Bibel-Kommentar: Die Offenbarung des Johannes

Diese Schrift des Neuen Testaments wird nicht unter die Bücher gerechnet, welche man denen zum Lesen geben soll, die noch Zweifel haben, wie es Sirius bezeugte in seinem 3. Buch der Kirchenhistorie (Kapitel 25 und dem 7. Buch Kapitel 25). So wird der Meister dieses Buches Johannes der Theologe, und nicht der Apostel oder der Evangelist genannt. Und es ist zu vermuten, dass er einer von den Jüngern der Apostel war und ein frommer und sehr gelehrter Mann gewesen ist. Dieser hat von den Unfällen und der Trübsal in der Kirche, sowohl im Geistlichen als auch im Leiblichen geweissagt, und einen herzlichen Trost mit hinein geschrieben, von der Kirche wunderbarer Erhaltung in großen Verwirrungen, Unruhen und unrichtigem Wesen der Welt. Welches aber zum größten Teil nur in Bildern vorgebracht wird. Dass die Auslegung sehr schwer ist, und die Weissagungen erst dann recht verstanden werden können, wenn sie sich schon erfüllt haben; darum muss man, wenn man dies Buch lesen oder erklären will, vorsichtig handeln und sich hüten, dass nichts wider des Glaubens Richtschnur vorgebracht wird, oder als ungereimte Meinungen, welche der Heiligen Schrift stetiger Übereinstimmungen zuwider laufen und die aus dem unrechten Verstand dieses Buches gezogen werden. Auch muss man nicht ungewisse Mutmaßungen gegen das unfehlbare Wort Gottes anstellen. Darum wird einer dieses Buch nicht mit großem Nutzen lesen, er habe denn in der ganzen Heiligen Schrift sich zuvor wohl geübt. Darum ist es auch unter allen biblischen Schriften das Letzte, welches man erst dann lesen soll, wenn man die ganze Bibel zuvor fleißig durchgelesen und einigermaßen verstanden hat.

Die ersten drei Kapitel reden von dem Zustand der damaligen Zeit, von denen etliche Gemeinden gelobt, etliche getadelt, etliche zum Teil gerühmt und zum Teil verworfen werden. Denn es finden sich häufig bei der rechten Kirche große Mängel. Man hat aber hier besonders zu beachten, dass die Diener dieser Kirchen Engel genannt werden, welches zu dieses ganzen Buches Erklärung nicht gering zu achten ist, als darin hin und wieder viele Engel, gute und böse, eingeführt werden, durch welche man zum größten Teil die frommen und die verkehrten Lehrer in der Kirche verstehen muss.

Im 4. und 5. Kapitel wird uns die christliche Kirche abgemalt, dass sie mancherlei Unfällen, von denen später erzählt wird, unterworfen sein muss: dieselbe preist ihren Erlöser Christus, das Lamm Gottes, durch das Predigtamt des Evangeliums, durch das gottselige Gebet und durch die christlichen Lobgesänge in dieser Welt und bis in alle Ewigkeit.

6. Kapitel deutet auf vielerlei Trübsal, welche auf die Undankbarkeit gegen das Evangelium Christi folgen und wie dadurch der Glaube bewährt wird. Als da sind nämlich diese:

I. Verfolgung des Evangeliums, II. Kriege, welche aus mancherlei Ursachen entstehen, III. Hunger und IV. Pestilenz.

Im 7. und 8. Kapitel wird gelehrt von den geistlichen Trübsalen, das ist von den Irrlehren, welche die Kirche betrüben würden, und noch heutigen Tages zu verwirren pflegen. Es wird aber ein Trost mit eingebracht, nämlich dass die Auserwählten vom Engel genannt werden, dass sie nicht samt allen anderen in das Verderben fallen. Denn die Auserwählten werden entweder nicht verführt oder aber beharren in keinem verderblichen Irrtum bis ans Ende. Und es sieht so aus, als sei der erste böse Engel der Ketzer Tatianus gewesen, welcher den Ehestand verworfen hat, und gelehrt, dass man mit heuchlerischen Werken die Seligkeit suchen müsste. Der andere, Marcion, welcher seine Zuhörer von der Heiligen Schrift zu besonderen Verzückungen gewiesen hat. Der dritte war Origenes, welcher die Heilige Schrift mit Philosophie vermischte und mit verblümten Deutungen seine Zuhörer verdarb und war zu nichts nütze und gleichsam in Wermut verkehrt. Der vierte, Novatus, welcher denen, so nach empfangener Taufe wiederum in Sünde gefallen waren, die Vergebung abgeschlagen hat. Diese Irrtümer sind zu unseren letzten Zeiten wieder erneut aufgekommen.

Im 9. und 10. Kapitel werden noch größere Übel angezeigt, welche in der Kirche Gottes entstehen, und dass sich dabei auch falsche Lehrer und äußerliche Verfolgungen einfinden werden. Das erste Übel hat der Arius angestiftet, welcher mit seinen Gotteslästerungen allen Frommen große Bedrückung getan hat, dass sie sich viel lieber den Tod gewünscht haben, als solches zu hören: Von diesem ist auch der Arianer leibliche Wüterei gekommen, dass sie die rechten Christen mit großer Grausamkeit verfolgt haben. Das andere Übel hat Mohammed mit seinen Suren getan. Welcher auch mit einer neuen und lästerlichen Lehre und mit öffentlicher Straßenräuberei wider die Kirche zu wüten angefangen hat. Vom dritten großen Übel wird später im13. Kapitel geschrieben, zu diesen beiden Übeln kommt noch, als eine Zugabe, das Buch von Menschensatzungen, welche zuerst ein sehr feines und liebliches Ansehen haben, aber später bitter werden und der Menschen Gewissen peinigen.

Im 11. und 12. Kapitel wird allerlei Trost mit eingestreut, dass unter solchen Verwirrungen der Religion und Verfolgungen dennoch etliche reine Lehrer der Kirchen sein werden, welche das Gesetz und Evangelium recht und rein auslegen werden. Und wird angezeigt, dass die Kirche durch das Bekenntnis des rechten Glaubens Christi gebaut werde wider den Teufel und gegen den Willen allerlei seiner Anhänger.

Im 13. Kapitel wird das Reich des römischen Papstes beschrieben, welcher mit falscher Lehre und äußerlicher Grausamkeit wütet und der Regenten (Regierungen der Länder und Völker) Gewalt zur Befestigung seine Tyrannei missbraucht. Im 14. Kapitel greift Christus den römischen Antichristen an mit dem Schwert seines Mundes und es werden vortreffliche Leute erweckt, die Christus bekennen und preisen.

Im 15. Und 16. Kapitel treten viel vortreffliche Männer auf, welche des römischen Papstes Bosheit mit dem Worte Gottes und Gaben des Heiligen Geistes angreifen, denen die Katholiken sich zwar heftig entgegenstellen, aber vergebens. 17. Kapitel hat ein ordentliches Gemälde der babylonischen Huren, das ist, des römischen Papsttums, und wird ihre Unreinigkeit, Tyrannei und weltliche Gewalt beschrieben. Im folgenden 18. Kapitel wird der Fall solcher Tyrannei angezeigt und liegt Babylon verwüstet und mit dem Worte Gottes geschlagen, dass man ihre Wahrheit wie den Ablass und dergleichen Narrenwerk nicht mehr kauft oder achtet, welches dann aber die Kaufleute ängstlich macht. Darum greifen sie im19. Kapitel die Sache mit fleischlicher Gewalt an, um sich zu unterstehen die Kirche Christi mit bewaffneter Hand auszurotten. Aber der Herzog unserer Seligkeit, Christus, welcher auf einem weißen Pferd sitzt, wehrt ihrem Vorhaben, macht sie zuschanden und vernichtet ihre Anschläge. Denn es hat nie eine Verfolgung die Kirche Christi ausrotten können. 20. Kapitel deutet auf die letzte Verfolgung der Kirche, da Gog und Magog (der Türke oder Moskowiter oder beides zugleich) das Volk Gottes hart bedrängen werden, wie auch der Prophet Hesekiel davon geweissagt hat (Kapitel 38 und 39). Es werden aber solche Feinde von Gott vertilgt werden und danach wird der Jüngste Tag hereinfallen, an welchem die Toten zum Gericht wieder auferstehen werden. 1. Kapitel zeigt an, wie die Welt wieder erneuert wird, und gibt den Frommen ewige Belohnungen, den Gottlosen aber ewige Pein, und führt die Heilige Stadt, die Kirche, auf das herrlichste geschmückt, als eine Braut ihrem Bräutigam Christo zu. Das letzte Kapitel zeichnet die Freude des ewigen Lebens in Figuren ab und beschließt eine Weissagung mit dem Beweis, dass niemand etwas davon oder dazu tue.


Das 1. Kapitel

  • Zum ersten wird die Erscheinung Christi und sein Befehl, die folgende Geschichte zu beschreiben, erzählt. Danach folgt die Beschreibung dieses Buches samt dem Gruß. Darauf wird die Person und Majestät Christi gerühmt. Ferner wird das erste prophetische Gesicht gesetzt, nämlich der Sohn Gottes unter den sieben goldenen Leuchtern.

1. Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in der Kürze geschehen soll; und er hat sie gedeutet und gesandt durch seinen Engel zu seinem Knecht Johannes,

Dies: In diesem Kapitel beschreibt Johannes, wie ihm Christus erschienen ist, und die Geschichte und Weissagung zu beschreiben befohlen hat, welche er ihm zeigen würde.

Jesus Christi: Von dem diese Offenbarung gekommen ist, der von Gott dem Vater Befehle empfangen hat. Er soll die Kirche, welche ihn ehrt, und der er sich zu erkennen gibt, wissen lassen, was vor dem Jüngsten Tage in der Kirche sich zutragen würde. Von dem Etliches bald, zum größten Teil, aber ehe es die Menschen erwarten, geschehen werde. Und er hat etliche dieser Gesichte durch den Engel Johannes erklären lassen, welcher, was ihm von Gott offenbart wurde, treu aufgezeichnet hat. Nämlich alles was ihm von Jesus Christus, zum Teil ohne Mittel zum Teil durch den Engel, kundgetan wurde. Und wird dieser Johannes alles ohne Lüge anzeigen, was er gesehen hat. Dass Christus von Gott den Befehl empfangen hat diese Offenbarungen der Kirche mitzuteilen, gehört zu seiner Menschheit, nach welcher er immer geringer ist als der Vater. Und ist er doch unser Gott. Wie eine Kreatur unter ihrem Schöpfer, und der Vorwitz ist zu meiden, dass man etliche Sachen zu wissen begehrt, die uns doch Gott in diesem Leben nicht kundtun will. Jedoch sollen wir die Dinge, welche uns von Gott geoffenbart wurden, mit dankbarem Herzen annehmen und erkennen.

2. der bezeugt hat das Wort Gottes und das Zeugnis von Jesu Christo, was er gesehen hat.

3. Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.

Selig: Nachdem Johannes im Titel dieses Buches den Inhalt seiner Schrift kurz erklärt hat, so hängt er jetzt eine kurze Erinnerung an, von der Würdigkeit dieses Buches, darum man es fleißig lesen soll. Als wollte er sprechen: Dieses Buch wird denen sehr nützlich sein, welche es entweder lesen oder hören lesen und im guten Gedächtnis behalten, was in diesem Buch geschrieben steht, auf dass sie sich dazu bereiten und gefasst machen, was geschehen wird. Auf diese Weise ist man gegen die künftigen Trübsale und Anfechtungen mit dem Worte Gottes geschützt: Wer auch den gutherzigen Erinnerungen, die in diesem Buch begriffen sind, folgen wird, der wird weise handeln, weil es zum Teil, ehe man es meinen möchte, geschehen wird. Denn die göttlichen Weissagungen von denen herzueilenden, kommenden Unfällen und Anfechtungen sind dazu gut, dass der Frommen Herzen vorbereitet werden, solche standhaft zu erdulden, und dass sie desto weniger sich ärgern, wenn das Unglück herein fällt, welches doch zuvor schon verkündigt wurde.

4. Johannes den sieben Gemeinden in Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die da sind vor seinem Stuhl,

In Asien: Dieses ist die Überschrift und auch die Adresse dieses Buches. Obwohl nun Johannes allein sieben Kirchen in Asia nennt, so hat er doch unter ihrem Zustand auch der anderen Kirchen Tun und Wesen in der Welt abgebildet. Denn es haben alle Kirchen ihre Tugenden, ihre Anfechtungen und Trübsale, etliche mehr, etliche weniger. Darum sollen wir die Beschreibung dieser Kirchen beachten, dass wir dasjenige, was mangelhaft und strafwürdig ist, verbessern, und zum anderen das Trübsal und das Elend der Kirchen mildern, und die Geduld in uns stärken.

Gnade: Dies ist der Gruß: Ich wünsche euch Gottes Gnade und Güte und eine glückliche Zukunft. Dazu den Frieden des Gewissens von Gott dem Vater, welcher von Ewigkeit her gewesen und noch ist, durch den Sohn, der die Lebendigen und die Toten richten wird: Und von dem Heiligen Geist, welcher sieben vielfältige und herrliche Gaben in die Kirche ausschüttet und von Jesus Christus unserem Heiland. Denn man kann einem nichts Besseres wünschen, als die Gnade und Güte Gottes: Und es übertrifft der Friede und die Ruhe des Gewissens alle zeitlichen Güter. Darum soll man diese göttlichen Guttaten besonders suchen und erhalten und die vielfältigen Gaben des Heiligen Geistes richtig gebrauchen, damit sie uns nicht wiederum entzogen werden. Denn darum schickt Christus den Heiligen Geist vom Vater in die gläubigen Herzen.

5. und von Jesu Christo, welcher ist der treue Zeuge und Erstgeborene von den Toten und der Fürst der Könige auf Erden! Der uns geliebt hat und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut

Welcher: Weil Johannes von dem Herrn Jesu Christi Meldung getan hat, so beschreibt er jetzt seine Person und rühmt dieselbe samt seiner herrlichen Majestät.

Treue Zeuge : Der uns den gnädigsten Willen unseres himmlischen Vaters auf das treuste angezeigt und geoffenbart hat. Es hat aber Christus von dem Willen des himmlischen Vaters uns bezeugt auf solche Weise: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben {Joh 3}.

Erstgeborener: Das ist: Christus ist ein Anfänger des Lebens, und der Erste, der den Tod mit großer Herrlichkeit überwunden hat. Er allein hat den Menschen mit seiner Auferstehung den Weg zum Leben geöffnet, dessen Auferstehung auch ein Vorbild gewesen ist der Auferstehung Mose, welcher auf dem Berge von den drei Jüngern in himmlischer Herrlichkeit gesehen wurde. Denn Christi Auferstehung ist eine Ursache unserer Auferstehung, und würden wir nicht auferstehen, wenn er nicht zuvor auferstanden wäre. Es wird aber unser Haupt Christus uns, als seine Glieder, nicht im Tode lassen: Darum auch Paulus unsere Auferstehung aus der Auferstehung Christi bestätigt {1Kor 15}.

Fürst der: Christus herrscht über alle, auch über die mächtigsten Könige auf Erden. Denn obwohl das Reich Christi nicht ein weltliches ist, so ist ihm doch wahrhaftig alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden {Mt 28}. Darum sind alle Könige und Fürsten, auch die Monarchen, in seiner Gewalt, dass er ihre Herzen lenken und sie entweder bei ihrer Regierung erhalten oder davon absetzen kann. Dass er aber bei etlichen Tyrannen durch die Finger sieht und straft nicht sofort, das macht er wie etliche Fürsten und Regenten es auch tun, welche oftmals unter ihren Dienern und Amtleuten einige böse und verkehrte Personen haben, deren Bosheit sie eine Zeit lang übersehen, bis eine gute Gelegenheit der Strafe kommt, dass sie ein abschreckendes Beispiel werden.

Seinem Blut: Welches er für uns vergossen hat. Denn das Blut Jesu Christi, Gottes Sohn, macht uns, so viel an ihn glauben, rein von allen Sünden {1Joh 1}.

6. und hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott und seinem Vater, dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Gemacht: Das ist: Christus hat uns gesetzt zu Herren über Teufel und Welt, über Sünden, des Todes und der Hölle und hat uns so hoch gewürdigt, dass wir mit ihm, als dem eingeborenen Sohn, in alle Ewigkeit die himmlische Herrlichkeit und Majestät genießen werden: Und hat uns zu Priestern gemacht, dass wir Gott geistliche Opfer bringen sollen. Darum sollen wir uns unserer Kindschaft gemäß verhalten. Weil wir zu königlichen Kindern angenommen wurden und aus wahrem Glauben dem Teufel, der Welt, dem Tode, und der Hölle Trotz bieten. Und weil alle Christen vor Gott Priester sind, sollen wir uns selber Gott opfern: Mit der Leistung unseres Gehorsams, dazu auch Lob und Dank sagen, auch mit unseren Gütern, dass wir um des Herrn Willen unserem Nächsten helfen.

Sei Ehre: Dem Herrn aller Herren, dass er in alle Ewigkeit gelobt und gepriesen werde, wie denn von den Auserwählten gewiss geschehen wird. Solche mitgebrachten Lobsprüche sollen uns aufmuntern, dass wir unseren Erlöser Christus Jesus oft von Herzen preisen.

7. Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und die ihn zerstochen haben; und werden heulen alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen.

Siehe: Johannes fährt fort, die Majestät Christi zu rühmen und herauszustreichen.

Wolken: In welchen er sich sehen lassen wird und zeigen mit großer Majestät und Herrlichkeit. Es redet aber Johannes von zukünftigen Sachen, als wenn sie bereits gegenwärtig wären, damit kein Zweifel und eine große Gewissheit ist.

Alle Augen: Er wird allen Menschen erscheinen, die je lebten, bis an den Jüngsten Tag, und er wird mit den Augen von ihnen erkannt werden.

Gestochen haben: Die werden ihn auch sehen. Es deutet aber Johannes auf die Weissagung des Propheten Zacharias in Kapitel 12 hin, welche hier der Evangelist nennt, da er Meldung tut wie ein Kriegsknecht die Seite Christi, als er noch am Kreuz gehangen hat, mit einem Speer oder Spieß geöffnet hat {Joh 19}. Denn es werden Christus in seiner himmlischen Majestät sehen nicht nur, die ihn gekreuzigt haben, sondern auch alle seine Feinde, und werden wünschen, dass die Berge und Hügel über sie fallen möchten, damit sie nicht das Angesicht ihres strengen Richters anschauen müssten.

Alle Geschlechter: Nämlich der Gottlosen, welche dann zu spät jammern werden, dass sie den zornigen Richter erdulden müssen, welchen sie zum gnädigen und gütigen Heiland hätten haben können, wenn sie nur selbst gewollt hätten. Denn am Jüngsten Tage wird es keinen Platz noch Raum mehr zur Buße gegeben. Darum, weil wir in diesem Leben sind, sollen wir demütig zu Christus fliehen, auf dass wir mit Gott versöhnt werden, ehe wir aus diesem Leben scheiden.

Ja/Amen: Dabei wird es bleiben und so geschehen. Denn obwohl die Gottlosen, weil sie in dieser Welt leben, die herrliche Zukunft Christi mit großem Mutwillen verspotten und auslachen, so werden sie es doch zu ihrem großen Schaden und Nachteil erfahren. Und obwohl die Frommen wünschen möchten, dass alle Menschen selig würden, so lassen sie sich jedoch das gerechte Urteil Gottes wider die unbußfertigen Gottlosen nicht missfallen, sondern billigen es.

8. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.

Ich: Jetzt schreibt Johannes wie Christus selbst, dass er bestätigt, was Johannes ihm gesagt hat.

Kommt: Oder kommen wird, aus Befehl des himmlischen Vaters in sichtbarer Gestalt, mit himmlischer Majestät und Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Toten.

Allmächtige: Herr, bestätige solches alles, das dem alles so sei. Denn Christus ist nach seiner Gottheit von Anfang gewesen und wird in alle Ewigkeit sein: Nach seiner Menschheit aber hat er zwar einen Anfang gehabt, wird aber in alle Ewigkeit bleiben, dieser unser Heiland ist auch allmächtig, hat aber die Allmacht nach seiner Gottheit von Natur, nach seiner Menschheit aber aus Gnaden. Und weil er gewiss zum Gericht kommen wird, sollen wir jede Stunde und jeden Augenblick zu seiner Zukunft bereit sein, auf dass wir ihn mit Freude ansehen können.

9. Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war auf der Insel, die da heißt Patmos, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi.

Ich: Jetzt erzählt Johannes das erste prophetische Gesicht.

Der Trübsal: So euch wegen des Bekenntnisses willen des Evangeliums geschehen ist.

Am Reich: Gottes, im Himmel, auf dessen völligen Besitz ich mit euch in Hoffnung warte.

Geduld: Der ich um meines Heilandes Jesu Christi willen allerlei Unfälle und Trübsale mit Geduld ausstehe.

Patmos: In welche Insel ich ins Elend geschickt wurde aus keiner anderen Ursache, als dass ich das reine Wort Gottes vor der Gottlosen Welt bekannt und das Evangelium von Christus gelehrt habe. Auf dieser Insel zeigte mir der Herr die prophetischen Gesichter, von denen ich bald sagen will. Dass ein solcher vortrefflicher Mann, der so viel göttliche Offenbarungen gehabt hat, sich der anderen Christen als ein Bruder nennt, ist ein Zeichen der wahren Demut. Denn man soll mit den besonderen und herrlichen Gaben Gottes keine Pracht treiben. Und welche der Trübsale um Christi willen teilhaftig geworden sind, die werden auch des Reiches Christi in seiner Herrlichkeit teilhaftig werden. Es ist uns aber Geduld nötig, dass wir die Erlösung von allem Übel erwarten. Auch sollen sich fromme, vertriebene und verjagte Leute erinnern, dass sie aus dem himmlischen Vaterland nicht vertrieben werden können und ausgeschlossen bleiben, wenn sie auch gleich in dieser Welt aus ihrem irdischen Vaterland gestoßen werden, und im Elend sterben.

10. Ich war im Geist an des Herrn Tag und hörte hinter mir eine große Stimme wie einer Posaune,

Herrn Tag: Nämlich am Sonntag, welche des Herrn Tag genannt wird, zum Gedächtnis der Auferstehung Christi, so am selben Tag geschehen war, da wurde ich entzückt.

11. die sprach: Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte; und was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es zu den Gemeinden in Asien: gen Ephesus und gen Smyrna und gen Pergamus und gen Thyatira und gen Sardes und gen Philadelphia und gen Laodicea.

Gemeinden: Nämlich an die sieben Städten, die später genannt werden und die die vornehmsten Kirchen Christi in Asien damals waren. Denn es bedurften diese Kirchen einer besonderen Erinnerung und Stärkung zu den damaligen trübseligen und gefährlichen Zeiten. Obwohl nun heutigen Tages der gleichen Offenbarungen nicht gegeben werden, so sollen wir jedoch, nachdem die Sachen beschaffen sind, auch alle Kirchen Christi mit gottseligen Schriften unterrichten und stärken: Was Christus dem Herrn ein angenehmer Dienst ist. Besonders aber sollen wir die Kirche, so uns besonders anbefohlen ist, treu unterrichten, und ihre Mängel verbessern.

12. Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich wandte, sah ich sieben goldene Leuchter

Der Stimme: Woher und von wem solch große Stimme käme.

Leuchter: Welche die zuvor angezeigten sieben Kirchen bedeuteten, die später erklärt werden.

13. und mitten unter den sieben Leuchtern einen, der war eines Menschen Sohne gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und begürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel.

Sohn gleich: Das Christus, des Menschen Sohn in einer Majestät und Herrlichkeit unter den sieben goldenen Leuchtern, welche die sieben Kirchen bedeuteten, erscheint, gibt er mit diesem Gesicht zu erkennen, dass er gegenwärtig bei uns ist alle Tage, bis an der Welt Ende {Mt 28}. Denn wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, da ist Christus mitten unter ihnen {Mt 18}. Das priesterliche Gewand, darin er erschienen ist, lehrt, dass Christus auch in seiner himmlischen Herrlichkeit unser Priester ist. Denn er sitzt zur Rechten Gottes und vertritt uns {Röm 8}. Der goldene Gürtel bedeutet, dass er bekleidet und bereit ist, den Seinen zu helfen. Die weißen Haare bezeichnen seine Reinheit und Unschuld. Die hell leuchtenden Augen bezeugen, dass ihm nichts verborgen ist und er immer bereit ist, an seinen Feinden Rache zu üben. Die glitzernden Füße zeigen auf die Heiligkeit seines ganzen Wandels. Die große Stimme, als ob viele Wasser rauschen, gibt zu verstehen, dass sein Evangelium unter viele Völker ausgebreitet werden soll. Die Sterne sind die getreuen Kirchendiener, welche unter seinem Schutz sind, als hätte er sie in seiner rechten Hand gefasst. Das scharfe zweischneidige Schwert bedeutet das Wort Christi, welches mehr denn kein anderes Schwert durchdringt, und wenn dieses in die auserwählten Herzen zu ihrer Seligkeit hinein dringt, so tötet dieses auch {2Thes 2}. Das hell leuchtende Angesicht Christi, wie die Sonne, vergewissert uns seiner unaussprechlichen Herrlichkeit in jener Welt, welches in dieser Welt in großer Verachtung war. So werden auch die Auserwählten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich {Mt 13}.

14. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme.

15. und seine Füße gleichwie Messing, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen;

16. und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete wie die helle Sonne.

17. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir. Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte

Ihn: Jesus Christus, in solcher großen Majestät.

Fiel ich: Denn unsere schwache Natur, wie sie in diesem Leben ist, kann das Ansehen der himmlischen Herrlichkeit aus eigenen Kräften nicht ertragen, darum ist eine Veränderung nötig, welche geschieht durch den zeitlichen Tod und die selige Auferstehung.

Dich nicht: Denn ich bin der nicht darum erschienen, dass ich dich verderbe, denn ich habe Dich lieb. So tröstet Christus die Kleinmütigen und die ein zerschlagenes Herz haben.

Letzte: Der ewige Gott, und ist vor mir kein anderer Gott, wird auch nach ihm keiner sein, und außer mir ist kein Gott {Jes 45}.

18. und der Lebendige; ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.

War Tot: In meinem angenommenen menschlichen Fleisch, aber ich bin von den Toten wieder auferstanden, lebe, und werde leben in alle Ewigkeit. So aber Christus lebt, so werden auch wir leben {Joh 14}.

Schlüssel: Das ist. Es steht in meiner Hand und Macht, zu töten oder lebendig zu machen, zu verdammen oder selig zu machen. Darum sollen wir unseren Herrn Jesus Christus von Herzen ehren, auf dass er seine Macht mehr dazu nutzt, uns zu erhalten, als zu verderben.

19. Schreibe, was du gesehen hast, und was da ist, und was danach geschehen soll.

Da ist: Was der jetzige Zustand der Kirchen in Asien ist.

Danach: Wie es der Kirche Gottes ergehen wird, auf dass sich die Frommen dazu gefasst machen, was ihnen begegnen mag, mit Geduld und standhaftem Gemüt zu überstehen.

20. Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden; und die sieben Leuchter, die du gesehen hast, sind sieben Gemeinden.

Leuchter: Was sie nämlich bedeuten, das will ich dir jetzt erklären.

Engel: Oder Gesandte. Das sind: Kirchendiener, Lehrer und Prediger.

Gemeinden: In Asien. In diesem Zustand wird auch anderer Kirchen Wesen und Tun beschrieben. Es werden aber die Kirchendiener Engel genannt, weil sie Gottes Gesandte sind, die uns seinen Willen lehren sollen. Darum der Prophet Maleachi spricht: Des Priesters Lippen soll die Lehre bewahren, dass man aus seinem Munde das Gesetz suche, denn er ist ein Engel des Herrn Zebaoth {Mal 2}. Sie werden mit den Sternen verglichen, weil sie mit der himmlischen Lehre und heiligen Wandel leuchten sollen und einmal in jener Welt leuchten werden wie die Sterne am Himmel in alle Ewigkeit {Dan 12}. Die Kirchen aber werden den goldenen Leuchtern darauf brennende Lichter stecken, verglichen, weil sie auch mit dem Bekenntnis des Evangeliums und guten Werken in der Welt leuchten sollen. Darum Paulus von den Philippern also schreibt: Auf dass ihr seid ohne Tadel, und lauter, und Gottes Kinder, unsträflich, mitten unter dem verkehrten Geschlecht, unter welchem ihr scheint als Lichter in der Welt {Phil 2}. Das Gold an den Leuchtern bedeutet die Standhaftigkeit in den Anfechtungen und in den Trübsalen: Weil das Gold dem Feuer nicht weicht, sondern reiner und köstlicher dadurch wird.


Das 2. Kapitel

  • Jetzt beschreibt der Sohn Gottes den Zustand der sieben Kirchen in Asien, unter welchen auch anderer Kirchenwesen und Tun abgebildet wird, weil es nichts Neues unter der Sonne gibt, als was sich vor Zeiten zugetragen hat, das geschieht noch heutigen Tages. Zuerst aber nimmt Christus zu einer jeden Kirche Meldung und gibt einen besonderen Titel. Danach lobt er die Kirchen, bald zeigt er wiederum an, was für einen Mangel er an ihnen findet. Setzt noch eine Bedrohung hinzu, welche er dann gewöhnlich mit Trost und Verheißung wiederum mildert. Solche Ordnung wird in diesem folgenden Kapitel gehalten: Aber die Kirche zu Laodicea wird nicht gelobt, die zu Smyrna aber und Philadelphia erhalten keinen Tadel, darum folgt auch keine Bedrohung.

1. Dem Engel der Gemeinde zu Ephesus schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern:

Schreibe: Dass er solches, was ich dir vorsagen werde, seiner ihm anbefohlenen Kirche, von meinetwegen, und in meinem Namen vorhalte.

Das sagt: Folgt der Titel Christi, mit welchem der folgenden Rede ein Ansehen gemacht wird. Gleichwie die großen Herren ihre Titel den Befehlen, so sie ausgehen lassen, vorzusetzen pflegen.

Rechten: Denn Christus hat alle treuen Kirchendiener unter seinem Schutz: Doch er achtet auch auf der Mietlinge Arbeit, auf dass er ihre Fahrlässigkeit und Untreue einmal bestrafe.

Wandelt: Denn Christus ist bei seiner Kirche immer gegenwärtig bis an der Welt Ende {Mt 28}. Bis daher lautet der Titel Christi. Im Folgenden wird er anfangen, die Kirche zu Ephesus zu loben.

2. Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld und dass du die Bösen nicht tragen kannst; und hast versucht die, so da sagen, sie sind Apostel, und sind es nicht, und hast sie als Lügner erfunden;

Deine Werke: Die des Lobens und Rühmens wert sind.

Aber: Das sind deine Trübsale und Bedrückungen, die dir von wegen des Bekenntnisses der Wahrheit widerfahren.

Geduld: In Widerwärtigkeit. Denn wir sollen uns in guten Werken fleißig üben und in den Trübsalen von der wahren Gottseligkeit nicht abschrecken lassen. Darum spricht Christus: Dass aber auf ein gutes Land fiel, sind die, welche das Wort hören, und behalten, in einem feinen guten Herzen, und bringen Frucht in Geduld {Lk 8}. Und Paulus sagt: Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne aufhören {Gal 6}.

