Bibel-Kommentar: Der zweite Brief des Paulus an die Korinther

  • Am Anfang des Briefes dankt Paulus Gott, durch dessen Gnade und Guttat er große Unfälle überstanden hat.
  • Er schützt seinen guten Namen gegen die Lästerung der falschen Apostel und zählt Gründe auf, die ihn bisher daran gehindert haben, dass er nicht zu den Korinthern gekommen ist.
  • Danach erklärt er, welches der beste Ruhm der Christen ist.
  • Und er lehrt schließlich, dass alle Verheißungen in Christus Ja und Amen, das ist, gewiss und unfehlbar sind.

Das 1. Kapitel

1. Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Bruder Timotheus: Der Gemeinde Gottes zu Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja.

Apostel: Oder Gesandter, der eine göttliche Botschaft davon hat, wie die Menschen wiederum mit Gott versöhnt werden {2Kor 5}. Es werden aber die Menschen durch treue Kirchendiener zu Gott gebracht und bei ihm wieder ausgesöhnt, was geschieht, wenn sie Buße tun und dem Evangelium Christi glauben.

Willen Gottes: Denn ich habe mich nicht selbst danach gedrängt, sondern bin von Gott ohne Mittel zum Apostelamt berufen worden. Die aber laufen, bevor sie gesandt werden, das ist, die sich trauen, ohne ordentlichen Beruf zu lehren und zu predigen, die lehren mit keinem glücklichen Fortgang in der Kirche Gottes, sondern verwirren und zerrütten sie allgemein.

Bruder Timotheus: Der zugleich mit mir unterschrieben hat als euer und als Bruder des Paulus im Herrn. Dies ist ein Zeichen einer großen Freundlichkeit und Demut des Apostels Paulus, dass er in diesem Brief Timotheus zum Mitgesellen zu sich zieht, der doch viel geringer war, als ein solch vortrefflicher Apostel. An diesem Beispiel können die Kirchendiener lernen, dass sie sich vor dem Ehrgeiz hüten sollen, der nur nach oben strebt und über allen anderen sein will und dem man auch alles allein zumisst. Bis daher lautet die Unterschrift dieses Briefes.

Der: Es folgt jetzt die Überschrift dieses Briefes, an wen er gerichtet ist.

Zu Korinth: In der vornehmsten Gewerbestadt des Landes Achaja, die weit und breit berühmt ist. Hier hat man zu beachten, dass Paulus die Kirche in Korinth eine Gemeinde Gottes nennt, worin noch viele ärgerliche Dinge vorfielen. Darum sollen wir die Kirche nicht verlassen, in der das Evangelium rein gelehrt wird, obwohl sie viele Mängel hat und mit Lastern zugestellt wird, wie es die Wiedertäufer tun.

2. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesu Christo!

Gnade: Es folgt der Gruß. Gott will, dass wir einander Glück wünschen, und verspricht, dass solche Wünsche kräftig sein sollen {Mt 10}. Die Gnade und Güte Gottes ist aber das Vornehmste unter allen göttlichen Guttaten.

Friede: Mit dem Wort Friede bezeichnet Paulus nach Art der Hebräer allerlei glückliche Zustände, worunter doch der Friede des Gewissens gegen Gott das Vornehmste ist. Dies alles widerfährt uns von Gott, unserem himmlischen Vater, und man soll es von keinem Heiligen, der ein Mensch ist, begehren. Jesus Christus aber gibt uns eben dieses samt seinem Vater, damit wir wissen, er ist der Sohn Gottes und gleichen Wesens mit dem Vater.

3. Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes,

Gelobt: Paulus beginnt seinen Brief mit einer Danksagung gegen Gott, der ihn zu dieser Zeit aus großer Gefahr und Trübsal errettet hatte. Und er erzählt zugleich seine Trübsal, die er für die Ehre Gottes und die Wohlfahrt der Kirchen ausgestanden hat, damit er sich auf diese Weise bei den Korinthern ein gebührendes Ansehen machen konnte. Denn die falschen Apostel rühmten zwar viel von einem großen Eifer in der Religion, aber daneben flohen sie vor dem Kreuz Christi, und heuchelten gegenüber den halsstarrigen Juden, indem sie das Gesetz und das Evangelium durcheinander mischten, nur damit sie von den Juden nicht verfolgt würden. Aber Paulus hat um der Fortpflanzung der reinen Lehre willen von den Juden schwere Verfolgungen erlitten, weil sie ihm wegen des Evangeliums, dass er ohne Scheu bekannte, spinnefeind waren.

Alles Trostes: Von dem wir, als seine Kinder, allerlei Trost erwarten dürfen, wenn wir in Ängsten sind. Wir sollen deswegen der traurigen Gesinnung, die den unbußfertigen Sünder Gott als einen ernsten und strengen Richter abbildet, kein Gehör schenken, denn sie hält uns einen falschen Gott vor. Sondern wir sollen in allen unseren Trübsalen von unserem Gott, der ein Gott des Trostes genannt wird, Trost und Erquickung erwarten können.

4. der uns tröstet in aller unserer Trübsal, dass wir auch trösten können, die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, damit wir getröstet werden von Gott.

Trösten können: Anderen Leuten und ihnen einen guten Rat geben, wie Gott uns in unserer Schwäche zur Seite steht, damit sie nicht in ihrer Trübsal verzagen. Wir werden deswegen aus der Gefahr und der Angst von Gott erlöst, damit wir danach andere im gleichen Fall trösten können.

5. Denn gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, also werden wir auch reichlich getröstet durch Christus.

Reichlich getröstet: Denn je mehr Trübsal uns Gott schickt, umso reichlicher und kräftiger tröstet er uns danach auch. Darum sollen wir im Kreuz und in der Trübsal gute Hoffnung haben. Weil auf große Angst und Not auch großer Trost und große Erquickung folgen.

6. Wir haben aber Trübsal oder Trost, so geschieht es euch zugute. Ist es Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil; welches Heil beweist sich, so ihr leidet mit Geduld dermaßen, wie wir leiden. Ist es Trost, so geschieht es euch auch zu Trost und Heil. Und steht unsere Hoffnung fest für euch,

Euch zugute: Dass es euch tröstet und dadurch eure Seligkeit befördert wird, wenn ihr mit Geduld die gleichen Trübsale erleidet, die wir leiden. Denn wir zweifeln umso weniger, wenn wir unter dem Kreuz sind, dass uns Gott liebt, wenn wir sehen, dass auch vortreffliche und heilige Menschen mit gleicher Trübsal, denen wir unterworfen sind, überfallen werden, und es werden unsere Trübsale, wenn wir sie nach dem Beispiel der Heiligen mit Geduld ausstehen, in jenem Leben mit ewiger Herrlichkeit vergolten werden {Röm 8}.

Und Heil: Denn wenn wir sehen, dass vortreffliche und in der Kirche Gottes berühmte Männer nach der Trübsal wiederum von Gott erquickt werden, so fassen wir ein gutes Vertrauen und haben die feste Hoffnung, Gott wird uns auch in unserer Not nicht stecken lassen. So wird zugleich unserem Heil geraten und geholfen, dass wir unter dem Kreuz nicht verzagen.

Für euch: Dass euch Gott sicher unter mancherlei Trübsal und Gefahr zum ewigen Leben erhalten wird. Wenn also diejenigen, die an Christus glauben, sehen, dass sie eben dasselbe Leiden, was andere heilige Menschen vor ihnen gelitten haben, so sollen sie gewiss darauf schließen, dass sie Gott auch lieb und angenehm sind, ebenso wie es andere Heilige gewesen sind, und dass sie einmal daraus errettet werden. Denn der Herr tötet und macht lebendig und es kann unter diesen beiden keines ohne das andere sein {1Sam 2}.

7. dieweil wir wissen, dass, wie ihr des Leidens teilhaftig seid, so werdet ihr auch des Trostes teilhaftig sein.

8. Denn wir wollen euch nicht verhalten, liebe Brüder, unsere Trübsal, die uns in Asien widerfahren ist da wir über die Maßen beschwert waren und über Macht, also dass wir auch am Leben verzagten

In Asien: Welche Trübsale Paulus aber in Asien ausgestanden hatte, kann man zum guten Teil in der Apostelgeschichte lesen, obwohl nicht alle Gefahren des Paulus darin aufgezeichnet worden sind. Denn in 1. Korinther 15. sagt Paulus, dass er mit den wilden Tieren gekämpft hat in der Stadt Ephesus, die in Asien gelegen ist. Daraus kann man sehen, was für einen Jammer und eine Trübsal Paulus in seinem Predigtamt ausgestanden hat. Darum sollen die Kirchendiener von ihrem Amt nicht aussetzen, obwohl sie in der Welt hart behandelt werden. Dass aber Paulus hier sagt, er sei von Macht beschwert worden, steht dem nicht entgegen, wenn er an anderer Stelle sagt: Gott ist getreu, er lässt uns nicht über unsere Möglichkeiten in Versuchung geraten, sondern macht, dass die Versuchung ein solches Ende nimmt, dass wir es ertragen können {1Kor 10}. Denn wo unsere menschlichen Kräfte aufhören, da gibt Gott neue Kräfte vom Himmel. Denn Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig, {2Kor 12}.

9. und bei uns beschlossen hatten, wir müssten sterben. Das geschah aber darum, dass wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst stellen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt,

Müssten sterben: Wir hatten uns schon aufgegeben und geglaubt, unsere Zeit zu sterben sei gekommen, aber wir sind durch Gottes Güte dem Tod damals entgangen. Obwohl wir nun immer auf den Tod gefasst und bereit sein sollen, sollen wir uns auch in der größten Gefahr Rettung erhoffen. Denn Gott kann uns sogar dem Tod aus dem Rachen reißen.

Selbst stellen: Es hat uns also Gott aus seinem besonderen Ratschluss in die Gefahr kommen lassen. Denn außerhalb der Gefahr halten wir viel von uns selbst und vertrauen auf unsere eigenen Kräfte, wenn wir aber in großen Ängsten sind und alle unsere Kräfte schwinden, so lernen wir, allein auf den allmächtigen Gott zu vertrauen, dessen Gewalt unendlich ist, sodass er nicht nur aus der Gefahr erretten, sondern auch die Toten wieder lebendig machen kann.

10. welcher uns von solchem Tode erlöst hat und noch täglich erlöst; und hoffen auf ihn, er werde uns auch künftig erlösen

Täglich erlöst: So oft es nötig ist. Denn Gott wendet täglich viele Gefahren von uns ab, die wir bisweilen nicht wahrnehmen.

11. durch Hilfe eurer Fürbitte für uns, auf dass über uns für die Gabe, die uns gegeben ist, durch viel Personen viel Dank geschehe.

Eurer Fürbitte: Denn wir wissen, dass uns durch euer gottseliges Gebet geholfen wird. Deswegen sollen wir durch die vorangegangene Erlösung unsere Hoffnung stärken, dass wir auch in Zukunft errettet werden, und wir sollen wissen, dass die Fürbitte der Kirchen uns in der Gefahr sehr viel nützt. Was hier von der lebendigen Fürbitte gesagt wird, soll man nicht auf die verstorbenen Heiligen beziehen. Denn von diesen steht geschrieben: Abraham weiß nichts von uns und Israel kennt uns nicht {Jes 64}.

Viel Dank: Dass viele Leute Gott dem Herrn um unseretwegen preisen, weil er uns in solch einer großen Gefahr, entgegen unseren Hoffnungen, Leben und Trost verliehen hat, worum sie mit fleißigem Flehen bei Gott angehalten haben. Denn so wie wir für unsere Brüder, wenn sie in Gefahr stecken, fleißig bitten sollen, so sollen wir auch, wenn sie gerettet worden sind, Gott dem Herrn von Herzen dafür danken.

12. Denn unser Ruhm ist der, nämlich das Zeugnis unseres Gewissens, dass wir in Einfältigkeit und göttlicher Lauterkeit, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes auf der Welt gewandelt haben, allermeist aber bei euch.

Denn: Mit den folgenden Worten schützt Paulus seinen guten Namen vor der Lästerung der falschen Apostel, die auf jede Gelegenheit achteten, wie sie ihn verlästern könnten, und ihn einmal der Leichtfertigkeit, dann der Verschlagenheit beschuldigen als einer, der sich mit List bei der Kirche einschleicht und mehr verspricht, als er leistet, und auch in der Religion sehr unbeständig sei, weil er in den Mitteldingen einmal vor den Schwachen zurückweicht, ein anderes Mal aber sich in den gleichen Sachen anderen gegenüber widersetzt.

Gewandelt haben: Mögen andere auch von uns reden, was sie wollen, so haben wir, ich, Silvanus und Timotheus, ein gutes Gewissen, dass wir aufrichtig und mit reinem Herzen, wie es Gott von frommen Menschen fordert, gehandelt haben, sowohl bei anderen Kirchen als auch besonders bei euch. Und wir sind in unserem Predigtamt nicht der menschlichen Weisheit gefolgt, die sich nach dem Sinn anderer Leute richtet, sodass sie zeitlichen Nutzen davon erfährt, sondern mit Hilfe und Beistand des Heiligen Geistes haben wir in unserem Predigtamt von solchen Dingen gehandelt, die zur Ehre Gottes und der Kirchen, besonders aber zu eurer Wohlfahrt, nützlich sind. Diese Entschuldigung Paulus lehrt uns, dass wir den Verleumdungen der Widersacher so viel wie möglich entgegensetzen und diese widerlegen sollen. Und gleichzeitig werden wir daran erinnert, dass wir in allem unseren Tun aufrichtig und redlich handeln, so werden wir ein gutes Gewissen und frohen Mut behalten und Gott unsere Treue und unseren Glauben entgegenbringen.

13. Denn wir schreiben euch nichts anderes, denn was ihr lest und auch befindet. Ich hoffe aber, ihr werdet uns auch bis ans Ende also befinden,

Befindet: In der Tat, dass es die Wahrheit ist, und wir ändern unsere Meinung nicht, sondern behalten in all unseren Briefen die gleiche Lehre beständig bei, wovon unser Gewissen Zeugnis gibt, dass sie richtig ist. Denn die Lehrer stehen den Kirchen schlecht vor, die in irgendeinem besonderen Artikel der himmlischen Lehre wankelmütig sind, und warm und kalt aus einem Mund blasen, und auch sich so ungewiss und zweifelhaft ausdrücken, dass man es auf eine andere Meinung ziehen und deuten kann.

14. gleichwie ihr uns zum Teil befunden habt. Denn wir sind euer Ruhm, gleichwie auch ihr unser Ruhm seid auf des Herrn Jesu Tag.

Befunden habt: In unserer Standhaftigkeit und Aufrichtigkeit. Denn die frommen und reinen Lehrer werden von den Zuhörern (wenn sie die Wahrheit lieben) je länger umso mehr erkannt und geliebt.

Euer Ruhm: Es gereicht euch zu Ruhm und Ehre, dass ihr uns als Diener des Evangeliums habt. Uns aber wird es an jenem Tag des Herrn auch eine Ehre und ein Schmuck sein, dass wir unsere Arbeit, euch zu unterrichten, glücklich und gut ausgeführt haben. Denn die reinen Kirchendiener sind eine Zierde und eine Ehre für die Kirchen. Die Kirchendiener aber werden in jenem Leben mit umso größerer Herrlichkeit beschenkt werden, je mehr Menschen sie Christus zugeführt haben {Dan 12}.

15. Und auf solch Vertrauen gedachte ich jenes Mal zu euch zu kommen, auf dass ihr abermals eine Wohltat empfingt,

Solch Vertrauen: Weil ich weiß, dass wir von euch wertgeschätzt werden und dass ihr euch über unsere Ankunft von Herzen freuen würdet.

Wohltat empfingt: Und einen größeren geistlichen Nutzen von mir und von denen, die mit mir kommen würden, durch unsere Gegenwart und Gemeinschaft auch bei einem längeren Aufenthalt bei euch erlangen würdet. Denn durch die Gemeinschaft der frommen und besonders der gelehrten Menschen nehmen wir im Glauben und in der Frömmigkeit sehr zu.

16. und ich durch euch nach Mazedonien reiste und wiederum aus Mazedonien zu euch käme und von euch geleitet würde nach Judäa.

Euch käme: Und euch also zweimal besuchen würde. Aber es ist etwas dazwischen gekommen, dass ich mein Vorhaben ändern musste.

17. Hab‘ ich aber eine Leichtfertigkeit gebraucht, da ich solches gedachte, oder sind meine Anschläge fleischlich? Nicht also, sondern bei mir ist Ja Ja, und Nein ist Nein.

Gebraucht: In der Sache, da ich meinen Plan und mein Vorhaben ändern musste.

Gedachte: Es lag nicht an mir oder meinem guten Willen, dies auszuführen, aber andere Gründe haben mich daran gehindert.

Fleischlich: Meint ihr, dass ich mit fleischlichen Gedanken umgehe und mich davon umtreiben lasse, dass ich aus einer Leichtfertigkeit heraus immer von einer Meinung in die andere fallen?

Ist Nein: Ich bin kein wankelmütiger Mensch, dass ich bald eine Sache bestätige und gleich danach wieder leugne, erst eine Sache verspreche und gleich darauf wieder abschlage, sondern es sind große Behinderungen vorgefallen, die dafür gesorgt haben, dass ich mein Vorhaben ändern musste. Wenn man also aus wichtigen Gründen sein Vorhaben ändert, so ist dies kein Anzeichen der Leichtfertigkeit, sondern vielmehr eine Klugheit.

18. Aber, o ein treuer Gott, dass unser Wort an euch nicht Ja und Nein gewesen ist!

Treuer Gott: Der getreu und unwandelbar ist in seinen Versprechen, dem ich darum Lob und Dank sage, dass er durch uns euch das Evangelium Jesu Christi von Vergebung der Sünden und dem ewigen Leben mitgeteilt hat. Diese Lehre von der Gnade Gottes ist nicht unsicher oder zweifelhaft gewesen, dass sie eine Seligkeit angeboten hätte, woran man zweifeln müsste und sich nicht darauf verlassen könnte.

Nicht Ja und Nein: Er ist kein ungewisser Heiland, indem man Zweifel setzen müsste, sondern ein unfehlbarer Erlöser, der diejenigen, die seinem Evangelium glauben, mit keiner vergeblichen Hoffnung aufhält, dass er ihnen einmal die Seligkeit verspricht und sie danach wieder abschlägt, sondern alle Versprechungen Gottes, die uns um Christi willen die Seligkeit anbieten, sind schlicht, deutlich, fest und sicher. Und dies gereicht zur Ehre unseres ewigen, wahren Gottes, dessen Wahrheit, Güte und Gnade wir Apostel predigen und in der Welt rühmen. Deswegen haben die Katholiken heutzutage einen anderen Christus als den, den die Apostel gepredigt haben. Denn der päpstliche Christus lässt die Seinen in Zweifel stecken, ob sie bei Gott in Gnaden sind und ob sie bis ans Ende in der Gnade bleiben werden. Solche Zweifel von der Seligkeit handhaben die päpstlichen Schreiber heutzutage.

19. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, der war nicht Ja und Nein, sondern es war Ja in ihm.

20. Denn alle Gottes Verheißungen sind Ja in ihm und sind Amen in ihm Gott zu Lobe durch uns.

Nach Luther: Sie sind sicher und beständig.

21. Gott ist es aber, der uns befestigt samt euch in Christus und uns gesalbt

Gott ist es: Weil Paulus gesagt hatte, dass er und seine Gehilfen die Ehre Gottes und die ewige Wohlfahrt der Korinther fördern und dies aber nicht das Ansehen gewinnen sollte, als hätte er aus Vermessenheit so geredet, so gibt er bald darauf Gott das Lob und lehrt, dass ebenso wie der Anfang unserer Seligkeit auch die Beharrlichkeit darin Gott zuzumessen ist.

Befestigt: Dass wir die Seligkeit, die uns Christus erworben hat, nicht wiederum verlieren.

22. und versiegelt und in unsere Herzen das Pfand, den Geist, gegeben hat.

Gegeben hat: Demselben Gott geben wir das Lob, das wir in der wahren Erkenntnis Gottes zum ewigen Leben erhalten werden. Es ist deswegen der Christus der rechte Heilige Geist, womit wir durch den Glauben gesalbt werden zum Zeugnis, dass wir unserem König und Priester Christus angehören. Mit diesem Geist ist unsere Seligkeit wie mit einem Siegel versehen. Dieser Geist, den wir empfangen haben, ist das Pfand unserer himmlischen Erbschaft. Denn der Heilige Geist gibt unserem Geist das Zeugnis, dass wir Kinder Gottes sind {Röm 8}. Und Gott hat den Geist seines Sohnes sind unsere Herzen geschickt, die da Abba schreien, lieber Vater {Gal 4}.

23. Ich rufe aber Gott an zum Zeugen auf meine Seele, dass ich euer verschont habe in dem, dass ich nicht wieder nach Korinth gekommen bin.

Seele: Und wünsche, dass er diese verdammt, wenn es sich anders verhält, als ich es jetzt schreibe.

Verschont habe: Denn ich habe mich gesorgt, dass ich euch im Augenblick tadeln müsste, was euch verdrießlich gewesen und mir sehr schwergefallen wäre. Darum wollte ich einen Brief vorausschicken, der zwar scharf, aber notwendig gewesen ist, und wollte die gute Wirkung dieses Briefes abwarten, damit ich euch danach mit Freuden sehen könnte. Hier hat man zu beachten, dass Paulus seine Rede mit einem Schwur bestätigt, denn wenn man Gott zum Zeugen über seine Seele anruft, ist dies in Wahrheit nichts anderes, als einen öffentlichen Eid zu leisten. Darum schwärmen die Wiedertäufer, die bestreiten, es seien alle Schwüre im Neuen Testament verboten.

24. Nicht dass wir Herren seien über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude; denn ihr steht im Glauben.

Nicht: Weil Paulus also sagt, er hätte die Korinther geschont, so hätten sie aber sagen können: Was darfst du dich viel rühmen, dass du uns verschont hast? Hast du denn so viel Macht über uns, um uns zu gebieten, dass es in deiner Willkür steht, mit uns nach deinem Wohlgefallen freundlich oder unfreundlich umzugehen? Oder denkst du, wir seien deine Knechte? Paulus kommt solchen Einwänden zuvor und sagt: Ich und meine Gehilfen schreiben euch das Folgende nicht deswegen, als ob wir uns eine Herrschaft über euch anmaßen würden, dass ihr glauben und leben müsstet, wie es uns gefällt, sondern wir möchten uns vielmehr mit euch freuen über euren rechtschaffenen und beständigen Glauben, als dass wir euch wegen eines Missgriffs hart schelten möchten. Es sollen sich deswegen die Prediger daran erinnern, dass sie Diener der Kirche und keine Herrn oder Monarchen sind. Die Kirche aber soll in den Sachen, die ihnen aus dem Wort Gottes vorgehalten werden den Kirchendienern gehorchen {Hebr 13}. Und es sollen sich die Kirchendiener und Lehrer des göttlichen Wortes nach dem Beispiel Paulus so zeigen, dass sie so viel wie möglich eher geliebt, als gefürchtet werden.


Das 2. Kapitel

  • Der Apostel erzählt eine von den wichtigsten Gründen, warum er nicht zu den Korinthern kommen konnte, wie er es sich vorgenommen hatte.
  • Danach lehnt er das Laster der Störrigkeit und Tyrannei ab und mildert das Urteil des Banns.
  • Ferner erzählt er, mit welch großem Nutzen er das Evangelium gelehrt und gepredigt hat.

1. Ich dachte aber solches bei mir, dass ich nicht abermals in Traurigkeit zu euch käme.

Ich: Paulus fährt noch weiter fort, von den Gründen zu sprechen, warum er nicht zu den Korinthern gekommen ist.

Solches: Wie es nämlich nicht ratsam gewesen war, dass ich zu dieser Zeit eine Reise zu euch unternommen hätte.

Käme: Dass ich dann selbst unmutig wäre und euch eine Kümmernis bereiten würde, was mir auch schwer angekommen wäre. Denn diejenigen, die ihre Zuhörer ohne Grund gern betrüben und traurig machen, die geben damit zu verstehen, dass sie nicht väterlich gegen sie eingestellt sind.

2. Denn so ich euch traurig mache, wer ist, der mich fröhlich mache, ohne der da von mir betrübt wird?

Fröhlich mache: Weil ich zugleich mit euch traurig bin.

Betrübt wird: Ihr allein könnt mich wiederum erfreuen, die ich traurig gemacht habe, wenn ihr die Dinge verbessert, um derer willen ich mit euch etwas unfreundlich umzugehen gezwungen werde. Denn die Verbesserung der Kirche erfreut Gott und die Menschen. Es ist eine größere Freude (sagt Christus) über einen Sünder, der Buße tut, als über 99 Gerechte, die die Buße nicht brauchen {Lk 15}.

3. Und dasselbe habe ich euch geschrieben, dass ich nicht, wenn ich käme, traurig sein müsste, über welche ich mich billig sollte freuen, weil ich mich des zu euch allen versehe, dass meine Freude euer aller Freude sei.

Geschrieben: Und ich habe es euch ohne Scheu in meiner Abwesenheit wissen lassen, damit es verbessert wird.

Soll freuen: Denn wenn ich zu euch komme, möchte ich mich vielmehr mit euch freuen und im Herrn fröhlich sein, als mich mit Traurigkeit und Kümmernis bei euch aufzuhalten.

Aller Freude: Ich habe keinen Zweifel, dass wenn ihr seht, dass ich fröhlich und guten Mutes bin, ihr euch alle von Herzen darüber freuen werdet, so wie ihr gleichermaßen alle traurig sein würdet, wenn ihr spüren könntet, dass ich unmutig und unlustig wäre. Denn es steht frommen Zuhörern zu, dass sie mit ihren getreuen Seelsorgern fröhlich oder traurig sind, so wie verständige Kinder sich mit ihren Eltern freuen oder bekümmern.

4. Denn ich schrieb euch in großer Trübsal und Angst des Herzens mit viel Tränen, nicht dass ihr solltet betrübt werden, sondern auf, dass ihr die Liebe erkennt, welche ich habe sonderlich zu euch.

Denn: Der Apostel entschuldigt sich, dass er nicht aus Frechheit und Mutwillen, sondern aus einem großen Kummer des Herzens, im vorigen Brief ernsthaft gewesen ist.

Tränen: Ich hätte den Brief, als ich ihn geschrieben habe, am liebsten wieder mit meinen Tränen ausgelöscht, weil der trübselige Zustand eurer Kirche, der keineswegs lobenswert ist, mir großen Kummer machte, weshalb ich im Schreiben etwas ernster gewesen bin.

Zu euch: Wie auch zu allen anderen Kirchen Christi, für die ich zu sorgen habe, dass sie nicht zerrüttet werden. Ich bin jedoch für euch mehr ängstlich als für andere, dass ich euch ermahne und Rat schaffe, damit ihr nicht ins Verderben geratet. Denn ich liebe euch über alle Maßen. Diese Worte des Paulus bezeugen, dass die getreuen Kirchendiener in große Angst geraten, wenn sie sehen, dass es in der Kirche übel zugeht und dass sie aus väterlicher Gutherzigkeit zu dem ärgerlichen und lasterhaften Wandel der Zuhörer nicht schweigen, noch durch die Finger sehen können, dass sie sich auch um die Zuhörer am meisten sorgen, die mit größerer Schwäche und Gebrechlichkeit behaftet sind als andere, wie auch die Mütter sich um kranke Kinder mehr sorgen, als um gesunde.

5. So aber jemand eine Betrübnis hat angerichtet, der hat nicht mich betrübt, ohne zum Teil, auf dass ich nicht euch alle beschwere.

Angerichtet: In der Kirche in Korinth gab es Gründe, dass ich in meinem Schreiben etwas ernsthafter sein musste, weil es das Beispiel gab, wie einer seine Stiefmutter geheiratet hat.

Nicht mich: Ich bin durch die Übertretungen dieses Menschen nicht so hoch beleidigt worden, dass ich aus eigener Bewegung über ihn erzürnt gewesen wäre, auch wenn es mich einigermaßen bekümmert hat, weil ich gesehen habe, was er für ein großes Ärgernis in der Kirche Gottes und unter den Heiden angerichtet hat. Denn die Kirchendiener sollen nicht ihren eigenen Neigungen nachhängen.

Nach Luther: Das ist: Er hat mich nicht über euch betrübt, sondern euch. Denn wenn ich betrübt gewesen bin, dann ist dies nicht um meinetwillen, sondern um euretwillen geschehen.

Beschwere: Darum, was einer allein gesündigt hat und damit Grund zur Ungerechtigkeit in der Kirche gegeben hat, das rechne ich nicht euch allen, sondern ihm allein zu. Denn ich zürne nicht um seinetwillen mit euch allen, möchte auch nicht, dass umso einer Tat willen die ganze Kirche verschrien wird. Und es ist weder recht noch billig, dass einer ganzen Kirche zugemessen wird, was einige wenige darin begehen. Wie es die Wiedertäufer tun, die wegen etlicher böser Buben eine ganze Kirche oder eine christliche Gemeinde verdammen. So soll man auch nicht wegen etlicher gottloser Menschen einen ganzen Stand hinlegen oder mit Schmachworten angreifen.

6. Es ist aber genug, dass derselbe von vielen also gestraft ist.

Es: Jetzt ermahnt der Apostel Paulus die Korinther, dass sie den Sünder, den sie wegen der Blutschande in Bann getan hatten, wieder aufnehmen sollen in die Christengemeinde, weil er Buße getan hat.

Nach Luther: Hier redet er von dem, den er oben im 1. Brief in Kapitel 5 straft und dem Teufel geben wollte. Er befiehlt nun, man solle ihn wieder aufnehmen nach der geschehenen Strafe.

7. dass ihr nun künftig ihm desto mehr vergebt und tröstet, auf dass er nicht in allzu große Traurigkeit versinke.

8. Darum ermahne ich euch, dass ihr die Liebe an ihm beweist.

Beweist: Denn obwohl dieser Blutschänder ein großes Ärgernis in eurer Kirche angerichtet hat, jedoch, weil er aufgrund eurer ernsthaften gegen ihn vorgenommenen Strafe Buße getan hat, so bitte ich, dass ihr ihm verzeiht, ihn in eurer Gemeinde wieder aufnehmt und mit dem Wort Gottes aufrichtet, damit nicht, wenn ihr ihn komplett verstoßt, er meint, er sei auch von Gott verworfen. Damit er nicht wegen der begangenen Sünde ganz und gar verzagt, so seht zu, dass ihr nach der Regel der Liebe freundlich mit ihm umgeht. Denn wenn die Gefallenen Buße tun, so soll man sie wieder aufnehmen und ihnen Liebe erweisen, dass man sie tröstet und aufrichtet, damit sie nicht aus Schwermut in Verzweiflung geraten.

9. Denn darum habe ich euch auch geschrieben, dass ich erkenne, ob ihr rechtschaffen seid, gehorsam zu sein in allen Stücken.

Geschrieben: Im vorigen Brief, dass ihr diesen Menschen in den Bann tun und von eurer Gemeinschaft ausschließen sollt, aber nicht in dem Sinn, dass er für immer verbannt bleiben müsste, sondern damit sich andere nicht an ihm ein Beispiel nehmen und gleiche Laster begehen. Zudem wollte ich erkunden, ob ihr mir, als einem Apostel Jesu Christi, in allem, was ich euch aus Kraft meines tragenden Amtes befehlen würde, Gehorsam zu leisten bereit seid. Weil ihr aber dieses mit der Tat ausreichend erweist, so bin ich jetzt wohl zufrieden und möchte nicht, dass der elende Mensch länger in der Traurigkeit stecken bleibt. Denn die Kirche soll sich nicht den heilsamen Erinnerungen frevelhaft entgegenstellen.

10. Welchem aber ihr etwas vergebt, dem vergebe ich auch. Denn auch ich, so ich etwas vergebe jemandem, das vergebe ich um euretwillen an Christi statt,

Ich auch: Dies hat Paulus dem verbannten Korinther zum Trost aufgezeichnet, damit dieser erfährt, wie nicht nur die Kirche in Korinth, sondern auch der Apostel Jesu Christi selbst ihm seine Übertretung verzeiht, woraus er gewiss schließen konnte, dass auch Gott im Himmel ihm verziehen hätte {Joh 20}.

