Bibel-Kommentar: Der Brief des Paulus an die Epheser
Ephesus, eine Stadt in Kleinasien, ist dem heidnischen Aberglauben und der Zauberei oder den schwarzen Künsten sehr ergeben gewesen. Dort stand vor langer Zeit der berühmte Tempel der Abgöttin Diana, von der die Heiden glaubten, dass sie eine Ernährerin alles Lebendigen sei. In dieser Stadt hatte Paulus Christus eine Kirche gepflanzt und drei Jahre lang mit großem Nutzen dort gepredigt {Apg 20}, sodass viele von ihnen gläubig geworden sind und die abergläubischen Bücher von großem Wert öffentlich verbrannt haben {Apg 19}. Dort hat aber der Apostel Paulus auch viele Widersacher gehabt, die einen großen Aufruhr in der Stadt gegen ihn erregt haben {Apg 19}. Und seine Widersacher sind in ihrer unsinnigen Wut dahin geraten, dass sie ihn den wilden Tieren vorgeworfen haben, gegen die er kämpfen sollte {1Kor 15}. Als er aber in Rom gefangen genommen wurde, hat er diesen Brief an die Epheser geschrieben, damit er die, die er Christus gewonnen hatte, im wahren Glauben stärkte. Und er behandelt in den ersten drei Kapiteln, was für große, himmlische Guttaten uns durch das Verdienst Christi widerfahren sind. Er sagt auch, dass all unser Heil und unsere Seligkeit keinem unserer Werke, sondern allein der göttlichen Gnade und dem Erbarmen zuzuschreiben sind, weil der allmächtige, gütige Gott uns in Christus zum ewigen Leben erwählt hat, bereits bevor die Welt erschaffen worden ist. Im 4. Kapitel ermahnt er uns, dass wir in der gottseligen und heiligen Einigkeit der himmlischen Lehre verharren und uns nicht durch falsche Lehre von der Einfalt und Reinheit des Glaubens abführen lassen. Das 5. und 6. Kapitel lehrt, was die rechten Früchte des Glaubens sind, womit ein jeder seinen Glauben in seinem Beruf beweisen soll, und der Apostel warnt, dass wir das Fleisch mit seinen Begierden im Zaum halten sollen. Im letzten Teil des 6. Kapitels rüstet uns Paulus mit geistlichen Waffen aus, mit denen wir gegen die List und die Anläufe des Teufels kämpfen müssen, dass wir den Sieg erringen können.
Das 1. Kapitel
- Dieser Brief beginnt mit der Unterschrift, der Überschrift und einem gottseligen Wunsch, wie es allgemein üblich ist.
- Danach rühmt der Apostel die göttlichen Geheimnisse und Guttaten und kommt bei dieser Gelegenheit auf das weite Feld von der ewigen Wahl Gottes zu sprechen. III. Und er wünscht, dass Gott das gut angefangene Werk bei den Ephesern gnädig vollende.
1. Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes: Den Heiligen zu Ephesus und Gläubigen an Christo Jesu.
Willen Gottes: Dies ist die Unterschrift des Briefes, die an den Anfang gesetzt wird. Wir pflegen sie ans Ende zu setzen. Er sagt aber, dass er ein Apostel ist, durch den Willen Gottes, weil er von Gott zur Verwaltung des Apostelamts berufen worden ist. Denn die nicht ordentlich zum Predigtamt berufen sind, die schaden normalerweise in der Kirche Gottes mehr, als dass sie helfen und nützen.
Heiligen: Die mit dem Blut Christi und dem Heiligen Geist geheiligt worden sind, wie es alle Gläubigen an Christus sind. Und dies ist die Überschrift des Briefes. Die Heiligen aber sind nicht die, die der Papst nur allein unter die Heiligen zählt und von deren Frömmigkeit man keinen ausreichend und sicheren Bericht hat, sondern die an Christus glauben. Denn die werden durch den Glauben vor Gott heilig geachtet und sind mit dem Heiligen Geist begabt, der sie wieder erneuert und heiligt.
2. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesu Christo!
Gnade: Es folgt jetzt der Gruß, als wollte er sagen: Der allmächtige Gott möge mit seiner Gnade und Güte bei euch sein und euch allerhand Guttaten erzeigen. Die Wünsche der Frommen gehen nicht leer aus {Mt 10}. Und wir lernen hieraus, was wir besonders wünschen sollen, nämlich Gottes Gnade und den Frieden des Gewissens mit Gott, was die vornehmsten Guttaten sind, die uns widerfahren können. Diese werden uns nicht allein von Gott, dem Vater, sondern auch von seinem eingeborenen Sohn, Jesus Christus, mitgeteilt. Dies ist ein augenscheinliches Zeugnis dafür, dass Christus ewiger Gott und gleichen Wesens mit dem Vater ist.
3. Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christus;
Gelobt: Paulus beginnt sein Schreiben mit der Danksagung und erzählt, was für Guttaten der himmlische Vater durch und um Christi willen uns erzeigt hat. Als wollte er sagen: Gott sei gedankt in alle Ewigkeit, der seine geistlichen und himmlischen Güter über uns ausgeschüttet hat durch Jesus Christus, unseren Heiland, der sie uns verdient hat. Man soll aber Gott, den Herrn, loben und preisen wegen seiner geistlichen Gaben, die er uns gezeigt hat. Als da sind: Vergebung der Sünden, wahre und heilsame Erkenntnis Gottes, des himmlischen Vaters väterliche Gunst, mancherlei Gaben des Heiligen Geistes und das ewige Leben selbst, das die, die in Christus gestorben sind, bereits besitzen, wir es aber noch in der Hoffnung haben. Dies sind die rechten Güter, und dies ist der heilsame göttliche Segen, auch wenn wir den leiblichen Segen, der auch den Gottlosen gegeben wird, nicht so häufig haben.
4. wie er uns denn erwählt hat durch denselben, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe;
Erwählt hat: Zum ewigen Leben, und er hat ein Dekret für uns gemacht, dass er uns durch Christus selig machen würde, wenn wir an ihn glauben. Er hat uns aber erwählt, nicht dass wir frei und ohne Scheu nach den Lüsten unseres Fleisches leben sollen, sondern dass wir ein heiliges und unsträflich es Leben nicht nur vor der Welt, sondern auch vor dem Angesicht Gottes ohne Heuchelei führen sollen. Wir werden aber dann heilig leben, wenn wir Gott und unseren Nächsten lieben. So wie wir erwählt sind, bereits bevor die Welt erschaffen worden ist, so ist unsere Seligkeit sicher und fest, und der Satan wird sie uns mit seinen Listen und Tücken nicht nehmen. Wenn wir in Christus erwählt sind, folgt daraus notwendigerweise, dass wir uns seine Guttaten durch den Glauben an ihn zueignen. Denn man darf keine Erwählten unter den Völkern suchen, die keine Erkenntnis Christi haben. Auch sollen wir unsere Erwählung nicht aus dem geheimen Rat Gottes erkunden wollen, sondern auf Christus sehen, der für uns gekreuzigt worden ist. Wenn wir an diesen wahrhaft glauben, so werden wir erwählt und selig sein. Wir sollen aber diesen Trost der Erwählung nicht zur Freiheit des Fleisches missbrauchen, sondern uns vielmehr darum bemühen, vor den Augen Gottes heilig und unsträflich zu leben, weil wir zum ewigen Leben erwählt sind. Die Heiligkeit des Lebens aber besteht nicht in selbst erwählten Werken und darin, dass man die Menschensatzungen hält, sondern in der Liebe Gottes und des Nächsten.
5. und hat uns verordnet zur Kindschaft gegen ihn selbst durch Jesum Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens,
Und: Paulus erklärt jetzt ausführlicher und mit mehr Worten, was er zuvor gesagt hatte.
Verordnet: Das heißt: Der himmlische Vater hat uns von Ewigkeit her zur Erbschaft des ewigen Lebens verordnet, welches uns Christus mit seinem Allerheiligsten Verdienst erworben hat. Denn der himmlische Vater hat uns für sich selbst zu Kindern annehmen wollen. Und der gütigste Vater hat solch ein gnädiges Dekret aufgestellt aus niemanden Antrieb, auch nicht durch irgendwelche Verdienste eines Menschen dazu verursacht, sondern aus freiem Willen, weil es ihm so gefallen hat. Darum ist allein sein Wille die erste Ursache unserer Seligkeit. Er hat uns aber darum an Kindes statt angenommen, dass wir seine herrliche, hochgelobte Gnade und Güte preisen sollen, mit der er uns sich selbst angenehm macht, durch Jesus Christus, den der Vater so liebt, dass er um dieses eingeborenen, geliebten Sohnes willen auch alle die liebt, die an ihn glauben. Christus aber ist der eingeborene Sohn Gottes, mit dem Vater eines Wesens. Wir sind nur aus Gnade angenommene Kinder. Und unsere Verdienste sind keine Ursache unserer Seligkeit, weil wir zum ewigen Leben verordnet gewesen sind, noch bevor wir geboren worden. Für eine solch große Guttat sollen wir Gott preisen und Christus darum danken, dass wir von Gott geliebt werden.
6. zu Lob seiner herrlichen Gnade, durch welche er uns hat angenehm gemacht in dem Geliebten,
7. an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade,
Sein Blut: Das er für uns vergossen hat.
Der Sünde: Unsere Seligkeit besteht also auf der Vergebung der Sünden, die durch das Blut des Sohnes Gottes erlangt und zuwege gebracht worden ist {1Joh 1}. Weil nun unserer Erlösung so viel gekostet hat, sollen wir Gott dafür danken und uns vor Sünden hüten. Denn wir sind nicht mit vergänglichen Gold oder Silber erlöst, sondern mit dem kostbaren Blut des unbefleckten und unschuldigen Lammes Christi {1Petr 1}.
Seiner Gnade: Denn Gott ist reich an Gnade und Barmherzigkeit, darum soll kein Sünder verzagen. Derselbe reiche Gott hat seine Gnade und Barmherzigkeit reichlich über uns arme Sünder ausgeschüttet, indem er uns in Gnade aufgenommen und mit sich selbst versöhnt hat. Dies geschieht aber durch die Predigt des Evangeliums, die die höchste Weisheit und Kunst ist, worin uns Gott das Geheimnis der Erlösung offenbart, das der menschlichen Vernunft verborgen ist. Es hat aber dem himmlischen Vater gefallen, dass er uns durch seinen eingeborenen Sohn das Evangelium offenbart, wenn die Zeit erfüllt wäre, die Gott der Vater dem Evangelium als einem hellen Licht bestimmt hat. Denn Christus hat das Evangelium hell und deutlich gepredigt, als er sagte: So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben {Joh 3}. Es ist aber kein Wunder, dass die Lehre des Evangeliums die von der gnädigen Barmherzigkeit Gottes ohne unseren Verdienst handelt, den Weisen dieser Welt nicht zusagt, weil diese Lehre ein Geheimnis ist und von Natur aus nicht bekannt, wie das Gesetz, das ungefähr in die Herzen der Menschen geschrieben ist. Auch hier hat man besonders zu merken, dass der Reichtum der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit uns mitgeteilt wird durch die Predigt des Evangeliums. Darum sollen wir solche Mittel unserer Seligkeit nicht verachten.
8. welche uns reichlich widerfahren ist durch allerlei Weisheit und Klugheit.
9. Und hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen und hat dasselbe hervorgebracht durch ihn,
10. dass es gepredigt würde, da die Zeit erfüllt war, auf dass alle Dinge zusammengefasst würden in Christo, beide, das im Himmel und auch auf Erden ist, durch ihn selbst,
Auf: Es folgt der Grund, warum Gott, der Herr, seine Gnade durch die Predigt des Evangeliums dem menschlichen Geschlecht auf milde Weise angeboten und vorgetragen hat.
Verfasst würden: Denn das menschliche Geschlecht war von Gott abgefallen und wir gingen alle in die Irre wie Schafe, jeder sah nur auf seinen Weg {Jes 53}. Darum waren wir auch von der Gemeinschaft der heiligen Engel ausgeschlossen. Da hat Gott seinen Sohn, Christus, in die Welt gesandt hat, damit durch diesen Erlöser das menschliche Geschlecht zusammengefasst werden konnte in Christus und wir armen Sünder wieder mit den heiligen Engeln Gemeinschaft haben konnten um mit dem Mund Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist in alle Ewigkeit zu rühmen und zu preisen.
Nach Luther: Gott will Christus alle Dinge untertan machen und für einen Herrn und ein Haupt gehalten haben {Ps 8v7}, sodass, wer den nicht hat, keinen Gott haben soll.
11. durch welchen wir auch zum Erbteil gekommen sind, die wir zuvor verordnet sind nach dem Vorsatz des, der alle Dinge wirkt nach dem Rat seines Willens,
Seines Willens: Und nicht nach dem Urteil menschlicher Vernunft. Denn Gott handelt in allen Dingen aus freiem Willen, was uns als Grund ausreichen soll, auch wenn wir seine Ratschläge nicht verstehen.
12. auf dass wir etwas seien zu Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus hoffen;
Seiner Herrlichkeit: Das will so viel sagen: Gott versöhnt uns mit sich selbst aus dem Grund, dass seine Majestät und Gnade bekundet wird, und er immerzu gerühmt wird, besonders durch uns Israeliten, denen der Messias vor langer Zeit verheißen worden ist und die wir auf ihn gehofft hatten, bevor er in die Welt gekommen war. Darum sollen wir uns mit Fleiß bemühen, dass wir nicht nur Gott, den Herrn, für die Guttat der Versöhnung loben und preisen, sondern auch all unser Handeln so anstellen, dass die Menschen unsere guten Werke sehen und den Vater im Himmel preisen {Mt 5}.
13. durch welchen auch ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit; durch welchen ihr auch, da ihr gläubig wurdet, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung,
Auch ihr: Die ihr zuvor Heiden gewesen wart und die Seligkeit erlangt habt. Denn damit nicht jemand glauben könnte, der Erlöser Christus würde nur die Israeliten etwas angehen, so lehrt Paulus jetzt, dass diese Seligkeit auch den Heiden gehört. Als wollte er sagen: Es werden nicht nur die Israeliten, sondern auch ihr Heiden durch Christus selig. Denn weil ihr dem Wort des Evangeliums geglaubt habt, das allen Gläubigen die Seligkeit anbietet, so seid ihr nicht nur mit Gott versöhnt, sondern auch mit dem Heiligen Geist begabt, der in euren Herzen euch Zeugnis davon gibt, dass ihr Kinder und Erben Gottes seid. Egal, ob ihr jetzt Juden oder Heiden seid, so seid ihr durch die Erlösung durch den Heiligen Geist teilhaftig geworden, dazu, dass wir miteinander Gottes Volk sind, was Gott als sein Eigentum versorgt und wodurch er in alle Ewigkeit gepriesen wird. Hier hat man zu beachten, dass das Evangelium ein Wort der Wahrheit genannt wird, woraus abzunehmen ist, dass die Verheißung von der Gnade Gottes in Christus niemanden betrügen wird. Und es wird ein Evangelium von der Seligkeit genannt, weil es eine Kraft Gottes ist, selig zu machen alle, die daran glauben {Röm 1}. Und der Heilige Geist gibt in unseren Herzen Zeugnis von unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind {Röm 8}. Darum sollen wir dieses heiligste Pfand unserer Seligkeit nicht von uns wegtreiben. Es wird aber ausgetrieben und verloren durch Unglauben und gottloses Leben. Zudem, weil wir Gottes ureigenes Volk sind, so wird Gott auch für uns sorgen, damit wir nicht ins Verderben geraten. Wir müssen aber so leben, dass sein Name durch uns gepriesen wird.
14. welcher ist das Pfand unseres Erbes zu unserer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.
15. Darum auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei euch an den Herrn Jesum und von eurer Liebe zu allen Heiligen,
Heiligen: Oder Gläubigen an Christus, um die ihr alle miteinander euch wohl verdient machen möchtet.
16. höre ich nicht auf, zu danken für euch, und gedenke euer in meinem Gebet,
Zu danken: Und lobe Gott für seine geistlichen Gaben, die er reichlich über euch ausgeschüttet hat. Unser Glaube aber kann von anderen nicht gerühmt werden, wenn wir ihn nicht vor der Welt bekennen {Röm 10}. Und ein richtiger Glaube tut sich dadurch hervor, dass er die Werke der Liebe gegenüber dem Nächsten als gute Früchte sehen lässt. Obwohl wir nun die Liebe gegenüber allen erklären sollen, so sind wir doch in Besonderheit denen verbunden, die sich mit uns zur rechten Religion bekennen {Gal 6}. Und die Kirchendiener sollen Gott für die Gaben danken, die er der Kirche mitteilt.
Gebet: Ich bitte Gott täglich für euch, damit er euch den Heiligen Geist mehr und reichlicher geben möge, der euch in der richtigen himmlischen Weisheit und Offenbarung des göttlichen Willens weiter unterrichtet und eure Herzen erleuchtet, damit ihr Gott immer besser erkennen lernt. Denn wir sollen nicht meinen, wir hätten in der Erkenntnis Gottes so zugenommen, dass wir nicht mehr weiterkommen könnten. Sondern der Heilige Geist teilt uns seine Gaben auf unser und auf das Ersuchen anderer Leute immer reichlicher mit. Durch den Dienst der Menschen und das Predigtamt wird aber unser Herz von ihm erleuchtet. Denn so spricht Christus zu Paulus: Ich will dir erscheinen und dich erretten von dem (jüdischen) Volk und von den Heiden, unter die ich dich jetzt sende, um ihre Augen zu öffnen, dass sie sich von der Finsternis zu dem Licht bekehren und von der Gewalt des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden und das Erbe empfangen, zusammen mit denen, die durch den Glauben an mich geheiligt werden {Apg 26}.
17. dass der Gott unseres Herrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu seiner selbst Erkenntnis
18. und erleuchtete Augen eures Verständnisses, dass ihr erkennen möget, welche da sei die Hoffnung eurer Berufung, und welcher sei der Reichtum seines herrlichen Erbes an seinen Heiligen,
Herrlichen Erbes: Dass euch im Himmel bereitet ist, wozu ihr durch das Evangelium Christi berufen seid, dass ihr auch in Hoffnung darauf warten könnt, wenn ihr durch den Glauben geheiligt worden seid. Diese große Freude und Herrlichkeit der ewigen Seligkeit soll uns von allen irdischen Dingen ablenken, damit wir diese nicht gar zu lieb haben.