Tragen kannst: Ich erkenne deinen gottseligen Eifer, dass du diejenigen nicht duldest, welche entweder mit falscher Lehre oder schlechtem Wandel die Kirche zerrütten oder beflecken. Ein solcher Eifer findet sich heutzutage nicht bei allen Kirchen, denn etliche dulden die Lehrer, die nicht ganz rein sind, und lassen im Leben große Laster einreißen: Diese Fahrlässigkeit gefällt Christus aber überhaupt nicht.

Sind es nicht: Sondern Verführer. Darum soll man die Kirchendiener prüfen, damit nicht reißende Wölfe unter dem Schafskleid in die Kirche kommen. Solches sind heutigen Tages die Lehrer, die das Licht hassen, Schwenkfelder, Wiedertäufer und ihresgleichen, welche sich rühmen, sie sind von Gott gesandt (denn d. h., sie sind Apostel) jedoch keinen ordentlichen Beruf dazu haben. Solche Verführer soll man meiden und ihrem lügenhaften nichtigen Rühmen kein Gehör geben.

3. und verträgst und hast Geduld, und um meines Namens Willen arbeitest du und bist nicht müde geworden.

Nicht müde: Jetzt rühmt Christus noch einmal die Kirche zu Ephesus, die Standhaftigkeit und Geduld in Trübsal, und will so viel sagen: du hast meinetwegen viele und große Trübsal mit Geduld überstanden und bist von der rechten Religion dennoch nicht abgefallen. Das ist aber ein ganz heiliges Kreuz, wenn wir um Christi willen, und nicht aufgrund irgendeiner Übeltat, geplagt werden. Selig sind (spricht Christus) die wegen der Gerechtigkeit Verfolgung leiden, denn das Himmelreich ist ihrer {Mt 5}. Aber wegen Übeltaten Strafe leiden, steht einem Christen nicht an {1Petr 4}. Auf dass wir aber in den Verfolgungen nicht abfallen, so müssen wir fleißig beten, weil Christus gesagt hat: Wacht und betet, auf dass ihr nicht in Anfechtung fallt {Mt 26}. Denn unser Fleisch ist zu schwach dazu, als dass es solche Anläufe des Teufels durch eigene Kräfte ausstehen könnte.

4. Aber ich habe wider dich, dass du die erste Liebe verlässt.

Aber: Bisher haben wir gehört, was Christus an der Kirche zu Ephesus gelobt hat, jetzt lasst uns auch hören, was sie für Mängel gehabt hat.

Verlässt: Denn als du zu Anfang aus dem Predigtamt des Evangeliums mich, als deinen Erlöser erkannt, hattest du eine herzliche Liebe zu mir und um meinetwillen auch gegen andere Christen, aber solche Liebe hat mit der Zeit sehr nachgelassen, wie es häufig unter den Eheleuten geschieht, wenn die Monate der Küsse vorbei sind. Also ist auch heutigen Tages bei vielen die Liebe gegen Gott und dem Nächsten viel kaltsinniger, denn sie zu Anfang des aufblühenden Evangeliums war, da die Leute bereit waren, Leib und Gut um der Lehre Christi willen zu verlieren, und man zeigte viel mehr Liebe und Dienste an dem Nächsten, als zu dieser Zeit geschieht.

5. Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wo aber nicht, werde ich dir bald kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße tust.

Gefallen: Und wie Du von der vorigen inbrünstigen Liebe abgewichen bist.

Tu Buße: Dafür, dass du bisher in deinem Amt fahrlässig und unachtsam gewesen bist.

Ersten Werke: Nimm deinen ersten Fleiß der wahren Gottseligkeit wieder in die Hand. So soll ein Christ seinen gottseligen Eifer, den er zuvor gehabt hat, als er gut im Amt fleißig gewesen war, sich selber zu Gemüte führen, und wenn er spürt, dass er damit nachgelassen hat, soll er mit höchstem Fleiß sich dahin bemühen, dass er nicht allein wieder zu seinem vorigen Eifer, sondern denselben auch, wenn möglich, zu übertreffen sich untersteht. Denn man soll in der wahren Gottseligkeit nicht hinter sich, sondern vor sich gehen, damit unsere Frömmigkeit nicht den Krebsgang bekommt.

Wo: Jetzt folgt die Drohung: Wo du nicht zu deinem vorigen Fleiß mit Gutes zu tun dich wieder umwenden wirst.

Wegstoßen: Und dich von meinem Angesicht verwerfen, dass du unter meine Kirche nicht mehr gezählt werden sollst. Denn wenn der Eifer, Frömmigkeit und Liebe allmählich nachlassen, so werden die Leute nach und nach in fleischliche Sicherheit gezogen, bis der Glaube und die Liebe an ihnen verlöscht, also verstößt sie Gott von seinem Angesicht, dass sie ins Verderben fallen. Damit aber solches nicht geschehe, so kann man es mit rechtschaffener Buße verhüten, die man nicht aufschieben soll. Denn die göttliche Bedrohung, ob sie wohl scharf und ernstlich ist, können wir dennoch verhindern, wenn wir wahrhaftig und mit großem Ernst Buße tun. Nach der Weissagung des Propheten Jeremia in Kapitel 18: Da Gott der Herr also spricht: Plötzlich rede ich gegen ein Volk und Königreich, dass ich es ausrotten, zerbrechen und verderben will. Wo es sich aber bekehrt von seiner Bosheit, dagegen ich rede, so soll mich auch reuen das Unglück, das ich ihm zugedacht zu tun hatte.

6. Aber das hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, welche ich auch hasse.

Hast du: Welches noch an dir zu loben und rühmen ist.

Nikolaiten: Diese waren schandlose Ketzer, und haben nach der Meinung von Nicola, welcher einer von den sieben Kastenpflegern gewesen ist {Apg 6}, ihre Herkunft gehabt: welche nicht allein gottlose und ungereimte Meinungen verteidigten, sondern auch mit schrecklicher Unzucht sich befleckten, wie Epiphanias ein alter Kirchenlehrer von ihnen schreibt im 2. Teil seines 1. Buches. Es sollen aber die Christen nicht allein die Irrtümer in der Religion und die Laster meiden, sondern auch diesen feind sein. Welche aber weder an den Irrtümern ein Gräuel haben noch die Laster scheuen, sondern zu den Irrtümern, so immer weiter um sich greifen, durch die Finger sehen, und wenn sie von abscheulichen Lastern reden hören, dazu lachen, die geben zu erkennen, dass sie einen schlechten Eifer zur Gottseligkeit haben.

7. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist.

Der höre: Und merke mit Fleiß darauf, was Christus durch seinen Geist ihm predigen lässt, damit er seine Mängel verbessert. Denn man soll zum Predigtamt des göttlichen Wortes nicht mit tauben Ohren kommen.

Wer: Es folgen wiederum ein Trost und eine Verheißung.

Paradies: Es deutet aber Christus in Gleichnissen auf den Baum des Lebens im Paradies, von welchem, da jemand gegessen hätte, der hätte ohne Zweifel ewig gelebt {1Mos 3}. Und will so viel sagen: Wenn jemand wider den Satan, die Welt, und gegen sich selbst tapfer kämpfen wird, so will ich ihm das ewige Leben geben, auf dass er in höchster Freude und himmlischer Wollust ewig lebe. Darum sollen wir tapfer streiten, auf dass wir den Sieg erhalten, und die ewige Seligkeit davon bringen.

8. Und dem Engel der Gemeinde zu Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden:

Und: Jetzt lasst uns hören, was Christus der Kirche zu Smyrna hat verkündigen lassen.

Letzte: Der weder Anfang noch Ende hat, nämlich der ewige Sohn Gottes, welcher in seiner angenommenen Menschheit den Tod gelitten hat. Hier hat man zwei Naturen in Christus, eine göttliche, nach welcher er weder Anfang noch Ende hat, die andere, die menschliche, in welcher er den Tod geschmeckt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt wird der Titel Christi genannt, später, was der Herr an dieser Kirche rühmt.

9. Ich weiß deine Werke und deine Trübsal und deine Armut (du bist aber reich) und die Lästerung von denen, die da sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern sind des Satans Schule.

Deine Werke: Wie du aus rechtem Glauben viele gute Werke tust, und dich mit großem Fleiß bemühst, dass die richtige Lehre erhalten und fortgepflanzt wird. Ich weiß auch, dass du von bösen Menschen viel Trübsal leidest. Denn welche sich fälschlicherweise rühmen, sie sind Juden und Israeliten, aber doch Feinde Gottes und eine teuflische Rotte sind, also nicht Gottes Kirche, die verlästern dich, und beschweren dich mit allerlei Schimpf und Schmähworten: Auch weiß ich, dass du nicht sehr vermögend bist und dass du Armut leiden musst. Aber deine Sachen stehen gut, denn du bist reich an himmlischen, geistlichen und ewigen Gütern, Schätze, die niemand stehlen und auch der Rost nicht fressen kann. An dieser Kirche kritisiert Christus nichts und gibt doch zu verstehen, dass sie mit Verfolgung und Armut gedrückt werde. Daraus sollen wir lernen, dass der Satan (durch Gottes Verhängnis) wider die besonders wütet, von denen er weiß, dass sie sich der rechten Unschuld befleißigen, um Gott zu gefallen. So findet sich auch bei den Kirchen die größte Frömmigkeit, wo wenig Reichtum ist. Denn die Güter geben zu vielen Sünden Anlass, besonders aber zur fleischlichen Sicherheit. Der ist aber reich, welcher einen gnädigen Gott hat, mit dem Heiligen Geist begabt ist und eine gewisse Hoffnung ohne jeden Zweifel auf das ewige Leben hat. Gleichwie aber damals die Juden, als Heuchler, gegen die richtige Kirche sich rühmten und diese verfolgten, also rühmt sich der römische Papst mit seinem Anhang heutigen Tages, er sei die rechte Kirche und beschwert und beschimpft uns ungerechterweise mit Verleumdungen und Lästerung, als wenn wir Ketzer wären, raubt auch an vielen Orten den rechtschaffenen Christen ihre Güter oder, wo er es gar nicht anders kann, sie auch ums Leben bringt. Aber diese Schule des Satans wird letztlich ihre Strafe von Gott empfangen. Wir sehen auch, was für ein großer Unterschied in der christlichen Kirche ist, wenn sie sich auch zu einerlei Lehre bekennt. Denn in der Kirche zu Ephesus hat Christus etliche Dinge, die vermeintlich nicht schlecht gewesen sind, getadelt. Der Kirche zu Smyrna er aber keines dieser Dinge vorwirft. Darum sollen wir uns bemühen, dass wir unter den besten in der Kirche sein mögen.

10. Fürchte dich vor der keinem, das du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, auf dass ihr versucht werdet, und werdet Trübsal haben zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

Fürchte: Christus stärkt die Menschen in Smyrna, dass sie die Verfolgungen mit beherztem und unerschrockenem Mut erdulden sollen.

Versucht werden: Damit euer Glaube und Standhaftigkeit an den Tag kommt.

Zehn Tage: Das ist: In 10 Jahren. Denn hier wird ein Tag für ein Jahr gerechnet.

Getreu: Und standhaft, ob du gleich wegen des Evangeliums das Leben verlieren solltest: Das bedeutet: Verzagt nicht und fürchtet euch nicht zu sehr wegen der anstehenden Trübsale, welche dir begegnen wird, du meine liebe Kirche. Denn es wird dem Satan wohl zugelassen, zur Bestätigung eures Glaubens, dass etliche eurer Anhänger ins Gefängnis geworfen werden, auch einigen das Leben genommen wird. So wird aber doch solche Verfolgung nicht so lange dauern, noch viel weniger ewig sein. Darum bleibe standhaft in dem reinen Bekenntnis meines Evangeliums, so will ich dir die himmlische Herrlichkeit und Seligkeit schenken. Hier werden wir erinnert, dass wir in den Verfolgungen nicht weichen sollen und den Mut sinken lassen. Denn die Verfolgungen sind Prüfungen, darin unser Glaube und Standhaftigkeit hervorleuchten soll und sich sehen lassen. Und lehrt hier die Prophezeiung der 10 Tage (10 Jahre), dass Gott den Verfolgungen und Anfechtungen begegnet, ehe sie angefangen haben. Denn Gott ist treu, der uns nicht über unser Vermögen versuchen lässt, sondern macht, dass die Versuchungen ein Ende haben und gewinnen, dass wir es ertragen können{1Kor 10}. Und obwohl uns die Verfolgungen schwer sind, sollen wir mit den Augen des Glaubens auf die Krone des Lebens und der himmlischen Herrlichkeit sehen, welche für uns bereit ist, so wird es uns alles leichter werden.

11. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem andern Tode.

Wer überwindet: Nämlich die Anfechtungen und Trübsal, und wer im wahren Glauben, bis ans Ende seines Lebens standhaft bleiben wird.

Andern Tod: Dass er nicht ewig verdammt wird. Diese Verheißung ist nicht allein dieser Kirche, sondern auch allen anderen gesagt. Denn wenn wir Christus vor den Menschen bekennen, den wird er wiederum bekennen vor seinem himmlischen Vater, und wer sein Leben um Christi willen verlieren wird, der wird es finden {Mt 10}. Wer aber sein Leben, durch die Verleugnung des Evangeliums, begehrt zu behalten, der wird es verlieren und aus dem zeitlichen Tod in den ewigen Tod fallen, welchen Christus hier den anderen Tod nennt, darum, dass die Gottlosen nach dem ersten Tod des Leibes mit ewiger Pein gestraft werden. Diese Marter und Pein wird ein stetiger Tod sein, weil sie nicht mehr sterben können, und werden doch ohne Ende im Gewissen und am Leibe jämmerlich geplagt. So viel wird hier von der Kirche zu Smyrna gesagt, jetzt folgt das Urteil über die Kirche zu Pergamon.

12. Und dem Engel der Gemeinde zu Pergamus schreibe: Das sagt, der da hat das scharfe, zweischneidige Schwert:

Schwert: Das ist: Die Worte des Engels werden heftiger die Herzen der Gläubigen zu durchdringen, wie es kein Schwert vermag, auch wenn es gleich zweischneidig ist. Denn das Predigtamt des göttlichen Wortes ist in den Auserwählten sehr kräftig.

13. Ich weiß, was du tust und wo du wohnst, da des Satans Stuhl ist; und hältst an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet auch in den Tagen, in welchen Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet ist, da der Satan wohnt.

Wohnst: Nämlich mitten unter den Feinden des Evangeliums, und an einem solchen Ort, wo der Satan mit großer Macht herrscht.

Namen: Den du unter viel Gefahr bekennst und bist im wahren Glauben beständig geblieben. Denn wie auch der fromme Lot unter den Sodomiten mit seinem Haus einen ehrbaren und keuschen Wandel geführt hat, so soll man auch mitten unter den Verfolgern und Teufeln die richtige Lehre nicht verleugnen.

Getötet: Welche die Marter standhaft erlitten haben. Es werden aber die Märtyrer treue Zeugen Christi genannt. Weil sie mit ihrem Blut bezeugen, dass die christliche Religion allein die richtige ist und Christus der einzige Heiland des menschlichen Geschlechtes. Darum wird Christus wiederum vor dem himmlischen Vater bekennen, dass solche seine rechtschaffenen geistlichen Glieder sind, und sie sind es wert, die ewige Seligkeit zu erlangen.

14. Aber ich habe ein Kleines wider dich, dass du dort hast, die an der Lehre Bileams halten, welcher lehrte den Balak ein Ärgernis aufrichten vor den Kindern Israel, zu essen Götzenopfer und Hurerei zu treiben.

Aber: Bis jetzt hat Christus diese Kirche gelobt. Jetzt zeigt er auch an, was an ihr falsch und strafwürdig ist.

Balak: Von diesen falschen Propheten liest man im 4. Buch Mose Kapitel 22/23/24/25. Denn als Balak, der König der Moabiter, den falschen Propheten Bileam mit großen Verheißungen zu sich gezogen hat, dass er käme, und das Volk Israel verfluchte, damit er dieses danach leichter bezwingen könnte. Hätte zwar Bileam, dem König zu gefallen, das Volk Gottes gerne verflucht. Aber weil es Gott nicht haben wollte, so durfte er es nicht tun, sondern musste dagegen die Israeliten segnen. Womit er aber den König sehr erzürnte. Um ihn wiederum hernach gütig zu stimmen, gab er ihm einen Gottlosen und schändlichen Ratschlag, dadurch die Israeliten zu schweren Sünden verführt wurden und später dafür von Gott gestraft wurden. Das ist so geschehen: Die Israeliten lebten eine gute lange Zeit an der Grenze der Moabiter mit ihrem Lager friedlich. Es schickten aber die Moabiter ihre Töchter zu den Israeliten, dass sie diese zur Unzucht reizten. Als nun die Israeliten mit den moabitischen Weibern Hurerei trieben, wurden sie durch solche unzüchtigen Weiber weiter gereizt, dass sie sich auch zu den moabitischen Opfern laden ließen, dabei erschienen, und selber auch vom Götzenopfer aßen, besudelten sich also mit schrecklichen Sünden an Leib und Seele, deshalb wurden sie auch von Gott mit großem Ernst gestraft. Das schreibt Mose im 5. Kapitel. Damit will Christus der Kirche zu Pergamon zu verstehen geben, dass, wie vor Zeiten die Israeliten durch den falschen Propheten Bileam und dessen Anstiftung gelernt haben Hurerei zu treiben und von dem abgöttischen Opfer zu essen, die Abgötterei gebilligt haben. So hast du auch in deiner Versammlung etliche Nikolaiten, welche sind schändliche Ketzer, die andere überreden, dass sie Hurerei treiben sollen und von dem Fleisch essen, davon den heidnischen Götzen geopfert wurde, welches mir ganz zuwider ist, und ich es auf äußerste hasse. Denn es geschieht häufig, dass auf die falsche Religion und geistliche Hurerei auch die leibliche Unzucht folgt wie der Schatten dem Leibe. Und glauben etliche Ketzer viel eher der abgöttischen Religion, als dass sie sich zu der rechten Religion halten.

15. Also hast du auch, die an der Lehre der Nikolaiten halten: Das hasse ich.

16. Tue Buße; wo aber nicht, so werde ich dir bald kommen und mit ihnen kriegen durch das Schwert meines Mundes.

Tue Buße: Wer mit solchen Sünden behaftet ist.

Aber nicht: Dass jemand nach geschehener Warnung sich nicht bessern wollte, solch einen stoße man von der Kirche aus, und schneide ihn, als ein faules Glied, von der Kirchengemeinschaft ab, damit nicht andere mehr mit solchem Gift angesteckt und eingenommen werden. Denn welche Buße tun, denen soll man die Vergebung nicht abschlagen: Die Unbußfertigen aber soll man durch den ordentlichen Bann von der Kirche ausschließen.

Meines Mundes: Das ist: Wo du solch ein Ärgernis nicht abwehren wirst, so werde ich dir Lehrer schicken und erwecken, welche sich gegen die verstockten Nikolaiten setzen werden und sie mit einem geistlichen Streit besiegen: Welches dir weder ehrlich noch rühmlich sein wird, dass du solche Buben bei der in der Gemeinschaft hast. Denn ob es wohl viel besser ist, dass die Irrtümer mit dem Worte Gottes bestritten und widerlegt werden, als dass man sie behalte. So werden jedoch durch solch ein Gezänk der Kirchendiener viele Schwache geärgert. Darum sollen die Kirchen dem Übel zeitig begegnen, damit es nicht zu einem solchen geistlichen Streit komme. Dieses kann leicht geschehen, wenn man den falschen Lehren nicht gestattet zu lehren.

17. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem verborgenen Manna und will ihm geben einen weißen Stein und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, denn der ihn empfängt.

Der höre: Diese Erinnerung setzt Christus hinzu, auf dass wir die vorigen Warnungen nicht aus den Ohren und dem Sinn lassen oder in den Wind schlagen.

Überwindet: Dass er im wahren Glauben und in der Gottseligkeit bis an das Ende beharrt, der wird meiner, als des rechten Himmelsbrots, genießen, welches die Welt nicht kennt und deswegen auch nicht begehrt. Denn wenn Christus mit seinen Guttaten durch den Glauben ergriffen wird, so stillt er den Hunger der Seele. Dieses Brot, welches vom Himmel gekommen ist, wird uns erquicken und lustig machen in alle Ewigkeit. Die Welt aber kennt Christus und sein Evangelium nicht. Darum er ein verborgenes Manna genannt wird. Denn so sprich Christus von seinem Evangelium. Ich danke dir Vater und Herr des Himmels und der Erden, dass du solches den Weisen und Klugen verborgen hast, und hast es den Unmündigen offenbart {Mt 11}.

Gutes Zeugnis: Indem ich ihn von allen seinen Sünden freisprechen will, und nur das, sondern ich will ihn auch zum Erben der ewigen Seligkeit einsetzen. Von dieser Größe und Herrlichkeit in diesem Leben niemand weiß, sondern nur der, welcher in jener Welt sitzt und herrscht. Darum, welche sich zu Christus bekehren, und in der wahren Gottseligkeit bis an das Ende beharren, die werden wegen ihrer vorigen Sünden willen nicht verdammt werden, wenn sie auch gleich vor der Zeit grob gegen Gott gehandelt haben. Denn es werden ihnen die Sünden nicht angerechnet {Ps 32 Röm 4}. Es ist ihnen aber die ewige und unaussprechliche Seligkeit bereitet, welche nie ein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist {1Kor 2}. Das ist nun gesagt von der Kirche zu Pergamon. Jetzt folgt von der Kirche zu Thyatira.

18. Und dem Engel der Gemeinde zu Thyatira schreibe: Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und seine Füße sind gleichwie Messing:

Feuerflammen: Damit er alles, auch was ganz verborgen ist, anschaut, und zur Rache gegen die Unbußfertigen gerüstet ist.

Wie Messing: Darum sollen wir vor ihm, dem Herrn Christus, heilig leben, der alles sieht, und in der Hoffnung, dass er unsere Leiber verklären und herrlich machen werde, sollen wir die Schwachheiten und Pein in diesem Leben mit Geduld überstehen. Weil er auch einmal unsere Leiber verklären wird, dass wir ihm ähnlich sind {Phil 3}.

19. Ich weiß deine Werke und deine Liebe und deinen Dienst und deinen Glauben und deine Geduld und dass du je länger, je mehr tust.

Deine Werke: Und erkenne deine wahre Gottseligkeit.

Dienst: Dass du den Brüdern in Christus zu dienen begehrst.

Mehr tust: Damit wird gesagt: Ich rühme an Dir den wahren Glauben und die ungefärbte Liebe, die sich mit vielfältigen Werken der Liebe täglich zeigt, dazu die Standhaftigkeit und Geduld in den Trübsalen. Besonders aber gefällt mir das sehr gut an dir, dass deine Liebe nicht, wie in etlichen anderen Kirchen, erkaltet. Sondern dein gottseliger Eifer nimmt zu, dass du je länger je mehr und größere gute Werke tust. So sollen auch wir von Christus gerühmt werden und dafür in inbrünstiger Liebe geliebt werden, so sollen wir den reinen Glauben behalten und die Liebe mit Diensten an dem Nächsten zeigen. Allerlei Widerwärtigkeit, besonders aber, welche uns um Christi willen geschehe, mit Geduld tragen, und in der wahren Gottseligkeit immer weiterzukommen uns befleißigen.

20. Aber ich habe wider dich, dass du lässt das Weib Isebel, die da spricht, sie sei eine Prophetin, lehren und verführen meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen.

Aber: Obwohl die Kirche zu Thyatira sehr gerühmt wird, so ist sie doch nicht ohne Mangel gewesen, wie aus dem Folgenden zu sehen ist.

Weib Isebel: Es deutet hier Christus auf die Geschichte der Gottlosen Königin Isebel hin, welche wegen ihrer Abgötterei und Hurerei sehr verschrien gewesen ist, wie im 1. Buch der Könige zu lesen ist. Diese wurde vom Fenster herabgestürzt und von den Hunden gefressen. Und hat Jehu ihre Nachkommen bis auf den Grund ausgerottet. Gleichwie aber zuvor unter dem Namen des falschen Propheten Bileam, der Nikolaiten oder auch Agnostiker, welche den Nikolaiten ganz gleich waren, eine schandhafte Sekte verstanden wurde. Also wird jetzt eben dieses auf das Gleiche mit dem Namen Isebel gedeutet. Und ist der einfache Verstand des Textes an diesem Ort: Ich lobe zwar meine Liebe Kirche zu Thyatira, deine Frömmigkeit. Aber doch kann ich mir das nicht gefallen lassen, dass du die gottlose und schändliche Sekte der Nikolaiten und Agnostiker duldest, welche mit großem Ärgernis mit den Heiden Mahlzeiten halten und Fleisch essen, davon den Götzen etwas geopfert wurde, verunreinigen und beflecken auch ihre Leiber mit Hurerei und schrecklicher Unzucht mit dem Argument, dass es zugelassen ist, verführen also die einfältigen Christen und stürzen sie mit sich ins Verderben. Und ich habe zwar bisher diese Sekte nicht ausgerottet, sondern ich habe Zeit und Raum zur Buße gegeben. Aber ich sehe, dass sie an eine Buße nicht denken. Darum will ich sie mit Krankheit und anderen schweren Plagen bestrafen, alle, die sich mit dieser Sekte befleckt haben, auch solchen schändlichen Haufen der lasterhaften Leute bis auf den Grund vertilgen, wenn sie nicht Buße tun. Und will an diesen Ketzern ein Beispiel geben, auf dass die Kirchen verstehen, wie ich auch die heimliche Bosheit und Unreinigkeit beurteile und einen jeden mit ernst strafe nach seinem Verdienst, ohne Ansehen der Person. Diese ernste Strafpredigt Christi zeigt deutlich an, wie heftig es Gott missfalle, wenn die Vorsteher der Kirchen in den Kirchen Sekten einschleichen lassen und keine ordentlichen Mittel haben, sie beizeiten auszurotten. Damit wird angezeigt, dass Gott die Irrtümer und Laster mit äußerlichen Trübsalen strafe, ob vielleicht von den Irrenden und Sündern einige wieder umkehren und Buße tun, damit sie selig würden. Und es gibt keinen Zweifel, dass die schrecklichen und schädlichen Kriege, welche nun vor vielen Jahren in Deutschland und benachbarten Orten, vor etlichen Zeiten furchtbar gewesen sind, alles jämmerlich verwüstet haben, Strafen gewesen sind, nicht allein der Unzucht und des üppigen Lebens, sondern auch der Abgötterei wegen, Irrtümer in der Religion und schrecklicher Sekten, so an diesen Orten gewesen sind. Und wenn Deutschland nicht mit großem Ernst und Fleiß die Sekten ausrottet, Unzucht und Ehrbarkeit wieder eingeführt wird, wie bisher. So werden die Irrtümer und Laster mit Haufen einreisen, wie das Unkraut wächst, und gleiches Unglück wird geschehen.

21. Und ich habe ihr Zeit gegeben, dass sie sollte Buße tun für ihre Hurerei; und sie tut nicht Buße.

22. Siehe, ich werfe sie in ein Bett, und die mit ihr die Ehe gebrochen haben, in große Trübsal, wo sie nicht Buße tun für ihre Werke,

23. und ihre Kinder will ich zu Tode schlagen. Und alle Gemeinden sollen erkennen, dass ich es bin, der die Nieren und Herzen erforscht; und ich werde geben einem jeglichen unter euch nach euren Werken.

24. Euch aber sage ich, den andern, die zu Thyatira sind, die nicht haben solche Lehre und die nicht erkannt haben die Tiefen des Satans (wie sie sagen): Ich will nicht auf euch werfen eine andere Last:

Euch: Jetzt macht Christus einen Unterschied unter den Christen in der Kirche zu Thyatira, welche von der Lehre der Nikolaiten eingenommen war, und den anderen, die in der Reinlichkeit ihres Gemütes und Leibes beharrt hatten, diese tröstet er und er verspricht ihnen Belohnungen.

Solche Lehre: Dass sie die Irrtümer der Nikolaiten und Agnostiker nicht angenommen haben, noch ihrem gottlosen Wesen gefolgt sind.

Sie sagen: Nämlich die Frommen, welche Gott erhalten hat, dass sie nicht in den Abgrund des Satans sich vertieft hatten. So pflegten sie das gottlose Leben der Nikolaiten zu nennen.

Andere Last: Und ich euch keine Trübsale auferlegen, wie die der Gottlosen Nikolaiten und andere ihresgleichen ausstehen müssen.

25. doch was ihr habt, das haltet, bis dass ich komme.

Haltet: Bleibt beständig bei der reinen Lehre, bis ich wiederkomme zu richten die Lebendigen und die Toten. Es ist aber eine große Wohltat Gottes, wenn man nicht in ein tiefes gottloses Wesen und schreckliche Irrtümer und Laster verfällt, darin der Satan die verstockten Leute zu stürzen pflegt. Und welche der reinen Lehre und eines gottseligen Wandels sich befleißigen, diese pflegt auch Gott in den allgemeinen Strafen des Landes zu verschonen {Hes 14}. Die rechte Lehre aber soll man auf die Nachkommen fortpflanzen, damit sie bleibe und werde erhalten bis an den Jüngsten Tag. Denn ohne diese können die Menschen nicht selig werden.

26. Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden,

Überwindet:Die Trübsale und Anfechtungen, dass er dieselben standhaft übersteht, und den wahren Glauben bis an das Ende behält.

Werke: Die ich ihm geboten habe, dass er sich fleißig darin übt.

27. und er soll sie weiden mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäße soll er sie zerschmeißen,

28. wie ich von meinem Vater empfangen habe; und ich will ihm geben den Morgenstern.

Empfangen habe: Solche Macht habe über die Heiden zu herrschen. Diese Worte sind aus dem 2. Psalm, in welchem Christus die Herrschaft über die Heiden versprochen wird. Darum wird den Christen der Sieg Christi mit teilhaftig, weil er die gottlosen Heiden überwindet, und werden zugleich mit Christus die Welt richten und die Gottlosen verdammen {1Kor 6}.

Ihm: Dem nämlich, der bis an das Ende im wahren Glauben beharren wird.

Morgenstern: Das ist: Er wird meiner in jener Welt völlig genießen. Denn ich bin dieser helle Morgenstern, davon geweissagt worden ist {4Mos 24}. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen. Obwohl nun Christus auch in diesem Leben unser Heiland ist. So werden wir jedoch in jenem Leben eine viel größere und vollkommenere Freude in ihm haben, weil wir seine unendliche Güte viel besser erkennen werden. Und ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Denn wenn wir, die wir an Christus glauben, einmal unseren heiligsten Bräutigam Christus sehen, so werden wir uns freuen in unaussprechlicher Freude und Herrlichkeit und das Ende unseres Glaubens davonbringen, nämlich der Seelen Seligkeit {1Petr 1}.

29. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Höre: Und verstopft seine Ohren nicht. Denn was hier den sieben Kirchen in Asien, besonders in diesem Buch, gesagt ist, das geht uns alle jetzt und heute an. Auf dass wir in der wahren Gottseligkeit beharren und darin immer weiter zunehmen uns befleißigen sollen, auch die falschen Lehrer und einen verkehrten Wandel meiden und fliehen.


Das 3. Kapitel

  • Wie auch in dem vorigen Kapitel Christus von den sieben Gemeinden in Asien, die er sich zu beschreiben vorgenommen hat, die vier Ersten abgefertigt hat, also wird in diesem Kapitel der drei übrigen Kirchen Zustand hervorgebracht, was an ihnen zu loben oder zu schimpfen gewesen ist.

1. Und dem Engel der Gemeinde zu Sardes schreibe: Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich weiß deine Werke; denn du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot.

