voraussetzungen solche Unglücke über sie kommen. Da hat zwar das Volk seine Sünde erkannt und bekannt, dass sie solches richtig litten. Nach welchem sich Gott über sein Volk wieder erbarmt, und zwar den König Sisak nicht allerdings aus Juda getrieben, aber doch sein Herz also gemildert, dass er keine Grausamkeit wieder das Volk geübt.

26. Und Name die Schätze aus dem Hause des Herrn und aus dem Hause des Königs und alles, was zu nehmen war, und Name alle goldenen Schilde, die Salomo hatte lassen machen {1Sam 10v16};

Schätze: Denn ob er wohl der Meinung zu Jerusalem einbekommen, als ob er nichts feindliches wider sie Vorhaben wollte, so hat er doch nicht allerdings Glauben gehalten, sondern den Tempel beraubt, und viel köstliche Sachen, die er darin gefunden, hinweg genommen, auch sonst alles geplündert, um der vorigen begangenen Sünde und Abgötterei willen des Volkes. [Und hat man hier zu merken, dass Gott seine bösen und sündigen Kinder bald straft, damit sie zur Busse gelockt, erhalten, und selig werden. Danach sehen wir auch, wie das Predigtamt, dadurch die Sünden angezeigt, und den Leuten vorgehalten werden, in den Auserwählten kräftig sei, und wen sie ihre Sünden erkennen und bekennen, Vergebung derselben, und Linderung der Strafen erlangen. Man kann auch hier spüren, dass durch ein gottloses Leben die Kriege verursacht werden. Und da Gott seine Kinder so scharf züchtigt, was werden die wohl zu erwarten haben von ihm, welche sich allerdings dem Teufel ergeben? Weil auch die Schätze, so man mit gutem Gewissen zusammen gebracht, dennoch um anderer Sünde willen sein geraubt worden, wie wird es denn mit denen zugehen, die man mit Wucher, Betrug, Finanz, unrechten Schatzungen und Räuberei zusammen bringt?)

27. an welcher statt ließ der König Rehabeam Ähren Schilde machen und befahl sie unter die Hand der obersten Trabanten, die der Tür hüteten am Hause des Königs.

28. Und so oft der König in das Haus des Herrn ging, trugen sie die Trabanten und brachten sie wieder in der Trabanten Kammer.

Ging: Denn er nicht dafür angesehen wollen sein, als ob er dem Gottesdienst allerdings abgesagt hätte, welcher von Gott selber eingesetzt war, obwohl er nichtsdestoweniger auch daneben die Abgötter verehrte.

Trugen: Ging deswegen der König mit gewappneter und bewaffneter Hand zum Tempel des Herrn, als ob sich einer Gefahr zu besorgen. [Obwohl man nun dahin trachten soll, dass die Fürsten und Herren ihre getreuen Leibesdiener und Guardy haben, so ist doch kein stärkerer Schutz, als der Engel Hut {Ps 32} und der Untertanen Gutherzigkeit.)

29. Was aber mehr von Rehabeam zu sagen ist, und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas {2Chr 12 15}.

Getan: Weil er in der Regierung gewesen.

Chronik: Welches Buch nicht mehr vorhanden ist.

30. Es war aber Krieg zwischen Rehabeam und Jerobeam ihr Leben lange.

Krieg: Das ist: Sie worden nie miteinander eins, solange sie lebten. Denn es verdross dem Rehabeam, dass Jerobeam ihm das Königreich Israel entzogen: So besorgte sich Jerobeam, dass seine Untertanen nicht etwa einmal wieder von ihm abfielen, und sich zum Rehabeam schlügen, darum sie einander immer anfeindeten, ob sie wohl nicht öffentlich wieder einander zu Felde zogen. [Es ist aber ein böses Ding, um einen untreuen Nachbarn.)

31. Und Rehabeam entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben mit seinen Vätern in der Stadt Davids. Und seine Mutter hieß Naema, eine Ammonitin. Und sein Sohn Abiam wurde König an seiner statt.

Entschlief: Es ist aber Rehabeam in seinen Sünden gestorben, wie aus dem Buch der Chronik zu lesen ist. [Sollen wir uns deswegen vor dem ersten Abfall hüten, auf dass wir uns in Sünden nicht also verwickeln, dass wir darin bis zu Ende unseres Lebens stecken bleiben.)


Das 15. Kapitel

  • Abiam ist ein abgöttischer König, v. 1.
  • Nach seinem Tod folgt Assa, der die Abgötterei abgetan, und der Unzucht gewehrt, hat aber die Höhen geduldet, und mir dem heiligen Schatz den König in Syrie, in einen gefährlichen Krieg wieder seinen Feind Baesa gedingt: Stirbt endlich an der Krankheit der Füße, v. 9.
  • Dem folgt sein frommer Sohn Josaphat im Regiment nach, v. 24.
  • Der gottlose König Nadab wird mit seinen gottlosen Nachkommen vertilgt, v. 25.
  • Und kommt Baesa an seine statt, ist aber nicht um ein Haar besser, als die vorigen, darum ihm auch seines Geschlechts Untergang gedroht wird, v. 33.

1. Im achtzehnten Jahr des Königs Jerobeam, des Sohnes Nebats, wurde Abiam König in Juda {2Chr 13v1};

Abiam: Des Rehabeams Sohn, welchen der Vater unter allen seinen Söhnen am tauglichsten zum Königreich geachtet, obwohl er nicht der Erstgeborne gewesen. Denn er auch des Abiams Mutter unter allen seinen Weibern und Kebsweibern am liebsten hatte, da er sonst achtzehn Ehefrauen, und sechzig Kebsweiber hatte: Und hat demselben Sohn noch bei seinen Lebzeiten den Kornhandel übergeben, welchem Amt er mit großem Lob vorgestanden {2Chr 11}. [Aber es ist darum nicht jedermann fromm und angenehm vor Gott, der einem Regiment weislich vorstehen kann.) Wie denn auch dieser Abiam ein Götzendiener gewesen, als später folgt.

2. und regierte drei Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Maecha, eine Tochter Abisaloms.

3. Und er wandelte in allen Sünden seines Vaters, die er vor ihm getan hatte und sein Herz war nicht rechtschaffen an dem Herrn, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David.

Wandelt: Er tat eben die selbige Sünde, die sein Vater begangen hatte.

Nicht rechtschaffen: Denn ob er wohl die rechte Religion duldete, und sich etlichermaßen dazu bekannte, welche im Tempel zu Jerusalem verrichtet wurde, so ließ er doch nichtsdestoweniger auch die Abgötterei und falsche Gottesdienst zu, auf den Höhen, die er auch selber mit trieb, und hing nicht der reinen Religion allein an von ganzem Herzen, wie sein Ahnherr David getan. [Denn Gott kann die gemischten Religionen und Gottesdienste nicht leiden. Und wo im Herzen die wahre Religion nicht rein ist, da werden auch im Leben und Wandel viele nicht zu lobende Dinge begangen.) Darum hat auch Gott diesen König in große Angst und Not kommen lassen, dass zu seiner Zeit sich ein harter Streit zwischen ihm und Jerobeam erhoben: Und hat Jerobeam acht mal hundert tausend man wieder ihn ins Feld gebracht, Da hingegen Abiam nur halb so viel, nämlich, viermal hunderttausend auf bringen können. Doch hat er, (wie er sonst auch gewesen) ein Herz gefasst, und ihm selber zu Gemüt geführt, dass Jerobeam den Gottesdienst zu Jerusalem allerdings verworfen hatte. Darum er den Israeliten, ehe die Schlacht angegangen, mit einer ernstlichen und weitläufigen Rede zu verstehen geben, wie übel sie daran Taten, dass sie wieder ihre Brüder, die Kinder Juda, zur Wehr griffen, deshalb Gott ihrem Vorhaben widerstehen würde. Unterdes aber hatte Jerobeam den einen Teil seines Kriegsvolkes herum geführt, das Abiam nicht geachtet, und des Abiams Kriegsvolk umringt, dass vorne und hinter ihm Feinde gewesen. Da haben die Kinder Juda in solchen ihren Nöten zum Herrn geschrien, und ihre Zuflucht zu ihm hatte. Denn es sein unter des Abiams Kriegsvolk noch viel fromme Leute gefunden worden, die sich mit keiner Abgötterei befleckt hatte. Darum hat sich Gott über die Kinder Juda erbarmt, und ein Schrecken in die Feinde gebracht, dass sie geflohen, und ihrer eine große Anzahl erschlagen worden. Welches Sieges sich Abiam gebraucht, und hat dem Jerobeam etliche Städte abgedrungen {2Chr 13}. [Denn Gott schont oft um etlicher frommer Untertanen willen eines ganzen Volkes, obwohl der größere Haufen samt der Obrigkeit verdient hätte, dass sie um ihres gottlosen Lebens willen zugrunde gingen.)

4. Denn um Davids willen gab der Herr, sein Gott, ihm eine Leuchte zu Jerusalem, dass er seinen Sohn nach ihm erweckte und erhielt zu Jerusalem,

Willen: Das ist: Weil Gott den David geliebt hatte, und noch liebte, hatte er ihm bei seinen Lebzeiten verheißen, dass er das Königreich bei seinem Geschlecht erhalten wollte. Darum er nicht zugeben, dass Abiam ohne einen Erben des Königreichs umkäme und vertilgt würde, damit des Davids Stamm nicht unterginge, sondern im Ansehen bliebe, und seiner vortrefflichen Taten halben berühmt würde.

Jerusalem: Welche Stadt samt dem Tempel und Gottesdienst, wie auch die Einwohner er erhalten wollen, und wider die Feinde schützen.

5. darum dass David getan hatte, das dem Herrn wohlgefiel, und nicht gewichen war von allem, dass er ihm Gebote sein Leben lange, ohne in dem Handel mit Uria, dem Hethiter {2Sam 11v17 12v9}.

Nicht gewichen: Das ist: Weil David von Jugend an bis zu seinem Tode mit ganzem Fleiß, und aus reinem Herzen, dahin getrachtet, dass er sowohl im Gottesdienst, als im äußerlichen Leben und Wandel, wie auch in der Verwaltung des Königreichs nichts beginge, dadurch Gott erzürnt würde.

Uria: Mit welches Weibe er die Ehe gebrochen, ihn aber den Uriam erwürgen lassen. Dass aber David das Volk zählen heißen, ist zwar auch Sünde gewesen. Jedoch war die Ursache der folgenden Strafe besonders des Volkes viel größer Sünden, so vorher gegangen, dazu des Königs Irrtum und Fehler Anlass geben, dass Gott des Volkes Übertretungen mit der Pest gestraft. [Und hat man hier zu merken, wie Gott der Eltern Frömmigkeit auch an den Kindern vergelte, Und der Frommen Sünden (wenn sie wahrhaftig Buße tun) ihnen also verzeihe, dass sie ihnen nicht mehr zugerechnet werden, eben als ob sie nie begangen wären {Ps 32 Röm 4}.)

6. Es war aber ein Krieg zwischen Rehabeam und Jerobeam sein Leben lange.

Krieg: Denn von der ersten Zerteilung an des Königreichs ist nie kein beständiger Fried gewesen, zwischen Rehabeam und seinen Nachkommen mit Jerobeam. [Und mengt Gott immerdar süß und sauer durcheinander, auf dass sein Volk immer etwas habe, dadurch es unterm Kreuz gehalten wird.)

7. Was aber mehr von Abiam zu sagen ist, und alles, was er getan hat; siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas. Es war aber Krieg zwischen Abiam und Jerobeam.

Getan: Weil er das Regiment geführt.

Chronik: Welche Bücher nicht mehr vorhanden sein.

Krieg: Von dem aus dem anderen Buch der Chronik Kapitel 13. kurz zuvor etwas Anregung geschehen.

8. Und Abiam entschlief mit seinen Vätern, und sie begruben ihn in der Stadt Davids. Und Assa, sein Sohn, wurde König an seiner statt {2Chr 14v1}.

Entschlief: [Weil demnach dieser König nur drei Jahr regiert, und kein Mensch, er sei gleich ein König, Fürst oder allgemeiner man, wissen kann, wie lange er seinem Amt und Beruf vorstehen werde. So soll ein jeder Fleiß ankehren, dass er beizeiten ausrichte, was er zu verrichten hat, damit er nicht vom Tode übereilt, die Gelegenheit versäume.)

9. Im zwanzigsten Jahr des Königs Jerobeam über Israel wurde Assa König in Juda.

10. Und regierte einundvierzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Maecha, eine Tochter Abisaloms {2Chr 13v1}.

Jahr: Denn er ein frommer König gewesen, besonders zu Anfang seiner Regierung. Darum ihm auch Gott das Leben verlängert.

Maecha: Obwohl nun diese eben den Namen hatten, wie seine Großmutter, des Abiams Mutter, so ist es doch nicht eine Person gewesen. Und werden der Könige Mütter mit Namen gesetzt, auf dass man wissen könnte, aus welchem Weibe ein jeder geboren wäre, weil die Könige oft viel Weiber hatte. Und ist dieses Königs Mutter ein gottloses Weib gewesen. [Daraus offenbar, dass auch der gottlosen Eltern Kinder, von Gott bisweilen erleuchtet und selig werden. Darum man nicht bald aus der Eltern Wandel und Sinn von den Kindern urteilen soll.)

11. Und Assa tat, das dem Herrn wohlgefiel, wie sein Vater David.

Wohlgefiel: Denn er die rechte Religion wieder angerichtet, und dem Regiment wohl vorgestanden. Obwohl er aber in seinem Alter etliche Missgriff getan, in maßen später soll gemeldet werden, so ist doch zu hoffen, dass er Buße getan, und ihm solche Fehler sein verziehen worden.

12. Und tat die Hurer aus dem Lande und tat ab alle Götzen, die seine Väter gemacht hatten.

tat ab: [Denn der Obrigkeit Amt ist, die Unzucht aufs ernstlichste zu strafen und die abgöttischen Bilder abzutun, den Untertanen aber steht es zu, dass sie die Abgötterei und alle Unzucht meiden.)

13. Dazu setzte er auch seine Mutter Maecha ab vom Amt, das sie dem Miplezeth gemacht hatte im Haine. Und Assa rottete aus ihren Miplezeth und verbrannte ihn im Bach Kidron.

Miplezeth: Von dem etliche halten, dass es ein Abgott der Unzucht gewesen, den seine Mutter öffentlich zu verehren aufgestellt, welches ein abscheulich Ding gewesen, dass dergleichen von dem Volk Gottes sollen gehört werden.

Nach Luther: Wer der Miplezeth gewesen sei, ist ungewiss. Etliche sagen, es sei der Abgott Priapus gewesen.

Verbrannte: Das ist: Er hat den schändlichen Götzen neben dem Bach Kidron verbrannt, der nicht weit von Jerusalem geflossen, und danach die Asche in denselben Bach geschüttet, damit von solcher Schurkerei nichts mehr zu spüren wäre. Und hat Assa in diesem Stücke wieder das vierte Gebot nicht gesündigt, sondern Gott ein angenehmes Werke verrichtet, dass er auch seiner Mutter nicht zugelassen, Abgötterei zu treiben. [Denn in solchen Sachen, die zur Ehre Gottes dienen, muss man auf Gott mehr Achtung geben, als auf die Menschen, wen sie uns gleich ganz nahe verwandt sein {Apg 5}.)

14. Aber die Höhen Taten sie nicht ab. Doch war das Herz Assas rechtschaffen an dem Herrn sein Leben lange.

Nicht ab: Denn das Volk opferte auf denselben Höhen dem wahren Gott, auch außerhalb dem Tempel zu Jerusalem, und ließ sich von solchem Gottesdienst nicht abwehren. Darum ihn Assa nicht durften abschaffen, welch sein Tun nicht allerdings ohne Sünde gewesen. Denn zu Jerusalem im Tempel sollte man opfern.

Rechtschaffen: Das ist: Er begehrte den rechten Gottesdienst zu befördern, so viel er es verstand, und ließ ihm die Sache ein Ernst sein. Es war ihm die Ehre Gottes zuerst angelegen, und war kein Heuchler, obwohl er sonst nicht allerdings ohne Sünde und Mangel war.

15. Und das Silber und Gold und Gefäß, das sein Vater geheiligt hatte, und was geheiligt war, zum Hause des Herrn brachte er ein.

Gefäß: Allerlei Sachen und Werkzeuge, die man zum heiligen Gottesdienst gebrauchen konnte, und alles was sein Vater (vielleicht im Testament) dahin verordnet und gegeben, das hat er treulich in den Tempel geliefert. [Etliche tun das Widerspiel, das sie aus der Kirche rauben und hinweg nehmen, was ihre Voreltern zur Erhaltung des Predigtamts dahin gestiftet, und wenden es in ihren eigenen Nutzen.)

Es hat sich aber bald darauf begeben, dass Serah, der Mohren König, wie 2. Chron. 14. gelesen wird, mit einem unzähligen Kriegsvolk wieder Assa zu Felde gezogen, und bis gen Maresa, einer Stadt im Stamm Juda gelegen, kommen. Obwohl nun Assa an der Kriegsmacht ihm bei weitem nicht gleichen mochte, so traute er doch Gott, und rief ihn mit einem gottseligen Gebet um Erhaltung des Sieges ernstlich an. Welches sein Gebet so kräftig gewesen, dass der Feinde Heer von Gott geschreckt, sich in die Flucht begeben, und von des Königs Assa Kriegsleuten geschlagen und zerstreut worden. [Und hat ohne allen Zweifel Assa vor der Schlacht schwere Anfechtungen ausgestanden. Denn was Heuchler gewesen, haben vorgeben, Assa werde mit solchem Kriege von Gott gestraft, weil er die Götzen zerstört. Aber dergleichen Versuchungen soll man mit dem. Worte Gottes zurücktreiben. Denn Gott versucht die Frommen, damit bekannt werde, wie standhaftig sie in der wahren Religion sind.) Da nun der König Assa von der Schlacht wieder kommt {2Chr 15} geht ihm der Prophet Asaria entgegen, und ermahne ihn und seine Leute, dass sie bei dem rechten Gottesdienst beharren sollen. Verkündigt ihnen doch auch zugleich, wie es einmal geschehen werde, dass die rechte Religion in Israel fast allerdings werde verlöschen, und schwere Strafen später darauf erfolgen. Darum sollen sie desto fleißiger sein die selbige unter ihnen zu erhalten. Sind also der König und das Volk durch solche des Propheten Ermahnung freudiger worden, die noch übrige Abgötterei auszurotten, und erneuern den Bund mit Gott.

16. Und es war Streit zwischen Assa und Baesa, dem Könige Israels, ihr Leben lange.

Und: Was bisher von Assa gesagt worden, ist alles lobenswert, ohne dass er die Höhen geduldet. Jetzt aber folgt, wie Assa auch Fleisch und Blut hatte, und den Alten Adam nicht allerdings ausziehen können.

Streit: Das ist: Sie trugen eine immerwährende Feindschaft und stetigen Widerwillen wieder einander, dass keiner dem anderen traute, oder sich eines gewissen Friedens zum anderen versehen durfte.

17. Baesa aber, der König Israels, zog herauf wieder Juda und baute Rama, dass niemand sollte aus und einziehen auf Assas Seiten, des Königs Judas {2Chr 16v1}.

Baut: Das ist: Er hat sie fester gemacht.

Aus und ein: Er hat ihm den Pass zum Proviant verlegt, und ihm nichts lassen zugehen. Dazu konnte der König in Israel aus derselben Festung einen unversehenen Streif tun in das Land Juda, und nach seinem Gefallen darin rauben und plündern. Welches dem Könige Assa, wie nicht unrecht, sehr zuwider gewesen. Er hätte aber auch wiederum zu den vorigen Waffen, nämlich, zum Gebet seine Zuflucht haben, und danach dem Mutwillen des israelitischen Königs mit beherztem Mut steuern sollen. Aber er hat bei Menschen Hilfe gesucht, und ihm vorgenommenen den König zu Damaskus mit Gelde an sich zu kaufen und auf seine Seiten zu bringen, mit dessen Beistand er dem Baesa abwehren könnte, wie später folgt.

18. Da Name Assa alles Silber und Gold, das übrig war im Schatz des Hauses des Herrn und im Schatz des Hauses des Königs, und gab es in seiner Knechte Hände; und sandte sie zu Benhadad, dem Sohn Tabrimons, des Sohnes Hesions, dem Könige in Syrien, der zu Damaskus wohnte, und ließ ihm sagen:

Übrig war: Nämlich, von den Gaben und Schenkungen der letzten Könige, denn der Tempel bereits von Sisak dem Könige in Ägypten zuvor beraubt worden, wie im vorhergehenden Kapitel gemeldet wird.

19. Es ist ein Bund zwischen mir und dir und zwischen meinem Vater und deinem Vater; darum schicke ich dir ein Geschenk, Silber und Gold, das du fahren lässt den Bund, den du mit Baesa, dem Könige Israels, hast, dass er von mir abziehe.

Bund: Wir sind Freunde und Bundesverwandte, gleichwie auch unsere Väter miteinander in guter Korrespondenz gestanden. Darum so bitte ich dich um Hilfe und Beistand in meinen Nöten.

Geschenke: Damit ich unsere Freundschaft begehre zu bestätigen und zu erneuern.

Fahren lässt: Dass du ihm absagst, und ihn unversehens überziehst, damit er sich mit seinem Volk wieder zurück, und besser hinein in sein Königreich begeben müsse, sein Land zu schützen.

Abziehe: Und die Stadt Rama unbefestigt bleiben lasse, wenn er durch dich gehindert wird, dass er in seinem angefangenen Werke nicht fortfahren kann, und mir also nicht mehr damit überlästig sei. Es hat aber Assa mit solchem fleischlichen Anschlag nicht eine geringe Sünde begangen, obwohl er nach menschlichem fühlen weislich angegriffen war. Denn er nicht mehr Hoffnung zu dem gottlosen Könige Benhadad, als zu Gott haben sollen, Und hat ihm nicht gebührt die heilige Schätze zu vertun, dass er des israelitischen Königs Gewalt damit abtriebe, weil er seinem Vorhaben (wenn er Gott Vertrauen wollen) mit einem herrlichen Sieg steuern können. So hat er auch nicht löblich daran gehandelt, dass er den König in Syrien mit Gelde bestochen, damit er den Bund, welchen er mit dem israelitischen König gemacht, breche und überginge. [Aber wenn ein Mensch ihm selbst gelassen wird, ob er gleich sonst ganz fromm ist, so kann er doch leicht von seinem eigenen Fleisch, und vom Satan hintergangen werden, dass er in Sünde falle. Darum, wer steht, mag wohl zusehen, dass er nicht falle {1Kor 10}.)

20. Benhadad gehorchte dem Könige Assa und sandte seine Hauptleute wieder die Städte Israels und schlug Ijon und Dan und Abel-Beth-Maecha, das ganze Cinneroth, an dem ganzen Lande Naphthali.

Städte: Dass sie dieselben überfallen, und also dem Könige Israel von Rama abhalten sollten. [Denn was bringt das Gold nicht zuwege? Besonders bei einem gottlosen Menschen, dem alles ums Geld Fehler ist.)

Schlug: Nämlich, des Königs in Syrien Kriegsleute, die er ausgeschickt, haben die nach benannten Städte mit Gewalt erobert, und eingenommen.

Cineroth: Das ist: Die ganze Landschaft um den See Genezareth her gelegen: Von welchem See im Neuen Testament oft Meldung getan wird.

Naphthali: Das ist: Sie haben denselben ganzen Strich, soweit der Stamm Naphthali gereicht, unter ihren Gewalt gebracht.

21. Da das Baesa hörte, ließ er ab, zu bauen Rama, und zog wieder gen Thirza.

Bauen: Er hat von der Stadt Rama Befestigung abgelassen, und zu seiner königlichen Stadt geeilt, damit die selbige auch nicht in seinem Abwesen vom Feinde belagert und erobert würde.

22. der König Assa aber ließ erschallen im ganzen Juda: hier sei niemand ausgenommen! Und sie nahmen die Steine und Holz von Rama weg, damit Baesa gebaut hatte; und der König Assa baute damit Geba-Benjamin und Mizpa.

Erschallen: Er ließ seine Untertanen zusammen fordern, dass sie die angefangene Festung zu Rama niederreißen sollten.

Ungestraft: Also, dass sich keiner von dieser Fron ausziehen oder davor befreit sein soll, mit Vorwendung irgend einer geschehenen Begnadigung, dass er nicht wollte auch etliche Leute schicken, die mir ihren Dienst leisten, und diese Festung niederreißen helfen.

Nahmen: Nach dem, nämlich, eine große Menge auf des Königs Befehl sich dahin gefunden, und die Festung niedergerissen hatten. Fast eine gleiche Historie findet man im Livio von Zerstörung der Stadt Alba. Und hat es zwar das Ansehen, als ob der König Assa des israelitischen Königs Baesa Vorhaben mit einem weisen Anschlag gehindert hätte, Aber es hat Gott dem Herrn die Weise ganz nicht gefallen. Darum er auch den Propheten Hanani zum Assa geschickt, der es ihm aufgerückt, und ernstlich verwiesen, dass er mehr Vertrauens zum Könige in Syrien, als zu Gott hatte, darum er auch weiter nicht viel Ruhe mehr haben, sondern mit Krieg werde angefochten werden. Darüber der König so erzürnt, dass er den Propheten lassen in Gefangenschaft werfen. Zudem hat er auch etliche von den Untertanen tyrannischerweise unterdrückt und ist ihnen zu ihrem Recht nicht geholfen gewesen. Denn es lässt sich ansehen, als ob er im Alter etwas mürrischer worden wäre, und weil er der bisher wohl ausgerichteten und ruhmwürdigen Sachen sich überhebt, so hat er nicht leiden können, dass man ihm viel einreden wollen. So viel man aber doch aus den Umständen seiner Historie abnehmen kann, so ist er auf solchen seinen widersinnigen Kopf nicht beharrt. [Und sehen wir hier, dass auch solche Obrigkeit, die sonst einen guten Eifer zur wahren Religion und Gerechtigkeit hat, bisweilen von ihren menschliche Zuneigungen und Begierden überwunden wird, das sie tut, dessen sie später bereuten.)

23. Was aber mehr von Assa zu sagen ist, und alle seine Macht und alles, was er getan hat, und die Städte, die er gebaut hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas; ohne dass er in seinem Alter an seinen Füßen krank war {2Chr 14v2}.

Getan: Was er löbliches ausgerichtet, so wohl in Verwaltung des Regiments, als in Beförderung der rechten Religion.

gebaut: Denn er zu Friedenszeiten viel Städte mit großem Lob und Ruhm befestigt und erbaut.

Krank: In welcher Krankheit (daran er auch gestorben) er sich mehr der Ärzte, als Gottes Hilfe getröstet, wie 2. Chronik 16. steht. Das ist: Er hat Gott nicht um Gesundheit zu erlangen angerufen, sondern nur schlecht die Arznei gebraucht, welches auch nicht eine geringe Sünde gewesen. Denn die tun ihnen selbst sehr übel, welche nicht zuvorderst in ihrer Krankheit zu dem höchsten Arzt, nämlich, zu Gott dem Herrn ihre Zuflucht haben {2Mos 15}. Und danach der anderen Ärzte Hilfe benutzen. [Denn es ist alles an dem Herrn gelegen, dass er dem Ärzte Weisheit und Verstand, und der Arznei Kraft gebe.)

24. Und Assa entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben mit seinen Vätern in der Stadt Davids, seines Vaters. Und Josaphat, sein Sohn, wurde König an seiner statt {2Chr 16v13}.

Mit seinen: Das ist: Er wurde neben seinen Vätern begraben.

Stadt: Nämlich, im Schloss, oder in der Burg Davids, da die anderen Könige ihr Begräbnis hatten.

Sohn: Ist also auf den frommen Vater ein frommer Sohn gefolgt, welches eine große Gabe und Guttat Gottes ist: Und hat ohne Zweifel zu des Josaphats Auferziehung des Vaters gottseliges Beispiel viel geholfen, da er die Abgötterei mit großem Eifer ausgerottet. [Sollen darum fromme Eltern darauf sehen, dass sie ihren Kindern mit dem Beispiel der rechten Religion und eines gottseligen Wandels vorleuchten, welches ohne große Frucht und Nutzen nicht aufhören wird.)

25. Nadab aber, der Sohn Jerobeams, wurde König über Israel im anderen Jahr Assas, des Königs Judas, und regierte über Israel zwei Jahre.

Nadab: Jetzt folgt wiederum von des Jerobeams Nachkommen im Königreich Israel, und was es für einen Ausgang mit ihnen gewonnen.

26. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, und wandelte in dem Wege seines Vaters und in seiner Sünde, damit er Israel hatte sündigen gemacht.

Wandelt: Das ist: Er hat eben die selbige gottlose Religion und Abgötterei angenommen, welche Jerobeam angerichtet, und die Israeliten seine Untertanen mit ihm verderbe hat. Darum der Sohn von dem Vater solches gottlose Wesen gelernt. [Sollen deswegen die Eltern gottselig und unsträflich leben, damit sie den Kindern keine bösen Beispiele hinterlassen.)

27. Aber Baesa, der Sohn Ahias, aus dem Hause Isaschar, machte einen Bund wieder ihn und schlug ihn zu Gibethon, welche war der Philister. Denn Nadab und das ganze Israel belagerten Gibethon.

Bund: Mit etlichen seiner Gesellen und Anhängern, mit denen er sich zusammen geschworen.

Belagerten: Welcher Gelegenheit Baesa sich gebraucht, und hat mit seinen Bundesgenossen einen Aufruhr im Lager angerichtet wieder den König.