19. und welche da sei die überschwängliche Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben nach der Wirkung seiner mächtigen Stärke,
Kraft an uns: Uns zu erhalten zum ewigen Leben, gegen alle Anläufe des Teufels. Die unendliche Macht Gottes soll unseren Glauben stärken, dass wir wegen unserer Seligkeit umso weniger zweifeln. Denn es ist sicher, dass uns Gott erhalten wird, der Christus, unser Haupt mitten im Tod erhalten und dadurch seine unermessliche Gewalt gezeigt hat.
20. welche er gewirkt hat in Christo, da er ihn von den Toten auferweckt hat und gesetzt zu seiner Rechten im Himmel
Auferweckt: Dies können alle Feinde und Widersacher Christi nicht verhindern, und wenn sie auch vor Bosheit daran zerbrechen.
21. über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen.
Herrschaft: Dies sind an dieser Stelle Namen der heiligen Engel, die wegen ihrer Macht, Stärke und den Ämtern, die sie von Gott empfangen haben, so genannt werden. Und Paulus will so viel sagen: Gott, der Vater, hat Christus zum Fürsten und Herrn über alle Geschöpfe gesetzt, auch über die mächtigsten Engel, dass er über alle Sachen herrscht, die man nennen mag in dieser oder in jener Welt. Deswegen heißt sitzen zur Rechten Gottes nicht an einen gewissen Ort im Himmel gesetzt und beschrieben sein, und dort sitzen, gehen oder stehen, sondern es heißt, mit einer unendlichen Gewalt und Majestät begabt zu sein. Gleich, wie aber Christus ein Herr über die Engel im Himmel ist, so ist er auch ein König aller Könige und ein Herr aller Herren auf Erden. Darum sollen die Könige und Regenten Christus ehren und ihm dienen, sofern sie es nicht anders wollen und mit dem eisernen Zepter erschlagen und zerschmettert werden wollen {Ps 2}.
22. Und hat alle Dinge unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles,
Getan: Wie es auch der 8. Psalm bezeugt. So wird auch Christus seine Feinde mit Füßen treten und das Tun aller Geschöpfe zu seiner Ehre und zur Seligkeit seiner Auserwählten richten.
Über alles: (Nach Luther) Christus ist ein solches Haupt der Gemeinde, dass er über alles ein Herr ist, über Teufel und Welt.
23. welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allen erfüllt.
Erfüllt: Gott, der Vater, hat Christus zu einem Herrn gemacht über alle Geschöpfe, besonders aber hat er ihn zum Haupt der Kirche geordnet, dass ihm diese gehorcht, die ein geistlicher Leib ist und Christus als dem Haupt in geistlicherweise angefügt, damit er seine geistlichen Glieder hat, die ihm als einem Haupt anhängen, der alles Gute in allen wirkt, weil er alles erfüllt, das heißt, allen Geschöpfen, besonders aber den Gläubigen gegenwärtig ist, denn das bedeutet, alles erfüllen. Wenn also Christus unser Haupt ist, so ist es recht, dass wir ihm gehorchen. Ist er unser Haupt, so wird er uns als seine Glieder schützen und zum ewigen Leben bewahren. Wenn er alles in allem erfüllt, so ist er natürlich auch ständig gegenwärtig und kann im heiligen Abendmahl wahrhaftig seinen Leib und sein Blut geben, weil er dieses in den Worten seines Testaments versprochen hat. Denn dies alles ist von seiner menschlichen Natur zu verstehen, nach der er solche Herrschaft in der Zeit empfangen hat, die er nach seiner göttlichen Natur ständig gehabt hat.
Nach Luther: Christus ist und wirkt alle Werke in allen Geschöpfen, darum sind alle Geschöpfe voll von ihm. So ist auch seine allgemeine Christenheit seine Fülle, sodass sie zusammen mit ihm ein ganzer Leib und eine Einheit ist.
Das 2. Kapitel
- Paulus erklärt zuerst, in welchen Jammer und Elend die Epheser vor der Bekehrung gesteckt waren.
- Und er rühmt danach die Guttat der Erlösung durch Christus, die ihnen aus Gnade widerfahren ist.
- Er wendet sich darauf wieder dem alten heidnischen Zustand zu und spricht davon.
- Und er lehrt, wie Gott der Herr aus Juden und Heiden eine Schafherde gemacht hat.
1. Und auch euch, da ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden,
Und: Weil sich Paulus vorgenommen hatte, die Guttat unserer Erlösung und Rechtfertigung ausführlicher zu erklären, zeigte er zuvor an, in welchen Jammer und in welcher Not das menschliche Geschlecht wegen der Sünde gesteckt hat, damit die herrliche und große Guttat der Erlösung umso besser daraus erkannt werden könnte.
Tot wart: Dass ihr vor Gott geistlich gestorben wart um eurer Sünden willen, womit ihr euch befleckt hattet, indem ihr ein lasterhaftes und gottloses Leben geführt habt, wie es die Kinder dieser Welt auf Erden zu tun pflegen, und euch der Satan antrieb zum Sündigen, der ein mächtiger und arglistiger Geist ist, dass man ihn zu Recht einen Fürsten dieser Welt nennen könnte, weil er mit seinen bösen Geistern in der Luft herumschwebt und die gottlosen Menschen antreibt, wohin er will, damit sie seinen Willen tun, der auch heutzutage die Gottlosen, verruchten Menschen, die nicht an Christus glauben, mächtig regiert. Deswegen sind die Gottlosen, die keinen Glauben an Christus haben, geistlich gestorben. Denn sie sind dem ewigen Tod, nämlich der Verdammnis unterworfen und haben zu einem gottseligen Leben oder um ihre Bekehrung zu fördern, ebenso wenig Kraft wie ein toter Körper. Die Welt aber ist verkehrt und reizt dazu mit ihrem bösen Beispiel die Sünder zu größeren Lastern, diese zu begehren oder anderen nachzutun. Der Satan zieht die Gemüter und Gedanken der Gottlosen dahin, dass sie Übles anstiften. Denn er ist näher bei den Menschen, als man meint und hat wahrhaftig die Herrschaft über die ungläubigen Menschen. Über die Gläubigen aber hat er keine Gewalt, obwohl er ein Fürst dieser Welt genannt wird.
2. in welchen ihr damals gewandelt habt nach dem Lauf dieser Welt und nach dem Fürsten, der in der Luft herrscht, nämlich nach dem Geist, der zu dieser Zeit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens,
3. unter welchen wir auch alle damals unsern Wandel gehabt haben in den Lüsten unseres Fleisches, und taten den Willen des Fleisches und der Vernunft und waren auch Kinder des Zorns von Natur, gleichwie auch die andern;
Wir auch alle: Denn damit die Epheser nicht glauben könnten, der Apostel Paulus würde aus einer besonderen Zuneigung so übel von den Heiden sprechen und hielte nur allein die Juden, als seine Geschlechtsverwandten, für heilige Menschen, so zieht er auch jetzt die Bosheit der Juden ans Licht.
Lüsten: Die Fleischeslüste sind alle Sünden, wozu unser Fleisch geneigt ist; nicht allein die Unzucht, sondern auch der Geiz, die Sucht nach Ehre, Hoffart, Zorn, Rachgier und dergleichen.
Vernunft: Den Willen der Vernunft tun heißt in Religionssachen und in Verrichtungen des Gottesdienstes, seinen eigenen Gedanken folgen und in guter Absicht besondere Gottesdienste erdichten. Dieses alles wird von Gott verworfen und verdammt.
Die anderen: Wir Juden und alle anderen Menschen waren nach unserer verdorbenen Natur und unserer ersten Geburt unter dem Zorn Gottes und der ewigen Verdammnis schuldig. Denn es sind alle Menschen vor Gott Sünder, wenn auch der eine oder andere vor der Welt ein ehrbareres Leben führt als der andere. Und es irren sich die Wiedertäufer sehr, indem sie bestreiten, dass die Kinder vor Gott angenehm sind, wenn sie auch nicht durch die Taufe wiedergeboren werden. Denn wir sind von Natur aus alle Kinder des Zorns, darum ist es nötig, dass die Kinder durch die Taufe zu Kindern der Gnade und zu Erben des ewigen Lebens gemacht werden.
4. aber Gott, der da reich ist von Barmherzigkeit, durch seine große Liebe, damit er uns geliebt hat:
Aber: Bisher hat Paulus gesagt, in welch großem Jammer und Elend wir gesteckt waren. Jetzt rühmt er Gottes Gnade und Güte, wodurch wir erlöst worden sind.
Reich ist: Derselbe ist uns zur Hilfe gekommen. Dieser Reichtum der göttlichen Barmherzigkeit soll uns gut für unsere Verzweiflung sein. Denn die Barmherzigkeit Gottes gegen den bußfertigen Sünder ist unerschöpflich.
Geliebt hat: Denn die Ursache unserer Seligkeit ist nicht unser Verdienst, sondern Gottes Liebe uns gegenüber. Darin (sagt Johannes) besteht die Liebe, nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn zur Versöhnung unserer Sünde gesandt hat {1Joh 4}. Darum sollen wir aus Dankbarkeit Gott dem Herrn wiederum lieben, weil uns Gott zuerst geliebt hat. Daran erinnert derselbe Apostel an der oben genannten Stelle.
5. da wir tot waren in den Sünden, hat er uns samt Christo lebendig gemacht (denn aus Gnaden seid ihr selig worden)
Samt Christus: Und um Christi willen. Denn weil Christus ewig lebt, Gott aber bei sich beschlossen hat, dass er uns zu geistlichen Gliedern Christi machen willen, so hat er uns auch lebendig gemacht, damit Christus keine toten Glieder haben würde. Wir werden aber auf zweierlei Weise lebendig gemacht. Ersten, wenn wir um Christi willen durch den Glauben mit Gott versöhnt werden, dass wir nicht ins Verderben geraten, sondern das ewige Leben erlangen {Joh 3}. Danach, wenn uns der Heilige Geist gegeben wird, der uns so lebendig macht, dass wir Gutes bewirken und solche Werke tun, die denen, die geistlich leben, das heißt, an Christus glauben, gebühren und wohl anstehen soll.
Aus Gnade: Darum dürft ihr diese Guttaten nicht eurem Verdienst zuschreiben, sondern eurer Seligkeit allein der göttlichen Gnade und Güte zumessen.
6. und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christo Jesu,
Gesetzt: Gott hat uns um Christi willen ungewisse Hoffnung für die Auferstehung und die ewige Wohlfahrt gemacht, dass wir deren so gewiss sein können, als ob wir sie bereits besitzen würden. Wir sollen deswegen in sicherer Hoffnung und ohne Zweifel die Auferstehung unserer Leiber und die ewige Herrlichkeit erwarten. Die dies aber fest glauben, die stehen von den Sünden geistlich auf, führen ein neues Leben und gehen mit himmlischen Sachen und Gedanken um. Davon schreibt Paulus Folgendes: Gleichwie Christus auferstanden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. Und bald darauf: Glaubt, dass ihr für die Sünde gestorben seid und lebt Gott {Röm 6}. Und zu den Kolossern sagt er: Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was oben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes, trachtet nach dem, was oben ist und nicht nach dem, was auf Erden ist. Und weiter: So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind, Hurerei, Uneinigkeit, schändliche Geilheit, böse Lust und Geiz {Kol 3}.
7. auf dass er erzeigte in den zukünftigen Zeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte über uns in Christo Jesu.
Auf dass: Der Apostel zeigt die Ursache an, warum Gott der Herr den armen Sündern, Heiden und Juden, so große Gnade erzeigt hat, dass er sie durch das Evangelium Christi vom Tod der Sünden wiederum erweckt und ihnen das Himmelreich verheißen hat, nämlich, damit für alle Nachkommen an unserem Beispiel ein Zeugnis vorhanden ist, von der unermesslichen Liebe Gottes gegen das menschliche Geschlecht, weil er uns aus großer Güte, um Christi willen, in Gnaden aufgenommen hat. In diesem Tun wird der Reichtum der göttlichen Barmherzigkeit gesehen. So oft wir deswegen daran denken und uns zu Gemüte führen, dass Gott die Heiden, die sich mit gräulichen Lastern verunreinigt hatten und die Juden, die ihren Heiland, den Sohn Gottes, getötet haben, in Gnaden aufgenommen hat, sollen wir an der Barmherzigkeit Gottes uns gegenüber nicht mehr verzagen, sofern wir nur mit Ernst Buße tun.
8. Denn aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben, und dasselbe nicht aus euch, Gottes Gabe ist es;
Denn: Paulus zeigt erneut an, woher die Seligkeit der Heiden, der Juden und aller anderen Menschen kommt, damit wir sie ja nicht unserem Verdienst zumessen.
Aus Gnade: Und nicht aus euren Verdiensten. 1. Besonders der gnadenreichen Güte Gottes muss man es zuschreiben, dass ihr selig werdet. 2. Und ihr empfangt diese Guttat Gottes durch den Glauben. 3. Darum kommt eure Seligkeit nicht aus euch. 4. Sondern das ewige Leben ist ein reines Geschenk. 5. Und es geschieht uns nicht aus den Werken. 6. Damit sich nicht irgendjemand rühmt, er würde das ewige Leben mit seinen Werken verdient haben. Man soll deswegen mit Paulus gewiss glauben, dass wir nicht durch unsere Verdienste, sondern allein durch das Verdienst Christi selig werden, das uns aus lauter Gnade Gottes und durch den Glauben zugeeignet wird. So ist es wohl verwunderlich, dass, obwohl Paulus in einer Rede den Verdiensten der Werke sechsmal hintereinander widerspricht, dennoch die Katholiken gegen Paulus öffentlich bestreiten: Der Mensch wird nicht allein durch den Glauben gerecht und selig, sondern auch durch gute Werke.
9. nicht aus den Werken, auf dass sich nicht jemand rühme.
10. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Denn: Damit nicht jemand diese Lehre von der gnadenreiche Güte Gottes zur Freiheit des Fleisches missbraucht, fügt Paulus eine Erinnerung hinzu, dass wir mit guten Werken unsere Dankbarkeit gegen Gott erklären sollen.
Sein Werk: Dass wir Christen sind, ist Gottes Werk, der uns um Christi willen wiedergeboren und gleichsam von Neuem wiederum erschaffen hat zu guten Werken, die Gott der Herr in seinen Geboten vor langer Zeit gefordert hat, dass wir tapfer damit fortfahren sollen, diese zu tun und auf diese Weise Gott, dem Herrn, unsere Dankbarkeit erklären. Es soll uns deswegen die Gnade und Güte Gottes aufmuntern, dass wir Gutes tun und in guten Werken nicht träge sind. Daneben aber wissen wir, dass das, was wir Gutes tun, Gottes Werk in uns ist und dass wir in Christus neue Geschöpfe sind. Darum ist auch das, was wir Gutes tun, allein Gott zuzumessen.
11. Darum gedenkt daran, dass ihr, die ihr damals nach dem Fleisch Heiden gewesen seid und die Vorhaut genannt wurdet von denen, die genannt sind die Beschneidung nach dem Fleisch, die mit der Hand geschieht,
Darum: Der Apostel Paulus ermahnt die Epheser, die Heiden gewesen waren, dass sie sich an das vorige Elend, in dem sie gesteckt waren, erinnern und Gott für die geistlichen Guttaten dankbar sein sollen.
Heiden gewesen: Ihr Epheser sollt euch erinnern, dass ihr früher blinde Heiden gewesen seid, die nicht nur unbeschnittene Herzen gehabt haben, das heißt, gottlose Menschen gewesen seid, sondern auch am Fleisch nicht beschnitten waren. Daher pflegen die Juden, die Beschneidung genannt wurden, euch als Vorhaut zu bezeichnen, das bedeutet: Unbeschnittene. Obwohl nun die Juden, die sich selbst die Beschneidung, das bedeutet, die Beschnittenen, nannten, sich in dem Stück vergeblich rühmen, weil sie nur mit Menschenhänden beschnitten worden sind, daneben aber ihre Herzen mit dem Finger oder Geist Gottes nicht beschnitten sind. Damals aber habt ihr Heiden nicht geglaubt, auch nicht auf den Messias gehofft, und habt nicht zum israelitischen Regiment gehört, deshalb gehört ihr dem Bund Gottes, den er mit den Israeliten gemacht hatte, nicht an, weil keinem die Seligkeit widerfahren kann, es sei denn, er würde an den Messias glauben. Daher habt ihr damals keine Hoffnung auf die ewige Seligkeit haben können und habt ohne Gott in der Welt gelebt, dass ihr keinen Gott hattet, obwohl ihr viele Götter zu haben glaubtet. Denn der wahre Gott nahm sich euer nicht an, weil ihr nicht sein Volk wart. Obwohl nun Christus auch den Heiden verheißen worden war, nach dem Spruch: In deinem Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden {1Mos 22}, so haben sie nicht selig werden können, solange das Evangelium den Heiden nicht gepredigt worden war, mit Ausnahme von denen, die die israelitische Religion für recht erkannten und diese angenommen haben. Darum ist die Predigt des Evangeliums die größte Guttat, die Gott den Menschen widerfahren lässt, wofür wir zu Recht dankbar sein sollen. Auch hört man hier, dass die keinen Gott haben, die den wahren Gott in einem Wesen und drei Personen nicht recht erkennen und ihn nicht nach seinem vorgeschriebenen Wort ehren, obwohl sie viele Götter, oder einen Gott oder neben einem Gott viele Heilige verehren.
12. dass ihr zu derselben Zeit wart ohne Christus, fremd und außer der Bürgerschaft Israels und fremd von den Testamenten der Verheißung; daher ihr keine Hoffnung hattet und wart ohne Gott in der Welt.
13. Nun aber, die ihr in Christo Jesu seid und damals ferne gewesen, seid nun nahe geworden durch das Blut Christo.
Ferne gewesen: Ihr Heiden seid fern vom Reich Gottes gewesen und fremd von der Kirche Gottes, die Gott der Herr ewig selig machen will. Nachdem aber Jesus Christus für die Sünden des menschlichen Geschlechts sein Blut vergossen hat, so seid ihr jetzt zur Kirche Gottes gekommen und dieser einverleibt worden durch den Glauben an Christus. Darum seid ihr jetzt nahe zu Gott gekommen und nicht mehr fremd vom Volk Gottes. Es sind deshalb diejenigen fern von Gott und von der ewigen Seligkeit, die nicht an Christus glauben. Wiederum sind die Gott nahe, die einen rechten Glauben an Christus haben, obgleich sie vor der Welt in großer Verachtung leben.
14. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins hat gemacht und hat abgebrochen den Zaun, der dazwischen war, in dem, dass er durch sein Fleisch wegnahm die Feindschaft,
Unser Frieden: Oder Friedensmacher, der unter den Juden und Heiden Frieden geschaffen hat, die zuvor ständig einander zuwider und Feinde gewesen sind.
Beiden eins: Christus hat aus beiden Völkern, Heiden und Juden, ein Volk gemacht, nämlich die Christen. Denn er hat die Ursache der Feindschaft zwischen den Juden und Heiden, nämlich das Gesetz Moses, das viele Satzungen und Zeremonien hatte, aufgehoben, nicht anders, als wenn einer einen Zaun oder eine Wand, die zwei verschiedene Güter voneinander teilt, zerreißen und aus dem Weg räumen würde und aus zwei verschiedenen Gütern eines macht, womit alle nachbarlichen Streitereien aufgehoben würden. Und dies hat Christus in seinem Fleisch zuwege gebracht, dass er nämlich in seiner heiligsten Menschheit das Gesetz Gottes vollkommen erfüllte und für die Sünden des menschlichen Geschlechts mit seinem Leiden und Sterben am Kreuz genüge getan hat. Und so hat er aus zwei Völkern ein Volk gemacht, dass durch die Taufe Christus einverleibt und ein neues Volk ist, welches in der Taufe durch die Kraft des Heiligen Geistes wiedergeboren und erneuert worden ist. Darum ist jetzt durch Christus der Frieden gemacht zwischen Juden und Heiden. Denn er hat diese beiden Völker, die zuvor einander spinnefeind waren, nicht nur miteinander befriedet, sondern auch beide, Juden und Heiden, mit Gott versöhnt und dies mit seinem Leiden, dass er an seinem heiligsten Leib erduldet hat, als er für die Sünder gekreuzigt worden ist. Es hat sich deswegen die Feindschaft, die unter Juden und Heiden gewesen war, durch sich selbst aufgehoben, nicht anders, als wenn er diese Feindschaft erwürgt und getötet hätte. Darum will es sich gebühren (will Paulus sagen), dass fortan die Heiden und Juden in christlicher Liebe zusammenhalten und in höchster Einigkeit miteinander leben. Es benutzt aber der Apostel Paulus an dieser Stelle nicht umsonst so viele Worte zur Bestätigung dessen, dass die Feindschaft zwischen Juden und Heiden durch Christus aufgehoben worden ist. Denn bevor diese beiden Völker durch den Glauben an Christus in einem Leib zusammengewachsen sind, haben sie einander verfolgt. Wenn er aber sagt, wie das Gesetz keine Gültigkeit mehr hat, muss man dies von den jüdischen weltlichen Satzungen und Zeremonien verstehen, die die Christen heutzutage nichts mehr angehen. So sind zwar auch die 10 Gebote aufgehoben, doch nicht was den Gehorsam, sondern was den Fluch anbelangt. Unsere Erneuerung aber, wovon Paulus spricht, soll uns erinnern, dass wir den alten Adam dämpfen und im Zaum halten. Und unsere Versöhnung mit Gott soll unseren Glauben stärken, dass wir uns vom himmlischen Vater alles Gute erwarten. Dass ferner gesagt wird, die Feindschaft wäre durch Christus aufgehoben und getötet, soll den Christen eine Ermahnung sein, dass sie sich von Herzen um die gottselige Einigkeit bemühen.
15. nämlich das Gesetz, so in Geboten gestellt war, auf dass er aus zwei einen neuen Menschen in ihm selber schaffte und Frieden machte,
das Gesetz: (Nach Luther) Das Gesetz war die Feindschaft zwischen Heiden und Juden, denn dadurch wollten die Juden besser sein. Nun aber, da sie ohne Gesetz sind und noch dazu durch Christus den Geist haben, hat diese Feindschaft ein Ende, und einer ist wie der andere.
16. und dass er beide versöhnte mit Gott in einem Leibe durch das Kreuz; und hat die Feindschaft getötet durch sich selbst
17. und ist gekommen, hat verkündigt im Evangelium den Frieden euch, die ihr ferne wart, und denen, die nahe waren.
Ist gekommen: Nämlich der Sohn Gottes in diese Welt.
Friede: Mit Gott, da uns keine fröhlichere Botschaft widerfahren könnte, als diese. Denn nachdem wir durch den Glauben gerechtfertigt worden sind, haben wir Frieden mit Gott {Röm 5}.
Nahe waren: Dem Reich Gottes, nämlich den Juden, denen die Verheißung von dem Messias, dem Heiland der Welt, geschehen war. Denn obwohl die Juden zum größten Teil in fleischliche Sicherheit sich vertieft hatten, sodass sie sich des wahren Messias nicht besonders annahmen, so waren aber doch in diesem Volk noch etliche fromme Menschen, die ein großes Verlangen nach dem Messias hatten. Und die Juden waren dem Reich Christi auch darum näher, weil sie die Verheißung des Evangeliums von Christus hatten, die den Heiden allerdings unbekannt war.
18. Denn durch ihn haben wir den Zugang alle beide in einem Geiste zum Vater.
Denn: Jetzt lehrt Paulus, was wir aus dem Evangelium Christi für einen Nutzen empfangen.
Durch ihn: Nämlich durch Jesus Christus und aus Kraft seines Verdienstes.
Geist: Der in uns schreit, Abba, lieber Vater.
Zum Vater: Der im Himmel ist, dass wir mit unserem Gebet in seiner Güte und Gnade Zuflucht haben dürfen. Denn die an Christus glauben, die dürfen aus herzlichem Vertrauen mit ihrem Gebet zum himmlischen Vater treten. Und der Heilige Geist wird ein Geist des Gebetes genannt {Sach 12}. Solche Gebete aber sind nicht umsonst, sondern sehr kräftig.
19. So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen,
Ihr: Nämlich ihr Epheser, weil ihr an Christus glaubt, seid in der geistlichen Stadt Gottes keine Fremdlinge mehr, die der Gerechtigkeit, der Guttaten und Freiheiten der Stadt Gottes nicht zugehören.
Heiligen: Welche Herzen der Heilige Geist durch den Glauben geheiligt hat.
Hausgenossen: Oder Kinder im geistlichen Haus Gottes. Es haben aber die Bürger des Himmelreichs Vergebung der Sünden, sind frei von den abergläubischen Menschensatzungen und sind befreit, dass sie nicht verdammt werden. Sie sind schließlich Erben des ewigen Lebens und weil sie Gottes Hausgenossen sind, so sorgt Gott für sie, ernährt, schützt und erhält sie zur ewigen Seligkeit. Diese Dinge sind uns allen, als himmlischen Bürgern, gemein. Wir sollen uns aber dessen auch erinnern, dass wir leben, wie es den himmlischen Bürgern gebührt und wohl ansteht.
20. erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist,
21. auf welchem der ganze Bau, ineinandergefügt, wächst zu, einem heiligen Tempel in dem Herrn,
22. auf welchem auch ihr mit erbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.
Erbaut werden: Neben anderen, lebendigen Steinen. Und dies ist ein anderes Gleichnis, womit Paulus die Würdigkeit und Glückseligkeit der Christen erklärt in diesem Sinn: Ihr Christen werdet durch das Predigtamt des Evangeliums zum heiligen Tempel Gottes erbaut. Aber euer Glaube, der macht, dass ihr Glieder Christi seid, gründet sich auf die Lehre der Propheten und der Apostel. Denn diese erklärt und hält euch Christus vor, der in der Kirche Gottes gleichsam der Eckstein ist, der nicht nur mit seiner göttlichen Kraft die ganze Kirche erhält, sondern auch aus beiden Völkern, Heiden und Juden, eine Kirche macht, wie ein Eckstein zwei Wände zusammenfügt. Es wird aber der ganze geistliche Bau durch die Kraft Christi erbaut, wächst auch und nimmt täglich zu, sowohl an der Zahl der Christen, die lebendige Steine sind, als auch am Glauben und an der Gottseligkeit, worin sie von Tag zu Tag wachsen und zunehmen. Und so wird also die Kirche Christi ein heiliger Tempel, durch Wirkung Gottes. In diesen Tempel werdet ihr Epheser, zugleich mit anderen rechtschaffenen Christen, geistlich erbaut, damit ihr eine geistliche Behausung oder Wohnung Gottes seid, worin Gott wohnt und handelt, nach seinem guten Willen und Wohlgefallen. Hier hat man vielerlei zu bemerken.
- Dass unser Glaube gebaut sein soll nicht auf Menschensatzungen oder auf eigene Vorstellungen, sondern auf dem Grund der prophetischen und apostolischen Lehre.
- Danach, dass der Heiland, Christus, die ganze Kirche erhält und dass all unsere Seligkeit auf ihm besteht.
- Das auch mit der Versammlung der Juden und Heiden in einer Kirche die Verheißung bereits lange erfüllt worden ist. Es wird eine Herde und ein Hirte werden {Joh 10}.
- Und dass die Kirche Christi an der Zahl der Gläubigen und der Vermehrung der himmlischen Gaben in den Gläubigen wächst und zunimmt.
- Ferner, dass wir ein heiliger Tempel Gottes sein sollen, weshalb wir uns von aller Befleckung und Unreinheit der Sünde enthalten müssen.
- Endlich, weil wir Tempel Gottes sind und bleiben, wird freilich Gott unsere Leiber als seinen Tempel wieder vom Tod erwecken nach dem Spruch des Paulus: Wenn der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird auch derselbe, der Christus von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen um dessen Willen, dass sein Geist in euch wohnt {Röm 8}.
Das 3. Kapitel
- Der Apostel Paulus ermahnt die Epheser, dass sie sich über seine Gefangenschaft und Trübsal nicht ärgern sollen. Denn als er diesen Brief geschrieben hat, ist er in Rom gefangen gehalten worden. Danach wünscht er ihnen die Vermehrung des wahren Glaubens und der geistlichen Gaben.
1. Darum ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden,
Christi Jesu: Um dessentwillen ich gefangen bin, weil ich sein Evangelium den Heiden predige, damit sie himmlische Bürger und Tempel Gottes werden.
Euch Heiden: Denen ich die Seligkeit durch Christus verkündige. Denn die Juden wollten den Erlöser Christus nicht annehmen und konnten doch auch nicht leiden, dass derselbe Messias unter den Heiden gepredigt wurde. So verwerfen etliche Katholiken heutzutage das eine Evangelium und wollen auch nicht leiden, dass andere dessen teilhaftig werden. Darum wollen solche selber nicht in den Himmel kommen und wehren auch die ab, die hineinwollen. Es sollen sich aber die Christen davor hüten, dass sie nicht wegen einer Übeltat gefangen und gebunden werden. Aber die Trübsal, die wir um Christi willen erdulden sind uns keine Schande, sondern vielmehr eine Ehre. Und so, wie Paulus wegen der Wohlfahrt und Seligkeit der Heiden keine Bande gescheut hat, so wollen wir uns durch keine Gefahr abschrecken lassen, dass wir unserem Nächsten nicht dienen wollten, je nachdem, wie es unser Beruf erfordert.
2. nachdem ihr gehört habt von dem Amt der Gnade Gottes, die mir an euch gegeben ist,
3. dass mir ist kundgeworden dieses Geheimnis durch Offenbarung, wie ich oben aufs Kürzeste geschrieben habe,
4. daran ihr, so ihr es lest, merken könnt meinen Verstand an dem Geheimnis Christi,
5. welches nicht kundgetan ist in den vorigen Zeiten den Menschenkindern, als es nun offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist,
6. nämlich dass die Heiden Miterben seien und mit eingeleibt und Mitgenossen seiner Verheißung in Christo durch das Evangelium,
7. des ich ein Diener geworden bin nach der Gabe aus der Gnade Gottes, die mir nach seiner mächtigen Kraft gegeben ist:
Gegeben ist: Ihr Epheser erkennt ohne Zweifel, dass mir Gott die besondere Gnade verliehen hat, dass ich in der Bekehrung der Heiden zu Christus meine Arbeit nutzbringend anwenden kann, weil Gott durch die Offenbarung dieses Geheimnis bekannt hat werden lassen, dass nämlich der Heiland Christus auch den Heiden angehört, wovon ich kurz zuvor geschrieben habe. Und ich glaube, dass ihr, wenn ihr meine Schriften fleißig lest, verstehen werdet, mit welch herrlicher Erkenntnis der Geheimnisse und der himmlischen Sachen mich Gott der Herr begabt hat. Und früher wussten die Leute noch nicht, dass auch die Heiden Miterben des ewigen Lebens sein würden und dass sie dem geistlichen Leib Christi, nämlich der Kirche, einverleibt werden müssen, auch der Verheißung der Seligkeit teilhaftig werden, die wir in Christus haben. Diese Seligkeit widerfährt uns durch das Evangelium, wenn wir an ihn glauben. Dieses Geheimnis, das zuvor dunkel gewesen, ist jetzt den Aposteln Christi und anderen gottseligen Lehrern, die in der Kirche die Heilige Schrift recht auslegen, geoffenbart. Ich bekenne mich als ein treuer Diener dieses Evangeliums, doch nicht aus meinem Verdienst, sondern Gottes Gabe ist es, die mir aus Gnade widerfahren ist. Denn Gott hat mich durch seine göttliche Kraft und Allmacht zu solchem Predigtamt tauglich gemacht. Hier hat man folgende Punkte zu merken.
- Zunächst, dass es ein großes Geheimnis und eine göttliche Guttat ist, dass wir, die wir von den Heiden abstammen, Miterben Christi sind.
- Danach, dass wir die Gaben, die uns Gott mitgeteilt hat, nicht verachten, sondern mit dankbaren Herzen erkennen sollen, jedoch auch nicht damit protzen.
- Weiter, dass das Licht des Neuen Testaments heller und größer ist, als das des Alten Testaments.
- Und dass die ewige Seligkeit durch das Predigtamt des Evangeliums angeboten und mitgeteilt wird.
- Dass auch die göttliche Berufung nicht unserem Verdienst, sondern der gnädigen Güte Gottes zugemessen werden soll.
- Schließlich, dass Gott diejenigen zum Predigtamt seines Wortes durch die Kraft des Heiligen Geistes tauglich macht, die er zur Arbeit beim Bau der Kirchen brauchen will.
8. mir, dem Allergeringsten unter allen Heiligen, ist gegeben, diese Gnade unter den Heiden zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi
Diese Gnade: Gott hat mir Unwürdigem aus Gnade das Amt befohlen, dass ich die unermessliche Güte Gottes unter den Heiden predigen soll wie er, nämlich um Christi willen, der nicht allein uns die Sünden verzeiht, sondern auch den Gläubigen mancherlei Gaben des Heiligen Geistes mitgeteilt und uns schließlich die ewige Seligkeit zu schenken bei sich beschlossen hat. Warum Paulus sich den Geringsten unter allen Heiligen nennt, ist aus den Worten offenbar, als er an einer anderen Stelle Folgendes sagt: Ich bin der Geringste unter den Aposteln, der es nicht wert ist, dass ich Apostel genannt werde, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber aus der Gnade Gottes bin ich das, was ich bin {1Kor 15}. Es nehmen aber diese Worte der apostolischen Lehre Paulus nichts, sondern geben nur zu verstehen, dass wir uns an unsere vorigen Fälle und Missgriffe erinnern sollen und in wahrer Demut ausharren, auch um der göttlichen Gaben willen, die uns aus Gnade widerfahren sind, nicht stolz werden. Was aber den Reichtum Christi anbelangt, der uns wahrhaftig selig macht, so ist dieser zu Recht allen irdischen Gütern vorzuziehen.
9. und zu erleuchten jedermann, welche da sei die Gemeinschaft des Geheimnisses, das von der Welt her in Gott verborgen gewesen ist, der alle Dinge geschaffen hat durch Jesum Christus,
10. auf dass jetzt kundwürde den Fürstentümern und Herrschaften in dem Himmel an der Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes
Kundwürde: Gott hat gewollt, dass ich das Evangelium Christi unter den Heiden predige und ihre Augen erleuchte, damit sie erkennen, wie die Gemeinschaft der himmlischen Güter auch ihnen gehört. Diese Güter, so hat Gott der Herr am Anfang der Welt beschlossen, wollte er zu seiner Zeit auch über die Heiden ausschütten, jedoch ist bis zu einer bestimmten Zeit den Heiden von dieser Sache nichts gepredigt worden. Aber Gott hat durch Christus alles wieder anrichten und gleichsam neu erschaffen wollen. Darum werden auch die Heiden durch das Predigtamt des Evangeliums wiedergeboren. Es wundern sich zwar die heiligen Engel im Himmel (die wegen der Würde ihrer Ämter und der großen Gewalt Fürsten und Herrschaften genannt werden) über die unendliche Weisheit des allmächtigen Gottes, womit er sich eine Kirche sammelt, sie rechtfertigt und wieder gebiert und unter mancherlei Anfechtungen und Trübsal erhält und selig macht und tut dies nach seinem Vorsatz, indem er vor langer Zeit beschlossen hatte, dass er alle Gläubigen an Christus, egal ob Juden oder Heiden, mit der ewigen Seligkeit begaben wollte. Hier hat man zu merken:
- Dass Gott durch das Predigtamt die Herzen der Menschen erleuchtet gegen die Schwärmerei der Schwenkfelder.
- Das außerhalb Christus das menschliche Geschlecht nicht wieder zurechtgebracht werden kann, weswegen aus der rechten Kirche keine Seligkeit zu erhoffen ist.
- Dass auch die Engel über die Regierung Gottes, die Kirche zu erhalten und selig zu machen, sich wundern. Darum sollen wir uns umso weniger wundern, dass wir nicht immer die Ursachen seines Tuns mit unserer Vernunft ergründen können.
- Endlich sollen wir wissen, dass unsere Seligkeit auf dem Vorsatz Gottes fest besteht, weil es nicht geändert oder abgetan werden kann.
Den Fürstentümern: (Nach Luther) Die Engel im Himmel, die doch so voll von Gott sind, erfahren doch täglich an der Christenheit neue Gnade und neue Gaben, die Gott täglich austeilt. Wie auch Christus in Lukas 15,10 sagt: Dass sich die Engel freuen über einen Sünder, der Buße tut.
11. nach dem Vorsatz von der Welt her, welche er bewiesen hat in Christo Jesu, unserm Herrn,
12. durch welchen wir haben Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn.