Euren Willen: Damit ihr euch freut, dass ein Glied eurer Kirche wiederum zurechtgebracht worden ist, was kurz zuvor davon abgesondert und ausgesetzt war.

Christus statt: Denn ich habe ihm nicht aus eigener Willkür oder eigener Macht die Sünde verziehen, sondern nach dem Willen und dem Befehl Christi. Darum ist diese Sünde im Himmel bereits verziehen. So sagt Christus von den ordentlichen Kirchendienern: Was ihr auf Erden binden werdet, das soll im Himmel gebunden sein und was ihr auf Erden lösen werdet, das soll im Himmel lose sein {Mt 18}.

11. auf dass wir nicht übervorteilt werden vom Satan; denn uns ist nicht unbewusst, was er im Sinn hat.

Vom Satan: Der es ansonsten zum Anlass nehmen würde, um den gefallenen Menschen, wenn er nicht beizeiten wieder in Gnaden aufgenommen werden würde, zur Verzweiflung zu treiben, was wir verhüten müssen, weil uns der Betrug und die List des Teufels nicht unbekannt sind. Darum ist es meine Meinung, dass man diesem Sünder verzeiht und ihn nicht länger in der großen Traurigkeit stecken lässt. Wir sollen deswegen die Sünder so strafen, dass wir dem Satan keinen Anlass geben, sie in Verzweiflung zu stürzen. Denn der böse Geist ist über alle Maßen arglistig, tückisch und verschlagen und beachtet alle Gelegenheiten, wie er Schaden anrichten könnte.

12. Da ich aber gen Troas kam, zu predigen das Evangelium Christi, und mir eine Tür aufgetan war in dem Herrn {1Kor 16v9}.

Da: Der Apostel fährt noch weiter fort, zu erklären, wie wichtig ihm die Seligkeit der Korinther ist und wie er sich aus rechtschaffener Liebe für sie gesorgt hat.

Aufgetan: Dass ich durch Gottes Gnade eine gute Gelegenheit bekommen hatte, das Evangelium Christi mit großem Nutzen zu lehren. Es öffnet aber Gott den Predigen die Tür, wenn er die Gnade gibt, dass die Menschen das Evangelium gerne hören und fleißig lernen und auch die Ohren davor nicht verstopfen oder ihr Herz verhärten.

13. hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, da ich Titus, meinen Bruder, nicht fand, sondern ich machte meinen Abschied mit ihnen und fuhr aus nach Mazedonien.

Bruder: Und treuer Gehilfe im Predigtamt des göttlichen Wortes, der mich vom Zustand eurer Kirche hätte unterrichten können.

Mit ihnen: Dass ich nicht lange bei ihnen blieb, nachdem ich zuvor taugliche Personen an meiner Stelle verordnet hatte, dass sie am selben Ort das Evangelium predigten.

Nach Mazedonien: Um dort Titus zu suchen, damit ich von ihm erfahren könnte, wie es mit euch und eurer Kirche beschaffen wäre und dieser rechtzeitig durch gebührende Mittel zu Hilfe kommen könnte, wenn es notwendig gewesen wäre. Es hat aber Paulus daran nicht Unrecht getan, dass er die Kirche in Troada verlassen hat und zu den Korinthern geeilt ist. Denn wo die Kirche am meisten Not leidet, da soll man, nachdem es die Aufgabe erfordert, am willigsten helfen, damit der Satan nicht in kurzer Zeit umstößt, was in langer Zeit und mit vielen Mühen und Arbeit erbaut worden ist.

14. Aber Gott sei gedankt, der uns immer Sieg gibt in Christo und offenbart den Geruch seiner Erkenntnis durch uns an allen Orten.

Sieg gibt: Denn obwohl der Satan gegen uns gewesen ist und in eurer Kirche eine große Verwirrung anzurichten begonnen hat, so ist uns doch Gott mit seiner Gnade beigestanden, dass der Brief, den ich euch geschrieben habe, das Vorhaben des Satans verhindert hat. Und Paulus lehrt an dieser Stelle, dass Gott den treuen und frommen Dienern des Evangeliums in der Sache Jesu Christi den Sieg gibt gegen den Teufel, damit sie seinem boshaften Vorhaben widerstehen und das Reich Christi befördern {Ps 82}. So überwinden auch die anderen Christen den Satan {Eph 6 1Joh 2}.

Allen Orten: Da wir das Evangelium Christi in der ganzen Welt weiter ausbreiten. Denn so wie ein Geruch durch ein ganzes Haus zieht, so wird das Evangelium Christi in der ganzen Welt ausgebreitet, wie Christus sagt: Es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich Gottes in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker {Mt 24}.

15. Denn wir sind Gott ein guter Geruch Christi, beide, unter denen, die selig werden, und unter denen, die verloren werden:

Guter Geruch: Nämlich wir, die wir rechtschaffene und reine Diener des göttlichen Wortes sind, sind mit der Predigt des Evangeliums von Christus Gott lieb und angenehm und wir stinken nicht vor ihm, obgleich die Welt Abscheu vor uns hat und viele dem Evangelium nicht glauben, sondern es vielmehr von sich stoßen und darüber verdammt werden. Darum sollen die frommen Kirchendiener das verkehrte Urteil der Welt nicht beachten. Wie es aber wohl passieren kann, dass der gleiche Geruch den einen erquickt, den anderen aber ohnmächtig macht, so gereicht auch unsere Predigt des Evangeliums einem zur Seligkeit, dem anderen aber zu schwerer Verdammnis. Daran ist jedoch die Lehre nicht schuldig, sondern das verkehrte Wesen der Zuhörer. Darum muss man es den reinen Kirchendienern oder der Lehre des Evangeliums nicht zumessen, wenn etliche, nachdem sie dieses gehört haben, entweder im Wandel schlimmer werden oder die Lehre der Wahrheit umso heftiger verfolgen. Wie also das Wort Gottes etlichen zur Seligkeit und anderen zur Verdammnis gereicht, so ist auch das Sakrament des Leibes und des Blutes Christi den Bußfertigen nützlich zur Stärkung ihres Glaubens und zum neuen geistlichen Wandel, den Unbußfertigen aber wird es zum Urteil gereichen {1Kor 11}. Nicht, dass das Fleisch Christi an sich selbst nicht lebendig machend wäre, sondern weil die Unbußfertigen ohne Glauben sind, durch den das geistliche Leben gegeben und erhalten wird.

16. diesen ein Geruch des Todes zum Tode, jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben. Und wer ist hierzu tüchtig?

Tüchtig: Mit diesen Worten demütig sich Paulus, damit er nicht dafür angesehen wird, als sei er wegen seines Predigtamtes überheblich, so als wollte er sagen: Es ist weder Weisheit, Verstand oder natürliche Vorsicht eines Menschen an sich selbst so groß, dass er einem solchen Beruf in ausreichender Würde vorstehen könnte. Die sich deswegen im heiligen Predigtamt auf ihre Kunst oder ihre Beredtheit verlassen, die zerbrechen normalerweise mehr, als sie aufbauen. Aber uns Apostel (will Paulus sagen) hat Gott tauglich gemacht, dem unser aufrichtiges Gemüt bekannt ist, dass wir nämlich nicht das Unsere suchen, sondern Gottes Ehre und die Seligkeit der Menschen befördern wollen.

17. Denn wir sind nicht wie etliche viele, die das Wort Gottes verfälschen, sondern als aus Lauterkeit und als aus Gott, vor Gott reden wir in Christo.

Verfälschen: Denn gleichwie etliche Kaufleute die Ware fälschen und verderben, so verderben jene die reine Lehre mit ihren falschen Verkehrungen. Und Paulus weist mit diesen Worten auf die falschen Apostel, die das Gesetz mit dem Evangelium vermischten, damit sie von den Juden umso weniger angefeindet würden. Es ist aber ein großes Bubenstück und eine gräuliche Sünde, die himmlische Lehre zu verfälschen, egal aus welchem Grund. So verfälschen etliche das Wort Gottes, die es in etlichen Lehrpunkten mit den Katholiken halten, wie im Artikel vom freien Willen und anderen mehr. Wie es auch die tun, die nach und nach die Meinung der Zwinglianer von der reinen Lehre des Abendmahls und von der Person Christi mit untermischten. Wir aber (sagt Paulus) verfälschen das Wort Gottes keineswegs, sondern lehren es recht und mit aufrichtigem Gemüt, so wie uns Gott mit seinem Heiligen Geist führt und anweist und uns Christus regiert vor dem Angesicht Gottes, dem wir einmal Rechenschaft werden geben müssen. Denn man soll die himmlische Wahrheit mit gottseligem Herzen aufrichtig lehren und nicht den Begierden des Fleisches oder dem eigenen Nutzen nachhängen, sondern uns erinnern, dass wir vor Gott reden, dem wir einmal Rechenschaft geben müssen, wie wir unser Predigtamt ausgeübt haben.

Nach Luther: Um des Bauches und des Geistes willen, wie ein Panscher den Wein fälscht.


Das 3. Kapitel

  • Paulus lehnt das Laster der nichtigen Ruhmsucht von sich ab und zeigt an, welches der rechte Ruhm der Apostel ist.
  • Danach stellt er einen Vergleich an zwischen Christus und Moses, dem Gesetz und dem Evangelium.

1. Heben wir denn abermals an, uns selbst zu preisen? Oder bedürfen wir, wie etliche, der Lobesbriefe an euch oder Lobesbriefe von euch?

Heben: Weil Paulus zuvor gesagt hatte, dass er und seine Gehilfen vor Gott ein gutes Ansehen hatten, und damit man dies nicht in die Richtung verstehen könnte, als hätte er aus Ehrgeiz geredet, so zeigt er jetzt an, wie er und seine Gehilfen sich keineswegs selbst rühmen, dass sie das Predigtamt bisher lobenswert verwaltet haben. Gleichzeitig zieht er die falschen Apostel heran, die hin und wieder Lobesbriefe ausbrachten und bettelten, damit sie sich zur Kirche Christi gesellen und sich einkaufen konnten, die sie jedoch nicht bauten, sondern mit falscher Lehre verwirrten und irremachten, indem sie nicht nur das Gesetz und das Evangelium durcheinander mischten, sondern auch dieses dem Evangelium weit vorzogen. Aus diesem Grund stellt später in diesem Kapitel Paulus das Gesetz und das Evangelium gegeneinander und zieht die Lehre des Evangeliums der Lehre des Gesetzes weit vor.

Zu preisen: Als wollte er sagen: Wenn wir unser Predigtamt hochheben und von unserer Treue und unserem Fleiß erzählen, so tun wir dies nicht deshalb, dass wir gelobt werden, sondern es ist notwendig, dass wir von unserer Treue im evangelischen Predigtamt berichten zur Ablehnung der Lästerung, womit wir beschwert werden. Denn wir können uns oft recht und billig rühmen, nicht aus Ehrgeiz heraus, sondern damit unser Amt und unsere nützliche Arbeit nicht verlästern werden. So rühmt sich auch in 4. Moses 16.und Samuel, 1. Samuel 12., dass sie in ihrem Amt treu gewesen sind und aufrichtig gehandelt haben.

An euch: Dass ihr uns für treue Diener Christi haltet.

Von euch: An andere Kirchen, denen ihr von uns schreiben müsstet, als ob unsere Treue und Redlichkeit bei frommen Menschen in Zweifel gezogen würden. Denn die falschen Lehrer erbetteln hin und wieder, wo sie können, Empfehlungsbriefe und Zeugnisse, deren sie jedoch nicht wert sind.

2. Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, der erkannt und gelesen wird von allen Menschen,

Unser Brief: Den wir zum Ruhm unseres Fleißes vorlegen können, weil ihr mit eurer Frömmigkeit bezeugt, wie treu wir bei euch das Evangelium Christi gelehrt und gepredigt haben.

Geschrieben: Weil wir euch sehr lieben und euren gottseligen Eifer niemals vergessen können. So sollten auch alle Kirchendiener gegen ihre Zuhörer gesinnt sein.

3. die ihr offenbar geworden seid, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unser Predigtamt zubereitet und durch uns geschrieben, nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht in steinerne Tafeln, sondern in fleischerne Tafeln des Herzens.

Geworden seid: Was man überall von euch zu sagen weiß.

Brief Christi: Der da heilig ist und von ihm geliebt wird.

Lebendigen Gottes: Das will so viel sagen: Ihr seid wie ein herrlicher und heiliger Brief, der bezeugt, mit welchem Nutzen und großer Treue wir das Predigtamt des Evangeliums bei euch verwaltet haben. Es ist aber dieser Brief durch unser Predigtamt geschrieben. Doch seid ihr kein solcher Brief, wie man ihn mit Tinte zu schreiben pflegt, sondern durch Mitwirkung des Heiligen Geistes und unser Predigtamt seid ihr zu solchen Menschen gemacht worden, wie es jetzt jedermann sieht, dass ihr so seid. Hier hat man zu bemerken, wie ordentlich Paulus das Predigtamt des göttlichen Wortes und die Wirkung des Heiligen Geistes zusammensetzt. Darum soll man die beiden nicht voneinander trennen oder absondern, wie es die Enthusiasten tun.

Steinerne Tafeln: In diese hat der Heilige Geist das Evangelium, dass wir euch gepredigt haben, nicht geschrieben, wie früher das Gesetz Moses von Gott geschrieben worden ist.

Des Herzens: Damit ihr nicht mit verhärteten und steinernen, sondern mit weichem Herzen das Evangelium annehmt. Ich will (spricht der Herr) euch ein einträchtiges Herz geben und einen neuen Geist in euch schaffen und will das steinerne Herz wegnehmen aus eurem Leib und ein fleischernes Herz hineingeben, damit sie in meinen Sitten wandeln und meine Rechte halten und sie befolgen. Und sie sollen mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein {Hes 11}. Solche lebendigen Briefe sind die Kirchen Christi, die durch das Predigtamt Christus gesammelt und durch die Arbeit der Prediger im Glauben und im christlichen Wandel erbaut werden. Denn das Volk lobt den Meister. Wehe aber denen, die die reine Lehre durch ihre eigene Schuld ohne Nutzen hören.

4. Ein solch Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott.

Vertrauen: Nach Luther: Dass wir euch zum Brief bereitet haben.

Zu Gott: Dass wir bis hierher mit großem Nutzen in unserem Predigtamt gearbeitet haben und dass Gott unserer christlichen Arbeit beisteht. Diese Worte setzt Paulus hinzu, damit nicht abermals jemand Paulus einer Vermessenheit beschuldigen könnte. Denn Gott erhört uns und segnet unsere Arbeit durch Christus und um Christi willen.

5. Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, etwas zu denken als von uns selber, sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott,

Von Gott: Was wir Gutes in unserem Predigtamt ausrichten können, dass schreiben wir nicht unseren Kräften oder unserem menschlichen Fleiß zu, sondern der göttlichen Güte und Allmacht. Also sollen die Kirchendiener es nicht sich selbst, sondern Gott zumessen, wenn sie im Weinberg des Herrn treu gearbeitet haben.

6. welcher auch uns tüchtig gemacht hat, das Amt zu führen des Neuen Testaments, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.

Buchstaben: Nach Luther: Buchstaben lehren ist nur Gesetze und Werke lehren, ohne die Erkenntnis der Gnade Gottes. Dadurch wird alles verdammt und des Todes für schuldig erkannt, was der Mensch ist und was er tut, denn er kann ohne Gnade Gottes nichts Gutes tun.

Geist: Nach Luther: Geist lehren ist die Gnade ohne Gesetz und Verdienst zu lehren, wodurch der Mensch lebendig und selig wird.

Macht lebendig: Der Sinn ist dieser: Gott der Herr macht uns tauglich und geschickt dazu, dass wir das Neue Testament lehren, dass Gottes Gnade und Güte, Vergebung der Sünden und das ewige Leben anbietet. Gott hat uns aber nicht gesandt, dass wir das Gesetz ohne das Evangelium lehren oder es mit dem Evangelium unrecht vermischen sollen, sondern dass wir das Evangelium den Menschen rein und lauter vortragen, wodurch der Heilige Geist gegeben wird, der die Herzen lebendig macht und erfreut. Denn das Gesetz treibt den Menschen zur Verzweiflung und tötet geistlich, wenn das Evangelium nicht darauf erfolgt. Und das Gesetz fordert zwar viel von dem Menschen, gibt ihm aber den Heiligen Geist nicht, durch den in uns recht gute Werke geschehen. Aber das Evangelium tröstet und richtet die Herzen auf, die, nachdem sie den Zorn Gottes empfunden haben, niedergeschlagen sind und gibt den Heiligen Geist, durch den die Herzen lebendig gemacht und wiedergeboren werden. Dass dies der rechte Sinn der Worte Paulus ist, ist aus den Worten, die der gleiche Apostel an anderer Stelle schreibt offenbar, die so lauten: Das will ich allein von euch lernen, habt ihr den Geist empfangen durch das Werk des Gesetzes oder durch die Predigt vom Glauben? Und ein wenig später: Wer euch nun den Geist reicht und solche Taten unter euch vollbringt, tut er es durch das Gesetzeswerk oder durch die Predigt vom Glauben {Gal 3}? Darum irren sich die stark, die diese Worte des Paulus so auslegen, dass sie aus dem Buchstaben den schlichten, einfältigen Sinn der Worte, wie sie lauten, verstehen. Durch den Geist aber der allegorischen oder verblümten und figürlichen Verstand. Dies ist eine Verkehrung der ganzen Heiligen Schrift, wodurch diese uns vollkommen unsicher und unbrauchbar gemacht wird. Darum sollen wir diese falsche Auslegung verwerfen und die richtige annehmen, dass wir nämlich durch den Buchstaben das Gesetz und durch den Geist das Evangelium verstehen, wie aus dem, was oben berichtet und nachfolgend zu lesen sein wird, ausreichend zu sehen ist. Daneben verwerfen wir jedoch die Allegorien und die verblümten Gleichnisse nicht, auf die der Heilige Geist in der Schrift gleichsam mit Fingern zeigt, nur, dass darin maßgehalten werden soll, und man nicht alles zu Allegorien oder Gleichnissen macht, wie es Origenes getan hat.

7. So aber das Amt, das durch die Buchstaben tötet und in die Steine ist gebildet, Klarheit hatte, also dass die Kinder Israel nicht konnten ansehen das Angesicht Moses um der Klarheit willen seines Angesichtes, die doch aufhört,

So: Paulus erklärt durch ein Gleichnis, wie viel besser die Lehre des Evangeliums ist, als die Lehre des Gesetzes.

Klarheit hatte: Das ist: Weil Gott dem Gesetz, das doch tötet und nicht lebendig macht, eine solche Majestät gegeben hat, dass die Kinder Israel das Angesicht des Gesetzgebers Moses wegen seiner Klarheit und seines Glanzes nicht anschauen konnten {2Mos 34}. Da doch das Gesetz einmal aufhören und auf Seite gelegt werden sollte. Was wird es dann für eine Majestät und Herrlichkeit des evangelischen Predigtamtes geben, die da lebendig macht und den Gläubigen den Heiligen Geist gibt?

8. wie sollte nicht viel mehr das Amt, das den Geist gibt, Klarheit haben?

9. Denn so das Amt, das die Verdammnis predigt, Klarheit hat, viel mehr hat das Amt, das die Gerechtigkeit predigt, überschwängliche Klarheit.

Predigt: Nämlich das Gesetz, das den Menschen die ewige Verdammnis droht, wenn sie es nicht halten.

Überschwängliche Klarheit: Das ist: Das Predigtamt des Evangeliums, woraus wir lernen, wie wir vor Gott gerecht werden, hat eine viel größere Herrlichkeit, Majestät und Ansehen, als das Gesetz, weil es die Gerechtigkeit des Glaubens all denen mitteilt, die dem Evangelium glauben. Denn durch das Gesetz werden wir nicht gerecht, sondern durch den Glauben, womit wir das Evangelium Christi annehmen.

10. Denn auch jenes Teil, das verklärt war, ist nicht für Klarheit zu achten gegen diese überschwängliche Klarheit.

Zu achten: Wenn die Herrlichkeit des Gesetzes, dass dennoch auch seine Majestät und sein Ansehen gehabt hat, mit der Majestät und Herrlichkeit des Evangeliums verglichen wird, so wird die Klarheit des Gesetzes allerdings verdunkelt und es ist überhaupt keine Klarheit zu erkennen. Denn so groß der Unterschied zwischen der Verdammnis und der Rechtfertigung ist, so groß ist auch der Unterschied zwischen dem Gesetz und dem Evangelium.

11. Denn so das Klarheit hatte, dass da aufhört, viel mehr wird das Klarheit haben, das da bleibt.

Bleibt: Nämlich das Evangelium, dass eine herrliche Lehre ist und viel herrlicher als das Gesetz, dass durch die falschen Apostel gegen das eine Evangelium so hoch erheben. Denn das Evangelium wird nicht abgetan wie das Gesetz und man darf auf keine andere Lehre warten vor dem Jüngsten Tag. Paulus hebt aber das Evangelium so hoch, damit er anzeigen kann, wie die Seligkeit nicht in der Lehre des Gesetzes, sondern in der Lehre des Evangeliums gefunden wird. Darum können die Katholiken, die nur die Lehre des Gesetzes betreiben, wie früher die falschen Apostel und nichts von der gnadenreichen Güte Gottes, die allein mit Glauben ergriffen wird lehren, den Menschen den rechten Weg zur Seligkeit nicht zeigen.

12. Dieweil wir nun solche Hoffnung haben, brauchen wir große Freudigkeit

Hoffnung haben: Dass die Lehre des Evangeliums nicht mehr abgetan wird, die uns Gottes Gnade umsonst anbietet.

Große Freudigkeit: In Fortpflanzung und Bestätigung der holdseligen evangelischen Lehre. So soll auch jeder Christ das Evangelium dem Teufel, dem Tod und der Hölle mit einer besonderen Freude entgegensetzen, sich auf die holdselige evangelische Verheißung verlassen und allen oben genannten Feinden Trotz bieten.

13. und tun nicht wie Mose, der die Decke vor sein Angesicht hing, dass die Kinder Israel nicht ansehen konnten das Ende des, der aufhört.

Decke: Nach Luther: Die Decke Moses ist, den Buchstaben und seine Lehre nicht zu erkennen. Das aufgedeckte Angesicht des Herrn ist eine klare Erkenntnis der Gnade und des Geistes, der uns frei macht vom Gesetz, den Buchstaben und seinen Werken, dass ihre Klarheit und Werke aufhören müssen.

Hing: Wenn er zum Volk hinausgehen und ihnen den Willen Gottes erklären wollte {2Mos 34}.

14. Sondern ihre Sinne sind verstockt; denn bis auf den heutigen Tag bleibt dieselbe Decke unaufgedeckt über dem Alten Testament, wenn sie es lesen, welche in Christo aufhört.

Verstockt: Denn das wird dadurch gemeint, dass die Israeliten das Angesicht des Gesetzgebers Moses nicht anschauen konnten wegen seiner Klarheit, warum er auch eine Decke auf sein Gesicht legen musste, damit nämlich ein großer Teil der Israeliten das Gesetz nicht recht angesehen verstanden hat. Denn sie meinten, dem Gesetz könnte mit äußeren Werken genug geschehen und sie glaubten nicht, dass das Gesetz einen vollkommenen Gehorsam des Herzens erfordert. Solch einen Glanz konnten sie nicht leiden. Darum sind sie mit der falschen Vorstellung geblendet, haben das Ende des Gesetzes nicht gesehen, wie nämlich einmal das Gesetz abgetan werden sollte, weil es vor Gott niemanden gerecht oder vollkommen macht. In der gleichen Blindheit stecken heutzutage alle päpstlichen Heuchler, die durch die Werke gerecht werden wollen, denn sie sehen nicht in das aufgedeckte und glänzende Angesicht Moses, sondern auf seine Decke. Darum meinen sie, es wäre eine einfache Sache, dem Gesetz Gottes genug zu tun, was man leicht leisten könnte.

Denn: Der Apostel fährt noch weiter fort mit dem Vergleich der Figur mit der Blindheit der Heuchler, wie es damals die Juden zum größten Teil waren und sich auch heutzutage noch viele finden.

Aufhört: Wenn man sein Evangelium mit Glauben annimmt.

15. Aber bis auf den heutigen Tag, wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem Herzen.

Aber: Paulus wiederholt die vorige Aussage mit etwas deutlicheren Worten.

Ihrem Herzen: Dass sie den rechten Sinn des Gesetzes nicht verstehen, wie und was für einen vollkommenen Gehorsam das Gesetz erfordert, auch nicht bemerken, dass es einen Mittler gebraucht hat, der für uns das Gesetz erfüllte und unsere Sünden versöhnte.

16. Wenn es aber sich bekehrte zu dem Herrn, so würde die Decke abgetan.

Es: Nach Luther: Das Herz der Juden.

Bekehrte: Nämlich das jüdische Volk durch die Predigt des Evangeliums.

Ab getan: Und würden verstehen, wie das Gesetz eine vollkommene Erfüllung erfordert, die kein Mensch leisten kann. Dann würden sie merken, dass ein Heiland nötig gewesen ist und all ihr Vertrauen auf Christus setzen. Obwohl sich heutzutage wenige Juden ernstlich zu Christus bekehren soll, man darum nicht an allen ganz und gar verzagen. Denn Gott hat in diesem Volk noch etliche Auserwählte, die Christus endlich erkennen und zur Seligkeit erhalten werden.

17. Denn der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.

Der Geist: Und wahrhaftige Gott, der die Herzen der Menschen durch das Predigtamt des Evangeliums erleuchtet, dass sie Christus als ihren Heiland erkennen und mit Glauben annehmen. Hier hat man das Zeugnis zu bemerken von der Gottheit des Heiligen Geistes.

Ist Freiheit: Nämlich die rechte Freiheit vor dem Fluch des Gesetzes, von der Sünde, dem Teufel und der Hölle. Darum haben die Christen, die mit dem Heiligen Geist beschenkt sind, das geistliche Reich Gottes in sich, dass da ist, Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist {Röm 14}. Denn der Geist Gottes gibt unserem Geist Zeugnis, dass wir Gottes Kinder sind {Röm 8}.

18. Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesichte; und wir werden verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit zu der andern als vom Geist des Herrn.

Spiegelt: Nach Luther: Wie der Spiegel ein Bild sieht, so sieht unser Herz die Erkenntnis Christi.

Uns allen: So viele von uns an Christus glauben, sehen wir nicht mehr auf das verdeckte Angesicht Moses, wie die Juden, sondern auf die Herrlichkeit des Herrn, die im Evangelium hervorleuchtet. Denn so wie ein Spiegel das Bild eines Menschen zeigt, so wird Gottes Güte und Gnade in der Lehre des Evangeliums auf das Klarste gesehen und erkannt. Jedoch erkennen wir diese große und überschwängliche Gnade und Güte Gottes in diesem Leben nicht vollständig, sondern sehen sie in dem lautersten Spiegel des Evangeliums die wir einmal im anderen Leben vollkommen erkennen werden. So wie Moses, indem er oft und viel mit Gott umgegangen ist, dahin gelangt ist, dass sein Angesicht geglänzt hat, so empfangen auch wir das gleiche Bild in unserem Herzen, wenn wir den Spiegel der göttlichen Güte ansehen und das holdselige Angesicht unseres gütigen himmlischen Vaters anschauen, so das in uns auch in diesem Leben das Bild Gottes anfängt, erneuert zu werden, womit wir unseren heiligsten und gerechtesten himmlischen Vater einigermaßen ähnlich werden und ihm folgen {Mt 5}.

Zu der anderen: Denn eine derartige Erleuchtung und Erneuerung hat ihre unterschiedlichen Grade und ihren unterschiedlichen Fortgang, sodass wir, je länger umso mehr unserem himmlischen Vater erkennen, wie gütig er ist, und seine Güte gegen unseren Nächsten erzeigen, auch seine Tugenden in unserem Wandel von Tag zu Tag umso heller scheinen lassen. Denn weil wir in dieser Welt leben, können und sollen wir in der Gottseligkeit immer weiter vorankommen und zunehmen.

Geist des Herrn: Nämlich Gott der Heilige Geist gibt uns solche Güte des himmlischen Vaters zu erkennen und erneuert sein Bild in uns. Denn Gott ist es, der uns seine Güte offenbart und in uns das Wollen und Vollbringen nach seinem Wohlgefallen bewirkt {Phil 2}. Hier hat man abermals das Zeugnis von der Gottheit des Heiligen Geistes zu bemerken, denn dieser wird hier des Herrn, das ist, Gottes Geist genannt.


Das 4. Kapitel

  • Der Apostel rühmt sich im Herrn und wahrhaftig, dass er das Evangelium ohne List und Betrug lehrt und stellt sich deswegen gegen seine Lästerer auf eine andere Stufe. Danach zeigt er an, warum nicht alle durch das Hören des Evangeliums bekehrt werden.
  • Und er lehrt, was man von den Unfällen und Gefahren, die sich bei der apostolischen Lehre ergeben, halten soll.

1. Darum, dieweil wir ein solches Amt haben, nachdem uns Barmherzigkeit widerfahren ist, so werden wir nicht müde,

Darum: Paulus fährt weiter fort, sein evangelisches Predigtamt zu rühmen, und greift zugleich auch die falschen Apostel als Heuchler an, die sich fromm und heilig stellen, wo sie doch in der Haut von Betrügern stecken und mit der Lehre des Evangeliums untreu umgingen.

Widerfahren ist: Dass mich Gott mit gnädigen Augen angesehen und aus einem Verfolger zum Apostel gemacht hat, mir auch aus Gnade verziehen, dass ich seine Kirche eine Zeit lang verfolgte. So bemühe ich mich mit höchstem Fleiß darum, dass ich die reine Lehre des Evangeliums in der Welt weit und breit ausstreue und viele Leute für Christus gewinne, lass mich auch von keiner Mühe oder Arbeit hindern und durch keine Gefahr bewegen, dass ich von meinem Amt Abstand nehmen würde. Denn ein Kirchendiener soll sich mit unablässigem Fleiß darum bemühen, dass die Ehre Christi und die Seligkeit der Menschen befördert werden. Und die Verzeihung schwerer Sünden von Gott erlangt haben, die haben Grund, Gott umso fleißiger in Zukunft zu dienen.

2. sondern meiden auch heimliche Schande und gehen nicht mit Schalkheit um, fälschen auch nicht Gottes Wort, sondern mit Offenbarung der Wahrheit und beweisen uns wohl gegen aller Menschen Gewissen vor Gott.

Heimliche Schande: Dass wir auch im Geheimen nichts Unehrenhaftes oder was einem Christenmenschen und gottseligen Kirchendiener übel ansteht, begehen, wie es die falschen Apostel als Heuchler tun, die sich nach außen fromm und heilig stellen, aber innerlich voller Bosheit stecken. Denn ein frommer Mensch hat auch im Geheimen Gott vor Augen, damit er nichts Unrechtes oder Betrügerisches aus falschem Herzen begeht.

Nach Luther: Paulus beschuldigt die falschen Apostel, die nach außen schön glänzen, aber nach innen voller Unrat sind {Mt 23v25 v27}.

Fälschen auch nicht: Wie es die falschen Apostel tun. Denn die himmlische Lehre zu verfälschen ist eine viel größere Bosheit, als Waren oder Münzen zu fälschen, weil dies nur dem Leib schadet, jenes aber die Seelen tötet.

Vor Gott: Das ist: Wir lehren das Evangelium Christi hell, lauter und rein, damit die himmlische Wahrheit, die durch uns der Welt offenbar gemacht wird, die Gewissen der Menschen zufrieden stellt, dass Gott auch, vor dessen Angesicht wir predigen, sich unsere treue Arbeit gefallen lässt. Denn die Kirche hat die Macht über die Lehre zu urteilen, doch so, dass sie die Wahrheit nicht verdammt.

3. Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist es in denen, die verloren werden, verdeckt,

Verdeckt: Dass es von etlichen nicht verstanden und angenommen wird und es ihnen ebenso erscheint, als würden wir lauter verdeckte und unverständliche Worte predigen. Denn weil viele Menschen den Predigten der Apostel nicht glaubten, so zeigt Paulus den rechten Grund dieses Unglaubens an und sagt, dass der Fehler nicht an der Lehre, sondern an den Zuhörern ist.

4. bei welchen der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Klarheit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes {Kol 1v15 Hebr 1v3}.

Gott: Nach Luther: Der Teufel, der der Fürst und Gott der Welt ist. Denn sie dient ihm und ist unter ihm.