28. Also tötete ihn Baesa im dritten Jahr Assas, des Königs Judas, und wurde König an seiner statt.

wurde König: Da er doch nicht um ein Haar besser war, als der Nadab. [Denn Gott weiß, wie er einen Bösen durch den anderen Strafen soll.)

29. Als er nun König war, schlug er das ganze Haus Jerobeams und ließ nicht über etwas, das den Odem hatte von Jerobeam, bis er ihn vertilgte; nach dem Wort des Herrn, das er geredet hatte durch seinen Knecht Ahia von Silo {1Sam 14v14},

König war: Dass er das Regiment in Händen, und unter seiner Gewalt hatte.

Haus: Das ist: Er hat alles in Grund ausgerottet, und vertilgt, was zu des Jerobeams Geschlechter gehört.

30. um der Sünde willen Jerobeams, die er tat und damit Israel sündigen machte, mit dem Reizen, damit er den Herrn, den Gott Israels, erzürnte.

reizen: Die Schrift streicht des Jerobeams Abgötterei mit vielen Worten heraus. [Auf dass wir sehen, wie Gott um der Abgötterei willen ganze Geschlechter lässt ausgerottet, und in Grund vertilgt werden: Und dass wir lernen, obwohl die göttlichen Drohungen ein Zeit lang aufgeschoben, dennoch nicht aufgehoben werden, sofern man nicht will Busse tun.)

31. Was aber mehr von Nadab zu sagen ist, und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

Getan: Was er, so wohl in Religionssachen, als weltlichen Geschäften ausgerichtet hat.

Chronik: Davon zuvor oft Meldung geschehen, dass sie nicht mehr vorhanden.

32. Und es war Krieg zwischen Assa und Baesa, dem Könige Israels, ihr Leben lange.

Krieg: Von dem wir auch oben in diesem Kapitel gehört.

33. Im dritten Jahr Assas, des Königs Judas, wurde Baesa, der Sohn Ahias, König über das ganze Israel zu Thirza vierundzwanzig Jahre.

König: Als er den Nadab erwürgt hatte.

Thirza: da er seinen königlichen Sitz hatte.

Jahr: Hat deswegen Gott diesem Könige eine gute lange Zeit zur Buße gelassen, in der er sich bekehren können, wenn er nur gewollt hätte. [Denn die Langmütigkeit Gottes lockt uns zur Buße. Aber es werden die Gottlosen nicht besser, oder frömmer.)

34. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, und wandelte in dem Wege Jerobeams und in seiner Sünde, damit er Israel hatte sündigen gemacht.


Das 16. Kapitel

  • Ella folgt seinem Vater im Regiment nach, Aber Simri erwürgt ihn, und vertilgt des Baesa ganzes Geschlechter, v. 8.
  • Verbrannt sich danach selbst zu Thirza mit dem königlichen Palast, v. 15.
  • Amri behält das Reich, und verändert den königlichen Sitz gen Samarien, v. 21.
  • Nach ihm folgt Ahab, der nimmt Isebel, und versündigt sich mit der baalitischen Abgötterei, v. 29.
  • Hiel baut Jericho, darüber er seinen ältesten und jüngsten Sohn verliert, v. 34.

1. Es kam aber das Wort des Herrn zu Jehu, dem Sohn Hananis, wieder Baesa und sprach:

Kam: Das ist: Es ist ihm ein göttlicher Befehl geoffenbart worden.

2. Darum, dass ich dich aus dem Staube erhoben habe und zum Fürsten gemacht über mein Volk Israel, und du wandelst in dem Wege Jerobeams und machst mein Volk Israel sündigen, dass du mich erzürnst durch ihre Sünde,

Erhoben: Dass ich dich aus einem niedrigen Stande zu den höchsten Ehren gebracht.

Gemacht: Denn obwohl Baesa das Königreich durch ungebührliche Mittel, und mit einer Empörung an sich gebracht, so hätte er es dennoch nicht erlangen oder behaupten können, wo es ihm Gott nicht bestimmt hätte.

Wandelst: Du erzeigst dich ganz undankbar gegen mir.

Sündigen: Mit der Abgötterei, weil sie dich zum Führer und Vorgänger derselben haben. [Denn des Gemeinde Volkes Sünden, die es von der Obrigkeit lernt, wird der Obrigkeit zugerechnet: Wie auch die, welche die Obrigkeit nicht wehrt, da sie es wohl verbieten könnte.)

3. siehe, so will ich die Nachkommen Baesas und die Nachkommen seines Hauses wegnehmen und will dein Haus setzen wie das Haus Jerobeams, des Sohnes Nebats {1Sam 14v10 15v29}.

Wegnehmen: Ich will ihn und sein Geschlecht zugrunde vertilgen und ausrotten, und es ausfegen, wie man ein Gemach ausfegt.

Setzen: Ich will mit deinem Geschlechter und Nachkommen eben also umgehen, wie du mit dem Jerobeam und seinen Nachkommen umgegangen bist. [Und hat man hier ein Beispiel, wie die göttliche Rache zwar langsam herzu kommt, aber was sie zu langsam kommt, das bringt sie an der schwere und Größe wieder herein.)

4. Wer von Baesa stirbt in der Stadt, den sollen die Hunde fressen; und wer von ihm stirbt auf dem Felde, den sollen die Vögel des Himmels fressen.

5. Was aber mehr von Baesa zu sagen ist, und was er getan hat, und seine Macht, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels {2Chr 16v1}.

6. Und Baesa entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben zu Thirza. Und sein Sohn Ela wurde König an seiner statt.

7. Auch das Wort des Herrn kam durch den Propheten Jehu, den Sohn Hananis, über Baesa und über sein Haus und wieder alles Übel, das er tat vor dem Herrn, ihn zu erzürnen durch die Werke seiner Hände, dass es würde wie das Haus Jerobeams, und darum dass er diesen erschlagen hatte.

Hände: Das ist: Durch seine Götzen und Abgötterei.

Erschlagen: Das ist: Weil Baesa den Nadab, des Jerobeams Sohn, in einem Aufruhr erschlagen hatte. Denn obwohl Nadab den Tod verschuldet, so hat dennoch dem Baesa nicht gebührt, dass er sich wieder seinen Herrn und Obrigkeit auf lehnen sollen. Auch hat Baesa den Nadab nicht der Meinung getötet, weil Gott solches über ihn beschlossen, und damit die Abgötterei an ihm gestraft würde, sondern dass er seinen Mutwillen erfüllte. Darum ist solche Ermordung des Nadabs ihm, dem Baesa, für ein Totschlag aufgerechnet worden. [Und vollstreckt oft Gott sein Dekret durch böse Leute, welche unterdes doch viel andere Gedanken haben, und das Ihre suchen, darum sein sie selber auch strafwürdig.)

8. Im sechsundzwanzigsten Jahr Assas, des Königs Judas, wurde Ela, der Sohn Baesas, König über Israel zu Thirza zwei Jahre.

9. Aber sein Knecht Simri, der Oberste über die Hälfte der Wagen, machte einen Bund wieder ihn. Er aber war zu Thirza, trank und wurde trunken im Hause Arzas, des Vogts zu Thirza.

Bund: Er lehnte sich wieder ihn auf, und machte ihm einen großen Anhang, damit den Ella zu überfallen. Welches denn kein Wunder gewesen, weil Ella mit der Abgötterei sich eben so tief an Gott versündigt, als sein Vater getan hatte für ihm. [Darum straft Gott die gottlose Obrigkeit mit Aufruhr.)

Vogts: Dem er die Hofhaltung vertraute, bei dem hielt er ein Bankett, da unterdes sein Kriegsvolk die Stadt der Philister Gibethon belagerte, wie später folgt, und war so sicher dabei, als ob die Regierung auch zu Kriegszeiten ihn nichts anginge.

10. Und Simri kam hinein und schlug ihn Tod im siebenundzwanzigsten Jahr Assas, des Königs Judas, und wurde König an seiner statt {2Sam 9v13}.

Hinein: Mit seinen Bundesgenossen, in des Vogts Haus, darin Ellaim Sause lebte.

Tod: [straft also Gott der Fürsten Fahrlässigkeit, die der Üppigkeit und den Wollüsten nachhängen, dem Regiment aber übel vorstehen, und die Regierung anderen befehlen.)

11. Und da er König war und auf seinem Stuhl saß, schlug er das ganze Haus Baesas und ließ nicht über auch den, der an die Wand pisst, dazu seine Erben und seine Freunde.

Schlug: Nämlich, sobald er sich an seines Herrn Stelle gesetzt, und das Königreich zu sich gerissen hatte.

Haus: All sein Geschlecht und Nachkommen.

Pisst: Das ist: Er hat auch der kleinen Kinder nicht verschont, sondern alles erwürgt, was ihm angehört, damit niemand mehr vorhanden und übrig wäre, der des von ihm ermordeten Königs Ella Tod rächen könnte. [Denn es müssen auch bisweilen der gottlosen Leute Freunde und Verwandten herhalten, und mit ihnen gestraft werden, besonders, welche zur Bosheit geholfen, und nicht gebührlich abgewehrt haben, wie sie richtig hätten tun sollen und können.)

12. Also vertilgte Simri das ganze Haus Baesas nach dem Wort des Herrn, das er über Baesa geredet hatte durch den Propheten Jehu,

Wort: Nach welchem dies alles geschehen, und also, wie es zuvor verkündigt worden, ergangen. [Und sieht man abermals hier, dass die göttlichen Drohungen nicht leer aufhören, darum wenn wir dieselben hören, so sollen wir uns zu Gott unserem Herrn durch wahre Buße, ohne Verzug oder hinter sich sehen bekehren.

13. um aller Sünden willen Baesas und seines Sohnes Ela, die sie Taten und Israel sündigen machten, den Herrn, den Gott Israels, zu erzürnen durch ihre Abgötterei.

Taten: Mit Abgötterei, und anderen Lastern, dass sie besondere Gottesdienste ohne Gottes Wort erdacht, damit Gott vergeblich geehrt wird {Mt 15}.

14. Was aber mehr von Ela zu sagen ist, und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

15. Im siebenundzwanzigsten Jahr Assas, des Königs Judas, wurde Simri König sieben Tage zu Thirza. Denn das Volk lag vor Gibethon der Philister.

Sieben Tage: (Denn wer durch unordentliche Mittel zum Stand der Obrigkeit sich eindringt, der bleibt selten lange dabei, sondern muss oft schnell wieder räumen, gleichwie auch die Güter, so mit Unrecht zuwege gebracht worden, bald wiederum sich verlieren und verschwinden.)

Lag: Nämlich, eben zur Zeit, da Simri den Ella erschlagen, und das Königreich zu sich gerissen hatte.

Gibethon: Welche Stadt der König Nadab zuvor auch umsonst belagert hatte, und darüber umgekommen war, wie im vorigen Kapitel steht.

16. Da aber das Volk im Lager hörte sagen, dass Simri einen Bund gemacht und auch den König erschlagen hätte, da machte ganz Israel desselben Tages Amri, den Feldhauptmann, zum Könige über Israel im Lager.

Gemacht: Dass er sich mit etlichen seiner Gesellen zusammen geschlagen, den König getötet, und das Reich unrechtmäßigerweise zu sich gerissen hätte, hat sie solches heftig verdrossen.

Feldhauptmann: Weil jedermann im Lager es davor gehalten, dass nicht bald ein anderer möchte zu finden sein, der so tauglich dazu wäre, als er, zu dem sie das Vertrauen hatte, dass er löblich und wohl regieren würde, Aber der Religion halben achteten sie sich nicht, was dieser König für eine haben oder annehmen möchte.

17. Und Amri zog herauf und das ganze Israel mit ihm von Gibethon und belagerten Thirza.

Herauf: Von der Belagerung, dass sie die Stadt Gibethon verließen, und dem vermeinten Könige entgegenzogen, welcher sich unrechtmäßigerweise zum Königreich eingedrungen hatte.

Thirza: Welche Stadt Simri bereits unter sich gebracht hatte. [Denn die Regierung eines Königreichs mag keinen neben sich dulden, daraus oftmals viel große und schwere Kriege entstehen.)

18. Da aber Simri sah, dass die Stadt sollte gewonnen werden, ging er in den Palast im Hause des Königs und verbrannte sich mit dem Hause des Königs und starb

Gewonnen: Dass er wegen der Feinde Gewalt sich nicht länger aufhalten konnte.

Verbrannte: Hat sich also viel eher und lieber durch das zeitliche Feuer, ins ewige höllische Feuer stürzen wollen, als gewärtig sein, was der siegreiche König Amri mit ihm Vorhaben würde. [Denn man keine Hoffnung haben kann zu denen, die sich freiwillig und bei gutem Verstand selber ums Leben bringen. Es ist aber die Aufruhr an diesem Könige gestraft worden, und besonders, dass, da er sich für einen König ausgetan, die Abgötterei nicht abgeschafft, sondern vielmehr bestätigt hat, ob er wohl nur sieben Tage im Regiment gewesen. Es erinnern auch so vieler Könige Mord und Totschläger die Obrigkeit, dass sie ihr Amt in der Gottseligkeit fleißig verrichte, auf dass sie nicht durch Gottes Verhängnis in gleiche Unfälle gerate.)

19. um seiner Sünden willen, die er getan hatte, dass er tat, dass dem Herrn übel gefiel, und wandelte in dem Wege Jerobeams und in seiner Sünde, die er tat, dass er Israel sündigen machte.

Wege: Dass er die Abgötterei handhabte.

Machte: In dem, dass er einen besonderen und falschen Gottesdienst mit den goldenen Kälbern anrichtete.

20. Was aber mehr von Simri zu sagen ist, und wie er einen Bund machte, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

21. damals teilte sich das Volk Israel in zwei Teile. Eine Hälfte hing an Thibni, dem Sohn Ginaths, dass sie ihn zum Könige machten; die andere Hälfte aber hing an Amri.

Hälfte: Nämlich derer, die es zuvor mit Simri gehalten hatten.

Thibni: Den sie zu ihren König begehrten und haben wollten.

22. Aber das Volk, das an Amri hing, wurde stärker denn das Volk, das an Thibni hing, dem Sohn Ginaths. Und Thibni starb; da wurde Amri König.

Starb: Denn weil er gesehen, dass er es nicht erhalten können, damit ihn das ganze Israel für ihren König erkannte und annehme, ist er vielleicht vor Leid gestorben. Und obwohl an dem Amri auch nichts Gutes gewesen, so war er doch ordentlicherweise vom Volk erwählt, darum er auch eine ordentliche Obrigkeit war. Da sich deswegen Simri und Thibni ihm widersetzt, sein sie darüber zugrunde gegangen. [Denn wer der Obrigkeit widerstrebt, der widerstrebt Gottes Ordnung, und wird gestraft {Röm 13}.)

23. Im einunddreißigsten Jahr Assas, des Königs Judas, wurde Amri König über Israel zwölf Jahre und regierte zu Thirza sechs Jahre.

Sechs Jahr: Nach welcher Zeit er den königlichen Sitz an einen anderen Ort verrückt, wie folgt.

24. Er kaufte den Berg Samaria von Semer um zwei Zentner Silbers und baute auf den Berg; und hieß die Stadt, die er baute, nach dem Namen Semers, des Berges Herrn, Samaria.

zwei Zentner: Welche nach des Georgi Agricola Rechnung zweitausend Kronen machen.

baut: Nämlich, ein königliches Schloss, und die Stadt unten am Berge. [Dass man aber Schlösser, Städte und Häuser baut, ist an ihm selbst nicht Sünde, Aber wenn man also baut, dass man sich nur um das Zeitliche bekümmert, und die himmlischen Wohnungen darüber aus der acht lässt, das ist ganz widersinnig gehandelt, denn wir haben hier keine bleibende statt {Hebr 13}.)

25. Und Amri tat, das dem Herrn übel gefiel, und war ärger denn alle, die vor ihm gewesen waren.

Ärger: Denn er die Abgötterei gemehrt und gehäuft. Also pflegen auch etliche hohe Personen zu tun, dass sie zu den vorigen Stiftungen der Klöster noch mehr zu stiften. [Obwohl sie nun solches guter Meinung tun, so erzürnen sie doch Gott nur desto mehr damit, weil sie der Gestalt nichts anders tun, denn dass sie die selberwählten Gottesdienste häufen, und geht ihnen, als wie einem, der einmal vom rechten Wege abweicht, je weiter derselbe fortgeht, je mehr er sich verirrt.)

26. Und wandelte in allen Wegen Jerobeams, des Sohnes Nebats, und in seinen Sünden, damit er Israel sündigen machte, dass sie den Herrn, den Gott Israels, erzürnten in ihrer Abgötterei.

27. Was aber mehr von Amri zu sagen ist, und alles, was er getan hat, und seine Macht, die er geübt hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

28. Und Amri entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben zu Samaria. Und Ahab, sein Sohn, wurde König an seiner statt.

Samaria: Welche Stadt er selbst erbaut, und die königliche Hofhaltung dahin verlegt hatte. Ist darum Amri in einem glücklichen Zustande von hinnen geschieden, wenn man das zeitliche Leben ansieht, obwohl er ohne Zweifel ewig verdammt worden. [Und gehört hierher der Spruch aus dem Prediger Salomo Kapitel 9. Es kennt kein Mensch weder die Liebe noch den Hass irgend eines, den er für sich hat. Damit ganz nicht gelehrt wird, dass ein frommer Mensch zweifeln müsse, ob er bei Gott in Gnaden sei, und ob er darin die Zeit seines Lebens bleiben werde, sondern es wird dadurch zu verstehen geben, dass man aus dem zeitlichen Glück oder Unglück auf dieser Welt, nicht schließen könne, wen Gott lieb habe, oder hasse. Denn Gott pflegt auch den Gottlosen in dieser Welt oft Glück zu geben, welche doch danach ewig verloren werden: Gleichwie diesem gottlosen Könige Amri auch geschehen.)

29. Im achtunddreißigsten Jahr Assas, des Königs Judas, wurde Ahab, der Sohn Amris, König über Israel und regierte über Israel zu Samaria zweiundzwanzig Jahre.

Assa: Welcher fromme König in währender seiner Regierung viel Veränderungen des Königreichs Israel erlebte. [Denn um des Volkes Sünde willen regieren die Regenten nicht lange, welche Veränderungen dem Regiment sehr schaden: Wie hinwiederum, wenn Gott den frommen Regenten langes Leben gibt, ein friedlicher guter Zustand im Regiment bleibt.)

30. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, über alle, die vor ihm gewesen waren.

Über alle: Weil er die Abgötterei noch mehr gehäuft.

31. Und war ihm ein Geringes, dass er wandelte in der Sünde Jerobeams, des Sohnes Nebats, und Name dazu Isebel, die Tochter Ethbaals, des Königs zu Zidon, zum Weibe; und ging hin und diente Baal und betete ihn an.

Geringes: Er ließ sich an den nicht begnügen, was Jerobeam gestiftet, sondern war ihm zu wenig, darum er mehr und gröber Abgötterei dazu angerichtet.

Isebel: Ein fremdes, abgöttisches, gottloses Weib, von der er noch mehr zur Abgötterei verhetzt und angetrieben worden.

Zidon: Welches eine herrliche Kaufstadt gewesen, am Meer gelegen.

Baal: Die Israeliten aber verstanden zwar durch den Baal den wahren Gott, wie im Hosea Kapitel 2. zu sehen, und heißt Baal eben so viel als ein Herr: Aber sie richteten für ihm neue und falsche Gottesdienst an, machten Bilder und Götzen, und beteten die selbigen an, welche Gott ein Gräuel waren. Darum sie in der Wahrheit nicht den rechten Gott dienten, sondern die Götzen ehrten, und eine gräuliche Abgötterei begingen.

32. Und richtete Baal einen Altar auf im Hause Baals, das er ihm baute zu Samaria.

baute: besonders seinem Weibe Isebel zu gefallen.

33. Und machte einen Hain, dass Ahab mehr tat, den Herrn, den Gott Israels, zu erzürnen, denn alle Könige Israels, die vor ihm gewesen waren.

Hain: Er pflanzte einen Lustwald, darin Gott auf die Weise geehrt würde, ’wie es die Gottlosen abgöttischen Leute von ihnen selbst erdacht.

Mehr tat: Denn er mit Abgötterei und Tyrannei Gott schwer erzürnt hat: Und legt die Schrift alle Schuld und Ursache solches großen Übles auf sein Weib die Isebel. [Sollen deswegen die Regenten mit Fleiß acht darauf habe, was sie für Weiber nehmen, damit sie sich nicht mit solchen einlassen, von denen sie verführt werden, und danach sich und die ihrigen ins zeitlich und ewig Verderben stürzen. Da sie aber je gottlose Weiber bekommen haben, so sollen sie ihnen den Zaum nicht zu lange lassen, noch zugeben, dass sie von ihnen regiert werde. Denn der Weiber Herrschaft über die Männer, oder über ein Regiment, ist selten wohl abgegangen.)

34. Zur selben Zeit baute Hiel von Bethel Jericho. Es kostete ihn seinen ersten Sohn Abiram, da er den Grund legte, und seinen jüngsten Sohn Segub, da er die Türen setzte, nach dem Wort des Herrn, das er geredet hatte durch Josua, den Sohn Nuns.

Zeit: Da nämlich der König Ahab regierte.

Jericho: Welche Stadt Josua aus Eingeben des Heiligen Geistes, bei einer schweren Strafe und ernstliche Bedrohung wieder aufzubauen verboten {Jos 6}. Da er sagt: Verflucht sei der man, vor dem Herrn, der diese Stadt Jericho aufrichtet und baut: Wenn er ihren Grund legt, das koste ihn seinen ersten Sohn, und wenn er ihr Tor setzt, das koste ihn seinen ersten Sohn (das ist, Gott gebe, dass der, welcher diese Stadt wird wieder aufbauen, seines Erstgeborenen Sohnes beraubt werde, wenn er anfängt und den Grund legt, und den jüngsten Sohn durch einen unzeitigen Tod verliere, wenn er sie verfertigt hat, und die Tore einhängt. Dieser göttliche Fluch hat hier den Hiel getroffen. [Und sieht man auch hier, wie unser Herr Gott so eine gute Gedächtnis habe, der über fünfhundert Jahr seiner Bedrohung bedenkt gewesen, und dieselbe ins Werk gerichtet hat. Darum sollen wir uns für die Drohungen Gottes fürchten, und seinen Verheißungen trauen.)


Das 17. Kapitel

  • Elia verkündigt etliche Jahr Teuerung, und wird er am Bach Crith von den Raben ernährt, v. 1.
  • Danach speist ihn eine Witwe zu Zarpath, der weder Mehl noch Öl gemangelt, weil der Prophet bei ihr gewesen, v. 7.
  • Da auch derselben Witwen Sohn gestorben, erweckt ihn Elia wiederum, v. 17.

1. Und es sprach Elia, der Thisbiter, aus den Bürgern Gileads, zu Ahab: So Ware der Herr, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe, es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn {Jak 5v17}.

Und: Gott hatte in der Weissagung des Patriarchen Jakobs, und im Testament Mose verheißen, dass das israelitische Königreich vortreffliche Propheten haben würde, welches er jetzt im Werke geleistet. Denn er unter anderen diesen Eliam erweckt, dass er des Volkes Sünden anzeigen, und die rechte Religion wieder anrichten sollte. Seine Historie wird durch etliche folgende Kapitel beschrieben.

Gilead: In welcher Landschaft die Stadt Thisbi gelegen.

Ahab: Dem Gottlosen und Abgöttischen Könige in Israel.

Regen kommen: Etliche Jahr lange, daher eine große Teuerung entstehen wird, und solches um der Abgötterei und anderen gräulichen Sünden willen, die in deinem Königreich vorgehen. [Denn ein ungeschlachtes Wetter, oder ganz zu große Dürre, und Unfruchtbarkeit, und denn die darauf folgende Teuerung, sind Strafen der Sünden {5Mos 28}. Und straft Gott bisweilen auch die selbigen Sünden mit Teuerung, welche an denen Orten begangen werden, da zwar die rechte Religion im Schwange geht, aber im Leben und Wandel Mangel gespürt wird. Denn zu Davids Zeiten, der die rechte Religion wieder angerichtet, hat eine Teuerung drei Jahr lange gewehrt {2Sam 21}.)

2. Und das Wort des Herrn kam zu ihm und sprach:

Kam: Das ist: Gott redet folgende Wort zu dem Propheten Elia, und versichert ihn der Nahrung halben.

3. Gehe weg von hinnen und wende dich gegen Morgen und verbirg dich am Bach Krith, der gegen den Jordan fließt.

Verbirg: Dass dich der König Ahab nicht greifen und umbringen lasse. [Denn die Gottlosen pflegen das Unglück, besonders aber die Gemeinde Landstrafen, nicht ihren Sünden zu zumessen, sondern den Propheten und Kirchendienern aufzudrängen, die solche Strafen verkündigt.)

4. Und sollst vom Bach trinken; und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort sollen versorgen.

Trinken: Weil sonst überall großer Mangel an Wasser sein wird.

Versorgen: Dass sie dir täglich morgens und abends Speise bringen, nämlich, Fleisch und Brot, wie später gesagt wird. [Es hätte aber den Propheten nicht unrecht mögen wundernehmen, und unglaublich Bedenken, dass er sollte von den Raben gespeist werden, welche doch von Natur diebische und räuberische Vögel sein, dazu von ihnen gesagt wird, dass sie ihre Jungen nicht speisen, sondern dieselben aus der acht lassen. Aber der Prophet hat dem Worte Gottes geglaubt, und uns mit seinem Beispiel gelehrt, dass wir eben dasselbe auch tun sollen.)

5. Er aber ging hin und tat nach dem Wort des Herrn; und ging weg und setzte sich am Bach Krith, der gegen den Jordan fließt.

6. Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends; und er trank des Bachs.

Brachten: [Sollen wir deswegen glauben, dass uns Gott auch ernähren werde, nach seiner Verheißung {Mt 6}. Denn er Ehe der Natur Lauf änderte, als dass er uns ließe Hungers sterben. Wir sollen aber uns auch mit einem schlechten uns begnügen lassen.)

7. Und es geschah nach etlichen Tagen, dass der Bach vertrocknete; denn es war kein Regen im Lande.

Vertrocknet: Wird also der Prophet von neuen damit angefochten, als ob er Hunger und Durstes sterben müsste. Den die Bäche trocknen oft aus, wenn es lange nicht regnet. [Folgt also ein Unglück auf das anderer, so den Frommen zu Händen stößt, Aber Gott kommt den Seinen zu rechter Zeit zu Hilfe, und versorgt sie.)

8. Da kam das Wort des Herrn zu ihm und sprach:

9. Mache dich auf und gehe gen Zarpath, welche bei Zidon liegt, und bleibe dort; denn ich habe dort einer Witwe geboten, dass sie dich versorge.

Bleibe: Denn du wirst da eine Herberge und Nahrung finden.

Geboten: Denn was Gott beschlossen hat, ist so gewiss, als wenn es bereits ins Werk gerichtet wäre.

10. Und er machte sich auf und ging gen Zarpath. Und da er kam an die Tür der Stadt, siehe, da war eine Witwe und las Holz auf. Und er rief ihr und sprach: Hole mir ein wenig Wasser im Gefäße, das ich trinke.

Ging: Denn er glaubte Gott, ob es gleich der menschlichen Vernunft schien zuwider sein, dass er unter den Heiden, so des Volkes Gottes Feinde waren, du sollst sicher sein, da er unter seinen Mitbürgern ohne Leibes und Lebens Gefahr nicht bleiben konnte. So sah es der Wahrheit auch nicht ähnlich, dass ihn eine Witwe ernähren sollte, die vielmehr bedurft, dass sie von einem anderen unterhalten würde. Aber es hat die Witwe die ganze Zeit über, solange die Teuerung gewehrt, samt dem Propheten, ihre notwendige Unterhaltung und Nahrung hatte, und das von wegen des Propheten Gegenwart, wie später folgen wird. [Denn weil die Israeliten von wegen ihrer Bosheit und Undankbarkeit, solcher Guttat nicht Wert waren, so ist dieselbe einem heidnischen Weibe zugewandt worden, wie Christus lehrt {Lk 4}, da er diese Geschichte anzieht. Also nimmt Gott seine Gaben von den undankbaren Leuten, und teilt sie unter andere aus, die ihm davor dankbar sein.)

War: Das ist: Er hat sie da vor dem Tor ungefähr angetroffen.

Holz auf: Daraus abzunehmen, dass es ein armes Weib muss gewesen sein, die nicht viel zum besten hatte.

Wasser: Denn weil er von der Reise müde und matt gewesen, ist er vielmehr vom Durst, als vom Hunger angefochten worden.

11. Da sie, aber hinging zu holen, rief er ihr und sprach: Bringe mir auch einen Bissen Brot mit.

Sie: Die ohne Zweifel ein frommes Weib gewesen.

Zu holen: Nämlich, Wasser, dem Propheten, den sie für einen Ehrbaren man ansah, darum sie ihm sein Begehren nicht abschlagen wollen.

Brotes: Damit nicht, wenn ich nüchtern trinke, mir solches an meiner Gesundheit Schaden brächte.

12. Sie sprach: So Ware der Herr, dein Gott, lebt, ich habe nichts Gebackenes ohne eine Handvoll Mehls im Kad und ein wenig Öl im Kruge. Und siehe, ich habe ein Holz oder zwei aufgelesen und gehe hinein und will mir und meinem Sohn zurichten, dass wir essen und sterben.

Habe nichts: Sonst ich dir einen Bissen Brotes nicht abschlagen wollte, So hab ich auch sonst nichts zu essen daheim.

Hinein: Meiner Behausung zu.

Zurichten: Was ich noch übriges habe von essender Speise in meinem ganzen Hause.