Zu Sardes: Diese Kirche wird von Christus mehr beschimpft als gelobt.

Geister Gottes: Das ist: Der alle Gaben des Heiligen Geistes nach seiner Menschheit empfangen hat und diesen den Gläubigen austeilt, wie er will. Denn Christus ist der Geist nicht nach dem Maß gegeben wie anderen Menschen, sondern ohne Maß. Also dass ihm alle Gaben des Heiligen Geistes, welche durch die Zahl sieben bedeutet wird, gegeben worden sind {Joh 3}. Er aber teilt einen jedem aus, wie er will {1Kor 12}. Denn von seiner Vollkommenheit haben wir alle empfangen Gnade um Gnade {Joh 1}.

Sieben Sterne: Welche er in seiner Hand hat. Denn Christus hält alle treuen Kirchendiener, so durch die sieben Sterne bezeichnet werden, in seiner Hand.

Deine Werke: Die du tust und wie du dich verhältst, dass nicht zu loben ist. Denn obwohl Christus nach seinem Titel die anderen Kirchen gelobt hat, so schimpft er doch nur über diese.

Bist tot: Auch zum größten Teil schon geistlich gestorben. Diese Kirche zu Sardes ist denjenigen gleich, darin viel falsche Lehrer sind oder die ein rohes Leben führen. Denn diese meinen, sie lebten, weil sie sich zum Christentum bekennen, obwohl sie doch in Wahrheit geistlich tot sind. Denn Paulus zählt die Ketzerei unter solche Sünden, die den Menschen vom Eingang des Himmelreiches abtreiben {Gal 5}. Und von denen, die ein unordentliches Leben führen, redet eben auch der Apostel: Wo ihr nach dem Fleisch leben werdet, so werdet ihr sterben müssen {Röm 8}.

2. Werde wach und stärke das andere, das sterben will; denn ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor Gott.

Das andere: Nämlich die anderen Glieder der Kirche, welche matt und schwach sind, dass sie durch das Wort Gottes im Glauben und in der wahren Gottseligkeit ermuntert, aufgerichtet und gestärkt werden, damit sie nicht auch geistlich sterben. Denn die Kirchendiener und andere Christen sollen denen, die in Sünden faulenzen, mit ernst zu ihnen sprechen und sie aufmuntern: Da wir aber diejenigen, so geistlich gestorben sind, zur wahren Buße nicht aufmuntern können, wir uns jedoch mit höchstem Fleiß darum bemühen sollen, so sollen wir doch es möglichst schaffen, dass die Schwachen gestärkt werden, damit sie nicht auch sterben.

Nicht völlig: Deine Frömmigkeit ist nicht rechtschaffen wie bei anderen Kirchen, sondern du lässt den Hund einfach hinken und stellst dich äußerlich fromm, als wenn du es leisten würdest. Welches doch nicht in der Meinung gesagt wird, als ob unsere guten Werke vollkommen sein könnten, darein Gott durchaus keinen Mangel findet: Denn in diesem Leben kann eine solche Vollkommenheit nicht sein: Sondern die Vollkommenheit wird an diesem und dergleichen Orten der Heuchelei entgegengesetzt, und da etliche auf beiden Seiten hinken, welche viel lieber für Christen angesehen werden möchten, als dass sie es in der Wahrheit wären. Einem solchen kaltsinnigen christlichen Wesen ist Gott feind.

3. So gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast, und halte es und tue Buße. So du nicht wirst wachen, werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und wirst nicht wissen, welche Stunde ich über dich kommen werde.

Gedenke: Und führe dir wiederum zu Gemüte, was dir für eine Lehre von meinen Aposteln vorgetragen wurde und was du für einen Bericht in der Gottseligkeit empfangen hast: Diesen Heiligen Bericht behalte und stelle all dein Tun nach dieser Richtschnur an.

Tue Buße: Und verbessere, was du dem Worte Gottes zu wider gehandelt hast, von welchem du bisher sehr weit abgewichen bist. Also soll man diejenigen wiederum zu der ersten gottseligen Unterrichtung weisen, welche entweder in der Lehre oder im Wandel von der wahren Gottseligkeit, die sie anfangs gelernt und angenommen haben, abgewichen sind. Solches will auch der Prophet zu verstehen geben, da er sagt: So spricht der Herr: Tretet auf die Wege, und schaut, und fragt nach den vorigen Wegen, welches der gute Weg ist, und wandelt darin, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele {Jer 6}.

Wachen: Nicht dass du in der fleischlichen Sicherheit noch weiter bleiben willst.

Dieb: In der Nacht plötzlich und unversehens werde ich deine Bosheit strafen, von welcher du nicht lassen wolltest. Denn obwohl der große Tag des Herrn vielen Menschen, von wegen ihrer fleischlichen Sicherheit, ganz plötzlich kommen wird; so schickt doch Gott den sicheren Christen, die ihre Buße von einem Tag zu dem anderen aufschieben, auch leibliche Trübsal auf den Hals. Darum sollen wir uns von der Sicherheit aufmuntern, Buße tun und wachen, auf dass der Satan uns nicht in Sünde stürze, vor welcher wir nicht gewarnt sind. So sollen wir ernstlich beten, dass Gott nicht mit uns nach unseren Sünden handeln möchte und uns nicht vergelte nach unserer Missetat {Ps 103}.

4. Aber du hast wenig Namen zu Sardes, die nicht ihre Kleider besudelt haben; und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es wert.

Wenig Namen: Christus setzt hier einen wichtigen Grund, warum die Kirche zu Sardes Buße tun soll. Als wollte er sprechen: Es werden in der Kirche zu Sardes nicht viel gefunden, welche nicht mit Unzucht oder anderen Lastern befleckt sind, die einem Christen nicht gebühren. So eine Klage könnte man auch heutigen Tages gegen etliche Kirchen vorbringen, wie nämlich wenig sind, die sich nicht mit Unzucht oder Geiz oder Trunkenheit oder gotteslästerlichem Fluchen versündigt hätten. Aber Gott wird solch ein gottloses Wesen nicht ungestraft lassen.

Weißen Kleidern: Darin sie in jener Welt leuchten werden mit großer Herrlichkeit, von wegen ihrer Unschuld und ihres gottseligen Wandels, auf dass sie dafür Belohnungen empfangen. Hier setzt also Christus einen Trost hinzu für die, welche sich mit Lastern nicht besudelt, sondern unsträflich gelebt haben. So viel aber die besudelten Kleider angeht, ist solches gar nicht vom Ehestand zu verstehen, gleichwie auch die Reinheit keineswegs auf den ehelosen Stand oder allein auf die Jungfrauenschaft gezogen werden soll. Denn der Ehestand, welcher von Gott selbst eingesetzt wurde, verunreinigt den Menschen nicht. So ist unter der Jungfrauenschaft und dem ehelosen Stand ein großer Unterschied. Obwohl zu wünschen wäre, dass alle, die im ehelosen Stand sind, vor Gott am Gemüt und Leibe Jungfrauen wären. Dass auch Gott denen, so unsträflich leben, Belohnungen verspricht, daraus folgt jedoch nicht, dass wir durch die Werke gerecht werden. Denn der Mensch muss zuvor durch den Glauben gerecht geworden sein, ehe er recht und untadelig leben kann. Weil ein böser Baum keine guten Früchte bringen kann {Mt 7}.

5. Wer überwindet, soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.

Überwindet: Wer in den Anfechtungen und Trübsalen nicht unterliegt.

Nicht austilgen: Sondern wird in der Zahl derer bleiben, die Gotteskinder und Bürger des Himmelreichs sind. Denn es ist nichts zu verdammen an denen, die in Christus Jesus leben, welche nicht nach dem Fleisch wandeln {Röm 8}.

Bekennen: Dass ein solcher Mensch aus derjenigen Anzahl ist, die ich der ewigen Seligkeit teilhaftig machen will. Darum sollen wir Christus, unseren Heiland, bekennen mit dem Munde und mit guten Werken, auf dass er uns auch bekenne vor seinem himmlischen Vater {Mt 10}.

6. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Ohren hat: Und ist nicht geistlich taub. Dieser Spruch wird etliche Male wiederholt, damit wir zur herzlichen Betrachtung der Dinge, die uns hier vorgetragen werden, uns ermuntern. Denn etliche haben zum Hören des göttlichen Wortes verstopfte Ohren. Von welchen geschrieben steht: Ihr Wüten ist wie das Wüten einer Schlange, wie eine taube Otter, die ihr Ohr zustopft, damit sie nicht die Stimme des Zauberers hört, und den Beschwörer, der wohl beschwören kann {Ps 58}. Denn gleichwie die Schlange bei den Worten des Beschwörers die Ohren zustopft, also verstopfen die Gottlosen die Ohren des Herzens vor dem Worte Gottes, welches sie hinsichtlich ihrer Bosheit und ihres gottlosen Wesens mahnt.

7. Und dem Engel der Gemeinde zu Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat, den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf:

Und: Jetzt folgt, was Christus von der Kirche zu Philadelphia hält.

Heilige: Jesus Christus, an dem kein Makel der Sünde ist.

Wahrhaftige: Der mit seinen Worten niemand betrügt. Es wird aber die Heilige Schrift, das ist, seine Unschuld, uns durch den Glauben zugerechnet. Und wer den Worten Christi glaubt, der wird nie betrogen, wenn sie sich auch gleich mit der menschlichen Vernunft nicht reimen.

Schlüssel David: Nämlich des ewigen Reiches, welches durch Davids Königreich abgebildet wurde, und Christo, dem Sohn Davids, zuvor verheißen ist.

Auftut: Denn er hat die Schlüssel des Himmelreichs also in seiner Hand und Gewalt, dass er den Himmel zu- und aufschließen kann, wann und wem er will. Denn niemand kommt zum Vater (spricht Christus) ohne allein durch mich {Joh 14}. Er tut aber den Himmel auf all denen, die an ihn glauben, und schließt denselben vor allen Unbußfertigen zu. Und ohne seinen Willen kann niemand in den Himmel kommen, wenn er ihn auftut, so können alle Teufel uns den Himmel nicht verschließen.

8. Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft, und hast mein Wort behalten und hast meinen Namen nicht verleugnet.

Ich: Christus fängt an seine Kirche zu loben.

Deine Werke: Deine Frömmigkeit, dass du dich darum bemühst, gute Werke zu tun und gottselig zu leben.

Offene Tür: Der Himmel steht dir offen und dir kann niemand den Eingang verwehren. Denn unsere Seligkeit ist gewiss, sofern wir nur an Christus wahrhaftig glauben. Ich bin gewiss, spricht Paulus, dass weder Tod noch Leben noch einige Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn {Röm 8}.

Kleine Kraft: Du bist zwar eine geringe und schwache Kirche, aber du bleibst fest bei meinen reinen unverfälschten Worten, auch unter viel und mancherlei Gefahr. Denn die Christen, so dem äußerlichen Ansehen nach, häufig ganz schwach im Glauben scheinen, halten sich zur Zeit der Verfolgung oft besser und standhafter als andere, von denen wir es gehofft hätten.

9. Siehe, ich werde geben aus des Satans Schule, die da sagen, sie sind Juden, und sind es nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen sollen und niederfallen zu deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.

Satans Schule: Welche zu dieser Zeit Verfolger der christlichen Religion sind.

Juden: Und rechte fromme Nachkommen der heiligen Erzväter.

Sind es nicht: Denn die Christen sind in dieser Zeit die rechten Israeliten und Juden, das ist Bekenner unseres Heilandes Jesu Christi. Aber den Juden, die jetzt nicht rechtschaffene Juden sind, will ich etliche zum christlichen Glauben bekehren, spricht Christus.

Machen: Das ist: Ich will ihre Herzen ändern, dass sie demütig bitten sollen, damit sie in eure Kirche und Gemeinde aufgenommen werden können. Denn sie werden merken, dass ihr Gottes Volk seid, welches ich, der Welt Heiland, liebe, und denen ich das ewige Leben geben will. Darum werden sie sich zu euch versammeln. Darum soll man an den Feinden der Wahrheit nicht verzagen, als ob sie nicht könnten bekehrt werden. Weil es wohl geschehen kann, dass die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten werden. Damit sie sich aber bekehren, sollen wir sie mit unserer Freundlichkeit, Unschuld, gottseligen Unterrichtung und in heiliger Geduld dazu reizen und locken.

10. Dieweil du hast bewahrt das Wort meiner Geduld, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden.

Meiner Geduld: Dass du mit großer Geduld bisher bei der reinen Lehre des Evangeliums ausgeharrt hast, so will ich dich auch weiter erhalten, damit du in der allgemeinen Verfolgung, die unter den römischen Kaisern geschehen wird, nicht zugrunde gehst. Denn die Verfolgungen sind Versuchungen, mit welchen Gott den Glauben der Christen und die Standhaftigkeit stärkt. Welche nun etliche Verfolgungen mit Geduld überstanden haben, die werden auch weiter von Gott erhalten, dass niemand sie aus der Hand Christi reißen kann {Joh 10 Röm 8}.

11. Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!

Komme bald: Und werde früher kommen zu richten die Lebendigen und die Toten, als die sicheren Leute glauben werden.

Hast: Nämlich den rechten Glauben und die wahre Gottseligkeit.

Nehme: Das ist: dass du der himmlischen Herrlichkeit nicht beraubt wirst, welche dir zubereitet ist, und andere an deiner statt kommen. Darum sollen wir die Zukunft Christi täglich betrachten, und uns mit Fleiß dranhalten, dass wir die geistlichen Güter, welche wir durch das Predigtamt des Evangeliums empfangen haben, nicht wieder verlieren. Sondern mit standhaftem Glauben in der Gerechtigkeit danach streben, dass wir die Krone der Ehren empfangen, welche uns im Himmel beigelegt ist.

12. Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen; und will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen.

Überwindet: In den Anfechtungen und Trübsalen, dass er den rechten Glauben und die Gottseligkeit nicht fahren lässt.

Zum Pfeiler: Das ist: Ein solcher Mensch wird ein Stück des geistlichen Tempels Gottes sein, welcher ist die Kirche. Wie also ein Pfeiler immer in der Kirche bleibt und da nicht rauskommt. Also kann ein gottseliger Mensch, der den Sieg am Ende erhält, der ewigen Seligkeit und lieblichen Gemeinschaft Gottes nicht mehr beraubt werden. Denn die Frommen sind der Tempel Gottes, darin Gott wohnt{1Kor 3} und die er aller seiner himmlischen Güter teilhaftig machen wird. Darum sollen wir diese Seligkeit suchen, welche, wenn wir sie einmal bekommen haben, können wir sie niemals wieder verlieren. Aber dieser Welt Wollust sollen wir verachten, welche entweder uns verlässt oder wir müssen sie verlassen.

Auf ihn schreiben: Nämlich auf solchen Pfeiler. Und damit bekennen, dass dieser Mensch, als ein Überwinder der Anfechtung und Trübsal, zu den Kindern meines Gottes gehört, und ein Bürger im himmlischen Jerusalem, das ist der wahren Kirche, die von Gott durch das Predigtamt seines Wortes und den Heiligen Geist erbaut worden ist: Auch will ich meinen neuen Namen auf ihn schreiben, das ist: Ich will bekennen und ihm das Zeugnis geben, dass er ein Christ ist und ein Bruder Christi, dem Sieger des Todes und der Hölle. Es kann aber einem Menschen keine größere Ehre begegnen, denn dass er ein Kind und Erbe Gottes ist, ein Bürger der himmlischen Stadt, der Kirche und ein Bruder oder Schwester Christi, des gewaltigen Siegers. Darum sollen wir leben als Kinder Gottes, Bürger des Himmelreichs und wie es den Brüdern Christi zusteht.

13. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Der höre: Und jetzt folgt: Denn was geschrieben ist, das sollen wir zu unserer Erbauung nehmen, auf dass wir, was löblich ist, danach tun, was aber strafwürdig ist, meiden, und durch Trost aufgerichtet, durch Schimpfworte aber zur Buße gereizt werden. Das ist von der Kirche zu Philadelphia gesagt, jetzt folgt der Text zur Kirche Laodicea.

14. Und dem Engel der Gemeinde zu Laodicea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Kreatur Gottes:

Zeuge: Der uns den Willen seines himmlischen Vaters treu lehrt und als ein wahrhaftiger Zeuge nichts verschweigt.

Anfang: Durch welchen Gott die Welt erschaffen hat. Und ist hier eben eine Rede, als wenn man von einem Baumeister sagt, der bei einem Tempel, so ganz köstlich erbaut worden ist, stünde: Dieser ist ein Anfang oder der Grund dieses schönen und herrlichen Gebäudes. Der Sohn Gottes ist das Wort Gottes, darum, sobald Gott gesagt hat: Es werde, ist der Anfang der Erschaffung gemacht worden. Denn der Vater hat alles durch das Wort erschaffen. Darum sollen wir den Erklärungen dieses Spruches den Arianern nicht folgen, welche den Sohn Gottes unter die Kreaturen rechnen, sondern dem Evangelisten und Apostel Johannes, als dem besten Ausleger der Schrift, vertrauen, welcher also spricht: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort, das selbige war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist {Joh 1}. Diese Worte unterscheiden den Sohn Gottes ganz klar von den Kreaturen als den Schöpfer. Dass aber eben dieser Sohn Gottes ein treuer Zeuge genannt wird, wird dadurch angezeigt, dass er wahrhaftig, deutlich und beständig von dem Willen seines Vaters gegen uns zeugt. Darum auch der himmlische Vater ihn zu hören befohlen hat. Denn niemand kennt den Vater als der Sohn und dem es der Sohn offenbaren will {Mt 11}. Es hat aber Christus vom Vater gezeugt nach dieser Meinung: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben {Joh 3}.

15. Ich weiß deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest!

Ich: Jetzt folgt was Christus an der Kirche zu Laodicea kritisiert.

Werk: Dass du überhaupt keinen Eifer zum Guten hast.

Kalt noch warm: So sind heutzutage etliche Christen entweder halbe Katholiken oder halbe Zwinglianer, welche die rechte und reine Religion nicht mit Ernst begehren rein zu behalten, sondern sehen zu bei mancherlei und dazu ganz schrecklichen Irrtümern durch die Finger, obwohl sie diese nicht annehmen. Denen etliche Obrigkeiten nicht ungleich sind, welche auch keinen Eifer haben, die Laster zu strafen. Solche alle miteinander wird der Herr, wo sie sich nicht aufmuntern, und ihr Amt nicht besser tun wollen, aus seinem Munde ausspucken, das ist, von seinem Angesicht verstoßen, dass sie je länger je ärger werden, bis sie endlich ganz in das Verderben geraten.

16. Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.

17. Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, dass du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß.

Bin reich: Du nimmst also deinen geistlichen Reichtum und verstehst dein Elend nicht, darin du steckst, darum wird es immer schlimmer mit dir werden: Denn du bist arm an guten Werken, blind, deine Laster und Untugenden zu verbessern, Elend an geistlichen Gütern und hast Christus nicht mit solcher Reinheit des Glaubens und Gottseligkeit im Wandel angezogen, wie es sich gebühren sollte. Denn sichere Leute gefallen sich selbst sehr gut mit ihren Lastern und geistlicher Armut und sehen ihr eigenes Elend nicht, weil sie vom Teufel geblendet sind. Darum muss man sie mit scharfen Erinnerungen aufmuntern, auf dass sie ihre Not empfinden und ihren Sachen beizeiten Rat geschaffen wird.

18. Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das mit Feuer durchläutert ist, dass du reich wirst, und weiße Kleider, dass du dich anziehst und nicht offenbar werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, dass du sehen mögest.

Gold: Dadurch wird verstanden ein rechter und lebendiger Glaube, der später auch gute Früchte bringt. Von welchem Glauben Petrus also spricht: Dass euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden wird denn das vergängliche Gold (das durch das Feuer geht) zum Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus {1Petr 1}. Dieses Gold des reinen Glaubens und seine Vermehrung wird durch das Gebet erkauft. Denn wir müssen mit den Aposteln sagen: Herr mehre uns den Glauben. Was die weißen Kleider betrifft, wird Christus dadurch angedeutet, welche wir auf zweierlei Weise anziehen. Einmal, wenn wir getauft werden, und an Ihn glauben. Denn da bedeckt Christus uns mit seiner Unschuld und seinem allerheiligsten Verdienst alle unsere Sünde und Schwachheiten, damit wir vor Gott nicht mit Schanden bestehen. Wie auch Paulus davon handelt, indem er sagt: Wie viel euer getauft sind, die haben Christus angezogen {Gal 3}. Danach ziehen wir Christus an, wenn wir uns eines reinen Wandels und unsträflichen Lebens von Herzen befleißigen. Davon Paulus spricht: Lasst uns ehrbar wandeln, als am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid, sondern zieht an den Herrn Jesus Christus, so werdet ihr des Fleisches Gelüste nicht vollbringen {Röm 13}. So muss man Christus auf zweierlei Weise anziehen, wollen wir vor Gott nicht mit Schanden bestehen.

19. Welche ich lieb habe, die strafe und züchtige ich. So sei nun fleißig und tue Buße!

Strafe: Durch mein Wort, und züchtige sie auch mit Unfällen, auf dass sie sich zur Buße bekehren. Diese Milderung setzt Christus hinzu, damit die Kirche zu Laodicea durch die vorige scharfe Strafpredigt nicht zu viel erschreckt und zerschlagen würde und alle Hoffnung ihrer Seligkeit wegen fallen ließe. Denn Gott züchtigt uns nicht in der Meinung, dass er uns begehre zu verderben, sondern dass er uns erhalten möge. Denn wenn wir gerichtet werden, so werden wir von dem Herrn gezüchtet, auf dass wir nicht mit der gottlosen Welt verdammt werden {1Kor 2}. Darum wenn wir aus dem Worte Gottes beschimpft und mit anderen Trübsalen betrübt werden, so sollen wir geduldig leiden, weil Gott durch solche Mittel unsere Seligkeit fördern will.

20. Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.

Klopfe an: Welches dann geschieht, wenn er uns mit seinem Wort zum Glauben, zur Hoffnung, zur Liebe, zur Gottseligkeit und einem heiligen Wandel, wie einem Christen es gebührt, ermahnt. Wir aber tun die Tür auf, wenn wir seinem Wort glauben, und diesem folgen. So kommt er dann zu uns samt seinen vielfältigen Gaben und guten Taten und macht Wohnung in unseren Herzen, der holdselige Gast unserer Seelen {Joh 15}. Welche nun also Christo Herberge geben und einladen, die werden einmal mit Christus essen und trinken an seinem Tisch in seinem Reich {Lk 22}. Das ist: Sie werden mit ihm der ewigen Freude und Seligkeit genießen.

21. Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Stuhl.

Überwindet: Die Trübsale und Anfechtungen dieser Welt.

Seinem Stuhl: Denn gleichwie ich nach meinem Sieg, welchen ich erhalten habe gegen die Sünde, Welt, Tod Teufel und Hölle, bin in den Himmel hinaufgefahren, habe mich gesetzt zur Rechten meines Vaters und regiere in unendlicher Majestät und Herrlichkeit im Himmel und auf Erden. So werden auch die, welche gegen der Welt Reizungen und Antrieb, wider ihr verdorbenes Fleisch und gegen den Teufel tapfer streiten und überwinden, die himmlische Herrlichkeit und Seligkeit erlangen und mit mir die gottlosen Menschen und den Teufel richten und verdammen. Das ist, dass Christus an einem anderen Ort sagt: Ihr werdet sitzen auf den Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels {Lk 22}. Auch Paulus spricht: Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Und etwas später: Wisst ihr nicht, dass wir über die Engel richten werden {1Kor 6}? Obwohl nun die Christen in dieser Welt oft in großer Verachtung leben, so soll doch das ihr Trost sein, dass sie mit Christus in himmlischer Majestät und Herrlichkeit ewig regieren werden.

22. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Der höre: Denn man soll nicht mit tauben Ohren vorübergehen lassen, was zu anderer Leute Verbesserung gesagt wird. Besonders was ich euch sage, spricht Christus, das sage ich allen. Und obwohl im menschlichen Geschlecht etliche sterben, etliche geboren werden, so geschehen fast einerlei Sachen. Daher im Prediger oft gesagt wird: Es ist nichts Neues unter der Sonne (Kapitel 1).


Das 4. Kapitel

  • Johannes beschreibt ein Gesicht, darin Christus, welcher der Tempel der Heiligen Dreifaltigkeit ist {Joh 2}, in himmlischer Majestät erscheint: Diesen lobt die Kirche durch das Predigtamt des Wortes, Gebet und Lob.

1. Danach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel; und die erste Stimme, die ich gehört hatte mit mir reden wie eine Posaune, die sprach: Steig her, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll.

Nach Luther: Dieses Bild ist die Christenheit auf Erden in ihrer Gestalt und friedlichem Wesen, die solche zukünftigen Plagen leiden soll und dennoch bleibt.

Aufgetan: Als wenn man eine Tür zu einem Tempel oder einer Kirche geöffnet hätte.

Posaune: Also redete mich ein Engel an mit einer starken und lauten Stimme, als wenn ich eine Posaune hörte. So steht auch in der Weissagung des Propheten Jesaja: Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune {Jes 58}. Gleichwie der Engel Johannes mit einer starken Stimme angeredet wird. Also sollen die Engel, das ist, die Kirchendiener, wenn sie das Wort Gottes vorbringen, nicht den Brei im Munde haben und mit der Sprache nicht herauswollen oder ungewisse und auf Schaum gesetzte Worte gebrauchen, die man drehen und verstehen kann, wie man will. Sollen auch nicht schläfrig sein, wenn sie von göttlichen Sachen reden, dass man meinen möchte, sie schliefen bald. Denn in dieser Gestalt werden ihre Zuhörer zu keiner Freudigkeit aufgemuntert.

Geschehen soll: In der christlichen Kirche. Wenn aber die Kirche durch das Wort Gottes an das bevorstehende Unglück erinnert wird, geschieht solches nicht darum, dass wir kleinmütig werden sollen, sondern dass wir uns mit Trost aus dem Worte Gottes gefasst machen, solches standhaft zu überwinden.

2. Und alsobald war ich im Geist. Und siehe, ein Stuhl war gesetzt im Himmel, und auf dem Stuhl saß einer;

Im Geist: In einer Entzückung, darin mir meine Augen in geistlicherweise geöffnet wurden, dass ich wunderbare und seltsame Dinge sah.

Einer: Wie eines Menschen Sohn: Dies aber ist Christus. Und so bedeutet dieses Gesicht in vielen Dingen fast gleich, welches im Propheten Hesekiel (Kapitel 1) beschrieben wird.

3. und der dasaß, war gleich anzusehen wie der Stein Jaspis und Sarder; und ein Regenbogen war um den Stuhl, gleich anzusehen wie ein Smaragd.

Und Sarder: Er leuchtet wie die allerköstlichsten Edelsteine. Regenbogen: Welcher dem Stuhl ein majestätisches Ansehen machte. Wie es auch ein seidenes Tuch macht, dass künstlich bestickt und bemalt ist, oder auch ein goldenes Stück über einen königlichen Thron ausgebreitet wird.

Smaragd: Also das unter anderen Farben die Grüne hervorleuchtet, schön hell wie der Edelstein, welchen man einen Smaragd nennt. Mit diesen Abbildungen wird einigermaßen die Majestät Christi in der himmlischen Herrlichkeit gedeutet, welche nicht mit Worten genügend erklärt werden kann. Es soll aber solche Abbildung der himmlischen Herrlichkeit uns aufmuntern, dass wir sie begehren in der Tat, um wahrhaftig zu sehen, welches Johannes in einem Bild gezeigt wurde. Auf dass wir sie aber auch einmal zu sehen bekommen, sollen wir uns der Sprüche Christi erinnern. Selig sind, welche reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen {Mt 5}. Das aber Christus auf einem Stuhl oder Thron, in großer Majestät, sitzt, wird eben dadurch angedeutet, dass er mächtig regiert im Himmel und auf Erden. Denn ihm ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden {Mt 28}.

4. Und um den Stuhl waren vierundzwanzig Stühle, und auf den Stühlen saßen vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen.

Ältestes: Durch diese Ältesten werden angedeutet die frommen und reinen Kirchendiener, welche über den Gottesdienst wachen, unter dieser Zahl sind auch die Propheten und Apostel zu rechnen, welche jetzt der ewigen Seligkeit genießen: Denn der König David hatte 24 Personen ausgesucht samt ihren Gehilfen, welcher einer um den anderen in ihrer Ordnung den Gottesdienst prüfen sollten {1Chr 24}. Es sind aber auch alle Christen geistliche Priester, die Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten und ehren. Die weißen Kleider zeichnen die Freude und Seligkeit in jener Welt. Die goldenen Kronen deuten auf die Belohnungen der Frömmigkeit und Treue hin, welche in jener Welt alle frommen Christen, besonders aber die treuen Kirchendiener empfangen werden. Darum Paulus spricht: Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Also ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, geben wird an jenem Tage, nicht aber allein mir, sondern auch allen denen, die seine Zukunft lieb haben {2Tim 4}. Dazu haben sie auch in diesem Leben Christus als ein reines und sauberes Kleid angezogen {Gal 3}. Und sind mit Glauben und anderen Tugenden gekrönt und geziert.

5. Und von dem Stuhl gingen aus Blitze, Donner und Stimmen; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Stuhl, welches sind die sieben Geister Gottes.

Donner und: Dadurch werden die Kraft und Wirkung des evangelischen Predigtamtes angedeutet, mit welchen die weltliche Weisheit und Heiligkeit zu Boden geschlagen wird. Und kann dem Evangelium nichts widerstehen, dass es nicht sollte in die Herzen der Menschen eindringen. Gleichwie den Blitz oder Donnerstrahl keine menschliche Gewalt aufhalten kann. Darum auch Christus die beiden Apostel, Jakobus und Johannes, Donnerkinder genannt hat {Mk 3}.

Sieben Geister: Diese werden durch die sieben Fackeln gedeutet. Und gibt die Zahl sieben die vielen Gaben des Heiligen Geistes zu verstehen, mit welchem die Kirche erleuchtet und geziert wird.

6. Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich dem Kristall, und mitten am Stuhl und um den Stuhl vier Tiere, voll Augen vorn und hinten.

Gläsernen Meer: Dieses bedeutet das evangelische Predigtamt, wie später auch gesagt wird. Sie sind aber voller Augen, weil das Predigtamt des Wortes und der Sakramente den Gläubigen eine herzliche und heilsame Erkenntnis Gottes und der göttlichen Geheimnisse zu Wege bringt. Aber der päpstliche eingewickelte Glaube (wie sie ihn nennen) hat nicht Augen, sondern ist eine Unwissenheit der göttlichen Sachen.

7. Und das erste Tier war gleich einem Löwen, und das andere Tier war gleich einem Kalbe, das dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte Tier war gleich einem fliegenden Adler.

Adler: Diese Gestalten oder Bilder der vier Tiere geben zu verstehen, wie die Apostel beschaffen gewesen waren und wie ihre ordentlichen Nachkommen ihrem Predigtamt in der Kirche Gottes sein würden. Denn das Angesicht des Löwen bedeutet ein unerschrockenes Herz gegen alle Gefahr also dass sie auch um des Evangeliums Christi Willen, das Leben zu lassen, keine Bedenken tragen {Mt 10}. Das Gesicht des Kalbes oder Ochsen zeigt auf die Arbeit, welche das Predigtamt erfordert. Darum auch Paulus von den Kirchendienern sagt: Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden {1Tim 5}. Das Angesicht des Menschen erklärt die Rechtschaffenheit, dass sie mit den Schwachen im Glauben aufs Freundlichste umgehen sollen {Röm 14}. Das Angesicht des Adlers erinnert uns, dass man nicht Menschensatzungen oder philosophische und irdische Fantasien vorbringen soll, sondern die himmlische Lehre, welche alle menschliche Vernunft weit übersteigt {Kol 2 2Kor 10}.