Helle Licht: Denn unsere evangelische Lehre ist an sich selbst nicht dunkel, sondern wie ein helles Licht, worin die Herrlichkeit und Majestät Jesu Christi, Gottes und Menschen und des Erlösers des menschlichen Geschlechts hervorleuchtet. Denn dieser wird uns im Evangelium vorgehalten als das Ebenbild Gottes, weil er uns nach seinem Wesen und nach seiner Barmherzigkeit, auch wegen anderer göttlicher Tugenden dem, mit ihm gleich ewigen Vater, vorstellt, damit der, der Christus aus dem Evangelium richtig erkannt hat, auch den Vater richtig erkennt. Aber der Teufel, der die Herzen der Menschen in dieser Welt gefangen hält, blendet die verstockten Leute so, dass sie das Licht des Evangeliums wie eine Eule den Glanz der Sonne nicht dulden können, sondern blind und unverständig bleiben. An dieser Stelle wird der Teufel ein Gott dieser Welt genannt, nicht, weil er die Welt erschaffen oder die Herrschaft der Welt in seiner Gewalt hätte, sondern dass er aus dem Beschluss Gottes die Herzen der Gottlosen dahin treibt, wohin er will und dass der größere Teil dieser Welt vielmehr dem Teufel als Gott dient. So bezeichnet Paulus an anderer Stelle auch den Bauch derjenigen als Gott, die viel mehr die Bequemlichkeit und die Wollust dieses Lebens suchen, als dass sie sich um die Ehre Gottes und die ewige Seligkeit bemühen {Phil 3}. Auch hat man hier zu merken, dass der Teufel die Herzen der Menschen blendet, damit sie das helle Evangelium nicht annehmen können. Darum soll man an der Wahrheit der evangelischen Lehre wegen des Unglaubens der Menschen keineswegs zweifeln.

5. Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesum Christ, dass er sei der Herr, wir aber eure Knechte um Jesu willen.

Nicht uns selbst: Mit diesen Worten will Paulus der Einrede zuvorkommen, dass jemand (wie es heutzutage die Schwenkfelder tun) ihm hätte vorwerfen können, er würde sein evangelisches Predigtamt so hoch erheben, damit er sich selbst rühmte und dieses nicht so sehr zur Ehre Christi als wegen seines eigenen Lobes suchen würde.

Jesus willen: Dessen Evangelium wir euch predigen. Darum sind die Schwenkfelder und ihres gleichen Lästerer, wenn sie den Ruhm des evangelischen Predigtamtes so auslegen, als ginge es den Kirchendienern darum, dass sie in der Kirche zu herrschen wünschten oder sich gar an Christi Stelle setzen wollten.

6. Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass (durch uns) entstünde die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi {1Mos 1v3}.

Entstünde: Nach Luther: Das ist: Wir sollen leuchten und predigen, wie man Gottes Gnade erkennen soll, die uns in Christus erzeigt wird. Für andere mögen Werke und Gesetze leuchten.

Erleuchtung: Denn durch unser Predigtamt erleuchtet Gott die Herzen der Menschen. Und obwohl wir Apostel auch Menschen sind, so hat doch eben dieser Gott, der am Anfang der Welt Licht mit seinem allmächtigen Wort aus der Finsternis hervorgezogen hat, unsere Herzen mit dem Glanz seiner Erkenntnis erleuchtet, damit durch unser Predigtamt auch andere erleuchtet werden und die Herrlichkeit Gottes erkennen, nämlich, wie reich er an Barmherzigkeit gegen die bußfertigen Sünder ist. Diese Herrlichkeit und Majestät Gottes leuchtet in dem lieblichsten und holdseligsten Angesicht unseres Heilandes Jesus Christus hervor, indem er sich gegen den bußfertigen Sünder gütig und gnädig erweist. Denn wer Gottes, des himmlischen Vaters, Gemüt, wie er gegen das menschliche Geschlecht gesinnt ist, recht erkennen möchte, der soll in das Angesicht, das ist, die Worte und Taten Christi schauen, indem uns auch das gnädige Angesicht des himmlischen Vaters gezeigt wird. Denn Christus sagt: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken {Mt 11}. Daneben soll man hier merken, dass Gott der Herr die Diener seines Wortes erleuchtet, damit durch sie auch andere erleuchtet werden.

Angesicht: Nach Luther: Durch die Erkenntnis Christi, nicht durch das Angesicht Moses, der die Erkenntnis des Gesetzes ist. Denn durch Christus erkennen wir Gott {Joh 6v68}.

7. Wir haben aber solchen Schatz in irdischen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft sei Gottes und nicht von uns.

Wir: Weil die Apostel vor der Welt ein sehr geringes Ansehen hatten, ob sie auch die großen Dinge, wie sie versprochen hatten, wirklich leisten könnten, und es vielen ungereimt vorkommen konnte, dass sie dabei behilflich sein könnten, den Menschen die ewige Seligkeit zu bringen, wo sie doch selbst in der Welt die unglücklichsten Menschen waren und mit schweren Verfolgungen umgetrieben wurden. So beantwortet dies Paulus an dieser Stelle auch.

Nicht von uns: Denn wir Apostel bekennen gern, dass wir wie gebrechliche Gefäße sind, die aus Erde gemacht worden sind. Zumal wir Erde sind und wiederum zur Erde werden. Nichtsdestoweniger aber bietet Gott der Herr in solch irdischen Gefäßen der Welt himmlische Schätze an, die mit keinen Gütern der Welt bezahlt werden können. Und Gott verrichtet solch große Dinge (dass er die Menschen aus der Gewalt des Teufels durch das Predigtamt des Wortes errettet) durch unansehnliche Menschen, damit dadurch Gottes Güte und Allmacht offenbar wird und umso mehr hervorleuchtet, der wir alles gern und willig zumessen und nicht uns selbst, wenn wir etwas Vortreffliches in der Kirche ausrichten. Denn wenn Demosthenes, als ein gewaltiger Redner, das Evangelium Christi mit großem Fortgang und unter jedermanns Beifall gepredigt hätte, so hätte man es nicht der göttlichen Kraft und Wirkung, sondern der menschlichen Beredtheit zugeschrieben. Wir sollen aber die himmlischen Schätze, die uns im Evangelium vorgetragen werden, hoch achten und ständig daran denken, dass wir gebrechliche und irdene Gefäße sind. Denn solche Zunahmen reimen sich auf alle Christen.

8. Wir haben allenthalben Trübsal, aber wir ängsten uns nicht; uns ist bange, aber wir verzagen nicht;

Trübsal: Denn wir finden überall Widersacher, die uns lästig sind. Und Paulus will hier dem Ärgernis begegnen, das aus der Verfolgung der Apostel entstand. Will uns also anzeigen, dass die Trübsal der Frommen die Seligkeit nicht behindert, sondern vielmehr fördert.

Uns nicht: Dass wir deswegen in unserer Aufgabe nicht nachlassen, sondern wir fahren viel mehr ohne Scheu durch alle Hindernisse hindurch unter Fortpflanzung und Erweiterung des Evangeliums fort.

Verzagen nicht: Wenn wir auch gelegentlich in solche Gefahr kommen, dass wir nicht wissen, wohin wir uns wenden sollen, so lassen wir dennoch in solch großen Beschwerlichkeiten den Mut nicht sinken.

9. wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen; wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.

Nicht verlassen: Von Gott, der uns zur rechten Zeit zu Hilfe zu kommen pflegt.

Unterdrückt: Von der Welt, die versucht uns mit Gewalt zu vertilgen.

Nicht um: Denn Gott richtet uns wunderbar wieder auf und erhält uns, bis wir den Lauf unseres Berufs vollendet haben. Diese Worte des Paulus lehren, dass Gott seine treuen Kirchendiener in wunderbarerweise, in mancherlei Gefahr und Trübsal schützt, und geben zu verstehen, dass auch von anderen Christen der Spruch des Psalms wahr ist: Der Gerechte muss viel leiden, aber der Herr hilft ihm aus dem allen {Ps 34}.

10. Und tragen um immer das Sterben des Herrn Jesu an unserm Leibe, auf dass auch das Leben des Herrn Jesu an unserm Leibe offenbar werde.

Unserem Leib: So, dass wir nach dem Beispiel Christi viele und große Trübsal ausstehen und täglich dem Tod unterworfen sind um Christi willen, den wir predigen. Dies lässt aber Gott zu, nicht damit andere durch unsere Trübsal geärgert und vom Evangelium Christi abgeschreckt werden, sondern dass in unserer Trübsal, wenn wir dem Anschein nach dem Tod bereits im Rachen stecken, andere unsere Standhaftigkeit sehen und spüren, dass Christus wahrhaftig in uns lebt, der uns Stärke und Kraft gibt, dass wir viel eher alle äußerste Marter und Gefahr mit unerschrockenem Herzen ausstehen, als sein Evangelium fahren zu lassen. Darum, so oft wir dem Tod übergeben werden und dennoch bei der Wahrheit verharren, so oft gebührt es euch, daraus Leben und Freude zu nehmen, dass ihr bei der Lehre Christi standhaft bleibt. Deswegen sollen unsere Trübsale euren Glauben stärken. Denn man soll nicht über die Trübsal frommer Menschen spotten, damit wir Christus selbst nicht verspotten. Und es sollen durch die Christen, die Verfolgung und Marter erleiden, andere beherzt werden, dass sie umso freudiger in Christus Leben und sich bemühen der Geduld und Standhaftigkeit der Bekenner oder Märtyrer Christi nachzufolgen.

11. Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleische.

12. Darum so ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in euch.

13. Dieweil wir aber denselben Geist des Glaubens haben (nachdem geschrieben steht: Ich glaube, darum rede ich), so glauben wir auch, darum so reden wir auch

Dieweil: Paulus zeigt an, dass die Verfolgungen das Evangelium nicht unterdrücken, sondern vielmehr die Bekenner des Evangeliums aufmuntern, ihren Glauben vor der Welt zu bekennen.

Geist des Glaubens: Nämlich den Heiligen Geist, der den Glauben an den Messias in den heiligen Patriarchen bewirkt hat. Weil wir diesen bei uns haben, so bekennen wir unseren Glauben vor der Welt und kümmern uns um keine Gefahr oder Feindschaft darüber in der Welt.

Rede ich: Und schäme mich nicht, meinen Glauben vor der Welt zu bekennen. So heißt es im 116. Psalm.

Reden wir auch: Dass wir das Evangelium Christi vor der Welt predigen und bekennen, obwohl uns dasselbe begegnet, was gleich darauf im selben Psalm folgt, nämlich: Ich werde aber sehr geplagt. Das bedeutet: Ich leide große Trübsal um des Bekenntnisses der himmlischen Wahrheit willen. Wo deswegen ein rechtschaffener Glaube im Herzen ist, da soll dieser freilich auch durch das Bekenntnis hervorbrechen. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht, und wenn man mit dem Mund bekennt, so wird man selig {Röm 10}.

14. und wissen, dass der, so den Herrn Jesum hat auferweckt, wird uns auch auferwecken durch Jesum und wird uns darstellen samt euch.

Darstellen: Zu Erben des ewigen Lebens und der Seligkeit. Dies setzt Paulus als Trost hinzu für die, die denken könnten: Wie aber, wenn wir um des Evangeliums willen sogar ums Leben gebracht werden, was haben wir danach davon? Paulus antwortet: Weil wir ohnedies einmal sterben müssen, so haben wir dadurch keinen Verlust daran, wenn wir um Christi willen getötet werden. Denn er wird uns wieder auferwecken und mit der ewigen Unsterblichkeit beschenken.

15. Denn es geschieht alles um euretwillen, auf dass die überschwängliche Gnade durch vieler Danksagen Gott reichlich preise.

Euren Willen: Und es gereicht euch zum Besten, was Gott über uns verhängt, was uns Widriges begegnet, damit ihr an uns ein Beispiel der Standhaftigkeit und Geduld habt, der ihr folgen könnt, und dass unsere Freude, das Kreuz zu tragen, euren Glauben stärke. Darum sollt ihr Korinther über unsere Trübsal nicht kleinmütig werden, weil diese auch zur Ehre Gottes gereicht und seine große Güte in unserer Erhaltung und Rettung umso augenscheinlicher gespürt wird, damit wegen dieser wunderbaren Erlösung, die uns von Gott widerfährt, er von vielen gelobt und gepriesen wird und ihr ihm auch viele herrliche und angenehme Opfer zum Preis seines Namens bringt. Denn wir sollen auch für die Erlösung anderer Menschen Gott danken, weil wir Glieder eines Leibes sind.

16. Darum werden wir nicht müde, sondern ob unser äußerlicher Mensch verwest, so wird doch der innerliche von Tag zu Tag erneuert.

Darum: Weil unsere Trübsal zu eurer Wohlfahrt und zum Preis des göttlichen Namens gereicht, so lassen wir uns unsere Aufgabe nicht verleiden, so mühsam und gefährlich sie auch immer sein mag, dass wir uns wünschen könnten, davon auszusetzen, noch viel weniger, dass wir die christliche Religion, um der Verfolgung willen zu verleugnen im Sinn hätten. Denn wer bis ans Ende ausharrt, der wird selig werden {Mt 24}.

Erneuert: Das will so viel sagen: Obwohl unser äußerlicher, fleischlicher Mensch geplagt und immer schwächer wird, bis er schließlich stirbt, so wird doch der neue Mensch, der in der Taufe aus Gott wiedergeboren ist, von Tag zu Tag stärker und nimmt durch die Trübsal der Glaube samt der Hoffnung und Liebe in ihm zu. Denn jeder Christ ist gleichsam ein zweifacher Mensch, ein äußerer und ein innerer. Der äußere sucht zeitlichen Nutzen und möchte, dass es ihm in diesem Leben gut ergeht. Aber der innere hat allein Lust zu den Sachen, die Gott gefallen, obwohl sie dem Fleisch unangenehm sind. Was nun den äußerlichen Menschen fehlt, das gewinnt der innerliche Mensch, und je mehr der äußerliche Mensch getötet wird, umso mächtiger wird der innerliche Mensch, und nimmt umso mehr zu. Darum soll man die Trübsal auch deswegen geduldig erleiden, weil sie gleichsam eine Arznei ist, wodurch der innere und neue Mensch gestärkt wird.

17. Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit

Denn: Paulus bringt noch einen anderen Grund vor, der uns bewegen soll, dass wir die Trübsal geduldig ertragen.

Wichtige Herrlichkeit: Die ewig und unaussprechlich ist, die von keinem leiblichen Auge gesehen, sondern in Hoffnung erwartet wird. Danach sollen wir streben.

18. uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.


Das 5. Kapitel

  • Paulus lehrt, wie man das Kreuz tragen soll und woher es kommt, besonders aber mildert er die Schrecken des Todes.
  • Er rühmt danach wiederum seine und seiner Gehilfen Treue in der Predigt des Evangeliums und stellt sein Ansehen gegen die falschen Apostel wieder her.
  • Er sagt auch, welchen Nutzen diejenigen davon haben, die die Guttaten Christi durch den Glauben bekommen.
  • Ferner schreibt er von dem Geheimnis unserer Seligkeit und zeigt an, was die Kirchendiener dabei tun.

1. Wir wissen aber, so unser irdisches Haus, diese Hütte, zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist, im Himmel.

Wir: Der Apostel fährt noch weiter fort, die Christen gegen allerlei Trübsal zu stärken und beherzt zu machen und weil der Tod der menschlichen Natur schrecklich vorkommt, so setzt er in diesem Schrecken auch einen Trost entgegen.

Ewig ist: Denn es ist sicher, dass unsere irdischen Körper, worin die Seelen gleichsam wie in einer Hütte wohnen, ja in denen auch Gott selbst wohnt, obwohl sie durch den Tod verwesen und zu Staub und Asche werden, dennoch von Gott einmal wieder zurechtgebracht und erstattet werden. Dies geschieht nicht durch natürliche Mittel, sondern durch die Allmacht unseres Gottes. Dieser wird uns eben die Leiber wiedergeben, die verwest sind, die aber nicht mehr verweslich sein werden, sondern unverweslich und mit himmlischer Herrlichkeit begabt, mit denen wir in alle Ewigkeit im Himmel die ewige Freude genießen werden. Indem Paulus unsere Leiber mit Hütten vergleicht, erinnert er uns an die menschliche Gebrechlichkeit und Ungewissheit dieses zeitlichen Lebens. Denn eine Hütte wird leicht von ihrem Ort verrutscht, indem er die Wiedererstattung unserer Leiber lehrt, will er uns gegen den Tod beherzt machen, damit wir in Betrachtung der Auferstehung den Tod nicht gar zu sehr fürchten. Denn wir sollen uns vor der Erneuerung unserer Leiber, die durch den Tod geschieht, nicht schrecken lassen.

2. Und über demselben sehnen wir uns auch nach unserer Behausung, die vom Himmel ist, und uns verlangt, dass wir damit überkleidet werden, ?

Sehnen wir uns: Nach dem inneren Menschen, dass wir ein Verlangen haben nach der Erneuerung unserer Körper und wünschen, dass unsere gebrechlichen und verweslichen Leiber wie er umso lieber die selige Unsterblichkeit und himmlischer Herrlichkeit anziehen sollten, die uns sicher einmal widerfahren wird.

3. So doch, wo wir bekleidet und nicht bloß erfunden werden.

Bekleidet: Denn eben diese Unsterblichkeit und himmlische Herrlichkeit wird denen widerfahren, die Christus wie ein rechtes hochzeitliches Kleid angezogen haben. Die aber dieses Kleid nicht haben werden und nackt gefunden werden, die werden in die äußerste Finsternis hinaus geworfen. Wir aber ziehen Christus in der Taufe an, damit sein ganzer Verdienst uns zugerechnet wird und seine Unschuld unsere Sünden und Mängel bedeckt {Gal 3}. Danach ziehen wir Christus auch an durch Nachfolge seiner Tugenden. Wie geschrieben steht: Zieht den Herrn Jesus Christus an und erwartet den Leib, doch so, dass er nicht geil wird {Röm 13}.

4. Denn dieweil wir in der Hütte sind, sehnen wir uns und sind beschwert, weil wir wollten lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, auf dass das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben.

Beschwert: Mit mancherlei Lasten und Beschwerden, die dieses Leben mit sich bringt. Besonders aber beschwert uns die Erbsünde, die verhindert, dass wir unserem Herrn Gott diesen Gehorsam nicht leisten, wie wir es eigentlich sollten.

Nicht entkleidet: Weil wir wissen und verstehen, dass unser sterblicher Leib abgelegt werden muss, wie ein altes und schmutziges Kleid, so kommt uns dies dennoch sehr sauer und herb vor und wir möchten wünschen, dass wir ohne den Tod, wenn es möglich wäre, erneuert und mit der ewigen Unsterblichkeit bekleidet würden, so, dass das, was an uns sterblich und verweslich ist, ohne den Tod weggenommen und in die Unsterblichkeit verwandelt würde. Aber dies kann nicht geschehen, nur an den Wenigen, die der Tag des Herrn lebendig ergreifen wird. Denn die ganze menschliche Natur entsetzt sich wegen der Absonderung der Seele vom Leib. Darum ist der Schrecken des Todes nicht unbedingt eine Sünde.

5. Der uns aber zu demselben bereitet, das ist Gott, der uns das Pfand, den Geist, gegeben hat.

Bereitet: Dass wir im anderen Leben herrlich und unsterblich gemacht werden.

Ist Gott: Dem wir dafür zu danken haben. Unterdessen sollen wir uns daran erfreuen, dass uns Gott wieder lebendig macht und unsere Seelen mit verklärten Leibern bekleiden will, wofür wir ihm von Herzen danken sollen.

Den Geist: Nämlich den Heiligen Geist, der unserem Geist Zeugnis gibt, dass wir Gottes Kinder sind {Röm 8}. Wenn wir denn vom Heiligen Geist, wie mit einem Siegel dessen vergewissert und versichert werden, dass wir Erben des ewigen Lebens sind, so können wir freilich auch dessen gewiss sein, dass unsere Körper, die Wohnungen und Tempel des Heiligen Geistes sind, wieder zur ewigen Unsterblichkeit und Herrlichkeit auferstehen werden. Warum fürchten wir uns dann vor dem Tod und jagen diese Furcht nicht vielmehr durch den Glauben von uns weg?

6. Wir sind aber getrost immer und wissen, dass, dieweil wir im Leibe wohnen, so wallen wir dem Herrn.

Wir: Was Paulus von den Begierden und Verlangen nach der seligen Unsterblichkeit der Frommen spricht, das sind zugleich versteckte Erinnerungen, dass wir so gesinnt sein sollen, wie er von uns schreibt.

Getrost: Und haben ein gutes Gewissen, obwohl wir in der Welt Trübsal leiden und geplagt werden.

Wallen wir: Wie Fremde und Wanderer zu dem himmlischen Vaterland. Denn solange wir noch in diesem sterblichen Leib sind, kommt es uns so vor, als ob wir noch weit von Gott entfernt wären, weil wir ihn noch nicht sehen, sondern nur an ihn glauben. Darum wandeln wir auch im Glauben und nicht im Sehen Gottes. Erst in jenem Leben werden wir sehen, wie er ist.

7. Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen.

8. Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn.

Lust: Wir wollten lieber vom Leib erlöst sein und mit unserem Gott wandeln, als in dem Jammertal dieses Lebens, wie in der Fremde herum ziehen. Denn obwohl die Christen viele Trübsale und Anfechtungen haben, jedoch, weil ihr Gewissen mit dem Wort des Evangeliums ruhig gemacht worden ist, so freuen sie sich auch mitten in den Trübsalen. Wir sollen uns aber erinnern, dass wir in dieser Welt weilen und Fremdlinge sind, weshalb wir mit der Herberge dieser Welt, die oft sehr unbequem ist, vorliebnehmen sollen und unsere Herzen nicht an zeitliche Dinge hängen. Und es begehren zwar die Christen nach dem inneren Menschen aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein, obwohl wir aber in diesem Leben Gott nicht sehen, so werden wir jedoch niemals von ihm verlassen.

9. Darum fleißigen wir uns auch, wir sind daheim oder wallen, dass wir ihm wohl gefallen.

Darum: Weil wir nämlich ein Verlangen haben, mit unserem Gott im anderen Leben zu wandeln.

Wohlgefallen: Und nichts begehen, weil wir noch in diesem Leben wallen, dass unserem Herrn Gott missfallen könnte, sondern richten all unser Tun darauf aus, dass wir je länger umso mehr gereinigt werden, im anderen Leben werden wir daheim sein und ihm auch stets gefallen können. Wer sich deshalb nicht bemüht, Gott zu gefallen, der ist nicht unter die rechten Christen zu zählen.

10. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibes leben, es sei gut oder böse {Röm 14v10}.

Oder böse: Wer deshalb durch die ewige Belohnung sich nicht bewegen lässt, dass er Gutes tut, den sollten doch die ewigen Strafen von Sünden abschrecken. Denen aber, die Buße tun und an Christus glauben, werden die begangenen Sünden nicht zugerechnet, sondern zugedeckt {Ps 32 1Joh 1}. Und die guten Werke der Frommen werden mit Belohnung vergolten, die Gottlosen aber und die Unbußfertigen werden ihre gerechte Strafe empfangen, wie sie es mit ihren Sünden verdient haben.

11. Dieweil wir denn wissen, dass der Herr zu fürchten ist, fahren wir schön mit den Leuten; aber Gott sind wir offenbar. Ich hoffe aber, dass wir auch in eurem Gewissen offenbar sind.

Dieweil: Paulus spricht abermals von seiner und von der Treue der Apostel gegen die Verleumder und klagt heimlich die falschen Apostel an, die sich für rechtschaffene Diener der Kirche ausgeben und rühmen und dies doch im Werk nicht leisten.

Fürchten ist: Immer und überall in allem unseren Tun und dass wir solche Furcht in der Tat erklären sollen, weil wir Gott dem Herrn von der Verwaltung unseres apostolischen Amtes einmal Rechenschaft werden geben müssen.

Fahren wir: Nach Luther: Das ist: Wir tyrannisieren die Menschen nicht, noch treiben wir sie mit Bannen oder anderen schlimmen Maßnahmen, denn wir fürchten Gott, sondern wir lehren sie ordentlich, damit wir niemanden aufsässig machen.

Schon: Wir lehren mit gebührender Mäßigung und gehen mit unseren Zuhörern gesittet um.

Offenbar sind: Denn obwohl unsere Art und Weise, die Kirche Gottes zu regieren, nicht jedermann gefällt, so wissen wir doch, dass sie Gott gefällt, der unser Herz und unseren gottseligen Fleiß am besten kennt. So haben wir auch keinen Zweifel daran, dass euch unsere Aufrichtigkeit und Treue ausreichend bekannt ist, denn euer Gewissen wird uns in dieser Sache Zeugnis geben müssen. Darum soll sich ein getreuer Kirchendiener nicht fürchten, obwohl er nicht jedermann gefallen kann, wenn nur sein Tun Gott gefällt. Die Kirche aber soll das väterliche Herz ihrer Kirchendiener erkennen, sie in Ehren halten und ihrer Treue Zeugnis geben.

12. Dass wir uns nicht wiederum loben, sondern euch eine Ursache geben, zu rühmen von uns, auf dass ihr habt zu rühmen wider die, so sich nach dem Ansehen rühmen und nicht nach dem Herzen.

Dass: Paulus begegnet erneut einer Einrede, damit es nicht den Anschein nehmen könnte, er würde seine eigene Ehre suchen, indem er von seiner Treue und Aufrichtigkeit berichtet. Als wollte er sagen: Ich schreibe dies nicht deswegen, dass ich meine Person bei euch rühme, sondern dass ich euch Anlass geben, wie ihr mich und andere reine Diener des Evangeliums gegen die falschen Lehrer verteidigen sollt, die dem äußeren Schein nach großen Eifer für die Kirche Gottes zu zeigen scheinen, obwohl sie doch Heuchler sind und es nicht vom Herzen kommt. Denn die Kirche soll das Ansehen und den guten Namen der frommen Prediger gegen die Lästerer verteidigen. Und es ist viel daran gelegen, dass die Kirche die reinen Kirchendiener hochhält und Gutes von ihnen spricht.

13. Denn tun wir zu viel, so tun wir es Gott; sind wir mäßig, so sind wir euch mäßig.

Tun wir zu viel: Nach Luther: Obwohl wir scharf mit den Leuten umgehen, so dienen wir doch Gott damit. Handeln wir aber ordentlich und gemäßigt mit Ihnen, so tun wir es den Menschen zu Diensten, was allenthalben recht und wohlgetan ist.

Euch mäßig: Das will so viel sagen: Wir verrichten unser Amt, obwohl wir es nicht jedermann recht machen können. Denn wenn wir aus großem Eifer mit euch sprechen und eure Fehler mit Ernst verbessern, sodass wir von etlichen Menschen als zu streng angesehen werden, so dienen wir in der Sache mit einem gottseligen Eifer unserem Herrn und Gott, um dessen Ehre es geht. Wenn wir aber nach einer scharfen Strafpredigt freundlich und mild mit euch umgehen, so tun wir dies um euretwillen und zu eurem Besten, damit ihr nicht dem Evangelium Christi abgeneigt oder mit zu großer Traurigkeit unterdrückt werdet. Denn ein Kirchendiener muss einmal scharf und ernst, dann wiederum sanft und mild sein, je nachdem, wie es die Notwendigkeit bei den Zuhörern erfordert.

14. Denn die Liebe Christi dringt uns also, weil wir halten, dass, so einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben.

Und also: Dass wir unser Amt an euch treu verrichten. Denn wir möchten diesem, unserem Heiland, viele Menschen gewinnen und bemühen uns darum, dass die Christen in ihrem Wandel und so auch in ihrem ganzen Leben sich dankbar gegen Christus erzeigen. Egal also, ob wir ernst oder mild sind, alles kommt aus der rechtschaffenen Liebe an Christus, unseren Erlöser, die wir zu ihm haben.

Alle gestorben: Denn man muss eigentlich daran glauben, dass Christus für alle Sünder gestorben ist. Darum ist es vor den Augen Gottes ebenso viel, als wenn sie alle gestorben wären und für ihre Sünden genug getan hätten, sofern sie nur an Christus glauben. Denn denen, die wahrhaftig an Christus glauben, wird der ganze Verdienst Christi zugerechnet. Weil aber die Sünder mit dem Tod Christi vom ewigen Tod erlöst sind, so ist es recht, dass die, die diese Wohltat erkennen, die ganze übrige Zeit ihres Lebens ihren Erlöser, Jesus Christus, dienen. Man lebt aber und dient Christus mit einem gottseligen und christlichen Wandel, wie es einem Christen gebührt. Dieser Satz des Paulus gibt uns einen Trost, dass wir hören, wie unsere Sünden versöhnt sind, und hält, uns eine Erinnerung vor, dass wir unserem Herrn und Gott, Jesus Christus, mit einem unsträflichen Wandel dankbar sein sollen.

15. Und er ist darum für sie alle gestorben, auf dass die, so da leben, künftig nicht ihnen selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.

16. Darum von nun an kennen wir niemand nach dem Fleisch; und ob wir auch Christus gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr.

Darum: Jetzt lehrt Paulus, was für gute Früchte, denen folgen, denen die Guttaten Christi durch den Glauben wahrhaftig zugeeignet werden.

Nach Luther: Nach dem Fleisch Christus nicht mehr erkennen ist, nichts Fleischliches an ihm suchen oder erwarten, wie es die Jünger vor dem Leiden getan haben, sondern sich mit seinem Wort begnügen, worin sie ein geistliches und ewiges Gut haben.

17. Darum, ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu worden.

Neu geworden: Wie es früher der Prophet Jesaja von dem Reich Christi geweissagt hat und der Sinn dieser Worte ist folgender: Weil wir wissen, dass wir darum von Christus erlöst sind, damit wir ihm treu dienen, so handeln wir jetzt nicht fleischlich, wenn wir den Nächsten lieben und unser Amt verrichten, halten auch kein Ansehen der Personen und suchen nicht unseren fleischlichen Nutzen, sondern möchten Gottes Ehre und die Seligkeit der Menschen fördern. Und obwohl viele von ihnen, auch unter den Aposteln, in Christus fleischlichen Nutzen gesucht haben, als sie gemeint haben, dass er einmal ein weltlicher König sein würde, der die Seinen mit zeitlichen Gütern und Würdigkeit beschenken würde, so haben sie doch diese fleischliche, falsche Meinung abgelegt und suchen keine fleischliche, sondern geistliche und ewige Guttaten an Christus. Denn die Christus durch den Glauben einverleibt sind, dass sie seine wahrhaften, geistlichen Glieder geworden sind, die sind aus Gott wiedergeboren und erneuert und gleichsam neue Geschöpfe geworden, dass sie nun, nachdem sie geistlich und wiedergeboren sind, in all ihren Handlungen Gottes Ehre und die Wohlfahrt des Nächsten betrachten. Dass wir aber im Reich Christi durch das Predigtamt des Evangeliums erneuert werden, hat auch der Prophet Jesaja zuvor gesehen und geweissagt in Kapitel 43. Darum, wenn wir rechtschaffene Christen sind, so sollen wir nicht fleischliche Dinge in Christus und in unserem Beruf suchen, sondern Gottes Ehre und die Wohlfahrt des Nächsten soll der Zweck all unseres Handelns sein. Die Schwenkfelder aber irren sich sehr, die diese Worte des Paulus (wir kennen Christus nicht mehr nach dem Fleisch) dahin deuten und zwingen, dass Christus nach seiner Auferstehung kein wahres Fleisch mehr habe. Denn solche falschen Auslegungen der ganzen Texte, wie sie nacheinander erfolgen, haben sich selbst ausreichend widerlegt, wie wir gehört haben.

18. Aber das alles von Gott, der uns mit ihm selber versöhnt hat durch Jesum Christus und das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt.

Alles von Gott: Nämlich alle Guttaten, die uns durch Christus widerfahren, haben wir aus lauter grundloser Gnade und Güte Gottes.

Amt gegeben: Nämlich das Predigtamt, das er uns Aposteln und anderen treuen Kirchendienern auferlegt und anvertraut hat, dass wir mit der Predigt des Evangeliums all diejenigen der Versöhnung teilhaftig machen, die unser Predigtamt recht gebrauchen, das ist, die dem Evangelium glauben, dass wir predigen. Denn die Versöhnung, die durch Christus erlangt worden ist, nützt denen, die das Predigtamt, also die Predigt des Evangeliums und die Sakramente, die von Gott eingerichtet sind, nicht verachten.