Und sterben: Weil ich danach weiter nichts mehr habe, damit ich mein und meines Sohnes Leben erhalten könnte. [Also handelt Gott mit uns, wenn er uns helfen Wille, dass er uns oft lässt zuvor in die äußerste Not geraten, und wir nichts anders wissen und spüren können, denn wir sehen den Tod und unser Verderben vor Augen, so erzeigt er sich alsdann, als ein Helfer zu rechter Zeit {Ps 9}.)

13. Elia sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Gehe hin und mache es, wie du gesagt hast; doch mache mir am ersten ein kleines Gebackenes davon und bringe mir es heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du danach auch machen.

Nicht: Sei nicht so kleinmütig, denn du wirst nicht Hungers sterben, und wird Gott dich und deinen Sohn ernähren, die ganze Zeit über der Teuerung, darum musst du an deinem Leben nicht so bald verzagen. [Denn es hat Gott ein besonderes Auge auf die Elenden, und sorgt besonders für die Witwen und Waisen {Ps 68 146}.)

Gesagt: Richte ein Essen zu für dich und deinen Sohn.

Kleines: Denn die Natur lässt sich mit einem geringem sättigen und begnügen. [Es heißt aber der Prophet ihm nicht der Ursache halben zum ersten zu essen machen, als ob es viel Ehe sein selbst, denn der armen Witwen wahrgenommen hätte, welches mit der Liebe streitet, die nicht das ihre sucht {1Kor 13}, sondern er hat solches befohlen aus Eingebung des Heiligen Geistes, auf dass der Witwen Glaube bewährt würde, ob sie auch dem Worte Gottes würde Glauben geben und gehorchen, oder nicht. Denn es ist dies eine große Zeichen des Glaubens gewesen, dass sie bei so wenigem Mehl und Öl, einem anderen, dazu fremden Mann, viel eher sollte sie begehren Speise zu machen und zu geben, als ihr und ihrem einzigen Sohn. Aber also versucht Gott die Seinen, nicht dass er sie verderbe, sondern dass er sie bewehre.)

14. Denn also spricht der Herr, der Gott Israels: Das Mehl im Kad soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, da der Herr regnen lassen wird auf der Erde.

Nichts mangeln: das ist: So oft du es bedürfen wirst, so oft wirst du im Kad Mehl, und im Kruge Öl finden.

Regnen lassen: Das ist: Bis so lange, dass Gott durch ein gut Wetter, das Land wiederum wird fruchtbar machen, und die Teuerung wird ein Ende nehmen.

15. Sie ging hin und machte, wie Elia gesagt hatte. Und er aß, und sie auch und ihr Haus eine Zeit lang {Mt 10v40}.

Ging: Daraus abzunehmen, dass diese Witwe des rechten und wahren Gott Israels, und desselben Propheten erkannt habe, ob sie wohl unter den Heiden gewohnt. [Gleichwie man auch mitten im Papsttum fromme Leute findet, die das Evangelium mit einem Gläubigen Herzen angenommen haben.)

Ihr Haus: Das ist: Ihr Sohn, und was sie sonst für Personal bei ihr im Hause hatte.

16. Das Mehl im Kad wurde nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts, nach dem Wort des Herrn, das er geredet hatte durch Elia.

Nicht verzehrt: [Dies Wunderwerk ist nicht allein darum geschehen, dass des Propheten Elisa Predigtamt dadurch bestätigt würde, sondern auch dass wir dabei zu lernen haben, wie Gott ein kleines Häuflein also mehren könne, dass es auf eine lange Zeit reiche, Und dass denen, die aus Glauben um des Herrn willen andere speisen, an der Nahrung nie Mangel haben werden. Nach dem Spruch Christi {Lk 6}: Gebet, so wird euch gegeben.)

17. Und nach diesen Geschichten wurde des Weibes, seiner Hauswirtin, Sohn krank, und seine Krankheit war so sehr hart, dass kein Odem mehr in ihm blieb.

Weibes: Nämlich, der vorgemeldeten Witwen, bei der Elia seinen Aufenthalt hatte.

Bleib: Dass ihm die Seele ausging, und starb. [Denn Gott schickt den Seinen immer neue Trübsal und Anfechtungen mitunter, auf dass der Glaube, wenn er so oft bewehrt wird, je länger je mehr zunehme.)

18. Und sie sprach zu Elia: Was habe ich mit dir zu Schafen, du Mann Gottes? Du bist zu mir hereingekommen, dass meiner Missetat gedacht und mein Sohn getötet würde.

Gedacht: Als wollte sie sprechen: Ich erkenne zwar, dass du ein heiliger man bist, und ein Prophet von Gott gesandt, Aber ich wollte, dass ich dich in meinem Hause nie gesehen hätte. Denn weil ich nicht wert bin, dass ich einen solchen heiligen Mann sollte bei mir haben, in dem der Geist Gottes wohnt, so ist es geschehen, dass Gott mit dieser Gelegenheit meiner Sünden, die ich vor der Zeit begangen, gleichsam wieder bedenkt worden, und dieselbe mit dem Tode meines einigen lieben Sohnes gestraft hat. Darum wehe mir Armen, dass ich, als eine Unwürdige, zu meinem Unglück einen solchen heiligen man zur Herberge aufgenommen habe. [Denn sobald uns ein Unfall zu Händen geht, und überfällt, so kommen uns unsere vorigen Sünden wieder in Sinn, darum sollen wir unser Gewissen nicht mutwillig beschweren. Und sieht man hier auch, wie sich bei frommen Leuten oft eine große Schwachheit befindet. Den diese Witwe hatte zuvor mit einem starken Vertrauen des Propheten Worten Glauben geben und ihn gern zur Herberge aufgenommen. Jetzt aber wollte sie schier gern einen Hader mit ihm anfangen, als ob der Prophet schuldig daran wäre mit seiner Gegenwart, dass es ihr so übel ging. Denn der Glaube ist ein Mal stärkere als das anderer.)

19. Er sprach zu ihr: Gib mir her deinen Sohn! Und er Name ihn von ihrem Schoss und ging hinauf auf den Saal, da er wohnte, und legte ihn auf sein Bett.

Wohnt: In sein Gemach oder Kammer, welche ihm die Frau in ihrem Hause eingegeben hatte.

20. Und rief den Herrn an und sprach: Herr, mein Gott, hast du auch der Witwe, bei der ich ein Gast bin, so übel getan, dass du ihren Sohn tötest?

Rief: Um des Knaben Leben, dass er ihm dasselbe wieder geben wollte.

Hast du: Als wollte er sprechen: Ach Herr, was bedrückst du die gute Frau, welche mir bis daher Herberge und Unterschlupf geben, dass du ihr ein so großes Leid zugeschickt hast? Denn es dem Propheten schier ein unrechter Handel gedacht, aber weil er aus einer inbrünstigen rechtschaffenen Liebe betet, so ist Gott solches nicht zuwider gewesen, sondern hatte vielmehr ein Gefallen daran. [Es denkt uns aber bisweilen, als ob Gott ganz zu ernsthaft wäre zu den Leuten.)

21. Und er maß sich über dem Kinde dreimal und rief den Herrn an und sprach: Herr, mein Gott, lass die Seele dieses Kindes wieder zu ihm kommen!

Dreimal: Damit er also mit seiner natürlichen Hitze des Knaben Leib etlichermaßen erwärmte, wie Elisa auch getan {2Sam Apg 20v10}. Nicht zwar, dass solches an ihm selbst etwas nutzte zu des Toten Auferweckung, sondern weil es Gott gefallen, dass er in Verrichtung der Wunderzeichen ein Mittel gebrauchte, gleichwie auch Christus oftmals etliche Mittel gebraucht hat.

Kommen: Nämlich, zu dem Leibe. [Denn der Tod ist nichts anders, als eine Abscheidung der Seele vom Leibe.)

22. Und der Herr erhörte die Stimme Elias; und die Seele des Kindes kam wieder zu ihm und wurde lebendig.

23. Und Elia Name das Kind und brachte es hinab vom Saal ins Haus; und gab es seiner Mutter und sprach: Siehe da, dein Sohn lebt.

Ins Haus: In das Unter-Gemach des Hauses, da die Witwe sich enthielt.

Lebt: Sage Gott Lob und Dank dafür, und setze dein Vertrauen auf ihn.

24. Und das Weib sprach zu Elia: Nun erkenne ich, dass du ein Mann Gottes bist, und des Herrn Wort in deinem Munde ist Wahrheit.

Erkenne: Denn ob ich wohl zuvor auch gewusst, dass du ein Prophet von Gott gesandt seist. So ist doch durch dies neue Wunderwerk meinem Glauben ein großer Zusatz geschehen. Darum ich jetzt viel fester und beständiger glaube, als zuvor, und bin dessen allerdings gewiss, dass du ein heiliger man und Prophet Gottes bist, Und dass es Gottes Wort ist, was du redest, so nie betrügt. [Denn der Glaube wächst auch in einem frommen Menschen, dass er später, wenn er durch Versuchungen geübt und bewährt worden, stärkere wird, und fest glaubt, welches er zuvor nicht so fest geglaubt hat.)


Das 18. Kapitel

  • Elia stellt sich vor den König Ahab, und sagen sie einander die Meinung, v. 1.
  • Darauf wird beschlossen, dass durch ein Wunderzeichen man erkundigen soll, welche Religion recht sei, die israelitische oder baalitische. Und martern die baalitische Pfaffen sich vergebens: Aber Elia erlangt Feuer vom Himmel, welches das Opfer samt dem Altar verzehrt, v. 21.
  • Da fällt das Volk dem Elia und seiner Religion zu: Und werden die baalitische Pfaffen umgebracht, v. 39.
  • Elia erlangt durch sein Gebet einen Regen vom Herrn, v. 41.

1. Und über eine lange Zeit kam das Wort des Herrn zu Elia, im dritten Jahr, und sprach: Gehe hin und erzeige dich Ahab, dass ich regnen lasse auf der Erde.

Lange Zeit: Nämlich, nach vierthalb Jahren, von der Zeit an zu rechnen, da Elia dem Könige Ahab zum ersten Mal die Strafe der Teuerung verkündigt hatte.

Dritten Jahr: Nach dem er, nämlich, zu der Witwen gen Zarpath gekommen war.

Regnen lasse: Denn gleich, wie du ihm zuvor die dürre Zeit und Unfruchtbarkeit verkündigt hast. Also erzeige ihm jetzt auch an, dass es wiederum regnen, und das Land fruchtbar sein werde. Obwohl nun dies eine fröhliche Botschaft war, und es das Ansehen hatte, als ob er dem Könige damit sehr angenehm sein, und wohl kommen würde: So war doch der König dem Propheten ganz aufsätzig, und heftig über ihn erbittert, weil er ihm alle Schuld der Teuerung zumaß, und ihn oft zum Tode suchen lassen, wie wir bald hören werden: Darum es eben ein Ding war, als ob Gott dem Propheten geheißen, dass er sich in die äußerste Gefahr des Lebens wagen sollte, besonders weil die Königin Isebel bereits viel Propheten erwürgen lassen, und dem Elia besonders nachtrachtete. Dennoch hatte der Prophet es davor gehalten, dass er müsste Gott gehorsam sein, so er auch geglaubt, dass ihn Gott schützen würde.

2. Und Elia ging hin, dass er sich Ahab zeigte. Es war aber eine große Teuerung zu Samaria.

Ging hin: [Also sollen auch wir tun, was uns Gott heißt, ob es gleich das Ansehen hat, als möchte eine Gefahr dabei sein, und sollen den Ausgang ihm heimstellen.)

Zu Samaria: Da die königliche Hofhaltung war, also, dass nicht allein die Leute an Brot, sondern auch das Vieh an Futter Mangel litte.

3. Und Ahab rief Obadja, seinem Hofmeister. (Obadja aber fürchtete den Herrn sehr.

Rief: Dass er sich mit ihm beratschlagte, durch was Mittel die übrigen Rosse könnten erhalten werden, damit sie nicht auch hungers stürben. [Und ist wohl zu glauben, dass dieser gottlose König mehr für seine Hunde und Pferde, als für seine Untertanen gesorgt.)

fürchtete: Dies wird vom Obadja neben zu mit eingeführt, weil seiner ungefähr gedacht worden, der ein sehr frommer Mensch, und der rechten Religion mit einem besonderen Eifer zugetan gewesen, wie er denn solches im Werke erzeigt hat, mit der Propheten Versteckung. [Denn es hat Gott auch bei einer gottlosen Obrigkeit bisweilen fromme Leute, dadurch viel Unglück verhindert und gelindert wird.)

4. Denn da Isebel die Propheten des Herrn ausrottete, Name Obadja hundert Propheten und versteckte sie in der Höhle, hier fünfzig und da fünfzig, und versorgte sie mit Brot und Wasser.)

Ausrottet: Dass sie ihr gänzlich vorgenommenen hatte, die rechte Propheten und reine Lehrer, allerdings zu vertilgen, welche in der Kirche des Jerobeams Abgötterei, und die falsche baalitische Gottesdienste, so die Königin angerichtet, als Unrecht anzogen, und dagegen predigten. [Denn die Abgöttische erhoffen, dass sie durch der frommen Kirchendiener Ermordung, die reine Lehre austilgen wollen.)

Versteckt: Damit nicht, wenn sie hin und wieder unter den Leuten umgingen, der Königin in die Hände gerieten, und erwürgt würden. [Richtet deswegen Gott in den Verfolgungen etliche fromme Männer an, welche die reinen Kirchendiener verbergen und unterhalten, damit das Predigtamt bleibe, und nicht allerdings untergehe. [Solche Obadja oder Pfleger der Kirche werden an jenem Tage des Herrn eines Propheten Lohn empfangen {Mt 10}.)

5. So sprach nun Ahab zu Obadja: Zieh durch das Land zu allen Wasserbrunnen und Bächen, ob wir möchten Heu finden und die Rosse und Mäuler erhalten, dass nicht das Vieh alles umkomme.

So sprach: Jetzt kommt die Schrift wieder zu der vorigen angefangenen Erzählung von dem Könige Ahab, der für die Erhaltung seiner Pferde sorgfältig war, dass sie nicht Hungers stürben.

6. Und sie teilten sich ins Land, dass sie es durchzögen. Ahab zog allein auf einem Weg und Obadja auch allein den anderen Weg.

Durchzögen: Und führten die Pferde mit sich, dass sie Fütterung für dieselbe suchten. [Daraus zu lesen ist, dass großer Mangel an allen Sachen bei den Israeliten gewesen, und ist die Hungersnot aufs höchste gekommen. Darum Gott mit seiner Hilfe auch am Nächsten vorhanden gewesen, obwohl der größer Teil unter ihnen gottlos war. Denn Gott tut den Gottlosen darum Gutes, auf dass die Frommen dabei lernen, wenn Gott der Bösen Unglück ein Zeit lang mildert, dass er viel weniger die Seinen verlassen werde, welcher er Wille ewig selig machen.)

7. Da nun Obadja auf dem Wege war, siehe, da begegnete ihm Elia; und da er ihn kannte, fiel er auf sein Antlitz und sprach: Bist du nicht mein Herr Elia?

Antlitz: Nämlich, für großer Demut und Ehrerbietung zu des Propheten Füssen.

Bist du nicht: Denn er den Propheten in langer Zeit nicht gesehen.

8. Er sprach: Ja; gehe hin, sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist hier.

Ist hier: In deinem Königreich, dem du bisher fleißig nachgeforscht und nachgetrachtet hast.

9. Er aber sprach: Was habe ich gesündigt, dass du deinen Knecht willst in die Hände Ahabs geben, dass er mich töte?

Töte: Womit hab ich es gegen Gott und dir verschuldet, oder wie hab ich es so übel um dich verdient, dass du mit diesem deinem Befehl mich Wille auf die Fleischbank liefern, und in des grausamen Königs Hände geben, der mich gewisslich wird lassen umbringen, wenn ich ihm solches verkündige.

10. So Ware der Herr, dein Gott, lebt, es ist kein Volk noch Königreich, dahin mein Herr nicht gesandt hat, dich zu suchen. Und wenn sie sprachen: Er ist nicht hier, Name er einen Eid von dem Königreich und Volk, dass man dich nicht gefunden hätte.

Königreich: Von denen, die um das Land Israel her liegen.

Suchen: der Meinung, dass er dich am Leben Strafen wollte, wenn er dich bekäme.

Eid: Denn er sich mit einer schlechten Antwort nicht abweisen lassen, daraus du gut zu vermerken, mit was bitterem Neid und Hass er dich zum Tode suche.

11. Und du sprichst nun: Gehe hin, sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist hier!

12. Wenn ich nun hinginge von dir, so würde dich der Geist des Herrn wegnehmen, weiß nicht wohin; und ich dann käme und sagte es Ahab an und fände dich nicht, so erwürgte er mich. Aber dein Knecht fürchtet den Herrn von seiner Jugend auf.

Weg nehmen: Dass er dich plötzlich und wunderlicherweise an einen sicheren Ort brächte. Und also des Königs blutgierigen Händen entgingest.

Dich nicht: Wenn er nach dir schicken würde, die dich greifen, und zum Tode hinreißen sollten.

Er mich: Denn er seinen Zorn danach über mich ausstoßen würde, weil er ohne das weiß, dass ich nicht seines Glaubens bin, Darum bitte ich dich davor, dass du mich nicht wollest in Gefahr bringen. [Denn welche an gottlosen Höfen der wahren Religion anhangen, die mögen es leicht übersehen, dass man eine Ursache zu ihnen findet, damit sie zur Strafe gezogen werden.)

Jugend auf: Darum erhoffe ich nicht, dass ich solches verdient habe, dass du mich dem Ahab übergeben wolltest, seine Tyrannei an mich zu üben, weil ich (ohne Ruhm zu melden) von Jugend auf der rechten Religion zugetan, und der wahren Gottseligkeit mich beflissen habe.

13. ist es meinem Herrn nicht angesagt, was ich getan habe, da Isebel die Propheten des Herrn erwürgte, dass ich der Propheten des Herrn hundert versteckte, hier fünfzig und da fünfzig in der Höhle, und versorgte sie mit Brot und Wasser?

14. Und du sprichst nun: Gehe hin, sage deinem Herrn: Elia ist hier; dass er mich erwürge!

Erwürge: Denn ich nichts Gewisseres darf von ihm gewärtig sein. [Und sehen wir zwar an diesem Obadja ein Beispiel eines gottseligen Menschen, der aber auch hier ganz zu furchtsam ist. Wie man dergleichen Nikodemus an der Gottlosen Herren Höfen findet.)

15. Elia sprach: So Ware der Herr Zebaoth lebt, vor dem ich stehe, ich will mich ihm heute zeigen.

Stehe: vor dem ich diesen Eid leiste, als der um alle meine Gedanken weiß.

Zeigen: ich will mich vor den König stellen, Du sagst ihm meine Zukunft an, oder nicht. [Denn wir sollen uns durch anderen Leuten Zagheit von unserem Beruf nicht abschrecken lassen.)

16. Da ging Obadja hin Ahab entgegen und sagte es ihm an. Und Ahab ging hin Elia entgegen.

Da ging: Weil er sah, dass der Prophet auf seiner Meinung bestünde.

Sagte es: Dass Elia in der Nähe vorhanden wäre.

Entgegen: Nicht um irgend einer Liebe willen, oder Ehre halben, sondern dass er ihn ergriffe, und ums Leben brächte, Aber der Herr, der aller Menschen Herzen in seiner Gewalt hat, schreckt den Ahab, dass er nicht Hand an ihn legen darf.

17. Und da Ahab Elia sah, sprach Ahab zu ihm: Bist du, der Israel verwirrt?

Verwirrt: Als wollte er sprechen: Jetzt sehe ich einmal den losen Buben, und ausbündigen Ketzer, der einen besonderen Glauben lehrt, und unseren heiligen Gottesdienst verwirft, dazu eine Ursache und Anstifter ist alles Unglücks, dadurch das israelitische Königreich irregemacht, und verwirrt wird. [Denn die Weltkinder haben den Brauch, dass sie den frommen Kirchendienern, und der reinen Lehre die Schuld zumessen, wenn ein Unglück über ein Land geht, welches die Gottlosen mit ihren Sünden und Abgötterei verursacht haben.)

18. Er aber sprach: Ich verwirre Israel nicht, sondern du und deines Vaters Haus, damit dass ihr des Herrn Gebote verlassen habt und wandelt Baalim nach.

Er aber: Nämlich, Elia, verantwortet sich unerschrocken, und legt die Schuld unverhohlen auf den König selbst, dass eine solche Hungersnot im Volk Israel entstanden.

Gebote: In denen er euch eine rechte Form des Gottesdienstes vorgeschrieben, der ihm allein gefällt, und sonst keiner mehr.

Baalim: Neben anderen mehr Abgötterei, die ihr treibt. [Baal aber heißt eben so viel, als ein Herr. Und wenn die Israeliten den Baal oder Baalim verehrten, so meinten sie nicht anders, denn sie verehrten den rechten wahren Gott Himmels und der Erde. Aber sie gebrauchten zum selben Gottesdienst eine neue Weise, neue Gebräuche, und neue Zeremonien, welche die gottlose Isebel aus der Stadt Zidon ihrem Vaterland mitgebracht hatte: So gebrauchten sie auch besondere Säulen und Bildnisse, die sie Gott zu ehren anbeteten. Gleichwie heutzutage die Katholiken sagen, sie tun in der Messe nichts anders, denn was Christus getan im Heiligen Abendmahl, da sie doch das Abendmahl des Herrn in ein Werk verändert haben, welches dem Abendmahl Christi allerdings entgegen und zuwider ist. Denn Christus hat in seinem Abendmahl die Kirche geheißen, dass sie seinen Leib essen, und sein Blut trinken soll, zu seinem Gedächtnis, dass er für unsere Sünde sich selbst aufgeopfert hat am Kreuz: Aber die Katholiken stellen einen Pfaffen auf, der im Namen der ganzen Kirche allein esse und trinke, und opfere da den Leib und das Blut Christi in der Messe seinem himmlischen Vater auf, zu einem Versöhne-Opfer für die Sünden der Lebendigen und der Toten, gleichwie ihr Canon in der Messe bezeugt. Darum, wie Gott den wahren und ordentlichen Brauch des Abendmahls sich gefallen lässt, und fordert. Also ist ihm die Messe zuwider, weil es eine Verkehrung und Verfälschung des Abendmahls ist.)

19. Wohlan, so sende nun hin und versammle zu mir das ganze Israel auf den Berg Karmel und die vierhundertundfünfzig Propheten Baals, auch die vierhundert Propheten des Hains, die vom Tisch Isebels essen.

Sende: Den weil ich weiß, dass du dem baalitischen Gottesdienst für die allerheiligste und beste Religion hältst, so lass bekannt werden, auf dass wir erfahren, welche Religion Gott am besten gefalle, meine oder deine.

Propheten Baal: Denn so viel sein der Baals-Pfaffen gewesen, welche sich für Priester und Lehrer des Volkes ausgetan, und den baalitischen Gottesdienst gepredigt, getrieben und geschützt haben.

Des Hains: Die in den Lustwäldern Gott opferten, und meinten ihren Gottesdienst da zu verrichten.

Essen: Das ist: Welchen allen miteinander, den Baals-Pfaffen so wohl, als des Hains falschen Propheten, deine Gemahlin, die Königin stattliche Unterhaltung und Nahrung gibt. [worden also die Abgöttische Pfaffen, wie die Säue gemästet, da unterdes die Propheten des Herrn in den Höhlen, dahin sie Obadja versteckt, kaum Brot und Wasser hatten.) Dieselben deine Pfaffen (will Elia sagen) lass her kommen, Und lass uns einmal miteinander einen Reichstag und zugleich auch ein Konsilium halten, darauf man sehe und erkundige, welcher Teil die rechte Religion habe.

20. Also sandte Ahab hinunter alle Kinder Israel und versammelte die Propheten auf den Berg Karmel.

Alle Kinder: Also, dass er die Vornehmsten aus allen Stämmen zum angesetzten Reichstag und Konsilium erfordern lassen, da auch dem Gemeinde Volk frei stand, sich dahin zu verfügen, und bei dem Streit zwischen der reinen und falschen Religion sich finden zu lassen. [Und hat zwar der König Ahab dennoch die streitige Religionssache mit mehr Eifer gehandelt, als wie sie jetziger Zeit auf Reichstagen oft abgehandelt wird: Da man zwar zu Anfang ein Wort oder zwei von der Religion sich verlauten lässt, Aber der Handel an ihm selbst wird bis auf eine andere Zeit verschoben. Danach wird sie zu einem Gespräch etlicher weniger Personen verwiesen, dabei doch die großen Herren sich nicht mögen finden lassen, welche sonst auf unnütze und liederliche Sachen oft viel Zeit vergebens verlieren.)

21. Da trat Elia zu allem Volk und sprach: Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach; ist es aber Baal, so wandelt ihm nach! Und das Volk antwortete ihm nichts.

Trat: Er begehrte sich nicht, von dem Handel der Religion halben auszudrehen, obwohl er sich nicht ohne Gefahr unter das abgöttische Volk wagte.

hinkt: Also, dass ihr widerwärtige Meinungen in der Religion zugleich behalte wollte, welches doch Gott ganz nicht gefällt.

Wandelt: d. i. Wenn die Gottesdienste, so von Gott unserem Herrn im Gesetz Mose uns vorgeschrieben worden, die alte rechte Gottesdienst sein, damit der wahre Gott recht geehrt wird, Warum lasst ihr euch denn mit denen allein nicht begnügen, und verwerft alle anderen Gottesdienste, so von Menschen erdacht worden? Wenn ihr aber meint, dass der wahre Gott an dem baalitischen Gottesdienst ein Gefallen habe, warum geht ihr den nicht allein mit demselben Gottesdienst um, und verwerft das Gesetz Mose ganz, mit allen seinen Gottesdiensten und Zeremonien? Denn Gott Wille keine gemengte Religion haben, die von vielen Stücken zusammen geflickt sei.

Nichts: Sondern es hat sich jedermann über des Propheten Elisa große Freiheiten zu reden verwundert, und standen alle erstarrt, mit Erwartung, wo es hinaus wollte. [Denn der größer Teil unter dem Gemeinde Volk ist seiner Religion nicht gewiss: Weil sie es nicht mit Ernst achten oder lernen. Und da gleich etliche sein, so die Sache verstehen, die durften sich es doch nicht merken lassen unter einer gottlosen Obrigkeit.)

22. Da sprach Elia zum Volk: Ich bin allein übergeblieben ein Prophet des Herrn, aber der Propheten Baals sind vierhundertundfünfzig man.

Allein: Ihr seht, dass ich keinen Mitgesellen oder Gehilfen bei mir habe, in dieser wichtigen Sache, der mit mir zugleich für euch die wahre Religion könnte helfen handhaben, jedoch fürchte ich mich bei meiner gerechten Sache nicht.

Propheten Baal: Es sieht ihm gleich, als ob der König nur allein die Baals Propheten habe lassen dahin kommen, weil der anderen keine Meldung geschieht, obwohl der Prophet Elia auch die Propheten des Hains begehrt hatte.

23. So Gebet uns nun zwei Farren und lasst sie erwählen einen Farren und ihn zerstücken und aufs Holz legen und kein Feuer daran legen, so will ich den anderen Farren nehmen und aufs Holz legen und auch kein Feuer daran legen.

zwei Farren: Dass jede Partei ein Opfer tue.

Zu stücken: Wie bei den Opfern sonst gebräuchlich ist.

anderen Farren: Den ich auch zum Opfer nach gewöhnlichem Brauch zurüsten will.

Auch kein: Eben so wenig als sie, dass die Spieße gleich sind, und keiner keinen Vorteil vor dem anderen habe.

24. So ruft ihr an den Namen eures Gottes, und ich will den Namen des Herrn anrufen. Welcher Gott nun mit Feuer antworten wird, der sei Gott. Und das ganze Volk antwortete und sprach: Das ist recht {3Mos 9v24}.

Ihr: Nämlich, ihr Diener und Propheten des Baals.

Eures Gottes: Ruft euren Gott an, den ihr Baal heißt, und bittet ihn, sofern ihm eure Gottesdienste gefallen, dass er solches mit einem Wunderwerk bezeuge, und Feuer vom Himmel fallen lasse, dadurch das Opfer verzehrt werde.

Des Herrn: Ich will den Gott anrufen, der sich Herr oder Jehova nennen lässt, und seinen Willen und Gottesdienst im Gesetz Mose verzeichnen heißen, von dem will ich bitten, dass er seinen rechten Gottesdienst, den ich handhabe, mit einem Wunderwerk bezeige, und Feuer vom Himmel fallen lasse, das die Opfer verzehre.

Sei Gott: Der soll vor den wahren Gott erkannt werden. Also dass, wenn Baal auf euer anhalten, euer Opfer mit Feuer anzünden wird, so wollen wir bekennen, dass Gott Baal heiße, und müsse man ihm auf die Weise dienen, wie ihr vorschreibt: Wenn aber der Herr und Gott Jehova auf meine Bitte das Feuer wird herab schicken, so soll richtig jedermann bekennen, dass der Herr allein anzubeten sei, und dass man ihm dienen müsse auf die Weise, wie ich aus seinem Gesetz anzeige. [Denn gleichwie es vor Gott ein Gräuel wäre, wenn einer den Vater unseres Herrn Jesu Christi anrufen wollte, und ihn mit einem solchen Namen nennen, wie die Heiden ihre Götter genannt, Als, O du allmächtiger Jupiter, und dergleichen: Also auch, wenn die Baalsdiener den Gott, welcher ein Schöpfer ist Himmels und der Erde, mit dem Namen Baal angerufen, und ihn auf eine andere Weise geehrt, denn er befohlen, die haben nicht Gott, sondern ihres Herzen Gutdünken angebetet. Weil auch die Weisen unter den Heiden nur einen Gott bekannt, der eine Ursache alles Guten in der Natur sei. Dennoch haben sie den wahren Gott nicht geehrt, weil Jupiter, den sie geehrt und angerufen, nicht Gott gewesen.)