Durch welchen: Nämlich durch unseren Herrn Christus. Es pflegt aber Paulus ständig die Guttaten Christi mit unterzumischen, damit er unseren Glauben stärkt und uns zur Dankbarkeit ermuntert. Als wollte er sagen: Um Christi willen und durch den Glauben an ihn haben wir ein gewisses Vertrauen auf die Gnade und Güte Gottes uns gegenüber, dass wir mit unserem Gebet vor Gott treten dürfen und ihn als unseren gütigen Vater anrufen und ansprechen können. Denn der Heilige Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind {Röm 8}. Aus diesen Worten des Paulus ist abzunehmen, wie weit diejenigen von der apostolischen Lehre entfernt sind, die vorgeben, ein Christ müsste daran zweifeln, ob er bei Gott in Gnade ist oder nicht. Denn das Vertrauen, wovon Paulus an dieser Stelle spricht, und der päpstliche Zweifel sind ja einander vollkommen gegensätzlich.
13. Darum bitte ich, dass ihr nicht müde werdet um meiner Trübsal willen, die ich für euch leide, welche euch eine Ehre sind.
Müde werdet: Weil wir durch Christus Erben des Himmelreichs geworden sind und einen freien Zutritt zu Gott haben, sollen wir durch keine Gefahr oder Trübsal uns von der christlichen Religion abschrecken lassen. Darum sollt ihr auch nicht kleinmütig werden, noch in eurem Glauben schwanken wegen meiner Verfolgung, die ich um euretwillen erdulde, weil ich euch Heiden das Evangelium von Christus gepredigt habe. Denn die Juden tobten besonders deswegen gegen Paulus, weil er lehrte, Christus würde auch den Heiden zugehören, wie es aus dem 22. Kapitel der Apostelgeschichte zu entnehmen ist.
Ehre sind: Darum sollt ihr Heiden euch dessen nicht schämen, sondern vielmehr rühmen, dass ich um euretwillen viel eher alles zu leiden bereit bin, als dass ich zulassen möchte, dass ihr von dem Reich Christi ausgeschlossen werdet. Aus diesen Worten ist abzunehmen, dass der Glaube der Frommen manchmal keine geringen Anstöße erleidet, wenn sie sehen, dass die reinen Kirchendiener wegen der rechten Religion in Gefahr geraten. Aber was die frommen Kirchendiener in solchen Sachen standhaft erleiden, das gereicht alles zur Ehre des göttlichen Namens und zur Erbauung und Ruhm der Kirchen.
14. Darum beuge ich meine Knie gegen den Vater unseres Herrn Jesu Christi,
Meine Knie: Dass sich inbrünstig für euch bete, damit ihr in der Erkenntnis Gottes und in der wahren Gottseligkeit zunehmen mögt. Denn die Kirchendiener sollen für die Kirche beten, und ein inbrünstiges Gebet verursacht oft auch äußerliche Anzeichen einer wahren Demut.
Jesu Christi: Denn aus Vertrauen auf diesen Mittler dürfen wir den himmlischen Vater anrufen.
15. der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden,
Kinder heißt: Nämlich über alle, die an Christus glauben. Darum sollen wir nicht zweifeln. Er wird aus väterlicher Zuneigung unser Gebet erhören.
Nach Luther: Es sind auch alle Engel, alle Christen, ja auch alle Menschenkinder Gottes Kinder, denn er hat sie alle geschaffen.
16. dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen,
Stark zu werden: Das will besagen: Ich bitte Gott von Herzen, dass der reiche Gott durch seinen Heiligen Geist euch mit einer neuen Stärke begabt und aufrichtet, damit ihr nicht nur von Neuem der Trübsal und Verfolgungen matt werdet, sondern auch, dass ihr am inneren Menschen täglich zunehmend, in der wahren Gottseligkeit stärker werdet. Denn unser allerreichster Gott ist geneigt und bereit, die Gaben des Heiligen Geistes uns reich mitzuteilen, wenn wir ihn nur um den Heiligen Geist bitten {Lk 11}. Und derselbe Heilige Geist stärkt durch das Wort Gottes die Herzen der Gottseligen. Obwohl nun unser äußerer Mensch, der alten Adam, dem Gesetz Gottes widerstrebt, so werden wir jedoch nach dem inneren Menschen, nachdem wir wieder geboren sind, je länger umso mehr dem Ebenbild Gottes ähnlich gemacht.
17. und Christus zu wohnen durch den Glauben in euren Herzen, und durch die Liebe eingewurzelt und gegründet zu werden,
Zu wohnen: Denn Christus wohnt in den Herzen der Gläubigen, nach dem Spruch: Ich und der Vater wollen zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen {Joh 15}. Und er regiert die Gottseligen, dass sie Gott und den Nächsten lieben, er erhält und schützt sie auch in allen Anfechtungen und Trübsalen. Es soll jedoch die Liebe in uns so eingewurzelt sein, dass sie nicht durch jede kleine Beleidigung aus unserem Herzen gerissen wird. Sie muss auch fest gegründet sein, dass sie durch allerlei Unwetter des Unrechts und durch Begierden nicht umgestürzt wird.
18. auf dass ihr begreifen mögt mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe,
Allen Heiligen: Als wollte er sagen: Ich bitte Gott, dass ihr neben anderen, rechtschaffenen Christen einigermaßen in euren Herzen erfassen und begreifen könnt die unendliche Liebe Christi, die sich weit und breit erstreckt. Und ich bitte, dass ihr verstehen könnt, wie die Liebe, womit wir Christus mit dankbaren Herzen wiederum lieben, viel vortrefflicher ist, als die Wissenschaft der geistlichen Geheimnisse, von der sich die üblicherweise rühmen, die das Evangelium auf der Zunge und nicht im Herzen haben. Denn wenn ihr Christus ernsthaft und von Herzen liebt, so wird euch Gott mit seinen geistlichen Gaben reich erfüllen. Denn wie die Liebe Christi sich an allen Orten ausbreitet und erstreckt, so ist es recht, dass wir ihn wiederum lieben. Und wer Christus rechtschaffen lieb hat, über den schüttet Gott seine geistlichen Gaben immer reichlicher aus.
Die Breite: (Nach Luther) Die Liebe beweist, dass der Glaube rechtschaffen ist. Dieser begreift dann, dass nichts so breit, so lang, so tief oder so hoch ist, wo Christus nicht die Macht hat und helfen könnte, und er fürchtet sich nicht, weder vor Sünde, Tod noch Hölle, es sei breit, lang, tief {Ps 139v7}: Wo soll ich hingehen vor deinem Geist.
19. auch erkennen, dass Christus lieb haben viel besser ist denn alles Wissen, auf dass ihr erfüllt werdet mit allerlei Gottesfülle.
Lieb haben: (Nach Luther) Es ist ein viel größeres Ding, Christus zu lieben, als viel predigen zu können {1Kor 8v1 v3}. Wissen bläht auf, Liebe bessert. Folglich: Wenn jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt {Joh 21v15}.
Gottes Fülle: (Nach Luther) Dass Gott allein in euch regiert und wirkt und ihr von ihm voll seid.
20. Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirkt,
Dem: Paulus mischt seiner Gewohnheit nach, eine Danksagung an Gott mit unter, die auch einen besonderen Trost in sich trägt.
Tun kann: Nämlich, der allmächtige Gott, dessen Macht so groß ist, dass er reichlich und viel mehr zu unserer Seligkeit tun kann und will, als wir wünschen dürfen oder mit unserem Verstand fassen können nach seiner göttlichen Kraft, die sich in uns, die er wiedergeboren hat und erhält, zeigt, dieser soll in der Kirche Christi (um dessen willen unser Gebet und unsere Danksagungen erhört werden) in alle Ewigkeit gelobt und gepriesen werden, sowohl in dieser als auch in jener Welt. Deswegen sollen wir Gott, dem Herrn, für seine unendlichen Gaben, die er uns erzeigt hat, besonders aber für die geistlichen, Lob und Dank sagen ohne Unterlass. Und in jeder Trübsal und Anfechtung sollen wir gutes Vertrauen fassen, dass der himmlische Vater mehr tun und leisten kann, als wir hoffen oder verstehen können, und dass er es nicht nur kann, sondern auch tun will. In dieser Sache soll es uns auch stärken und einen Trost geben, dass wir Gottes Wirkung in uns empfinden. Darum soll Gott in seiner Kirche ständig gelobt und gepriesen werden, und im anderen Leben wird dieser Ruhm und Preis des göttlichen Namens immer und ewig andauern.
21. dem sei Ehre in der Gemeinde, die in Christo Jesu ist, zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Das 4. Kapitel
- Der Apostel ermahnt die Epheser zur Einigkeit mit vielen wichtigen Gründen.
- Und er erzählt die Guttaten Christi, der zur Rechten des Vaters gesetzt ist.
- Er mahnt auch vor dem heidnischen, unordentlichen Wandel.
1. So ermahne nun euch ich Gefangener in dem Herrn, dass ihr wandelt, wie sich es gebührt eurer Berufung, darin ihr berufen seid,
Ermahne: Der Apostel Paulus ermahnt die Epheser, dass sie ein solches Leben führen sollen, wie es Christenmenschen zusteht und gebührt. Besonders aber befiehlt er ihnen, dass sie sich um Einigkeit bemühen, sowohl in Religionssachen, als auch im bürgerlichen Leben und Wandel. Danach schreibt er auch insbesondere, wie man gottselig leben soll.
Berufen seid: Denn Gott, der Herr, hat euch durch das Evangelium berufen aus der dicken Finsternis der Religion zum Licht, aus dem Tod zum Leben, von den Lastern zur Gottseligkeit. Darum bemüht euch, dass euer Leben eurem Beruf gemäß ist. Hier spricht Paulus aber von den allgemeinen Berufen aller Christen, die wir betrachten sollen, damit wir diesen nicht mit einem ehrlosen Wandel beflecken. Und die Bande des Apostels Paulus sollen uns erinnern, dass uns dies keine Schande ist, was wir um Christi willen (aber nicht wegen unserer Übeltaten) leiden.
2. mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld und vertragt einer den andern in der Liebe
Demut: Nicht nur Gott gegenüber, sondern auch gegen den Nächsten, sodass einer den anderen höher achtet als sich selbst und einer dem anderen mit Ehrerbietung zuvorkommt.
Sanftmut: Denn wir sollen uns gegenüber dem Nächsten nicht mürrisch und unfreundlich, sondern sanftmütig, freundlich und mild erweisen.
Geduld: Dass wir uns nicht leicht aufbringen und zum Zorn bewegen lassen.
In der Liebe: Dass aus rechtschaffener Liebe einer die Schwachheit des anderen duldet und ihm zugutehält. Dennoch soll er das verbessern, was er ordentlich verbessern kann.
3. und seid fleißig, zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.
Des Friedens: Dass eure Herzen nicht gegeneinander verbittert und uneins werden. Denn wir sollen uns mit Fleiß hüten, dass der Satan als ein Anstifter aller Uneinigkeit und Zwiespalt unsere Herzen nicht voneinander trennt, weil er auf diese Gelegenheiten lauert, wie er Unruhe stiften kann. Aber die Bemühung zum Frieden ist gleichsam ein Band, womit die Herzen der Menschen fest zusammen verbunden werden. Die sich nicht um den Frieden bemühen, deren Herzen werden je länger umso mehr voneinander getrennt und gegensätzlich.
4. Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eurer Berufung.
Ein Geist: Es soll gleichsam eine Seele in euch sein. Wie von den Christen in der ersten Kirche geschrieben steht: Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele {Apg 4}. Denn weil wir ein geistlicher Leib sind, so ist es richtig, dass wir alle gleichsam ein Herz sind, und wir in Ewigkeit miteinander leben. Die aber Uneinigkeit anstiften, die wird Gott strafen. Es sind jedoch die keine Anfänger der Uneinigkeit, die richtig lehren und richtig handeln, sondern die, die Lehre verfälschen und frommen Menschen ohne Ursache lästig sind.
Einerlei Hoffnung: Ihr seid alle zu einer ewigen Seligkeit, die ihr in Hoffnung erwartet, berufen, darum soll unter euch die Zwietracht keinen Platz haben. Und es ist ein unrechter Handel, dass die auf Erden uneins sind, die einmal in alle Ewigkeit im Himmel beieinander leben möchten.
5. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe,
Ein Herr: Jesus Christus, der euch darum erlöst hat, dass ihr ihm in Einigkeit dienen sollt. Denn die Herzen der Diener Jesu Christi sollen miteinander nicht uneins sein.
Ein Glaube: Oder eine Religion. Ihr sollt euch das auch gut betrachten und zu Gemüte führen, dass ihr alle einen Glauben habt. Denn man kann nicht in widerwärtigen Religionen, sondern allein in der wahren christlichen Religion die Seligkeit erlangen.
Eine Taufe: Die im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes mitgeteilt wird. Die deswegen die Klostergelübde mit der Taufe vergleichen, die machen viele Taufen und trennen die wahre Einigkeit der Kirchen. Eben dies tun auch die Wiedertäufer, die die Kindstaufe, die ihnen im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit mitgeteilt wird, verwerfen und bestreiten, also man die Leute wieder taufen müsse.
6. ein Gott und Vater (unser: aller, der da ist über euch alle und durch euch alle und in euch allen.
Aller: Die an Christus glauben. Die also einen Gott ehren und angenommene Kinder eines himmlischen Vaters sind, die sollen miteinander in Einigkeit leben. Der Name des Vaters tröstet uns, dass Gott väterlich gegen uns eingestellt ist und uns helfen will. Der Name Gottes hält uns, seine Allmacht zu betrachten, vor. Und Gott ist ebenso wohl dein Gott als der Abrahams oder eines anderen Heiligen, sofern du nur wahrhaftig an ihn glaubst.
Über euch alle: Dass er als ein gütiger Vater über euch wacht, euch beschützt und erhält.
Durch euch alle: Dass er nämlich durch uns wirkt. Denn Gott braucht unsere Glieder als Waffen und Werkzeuge der Gerechtigkeit {Röm 6}.
In euch allen: Wohnt Gott und regiert euch mit seinem Heiligen Geist. Dies soll uns zu Recht freuen, dass wir Gott als Beschützer und Herrscher in all unserem Tun gegenwärtig bei uns haben.
7. Einem jeglichen aber unter uns ist gegeben die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi.
Nach dem Maß: Denn obwohl Gott, der Heilige Geist, in allen wohnt, so werden seine Gaben doch jedem so mitgeteilt, nach dem Maß, wie es Christus gefällt. Und diese Gaben, die durch Christus über die Gläubigen ausgeschüttet werden, sind lauter gnadenreiche Geschenke. Und wer sie gegeben hat, der kann sie auch wieder nehmen. Das Wort Maß aber gibt zu verstehen, nicht nur, dass die Gaben unterschiedlich sind, sondern dass sie auch in gewissem Grad so unterschieden werden, dass einer die gleichen Gaben vielfältiger empfängt als ein anderer.
8. Darum spricht er: Er ist aufgefahren in die Höhe und hat das Gefängnis gefangen geführt und hat den Menschen Gaben gegeben.
Spricht er: Nämlich der 68. Psalm. Paulus beweist also aus der Heiligen Schrift, dass Christus die Gaben des Heiligen Geistes über seiner Kirche ausschüttet.
Das Gefängnis: (Nach Luther) Die Sünde, der Tod und das Gewissen, dass sie uns nicht fahren noch halten mögen.
Gaben: Der Apostel Paulus hat den Sinn des Psalms genannt, obwohl die Worte etwas anders lauten: Christus ist in den Himmel gefahren und hat unsere Feinde, nämlich die Sünde, den Teufel, den Tod und die Hölle, deren Gefangene wir waren, gleichsam wie in einem Triumph in Gefangenschaft geführt. Und er hat zum Zeugnis des Sieges die Gaben des Heiligen Geistes reich über die Menschen ausgegossen, so wie früher die Kaiser nach einem errungenen Sieg die gefangenen Feinde hinter dem Triumphwagen herführen ließen und dem Volk Gaben austeilten. Darum sollen wir die Feinde nicht fürchten, vor denen Christus triumphiert hat. Denn sie werden uns nicht schaden können, wenn wir im wahren Glauben verharren.
9. Dass er aber aufgefahren ist, was ist es, denn dass er zuvor ist hinuntergefahren in die untersten Örter der Erde?
Das: Was jetzt folgt, steht nicht in den Psalmen, sondern wird von dem Apostel nebenbei mit erwähnt zur besseren Erklärung der Himmelfahrt Christi, zweifellos, weil er im Geist zuvor gesehen hat, dass dieser Artikel durch schwärmerische Menschen mit einer falschen Auslegung verkehrt werden würde.
Hinunter gefahren: Eben dieser Jesus, der in den Himmel gefahren ist und sich zur Rechten des Vaters gesetzt hat, der hat sich zuvor, in seiner heiligsten menschlichen Natur so sehr gedemütigt, dass er auch gestorben und begraben und zur Hölle gefahren ist, damit er den Gläubigen die Hölle zerstört und gegen die höllischen Gewaltigen seinen Sieg erzeigt. Denn Christus ist zur Hölle gefahren als ein Überwinder des Todes und der Hölle, damit wir von der Hölle befreit bleiben.
10. Der hinuntergefahren ist, das ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel, auf dass er alles erfüllte.
Alles erfüllte: Dass er auch als Mensch allen Dingen gegenwärtig ist und alles nach seinem Wohlgefallen regiert. Denn das heißt, alles erfüllen. Wie im Propheten Jeremias von Gott mit eben diesen Worten gesagt wird, ja viel mehr Gott, der Herr, selbst so spricht: Bin ich nicht ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht ein Gott, der fern ist? Meinst du, dass sich jemand so heimlich verbergen kann, dass ich ihn nicht sehe? Spricht der Herr. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde füllt? Spricht der Herr {Jer 23}. Darum verkehren diejenigen diesen Spruch des Paulus, die das Wort erfüllen, auf die Erfüllung der Schrift deuten. Denn wenn die Evangelisten oder Apostel von der Erfüllung der Weissagungen reden, so berufen sie sich ausdrücklich auf die Schrift, was an diesem Ort nicht geschieht. Paulus aber wollte uns die Artikel der Himmelfahrt Christi so erklären, dass wir wissen, Christus ist so in den Himmel gefahren, dass er dennoch in unsichtbarerweise bei uns auf Erden ist, und dies nach seiner Verheißung, wenn er sagt: Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt {Mt 28}. Darum bringen die Zwinglianer den Artikel von der Himmelfahrt Christi zu Unrecht vor gegen die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im heiligen Abendmahl und geben zu erkennen, dass sie den rechten Sinn dieses Artikels nie gelernt haben.