19. Denn Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.

War in Christus: Nämlich die ganze Heilige Dreifaltigkeit hat in Christus gewohnt und wohnt in ihm, obwohl nur allein die andere Person der Gottheit Mensch geworden ist und derselbe wahrhafte Gott, der in dem Menschen Christus, als in seinem allerheiligsten Tempel gewohnt hat, durch das Leiden und den Tod dieses Vermittlers ihm die Welt versöhnt. Solche Versöhnung aber besteht darauf, dass Gott den bußfertigen Sündern, die an Christus glauben, die Sünde nicht mehr zurechnet, sondern verzeiht. Und damit wir diese Guttat der Versöhnung erlangen, so ist die Predigt des göttlichen Wortes angerichtet und eingesetzt worden, damit die, die dem Evangelium glauben, gerecht und selig werden.

20. So sind wir nun Botschafter an Christi statt; denn Gott vermahnt durch uns. So bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!

Christus statt: Und handeln mit euch im Namen Christi, als seine Gesandten. Weil die Kirchendiener Christi Gesandte sind und Gott durch sie zu uns spricht, so soll man sie auch zu Recht anhören und ihren Ermahnungen folgen, wenn wir nicht auf andere Weise unsere Seligkeit mutwillig verwahrlosen lassen wollen.

Versöhnen: Dass ihr Buße tut, und wahrhaftig an Christus glaubt. Denn d. h. sich mit Gott versöhnen lassen.

21. Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.

Sünde gemacht: Gott der Vater hat seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus, der keine Sünde begangen hat, in dessen Mund auch kein Betrug gefunden werden konnte, zum Opfer für die Sünde gemacht. Denn die Hebräer pflegten das Opfer, dass für die Sünde geopfert worden ist, Sünde zu nennen, wie wir Deutschen in der gleichen Art reden, wenn wir eine Geldstrafe, die einer wegen eines ausgeübten Frevels oder Unrechts der Gewalt bezahlen muss, einen Frevel nennen. Gott hat aber seinem Sohn unsere Sünden zu büßen auferlegt, damit wir um des Mittlers Christi willen vor Gott gerecht geachtet würden. Weil nun unsere Versöhnung mit Gott so viel gekostet hat, dass wir nicht mit Gold oder Silber, sondern mit dem Blut des Sohnes Gottes erlöst und von unseren Sünden gereinigt sind, so sollen wir uns fleißig hüten, dass wir uns nicht von Neuem mit Sünden beflecken, noch die Vergebung der Sünden, die uns im Wort des Evangeliums angeboten wird, durch Unglauben und gottloses Wesen von uns stoßen.


Das 6. Kapitel

  • Paulus lehrt, wie man einen unsträflichen Wandel führen soll.
  • Und er ermahnt zur Geduld im Kreuz.
  • Auch dass man der abgöttischen und gottlosen Leute allzu großer Gemeinschaft meiden soll.

1. Wir ermahnen aber euch als Mithelfer, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt.

Wir: In den vorigen Kapiteln hat Paulus seine und die Person seiner Gehilfen von den Verleumdungen gerettet und verteidigt und das evangelische Predigtamt mit richtigem und großem Lob herausgestrichen, weil beides bei den Korinthern sehr notwendig war wegen der falschen Apostel. Jetzt ermahnt er die Korinther ernstlich, dass sie die, im Evangelium angebotene Gnade Gottes annehmen sollen und ihre Dankbarkeit mit einem gottseligen Gehorsam gegenüber Gott erklären, nicht nur im gottseligen Wandel, sondern auch, dass sie, was ihnen Widerwärtiges begegnet, um Christi willen mit Geduld ertragen. Danach ermahnt er uns, dass wir uns nicht in die Gesellschaft der Gottlosen verwickeln sollen. Diese Erinnerungen des Paulus betreffen zwar alle Christen, besonders aber die Kirchendiener.

Empfangt: Wir Apostel, die wir zugleich mit den treuen Dienern eurer Kirche darauf hin arbeiten, dass ihr erhalten und selig werdet, ermahnen euch, dass ihr fleißig seid, damit es nicht das Ansehen gewinnt, als hätte Gott seine Gnade euch vergebens angeboten, weil ihr sie nicht mit Ernst und Eifer annehmt und euch vorseht, dass, wenn ihr solche Gnade bereits angenommen habt, ihr sie nicht wiederum verliert. Denn diejenigen haben die Gnade Gottes vergebens empfangen, die wieder heraus fallen, dass sie ohne wahre Buße und Versöhnung mit Gott aus diesem Leben scheiden. Es verlieren aber die Gnade Gottes alle die, die entweder in groben Irrtum der Religion oder in Sünde gegen das Gewissen fallen.

2. Denn er spricht: Ich habe dich in der angenehmen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen. Seht, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils.

Er spricht: Nämlich Gott der Herr durch den Propheten Jesaja, Kapitel 49 spricht vom Zustand des Reiches Christi im Neuen Testament.

Geholfen: So spricht Gott der Vater zum Messias, der er bei der Erlösung des menschlichen Geschlechts beistand, zu derselben Zeit, als er seine Gnade und Güte der Welt öffentlich erklären wollte.

Seht: Paulus fügt eine ausführliche Erklärung und Auslegung der vorhergehenden Weissagung hinzu, als wollte er sagen: Jetzt, im Neuen Testament, nachdem der Messias erschienen ist, ist die glückselige und erwünschte Zeit gekommen, in der Gott seine Gnade der Welt reichlich anbietet und die Sünder in großer Anzahl in Gnade aufnimmt. Denn obwohl Gott der Herr auch im Alten Testament die unbußfertigen Sünder um des zukünftigen Messias willen in Gnaden angenommen und selig gemacht hat, so gab es doch damals solche Gnade etwas seltener und nicht so überflüssig, weil sie damals den unbeschnittenen Heiden nicht zustand, es sei denn, dass sich einige unter ihnen befunden haben, die die israelitische Religion annahmen. Und die Verheißungen vom Messias waren im Alten Testament, bevor sie erfüllt wurden, etwas dunkel und viel dunkler als die helle Predigt des Evangeliums im Neuen Testament. Auch seufzte das jüdische Volk unter der Last des Gesetzes und hörte nicht so viele evangelische Verheißungen. Weil nun Gott heutzutage im Neuen Testament gleichsam mit offenem Angesicht seine Gnade und Barmherzigkeit uns im Evangelium zum Anschauen vorhält, so sollen wir die Gelegenheit nicht versäumen und die Zeit unseres Heils nicht außer Acht lassen, sondern die angebotene Gnade mit Glauben annehmen und uns in unserem ganzen Leben gegenüber Gott dem Herrn dankbar erzeigen.

3. Lasst uns aber niemand irgendein Ärgernis geben, auf dass unser Amt nicht verlästert werde;

Ärgernis geben: Dass wir mit unserem gottlosen Leben den Widersachern des Evangeliums keinen Anlass geben, dem Predigtamt des Evangeliums übel nachzureden. Wir sollen uns aber in unserem ganzen Wandel so verhalten, dass wir als getreue Diener Gottes befunden werden, obwohl man heutzutage viele findet, sowohl unter den Kirchenlehrern und Predigen, als auch unter den Zuhörern, die sich wenig um die Ärgernisse und Lästerung in der reinen Lehre, die daraus erfolgt, kümmern. Aber diese sollen die göttlichen schweren Drohungen wohl beherzigen, die Christus von dem Ärgernis, das einer gibt, erzählt {Mt 18}.

4. sondern in allen Dingen lasst uns beweisen als die Diener Gottes: in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten,

In: Nachdem Paulus von dem unsträflichen Wandel, um den wir uns bemühen sollen, kurz geredet hat, damit wir niemandem Ärgernis geben, so lasst uns jetzt auch hören, was er von der Geduld vorbringt, die einem Christenmenschen, besonders aber einem Kirchendiener, nötig ist. Denn wir sollen uns als getreue und standhafte Diener Gottes erweisen, nicht allein wenn es uns gut geht, sondern auch in Widerwärtigkeiten.

Geduld: Damit sollen wir gewappnet sein, so oft uns Gott Trübsal schickt.

Trübsal: Die wir vornehmlich um Christi willen ausstehen.

Nöten: In denen wir stecken und nicht wissen, wie wir wieder heraus kommen sollen.

Ängsten: Wenn unser Herz mit Anfechtungen und Gefahren sehr geängstigt wird.

5. in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhren, in Arbeit, in Wachen, in Fasten,

Schlägen: Die wir um Christi willen ausstehen und leiden.

Gefängnissen: In die wir um des Bekenntnisses der christlichen Religion willen verfolgt werden.

Aufruhr: Die die Feinde des Evangeliums gegen uns erregen, wenn sie das gemeine Volk aufbringen, dass es zusammen läuft, und uns unterdrücken möchte, so wie die gleiche Empörung und der gleiche Aufruhr gegen Paulus von Juden und Heiden häufig erregt worden sind, wie es in der Apostelgeschichte häufig zu finden ist. Denn fromme Kirchendiener erregen keinen Aufruhr, sondern werden von aufrührerischen Menschen verfolgt.

Arbeit: Indem wir uns viel bemühen, die Kirche Gottes zu regieren, und die reine Lehre fortpflanzen, als getreue Diener Gottes. Denn die faulen Kirchendiener sind vielmehr Tagelöhner als Hirten.

Wachen: Da wir für die Wohlfahrt der Kirche Sorge tragen und uns keinen Schlaf gönnen, nur damit wir den Nutzen der Kirche befördern können.

Fasten: Was wir auf uns nehmen, damit unser Gebet vor Gott umso inbrünstiger und eifriger ist.

6. in Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, in dem Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe,

Keuschheit: Dass wir nichts Schändliches begehen, woraus die Feinde der Wahrheit Anlass nehmen können, das Evangelium zu verlästern.

Erkenntnis: Wenn wir uns bemühen, dass wir nicht allein die christliche Religion recht verstehen können, sondern auch, so oft es nötig ist, Rechenschaft über unseren Glauben geben können.

Langmut: Die wir nicht allein gegen die Feinde und Widersacher, sondern auch gegen die Freunde und christlichen Mitbrüder brauchen müssen. Denn durch Langmut kann man viele Dinge erhalten, die man sonst mit Menschen, egal ob Freunde oder Feinde, nicht zu Wege bringen könnte.

Freundlichkeit: Wenn wir uns gegenüber dem Nächsten hilfsbereit zeigen und damit unseren willigen Gehorsam gegen Gott beweisen.

Geist: Das ist, aus Antrieb des Heiligen Geistes, durch dessen Hilfe wir für uns selbst Gutes erwirken um keines zeitlichen Nutzens willen.

Liebe: Die nicht falsch ist, sondern rechtschaffen, womit wir Gott und den Menschen dienen.

7. in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken;

Wort: Welches wir treu fortpflanzen, fröhlich bekennen, standhaft behalten und uns so in unserem Beruf treu erzeigen.

Kraft Gottes: Damit wir den Anfechtungen widerstehen. Denn unsere Kräfte sind viel zu schwach und zu gering dazu, als dass sie etwas Großes ausrichten könnten.

Linken: Und leisten auf diese Art dem Satan Widerstand, wenn wir mit geistlichen Waffen gut ausgerüstet sind, egal wann er sich an uns heranmacht, dass er uns zur Rechten durch die Gelüste und Begierden des Fleisches verderben, oder zur Linken mit Traurigkeit erschöpfen möchte.

8. durch Ehre und Schande, durch böse Gerüchte und gute Gerüchte; als die Verführer und doch wahrhaftig;

Gerüchte: Denn ein Christ soll sein Amt treu verrichten, egal ob er darüber geehrt oder geschändet wird und ihm vielleicht übel nachgeredet wird. Und er soll sich nicht durch die verkehrten Urteile, Lästerungen und Verleumdungen der Menschen irremachen lassen.

Verführer: Denn wir müssen es ertragen, besonders was die Kirchendiener des Evangeliums sind, dass uns die Leute als Verführer des Volkes beschimpfen, wo doch Gott der Herr weiß, dass wir Bekenner und Handhaber der Wahrheit sind.

9. als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet;

Unbekannten: Man führt allerlei Reden von uns, dass man an unserer Treue und unseren Glauben zweifeln soll.

Bekannt: Der Kirche Gottes, die unsere Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit in der Tat oftmals erfahren hat.

Sterbenden: Weil wir täglich in Lebensgefahr stehen müssen.

Leben: Entgegen aller Hoffnungen, und gegen den Willen all unserer Feinde.

Gezüchtigten: Von Gott, damit der alte Adam nicht in uns herrscht.

Nicht ertötet: Denn Gott mildert unsere Trübsal so, dass wir darin nicht zu Grunde gehen, sondern wunderbar erhalten werden, bis wir den Lauf unseres Berufs vollendet haben und durch den Tod ins ewige Leben eingehen.

10. als die Traurigen, aber immer fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts innehaben und doch alles haben.

Traurigen: Wie wir vor der Welt scheinen, weil wir uns um keine weltliche Wollust mehr kümmern und uns nicht darin vertiefen oder uns mit der Welt freuen, sondern vielmehr unter vielen Trübsalen und Anfechtungen oft seufzen.

Fröhlich: In unseren Herzen, in geistlicherweise über die Guttaten Christi und in Hoffnung auf das zukünftige ewige Leben.

Armen: Und Verachteten in dieser Welt, die sich mit Betteln helfen müssen.

Reich machen: Mit geistlichen Gütern. Denn ein armer Kirchendiener kann viele Menschen mit himmlischem Reichtum beschenken.

Innehaben: Oder besitzen, weshalb sich die Welt unser wenig annimmt.

Alles haben: In der Hoffnung und im Glauben. Denn wir wissen, dass Gott, unser himmlischer Vater, uns auch in dieser Welt nicht verlassen wird und dass uns im anderen Leben ewige Belohnung erwarten wird. Obwohl nun nicht alle Christen, auch nicht zu allen Zeiten, solche Anfechtungen und Trübsalen erfahren, von denen hier Paulus erzählt, so sollen wir jedoch mit willigem Herzen immer bereit sein, die Trübsalen auszustehen. Wenn uns Gott aber Ruhe gibt, so sollen wir ihm auch dafür danken.

11. Oh ihr Korinther, unser Mund hat sich zu euch aufgetan; unser Herz ist getrost.

Oh ihr: Jetzt spricht Paulus den Korinthern freundlich zu, indem er seine Liebe gegenüber ihnen erklärt und dies aus besonderen Überlegungen, damit sie die folgenden Ermahnungen besser erfassen und sich zu Herzen nehmen, weil sie von jemandem herkommen, der sie so sehr liebt.

Aufgetan: Aus großer, herzlicher Liebe gegen euch in dem Herrn, mache ich so viele Worte und ich kann nicht genug mit euch reden, darum unterbreche ich mein Lehren und Ermahnen gelegentlich bei euch und erzähle euch aus lauter Liebe von meiner Trübsal und denke, dass sie mir um ein gutes Stück leichter werden, wenn ich sie euch erzählte, und ich Trost und Freude davon bekomme, und sich mein Herz, dass sich sonst sehr ängstigt, durch solche Gespräche, mit euch gleichsam wiederum erholt und erfrischte. Ich möchte aber nicht, dass euch meine Trübsal irremacht, oder ihr meinetwegen geängstigt werdet, obwohl ich weiß, dass ihr euch dennoch aus herzlicher Zuneigung gegen mich bewegen lasst, um meinetwillen sorgfältig zu sein, und ihr ein herzliches Mitleiden mit mir habt. Weil ich nun weiß, dass ihr mir wiederum mit gleicher Liebe gewogen seid und mich nicht weniger liebt, als ihr von mir geliebt werdet, so handle und rede ich mit euch nicht nur wie mit meinen Freunden, sondern auch wie mit meinen lieben und holdseligen Kindern und ich will, dass ihr eure Traurigkeit fahren lasst, euch aber im Herrn mit mir erfreut und eure Herzen gleichsam erfrischt, damit sie nicht zu sehr geängstigt werden. Dies wird mir lieb und angenehm sein. Diese Worte Paulus geben zu verstehen, was für eine christliche und holdselige Zuneigung sich bei einem reinen evangelischen Kirchenlehrer finden lässt, gegenüber seinen Zuhörern, die fromm sind und sich führen lassen. Und man soll mit dergleichen freundlichen Aufmunterung, die eine rechtschaffene Liebe zu erkennen gibt, die Schäflein Christi an sich locken und zur Gebühr anhalten.

12. Unserthalben dürft ihr euch nicht ängsten. Dass ihr aber Angst habt, das tut ihr aus herzlicher Meinung.

Ängsten: (Nach Luther) Durch den vorigen Brief waren die Korinther erschreckt und gelähmt, dass sie die Apostel beleidigt hatten. Nun tröstet er sie und sagt: Sein Herz und Mund ist fröhlich und ausgebreitet, darum sollen sie nicht Angst haben sich oder grämen, als sei er über sie schlecht gesinnt. Dass sie sich aber darüber grämen sei nicht seine Schuld, sondern als fromme Kinder grämen sie sich aus gutem Herzen, auch wenn es nicht notwendig sei.

13. Ich rede mit euch als mit meinen Kindern, dass ihr euch auch also gegen mich stellt und seid auch getrost.

14. Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen! Denn was hat die Gerechtigkeit für Genieß mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?

Zieht: Jetzt fügt Paulus eine ernsthafte Ermahnung dazu, in der er verbietet, dass wir mit gottlosen Menschen nicht allzu viel Gemeinschaft haben sollen, damit wir nicht etwa zugleich mit ihnen in Sünde und gottloses Wesen geraten, und zeigt viele Gründe an, warum man ihre Gesellschaft meiden soll.

Fremden Joch: Mischt euch nicht unter die heidnische Abgötterei und folgt nicht ihrem verkehrten Wandel, sondern meidet ihre Gesellschaft, soweit es euch möglich ist. Lasst sie ihre Sachen allein machen. Es verbietet Paulus zwar nicht generell, dass wir mit den Ungläubigen nichts zu tun haben sollen, noch mit ihnen umgehen, denn es ist bisweilen notwendig, dass man mit ihnen handeln muss. Sondern er will, dass wir uns nicht allzu sehr mit ihnen gemein machen sollen, weil es allmählich passieren kann, dass wir durch solche Gemeinschaft zum Bösen geführt werden, obgleich dies zunächst nicht unser Vorhaben gewesen ist. Denn wer sich unter die Kleie mischt, den fressen die Säue, wie ein Sprichwort sagt, darum sollen wir uns an die Frommen halten, damit wir immer frommer werden. Und vor langer Zeit ein Weiser sagte: Ich zeige mich gegenüber jedermann freundlich, halte mich aber nur an die Frommen. Denn es sündigen die schwer, die anderen zu Gefallen bei den falschen Gottesdiensten sich finden lassen, wie die päpstliche Messe hören und dergleichen, wovon sie wissen, dass es der wahren Gottseligkeit widerstrebt.

Ungerechtigkeit: Ihr Christen seid durch den Glauben gerechtfertigt worden, dass ihr in Zukunft ein gerechtes und gottseliges Leben führen sollt. Werdet ihr dies lernen, wenn ihr täglich mit gottlosen Menschen Umgang habt, die sich keiner Sünde oder Ungerechtigkeit scheuen? Bestimmt nicht!

Finsternis: Ihr seid durch das Evangelium Christi und durch den Geist Gottes erleuchtet, dass ihr den Weg zum Leben wisst und erkannt habt, was einem Christenmenschen wohl ansteht und gebührt. Die Heiden aber stecken in einer stockdunklen Finsternis und beschmutzen sich mit schändlichen Lastern, die das Licht nicht leiden mögen.

15. Wie stimmt Christus mit Belial? Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen?

Mit Belial: Wie kann eine Gesellschaft Christus, Gott und seinem Widersacher, dem Teufel, zugehören? Nun seid ihr Glieder Christi, die Ungläubigen aber gehören dem Teufel. Darum reimt sich euer Handeln nicht zusammen.

Gläubiger: Der die rechte Religion angenommen hat.

Ungläubigen: Der die reine Religion verwirft, verlästert und verfolgt.

16. Was hat der Tempel Gottes für Gleichheit mit den Götzen? Ihr aber seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie denn Gott spricht: Ich will in ihnen wohnen und in ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein {1Kor 3v16 6v19 Eph 2v21 v22}.

Götzen: Kann auch der rechte Gottesdienst und die Abgötterei zugleich in dem Tempel Gottes geduldet werden? Natürlich nicht. Wie wollt denn ihr, in denen Gott wohnt, mit denen übereinkommen, deren Herzen mit der Unreinheit der Götzen befleckt sind?

Gottes: In denen der einige, ewige Gott in drei Personen wohnt. Sind wir also Tempel Gottes, denen Gott unzählig viele Guttaten erweist, so sollen wir mit Ernst aus dankbarem Herzen uns Heiligkeit und Reinheit bemühen und den Tempel Gottes nicht mit Sünden und Lastern verunreinigen.

17. Darum geht aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt kein Unreines an, so will ich euch annehmen.

Von ihnen: Nämlich von den Gottlosen und lasterhaften Menschen.

Spricht der Herr: Zu seinem Volk an anderer Stelle, nämlich Jesaja 52.

Unreines: Die Sünden und Laster sind aber wahrhaft die größte Unreinheit vor Gott, wovon alle Christen, als geistliche Priester weit abgesondert sein sollen.

Annehmen: In Gnade und mit väterlicher Zuneigung und Wohltat euch gewogen ist.

18. und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr.

Vater sein: Wie es eben derselbe Herr durch den Propheten Jeremias im Kapitel 31 verheißen hat. Ist nun Gott unser Vater, so sollen wir alles Gute, besonders aber die ewige Erbschaft, von ihm erwarten. Weil dieser auch allmächtig ist, so kann kein Unglück so groß sein, dass er uns nicht daraus erretten könnte. Sind wir seine Söhne und Töchter, so sollen wir diesen, unseren himmlischen Vater, fürchten, ehren, lieben und ihm gehorchen. Und hiermit ist nun alles von der Gemeinschaft mit den Gottlosen, die man meiden soll, gesagt.


Das 7. Kapitel

  • Paulus fordert die Korinther abermals auf, dass sie sich um unsträflichen Wandel und Leben bemühen sollen.
  • Und er fordert von ihnen, dass sie ihn wiederum lieben.
  • Er entschuldigt sich auch, dass er in seinem vorigen Brief mit dem Dekret des Banns etwas streng gewesen ist.

1. Dabei wir nun solche Verheißung haben, meine Liebsten, so lasst uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes.

Verheißung: Dass Gott in uns wohnen und sich als ein gnädiger Vater gegen uns erzeigen möge. Es nimmt also der Apostel Paulus von der Wohnung Gottes in uns und von der Güte des himmlischen Vaters, uns gegenüber Anlass und, Gelegenheit, die Korinther zu ermahnen, dass sie stets heilig und unsträflich sein sollen.

Geistes: Nach Luther: Das ist die Befleckung der Lehre und des Glaubens, wie es die falschen Apostel lehrten.

Reinigen: Lasst uns fleißig sein, dass nicht unsere Leiber mit Lastern befleckt werden, sondern dass auch unser Gemüt nicht mit Heuchelei und Unreinheit verdorben wird und wir die Heiligung und Reinigung, die der Heilige Geist in uns angefangen hat, nicht behindern, sondern sie vielmehr in der wahren Furcht Gottes, soweit wir es können, befördern, damit wir in der Erkenntnis Gottes und der Frömmigkeit immer vollkommener werden. Denn obwohl wir die Gedanken unseres Herzens nicht ändern können, jedoch, wenn sie böse sein sollten, sollen wir sie verwerfen und nicht zu lassen, dass sie in uns einwurzeln. Dass uns aber befohlen wird, wir sollen mit der Heiligung fortfahren, ist nicht so zu verstehen, als könnten wir in diesem Leben schließlich dahin gelangen, dass wir vollkommen sein würden und nicht mehr sündigen oder menschlichen Schwachheiten unterworfen wären, denn eine solche Vollkommenheit findet sich in diesem Leben nicht, sondern im anderen, ewigen Leben. Aber das will der Apostel, dass wir nicht ablassen oder stillstehen, als ob wir unseren ganzen Lauf vollendet hätten, sondern von Tag zu Tag uns zu bessern und weiter zu kommen, sollen wir uns so viel wie möglich bemühen.

2. Fasst uns! Wir haben niemand Leid getan; wir haben niemand verletzt; wir haben niemand übervorteilt.

Fasst uns: Paulus wendet sich abermals sehr freundlich an die Korinther, nicht, weil er nach der Gunst der Menschen strebte, sondern dass er zur Erbauung dieser Kirche viel beitragen konnte, wenn die Korinther von ihm und seinen getreuen Gehilfen viel hielten. Als wollte er sagen: Ihr Lieben, erkennt uns doch einmal recht, mit welcher Treue und Fleiß wir unser Amt bei euch verrichtet haben, wie wir so gar nicht unseren eigenen Nutzen, sondern eure Seligkeit gesucht haben, und lasst eure Gutwilligkeit uns gegenüber wiederum spüren, dass ihr uns mit rechtschaffener, christlicher Liebe zugetan und gewogen bleibt.

Leid getan: Denn wenn ihr unseren ganzen Wandel, den wir unter euch geführt haben, betrachtet und euch zu Gemüte führt, so werdet ihr finden, dass wir niemanden schaden, sondern vielmehr nutzen wollten.

Verletzt: Dass wir ihn schlimmer gemacht hätten, als er zuvor gewesen ist, sondern wir haben viel mehr jedermanns Besserung gesucht, der uns nur hat anhören wollen.

Übervorteilt: Oder betrogen, dass wir ihm das Seine mit guten Worten abgeschwätzt und versucht hätten, es an uns zu ziehen. Denn wir haben nicht das Eure gesucht, sondern wir wollten euch und eure Seligkeit befördern. Mit diesen Worten greift Paulus die falschen Apostel an, die das Gegenteil zu tun pflegten. Es lehrt uns aber der Apostel an dieser Stelle, wie sich getreue Kirchendiener ihren Zuhörern gegenüber verhalten und zeigen sollen, dass sie den Frommen nicht überlästig sind, die Zuhörer mit der Lehre oder bösen Beispielen nicht verführen und auch nicht nach ihren Gütern trachten. Wiederum sollen die Zuhörer solche rechtschaffenen, frommen Kirchendiener lieben und in Ehren halten.

3. Nicht sage ich solches, euch zu verdammen; denn ich habe droben zuvor gesagt, dass ihr in unserm Herzen seid, mit zu sterben und mit zu leben.

Verdammen: Ich klage euch nicht an, als ob ihr eurem Amt nicht nachgekommen wärt, und zürne nicht mit euch, und habe auch mein Herz nicht von euch abgewendet.

Zu leben: Ich habe vorhin bezeugt, dass wir euch so sehr lieben, dass wir auch bereit sind, mit euch zu leben und zu sterben; es soll aber ein Kirchendiener seine Rede, besonders aber die Strafpredigten, so mäßigen, dass er die Herzen seiner frommen Zuhörer nicht von sich abspenstig macht. Denn diejenigen lehren mit großem Nutzen, die sich die Zuhörer gewogen halten, soweit dies ohne Nachteil ihres Amtes und ihres Gewissens geschehen kann. Darum beginnt auch Paulus in den folgenden Worten die Korinther öffentlich zu loben.

4. Ich rede mit großer Freudigkeit zu euch; ich rühme viel von euch; ich bin erfüllt mit Trost; ich bin maßlos in Freuden in aller unserer Trübsal.

Freudigkeit: Ich darf es mir erlauben, keck mit euch umzugehen, weil ich mich gut mit euch verstehe.

Von euch: Bei anderen Menschen von eurer Frömmigkeit und eurem Gehorsam, wie auch von eurem Eifer in der christlichen Religion.

Mit Trost: Durch die Auskunft des Titus, der mir von eurer Frömmigkeit ausführlich berichtet hat.

Trübsal: Wovon ich häufig überfallen werde. Dennoch erfreut mich eure Frömmigkeit mitten in meinem Unglück.

5. Denn da wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern überall waren wir in Trübsal: auswendig Streit, inwendig Furcht.

Keine Ruhe: Solange wir von euch weggewesen sind, haben wir mit großen und vielen Beschwerlichkeiten zu schaffen gehabt.

Furcht: Es lief also alles anders, als wir es uns vorgestellt hatten, und gegen uns. Denn von außen erreichte uns die Verfolgung, als ich und Silas, nachdem wir in Philippi in Mazedonien mit Geißeln geschlagen worden waren, darüber hinaus auch noch ins Gefängnis geworfen wurden {Apg 16}. Von innen aber plagte uns der Satan mit allerlei Schwermut und traurigen Gedanken. Dennoch ist kaum an einem anderen Ort eine solche gottselige Kirche Christus gesammelt worden als eben in der Stadt Philippi in Mazedonien, wo der Anfang der evangelischen Predigt zunächst eher wie ein Unglück aussah. Darum sollen wir in unserem Beruf nicht kleinmütig werden und den Mut nicht sinken lassen, auch wenn es nicht gleich glücklich vonstattengeht, was wir anfangen. Wir sollen die Verfolgungen standhaft erdulden und die traurigen Gedanken so weit wie möglich uns aus dem Sinn schlagen.

6. Aber Gott, der die Geringen tröstet, der tröstete uns durch die Ankunft des Titus.

Geringen: Die elenden Leute, die mit viel Trübsal geplagt, beschwert und gedemütigt werden.

Ankunft des Titus: Der von euch zu uns kam, als ein getreuer Diener des Evangeliums, von dem wir über euren Zustand etwas sicheres erfahren konnten, wonach wir ängstlich und mit großer Sorge ein Verlangen hatten. Denn Gott mildert die Trübsal mit Freude.

7. Nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, damit er getröstet war an euch, und verkündigte uns euer Verlangen, euer Weinen, euren Eifer um mich, also dass ich mich noch mehr freute.

An euch: Indem er sich herzlich darüber freute, weil er bei euch alles so vorfand, wie er es sich am meisten hätte wünschen können. Denn das ist die höchste Freude der frommen Kirchendiener, wenn sie einen gottseligen Eifer der Kirchen spüren.

Verlangen: Woraus wir ableiten können, dass ihr euer Gemüt nicht von uns abgewendet habt.

Weinen: Dass ihr aus großem Verlangen nach uns Tränen vergossen habt.

Um mich: Indem ihr unwillig über die seid, die meine Person und mein Predigtamt verkleinern.

Mehr freute: Über eure Frömmigkeit, wovon mir Titus berichtet hat. Denn die Liebe der Zuhörer gegen den getreuen Kirchendiener soll nicht erkalten, noch viel weniger erlöschen.

8. Denn dass ich euch durch den Brief habe traurig gemacht, reut mich nicht. Und ob‘s mich reute, so ich aber sehe, dass der Brief vielleicht eine Weile euch betrübt hat,

Brief: Nämlich durch meinen vorigen ersten Brief, in dem ich etliche eurer Mängel scharf angegriffen habe.

Mich nicht: Weil es die Notdurft und mein Amt so forderte.

9. so freue ich mich doch nun, nicht darüber, dass ihr seid betrübt worden, sondern dass ihr seid betrübt worden zur Reue. Denn ihr seid göttlich betrübt worden, dass ihr von uns nicht irgendeinen Schaden von uns nehmt.

Zur Reue: Dass ihr erkannt und verbessert habt, was bei euch unrecht gehandelt worden ist. Denn man muss gelegentlich die Zuhörer von der fleischlichen Sicherheit aufmuntern.

Göttlich betrübt: Durch uns zu eurem Heil und eurer Wohlfahrt, damit solche Betrübung euch keineswegs schaden wird, sondern vielmehr sehr nützlich und dienlich, damit nichts von uns, als den Aposteln Christi, herkommt, was euch zum Schaden gereicht. Denn die Arbeit der frommen Kirchendiener ist der Kirche sehr nützlich, aber die falschen Lehrer sind ihr schädlich und höchst nachteilig.

10. Denn die göttliche Traurigkeit wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemand gereut; die Traurigkeit aber der Welt wirkt den Tod.

Denn: Jetzt beweist Paulus, dass diese Traurigkeit der Kirche in Korinth sehr nützlich gewesen ist.