Antwortet: Auf des Elisa getanen Vorschlag.

Recht: Es soll also geschehen.

25. Und Elia sprach zu den Propheten Baals: Erwählt ihr einen Farren und macht am ersten, denn eurer ist viel; und ruft eures Gottes Namen an und legt kein Feuer daran.

Farren: Welchen ihr wollt, damit aller Argwohn einiges Betrugs unentdeckt bleibe.

Macht: Richtet euer Opfer zu.

Ersten: ich will euch den Vorzug lassen.

Viel: [Denn die falsche und heuchlerische Kirche ist oft in größer Anzahl, als die rechte {Mt 7}. Und wäre es auf den Konzilien oft sicherer, dass man eines einigen Elisa Meinung folgte, als andere fünfhundert baalitische Pfaffen.)

Kein Feuer: Welches ich bei meinem Opfer auch tun will.

26. Und sie Namen den Farren, den er ihnen gab, und richteten zu und riefen an den Namen Baals von Morgen an bis an den Mittag und sprachen: Baal, erhöre uns! Aber es war da keine Stimme noch Antwort. Und sie hinkten um den Altar, den sie gemacht hatten.

Sie: Nämlich, die Propheten des Baals.

Gab: Auf ihr Begehren, und sie selbst ausgelesen hatte.

Richteten zu: Sie schlachteten ihn, zogen ihm die Haut ab, hieben ihn zu Stücken, und legten die Stücke samt dem Holz ordentlich auf den Altar.

Erhöre uns: Und schicke das Feuer vom Himmel, damit das Opfer angezündet werde, und du beweist, dass du der rechte Gott seist, und dir unser Gottesdienst gefalle.

Keine Stimme: Baal erhörte ihr Gebet nicht, schickte auch kein Feuer vom Himmel.

Hinkten: Was dies für Gebärden bei dem baalitischen Gottesdienst gewesen, kann man so eigentlich nicht wissen, haben aber ohne Zweifel solche Zeremonien der Meinung gebraucht, dass man dabei spüren soll, wie demütig und andächtig sie wären. Gleichwie etliche Heuchler und Mönche, das Haupt auf die Achsel legen, oder auf den Knien um den Altar kriechen.

Nach Luther: Die falschen Heiligen, wenn sie andächtig sein wollen, werfen sie den Kopf zu beiden Seiten, wie eine Gans geht, dass es scheint, wie ein Hinkender zu beiden Seiten hin und her wackelt. Daher auch das Passah kommt {2Mos 12v12}. Da Gott in Ägypten durchging, und hinkt, das ist, er schlug Tod zu beiden Seiten, hier und da, wie ein trunken man geht. Also auch oben, v. 21. Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Dadurch wird angedeutet, dass die Gottlosen ein unbeständiges Gemüt haben, und nichts gewisses haben, darauf sie sich gründen könne {Eph 4v14}. Daher sagt man von ihnen, dass sie tanzen, den mit Bewegung ihrer Häupter sind sie gleich denen, so da tanzen, und in Wahrheit tanzen sie mir den Köpfen.

27. Da es nun Mittag wurde, spottete ihrer Elia und sprach: Ruft laut; denn er ist ein Gott, er dichtet, oder hat zu schaffen, oder ist über Feld, oder schläft vielleicht, dass er aufwache.

Mittag wurde: da die Zeit bereits längst vorüber war zu dem Opfer, welches des Morgens geschehen soll, und doch kein Gott ihr Opfer anzünden wollte.

Gott: der nicht ganz wohl oder bald hörte.

Dichtet: Wie die zu tun pflegen, welche großwichtigen Sachen halben mit ihnen selbst zu Rat gehen.

Über Feld: Vielleicht ist er verreist.

Schläft: Darum müsst ihr laut schreien. [Denn es mag ein frommer Mensch aus Glauben der gottlosen Heuchler Aberglauben und Torheit wohl verlachen.)

28. Und sie riefen laut und ritzten sich mit Messern und Pfriemen nach ihrer Weise, bis dass ihr Blut später ging.

Riefen laut: Nicht zwar dem Propheten zu gefallen, sondern weil sie verhofften, es würde sich Baal endlich über sie erbarmen, und nicht vor dem ganzen Volk mit ihrem Gottesdienst lassen zuschanden werden.

Ritzten: Dass sie, nämlich, die obere Haut durchkratzten, und sich blutdürstig machten, auf dass Baal ihrer Andacht desto mehr wahrnehme. Gleichwie im Papsttum etliche vermummt einhergehen, und sich mit Geißeln schlagen, dass Blut später geht. Aber es haben die Baals-Priester, als Teufels Märtyrer mit solchem Tun auch nichts ausgerichtet.

29. Da aber der Mittag vergangen war, weissagten sie, bis dass man das Speiseopfer tun soll; und war da keine Stimme, noch Antwort, noch Aufmerken {1Sam 18v10}.

Weissagten: Das ist: Sie haben ihr Gemeinde Gebet, und gottlose Litaneien gehalten, ihrem Gott Baal zu ehren, dadurch sie meinten in solchen Nöten Hilfe von ihm zu erlangen.

Tun soll: Nämlich, nach dem Gesetze Gottes täglich, zu welcher Zeit man auch das tägliche Brandopfer nach Ausweisung des Gesetzes opfern sollte: So lange hatten die Baals-Propheten vergeblich sich bemüht.

Aufmerken: Dass jemand mit Feuer hätte sich wollen merken lassen, daher jedermann kund wurde, dass die baalitische Propheten von ihrem Gott weder Gehör noch Hilfe zu erwarten hätten.

30. Da sprach Elia zu allem Volk: Kommt her, alles Volk, zu mir! Und da alles Volk zu ihm trat, heilte er den Altar des Herrn, der zerbrochen war.

Zu mir: Und seht, was ich tun will, beschaut es alles fleißig und wohl, auf dass ihr von dem göttlichen Wunderwerk mit Wahrheit zeugen könnt.

Zerbrochen: Denn jemand von den frommen Propheten oder heiligen Patriarchen längst aus Gottes Befehl aufgerichtet hatte, aber damals entweder von den Gottlosen israelitischen Königen, oder von des Baals Pfaffen zum guten umgerissen war.

31. Und Name zwölf Steine nach der Zahl der Stämme der Kinder Jakobs (zu welchem das Wort des Herrn redete und sprach: Du sollst Israel heißen).

Jakob: der ein frommer Patriarch gewesen, und den Gott sehr lieb hatte.

Israel heißen: Weil er mit Gott und Menschen gerungen, und obgelegen war. Denn Israel heißt ein Überwinder Gottes {1Mos 32}. Hat deswegen Elia denselben Altar mit zwölf Steinen wieder ausgebessert, zur Zeichen und Zeugnis, das er dem Gott opfern wollte, der sich vor einem Gott des Volkes Israel (so von den zwölf Patriarchen, Jakobs Söhnen, hergekommen war) ausgeben hatte: Und erinnerte auch zugleich die Israeliten, welche da gegenwärtig waren, mit solcher Tat, dass sie vielmehr ihrer Voreltern, der Patriarchen, Glauben und Religion folgen sollten, als eine neue baalitische Sekte annehmen.

32. Und baute von den Steinen einen Altar im Namen des Herrn und machte um den Altar her eine Grube, zwei Kornmaß weit.

Des Herrn: Welcher dem wahren Gott Israels, dem Herrn, (Jehoua) geheiligt und geweiht war.

Altar her: Nämlich, auf den Boden.

Weit: Darin nach der Breite, zwei Simmern Früchte hätten gehen mögen.

33. Und richtete das Holz zu und zerstückte den Farren und legte ihn aufs Holz.

Holz zu: Auf dem Altar, wie gebräuchlich.

34. Und sprach: Holt vier Kad Wasser voll und gießt es auf das Brandopfer und auf das Holz. Und sprach: Tut es noch einmal. Und sie taten es noch einmal. Und er sprach: Tut es zum dritten Mal. Und sie taten es zum dritten Mal.

Gießt: Auf dass es alles nass und gefeuchtet werde, und das göttliche Wunderwerk daher desto augenscheinlicher abzunehmen sei, welches Gott wird lassen vorgehen und geschehen, zu Bestätigung der rechten Religion. [Viel eine andere Meinung hat es mit den päpstlichen Wunder-Werken, die meistenteils aus Betrug und Geschwindigkeit arglistiger Leute geschehen, oder mit der schwarzen Kunst, und Teufelsbeschwörungen verrichtet werden.)

35. Und das Wasser lief um den Altar her, und die Grube wurde auch voll Wassers.

36. Und da die Zeit war, Speiseopfer zu opfern, trat Elia, der Prophet, herzu und sprach: Herr, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, lass heute kundwerden, dass du Gott in Israel bist und ich dein Knecht, und dass ich solches alles nach deinem Wort getan habe.

Zu opfern: Wie sonst alle Tage gebräuchlich. Mit was Zeremonien solches verrichtet worden, findet man 3. Mose 2.

Herzu: Zu dem Altar, den er gemacht hatte, und ist ohne Zweifel auf seine Knie niedergefallen.

Und Israel: Der du dich diesen jetzt-gemeldeten heiligen Patriarchen geoffenbart hast, und ihre Nachkommen erwählt, dass sie dein Volk wären, und du wiederum ihr gnädiger Gott und Vater sein möchtest. Es ist jetzt um deine Ehre zu tun, und entsteht der Streit zwischen mir und den Baals-Propheten, ob man dich Gott, Jehova, allein anrufen und ehren soll, nach deinem Gesetz, das du uns hast lassen vorschreiben, oder ob der Baal, welchen Gott die Heuchler ihnen selber erdacht, müsse angebetet werden, und dass man ihm, nach Menschlicher Vernunft Anordnung, Opfer tun müsse.

Knecht: Ein rechter Prophet, der ich die Abgötterei bisher nicht unrecht verworfen.

Getan: Das möchtest du jetzt im Beisein dieses Volkes mit einem Wunderwerk erklären und bestätigen. Wie ich, nämlich, auf deinen Befehl die baalitische Abgötterei gestraft, und die dürre Zeit samt darauf folgender Teuerung und Hungers-Not zuvor verkündigt habe, dass ich auch diese Versammlung nicht vergebens heißen berufen, sondern aus Eingebung des Heiligen Geistes, damit kund würde, welche die rechte Religion wäre.

37. Erhöre mich, Herr, erhöre mich, dass dies Volk wisse, dass du, Herr, Gott bist, dass du ihr Herz danach bekehrst.

Erhöre: Dass du das Feuer vom Himmel schickst, welches mein Opfer verzehre.

Gott bist: der unseren Vätern sich geoffenbart hat, und dass aller anderen Götter Namen verflucht und zu meiden sein.

Bekehrst: Das ist, ich bitte dich, Du wollest ihnen deine Gnade verleihen, dass sie von der Abgötterei abstehen, und zu dir, als dem wahren Gott, bekehrt werden. [Mit durchaus gleichem Eifer hat Johannes der Täufer in seinem Amt, und nach seinem Beruf dahin getrachtet, dass er der Leute Herzen von der pharisäischen heuchlerischen Religion bekehren, und zu der wahren Erkenntnis Gottes, und seines Sohnes Jesu Christi bringen möchte {Lk 1}. Also sollen auch alle Kirchendiener emsig beten, dass Gott durch ihr Predigtamt die Irrigen wieder auf den rechten Weg der Seligkeit bringen wolle.)

38. Da fiel das Feuer des Herrn herab und fraß Brandopfer, Holz, Steine und Erde und leckte das Wasser auf in der Grube.

Stein: Davon der Altar gemacht war.

Erde: Damit der Altar, welcher sonst inwendig hohl gewesen, ausgefüllt war. Denn Elia aus den zwölf Steinen gleichsam vier Wände gemacht, und danach in der Mitten Erde zugefüllt, über welcher Erde er gleichsam als auf einem Herd, das Opfer zugerüstet. Denn das Gesetz spricht {2Mos 20}. Einen Altar von Erde soll mir machen. Solche Erde hat hier das Feuer samt den Steinen verzehrt.

39. Da das alles Volk sah, fiel es auf sein Angesicht und sprachen: Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott!

Angesicht: Dass sie sich Ehren halben gegen Gott sehr demütigten.

Ist Gott.: Und Baal nicht, darum wir bisher mit dem baalainschen Gottesdienst weit daneben gestochen, und des rechten Gottes verfehlt haben. [Obwohl nun aus diesem Volk ihrer viel später aus Furcht der Tyrannei, welche die gottlose Königin Isebel, wieder die, so der rechten Religion zugetan waren, übte, wieder umgeschlagen sind. So sind doch auch viel Israeliten von der baalitischen Abgötterei abgestanden, haben sich zu der rechten Religion begeben, und sind beständig dabei verharrt bis zu Ende ihres Lebens. Und obwohl heutzutage wir dergleichen Wunderwerk nicht tun, dass wir unsere Religion damit bestätigen, und der Widersacher Falschheit widerlegen. So bekennen wir uns doch zu derselben göttlichen Lehre, welche Elia und andere Propheten und Apostel Christi, mit herrlichen Wunderwerken genügend bekräftigt und bestätigt haben. Darum werden diejenigen keine Entschuldigung ihres Irrtums vorwenden können vor Gott, welche unserer Lehre nicht glauben wollen.)

40. Elia aber sprach zu ihnen: Greift die Propheten Baals, dass ihrer keiner entrinne! Und sie griffen sie. Und Elia führte sie hinab an den Bach Kison und schlachtete sie dort.

Greift: Auf dass sie für ihre Bosheit ihre angemessene Strafe empfangen. [Obwohl nun im Alten Testament geboten war, dass man die falschen Propheten umbringen soll {5Mos 13}. So ist doch dies eine besondere Heldentat gewesen, und aus einem besonderen Antrieb des Heiligen Geistes geschehen, dass der Prophet Elia als ein Kirchendiener die falschen Propheten heißt und lässt umbringen, und vielleicht etliche auch mit eigener Hand erwürgt hat, Welches ihm darum andere Kirchendiener nicht sollen nachtun. Denn im Neuen Testament befiehlt uns Christus, dass wir uns vor den falschen Propheten hüten sollen {Mt 7} und Paulus heißt uns die Ketzer meiden {Tit 3}. Dass man aber die falschen Propheten und Ketzer töten soll, befiehlt die Heilige Schrift des Neuen Testaments nirgends, gibt auch dessen kein einig Beispiel. Daraus gut abzunehmen, dass solche Gesetz von Erwürgung der falschen Propheten, allein zum Alten Testament gehöre. Gleichwie auch das, da befohlen wurde, dass man die Kanaaniter, als Abgöttische und gottlose Heiden, in Grund vertilgen und ausrotten sollst. Es kann aber Gott wohl eine Geißel finden, damit er das Blut seiner Knechte, welches von etlichen Katholiken vergossen worden, aufs Ernstlichste räche.)

41. Und Elia sprach zu Ahab: Zieh hinauf, iss und trink; denn es rauscht, als wollte es sehr regnen.

Zu Ahab: Daraus zu lesen ist, dass Ahab selber dabei gewesen, da man seine Baals-Pfaffen erwürgt hat, welches, ob er wohl sehr ungern gesehen, von wegen seines gottlosen Weibes Isebel, so hat er es doch müssen geschehen lassen, weil er einen großen Eifer am Volk gespürt.

Trink: Auf dass du dich danach zur Stadt verfügst.

Rauscht: Ich höre gleichsam bereits, dass ein gewaltiger Wind aufsteht, der einen großen Regen wird hervorbringen. Denn obwohl damals der Himmel noch ganz Hölle gewesen, wie bald später folgt, so hörte doch Elia bereits mit den Ohren des Glaubens den Vorboten des Regens. Denn er wusste aus Glauben, dass Gott dem Lande wiederum versöhnt war, weil die Abgötterei gestraft worden, und dass er wieder würde Regen geben.

42. Und da Ahab hinaufzog zu essen und zu trinken, ging Elia auf des Karmels Spitze und bückte sich zur Erde und tat sein Haupt zwischen seine Knie.

Knie.: Diese Gebärden waren ein Zeichen eines heftigen und inbrünstigen Gebets, und einer rechtschaffenen Demut im Herzen. [Dann wenn das menschliche Herz sehr ängstig ist, und das Gebet inbrünstig, so treibt es einem Menschen solche Gebärden hervor, die für anderen Leuten, so dergleichen Herzensangst und Seelenkampfes unerfahren, schier närrisch scheinen. Und weil Elia, der doch des Regens halben bereits versichert war, dennoch so heftig darum bittet, werden wir dabei erinnert, dass wir nichtsdestoweniger mit großem Ernst und Eifer um solche Sachen, sie sein gleich himmlisches oder leiblich, Gott anrufen sollen, die er uns in seinem Wort verheißen hat.)

43. Und sprach zu seinem Knaben: Gehe hinauf und schaue zum Meer zu! Er ging hinauf und schaute und sprach: Es ist nichts da. Er sprach: Gehe wieder hin siebenmal!

Sprach: Nach dem er eine Weile gebetet hatte.

Meer: Nämlich, zum Mittelländischen Meer, welches nicht weit vom Lande Kanaan gegen dem Abend gelegen war. Er sollte aber achthaben, ob er in derselben Gegend nicht irgend sähe einen Nebel oder kleines Wölklein hervorkommen. Denn das Regenwetter oft von der Sonnen Niedergang seinen Anfang nimmt.

Nichts da: Ich kann keines einigen Wölkleins gewahr werden. Darauf der Prophet in seinem Gebet fortgefahren. [Denn wir sollen im Gebet nicht müde werden, ob sich es gleich eine Zeit lang Ansehen lässt, als wäre unser Gebet vergebens {Lk 18}.)

Er sprach: Nach dem er wieder eine Weile gebetet.

Siebenmal: Das ist, steig so oft hinauf, und schaue dem Meer zu, bis du ein Wölklein siehst, und wenn es gleich einmal oder sieben sein sollten. Denn mir zweifelt nicht, Gott werde mein Gebet erhören.

44. Und im siebenten Mal sprach er: Siehe, es geht eine kleine Wolke auf aus dem Meer wie eines Mannes Hand. Er sprach: Gehe hinauf und sage Ahab: Spanne an und fahre hinab, dass dich der Regen nicht ergreife.

Siebten Mal: Da der Knabe wieder hingegangen war, zu lügen, ob er etwas sehe.

Meer: Denn die Dämpfe erheben sich nach dem Willen Gottes aus dem Meer und Wassern, wie auch aus der Erde, und steigen über sich in die Höhe bis in die Luft, da sie zu Wolken werden, und danach den Regen machen.

Er sprach: Nämlich, Elia, nach dem er vernommen, dass eine Wolke sich sehen ließe.

Ahab: Der auf dem Felde ein Grabmal hielt.

Hinab: In die nächste Stadt.

Ergreife: Dem du sonst nicht wirst entgehen können.

45. Und Ehe man zusah, wurde der Himmel schwarz von Wolken und Wind, und kam ein großer Regen. Ahab aber fuhr und zog gen Jesreel.

Zusah: Bis, nämlich, der Knabe lief, und verkündigte dem Könige die Nachricht vom Regen, und bis Ahab sich aufmachte, bis die Pferde vorgespannt würden, und er sich auf den Weg machte.

Schwarz: Er wurde von dicken Wolken überzogen.

Wind: Welcher oft pflegt vor dem Regen her zu gehen.

Regen: Darauf alle Israeliten so lange gehofft hatten, in so großer Dürre und Unfruchtbarkeit. [Also könnten auch wir, wenn wir nur selber wollten, mit einem ernstlichen Gebet, welches aus einem gottseligen und bußfertigem Herzen herrührte, oft besser Wetter von Gott erlangen.)

46. Und die Hand des Herrn kam über Elia; und er gürtete seine Lenden und lief vor Ahab hin, bis er kam gen Jesreel.

Fuhr: Wie er von des Propheten Knaben dazu war angemahnt worden.

Hand: Das ist, Gott hat den Propheten eine besondere Kraft und Freudigkeit verliehen.

Gürtet: Denn man hat zur selben Zeit lange Kleider gebraucht, welche man mit einem Gürtel zusammen gefasst und aufgeschürzt.

Für Ahab: Dass er auch dem Wagen vorgefallen. Und ist ohne Zweifel der Prophet mit großen Freuden gleichsam überschüttet gewesen, das Gott durch ein Wunderwerk die rechte Religion bestätigt: Dass das Volk Israel zu dem wahren Gott sich bekehrt hätte: Dass die Baals falsche Propheten vertilgt worden: Und dass ein fruchtbarer Regen über das israelitische Land gefallen. Darum er ihm gänzliche Hoffnung gemacht, es würde weiter alles recht zugehen. Aber der Ausgang hat es viel anders bezeugt. [Denn die Frommen machen ihnen selbst oft eine gute Hoffnung zu der Gottlosen Bekehrung, und darauf folgenden glücklichen Zustand in der Welt. Aber danach lernen sie es aus der Erfahrung, dass der Satan als ein Fürst dieser Welt, noch nicht gestorben sei.)


Das 19. Kapitel

  • Elia weicht vor der Isebel Drohungen aus, v. 1.
  • Und nach dem er von dem Engel gespeist worden, empfindet er danach ganze vierzig Tage lange keinen Hunger oder Durst, v. 5.
  • Der Herr erscheint ihm auf dem Berge Horeb, und befiehlt ihm, dass er den Hasael zum Könige in Syrien dem Jehu zum Könige in Israel, und den Elisa zum Propheten an seine statt erwählen soll, v. 9.
  • Da nun Elisa zum Prophetenamt berufen wird, gesegnet er die Seinen, und verfügt sich zum Elia, v. 19.

1. Und Ahab sagte Isebel an alles, was Elia getan hatte, und wie er hätte alle Propheten Baals mit dem Schwert erwürgt.

Getan hatte: Wie er durch sein Gebet das Feuer vom Himmel erlangt hätte, welches die Opfer auf seinem Altar verzehrt, da hingegen die Baals-Propheten dergleichen nichts zuwege bringen können.

Erwürgt: Welches er alles seiner Gemahlin der Königin erzählt, nicht der Meinung, als ob er es ihm mit der rechten Religion hätte lassen ein Ernst sein, und derselben beigefallen wäre, oder dass er mit Erzählung des Wunderwerkes die Königin von der baalitischen Abgötterei abzuführen begehrt: Sondern dass er sich gegen seinem Weib (die eine hochtrabende, gottlose, giftige und böse Bestie war) entschuldigte, dass die Baals-Propheten nicht aus seinem Befehl, sondern auf des Elisa Einforderung, und des Volkes eifrigem Überfall wären erwürgt worden, denen er nicht hätte widerstehen können. [Es ist aber ein hässlich und schändlich Ding, und der göttlichen Ordnung zuwider, wenn sich jemand (wie hier Ahab) allerdings von seinem Weibe regieren lässt, und meint, er müsse alles nach ihrem Willen tun.)

2. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter tun mir dies und das, wo ich nicht morgen um diese Zeit deiner Seele tue wie dieser Seelen einer!

Sandte: obwohl die Isebel über den König heimlich erzürnt worden, dass er der Baals Propheten Ermordung nicht gehindert und abgewehrt. So ist sie doch über Elia viel heftiger ergrimmt. Also dass sie auch ihren gefassten Grollen und teuflischen Rachgierigkeit nicht verberge oder verhehlen können, wie sie ihr, nämlich, gänzlich vorgenommenen, dass sie den Elia wollte hinrichten lassen.

Götter: Denn die Isebel, als ein heidnisches Weib neben dem Baal, noch an mehr Götter geglaubt.

Dies und das: Sie mögen mich aufs allerhärteste strafe und umbringe.

Seele eine: Das ist: Wo ich dich nicht morgen um diese Stunde lasse ums Leben bringen, und dir es eben also mache, wie du meinen Propheten mit gefahren bist. [Es soll aber eine Obrigkeit nicht so bald vom Zorn sich übereilen lassen, dass, wenn sie eine Strafen Wille, sie solches zur Unzeit heraus schwätze. Gott aber hindert der Gestalt der Tyrannen Vorhaben, dass sie ihre Anschläge selber an Tag bringen und zunichtemachen.)

3. Da er das sah, machte er sich auf und ging, wo er hin wollte, und kam gen Berseba in Juda und ließ seinen Knaben dort.

wollte: Wo er meinte Sicherheit zu finden und da er könnte vor der Isebel sich verbergen: Ist aber dies nicht ein wunderlicherweise Handel? Ein solcher großer Prophet, der kurz zuvor gemacht, dass das Feuer vom Himmel gefallen: Der so viel falsche Propheten erwürgt: Der durch sein Gebet den Regen erlangt, der flieht jetzt für eines Weibes drohen? Gerade als ob ihn Gott nicht hätte, können erhalten, und sollte es gleich auch mit einem Wunderwerk geschehen sein? [Aber dergleichen Schwachheiten lässt Gott auch die allerheiligsten Menschen empfinden, auf dass sie dabei lernen erkennen, wie sie noch Fleisch und Blut auf dieser Welt mit sich herum tragen, und dass wir wissen, dass sie ihre herrliche Gaben von Gott haben, dem wir die Ehre geben und davor danken sollen, und dass ihre Schwachheiten uns zum Trost gereichen, so oft wir dergleichen in uns auch empfinden.)

In Juda: Welche Stadt nämlich im Lande Juda gelegen war, weil er da meinte sicher zu sein: obwohl er demselben Ort auch nicht allerdings traut, darum er sich vornimmt, sich noch weiter den Leuten aus den Augen und von dort weiter hinweg zu machen.

Knaben: Damit er allein desto leichter in eine Höhle sich verbergen möchte.

4. Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise; und kam hinein und setzte sich unter einen Wacholder und bat, dass seine Seele stürbe, und sprach: Es ist genug; nimm nun, Herr, meine Seele! Ich bin nicht besser denn meine Väter.

Wüste: Weil er hoffte, man würde ihn da nicht bald suchen oder finden.

Stürbe: Er wünschte ihm selber den Tod.

Genug: Ich kann des israelitischen Volkes Bosheit und Undankbarkeit nicht länger vor mir sehen. Denn ob es wohl jetzt das Ansehen hat, als wären sie zu Gott bekehrt. So weiß ich doch, dass sie entweder aus Furcht, oder ihrem gottlosen Könige zu gefallen bald wieder zur Abgötterei umfallen werden.

So nimm: Verkürze mir mein Leben, denn ich weiß, dass ich doch einmal sterben muss.

Väter: Welche alle gestorben sein. Darum will ich viel lieber jetzt, als über etliche Jahr sterben. Welches auch eine große Schwachheit des Fleischs ist, das er aus Ungeduld ihm selber den Tod wünscht. [Denn wir sollen nicht sterben, wenn es uns gefällt und eben ist, sondern wenn es Gott haben Wille.)

5. Und legte sich und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, der Engel rührte ihn und sprach zu ihm: Stehe auf und iss!

Schlief: Vor Traurigkeit. [Denn es werden auch bisweilen die allerheiligsten Leute mit großer Traurigkeit und Bekümmernis überfallen, dass sie alles ihres Tuns bereuten, und des Lebens überdrüssig werden.)

Rührt: Und weckt ihn auf, da er, nämlich, dort lag, und bald später des Hungers sich nicht mehr hätte erwehren können, dazu unter den wilden Tieren nicht sicher gewesen wäre, da wird er von Gott mit Gnaden angesehen.

6. Und er sah sich um, und siehe, zu seinem Haupt lag ein geröstetes Brot, und eine Kanne mit Wasser. Und da er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.

Wiederschlaffen: Vor großer Traurigkeit und Unmut: Dazu weil er von der weiten Reise müde und kraftlos worden war.

7. Und der Engel des Herrn kam zum andermal wieder und rührte ihn und sprach: Stehe auf und iss; denn du hast einen großen Weg vor dir.

Andermal: [Wo deswegen alle menschliche Mittel und Hilfe aus ist, da geht die göttliche Hilfe an. Und versieht Gott die Gläubigen mit Nahrung, und anderen notwendigen Sachen.)

8. Und er stand auf und aß und trank; und ging durch Kraft derselben Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis an den Berg Gottes Horeb.

Durch Kraft: Er ist durch solche Speise und Trank also gestärkt worden, dass er ohne weitere Labung so viel Tag und Nacht dauern, und dazu noch reisen könne.

Berg Gottes: Auf welchem Gott dem Mose und Israelitischem Volk vorzeiten mit großer Majestät und Herrlichkeit erschienen war, da er das Gesetz gegeben {2Mos 19 20}. [Dass etliche aus diesem Ort, die vierzigtägigen Fasten erweisen wollen, ist ganz närrisch gehandelt, denn es kann niemand dem Elia solche Fasten nachtun, wie auch Mose und Christi nicht. Man soll sich aber immer bemühen, dass man nüchtern und mäßig lebe, und das Fleisch unter Weilen zähme, damit man desto geschickter zum Gebet sei.)

9. Und kam dort in eine Höhle und blieb dort über Nacht. Und siehe, das Wort des Herrn kam zu ihm und sprach zu ihm: Was machst du hier, Elia?

Höhle: Etliche meinen, es sei eben dieselbe Höhle gewesen, in der Mose vorzeiten gestanden, da Gott ihm etwas von seiner göttlichen Majestät sehen lassen {2Mos 34}.