8. Und ein jegliches der vier Tiere hatte sechs Flügel, und sie waren außenrum und inwendig voll Augen und hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt!

Flügel: Diese bedeuten die Schnelligkeit, damit das Evangelium Christi die ganze Welt durchzieht. So kann auch noch heutigen Tages keine menschliche Gewalt den Lauf des Evangeliums hindern.

Keine Ruhe: Sondern lobten Gott den Herrn ständig.

Der Herr: Nämlich Gott Vater, Gott Sohn und Heiliger Geist, der einige Gott in drei Personen, dessen allerheiligster Tempel Jesus Christus ist, der da sitzt auf dem Thron in himmlischer Majestät und Herrlichkeit, welcher nach seiner göttlichen Natur vor Erschaffung der Welt war und jetzt in himmlischer Herrlichkeit ist, auch mit großer Majestät und Herrlichkeit wiederkommen wird samt vielen Tausend Engeln zu richten die Lebendigen und die Toten. Die dreifache Wiederholung des Lobes bezeichnet die Heilige Dreifaltigkeit, in ihr selbst betrachtet, das Übrige geht auf den Sohn Gottes, Jesus Christus, unseren Heiland, welcher menschliche Natur an sich genommen hat, in der ganzen Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt {Kol 2}. Es wird aber Gott heilig genannt, das soll uns erinnern, dass wir uns auch der wahren Heiligkeit und Unschuld befleißigen sollen. Denn also spricht der Herr: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig {2Mos 2}. Das aber die Tiere ohne Ende Gott den Herrn preisen, wird dadurch zu verstehen gegeben, dass Gott durch das reine Predigtamt ständig gepriesen, durch die falsche Lehre aber ständig verlästert werde.

9. Und da die Tiere gaben Preis und Ehre und Dank dem, der da auf dem Stuhl saß, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit,

Zu Ewigkeit: Denn Christus regiert in Ewigkeit und seines Reiches wird kein Ende sein {Lk 1}. Wo doch sonst alle anderen Reiche zugrunde gehen.

10. fielen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Stuhl saß, und beteten an den, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und warfen ihre Kronen vor den Stuhl und sprachen:

Beteten an den: Jesus Christus. Denn die Kirche triumphiert in jener Welt, so auch die Kirche noch auf Erden immer im Streit ist, preist den Heiland Jesus Christus. Und betet nicht nur den halben Christus an (wie die Calvinisten), nachdem er Gott ist, sondern den ganzen Christus, auch nachdem er Mensch ist.

Warfen: Das ist ein Zeichen ihrer großen Demut.

11. Herr, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.

Und Kraft: Dem alle Gewalt zugemessen wird im Himmel und auf Erden.

Geschaffen: Zu deiner Ehre. Denn alle Dinge sind durch das Wort Gottes, welches der Sohn Gottes ist, erschaffen, und ohne ihn ist nichts gemacht {Joh 1}. Er erhält auch alles und er bewahrts, solange es ihm gefällt. Und müssen alle Kreaturen zu seinem Lob und Ehren dienen. Das aber die Ältesten ihre Kronen vor den Stuhl werfen, sagt uns, dass die Heiligen ihre ewige Seligkeit Christus zuschreiben, und bekennen, dass Sie der himmlischen Herrlichkeit nicht würdig sind, noch diese verdient haben. Denn es werden die Seligen an jenem Tage zu Christus sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist. Und der König wird ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem unter diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan {Mt 25}. So sagt auch die Kirche in diesem Leben mit dem Patriarchen Jakob: Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knecht getan hast {1Mos 32}.


Das 5. Kapitel

  • Von Christus, als dem Löwen vom Geschlecht Judas, wird gesagt, dass er der sei, welcher der Kirche die Weisheit, so vor der Welt verborgen gewesen ist, offenbare. Dieser wird uns auch in der Gestalt eines Lammes, als ein Opfer für die Sünden, vorgemalt. Und wird das Lob beschrieben, welches Christus von der Kirche gegeben wird, darum, dass er das Evangelium geoffenbart hat.

1. Und ich sah in der rechten Hand des, der auf dem Stuhl saß, ein Buch, beschrieben inwendig und auswendig, versiegelt mit sieben Siegeln.

Und: Johannes fährt fort zu erzählen, wie er Gott den Herrn gesehen hat, auf einem Stuhl im Himmel sitzen, in menschlicher Gestalt: Und dieser Sohn Gottes, welcher mit dem Vater und dem Heiligen Geist regiert im Himmel und auf Erden, wird uns auch, wegen seiner angenommenen Menschheit, und des Amtes der Erlösung, in der Gestalt eines unbefleckten Lammes zu betrachten vorgestellt: Und wird zugleich eine Vorbereitung gemacht zu anderen Gesichtern, darin künftige Sachen sollen offenbart werden.

Buch: In diesem Buch sind viele geheime Sachen geschrieben, die sehr wichtig sind ((Nach Luther) In diesem Buch werden zukünftige Geschehnisse gezeigt, welche durch Christus offenbart werden.

Sieben Siegeln: Das bedeutet, dass niemand darin etwas lesen konnte, außer, dass man eins oder mehrere Siegel aufmache. Obwohl nun der Vorwitz der Menschen verschiedene Weise und Wege erdenkt, künftige Sachen zu erkennen, so haben doch solche Weissagungen nie etwas Gewisses, sondern sind sehr zweifelhaft und oft falsch. Was aber Gott in seinem Wort offenbart, das ist gewiss und unfehlbar.

2. Und ich sah einen starken Engel, der rief aus mit großer Stimme: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen?

Aufzutun: Denn solches steht nicht einem jeden zu, sondern steht nur dem Allerehrwürdigsten zu.

3. Und niemand im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde konnte das Buch auftun und hineinsehen.

Hineinsehen: Dass er erfahren könnte, was darin geschrieben steht. Denn kein Engel, Mensch oder Geist konnte gefunden werden, der Gottes geheime Verordnungen hätte lesen können. Darum sind die nicht allein gottlos, sondern auch nicht ganz bei Sinnen, welche durch den Teufel künftige Sachen erkennen wollen.

4. Und ich weinte sehr, dass niemand würdig erfunden ward, das Buch aufzutun und zu lesen noch hineinzusehen.

Weinte sehr: Es tat mir sehr weh und herzlich leid, dass die Geheimnisse Gottes sollten so verborgen bleiben. Denn je mehr Geheimnisse Gottes eines Christenmenschen Herz kennt, je mehr es zu wissen begehrt. So ist der Überdruss des Wortes Gottes bei einem Menschen ein Zeichen, dass ein solcher in seinem Herzen einen schlechten oder gar keinen göttlichen Eifer hat. Doch sollen wir in diesem Leben begehren zu wissen, was Gottes Geheimnisse für jene Welt sind.

5. Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der da ist vom Geschlecht Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und zu brechen seine sieben Siegel.

Ältesten: Welche um den Stuhl Gottes saßen.

Überwunden: Den Tod, Teufel und die Hölle.

Löwe: Das ist Jesus Christus, von dem, seiner unendlichen Macht und Stärke wegen, der Patriarch Jakob also geweissagt hat: Juda, du bist es, dich werden deine Brüder loben, deine Hand wird deinen Feinden auf dem Halse sein. Vor dir werden deines Vaters Kinder sich neigen: Juda ist ein junger Löwe, du bist hochgekommen, mein Sohn, durch große Siege, er hat sich niedergekniet und sich gelagert wie ein Löwe und wie eine Löwin, wer will sich gegen ihn auflehnen {1Mos 49}.

Wurzel David: Das ist: der als ein Spross aus der Wurzel, die schon fast verdorrt, gesprossen ist. Denn das Geschlecht Davids war sehr gering geworden und hatte stark abgenommen. Davon der Prophet Jesaja geweissagt hat: Es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isai und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen, auf welchen wird ruhen der Geist des Herrn {Jes 2}.

6. Und ich sah, und siehe, mitten zwischen dem Stuhl und den vier Tieren und zwischen den Ältesten stand ein Lamm, wie wenn es erwürgt wäre, und hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande.

Und: Jetzt wird eben dieser Christus, welcher zuvor um seiner großen Macht und Stärke willen mit dem Löwen verglichen wird, uns in der Gestalt eines Lammes vorgestellt, darum, dass er ein Opfer für unsere Sünde, und dass er in seinem Leiden den höchsten Gehorsam und die höchste Geduld geleistet hat {Jes 53}.

Ältesten: Die um den Stuhl Gottes saßen.

7. Und es kam und nahm das Buch aus der Hand des, der auf dem Stuhl saß.

Nahm das Buch: Welches mit sieben Siegeln verschlossen war. Denn Christus ist nach seiner Menschheit geringer als der Vater. Darum wird gesagt, dass er von dem Vater nehme oder empfange, nach seiner angenommenen menschlichen Natur, was er zwar in seiner göttlichen Natur mit dem Vater von Ewigkeit hergehabt hat.

8. Und da es das Buch nahm, da fielen die vier Tiere und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm und hatte ein jeglicher Harfen und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen,

Buch nahm: Das ist die Siegel aufmachte, wie später geschrieben wird, dass eines nach dem anderen zu unterschiedlichen Zeiten aufgetan wurden.

9. und sangen ein neues Lied und sprachen: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist erwürgt und hast uns: Menschen für Gott erkauft mit deinem Blut aus allerlei Geschlecht und Zunge und Volk und Heiden

Sangen: Nämlich, die vier Tiere und 24 Ältesten.

Aufzutun: Auf das du, oh du Lamm Gottes, deine Kirche von künftigen Sachen unterrichtest.

Erkauft: Damit wir von der Dienstbarkeit des Teufels erlöst, unserem Herrn und Gott dienen.

Blut: Nicht mit Gold oder Silber. Wir sollen uns erinnern, wie Christus uns lieb gehabt hat, dass er auch sein Leben für uns gelassen und uns mit seinem teuren Blut erkauft hat, auf das wir ihm, unserem Herrn und Erlöser, dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit, denn ihm gefällt unser ganzes Leben{Lk 1}.

Und Heiden: Das ist: Aus allen Völkern sammelst du dir eine Kirche, du lieber Heiland und Erlöser Jesus Christus. Denn nach der Auferstehung Christi ist den Aposteln befohlen worden, dass sie das Evangelium Christi predigen sollten, nicht nur den Juden, sondern allen Kreaturen. Darum es habe einer gleich seine Herkunft aus diesem oder einem anderen Volk, wenn er nur glaubt und getauft wird, so wird er selig {Mk 16}.

10. und hast sie unsrem Gott zu einem Königreich und zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden Könige sein auf Erden.

Könige: Er hat uns also zu hohen Ehren und großen Würden erhoben, dass wir Herren sind über Tod, Teufel und Hölle, welche wir unter unseren Füßen haben.

Priestern: Zu Opfern geistlicher Opfer, nämlich Lob und Danksagung {Hebr 13}.

Auf Erden: Nämlich, in der Neuen Welt, welche du erschaffen wirst, wenn die alte vergangen ist {2Petr 3}. Da werden wir dann einmal herrschen. Darum sollen wir die Trübsal und Verachtung in dieser Welt mit unerschrockenem Mut dulden. Weil wir in jener Welt ohne Ende herrschen und regieren werden in himmlischer Majestät und Herrlichkeit: Wir werden alle Herren und Fürsten. Wir müssen aber auch unser Priestertum nicht vergessen, auf das wir unseren Gott loben und preisen. So sind auch die Almosen und andere Werke der Liebe dem Herrn angenehme Opfer {Hebr 13}. Diese Opfer muss man tun, weil wir noch in diesem Leben sind.

11. Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel um den Stuhl und um die Tiere und um die Ältesten her; und ihre Zahl war vieltausendmal tausend;

12. und sie sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das erwürgt ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.

Nehmen Kraft: Es wird aber gesagt, das Lamm ist würdig zu nehmen oder empfangen Kraft, Reichtum und dergleichen, wenn die Kirche mit ihrem Lob bekennt, dass Jesus Christus der allermächtigste Herr ist und der allerreichste an Schätzen, besonders an himmlischen Gütern, dazu aller Weisheit und Stärke, mit höchster Majestät und Herrlichkeit begabt und wert, den alle Kreaturen seligpreisen. So steht es im Psalm: Bringt her dem Herrn ihr Gewaltigen, bringt her dem Herrn, Ehre und Stärke. Bringt dem Herrn Ehre seines Namens, betet an den Herrn in heiligem Schmuck {Ps 29}. Das ist, lobt den Herrn und rühmt seine Majestät und Stärke.

13. Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer, und alles, was darinnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Stuhl sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Alle Kreatur: Auch die Unvernünftigen, und welche kein Leben haben, sollen Gott den Allmächtigen und das Lamm Gottes auf ihre Weise preisen und ehren. Denn es ist alles zu seiner Ehre erschaffen und dient ihm. Wie viel mehr sollen die Christen solches tun! Welche aber Gott, den himmlischen Vater und das Lamm, den Erlöser Christus, samt dem Heiligen Geist einen Gott in drei Personen in diesem Leben nicht preisen, die sind nicht wert, dass sie Gott in jener Welt mit Freuden anschauen sollen.

14. Und die vier Tiere sprachen: Amen! Und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und beteten an den, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen: Mit diesem Wort bestätigen Sie Gottes Lob. Denn es wird Gott durch das Predigtamt des Evangeliums am allermeisten gerühmt und gepriesen.

Fielen nieder: Aus großer Demut vor dem Thron der göttlichen Majestät.

Den: Nämlich unseren Herrn und Gott. Es hat aber unser Herr und Heiland Christus gesagt: Ich lebe und ihr sollt auch leben {Joh 14}. Darum werden wir mit ihm in alle Ewigkeit in höchster Freude und Herrlichkeit leben, wenn wir wahrhaftig an ihn glauben und ihm in der Gottseligkeit dienen.


Das 6. Kapitel

  • Jetzt wird angezeigt, was die sieben Siegel des versiegelten Buches bedeuten, nämlich die leibliche Trübsal, welche die Kirche überfallen wird.

1. Und ich sah, dass das Lamm der Siegel eines auftat; und hörte der vier Tiere eines sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm!

Und: Nachdem das evangelische Predigtamt in der Welt eingesetzt ist, folgen jetzt die Trübsale und die Widerwärtigkeiten, mit welchen die Kirche bedrückt und unter dem Kreuz geübt wird: Dadurch auch der Menschen Bosheit und Undankbarkeit gegen dem Worte Gottes gestraft wird. Solche werden in den nun folgenden Gesichtern angedeutet und beschrieben.

Auftat: In dem sich ein neues Gesicht zeigen würde.

Tiere eines: Nämlich das erste von den vier Tieren, von denen wir oben schon gehört haben in Kapitel 4. Das ein Angesicht des Löwen hatte.

Donnerstimme: Dieses soll eine Erinnerung sein, dass man die Weissagung von den künftigen Gefährlichkeiten beachten und besonders gut darauf achten soll. Gleichwie das Tier mit des Löwen Angesicht, so dem Gesicht zu sehen heißt, bedeutet, dass eines Löwen Herz nötig sei und ein standhaftes Gemüt erfordert, wenn man die Verfolgungen überstehen will, von denen das erste Gesicht lehren wird.

2. Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen; und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus sieghaft, und dass er siegte.

Nach Luther: Das ist die erste Plage, nämlich die der Verfolgung der Tyrannen.

Siegte: Dieser Reiter bedeutet diejenige Obrigkeit, welche das Evangelium Christi verfolgt, und gegen die rechten Christen wütet mit Entziehung der Güter, Gefängnissen, Vertreibung ins Elend, Feuer und Schwert. Denn solche missbrauchen ihre Macht, das ist, der Ehre und Gewalt, welche ihnen von Gott gegeben ist, dass sie die Bösen strafen, und die Frommen schützen sollten vor der Unterdrückung der Heiligen und gläubigen Menschen. Das Pferd aber, welches an Schnelligkeit viele andere Tiere übertrifft, gibt zu verstehen, dass das Unglück schnell hereinfalle, ehe man es geglaubt hat. Und reitet die Obrigkeit auf einem weißen Pferd, weil sie zu Friedens-Zeiten, und wenn sie im Regiment gute Ruhe haben, die Frommen verfolgen, damit diese die Ruhe nicht genießen können, da dagegen andere im Frieden sitzen und ein gutes Leben haben. Der Reiter führt auch einen Bogen, um damit anzuzeigen, dass er wie ein Schütze bald jenen oder einen anderen trifft und verletzt, an unterschiedlichen Orten, wohin er den Pfeil gerichtet und gezielt hat. Also setzen die Verfolger bald diesem, bald jenem frommen Menschen zu und reißen ihn aus der allgemeinen Masse zum Tode, fallen ihn auch oft mit Hinterlist und heimtückischen Griffen an. Über diese Schützen sich auch der königliche Prophet David beklagt, da er spricht: Siehe, die Gottlosen spannen den Bogen und legen ihre Pfeile auf die Sehnen, um auf die Frommen zu schießen {Ps 11}. Es wird aber von den Verfolgten gesagt, dass sie überwinden, weil die Christen dem äußerlichen Ansehen nach vor der Welt als überwunden geachtet werden, wenn sie ihrer Güter beraubt sind, und im Elend leben müssen oder auch getötet werden: Und hält es die Welt so, es ist nun mit ihnen aus, da doch aber vielmehr die Christen in der Marter überwinden und die ewige Krone der Ehren jener Welt empfangen. Doch spricht Johannes: Er zog aus zu überwinden. Mit diesen Worten will er zu verstehen geben, dass die Tyrannen sich für groß halten und sich unterstehen, sich große Dinge vorzunehmen, mehr als sie ausrichten können. Denn es geht vielen so, wie dem abtrünnigen Juliano, welcher, als er den Christen drohte, wenn er aus dem Krieg von Persien wiederkäme. Dass er schrecklich mit den Christen umgehen wollte. Er kam aber nicht wieder, sondern wurde mit einem Pfeil erschossen. Und da er merkte, dass er den Tod auf dem Halse hatte, hat er eine Hand voll Blut aus den Wunden genommen und in den Himmel geworfen, mit diesen Worten: Du Galiläer hast mich überwunden. Denn er pflegte Christus verächtlich einen Galiläer zu nennen.

3. Und da es das andere Siegel auftat, hörte ich das andere Tier sagen: Komm!

Und: Und nun folgt das andere Gesicht, welches auch ein anderes Unglück bedeutet.

Andere Tier: Welches einem Kalb oder Ochsen gleichsah. Und wird damit angezeigt, dass im Kirchenwesen Trübsale sind, um diese zu überstehen, ist eine große Geduld nötig, wenn allgemein das Land gestraft wird mit Krieg und Unruhe im Regiment und allerlei Streit und Zank geschehen. Davon lehrt nun das folgende Gesicht.

4. Und es ging heraus ein anderes Pferd, das war rot. Und dem, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde und dass sie sich untereinander erwürgten; und ihm ward ein großes Schwert gegeben.

War rot: Das rote Pferd bedeutet, dass viel Blut vergossen wird. Der auf dem Pferd sitzt und ein Schwert führt, auch den Frieden von der Erde nimmt, das gibt zu verstehen, dass nach den zuvor gesagten Verfolgungen schreckliche Kriege, Aufruhr und große Unruhe im Regiment entstehen. Denn Gott rächt das Blut seiner Heiligen, welches um der Bekenntnis des Evangeliums willen vergossen wurde, dass sie Friede und Ruhe nicht genießen können, die sie den Christen nicht gegönnt haben. Und wie auch im Römischen Reich und anderswo nach der Verfolgung der Christen viel blutige Kriege entstanden sind. Also auch in Frankreich und Holland zu unserer Zeit mit großer Unruhe geplagt, und viel Blut vergossen wurde wegen der Verfolgungen, die etliche Jahre zuvor geschehen waren. Unter solchen Zerrüttungen aber und unruhigem Wesen müssen auch die Christen viel Unglück leiden, weil sie Mitglieder dieser Regimente sind. Es gehen diese Unglücke nicht an ihnen vorüber. Darum ist eine große Geduld nötig, dass man solches gut überstehe, bis Gott der Herr das Unglück verringert oder ganz aufhebt. (Nach Luther) Dies sind die anderen Plagen, Kriege und Blutvergießen.

5. Und da es das dritte Siegel auftat, hörte ich das dritte Tier sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand.

Und: Jetzt das dritte Unglück, nämlich Teuerung (Inflation oder Wirtschaftskrise).

Das dritte Tier: Welches einem Menschen gleich sah. Weil nun dieses auf den Hunger und die Teuerung deutet, so will das menschliche Gesicht zu verstehen geben, dass man solchen schweren Zeiten sich mitleidig und wohltätig erzeigen soll, mit unserem Überfluss den Brüdern in Not helfe {2Kor 8 9}.

6. Und ich hörte eine Stimme unter den vier Tieren sagen: Ein Maß Weizen um einen Groschen und drei Maß Gerste um einen Groschen; und dem Öl und Wein tu kein Leid!

Groschen: Die Anzahl der Geldstücke, welche damals als Zahlungsmittel einen Wert hatten. Diese aber in der Teuerung (wie die Geschichten in der Wirtschaftskrise damaliger Zeit bezeugt) keinen Wert mehr haben, um etwas zu kaufen. Lebensmittel dagegen werden einen großen Wert haben, da auch die Feldfrüchte mäßige Ernten bringen.

Kein Leid: Dagegen die landwirtschaftlichen Produkte der einzige Vorrat ist, welche keinen Schaden empfangen wie das Korn, welches man für gutes Geld kaufen kann. Das schwarze Pferd bedeutet Angst und Schrecken für die Menschen in der Teuerung und Hungersnot. Sie sind traurig und haben keinen Lebensmut, so wenn sie die Toten beklagen, gehen dahin, dass keine Freude bei ihnen zu spüren ist. Die Waage bedeutet den geringen Vorrat der Nahrung, weil man das Brot nach dem Wert anderer materieller Güter austeilt, aber nicht wie viel ein jeder nötig hat, sondern so viel an Armut ist, daher geschieht es, dass man das Leben nur kümmerlich erhalten kann und die Menschen sich nicht satt essen können. Von diesem Jammer redet Gott der Herr: Ich will euch den Vorrat des Brotes verderben, dass zehn Frauen sollen euer Brot in einem Ofen backen und euer Brot soll man mit Gewicht aufwiegen, und wenn ihr es esst, sollt ihr nicht satt werden {3Mos 26}. Das aber verboten wird, dem Wein und Öl kein Leid zu tun, gibt uns solches als Trost, dass Gott sich in seinen gerechten Strafen seiner Barmherzigkeit erinnert, und um seiner Auserwählten willen, welche er verschont, die Strafen mildert. Denn weil den Christen in den Verfolgungen ihre Güter genommen werden, so entzieht auch Gott der Gottlosen Welt ihre Nahrung. Eine solche teure Zeit ist nach den Verfolgungen des Evangeliums entstanden unter dem römischen Kaiser Claudio, die fast durch die ganze Welt gegangen ist und großen Jammer verursacht hat {Apg 2}. Als nun auch solche Trübsal die Christen, besonders im jüdischen Lande, traf, beschlossen die anderen Jünger oder Christen, nachdem ein jeder vermochte, Güter und Nahrung zu den Brüdern oder mit Christen, die in Judäa wohnten, wie sie denn auch taten, und schickten es zu den Ältesten. Obwohl nun auch diese allgemeinen Strafen das Land und somit auch die Frommen betraf. Gott mildert aber den Jammer der Frommen, wie davon in den Psalmen steht: Die Augen des Herrn sehen auf die, so ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen, dass er ihre Seele errette vom Tode und ernähre sie in der Teuerung {Ps 33}. Darum irren die Katholiken sehr, wenn sie die Teuerung und dergleichen Unfälle der evangelischen Lehre zuschreiben, da sie es doch sind, welche diese Unglücke verursachen, dadurch, dass sie das Evangelium verfolgen und verlästern, fromme Leute und deren Bekenntnis willen des Evangeliums ihre Güter rauben und mit Verlust der Güter sie ins Elend treiben.

7. Und da es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme des vierten Tiers sagen: Komm!

Und: So lasst uns auch vom vierten Unglück hören, nämlich von der Pest, welche auch häufig in der Kirche geschieht.

Vierten Tier: Welches wie oben angezeigt ein Angesicht hatte wie ein Adler. Es weist aber der Adler auf die Weissagung von der Pest und die Aufmerksamkeit, die wir darauf haben sollen, auf dass wir der ungewissen Stunde des Todes uns erinnern und mit himmlischen Gedanken uns stets umgeben, damit wir jede Stunde zum seligen Ausgang aus diesem Leben bereit sind.

8. Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen ward Macht gegeben, zu töten den vierten Teil auf der Erde mit dem Schwert und Hunger und mit dem Tod und durch die Tiere auf Erden.

Nach Luther: Die vierte Plage ist Pestilenz und Tod.

Die Hölle: Nämlich ein Bild und Beispiel der höllischen Pein und Strafe.

Auf Erden: Also, dass dem Tod zugelassen wird, die Menschen nicht nur mit Krieg und Hungersnot, sondern auch mit der Pest und grausamen vergifteten Tieren hinweg zunehmen und einen großen Teil derselben der Hölle zu peinigen übergeben. Das fahle Pferd deutet auf die tödlichen Krankheiten, sodass die Kranken nicht nur bleich sind, sondern auch, und besonders, weil der Tod bleich macht. Das Schwert, Hunger und die Tiere, so sich bei der Pest finden lassen, zeigen an, dass ein Unglück selten allein geschieht, gleichwie auch die Menschen Gott den Herrn nicht nur mit einer, sondern auch mit viel und mancherlei Sünden beleidigen und seinen gerechten Zorn verursachen. Die Hölle aber kommt nicht auf die Frommen, sondern auf der Gottlosen Tod, welche das Evangelium verachten und verfolgen und mit anderen Lastern sich besudelten, von welchen sie nicht abstehen, noch Buße tun. Diese fahren durch den zeitlichen Tod gerade in die Hölle und wird dort kein Ansehen der Person sein, er sei gleich ein Edelmann oder auch Unedel, reich oder arm. Weil aber die Pest häufig auch etliche Fromme angreift, so sollen wir alle Tage den Tod recht zu überwinden bereit sein, und sind die Christen, welche, indem sie den Kranken und mit der pestbehafteten Leute mit Hilfe und Trost beistehen, auch angesteckt, und dahin sterben, aber wie heilige Märtyrer Gottes zu zählen sind.

9. Und da es das fünfte Siegel auftat, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die erwürgt waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten.

Und: Jetzt folgt mit der Eröffnung des fünften Siegels auch ein Gesicht, welches den Christen zum Trost dienen soll, weil ihnen befohlen wird, dass sie auf die herrliche Auferstehung der Toten mit Geduld warten sollen.

Des Zeugnisses willen: Das ist um der Lehre des Evangeliums willen, welches sie angenommen und sich dazu bekannt haben: Denn Johannes wiederholt einerlei Meinung mit etwas veränderten Worten. Und werden die Seelen der christlichen Bekenner, welche in der Marter ein heiliges Opfer gewesen sind, gesehen, dass sie unter einem Altar ruhen. Darum auch Paulus von keiner nahenden Marter sagt: Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden {2Tim 4}. Und im Psalm steht: Der Tod seiner Heiligen ist wert gehalten vor dem Herrn {Ps 11}. Denn die Marter ist ein heiliger Gottesdienst, welche diejenigen leisten, so viel lieber sterben, als die Wahrheit des Evangeliums zu verleugnen. Nach Luther) Hier tröstet er die Christen in ihrem Leiden.

10. Und sie schrien mit großer Stimme und sprachen: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächst unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?

Heiliger: Der du keine Ungerechtigkeit billigst, sondern sowohl in deinen Drohungen und Verheißungen wahrhaftig erfunden wirst.

Erden wohnen: Gegen welche du dich als ein gerechter Richter erzeigst, die das Blut deiner Knechte wie Wasser vergossen haben {Ps 79}. Es wird aber von den heiligen Seelen gesagt, dass sie um Rache schreien, nicht dass sie rachgierig sind, denn sie beten für ihre Verfolger wie Stephanus in der Apostelgeschichte 7, sondern dass das unschuldige Blut die göttliche Rache fordert von denen, die es vergossen haben. Das ist, Gott kann solche Ungerechtigkeit, die seinen Knechten widerfahren ist, nicht vergessen: Wie er auch zum Brudermörder Kain spricht: Was hast du getan? Siehe, deines Bruders Blut schreit zu mir von der Erde {1Mos 4}.

11. Und ihnen wurde gegeben einem jeglichen ein weißes Kleid, und ward zu ihnen gesagt, dass sie ruhten noch eine kleine Zeit, bis dass vollends dazukämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch sollten noch getötet werden gleichwie sie.

Weißes Kleid: Welches ein Zeichen der Freude ist, deren die heiligen Seelen in jenem Leben auch vor der Leiber Auferstehung teilhaftig werden und genießen.

Dazukämen: Das ist: Bis dass die Zahl der Mitknechte und Brüder wie auch der Kirchendiener als Zuhörer erfüllt würde, welche noch bis an den Jüngsten Tag um der reinen Lehre des Evangeliums willen sollten umgebracht werden. Weil demnach die Zahl der Märtyrer noch nicht erreicht ist, so sollen wir mit Freude und gutem Mut bereit sein, die Verfolgungen zu erdulden, sie werden gleich vom Türken oder römischen Antichristen oder von den Ketzern und schwärmerischen Menschen verursacht. Denn wer sein Leben um meines Evangeliums willen verliert, sprich Christus, der wird es erhalten {Mk 8}.

12. Und ich sah, dass es das sechste Siegel auftat, und siehe, da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut;

Und: Jetzt lasst uns auch hören, was die Eröffnung des sechsten Siegels mit sich bringt.

Nach Luther: Dies sind allerlei Plagen, die mit Aufruhr und Zwietracht Land und Leute verändern bis an den Jüngsten Tag.

Blut: Der Mond wird solch ein Ansehen haben, als wollte er ganz dunkel werden.

13. und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, gleichwie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er von großem Wind bewegt wird.