Nach Luther: Dass er alles in allen Dingen bewirkt und ohne ihn nichts getan, geredet, noch gedacht wird.
11. Und er hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern,
Und: Jetzt wendet sich Paulus wieder seinem Vorhaben zu. Denn er hat gesagt, dass Christus in die Höhe gefahren ist und den Menschen Gaben gegeben hat. Darum spricht er nun von der Austeilung dieser Gaben und Ämter.
Apostel: Die er in der ganzen Welt ausschickte, dass sie neue Kirchen für Christus pflanzten.
Propheten: Die die Heilige Schrift richtig und gründlich erklären und auslegen können und den rechten Sinn auch in den dunklen Sprüchen finden und herausbringen. Denn dass die im Neuen Testament Propheten genannt werden, ist in 1. Korinther 14. nachzulesen.
Evangelisten: Die die Apostel gelegentlich ausgesandt haben, um das Evangelium Christi zu lehren und die Kirchen zu besuchen, auch zu verbessern und zurechtzubringen, was in den Kirchen hin und wieder zu verbessern nötig war. Denn so hat Paulus die Hilfe des Timotheus oft gebraucht, den er deswegen einen Evangelisten nennt, wenn er sagt: Du aber sei nüchtern ständig, leide dich, tue das Werk eines evangelischen Predigers {2Tim 4}.
Hirten: Von denen jeder eine besondere Kirche zu regieren den Befehl hatte.
Lehrer: Die man Prediger nennen könnte. Denn auch heutzutage gibt es an vielen Orten in der reformierten Kirche Prediger, die mit der Abhandlung der Sakramente nichts zu tun haben. Ein jeder soll aber sehen und beachten, was sein Beruf mit sich bringt, dass er da nichts versäumt und sich in kein fremdes Amt drängt. Auch soll jeder seine Gaben betrachten, damit er sich selbst nicht mehr zumisst, als er empfangen hat und die er empfangen hat, nicht auf die Seite legt oder vernachlässigt, sondern sie gut anwendet und gebraucht zur Ehre Gottes, für sich selbst und für das Heil und die Wohlfahrt des Nächsten.
12. dass die Heiligen zugerichtet werden zum Werk des Amts, dadurch der Leib Christi erbaut werde,
Zugerichtet werde: Denn Gott teilt die Gaben des Heiligen Geistes in den genannten Ämtern, besonders den Oberen deswegen aus, dass die Gläubigen, die vor anderen dazu geschickt sind, so unterrichtet werden, dass sie auch einmal der Kirche vorstehen können. Denn zur damaligen Zeit wurden Hirten und Lehrer der Kirche aus den Zuhörern gewählt. Heutzutage werden diejenigen von Jugend auf in den Schulen erzogen und unterrichtet, die zu ihrer Zeit der Kirche nützlich vorgesetzt werden können.
Nach Luther: Das heißt: Wohl gerüstet und ständig versorgt und vorbereitet, dass nichts zum Amt der Christenheit fehlt.
Erbaut werde: Darum teilt Gott den Lehrern seiner Kirche Gaben mit, damit die Kirche an der Zahl der Gläubigen zunehme und auch jedes Glied in der wahren Erkenntnis Gottes und im christlichen Wandel immer weiter fortschreitet. Deswegen sollen wir uns bemühen, dass unsere Zunahme in der wahren Gottseligkeit bekannt wird, damit es nicht das Ansehen gewinnt, als würden wir eher einen Schritt nach rückwärts tun als nach vorn, und wir würden eher schlimmer als frommer. Denn der erste hitzige Eifer erkaltet bei vielen sehr schnell.
13. bis dass wir alle hinkommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi,
Hinkommen: So lange müssen wir uns tapfer bemühen, dass wir die himmlische Wahrheit erkennen und fortpflanzen, bis jedermann Christus zugeführt wird und ihn für seinen Heiland erkennt. Denn das Himmelreich ist ähnlich wie ein Sauerteig, den eine Frau nahm und mischte ihn unter 3 Scheffel Mehl, bis es durchgesäuert war {Mt 13}.
Und man soll nicht an denen verzagen, die sich nicht so schnell zum Evangelium bekennen, denn etliche werden erst zur letzten Stunde des Tages in den Weinberg des Herrn berufen {Mt 20}.
Vollkommener Mann: Wir müssen fleißig sein, dass wir in der wahren Erkenntnis Gottes zunehmen, damit wir immer näher zur Vollkommenheit gelangen, so wie Christus in einem vollkommen männlichen Alter gewesen ist, als er es auf sich genommen hat, für uns den Tod zu überwinden. Der aber zur Vollkommenheit mahnt, lehrt deswegen nicht, dass ein Mensch in diesem Leben in jeder Beziehung zur Vollkommenheit kommen könnte, sodass es ihm an nichts mangelt und er nicht weiter fortschreiten braucht, sondern wir sollen nach der Vollkommenheit streben und so viel erreichen, wie es uns in diesem Leben möglich ist.
14. auf dass wir nicht mehr Kinder seien und uns wägen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei, damit sie uns erschleichen zu verführen.
Auf: Jetzt erklärt Paulus, wie er seine verblümte Rede vom Alter Christi verstanden haben wollte.
Kinder seien: Am Verstand, die arglistige Leute in der Religion verführen können.
Wind der Lehre: Dass wir in unseren Glauben nicht hin und her schwanken wie ein Schiff im Meer, das vom Wind von einer Seite zur anderen getrieben wird. Denn die Bosheit der falschen Lehrer ist so, dass sie mit der Heiligen Schrift umgehen wie die Spitzbuben, die mit Würfeln falsch spielen. So ziehen sie diese in einem verkehrten Sinn an, damit sie die Einfältigen bösartig mit List betrügen und in den Irrtum führen. Denn sie bringen zum einen die Heilige Schrift verstümmelt hervor und verbergen die Worte, die zum richtigen und eigentlichen Sinn dienlich sind. Manchmal fügen sie auch etwas hinzu, wodurch der rechte Sinn der Schrift verdreht und verkehrt wird. Manchmal geschieht es auch, dass sie etwas aus der Schrift vorbringen, dass dem Ansehen nach von einer gegenwärtigen Sache handelt, wo es doch eigentlich zu einer ganz anderen Materie gehört. Und heutzutage verführen die Ketzer, besonders die Zwinglianer viele mit solch falschen Praktiken, verfälschen dazu nicht nur die Heilige Schrift, sondern auch die Bücher der Väter und anderer Kirchenlehrer, die früher gelebt haben, auf einen Schlag.
Schalkheit: (Nach Luther) Wie die Spitzbuben mit den Würfeln umgehen, so gehen die mit der Schrift um, die Menschenlehre vorgeben.
15. Lasst uns aber rechtschaffen sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus,
In der Liebe: Gegen Gott und den Nächsten zu zeigen und zu erklären, dass wir es uns mit der Frömmigkeit ernst sein lassen. Wir sollen uns also nicht allein vor den beschriebenen hinterlistigen Nachstellungen der Ketzer hüten, sondern auch in der christlichen Liebe zunehmen, die ein Anzeichen und eine rechte Frucht eines wahren Glaubens ist.
Wachsen: Dass wir Christus mehr und mehr und immer stärker in uns einpflanzen werden und in all unserem Handeln von Tag zu Tag besser in seine Art schlagen.
Christus: Indem wir ihm, als dem Haupt, täglich fester anhängen und ihm zugefügt werden sollen.
16. aus welchem der ganze Leib zusammengefügt, und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, dadurch eines dem andern Handreichung tut nach dem Werk eines jeglichen Gliedes in seinem Maße und macht, dass der Leib wächst zu seiner eigenen Besserung; und das alles in der Liebe:
Handreichung: Dass ein Glied dem anderen hilft und dient.
Werk: Welches der Heilige Geist in den Gläubigen bewirkt.
Seinem Maß: Nach Gestalt und Beschaffenheit der Gaben, die Gott jedem Christen als einem geistlichen Glied verliehen hat.
Leib: Der geistliche Leib Christi, der die Kirche ist.
In der Liebe: Wenn die Christen nach der Richtschnur der Liebe einhergehen, dass keiner den anderen beleidigt oder ärgert, sondern vielmehr jeder seinen Nächsten erbaut und bessert. Ist also Christus das Haupt der Kirche, so braucht man keinen römischen Papst dazu. Denn Petrus, als dessen Nachkomme sich der Papst fälschlich rühmt, wird nirgendwo in der Heiligen Schrift das Haupt der Kirche genannt. Wir sind aber alle Glieder unter einem Haupt Christus, also ist es recht, dass wir einander mit herzlicher Liebe zugetan und gewogen sind. Und die Glieder Christi sind so aneinandergefügt und gehängt, so sollen sie sich durch Sekten und Spaltungen nicht voneinander trennen lassen. Weil auch jeder seine Gabe nach seinem Maß empfangen hat, soll er sie zum allgemeinen Nutzen der Kirche anwenden. Zusammengefasst: Wir sollen all unser Tun und Lassen auf die Erbauung der Kirche richten.
17. So sage ich nun und zeuge in dem Herrn, dass ihr nicht mehr wandelt, wie die andern Heiden wandeln der Eitelkeit ihres Sinnes,
Zeuge: Ich ermahne und erinnere euch sehr ernsthaft bei dem wahren, lebendigen Gott.
Anderen Heiden: Die von Christus nichts wissen. Denn es ist eine schändliche Sache, wenn diejenigen, die sich zum Christentum bekennen, auf Art der Heiden leben. So wie aber der Apostel am Anfang dieses Kapitels insgesamt die Epheser ermahnt, dass sie ein gottseliges Leben führen sollen, wie es den Christen ansteht, so ermahnt er sie nun insbesondere sehr ernsthaft, dass sie sich von solch unehrbaren Wandel und gottlosen Wesen enthalten sollen, mit dem sich die Heiden und die Ungläubigen verunreinigen. Und hierzu erzählt er viele nützliche und heilsame Lehren.
18. welcher Verstand verfinstert ist, und sind entfremdet von dem Leben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, so in ihnen ist, durch die Blindheit ihres Herzens.
Verfinstert: Die Heiden geben mit ihrem ganzen Leben zu verstehen, dass sie unverständige Herzen haben, die nicht mit den Sachen umgehen, die Gott gefallen. Denn ihr Verstand ist so sehr verfinstert wegen ihrer verdorbenen Natur, dass sie Gott weder nach seinem Wesen und seinem Willen kennen und auch nicht wissen, wie man Gott richtig dienen soll. Weil sie in ihren Herzen durch das Evangelium nicht lebendig gemacht worden sind, darum sind sie weit entfernt von einem gottseligen Leben, das aus dem Glauben kommt. Sie erkennen auch weder ihre Sünde noch den Heiland Christus, sondern der Satan hat ihre Herzen geblendet, dass sie zu falschen Gottesdiensten, Sünden und Schanden Lust haben. Denn obwohl ein nicht wiedergeborener Mensch ein Wissen von Gott hat und ihm bekannt ist, dass es einen Gott gibt, auch in seinem Herzen einen Unterschied macht zwischen dem, was ehrbar oder nicht ehrbar ist, sodass er insgesamt keine Unwissenheit vorbringen kann, so kennt er dennoch Gott nicht richtig und kann ihn auch nicht richtig ehren. Denn ohne das Evangelium gibt es keine rechte Erkenntnis Gottes. Wo aber keine rechte Erkenntnis Gottes vorhanden ist, da findet sich auch keine rechtschaffene Gottseligkeit und Gottesfurcht.
19. welche ruchlos sind und ergeben sich der Unzucht und treiben allerlei Unreinigkeit samt dem Geiz.
Welche: Paulus fährt noch weiter fort, die Art und Weise der Heiden etwas genauer zu beschreiben.
Ruchlos: Die Heiden, die noch ein Fünkchen vom Gesetz der Natur haben, das in ihrem Gewissen noch übrig ist, unterstehen sich, dieses mit Gewalt zu unterdrücken und wollen das Gewissen nicht aufkommen lassen, damit es eine Zeit lang nicht empfindet, was sie für gräuliche Laster begehen. Darum vertiefen sie sich in weltlichen Wolllüsten, ergeben sich der Unzucht und scheuen keine Unreinheit. Viele von ihnen verlegen sich auf den Geiz, weil es ihnen wichtig ist, dass es ihnen in dieser Welt gut geht. So sind die Leute gesinnt, die nicht wiedergeboren sind oder in einen verkehrten Sinn gegeben wurden, dass sie ohne Scheu allerlei Schande und Laster begehen und diese nur für einen Zeitvertreib halten. Daraus folgt die Abgötterei als eine geistliche Hurerei und damit verbunden auch die schändliche Unzucht des Leibes. Und es wäre zu wünschen, dass nicht auch unter den Christen Mitglieder gefunden würden, die sich in schändlichen Wolllüsten des Leibes vertiefen oder dem Geiz ganz und gar ergeben sind. Diese werden zusammen mit den Heiden gewiss auch verdammt werden.
20. Ihr aber habt Christus nicht also gelernt,
Nicht also: Das Evangelium von Christus hat euch dies nicht gelehrt, als ob es euch neben dem Bekenntnis des christlichen Glaubens freistehen würde, ein gottloses und lasterhaftes Leben zu führen, sofern ihr dem Evangelium mit Fleiß zuhört und es richtig gefasst habt, dass die christliche Religion, in der wir den Heiland Christus ehren, ein aufrichtiges, reines und unsträfliches Leben erfordert. Die deswegen das Evangelium Christi recht gefasst und gelernt haben, die sollen sich bemühen, dass sie einen guten und tadellosen Wandel führen. Aber viele von ihnen verstehen die evangelische Lehre, die ihnen von den Kirchendienern richtig vorgelegt wird, falsch. Darum halten sie ihre Begierden nicht im Zaum und beschmutzen die Kirche mit ihren Lastern.
21. so ihr also von ihm gehört habt und in ihm gelehrt seid, wie in Jesu ein rechtschaffen Wesen ist.
22. So legt nun von euch ab nach dem vorigen Wandel den alten Menschen, der durch Lüste in Irrtum sich verdirbt.
Alten Menschen: Es soll euch Christen gebühren, dass ihr von eurem alten Wesen absteht, eure Gottlosen Gedanken fahren lasst und den Lastern nicht nachgeht, worin ihr vorher gesteckt habt, als ihr noch ungläubig gewesen seid. Denn unsere alte Natur ist ganz und gar verdorben, und verführt den Menschen dazu, dass er sinnlose und närrische Sachen begehrt, die ihn vom Weg der Seligkeit wegführen. Und wer den Lüsten und Begierden des alten Menschen nachhängt, bei dem wird es je länger umso schlimmer, bis schließlich die Seele zusammen mit dem Leib jämmerlich verdirbt und umkommt. Denn obwohl wir den alten Menschen aus unserer Natur nicht völlig ausmerzen können, so sollen wir es doch nicht so weit kommen lassen, dass die Sünde in unserem sterblichen Leib herrscht {Röm 6}.
23. Erneuert euch aber im Geist eures Gemüts
Gemüts: Denn das Bekenntnis der christlichen Religion erfordert von euch, dass euer Gemüt verändert und erneuert wird, sodass man euch für neue Menschen ansieht, die ihre vorige, verkehrte Art abgelegt haben und einen anderen Sinn bekommen haben, mit neuen Gedanken umgehen und insgesamt solche Menschen sind, die nach dem Ebenbild Gottes wieder erstattet worden sind, dass ihr euch um Gerechtigkeit und Heiligkeit bemüht, die wahrhaft, recht und ohne Heuchelei ist. Es nennt uns aber Paulus wieder erneuert, nicht als ob wir in der Taufe nicht wiedergeboren und erneuert worden wären, sondern weil die in der Taufe begonnene Erneuerung und Wiedergeburt in diesem Leben noch nicht vollkommen ist, darum sollen wir uns bemühen, weiterzuführen und vollkommen zu machen so viel wir bei der Schwäche unseres Fleisches vermögen, was in der Taufe gut angefangen worden ist. Auch hat man hier zu bemerken, dass ein frommer, gottseliger Mensch, der gerecht, heilig und unsträflich lebt, wahrhaft das Ebenbild Gottes darstellt. Denn Gott ist gerecht, heilig, gütig und rein. Die wahre Heiligkeit aber besteht nicht darin, die abergläubischen Menschensatzungen der Heuchler zu halten, sondern sie ist eine Gleichheit mit dem Gesetz Gottes. Denn in den 10 Geboten wird uns die wahre Heiligkeit vorgeschrieben, und wer danach sein Leben ausrichtet, der lebt richtig heilig. Aber die Gottlosen, ungerechten und lasterhaften Menschen stellen uns das Ebenbild des Teufels vor.
24. und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.
25. Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.
Darum: Jetzt kommt Paulus auf einige besondere Punkte zu sprechen, die er als Beispiel anführt und uns dabei erinnert, was ein frommer Mensch meiden soll und welcher Tugenden er sich befleißigen soll. Und dieser Unterricht dauert beinahe bis zum Ende dieses Briefes. Darum werden wir allerlei Gebote und Lehren hören vom Amt und Wandel eines Christenmenschen.
Lüge ab: Seid nicht leichtfertig, tückisch, verschlagen, unbeständig in der Rede, sondern handelt aufrichtig. Denn die Christen sind untereinander Glieder eines Leibes, darum soll keiner den anderen betrügen. So kommt die Lüge vom Teufel und gebührt einem Christenmenschen überhaupt nicht. Auch die, die anders reden, als sie es im Herzen meinen, sind vor Gott ein Gräuel.
26. Zürnt, und sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.
Zürnt: Dies ist ein anderes Gebot. Und diese Worte sind aus dem 4. Psalm genommen die Paulus zu seinem Vorhaben gebraucht.