Kam: Das ist: Gott redete mit ihm.

hier: Was bedeutet es, dass du aus dem Königreich Israel hinweg geflohen, und bis hierher kommen bist? Es ist aber dies etlichermaßen ein Verweis, dass Elia gar zu furchtsam und kleinmütig gewesen.

10. Er sprach: Ich habe geeifert um den Herrn, den Gott Zeboath; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert erwürgt; und ich bin allein übergeblieben, und sie stehen danach, dass sie mir mein Leben nehmen.

Geeifert: Ich bin mit einem großen Eifer entbrannt von wegen der rechten Religion wieder die Abgöttische Israeliten, besonders aber wieder die baalitische Pfaffen. [Obwohl nun nicht ein jeder solchen Eifer zu der rechten Religion habe mag, wie Elia, So ist doch hinwiederum auch gut abzunehmen, dass die nicht das geringste von einem christlichen Herzen und Gemüt an ihnen haben, welche leiden mögen, dass die Religion gefälscht, und allerlei Schande und Laster getrieben werden.)

Verlassen: Sie sind in deiner wahren Erkenntnis nicht beständig geblieben, und haben dich nicht geehrt, wie du ihnen im Gesetz vorschreiben lassen, In Summe, sie haben den Gehorsam dir nicht geleistet, den sie dir, da du einen Bund mit ihnen gemacht, verheißen.

Altar: Welche von den heiligen Propheten vorzeiten auf deinem Befehl, zu deinem Gottesdienst und dich damit zu ehren, aufgebaut worden.

Zerbrochen: Damit sie genügend zu verstehen geben, dass sie den rechten Gottesdienst von sich geworfen.

Erwürgt: Besonders hat die gottlose Isebel keinen rechten Propheten leben lassen, den sie nur ertappen können.

Allein: Denn ich glaube nicht, dass noch irgend ein frommer Mensch im ganzen Königreich Israel mehr übrig sei, weil sie alle, die der rechten Religion zugetan gewesen, entweder erwürgt worden, oder in Abgötterei gefallen sein.

Nehmen: darum ich es fürs beste angesehen, dass ich solchem gottlosen Volk ein Zeit lang aus den Augen ging.

11. Er sprach: Gehe heraus und tritt auf den Berg vor den Herrn. Und siehe, der Herr ging vorüber, und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht im Winde. Nach dem Winde aber kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben {Apg 2v2}.

Herrn: [Es redet hier der Herr von dem Herrn, als von einem anderen, dadurch die viele der Personen in dem einigen göttlichen Wesen angedeutet wird.)

Vorüber: Nämlich, vor dem Propheten, der auf des Herrn Befehl aus der Höhle sich hervor gemacht hatte, zu sehen, was ihm Gott zeigen würde.

Her: Dass er ihm gleichsam den Weg bereitete, und öffnete. In welchem große Gewalt des Windes Gott den Eliam dennoch erhalten hat, dass ihm nichts Böses widerfahren.

War nicht: Das ist: Er offenbarte seine Gegenwart noch nicht damit. Denn sonst ist Gott an allen Orten und bei allen Kreaturen gegenwärtig {Jer 23 Apg 17}.

12. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein still sanftes Sausen.

Sausen: Wie ein kühles Lüftlein in der Sonnenhitze einen Menschen erfrischt und erquickt.

13. Da das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging heraus und trat in die Tür der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm und sprach: Was hast du hier zu tun, Elia?

hörte: Nämlich, solche sanftes Sausen hat er dabei gemerkt, dass der Herr vorhanden wäre.

Verhüllt: Vor großer Demut und gottseliger Ehrerbietung, weil er sich unwürdig achtet, dass er die Majestät Gottes des Herrn Zebaoth mit seinen leiblichen Augen anschauen sollte, dazu, weil er wusste, dass der nicht leben könnte, der sie auf dieser Erde sehe {2Mos 34}. [Er hat uns auch mit seinem Beispiel lehren wollen, dass wir den Vorwitz, göttliche Sachen zu erforschen, fliehen sollen.)

14. Er sprach: Ich habe um den Herrn, den Gott Zebaoth, geeifert; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen, deine Altäre zerbrochen, deine Propheten mit dem Schwert erwürgt; und ich bin allein übergeblieben, und sie stehen danach, dass sie mir das Leben nehmen {Röm 11v3}.

Übergeblieben: [hier hat man zu merken, dass auch die aller vortrefflichsten Männer, aus Schwachheit ihres Fleisches, bisweilen ganz zu viel, bisweilen ganz zu wenig von den Leuten hoffen. Den kurz zuvor meinte Elia nicht anders, als das alle Israeliten zu Gott bekehrt wären. Jetzt aber ist er in dem Wahn, sie sind alle miteinander von der rechten Religion abgewichen.)

15. Aber der Herr sprach zu ihm: Gehe wiederum deines Weges durch die Wüste gen Damaskus; und geh hinein und salbe Hasael zum Könige über Syrien

Weges: Denn du gekommen bist.

Damaskus: Welches die königliche Hauptstadt in Syrien war.

Salbe: Denn bei den Juden worden die neuen Könige vorzeiten mit dem heiligen Öl gesalbt. [Welche Salbung auf Christus deutete, dem waren Könige, der mit dem Freudenöle, nämlich, mit dem Heiligen Geiste, soll gesalbt werden, mehr denn seine Gesellen {Ps 45}.)

16. und Jehu, den Sohn Nimsis, zum Könige über Israel und Elisa, den Sohn Saphats, von Abel-Mehola, zum Propheten an deiner statt {1Sam 9v2}.

Propheten: Dass er das Amt eines Propheten an deine statt versehe. [Denn es worden auch die Propheten gesalbt, damit anzuzeigen, dass Christus um derselben Ursache willen auch sollte gesalbt werden, auf dass er unser Prophet wäre, von dem der himmlische Vater gesagt, den sollt ihr hören {Mt 17}.)

17. Und soll geschehen, dass, wer dem Schwert Hasaels entrinnt, den soll Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus entrinnt, den soll Elisa töten.

Geschehen: Wille so viel sagen: Diese drei sollen meinen gerechten Zorn wieder die Abgötterei vollstrecken, und an dem Gottlosen israelitischen Volk, welches sich nicht bekehren will, gebührliche Strafe üben.

Elisa Töten: Nämlich, mit dem geistlichen Schwert, dass er ihn von wegen seiner geübten Abgötterei und anderer Laster halben, die er begangen, und noch keine ernstliche Buße getan, dem Satan übergebe. [Denn welchen aus dem Worte Gottes die ewige Verdammnis verkündigt wird, die sind in der Wahrheit geistlich gestorben, und sind des Teufels leibeigene, können auch keine Hoffnung zum ewigen Leben haben, bis sie sich wiederum zu Gott bekehren {Mt 16v18 Joh 20 1Kor 5}.)

18. Und ich will lassen übergeblieben siebentausend in Israel, nämlich alle Knie, die sich nicht gebeugt haben vor Baal, und allen Mund, der ihn nicht geküsst hat.

Sieben tausend: Das ist: Etliche tausend, und eine große Anzahl, denn es wird eine gewisse Zahl für eine ungewisse gesetzt: Als wollte er sprechen: Ich habe im Volk Israel noch etliche tausend Menschen, Männer, Weiber, und Kinder, die sich mit der baalitischen Abgötterei nicht verunreinigt haben. Darum darfst du nicht denken, dass du allein seist und sonst niemand mehr übrig wäre, der mich ehrte. [Solche Zeiten waren auch, da der Apostel Paulus das Evangelium predigte, dass es, nämlich, das Ansehen hatte, als ob die ganze Welt entweder in der heidnischen Abgötterei versunken, oder in der jüdischen Heuchelei sich vertieft hätte, die zu beiden Teilen das Evangelium verfolgten. Dennoch hatte Gott seine Auserwählten, die er zu der wahren Erkenntnis Gottes gebracht, und zur Seligkeit erhalten hat, wie Paulus selbst solches lehrt, da er diesen Ort anzieht {Röm 11}. Also hat auch Gott in der großen Finsternis des Papsttums viel tausend Seelen erhalten, die sich entweder mit der Abgötterei nie befleckt, Als da sein gewesen, die junge Kinder, die Knaben und Mädchen, und andere einfältige Leute, welche mit dem sich begnügen lassen, dass sie Gott den Vater, Sohn, und Heiligen Geist angerufen, und all ihre Hoffnung allein auf die Erlösung Christi gesetzt haben: Oder aber, da sie gleich in den Gemeinde Irrtum mit gezogen worden, sind sie doch nicht in demselben verharrt, sondern zum wenigsten in ihrem letzten Stündlein, wen sie in Todes Nöten gelegen, all Vertrauen auf ihre eigene Werke und Verdienst verworfen, und im Glauben zu Christo allein ihre Zuflucht hatte, sein also selig worden. Darum auch im Papsttum immer eine Kirche gewesen, doch soll man darum die päpstlichen Irrtümern und Abgötterei nicht recht heißen.)

19. Und er ging von dort und fand Elisa, den Sohn Saphats, dass er pflügte mit zwölf Jochen vor sich hin; und er war selbst unter den Zwölfen. Und Elia ging zu ihm und warf seinen Mantel auf ihn.

Elisa: Von welchem er Befehl empfangen, dass er ihn sollst zum Propheten salben.

Pflügt: Das ist: Er war auf dem Felde, und versah seine Feldarbeit, und waren dort zwölf Pflüger, der ein jeder mit einem Joch Ochsen pflügte, unter denen war Elisa auch einer. [der vom Pflug zum Prophetenamt berufen worden, auf dass wir lernen, wie kein ehrlicher Stand zu verachten sei. Er hat sich aber nicht bald des Lehramts eines Propheten unterfangen, sondern zuvor ein Zeit lang bei dem Propheten Elia sich verhalten, und von ihm gelernt: Gleichwie auch Christus seine Apostel nicht Ehe das Evangelium zu predigen in die ganze Welt ausgeschickt, bis sie aufs Pfingstfest zuvor mit notwendigen Gaben des Heiligen Geistes ausgerüstet worden: Dabei wir uns zu erinnern haben, dass sich keiner unterstehen soll in der Kirche zu lehren, er sei denn zuvor in der Heiligen Schrift wohl berichtet und erfahren.)

Auf ihn: Das ist: Er tat ihm seinen Mantel um, den er als ein Prophet zu tragen pflegte. Mit welcher Zeremonie er ihm hat wollen zu erkennen geben, dass er von Gott zum Prophetenamt gefordert werde: Als wenn heutzutage, ein Kirchendiener einem Studenten, der zum Pfarramt soll bestellt werden, seinen langen Priesterrock anzöge, wie die Prediger sonst zu tragen pflegen.

20. Er aber ließ die Rinder und lief Elia nach und sprach: Lass mich meinen Vater und meine Mutter küssen, so will ich dir nachfolgen. Er sprach zu ihm: Gehe hin und komm wieder; denn ich habe etwas mit dir zu tun.

Nach: Den er wohl verstanden, aus Erleuchtung des Heiligen Geistes, dass er von Gott zum Prophetenamt berufen würde.

Nachfolgen: Als wollte er sprechen: Ich erkenne, dass mich Gott von dem Ackerbau zu einem anderen Stand beruft, und begehre dich zum Lehrmeister, darum ich mich auch weiter dir allerdings untergeben Wille. Aber das Bitte ich allein von dir, dass ich zuvor meine Eltern und Personal segnen möge.

Gehe hin: Ich kann dir ein solche gering Ding nicht abschlagen. Gleichwie aber Christus zu einem, den er ihm heißen folge, derselbe aber eine Ausflucht suchte, recht sagt, Er sei nicht tauglich zum Reich Gottes {Lk 6}. Also lässt hier der Prophet Elia dem Elisa recht zu, dass er seine Eltern zuvor segne, weil er das Amt willig begehrte anzunehmen.

21. Und er lief wieder von ihm und Name ein Joch Rinder und opferte es; und kochte das Fleisch mit dem Holzwerk an den Rindern und gab es dem Volk, das sie aßen. Und machte sich auf und folgte Elia nach und diente ihm.

Rinder: Mit denen er zuvor gepflügt hatte.

Holzwerk: Mit dem hölzernen Joch und anderen Geschirr, so man zu den Ochsen gebraucht, welches er gehauen und zerspaltet.

Volk: Nämlich, seinen Gästen, die er geladen hatte. Und hat mit solchem Gastmahl sich mit seinen Eltern, Freunden und ganzem Personal gesetzt, und sie also gesegnet, weil er später selten mehr zu ihnen kommen.

Diente: Als seinem Lehrmeister, dem er zu dienen willig sich ergab, dabei seine große Demut abzunehmen. [Wir sollen auch willig folge, wohin uns Gott beruft, und sollen uns nicht schämen, vornehmen Leuten zu dienen, durch welcher Unterrichtung wir in der Erkenntnis Gottes können zunehmen.)


Das 20. Kapitel

  • Ben Hadad der König in Syrien überzieht den König Ahab, aus einem stolzen Übermut, darauf ein Prophet dem Ahab den Sieg verheißt, und wird des Königs in Syrien Kriegsvolk in die Flucht getrieben, v. 1.
  • Im folgenden Jahr fängt Ben Hadad wieder einen Krieg an, und hat eben so wenig Glück, v. 22.
  • Weil aber Ahab dem König in Syrien eine unzeitige Gnade beweist, hörte er vom Propheten, dass er an seines Feindes statt umgekommen werde, v. 39.

1. Und Benhadad, der König zu Syrien, versammelte alle seine Macht, und waren zweiunddreißig Könige mit ihm, und Ross und Wagen; und zog herauf und belagerte Samaria und stritt wieder sie.

Und: Folgt der Krieg so zwischen Ahab und dem Könige in Syrien entstanden.

Könige: Es nennt aber die Schrift auch die Könige, welche nur in einer einigen Stadt, samt den dort herum liegenden Flecken und Dörfern, die hohe Obrigkeit hatte. Und ist es ein solches Kriegsheer gewesen, als wenn irgend ein mächtiger König oder Kaiser, etliche Fürsten und Grafen des Reiches bei ihm in seinem Zug hätte.

Wagen: Nämlich, in großer Menge.

Samariam: Da zur selben Zeit der königliche Sitz war. Und hatte fast ein Ansehen, als wenn der Türke eine päpstliche Stadt belagerte. Denn in Syrien waren Heiden: Die Israeliten aber hatten zwar unter dem Könige Ahab die Beschneidung (Gleichwie auch die Katholiken die Taufe) empfangen, aber sie waren daneben mit vielfältiger Abgötterei und schweren Sünden behaftet.

2. Und sandte Boten zu Ahab, dem Könige Israels, in die Stadt.

Boten: Da man zu beiden Seiten ein Anstand gemacht.

3. Und ließ ihm sagen: So spricht Benhadad: Dein Silber und dein Gold ist mein, und deine Weiber und deine besten Kinder sind auch mein.

Ist mein: Wille so viel sagen: Wenn du mir deine Schätze zukommen lässt, und mir bewilligst, dass ich aus deinen Weibern und Kindern zu mir nehme, welche mir gefallen, und mit mir gefangen hinweg führe, so will ich von der Belagerung abziehen, und dich zufriedenlassen. Dies ist ein unbilliges Begehren gewesen, und keineswegs annehmlich, Aber der König Ahab antwortet ihm ganz weibisch.

4. der König Israels antwortete und sprach: Mein Herr König, wie du geredet hast; ich bin dein und alles, was ich habe.

Bin dein: Ich ergeb mich dir, samt Weib und Kind, und allen meinen Schätzen in deiner Gewalt und Gnade. [So verzagt sein oft diejenigen, welche sich von ihren Weibern regieren lassen, und wieder die rechte Lehrer der Kirche Gottes Wüterei treiben.)

5. Und die Boten kamen wieder und sprachen: So spricht Benhadad: Weil ich zu dir gesandt habe und lassen sagen: Dein Silber und dein Gold, deine Weiber und deine Kinder sollst du mir geben,

Kamen wieder: Nämlich, von dem Könige in Syrien zu Ahab, welcher hoffte, dass derselbe König durch seine demütige Antwort sollte erweicht worden sein, und mit dem Gehorsam, dass er sich ihm unterworfen, vergnügt, wieder abziehen, dazu auch die vorigen Anforderungen nicht so hoch mehr dringen, Aber es ist das Widerspiel erfolgt.

Mir geben: Und du in solch eine Sache bewilligt hast.

6. so will ich morgen um diese Zeit meine Knechte zu dir senden, dass sie dein Haus und deiner Untertanen Häuser besuchen; und was dir lieblich ist, sollen sie in ihre Hände nehmen und wegtragen.

So Wille: Als wollte er sprechen: Auf dass du wissest, wie ich meine vorige Anforderung will verstanden haben, so will ich meine Leute schicken, die deine und deiner Untertanen beste Güter rauben und hinweg nehmen. [Und ist hier Ben Hadad ein Beispiel aller der Könige und Fürsten, die nicht wollen Glauben halten, sondern wenn ihnen etliche gewisse Bedingung eingewilligt wurden, so erklären sie dieselben danach ihres Gefallens, und Deutens ganz weitläufig. Auch sehen wir, wie der Anfang der Dienstbarkeit, wenn wir sie auf uns laden, zwar etwas besser scheinen, als der Tod, Aber bald später wird die Dienstbarkeit je länger je größer und beschwerlicher, also, dass diejenigen, welche sich ohne die äußerste Not darin ergeben haben, später lieber wollten, dass sie Leib und Leben darüber gewagt, oder auch zugebüsst hätten.)

7. Da rief der König Israels allen Ältesten des Landes und sprach: Merkt und seht, wie böse er es vornimmt! Er hat zu mir gesandt um meine Weiber und Kinder, Silber und Gold, und ich habe ihm des nicht gewehrt.

Ältesten: Das ist: Den vornehmsten der Israeliten, so damals im belagerten Samaria waren. Denn weil Ahab merkte, wie solche Dienstbarkeit seinen Untertanen unleidentlich sein würde, so hält er zuvor, ehe er die Stadt de Feinde aufgebe Wille, einen Reichstag, um sich zu erkundige, ob die Untertanen solche beschwerliche Friedens-Bedingung eingehe wolle.

vornimmt: Wie unrecht und treulos er an uns handelt.

Nicht gewehrt: Ich hab mit Verlust meiner Sachen, die ich am liebsten hab, begehrt Euren Schaden zu verhüte, und den Frieden von ihm zu kaufen, jetzt aber, nach dem ich ihm solches bewilligt, so begehrt er noch dazu euer aller Güter auch anzufallen, und will uns also allesamt des unseren berauben.

8. Da sprachen zu ihm alle Alten und alles Volk: Du sollst nicht gehorchen noch bewilligen.

Sprachen: Nach dem sie die Sache unter sich beratschlagt, und sein Vernunftsdenken auch angehört hatten.

Nicht gehorchen: Sondern wir wollen viel lieber unser äußerstes Vermögen daran strecken, als dass wir ihm zulassen sollten, dass er aus unseren Häusern das Beste heraus suchen und hinweg nehmen durfte, wies ihm gefiele. [Es hatte zwar das Volk samt den Ältesten zuvor sich dessen wenig geachtet, dass der König Ahab mit seine großen Schaden und Nachteil vom Feinde den Frieden erkaufen wollen, wenn nur sie und ihre Güter unangefochten blieben, jetzt aber, da sie hören, das man ihnen das ihrige auch nehmen Wille, da begehren sie allererst dem Feinde tapferen Widerstand zu tun. Also lassen etliche untreue Untertanen ihrer Obrigkeit Gefahr und Schaden ihnen nichts angelegen sein, wenn nur sie können in guter Ruhe still sitzen, welches eine große Undankbarkeit ist an dem Gemeinde man.)

9. Und er sprach zu den Boten Benhadad: Sagt meinem Herrn, dem Könige: Alles, was du am ersten deinem Knecht entboten hast, will ich tun; aber dies kann ich nicht tun. Und die Boten gingen hin und sagten solches wieder.

Herrn: Es demütigt sich der Ahab noch ganz sehr vor dem Könige in Syrien, ob er ihn noch vielleicht möchte zur Güte bewegen, und Frieden erlangen.

Tun: Dass ich dir meine Schätze und mein Personal in deine Gewalt übergeben Wille.

Dies: Dass ich auch meine Bürger sollte lassen berauben.

Nicht tun: Denn es war dem Ahab eine neue Furcht eingesteckt worden, dass er sich besorgte, Es möchte unter seinen Bürgern ein Aufruhr entstehen, und er vom Königreich gestoßen werden.

Wieder: Nämlich, dem Könige in Syrien, was sie für eine Antwort von dem Könige in Israel empfangen hätten.

10. Da sandte Benhadad zu ihm und ließ ihm sagen: Die Götter tun mir dies und das, wo der Staub Samarias genug sein soll, dass alles Volk unter mir eine Handvoll davon bringe.

Dies und das: Die Götter sollen mich aufs härteste Strafen, wenn ich nicht ein solch großes Kriegsheer bei mir habe, dass nicht allein alle köstlichen Sachen aus Samaria wegnehmen könne, sondern auch alles geringste und den Staub mit sich hinweg zu tragen, mächtig und stark genug wäre, wenn gleich ein jeder nur eine Hand voll fasste. Darum bist du König in Israel, nicht wohl bei Sinnen, dass du mir zu widerstehen dir noch eine Hoffnung schöpfst. So schick dich nun jetzt zum Tode, denn es wird um dich und die deinen geschehen sein. [Hier sieht man, wie das gute Glück die Leute so Stolz und übermütig macht.)

11. Aber der König Israels antwortete und sprach: Sagt: Der den Harnisch anlegt, soll sich nicht rühmen, als der ihn hat abgelegt.

Nicht rühmen: Er soll nicht Juch schreien, ehe er über den Berg gekommen. Denn es ist närrisch gehandelt, dass einer triumphieren will, ehe er den Sieg erlangt hat, gleichwie wir sagen der die Haut verkauft, ehe er den Bären erstochen hat. Und weil Ahab sah, dass kein Friede mehr zu hoffen war, hat ihn die Not und Gefahr einen Mut gemacht, da er sonst zuvor ganz furchtsam gewesen war. [Denn welche gar zu unrechte Friedensbedingungen vorschlagen, die bringen dadurch einen schwachen Feind so auf, dass sie den Sieg darüber schändlich verlieren. Es ist aber ein gefährliches Ding, wenn man mit einem Feinde streitet, der an alle Hoffnung, so er nach der verlorenen Schlacht haben könnte, verzagt hat.)

Nach Luther: Das ist: Er spreche nicht hui, ehe er über den Berg komme, Denn wer gewonnen hat, der legt den Harnisch ab, und mag sich rühmen. Wer ihn aber anlegt, hat darum noch nicht gewonnen.

12. Da das Benhadad hörte und er eben trank mit den Königen in den Gezelten, sprach er zu seinen Knechten: Schickt euch! Und sie schickten sich wieder die Stadt.

hörte: Was ihm, nämlich, der König in Israel für eine schimpfliche Antwort zu entbieten lies.

Trank: [Es ist aber solche Kriegsregiment nicht fast lobenswert, da man mehr mit Bechern, als mit den Waffen und Rüstungen umgeht.)

Knechten: Zu seinen Obersten und Kriegsleuten.

Schickt euch: Nämlich zum Sturm, Sucht die Türme, Sturmdächer, und Leitern hervor, und was man zur Eroberung der Stadt haben muss.

13. Und siehe, ein Prophet trat zu Ahab, dem Könige Israels, und sprach: So spricht der Herr: Du hast je gesehen all diesen großen Haufen. Siehe, ich will ihn heute in deine Hand geben, dass du wissen sollst, ich sei der Herr.

Und siehe: Da die Israeliten in höchster Gefahr standen, und nicht anders zu erwarten hatten, denn dass sie mit ihrem Könige samt Weibern und Kindern sterben und verderben müssten, wen sie der Feinde Anlauf nicht würden können widerstehen, Da verlässt Gott sein Volk nicht, obwohl es mit der Abgötterei sich grob an ihm versündigt hatte, und will sie nicht in des gottlosen und heidnischen Königs in Syrien Hand kommen lassen, dass er seinen Mutwillen an ihnen übte, besonders weil noch etliche fromme und auserwählte Diener Gottes im selben Volk gefunden worden. Darum erweckt Gott einen Propheten, der den König und das Volk in solchen Nöten mit Verheißung der Hilfe Gottes tröste und aufrichten. [Denn Gott lockt nach seiner großen Güte nicht allein mit Gefahr und Strafen, sondern auch mit Guttaten, die Gottlosen und Sünder zur Buße.)

Haufen: Vor dem du dich nicht fürchten sollst, denn er ist nicht unüberwindlich.

der Herr: Den du weiter ehren sollst, und nicht deinen Baal, denn ich kann dir aus Nöten helfen. [weil der Sieg nicht an der großen Menge des Volkes klebt, sondern in Gottes Hand steht, wenn er denselben gibt, der hat ihn.)

14. Ahab sprach: Durch wen? Er sprach: So spricht der Herr: Durch die Knaben der Landvögte. Er sprach: Wer soll den Streit anspannen? Er sprach: Du.

Durch wen?: Will mir, nämlich, der Herr den Sieg geben? Wer soll im ersten Glied sein, der den Feind angreife? Denn es schlug diese Weissagung dem Könige wohl zu, weil sie ihm den Sieg verkündigte. [Also nehmen etliche mit willen aus dem Evangelium an, was ihnen wohl zu schlägt, das anderer aber, so ihnen nicht in ihre Kram dient, lassen sie vorüber schleiche.)

Knaben: Das ist: Du sollst keine Hauptleute noch Oberste, oder die Landvögte selbst dazu benutzen, welche das Ansehen haben, als ob es erfahrene Kriegsleute wären, sondern du sollst derselben Obersten Knechte und Diener dem Feinde voran entgegenschicken, und unter Augen stellen, durch welche, als unachtsame und liederliche Kriegsleute, Gott der Herr dir den Sieg verleihen wird.

Anspannen: Wer soll das Kriegsvolk wieder den Feind anführen?

Du] Es war aber der König Ahab kein Krieger. [Darum braucht Gott oft zu großen Sachen schwache Werkzeuge, auf dass seine unendliche Macht und Güter desto herrlicher gespürt werde.)

15. Da zählte er die Knaben der Landvögte, und ihrer waren zweihundert und zweiunddreißig. Und zählte nach ihnen das ganze Volk aller Kinder Israel: siebentausend man.

Knaben: Welche er nach dem Befehl des Propheten vorne an die Spitzen gestellt.

Ganze Volk: Was zum Kriege tauglich war.

Sieben tausend: Dass also im ganzen Heer noch nicht acht tausend man gewesen. [Aber Gott kann auch durch wenigen den Sieg geben.)

16. Und zogen aus im Mittage. Benhadad aber trank und war trunken im Zelt samt den zweiunddreißig Königen, die ihm zu Hilfe gekommen waren.

Mittage: Da sie einen Bußfall getan, ehe die Feinde sich es versehen. Welche gemeint, es würden die Israeliten sich auch auf der Mauer kaum dürfen sehen lassen, wenn sie die Stadt würden zum Sturm anlaufen.

War trunken: Nichtsdestoweniger Trank er noch immer fort mit seinen anderen Königen, die ihm zu Hilfe zugezogen waren.

17. Und die Knaben der Landvögte zogen am ersten aus. Benhadad aber sandte aus, und die sagten ihm an und sprachen: Es ziehen Männer aus Samaria.

Ersten aus: Und hatte die Sache ganz ein schlechtes Ansehen, dass die Feinde nicht gewusst, ob es ein Kriegsheer sein soll oder nicht.

Sandte: Nämlich, etliche seiner Diener, dass sie erkundigten, was es bedeutet. Den weil sich der Haufen dennoch nach und nach gemehrt, hatte es im syrischen Lager etlichermaßen ein Nachdenken gemacht.

Ziehen Männer: Von denen wir nicht wissen können, ob sie wieder uns streiten, oder aber sich an uns ergeben wollen.

18. Er sprach: Greift sie lebendig, sie sind um Friede oder um Streits willen ausgezogen.

Lebendig: Auf dass ich danach meine Lust an ihnen büßen, und sie meines Gefallens Strafen möge. Denn er sich auf seine große Macht ganz zu sehr verlies, dass er meinte, es könnte ihm nicht fehlen. [So hat man hier auch das in acht zu nehmen, wie übel es dem Könige in Syrien ausgeschlagen, das er solchen Befehl gebe, welcher darauf angesehen war, dass er seine Grausamkeit an den Israeliten üben wollte.)

19. Da aber die Knaben der Landvögte waren ausgezogen und das Heer ihnen nach,

20. schlug ein jeglicher, wer ihm vorkam. Und die Syrer flohen, und Israel jagte ihnen nach. Und Benhadad, der König zu Syrien, entrann mit Rossen und Reitern.

Syrer: Welche ausgezogen waren, die Israeliten gefangen anzunehmen.

Ihnen nach: Denn da die ersten zurück geflohen, ist bald eine große Unordnung im Lager worden, dass jedermann angefangen hat auszureißen.

Reitern: Von denen er zuvor meinte, dass sie unüberwindlich wären.

21. Und der König Israels zog aus und schlug Ross und Wagen, dass er an den Syrern eine große Schlacht tat.

Zog aus: Nämlich, da er sah, dass der Sieg auf seiner Seite sich neigte, setzte er demselben nach: Denn es wird nichts davon gesagt, dass Ahab das Kriegsvolk hinaus geführt habe, obwohl ihm es der Prophet geheißen hatte. [Und hat man hier ein Beispiel, wie ein schädliches Ding es um die Sicherheit sei, und was für Gefahr bei der Völlerei zu besorgen.) Es hat aber damals ein abgöttischer König einen heidnischen König überwunden, nicht dass ihm des Königs Ahab Abgötterei gefiele, sondern weil unter seinen Untertanen sich noch etliche auserwählten gefunden, und damit die gottlosen Heiden wieder den Gott Israels, sich nicht lästerlich rühmten. [Gleiche Meinung hat es, wenn die Katholiken einen Sieg wieder den Türken erhalten.)