14. Und der Himmel entwich wie ein zusammengerolltes Buch; und alle Berge und Inseln wurden bewegt aus ihren Örtern.

Eingewickeltes Buch: Oder langer Brief, welcher zuvor, soweit er erreichen konnte, ausgebreitet gewesen ist. Das Erdbeben bedeutet Aufruhr und große Veränderung im Regiment. Die Regimenter werden erschüttert und zerrieben wie bei einem großen Erdbeben, die Häuser bewegen sich und zerbrechen. In solchem zerrütteten und verwirrten Zustand sieht es so aus, als leuchte weder Sonne noch Mond noch Sterne. Es ist alles voller Furcht, Traurigkeit, Leid und Zittern, dass die Menschen in solchen Finsternissen der Trübsal nicht wissen, wo sie sich hinwenden sollen. Ja, sie werden denken, der Himmel bewege sich von seinem Ort, und wolle runterfallen, dass man es nicht anders deuten kann, die Welt will eine ganz andere Gestalt annehmen. Solche Strafen und Angst empfinden Hohe und Niedrige, Könige, Fürsten, Herren, Obrigkeiten, Edelleute, Bürger und Knechte. Und sie werden es wohl verstehen, dass es Strafen ihrer Sünden sind, die ihnen von dem zornigen Gott und seinem Sohn Jesus Christus, welchen sie verspottet haben, auf den Hals geschickt werden. Aber doch werden sie begehren, nur diesem äußerlichen Unfall zu entkommen und suchen menschlichen Schutz, wo sie sich sicher fühlen könnten. Tun aber nicht Buße, begehren auch nicht sich zu Christus zu bekehren, darum gehen sie in ihrer Bosheit zugrunde und fallen ins Verderben. Welches aber die rechtschaffenen Christen sind, die unter den gottlosen Leben, und des weltlichen Regiments Mitglieder sind, die geraten auch in große beschwerliche Angst und Trübsal. Doch haben sie den gewissen Trost, dass Gott für sie sorge und sie mit seiner gewaltigen Hand wunderbar schütze, auch mitten unter dem Unglück und Fallen der Regimenter. Es wird auch ihnen begegnen, dass sie gleich mit anderen, als von einem unversehens reißenden Fluss, aus diesem Leben gerissen werden, so geraten sie doch durch den zeitlichen Tod nicht ins ewige Verderben wie die Gottlosen, sondern werden aus diesem Jammertal in das ewige Leben versetzt.

15. Und die Könige auf Erden und die Großen und die Reichen und die Hauptleute und die Gewaltigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und Felsen an den Bergen

16. und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallt über uns und verbergt uns vor dem Angesichte des, der auf dem Stuhl sitzt, und vor dem Zorn des Lammes!

17. Denn es ist gekommen der große Tag seines Zorns, und wer kann bestehen?


Das 7. Kapitel

  • Johannes weissagt von den Ketzereien, welche die Kirche betrüben werden. Doch sagt er, dass Gott die Auserwählten unter dem Sturmwind der Ketzereien erhalten werde. Und zeigt an, was diejenigen im anderen Leben für Nutzen davon empfangen werden, welche in Widerwärtigkeit geduldig sind, und über ihre begangenen Sünden Reue und Leid tragen.

1. Und danach sah ich vier Engel stehen auf den vier Ecken der Erde, die hielten die vier Winde der Erde, auf dass kein Wind über die Erde bliese noch über das Meer noch über irgendeinen Baum.

Und: Die vorige Weissagung hat die leibliche Trübsal der Kirchen abgebildet, mit welchen sie in dieser Welt würden bedrückt werden, die auch häufig zu unseren Zeiten der Kirche hart zusetzt: Jetzt wird er auf die Ketzereien kommen, welche die Kirche vielmehr ängstigt und noch heutigen Tages geschieht, mehr als irgendein anderes äußeres Unglück. Doch werden die Auserwählten zuvor bezeichnet, damit sie nicht auch in Ketzerei geraten und ins Verderben kommen: Und bleiben viele Fromme und Heilige, sowohl Kirchendiener als Zuhörer, übrig, welche die reine Lehre standhaft behalten und Gott den Herrn mit einem christlichen Bekenntnis preisen.

Nach Luther: Hier fangen die geistlichen Trübsale und Plagen an, die Ketzereien. Und zuvor tröstet er die Christen, dass sie sollen gezeichnet und behütet werden.

Vier Engel: Nämlich böse Engel, die bereit sind, Schaden zu tun.

Kein Wind: Wo aber kein Wind weht, da wird eine Fäule folgen in allen Sachen, die von der Luft leben oder erhalten werden. Und wenn der Wind nicht weht, so können die Früchte der Erde nicht geraten, sondern die Ähren wachsen ohne Körner und die Bäume bringen keine Frucht. Es gebraucht aber Gott nach seiner unendlichen Weisheit und seinem gerechten Gericht die Arbeit der bösen Engel, dass er der gottlosen Leute Undankbarkeit mit dem Worte Gottes bestrafe. Denn die falschen Lehrer, so durch die bösen Engel bedeutet werden, verhindern, so viel sie immer können, dass des Heiligen Geistes Predigtamt die Kirche nicht erfrischt, erhalte und in allen guten Werken fruchtbar mache.

2. Und ich sah einen anderen Engel aufsteigen von der Sonne Aufgang, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes und schrie mit großer Stimme zu den vier Engeln, welchen gegeben war zu beschädigen die Erde und das Meer;

Und: Weil es Christus verheißen hat, dass die Auserwählten Gottes nicht sollen verführt werden, so wird bald ein anderer guter Engel gezeigt, der den bösen Engeln wert, dass sie ihr böses und schändliches Vorhaben nicht zur Unzeit in das Werk richten.

Aufgang: Von wo der gesunde Wind zu wehen pflegt.

Siegel: Das ist: Er war also bezeichnet und geziert, dass man eigentlich spüren konnte, er wäre ein heiliger Engel Gottes.

3. und er sprach: Beschädigt die Erde nicht noch das Meer noch die Bäume, bis dass wir versiegeln die Knechte unsres Gottes an ihren Stirnen!

Versiegeln: Damit ihnen das bevorstehende Unglück nicht schade. Ein solches Gesicht steht auch im Propheten Hesekiel, da vom Engel die frommen Leute an der Stirn mit dem hebräischen Buchstaben Thau (das ist, mit dem Zeichen des Kreuzes) gezeichnet werden, welche seufzten über alle Gräuel, so zu Jerusalem geschahen, damit in dem allgemeinen Jammer der Zerstörung Jerusalems die heiligen Leute nicht mit den Gottlosen und Unbußfertigen aufgerieben würden {Hes 9}. Es bedeutet aber, dass in anderen Gesichtern in der Offenbarung, dass Gott, wenn Ketzereien einreißen, seine Auserwählten erhalte, dass sie entweder in keine Ketzerei geraten oder doch ihren Irrtum bekennen und wieder umkehren, damit sie nicht samt den anderen verdammt werden. Das ist auch Christi Meinung, da er sagt: Es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, dass verführt werden in den Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwählten {Mt 24}. Und Paulus, da er von den entstandenen Ketzereien handelt, spricht: Der feste Grund Gottes besteht und hat dieses Siegel, der Herr kennt die Seinen, und es trete ab von der Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennt {2Tim 2}.

4. Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden: hundertvierundvierzigtausend, die versiegelt waren von allen Geschlechtern der Kinder Israel:

Und: Folgt die Menge derer, die von den Engeln an der Stirn gezeichnet wurden. Und man muss es so verstehen, dass die gesetzte Zahl aller Auserwählten, welche von Anfang der Welt gewesen sind, und bis zu diesem Ende noch sein werden, sondern es wird hier nur von den Auserwählten geredet, die unter mancherlei Ketzerei in Gefahr ihrer Seligkeit geraten sind, besonders bei den Ketzereien, davon später gesagt wird. Und wird eine gewisse bestimmte Zahl für eine unzählige Menge gesetzt: Dazu wird mit der großen Anzahl zu verstehen gegeben, dass Gott unter so mancherlei Zerrüttung und Verwirrungen der Religion viel tausend erhalte, dass sie von der reinen Lehre des Evangeliums nicht abfallen. Und das Johannes, der vom israelitischen Geschlecht hier redet, also die Personen, welche aus den Juden zu Christo bekehrt waren. Denn obwohl der größere Teil der Juden Christus angefeindet und verfolgt hat, so sind doch, besonders in der ersten Kirche, immer etliche zum Messias bekehrt worden. Darum man an den Feinden des Evangeliums nicht verzagen soll

5. Von dem Geschlechte Juda zwölftausend versiegelt; von dem Geschlechte Ruben zwölftausend versiegelt; von dem Geschlechte Gad zwölftausend versiegelt

6. von dem Geschlechte Asser zwölftausend versiegelt; von dem Geschlechte Naphthali zwölftausend versiegelt; von dem Geschlechte Manasse zwölftausend versiegelt;

7. von dem Geschlechte Simeon zwölftausend versiegelt; von dem Geschlechte Levi zwölftausend versiegelt; von dem Geschlechte Issaschar zwölftausend versiegelt;

8. von dem Geschlechte Sebulon zwölftausend versiegelt; von dem Geschlechte Joseph zwölftausend versiegelt; von dem Geschlechte Benjamin zwölftausend versiegelt.

9. Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, welche niemand zählen konnte, aus allen Heiden und Völkern und Sprachen, vor dem Stuhl stehend und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und Palmen in ihren Händen,

Danach: Bis jetzt ist von den Israeliten geredet worden. Jetzt wird ein Gesicht gezeigt, von der Kirche, die aus den Heiden versammelt wurde.

Zählen konnte: Denn die Auserwählten Gottes, welche aus den Heiden zusammengebracht wurden, und diese auch ihre Ankunft haben, ist eine unzählige Menge. Und hat Gott durch das Predigtamt des Evangeliums aus mancherlei Völkern sich eine Kirche gesammelt. Denn er sieht die Person nicht an, sondern in allerlei Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm {Apg 10}.

Weißen Kleidern: Diese Kleider bedeuten die Unschuld, Reinigkeit und geistliche Freude. Denn welchen die Unschuld und Heiligkeit Christi zugerechnet wird, die werden auch bei Gott rein sein und keine Flecken der Sünde haben, dass sie in dieser Welt ein gutes Gewissen haben und in jener Welt die ewige Freude und Herrlichkeit genießen werden.

Palmen: Diese bedeuten den Sieg. Und werden nicht nur die für Überwinder geachtet, welche in den Verfolgungen standhaft sich erzeigen, sondern auch, welche sonst des Satans Anfechtungen mannhaft überwinden.

10. schrien mit großer Stimme und sprachen: Heil sei dem, der auf dem Stuhl sitzt, unsrem Gott, und dem Lamm!

Dem Lamm: Das ist: Wir schreiben unser Heil Gott und unserem Seligmacher Christo zu und preisen ihn mit ewigem Lob. Darum werden wir nicht nur in jenem Leben Gott loben und preisen, sondern sollen auch in dieser Welt seinen Ruhm verkündigen und ausbreiten.

11. Und alle Engel standen um den Stuhl und um die Ältesten und um die vier Tiere und fielen vor dem Stuhl auf ihr Angesicht und beteten Gott an

Alle Engel: Welche samt in ihrem heiligen Chor der Kirche mit göttlichem Lob ehrten.

12. und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unsrem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Amen: Mit diesem Wort unterschreiben sie den zuvor genannten Ruhm der göttlichen Majestät und bezeugen die heiligen Engel, welche immer um uns herumstehen, dass all unser Heil und Seligkeit allein der Güte und Barmherzigkeit Gottes zuzuschreiben ist. So sind auch diese Glückwünsche der Engel zu verstehen, dass die heiligen Engel der Menschen Seligkeit sich erfreuen, besonders aber, wenn ein Sünder zu Christus sich bekehrt {Lk 15}.

Lob: Es setzen auch die Engel ihren Lobgesang hinzu, welchen sie Gott dem Herrn zu Ehren singen, auf diese Meinung: Unser Gott sei gepriesen in alle Ewigkeit, ihm allein wird alle Ehre gegeben und soll man ihm allein ewig Lob und Dank sagen. Weil er der Weiseste, Mächtigste und Stärkste ist, und er ist es wert, dass sein Lob niemals aufhöre. Dieser Titel und der Name Gottes soll uns zu großer Dankbarkeit ermuntern, auf dass wir einen solchen gütigen Gott von Herzen dienen, und soll die wahre Gottesfurcht in uns erwecken, dass wir ihn nicht beleidigen, aus dessen Hand uns niemand reißen kann.

13. Und es antwortete der Ältesten einer und sprach zu mir: Wer sind diese, mit den weißen Kleidern angetan, und woher sind sie gekommen?

Sind diese: Lieber, was meinst du, was das für Leute sind, und woher sie kommen?

14. Und ich sprach zu ihm: Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind‘s, die gekommen sind aus großer Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes.

Großen Trübsal: Die sie in der Welt erduldet und ausgestanden haben.

Im Blut: Es waschen aber diejenigen ihre Kleider und machen Sie hell in des Lammes Blut, welche Buße tun, und an Christus, der sein Blut für sie vergossen hat, wahrhaftig glauben. Denn an diesen will Gott keinen Flecken oder Makel der Sünde sehen. Das ist, was der Prophet Jesaja spricht: Wachet, reinigt euch, tut eure bösen Wesen von meinen Augen, lasst ab vom Bösen, lernt Gutes zu tun. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, so soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden {Jes 1}. Wie denn gesagt ist, die Heiligen kommen aus großen Trübsalen, wird dadurch angezeigt, dass wir durch viel Trübsal müssen in das Reich Gottes gehen {Apg 14}. Wir sollen aber die Trübsal in dieser Welt willig auf uns nehmen und mit Geduld leiden, umso größere Herrlichkeit wir im Himmel zu erwarten haben.

15. Darum sind sie vor dem Stuhl Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Stuhl sitzt, wird über ihnen wohnen.

Darum: Jetzt zeigt Johannes den Nutzen, welchen die unbußfertigen Sünder, und die, so in den Trübsalen geduldig sind, in jener Welt zu erwarten haben.

Stuhl: Dass man sie würdig achtet, welche Gott mit höchster Lust anschaut, und sich stets um sie kümmert.

Wohnen: Sie werden in Gott dem Herrn ihre größte Lust und Freude haben und wird ihnen nichts mangeln, auch wird ihnen niemand Schaden tun, weil Christus in der Herrlichkeit seines himmlischen Vaters sie erhalten wird, unter welchem getreuen Hirten sie an allen Dingen Überfluss haben werden, was zu ihrer ewigen Freude und Seligkeit dienlich ist.

16. Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgendeine Hitze;

17. denn das Lamm mitten im Stuhl wird sie weiden und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.

Abwischen: Sie werden trotz ihres Leides wieder ergötzt werden, dass sie keine Traurigkeit oder Unmut mehr in alle Ewigkeit überfallen wird. Mit diesen Worten zeigt die Schrift die ewige Freude und Seligkeit, welche, dass wir sie erlangen können, mit höchstem Fleiß uns darum bemühen sollen. Denn alle Wollust dieses vergänglichen Lebens ist wie nichts zu rechnen gegen die himmlische Seligkeit. Und was uns hier froh macht, das verliert sich bald wieder oder wird durch ein plötzliches Unglück und Trübsal versalzen. Es redet aber die Schrift hier von einer zukünftigen Zeit, weil die Seligkeit der Frommen erst dann vollkommen sein wird, wenn die Leiber, so vom Tod erweckt, mit den Seelen werden wiederum zusammenkommen, auf dass der ganze Mensch die völlige und ewige Seligkeit genieße.


Das 8. Kapitel

  • Unter dem Bild der Posaunen, mit welchen die bösen Engel ausgerüstet wurden, werden die Ketzereien angedeutet, welche der Kirche guten Zustand verunreinigen werden.

1. Und da es das siebente Siegel auftat, ward eine Stille in dem Himmel bei einer halben Stunde.

Und: Bis jetzt sind durch die sechs geöffneten Siegel der Kirche leibliche Trübsale gezeigt worden: Jetzt wird das siebte Siegel aufgemacht, daraus mancherlei Ketzereien hervorkommen, welche die Kirche viel heftiger geplagt haben als alle zeitlichen Unfälle. Denn die Verwirrungen des Gewissens sind viel schwerer als des Leibes Schmerzen.

Stille: Dass sich die heiligen Engel und Auserwählten über die Streitereien verwundern, welche in der Kirche geschehen werden. Und will diese Stille uns erinnern, dass wir auf die kommenden Ketzereien gut Acht geben sollen. Damit wir Ihnen beizeiten begegnen und zuvorkommen können.

2. Und ich sah die sieben Engel, die da stehen vor Gott, und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben.

Sieben Engel: Welches böse Engel waren. Denn Gott braucht die bösen Engel zum Dienst der Vollstreckung seiner gerechten Anordnungen. Gleichwie die Soldaten und Henker sich häufig nicht weit von der Obrigkeit finden lassen, damit sie ihre Befehle ausrichten. (Nach Luther) Da kommen die sieben Ketzer nacheinander und geht aber vorher der Trost des Gebetes.

Sieben Posaunen: Diese Posaunen bedeuten die Ketzer, welche mit ihrem Schall der Menschen Gemüter betäuben und der Kirche friedlichen Zustand mit ihrem unseligen Klang erschrecken. Von solchen Personen wird gesagt, dass sie den bösen Engeln gegeben werden, weil Gott dem Satan zulässt, dass er Ketzerei errege, und Irrtümer in der Kirche ausstreue, damit derjenigen Undankbarkeit gestraft wird, welche die Wahrheit nicht mit Ernst lieben. Wie Paulus sagt: Gott werde ihnen kräftige Irrtümer senden, dass sie der Lügen glauben, auf dass sie gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit {2Thes 2}.

3. Und ein andrer Engel kam und trat an den Altar und hatte ein goldenes Räucherfass; und ihm ward viel Räucherwerk gegeben, dass er es gäbe zum Gebet aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Stuhl.

Und: Jetzt wird ein Trost hinzugesetzt für die Kirche, dass nämlich das Gebet der Frommen viel vermag, die Trübsal in der Kirche zu mildern.

Rauchwerk: Durch das angezündete Räucherwerk zum süßen Geruch für Gott wird angedeutet der gottseligen Gebet, damit wehren sie, dass die Ketzerei nicht so weit in der Kirche einreißen kann, wie sie der Satan gerne ausbreiten wollte, auf dass die Auserwählten nicht verführt werden. Denn es wird den Ketzereien mit dem gottseligen Gebet widerstanden

4. Und der Rauch des Räucherwerks vom Gebet der Heiligen ging auf von der Hand des Engels vor Gott.

5. Und der Engel nahm das Räucherfass und füllte es mit Feuer vom Altar und schüttete es auf die Erde. Und da geschahen Stimmen und Donner und Blitze und Erdbeben.

Stimmen: Durch die Stimmen wird das Rauschen des Ungewitters angezeigt, es wird aber hiermit zu verstehen gegeben, dass die Predigt des Evangeliums, welche oft mit dem Donner verglichen wird, auf dass hellste hervorkommt, ehe die Ketzereien entstehen, auf dass die Auserwählten mit gesunder Lehre ausgerüstet und verwahrt werden, damit sie sich nicht von den Ketzern verführen lassen.

6. Und die sieben Engel mit den sieben Posaunen hatten sich gerüstet zu posaunen.

Und: Es folgen jetzt die Ketzereien, mit welchen die Kirche Gottes jämmerlich zugerichtet wurde.

Gerüstet: Denn der Satan zeigt sich ganz willig und fleißig, wenn er die Kirche Gottes plagen soll. Aber Gott verdirbt und richtet seine Kirche darum durch solche Unglücke nicht zugrunde, sondern probiert und bewährt sie, auf dass bekannt werde, was für eine Standhaftigkeit in der Erhaltung der reinen Lehre und im unverfälschten Bekenntnis geschehen soll.

7. Und der erste Engel posaunte: und es ward ein Hagel und Feuer, mit Blut gemengt, und fiel auf die Erde; und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte.

Nach Luther: Dieser erste Engel ist Tatianys und die Enkriniten, welche die Ehe verboten hatten und Werke heilig machen sollten, wie später die Pelagianer.

Verbrannte: Diese Trübsal, so über die Kirche verhängt wurde, ist gewesen in der Zeit des Tatianys und Enkriniten Ketzerei, welche ihren Namen von der Enthaltung bekamen. Sie haben den Ehestand gelästert und gelehrt, dass man sich dessen enthalten sollte. Die ewige Seligkeit haben sie dem menschlichen Verdienst und dazu den abergläubischen und von Menschen erdachten Werken zugemessen. In diesen beiden Stücken sind sie den Katholiken sehr gleich. Welche auf den Ehestand nicht viel halten, die Seligkeit aber auf das Verdienst der Werke setzen und auf die Menschensatzungen, dass man diese halten soll, in abergläubischerweise dringen sie darauf. Diese Irrtümer hindern die rechten Früchte des Glaubens, nämlich die guten Werke, welche Gott geboten hat, und heben Sie auf, verbrennen also nicht allein das grüne Gras, sondern auch die Bäume, das ist, sie verderben der Menschen Herzen und Gemüter, dass diese keine rechten Geistlichen um gute Früchte mehr bringen, sondern die Zeit mit abergläubischen Werken umsonst verlieren.

8. Und der andere Engel posaunte: Und es fuhr wie ein großer Berg mit Feuer brennend ins Meer; und der dritte Teil des Meeres ward Blut,

Ins Meer: Diese Gesichter deuten auf der Marcioniten, und Montanisten Ketzerei, welche alle nicht viel auf die Heilige Schrift gehalten haben und die innerlichen Offenbarungen oder Entzückungen vorzogen. Solche sind zu unserer Zeit gewesen: Thomas Münzer, die Wiedertäufer zu Münster, und sind heute noch die Schwenkfelder, welche sich des Geistes rühmen, und den Buchstaben der Heiligen Schrift verachten. Solcher Leute Gedanken und Fantasien schweben wie ein brennender Berg zwischen Himmel und Erde und verderben die wankelmütigen Leute in der Religion, die von mancherlei Meinungen, wie ein Schiff im Meer, umhergetrieben werden, bis sie in die Ketzerei versinken und am Glauben Schiffbruch erleiden {1Tim 1}.

9. und der dritte Teil der lebendigen Kreaturen im Meer starb, und der dritte Teil der Schiffe wurde verderbt.

10. Und der dritte Engel posaunte: Und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme und über die Wasserbrunnen.

Stern: Die Sterne bedeuten die Lehrer in der Kirche. Und ist ein solcher Stern Origenes gewesen, welcher vom Himmel, das ist, aus der Kirche gekommen, und die Weltweisheit oder menschliche Vernunft unter die geistliche Lehre gemengt hat, und alles in Gleichnisse oder verblümte Reden verkehrt, hat also die Heilige Schrift denen, die ihm gefolgt sind, so zugerichtet, dass sie ihnen nicht mehr nützlich gewesen ist, und keine rechte Erquickung oder Trost mehr daraus fassen konnten, eben als wenn man einem Durstigen ein bitteres Wasser vorstellt. Solches haben auch in folgenden Zeiten getan die Schultheologen, welche auch die Philosophie und Theologie durcheinandergeworfen und mit unnötigen Gleichnissen immer in der Schrift fantasiert und gegrübelt haben. Heutigen Tages mengen auch die Calvinisten die Theologen und Philosophen untereinander und verkehren den einfältigen rechten Verstand der Heiligen Schrift mit Figuren und verblümten Reden zur Unzeit.

11. Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser ward Wermut; und viele Menschen starben von den Wassern, denn sie waren so bitter geworden.

12. Und der vierte Engel posaunte: Und es ward geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, dass ihr dritter Teil verfinstert ward und der Tag den dritten Teil nicht schien und die Nacht desgleichen.

13.Und ich sah und hörte einen Engel fliegen mitten durch den Himmel und sagen mit großer Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen, vor den andern Stimmen der Posaune der drei Engel, die noch posaunen sollen!

Weh: Denn es werden noch viel schrecklichere Zeiten folgen, als bisher gewesen sind. Und je näher wir zu der Welt Ende kommen, je größer und schwerere Gefährlichkeiten der Kirche werden vorhanden sein. Darum sollen wir von Herzen bitten und wünschen, dass Christus mit seiner herrlichen Ankunft allem Unglück bald ein Ende mache: Amen.


Das 9. Kapitel

  • In diesem Kapitel beschreibt Johannes Arius große Ketzerei und des Mohammeds Wüterei.

1. Und der fünfte Engel posaunte: Und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde; und ihm ward der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben.

Nach Luther: Das erste Weh, das ist der große Ketzer Arius, der Christus nicht glaubt, dass er Gott ist.

Stern: Das nun folgende Gesicht bedeutet die schreckliche und lästerlichen Lehre des Ketzers Arius. Denn Arius war zuerst ein Stern, das ist, ein Lehrer, fiel aber vom Himmel, das ist, aus der Kirche, auf irdische und schädliche Meinungen. Dieser lästerliche Mensch, welcher die ewige Gottheit Christi leugnete, hat so die Hölle selbst geöffnet und eine gotteslästerliche Lehre hervorgebracht. Die wie ein dicker Rauch die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, und die Luft verfinstert hat, dass Christus in solch einer Finsternis nicht konnte recht erkannt werden. Die Arianer aber sind den Heuschrecken gleich wegen ihrer großen Menge: Weil viel Tausend Menschen solche Ketzerei angenommen haben. Und ist diese Ketzerei das allerschädlichste Seelengift, gleichwie das eines Skorpions für den menschlichen Leib. Diesen Heuschrecken wird verboten, dass sie weder Kraut noch Bäume beschädigen sollen, sondern allein die, welche mit dem göttlichen Zeichen nicht gezeichnet sind. Denn es hat Gott der Herr auch in diesen schrecklichen Verwirrungen der Religion seine Auserwählten erhalten, darunter die jungen und noch unerzogenen Kinder ein großer Teil gewesen sind, die solche Ketzerei nicht verstanden, sondern einfältig an ihren Erlöser Jesus Christus geglaubt, und andere einfältige Christen mehr, welche in der Einfalt ihres Glaubens geblieben und der Arianer Lehre verworfen haben. So wird gesagt, dass Gift habe die Menschen nicht getötet, sondern gequält und gepeinigt, das ist jedoch keine Milderung dieses Unglücks, sondern eine Vermehrung. Denn dadurch ist zu verstehen, dass die Arianer des ewigen Todes sterben, welches eine ständige Marter und Pein des Leibes und der Seele ohne Ende ist. Denn die Verdammten werden nicht mehr sterben können, weil der Tod ein Ende mit ihrem Unfall machte. Die fünf Monate muss man meines Erachtens nach ihren Tagen zählen und danach für einen jeden Tag ein Jahr rechnen. So machen fünf Monate ungefähr 150 Jahre. Denn die Arianische Ketzerei hat sehr lange in der Kirche gedauert. Dass etliche Menschen ihnen den Tod wünschen werden, solches verstehe ich von den frommen Menschen, welche viel lieber hätten mögen tot sein, wenn es ihnen ordentlicherweise so gut werden könnte, als dass sie der Arianer schreckliche Gotteslästerungen hören müssen. Denn es ist den frommen Menschen, so mit einem göttlichen Eifer entzündet sind, schwerer als der Tod, wenn sie der Ketzer Gotteslästerungen hören und sehen, dass viele Tausend Menschen in das ewige Verderben gestürzt werden. Dass aber die Heuschrecken den Pferden gleich gewesen sind, so zum Streit gerüstet und dass sie mit Panzern versehen, ein großes Getöse, wie die Wagen und Rosse im Streit machen, gibt solches zu verstehen, dass die Arianer auch mit äußerlicher Gewalt, Gerät und Waffen gegen die rechtschaffenen Christen gewütet haben. Die goldenen Kronen auf den Häuptern deuten auf die arianischen Kaiser, welche die rechten Christen verfolgt haben wie Konstanz, Konstantinos und dergleichen, die menschlichen Gesichter sind ein Zeichen der angenommenen Freundlichkeit, falschen Demut und erdichteten Gütigkeit der Ketzer. Mit der Weiber Haar ist ihre Furchtbarkeit gemeint. Denn am Anfang, ehe die Ketzer genügend Gewalt und Kraft bekommen haben, dürfen sie ihre Meinung nicht öffentlich heraus bekennen, sondern verleugnen viele Dinge, verhehlen viele Sachen und gebrauchen viel zweifelhafte Reden, die man verstehen und drehen kann, wie man will. Wenn sie aber Kraft und Stärke bekommen haben, so haben sie Zähne wie Löwen, sind ganz grausam und wütend, und haben Gift im Schwanz, bis sie den endlich ausschütten, besonders, wo man es am wenigsten glaubt, welches den Seelen tödlich ist. So haben die Ketzer auch einen König und haben die Arianer ihn ganz besonders gehabt, den Teufel selbst, der aus der Verhängnis Gottes wegen der Welt Undankbarkeit diese Ketzerei mit höchstem Fleiß und großem Fortgang weit und breit in der Welt ausgestreut hat. Dieser wird richtigerweise der Verderber genannt, weil er eine Unmenge an Seelen mit falscher und schädlicher Lehre ewig verdorben hat. Dass diese einfältige Erklärung dieses Gesichtes mit der Tat selbst eintreffe, wird ein jeder bekennen müssen, der die Geschichte von der arianischen Ketzerei mit Fleiß liest. Weil aber dieser auch noch heutigen Tages in vielen Ländern herumschleicht, so sollen wir bitten, dass er solch ein teuflisches Gift ausrotten möchte. Und sollen die Prediger das Volk mit Zeugnissen der Heiligen Schrift von der Gottheit Christi treu unterrichten, damit sie einer solchen giftigen Ketzerei nicht Platz noch Raum geben. So sollen wir uns vor den Calvinisten hüten, weil man von diesen ganz leicht auf die Schwärmerei Arianes geraten kann, wie viele Calvinisten bezeugen, so zu Arianern geworden sind.

2. Und er tat den Brunnen des Abgrunds auf; und es ging auf ein Rauch aus dem Brunnen wie ein Rauch eines großen Ofens, und es ward verfinstert die Sonne und die Luft von dem Rauch des Brunnens.

3. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde; und ihnen ward Macht gegeben, wie die Skorpione auf Erden Macht haben.

4. Und es ward ihnen gesagt, dass sie nicht beschädigten das Gras auf Erden noch ein Grünes noch einen Baum, sondern allein die Menschen, die nicht haben das Siegel Gottes an ihren Stirnen.

5. Und es ward ihnen gegeben, dass sie sie nicht töteten, sondern sie quälten fünf Monate lang; und ihre Qual war wie eine Qual vom Skorpion, wenn er einen Menschen schlägt.

6. Und in den Tagen werden die Menschen den Tod suchen, und nicht finden; werden begehren zu sterben, und der Tod wird vor ihnen fliehen.

7. Und die Heuschrecken sind gleich den Rossen, die zum Kriege bereitet sind; und auf ihrem Haupt wie Kronen, dem Golde gleich, und ihr Antlitz gleich der Menschen Antlitz;

8. und hatten Haare wie Weiberhaare, und ihre Zähne waren wie die der Löwen;

9. und hatten Panzer wie eiserne Panzer, und das Rasseln ihrer Flügel wie das Rasseln an den Wagen vieler Rosse, die in den Krieg laufen;

10. und hatten Schwänze gleich den Skorpionen, und es waren Stacheln an ihren Schwänzen; und ihre Macht war, zu beschädigen die Menschen fünf Monate lang.

11. Und hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds, des Name heißt auf Hebräisch Abaddon, und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon.

12. Ein Wehe ist dahin; siehe, es kommen noch zwei Wehe nach dem.

Nach dem: Das ist: Wenn das Unglück, von dem bisher gesagt wurde, dem Ansehen nach, als sei es weg und überwunden, so werden zwei andere große Trübsale folgen. (Nach Luther) Das andere Wehe betrifft Mohammed und die Sarazenen.