Niemand gereut: Denn wenn jemand aus der Erkenntnis seiner Sünden betrübt und traurig gemacht wird, so verursacht eine solche Traurigkeit heilsame Buße, über die er sich danach von Herzen freut. Denn Gott tröstet die Bußfertigen wiederum mit seinem Heiligen Geist mit dem Wort des Evangeliums.

Der Welt: Oder weltliche Traurigkeit, womit die Kinder dieser Welt gequält werden, weil sie etwas verloren haben, was ihnen lieb ist, oder aber, dass sie nicht erlangen konnten, was sie wollten, oder auch, dass sie einen nagenden Wurm des Gewissens empfinden ohne einzigen Trost des göttlichen Wortes, dies alles ist nicht heilsam, wie die andere göttliche. Denn sie saugt das Mark aus und verzehrt die Kräfte des Leibes und des Gemütes, bis sie schließlich in solcher Traurigkeit verschmachten und sie größtenteils aus der weltlichen Traurigkeit in den ewigen Tod gefallen. Denn der menschliche Trost ohne das Wort Gottes kann in großen Anfechtungen keine beständige Hilfe leisten, darum sollen wir die weltliche Traurigkeit weit von uns treiben.

11. Siehe, dasselbe, dass ihr göttlich seid betrübt worden, welchen Fleiß hat es in euch gewirkt, dazu Verantwortung, Zorn, Furcht, Verlangen, Eifer, Rache! Ihr habt euch bewiesen in allen Stücken, dass ihr rein seid an der Tat.

Siehe: Paulus erklärt noch weiter, in welcher Form die göttliche Traurigkeit den Korinthern nützlich gewesen ist.

Gewirkt: Dass ihr mit Fleiß verbessern wollt, was ihr zuvor falsch gemacht habt.

Verantwortung: Und eine sorgfältige Entschuldigung hat diese Traurigkeit aus euch gepresst, dass ihr zu verstehen gegeben habt, dass es nicht aus eurem Entschluss oder eurer Bewilligung geschehen ist, was bei euch Ungerades vorgefallen ist.

Zorn: Nämlich einen göttlichen Zorn hat diese Traurigkeit in euch erregt gegen den, der mit seiner Blutschande die Kirche in Korinth verunreinigt hat.

Furcht: Dass ihr die apostolische Drohung nicht in den Wind geschlagen oder verachtet habt.

Verlangen: Nach uns, den Aposteln Christi, die diese Traurigkeit wieder in euch erweckt haben.

Eifer: Dass ihr mit Fleiß tun möchtet, was euch eures Amtes wegen zusteht.

Rache: Zu der ihr angetrieben worden seid, dass ihr den mit Ernst gescholten und gestraft habt, der eurer Kirche einen Schandfleck angehängt und ein großes Ärgernis verursacht hatte. Dies alles ist aus derselben Traurigkeit, die euch von Gott geschickt worden ist, hergekommen, in die ihr durch unser Schreiben heilsam geraten seid. Denn die Kirche soll die Strafen ihrer Hirten nicht verlachen und nicht verachten, sofern sie ihre Seligkeit anders nicht in Gefahr bringen will.

Tat: Und keine Schuld daran habt. Denn die, die in Ausübung ihres Amtes die Übertreter ernsthaft strafen, sind danach vor Gott und der Welt entschuldigt. Die aber die Laster und Übeltaten übersehen, oder sie nur geringfügig strafen, die geben zu verstehen, dass sie keine besondere Abscheu davor haben, darum machen sie sich in der Form auch der fremden Sünden teilhaftig und werden Gott einmal schwere Rechenschaft dafür geben müssen.

12. Darum, ob ich euch geschrieben habe, so ist es doch nicht geschehen um deswillen, der beleidigt hat, auch nicht um deswillen, der beleidigt ist, sondern um deswillen, dass euer Fleiß gegen uns offenbar würde bei euch vor Gott.

Darum: Nun richtet Paulus seine ganze Rede darauf, dass er anzeigt, wie sehr er die Korinther liebt und dass er sein Gemüt nicht von Ihnen abgewendet hat, obwohl er ihnen etwas scharf geschrieben hatte.

Geschrieben habe: Etwas ernsthafter. Als wollte er sagen: Ich habe euch nicht deshalb so ernsthaft geschrieben, dass ich den, der eure Kirche und mich mit seiner Misshandlung beleidigt hat, zur Verzweiflung treiben würde, auch nicht, um mein rachgieriges Gemüt am an ihm zu kühlen, obwohl er mich sehr beleidigte und zu göttlichem Zorn gegen ihn gereizt hatte, sondern ich habe euch, die ihr etwas schläfrig gewesen seid, aufmuntern wollen, dass ihr mit der Tat zeigt, wie hoch ihr unsere apostolische Erinnerung in eurer Kirche achtet und wie sorgfältig ihr seid, dass nichts vorfällt, was uns betrüben und traurig machen könnte. Diesen, euren Fleiß habt ihr nun mit einem gottseligen Eifer gegen Gott und den Menschen erwiesen. Denn die Kirchendiener sollen ihrer besonderen Zuneigung gegen über den Zuhörern nicht nachhängen. Und die Kirche soll mit der Tat zu erkennen geben, dass sie gottseliger Erinnerungen nicht verächtlich auf Seite legt.

13. Deswegen sind wir getröstet worden, dass ihr getröstet seid. Übermäßig aber haben wir uns noch mehr gefreut über die Freude des Titus; denn sein Geist ist erquickt an euch allen.

Getröstet seid: Denn weil wir sehen, dass ihr unseren Erinnerungen Platz und Raum gegeben habt und nachdem euch unsere Einstellung ausreichend bekannt geworden ist, seid ihr in eurem Gewissen ruhiger geworden, was uns sehr erfreut. Wir sind auch bekümmert, wenn ihr traurig seid, weil wir große Liebe zu euch empfinden. Denn die, die sich über die Traurigkeit anderer freuen, oder andere traurig machen möchten, die sie eigentlich hätten verschonen können, die geben zu verstehen, dass die christliche Liebe in ihren Herzen stark erkaltet ist.

Titus: Der neben mir auch über den zerrütteten Zustand der Kirche in Korinth bekümmert war. Darum, als er gesehen hatte, mit welch großem Eifer ihr eure vorigen Mängel verbessert habt, wurde er gleichsam wie aus einer schweren Krankheit wieder erfrischt und wunderbar erfreut.

14. Denn was ich vor ihm von euch gerühmt habe, bin ich nicht zuschanden worden; sondern gleichwie alles wahr ist, was ich mit euch geredet habe, also ist auch unser Rühmen vor Titus wahr geworden.

Gerühmt habe: Wie eure Gottseligkeit und euer Eifer sind.

Zuschanden geworden: Was mich auch nicht wenig erfreut.

Wahr geworden: Dass ich ihn nicht betrogen habe, oder Lügen anstelle der Wahrheit bei ihm vorgebracht habe, als ich von eurer Frömmigkeit gerühmt habe. Denn die Wahrheit und die Aufrichtigkeit stehen zwar allen Menschen, insbesondere aber den Kirchendienern gut an. Indem aber Paulus die Korinther lobt, will er sie damit aufmuntern, dass sie fleißig sein sollen, diesen Ruhm zu behalten und ihn nicht wiederum zu verlieren. In der Form muss man mit den Zuhörern glimpflich umgehen.

15. Und er ist überaus herzlich wohl an euch, wenn er gedenkt an euer aller Gehorsam, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern habt aufgenommen.

Herzlich wohl: Er, Titus, liebt euch sehr, besonders jetzt noch viel mehr als zuvor, so oft er daran denkt, mit welch großer Ehrerbietung ihr ihn aufgenommen habt, weil er von mir gesandt worden ist, so dass seine Erinnerungen und Ermahnungen wie ein lauter Donnerschlag gewesen sind, worüber ihr erschrocken seid und ihm willigen Gehorsam geleistet habt.

16. Ich freue mich, dass ich mich zu euch alles versehen darf.

Alles versehen darf: Denn ich habe bis hierhin alles gut bei euch vorgefunden, aber jetzt traue ich euch noch viel mehr zu, dass ich mit meiner Hoffnung nicht falsch lag und ihr alles, was ich mit euch vornehme, zum Besten deutet, wie es sich gebührt. Denn die Kirche soll die ernstlichen Ermahnungen nicht in den Wind schlagen, noch auf das Schlechteste deuten, wenn etwas scharf zu geredet wird. Weil auf einen bösen Kopf eine scharfe Lauge gehört.

Nach Luther: Ich kann es mit euch nicht verderben.


Das 8. Kapitel

  • Der Apostel reizt die Korinther mit Gründen und Beispielen zur Freigebigkeit gegenüber den Armen und Bedürftigen.
  • Und er nennt die Personen, denen das Gesammelte anvertraut werden soll.

1. Ich tue euch kund, liebe Brüder, die Gnade Gottes, die in den Gemeinden in Mazedonien gegeben ist.

Gegeben ist: Nämlich, dass sie den christlichen Brüdern in Judäa mit einer reichlichen Spende willig zu Hilfe gekommen sind und dies zu tun ein Verlangen gehabt hatten. Und es ist eine besondere Gabe Gottes um ein Herz, das von christlicher Liebe brennt und bereit ist, anderen in ihrer Bedürftigkeit zu helfen. Es wäre auch zu wünschen, dass viele Menschen Gott um diese Gnade anrufen würden, dass sie ihnen gegeben würde. Zu der Zeit, als der Apostel Paulus diesen Brief geschrieben hatte, wurden die Gläubigen im jüdischen Land mit zwei Beschwernissen gedrückt. Eine Hungersnot hatte überhandgenommen und viele von ihnen wurden um des Bekenntnisses der christlichen Religion willen, um ihre Güter beraubt. Von dem ersten Elend steht in der Apostelgeschichte folgendes geschrieben: In diesen Tagen kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochia und einer unter ihnen, mit Namen Agabus, stand auf, und sagte durch den Geist eine große Teuerung voraus, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte, was unter dem Kaiser Claudius auch geschehen ist. Aber unter den Jüngern beschloss jeder, je nachdem was er für Möglichkeiten hatte, eine Spende zu den Brüdern, die in Judäa wohnten, zu senden, wie sie es dann auch taten und sie schickten es zu dem Ältesten durch die Boten Barnabas und Saulus {Apg 11}. Zweifellos hat diese Teuerung lange gedauert, sodass man nicht nur für ein Jahr Hilfe und Unterstützung benötigte. Von den anderen Beschwernissen berichtet der Apostel den Hebräern so: Ihr habt Mitleid mit meinen Banden gehabt und den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, Kapitel 10. Darum sind die Apostel miteinander eins geworden, dass Paulus und Barnabas vornehmlich unter den Heiden das Evangelium verkündigen und sich um die Armen (in Judäa) kümmern, und sich sehr darum bemühten {Gal 2}. Deswegen ermahnt Paulus in den beiden folgenden Kapiteln, nämlich dem 8. und dem 9., die Korinther, dass sie den Armen im jüdischen Land zu Hilfe kommen sollen und bringt viele Gründe vor, die auch heutzutage der Kirche als nützlich vorgehalten werden, damit sie zu Wohltätigkeit gegen die Armen gereizt werden. Es handelt aber Paulus mit den Korinthern sehr vorsichtig, dass er sie mehr mit Freundlichkeit zu einem solchen Werk der Liebe reizt, als dass er sie gegen ihren Willen dazu zwingen möchte.

2. Denn ihre Freude war da überschwänglich, da sie durch viel Trübsal arm waren, haben sie doch reichlich gegeben in aller Einfältigkeit.

Denn: Der Sinn der folgenden Worte ist dieser: Obwohl die Christen in Mazedonien mit vielen und großen Trübsalen belegt und von Gott belastet wurden, dass es kein Wunder gewesen wäre, wenn sie wegen ihres eigenen kümmerlichen Zustandes die Armen im jüdischen Land vergessen hätten, so haben sie jedoch ein fröhliches Herz und guten Mut behalten und sich gefreut, dass sie Gelegenheit bekamen, ihre Liebe mit der Tat gegenüber den bedürftigen Christen im jüdischen Land zu erklären. Denn wir sollen um unserer eigenen Not willen den christlichen Brüdern, die in Gefahr stecken, unsere Hilfe nicht versagen, die wir leisten können. Und obwohl (sagt der Apostel) die Mazedonier selbst mit großer Armut belastet waren, so haben sie doch aus einfachem und aufrichtigem Herzen reichlich und in großem Maß einen Zuschuss zur Unterhaltung der Armen im jüdischen Land gegeben. Darum entschuldigt die Armut niemanden, zumal auch die zwei kleinen Münzen, die eine arme Witwe in den Gotteskasten legt, für ein großes Almosen angesehen wird. Denn ich (spricht Paulus) gebe ihnen Zeugnis, dass sie nach all ihren Kräften und ihrem Vermögen, ja sogar über ihr Vermögen hinaus, Almosen gegeben haben. Damit haben sie sich selbst ziemlich eingeschränkt und umso karger und ärmer gelebt, damit sie den Armen umso reichlicher Hilfe leisten konnten. Wir sollen auch unnötige Kosten sparen, damit wir den Armen Hilfe leisten können. Dazu (sagt der Apostel) sind sie nicht nur in dieser Sache willig und geneigt gewesen, sondern haben darüber hinaus noch gebeten, dass wir die Almosen von ihnen annehmen, die sie durch Gottes Gnade zu geben bereit waren, damit also durch die Hilfe der gutwilligen Dienste, denen in Judäa geholfen werden konnte, die durch den Glauben an Christus und durch den Heiligen Geist geheiligt worden sind. Denn man soll den Heiligen, das ist, den Frommen und Gläubigen, zu allererst Hilfe leisten. Und zwar (berichtet Paulus weiter) bevor wir von der Sache mit ihnen sprachen, hatten wir die Hoffnung, dass sie sich gebührend zu verhalten wüssten, aber sie haben mehr getan, als wir erhofft hatten und so nach dem Willen Gottes, der ihre Herzen und Sinne regierte, sich selbst willig ergeben, dass man sie nicht viel bitten brauchte zum Gehorsam Gottes und zur Erklärung ihrer Liebe, dergestalt, dass sie uns auch baten, wir sollten uns nicht scheuen, die Almosen anzunehmen, damit sie den Armen im jüdischen Land ausgeteilt würden. Oh, was sind das für selige Zuhörer, die mehr tun, als ihre Kirchendiener hätten hoffen oder wünschen dürfen. Aber heutzutage muss man die Leute schier dazu zwingen, dass sie von ihrem Überfluss anderen in ihrer Bedürftigkeit helfen.

3. Denn nach allem Vermögen (das zeuge ich: und über Vermögen waren sie selbst willig

4. und flehten uns mit vielem Ermahnen, dass wir aufnähmen die Wohltat und Gemeinschaft der Handreichung, die da geschieht den Heiligen.

5. Und nicht, wie wir hofften, sondern ergaben sich selbst zuerst dem Herrn und danach uns durch den Willen Gottes,

6. dass wir mussten Titus ermahnen, auf dass er, wie er zuvor hatte angefangen, also auch unter euch solche Wohltat ausrichtete.

Angefangen: In den anderen Kirchen die Almosen für die Armen im jüdischen Land zu sammeln.

Ausrichtet: Und eure Gabe zur Unterstützung der Armen von euch empfingen. Denn man braucht fromme Menschen dazu, die die Almosen für die Armen sammeln und mit dem, was sie gesammelt haben sorgfältig umgehen.

7. Aber gleichwie ihr in allen Stücken reich seid, im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allerlei Fleiß und in eurer Liebe zu uns, also schafft, dass ihr auch in dieser Wohltat reich seid.

Aber: Jetzt ermahnt Paulus die Korinther öffentlich, was er bisher mit versteckten Worten getan hat, dass sie reichlich Almosen geben sollen.

Wort: Gottes, dass reichlich unter euch gelehrt wird.

Fleiß: Indem er euch mit Ernst darum bemüht, dass die Fehler, die unter euch begangen wurden sind verbessert worden.

Liebe: Die ihr mit vielen Zeichen ausreichend erklärt habt.

Reich seid: Bemüht euch, dass ihr den bedürftigen Gliedern Christi viele Guttaten erzeigt und eure Almosen reichlich unter sie austeilt. Denn diejenigen, die kärgliche Almosen austeilen, die geben damit zu verstehen, dass sie arm an guten Werken sind.

8. Nicht sage ich, dass ich etwas gebiete, sondern dieweil andere so fleißig sind, versuche ich auch eure Liebe, ob sie rechter Art sei.

Gebiete: Und die Almosen gleichsam mit Gewalt abringen möchte, sondern dass sich eure Liebe bewähre und erfahre, ob sie rechtschaffen ist oder nicht. Denn die Kirchendiener sollen nicht über die Kirchen herrschen, sondern sie mit dem Wort Gottes auf den rechten Weg bringen und geleiten. Und die rechte Liebe wird nicht aus den Worten, sondern aus den Werken der Liebe gespürt.

9. Denn ihr wisst die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, dass, ob er wohl reich ist, ward er doch arm um euretwillen, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet {Phil 2v5}.

Reich würdet: Denn unser Herr und Heiland Christus hat, obwohl er ein Herr des Himmels und der Erden ist, dennoch Knechtsgestalt an sich genommen und im Stand seiner Erniedrigung in solcher Armut gelebt, dass er nichts gehabt hat, wo er sein Haupt hinlegen konnte {Lk 9}. Weil er nun in solcher Knechtsgestalt eure Sünden versöhnt hat, so hat er euch himmlische und ewige Schätze zuwege gebracht. Darum will es euch ständig gebühren, dass ihr ihm für solche Guttaten dankbar seid und für die himmlischen Güter, die er euch geschenkt hat, ihr ihm von euren irdischen Gütern wiederum etwas zurückgebt. Dies wird dann geschehen, wenn ihr den armen Christen mit euren Gütern behilflich seid. Denn am Jüngsten Tag wird Christus sagen: Was ihr einem von meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan {Mt 25}. Darum sollen wir von den irdischen Gütern gerne etwas verlieren, damit wir der himmlischen, die uns durch Christus erworben sind, teilhaftig werden. Denn, die frommen Menschen ihre Hilfe versagen, die versagen sie Christus selber {Mt 25}.

10. Und mein Wohlmeinen hierin gebe ich. Denn solches ist euch nützlich, die ihr angefangen habt vor dem Jahre her, nicht allein das Tun, sondern auch das Wollen.

Wohlmeinen: Ich gebe euch einen guten Rat in dieser Sache, nicht etwa, dass ich euch eine Steuer oder eine Geldstrafe auferlegen möchte, sondern ich erinnere euch, was am nützlichsten ist.

Nützlich: Dass ihr zum Unterhalt der Armen etwas beitragt. Denn Almosen auszuteilen hat vielfältigen und großen Nutzen. Erstens rechnet es Christus so, als sei es ihm selbst geschehen, was man den Armen tut {Mt 25}. Darum werden die, die den Armen zu Hilfe kommen, in die ewigen Hütten aufgenommen werden und der himmlische Vater erbarmt sich wiederum über diejenigen, die sich gegenüber den Armen mitleidig gezeigt haben {Lk 5}. Derselbe himmlische Vater gibt auch denen reichlich, die anderen geben {Lk 5 Spr 11}. So nutzen die Almosen weiter auch dazu, dass jemand seine Gesundheit erhalten oder wieder erlangen kann und manche Gefahr von ihm abgewandt wird {Ps 41}. Darum, will Paulus sagen, werdet ihr durch euren reichlichen Zuschuss keinen Verlust haben, sondern vielmehr großen Nutzen daher bekommen. So soll es euch gebühren, dass ihr in solch einem heiligen und christlichen Vorhaben beharrt und immer fortfahrt.

Angefangen: Nach Luther: Ihr seid die Ersten gewesen, die es wollten und auch taten.

Jahre her: Da ihr zum Unterhalt der Armen etwas beigetragen habt, was ihr damals nicht allein getan habt, sondern auch mit willigem Herzen bereit gewesen seid, noch mehr zu tun, als wir zu dieser Zeit in unserem 1. Brief in Kapitel 16 von euch begehrten. So tut nun jetzt, was ihr damals zu tun willig angeboten habt, damit das Werk mit eurem Willen übereinstimmt. Denn es sollen die guten Neigungen, die vom Heiligen Geist in uns erregt worden sind, nicht wiederum erkalten und ohne Nachdruck verschwinden, wie wir jedoch leider sehen, dass es oft geschieht.

11. Nun aber vollbringt auch das Tun, auf dass, gleichwie da ist ein geneigtes Gemüt zu wollen, so sei auch da ein geneigtes Gemüt zu tun von dem, was ihr habt.

12. Denn so einer willig ist, so ist er angenehm, nachdem er hat, nicht nachdem er nicht hat.

Willig ist: Dass der Wille eines Christenmenschen wahrhaftig dazu geneigt ist, seinem Nächsten zu helfen und je nach seinem Vermögen etwas gibt, dies ist angenehm bei Gott.

Nicht hat: Denn ich fordere nicht, dass ihr über euer Vermögen und mehr als ihr leisten könnt, anderen helft, sodass ihr danach selbst Mangel leiden müsst. Sondern ich will das geschieht, was ihr habt und tun könnt.

13. Nicht geschieht das der Meinung, dass die andern Ruhe haben und ihr Trübsal, sondern dass es gleich sei.

Gleich sei: Unter euch, die ihr in Korinth wohnt und den Christen im jüdischen Land. Denn Gott will, dass eine Gleichheit eingehalten wird, nicht dass wir uns selbst an unserem Vermögen erschöpfen und dies auf andere verwenden, wir aber danach selbst Mangel leiden müssen, während unterdessen andere von unserem Almosen gesättigt worden sind. Auch nicht dass man ständig geben muss, sondern zur Zeit der Not und in der Teuerung sollen die Reichen der Bedürftigkeit der anderen mit ihrem Überfluss aushelfen. Und es kann wohl geschehen, dass die, die jetzt bedürftig sind, zu anderen Zeiten Überfluss haben und wiederum, die jetzt Überfluss haben, zu anderen Zeiten Mangel leiden und die Hilfe anderer benötigen. Diese Veränderungen im menschlichen Leben soll man mit Fleiß betrachten, damit wir im Überfluss bedenken, was uns einmal begegnen könnte. Darum, wer heute einem anderen hilft, der kann morgen bereits auf dieselbe Hilfe wiederum angewiesen sein. Gott hat zwar früher dadurch, dass er das Manna in der Wüste vom Himmel gegeben hat, zu verstehen gegeben, dass der, der viel gesammelt hat, mit solchem Tun nicht reicher gewesen ist, als der, der wenig gesammelt hat. Denn ein jeder hat nicht mehr gefunden, als er für sich und sein Personal für einen Tag dringend gebraucht hat. Deswegen soll der Überfluss der Reichen den Mangel der Armen einigermaßen ausgleichen, damit Reiche und Arme miteinander erhalten werden.

14. So diene euer Überfluss ihrem Mangel diese (teure) Zeit lang, auf dass auch ihr Überschwang hernach diene eurem Mangel, und geschehe, was gleich ist.

15. Wie geschrieben steht: Der viel sammelte, hatte nicht Überfluss, und der wenig sammelte, hatte nicht Mangel.

16. Gott aber sei Dank, der solchen Fleiß für euch gegeben hat in das Herz des Titus!

Gott: Jetzt spricht Paulus von den Personen, denen das Geld, dass allgemein gesammelt worden, anzuvertrauen ist. Und zeigt an, dass es fromme und gottselige Menschen sind, die ohne Zweifel solche Sachen aufrichtig und treu verrichten werden.

Herz des Titus: Dass er es auf sich genommen hat, diese, eure Geschäfte zu verrichten, sich dieser Arbeit nicht verweigert hat.

17. Denn er nahm zwar die Ermahnung an; aber dieweil er so sehr fleißig war, ist er von selber zu euch gereist.

Fleißig war: Auf solche Sachen zu warten, damit es in allen Kirchen richtig zugeht.

Ihm selber: Freiwillig und ungezwungen. Denn man soll nicht warten, bis man dazu angetrieben und mit Gewalt dazu genötigt wird, der Kirche zu dienen, sondern ein williges Gemüt ist Gott angenehm.

18. Wir haben aber einen Bruder mit ihm gesandt; der das Lob hat am Evangelium durch alle Gemeinden;

Alle Gemeinden: Denen er bekannt ist, von denen er gerühmt wird, dass er das Evangelium Christi mit großem Eifer zu befördern sich bemühte. Und Paulus hat dem Titus Gehilfen zur Seite gestellt, damit wir lernen, wie man das allgemeine Geld nicht einer Person allein anvertrauen soll, damit sie nicht in einen bösen Verdacht gerät, als würde sie nicht sorgsam damit umgehen.

19. nicht allein aber das, sondern er ist auch verordnet von den Gemeinden zum Gefährten unserer Fahrt in dieser Wohltat, welche durch uns ausgerichtet wird dem Herrn zu Ehren und (zum

Preis: eures guten Willens.

Das: Dass er wegen der evangelischen Lehre den Kirchen lieb ist.

Verordnet: Dieser Bruder ist mir auf meiner Wanderschaft zum Gefährten zur Seite gestellt worden {Apg 13}. besonders in dieser Sache, wodurch dem bedürftigen jüdischen Land eine große Wohltat erzeigt wird, sollen wir unsere Mühe und Arbeit nicht sparen. Denn dass eine Kirche der anderen reichlich hilft, gereicht dem göttlichen Namen zur Ehre und euer geneigter Wille, den Armen aus rechtschaffener christlicher Liebe und Zuneigung zu helfen, wird dadurch kund und offenbar. Denn die Werke der Liebe, die wir dem Nächsten erzeigen, machen uns einen guten Namen.

20. Und verhüten das, dass uns nicht jemand übel nachreden möge solcher reichen Steuer wegen, die durch uns ausgerichtet wird.

Nachreden möge: Als gingen wir mit dem allgemeinen Geld, dass die Kirchen zur Unterhaltung der Armen reichlich beisteuern nicht recht um. Deshalb nehmen wir solche Personen zu uns, die mit der allgemeinen Zustimmung der Kirchen zu einem solchen Handel verordnet worden sind. Denn wir bemühen uns so vorsichtig, öffentlich und aufrichtig zu handeln, dass wir nicht allein vor Gott ein gutes Gewissen behalten, sondern auch, dass die Menschen unsere Treue und Ehrlichkeit spüren können. Denn ein gutes Gewissen ist wegen Gott nötig, ein guter Name aber wegen unseres Nächsten.

21. und sehen darauf, dass es redlich zugehe, nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen.

22. Auch haben wir mit ihnen gesandt unsern Bruder, den wir oft gespürt haben in vielen Stücken, dass er fleißig sei, nun aber viel fleißiger.

Unseren Bruder: Nämlich noch einen anderen und dritten Mann, so dass drei Personen das Geld unter euch sammeln und bis zu meiner Ankunft hinterlegen.

Viel fleißiger: In der Verrichtung dieser Sachen. Denn denen soll man große Sachen befehlen, deren Fleiß und Treue man genügend erfahren hat. Und wir sollen die Geschäfte unseres Berufs nicht fahrlässig, sondern fleißig verrichten. Es soll auch unser Fleiß mit der Zeit nicht abnehmen, sondern vielmehr größer und vermehrt werden.

23. Und wir sind großer Zuversicht zu euch, es sei des Titus wegen, welcher mein Geselle und Gehilfe unter euch ist, oder unserer Brüder wegen, welche Apostel sind der Gemeinden und eine Ehre Christi.

Euch ist: Und mit mir die Kirche zu bauen bisher sich treu bemüht hat.

Brüder: Nämlich die anderen beiden vorher genannten frommen Männer.

Apostel sind: Dass sie in den Kirchen das apostolische Amt verrichten, obwohl sie nicht aus der Zahl der zwölf Apostel sind. Deswegen (will Paulus sagen) habe ich großes Vertrauen in euch, dass ihr sie wohl leiden werdet und sie euch neben mir tauglich erscheinen, dass sie dieses Geschäft, das ich bisher betrieben habe, verrichten. Denn man soll den Kirchen nicht gegen ihren Willen verdächtige Personen aufdrängen.

24. Erzeigt nun die Beweise eurer Liebe und unseres Ruhmes von euch an diesen, auch öffentlich vor den Gemeinden.

An diesen: Meine Gesandten, die ich zu euch schicke, dass ihr sie freundlich aufnehmt und mit einem reichen Almosen für die Armen im jüdischen Land wieder zurückschickt. Damit ihr also eure Liebe, die ich bisher bei anderen so hoch gerühmt habe, mit der Tat erklärt. Und glaubt mir, dass ihr dies alles vor den Augen aller anderen christlichen Kirchen tut. Denn es wird nicht verborgen bleiben, was ihr in dieser Sache getan habt. Obwohl man nun die Almosen nicht mit dem Vorsatz geben soll, und auch die guten Werke nicht deshalb ausführen soll, dass man von den Leuten gelobt wird, Matthäus 6, so soll jedoch mit Wohltun unser Licht vor den Menschen leuchten, dass sie unsere guten Werke sehen und den Vater, der im Himmel ist, preisen {Mt 5}. Und es soll nicht nur uns selbst zeigen, dass wir gute Bäume sind, sondern auch mit unserem Beispiel andere zur gottseligen Nachfolge locken und reizen.


Das 9. Kapitel

  • Paulus beharrt noch in der Ermahnung vom Almosen geben.
  • Und er beschließt endlich diesen Handel mit dem Ruhm der Korinther.

1. Denn von solcher Steuer, die den Heiligen geschieht, ist mir nicht Not, euch zu schreiben.

Denn: Weil Paulus etwas länger vom Almosen geben gehandelt hat, so entschuldigt er sich jetzt ein wenig dafür, damit die Korinther nicht meinen könnten, er würde ihnen nicht trauen und an ihrer Liebe gegen den Nächsten zweifeln.

Geschieht: Mit der wir den Gläubigen an Christus dienen, indem wir für ihren Unterhalt Almosen sammeln.

Zu schreiben: Und die Sache noch weiter auszuführen. Hier hat man die Höflichkeit des Apostels Paulus zu bemerken, der man auch folgen soll. Indem er bekennt, dass er weitläufiger von der Sache geschrieben hat, als es gebraucht hätte, kauft er sich also mit dieser Bescheidenheit bei den Korinthern ein.

2. Denn ich weiß euren guten Willen, davon ich rühme bei denen aus Mazedonien (und sage): Achaja ist schon vor einem Jahr bereit gewesen. Und euer Exempel hat viele gereizt.

Rühme: Damit ich sie durch euer Beispiel zur gleichen Gottseligkeit reize.

Achaja: Die Landschaft in Griechenland, in der Korinth die Hauptstadt ist.

Bereit gewesen: Den armen Christen eine reiche Steuer zu bescheren und den Christen dort heißt nur auf die Gelegenheit zu warten, damit sie das, was sie gesammelt haben, ins jüdische Land schicken konnten. Dies habe ich von euch bei den Mazedoniern gerühmt.

Gereizt: Dass sie sich vorgenommen haben, eurer gottseligen Freigebigkeit nachzufolgen. Denn gute Beispiele bewegen oft mehr, als ernste Erinnerungen.

3. Ich habe aber diese Brüder darum gesandt, dass nicht unser Ruhm von euch zunichte würde in dem Stücke, und dass ihr bereit seid, gleichwie ich von euch gesagt habe,

4. auf dass nicht, so die aus Mazedonien mit mir kämen und euch unbereitet fänden, wir (will nicht sagen ihr) zuschanden würden mit solchem Rühmen.

Fänden: Dass sie sehen könnten, dass die Almosen noch nicht zusammengebracht worden sind.

Zuschanden würde: Dass wir etwa mehr von euch gerühmt hätten, als es sich in Wahrheit zugetragen hat. Denn es steht einem Christenmenschen übel an, wenn er sich in den Werken der Liebe mit kaltem Sinn und fahrlässig finden lässt.

5. Ich habe es aber für nötig angesehen, die Brüder zu ermahnen, dass sie voranzögen zu euch, zu verfertigen diesen zuvor verheißenen Segen, dass er bereitet sei, also dass es sei ein Segen und nicht ein Geiz.