22. Da trat ein Prophet zum Könige Israels und sprach zu ihm: Gehe hin und stärke dich; und merke und siehe, was du tust! Denn der König zu Syrien wird wieder dich heraufziehen, wenn das Jahr um ist.

Prophet: Ist vielleicht eben derselbe gewesen, der kurz zuvor dem Ahab den Sieg verkündigt.

Stärke dich: Bringe deine Macht zusammen und rüste dich, dass du mit allerhand notwendigen Sachen zum Kriege gefasst seist.

Tust: Dass du nichts versäumst. [Denn Gott will, dass wir der ordentlichen Mittel uns gebrauchen sollen, wenn wir sie haben können.)

Ziehen: Und wird sich begehren zu rächen, damit er die Schande, so er von wegen der vorigen Flucht eingelegt, abwische, und seinen Scharten wieder auswetze.

23. Denn die Knechte des Königs zu Syrien sprachen zu ihm: Ihre Götter sind Berggötter; darum haben sie uns überwunden. O dass wir mit ihnen auf der Ebene streiten müssten! Was gilt es, wir wollten sie überwinden?

Knechte: Nämlich, seine vornehmsten Diener, Hauptleute, und Räte.

Berge Götter: Die auf den Bergen mächtig sein, und dieselben Örter zur Wohnung innen haben.

Überwinden: Weil sie an begichten Örtern mit uns gestritten, da ihnen ihre Götter mit ihrer Gegenwart, und weil sie dort mächtig sein, helfen können. [Denn die Gottlosen messen die Schuld ihres Unfalls nicht ihnen selbst und ihren Sünden zu, sondern legen dieselbe auf andere, dazu oft liederliche Ding.)

24. du ihm also: du die Könige weg, einen jeglichen von seinem Ort, und stelle Herren an ihre Stätte.

Also: Wie wir dir jetzt raten wollen.

Könige weg: Denn du kannst mit ihnen doch nichts ausrichten, die sich nur ihrer Haut fürchten, und die letzten in der Schlacht, aber die ersten in der Flucht sein.

Herren: Das ist: Setze an ihre statt, und an eines jeden Ort, tapfere und erfahrene Hauptleute, die sich etwas um Kriegssachen verstehen, und an Stärke des Leibes und männlichem Gemüt andere übertreffen.

25. Und ordne dir ein Heer, wie das Heer war, das du verloren hast, und Ross und Wagen, wie jene waren, und lass uns wieder sie streiten auf der Ebene. Was gilt es wir wollen ihnen obliegen? Er gehorchte ihrer Stimme und tat also.

Wie jene: Also, dass du die vorige Stelle mit anderen wiederum ersetzest, und die Zahl ergänzest.

Obliegen: Also wirst du augenscheinlich erfahren und innen werden, dass keine andere Ursache der vorigen Niederlage gewesen, denn dass wir mit den Israeliten aufs Gebirge gestritten haben, da ihre Götter die größte Gewalt haben und weil so viel Könige die Schlachtordnung geführt, welche vielmehr zur Pracht als zur Schlacht zu benutzen sind.

Tat also: Nämlich, dass er immer ein Kriegsheer, dem Vorigen gleich, wiederum zusammen brachte, und an der Könige statt Hauptleute verordnete. [Denn man findet Fürsten und Herrn, welche, weil sie selber um die Sachen sich nicht viel verstehen, von gottlosen Leuten, was dieselben wollen, sich überreden lassen, daher später großes Unglück im Regiment entsteht.)

26. Als nun das Jahr um war, ordnete Benhadad die Syrer und zog herauf gen Aphek, wieder Israel zu streiten.

Um war: Vom vorigen Krieg anzurechnen.

Aphek: Welche Stadt die Syrer damals innen hatten.

27. Und die Kinder Israel ordneten sich auch und versorgten sich; und zogen hin ihnen entgegen und lagerten sich gegen sie wie zwei kleine Herden Ziegen. Der Syrer aber war das Land voll.

Versorgten: Nämlich, mit Proviant, und anderen Sachen so zum Kriege gehörig.

Ihnen: Nämlich, den Syrern.

Kleine Herde: So ein schlechtes, geringes und verächtliches Ansehen hatte das israelitische Kriegsvolk, welches besonderer Ursache halben in zwei Haufen geteilt war.

Land voll: Von wegen ihrer großen Menge, und sehr wohl gerüsteten Kriegsvolkes. Darum es ein ungleicher Zeug gegeneinander war, dass es bei den Israeliten das Ansehen gewinnen mögen, als ob sie nicht zum Streit, sondern zum Tode wären hinaus geführt worden, dessen sie unfehlbar würden gewärtig sein müssen.

28. Und es trat ein Mann Gottes herzu und sprach zum Könige Israels: So spricht der Herr: Darum, dass die Syrer haben gesagt, der Herr sei ein Gott der Berge und nicht ein Gott der Gründe, so habe ich all diesen großen Haufen in deine Hand gegeben, dass ihr wisst, ich sei der Herr.

Mann Gottes: Nämlich, ein Prophet, von Gott gesandt. Denn da die Israeliten ohne Zweifel sehr furchtsam und zaghaft gewesen, weil sie sich so schwach wieder der Syrer großen Menge befunden, so lässt Gott seinem Volk abermals einen Trost zukommen, obwohl der größer Teil darunter abgöttisch und gottlos war.

der Berge: Das ist: Weil die Syrer ausgeben dürfen, ich, der Gott Israels, sei nur auf den Bergen mächtig, und mir also meine Majestät und Allmacht absprechen, so will ich sie alle euch überliefern, und in eure Gewalt übergeben, dass ihr sie überwindet.

Wisst: Das ihr Israeliten richtig daraus erkennen sollt, ich sei der wahre, einzige, und allmächtig Gott. Und haben ohne Zweifel etliche der Israeliten, aus diesem Wunderwerk zu Gott rechtschaffen und ernstlich sich bekehrt, und den baalitischen Gottesdienst fahren lassen. Und ist den Syrern diese Niederlage begegnet, nicht das die Israeliten meistenteils damals viel besser gewesen wären denn sie, sondern weil Gott der Syrer gräuliche Gotteslästerungen nicht konnte ungerächt lassen. [Denn Gott straft seines Namens Ehre ganz hart und ernstlich, darum sollen wir uns vor Gotteslästerungen hüten.)

29. Und sie lagerten sich stracks gegen jene, sieben Tage. Am siebten Tage zogen sie zuhauf in Streit; und die Kinder Israel schlugen der Syrer hunderttausend Fußvolks auf einen Tag.

Sieben Tage: Dass keiner den anderen angreifen durfte. Und hätten dieselbe Zeit über, die Syrer von wegen ihrer großen Menge sollen beherzter worden sein, die Israeliten aber, weil ihrer so wenig gewesen, in Kleinmütigkeit geraten, dass sie ausgerissen wären, ehe der Feind recht an sie gekommen. Aber durch Gottes Hilfe hat sich das Widerspiel erzeigt.

Fußvolks: Denn die Reiter und Wagen sein zeitlich ausgerissen, und entronnen.

30. Und die übrigen flohen gen Aphek in die Stadt; und die Mauer fiel auf die übrigen siebenundzwanzigtausend man. Und Benhadad floh auch in die Stadt, von einer Kammer in die andere.

Übrigen: So im Streit nicht umgekommen waren.

Stadt: Dass sie dort der Israeliten Gewalt aufhielten, wenn dieselbe kämen, und die Stadt bekriegen wollten.

Fiel: Denn da die Syrer sich auf die Mauer und Basteien verfügt, und eines Teils neben der Mauer im Schrecken umgegangen, und des Sturms erwartet. Siehe, so streitet Gott selbst wieder diese Lästerer, und lässt sie von der Mauer zerquetscht werden. [Denn wer Gott zum Feinde hat, der kann nirgends bleiben, und wen der Teufel hinführen will, der ist auf dem Altar nicht sicher. Es tun ihm aber auch die übel, welche gottlose Leute in ihren Schutz aufnehmen, darüber sie oft in große Gefahr und Unglück geraten.)

Anderer: Weil er ihm nirgends sicher zu sein getraute, darum er sich von einem Ort zum anderen verkrochen, und zu verbergen begehrt. [Also verzagt sein die Tyrannen, wenn es ihnen übel geht.)

31. Da sprachen seine Knechte zu ihm: Siehe, wir haben gehört, dass die Könige des Hauses Israel barmherzige Könige sind; so lasst uns Säcke um unsere Lenden tun und Stricke um unsere Häupter und zum Könige Israels hinausgehen; vielleicht lässt er deine Seele leben.

Barmherzige: Dass sie nicht so grausam sein, als andere benachbarte Könige der Heiden umher. Darum wollen wir es wagen, und mit einem kläglichen Amtskleide, als gefangene Leute, uns für ihm stellen, und versuchen, ob wir bei ihm ausbringen können, dass er dich und uns leben lasse.

Säcke: Das ist: Schlechte geringe Kleider.

Häupter: Damit wir zu verstehe geben, dass wir des Todes wert wären. Also pflegen zu Zeiten die aufrührerische vor ihrer Obrigkeit erscheinen, und Gnade erlangen.

Deine Seele: Sie waren besonders und zuerst sorgfältig für ihren König, zweifelten aber nicht, des Königs Leben würde auch ihre Wohlfahrt sein. [Und sollen die Diener nichts unterlassen, was zu ihrer Herren besten dienlich und förderlich sein mag.)

32. Und sie gürteten Säcke um ihre Lenden und Stricke um ihre Häupter und kamen zum Könige Israels und sprachen: Benhadad, dein Knecht, lässt dir sagen: Lieber, lass meine Seele leben! Er aber sprach: Lebt er noch, so ist er mein Bruder.

Leben: Mit den anderen meinen Sachen magst du als ein Überwinder deines Gefallens umgehen, ich will mich an dem gern begnügen lassen, wenn ich nur das Leben kann davon bringen. Und lautet dies des Ben Hadads Begehren seinem vorigen Stolz und Übermut sehr ungleich, da er sich rühmte, er wollte auch den Staub zu Samaria hinweg tragen, Und da er die Israeliten lebendig fangen hieß, sie wären um Streits oder Friedens willen kommen. [Deswegen sollen wir der menschlichen Zufälle, und des unbeständigen Glück uns erinnern, und uns unserer Gaben oder unsere Gewalt nicht überheben.)

Er] Nämlich, der König in Israel.

Bruder: Er darf sich seines Lebens halben vor mir nichts besorgen, noch sonst etwas Böses sich zu mir versehen, denn er mich nicht als einen Feind, sondern als einen Bruder finden soll. Weil ich nicht gegen arme überwundene Leute, sondern gegen Feinde, die sich mir widersetzen, ernsthaft zu sein pflege. [Diese Freundlichkeit hätte sonst das Ansehen, als ob sie ein Zeichen eines hohen Verstandes, und sanftmütigen Geists wäre und deshalb zu loben stünde, wo sie nicht gegen einem solchen Menschen wäre gebraucht worden, an dem Gott ein Beispiel seines göttlichen Zorns, und der ernsten Strafe wieder die Gotteslästerungen hätte wollen sehen lassen.)

33. Und die Männer Namen eilend das Wort von ihm und deuteten es für sich und sprachen: Ja, dein Bruder Benhadad. Er sprach: Kommt und bringt ihn! Da ging Benhadad zu ihm heraus. Und ließ ihn auf den Wagen sitzen

Für sich: Sie haben solche gelinde Rede dem Könige schnell aus dem Maul genommen, und wiederholt, damit er nicht etwa wieder hinter sich zupfte, und ihm nicht mehr zustehen sollte, dass er etwas Unfreundliches wider ihn handelte. [Denn die Kinder dieser Welt sind ganz listig. So kann man das Wort, was einmal geredet worden, nicht wieder haben.)

Wagen sitzen: So große Ehre erzeigt der König Ahab dem gottlosen Menschen und verfluchten Gotteslästerer, dass er ihn zu sich auf seinem Wagen nimmt.

34. und sprach zu ihm: Die Städte, die mein Vater deinem Vater genommen hat, will ich dir wiedergeben; und mache dir Gassen zu Damaskus, wie mein Vater zu Samaria getan hat, so will ich mit einem Bunde dich lassen. Und er machte mit ihm einen Bund und ließ ihn ziehen.

Sprach: Nämlich, Ahab sagte solches zum Ben Hadad.

Mein Vater: der König Amri.

Gassen: Wille so viel sagen: Ob ich wohl gut und fug recht hätte, dass ich die Stadt Damaskus in Syrien mir zueignen könnte, als ein Überwinder, oder doch etliche Gassen darin für mich behalten, und dort eine Festung bauen, so lass ich sie dir doch ganz und gar, und will sie dir frei in deine Gewalt wiederum zugestellt haben.

Zu Samaria: Welche Stadt er nach seiner Gelegenheit, und wies ihm gefallen, erbaut hat.

Lassen: ich will dich frisch und gesund wieder lassen zu den deinen kommen, und dazu einen Bund mit dir machen, dass wir weiter gute Freunde und Nachbarn miteinander sein wolle.

Macht: Weil Ben Hadad solchen ihm sehr förderlichen Vorschlag mit willen und großen Dank annahm.)

Ziehe: Hier hat es vor der menschlichen Vernunft das Ansehen, als ob Ahab sehr weislich gehandelt hätte, dass er, in Betrachtung menschlicher Schwachheit, einen so mächtigen benachbarten König, den er in seiner Gewalt bekommen, nicht allein beim Leben lässt, sondern ihm auch noch dazu viel Guttaten erzeigt, und also für sich und die Seinen einen beständigen Frieden macht. [Aber Gottes Gerichte sind ganz viel anders, als der Menschen.)

35. Da sprach ein Mann unter den Kindern der Propheten zu seinem Nächsten durch das Wort des Herrn: Lieber, schlage mich! Er aber weigerte sich, ihn zu schlagen.

Kindern: Das ist: Ein Jünger oder Schüler der Propheten. [Denn es hatten die Propheten ihre besondere Schule, darin sie unterwiesen worden, welche mit der Zeit zum Predigtamt oder Prophetenamt sollten gebraucht werden.

Das Wort: Das ist: Aus Gottes Befehl.

Weigert sich: Weil er vielleicht meinte, der Mensch wäre nicht wohl bei Sinnen, dass er den Streichen nachginge, welche andere flöhen.

36. Da sprach er zu ihm: Darum, dass du der Stimme des Herrn nicht hast gehorcht, siehe, so wird dich ein Löwe schlagen, wenn du von mir gehst. Und da er von ihm abging, fand ihn ein Löwe und schlug ihn.

Gehorcht: Dass du mich geschlagen und verwundet hättest.

Schlagen: Und umbringen. Denn es waren damals im Lande Kanaan viel solche Tiere. [Und sieht man hier den Ernst Gottes, der da Wille, dass man seinen Geboten gehorsam leiste.)

Schlug: Dass er starb. [Hierbei hat man zu lernen, dass Gott wahrhaftig ist in seinen Drohungen.)

37. Und er fand einen anderen Mann und sprach: Lieber, schlage mich! Und der man schlug ihn wund.

Er: Nämlich, der Propheten Jünger, der zuvor sich auch hatte schlagen heißen.

38. Da ging der Prophet hin und trat zum Könige an den Weg und verstellte sein Angesicht mit Asche.

Prophet: Nämlich, der bisher noch ein Jünger der Propheten gewesen, aber jetzt mit dem Prophetenamt und mit einer sonderbaren Gabe der Weissagung von Gott begnadet war.

Weg: Da der König durchziehen musste.

Asche: Er hat sich unter dem Gesichte ganz unkenntlich gemacht, damit der König nicht wissen könnte, wer er wäre.

39. Und da der König vorüberzog, schrie er den König an und sprach: Dein Knecht war ausgezogen mitten im Streit. Und siehe, ein Mann war gewichen und brachte einen Mann zu mir und sprach: Verwahre diesen man; wo man sein wird missen, so soll deine Seele anstatt seiner Seele sein, oder sollst einen Zentner Silbers abwägen.

schrie: Er hat ihn um Hilfe und Rettung gebeten.

Knecht: Er meint aber sich selbst.

Streit: Und hab mein bestes in der Schlacht getan, wie diese Wunde genügend bezeugt, die ich vom Feind empfangen habe.

man: Den er gefangen hatte.

Verwahre: Dass er nicht entgehe.

Anstatt: Du sollst für ihn erwürgt werden.

Zentner: Welches nach dem Gemeinde Gewicht, fünfhundert Kronen antrafen.

40. Und da dein Knecht hier und da zu tun hatte, war der nicht mehr da. Der König Israels sprach zu ihm: Das ist dein Urteil, du hast es selbst gefällt.

Mehr da: Der mir zu verwahren überantwortet wurde, sondern hatte sich davon gemacht, und war ausgerissen. Darum ich jetzt nichts anders gewärtig sein muss, den das man mich werde entweder zum Tode hinreißen, oder werde ein Zentner Silbers zahlen müssen. Weis auch keine andere Zuflucht, als zu deiner gnädigen Hilfe, dass du wollest dazwischen sein, damit des anderen feldflüchtige Misshandlungen mir nicht aufgerechnet werde. Es hat aber der Prophet aus Eingebung des Heiligen Geistes einen solchen geschehenen Fall erdichtet, so der Wahrheit ähnlich sah, und hatte ihm lassen dazu die Wunde schlagen, dass man meinte, er wäre wahrhaftig mit in der Schlacht gewesen, damit er also das Urteil vom Könige heraus brächte, welches er wieder sich selbst fällen würde, in dem er meinte, es wäre um eine andere Person zu tun. [Denn es ist sonst bekanntlich, dass nicht bald einer das Urteil über sich selber fällt, wenn er eine böse Sache hat, besonders, was Fürsten und Herren sein, die auch ihre unbillige Handlunge wollen recht geheißen habe.)

Dein Urteil: Das ist: Weil du solche Geding eingegangen bist, dass du den Gefangenen entweder verwahren, oder ein Zentner Silbers zu Rettung deines Lebens einbüßen wolltest, so geschieht dir nicht Unrecht, wen du um deiner Fahrlässigkeit willen das Leben lassen musst, oder das Geld erstattest. Und hätte zwar der König recht geurteilt, wen die Sache gehörtermaßen ergangen wäre. [Denn in fremden Sachen kann man leicht urteilen, was Recht oder Unrecht sei.)

41. Da tat er eilend die Asche von seinem Angesicht; und der König Israels kannte ihn, dass er der Propheten einer war.

42. Und er sprach zu ihm: So spricht der Herr: Darum, dass du hast den verbannten Mann von dir gelassen, wird deine Seele für seine Seele sein und dein Volk für sein Volk.

sprach: Dass er das vorige Urteil, welches der König gefällt hatte, auf den König selber deutete.

Verbannten: der von wegen seiner Gotteslästerung den Tod verschuldet hatte.

Gelassen: Und ihn nicht am Leben gestraft, wie du hättest tun sollen.

Seele: Das ist: Du musst an seine statt sterben.

Volk: Also, dass, da zukünftig die Syrer von deinen Leuten im Kriege sollten erschlagen werden, so wird sich das Spiel umwenden, und wird das Würgen über deine Leute gehen, weil du dich des Sieges nicht recht gebraucht hast, den dir Gott verliehen hatte. [Wird deswegen Gott von der Obrigkeit durch eine unzeitige Gnade, den Boshaftigen erwiesen, ebenso sehr zu Zorn gereizt, als mit ganz zu großem Ernst oder Grausamkeit.)

43. Aber der König Israels zog hin Unmuts und zornig in sein Haus und kam gen Samaria.

Unmuts: Denn ihm solche des Propheten Strafpredigt nicht zugeschlagen, dass er wieder Gott und den Propheten darüber gemurrt. [Also sind die Gottlosen gesinnt, dass ob sie wohl aus den Predigten annehmen, was ihnen wohl eingeht, so verwerfen und verfluchen sie doch das Predigtamt und die Kirchendiener, wenn sie nur einmal um ihrer Sünde willen hart angeredet werden. Welches aber eine gräuliche Sünde ist, wenn wir die nicht hören mögen, so uns zum Guten anmahnen, sondern sie vielmehr anfeinden. Solche Bosheit lässt Gott nicht ungestraft.)


Das 21. Kapitel

  • Der fromme Naboth wird durch der Isebel List und Verleumdung hintergangen, und unschuldig gesteinigt, v. 1.
  • Da Ahab in des Naboths Weinberg geht, verkündigt ihm der Prophet Elia, dass er samt der Königin, und allen seinen Nachkommen jämmerlich soll umgekommen, v. 17.
  • Da sich Ahab demütigt, erlangt er Linderung und Aufschub der Strafe, v. 27.

1. Nach diesen Geschichten begab sich es, dass Naboth, ein Jesreeliter, einen Weinberg hatte zu Jesreel, bei dem Palast Ahabs, des Königs zu Samaria.

Nach: Jetzt wird ein Beispiel erzählt, dabei abzunehmen, was es für einen Zustand im Regiment des Königreichs Israel hatte, in weltlichen Sachen, unter dem gottlosen König Ahab, nämlich, dass Ungerechtigkeit und Tyrannei im Schwange gegangen sein.

Naboth: Ein frommer und gottesfürchtiger Mann.

Jesreel: Da er, der Naboth, seine Wohnung hatte.

Palast: Denn es hatte Ahab in derselben Stadt Jesreel auch ein königliches Haus, dahin er zur Lust bisweilen spazieren zogen, und sich dort aufgehalten hat.

2. Und Ahab redete mit Naboth und sprach: Gib mir deinen Weinberg, ich will mir einen Kohlgarten daraus machen, weil er so nahe an meinem Hause liegt. Ich will dir einen bessern Weinberg davor geben; oder, so dir es gefällt, will ich dir Silber davor geben, so viel er gilt.

Gib: Es ist vermutlich, dass Ahab von seiner Gemahlin der Isebel angerichtet worden, denselben Weinberg zu begehren. Denn es steht den Weibern zu, dass sie mit den Gärten umgehen, und pflegen ihre Lust damit zu haben. Und kann man später in diesem Kapitel spüren, dass Isebel Ursache daran gewesen, dass Ahab einen fremden Weinberg begehrt, seinem Weibe zu gefallen.

Davor geben: obwohl es hier das Ansehen hat, als ob der König seinem Bürger und Untertanen keine unrechte Bedingung vorgeschlagen. So hat er doch schwer sich damit versündigt, dass er solche Weinberg begehrt, weil Gott {4Mos 36} verboten, dass der Israeliten Erbteil nicht sollten durcheinander geworfen und vermengt werden, und gewollt, dass ein jeder sein väterlich Erbgut behalten sollte, damit die Erbgüter aus einem Stamm nicht zum anderen fielen. Darum hätte Ahab nach des Naboths Weinberg nicht trachten sollen. [Dem Ahab gleichen sich heutzutage die, welche keinen Nachbarn dulden können, sondern vom Geiz getrieben, meinen, es sei ihnen nicht wohl, sie haben denn die benachbarten Häuser, Äcker, und Weinberge in ihrer Gewalt gebracht, und wenn es gleich mit bösen Praktiken geschehen sollte, welchen Mammons Dienern der Prophet Jesaja schwere göttliche Strafen droht, Kapitel 5. Da er spricht: Wehe denen, die ein Haus ans anderer ziehen, und einen Acker zum anderen bringe, bis dass kein Raum mehr da sei, dass sie alleine das Land besitzen. Es ist vor den Ohren des Herrn Zebaoth, was gilt es, wo nicht die vielen Häuser sollen wüste werden, und die großen und feinen öde stehen? Denn zehn Acker Weinberge sollen nur einen Eimer geben, und ein Zentner Samens soll nur einen Scheffel geben.)

3. Aber Naboth sprach zu Ahab: Das lasse der Herr ferne von mir sein, dass ich dir meiner Väter Erbe sollte geben!

Erbe: Denn in der Austeilung des Landes Kanaan, ist dies Partikel meinen Voreltern heimgefallen, welches ich richtig von meinem Geschlecht und Stamm nicht entfremden soll, sonst würde ich dem Gesetz Gottes zuwiderhandeln. [heutzutage würde man nicht viel finden, die den Königen oder Fürsten ein gottloses Begehren abschlagen dürften, da doch Gottes Huld der Menschen Gunst weit vorzuziehen wäre.)

4. Da kam Ahab heim Unmuts und zornig um des Wortes willen, das Naboth, der Jesreeliter, zu ihm hatte gesagt und gesprochen: Ich will dir meiner Väter Erbe nicht geben. Und er legte sich auf sein Bett und wandte sein Antlitz und aß kein Brot.

Heim: Denn was bisher zwischen Ahab und dem Naboth vorgegangen, wird vielleicht in dem Weinberge geschehen sein.

Unmuts: Da er doch vielmehr seinen Untertanen von wegen seiner Aufrichtigkeit und Standhaftigkeit, das Gesetz Gottes zu halten, hätte lieben und loben sollen, aber er tut das Widerspiel. [Und können etliche Obrigkeiten die Freiheit im Reden nicht dulden.)

Bette: So ganz übel verdross es ihn, dass er des Naboths Weinberg nicht konnte zu seinem Schloss bekommen, und seinem Weibe willfahren, welche als eine böse Bestie ihn regierte. Wie viel besser aber wäre es gewesen, dass er sein unbilliges Vorhaben ihm hätte aus dem Sinn geschlagen, und mit ruhigem Gewissen an seinen vorigen Gütern sich begnügen lassen? [Aber also peinigt der Teufel sein Märtyrer, welche ihren bösen Begierden nachhängen.)

5. Da kam zu ihm hinein Isebel, sein Weib, und redete mit ihm: Was ist es, dass dein Geist so Unmuts ist und dass du nicht Brot isst?

Unmuts: Warum gabst du dich so übel, und was kränkt dich so sehr?

6. Er sprach zu ihr: Ich habe mit Naboth, dem Jesreeliten, geredet und gesagt: Gib mir deinen Weinberg um Geld; oder, so du Lust dazu hast, will ich dir einen anderen davor geben. Er aber sprach: Ich will dir meinen Weinberg nicht geben.

Geredet: Soll mich das nicht verdrießen? Ich habe meiner Untertanen einem gnädig zugesprochen, und ihn schier dazu gebeten, dass er mir sollte zu willen werden, und habe ihm den Weinberg nicht begehrt mit Gewalt zu nehmen, sondern ihm deutliches Widergeltung davor zu tun angeboten, dennoch hat er mich verachtet, und mir mein Begehren rund abgeschlagen.

7. Da sprach Isebel, sein Weib, zu ihm: Was wäre für ein Königreich in Israel, wenn du so tätest? Stehe auf und iss Brot und sei guten Muts! Ich will dir den Weinberg Naboths, des Jesreeliten, verschaffen.

Du tätest: Bist du es doch, der es macht, dass Israel ein Königreich ist, darum Wille sich es nicht gebühren, dass du von deinen Untertanen in einer so geringen Sache schimpflich abgewiesen wirst, weil du über sie alle herrschst, gib dich darum zu frieden, der Weinberg muss dir werden, Lass nur mich machen, ich weiß der Sachen wohlzutun, man muss die Bauern nicht gewöhnen, dass man sie hoch bitte, ich weiß wohl wie man mit dem Naboth umgehen muss, dass du seinen Weinberg bekommst. Wie wohl nun das gottlose Weib ohne des Ahabs Vorwissen dem Naboth den Tod verursacht, aber doch, weil es Ahab seinem Weibe zugelassen (welcher grausames und blutgieriges Herz ihm unverborgen gewesen) dass sie den Naboth um seinen Weinberg bringen möchte, wie und durch was Mittel sie immer könnte, so ist es eben so viel gewesen, als wenn er selber solche Praktiken erdacht, davon jetzt folgen wird.

Nach Luther: Bist du es doch, der es macht, dass Israel ein Königreich ist, ohne dich wäre es nichts.

8. Und sie schrieb Briefe unter Ahabs Namen und versiegelte sie mit seinem Petschier; und sandte sie zu den Ältesten und Obersten in seiner Stadt, die um Naboth wohnten.

Namen: Als ob sie Ahab selber geschrieben hätte. [Da sieht man, was ein böses Weib sich unterstehen darf.)

Pitschier: [Dergleichen Sachen können sich viel zutragen, wenn einer sein Pitschier nicht wohl aufhebt.)

Ältesten: Zu den vornehmsten Ratsherren.

Wohnten: Das ist: Zu seinen Mitbürgern zu Jesreel.

9. Und schrieb also in den Briefen: Lasst ein Fasten ausschrein und setzt Naboth oben an im Volk.

Ausschreien: Wie ihr zu tun pflegt, wen ihr von wichtigen Sachen handeln wollte. [Denn wenn die Juden etwas, daran ganz hoch gelegen, vorhatten, so machten sie den Anfang vom Fasten, und mahnten das Volk zu einem eifrigen Gebet an, dass Gott alles zum guten Ende richten, und Glück dazu geben wollte. Heutzutage fängt man die Reichstage, da man von wichtigen Sachen handeln soll, oft mit einem Festmahl und zutrinken an.)

Oben an: Es haben die Juden, allem Ansehen nach, im Brauch hatte, dass sie in peinlichen Halsgerichts Sachen, den Beklagten an einen hohen Ort gestellt, da er von allem Volk gesehen worden. Die Zeugen aber, so wieder ihn ein Zeugnis ausgesagt, sein gegen ihm über, auch an einem hohen Ort, gestanden, wenn man die Sache für Gericht handeln wollen.