13. Und der sechste Engel posaunte: und ich hörte eine Stimme aus den vier Ecken des goldenen Altars vor Gott,

Und: Es folgt jetzt, was Johannes auf den Schall der Posaune des sechsten Engels im Gesicht gesehen hat. Es bedeutet aber dieses Gesicht des Mohammeds Wüterei, der mit einer Gotteslästerlichen Lehre und schlimmen Grausamkeiten gegen die Kirche getobt hat. Und wenn wir die Geschichte von Mohammed studieren, wird uns dieses alles sehr deutlich (wie wir gerade in heutiger Zeit sehen). Man schreibt von Mohammed, dass er ein Kaufmann gewesen ist, und habe von einem abtrünnigen Mönch, welchen man seinerzeit vertrieben hatte, diese Lehre und den Unterricht empfangen: Darauf er ein mächtiges und reiches Weib genommen hat, neben dem hat er auch noch andere Ketzer als Lehrer gehabt. Diese Lehrer sind solche Ketzer gewesen, welche die Beschneidung gebraucht und gelehrt haben, und das Christus sei nur ein Mensch und nicht Gott, aber doch gerecht und heilig vom Heiligen Geist empfangen und von einer Jungfrau geboren, welches auch die Sarazener glauben. Darum ist das Volk, welches damals mit vielen Irrtümern betrogen war, leicht betrogen worden, dass viele, sowohl von den Juden als auch andere, ihm gefolgt sind. Denn er hat beständig darauf bestanden, er wäre ein Prophet von Gott gesandt, auf dass er das Gesetz, welches den Juden und den Christen gegeben wurde, weil sie zu streng wären, milderte. Und damit er seine Rede glaubwürdig machte, rief er das Volk zusammen wie Mose und schrie, es würde ihm solches durch eine göttliche Botschaft kundgetan. Weil aber dieser Bösewicht mit einer schweren Krankheit behaftet war, dass er oft niederstürzte, deshalb auch sein Weib sehr bekümmert war, gab er aus, der Engel Gabriel pflegte mit ihm zu reden, dessen Glanz er nicht erdulden konnte, darum er also immer umkippte und zur Erde fiel. Danach, damit der das Königreich Arabien erlangte, stellte er mit einem Rat des Sergeij ein Gesetz auf. Dieser war auch ein Mensch, dazu geordnet, dass seine Anhänger Mönchskappen tragen sollten, welches die Sarazener noch heutigen Tages tun. Danach hat er befohlen die Knie zu beugen, und dass man gegen Mittag beten sollte, dazu geordnet, dass man sich oft waschen sollte bis an die Scham. Und das, welche beteten, einen Gott bekannten, die Heilige Dreifaltigkeit aber verleugnen sollten: Er wollte nicht für einen Gott, sondern für einen vortrefflichen und großen Propheten Gottes gehalten sein: Alles Fleisch könne man essen, außer Schweinefleisch und was von selbst gestorben und das Blut: Es stünde einem jeden frei vier Frauen zu haben und diese möchte man aus seiner eigenen Verwandtschaft nehmen: Auch hat er seine Zuhörer gelehrt, dass wer einen Feind umbringt, oder vom Feind umgebracht wird, der fahre dann sofort in das Paradies: Das Paradies aber sei ein Ort, wo man köstliche Speise und Getränke habe und mit schönen Weibern sich belustige: Auch ist dort ein Fluss, in dem Wein, Honig und Milch fließt, und man lebe in lauter Wollust und noch viel mehr andere närrische und ungereimte Sachen, die er vorbrachte, und von den närrischen Leuten geglaubt wurden, weil sie dem Fleisch lustig und lieblich anzuhören waren. Als er nun mit diesen und anderen Sachen sich für einen Propheten Gottes ausgab, hat er die Regierung und Herrschaft dieses Landes an sich gezogen und alle Araber entweder überredet oder auch mit Gewalt endlich dazu gezwungen, dass sie ihn ehren und sein Gesetz halten müssen. Dann hat er ein großes Kriegsvolk mit den Arabern versammelt und damit das Römische Reich angefallen. Trotzdem konnte nun Kaiser Heraclius solche Unruhe am Anfang stillen, indem er die Kriegsleute mit Verheißungen und Belohnungen zum Abfall reizte. So sind sie doch später um einer schlimmen Ursache willen von Kaiser Heraclius auch wieder abgefallen. Denn da den Kriegsleuten ihre Besoldung gegeben wurde und der Zahlmeister einem Sarazener, der sein Geld ungestüm forderte, mit solcher Antwort begegnete: Wir haben kaum den römischen und griechischen Kriegsleuten Geld genug zu geben und dieser Haufen Hunde dringt so hart auf die Bezahlung. Diese Worte haben die Sarazener, welche zugegen gewesen waren, dermaßen in Zorn und Unwillen gebracht, dass sie ihre Leute zusammen berufen haben und nach Syrien gezogen sind. Und nachdem sie in großer Anzahl sich dort versammelt hatten, haben sie zuerst Damaskus belagert, diese Stadt auch in kurzer Zeit in ihre Gewalt gebracht. Weiter haben sie Phönizien eingenommen. Sind danach in Ägypten eingezogen, dahin sie Mohammed (nach etlicher Meinung) als ihr Oberster geführt hat, welches sie leicht überwältigt haben, weil ihnen von ihren Arabern Proviant für die Kriegsleute zur Hilfe gegeben wurden. Und hat solch ein Feuer weiter um sich gefressen, wie man es am Anfang nicht glauben konnte, weil die Araber, so durch des Mohammeds Verblendungen sich verführen lassen, bei den Persern zuerst mit Bitten überredet, dass sie einerlei Gesetz mit ihnen annehmen möchten. Da sie aber nicht einwilligen wollten, haben sie diese mit Krieg angefochten. In diesem Königreich Persien war der König im ersten Jahr seiner Regierung gestorben, es folgte bald darauf sein Sohn. Da dieser auch bald gestorben war, hatten die Perser Hormisdam zum König angenommen, welchen die Araber in einer Schlacht überwunden und erschlagen haben, später sind die Perser von den Sarazenen unterjocht wurden. Nachdem sie nun Mohammeds Gesetz angenommen hatten, haben sie auf seinen Befehl ihren Namen verändert und sich für Perser Sarazener nennen lassen. Welche, als sie Sarazener geworden waren, sind nach Antiochia gezogen, und haben diese Stadt, die dem Römischen Reich unterworfen war, erobert. Als solches Kaiser Heraclius vernahm, hat er nach Jerusalem geschickt und des Herrn Kreuz von dort nach Konstantinopel führen lassen. Inzwischen ist Mohammed, in einem Alter von 40 Jahren, nachdem er mit einem solchen schrecklichen Gift des Herzens angesteckt wurde, gestorben. Sein eiserner Sarg wird noch heute in Mekka, einer Stadt in Persien, gesehen. Jetzt wollen wir das Gesicht Mohammeds Lehre und seiner Geschichte und Handlungen samt der seiner Nachkommen aufschreiben. Die Stimme aus den vier Ecken des goldenen Altars bedeutet unwiderrufliche Gesetze des zornigen Gottes wider die gottlose Welt, so die rechten Christen plagten, deren Seufzen und Gebet bis in den Himmel drang und die göttliche Rache hervorbrachte, und es wird gesagt, dass vier Engel, so auf dem großen Wasserstrom Euphrat gebunden waren, losgelassen wurden, weil aus dem Verhängnis Gottes nicht nur einer, sondern viele Teufel los gemacht wurden, auf das sie viel Völker in Aufruhr brachten, die im Orient wohnten, damit sie mit Morden gegen andere Völker wüteten, besonders aber gegen die falschen Christen, deren etliche mit vielfältiger Abgötterei, andere mit schrecklichen Sekten und Lästerung der Arianer befleckt waren. Es wird auch berichtet, der dritte Teil der Menschen sollte umgebracht werden und nicht der halbe oder zweite Teil, nur der dritte Teil wäre übergeblieben, weil Gott auch im Zorn seiner Barmherzigkeit gedenkt und das Unglück mildert. Dazu sei der Tag, Monat, und Jahr zum Würgen bestimmt, denn die göttlichen Gebote unversehens und wieder alles hoffen in die Tat kommen, wenn die Zeit der Rache vorhanden ist. Die große und unendliche Menge deutet auf die Sarazenischen und später türkischen Reiter hin. Denn sie haben die Christenheit bisher oft als unzählige Heuschrecken überfallen. Die feurigen Panzer geben ihre Wüterei zu erkennen, denn sie haben viele Länder mit Feuer und Schwert schrecklich verwüstet. Die gelbe und wie Schwefel ähnliche Farbe ist ein Zeichen der schrecklichen Unzucht, welche mit den gefangenen Frauen getrieben wurde: Wie man von den Türken liest, dass sie bei der Eroberung der Stadt Konstantinopel die Weiber und Jungfrauen nicht nur in der Kirche, sondern auch auf den Altären geschändet haben. Ja, es enthalten sich diese schandlosen Hunde auch hinsichtlich der Männer nicht, und wären es wert, dass sie mit Schwefel und Feuer vom Himmel sollten gestraft werden. Die Häupter der Löwen zeigen den Schrecken an, welche sie mit ihrer Zukunft anderen Völkern einjagen, dass sie ihren Einfall selten aufhalten können. Denn die Sarazener und Türken siegen viel öfters, als die Christen gegen die Türken: Anders wäre das Kaisertum im Orient nicht verloren gegangen, dann hätten die Christen das Königreich noch behalten. Dass Feuer, Rauch und Schwefel aus den Häuptern der Löwen gehen, ist die Lehre Mohammeds, mit dieser Lehre töten sie die Seelen. Denn die Moslems schaden auf zweierlei Weise. Das Feuer bedeutet den Eifer, welchen sie in ihrer Religion zeigen, also dass sie auch mit Gewalt zwingen ihre Religion anzunehmen: Der Rauch geht auf die Finsternis der muslimischen Religion zurück, der Schwefel ist ein Zeichen der Unzucht, die in ihrer Region zugelassen wird. Denn mit solchen Sachen haben sie eine große Menge Leute auf ihre gottlose Meinung gebracht und ins ewige Verderben gestürzt. Der Schlangenschwanz mit Häuptern, mit welchen die Moslems auch großen Schaden getan haben, bedeutet, dass Mohammed die Leute dem Worte Gottes abspenstig gemacht hat zu seinen vergifteten Offenbarungen, die er nach seinem eigenen Bekenntnis vom Engel Gabriel empfangen haben will, und er hat seinen Anhängern die Herrschaft in dieser Welt und nach dem Tode das Paradies versprochen, das ist eine ständige vollkommene Glückseligkeit in dieser und jener Welt. Denn eben auf solche Weise hat die alte Schlange Eva im Paradies betrogen, dass sie diese Worte Gottes führte, und ihr die größte Glückseligkeit versprochen mit diesen Worten: Ihr werdet sein wie Gott und wissen was gut und böse ist {1Mos 3}. Aber wir sollen von dem geoffenbarten Worte Gottes nicht ein Haar breit weichen und weder durch der Türken glücklichen Fortgang, Tyrannei und Grausamkeit, noch durch ihre Worte, damit sie die himmlische Wahrheit verfinstern, noch durch die Freistellung der Unzucht, uns vom Christentum hinwegtreiben lassen. Und endlich wird angezeigt, wie die Menschen, die übergeblieben sind, dennoch nicht Buße getan haben und von ihrer Abgötterei und ihren Sünden gewichen sind. So sehen wir, wie es im Orient nur allzu wahr ist. Denn die Christen nach so vielen Siegen über die Türken und so viel erlittenen Niederlagen bessern sich nicht: Heutzutage führen viele den christlichen Namen und besudeln sich hässlich mit Abgötterei und mit groben Sünden die christliche Religion und denken überhaupt nicht an Buße. Diese werden von wegen ihrer verstockten und widerspenstigen Bosheit ewig gestraft werden.

14. die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: Löse die vier Engel, die gebunden sind an dem großen Wasserstrom Euphrat.

15. Und es wurden die vier Engel los, die bereit waren auf die Stunde und auf den Tag und auf den Monat und auf das Jahr, dass sie töteten den dritten Teil der Menschen.

16. Und die Zahl des riesigen Volkes bedeutet: des Kriegsvolkes war vieltausendmal tausend; und ich hörte ihre Zahl.

17. Und also sah ich die Rosse im Gesicht und die darauf saßen, dass sie hatten feurige und bläuliche und schwefelige Panzer; und die Häupter der Rosse waren wie die Häupter der Löwen, und aus ihrem Munde ging Feuer und Rauch und Schwefel.

18. Von diesen drei Plagen ward getötet der dritte Teil der Menschen, von dem Feuer und Rauch und Schwefel, der aus ihrem Munde ging.

19. Denn ihre Macht war in ihrem Munde; und ihre Schwänze waren den Schlangen gleich und hatten Häupter, und mit denselben taten sie Schaden.

20. Und die übrigen Leute, die nicht getötet wurden von diesen Plagen, taten nicht Buße für die Werke ihrer Hände, dass sie nicht anbeteten die Teufel und goldenen, silbernen, ehernen, steinernen und hölzernen Götzen, welche weder sehen noch hören noch wandeln können;

21. und taten auch nicht Buße für ihre Morde, Zauberei, Hurerei und Dieberei.


Das 10. Kapitel

  • Der römische Antichrist wird mit seinen Gräueln und Menschensatzungen dargestellt.

1. Und ich sah einen andern starken Engel vom Himmel herabkommen; der war mit einer Wolke bekleidet, und ein Regenbogen auf seinem Haupt und sein Antlitz wie die Sonne und Füße wie Feuersäulen,

Und: Damit die Kirche Gottes auf mancherlei Weise unter den Anfechtungen geübt und bewährt würde. So sind fast zu gleicher Zeit, als die Lehre Mohammeds entstanden ist, auch die Menschensatzungen und eigenes Denken, welche einen großen Schein der Heiligkeit und Weisheit hatten, durch die römischen Päpste in der Kirche Gottes eingeführt worden. Deren große Macht und Menge haben die Gewissen der Christen heftig geplagt. Solche geistliche Trübsal wird auch in dem folgenden Gesicht abgebildet.

Feuersäulen: Dieses Gesicht deutet auf den Papst zu Rom mit seinen Menschensatzungen und selbsterwählten Gottesdiensten hin, welche er der Kirche in tyrannischerweise aufgedrückt hat. Denn er hat ein Ansehen wie ein Engel. Wie auch der Teufel sich in einen Engel des Lichts verstellte {2Kor 2}. Darum sollen wir uns durch solchen äußerlichen Schein der Heiligkeit nicht beirren lassen. Denn da Paulus von solcher Scheinheiligkeit redet, spricht er: Lasst euch niemand das Ziel verrücken, der nach eigener Wahl einhergeht, in Demut und Geistlichkeit der Engel, wovon er nie keines gesehen hat, und ist ohne Grund aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn {Kol 2}. Er sieht aber aus, als sei dieser Engel vom Himmel herab gekommen. Weil der Papst sich rühmt, er sei Christi Statthalter, und legt sein Gesetz und Gebot der Kirche zu halten auf, scheint es nicht anders, als wenn er sie gestern vom Himmel bekommen hätte. Er hat auch den Regenbogen (welcher ein Zeichen der Gnade Gottes ist) um sein Haupt gehängt, weil er sagt, er habe den Schatz der Gnaden und Güte Gottes in seiner Gewalt, dass, wenn er diesen auftut, er die Sünden durch Ablass vergeben kann, und dergleichen (doch mit Geld) austeilen kann, wem er wolle. Er hat ein Angesicht wie die Sonne und man soll ihn dafür halten, dass er Christi Statthalter auf Erden ist. Und hat zwar vor Zeiten des römischen Papstes Glanz, da es noch am besten um ihn bestellt war, alle anderen Monarchen und Majestäten übertroffen. Dazu vergleicht der Papst sich selbst mit der Sonne und dem römischen Kaiser, hat auch die Kaiser, Könige und Fürsten gezwungen, dass sie die Bestätigung, das ist das Licht ihrer Majestät, von ihm, wie der Mond den Glanz von der Sonne empfangen. Er ist mit der Wolke bekleidet, weil er mit äußerlicher Heiligkeit, als mit einem himmlischen Leben, seine Heuchelei bedeckt. Die Füße, so als Feuersäule erscheinen, bedeuten die lange Beständigkeit seiner Tyrannei: Und sie scheinen feurig wegen ihrer Wirkung. Denn gleichwie das Feuer alles durchdringt, also sind des römischen Papstes Irrtümer und seine Tyrannei in der Menschen Herzen tief eingedrückt. Daher Paulus geweissagt hat, dass durch den Antichristen kräftige Irrtümer in der Kirche eingeführt werden.

2. und er hatte in seiner Hand ein Büchlein aufgetan. Und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde;

Büchlein: Dieses Buch bedeutet die päpstliche Lehre vom Ablass, Fegefeuer, Anbetung der Heiligen, von der Priester und anderer geistlichen Personen ehelosem Stand, von den geliebten Fasten, Bilder-Dienst, von den Geistlichen und Mensch-Orden, von der Ohren-Beichte, von der der Genugtuung, Rosen-Kränze, Messopfer und dergleichen weiteren Menschensatzungen, darunter auch das päpstliche geistliche Recht begriffen wird. Diese Dinge alle miteinander werden in einem Buch aufgetan und aufgedeckt als große Übel. Vor der menschlichen Vernunft haben sie einen guten Schein, welche sich über solch ein Gaukelwerk verwundert und es mit Willen annimmt.

Erden: Denn der Papst zu Rom hat seine tyrannische Herrschaft sehr weit erstreckt, auch über die Inseln des Meeres bis zu den Ländern, die über dem Meer liegen, also dass er ein Herr der Erde und des Meeres ist.

3. und er schrie mit großer Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und da er schrie, redeten sieben Donner ihre Stimmen.

Löwe brüllt: Denn es hat der Papst mit seinen Drohungen mit dem Bann die Kirche erschreckt, vor dieser Stimme auch die Kaiser zittern müssen, also ist es nicht verwunderlich, wenn es auch die große Menge der Leute tut.

Ihre Stimmen: Denn er hat den Bannstrahl gegen die abgeschossen, welche sich seiner Tyrannei nicht unterwerfen wollten.

4. Und da die sieben Donner ihre Stimmen geredet hatten, wollte ich sie schreiben. Da hörte ich eine Stimme vom Himmel sagen zu mir: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben; schreibe es nicht!

Schreiben nicht: Dieses hat den Anschein, als ob etliche Sachen von den römischen Päpsten mit großer Bosheit, Unreinigkeit und gottlosen Wesen erst am Jüngsten Tage offenbar werden sollten.

5. Und der Engel, den ich sah stehen auf dem Meer und der Erde, hob seine Hand gen Himmel

6. und schwur bei dem Lebendigen von Ewigkeit zu Ewigkeit, der den Himmel geschaffen hat und was darin ist, und die Erde und was darin ist, und das Meer und was darin ist, dass künftig keine Zeit mehr sein soll;

Keine Zeit: Das ist: Der römische Papst wird sich rühmen, es müsse alles nach seinem Willen gehen, also das, wer ihm nicht gehorcht, dieser wird aus der Kirche verstoßen und verachtet werden, und auch in eine andere Welt geworfen. Und wird die Auslegung und Erklärung der Geheimnisse Gottes und der Heiligen Schrift ihm allein zugemessen, als ob er nicht irren könnte, und werden seine falschen Auslegungen mit dem Namen der heiligen Knechte Gottes, Petrus, Paulus und der Heiligen Väter beschönigt. Denn der Papst zu Rom lässt verlauten, dass alle Rechte und alle Erkenntnis der göttlichen Geheimnisse in dem Tresor seines Herzens verschlossen sind.

Nach Luther: Alles soll unter dem Papst sein, was selig werden will und außer dem Papsttum ist kein Christentum. Er will das Haupt aller sein. Merke, dass Menschenlehren äußerlich süß sind, und gut gefallen, aber das Gewissen verderben sie {Ps 5v10 10v7}.

7. Sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er posaunen wird, soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie er hat verkündigt seinen Knechten, den Propheten.

8. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel abermals mit mir reden und sagen: Gehe hin, nimm das offene Büchlein von der Hand des Engels, der auf dem Meer und der Erde steht!

Und: In dem folgenden Abschnitt dieses Gesichtes vertritt Johannes eine Person derjenigen Lehrer, welche die Satzungen des römischen Papstes mit großer Lust und Begierde annehmen und wie hungrige Hunde auflecken, was vom Papst kommt: Gleichwie auch vor Zeiten im Alten Testament der Prophet Zacharias im Gesicht sich an des Verräters Judas statt stellte {Sach 2}. Denn Gott verwickelt (verdunkelt) also etliche Weissagungen, dass sie nicht sofort von jedem können verstanden werden. Jetzt wollen wir uns wieder zum Gesicht Johannes wenden. Das Buch bedeutet die päpstlichen Menschensatzungen, welche nicht auf der Heiligen Schrift basieren. Diese schmecken etlichen Leuten sehr gut und sie meinen, sie seien süßer als Honig. Aber später, wenn sie die Gewissen verstricken, plagen sie dieselben ganz heftig und werden durchaus bitter. Denn wer sie annimmt, der kann kaum einen Finger rühren, dass er nicht gegen eine Satzung sündige (verstoße), und also sein Gewissen, welches mit Aberglauben verstrickt und gefangen ist, verletze. Also auch die jungen Knaben und Mädchen, wenn sie von ihren abergläubischen Eltern oder geizigen Verwandten in die Klöster verstoßen werden, werden sie anfangs damit überredet. Wenn sie sehen, wie es in den Klöstern alles in seiner Ordnung nacheinander gehe, verwundern sich über den köstlichen Schmuck der Kirche und über die zierlichen Zeremonien. Später aber, wenn das Gelübde geschehen ist und das stärkere Alter kommt, so empfinden sie, dass ihnen Stricke des Gewissens angelegt wurden, und spüren, dass es lauter bittere Dinge sind, was sie zuvor ganz süß und lieblich empfunden hatten. Darum sie oft die Eltern und Verwandten und sich selbst verfluchen. Etliche ergeben sich auch wohl aus Ungeduld der Brunst dem Teufel hin. Und dies ist die Süßigkeit der Menschensatzungen, welche die Katholiken so hochheben.

9. Und ich ging hin zu dem Engel und sprach zu ihm: Gib mir das Büchlein! Und er sprach zu mir: Nimm hin und verschling es! und es wird dich im Bauch grimmen; aber in deinem Munde wird es süß sein wie Honig.

10. Und ich nahm das Büchlein von der Hand des Engels und verschlang es, und es war süß in meinem Munde wie Honig; und da ich es gegessen hatte, grimmte mich es im Bauch.

11. Und er sprach zu mir: Du musst abermals weissagen von Völkern und Heiden und Sprachen und vielen Königen.

Er: Nämlich der Engel, welcher mit einem Fuß auf der Erde und mit dem anderen auf dem Meer stand.

Weissagen: Hier hört man eigentlich den römischen Papst, wie er etliche, welche er mit seinen Satzungen bezaubert, mit Worten, aber nicht mit der Tat, abfertigt zu den Heiden und mancherlei Völkern, dieselben zu dem christlichen Glauben zu bekehren. Da kommen die Namen der Bischöfe her, dass einer heißt von Philadelphia, der andere von Sidon, ein anderer von einem anderen Ort. Denn wenn diese Bischöfe vom Papst erwählt werden, beschwören sie, dass sie wollen zu denselben ungläubigen Heiden ziehen und sie zum christlichen Glauben bekehren. Aber bevor sie die Stadt Rom aus den Augen verlieren, so werden die, durch bestellte Leute gewarnt, wie diese Völker ganz halsstarrig sind, darum kehren sie wieder zum Papst um, der sie absolviert, und bitten um ein anderes Bistum in Deutschland, Italien, Frankreich oder anderswo, welches sie auch bekommen. Einige aber schickt der Papst als seine Legaten zu den Königen und Fürsten, dass sie ihnen die Menschensatzungen zu erhalten einbilden, und andere, die bereits darin verwickelt sind, im Gehorsam des römischen Stuhls bestätigt und behalten. Aber die Fürsten sollten solchen Legaten oder Gesandten kein Gehör geben, sondern sie zu ihrem Abgott, dem römischen Papst, zurückschicken.


Das 11. Kapitel

  • Jetzt folgt eine Weissagung, dass sich immer etliche fromme Kirchendiener finden werden, welche der Bosheit des Antichristen widersprechen werden und die Kirche vor den Gefahren warnen.

1. Und es ward mir ein Rohr gegeben, einem Stecken gleich, und er sprach: Stehe auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten.

Und: Johannes streitet gegen die päpstlichen Lehrer, welche für die wahre Gottseligkeit äußerliche Zeremonien und lauter Heuchelei lehren.

Rohr: Damit die Bauleute die Länge und Breite eines Gebäudes messen. Denn es wird alles im Papsttum gemessen. Das Gebet, Gesänge, Fasten, Kleider, und es gibt nichts in der päpstlichen Religion, welches nicht in eine gewisse Zahl und Maß gebracht und gerichtet würde.

2. Aber den Vorhof außerhalb des Tempels wirf hinaus und miss ihn nicht; denn er ist den Heiden gegeben, und die Heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate.

Inneren Chor: Nämlich den Allerheiligsten Teil des Tempels, der wird nicht gemessen: dadurch der innerliche und rechte Gottesdienst verstanden wird mit den rechten Dienern Gottes: Diese werden von den päpstlichen Lehrern und Bischöfen nicht beachtet, weil sie mit den äußerlichen Zeremonien, mit Glocken taufen und anderem Narrenwerk umgehen. Und welche ihre gemessene Religion nicht achten, diese werden von solchen als Ketzer, so zum Gottesdienst nichts taugen, verworfen und in den Bann getan. Auch unterdrücken die Katholiken die rechte Kirche, welche die Heilige Stadt ist, und treten sie mit Füßen, wo sie doch selber nicht um ein Haar besser sind als die gottlosen Heiden. Denn wer ein heidnisches Leben und aller Laster der Grundsuppe sehen will, der ziehe nach Rom, so wird er sehen, die Christen unter den Fahnen Christi gegen Christus streiten, wie Franziskus, ein frommer und gelehrter Mann, und Italiener, vor vielen Jahren geschrieben hat. Denn wenn der nach des Apostels Paulus Meinung, den Glauben verleugnet hat, und ärger ist als ein Heide, welcher seine Hausgenossen nicht versorgt, wie viel Ärger und den ungläubigen Heiden ähnlicher sind die, welche die Herde Christi, so ihnen befohlen ist, nicht weiden, sondern zerreißen, und gegen den obersten Hirten Christus sich auflehnen? So viel aber die 42 Monate betrifft, muss man sie, meines Erachtens, nach den Tagen zählen, und machen zusammen 2008 Jahre und 70 Tage. So viele Jahre lang wird vielleicht der römische Antichrist die Kirche Gottes mit seiner Tyrannei beschweren. Dass aber Johannes sich etliche Male, wie es sich ansehen lässt, die 42 Monate, desgleichen die drei Jahre samt dem halben, in 1000, 200 und 60 Tage abzählt, wird meines Erachtens damit zu verstehen gegeben, dass Gott der Kirchen Jammer und Trübsal abkürzen werde. Und halte ich es dafür, dass man den Anfang zählen müsse von derzeit an, da die römischen Bischöfe die Kirche mit ihren Satzungen und Dekreten, welche sie aus menschlichem Hirn gesponnen haben, angefangen haben zu unterdrücken, ob sie wohl die dreifache Krone nicht auf dem Haupte tragen und den Namen des allgemeinen Bischofs noch nicht angenommen hatten. Wenn man nun hinter sich zurückrechnet, von dem Jahre 1517, da Dr. Martin Luther angefangen hat, den päpstlichen Ablass und den römischen Papst anzugreifen, so wird der Anfang der päpstlichen Tyrannei in das Jahr 239 fallen, denn es sind die abergläubischen Menschensatzungen nicht lange nach der Zeit der Apostel in die Kirche eingeführt worden. Daher Paulus, da er von dem Antichristen schreibt, diese Worte gebraucht: Es regt sich schon bereits die Bosheit heimlich {2Thes 2}. Der Papst wollte sich also gerne bewegen, wenn er nur könnte (Das ist aber alles sehr ungenau).

3. Und ich will meinen zwei Zeugen geben, dass sie weissagen tausendzweihundertundsechzig Tage, angetan mit Säcken.

Und: Jetzt mischt Gott der Herr in diese Weissagung einen Trost mit hinein, von zwei Propheten, die bedeuten, dass etliche fromme und reine Diener und Bekenner des göttlichen Wortes sein werden, die unter den päpstlichen Tyrannen die Irrtümer strafen werden. Auf dass wir wissen, dass auch unter dem Papsttum noch eine Kirche geblieben ist.

Zwei Zeugen: Diese sind die reinen Lehrer des göttlichen Wortes, so das Gesetz und Evangelium lehren, und wird von ihnen gesagt, dass sie sich mit Säcken gekleidet haben, weil fromme Prediger die Leute aus dem Worte Gottes und mit ihrem Beispiel ernstlich ermahnen, dass sie sollen Buße tun. Denn welche sich vor Gott demütigten, die zogen Säcke an, das ist, grobe und geringe Kleidung. Viele von denen, obwohl wenig, hat Gott der päpstlichen Heuchelei entgegengestellt (Nach Luther) Diese Zeugen sind alle rechte fromme Prediger, die das Wort rein erhalten zum Trost der Christen).

4. Diese sind die zwei Ölbäume {Sach 4v11} und die Fackeln, stehend vor dem Herrn der Erde.

Der Erde: Das ist: Vor dem Schöpfer der ganzen Welt. Es werden die reinen Kirchendiener mit den Ölbäumen verglichen. Weil durch das Predigtamt des Evangeliums der Heilige Geist gegeben wird, welchen der Apostel Johannes die Salbung zu nennen pflegt: Der auch das Freudenöl genannt wird {Ps 45}. Diese werden auch Fackeln genannt, weil sie ihren Zuhörern das Licht des göttlichen Wortes vortragen, und den Weg zum himmlischen Vaterland zeigen, dazu mit den Gaben des Heiligen Geistes und löblichen Wandel der Herde ein Licht geben.

5. Und so jemand sie will schädigen, so geht Feuer aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde; und so jemand sie will schädigen, der muss also getötet werden.

Und: So liest man auch von dem Propheten Elia, denn als zwei Hauptleute des Königs Asia, doch zu unterschiedlichen Malen, zu ihm kamen, und ein jeder 50 Kriegsknechte mitbrachte, den Propheten zu ergreifen, ließ Elias das Feuer vom Himmel fallen, davon die beiden Hauptleute samt ihren untergebenen Kriegsknechten verbrannt wurden; wie man auch im 2. Buch der Könige im 1. Kapitel liest. Es wird aber dadurch zu verstehen gegeben, dass Gott die Ungerechtigkeit rächt, welche treuen Kirchendienern zugefügt wird.

6. Diese haben Macht, den Himmel zu verschließen, dass es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung, und haben Macht über das Wasser, es zu wandeln in Blut, und zu schlagen die Erde mit allerlei Plage, so oft sie wollen.

Tagen: Das ist: die ganze Zeit über, solange sie verbieten werden, dass kein Regen fällt. Dieses deutet auch auf die Geschichte Elias, welcher zu des Königs Ahabs Zeiten gesagt hat: So wahr der Herr der Gott Israels lebt, vor dem ich stehe: Es soll dieses Jahr weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn. (Im 1. Buch der Könige Kapitel 17). Es wird aber damit angezeigt, dass der frommen Kirchendiener Gebet einen gewaltigen Einfluss bei Gott hat, also, dass sie von Gott bekommen können, was sie wollen, wenn der Heilige Geist in ihren Herzen ein eifriges Gebet entzündet.