Brüder: Nämlich Titus, Barnabas und Lukas, meine Gesandten, dass sie bald zu euch kommen und die reichen Almosen, die ihr versprochen habt, einsammeln. Nun liegt es an euch, dass ihr das schafft, womit ihr eure Freigebigkeit bezeugt, wie ihr erkennt, dass ihr eure Güter aus göttlichem Segen empfangen habt, darum zeigt auch in der Steuer euren Segen und eure Freigebigkeit und keine Kargheit oder Geiz. Denn die karge Almosen austeilen, die besudeln ihr gutes Werk mit falscher Kargheit und Geiz.

Geiz: Nach Luther: Das ist Kargheit und wenig geben.

6. Ich meine aber das: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.

Sät: Dass er nach dem Vermögen seiner Güter wenig gibt, der wird auch wenig leibliche und geistliche Guttaten empfangen; hingegen aber, wer den Armen reichlich und überflüssig etwas gibt, der wird auch reichliche und überflüssige Belohnung von Gott empfangen. Denn so wie der Samen, der in den Acker geworfen wird, nicht umsonst hingeworfen ist, so ist auch das nicht verloren, was wir den Armen geben. Und so wie ein Samenkorn 20 oder 30 neue Körner bringt, so verursachen die Almosen einen reichen Segen des Herrn auch an zeitlichen Gütern. Nach dem Spruch Christi: Gebt, so wird euch gegeben und ein voll gedrücktes, gerütteltes und überflüssiges Maß wird man in euren Schoß geben {Lk 6}.

7. Ein jeglicher nach seiner Willkür, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Ein: Damit nicht jemand meinen könnte, Paulus wollte von den Korinthern gegen ihren Willen, die Almosen mit Gewalt heraus zwingen, fügt er jetzt eine Erklärung seiner Worte hinzu.

Zwang: Als wäre er mit Gewalt dazu gezwungen. Darum sollen wir unseren Zuhörern nichts vorschreiben, wie viel jeder den Armen geben soll. Doch soll man sie erinnern, dass sie nicht gar zu genau und karg austeilen.

8. Gott aber kann machen, dass allerlei Gnade unter euch reichlich sei, dass ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken,

Reichlich sei: Das ist: Gott ist so reich und gütig, dass er seine Gaben in euch mehren will und seinen Segen reich über euch ausschütten, sodass es euch nicht allein nicht an den nötigen Sachen mangelt, sondern auch, dass ihr immer mehr und immer größere Werke der Liebe dem bedürftigen Nächsten erweisen könnt. Denn so sagt der 112. Psalm von einem frommen Menschen: Er streut aus (als der den Samen seiner Güter reichlich sät) und gibt den Armen davon und diese, seine Guttat wird in alle Ewigkeit nicht vergessen werden. Denn Gott wird an sie denken und sie ihm belohnen, in diesem und im zukünftigen Leben. Darum sollen wir nicht meinen, dass wir die Güter verlieren könnten, die wir den Armen geben, sondern sie werden uns vielmehr mit Zinsen wieder zurückgegeben werden.

9. wie geschrieben steht: Er hat ausgestreut und gegeben den Armen; seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.

10. Der aber Samen reicht beim Sämann, der wird je auch das Brot reichen zur Speise und wird vermehren euren Samen und wachsen lassen das Gewächs eurer Gerechtigkeit,

Brot reichen: Denn wenn jemand sagen und einwenden wollte: Wenn ich das Meine für andere verwende, so werde ich bald danach selbst Mangel leiden müssen. Dem gibt Paulus mit diesen Worten Antwort, als wollte er sagen: Was zweifelt ihr an eurem Unterhalt? Gibt nicht Gott, der den Bauern den Samen reicht, dass sie den Acker damit besäen können, ihnen aus demselben Samen nach der Ernte das Brot, dass sie sich also von dem unterhalten, das sie vor wenigen Monaten auf den Acker geworfen haben? Eben derselbe, gütige und freigiebige Gott wird eure Almosen auch so segnen, dass ihr nach solch einer zusammengelegten Steuer in kurzer Zeit schon reicher sein werdet und mehr Nahrung haben werdet, als zuvor. Denn eure Güter werden dadurch nicht gemindert, sondern vermehrt werden und was ihr aus gottseligem Herzen zu den Almosen (die Paulus hier nach der hebräischen Sprache Gerechtigkeit nennt) zugeschlossen habt, das wird für eure Güter eine Vermehrung und ein reicheres Einkommen verursachen, dass ihr mit einfältigem und gottseligem Herzen eurem Nächsten je länger je mehr Gutes tun könnt. Dies macht, dass Gott von wegen eurer Wohltat über den Armen sehr gepriesen wird. So oft wir deswegen die Armen unterhalten, so oft sollen wir uns erinnern, dass wir uns eben damit unsere Nahrung zu bereiten. Und wir sollen den Armen auch dazu verhelfen, dass sie Gott preisen, als denjenigen, der uns ein so mildes Herz gegeben hat.

11. dass ihr reich seid in allen Dingen mit aller Einfältigkeit, welche wirkt durch uns Danksagung an Gott.

Einfältigkeit: Nach Luther: Dass die Wohltat nicht um des Genusses, des Lohns oder der Ehre willen, sondern aus reiner, freier Liebe und Lust geschieht.

12. Denn die Handreichung dieser Steuer erfüllt nicht allein den Mangel der Heiligen, sondern ist auch überschwänglich darin, dass viele Gott danken für diesen unseren treuen Dienst

Erfüllt: Will so viel sagen: Dass ihr den Armen im jüdischen Land aus gutem Willen Nahrung reicht, dies gereicht nicht nur denselben frommen Menschen zum Nutzen, die durch eure Freigebigkeit unterhalten werden, dass sie nicht verhungern müssen, sondern es geschieht auch daraus, dass viele von ihnen auf das fleißigste Gott Lob und Dank sagen. Und sie lassen sich auch unseren Fleiß gefallen, dass wir die Almosen für sie sammeln und sie loben Gott für diese Sache, dass ihr mit den Werken der Liebe in der Tat beweist und gleichsam wie mit einem öffentlichen Bekenntnis erklärt, wie ihr dem Evangelium Christi mit Ernst glaubt, weil sie sehen, wie ihr aus einfältigem, gottseligem und aufrichtigen Herzen, eure Güter mit ihnen zu teilen bereit seid, und zwar nicht nur mit ihnen allein, die sich im jüdischen Land befinden, sondern auch mit allen anderen, die eure Wohltat benötigen. So bitten sie auch emsig Gott für euch, dass er euch diese gottselige Freigebigkeit wiederum reich belohnt, und möchten euch als fromme, gut tätige Menschen sehen, damit sie in der Tat erfahren, wie Gott der Herr seine geistlichen Gaben reich unter euch ausgeteilt hat und eure Herzen mit einer besonderen Gnade des Heiligen Geistes, nämlich, der rechtschaffenen Liebe, überschüttet hat. Damit nun viele für uns beten und wir von vielen geliebt werden, so sollen wir auch vielen Gutes erweisen.

13. und preisen Gott über eurem untertänigen Bekenntnis des Evangeliums Christi und über eurer einfältigen Steuer an sie und an alle

14. und über ihrem Gebet für euch, welche verlangt nach euch, um der überschwänglichen Gnade Gottes willen in euch.

15. Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!

Gabe: Über euch. Denn Gott entzündet und regiert eure Herzen mit seinem Heiligen Geist. Wir sollen auch Gott dem Herrn Lob und Dank sagen, so oft wir spüren, dass er seine Gaben über unseren Nächsten reichlich ausgeschüttet hat. Denn die gottseligen Gaben sind allgemein, dass sie zum allgemeinen Nutzen der Kirchen dienen.


Das 10. Kapitel

  • Paulus verteidigt sich gegen diejenigen, die die Niedrigkeit seiner Person verächtlich machten, und lehrt zugleich, welche Mittel er für die Erweiterung des Reiches Christi verwendet.
  • Danach sticht er auf die Widersacher, die von fremder Arbeit, die sie sich zumaßen, viel rühmten.

1. Ich aber, Paulus, ermahne euch durch die Sanftmütigkeit und Lindigkeit Christi, der ich gegenwärtig unter euch gering bin, im Abwesen aber bin ich dürstig gegen euch.

Ich: Nach dem Thema der Almosen ermahnt Paulus die Korinther ernsthaft, dass sie sich nicht von den falschen Aposteln und Lehrern verführen lassen sollen. Zuvor aber rettet er sein Ansehen, damit die Korinther ihn wegen seiner Milde und Niedrigkeit der Person nicht verachteten.

Lindigkeit Christi: An die ihr euch erinnern sollt, womit er die Sünder zur Buße ruft und in den Bekehrten viel Schwachheiten duldet, die freilich nicht zu verachten ist, wenn wir andererseits nicht ewig verloren sein wollen. Diesem, unserem Heiland folge ich, Paulus, nach. Darum bitte ich euch, dass ihr meine Milde und Sanftmut nicht verachtet.

Gegen euch: So pflegen etliche von mir zu reden. Wenn ich bei euch bin, so gehe ich freundlich mit euch um und erweise mich demütig, aber wenn ich abwesend bin, wende ich beim Schreiben eine besondere Kühnheit an, und ich bin schärfer, als ihr es von mir erwartet hättet. Diesem Beispiel Paulus sollen die Kirchendiener folgen und sanft mit den Zuhörern umgehen, daneben aber, wenn es notwendig ist, auch einen gebührenden Ernst gebrauchen und sich des Spruchs Christi erinnern: Ihr seid das Salz der Erde {Mt 5}.

2. Ich bitte aber, dass mir nicht Not sei, gegenwärtig dürstig zu handeln und der Kühnheit zu brauchen, die man mir zumisst, gegen etliche, die uns schätzen, als wandelten wir fleischlicher Weise.

Not sei: Dass ich nicht aus der Not heraus gezwungen werde, auch in meiner Gegenwart mich ernst gegen euch zu erzeigen.

Gegen etliche: Verkehrte Leute, die ich mich allzu großer Kühnheit zu strafen unterstehe.

Fleischlicher Weise: Und handeln also so aus einer fleischlichen Zuneigung. Deswegen sollen die Zuhörer die Milde ihrer getreuen Lehrer nicht missbrauchen, damit sie diese kurze Zeit darauf nicht ernster empfinden, als sie es gedacht hätten und gerne wollten. Es ist aber ein alter Irrtum, dass etliche Zuhörer den rechten und gottseligen Eifer der Kirchendiener für eine fleischliche Zuneigung halten.

3. Denn ob wir wohl im Fleisch wandeln, so streiten wir doch nicht fleischlicher Weise.

Fleisch wandeln: Auch wenn wir Apostel und Diener Gottes noch im Fleisch leben, und unser sterbliches Fleisch mit uns herumtragen, so verwalten wir doch unsere Kirchenamt, (das zwar einem Kriegswesen ähnlich sieht) nicht in fleischlicher Weise. Darum, wenn wir uns manchmal etwas ernster gezeigt haben, so ist dies kein fleischliches Handeln gewesen, sondern das Werk des Heiligen Geistes in uns. Weil wir wissen, dass unser Amt nicht fleischlich oder weltlich, sondern geistlich ist.

4. Denn die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören die Festungen,

Nicht fleischlich: Wir benutzen nicht solche Waffen, wie sie die Welt benutzt, wenn sie einen Feind vertreiben oder unterdrücken will. Diejenigen, die deshalb unter dem Schein des Predigtamts die Religion vorschieben und zu den Waffen greifen, die werden von keinem apostolischen Geist getrieben.

Vor Gott: Es sind geistliche Waffen, die dazu dienen und eine kräftige Wirkung und einen starken Nachdruck haben, dass die Ehre Gottes dadurch befördert wird.

Festungen: Die die Fortpflanzung des Evangeliums behindern und ihr im Weg stehen.

5. damit wir zerstören die Anschläge und alle Höhe, die sich erheben wider die Erkenntnis Gottes und nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi

Anschläge: Der Menschen, die gegen das Reich Christi vorgenommen werden.

Höhe: So wie es in der Welt hohe und feste Bergschlösser gibt. Zusammengefasst soll das heißen: Wir sind geistliche Kriegsleute und gehen damit um, wie wir das Reich Christi erweitern und fortpflanzen. Dieses aber richten wir mit geistlichen Waffen aus. Und obwohl die falschen Apostel, Tyrannen, listige und verschlagene Menschen und Weltkinder, Philosophen und dergleichen Menschen mit mancherlei Künsten und Praktiken sich dagegen stemmen, so wie befestigte Städte und Schlösser ein Kriegsheer abwehren und aufzuhalten pflegen, dass es nicht weiterkommen kann, so dringen wir mit dem Wort des Evangeliums durch alle solchen Hindernisse hindurch, und erobern alle Festungen, die sich uns widersetzen, mit dem Wort Gottes, und stürzen die zu Grunde, die der wahren und selig machenden Erkenntnis Gottes widerstreben. Und wir nehmen die Leute gefangen, die meinen, sie sind besonders klug und deren menschliche Vernunft und fleischlicher Verstand, der den Geheimnissen des Glaubens widerstrebt, dass sie sich dem Wort Gottes gehorsam unterwerfen und Christus glauben, obwohl die Lehre Christi mit ihrer Vernunft und menschlichen Weisheit nicht übereinkommt. Weil auch etliche unter euch durch die falschen Apostel und Lehrer verführt worden sind, müssen wir uns zunächst fleißig bemühen, dass wir die, denen noch zu helfen ist, wieder auf den rechten Weg bringen, damit sie dem Wort Gottes glauben und gehorchen. Danach wollen wir die Übrigen, Halsstarrigen mit dem Bann schlagen, mit dem wir gegenüber denen gerüstet sind, die sich nicht vom Irrtum abweisen lassen wollen. Hier hat man zu merken, wie das Evangelium Christi, wenn es rein gepredigt wird, durch viele und große Hindernisse glücklich durchdringt. Und man soll die menschliche Vernunft gefangen nehmen, dass sie aufhört, den Geheimnissen des Glaubens zu widerstreben. Auch soll man die Halsstarrigen und Ketzer in den Bann tun, damit sie nicht mehr in der Kirche verführen.

6. und sind bereit, zu rächen allen Ungehorsam, wenn euer Gehorsam erfüllt ist.

7. Richtet ihr nach dem Ansehen? Verlässt sich jemand darauf, dass er Christo angehöre, der denke solches, auch wieder um bei ihm, dass, gleichwie er Christus angehört, also gehören wir auch Christo an.

Ansehen: Wollt ihr die Diener Christi nach der Niedrigkeit oder Hoheit der Personen achten? Wenn ihr das tut, so urteilt ihr falsch. Es wendet sich also Paulus wiederum seinem apostolischen Ansehen zu, dass sich nicht in äußerer Majestät der Person zeigte, sondern auf der Gewalt des apostolischen Amtes beruhte. Denn man soll die Kirchendiener nicht nach der Gestalt ihrer Person oder ihrer äußeren Würde, sondern nach ihrem Amt, ihrer Geschicklichkeit und Ehrlichkeit schätzen.

Jemand: Unter euch, egal ob Lehrer oder Zuhörer, der mich verachtet, der sich selbst gut damit gefällt, dass er meint, er sei ein Glied und Diener Christi, obwohl er es eigentlich anders ist.

Christus an: Und wir wollen freilich in diesem Tun nicht als geringer befunden werden, als sie, die uns so übermütig verachten. Es gab in der Kirche immer Menschen, die sich unterstanden haben, die getreuen Diener Christi bei den Kirchen in Verachtung zu bringen. Und es mangelt auch heutzutage nicht an solchen Klüglingen nicht, die meinen, sie könnten nicht höher herauskommen, wenn sie andere neben sich nicht verachten würden.

8. Und so ich auch etwas weiter, mich rühmte von unserer Gewalt, welche uns der Herr gegeben hat, euch zu bessern und nicht zu verderben, wollte ich nicht zuschanden werden.

Gewalt: Die geistlich ist und mit der wir unsere Widersacher weit übertreffen.

Zuschanden werden: Denn man kann mir keine Falschheit beweisen, weil ich das, was ich rühme, auch in Wirklichkeit darlegen kann, woran ich merken werde, dass es zur Erbauung und nicht zur Zerstörung gereicht. Denn ein Kirchendiener soll seine geistliche Gewalt gebrauchen, zum Nutzen der Kirche, und nicht zur deren Verderben.

9. (Das sage ich aber, dass ihr nicht denken müsst, als hätte ich mit Briefen erschrecken wollen.

Mit Briefen: Weil ich gegenwärtig nichts Beschwerliches gegen euch reden oder anordnen dürfte. Darum habe ich dies von der Gewalt, die mir von Gott dem Herrn gegeben worden ist, sagen müssen. Denn ich weiß, was für Reden unter euch von mir gefallen sind.

10. Denn die Briefe (sprechen, sie: sind schwer und stark; aber die Gegenwärtigkeit des Leibes ist schwach und die Rede verächtlich.

Und stark: Paulus gebraucht in seinem Brief eine große Freiheit und Kühnheit und schimpft uns heftig.

Verächtlich: Und er kommt uns nicht wie der Mann vor, der bei uns war, wie er sich in seinen Briefen äußert. Denn weder die Größe des Leibes, noch sein strenger Wandel oder seine fertige Zunge und Beredtheit lassen sich mit seinen Briefen vergleichen, sondern es ist alles niedrig und schlecht und geringer, als wir es erhofft hatten. Die also die Kirchendiener nicht nach der Würde der Person achten (wie oben berichtet), so sollen sie auch nicht wegen ihrer Beredtheit beurteilt werden. Denn man soll nicht darauf achten, wie schön jemand redet, sondern wie rein und gründlich einer lehrt.

11. Wer ein solcher ist, der denke, dass wie wir sind mit Worten in den Briefen in der Abwesenheit, so dürfen wir auch wohl sein mit der Tat gegenwärtig.

Solcher ist: Dass er mich verkleinert und meine Person geringschätzig macht.

In Abwesenheit: Nämlich ernsthaft und streng, dazu unerschrocken, eure Sünden zu strafen und zu verwerfen.

Gegenwärtig: Wenn es notwendig ist. Aber ich strafe eure Mängel durch Briefe ernsthaft, damit, wenn ich zu euch komme, ich vielmehr Milde als Schärfe gebrauchen kann. Deswegen sollen wir die Milde frommer Menschen nicht missbrauchen, damit sie nicht in Ernst und Schärfe geändert werden muss.

12. Denn wir dürfen uns nicht unter die rechnen oder zählen, so sich selbst loben; aber dieweil sie sich bei sich selbst messen und halten allein von sich selbst, verstehen sie nichts.

Denn: In den folgenden Worten spricht der Apostel Paulus spöttisch und verweist auf die falschen Lehrer, die viel Rühmen von sich selbst treiben und fremde Arbeit (wie die des Paulus und des Apollo) ihnen zuschreiben, wo sie doch die Kirche in Korinth weder gepflanzt noch begossen haben, sondern vielmehr die Arbeit des Paulus und des Apollo mit falscher Lehre verdarben.

Loben: Denn wir scheinen nicht so würdig zu sein, dass wir unter viele eurer Lehrer gezählt oder mit ihnen verglichen werden, weil sie sich selbst mit ihrem eigenen Lob so gut herausstreichen, dass, wenn es wahr und nicht erdichtet wäre, wir freilich ihnen gegenüber als nichts zu rechnen wären. Aber Eigenlob stinkt. Denn es steht geschrieben: Lass dich einen anderen loben und nicht deinen Mund, eines Fremden und nicht deine eigenen Lippen {Spr 27}.

Sie nichts: Nämlich eure falschen Lehrer, die mich verachten, sind durch Ehrgeiz und eignen Wahn geblendet, dass sie sich selbst nicht erkennen können. Dies kommt daher, weil sie sich an sich selbst so viel vergaffen und von sich selbst so viel halten. Wenn sie aber ihre Arbeit und ihre Gaben den unseren gegenüberhalten würden, so würden sie ohne Zweifel schamrot werden und den Mut sinken lassen. Denn es kann niemand von sich selbst richtig urteilen, wenn er nur sich selbst betrachtet, sondern wenn wir uns denen gegenüberstellen, die größere Gaben als wir haben, so urteilen wir besser und lernen, mäßig von uns zu halten und zu reden.

13. Wir aber rühmen uns nicht über das Ziel, sondern nur nach dem Ziel der Regel, damit uns Gott abgemessen hat das Ziel, zu gelangen auch bis an euch.

Über das Ziel: Wir, als getreue Diener und Knechte Gottes, rühmen nichts weiter, als was wir zu Recht rühmen könnten. Denn Gott hat in seinem ewigen Rat jedem seinen Teil bestimmt und abgemessen (wie man die Weinberge mit einer Rute oder Stange abmisst) den er mit der Predigt des Evangeliums, wie in einem Weinberg des Herrn, bauen soll. Dieser Teil, der uns abgemessen ist, reicht auch bis zu euch. Darum, wenn wir von euch rühmen, dass wir euch Christus gewonnen haben, so rühmen wir nichts vergebens, wie es die tun, die ihr Ziel weiter strecken als es sich gebührt, wo sie doch nichts an euch gearbeitet haben, sondern vielmehr in fremde Arbeit Irrtümer und Streitereien gebracht haben. Wir und nicht die falschen Apostel sind nach dem Maß unseres Ziels bis zu euch gelangt, um euch zu unterrichten, und haben mit diesem Tun Christus einen treuen Dienst geleistet. Darum rühmen wir uns nicht vergebens, messen uns auch keine fremde Arbeit zu, wie es die falschen Apostel tun. Deswegen sollen wir uns hüten, dass wir uns nicht von Dingen rühmen, die nicht durch unsere, sondern durch fremde Mühe und Arbeit zuwege gebracht worden sind.

14. Denn wir fahren nicht zu weit, als wären wir nicht gelangt bis zu euch; denn wir sind ja auch bis zu euch gekommen mit dem Evangelium Christi.

Fahren: Nach Luther: Wir wollen uns nicht zu weit rühmen, wo wir nicht bis zu euch gekommen wären, wie es jene tun und sich fremder Arbeit rühmen, die unsere ist.

15. Und rühmen uns nicht über das Ziel in fremder Arbeit und haben Hoffnung, wenn nun euer Glaube in euch gewachsen, dass wir unserer Regel nach wollen weiter kommen

Hoffnung: Das ist: Wir hoffen, dass es geschieht, wenn ihr zuvor im Glauben gestärkt worden seid, dass weiter, nach Ausweisung des Ziels, dass uns Gott in seinem Rat bestimmt hat (dass sich sehr weit erstreckt und viel Land betrifft), wir das Evangelium Christi auch an den Orten predigen werden, die noch weiter vom jüdischen Land abgelegen sind, als ihr, damit wir uns nicht derer rühmen, die durch das Zutun Anderer zu Christus bekehrt worden sind. Denn es ist nicht unsere Art, dass wir das Lob für andere einheimsen und es uns zumessen, wie es die falschen Apostel tun. Weil demnach Gott der Herr jedem Kirchendiener wie mit einer Schnur oder Rute abgemessen hat, welchen Teil des Weinbergs oder des Ackers er ihm mit der Predigt des Evangeliums bauen soll, so soll er mit Fleiß dahin arbeiten, dass er nach der Beschaffenheit und Gelegenheit seines Berufs immer weiter und freudiger fortfährt, damit er im himmlischen Ackerbau nicht als fahrlässig empfunden wird. Doch er soll sich vorsehen, dass er nicht vor der Zeit von einer Kirche abweicht, wenn sie noch nicht ausreichend im Glauben begründet und gestärkt worden ist.

16. und das Evangelium auch predigen denen, die jenseits von euch wohnen, und uns nicht rühmen in dem, was mit fremder Arbeit bereitet ist.

17. Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn.

Wer: Weil Paulus an dieser Stelle vom Rühmen spricht, nimmt er dies zum Anlass und zur Gelegenheit, eine allgemeine Lehre vorzutragen, wie man sich mit dem Rühmen richtig verhalten soll.

Des Herrn: Denn wir sollen nicht nur uns keine fremde Arbeit zuschreiben, sondern auch unsere eigene, der göttlichen Güte uns nicht zumessen. Und wir sollen uns darin rühmen, dass wir um Christi willen einen gnädigen Gott haben, der uns durch den Glauben in Gnade aufnimmt und die Gaben des Heiligen Geistes reichlich über uns ausschüttet, auch zu unserem Tun einen glücklichen Fortgang gibt, dazu seine Gaben in uns krönt. Dieser Spruch des Paulus ist aus dem 9. Kapitel des Propheten Jeremias genommen.

18. Denn darum ist einer nicht tüchtig, dass er sich selbst lobt, sondern dass ihn der Herr lobt.

Herr lobt: Dass er ein treuer und nützlicher Diener Christi ist. Es lobt aber Gott der Herr denjenigen mit der Tat, durch dessen Arbeit er viele zu seiner wahren Erkenntnis kommen lässt. Und Paulus richtet sich mit diesen Worten abermals gegen die falschen Lehrer, die von ihrer Arbeit zu Unrecht großen Ruhm betreiben. Wer nun die Kirche, die ihm befohlen ist, treu erbaut und darin nützlich lehrt, der wird dadurch von Gott vor der Kirche gelobt und gerühmt. Wir sollen aber darum nicht meinen, dass unsere Arbeit vergebens gewesen wäre, wenn sich nicht sogleich der Nutzen sehen lässt, sondern wir sollen treu arbeiten, so wird zu seiner Zeit der Same des göttlichen Wortes hervorkommen, wachsen und viele Früchte bringen.


Das 11. Kapitel

  • Paulus gibt eine allgemeine Lehre, wie man sich richtig rühmen soll.
  • Er entschuldigt danach sein Rühmen mit der Torheit, wozu er durch die Bosheit der falschen Apostel verführt worden ist.
  • Er hebt darauf sein evangelisches Predigtamt hoch, weil er darin mit großem Nutzen gearbeitet hat.
  • Und er ermahnt die Korinther ernsthaft, dass sie sich hüten sollen, dass sie nicht von falschen Lehrern, die sich fromm stellen, betrogen werden.

1. Wollte Gott, ihr hieltet mir ein wenig Torheit zugute! Doch ihr haltet mir es wohl zugute.

Zu gut: Denn ich sorge mich, ihr könntet durch meine scheinbare Unbescheidenheit vor den Kopf gestoßen werden. Obwohl ich wiederum gute Hoffnung habe, dass es nicht nötig ist, mich ängstlich bei euch zu entschuldigen. Denn ich muss meine Arbeit, die ich auf das Evangelium Christi gewendet habe, selber rühmen und das Ansehen meiner Person gegen etliche falsche Lehrer schützen, die das Gesetz mit dem Evangelium vermischen, sich bei euch einschleichen und meine Person verkleinern, damit sie euch von der himmlischen Wahrheit, die ihr von mir gelernt habt, wegführen. Das kann ich nicht leiden.

2. Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer. Denn ich habe euch vertraut einem Manne, dass ich eine reine Jungfrau Christo zubrächte.

Göttlichem Eifer: Und nicht fleischlichem. So wie ein frommer Mann mit einem Eifer entzündet und heftig darüber erzürnt wird, wenn er bemerkt, dass eine Jungfrau, die einem Mann zur Ehe versprochen und getraut worden ist, anderswo zu Unehre geführt wird. Denn fromme Christen und besonders die rechtschaffenen Diener des Evangeliums werden sehr unwillig darüber und es tut ihnen im Herzen weh, wenn sie sehen, dass eine Seele von Christus durch falsche Lehre oder das verkehrte Wesen dieser Welt zum Satan weggeführt wird.

Einem Mann: Ich habe euch Korinther durch das Predigtamt des Evangeliums dem Sohn Gottes zugeführt.

Keine Jungfrau: Und ihr nicht durch falsche Lehre verdorben werdet, bevor ihr dem Bräutigam Christus vollkommen zugeführt worden seid. Darum bemühe ich mich mit großem Eifer darum, dass ihr nicht zwischen der Zeit der Verlobung und der Hochzeit mit falscher Lehre in die irregeleitet werdet, denn wo das geschieht, so würde euch der Bräutigam Christus nicht annehmen. Es wird hier nicht von der leiblichen Jungfernschaft gesprochen denn alle, die an Christus glauben sind Christus angetraut, egal ob Männer oder Frauen, Witwen oder Jungfrauen. Darum ist dieser Spruch des Paulus von den Katholiken sehr widersinnig auf ihr Klostergelübde und dem übermäßigen Lob der Jungfernschaft mit Gewalt gezogen worden. Die aber sind vor Gott keine Jungfrauen mehr, die entweder mit falscher Lehre oder ruchlosem Leben von der wahren Erkenntnis Gottes und seinem Gehorsam sich abwenden lassen, obwohl sie sich am Leib nie mit Unzucht befleckt haben.

3. Ich fürchte aber, dass nicht, wie die Schlange Eva verführte mit ihrer Schalkheit, also auch eure Sinne verrückt werden von der Einfältigkeit in Christo {1Mos 3v4}.

Verrückt werden: Durch falsche Lehrer, aus List und Verführung des Satans von der einfachen und reinen evangelischen Lehre, wie damals unsere erste Mutter, die Eva, durch die List des Teufels, der durch die Schlange gesprochen hat, vom Wort Gottes abgeführt worden ist, dass sie gesündigt und ihren Mann auch zum Sündigen verleitet hat. Denn gleich, wie nach dem angehörten Wort Gottes, der Teufel durch die Schlange der Eva versprach, dass sie Gutes und Böses wissen würde und das elende Weib sich in guter Hoffnung befand, sie würde eine gewaltige Weisheit und Ehre erlangen, wenn sie von der Frucht des verbotenen Baumes essen würde. Also, wenn wir die einfache, gottselige und reine christliche Lehre von allen Artikeln unserer Religion gelernt haben, so versucht der Satan, uns durch falsche Lehrer zu überreden, wir würden viel weiser und gelehrter sein, wenn wir von dem offenkundigen und hellen Text der Heiligen Schrift auf Geschichten und Deutungen, die von Menschen erdacht worden sind und auf einen besonderen Wahn, der sich auf die menschliche Vernunft reimt, uns abführen lassen. Aber wir sollen in der gottseligen Einfalt des Glaubens ausharren, die Christus angenehm ist. In dieser werden wir auch, wenn wir dabei ausharren, selig werden.

4. Denn so, der da zu euch kommt, einen andern Jesum predigte, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen andern Geist empfing, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so vertrüget ihr es.

Anderen Jesus: Das soll bedeuten: Wenn eure neuen Lehrer, die sich rühmen, dass sie Jünger der Apostel wären und mich verachten, einen besseren Christus predigen, als wir, die wir euch Christus, den Sohn Gottes und Heiland der Welt, gepredigt haben. Wenn ihr auch durch ihr Predigtamt herrliche Gaben des Heiligen Geistes empfangen würdet, wie ihr sie durch mein Predigtamt empfangen habt. Wenn sie euch ferner mehr Artikel der christlichen Religion lehren würden, die wir außen gelassen und übergangen hätten, so könntet ihr sie zu Recht hören und euch an sie halten. Nun aber, weil sie nichts derartiges leisten, sondern nur das Verderben und zu Grunde richten, was wir mit großer Mühe bei euch erbaut haben, so wundert es mich schon sehr, wie ihr solche Lehrer dulden könnt? Im gleichen Sinn könnte heutzutage einer zu den Kirchen, die sich von den Calvinisten verführen ließen, sagen: Wenn die Calvinisten einen anderen und besseren Christus predigen würden, als euch Luther gepredigt hat, der nicht von einem viel mächtigeren, sondern von einem allmächtigen Christus euch gelehrt hat, und wenn ihr aus den Predigten der Calvinisten einen besseren und ruhigeren Geist empfangen würdet, als ihr ihn aus der Lehre Luthers empfangen habt. Auch wenn die Calvinisten ein besonderes Hauptstück der christlichen Religion ans Licht gebracht hätten, welches Luther unbekannt gewesen wäre und er es der Kirche Gottes nicht erklärt hätte, so würdet ihr die calvinistische Lehre zu Recht hören. Weil sie aber nichts Besseres vorbringen, sondern vielmehr das, was ihr bisher Gutes gelernt habt, verkehren und verderben, so ist es ein Wunder, dass ihr solche Menschen nicht nur hört, sondern ihr sie auch zu bewundern scheint.