10. Und stellt zwei loser Buben vor ihn, die da zeugen und sprechen: Du hast Gott und dem Könige gesegnet. Und führt ihn hinaus und steiniget ihn, dass er sterbe.

Gesegnet: Das ist: Wir haben gehört, dass Naboth Gott gelästert, und dem Könige übel nachgeredet hat. Denn die Schrift das grausame Laster, das Gott lästern heißt, an diesem Ort aufs Züchtigste nennt, wie auch Hiob am 2, 9. steht. Gott lästern aber hatte Mose bei dem Tode verboten {3Mos 24}. So war das Königreich Israel von Gott eingesetzt, dass des Königs lästern auch Gott betraf. Deswegen dies alles vor dem Gemeinde man, so nicht wusste, dass die Zeugen falsch Zeugnis gaben, einen Schein der Gerechtigkeit hatte, weil auch Mose heißt einen Beklagten mit zwei oder drei Zeugen zu überweisen. Und wollte die Isebel nicht davor angesehen sein, dass im Königreich Ahab irgendetwas vorlaufen sollte, welches der Gerechtigkeit zuwider wäre. [der Gestalt streichen die Tyrannen ihrer Grausamkeit ein Färblein an, dass man meinen soll, sie urteilen nach dem Gesetz, wenn sie die Unschuldigen erwürgen.)

11. Und die Ältesten und Obersten seiner Stadt, die in seiner Stadt wohnten, Taten, wie ihnen Isebel entboten hatte, wie sie in den Briefen geschrieben hatte, die sie zu ihnen sandte.

12. Und ließen ein Fasten ausschrein und ließen Naboth obenan unter dem Volk sitzen.

13. Da kamen die zwei losen Buben und stellten sich vor ihn und zeugten wieder Naboth vor dem Volk und sprachen: Naboth hat Gott und dem Könige gesegnet. Da führten sie ihn vor die Stadt hinaus und steinigten ihn, dass er starb.

Steinigten: [kann es deswegen wohl geschehen, dass ein frommer, Gottesfürchtiger, aufrichtiger und ehrlicher man unter dem Schein der Gerechtigkeit, wieder alle Recht und Gerechtigkeit, vor Gericht verdammt, und ums Leben gebracht wird. Solche aber tröstet Christus, und spricht: Selig sind, die um Gerechtigkeit willen Verfolgung leiden.)

14. Und sie entboten Isebel und ließen ihr sagen: Naboth ist gesteinigt und Tod.

Sagen: Wir sein dem allen treulich Nachkommen, das uns ins Königs Schreiben auferlegt und befohlen worden. Und muss man sich hier über der großen Bosheit des israelitischen Volkes schier verwundern, Welche, da sie Recht und Gerechtigkeit handhaben sollten, sein sie die ersten, so dagegen handeln, und damit sie bei einem gottlosen Könige einen roten Rock verdienen mögen, so bringen sie mit ihrem Wissen und Willen ihren unschuldigen Mitbürger ums Leben, den sie hätten schützen sollen. Und damit sie dem Gemeinde man ein Gesperr vor den Augen machen, so stellen sie falsche Zeugen auf, als ob er mit gutem Fug und Recht getötet würde. Und werden im Volk Gottes solche Buben gefunden, die um Geldes willen, mit Wissen, ein falsch Zeugnis aussagen, und einen frommen Menschen, mit ihrem Zeugnis, und mit ihren Händen erwürgen. Denn die Zeugen mussten, nach Ausweisung des Gesetzes Gottes, die ersten sein, welche auf den Verurteilten mit Steinen zuwerfen. Solche gräulichen groben Laster hat Gott, nach seiner großen Langmütigkeit, in seinem Volk eine Zeit lang geduldet, aber später mit harten Strafen und Plagen aufs Ernstlichste heimgesucht. [darum soll sich keiner darüber verwundern, wenn er sieht, dass heutzutage unter den Christen etliche ihrem Beruf nicht gemäß leben, noch demselben angemessen nachkommen, welche Bosheit Gott zu seiner Zeit nicht wird ungestraft lassen.)

15. Da aber Isebel hörte, dass Naboth gesteinigt und Tod war, sprach sie zu Anab: Stehe auf und nimm ein den Weinberg Naboths, des Jesreeliten, welchen er sich weigerte, dir um Geld zu geben. Denn Naboth lebt nie, sondern ist Tod.

Um Geld: Denselben hab ich verschafft, dass du ihn jetzt umsonst haben kannst. Und darf die gottlose Bestie noch schier ihres Tuns wollen einen Ruhm haben, als ob sie die Sache wohl ausgerichtet hätte, dass sich einer verwundern muss, wie Gott solcher Bosheit können zusehen. [Aber er ist ein langmütiger Gott.)

16. Da Ahab hörte, dass Naboth Tod war, stand er auf, dass er hinabginge zum Weinberge Naboths, des Jesreeliten, und ihn einnähme.

Tod war: Dass aber nicht allein der Naboth, sondern auch seine Kinder erwürgt worden, ist aus dem folgenden anderen Buch der Könige, Kapitel 9. genügend zu sehen. Darum werden alle seine Güter unter dem Schein des Rechten vom Könige sein eingezogen worden. [Also sieht man, wie viel Wege die Weltkinder erdenken können, damit sie etwas bekommen.)

17. Aber das Wort des Herrn kam zu Elia, dem Thisbiten, und sprach:

Kam: Das ist: Gott redete zu dem vortrefflichen Propheten folgende Wort, die er dem König Ahab anzeigen sollte.

18. Mache dich auf und gehe hinab Ahab, dem Könige Israels, entgegen, der zu Samaria ist. (Siehe, er ist im Weinberge Naboths, dahin er ist hinabgegangen, dass er ihn einnehme.)

Gegangen: Denn er war von Samaria gen Jesreel gezogen. [Und wird der Prophet zum gottlosen Könige geschickt, dass er ihn zur Busse locken soll. Denn Gott Wille nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe, Hesekiel, Kapitel 18.)

19. Und rede mit ihm und sprich: So spricht der Herr: Du hast totgeschlagen, dazu auch eingenommen. Und sollst mit ihm reden und sagen: So spricht der Herr: An der Stätte, da Hunde das Blut Naboths geleckt haben, sollen auch Hunde dein Blut lecken.

Herr: Dessen Wahrheit in seinen Worten dazu etlichen Malen mit der Tat erfahren hast.

Eingenommen: Du hast also zwei grobe und gräuliche Laster begangen, einen unschuldigen, gerechten und frommen Mann, der viel besser gewesen ist denn du, hast böslich erwürgt und seine Güter wieder alle Recht und Gerechtigkeit zu dir gerissen. Denn obwohl Ahab selber nicht ausdrücklich befohlen hatte, dass Naboth sollte umgebracht werden, so hat er doch auch seinem Weibe nicht abgewehrt, um welcher blutgieriges Gemüt er gute Wissenschaft getragen: Und da er gehört, was geschehen, ist es ihm nicht leid gewesen, sondern hat ihm die Sache gefallen lassen, und sich darüber gefreut, dass er nur den Weinberg bekommen, es wäre mit der Sachen zugegangen, wie es wollte. [Werden deswegen der Obrigkeit solche Laster vor Gott zugerechnet, wenn sie dieselbe geschehen lässt, und damit durch die Finger sieht, da sie dieselbe wohl verhüten und abwehren könnte: Vielmehr aber die, welche die Obrigkeit billigt.)

Geleckt: Da er, nämlich, gesteinigt worden.

Dein Blut: Denn weil du einen unschuldigen Menschen hast lassen jämmerlich ums Leben bringen, so soll auch keines rechten Todes sterben. [weil wo mit einer sündigt, dadurch wird er auch gestraft.) Und wird dir danach der fremde Weinberg nichts nutzen, den du mit Gewalt und Hinterlist an dich gezogen hast. [hier haben die Geizigen ihren Text, wie ihnen ihr Gut, das sie mit Unrecht erworben, Gedeihen werde.)

20. Und Ahab sprach zu Elia: Hast du mich je deinen Feind erfunden? Er aber sprach: Ja, ich habe dich gefunden, darum dass du verkauft bist, nur Übles zu tun vor dem Herrn.

Feind: Als wollte er sagen: Hab ich dich auch jemals beleidigt, dass du mir immer mit solchen traurigen Nachrichten daher kommst, und nichts, denn nur eitel Böses von dir hören muss? Und obwohl mein Gemahl, die Isebel, dir nach dem Leben getrachtet, so hab ich doch deiner verschont, darum du mir ohne Ursache so aussätzig bist. [Denn es meinen ihrer etliche, wenn sie in den Predigten hart angegriffen, und um ihrer Laster willen gestraft werden, die Prediger tun solches aus einem besonderen Hass und Feindschaft gegen ihrer Person.)

Gefunden: Nämlich, als meinen Feind. Nicht zwar meiner Person halben, dass du mich insbesondere beleidigt hättest. Denn ob du wohl vor der Zeit mich zum Tode suchen lassen, so verzeihe ich dir doch solches alles von Herzen: Sondern, dass ich sehe, wie du dich dem Teufel ganz und gar ergeben hast, und nichts anders gedenkst, sagst und tust, denn was schändlich, böses und wieder Gott ist. [Denn welche mit der Tat beweisen, und sich also verhalten, dass sie übergebene und verstockte Feinde Gottes sein, die sollen wir eben so sehr anfeinden, nach laut des 139. Psalms, als wir sonst unsere besonderen Feinde von Herzen lieben sollen {Mt 5}.) Hat deswegen Elia den Ahab richtig gehasst, weil derselbe nie keine rechte Buße getan.

21. Siehe, ich will Unglück über dich bringen und deine Nachkommen wegnehmen; und will von Ahab ausrotten auch den, der an die Wand pisst und der verschlossen und übergelassen ist in Israel {2Sam 9v8}.

Ich will: Spricht, nämlich, Gott der Herr.

Bringen: Es soll dich viel Unglück überfallen.

Übergelassen: Ich will auch das geringste von deinem Geschlecht nicht lassen übergeblieben, und der kleinen Kinder nicht verschonen, die doch ein zorniger Landsknecht leben lässt. Es sollen auch die Gefangene nicht frei ausgeben, über die sich doch der Feind erbarmt, noch andere, die in höchster Verachtung sein, derenthalben man doch keine Sorge tragen darf, dass sie möchten nach irgend einer Königlichen Hoheit trachten. In Summe, was dich und die deinen angehört, will ich allerdings ausrotten. [Es ist aber ein Stück des göttlichen Fluchs, wenn Gott im Zorn ein ganzes Geschlecht auf der Erde untergehen lässt. Ein anders aber ist es, wenn er die Frommen zugleich mit den ihrigen abfordert, und von der Erde hinweg nimmt, auf dass sie das künftig Übel nicht sehen {Jes 56}.)

22. Und will dein Haus machen wie das Haus Jerobeams, des Sohnes Nebats, und wie das Haus Baesas, des Sohnes Ahias, um des Reizens willen, damit du erzürnt und Israel sündigen gemacht hast {1Sam 15v29 16v3}.

Baesa: Welcher beider Geschlechter ich in Grund vertilgt und ausgerottet habe.

Reizens: Das ist: Um deiner großen Sünde willen, damit du mich zu Zorn gereizt hast.

Gemacht: In dem, dass du die Abgötterei und selbsterwählten neue falsche Gottesdienste behalte, zum Teil auch aufs Neue angerichtet hast. [Denn eine gottlose Obrigkeit macht auch oft die Untertanen also, wie sie ist, bis sie endlich miteinander gestraft werden.)

23. Und über Isebel redete der Herr auch und sprach: Die Hunde sollen Isebel fressen an der Mauer Jesreels

Redet: Nämlich durch denselben Propheten Eliam, im Beisein des Ahabs.

Fressen: [Da sieht man, wie heftig Gott über die Weiber zürnt, welche ihre Männer zur Bosheit und Ungerechtigkeit verhetzen.)

24. Wer von Ahab stirbt in der Stadt, den sollen die Hunde fressen; und wer auf dem Felde stirbt, den sollen die Vögel unter dem Himmel fressen.

Wer: Jetzt wendet sich der Prophet wieder zum Ahab, und streicht sein zukünftiges Unglück mit noch mehr Worten besser heraus.

Hunde fressen: Welches sein Grab sein wird. [Denn es ist das auch ein Stück des göttlichen Fluchs, da einer nicht begraben, sondern von den Tieren und Vögeln verzehrt wird {5Mos 28}.)

25. Also war niemand, der so ganz verkauft wäre, übel zu tun vor dem Herrn, als Ahab; denn sein Weib Isebel überredete ihn also.

Also: Folgt jetzt die Ursache, um welcher willen solch großes Unglück über ihn und die Seinen ergehen soll.

Überredet: Dass er viel gottlose Dinge in der Religion eingeführt, und viel böses in der Regierung angefangen, aus seines gottlosen Weibes Antrieb, da er es sonst wohl unterlassen hätte.

26. Und er machte sich zum großen Gräuel, dass er den Götzen nachwandelte, aller Dinge, wie die Amoriter getan hatten, die der Herr vor den Kindern Israel vertrieben hatte.

Gräuel: Weil er gräuliche Sünden wieder unseren Herrn Gott beging, und abscheuliche Abgötterei trieb.

Vertrieben: Nämlich, um eben solcher abgöttischer Gräuel willen. Welches Ahab nicht geachtet, sondern eben dasselbe getan, darum Gott die Amoriter und andere Völker aus dem Lande Kanaan vertilgt hatte, durch der Israeliten zu tun, denen er danach solche Land eingeräumt, und zur Besitzung an jener statt übergeben. Und hat ihn zu solchem gottlosen Wesen und anderen Lastern sein Weib Isebel angereizt. [darum sollen junge Leute, und besonders junge Fürsten Gott fleißig anrufen und bitten, dass er ihnen fromme Ehegemahl bescheren wolle, und sollen sie sich wohl und weislich umsehen, was sie für Weiber zur Ehe nehmen. Den was ein gottloses Weib ausrichten kann (wen Gott seine Hand abzieht) das bezeugt hier des Ahabs Beispiel. Welche aber je böse Weiber bekommen, die sollen ihnen nicht zulassen, über sie zu herrschen, sondern, welche sie mit Freundlichkeit zum Guten nicht bewegen können, mit gebührendem Ernst im Zaum halte, auf dass sie mit ihrem Gottlosen Beispiel den Untertanen nicht schaden.)

27. Da aber Ahab solche Worte hörte, zerriss er seine Kleider und legte einen Sack an seinen Leib und fastete und schlief im Sack und ging jämmerlich einher.

Wort: Nämlich, die schreckliche Drohungen Gottes über ihn und seine Nachkommen.

Zerriss: Nach Brauch desselben Landes: Damit er sein großes Herzeleid zu verstehen gab.

Sack: Das ist: Er hat die königlichen zarten und weichen Kleider abgelegt, und ein grob wollen oder einfaches Kleid von geringem Tuch um sich geworfen, und Gott gebeten, dass er solche Unglück gnädig von ihm abwenden wollte.

Nach Luther:

Das ist: Betrübte geringe Kleider, als wenn man Leid trägt, oder arbeitet.

Jämmerlich: Wie die zu tun pflegen, welche traurig und bekümmert sein. Es hat aber Ahab nicht allein äußerlich sich nur also gestellt, sondern es ist ihm ein rechter Ernst gewesen, und ist von Herzen darüber betrübt worden, und erschrocken, da er gehört, dass so viel und groß Unglück über ihn und sein Geschlecht ergehen werde. Und glaubte auch, dass es also geschehen und gewisslich ergehen würde, wie ihm der Prophet Elia gedroht hatte, dessen Weissagungen er bisher war befunden, und nie falsch gespürt hatte. Dennoch ist es keine rechtschaffene und beständige Bekehrung gewesen, weil er bald darauf wieder in die vorigen Fußstapfen getreten, wie wir im folgenden Kapitel hören werden, Und hat den Propheten Micha, welcher ihm nicht seines Gefallens predigen wollen, lassen in Kerker werfen. Hat ihm auch mehr Bekümmernis darüber gemacht, weil so groß Unglück über ihn und die Seinen kommen würde, als dass er seiner Seligkeit halben sich besorgte. Dennoch hat Gott solche äußerliche Buße mit einer zeitlichen Guttat vergolten.

28. Und das Wort des Herrn kam zu Elia, dem Thisbiten, und sprach:

Kam: Nämlich, nach etlichen Tagen.

29. Hast du nicht gesehen, wie sich Ahab vor mir bückte? Weil er sich nun vor mir bückte, will ich das Unglück nicht einführen bei seinem Leben; aber bei seines Sohnes Leben will ich Unglück über sein Haus führen.

Bückte?: Wie er sich so demütig erzeigt, und meine Drohungen nicht allerdings in den Wind geschlagen hat, sondern darüber bestürzt und sehr bekümmert worden.

Unglück: Welches ich ihm gedroht habe.

Leben: obwohl er für sich selbst auch keines rechten Todes sterben soll.

Führen: Dass sein Geschlecht zugrunde ausgerottet werde. [Weil demnach des Ahabs zeitliche, und nicht allerdings rechtschaffene Buße von Gott eine Milderung der Strafen erlangen können, wie vielmehr wird Gott denen, die rechtschaffene wahre Buße tun, die Sünden um Christi willen verzeihen {Lk 15}. Und die zeitlichen Strafen lindern, oder auch ganz hinweg nehmen {Jer 18}.)


Das 22. Kapitel

  • Ahab und Josaphat hören der falschen Propheten Weissagungen, von dem glücklichen Zug wieder die Syrer, allein der fromme Micha sagt, es werde übel zugehen, darum er geschlagen und in die Gefangenschaft geworfen wird, v. 1.
  • Josaphat kommt in Leibes und Lebens Gefahr, wird aber von Gott errettet, v. 30.
  • Ahab wird mit einem Pfeil verwundet, dass er stirbt, und lecken die Hunde sein Blut, v. 34.
  • Als Josaphat wieder heimkommt, reinigt er die Kirche mit noch größerem Eifer, v. 41.
  • Seine Schifffahrt hat keinen Fortgang, v. 49.
  • Auf den frommen Josaphat, folgt sein Sohn Joram, der gottlos gewesen, und seinem Vater nicht nachgeschlagen, v. 51.

1. Und es kamen drei Jahre um, dass kein Krieg war zwischen den Syrern und Israel.

Und: Da das Stündlein ausgelaufen, wird Ahab um seiner vielfältigen groben Sünden und Übertretungen willen zur angemessenen Strafe gezogen, Denn er im syrischen Krieg umgekommen, von dem jetzt in diesem Kapitel gesagt wird, wie er sich angesponnen.

2. Im dritten Jahr aber zog Josaphat, der König Judas, hinab zum Könige Israels.

Dritten Jahr: Vielleicht zu Ende desselben.

Zog: Dass er ihn, als ein Freund den anderen, besuchte. Denn des Königs Ahab Tochter hatte den Joram, des Josaphats Sohn zur Ehe {2Chr 21}. Und hat Ahab den Josaphat ehrlich empfangen, dass er lassen viel Vieh schlachten, und ihm es mit seinen Hofdienern sehr wohl erboten {2Chr 18}.

3. Und der König Israels sprach zu seinen Knechten: Wisst ihr nicht, dass Ramoth in Gilead unser ist; und wir sitzen stille und nehmen sie nicht von der Hand des Königs zu Syrien?

Knechten: Das ist: Zu seinen Hofdienern.

Unser ist: Welche Stadt der König in Syrien meinem Vater vorzeiten abgedrungen, und uns bisher nicht wieder zugestellt hat.

Nehmen: Dieser Anschlag war in zwei Wege übel und sehr unweislich beratschlagt von dem Ahab. Denn da er zuvor, wie er den Ben Hadad in seiner Gewalt bekommen, gute Gelegenheit hatte, dieselbe Stadt wieder zu seinen Händen zu bringen, hat er sie versäumt, jetzt, da der Friede gemacht worden, Wille er um dieser Stadt willen dieselben brechen. Danach, Wille er die Sache bald mit den Waffen verrichten, da er es zuvor in der Güte durch seine Gesandten hätte mögen erkundigen, was des Königs in Syrien Meinung wäre, ob er die Stadt gutwillig von Händen geben wollte: So ist aus allen Umständen abzunehmen, dass dies unter der Mahlzeit, da vielleicht die Könige nicht ganz nüchtern gewesen, vorgefallen. [Denn dergleichen Anschläge hörte man von den Fürsten und Herren, wenn sie nicht ganz nüchtern sein, und den Wein noch nicht allerdings verdaut haben.)

4. Und sprach zu Josaphat: Willst du mit mir ziehen in den Streit gen Ramoth in Gilead? Josaphat sprach zum Könige Israels: Ich will sein wie du und mein Volk wie dein Volk und meine Rosse wie deine Rosse.

Mit mir: Ich halts dafür, du wirst mir dies mein Begehren nicht abschlagen, von wegen unserer Freundschaft und Schwägerschaft, oder wie es jetziger Zeit lauten möchte: Wollten mir euer Liebe nicht einen Reiterdienst tun.

Wie du: Als wollte er sprechen: Wir sind von wegen der Schwägerschaft, so gute Freunde miteinander worden, dass ich mich von deinen Ratschlägen nicht entziehen oder absondern Wille. Darum so wollen wir die Stadt miteinander belagern, und zusammen halten, als wenn es nur ein Kriegsvolk und ein Oberster wäre. Es hat aber der sonst fromme König Josaphat sehr unweislich und übel getan, dass er sich mit einem gottlosen König in Bündnisse eingelassen, besonders zu einem unnötigen und unbilligen Kriege. [der Gestalt straucheln bisweilen auch fromme Fürsten, besonders wenn sie anderen Gottlosen Fürsten nicht gern etwas abschlagen.)

5. Und Josaphat sprach zum Könige Israels: Frage doch heute um das Wort des Herrn.

sprach: Denn ihm nichts Gutes ahnen wollte, und besorgte er sich, dass der Ausgang des Kriegs nicht glücklich und wohl ausschlagen möchte.

Frage: Lass einen Propheten oder zwei hergekommen, von dem wir fragen können, ob Gott unser Vorhaben mit dem Kriege ihm auch gefallen lasse, und Glück dazu geben wolle.

6. Da sammelte der König Israels Propheten bei vierhundert man und sprach zu ihnen: Soll ich gen Ramoth in Gilead ziehen zu streiten, oder soll ich es lassen anstehen? Sie sprachen: Zieh hinauf, der Herr wird es in die Hand des Königs geben.

Propheten: Nämlich, nicht des Herrn Propheten, sondern seine Priester der Haine und Höhen, die er für Propheten hielt. [Und ist eben ein Ding gewesen, als wenn ein Konsilium gesammelt würde, von so viel päpstlichen Bischöfen, Äbten, Sorbonisten, Kanonisten, Mönchen und Messpfaffen. Denn man gemeint, aus einem närrischen Wahn, dass die große Menge nicht irren könne.)

Hinauf: Mit einem Kriegsheer, und belagere die Stadt, es wird glücklich vonstattengehen. Dies war dem Könige ganz angenehm, aber darum nicht Ware, darum Josaphat ihnen, als die gottlos und abgöttisch waren, richtig nicht getraut, und einen rechten Propheten Gottes hören wollen von der Sachen reden.

7. Josaphat aber sprach: Ist hier kein Prophet mehr des Herrn, dass wir von ihm fragen?

Des Herrn: Ist keiner mehr vorhanden von denen Propheten, die nicht auf den Höhen oder Hainen ihre Gottesdienste verrichten, sondern dem Herrn dienen, welche die Jesebel verfolgt hat?

Fragen?: Und hören eine göttliche Antwort von ihm, ob wir kriegen, oder aber still sitzen sollen?

8. der König Israels sprach zu Josaphat: Es ist noch ein Mann, Micha, der Sohn Jemlas, von dem man den Herrn fragen mag. Aber ich bin ihm gram; denn er weissagt mir kein Gutes, sondern eitel Böses. Josaphat sprach: der König rede nicht also!

Noch ein: Denn Elia war damals nicht zugegen, wie auch der anderen rechten Propheten keiner. Und hörte Ahab, nach Art derjenigen, die keiner Religion mit Ernst zugetan sein, bald diese, denn jene Propheten, doch zog er die falschen den rechten immer vor.

Kein gutes: Das ist: Wenn ich ihn Rats frage, so höre ich nur Scheltwort und böse Reden von ihm, die er wieder mich ausstößt, und verkündigt mir immer einen unglücklichen Ausgang. [Es ist aber dies eine große Sünde, wenn man die Kirchendiener darum hasst, dass sie die Sünde anziehen, und die Strafen derselben drohen.)

Nicht also: Das ist nicht eine feine Rede vom Könige, dass einer lieber einen Schmeichler, als einen rechten Kirchendiener Gottes hören wollte.

9. Da rief der König Israels einem Kämmerer und sprach: Bringe eilend her Micha, den Sohn Jemlas!

Rief: Weil, nämlich, Ahab sah, dass Josaphat auf seine Meinung beharrte, man sollte den Micha auch hören.

10. der König aber Israels und Josaphat, der König Judas, saßen ein jeglicher auf seinem Stuhl, angezogen mit Kleidern, auf dem Platz vor der Tür am Tor Samarias; und alle Propheten weissagten vor ihnen.

Tor: Denn im Lande Kanaan waren die Rathäuser beim Tor, da man große wichtige Sachen abhandelte, die eine ganze Stadt oder Land betrafen.

Weissagten: Das ist: Es sagte ein jeder falscher Prophet an seinem Ort und in seiner Ordnung vor den beiden Königen seine Meinung, und rieten alle, man sollte den Krieg anfangen, mit angehängter Verheißung, dass Gott mit seiner Hilfe ihnen beistehen würde, Und haben vielleicht die Vornehmste unter ihnen mit einer besonderen vorbedachten Rede, und reimen weiß ihre Sache vorgebracht, damit man meinen sollte, es wären lauter göttliche Weissagungen, und die unwidersprechliche Wahrheit, was sie sagten.

11. Und Zedekia, der Sohn Knaenas, hatte ihm eiserne Hörner gemacht und sprach: So spricht der Herr: Hiermit wirst du die Syrer stoßen, bis du sie aufräumest.

Gemacht: Daraus abzunehmen, dass dieser Ratschlag nicht in einer stand oder zwei beendet oder beschlossen worden, denn ehe die Beratschlagung ein Ende genommen, hat dieser ihm eisern Hörner machen lassen.

Spricht: Es log aber der falsche und gottlose Prophet aufs allerschändlichste, und missbrauchte den Namen Gottes aufs höchste.

Stoßen: Du wirst die Syrer gleichsam als mit eisernen Hörnern schlagen, danieder stoßen, und endlich ganz vertilgen. Und braucht der falsche Prophet eisern Hörner, zur Nachfolge der rechten Propheten, welche oft etliche äußerliche Zeichen neben dem Worte Gottes, dass sie predigten, dazu nahmen, aber solches Taten sie aus dem Befehl Gottes: Als, da Jeremias erstlich ein hölzernen und danach ein eisern Joch getragen, die Dienstbarkeit des Volkes Gottes damit vorzubilden. [Denn der Teufel ist unseres Herrn Gottes Affe in seinen falschen Propheten und Aposteln, damit er die einfältigen betrügt. Und kann sich der Teufel verstellen in ein Engel des Lichts {2Kor 11}, darum man desto mehr achthaben, und sich vorsehen muss, damit man unter einem falschen Schein nicht verführt oder betrogen werde. Denn es ist nicht alles Gold, was da glänzt.)

12. Und alle Propheten weissagten also und sprachen: Zieh hinauf gen Ramoth in Gilead und fahre glückselig; der Herr wird es in die Hand des Königs geben.

Also: Dass sie ihm Glück und Sieg verhießen.

fahre: d. i. Gott gebe dir Glück dazu. Denn es ist dies ein Wunsch, damit sie dem Könige alle glückliche Wohlfahrt Wünsche.

Geben: Sie logen aber alle miteinander. [kann es deswegen wohl geschehen, dass die große Menge irre.)

13. Und der Bote, der hingegangen war, Micha zu rufen, sprach zu ihm: Siehe, der Propheten Reden sind einträchtiglich gut vor den König; so lass nun dein Wort auch sein wie das Wort derselben und rede Gutes!

Auch sein: Als wollte er sprechen: Lieber sei nicht allein klug, und hab acht, dass deine Weissagung mit der anderen Rede von diesem vorhabenden Kriege übereinstimme, und verkündige dem Könige viel Glück, auf dass es nicht das Ansehen gewinne, als ob du allein dem Könige zuwider nur von traurigen Sachen weissagst, und dich selber dadurch mutwillig in Leibes und Lebensgefahr bringst, weil der König viel lieber hört, was ihm wohl zuschlägt, als was Ware ist. [Dergleichen Sachen unterstehen etliche den Kirchendienern einzuschwätzen und sie dahin zu überreden, dass sie in etlicher Gottlosen Herren unbilliges Vorhaben willigen sollen.)

14. Micha sprach: So Ware der Herr lebt, ich will reden, was der Herr mir sagen wird.

Sagen wird: Es gefalle gleich dem Könige meine Weissagung oder nicht, so will ich darum von dem Worte Gottes nicht abweichen. [Solche Beständigkeit soll bei einem jeden Kirchendiener gefunden werden.)

15. Und da er zum Könige kam, sprach der König zu ihm: Micha, sollen wir gen Ramoth in Gilead ziehen zu streiten, oder sollen wir es lassen anstehen? Er sprach zu ihm: Ja, zieh hinauf und fahre glückselig; der Herr wird es in die Hand des Königs geben.

sprach: Nämlich, dass er ihm zuerst eine spöttische Antwort gab.