Im Blut: Dieses zeigt auf die Geschichte von Mose, wo er in Ägypten das Wasser in Blut verwandelt {2Mos 7}. Und die Ägypter mit mancherlei Unglück geplagt hat. Es wird aber dadurch zu verstehen gegeben, dass Gott häufig den treuen Kirchendienern ein solches Ansehen gegeben hat, dass auch die allermächtigsten Feinde sich vor ihnen fürchten mussten.

7. Und wenn sie ihr Zeugnis geendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen einen Streit halten und wird sie überwinden und wird sie töten.

Tier: (Nach Luther) Dieses Tier ist der weltliche Papst.

Sie töten: Das ist: Die Katholiken werden ihre Macht dahin richten, dass sie das reine evangelische Predigtamt unterdrücken, also, dass man meinen möchte, es wäre alles verloren. So etwas hat sich auch zu unserer Zeit zugetragen, dass man denken konnte, es wäre um die evangelische Lehre geschehen. Denn Gott sieht häufig zu, dass die Wahrheit unterdrückt wird, aber sie wird darum nicht ausgelöscht.

8. Und ihre Leichname werden liegen auf der Gasse der großen Stadt, die da heißt geistlich „Sodom und Ägypten”, da auch ihr Herr gekreuzigt ist.

Gekreuzigt ist: Das ist: Die Katholiken, welche Christus in seinen Gliedern kreuzigen, den sie auch längst mit ihrer abgöttischen und Gottlosen Lehre und heuchlerischer Religion gekreuzigt haben, werden die reinen Kirchendiener des göttlichen Wortes verspotten und sie verachten, als seien sie ein faules und stinkendes Aas. So wird die römische Kirche in Rom, eine Versammlung der Gottlosen, Sodomiter, genannt wegen vieler schrecklicher Unzucht, denn viele geistliche Personen im Papsttum, und besonders in Rom, beflecken sich. So wurde auch Ägypten genannt wegen der der vielen Tyrannei, damit die römische Kirche das Volk Gottes, als die rechte Kirche, bedrückt.

9. Und es werden etliche von den Völkern und Geschlechtern und Sprachen ihre Leichname sehen drei Tage und einen halben und werden ihre Leichname nicht lassen in Gräber legen.

Legen: Weil sie das Begräbnis nicht hoch achten. Denn die treuen Diener des Evangeliums kommen häufig in eine große Verachtung.

10. Und die auf Erden wohnen, werden sich freuen über sie und Wohlleben und Geschenke untereinander senden; denn diese zwei Propheten quälten, die auf Erden wohnten.

Freuen: Nämlich die Gottlosen Weltkinder werden ihre Lust und Freude daran haben, dass die Propheten getötet werden und solche feindseligen Prediger aus dem Weg geräumt worden sind. Denn die Kinder dieser Welt sehen es gerne, wenn fromme Kirchendiener unterdrückt werden: Weil sie die heilsame Lehre nicht leiden können und auf keine Besserung bei ihnen zu hoffen ist.

11. Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie traten auf ihre Füße; und eine große Furcht fiel über die, so sie sahen.

Und: Bisher haben wir vernommen, wie das reine Predigtamt des Evangeliums eine Zeit lang unterdrückt wird. Jetzt lasst uns auch sehen, wie es Gott wieder aufrichtete.

Sie sahen: Dass sie wieder lebendig geworden waren. Wenn man hier einen Tag für ein Jahr rechnet, so kommt diese Weissagung auf unsere Zeit von 1548. Im 52. Jahr später, nach dem Krieg der Fürsten, ist der evangelischen Lehre und der Religion in Augsburg Frieden gegeben worden. Sind die evangelischen Lehrer zum größten Teil wiedereingesetzt worden. Also dass es so scheint, als seien sie wieder lebendig geworden und von den Toten wiederum erstanden, welche über drei Jahre lang und ein halbes unterdrückt und überwunden waren. Denn Gott lässt wohl das Predigtamt des Evangeliums eine Zeit lang außer Acht, aber doch nicht so, dass es vertilgt wird.

12. Und sie hörten eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen: Steigt herauf! Und sie stiegen auf in den Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre Feinde.

Sahen sie: Mit großer Verwunderung und Entsetzen. Denn nach der Verfolgung sind die standhaften Diener des Evangeliums in ein viel größeres Ansehen gekommen als zuvor und in hohen Ehren gehalten worden. Also dass sich auch die Feinde des Evangeliums selbst darüber verwunderten und entsetzt haben, dass sich die Sache so bald und schnell, gegen ihr Hoffen, verändert hat. Denn nach den Verfolgungen und der Trübsal erquickt Gott seine Kirche wiederum und schafft ihr eine Zeit lang Ruhe.

13. Und zu derselben Stunde ward ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel; und wurden getötet in dem Erdbeben siebentausend Namen der Menschen, und die andern erschraken und gaben Ehre dem Gott des Himmels.

Stadt fiel: Nämlich die Stadt Rom, der Fall dieser Stadt bedeutet, dass nach der oben gemeldeten Verfolgung, darin das Römische Reich erschüttert wurde, dass Papsttum in der Menschen Herzen angefangen hat zu fallen, mehr als je zuvor. Denn in dieser Zeit haben etliche Fürsten, Grafen, Herren und auch ganze Städte die päpstlichen Gottesdienste abgeschafft, sich zu der reinen Lehre der Augsburger Konfession begeben und das Evangelium angenommen. Und sind zwar viele Katholiken in ihrer Bosheit noch mehr verhärtet und verstockt geworden und in ihrer mutwilligen Blindheit zugrunde gegangen. Aber viele andere, denen noch zu helfen gewesen ist, haben sich über dieses wunderbare Werk Gottes entsetzt, sich eines Besseren bedacht und sich zu den Bekennern der evangelischen Lehre gehalten. Denn die Verfolgungen vertilgen die Kirche Gottes nicht, sondern breiten sie aus und vermehren sie.

14. Das andere Wehe ist dahin; siehe, das dritte Wehe kommt schnell.

Kommt schnell: Ehe denn aber diese Wehen offenbar werden, wird gelobt, Gott der Vater, unser Herr Jesus Christus samt dem Heiligen Geiste, der bisher den Sieg und das Reich behalten hat wider alle seiner Feinde willen. Jetzt werden im folgenden Kapitel zwei sehr tröstliche Gesichter vorgestellt, wie wir hören werden.

15. Und der siebente Engel posaunte: Und es wurden große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unsres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Posaunte: Zuvor aber, ehe denn seine Wirkung erfolgt, wird Gott dem Herrn im Himmel Lob gesungen.

Nach Luther: Hier kommt der weltliche Papst. Aber zuvor tröstet er wiederum die Christen vor solchem Gräuel.

Zu Ewigkeit: Denn wenn auch die Moslems mit ihren Verfolgungen und Lästerungen das Reich Christi vertilgen wollen und der Satan durch den römischen Papst mit den Menschensatzungen, Aberglauben, Irrtümern und falschen Gottesdiensten die Kirche Christi überfällt, sie bedrückt und die Ehre unseres Heilandes Jesu Christi verdunkelt, so werden sie doch nichts ausrichten. Sondern unser Herr Jesus Christus wird auf dem Stuhl seiner Majestät regieren in alle Ewigkeit und alles zu seines Namens Ehre und seiner Kirche ewiger Wohlfahrt richten. Denn ihm ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden {Mt 28}.

16. Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Stühlen saßen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an

Ältesten: Welche die Propheten und Apostel, also aller reinen Lehre und Kirchendiener bedeuten.

Saßen: Wie oben im Kapitel vier auch angezeigt wurde

17. und sprachen: Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der du bist und warst, dass du hast angenommen deine große Kraft und herrschst;

Gott: Den Vater unseres Herrn Jesu Christi samt deinem gleich ewigen Sohn und Heiligen Geist.

Bist: Und die Welt immer regieren wirst.

Warst: Vor Erschaffung der Welt, in ewiger Herrlichkeit und Seligkeit.

Der du bist: Am Jüngsten Tage, da du dich offenbaren wirst und die Welt richten.

Herrschst: Das ist: Dass du deine unendliche Gewalt erzeigt hast, und bisher zu erkennen gegeben, wie du der Herrscher bist im Himmel und auf Erden.

18. und die Heiden sind zornig geworden, und es ist gekommen dein Zorn und die Zeit der Toten, zu richten und zu geben den Lohn deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und Großen, und zu verderben, die die Erde verdorben haben.

Zornig geworden: Dass sie dich nicht vom Stuhl stürzen, noch deine Kirche jemals vertilgen können. Sondern du lachst überall über ihr nichtiges Vorhaben {Ps 2}. Denn man soll Gott danken, dass er das geistliche Reich Christi auf Erden gegen so viele Anläufe und Wüterei des Teufels erhält: Und je mehr die Feinde des Evangeliums toben und rumoren, je mehr verspottet und vernichtet unser Herr und Gott ihr Tun. Zu richten: Denn wir wünschen, dass du über die unbußfertigen Sünder deinen gerechten Zorn zu ihrer Besserung zeigst, die Toten auferweckt und die Welt richtest.

Und den Großen: Das ist: Den Hochangesehenen und Berühmten in dieser Welt, wie auch den Verachteten und Geringen, einem wie dem anderen, ohne Ansehen der Person.

Verderben: Und in die ewige höllische Pein zu stürzen, welche mit ihren Lastern, gottlosen Leben und falscher Lehre die Erde verunreinigt haben. Diese Worte geben zu erkennen, dass die Auserwählten im Himmel und auf Erden mit großem Verlangen die herrliche Zukunft unseres Heilandes Christi wünschen, auf dass die Frommen für ihre Mühe und Arbeit Belohnung empfangen. Die Gottlosen aber um ihrer Bosheit willen gestraft werden.

19. Und der Tempel Gottes ward aufgetan im Himmel, und die Lade seines Bundes ward im Tempel gesehen; und es geschahen Blitze und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel.

Lade: Dass die Lade des Testamentes im Himmel gesehen wurde, wird dadurch angezeigt, dass Gott mitten unter dem unsinnigen Toben und Wüten der Feinde des Evangeliums an den Gnadenbund denkt, den er mit seiner Kirche Christi gemacht hat. Darum wird er das nicht so weit kommen lassen, dass die Verfolger die richtige Kirche vertilgen, wenn sie auch mit vielen großen Schwachheiten behaftet ist. Blitze, Donner, Erdbeben und Hagel geben zu verstehen, dass Gott Beispiele seines gerechten Zornes und seiner gerechten Rache auch in dieser Welt zeigt, indem er die Tyrannen straft und umbringt, welche seine Kirche plagen. Diese Beispiele findet man nicht allein in der Heiligen Schrift, sondern auch zu unserer Zeit, die sich sehr denkwürdig zugetragen haben. Dass der Hagel hineinschlägt und die Tyrannen und Verfolger kein Glück mehr haben. Darum sollen wir wissen, dass Gott uns nicht vergisst, die er durch die Taufe in seinen Bund aufgenommen hat und die er im Testament durch das Blut Christi wie auch im Heiligen Abendmahl versichert.


Das 12. Kapitel

  • In diesem Kapitel wird vor dem dritten Wehe ein herzlicher Trost gesetzt, wie nämlich Gott der Herr auch unter den allergrößten Verfolgungen und Verwirrungen der Religion, sich seine Kirche erhalte, welche Christus als ihren Heiland vor der Welt bekennt.

1. Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: Ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.

Ein Weib: Es wird die Kirche mit einem Weib verglichen, weil sie Christi Braut ist. Darum sollen sie sich hüten, dass sie nicht mit falscher Lehre verfälscht werde: Paulus sagt: Ich habe euch vertraut einem Manne, dass ich eine reine Jungfrau Christi brächte. Ich fürchte aber, dass wie die Schlange Eva verführte mit ihrer Schalkheit, also auch eure Sinne verrückt werden von der Einfältigkeit zu Christus {2Kor 2}. Und ist die Kirche mit der Sonne bekleidet, weil sie in der Taufe Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, anzieht, welcher alle ihre Sünden und Schwachheiten bedeckt {Gal 2}. So zieht sie auch Christus an mit Heiligkeit des Wandels {Röm 13}. Die Monde aber, das ist, alles was wandelbar und vergänglich ist, hat sie unter ihren Füßen und hängt der Herz nicht daran. So leuchtet und glänzt sie mit der apostolischen und himmlischen Lehre, welche durch die zwölf Sterne bezeichnet sind.

2. Und sie war schwanger und schrie in Kindesnöten und hatte große Qual zur Geburt.

Zur Geburt: Denn die Kirche empfängt durch den Glauben ihren Erlöser Christus in geistlicherweise: Und gebiert, wenn es die Not erfordert, dass sie vor der Welt mit Gefahr ihres Leibes und Gutes das Bekenntnis von Christus deutlich bekennt, welches nicht ohne Schmerzen und Herzensangst geschieht.

3. Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen;

Drache: Dass dieser Drache der Teufel ist, der die Welt verführt, wird später in diesem Kapitel, im Text selbst erklärt. Dieser Satan ist der Anstifter aller Verfolgungen und wütet gegen Christus, begehrt auch seinen Namen zu vertilgen: weil er das rechte Bekenntnis von Christus, Gottes und Mariensohn, dem einzigen Erlöser und Heiland der Welt, nicht dulden kann. Es werden ihm aber so viel Häupter und Kronen zugemessen, weil er die Könige, Fürsten und Obrigkeiten, auch die römischen Päpste und ganze Herrschaften, so durch die Hörner bedeutet werden, antreibt und aufheizt, dass sie das Evangelium Christi und Christi selbst und seine Glieder verfolgen. Besonders aber bedeuten die sieben Häupter das Römische Reich, wegen der Stadt Rom, welche sieben Berge oder Hügel hat. Zudem bedeutet die Zahl sieben die Häupter wie das Römische Reich (zwar zu unterschiedlichen Zeiten). Dazu zählen alle möglichen Formen des Regiments – als, Könige, Bürgermeister, Schatzmeister, Hauptleute und Kaiser. Und bedeuten die zehn Hörner zehn der vornehmsten Länder, welche die Römer unter ihrer Gewalt gehabt haben, wo das Römische Reich am besten gestanden ist, in Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, England, Asien, Syrien, Afrika, Ägypten. Denn das Römische Reich und später das päpstliche Reich hat gegen die Christen schreckliche Wüterei getrieben und viele Tausende zu Märtyrern gemacht. Besonders aber viele vortreffliche Lehrer der Kirchen umgebracht, welche Daniel mit den Sternen verglichen hat {Dan 12}.

4. und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor das Weib, die gebären sollte, auf dass, wenn sie geboren hätte, er ihr Kind fräße.

5. Und sie gebar einen Sohn, ein Knäblein, der alle Heiden sollte weiden mit eisernem Stabe. Und ihr Kind ward entrückt zu Gott und seinem Stuhl.

Sie gebar: Nämlich dieses Weib, obgleich der Satan durch seine Tyrannen und Verfolger schrecklich dagegen tobten.

Knäblein: Jesus Christus. Denn die Kirche erkennt ihn für ihren Mittler, nicht die Jungfrau Maria, ob sie wohl heilig ist, als ihren einzigen Heiland und Erlöser: Christus. Dieser straft zu seiner Zeit die ungläubigen Feinde der Kirchen mit der eisernen Rute und zerschmettert sie wie ein Töpfer {Ps 2}.

Seinen Stuhl: Also dass der alte Drache dem Kinde nicht schaden konnte. Denn es wird gesagt, dass des Weibes Sohn in den Himmel und vor den Stuhl Gottes gebracht wurde, weil der Satan Christus nicht schaden, noch sein Reich vertilgen kann, wenn er auch noch so zornig und unsinnig wäre. Denn es hat niemals ein Tyrann das Evangelium Christi ausrotten können, obwohl er sich dazu heftig bemüht hatte. Aber die rechte Kirche ist zu der Zeit, da sie von den Gottlosen römischen Kaisern – und später von den römischen Päpsten – geplagt wurde, in der Welt dunkel und nicht zu erkennen gewesen und hat sich doch an einem unbekannten Ort verborgen. Also hat sie Gott geschützt, dass sie nicht ausgerottet wurde. Dieser wird sie auch noch weiter erhalten bis an den Jüngsten Tag.

6. Und das Weib entfloh in die Wüste, wo sie einen Ort hat, bereitet von Gott, dass sie da selbst ernährt würde tausendzweihundertundsechzig Tage.

7. Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen; und der Drache stritt und seine Engel,

Und: Nachdem nun der Satan Christus mit großer Grausamkeit verfolgt hat, erhebt sich ein Krieg im Himmel gegen ihn und wird der Satan aus dem Himmel gestoßen, wie im folgenden Gesicht zu sehen ist.

Michael: Dieser Michael, der mit seinen Engeln gegen den Drachen und die bösen Engel streitet, ist Christus. Denn dieser wird auch in der Weissagung des Propheten Daniel (Kapitel 12) Michael genannt. Nicht, dass er der Natur eines Engels ist, sondern dass er das Amt eines Engels verrichtet, zum Schutz seiner Kirche.

8. und siegten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel.

Siegten nicht: In dieser Schlacht, sondern wurden überwunden.

9. Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.

Ganze Welt: Nämlich alle die, so verloren werden.

Geworfen: Es ist aber der Satan überwunden und aus dem Himmel geworfen worden, wie unter dem Kaiser Konstantin die christliche Religion im ganzen Römischen Reich öffentlich überall angenommen wurde und die heidnische Abgötterei ausgemustert und abgetan wurde. Da hat es ein Ansehen gehabt, als wäre der Satan vom Himmel gefallen, und als haben die Kirchen Christi ein wenig Ruhe bekommen.

10. Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus, weil der Verkläger unsrer Brüder verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott.

Seines Christus: Darüber freuen wir uns von Herzen und sagen unserem Gott und Herrn, welcher ein König aller Könige und ein Herr aller Herren ist, Lob und Dank, dass er mit seiner unendlichen Macht des Satans Stärke geschwächt und seiner Kirche Heil verschafft hat und sie erhält. Darum regiert jetzt Christus, unser himmlischer König, und triumphiert gegen seine und unsere Feinde, darüber freuen sich auch die Engel im Himmel und die ganze Kirche auf Erden ist fröhlich, dass sie von des Satans Gewalt frei geworden ist und Ruhe hat.

Verklagen: Indem er ihre Schwachheit und den Fall verklagte und von Gott Erlaubnis begehrte, gegen die Kirche Christi mit Verfolgungen und anderen Plagen zu wüten. Aber Gott hat ihn von sich gestoßen und verworfen.

11. Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod.

Nicht geliebt: Sondern sind in dem Bekenntnis des Evangeliums standhaft geblieben und haben lieber den Tod gelitten. Denn weil sie durch den Glauben an Christus mit dem Blut des unbefleckten Lammes besprengt und gereinigt sind von ihren Sünden, so haben sie Gott einen angenehmen Gottesdienst geleistet und die Wahrheit des Evangeliums mit ihrem Blut bestätigt. Darum Gott sich seiner Kirche wiederum erbarmt hat, dass er ihr eine Zeit lang Frieden und Ruhe gebe.

12. Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer! denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat.

Wohnen: Alle Kreaturen, und alle Heiligen und Engel sollen sich mit der Kirche freuen.

Meer: Auf den Inseln und die auf dem Wasser fahren.

Zeit hat: Darin er vor dem Jüngsten Tag den Menschen schaden kann. Darum ist er von großer Rachgierigkeit entbrannt. Denn der Satan, aus seiner unsinnigen Wut getrieben, hat andere Unruhen in der Welt erweckt. Und so viel großes Unglück erregt, lässt dabei keine Zeit verstreichen und ist fleißig, denn er merkt, dass der Jüngste Tag nahe ist.

13. Und da der Drache sah, dass er verworfen war auf die Erde, verfolgte er das Weib, die das Knäblein geboren hatte.

14. Und es wurden dem Weibe zwei Flügel gegeben wie eines Adlers, dass sie in die Wüste flöge an ihren Ort, da sie ernährt würde eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit vor dem Angesicht der Schlange.

Halbe Zeit: Das ist: Hier wird in englischen Jahren und englischen Tagen gerechnet, sodass man nichts Genaues sagen kann.

Schlange: Damit sie von dieser nicht umgebracht würden.

15. Und die Schlange schoss nach dem Weibe aus ihrem Munde ein Wasser wie einen Strom, dass er sie ersäufte.

16. Aber die Erde half dem Weibe und tat ihren Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Munde schoss.

17. Und der Drache ward zornig über das Weib und ging hin zu streiten mit den übrigen von ihrem Samen, die da Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu Christi.

Wurde zornig: Dass er dem Weibe auch mit Wasser keinen Schaden tun konnte. Denn weil dem Satan nicht mehr zugelassen wird, als er mit äußerlichen allgemeinen Verfolgungen gegen die Kirche weiter wüten kann, so hat er einen großen Haufen Ketzer, wie einen mächtigen Wasserstrom ausgeschüttet, dadurch er hofft, die Kirche zu überschwemmen und ins Verderben zu versenken. Weil aber die rechte Kirche solche Ketzereien nicht angenommen hat, weil sie vom Heiligen Geiste regiert und erhalten wird, (denn welche nur irdisch gesinnt waren) haben die Ketzerei williglich angenommen und sind geschluckt worden. So hat der Satan auch aus den Ketzereien etliche erweckt, welche die katholischen reinen Christen geplagt haben, besonders die Arianer. Als aber durch Luthers Predigtamt der Satan vom Himmel geworfen wurde, indem er die päpstliche Abgötterei verworfen und den rechten Gottesdienst wieder aufgerichtet hat, da der Satan die Welt mit Aufruhr, Krieg und dergleichen Unfälle angefangen unruhig zu machen (wie mit dem 30-jährigen Krieg). Nachdem aber der reinen Religion in der Augsburgischen Konfession Frieden verschafft wurde, hat er einen großen Haufen Ketzereien in die Welt gegossen, dass er die Kirche darin ersäufe und verderbe. Aber Gott erhält seine Auserwählten, dass sie in den Irrtümern nicht ersticken und umkommen. Jedoch ist zu sorgen, der Satan werde etliche schwärmerischen Geister erwecken, welche eine neue, auf irgendeine Weise besondere Verfolgung anrichten. Denn dieses Gesicht, vom Weibe in der Sonne und vom Streit Christi mit dem Satan, ist nicht nur auf eine gewisse Zeit, sondern auf die ganze Kirche zu ziehen, von der Apostelzeit an bis zu der Welt Ende.

Jesu Christi: Das ist: Die dem Evangelium Christi glauben und gottselig leben: Welche der Drache, die alte Schlange, geplagt hat, so viel ihm von Gott zugelassen wurde.

18. Und ich trat an den Sand des Meeres

Und: Es pflegt die Heilige Schrift, was sie am Anfang kurz vorgebracht, später weitläufiger zu erklären. Darum, was in den vorhergehenden beiden Gesichtern von der Verfolgung der Christen unter dem Römischen Reich gesagt wurde und oben im 6. Kapitel auch mit Fingern darauf gedeutet wurde, das wird jetzt im folgenden Gesicht noch hinzugefügt, welches die römischen Päpste und Tyrannen aufzeigt. Es werden aber das römische und das päpstliche Reich zusammengefasst. Weil nach den ersten Verfolgungen und Trübsalen, welche die christliche Kirche unter den heidnischen römischen Kaisern erlitten hat, die römischen Päpste mit ihrer Tyrannei auch in der Kirche Gottes zu wüten angefangen haben. (Nach Luther) Das dritte Wehe. Der päpstliche Gräuel im weltlichen Wesen.


Das 13. Kapitel

  • Die Unfälle, welche sowohl unter den Gottlosen Kaisern, römischen Päpsten erlitten wurden, werden noch ausführlicher erklärt.

1. Und sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung.

Tier: Es werden die Reiche dieser Welt nicht mit den Menschen, sondern mit wilden Tieren verglichen wegen der vielen Unordnung und dem unrichtigen Wesen, so darin vorgeht, und dass viele Dinge mehr mit Gewalt als mit Recht ausgeführt werden. Denn obwohl heutigen Tages etliche recht fromme und gottselige Fürsten und Herren sich finden, so geht es doch nie im menschlichen Wesen so, dass alles im Regiment ordentlich und rechtmäßig geschehe. (Nach Luther) Das Tier ist das römische Reich und tut solches, weil es heidnisch ist.

Aus dem Meer: Denn der Anfang des Römischen Reiches wurde aus einem Haufen von vielen Völkern als einem großen Meer mit viel Wasser zusammengebracht.

Der Lästerung: Die sieben Häupter bedeuten das Römische Reich. Denn unter allen Städten hat Rom allein innerhalb seiner Mauern sieben Berge oder Hügel. Also dass bei einem solchen Kennzeichen der Heilige Geist auf diese Stadt Rom mit Fingern deuten will. Die zehn Hörner bedeuten die zehn Länder des Römischen Reiches, welche im vorigen Kapitel mit Namen aufgezählt sind. Die Kronen dieser Länder bezeichnen die Majestät und Gewalt. Denn eine jede Landschaft ist ein mächtiges Reich für sich selbst gewesen. Die Namen der Lästerung an den Kronen bedeuten, dass in allen diesen Ländern Lästerung gegen Christus ausgestoßen wurden und dass die Regenten dieser Länder wie Könige gewesen sind, die christliche Religion zu verfolgen. Denn etliche Obrigkeiten sollten Christus die Türe ihrer Königreiche auftun, so schließen sie diese nicht nur zu, sondern unterstehen sich auch, die reine Lehre Christi vom Erdboden hinwegzuräumen.

2. Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Parder und seine Füße wie Bärenfüße und sein Mund wie eines Löwen Mund. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Stuhl und große Macht.

Parder: Diese Gestalt bedeutet der Römer Schnelligkeit und Grausamkeit. Die Bärenfüße geben ihre gewaltige starke und unüberwindliche Macht zu verstehen. Das Löwenmaul zeigt auf die Majestät des Römischen Reiches, welches nicht ohne Grausamkeit gewesen ist. Denn es haben die Römer allen Königreichen einen Schrecken eingejagt.

Der Drache: Nämlich der Satan, von welchem im vorigen Kapitel geschrieben steht.

Große Macht: Das ist: Der Satan hat mit seinen teuflischen Blendungen dem Römischen Reich ein großes Ansehen gemacht. Also so, dass viele römische Kaiser unter die Götter gezählt worden sind. Denn die Römer beschlossen, es sei nichts Wichtigeres, sie hätten denn zuvor ihre Religionsübungen verrichtet. So half ihnen der Teufel und stärkte ihre heidnische Religion mit falschen Wundern und Zeichen, wie man davon lesen mag im 1. Buch Valeri Marimi (römischer Geschichtsschreiber). Darum war das Römische Reich in solcher Majestät und hohem Ansehen, ginge es nach dem Willen Gottes und seinem Befehl: Aber sie dienten im Namen der unsterblichen Götter, aus Unwissenheit, dem Teufel selbst. Es sind zwar die Königreiche von Gott eingesetzt und nicht vom Teufel. Aber der Satan hat der Menschen Herzen mit Aberglauben erfüllt und eingenommen, dass sie sterbliche Menschen wegen ihres gewaltigen und wunderbaren glücklichen Fortgangs für Götter gehalten haben und dass sie von Gott geboren wären: welcher gottlose Aberglaube solchen Regenten ein sehr großes Ansehen machte.

3. Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche Wunde wurde heil. Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres,

Wurde Heil: Es sah so aus, als wenn das eine Haupt tödlich verwundet wäre, aber es wurde wieder zurechtgebracht und geheilt. Denn als Julius Caesar, der erste römische Kaiser, mit 23 Wunden erstochen wurde, gewann es ein Ansehen, als wäre das kaiserliche Regiment ganz erloschen. Aber als es später unter dem Kaiser Augustus wieder aufgerichtet und von der tödlichen Wunde wiederum geheilt wurde, weil Gott der Herr wollte, dass die Monarchen im römischen Regiment, so vor Zeiten in den römischen Königen aufgehört hatte, wieder angerichtet würde. Wenn aber Gott den Zustand eines Regimentes ändern will, so können keine menschlichen Anschläge oder Kräfte solches verhindern.

Ganze Erdboden: Das ist: Alle Völker auf Erden, besonders aber das römische Volk, haben sich mit Verwunderung entsetzt über die Wieder-Einrichtung und Hohe Majestät der römischen Monarchie.

4. und sie beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kriegen?

Drachen an: Nämlich den Teufel, der dem Römischen Reich nach ihrer Meinung ein solches Ansehen machte, da sie hätten Gott den Herrn anbeten sollen, der die Königreiche einsetzt.

Tier an: Sie haben also nicht nur den Teufel unter dem Namen der Götter geehrt, sondern auch den römischen Kaisern, als ob sie unüberwindliche Götter wären, göttliche Ehre erzeigt. Denn was die Heiden opfern, das opfern sie den Teufeln und nicht Gott, spricht Paulus {1Kor 10}. Und setzen somit Menschen auf den Stuhl Gottes, welche den Menschen solche Ehre erzeigen, die allein Gott gebührt. Denn das tut auch heutigen Tages die römische Kirche, in dem sie die Heiligen ehrt und anbetet, da nur die Namen der heidnischen Götter geändert wurden. Denn man die heilige Jungfrau Maria aufstellt für alles Mögliche, den Ritter Georg für den Gott des Krieges usw.: Und wer könnte alle Satzungen der römischen päpstlichen Abgötterei hier erzählen.

5. Und es ward ihm gegeben ein Mund, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monate lang.

Lästerung: Denn indem die römischen Kaiser und ihre Landesfürsten in den Provinzen, dazu auch das allgemeine Volk im Römischen Reich, die christliche Religion verfolgten und den heidnischen Götzen mit großem Lob huldigten, lästerten und verschmähten sie Christus auf das Schrecklichste. Der abtrünnige Kaiser Julianus ließ die Jungen in den Schulen solche Schriften erklären, darin schreckliche Lästerungen gegen Christus standen, in der Meinung, er wolle also die Jugend beizeiten dahin lehren, dass sie Christus und seinem Evangelium feind würden. Dieser Kaiser pflegte auch Christus zur Schmach einen Galiläer zu nennen, wie Eusebius meldet in seiner Kirchengeschichte. Es werden aber die Verfolger des Evangeliums einmal für ihre Verfolgungen auf das Schwerste gestraft werden, dieser Julianus auch in diesem Leben konnte dem nicht entgehen.

Monden: Diese machen, wenn man einen Tag für ein Jahr rechnet, 1728 Jahre. Und hat Johannes, dem Ansehen nach, die Verfolgungen der römischen Kaiser und Päpste mit Fleiß durcheinandergemengt, darum, dass das Römische Reich einmal eins mit dem Papsttum in der Verfolgung der himmlischen Wahrheit zusammenhalten würde.

6. Und es tat seinen Mund auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel wohnen.

Und: Was Johannes von den Lästerungen und Verfolgungen des Römischen Reiches gegen die Christen gesagt hat, das erklärt er jetzt, nach Art der Heiligen Schrift, weitläufiger.

Himmel wohnen: Nämlich die heiligen Märtyrer, welche ihr Blut um des Bekenntnisses Christi willen vergossen haben. Es wird aber gesagt, dass die Römer Gott gelästert haben, weil sie Christus, den wahren Gott und Menschen, gelästert haben. Und wird die Kirche Gottes Hütte genannt, weil die Gläubigen in Christus Tempel des Heiligen Geistes sind, welcher wahrhaftiger Gott ist. So glaubt die Welt nicht, dass die lieben Märtyrer heilige und Gott angenehme Leute sind, sondern sie halten sie in dieser Welt für Fluch und Dreck, das ist, für so gottlose Leute, mit deren Tod die Welt gereinigt und der Zorn Gottes versöhnt werde.