Sündigt nicht: Sodass ihr, auch wenn ihr zu Recht Grund habt zu zürnen, den Zorn aber so mäßigt, dass ihr nicht gegen Gott und den Nächsten sündigt, wie es die Zornigen allgemein zu tun pflegen, die mit Fluchen gegen Gott und mit Schmähungen oder auch mit Schlägen gegen den Nächsten vorgehen. Auch sollen wir uns hüten, dass wir den Zorn nicht mit uns ins Bett nehmen und er mit uns schlafen geht, damit nicht aus dem Zorn ein langwieriger Hass gegen den Nächsten wird. Denn der Satan achtet auf alle Gelegenheiten, dass er Feindschaft unter den Christen ausstreut, erregt und erhält, wodurch das Gebet und die Werke der Liebe danach behindert werden. Diesem bösen Geist, als einem Verleumder und Lästerer soll man weder Platz noch Raum geben.
27. Gebt auch nicht Raum dem Lästerer!
28. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, auf dass er habe, zu geben dem Dürftigen.
Gestohlen hat: Dies ist ein weiteres Gebot. Wenn jemand bisher durch Betrug, Raub oder Diebstahl seinen Lebensunterhalt gesucht hat, der soll sich zukünftig von solch bösen Praktiken enthalten und vielmehr mit ehrlicher Arbeit seine Nahrung suchen, damit er nicht nur anderen Leuten keinen Schaden und Nachteil zufügt, sondern auch denen, die mit Armut gedrückt werden und ihre Nahrung nicht mit ihrer Hände Arbeit erwerben können, etwas zum Almosen geben kann. Die Arbeit unsere Hände aber sind alle Geschäfte und Verrichtungen unseres Berufs, egal ob wir sie mit Händen oder mit dem Kopf, dem Sinn und Verstand verrichten.
29. Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, was nötig ist, dass es holdselig sei zu hören.
Faules Geschwätz: Dies ist wieder ein anderes Gebot und eine andere Lehre. Denn ein loses Geschwätz steht einem Christenmenschen nicht zu, und dennoch soll einer nicht stumm sein, sondern, wenn er etwas hat, das er vorbringen kann, wodurch der Nächste gebessert werden kann, besonders wenn es die Not erfordert, so soll er es ordentlich und bescheiden tun, dass seine Rede den frommen Menschen und Zuhörern angenehm und lieblich anzuhören ist. Denn die ohne Verstand viele Dinge herausschwätzen, die können sich vor Sünden nicht genug hüten. Ja auch wenn heilsame und nützliche Sachen zu scharf, zu störrisch oder mürrisch und ungereimt vorgebracht werden, ärgern sich die Nächsten oft mehr, als dass sie erbaut werden.
30. Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.
Betrübt nicht: Der Apostel Paulus fügt nun Gründe hinzu, warum ein Christ sich losen Geschwätzes enthalten soll.
Versiegelt seid: Der in euch wohnt und in eurem Herzen euren Geist Zeugnis gibt, dass ihr Kinder Gottes seid. Denn dieser Geist, wenn er in euch wohnt, ist wie ein Siegel, womit euch Gott vergewissert und versichert hat, dass er euch einmal von allem Übel erlösen will, dass er auch eure Leiber zur ewigen Unsterblichkeit wiederauferwecken und mit ewiger Herrlichkeit begaben wird. Darum sollt ihr einen solch wertvollen Gast nicht betrüben, dass er euch nicht verlässt und von euch auszieht. Wenn der Heilige Geist mit losen Geschwätzes betrübt wird, wie viel mehr wird er betrübt durch unzüchtige Werke, Ungerechtigkeit und andere Laster? Darum sollen wir uns von Sünden enthalten und Gott, den Herrn bitten, dass er seinen Heiligen Geist nicht von uns nimmt {Ps 51}.
31. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit.
Alle: Es folgt ein weiteres Gebot, das dem vorigen ähnlich ist.
Bitterkeit: Ein Christenmensch soll in seiner Rede nicht bitter oder giftig sein, nicht vor Zorn schnaufen, als wäre er unsinnig, nicht schreien und toben, sich nicht mit Fluchen gegen Gott und die Menschen auflehnen, auch kein boshaftes Herz haben, das nur schaden möchte. Denn dies steht keinem frommen Menschen zu.
32. Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebt einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo {Kol 3v13}.
Freundlich: Um dem Nächsten willig und freundlich Gutes zu erweisen.
Herzlich: Dass einer mit dem anderen in seinem Unglück ein herzliches Mitleid hat und sich bemüht, ihm zu helfen.
In Christus: Um dieses Mittlers willen. In uns soll deshalb eine rechtschaffene und reine Zuneigung der christlichen Liebe sein, dass wir Unglücksfälle anderer Menschen wie unsere eigenen behandeln. Und wenn wir von unserem Nächsten beleidigt worden sind und unser Fleisch zur Rache gereizt wird, so sollen wir uns erinnern, dass uns Gott viel mehr Sünden um Christi willen nachgelassen hat. So werden wir unseren Nächsten seine Fehler umso eher verzeihen, damit nicht Gott der Herr von Neuem die ganze Summe unserer Schuld auf das Strengste von uns einfordert {Mt 18}.
Das 5. Kapitel
- Paulus setzt die Ermahnungen zur Gottseligkeit weiter fort.
- Er erinnert die Eheleute daran, was ihnen gebührt und hält ihnen das Beispiel Christi und der Kirche vor.
1. So seid nun Gottes Nachfolger als die lieben Kinder!
So: Der Apostel Paulus hatte am Ende des vorigen Kapitels gesagt, dass Gott um Christi willen uns die Sünden verziehen hat, darum ist es recht, dass wir einander auch verzeihen. Diese Ermahnung beschließt er mit den folgenden Worten: Wenn ihr Gottes liebe Kinder sein wollt, so will es euch gebühren, dass ihr in die Art eures himmlischen Vaters schlagt und seinem Beispiel folgt. Denn an denen man nichts spüren kann, worin sie ihrem himmlischen Vater gleichen, die kann man nicht für Kinder Gottes erkennen. Darum sollen wir Gottes Tugenden so weit wie möglich nachfolgen. So lehrt uns auch Christus dasselbe, indem er sagt: Liebt eure Feinde, segnet die, die euch verfluchen, tut denen Gutes, die euch hassen, bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel seid, denn er lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte {Mt 5}.
2. Und wandelt in der Liebe, gleichwie Christus uns hat geliebt und sich selbst hingegeben für uns zur Gabe und Opfer, Gott zu einem süßen Geruch.
Wie Christus: Es stellt uns also Paulus auch den Sohn Gottes vor, dem wir in den Werken der Liebe nachfolgen sollen und nicht nur mit Worten viel von der Liebe rühmen, sondern dies auch in der Tat beweisen.
Und Opfer: Am Kreuz, damit er das menschliche Geschlecht mit Gott wieder versöhnte. Dieses Opfer hat dem himmlischen Vater wohl gefallen wie ein süßer Duft und hat uns wieder mit ihm ausgesöhnt. Denn die Opfer im Alten Testament, die Gott lieb und angenehm waren, wurden ein süßer Duft genannt. Darum sollen wir Christus, dem Herrn, Lob und Dank dafür sagen, dass er für uns sterben wollte. Denn eine größere Liebe (sagt Christus) kann niemand haben, als dass er sein Leben für seine Freunde lässt {Joh 15}. Wir sollen uns aber auch an die apostolischen Ermahnungen erinnern, die so lauten: Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns gelassen hat, und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen {1Joh 3}.
3. Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Geiz lasst nicht von euch gesagt werden, wie den Heiligen zusteht {Kol 3v5},
Unreinheit: Mit diesem Wort fasst Paulus allerhand verbotene Unzucht zusammen und ermahnt die Epheser, dass sie sich davor wie auch vor allen anderen Lastern hüten sollen. Denn man muss das den Zuhörern oft vorhalten, was häufig geschieht, und diese Laster besonders strafen, zu denen die Zuhörer geneigt sind.
Gesagt werden: Ihr sollt einen solche reinen und keuschen Wandel führen, dass euch niemand etwas Unehrliches nachsagen kann, ja man soll davon nichts von euch zu sagen wissen noch dergleichen von euch gehört haben.
Heiligen: Die mit dem Evangelium Christi und dem Geist Gottes geheiligt sind. Denn diese sollen nicht nur die Laster, sondern auch jeden Anschein der Unkeuschheit und andere äußerliche grobe Sünden meiden. Denn weil wir geheiligt sind, sollen wir unsere Herzen und Leiber nicht wiederum mit der Unzucht verunreinigen und beflecken, noch Knechte des Mammons werden.
4. auch schandbare Worte und närrische Reden oder Scherze, welche euch nicht ziemen, sondern vielmehr Danksagung.
Nicht ziemen: Alles, was euch übel ansteht und einem züchtigen, ehrbaren Menschen nicht gebührt, wie unflätige Reden oder närrische Possen, die ein Anzeichen eines unverständigen Gemüts sind, oder leichtfertige Worte sollen vermieden werden. Ehrliche Scherzworte aber, die zu gegebener Zeit und dem gebührenden Ort vorgebracht werden, die auch nichts Leichtfertiges an sich haben, sondern die Herzen der Menschen ohne Nachteil der Ehre erquicken oder auch die Zuhörer an nützliche Sachen erinnern, die werden hier von Paulus nicht verworfen. Denn er möchte die Christen nicht zu unfreundlichen Holzböcken machen, sondern allein das närrische und unhöfliche Geschwätz vermieden wissen.
Danksagung: Lasst uns vielmehr Gott, dem Herrn, für seine vielfältigen Wohltaten Lob und Dank sagen, als dass wir unsere Leichtfertigkeit mit unnützen Geschwätz bedecken wollen. Denn wir sollen Gott ständig loben und preisen, weil wir stets viele Guttaten von ihm empfangen.
5. Denn das sollt ihr wissen, dass kein Hurer oder Unreiner oder Geiziger (welcher ist ein Götzendiener) Erbe hat an dem Reich Christi und Gottes.
Denn: Paulus wendet sich wieder seinem vorigen Thema, der Hurerei, zu und zeigt Gründe auf, warum die Christen sich davon enthalten sollen.
Unreiner: Der sich mit irgendeiner Unzucht befleckt, welche Namen sie auch haben mag. Die deswegen die Gabe, sich zu enthalten, nicht haben, die sollen heiraten, sofern sie nicht auf anderem Weg neben dem Reich Gottes hingehen wollen.
Götzendiener: Denn er hält seine Güter und seinen Reichtum für einen Gott. Deswegen ist der Geiz ein Stück der Abgötterei, weil die Geizigen nicht Gott, sondern ihren Gütern mit den Herzen anhängen {Mt 6}.
Gottes: Unseres Herrn und Heiland an dieser Stelle nennt der Apostel Christus ausdrücklich einen Gott, was wir als ein Zeugnis seiner Gottheit an dieser Stelle zu bemerken haben.
6. Lasst euch niemand verführen mit vergeblichen Worten! Denn um dieser willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens.
Vergeblichen Worten: Dass er euch irgendwann einreden möchte, die Unzucht, besonders aber die von und mit ledigen Personen getrieben wird, sei keine so große Sünde vor Gott.
Unglaubens: Sodass Gott schwer zürnt über diejenigen und sie in diesem und im zukünftigen Leben schrecklich straft, die den göttlichen Drohungen nicht glauben wollen, sondern in Sünden und Lastern sicher fortfahren. Denn diese werden den Ernst Gottes in der Tat erfahren, weil sie seinem Wort nicht glauben wollen.
7. Darum seid nicht ihre Mitgenossen!
Mitgenossen: Hütet euch, dass ihr nicht in ihre Gesellschaft geratet und euch ihrer Laster teilhaftig macht. Deswegen soll man sich vor der Gemeinschaft mit bösen Menschen enthalten, so viel immer möglich ist, damit wir nicht von ihnen verführt werden und vom rechten Weg abweichen.
8. Denn ihr wart zuvor in Finsternis; nun aber seid ihr ein Licht in, dem Herrn.
Finsternis: Worin ihr steckt und weder Gott noch seinen Willen recht erkannt habt. Darum war es kein Wunder, dass ihr mit den Werken der Finsternis umgegangen seid, aber jetzt seid ihr mit dem Wort Gottes durch den Heiligen Geist, euren Herrn, erleuchtet, darum sollt ihr euch viel anders verhalten als zuvor. Und obwohl durch Unwissenheit die Laster nicht entschuldigt werden, so sündigen dennoch diejenigen viel schwerer, die den Willen Gottes wissen und sich dennoch mit äußerlichen, groben Sünden beflecken, als diejenigen, die unwissend sündigen.
Lichts: Die mit der wahren Erkenntnis Gottes erleuchtet sind, und erweist mit der Tat, dass ihr vom Heiligen Geist regiert werdet.
9. Wandelt wie die Kinder des Lichts! Die Frucht des Geistes ist allerlei Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit.
Und Wahrheit: Darum zeigt solche Früchte an euch, dass ihr gütig, gerecht, wahrhaft und aufrichtig seid.
10. Und prüft, was da sei wohlgefällig dem Herrn.
Prüft: Achtet fleißig darauf und erkundet bei euch selbst, was Gott gefällt, so wie es fromme und treue Knechte zu tun pflegen, die fleißig darauf bedacht sind, was ihren Herrn angenehm ist oder nicht, dass sie dieses meiden und jenes tun. Die deswegen gegen ihren Nächsten unfreundlich, ungerecht und betrügerisch sind, die geben zu verstehen, dass sie nicht eine Wohnung des Heiligen Geistes sind.
11. Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; straft sie aber vielmehr.
Der Finsternis: Mit den bösen Werken, die keinen Nutzen haben, aber viel Schaden bringen, diese verwerft und habt keinen Anteil daran. Mit den bösen Werken der Finsternis haben aber nicht nur die, die sie begehren, sondern auch die, die sie billigen oder mit Stillschweigen übergehen, Anteil. Darum soll ein Christ nach Gelegenheit seines Berufes solche Übeltaten strafen und seinen Nächsten zur Buße ermahnen.
12. Denn was heimlich von ihnen geschieht, das ist auch schändlich zu sagen.
Zu sagen: Sie begehen insgeheim solche Dinge, die ohne Scham und Schande mit Worten nicht vorgebracht und ausgesprochen werden können. Aber Gott, dem Herrn, sind auch solche geheimsten Übeltaten nicht verborgen.
13. Das alles aber wird offenbar, wenn es vom Licht gestraft wird. Denn alles, was offenbar wird, das ist Licht.
Gestraft wird: Der Sinn ist Folgender: Wenn die Sünden und Laster vom Wort Gottes gestraft werden, so werden sie denen bekannt, von denen sie begangen worden sind, damit sie Buße tun und selig werden. Und wenn die Sünder also ans Licht gezogen werden, damit sie Buße tun, so werden sie erleuchtet, damit sie nicht mehr im Finsteren sind. Denn das Amt des Gesetzes offenbart die Sünde, danach werden die Menschen durch das Evangelium völlig erleuchtet und mit dem Heiligen Geist begabt, dass sie als Kinder des Lichts solche Werke tun, die das Licht leiden mag.
14. Darum spricht er: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.
Wache auf: Diese Worte sind aus dem Propheten Jesaja im 60. Kapitel genommen, wo zu lesen ist: Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkelheit die Völker. Aber über dir geht der Herr auf und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Heiden werden in deinem Licht wandeln und die Könige im Glanz, der über dir aufgeht. Diese Worte erklärt Paulus mit einer kurzen aber herrlichen Auslegung in dem Sinn: Steht auf ihr Sünder vom Schlaf des gottlosen Wesens und muntert euch auf von der Schläfrigkeit der fleischlichen Sicherheit. Ja mehr noch, steht auf, wenn ihr durch das Predigtamt des Evangeliums erweckt werdet vom Tod der Sünden, so wird Christus mit seinem Wort und Geist euch erleuchten, dass ihr den gnädigen Willen des himmlischen Vaters gegen euch erkennt und lernt, was ihm gefällt, damit ihr ein solches Leben führt, wie es erleuchteten Menschen zusteht. Deswegen sollen sich die Sünder vom Schlaf der Sicherheit aufwecken lassen und das Licht des Evangeliums mit dankbaren Herzen annehmen und ein Leben führen, welches das Licht leiden mag, so wird geschehen, dass sie der äußersten Finsternis entfliehen und des ewigen, seligen Lichts teilhaftig werden.
15. So seht nun zu, wie ihr vorsichtig wandelt, nicht als die Unweisen, sondern als die Weisen.
Vorsichtig wandelt: Damit der Satan und euer verdorbenes Fleisch euch nicht wiederum in die vorigen Laster stürzt.
Unweisen: Oder sichere, rohe Menschen, die Gott nicht fürchten und nicht auf ihre Seligkeit achten. Denn solch gottlose Menschen nennt die Heilige Schrift besonders in den Sprüchen Salomons Narren und Weise, wenn sie auch in weltlichen Sachen sehr verschmitzt und witzig sind.
Weisen: Die wissen, dass sie all ihr Tun zur Ehre Gottes richten sollen und nichts begehen, wodurch Gott erzürnt wird und sie von seinem Himmelreich ausschließt. Denn dem Zeitlichen so nachzujagen, dass man das Himmlische darüber verliert, ist keine Weisheit, sondern die höchste Torheit.
16. Und schickt euch in die Zeit; denn es ist böse Zeit.
Böse Zeit: Deswegen sollen wir all unser Tun dahin richten, dass wir die Zeit in dieser Welt gut anlegen und in unserem Beruf fleißig sind, auch keine Gelegenheit versäumen, die Ehre Gottes zu fördern oder sich um den Nächsten verdient zu machen. Denn es sind schwere Zeiten und der Satan wirft uns allerlei Hindernisse, ja auch an Reizungen in den Weg, um uns in unserem Beruf aufzuhalten und zu verhindern, dass wir dem Nächsten dienen können.
Nach Luther: Es begegnet einem Christen so mancherlei Hindernis und Grund, nützliche Geschäfte zu versäumen, dass er sich wie ein Gefangener losreißen und die Zeit stehlen muss und auch mit Ungunst teuer dafür bezahlen muss, wie man sagt: Freunde sind die Diebe.
17. Darum werdet nicht unverständig, sondern verständig, was da sei des Herrn Wille {Röm 12v12 1Thes 4v5}.
Unverständig: Dass ihr euch durch die lustigen Reize dieser Welt nicht überlisten lasst und solche Dinge nicht beachtet, die einem Christenmenschen am meisten gebühren.
Herrn Wille: Dass ihr diesen recht erkennt und ihn zu verrichten, euch von Herzen bemüht. Denn unser ganzes Herz und Gemüt soll darauf ausgerichtet sein, dass wir unserem Herrn, Gott recht dienen. Die aber, wenn sie Gott dienen wollen, mit Menschensatzungen umgehen, die sind nicht verständig, sondern unverständig, weil sie alle ihre Mühe und Arbeit vergeblich aufwenden. Denn Gott wird mit den Geboten der Menschen vergeblich geehrt {Mt 15}.