Fahre: Als wollte er sprechen: Glück zu, wenn es wohl hinaus geht. Und hat der Prophet solcher Gebärden sich gebraucht im Reden, dass Ahab leicht merken können, er rede nicht, wie er es meinte, darum, er eine ernstliche Antwort von ihm begehrt heraus zu zwingen.

16. der König sprach abermals zu ihm: Ich beschwöre dich, dass du mir nicht anders sagst denn die Wahrheit im Namen des Herrn.

Beschwöre: Das ist: Ich wünsche, dass dich Gott aufs härtest Strafe, wo du mir nicht recht zusagst, was dir Gott von diesem Kriegszug geoffenbart hat. [Denn die Gottlosen dringen bisweilen auf die Wahrheit, der sie doch nicht gehorchen wollen.)

17. Er sprach: Ich sah ganz Israel zerstreut auf den Bergen wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Und der Herr sprach: Haben diese keinen Herrn? Ein jeglicher kehre wieder heim mit Frieden!

Er sprach: Dieweil du je wissen Wille, was Gott über dich und von diesem deinem Kriege beschlossen hat, so will ich dir es sagen, denn es war damals Zeit, dass der Prophet nichts mehr verhehlte.

Sah: In einem göttlichen Gesicht.

Zerstreut: Weil sie, die Israeliten, unglücklich gestritten, und sich in die Flucht begeben, auch hin und wieder zerstreut hatten.

Keinen Herrn?: Wo ist ihr König Ahab? Als wollte er sprechen: Er ist im Kriege umgekommen.

Mit Frieden: Wille so viel sagen: Wenn ein jeder Israelit aus der Schlacht entronnen ist, so kehre er wieder heim zu den Seinen, denn ihr werdet euch nichts Weiteres zu bewahren haben, wen ihr nur selber wollte ruhig sein. Und dürft ihr auf euren König nicht warten, dass er die Schlachtordnung wieder anrichte. Mit dieser Weissagung gab Micha so viel zu verstehen, das das israelitische Kriegsvolk würde in die Flucht geschlagen und zerstreut werden, der König Ahab aber auf dem Platz bleiben.

18. Da sprach der König Israels zu Josaphat: Habe ich dir nicht gesagt, dass er mir nichts Gutes weissagt, sondern eitel Böses?

19. Er sprach: Darum höre nun das Wort des Herrn. Ich sah den Herrn sitzen auf seinem Stuhl und alles himmlische Heer neben ihm stehen zu seiner Rechten und Linken.

darum: Weil ich sehe, dass du noch an keine Buße gedenkst, sondern dich vielmehr verdrießt, dass ich dich für deine Gefahr und Unglück gewarnt habe.

Höre nun: Ich will dir es noch weitläufiger erklären, was Gott über dich beschlossen hat.

Sah: In einem prophetischen Gesicht.

Heer: Nämlich, die Geister, böse und gute Engel, als Diener des allermächtigsten Königs aller Könige, dass sie um ihn her standen, und warteten, was er ihnen befehlen würde. [Denn es sein beide gute und böse Engel unter Gottes Gewalt, die guten gebraucht er, den Frommen zu Hilfe und Schutz, die bösen, zu der gottlosen Strafe, und zu Vollstreckung des göttlichen gerechten Zorns wider die Unbußfertigen. Es hat aber Gott mit solchen Gesichten nicht wollen zu verstehen geben, dass die Urteile wider die Gottlosen im Himmel der Gestalt gefällt und ausgesprochen würden, wie bei uns auf der Erde, und wie es hier beschrieben wird, sondern er hat den Propheten mit dergleichen Gesichten seine Majestät vorgebildet, dass er der Herr und gerechteste Richter der ganzen Welt sei. Also hat auch Hesekiel Christus gesehen, Kapitel 1. als eines Menschen Sohn, der auf einem Stuhl gesessen, da er doch zur selbigen Zeit noch nicht Mensch worden war. Den selbigen hat auch Daniel als eines Menschen Sohn gesehen, dem der himmlisches Vater allen Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde, da doch der Sohn Gottes damals die menschliche Natur noch nicht angenommen hatte {Dan 7}.)

20. Und der Herr sprach: Wer Wille Ahab überreden, dass er hinaufziehe und falle zu Ramoth in Gilead? Und einer sagte dies, der andere das.

Falle: Dass er im selben Kriege umkomme, den er zuwider Eroberung der Stadt Samoth anfangen wird.

Anderer das: Das ist: Es hatte ein jeglicher seine Meinung und Vernunftsdenken vorgebracht, und angezeigt, wie er den Ahab betrügen wolle. [Denn die bösen Geister und Teufel bieten ihre Dienste willig an, wenn sie den Menschen Schaden zufügen sollen.)

21. Da ging ein Geist heraus und trat vor den Herrn und sprach: Ich will ihn überreden. Der Herr sprach zu ihm: Womit?

Geist: Nämlich, ein böser Geist, trat hervor, der für anderen listig, verschlagen und boshaft war.

22. Er sprach: Ich will ausgehen und will ein falscher Geist sein in aller seiner Propheten Munde. Er sprach: Du sollst ihn überreden und sollst es ausrichten; gehe aus und tue also!

Falscher Geist: Ich will alle seine Propheten betrügen, dass sie durch mich geblendet, Lügen weissagen, und ihm alles Glück und Wohlfahrt im selben Kriege verkündige, da ihn doch alles Unglück treffen wird.

Ausrichten: Es wird dir dein Vorhaben vonstattengehen.

Tue also: [Denn obwohl Gott keine Ursache der Sünden ist {Ps 5}. So schickt er doch den verstockten Leuten, zur gerechten Strafe ihrer Sünden irrige Meinungen zu, durch das Teufels zu tun, dass sie der Lügen glauben, weil sie zur Wahrheit nicht Lust hatte {2Thes 2}.)

23. Nun siehe, der Herr hat einen falschen Geist gegeben in aller dieser deiner Propheten Mund; und der Herr hat Böses über dich geredet.

Gegeben: Dass also jetzt bereits erfüllt worden, was ich im Gesichte gesehen.

Mund: Dass sie vom Teufel geblendet, alle miteinander Lügen weissagen.

Geredet: Das ist: Er hat es beschlossen, ein großes Unglück über dich zu bringen, und hat mir solches geoffenbart, da alle andere dir von lauterem Glück predigen. [darum, so oft wir ein helles und lauter Wort Gottes haben, sollen wir uns mit dem Propheten Micha, wenn es die Not fordert, auch einem ganzen Konsilium widersetzen, und die Wahrheit bekennen.)

24. Da trat herzu Zedekia, der Sohn Knaenas, und schlug Micha auf den Backen und sprach: Wie? Ist der Geist des Herrn von mir gewichen, dass er mit dir redet?

Schlug: Denn die falschen Propheten wollen immer lieber mit Fäusten und Waffen, als mit Worten und Überweisungen Disputieren. Und lässt ihre Obrigkeit ihnen solchen Mutwillen zu.

25. Micha sprach: Siehe, du wirst es sehen an dem Tage, wenn du von einer Kammer in die andere gehen wirst, dass du dich verkriechst.

Sehen: Wer unter uns den Geist Gottes hatte.

Gehen: Dass du für Furcht und Schrecken nicht wirst wissen, wo du hin fliehen sollst, wenn du von des vorhabenden Streits unglücklichen Ausgang vernommen, da du dich immer wirst besorgen, der Feind werde kommen, und die Stadt überfallen. [Denn welche ganz mutig und verwegen sein, wenn es wohl geht, die pflegen oft am Allerersten das Hasenpanier auf zuwerfen, und sind die Furchtsamsten, wenn sie sehen, dass es etwas trüb aufhören will.)

26. der König Israels sprach: Nimm Micha und lass ihn bleiben bei Amon, dem Bürgermeister, und bei Joas, dem Sohn des Königs,

sprach: Nämlich, im Zorn, weil der Prophet ihm nichts Gutes geweissagt hatte, obwohl es die Wahrheit war. [Denn wer die Wahrheit redet, der ladet Feindschaft auf sich.)

Bei Amon: Dass er in seiner Gewalt sei.

Des Königs: Welcher vielleicht dem obersten Bürgermeister zu gegeben worden, dass er mit Achtung gebe auf die Regierung, und also immer das Regiment verwalten lernte.

27. und sprich: So spricht der König: Diesen setzt ein in den Kerker und speist ihn mit Brot und Wasser der Trübsal, bis ich mit Frieden wiederkomme.

Trübsal: Haltet ihn also in der Gefangenschaft, dass es nicht allein seine Verwahrung sei, sondern auch dass er es als eine wohlverdiente Strafe empfinde, und ihm kein Lieb dazu geschehe.

Mit Frieden: Wenn ich meine Sache wohl ausgerichtet, und den Krieg glücklich zu Ende gebracht habe, danach will ich mich weiter darauf Bedenken, was ich ihm für eine Strafe anlegen wolle. [Ist also des Propheten Micha Belohnung für seine wahrhafte Weissagung der Kerker gewesen: Aber die falschen Propheten und Lügenprediger bleiben bei dem Könige in Gnaden.)

28. Micha sprach: Kommst du mit Frieden wieder, so hat der Herr nicht durch mich geredet. Und sprach: Hörte zu, alles Volk!

Nicht durch: Als denn will ich bekennen, dass ich nicht aus Eingeben des Geists Gottes gepredigt habe, Aber der Ausgang wird meine Worte wahr machen.

Alles Volk: So viel euer hierzu gegen sein. Denn es hat sich eine große Anzahl Leute um die beide Könige gefunden, von Hofdienern, falschen Propheten, und anderen, die er alle zu Zeugen angerufen, dass er dem Könige Israel sein Unglück zuvor verkündigt, und ihn treulich gewarnt hätte, wie er diesen Krieg nicht anfangen sollte, damit er nicht in demselben umkäme. Darum (Wille er sagen) wenn es geschieht, was ich geweissagt habe, so werdet ihr daraus erkennen, dass ich ein wahrhafter Prophet bin, und die anderen alle falsche Propheten, so dem Könige von eitel Glück, aber zu seinem Unglück und Verderben gepredigt haben. [Und sollen weder Drohungen des Todes noch der Gefangenschaft einen Kirchendiener von dem Bekenntnis der Wahrheit abschrecken.)

29. Also zog der König Israels und Josaphat, der König Judas, hinauf gen Ramoth in Gilead.

Zog: Nämlich, in Krieg wieder die Syrer, und verachtet das Wort Gottes, welches er von Micha vernommen.

Josaphat: Der auch mit ihm gezogen, weil er sich besorgt, da er von dem Ahab aussetzte, dem er bereits zuvor seine Hilfe und Beistand zugesagt, dass er etwa für unbeständig und furchtsam möchte geachtet werden. Und hat zwar Josaphat in dem Stücke schwer gesündigt, doch nicht aus vorsätzlicher Bosheit, wie Ahab, sondern aus Schwachheit des Fleisches. [Denn es tun oft ihrer zwei ein Ding, und ist doch die Sünde sehr ungleich, nach dem sie einer aus Mutwillen und vorsätzlicherweise, oder aus Unvorsichtigkeit und Unbedachtsamkeit begeht.)

30. Und der König Israels sprach zu Josaphat: Verstelle dich und komm in den Streit mit deinen Kleidern angetan. Der König Israels aber verstellte sich auch und zog in den Streit.

Deinen Kleidern: Wille so viel sagen: Ich will zu diesem mal meine königlichen Amtskleider nicht antun, sondern dir die Ehre lassen, dass all unser Kriegsvolk allein auf dich, als auf den obersten Feldherrn sehe, und Acht habe, daneben aber will ich nur schlechte Gemeinde Kleider antun, und dennoch gut achthaben, wie unseren Sachen zu helfen sei, dass ich zugleich eines Kriegsobersten, und denn auch eines tapferen Soldaten Amt mit einander versehen Wille.

Verstellt: Also, dass er seine königlichen Amtskleider abgelegt, und eine schlechte Rüstung angetan, damit er nicht erkannt würde.

31. Aber der König zu Syrien Gebote den Obersten über seine Wagen, der waren zweiunddreißig, und sprach: Ihr sollt nicht streiten wider Kleine noch Große, sondern wieder den König Israels allein.

Alleine: Weil ich weiß, dass der König Ahab allein an diesem Kriege schuldig ist, der aus lauter Mutwille die Bündnisse gebrochen, so begehr ich nichts weiteres, denn dass er allein um seines Meineids und um seiner Treulosigkeit willen gestraft werde. Darum sollt ihr, so viel immer möglich, des armen Haufens schone, ja auch dem Könige Josaphat kein Leid tun, weil er wieder seinen Willen, von wegen der Schwägerschaft zu diesem Kriege gezogen worden. Aber wieder den König Israel allein lasst euch tapfer benutzen, und seht, dass ihr ihm beikommen könnt, denn wenn derselbe Tod ist, so wird der Krieg schon ein Ende nehmen, ohne viel Blutvergießen. [Dieser heidnische König wird am Jüngsten Tage viel (dem Namen nach) christliche Fürsten schamrot machen, die der Feinde, derer sie wohl verschonen könnten, nicht allein nicht schonen, sondern auch wieder ihre Freunde, oder auch wohl Spießgesellen Grausamkeit üben. Von einem gebührenden Ernst aber redet man hier nicht.) Solcher Befehl des syrischen Königs war dem Ahab erkundschaftet worden, darum er mit Veränderung der Kleider sich aus der Gefahr zu entziehen begehrt, und hat an seine statt de frommen König Josaphat auf die Fleischbank liefern wollen. [Dabei fromme Fürsten lernen sollen, was sie für Treue und Glauben zu gottlosen Fürsten sich zu versehen haben, wenn sie sich zu denselben halten, und in einer unbilligen Sache ihnen etwas zu gefallen tun wollen.)

32. Und da die Obersten der Wagen Josaphat sahen, meinten sie, er wäre der König Israels, und fielen auf ihn mit Streiten; aber Josaphat schrie.

Sahen: Dass er mit einem königlichen Amtskleid angetan und bekleidet war, darum sie von stand an die Rechnung ihnen gemacht, es würde der König in Israel sein.

schrie: Nämlich, zum Herrn, zu dem er in solcher Not seine Zuflucht hatte, darum ihm auch Gott zu Hilfe kommen, und die Kriegsleute von ihm abgewandt hat, wie in 2. Chron. 18. steht.

33. Da aber die Obersten der Wagen sahen, dass er nicht der König Israels war, wandten sie sich hinten von ihm.

Sahen: Dass es Gott der Herr also verschaffte, und die Sache dahin richtete, damit es die Obersten und Kriegsleute merkten, wie sie den unrechten vor ihnen hätten.

Von ihm: Und suchten den König Israel. [Lässt deswegen Gott die Seinen, wenn sie sich zu den Gottlosen halten, in Gefahr kommen, aber wenn sie rechtschaffen fromm sein, und Gott mit Ernst anrufen, so errettet er sie wiederum aus Nöten, und erhält sie, geschieht es denn nicht am Leibe, so geschieht es doch an der Seelen.)

34. Ein Mann aber spannte den Bogen ungefähr und schoss den König Israels zwischen den Panzer und Hengel. Und er sprach zu seinem Fuhrmann: Wende deine Hand und führe mich aus dem Heer, denn ich bin wund.

ungefähr: Nämlich, nicht der Meinung, dass er eben den König begehrte oder hoffte zu treffen, sondern wollte den Pfeil unter die Feinde schießen, da sie am dicksten waren, Aber Gott richtete denselben Pfeil, wohin er ihn haben wollte.

Schoss: Denn obwohl Ahab von wegen seiner geänderten Kleidung von den Syrern nicht erkannt worden, so hat er dennoch unserem Herrn Gott die Augen nicht blenden können, noch der göttlichen Strafe entrinnen. [Und ist dies ein merkliches Beispiel, wie die Gottlosen vergebens sich bemühen, mit ihren listigen Anschlägen, ihrem Unglück zu entgehen.)

Hengel: Da das Schwert anhängt, über die hoffte, und der Panzer aufhört, darum der Pfeil dort durchgedrungen.

Nach Luther: Da das Schwert anhängt, von der Achseln über her, bis auf die Hüfte.

Wände: Ziehe die Pferde herum, und fahre abwärts.

Wund: Denn weil das Blut häufig von ihm floss, so empfand er, dass seine Kräfte immer abnahmen und geschwächt worden.

35. Und der Streit Name überhand desselben Tages; und der König stand auf dem Wagen gegen die Syrer und starb des Abends. Und das Blut floss von den Wunden mitten in den Wagen {1Sam 20v42}.

Überhand: Das ist: Es entstand ein harter Streit zwischen beiden Parteien.

stand: Nämlich, ehe er verwundet wurde, dass er den Ausgang sehe, wohin der Sieg sich Wände würde, aber nachdem er verwundet wurde, ist er aus der Schlacht hinter sich gewichen.

Abends: Am selben Tage da der Streit geschehen war.

36. Und man ließ ausrufen im Heer, da die Sonne unterging, und sagen: Ein jeglicher gehe in seine Stadt und in sein Land!

ausrufen: Nämlich, der König Josaphat, samt den übrigen Hauptleuten und Obersten im israelitischen Heer, ließen solches im Lager verkündigen, weil sie sahen, dass der Sieg verscherzt war, und dass man nach des Königs Tode den Krieg nicht vollführen könnte, noch sollte, darum sie den Kriegsleuten abgedankt, und einen jeden heimziehen heißen, damit sie von den Syrern nicht noch größer Schaden empfingen. [Denn es ist besser ein kleiner Schaden, als ein großer, und soll man nicht aus einem Unglück zwei machen.)

37. Also starb der König und wurde gen Samaria gebracht. Und sie begruben ihn zu Samaria.

Samaria: da er seine Hofhaltung hatte und da der königliche Sitz gewesen war.

38. Und da sie den Wagen wuschen bei dem Teiche Samarias, leckten die Hunde sein Blut (es wuschen ihn aber die Huren) nach dem Wort des Herrn, das er geredet hatte.

Wuschen: Damit er vom Blut gereinigt würde.

Blut: Das von dem Wagen floss, wie ihm der Prophet Elia zuvor geweissagt hatte, dass es einen solchen Ausgang mit ihm nehmen würde, weil er den Naboth unschuldigerweise wieder alle Recht und Gerechtigkeit erwürgt hatte. So hatte ihm der Prophet Micha auch zuvor verkündigt, dass er im selben Streit umgekommen würde. [Denn das Wort Gottes fehlt nie, es drohe oder verheiße etwas.)

Huren: obwohl man nun in den vorigen Weissagungen solches nicht ausdrücklich aufgezeichnet befindet, dass die Huren und lose Weiber den Wagen waschen sollten, so ist es doch nicht Unrecht gewesen, dass sein Blut von unehrbaren und verschreiten Weibspersonen ausgewaschen worden, weil er bei seinen Lebzeiten eine geistliche Hurerei, nämlich, die vielfältige Abgötterei getrieben, dazu dieselbe noch gehäuft und gemehrt. [hier hat man ein Beispiel, wie die Abgötterei gestraft worden, und soll man das schändliche Ende seines Lebens, und was sich dabei zugetragen, besonders wohl in Acht nehmen, dessen, nämlich, der seinem Weibe zu gefallen wieder Gott gehandelt, und wieder die Leute unbilligen Gewalt geübt hatte.)

Nach Luther:

Da die Huren waschen, Das ist, Wirtinnen, Wäscherinnen.

39. Was mehr von Ahab zu sagen ist, und alles, was er getan hat, und das elfenbeinerne Haus, das er baute, und alle Städte, die er gebaut hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels {2Chr 18v2}.

Elfenbeinen: Das ist: Welches mit Elfenbein ganz herrlich geziert, und heraus geschmückt gewesen. [Und wird hier zugleich heimlich der ganz zu große Pracht und Überfluss im Bauen angedeutet.)

Chronik: Welches Buch nicht mehr vorhanden ist. Und haben wir Bücher genug in der Bibel altes und Neues Testaments, wenn wir nur dieselben wohl und fleißig lesen.

40. Also entschlief Ahab mit seinen Vätern; und sein Sohn Ahasja wurde König an seiner statt.

Entschlief: [Denn der Tod schont keines Menschen.)

statt: Ist also auf einen Gottlosen ein anderer gefolgt, der gleich so gottlos gewesen. [Denn es kommt selten das Beste später, ja oftmals folgen ärgere, als die vorigen.)

41. Und Josaphat, der Sohn Assas, wurde König über Juda im vierten Jahr Ahabs, des Königs Israels.

Und: Jetzt geschieht auch kürzliche Anregung von des Königs in Juda, Josaphats Historie, welche im 2 Buch der Chronik weitläufiger beschrieben wird.

42. Und war fünfunddreißig Jahre alt, da er König wurde, und regierte fünfundzwanzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Asuba, eine Tochter Silhis.

Jahr alt: darum er zu der Regierung nicht zu jung gewesen. [Denn die jungen Leute stehen dem Regiment selten wohl für, wo sie nicht fromme und getreue Räte um sich haben, denen sie folgen.)

Jahr zu: [Es ist aber eine große Guttat Gottes, wenn die Regimenter mit neuen Regenten nicht oft verändert werden.)

43. Und wandelte in allem Wege seines Vaters Assa und wich nicht davon; und er tat, das dem Herrn wohlgefiel.

Wich nicht: Das ist: Er hat allerdings seines Vaters Frömmigkeit gefolgt, und ist darin beharrt.

Wohl gefiel: der Gestalt, dass er die rechte Religion gehandhabt und befördert, hat auch in weltlichen Sachen der Frömmigkeit und Ehrbarkeit sich beflissen. Und ob er wohl aus Schwachheit zu Zeiten gestrauchelt, als, da er mit dem gottlosen König in Israel, Ahab, sich gebunden, und mit ihm in Krieg zogen wieder die Syrer, so hat er es doch geduldig gelitten, da ihm von dem Propheten Jehu dasselbe verwiesen worden, und hat später mit größerem Eifer Gott gedient.

44. Doch tat er die Höhen nicht weg, und das Volk opferte und räucherte noch auf den Höhen.

Höhen: Derer zuvor oft gedacht worden.

Nicht weg: Nämlich, Zu Anfang seiner Regierung.

Räucherte noch: Das ist: Sie blieben bei ihrer alten Weise, dass sie auf den Altären, die im Lande Juda auf hohen und lustigen Orten aufgerichtet waren, opferten, und ihren Gottesdienst verrichteten, da man zwar den rechten Gott anbetete und verehrte, aber ohne Gottes Befehl. Denn man allein zu Jerusalem im Tempel dem Gottesdienst angemessen hätte dienen sollen. Ist deswegen dies auch ein Stück menschlicher Schwachheit am Josaphat gewesen, dass er solche Gottesdienste ein Zeit lang geduldet, welche er doch später, da er mit dem Worte und Geiste Gottes gestärkt worden, hinweg getan hat, wie im anderen Buch der Chronik zu sehe. [Kann also Gott der Fürsten und Herren Schwachheiten ein Zeit lang dulden, sofern sie nur in der Frömmigkeit von Tag zu Tage zunehmen, und im Glauben samt der Gerechtigkeit sich üben, stärken, und darin beharren.)

45. Und hatte Frieden mit dem Könige Israels.

Friede: Welches zwar an ihm selbst nicht Unrecht war, wenn er nur seinem Sohn Joram des gottlosen Königs Ahabs Tochter nicht zur Ehe gegeben hätte {2Chr 18}. Aus welche Heirat später viel Übles entstanden. [Aber es haben große Herren auch große Mängel.)

46. Was aber mehr von Josaphat zu sagen ist, und die Macht, was er getan, und wie er gestritten hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas.

Zu sagen: Wie er, nämlich, im Königreich Juda überall herum gezogen, und die rechte Religion angerichtet und erhalten, auch durch sein ganzes Königreich die weltlichen Gerichtsämter bestellt hat, Davon findet man {2Chr 17 19}.

Gestritten: Besonders aber hatte er einen wunderbaren Streit wider die Moabiter, welche er vielmehr mit seinem Gebet zu Gott, als mit Waffen bekriegt, und überwunden, da sonst der Feinde eine unzählige Menge wieder ihn kommen war {2Chr 20}.

47. Auch tat er aus dem Lande, was noch übriger Hurer waren, die zu der Zeit seines Vaters Assa waren übergeblieben.

Übriger: Denn obwohl auch der König Assa angefangen hatte, solche los Personal aus dem Lande zu vertilgen, so waren dennoch solches unreinen Samens etliche überheben (Wie denn die Laster sich ganz schwer dämpfen lassen) Welche Josaphat vollends ausgerottet und vertilgt hat. [Also steht auch heutzutage einer frommen Obrigkeit zu, dass sie keine öffentlichen Hurenhäuser in ihrem Gebiet und Herrschaften dulde, dadurch die Jugend verführt wird, dass sie der Unzucht lernen nachhänge, und danach auch ehrliche Jungfrauen und Weibspersonen nicht für sie gesichert sein.)

48. Und es war kein König in Edom.

Kein König: Denn es hatte David die Edomiter seinem Königreich unterworfen, darum die König Juda damals der Edomiter Land unter ihre Gewalt hatten, daraus zu sehe, wie der König Josaphat so ein mächtiger Herr gewesen. [Es sollen aber die Fürsten und große Herrn sich erinnern, dass, je größer Herrschaften sie haben, je fleißiger sie über dieselben wachen, und Sorge tragen sollen, die Gott deshalb einmal werden müssen Rechenschaft geben.)

49. Und Josaphat hatte Schiffe lassen machen aufs Meer, die in Ophir gehen sollten, Gold zu holen. Aber sie gingen nicht; denn sie worden zerbrochen zu Ezeon-Geber.

Machen: Dies ist noch ein anderer Irrtum und Fehler des Königs Josaphat, der hier auch mit eingeführt wird, damit man sehe, wie es so bald um einen Menschen geschehen sei, dass er strauchele. [darum man nicht sicher sein soll.)

Aufs Meer: Das ist: Welche er wollte auf dem Meer fortschicken.

Gehen sollten: Wenn ihm sein Vorhaben nach seinem Willen wäre vonstattengegangen.

Hole: Weil dieselbe Insel an köstlichem Gold sehr reich gewesen. Von welcher etliche meinen, dass es eben dieselbe sei, so man heutzutage Peru nennt, in der man am Gold einen Überfluss spüren soll, dazu des allerbesten: Desselben Goldes nun hat Josaphat auch ins Land Kanaan wollen lassen bringen, es ist ihm aber sein Vornehmen zurückgegangen.

Ezeon Geber: Am selben Gestade, nämlich, da sie erbaut worden, dass sie vom Unwetter und großen Sturmwinden zerschlagen und untüchtig gemacht worden. Die Ursache dieses Unfalls war, dass Josaphat in solchem Handel mit dem gottlosen Könige Ahasja, des Ahabs Sohn, in eine Gesellschaft sich hatte eingelassen, das dem Herrn Missfallen, darum er ihm auch den Propheten Elieser geschickt, und ihm es höchlich beweisen lassen, dass er sich also mit gottlosen Leuten in Bündnis einließe, und viel Gemeinschaft mit ihnen hätte: Derselbe Prophet hat ihm auch sein widerwärtiges Glück in seinem Vorhaben zuvor verkündigt, und angezeigt, dass seine Schiffart keinen Fortgang haben würde, weil er seine Schiffe mit des Ahasja Schiffen zugleich fortzuschicken gesinnt war. Ist auch darauf bald die Weissagung erfüllt worden, dass die Schiffe zu Trümmern gegangen {2Chr 20}. [Zu wünschen wäre es, dass fromme Fürsten und Herren solche Beispiel mit Fleiß betrachten, und zwar mit anderen abgöttischen Fürsten im Frieden lebten, aber doch mit den verstockten Herzen nicht ganz zu viel Gemeinschaft hätte, so würden sie nur desto mehr Glück habe.)

50. damals sprach Ahasja, der Sohn Ahabs, zu Josaphat: Lass meine Knechte mit deinen Knechten in Schiffen fahren. Josaphat aber wollte nicht.

damals: Nämlich, nach dem die vorige Armada war zugrunde gegangen, Da hat der König in Israel den Josaphat ermahnt, dass er von neuen eine Schifffahrt ausrüstete, und mit seinen Schiffen fortschickte.

Wollte nicht: Denn er jetzt zum andermal war klug worden, dass die Gesellschaft mit gottlosen Leuten, Gott ganz hoch zuwider wäre, und er keinen Nutzen dabei zu erhoffen hätte. [Also sollen wir doch endlich zum wenigsten mit unserem eigenen Schaden lernen klug werden.)

51. Und Josaphat entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben mit seinen Vätern in der Stadt Davids, seines Vaters; und Joram, sein Sohn, wurde König an seiner statt.

Entschlief: Also, dass er in der wahren Erkenntnis Gottes aus dieser Welt seinen Abschied genommen, und ein Erbe des Himmelreichs worden ist. [Denn es können auch die weltlichen und irdischen Könige durch den Glauben an Christus himmlische Könige werden.)

Vätern: Das ist: Neben seinen Voreltern.

Joram: Ein gottloser und böser Mensch. [darum, wen wir fromme Regenten haben, sollen wir Gott bitten, dass uns Gott dieselben eine lange Zeit erhalten wolle, und Gnade geben, dass ihre Nachkommen nicht aus der Art schlagen, und ihnen ungleich werden, sondern in der wahren Gottseligkeit beharren, welche zur Belohnung das ewige Leben zu erwarten hat, Das wolle uns Gott um Christi Wille allen geben, Amen.