5. Denn ich achte, ich sei nicht weniger, denn die hohen Apostel sind.

Nicht weniger: Darum ist es ungereimt gehandelt, dass ihr es leiden könnt, dass die falschen Lehrer mich verachten und verlästern, als ob ich des apostolischen Namens nicht würdig wäre. Da ich doch, wenn man es bei Licht betrachtet, ebenso gut bin, als irgendeiner unter ihnen. Denn sie haben Christus in seiner Erniedrigung und hernach auch nach seiner Auferstehung gesehen, so habe ich ihn gesehen in himmlischer Herrlichkeit. Sie haben das Evangelium gelehrt an vielen, ich an noch mehr Orten. Sie haben Wunderzeichen getan, desgleichen habe ich nicht mit weniger oder geringeren das Evangelium Christi bestätigt. Sie haben um Christi willen Verfolgung gelitten. Ich habe um des Evangeliums Christi willen noch viel mehr erduldet als irgendeiner von ihnen, wie ich später noch anzeigen will. Warum dürfen denn eure falschen Lehrer ausgeben, ich sei nicht so gut wie ein anderer Apostel?

6. Und ob ich albern bin mit Reden, so bin ich doch nicht albern in der Erkenntnis. Doch, ich bin bei euch allenthalben wohlbekannt.

Albern: Ich gestehe zwar, dass sich bei meiner Lehre keine weltliche Weisheit oder besondere Beredtheit findet, aber darum bin ich nicht unerfahren in göttlichen Sachen, die die ewige Seligkeit der Menschen betreffen. Nun ist einem Apostel Christi die Wissenschaft und Erkenntnis göttlicher Dinge viel nötiger, als eine fertige und geschwätzigen Zunge zu haben.

Wohlbekannt: Ihr erkennt mich ja und habt mich predigen hören von den Geheimnissen der christlichen Religion, auch meinen Eifer für die Ehre Gottes und die Wohlfahrt der Kirche gesehen. Wie könnt ihr denn leiden, dass die falschen Apostel in eurer Kirche mir übel nachreden?

7. Oder habe ich gesündigt, dass ich mich erniedrigt habe, auf dass ihr erhöht würdet? Denn ich habe euch das Evangelium umsonst verkündigt

Erniedrigt: Und mich zu keiner Herrschaft über euch aufgeschwungen, wie es viele andere tun, sondern mich demütig und bescheiden bei euch verhalten und euch dagegen erhöht. Sollte dies alles so schlecht gehandelt gewesen sein? Es soll sich deswegen ein Kirchendiener seiner Niedrigkeit nicht schämen, auch keiner Herrschaft in der Kirche Gottes sich anmaßen {1Petr 5}. Dagegen soll die Kirche einen niedrigen und demütigen Kirchendiener nicht verachten.

Umsonst: Dass ich keine Besoldung von euch empfange, weil ich das Evangelium bei euch gepredigt habe.

8. und habe andere Gemeinden beraubt und Sold von ihnen genommen, dass ich euch predigte.

Euch predigte: Und mit der Lehre des Evangeliums diente auf fremde Kosten. Mit diesen Worten gibt Paulus zu verstehen, dass die Korinther seinen Fleiß, seine Mühe und seine Gutwilligkeit nicht mit gebührender Dankbarkeit erkennen, weil, obwohl er sich in großer Demut und Niedrigkeit bei ihnen aufgehalten hat und sie in der christlichen Religion umsonst unterrichtete, sie dennoch einem solch treuen Apostel die falschen Apostel vorzogen, die sich viel anders erwiesen. Denn manchmal erkennt eine Kirche die fleißige Arbeit ihrer getreuen Hirten nicht, woran sie übel handelt.

9. Und da ich bei euch war gegenwärtig und Mangel hatte, war ich niemand beschwerlich (denn meinen Mangel erstatteten die Brüder, die aus Mazedonien kamen); und habe mich in allen Stücken euch unbeschwerlich gehalten und will auch noch mich also halten.

Beschwerlich: Denn ich habe von keinem etwas begehrt, womit er mir in meiner Bedürftigkeit zu Hilfe kommen sollte.

Kamen: Und mir eine finanzielle Unterstützung brachten, damit ich in meinem Predigtamt bei euch keinen Mangel leiden müsste.

Also halten: So wie ihr bisher für mich keine Kosten aufwenden musstet, so sollt ihr auch in Zukunft keine Sorge haben oder Mühe aufwenden müssen, um mich zu unterhalten.

10. So gewiss die Wahrheit Christi in mir ist, so soll mir dieser Ruhm in den Ländern Achajas nicht gestopft werden.

Mir ist: Dass ich das wahre Evangelium Christi recht lehre, so gewiss ist auch, was ich jetzt sagen will.

Gestopft werden: Dass ich in Achaja das Evangelium Christi umsonst gelehrt und kein Geld dafür genommen habe. Diesen heiligen Ruhm will ich mir nicht nehmen lassen.

Nach Luther: Wie ein laufendes Wasser, so soll mein Ruhm auch laufen und ungehindert weiter fließen.

11. Warum das? Dass ich euch nicht sollte lieb haben? Gott weiß es.

Weiß es: Wie sehr ich euch liebe und dass ich es ehrlich mit euch meine.

12. Was ich aber tue und tun will, das tue ich darum, dass ich die Ursache abhaue denen, die Ursache suchen, dass sie rühmen möchten, sie seien wie wir.

Denen: Nämlich den falschen Aposteln. Das ist der einzige Grund, weswegen ich bisher keine Bezahlung von euch nehmen wollte, nicht dass ich euch verachte oder einen Hass auf euch geworfen hätte, sondern dass ich in dieser Sache zu erkennen gebe, was für ein Unterschied ist zwischen mir und den falschen Aposteln, die nicht euch, sondern dass Eure suchen, und nicht eure Seligkeit fördern möchten, sondern nach euren Gütern trachten. Dennoch wollen sie angesehen sein, als seien sie so wie wir, da sie doch nichts an sich haben, dass unserem Tun ähnlich wäre. Darum habe ich dies tun wollen, weil ich weiß, dass die falschen Apostel mir dies nicht nachtun wollen. Denn sie haben keine Lust darauf, das Evangelium Christi umsonst zu lehren, weil sie dem Bauch dienen und das Evangelium (noch dazu verfälscht) nur um des Bauches willen predigen, aber nicht aus Antrieb eines göttlichen Eifers. Obwohl es nun den Kirchendienern nicht verboten ist, dass sie eine Bezahlung nehmen und empfangen dürfen, sollten sie jedoch so viel wie möglich sich davor hüten, dass sie nicht ohne Grund einer Kirche in irgendeiner Sache beschwerlich sind.

13. Denn solche falsche Apostel und trügliche Arbeiter verstellen sich zu Christi Aposteln.

Falsche Apostel: Die die himmlische Lehre mit menschlichen Wahn und Satzungen fälschen.

Trügliche: Die es nicht treu mit der Kirche meinen, stellen sich so, als hätten sie einen gottseligen Eifer und rühmen sich viel, wie sie die christliche Lehre fortpflanzen, wo sie doch unterdessen nur ihren Nutzen suchen und die Kirche mit falscher Lehre vergiften und verführen. Denn unter dem Schafskleid der falschen Lehrer liegt ein wölfisches Herz verborgen.

Christi Apostel: Dass sie alle Verrichtungen der Apostel äußerlich nachtun wollen, ohne jedoch die reine Lehre zu führen, und keinen rechten Eifer in der Religion haben, noch um Christi willen Verfolgung leiden wollen. Das andere tun sie nach wie die Affen, damit sie für Apostel Christi angesehen werden und so die Leute betrügen. Darum sollen wir die falschen Lehrer mit Fleiß zu erkennen lernen, damit sie uns unter einem falschen apostolischen Schein nicht verführen.

14. Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich zum Engel des Lichts.

Kein Wunder: Dass die falschen Apostel sich für rechte Apostel und reine Lehrer aufspielen.

Des Lichts: Dass er aus Gottes Entscheidung die Gestalt eines Engels an sich nimmt und die Leute betrügt. Darum soll man den Erscheinungen der Engel nicht leicht Glauben schenken, besonders wenn sie etwas lehren, dass dem geoffenbarten Wort Gottes zuwider ist. Ja, auch wenn sie etwas vorbringen, dass demselben ähnlich sieht, so sollen dennoch solche Erscheinungen uns verdächtig sein, weil sie anfangs etwas vorbringen, was zu erleiden ist, bis die Leute ihnen Glauben schenken, danach aber mengen sie allmählich ihre schwärmerischen und aufrührerischen Meinungen mit unter. Darum sollen wir mit dem geoffenbarten Wort Gottes, das er uns im Alten und Neuen Testament vorhält, zufrieden sein.

15. Darum ist es nicht ein Großes, ob sich auch seine Diener verstellen als Prediger der Gerechtigkeit; welcher Ende sein wird nach ihren Werken.

Verstellen: Und sich nach außen hin anders zeigen, als sie es im Herzen meinen, damit man sie für rechte Lehrer ansieht, die lehren, wie man vor Gott gerecht werden soll und genau erklären, wie man sein Leben gebührend führen soll, wovon sie jedoch nichts in der Tat leisten.

Werken: Denn die falschen Lehrer werden schließlich vor den Kirchen, wenn sie ihren Betrug erkennen, zuschanden und wo sie nicht ernsthaft Buße tun, werden sie auch vor Gott ewig zuschanden werden. Denn das, und nichts Besseres haben sie mit ihrer Bosheit verdient.

16. Ich sage noch einmal, dass nicht jemand meine, ich sei töricht; wo aber nicht, so nehmt mich an als einen Törichten, dass ich mich auch ein wenig rühme.

Sagte abermals: Nämlich, wenn ich mich der Arbeit meines Predigtamts rühmen sollte, so hätte ich mehr recht, es zu rühmen, als irgendein falscher Apostel und ich sage dies darum, dass ich nicht für töricht von euch angesehen werde, weil ich aus der Not heraus mich wegen meiner ausgestandenen und erlittenen Arbeit und Gefahr rühmen muss. Und wenn es nun euch gefällt, von mir zu urteilen, dass ich töricht und dumm handle, so soll es so sein und ich bin eben töricht, indem ich mein wahrhaftes Lob vorbringe. Da ihr auch in dieser Sache mir, als einem weisen Menschen nicht zuhören wollt, so hört mir als einem törichten zu und lasst es geschehen, dass ich in törichter Weise dennoch die Wahrheit sage. Ich will aber jetzt nicht reden wie ein Lehrer, der in der Kirche von den Geheimnissen der Religion handelt, sondern wie ein närrischer Mensch, der sein eigenes (aber doch wahrhaftes) Lob ausbreitet, weil die Sache zwischen mir und den falschen Aposteln zum Rühmen gekommen ist. Hieraus sollen die Kirchendiener lernen, wie sie sich ordentlich entschuldigen können, wenn die Not sie zwingt, etwas zu sagen, was ihrer Person, ihrer Meinung nach, nicht gut anstehen würde.

17. Was ich jetzt rede, das rede ich nicht als im Herrn, sondern als in der Torheit, dieweil wir in das Rühmen gekommen sind.

18. Weil sich viele rühmen nach dem Fleisch, will ich mich auch rühmen.

Fleisch: Oder in fleischlichen Sachen wegen ihres stattlichen Herkommens oder dergleichen.

Auch rühmen: Von der gleichen Sache, damit ihr seht, wie ich auch in diesem Stück nicht geringer bin als die falschen Apostel, weshalb sie gar keine Ursache haben, mich zu verachten.

19. Denn ihr vertragt gerne die Narren, dieweil ihr klug seid.

Vertragt: Darum solltet ihr auch meiner Torheit mit Geduld zuhören. Denn weise Menschen pflegen die Toren zuweilen mit großer Geduld, sogar mit Lust anzuhören. Weil ihr euch nun selbst für Weise haltet, so erlaubt es mir, dass ich mich ein wenig närrisch vor euch stelle. Es kann also gelegentlich auch eine spöttische Rede angebracht sein, damit ein Prediger seinen Zuhörern ihre Unwissenheit zu verstehen gibt.

20. Ihr vertragt, so euch jemand zu Knechten macht, so euch jemand schindet, so euch jemand nimmt, so jemand euch trotzt, so euch jemand in das Angesicht streicht.

Jemand: Von den falschen Aposteln, von denen ihr viel erduldet, was ihr vielleicht von mir nicht leiden würdet. Ihr werdet aber so viel von mir leiden, dass ich mich selbst ein wenig lobe.

Knechten macht: Das Gesetz Moses und euch das ganze Gesetz bei Vermeidung der ewigen Verdammnis zu halten auferlegt, von dessen Dienstbarkeit euch doch Christus erlöst hat.

Schindet: Und eure Güter verzehrt, euch um das Geld bringt, dies alles duldet ihr von den falschen Aposteln.

Nimmt: Etwas von euren Gütern, was er doch nicht verdient hat.

Trotzt: Dass er sich trotzig über euch erhebt und mit großem Stolz in eurer Kirche herrscht.

Streicht: Und euch auf dem Maul herum trampelt mit großem Schimpf und Spott gegen alle Gebühr und alles Recht, als wenn ihr Leibeigene wärt.

21. Das sage ich nach der Unehre, als wären wir schwach worden. Worauf nun jemand kühn ist (ich rede in Torheit), darauf bin ich auch kühn.

Nach der Unehre: Nach Luther: Das ist: Wir wollen uns jetzt stellen wie die Schwachen, die ihr tragen müsst, was uns doch eine Schande ist, zumal wir euch tragen sollen.

Unehre: Ich rede so, als wenn wir Apostel somit euch umgegangen wären, dass ihr unsere Schwäche hättet tragen müssen, die zwar uns, als Aposteln Christi, eine Schande wäre, aber was ich gesagt habe, dass ihr vertragen und erdulden könnt, das habt ihr bisher nicht von uns, sondern von den falschen Aposteln erlitten. Wie gut es euch aber ansteht, dass könnt ihr selbst sehen. Es steht deswegen einem frommen Diener des Evangeliums frei, dass er die Bosheit, den Geiz und den Stolz, besonders aber die Irrtümer der falschen Lehrer öffentlich beschimpft und verwirft, zu dem Ende, dass die Kirche Christi sich vor solchen Verführern zu hüten lernt.

Worauf: Zuvor hatte Paulus gesagt, dass er, weil er gewissermaßen dazu gezwungen worden ist, sich rühmen müsste, damit man sehen konnte, wie er von den falschen Aposteln zu Unrecht verachtet wurde und die Korinther ihn nicht gar so auf die Seite stellen sollten. Jetzt fängt er an, von seiner Arbeit, die er zur Ehre Gottes und für die Wohlfahrt der Kirche ausgestanden und verrichtet hat, auch von seinen Trübsalen, die er um der Beförderung des Evangeliums willen erlitten hat, zu rühmen. Zuvor aber vergleicht er sich und die falschen Apostel miteinander.

Auch kühn: Und ich kann mich ebenso wohl oder noch viel mehr rühmen.

22. Sie sind Hebräer, ich auch. Sie sind Israeliter, ich auch. Sie sind Abrahams Same, ich auch.

Sind Hebräer: Die falschen Apostel kommen von den Hebräern und nicht von den gottlosen Heiden her.

Ich auch: Ich bin auch ein Hebräer und in dem Fall nicht weniger als sie.

Israeliter: Die von dem Patriarchen Jakob, dem Gott den Beinamen Israel gegeben hat, ihre Herkunft haben. Von diesem Geschlecht komme ich auch.

Abrahams: Des vortrefflichen Patriarchen, mit dem Gott oft und freundlich geredet hat. Von diesem stamme ich auch ab, genauso wie sie. Es ist jedoch nicht zu verachten, wenn man von hohen und vortrefflichen Personen her geboren ist, jedoch soll unsere Frömmigkeit und Redlichkeit mit ihrem rechten Lob übereinstimmen.

23. Sie sind Diener Christi; (ich rede töricht) ich bin wohl mehr. Ich habe mehr gearbeitet, ich habe mehr Schläge erlitten, ich bin öfter gefangen, oft in Todesnöten gewesen.

Rede töricht: Indem ich mich selbst rühme, erkenne ich meine Torheit, dies möchtet ihr mir bitte zugutehalten, weil ich aus der Not dazu gezwungen worden bin.

Wohl mehr: Und ein besserer Diener Christi, als sie. Denn ich bringe die reine Lehre des Evangeliums aus rechtschaffenem Eifer in der Kirche Gottes treu vor, sie aber verfälschen das Evangelium, damit sie für ihren Bauch sorgen und weder der Ehre Christi noch der Wohlfahrt der Kirche dienen.

Gearbeitet: Und an einem Tag wohl mehr ausgerichtet habe in meinem Predigtamt, als sie in einer ganzen Woche oder auch in einem ganzen Monat. Und ich habe viel größere Arbeit auf mich genommen, als sie.

Gewesen: Von all diesen Sachen weiß ich gewiss, dass die falschen Apostel Christi sich nicht rühmen werden, weil sie ihre Sachen so anstellen, dass sie den Verfolgungen auch mit bösem Gewissen aus dem Weg gehen. Denn die falschen Lehrer lenken ihre Lehre, je nachdem wie sie meinen, dass es den Leuten wohl gefällt, damit sie nicht Feindschaft auf sich laden, oder in Gefahr kommen. Hingegen finden sich etliche schwärmerische Menschen und Schwindler, die sich freiwillig ohne jede Not und Gefahr über den Hals ziehen, damit sie sich der erlittenen Verfolgungen rühmen können, wie es früher die Donatisten getan haben, und es heutzutage die Wiedertäufer noch immer tun. Dies hat Paulus nicht getan, sondern die Gefahren, die sein ordentlicher Beruf mit sich brachte, in christlicher Standhaftigkeit erduldet.

24. Von den Juden habe ich fünfmal empfangen vierzig Streiche weniger eines.

Empfangen: Denn die Strafe, die Gott befohlen hat, den Übeltätern aufzuerlegen {5Mos 25}. hat man mir unschuldig um Christi willen angetan. Es hatte aber Gott befohlen, dass die Israeliten, wenn sie die Übeltäter bestraften, ihnen nicht mehr als 40 Schläge geben sollten. Darum, damit die Juden nicht als grausame Menschen angesehen würden pflegten sie einen Schlag weniger als 40 zu geben. Wenn aber auch der 40. hinzu kam, so wurde dadurch angedeutet, dass der Übeltäter, wenn er noch einmal der Obrigkeit zur Strafe ausgeliefert werden würde, er dann am Leben gestraft werden müsste.

25. Ich bin dreimal gestäupt, einmal gesteinigt, dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, Tag und Nacht habe ich zugebracht in der Tiefe (des Meers).

Gestäupt: Oder mit Geiseln geschlagen worden, einmal in Philippi in Mazedonien, wie man in der Apostelgeschichte 16 liest. Die anderen beiden Geschichten sind in den apostolischen Schriften nicht aufgezeichnet worden, wo sie geschehen sind. Denn wer hätte alle Reisen, Mühen, Arbeit und ausgestandenen Verfolgungen Paulus beschreiben können?

Gesteinigt: Nämlich in Lystra in Lykaonien {Apg 14}. Wie die Verfolger nicht anders gedacht hatten, als dass sie ihn zu Tode gesteinigt hätten, obwohl er von den Jüngern Christi wiederum erfrischt und an einen anderen Ort gebracht worden ist.

Erlitten: Einmal auf der Insel Malta, wie es in der Apostelgeschichte in Kapitel 27 steht. Die anderen beiden Geschichten sind in den Schriften nicht verzeichnet worden.

Des Meers: Dies verstehe ich von der großen Not und Gefahr des Paulus, worin er mit seinen Gesellen gesteckt hat, als sie vor dem früher gemeldeten Schiffbruch etliche Tage lang auf dem Meer hin und her geworfen worden sind, dass sie keine Landungsmöglichkeit finden konnten und so an ihrem Leben, der menschlichen Vernunft nach, verzagen mussten. Denn so berichtet Lukas hiervon {Apg 27}. Da aber an vielen Tagen weder Sonne noch Sterne zu sehen waren und auch kein Unwetter gegen uns aufzog, war alle Hoffnung unseres Lebens dahin.

26. Ich bin oft gereist; ich bin in Gefahr gewesen zu Wasser, in Gefahr unter den Mördern, in Gefahr unter den Juden, in Gefahr unter den Heiden, in Gefahr in den Städten, in Gefahr in der Wüste,

in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter den falschen Brüdern,

Gereist: Dass ich um des Evangeliums Christi willen, damit es an vielen Orten ausgebreitet würde, weite, mühselige und gefährliche Reisen auf mich genommen habe.

Zu Wasser: Wo die Schifffahrt nicht überall sicher und ohne Gefahr war.

Juden: Denn diese haben mir häufig nach Leib und Leben getrachtet. eine Zeit lang hatten sich über 40 Juden miteinander verschworen, dass sie weder essen noch trinken wollten, bis sie mich umgebracht hätten {Apg 23}.

Heiden: Vor denen ich mich auch vor allerlei Gefahren sorgen musste, weil sie sich der Lehre von Christus heftig widersetzten, indem sie spürten, dass die heidnische Abgötterei dadurch zugrunde gehen würde. Denn in Ephesus haben etliche Bürger gegen Paulus und seine Gefährten einen großen Aufruhr erregt und geschrien, als wären sie unsinnig: Groß ist die Diana der Epheser {Apg 19}.

Städten: In denen die Obrigkeit den Frommen Schutz geben sollte. Dennoch bin ich in diesen auch nicht sicher gewesen.

Wüsten: Wo ich mich sorgen musste, dass mich nicht etwa die wilden Tiere zerrissen.

Meer: Denn ich hatte oft eine unglückliche Schifffahrt wegen großer Stürme, wie auch oben berichtet worden ist.

Falschen Brüdern: Die sich mir gegenüber freundlich und gutwillig zeigten, aber daneben sich Gedanken machten, wie sie mich ins Verderben stürzen könnten.

27. in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße,

Und Arbeit: Die mir sehr schwergefallen ist, dass ich mich kaum daraus befreien konnte.

Wachen: Was mir Sorge, Mühe und Gefahr verursachte, dass ich mich auch nicht mit dem Schlaf wieder erholen konnte, der doch den wilden Tieren geschuldet war.

Und Durst: Den ich die ganze Zeit meines Lebens über oft erduldet und erlitten habe.

Fasten: Womit ich geplagt worden bin. Denn so schreibt Lukas, der ständige Gefährte des Apostels Paulus in der Apostelgeschichte, wo er von dem berichteten Schiffbruch Meldung macht: Es ist heute der 14. Tag, dass ihr wartet und ohne Essen geblieben seid und ihr habt nichts zu euch genommen, darum ermahne ich euch, Speise zu nehmen, euch zu laben, etc. {Apg 27}.

Blöße: Sodass sich oft an den notwendigen Dingen, die man zum Unterhalt dieses zeitlichen Lebens benötigt, Mangel gelitten habe. Diese oben erzählte Trübsal und Widerwärtigkeit hat Paulus nicht aus irgend einem Aberglauben oder aus Heuchelei sich selbst über den Hals gezogen, wie es die Mönche und ihres gleichen tun, die ihren Leib mit Wachen, Fasten und Geiseln quälen, von denen man auch heutzutage noch etliche findet, die dies tun, sondern was ihm Gott der Herr geschickt hat, das hat er geduldig gelitten. Und dies ist das rechte, heilige Kreuz. Obwohl nun Paulus oftmals keine menschliche Hilfe gehabt hat und in große Gefahr gekommen ist, hat ihn doch Gott wiederum wunderbar daraus errettet. So haben wir an seinem Beispiel zu lernen, dass wir auch in Gefahr und im Verlust von notwendigen Sachen von Gott erhalten werden, bis wir den Lauf unseres Berufs vollendet haben. Darum sollen wir uns nicht ärgern, noch an der Wahrheit der himmlischen Lehre zweifeln, wenn wir sehen, dass fromme Lehrer und Bekenner des Evangeliums mit großen und vielen Beschwerlichkeiten überfallen werden. Und wenn die Kirchendiener in große Gefahr geraten, so sollen sie sich mit dem Beispiel des Paulus trösten.

28. ohne was sich sonst zuträgt, nämlich dass ich täglich werde angelaufen und trage Sorge für alle Gemeinden.

Sonst zuträgt: Was nicht meine Person oder die eigene Wohlfahrt betrifft.

Gemeinden: Dass ich Christus gepflanzt habe, da muss ich Sorge tragen und beachten, dass sie durch die Bosheit des Satans und der falschen Apostel nicht wiederum verführt werden und alles umsonst ist, was ich mit vieler und großer Arbeit erbaut habe.

29. Wer ist schwach, und ich werde nicht schwach? Wer wird geärgert, und ich brenne nicht?

Schwach: Nach Luther: Mit den Schwachen im Glauben tat und ließ er viel, dass er es wohl anders hätte machen können, wie er in 1. Korinther 9.12.sagt. Und brannte (das ist) es verdross ihn hart, wenn man die Schwachen ärgerte.

Nicht schwach: Denn wenn ich spüre, dass jemand im Glauben wankelmütig ist und sehe, dass sein Glaube mit großen Anfechtungen angegangen wird, gegen die er kümmerlich bestehen kann, so ficht es mich ebenso hart an, als wenn ich selbst solche Anfechtungen ausstehen müsste und ich habe keine Ruhe, bis ich einen solchen wieder aufrichte und stärke.

Brenne nicht: Mit einem heftigen Eifer, wovon ich entzündet werde. Denn so sollen fromme Kirchendiener gesinnt sein, dass sie mit den schwachen Gliedern Christi ein herzliches Mitleid haben und sich bemühen, sie mit höchstem Fleiß zu stärken und wieder aufzurichten. Sie sollen auch die Ärgernisse mit einem gottseligen Eifer verwerfen und sie so weit wie möglich aus dem Weg zu räumen versuchen.

30. So ich mich je rühmen soll, will ich mich meiner Schwachheit rühmen.

Schwachheit rühmen: Denn weil es schon so weit gekommen ist, dass mich die Bosheit der falschen Apostel notgedrungenerweise dazu veranlasst, dass ich mich selbst rühmen muss, so will ich mich zwar rühmen, aber nicht wegen der Sachen, die ich zur Verwunderung vieler Menschen verrichtet habe, auch nicht wegen der Ehren, die mir von den Kirchen erwiesen worden sind, die mein Predigtamt hochgeachtet haben, sondern meiner Trübsal, die ich um Christi willen erduldet, wie auch der Verfolgungen und der Schmach, die mir über dem Predigtamt des Evangeliums zur Ehre Christi und der Kirche begegnet sind. Denn die Schmach, die uns um Christi willen widerfährt, ist unsere höchste Ehre und Würde vor den Augen Gottes und aller heiligen Engel.

31. Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi, welcher sei gelobt in Ewigkeit, weiß, dass ich nicht lüge.

Nicht lüge: Indem ich erzähle, welche Gefahren ich um Christi willen ausgestanden habe. Hiervon will ich noch etwas besonders denkwürdiges vorbringen.

32. Zu Damaskus, der Landpfleger des Königs Aretas verwahrte die Stadt der Damasker und wollte mich greifen;

Damaskus: In der Hauptstadt des Landes Syrien.

Verwahrte: Dass er die Tore der Stadt verschlossen halten ließ, weil die Juden, die in Damaskus wohnten, so unsinnig gegen mich tobten, weil ich auf dem Weg zu Christus bekehrt worden war und das Evangelium, das ich zuvor verfolgt hatte, in der Stadt Damaskus öffentlich predigte.

33. und ich ward in einem Korbe zum Fenster aus durch die Mauer niedergelassen und entrann aus seinen Händen.

Niedergelassen: Von den Jüngern Christi, die sich damals in Damaskus aufhielten und mir bei Nacht halfen zu entkommen {Apg 9}. Denn wenn der Teufel die Verfolger hetzt, dass er den Christen mit List nachstellt, so erweckt Gott fromme Menschen, die sie mit ihrer treuen Hilfe und Geschwindigkeit der Gefahr entziehen.


Das 12. Kapitel

  • Paulus erzählt eine Geschichte von seiner Verzückung bis in den dritten Himmel.
  • Er beschließt danach seinen Ruhm, weil es besser ist, sich der Schwäche, als solcher hohen Sachen zu rühmen.
  • Er verständigt die Korinther abermals von seiner Ankunft und fügt noch etwas von Titus hinzu.

1. Es ist mir ja das Rühmen nichts nütze; doch will ich kommen auf die Gesichte und Offenbarungen des Herrn.

Nichts nütze: Ich habe für meine Person keinen Nutzen davon, dass ich mich selbst rühme.

Des Herrn: Die mir der Sohn Gottes, Jesus Christus, geoffenbart hat um euretwillen. Denn so wie der Apostel Paulus sich bisher gerühmt hatte, erstens wegen seiner Abstammung, nach der er nicht geringer war, als die falschen Apostel, danach von seinem apostolischen Predigtamt und von seiner Arbeit, die er zur Ehre Christi verrichtet hatte, desgleichen von seinen Trübsalen, die er um Christi willen erlitten und er in all diesen Stücken die falschen Apostel weit übertraf, so fängt er auch jetzt noch an, von den himmlischen Bildern zu rühmen und tut dies doch alles in großer Bescheidenheit. Wir sollen aber nicht glauben, dass in diesem Rühmen etwas Fleischliches mit untergelaufen wäre. Denn es war nötig, dass Paulus das Ansehen seines evangelischen Predigtamts und seiner apostolischen Person gegen die falschen Apostel schützte.

2. Ich kenne einen Menschen in Christo vor vierzehn Jahren (ist er in dem Leibe gewesen, so weiß ich‘s nicht, oder ist er außer dem Leibe gewesen, so weiß ich‘s auch nicht; Gott weiß es); derselbe ward entzückt bis in den dritten Himmel.

Einen Menschen: Paulus spricht von sich selbst in großer Demut wie von einer anderen Person.

Jahren: Von der Zeit, in der er von Gott bis in den dritten Himmel entzückt worden war. Doch kann ich nicht wissen, ob seine Seele damals am Leben geblieben ist und dennoch den Zustand der anderen Welt im dritten Himmel gesehen hat. Oder ob seine Seele damals vom Leib abgesondert dahin gelangt ist und hernach wieder in den Leib gekommen ist. Das allein ist Gott bekannt. Ich weiß weiter nichts davon zu sagen, als nur das, dass ich sicher weiß, dass er im dritten Himmel gewesen ist. Wir sollen auch hierbei lernen, dass wir uns mäßig rühmen, wenn wir uns jemals rühmen müssen. Dass aber Paulus vom dritten Himmel berichtet, sagt mir, dass dadurch die unterschiedlichen Grade der Seligkeit im anderen Leben verstanden werden. Weil aber Paulus zweifelt, ob seine Seele damals im Leib oder außerhalb des Leibes gewesen ist, ist daher anzunehmen, dass die Seligkeit der Frommen kein bestimmter Ort über den Gestirnen ist. Denn wenn der Himmel, als die Wohnung der Seligen, nirgendwo wäre, als über den Sternen, so hätte Paulus leicht feststellen können, dass seine Seele damals außerhalb des Leibes gewesen ist, weil er an diesem Tag damals mit dem Leib noch nicht in diesen Himmel aufgefahren war. Davon wird nicht gesprochen, dass wir die Seligkeit der Frommen, die wir in Zukunft im Himmel erwarten, ungewiss machen wollen, wie uns die Zwinglianer verlästern, sondern dass wir anzeigen und zu erkennen geben, wie ihre groben, fleischlichen Gedanken vom Himmel, indem sie Christus gleichermaßen einsperren, sodass sie ihn vom Heiligen Abendmahl ausschließen, lauter Fantasien und Menschensünden sind, die in der Heiligen Schrift keinen Grund haben.

3. Und ich kenne denselben Menschen (ob er in dem Leibe oder außer dem Leibe gewesen ist, weiß ich nicht; Gott weiß es).

Und: Es folgt eine andere Erscheinung, die dem Apostel Paulus begegnet ist.