18. Und sauft euch nicht voll Weins, daraus ein unordentlich Wesen folgt, sondern werdet voll Geistes
Voll Weins: Ein Christenmensch soll sich vor der Trunkenheit hüten. Denn diese macht lose Menschen und unartige, grobe Tölpel. So bleibt die Unart, die man von der Trunkenheit angenommen hat, auch wenn die Trunkenheit nicht mehr da ist. Und durch Völlerei werden viele Dinge begangen, die nicht geschehen, wenn man nüchtern geblieben wäre. Zudem lehrt Paulus an einer anderen Stelle ausdrücklich, dass die Betrunkenen vom Reich Gottes ausgeschlossen werden {1Kor 6}.
Nach Luther: Wie wir sehen, dass die Betrunkenen wilde, freche unverschämte und in jeder Sache Ungezogene sind, mit Worten, Geschrei, Gebärden und dergleichen.
Voll Geistes: Und nicht voll Wein, damit euch der Geist der Trunkenheit nicht aufbringt, etwas zu reden oder zu tun, was Christen übel ansteht. Sondern der Heilige Geist soll in euren Herzen kräftig sein. Der soll euch aufmuntern, nicht dass ihr unnützes und loses oder vergebliches Geschwätz führt, wie es die zu tun pflegen, die vom Wein betrunken sind, sondern dass er die Psalmen, Lobgesänge und geistlichen Lieder singt, die die Ehre Gottes und die ewige Seligkeit der Menschen betreffen.
19. und redet untereinander von Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern; singt und spielt dem Herrn in euren Herzen.
20. Und sagt Dank immer für alles Gott und dem Vater in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi.
21. Und seid untereinander untertan in der Furcht Gottes.
Untertan: Der Apostel Paulus will den Ehepaaren danach vorschreiben, was ihre Aufgabe und ihre Pflicht ist, fügt aber eine allgemeine Erinnerung an alle Menschen vorher bei, dass jeder mit Demut und willig denen gehorsam ist, von denen Gott gewollt hat, dass er ihnen unterworfen ist. Und dies soll geschehen in der wahren Furcht Gottes, dass man nicht nur den Menschen vor Augen dient, noch die Ordnung, die von Gott eingesetzt ist, zerrüttet. Denn wo die Unteren den Oberen nicht gehorchen, da kann weder das Regiment noch die Haushaltung bestehen. So ist auch der Gehorsam, der allein aus Furcht geleistet wird und nicht vom Gewissen der Untertanen herkommt, nicht lange beständig ist.
22. Die Weiber sollen ihren Männern untertan sein als dem Herrn {1Mos 3v16 1Kor 11v3 Kol 3v18 1Petr 3v1}.
Die: Jetzt erinnert Paulus die Personen, die sich im Ehestand befinden besonders an ihre Pflichten.
Als dem Herrn: Sie sollen sich erinnern, dass sie Gott selbst gehorsam sind, wenn sie ihren Ehemännern gehorchen, weil es Gott so geordnet hat, dass die Frauen den Männern untertan sein sollen. Die sich deswegen ihren Ehemännern widersetzen, die widersetzen sich Gott selbst. Sie sollen aber ihren und nicht fremden Männern untertan sein.
23. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde, und er ist seines Leibes Heiland.
Leibes Heiland: Wie Gott, der himmlische Vater, Christus zum Herrn über seine Kirche gesetzt hat, dass sie ihm untertan und gehorsam sind, so hat er auch den Mann zum Herrn der Frau verordnet {1Mos 3}. Und wie die Kirche deshalb keinen Schaden hat, dass sie Christus für ihren Herrn erkennt, ehrt und ihm gehorcht, weil sie ihn zu einem Heiland und nicht zu einem Tyrannen hat, so wird den Frauen auch nichts fehlen, wenn sie ihre Ehemänner als ihre Herren anerkennen und ihnen gehorchen. Denn solch züchtige und gehorsame Matronen haben allgemein frömmere Männer als die mürrischen, zänkischen und widerspenstigen Frauen.
24. Aber wie nun die Gemeinde ist Christo untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen.
Untertan: Dass sie ihm mit höchstem Fleiß gehorchen möchte.
Allen Dingen: Denn ein frommer und ehrlicher Ehemann wird nichts von seiner Ehefrau begehren, das deren Frömmigkeit und Ehrbarkeit zuwider ist. Wenn aber ein Ehemann dergleichen etwas von seiner Frau fordern würde, so müsste man Gott mehr gehorchen, als den Menschen {Apg 5}. Wenn nun die rechte Kirche Christus untertan ist, so ist der Papst in Rom mitsamt seinen Anhängern freilich nicht die rechte Kirche, weil sie die Ordnung Christi im Heiligen Abendmahl geändert hat und auch noch heutzutage viele Dinge verteidigt, die der Lehre Christi und seinem Befehl schnurstracks zuwider sind.
25. Ihr Männer, liebt eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben,
Ihr: Jetzt erinnert Paulus auch die Männer an ihre Pflichten.
Eure Weiber: Deswegen soll jeder seine und keine andere Frau lieb haben, und nicht nur einige Monate, sondern die ganze Zeit seines Lebens. Denn solange die Frau seine Ehefrau ist, wird dieses Gebot nicht aufgehoben.
Christus: Den Frauen hatte Paulus das Beispiel der Kirche vorgestellt. Ebenso hält er jetzt den Männern das Beispiel Christi vor und ermahnt sie, dass sie ihm folgen sollen.
Für sie gegeben: In den Tod des Kreuzes zu ihrer Erlösung.
26. auf dass er sie heiligte, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort,
Wasserbad: Nämlich durch die Taufe, wodurch er sie von Sünden gereinigt und mit seinem Geist wiederum erneuert hat. Dieses Wasserbad oder die Taufe ist auf dem Wort Gottes gegründet. Paulus nennt die Taufe aber deshalb ein Wasserbad, weil dadurch die Sünden abgewaschen werden. Wie Ananias zu Paulus sagt: Steh auf und lass dich taufen und deine Sünden abwaschen {Apg 22}. Und es wird hier ein Wasserbad genannt, weil die Taufe die Worte der Einsetzung hat: Tauft im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes {Mt 28}. Und das Wort hat die Verheißung: Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden {Mk 16}. Wenn also die Kirche von Sünden durch die Taufe gereinigt wird, die Kinder aber auch ein guter, wenn nicht sogar der bessere Teil der Kirche sind, so muss man natürlich auch die Kinder taufen, damit sie von der Erbsünde gereinigt werden und ihnen diese nicht zur Verdammnis zugerechnet wird.
27. auf dass er sie vor sich stellte als eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern dass sie heilig sei und unsträflich.
Auf: Es folgt der Grund, warum Christus die Kirche mit dem Wasserbad reinigt.
Da stellt: Als eine schöne, geschmückte Braut, mit geistlichem, reinem und herrlichem Schmuck beschenkt.
Des etwas: Was sie verstellen oder hässlich machen könnte.
Heilig sei: Wegen ihrer geistlichen Schönheit. Es besteht aber diese Reinheit, Heiligkeit, Unsträflichlichkeit und Gerechtigkeit der Kirche in diesem Leben auf die Zurechnung der Unschuld, Heiligkeit und des Verdienstes Christi. Denn durch den Glauben geschieht es, dass unsere Runzeln und Flecken der Sünde und Schwachheit uns nicht zugerechnet werden. Daneben aber beginnt Christus auch in diesem Leben, unsere Flecken mit seinem Geist abzuwischen, dass wir je länger umso mehr unsträflich leben.
28. Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben als ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst.
Also: Jetzt richtet Paulus das Beispiel Christi, der seine Kirche innig liebt auf die Ehemänner.
Eigenen Leiber: Denn Gott, der Herr, hat zum Zeichen der nahen Verwandtschaft des Mannes mit der Frau und das den Männern anbefohlen ist, ihre Frauen zu lieben, hat er die Frau aus der Rippe des Mannes erschaffen {1Mos 2}.
Sich selbst: Weil Mann und Frau vor Gott ein Fleisch und ein Leib sind.
29. Denn niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehasst, sondern er nährt es und pflegt sein, gleichwie auch der Herr die Gemeinde.
Pflegt sein: Kein verständiger Mensch betreibt gegen seinen eigenen Körper Wüterei, sondern ernährt und schützt ihn und fördert seinen Nutzen. Ebenso sollen die Männer zu ihren Frauen gesinnt sein, dass sie diese gut unterhalten und freundlich mit ihnen umgehen. Die deswegen gegen ihre frommen Frauen wüten und toben, die sind für unsinnige und tolle Menschen zu halten und sollen von der Obrigkeit mit Ernst dafür gehalten werden, als wenn sie gegen ihre eigenen Leiber Grausamkeiten verüben.
30. Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebeine.
Denn: Paulus kommt wieder auf die nahe Verwandtschaft Christi und der Kirche zu sprechen, deren Vorbild der Ehestand ist.
Gebeine: Sie sind also mit Christus sehr nahe zusammen verbunden. Christus speist und tränkt uns im heiligen Abendmahl deshalb mit seinem Leib und seinem Blut, damit wir dessen sicher werden, wir sind ihm einverleibt. Wie er auch aus diesem Grund sein Fleisch vom Fleisch der heiligen Jungfrau Maria angenommen hat, damit er bezeugte, er erkenne uns für seine Glieder, wenn wir an ihn glauben.
31. Um deswillen wird ein Mensch verlassen Vater und Mutter und seinem Weibe anhangen, und werden zwei ein Fleisch sein {1Mos 2v24 Mt 19v15 Mk 10v7}.
Anhangen: Die Eheleute werden einander so herzlich lieben, dass die eheliche Zuneigung, besonders die des Ehemanns die Zuneigung der Kinder gegen die Eltern überwindet. Darum wollen die Eheleute lieber beisammen, als bei den Eltern wohnen. Und die Worte, die Adam, als er seine Ehefrau die Eva gesehen hat, ausgesprochen hat, werden auch zu Recht auf Christus und die Kirche bezogen. Wie es an den Sohn Gottes erfüllt worden ist, dass er seine Braut, die Kirche zu erlösen, vom Himmel gekommen ist und Mensch geworden und sich ungeachtet seiner lieben Mutter Maria kreuzigen und töten ließ, nur damit er sich die Kirche erwerben konnte, der er sich in alle Ewigkeit zusammenhält. Darum wird er uns, die er so herzlich und innig liebt, in keiner Gefahr jemals verlassen.
32. Das Geheimnis ist groß; ich sage aber von Christo und der Gemeinde;
Geheimnis: (Nach Luther) Sakrament oder Mysterium heißt Geheimnis oder ein verborgenes Ding, das doch von außen seine Bedeutung hat. So ist Christus und seine Gemeinde ein Geheimnis, ein großes, heiliges, verborgenes Ding, das man glauben und nicht sehen kann. Es wird aber durch Mann und Frau durch ein äußeres Zeichen bedeutet, dass gleich, wie Mann und Frau ein Leib sind und alle Güter gemeinsam haben, so hat auch die Gemeinde alles, was Christus ist und hat {2Mos 22v12 Kol 1v20}.
Ist groß: Und der menschlichen Vernunft unbekannt, dass Christus und die Kirche in geistlicherweise so nahe miteinander verbunden sind. Dieser Verbindung ist der Ehestand eine Figur und ein Vorbild. Aus diesem Spruch schließen die Katholiken sehr ungereimt, dass der Ehestand ein Sakrament ist, weil er ein Geheimnis genannt wird, wobei jedoch im alten lateinischen Text das Wort Sakrament falsch gebraucht worden ist. Da hätte es heißen müssen, „statt“, sagt Paulus, er spricht von Christus und seiner Kirche oder Gemeinde. Es muss deswegen Christus mit seiner Gemeinde ein Sakrament sein und nicht der Ehestand. Aber zum richtigen Sakrament wird ein Element erfordert, neben der Verheißung von der Vergebung der Sünden und dem ewigen Leben, das sich beim Ehestand nicht findet. Denn obwohl er ein solcher Stand ist, der von Gott selbst eingesetzt und gebilligt wurde, so vergewissert er doch den nicht, der sich des Ehestandes gebraucht, der Vergebung der Sünden und des ewigen Lebens wegen. Darum ist der Ehestand genau genommen kein Sakrament.
33. Doch auch ihr, ja ein jeglicher habe lieb sein Weib als sich selbst; das Weib aber fürchte den Mann.
Auch ihr: Folgt Christus, dem Bräutigam der Kirche. Und Paulus beschließt das Thema von Amt und Gebühr der Eheleute mit diesen Worten.
Fürchte: Dass sie ihn respektiert, ihn in Ehren hält und mit Fleiß verhütet, dass sie ihn in keiner Sache beleidigt, weil er Macht über sie hat, sie zu regieren und wenn es nötig ist, sie zu strafen. Wenn nun die Ehemänner ihre Frauen recht lieben und die Frauen ihre Männer gebührend fürchten und in Ehren halten, so werden sie ohne jeden Zweifel friedlich und freundlich im Ehestand miteinander leben.
Das 6. Kapitel
- Der Apostel erinnert die Kinder und Eltern, Knechte und Herren daran, was ihnen gebührt.
- Und er rüstet die geistlichen Kriegsleute zum Kampf gegen den Satan aus.
- Er befiehlt sich den Ephesern in ihrem Gebet und wünscht Ihnen wiederum alles Gute.
1. Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht.
Ihr: Der Apostel kommt nun zur Aufgabe der Kinder und der Eltern und sagt, was ihnen von Gottes wegen zusteht und wie sie sich verhalten sollen.
In dem Herrn: Weil es der Herr geboten hat, so gehorcht euren Eltern in der wahren Furcht Gottes.
Ist recht: Dass ihr ihnen Gehorsam leistet, von denen ihr nach Gott das Leben habt und die euch mit viel Sorgfalt und nicht ohne große Mühen aufgezogen haben.
2. Ehre Vater und Mutter; das ist das erste Gebot, das Verheißung hat {2Mos 20v12 5Mos 5v16}:
Ehre: Dies erfordert das vierte Gebot von den Kindern. Die Ehre erfordert aber nicht nur den Gehorsam, sondern dass wir auch die Eltern für ehrlich halten und von ihnen reden, ihre Fehler und Gebrechen zudecken, und mit Fleiß und willig tun, was wir spüren, was ihnen lieb und angenehm ist.
Erste Gebot: Nämlich in der anderen Tafel des Gesetzes von den zehn Geboten.
Verheißung: Von Gott, der den gehorsamen Kindern Belohnungen verspricht.
3. Auf dass dir es wohl gehe, und du lange lebst auf Erden.
Lange lebst: Ein langes Leben hier auf Erden ohne Glück ist jedoch viel mehr eine Strafe als eine Belohnung, darum fügt der Apostel Paulus als Erklärung hinzu: dass es dir wohl ergehe. Diese Worte geben zu verstehen, was für ein langes Leben Gott der Herr den gehorsamen Kindern verheißt. Es ist aber kein Wunder, dass zur jetzigen Zeit viele Menschen auf Erden weder Glück noch ein langes Leben haben, weil sich ein so großer Ungehorsam und eine vielfältige Widerspenstigkeit der Kinder gegen die Eltern finden.
4. Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Vermahnung zu dem Herrn.
Zum Zorn: Die Eltern sollen sich daran erinnern, dass sie Eltern und nicht Henker sind. Darum sollen sie mit ihren Kindern sanftmütig umgehen, damit nicht, wenn die Eltern gar zu hart und streng gegen sie sind, sie aus Verzweiflung und unbedachten Mut etwas tun, was ihnen zuvor nie in den Sinn gekommen wäre.
Zum Herrn: Man soll die Kinder in der Zucht halten, damit eine allzu große Freiheit ihnen keinen Anlass gibt zu äußeren, groben Sünden. Besonders aber sollen die Eltern ihre Kinder oft mit gottseligen Erinnerungen zu der Furcht des Herrn weisen und ermahnen. Denn die Furcht Gottes ist der Anfang der rechten Weisheit. Und die Kinder, die den Herrn fürchten, pflegen auch den Eltern rechtschaffenen Gehorsam zu leisten.
5. Ihr Knechte, seid gehorsam euren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfältigkeit eures Herzens, als Christo {Kol 3v22 Tit 2v9 1Petr 2v18};
Ihr: Jetzt will Paulus auch die Knechte daran erinnern, was ihnen gebührt.
Leiblichen Herren: Die in dieser Welt über euch zu gebieten haben.
Und Zittern: Dass ihr ihren Zorn mit Ernst fürchtet und meidet. Denn das Evangelium hebt den Unterschied der Personen und Ämter in dieser Welt nicht auf. Obwohl sich Narren finden, die sich wenig um den Zorn ihrer Herren kümmern, zu sagen pflegen: Es muss ein schlechter Knecht sein, der seinen Herrn nicht einmal erzürnen darf.
Als Christo: Dient euren Herren so aufrichtig, treu und redlich, als wenn ihr Christus selbst diesen Dienst leistet.
6. nicht mit Dienst allein vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern als die Knechte Christi, dass ihr solchen Willen Gottes tut von Herzen, mit gutem Willen.
Vor Augen: Ihr sollt nicht nur so dienen, dass ihr in eurem Dienst fleißig seid, wenn es die Herren sehen, damit ihr auf diese Weise ihre Kunst erlangt, und es euch ansonsten nicht ernst ist, dass ihr ihren Nutzen fördern möchtet. Sondern denkt daran, dass ihr es Christus selbst tut, wenn ihr euren Herrn treu und fleißig dient. Und weil es der Wille Gottes ist, dass ihr dienen müsst, so tut dies nicht aus falschen, sondern aus rechtschaffenen Herzen, nicht gezwungen und mit Unwillen, sondern willig und gern. Denn ihr leistet diesen Gehorsam nicht nur den Menschen, sondern auch Gott. Darum sollt ihr euch keine Mühe und keine Arbeit verdrießen lassen, obwohl euer leiblicher Herr eure Treue vielleicht nicht erkennt und nicht ausreichend belohnt. Man findet aber viele von diesen Dienern, die ihren Herrn nur vor Augen dienen und dafür angesehen sein wollen, als würden sie dessen Nutzen suchen, wo sie doch unterdessen ihren eigenen Vorteil wahrnehmen und ihre Herren betrügen. Aber solch untreue oder auch widerspenstige und ungehorsame Knechte sollen wissen, dass sie nicht nur gegen Menschen, sondern auch gegen Gott selbst schwer sündigen.