4. Er ward entzückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, welche kein Mensch sagen kann.

Paradies: Denn der gleiche Mensch, von dem zuvor die Rede war, ist auch verzückt worden. Dort hat er wunderbare Sachen gesehen und gehört, die man in dieser Welt nicht sagen oder aussprechen kann, weil deren Offenbarung in jene Welt gehört. Ob die Seele dieses Menschen damals, als er dies gesehen und gehört hatte, im Leib geblieben oder aber vom Leib abgesondert gewesen ist und danach wieder dazu gekommen war, das weiß Gott, ich weiß es nicht. Es ist aber nicht zu leugnen, dass das irdische Paradies, das Gott im Anfang der Welt gepflanzt hatte, in der Sündenflut verdorben und zugrunde gegangen ist. Darum, wenn Christus und Paulus vom Paradies berichten, so muss man die himmlische Freude daraus verstehen, die den Seligen bereitet ist. Paulus sagt auch: Er habe dort unaussprechliche Worte gehört, er erinnert uns, dass wir nicht in vorwitzigerweise den Zustand in jener Welt erforschen möchten, sondern vielmehr danach streben, damit wir nach diesem Leben zu derselben unaussprechlichen Freude und Seligkeit kommen können. Dies wird gewiss dann geschehen, wenn wir wahrhaftig an Christus glauben. Es werden aber auch heutzutage etliche, wenn auch nur wenige, fromme Menschen gefunden, denen Gott einen Geschmack der ewigen Herrlichkeit auch in diesem Leben widerfahren lässt.

5. Davon will ich mich rühmen; von mir selbst aber will ich mich nichts rühmen ohne meiner Schwachheit.

Mich rühmen: Nämlich von der Gnade und Güte Gottes, dass er mich elenden Menschen so hoch gewürdigt hat und mich einen Blick in die himmlische Freude hat tun lassen. Aber ich will von meinen Kräften oder Tugenden mich nicht rühmen. Wenn ich aber mich (was meine Person betrifft) jemals rühmen muss, so will ich von meiner Schmach und meiner Trübsal sprechen, die ich um Christi, meines Erlösers willen, erduldet habe. Denn solche Unfälle sind einem Christenmenschen keine Schande, sondern vielmehr eine Ehre.

6. Und so ich mich rühmen wollte, täte ich darum nicht töricht; denn ich wollte die Wahrheit sagen. Ich enthalte mich aber des, auf dass nicht jemand mich höher achte, denn er an mir sieht, oder von mir hört,

Rühmen wollte: Von meiner Arbeit und Verfolgung gegen die falschen Apostel.

Nicht töricht: Weil es aus keinem verrückten Ehrgeiz, sondern aus der Not geschah, damit ich mein Predigtamt vor der Verachtung retten könnte.

Wahrheit sagen: Und nichts Falsches vorbringen, wenn ich mich gleich noch weiter rühmte. Ansonsten ist es eine große Leichtfertigkeit, sich fälschlich zu rühmen, was jedoch bei den Menschen allgemein üblich ist.

Des: Dass ich mich des Rühmens mäßige und diese Sache abkürze, da ich noch viel mehr Dinge wahrhaftig und ohne jede Falschheit von mir rühmen könnte, damit nicht jemand meint, ich gäbe selbst zu viel auf mich, mehr als man mir ansieht oder an mir spürt. Denn wir sollen uns hüten, dass wir den Glauben bei den Zuhörern nicht verlieren. Darum ist es besser, dass wir in den Sachen, die zur Erhöhung unserer Person dienen, wenig und bescheiden reden, als dass wir unglaubliche Sachen, auch wenn sie wahr sind, bei unverständigen Menschen vorbringen.

7. Und auf dass ich mich nicht der hohen Offenbarung überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satanas Engel, der mich mit Fäusten schlage, auf dass ich mich nicht überhebe.

Nach Luther: Pfahl, heißt nicht die Anfechtung des Fleisches zu Unkeuschheit, sondern große Plagen und Schrecken vom Teufel. Denn ein Pfahl ist, womit man die Leute aufgespießt, gekreuzigt, gehängt hat.

Fäusten schlage: Das ist: Der mir mit einer sehr beschwerlichen und großen Anfechtung hart zugesetzt hat. Man kann hier aber nichts Genaues sagen oder wissen, um was für eine Anfechtung es sich gehandelt hat. Wir lernen jedoch dabei, dass fromme Menschen und besonders die, die vortreffliche Gaben haben, darum mit dem Kreuz beschwert und mit Anfechtungen geplagt werden, damit sie wegen ihrer Gaben nicht stolz werden, sondern vielmehr in wahrer Demut gegen Gott und den Menschen verharren.

8. Dafür ich dreimal zum Herrn gefleht habe, dass er von mir wiche;

Gefleht: Und ihn in einem inbrünstigen Gebet ersucht habe, dass der böse Engel, der mir oft hart zusetzt, von mir ablassen soll.

9. und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am Allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne.

Genügen: Denn es ist noch nicht der richtige Augenblick gekommen, dass ich den Pfahl aus deinem Fleisch ziehe und den Satan von dir vertreibe, zumal du einen solchen Stich wohl brauchst. Darum lass es dir diesmal genüge sein, dass du mich zum gnädigen Gott hast. Und indem du schwere Trübsal und große Anfechtungen erleidest, so erhalte ich dich unterdessen nicht nur, dass du nicht zu Grunde gehst, sondern ich bewirke auch in dir kraftvoll solche Dinge, die zu meiner Ehre und zu deiner wie auch zu vielen anderen zur ewigen Wohlfahrt gereichen. Wenn wir also in zeitlichen Dingen nicht immer nach unserem Wunsch und Willen erhört werden, hat das nicht den Grund, als ob uns Gott nichts Gutes gönnen würde, sondern weil es uns nicht nützlich ist, dies von Gott zu empfangen, was wir aus Unvorsichtigkeit erbeten haben. Wir sollen uns auch in Trübsal damit genug sein lassen, dass wir aus dem Wort Gottes wissen können, wir haben einen gnädigen Gott, obwohl bisweilen unser Glaube mit dem Zweifel streitet. Und wir sollen gewiss glauben, dass Gott einmal am kräftigsten in uns zu unserer Seligkeit wirkt, wenn wir am schwächsten zu sein scheinen und meinen, wir sind von den Anfechtungen vollkommen unterdrückt.

Meine Kraft: Nach Luther: Mit diesen Worten tröstet Christus alle, die in Schwachheit oder im Leid sind. Denn er kann seine Stärke in uns nicht beweisen, es sei denn, wir sind schwach und leiden.

Meiner Schwachheit: Und Trübsal, deren ich mich gar nicht schäme, sodass ich mich noch viel mehr meiner Unfälle rühme und diese geduldig ertragen will, damit Christus unterdessen in mir wirkt und mir mit seiner Kraft und Macht beisteht.

10. Darum habe ich einen guten Mut in Schwachheiten, in Schwachen, in Nöten, in Verfolgungen, in Ängsten um Christi willen. Denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.

Christus willen: Um dessentwillen ich dies alles leide, dessen Evangelium ich mit großer eigener Gefahr predige. Und ich freue mich noch dazu über meine Trübsal, die ich um Christi willen erdulde. Denn wenn ich am meisten geängstigt bin, so stärkt mich Gott und gibt mir Kraft, dass ich es ertragen kann, und macht mich auch in der Schmach selbst berühmt. Deshalb sollen die Kirchendiener so gesinnt sein, dass sie vielmehr von ihren Unglücksfällen, die sie im Predigtamt ausgestanden haben, als von der weltlichen Ehre, Würde, Wollust und den Gütern rühmen. Wenn auch die Christen am heftigsten geplagt werden, so sollen sie nicht bezweifeln, die göttliche Hilfe sei am allernächsten vorhanden.

11. Ich bin ein Narr geworden über den Rühmen; dazu habt ihr mich gezwungen. Denn ich sollte von euch gelobt werden, weil ich nichts weniger bin, denn die hohen Apostel sind; wiewohl ich nichts bin.

Narr worden: Soweit gegangen bin, als es vielleicht einem weisen Mann zustehen könnte. Es will also Paulus einer Einrede zuvorkommen, wo die Korinther hätten sagen können: Wann willst du denn endlich mit dem Rühmen aufhören?

Gezwungen: Und mir den Grund dazu gegeben habt, dass sich solches tun musste.

Gelobt werden: Es hätte euch gebührt, dass ihr mein apostolisches Ansehen gegen die Lästerung der falschen Apostel in Schutz genommen hättet. Denn die Zuhörer sollen es nicht dulden, dass ihre frommen Kirchendiener mit Lästerung beschwert werden, viel weniger sollen sie selbst von ihren rechtschaffenen Seelsorgern schändlich reden.

Nichts weniger bin: Darum hättet ihr freilich gute Ursache gehabt, mein apostolisches Ansehen zu erhalten, denn ich habe mich bis hierhin mit den Gaben und der heilsamen Arbeit keineswegs geringer gezeigt als die vortrefflicheren Apostel, die Christus zu Gefährten und Zeugen all seines Tuns und Leidens bei sich gehabt hatte, obwohl ich selbst nicht überheblich werden will.

12. Denn es sind ja eines Apostels Zeichen unter euch geschehen mit aller Geduld; mit Zeichen und mit Wundern und mit Taten.

Taten: Das will so viel sagen: Ich habe eure Schwäche mit einem rechten apostolischen Geist geduldet und verbessert, auch herrliche Zeichen und Wunder unter euch getan, daraus hättet ihr leicht spüren können, dass ich nicht geringer sein müsste, als die anderen Apostel Christi.

13. Welches ist es, darin ihr geringer seid denn die andern Gemeinden, ohne dass ich selbst euch nicht habe beschwert? Vergebt mir diese Sünde!

Gemeinden: Und christliche Kirchen, die die anderen Apostel Christi gepflanzt haben? Was hat euch bisher an geistlichen Gütern gemangelt, was die anderen Kirchen haben, ihr aber durch meine Mühe und Arbeit noch nicht empfangen hättet? Was ist der Unterschied zwischen euch und anderen Kirchen?

Beschwert: Und keine Bezahlung von euch genommen habe, wie die anderen Apostel von anderen Kirchen sie empfangen haben.

Diese Sünde: Da ich mich in diesem Stück vergriffen habe. Dies meint der Apostel Paulus jedoch spöttisch, gerade als wenn dies eine so große Sünde wäre, dass ich euch mit keinen Kosten beschwerlich gewesen bin.

14. Siehe, ich bin bereit, zum dritten Mal zu euch zu kommen, und will euch nicht beschweren; denn ich suche nicht das Eure, sondern euch. Denn es sollen nicht die Kinder den Eltern Schätze sammeln, sondern die Eltern den Kindern.

Nicht beschweren: Denn obwohl ich schon viel an euch gearbeitet habe, damit ihr erbaut werdet, so will ich dennoch auch jetzt keine Bezahlung von euch nehmen.

Sondern euch: Dass ich euch im rechten Glauben stärke und, da etliche vom rechten Weg abgewichen sind, dass ich sie wiederum darauf bringe, denn ich suche eure Wohlfahrt, dass ihr die Seligkeit erlangen könnt, und möchte nicht, dass ich eurer Schätze oder Güter teilhaftig werde. Denn obwohl ein Kirchendiener von einer Kirche oder von einer christlichen Gemeinde mit gutem Gewissen eine Besoldung empfangen kann, soll er jedoch nicht vornehmlich darauf bedacht sein, wie er Geld sammelt, sondern dass er Christus die Seelen gewinnen kann.

Den Kindern: Mit diesem allgemeinen Spruch, der hier von Paulus angeführt wird, will er zu verstehen geben: Weil ich euer geistlicher Vater bin und ihr meine geistlichen Kinder seid, so ist es nicht nötig, dass ihr mich mit euren zeitlichen Gütern reich macht. Ich aber muss sehen, wie ich euch an himmlischen Gütern reich machen kann.

15. Ich will aber fast gerne darlegen und dargelegt werden für eure Seelen; obwohl ich euch fast sehr liebe und doch wenig geliebt werde.

Darlegen: Die Nahrung in meinem Predigtamt bei euch, wie ich es bisher getan habe, weil mir solche von anderen Kirchen zukommt.

Eure Seele: Damit diese durch mein treues Predigtamt zur Seligkeit erhalten werden.

Wenig geliebt werde: Von euch. Denn es geschieht allgemein, dass die Zuhörer ihre Kirchendiener weniger leben, als sie von den Kirchendienern geliebt werden. Aber dennoch soll ein treuer Kirchendiener sich nicht durch die Undankbarkeit der Menschen ermüden lassen, dass er sein Amt deshalb nicht willig und mit Freuden verrichten wollte.

16. Aber lass also sein, dass ich euch nicht habe beschwert, sondern dieweil ich tückisch war, habe ich euch mit Hinterlist gefangen.

Beschwert: Denn wenn man es bei Licht betrachtet ist es ja nichts Unrechtes. Und ich habe dies aus besonderen Überlegungen getan, nicht dass ich euch feind wäre.

Hinterlist: Die aber doch heilig war und zu eurem Heil gereichte. Denn als ich bemerkte, dass die falschen Apostel um ihres eigenen Nutzens willen, damit sie die Kirchen um das Geld bringen könnten, das Evangelium predigten, obwohl es damals nicht rein, sondern gefälscht war, so habe ich das Evangelium bei euch umsonst, ohne eigene Vergeltung predigen wollen, damit ihr daraus spüren und abnehmen könntet, wie ich mich nicht um euer Geld, wie es die falschen Apostel tun, sondern von Herzen um eurer Seligkeit bemühe. Und ich habe wohl mit dieser gottseligen List eure Gemüter an mich gezogen, dass ihr mich als einen Apostel Christi aufgenommen habt. Eine gottselige List aber, die zur Wohlfahrt der Kirchen gereicht, ist nicht zu schelten, sondern zu loben.

17. Habe ich aber auch jemand übervorteilt durch deren etliche, die ich zu euch gesandt habe?

Gesandt habe: Dass meine Gesandten etwa in meinem Namen Geld von euch erbeten hätten, dass zu meinem eigenen Nutzen angewandt worden wäre. Dies sage ich darum, damit nicht jemand behaupten könnte, ich wäre zwar in meiner Person selbst euch nicht beschwerlich gewesen, hätte aber andere Leute gesendet, die von euch Geld für mich zusammenbringen sollten.

18. Ich habe Titus ermahnt und mit ihm gesandt einen Bruder. Hat euch auch Titus übervorteilt? Haben wir nicht in einem Geist gewandelt? Sind wir nicht in einerlei Fußtapfen gegangen?

Übervorteilt: Dass er irgendwie seinen eigenen Nutzen gesucht hätte.

Gewandelt: Und wir alle beide bisher unser Amt so verrichtet haben, dass die Sache für sich selbst bezeugt, wie wir von einem, nämlich vom Heiligen Geist regiert und geführt werden?

Gegangen: Denn er ist in der Verwaltung seines Berufs, wie in seines Vaters Fußstapfen gefolgt, und hat das Eure ebenso wenig gesucht, wie ich. Wir sollen uns so viel wie möglich davor hüten, dass wir nicht allein ohne besonderen Grund andere nicht beschweren, sondern auch, dass die, die zu uns gehören, anderen nicht ohne Not zur Last fallen.

19. Lasst ihr euch abermals dünken, wir verantworten uns? Wir reden in Christo vor Gott; aber das alles geschieht, meine Liebsten, euch zur Besserung.

Verantworten uns: Ängstlich und mit großer Sorgfalt bei euch. Was ich von dieser Sache schreibe, sollt ihr allerdings nicht so auffassen, als wenn wir uns nichts Gutes bewusst wären und uns darum vor euch entschuldigen wollen, bevor wir angeklagt werden. Denn wir sollen nicht meinen, dass es schnell von einem bösen Gewissen herkommt, was zur Verhütung und Verteidigung der Verleumdungen und um bösen Nachreden zuvorkam, vorgebracht wird.

Vor Gott: Wie vor seinem Angesicht und wir nehmen Christus zum Zeugen, der alles weiß, was wir schreiben, dass es alles in der Wahrheit ist.

Zur Besserung: Denn ich erzähle dies nicht darum, als ob ich mir etwas Böses bewusst wäre, oder dass ich euch übel nachreden wollte, sondern, damit ihr in der rechten Lehre, die ihr von mir gelernt habt, standhaft verharrt, wenn ihr nämlich versteht, wie weit die falschen Apostel von unserer Gottseligkeit und Treue abweichen. Und damit ihr unsere gutherzigen Erinnerungen nicht in den Wind schlagt, indem ihr tut, was euch übel ansteht, uns aber zuzuhören euch beschwerlich vorkommt und sogar unangenehm sein würde. Denn ein Kirchendiener soll nicht seinen eigenen Begierden nachhängen, sondern alles zu Erbauung seiner Zuhörer ausrichten.

20. Denn ich fürchte, wenn ich komme, dass ich euch nicht finde, wie ich will, und ihr mich auch nicht findet, wie ihr wollt: dass nicht Hader, Neid, Zorn, Zank, Afterreden, Ohrenblasen, Aufblähen, Aufruhr da sei;

Ich will: Und ich muss mir Sorgen machen, dass euer Zustand in der Kirche so beschaffen sein könnte, dass, wenn ich bei euch anwesend bin, ich von Amts wegen einen ungebührlichen Ernst gegen euch gebrauchen müsste, wo ich mich doch viel lieber freundlich und holdselig zeigen wollte. Denn fromme Kirchendiener zeigen sich so, wie es die Zuhörer brauchen.

Aufruhr da sei: Unter euch, wo keiner dem anderen zuhören möchte, sondern jeder nach seinem Willen und nach seinem Wohlgefallen tut, worauf er Lust hat. Es sind aber die Uneinigkeiten in der Kirche sehr schädlich und die Widerspenstigkeit der Unteren gegen die Oberen richtet viel Unruhe an. Von diesem Ärgernis werden diejenigen Gott dem Herrn Rechenschaft geben müssen, die solche Übel verursacht haben.

21. dass ich nicht noch einmal komme, und mich mein Gott demütige bei euch, und müsse Leid tragen über viele, die zuvor gesündigt und nicht Buße getan haben für die Unreinigkeit und Hurerei und Unzucht, die sie getrieben haben.

Demütige: Weil ich über euren bösen Zustand bestürzt werde und anstatt in Freude in große Traurigkeit geräte.

Getrieben habe: Zuvor und bevor ich komme. Aus dieser Rede des Paulus ist abzuleiten, was es für einen Zustand um die Kirche in Korinth damals gehabt hat, nämlich, dass sich viele und große Ärgernisse darin befunden haben und dennoch haben sich die frommen Menschen nicht davon abgesondert. Darum schwärmen die Wiedertäufer, indem sie solche Kirche suchen, worin es kein Ärgernis zu finden gibt und, sondern sich dieses Grundes wegen von unseren Kirchen ab, in denen doch das reine Wort Gottes gelehrt wird und die Sakramente gebührend abgehandelt werden.


Das 13. Kapitel

  • Paulus fährt noch weiter fort, die Unbußfertigen ernstlich zu ermahnen, dass sie beizeiten Buße tun sollen.
  • Danach schließt er den Brief mit einem Trost und mit Grüßen, wie es sein Brauch ist.

1. Komme ich zum dritten Mal zu euch, so soll in zweier oder Dreier Zeugen Munde bestehen allerlei Sache {Mt 18v16 Joh 8v17 Hebr 10v28}.

Zu euch: Wie ich es vorhabe, sobald ich die Gelegenheit bekommen werde.

Dreier Mund: Denn weil das Gesetz gebietet, dass in wichtigen Sachen keine Anklage angenommen oder gehört werden soll, es sei denn es wären zwei oder drei Zeugen vorhanden, die den Handel bestätigen, dass er so verlaufen und sich so zugetragen hat, wie es der Ankläger vorgebracht hat, damit der Richter sich dieser Sache sicher sein könnte und das Zeugnis nicht umgestoßen wird {5Mos 17v6 19v15}. Also, wenn ich zum dritten Mal zu euch komme und euch mit Ernst erinnern werde, dass ihr euch bessert, so wird diese meine dritte Ankunft vor dem Gericht Gottes stattfinden, als wenn er mit drei Zeugen, die ihr nicht verwerfen könnt, den Beweis vorgelegt bekommt, dass ich in Beförderung eurer Seligkeit an meinem höchsten Fleiß nichts mangeln lasse, ihr euch aber selbst im Licht steht und keine gutherzigen Erinnerungen annehmen wollt. Denn man muss die Sünder oft und zu unterschiedlichen Gelegenheiten ermahnen, ob sie sich vielleicht bekehren und Buße tun möchten.

2. Ich hab es euch zuvor gesagt und sage es euch zuvor als gegenwärtig zum andern Mal und schreibe es nun im Abwesen denen, die zuvor gesündigt haben, und den andern allen: Wenn ich abermals komme, so will ich nicht schonen.

Zum anderen Mal: Wie ich es damals tat, als ich zuletzt bei euch gewesen bin.

Anderen allen: Die eine ernste Erinnerung brauchen.

Nicht schonen: Sondern nach der Gewalt, die mehr der Herr gegeben hat, mit einer ernsten Strafe und Züchtigung hinter euch her sein. Es pflegten aber die Apostel die unbußfertigen Leute, wenn sie diese in den Bann taten und von der Kirche ausgeschlossen hatten, dem Satan zu übergeben, worauf bisweilen bald auch leibliche Strafen folgten, wie dass die Verbannten, entweder verrückt wurden, oder in eine andere Trübsal gerieten, bis sie wiederum Buße taten. Jedoch soll ein Kirchendiener nicht aus eigener Willkür jemanden in den Bann tun, sondern es muss auch das Gutdünken und die Bewilligung der Kirche dazu kommen, nämlich das der Ältesten oder Vorsteher, die für diese Sachen von der Kirche beordert worden sind. Man muss aber gelegentlich einen solchen Ernst gebrauchen, damit den Sündern die Schlafsucht der Sicherheit vertrieben wird.

3. Weil ihr sucht, dass ihr einmal gewahr werdet des, der in mir redet, nämlich Christi, welcher unter euch nicht schwach ist, sondern ist mächtig unter euch.

Gewahr werdet: Darum werde ich schließlich genötigt, dass ich einen Ernst anwenden muss, weil ich sehe, dass bei etlichen unter euch meine Erinnerungen nicht stattfinden, bis ihr es in der Tat erfahrt, dass Christus selbst, als der Herrn der Herrlichkeit, durch meinen Mund ermahnt und droht. Den traurigen Ausgang dieser Bedrohungen werdet ihr empfinden, wenn ihr nicht gehorcht. Denn Christus, der sich bis hierhin durch mein Predigtamt unter euch mächtig gezeigt hat zu eurer Seligkeit, dieser kann auch seine Macht unter euch beweisen zum Verderben derjenigen, die meine Strafpredigten verachten. Denn obwohl Christus, als er gekreuzigt wurde, ein schwaches Ansehen hatte, weil er in der Knechtsgestalt war, so ist er doch jetzt, nach seiner Auferstehung und im Stand seiner Herrlichkeit und Majestät, keineswegs schwach, sondern lebt in göttlicher Kraft und sitzt zur Rechten des Vaters, regiert auch alles im Himmel und auf der Erde. Und obwohl wir Apostel, die wir ihn bekennen und seine Lehre predigen, schwache Menschen sind, deshalb auch vor der Welt verachtet und verlacht werden, jedoch wenn es nötig ist, so wollen wir euch in kurzer Zeit sehen lassen, dass wir auch in Christus durch göttliche Kraft und Macht so leben, dass ihr unsere Gewalt viel größer empfinden werdet, als es euch gut oder nützlich sein wird. Und wir werden euch mit dem geistlichen Schwert so strafen, dass ihr aufhören müsst, uns zu verachten. Dies ist aber keine Leichtfertigkeit oder Unbeständigkeit an Paulus (wie auch bei anderen Kirchendienern nicht), dass er einmal die Korinther lobt und freundlich mit ihnen spricht, bald darauf wiederum ernstlich schimpft. Denn sie waren sehr verschieden, darum musste Paulus sein Schreiben so verfassen, wie es mit seinen Zuhörern beschaffen gewesen ist. Wir sollen uns aber hüten, damit wir es nicht dahin kommen lassen, dass Christus seine Macht vielmehr zu unserer Strafe als zu unserer Hilfe gebrauchen müsste und eigentlich davon überzeugt sein, dass die Drohungen der getreuen Kirchendiener nicht reine Worte oder vergebliche Schreckensbilder sind, denn es folgen sicher Gottes ernste Strafen danach, wenn wir nicht Buße tun.

4. Und ob er wohl gekreuzigt ist in der Schwachheit, so lebt er doch in der Kraft Gottes. Und ob wir auch schwach sind in ihm, so leben wir doch mit ihm in der Kraft Gottes unter euch.

Leben wir doch: Nach Luther: Das ist: Komme ich, so werde ich wohl beweisen, dass ich in Christus lebe, obwohl mich etliche unter euch für nichts halten.

5. Versucht euch selbst, ob ihr im Glauben seid, prüft euch selbst! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, dass ihr untüchtig seid {1Kor 11v28}.

Versucht: Dies fügt Paulus hinzu, um den Korinthern die fleischliche Sicherheit umso besser zu vertreiben, da sie ansonsten seine Strafpredigten in den Wind schlugen, als wollte er sagen: Erkundet euer eigenes Herz mit Fleiß, ob ihr an Christus glaubt oder nicht? Wenn ihr glaubt, so wohnt Christus freilich in euch, es sei denn, dass ihr einen toten Glauben habt und untauglich zum Reich Gottes seid. Ist er denn in euch, die ihr an ihn geglaubt habt, wie sollte er denn nicht in uns Aposteln sein und durch uns wirken, durch deren Arbeit und Zutun ihr an Christus gläubig geworden seid?

6. Ich hoffe aber, ihr erkennt, dass wir nicht untüchtig sind.

Nicht untüchtig sind: Noch solche Diener des Evangeliums, die zum Predigtamt nicht tauglich sind, sondern ihr werdet vielmehr schon lange gespürt und erkannt haben, dass Christus in und durch uns kräftig und mächtig ist. Darum sollt ihr unsere ernsthaften Erinnerungen und Bedrohungen nicht verachten. Denn wer einen getreuen Kirchendiener verachtet, der verachtet Christus, ja den himmlischen Vaters selbst {Lk 10}.

7. Ich bitte aber Gott, dass ihr nichts Übles tut, nicht auf, dass wir tüchtig angesehen werden, sondern auf dass ihr das Gute tut, und wir wie die Untüchtigen seien.

Nichts Übles: Und er euch mit seinem Heiligen Geist so regiert, dass ihr durch gutes Handeln dem Bann entgeht und unsere geistliche Kraft nicht versucht. Denn wir möchten nicht zeigen, wie groß unsere Würde vor Gott ist und was wir für Kräfte haben, sondern wir wollen vielmehr, dass wir für schwach angesehen und gehalten werden, als ob wir in solchem Tun nichts könnten. Denn dann werden wir schwach, wenn ihr mit eurer Buße unserem Ernst zuvorkommt.

8. Denn wir können nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.

Für die Wahrheit: Will so viel sagen: Wenn ihr in rechtschaffenem Glauben und in der reinen Lehre beständig bleibt und mit einem unsträflichen und gottseligen Wandel (denn das pflegen die Hebräer unter anderem auch Wahrheit zu nennen) euch erzeigen werdet, so haben wir keinen Grund und keine Macht, Ernst gegen euch zu gebrauchen.

9. Wir freuen uns aber, wenn wir schwach sind, und ihr mächtig seid. Und dasselbe wünschen wir auch, nämlich eure Vollkommenheit.

Ihr mächtig: Dass ihr ein solch gottseliges und unsterbliches Leben führt, gegen das wir keinen Ernst gebrauchen können. Denn so seid ihr nämlich die Überwinder und wir liegen unten, sodass wir euch nicht beikommen können.

Vollkommenheit: Um die wir Gott von Herzen anrufen, dass er euch im Glauben und in der Gottseligkeit solche Vollkommenheit gibt, die ein Mensch in diesem Leben haben kann. Hier sieht man, wie glimpflich und behutsam Paulus mit den Korinthern umgeht und selbst im Ernst immer ein freundliches Wort mit untermischt. Denn ein Kirchendiener soll in der ihm anbefohlen Kirche nicht hochmütig oder stolz trotzen und pochen, sondern sich so anstellen, dass man spüren muss, er sucht und begehrt nichts anderes als die Wohlfahrt und Seligkeit seiner Zuhörer. Und er soll sich nicht freuen, wenn er die Gelegenheit bekommt, die Zuhörer hart anzugreifen. Denn dadurch gibt er zu verstehen, dass es ihm an der christlichen Liebe mangelt; er soll sich vielmehr freuen, wenn er sieht, dass sich alle so verhalten, dass es keine scharfe Strafpredigt braucht.

10. Deswegen ich auch solches abwesend schreibe, auf dass ich nicht, wenn ich gegenwärtig bin, Schärfe brauchen müsse nach der Macht, welche mir der Herr, zu bessern und nicht zu verderben, gegeben hat.

Brauchen müsse: Wozu ich aus der Not gezwungen wurde. Darum wollte ich lieber jetzt in meinem Schreiben etwas ernsthafter sein, damit ich mich freundlich zeigen kann, wenn ich bei euch bin. Denn ich gebrauche solchen Ernst und solche Gewalt, die mir Gott verliehen hat, nur sehr ungern. Obwohl mir dies alles von Gott so gegeben ist, dass ich es brauchen soll, nicht um in der Kirche etwas dadurch zu verderben, sondern um diese damit zu bessern. Es wird aber die Kirche Christi dann erbaut, wenn man Beispiele eines rechten und gebührenden Ernstes sehen lässt an denen, die heilsame Ermahnungen halsstarrig verachten. Und ein Kirchendiener soll seine Gewalt und seine Gaben zur Erbauung und nicht zum Verderben richten.

11. Zuletzt, liebe Brüder, freut euch, seid vollkommen, tröstet euch, habt einerlei Sinn, seid friedsam, so wird Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.

Zuletzt: Jetzt fasst Paulus viele Ermahnungen mit wenigen Worten in einem Bündel zusammen.

Freut euch: Und seid guten Mutes, dass ihr einen gnädigen Gott habt, der euch besonders gewogen ist als euer Vater und Beschützer. Denn die Christen sollen sich der Gnade Gottes von Herzen erfreuen und alle traurigen und schwermütigen Gedanken aus dem Kopf schlagen.

Vollkommen: Bemüht euch, dass ihr so viel wie möglich und so nahe wie möglich zur Vollkommenheit gelangt. Wenn Paulus an dieser Stelle aber den Korinthern die Vollkommenheit wünscht und er sie auffordert, diese zu ergreifen, wird damit jedoch nicht gelehrt, dass ein Mensch in diesem Leben solche Vollkommenheit erreichen könnte, dass er nicht mehr sündigen würde, sondern wir werden dabei erinnert, dass wir uns immer um Besserung bemühen sollen.

Tröstet euch: Denn Gott will, dass die, die mit Kreuz und Trübsal und großen Anfechtungen beladen sind, aus Gottes Wort Trost schöpfen.

Euch sei: Der Gott, der zur Liebe und zum Frieden Lust hat, dort mit seiner Gnade und Hilfe euch beistehen und euch viele und große Guttaten erzeigen. Denn wo rechtschaffene Liebe und Friede ist, da schüttelt Gott seine Gaben, besonders die geistlichen, reichlich aus. Nach dem Spruch des 133. Psalms: Denn dort verheißt der Herr Segen und Leben immer und ewig.

12. Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Heiligen.

Heiligen Kuss: Umfasst einander freundlich, doch in Gottseligkeit und Zucht. Denn früher war es üblich, dem Gruß auch noch einen Kuss hinzuzufügen, wie es auch heutzutage noch an etlichen Orten der Brauch ist.

Alle Heiligen: Oder Gläubigen in Mazedonien. Denn es sind keine rechtschaffenen Heiligen, die vom Papst in Rom kanonisiert (wie man es nennt) und in die Zahl der Heiligen aufgenommen werden, von denen sich viele vielleicht im Himmel nirgends finden werden, sondern das sind rechte Heilige, die an Jesus Christus glauben, obwohl sie noch menschliche Schwäche an sich haben.

13. Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Jesu Christi: Der uns mit besonderer Gnade gewogen ist.

Gottes: Des Vaters, der uns mit väterlicher Liebe zugetan bleibt.

Geistes: Der seine Gaben reichlich über uns ausschüttet.

Euch allen: Damit das gute Werk, dass zu eurer Seligkeit angefangen worden ist, in euch erfüllt wird und ihr das versprochene, ewige Leben erlangt. Denn wir können einem Menschen nichts Besseres oder Größeres wünschen, als die himmlischen Güter.

Amen: D. h.: Es soll geschehen, ja es wird sicher geschehen. Denn die Wünsche der Frommen sind sehr kräftig {Mt 10}.

Ende der zweiten Epistel