7. Lasst euch erinnern, dass ihr dem Herrn dient und nicht den Menschen;
8. und wisst, was ein jeglicher Gutes tun wird, das wird er von dem Herrn empfangen, er sei ein Knecht oder ein Freier.
Empfangen: Denn Gott belohnt die guten Werke und straft die Bösen, macht auch keinen Unterschied zwischen Knechten oder freien Personen. Darum sollen treue Knechte die Belohnung ihrer Treue von Gott erwarten.
9. Und ihr Herren, tut auch dasselbe gegen sie und lasst das Drohen; und wisst, dass auch euer Herr im Himmel ist, und ist bei ihm kein Ansehen der Person.
Ihr Herren: Mit den folgenden Worten spricht also der Apostel Paulus auch die Herren an und erinnert sie ihrer Aufgaben.
Dasselbe: Nämlich, was recht und billig ist. Und führt euch zu Gemüte, was sich gebührt, damit die Knechte in ihrem Stand bleiben können und ihre Treue genießen.
Drohen: Macht sie nicht mit fürchterlichen Bedrohungen, noch weniger mit grausamen Schlägen furchtsam und verzagt und treibt keine unrechte Wüterei gegen sie, weil ihr wisst, dass ihr Gewalt über sie habt.
Himmel ist: Der wird das Unrecht an den Knechten rächen, wenn ihr sie härter haltet, als es sich gebührt.
Kein Ansehen: Wenn Gott strafen will, so achtet er nicht darauf, wer Knecht oder wer Herr ist, sondern bestraft den Unbußfertigen, ungeachtet der Hoheit oder Würde. So oft deswegen die Herren gegen ihre Knechte mit Zorn bewegt werden, sollen sie sich daran erinnern, dass sie auch einen Herrn im Himmel haben, dem sie einmal werden Rechenschaft geben müssen. Dann werden sie den Zorn sinken lassen, dass sie nicht über die Gebühr gegen die Knechte handeln. Es soll aber diese allgemeine Aussage, dass es bei Gott kein Ansehen der Person gebt, denen stets vor Augen schweben, die in dieser Welt an Würde, Güte, Ansehen oder Gewalt andere übertreffen.
10. Zuletzt meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke!
Zu: Weil Paulus wusste, dass ein Christenmensch als geistlicher Krieger ständig in der Schlachtordnung zur Schlacht gerüstet stehen muss gegen den Teufel, der uns mit mancherlei Anfechtungen und Versuchungen, sowohl in Widerwärtigkeiten, als auch in guten Zeiten anspringt. Denn der arglistige Geist möchte uns stürzen und uns die ewige Seligkeit, die wir bereits im Glauben besitzen, wieder rauben. Darum ermahnt Paulus nicht nur, dass wir uns zu diesem Kampf rüsten sollen, sondern gibt uns auch die geistlichen Waffen an die Hand, womit wir uns wappnen und gegen den Satan streiten sollen, damit wir ihn mit der Hilfe Gottes überwinden können.
Seiner Stärke: Nehmt euch ein Herz und streitet tapfer, doch so, dass ihr euch in diesem Kampf nicht allein auf eure eigenen menschlichen Kräfte und Stärke, sondern auf den Herrn und auf seine unendliche Macht und Gewalt verlasst. Denn wir sollen den Mut nicht sinken lassen und am Sieg verzagen oder mit den Katholiken zweifeln, ob wir den letztendlichen Sieg davontragen werden, jedoch im Vertrauen auf Gottes Hilfe und nicht auf unsere eigenen Kräfte streiten. Welches, wie übel es ausschlägt, wenn man sich auf seine eigene Stärke verlässt, der Fall des Petrus ausreichend zu erkennen gibt.
11. Zieht an den Harnisch Gottes, dass ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels.
Harnisch Gottes: Nämlich die geistlichen Waffen, die euch Gott an die Hand gibt und für diesen Streit als nützlich und nötig erachtet.
Listigen Anläufe: Denn so wie ein Feind gelegentlich plötzlich und mit List ein Kriegsvolk angreift, so macht sich der Satan allgemein mit schweren Anfechtungen an uns heran, wenn wir am allersichersten sind.
12. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.
Fleisch und Blut: Den Krieg, wovon ich jetzt rede (will Paulus sagen), führen wir nicht gegen Menschen, die Fleisch und Blut haben und mit leiblichen Waffen niedergeschlagen werden können, sondern wir haben gegen die Teufel zu kämpfen, die so gewaltige und mächtige Geister sind, die die gottlose Welt regieren und es für den Menschen in dieser Welt finster machen, so viel ihnen Gott nach seinem gerechten Urteil zulässt. Dies sind die boshaften und listigen Geister, die unter dem Himmel in der Luft hin und her schweben und von keinem Ort, wenn er auch noch so fern ist, ausgeschlossen werden können. Und weil sie unsichtbar sind, kann man sich umso weniger vor ihnen schützen. Es nennt aber Paulus die Teufel Fürsten und Gewaltige, nicht nur darum, weil sie mächtige Geister sind, sondern auch deshalb, weil sie unterschiedlich sind, sodass immer einer mächtiger, listiger und boshafter ist, als der andere, obwohl sie alle miteinander mit Bosheit durchtrieben sind und alle voller List stecken. Jedoch können sie ihre Gewalt und Bosheit nicht ins Werk richten, wenn es ihnen Gott nicht zulässt. Dies bezeugt die Geschichte des Hiob ausreichend. Weil nun aber solch böse Geister immer wieder in der Luft herumschweben, sollen wir Gott anrufen und bitten, dass er uns seine heiligen Engel zu Hütern und Wächtern gibt, die die Vorhaben der Teufel steuern und abwehren, und wir sollen heilig leben, damit uns der Schutz der Engel nicht entzogen wird. Der Teufel aber, der in der Schrift ein Versucher genannt wird, gibt den Menschen gelegentlich gottlose oder traurige Gedanken ein, die schwer aus dem Herzen und dem Gemüt gebracht werden oder zurückgedrängt werden können. Manchmal reizt er unser verdorbenes Fleisch an, dass er uns zu Sünden, wie Unzucht, Geiz, Hass, Rachgier, Hoffart und dergleichen treibt. Manchmal bringt er die Welt, nämlich gottlose Menschen gegen uns auf, dass sie entweder versuchen, uns mit guten Worten in ihre Gesellschaft zu ziehen, damit wir allerlei Sünde, Schande und Laster mit ihnen begehen, oder durch Ungerechtigkeit und Plagen uns zur Ungeduld, Lästerung und Fluchen oder auch zu Mord und Totschlag bewegen.
13. Um deswillen so ergreift den Harnisch Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten mögt.
Bösen Tagen: Nämlich zur Zeit der Trübsal und Anfechtungen.
Wohl ausrichten: Indem ihr allerlei Anfechtungen überwindet, fest stehen bleibt und euch nicht umstoßen lasst, sondern den Sieg davontragt. Denn die Zeiten sind ungleich, sodass bisweilen alles still, ruhig und friedlich ist und uns Gott mit Gnade ansieht, damit wir uns erholen und zu Kräften kommen, manchmal jedoch kommt es uns an, dass wir streiten müssen und mit dem Satan ringen und Mann gegen Mann kämpfen.
14. So steht nun, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angezogen mit dem Krebs der Gerechtigkeit
Steht nun: Und stellt euch männlich zum Kampf gegen den Satan und seine Werkzeuge.
Umgürtet: Damit ihr umso besser zum Kampf gerüstet seid. Weil die orientalischen Völker lange Kleider trugen, fassten sie diese mit einem Gürtel zusammen, damit sie in Verrichtung allerhand Sachen und Geschäfte umso geschickter sein konnten. Wir umgürten nun aber unsere Lenden mit Wahrheit, wie mit einem Kriegsgürtel, wenn wir mit der himmlischen Wahrheit gut ausgerüstet sind, dass wir den Willen Gottes recht erkennen und uns vom Satan kein Geplärre vor Augen machen oder blenden lassen.
Gerechtigkeit: Auch wenn nun ein gerechtes und unsträfliches Leben in Anfechtungen viel nutzt, so ist das die beste und wahre Gerechtigkeit, die im Kampf gegen den Satan bestehen kann, die uns um Christi willen zugerechnet wird und wodurch wir vor Gott gerecht eingeschätzt werden, obwohl wir Sünder sind, sodass wir dem Satan aus Vertrauen auf diese Gerechtigkeit auch Trotz bieten dürfen.
15. und an den Beinen gestiefelt, als fertig, zu treiben das Evangelium des Friedens, damit ihr bereitet seid.
Treiben: (Nach Luther) Zu predigen, zu bekennen und alles zu tun, was zum Evangelium gehört.
Bereitet seid: Seid bereit, das Evangelium, Christi Wort, zu pflanzen, dass uns den Frieden verkündigt zwischen Gott und den Menschen und lasst es nicht dahin kommen, dass euch einige Anfechtungen oder Verfolgungen daran hindern oder aufhalten, dass das Bekenntnis des Evangeliums von euch nicht gehört werden sollte. Denn je öfter wir das Evangelium vor der Welt bekennen und uns bemühen, es fortzupflanzen, umso freudiger und beherzter sind wir, um die Anfechtungen zu überwinden. Die aber keinen Eifer dazu haben, dies zu bekennen und fortzupflanzen, die werden im Streit mit dem Satan je länger umso schwächer und kraftloser.
16. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichts.
Schild des Glaubens: Denn der Glaube und das Vertrauen auf die väterliche Güte und Gnade gegen uns ist wie ein Schild, womit wir alle feurigen Pfeile des Satans auffangen und zurückschlagen, mit denen er uns zusetzt und uns in Verzweiflung stürzen möchte. Denn der Satan schleudert manchmal in das Herz, Sinn und Gemüt eines Christenmenschen einen feurigen Pfeil, sodass dieser in eine solche Angst und Not gerät, als wenn jemand eine Fackel in Stroh oder dürre Zweige werfen würde. Diesen teuflischen Pfeilen muss man den Schild des Glaubens und Vertrauens auf Gottes Gnade und Güte entgegensetzen.
17. Und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. Es. 59.15.1, Thessalonicher. 5.8.
Helm des Heils: Diejenigen aber setzen den Helm des Heils auf den Kopf, die die sichere Hoffnung haben, dass uns Gott nicht in Versuchung führen lässt, über unser Vermögen {1Kor 10}. Und dass uns Gott endlich sicher von allem Übel erlösen wird und mit ewiger Herrlichkeit begaben. Diese Hoffnung lasst nicht zuschanden werden {Röm 5}.
Schwert des Geistes: Das geistliche Schwert sollt ihr auch gegen den Teufel ergreifen. So hat uns Christus mit seinem Beispiel gelehrt, dass man das Wort Gottes allen Anfechtungen und Versuchungen entgegenhalten soll, als er zur ersten Versuchung zur Antwort gab: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein etc. zum anderen: Du sollst Gott deinen Herrn nicht versuchen. Zum 3.: Du sollst Gott deinen Herrn anbeten und ihm allein dienen. Die deswegen die Laien davon abweisen, dass sie die Heilige Schrift nicht lesen sollen, die stellen sie wehrlos vor den Satan, dass er sie schlagen und überwinden kann.
18. Und betet stets in allem Anliegen mit Bitten und Flehen im Geist und wachet dazu mit allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen
Betet stets: Als wollte er sagen: Damit ihr den Sieg gegen den Teufel erringt, so ist es besonders notwendig, dass ihr viel und fleißig betet und Gott anruft, dass er euch beisteht, damit ihr in Anfechtungen nicht unterlegen seid. Deshalb sollen wir, so oft wir geplagt oder angefochten werden, von diesem Augenblick an zum Gebet, wie zu einem sicheren Schutz unsere Zuflucht suchen. Denn diejenigen streiten nicht glücklich gegen die Anfechtungen, die ihren Gedanken nachhängen und die Anrufung Gottes oder das Gebet unterdessen außer Acht lassen, was viel zur Überwindung der Anfechtungen beitragen kann. Und man soll ständig beten: Führe uns nicht in Versuchung, auch zu der Zeit, wenn alles still und ruhig aussieht. Man muss aber im Geist beten, das bedeutet, von Herzen, sodass das Gebet nicht schläfrig ist, als ob man darüber einschlafen wollte. Auch muss man mit dem Gebet fortfahren und nicht müde werden oder davon ablassen, auch wenn wir eine Zeit lang keine Hilfe empfinden {Lk 18}, dann schließlich wird uns Gottes väterliches Herz vor Augen leuchten. Wir sollen aber nicht nur für uns selbst beten, sondern auch für alle anderen Christen, die auch vom Satan versucht, angefochten und geplagt werden. Denn diesen, unseren geistlichen Gliedern wird durch unser Gebet zu Gott geholfen.
19. und für mich, auf dass mir gegeben werde das Wort mit freudigem Auftun meines Mundes, dass ich möge kundmachen das Geheimnis des Evangeliums {2Thes 3v1}.
Für mich: Bittet auch den Herrn. Es wünscht also der Apostel auch das Gebet der Kirche für seine Person.
Meines Mundes: Dass Gott durch seinen Heiligen Geist sein Wort in meinen Mund legt, damit ich weiß, was und wie ich reden soll und mit großer Freude frei und rundheraus spreche, wenn ich das Evangelium Christi predige, welches der menschlichen Vernunft von Natur aus unbekannt ist.
20. welches Bote ich bin in der Kette, auf dass ich darin freudig handeln möge und reden, wie sich es gebührt.
In der Kette: Womit ich, als ein Apostel Jesu Christi, gebunden bin, zwar nicht wegen einer Übeltat, sondern deswegen, weil ich als ein Gesandter Gottes ausgeschickt worden bin, um das Evangelium zu predigen. Darum bitte ich, dass ihr mir mit eurem Gebet bei Gott behilflich seid, damit ich mit Predigen und mit der Ausbreitung des Evangeliums tapfer fortfahren kann und durch keine Gefahr von meinem Amt nicht abschrecken lasse, sondern die Aufgabe zu Lehren so verwalte, dass ich nichts aus Furcht verschweige, oder etwas vorbringe, was die Kirche nicht erbaut. So brauchen auch große Menschen die Fürbitte der Kirche, damit sie ihr Amt recht verrichten können. Und es ist notwendig, dass Gott den Mund des Predigers auftut und seine Zunge regiert, damit er lehrt, was heilsam ist. So muss auch ein Kirchendiener demütig und beherzt sein, damit er aus Furcht nichts verschweigt, was zu sagen ist. Solche Gaben aber werden durch das Gebet des Kirchendieners selbst und auch durch die Kirchen von Gott erlangt. Darum ist es seine gottselige und von alters her wohl hergebrachte Gewohnheit, dass die Kirche vor der Predigt ihr Gebet spricht, damit der Prediger nützliche Sachen und die zur Seligkeit dienlich sind, kräftig vorbringen kann.
21. Auf dass aber ihr auch wisst, wie es um mich steht, und was ich schaffe, wird es euch alles kundtun Tychikus, mein lieber Bruder und getreuer Diener in dem Herrn,
Mich steht: Denn ich weiß, dass ihr für mich, während ich gefangen bin, Sorge habt und bekümmert seid. Darum, damit ihr von meinem Zustand, der zwar im Augenblick leidend ist, etwas Gewisses erfahrt, habe ich es für richtig angesehen, meinen lieben Bruder in Christus, Tychikus, zu euch zu senden, der ein frommer und Gottesfürchtiger Mann ist, und der um des Herrn willen der Kirche und mir treu dient. Dieser wird euch meinen Zustand erklären und euch trösten, dass ihr wegen meiner Gefangenschaft in eurem Glauben nicht kleinmütig oder irre gemacht werdet. Denn die Kirche soll sich um die Wohlfahrt ihrer Seelsorger kümmern und wiederum sollen die Prediger auch Sorge für ihre Kirche haben, dass sie nicht irregemacht wird oder in der Erkenntnis und Bekenntnis der Wahrheit wegen irgendeines widerwärtigen Zustands im Eifer nachlässt. Bei der Lobschrift des Tychikus haben wir uns zu erinnern, dass wir frommen, jedoch nicht bösen Personen Lobesbriefe an andere mitgeben dürfen, dass man ihnen behilflich ist, und freundlich mit ihnen umgehen soll. Auch wenn wir selbst in Trübsal stecken, sollen wir dennoch andere trösten.
22. welchen ich gesandt habe zu euch um desselben willen, dass ihr erfahrt, wie es um mich steht, und dass er eure Herzen tröste.
23. Friede sei den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott dem Vater und dem Herrn Jesu Christo!
Friede: Der Apostel beschließt seinen Brief mit einem gottseligen Wunsch und wünscht den Ephesern, was ihnen nützt und ihnen heilsam ist. Als wollte er sagen: Gott gebe euch Ephesern, meine lieben Brüder, viel Glück und alle Wohlfahrt, woran das Vornehmste ist der Friede eines guten Gewissens vor Gott. Dieser möge eure Herzen je mehr umso mehr mit christlicher Liebe gegeneinander entzünden und euren Glauben mehren und stärken. Denn die geistlichen Güter sind viel besser als die leiblichen. Darum sollen wir sie uns und anderen von Herzen wünschen. Dass aber Paulus sagt, solche Güter kommen vom Vater und Herrn Jesus Christus, bezeugt die Gleichheit des Sohnes Gottes mit dem Vater.
24. Gnade sei mit allen, die da lieb haben unsern Herrn Jesum Christus unverrückt! Amen.
Unverrückt: Rein, ohne Heuchelei und standhaft, aus keinem leichtfertigen und wankelmütigem Herzen. Denn die Christus recht lieben, die hat auch der himmlische Vater je länger je lieber und ist ihnen in Gnade gewogen. Der Vater selbst (sagt Christus) hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin {Joh 16}. Wir sollen aber Christus rechtschaffen und beständig lieben und uns nicht von seiner Liebe abhalten lassen, weder durch Wollust, noch durch Pein und Marter, selbst nicht durch den Tod.
Amen: Das bedeutet: Es geschehe. Ja es wird sicher geschehen. Denn der das gute Werk in uns angefangen hat, der wird es auch vollenden. Diesem einigen, wahren Gott in drei Personen sei Lob, Ehre und Preis in alle Ewigkeit Armen.