7. Und ihm ward gegeben, zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm ward gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden.

Überwinden: Denn es hat vor der Welt, aber nicht vor den Augen Gottes das Ansehen, als würden die Heiligen überwunden, wenn sie von den Gottlosen erwürgt werden. Aber sie überwinden vielmehr, indem sie auch unter der allergrößten Marter den rechten Glauben an Christus bis ans Ende behalten, darum sie auch mit ewiger Herrlichkeit gekrönt werden.

8. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürgt ist, von Anfang der Welt.

Wohnen: Die Macht des Tieres über alle Völker bedeutet die große Gewalt der Römer über die ganze Welt, davon gesagt wird, dass sie ihnen gegeben ist. Denn wenn sie sie nicht von Gott empfangen hätten, so hätten sie mit ihren Waffen wenig ausgerichtet. Es haben aber die Völker das Tier angebetet, nicht allein, da sie einige Kaiser für Götter gehalten haben, sondern auch darum, weil sie in Religionssachen sich nach der Römer Willen gerichtet haben. Denn viele von ihnen heuchelten den Gewaltigen in der Religion auch gegen ihr Gewissen. Welche aber rechte Christen sind, die tun das nicht, denn diese sind geschrieben im Buch des Lammes, nämlich im Register der himmlischen Bürger. Und es wird gesagt, das Lamm sei erwürgt von Anfang der Welt, weil der Tod Christi auch zu Adams Zeiten durch die Opfer abgebildet worden ist, und die Kraft des Todes Christi sich zum Anfang, Mitte und Ende der Welt erstreckt: Denn alle, die da selig geworden sind, und noch selig werden, die erlangen ihre Seligkeit durch die guten Taten des Todes Christi.

9. Hat jemand Ohren, der höre!

Der höre: Was ich von den Strafen der Verfolger berichten werde. Denn weil Johannes von der göttlichen Rache gegen die Verfolger des Evangeliums später berichten will, so ermahnt er die Zuhörer mit diesen Worten zu großer Aufmerksamkeit.

10. So jemand in das Gefängnis führt, der wird in das Gefängnis gehen; so jemand mit dem Schwert tötet, der muss mit dem Schwert getötet werden. Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen.

Führt: Unschuldige Leute, wegen des Bekenntnisses der reinen Lehre.

Getötet werden: Denn Gott zieht die Verfolger und Feinde des Evangeliums oft auch in diesem Leben zur Strafe, dass sie dieses von anderen leiden müssen, was sie anderen frommen Leuten angetan haben. Welche aber solche Strafen in dieser Welt nicht empfinden, sondern diesen entgehen, die werden nichtsdestoweniger in jener Welt in das Gefängnis der äußersten Finsternis geworfen werden, da Heulen und Zähneklappern sein wird. Und werden des ewigen Todes sterben, das ist, ohne Ende gequält werden. Darum sollen die nicht an die Rache denken, welche um der rechten Lehre willen Verfolgung leiden, sondern diese Gott dem Herrn überlassen, welcher die unbußfertigen Verfolger härter strafen wird, denn jemand sich ausdenken könnte.

Der Heiligen: Das ist: Indem die Welt gegen die Christen wütet, so haben sie Geduld, und behalten den Glauben an Christus bis ans Ende, überwinden die Verfolgungen mit Geduld standhaft. Es gibt aber etliche Leute aus dem großen Haufen, die anders denken, welche in Religionssachen sich gegen die ordentliche Obrigkeit zur Wehr setzen.

11. Und ich sah ein anderes Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm und redete wie ein Drache.

Und: Jetzt wird das Reich des römischen Papstes abgebildet, nicht allein wie es die Kirche beschädigt mit Heuchelei, falscher Lehre, abergläubischen Gottesdiensten, sondern auch, wie es auch ein weltliches Reich ist. Denn der Papst hat seine Kardinäle, Erz-Bischöfe, Bischöfe und dergleichen und regiert wie ein König in der Welt. Darum lasst uns die Besonderheiten dieses Reiches genau betrachten.

Von der Erde: Dieses Tier kommt aus der Kirche hervor, wie auch der erste Mensch aus der Erde gebildet und erschaffen wurde.

Zwei Hörner: Welche das zweifache Regiment bedeuten, dass der römische Papst sich selbst zumisst. Denn er sagt: Er habe zwei Schwerter, ein geistliches und ein weltliches, und sind dennoch Hörner wie des Lammes Hörner. Weil der Papst sich diese zweifache Gewalt unter dem Namen Christi, des unbefleckten Lammes, zueignet, dessen Statthalter auf Erden er sich fälschlicherweise rühmt. Es redet aber dieses Tier wie der Drache, weil es die Lehre der Teufel bringt und darüber wacht mit dem Verbot der Speise, des Ehestandes und dergleichen {1Tim 4}.

12. Und es übt alle Macht des ersten Tiers vor ihm; und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, anbeten das erste Tier, dessen tödliche Wunde heil geworden war;

Vor ihm: Nämlich vor dem ersten Tier, aber in anderer Art und Weise, denn die römischen Päpste haben bisher in der Christenheit mit nicht geringem, sondern vielmehr mit großem Ansehen geherrscht so wie vormals die römischen Kaiser. Also, dass sie auch jetzt den Kaisern einen Schrecken ein gejagt haben: Und tun solches öffentlich vor den römischen Kaisern, die sie auch nicht scheuen, sondern herrschen vielmehr über sie, und trotzen ihnen mit großem Übermut.

Geworden war: Denn die römischen Päpste haben das Ansehen der römischen Kaiser auch bestätigt, wie es auch geschehen war im Jahre Christi 606, als der Papst Bonifatius, der III., welcher seinen Herrn, den Kaiser Mauricio erwirkt hatte, im Kaisertum bekräftigt hat. Und hat der Papst Leo VIII., Carolum den Großen zum römischen Kaiser ernannt, und also das Kaisertum wieder aufgerichtet im Jahre 799. So haben die römischen Kaiser viele Jahre lang die Bestätigung des Kaisertums von den Päpsten begehrt (Auch heute noch müssen die Präsidenten der Regierungen zum Papst und den Papstring küssen).

13. und tut große Zeichen, dass es auch macht Feuer vom Himmel fallen vor den Menschen;

Große Zeichen: Hier sind die falschen Wunderzeichen des römischen Antichristen gemeint, welche man für göttliche gehalten hat, mit denen auch die Welt betört und verführt wurde. Davon Paulus schreibt: Welches (Antichristen) Zukunft geschieht nach der Wirkung des Teufels mit allerlei lügenhaften Kräften und Zeichen und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden {2Thes 2}. Darum sollen uns die päpstlichen Wunderwerke nicht beirren, denn sie sind teuflische Verführungen und geschehen zum Ende, damit die vielfältige päpstliche Abgötterei bestätigt wird.

14. und verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen, die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier; und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war.

Bild: Das Bild des Tieres nennt Johannes die Gestalt und das Ansehen des Römischen Reiches, wie es jetzt ist, welches eigentlich ein Bild des vorigen Römischen Reiches ist, es scheint zwar sehr geschwächt, wie solches auch die Weissagung des Daniel genügend bestätigt. Dies Bild hat jedoch, es sei gleichwie es wolle, seine Ämter und Leute, seine öffentlichen Handlungen, Edikte, Gesetz und Reichstage, welche das Römische Reich, wie schwach es auch immer scheinen mag, stützen. Welche das nicht beachten und wissen, die geraten in Gefahr von Leib und Gut. Es wird aber an diesem Ort das Römische Reich abgebildet, nicht wie ein weltliches Reich ist: Denn diesem gebührt der nötige Gehorsam in weltlichen Sachen. Sondern es wird hier beschrieben, wie es sich mit dem Papsttum verhält und sie in der Weise der Abgötterei einander die Hand geben.

15. Und es ward ihm gegeben, dass es dem Bilde des Tiers den Geist gab, dass des Tiers Bild redete und machte, dass alle, welche nicht des Tiers Bild anbeteten, getötet würden.

Nach Luther: Geist und Reden ist, dass es tätig ist und nicht ein totes Bild, sondern hat seine Rechte und Ämter, welche auch tätig sind.

16. Und es macht, dass die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Knechte – allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn,

Und: Folgt weiter vom päpstlichen und Römischen Reich.

17. Dass niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens.

Niemand kaufen: Denn die römischen Päpste haben die Christenheit durch ihre Tyrannei ganz unterwürfig gemacht, dass alle diejenigen, welche dem römischen Papst nicht als Christi Statthalter anerkennen und annehmen wollen, und von den römischen Päpsten wiederum nicht für Kinder der Kirche erkannt werden, von der äußerlichen Gemeinschaft des Christentums (durch den päpstlichen Bannstrahl geschlagen) ausgeschlossen werden. Aber die Sache steht noch gut, wenn wir nur nicht von der rechten Kirche Christi ausgeschlossen werden und unsere Namen im Buch des Lebens stehen bleiben. Das Malzeichen ist, nach meiner Meinung, die päpstliche Ölung (Firmierung), mit dem man das Sakrament bestätigt und die Mitgenossen der Päpste ausstattet. So wird auch das unauslöschliche Zeichen dadurch verstanden, welches den Priestern und anderen geweihten Personen mitgeteilt wird. Aber welche unter dem Papsttum, besonders in Todesnot, diese gottlosen Zeremonien nicht beachten und gefolgt sind, jedoch allein auf Christus die Hoffnung gestellt, wie auch heutigen Tages durch das reine Evangelium die gleichen päpstlichen Malzeichen, mit Bekenntnis der Wahrheit abgewischt haben. Diese sind aber mit dem Blut Christi gereinigt worden, dass der römischen beste Malzeichen an ihnen nichts mehr ausrichten kann.

18. Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist 666.

Ist Weisheit: Nötig: weil ein großes Geheimnis darunter verborgen steckt.

Menschen Zahl: (Nach Luther) Das sind 666 Jahre, solange steht das weltliche Papsttum.

666: Es sieht so aus, als müsse man diese Zahl aus dem hebräischen Alphabet zusammenbringen. Weil Johannes ein Hebräer gewesen ist, wie aus diesem ganzen Buch zu erkennen, ob er wohl auch Griechisch geschrieben hat, so hat er oben auch das hebräische Wort (Abaddon) gebraucht. Es zählen aber die Hebräer mit dem Buchstaben ihres hebräischen Alphabets. Und wird diese Zahl, 666 im Hebräischen geschrieben, das ist die römische Schreibweise, womit die Kirche zu verstehen ist. Denn der erste hebräische Buchstabe und die folgenden ergeben diese Zahl, in welcher die päpstliche Tyrannei über die christlichen Kirchen herrscht. Darum sollen wir uns vor der Heuchelei dieser Bestien, welche das Oberhaupt Christi fälschlicherweise zu sich genommen hat, fleißig hüten.


Das 14. Kapitel

  • In diesem Kapitel fangen die Weissagungen an vom Fall des römischen Papsttums und es folgt die neue Ausbreitung des Evangeliums durch reine Lehrer und Prediger.

1. Und ich sah das Lamm stehen auf dem Berg Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an ihre Stirn.

Und: Nachdem die Tyrannei der römischen Kaiser und Päpste, wie beide gegen die Kirche Christi gewütet haben, genügend erzählt wurde, so folgt jetzt darauf ein sehr tröstliches Gesicht, in dem wir hören, wie das unbefleckte Lamm Gottes fromme Lehrer und Zuhörer erweckt, welche Christus rein und Gott selig bekennen und predigen, es beginnt der Fall der geistlichen Tyrannei des römischen Papstes, weil Christus den Antichristen mit dem Geist seines Mundes angreift {2Thes 2}. Und es verkündet ein Engel mit großer Freude, Babylon, das ist das geistliche päpstliche Reich, ist gefallen. Auch wird denen, die gegen ihr Gewissen, die päpstliche Bosheit gebilligt und bestätigt haben, die ewige Verdammnis angezeigt Danach wird Johannes ein anderes Gesicht gezeigt, mit welchen denen, die nicht wahrhaftig Buße tun, über den Schaden der angerichteten falschen Lehre des Evangeliums schwere Strafen angedroht werden. Denn die unbußfertigen Sünder erregen, als in einer schlechten Ernte, den gerechten Zorn und die Rache Gottes: Dazu werden denen, welche den päpstlichen Gräueln gegen ihr Gewissen angehangen haben und sie verteidigen, auch zeitliche Strafen angedroht, dass ihr Blut wiederum soll vergossen werden, welche der frommen Märtyrer Blut vergossen haben. Das Lamm ist Christus, dieser zeigt sich auf dem Berge Zion, das ist in der Kirche, wie er für seine Kirche noch Sorge trage, und hat seine Auserwählten neben sich, die er als seine Brüder und Miterben des himmlischen Reiches erkennt. Denn auf diese Weise tragen sie den Namen seines Vaters an ihrer Stirn. Und wird eine große Zahl für eine unzählige Menge gesetzt, anzuzeigen, dass der Auserwählten eine große Menge ist, welche unter mancherlei schrecklichen Ketzereien und der Tyrannei des Römischen Reiches und Gräueln des Papsttums sind erhalten worden, dass sie vom wahren Glauben nicht abfielen und verloren würden. Und die sind alle Zeit bei Christus nach dem Spruch: Vater ich will, dass, wo ich bin, auch die sind, die du mir gegeben hast, auf dass sie meine Herrlichkeit sehen {Joh 17}.

2. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel wie eines großen Wassers und wie eine Stimme eines großen Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen.

Wassers: Diese Stimme bedeutet, dass unzählige Völker Gott Lob singen. Das Gleichnis des Donners bezeichnet die Majestät des göttlichen Lobes. Der Harfenspieler Gesang lehrt, dass das göttliche Lob Gott und den Auserwählten ganz lieb und angenehm gewesen ist, gleich wieder gegen die Gotteslästerungen in den Ohren Gottes und frommer Leute ein Gräuel sind.

3. Und sie sangen ein neues Lied vor dem Stuhl und vor den vier Tieren und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen denn die hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde.

Neues Lied: Das neue Lied bedeutet den Preis des göttlichen Namens für die Guttaten Christi, welche uns in Kraft des Neuen Testamentes widerfahren. Solch ein Lob können die Juden, Türken und andere gottlose Heiden, die von Christus nichts wissen, nicht singen, sondern die mit dem Blut Christi erlöst sind. Und zwar die, so die Guttaten Christi, welche er uns mit seinem Blut erworben hat, aus wahrem Glauben zueignen.

Ältesten: Nämlich die 24, welche vor dem Stuhl Gottes sitzen.

4. Diese sind es, die mit Weibern nicht befleckt sind – denn sie sind Jungfrauen – und folgen dem Lamme nach, wo es hingeht. Diese sind erkauft aus den Menschen zu Erstlingen Gott und dem Lamm;

Hingeht: Sie werden immer bei Christus sein, welche in der Welt heilig und unsträflich gelebt haben. Denn die Hurer und Ehebrecher werden das Reich nicht ererben. Dass aber etliche diesen Spruch auf den ehelosen Stand deuten, ist Unrecht. Denn wenn die, welche Frauen nehmen und in der Ehe leben, mit Weibern sollten befleckt werden, so würden keine Eheleute selig werden, welches ganz ungereimt ist. Doch unter denen, welche unter dem Namen des ehelosen Standes sich der Jungfrauenschaft rühmen, sind viele, die ebenso wenig Jungfrauen sind, als die Frauen, welche in unzüchtigen Häusern ihr Geschäft betreiben.

Erkauft: Mit dem Blute Christi, des unbefleckten Lammes, dass sie seine heiligen Erstlinge seien. Denn welche wahrhaftig an Christus glauben, die opfern sich, samt allem was ihr ist, als ein freiwilliges Opfer, Gott dem Herrn, und ergeben sich in seinen Gehorsam {Röm 12}.

5. und in ihrem Munde ist kein Falsches gefunden; denn sie sind unsträflich vor dem Stuhl Gottes.

Kein Falsches: Es wird aber von den Auserwählten gesagt, dass sie ohne Falsch und unsträflich sind, welche mit Christus in alle Ewigkeit selig leben werden. Damit ist nicht gemeint, dass sie in keine Sünden kommen und ohne Sünde geboren werden oder dass sie sich nie mit einer Sünde befleckt hätten, sondern dass sie mit dem Blut Christi gewaschen und gereinigt sind, dass ihnen die Sünde nicht zugerechnet wird. Wohl dem (steht im Psalm), dem die Übertretung vergeben ist, dem die Sünde bedeckt ist. Wohl dem Menschen, dem der Herr die Missetaten nicht zurechnet, in des Geist kein Falsch ist {Ps 32}.

6. Und ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, und allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern,

Ewiges Evangelium: Das ist: Er brachte eine fröhliche Botschaft, nicht von einer vergänglichen schlechten Sache, sondern welche ewig dauern und niemals aufhören sollte. Denn die reine Predigt des Evangeliums ist vor dem Fall des römischen Antichristen gegangen. Und wird dieses das ewige Evangelium genannt, weil keine menschliche oder teuflische Macht es vertilgen kann. Dieses Evangelium des Reiches Christi wird in der ganzen Welt gepredigt werden, allen Völkern zum Zeugnis, danach wird das Ende kommen, spricht Christus {Mt 24}.

7. und sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserbrunnen.

Fürchtet Gott: Jesus Christus, welcher ewiger wahrer Gott ist, und ehrt ihn allein in der wahren Gottseligkeit. Es lehrt aber die Lehre des Evangeliums die wahre Furcht Gottes und den rechten Gottesdienst, aber nicht den der Heiligen Bilder, und gibt Ehre und Preis, nicht unserem Verdienst, sondern unserem Erlöser Christus.

Ist gekommen: Dass er den Antichristen richten und verdammen wird, und anfangen ihn umzubringen.

Wasserbrunnen: Nämlich, Gott den Herrn und Schöpfer aller Dinge soll man anbeten, nicht Menschen Hände oder Werke oder die Heiligen, so in Christus entschlafen sind. Es ist aber derselbe Schöpfer Himmels und der Erden und alles, was darin ist (welches alles nicht ohne große Verwunderung geschehen wird) unser Herr und Heiland Jesus Christus: Denn durch das Wort, welches der Sohn Gottes ist, sind alle Dinge erschaffen {Joh 1}.

8. Und ein anderer Engel folgte nach, der sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt; denn sie hat mit dem Wein ihrer Hurerei getränkt alle Heiden.

Und: Nachdem die reine Predigt des Evangeliums, durch den Mann Gottes Dr. Luther wieder angerichtet worden ist, folgt der Fall des römischen Antichristen, welchen keiner vor Dr. Luther mit so großer Freudigkeit und geistlichen Waffen, auch mit solchem Eifer und Fortgang angegriffen hat.

Babylon: Es wird aber die römische antichristliche Kirche mit der Stadt Babylon verglichen wegen der Bosheit, Grausamkeit, Ungerechtigkeit, Unreinigkeit und endlich auch wegen der vielfältigen Religionsverwirrungen: Denn Babel heißt eine Verwirrung: Dieselbige hat durch die römischen Päpste, als wie mit einem Liebestrank, die Christenheit betört, dass sie aus einer unsinnigen Wut in eine geistliche Hurerei, sprich in eine Abgötterei, gefallen ist, und hat die Päpste samt ihren Dekreten als eine verliebte Hure geküsst. Daher kommt das Füße küssen, welches den römischen Päpsten erzeigt wird. Ja es hat auch die babylonische Hure die Könige und Fürsten so sehr betört, dass sie alles nach ihrem Willen tun, nicht anders als die, so mit einem Liebestrank so verdorben wurden, dass sie auch den Huren in allen schändlichen Sachen zu willen werden. Und nennt es der Engel einen Wein der Hurerei, weil, welche es ernstlich mit dem Papst meinen, die päpstliche Religion nicht schlecht oder kaltsinnig verrichten, sondern in einer unsinnigen Andacht wie betrunken und besoffen sind. Wie man denn eine solche unsinnige Weise gesehen hat in der närrischen Wallfahrt, welche noch bei den Menschen im Gedächtnis ist und in Deutschland von viel tausend Menschen verrichtet wurde wie zu der schönen Maria in Regensburg. Denn welche mit solcher Andacht eingenommen wurden, die gingen nicht, sondern liefen dahin wie unsinnige Leute. In einer solchen Art, dass die Maurer oder Dachdecker eilend von den Dächern herabstiegen, samt ihren Werkzeugen, und liefen dann dahin. So eilten auch viele Frauen und Jungfrauen, als ob sie von Sinnen wären, mit stetigem Laufen dahin, welche zum Teil dabei ihre Zucht und ihre Ehre zurückließen und geschwängert wieder nach Hause kamen. Denn auf die geistliche Hurerei, welche eine Abgötterei ist, folgt wie der Schatten dem Leib, auch die leibliche Befleckung.

9. Und der dritte Engel folgte diesem nach und sprach mit großer Stimme: So jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt sein Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand.

Tier anbetet: Das ist: Wer, um den römischen Kaisern und Fürsten zu gefallen, sich mit der päpstlichen Abgötterei besudelt, insbesondere nach erkannter Wahrheit des Evangeliums, dem wird Gott der Herr einschenken, in einen Kelch, seinen gerechten Zorn und seine Ungnade.

10. der wird vom Wein des Zorns Gottes trinken, der lauter eingeschenkt ist in seines Zornes Kelch, und wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm;

Gequält werden: Mit diesen und folgenden Worten wird erklärt, was die abtrünnigen Mamelucken und halsstarrigen Diener des römischen Antichristen für Strafen zu erwarten haben. Nämlich sie werden mit ewiger Pein gequält, welche der päpstlichen Abgötterei halsstarrig folgen, besonders, wenn sie zuvor verwarnt und ihres Unrechts überwiesen wurden, und werden Christus, die heiligen Engel und alle Auserwählten ihre ewige Strafen ohne Mitleid anschauen. Dies sollten die Katholiken gut bedenken und bei sich selbst überlegen, ob sie Lust haben, sich um dieser Weltgüter, Ehre und Wollust willen in die ewige und unendliche Pein zu stürzen.

11. und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier haben angebetet und sein Bild, und so jemand hat das Malzeichen seines Namens angenommen.

Hier: Jetzt zeigt Gott dem Johannes, wie der Fall des römischen Papsttums nicht geschehe ohne Verfolgung frommer Leute. Denn wenn die gottseligen Bekenner des Evangeliums schreien, der römische Papst sei der Antichrist, und spotten seiner, so wird er gegen sie erzürnt, und pflegt die weltliche Obrigkeit, welche er mit seinem Liebestrank betört hat, und sich diese unterwürfig gemacht, mit Feuer, Schwert und Strick gegen die Christen zu wüten, so viel als ihm möglich ist. Darum spricht der Engel, dass die Heiligen Geduld in Jesus finden, denn die heiligen Märtyrer leiden die Verfolgungen geduldig und greifen nicht zu den Waffen gegen die ordentliche weltliche Obrigkeit.

Den Glauben: Welchen sie standhaft behalten. Denn was rechte gottselige und fromme Christen sind, die bleiben im Glauben standhaft und richten ihr Leben nach den Geboten Gottes.

12. Hier ist Geduld der Heiligen; hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus.

13. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach.

Herrn sterben: Dass sie ein gottseliges Ende nehmen, besonders aber die, welche um der Bekenntnis des Evangeliums ihr Leben verlieren, die sind wahrhaftig glückselige Leute.

Geist spricht: Nämlich der Heilige Geist bestätigt diese Meinung durch diese Offenbarung, und sagt, dass sie gewiss selig sind, weil sie aus diesem Jammertal hinausgeführt werden, damit sie einmal von ihrer Mühe und Arbeit Erquickung empfangen.

Ihnen nach: Das ist: Gott vergisst ihre guten Werke nicht, die sie getan haben, sondern wird sie mit himmlischen Belohnungen in jener Welt begaben. Obwohl nun auch die selig sind, welche im wahren Glauben Gott selig entschlafen ohne äußerliche Verfolgung. Denn diese sterben auch im Herrn. So sind jedoch diejenigen vor den anderen selig, welche mit ihrem Blut in der Marter den christlichen Glauben bestätigen und versiegeln. Und dies umso mehr, je mehr Märtyrer der Papst mit seinen Verfolgungen macht, je mehr der Himmel mit himmlischen Bürgern erfüllt wird. Und wenn die Gottseligen sterben, so ruhen sie von ihrer großen Arbeit und schweren Mühe, die sie in dieser Welt gehabt haben. Wenn auch gleich die undankbare Welt ihre guten Werke weder erkennt noch belohnt. So werden sie trotzdem ihre Belohnungen im Himmel auf das reichlichste empfangen.

14. Und ich sah, und siehe, eine weiße Wolke. Und auf der Wolke saß einer, der gleich war eines Menschen Sohn; der hatte eine goldene Krone auf seinem Haupt und in seiner Hand eine scharfe Sichel.

Und: Oben ist in diesem Kapitel angezeigt worden von dem geistlichen Fall des römischen Antichristen und von des Papstes Anhängern ewigen Strafen, auch von der Tyrannei der babylonischen Huren, welche ihre Verachtung durch das Vergießen des unschuldigen Blutes zu rächen pflegen. Aber Gott straft endlich auch die Grausamkeit und Laster der römischen Päpste und ihrer Konsorten und rächt sich wiederum an ihnen. Davon meines Erachtens in diesem Gesicht gehandelt wird.

Weiße Wolke: Welche die Gerechtigkeit und Treue des gerechten Richters Christi bedeutet.

Menschen Sohn: Nämlich die Gestalt unseres Herrn Jesu Christi, welcher des Menschen Sohn ist.

Goldene Krone: Dadurch die königliche Majestät bedeutet wird.

Scharfe Sichel: Und war bereit, die Laster des Papsttums zu rächen, welche zuvor wie zur Ernte reif geworden sind. Denn gleichwie Christus den Gläubigen ein Heiland ist, also ist er den Unbußfertigen ein gerechter und ernster Richter. Und, wie er der Frommen Sünde zudeckt. Also straft er der Unbußfertigen Bosheit.

15. Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel und schrie mit großer Stimme zu dem, der auf der Wolke saß: Schlag an mit deiner Sichel und ernte; denn die Zeit zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist dürr geworden!

Anderer Engel: Dieser Engel bedeutet die frommen Kirchendiener und andere gottseligen Leute, welche aus keinem fleischlichen, sondern göttlichem Eifer den Sohn des Menschen mit ihrem Gebet, Seufzen, und ihrer Klage aufbringen, dass er die menschliche Grausamkeit des römischen Papsttums räche. Solche Gebete, darin die göttliche Rache gegen die verstockten Verfolger der Kirchen angerufen wird, finden sich auch im 60., 74., 79., 80., 83. und 94. Psalm; im letzten lesen wir: Herr Gott, des die Rache ist: Gott, des die Rache ist erscheinen.

Wolken saß: Und des himmlischen Königs und Menschen Sohns Gestalt angenommen hatte.

16. Und der auf der Wolke saß, schlug mit seiner Sichel an die Erde, und die Erde ward geerntet.

Schlug: Denn Christus kann der Seinen inbrünstiges Gebet nicht außer Acht lassen.

17. Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel, der hatte eine scharfe Hippe, bedeutet: Rebmesser.

Und: Gott der Herr zeigt Johannes die gleiche Sache, nur mit einem anderen Gesicht, auf dass wir auch die Gewissheit der göttlichen Rache haben und nicht zweifeln: Gleichwie dem Pharao mit zwei unterschiedlichen Träumen gezeigt wurde, dass es im siebten Jahr keine fruchtbare Ernte geben werde und dass in den anderen sieben Jahren eine teure Zeit sein werde.

Hippe: Damit schneidet man die Trauben von den Reben ab. Und hatte sich dieser Engel auch zur Rache vorbereitet und fest gemacht. Denn Gott pflegt die Mittel und Werkzeuge seines Zornes zu gebrauchen, wenn er die Grausamkeit seine Feinde strafen will.

18. Und ein anderer Engel ging aus vom Altar, der hatte Macht über das Feuer und rief mit großem Geschrei zu dem, der die scharfe Hippe hatte, und sprach: Schlag an mit deiner scharfen Hippe und schneide die Trauben vom Weinstock der Erde; denn seine Beeren sind reif!

Das Feuer: Welches auf dem Altar immer brannte: Diesem Engel war es also befohlen, die Opfer zu versorgen. Dieser Engel steht auch für die frommen Kirchendiener und andere rechtschaffenen Christen, welche im Neuen Testament Gott geistliche Opfer tun {Hebr 13}.

Sind reif: Es sind die römischen Päpste und seine Anhänger reif und zeitig zur göttlichen Rache, welche sie einige hundert Jahre verursacht haben. Weil sie die Lehre des Evangeliums verfälschen, die Kirche Christi mit Menschensatzungen unterdrücken, viel Abgötterei anrichten, gegen die frommen Kirchendiener und Zuhörer, die ihnen widersprechen, mit Gefängnissen, Schwert und Feuer schrecklich gewütet haben, mit ihrem Betrug und Lügen der Welt Güter zusammengerafft und ihre Leiber und Seelen wie auch andere Leute mit schändlicher Unzucht befleckt haben.

19. Und der Engel schlug an mit seiner Hippe an die Erde und schnitt die Trauben der Erde und warf sie in die große Kelter des Zorns Gottes.

20. Und die Kelter ward draußen vor der Stadt getreten; und das Blut ging von der Kelter bis an die Zäume der Pferde durch tausend sechshundert Feld Wegs.

Vor der Stadt: Es wird aber gesagt, dass die Feinde Christi vor der Stadt gekeltert werden: Denn ob sie wohl der Kirche Namen immer im Munde haben, so sind sie doch nicht in der rechten Kirche Gottes, sondern aus dieser ausgestoßen worden.

Blut ging: Mit großem Haufen, gleichwie der Most häufig herausläuft, wenn die Trauben in den Kelter mit Gewalt gepresst werden. Eine solche Menge Blut bedeutet, dass Gott an den päpstlichen Verfolgern der wahren Christen, welche den römischen Päpsten zu gefallen sind, gegen die Glieder der christlichen Kirche grausam Wüterei treiben, schreckliche Strafen üben wird, dass sie im Blut schwimmen und ersticken werden, welche immer nach Blut gedürstet haben und des Blutes nicht satt werden konnten.


Das 15. Kapitel

  • Die große Menge der Auserwählten loben den Herrn, weil sie verstehen, dass des Antichristen Untergang nahe vor der Tür ist. Die Engel gehen aus, den Antichristen hinzurichten.

1. Und ich sah ein anderes Zeichen im Himmel, das war groß und wundersam: sieben Engel, die hatten die letzten sieben Plagen; denn mit denselben ist vollendet der Zorn Gottes.

Und: Es hat Johannes, nachdem er aus den Gesichtern Bericht empfangen hat, angefangen zu weissagen von dem Fall des römischen Papsttums und von den Strafen der päpstlichen Grausamkeiten. Darum zeigen etliche der folgenden Gesichter eben das gleiche, jedoch weitläufiger an, wie Gott der Herr durch das reine evangelische Predigtamt das päpstliche Reich angreift und stürzt. Doch wird auch ein Gesicht dazwischengesetzt, in welchem die Heiligen den Herrn loben, dass er endlich die päpstliche Tyrannei zu strafen angefangen hat. (Nach Luther) Diese sieben Engel sind alles Prediger, die das Evangelium helfen auszubreiten.

Vollendet: Und wird Gott mit diesen Plagen seinen Zorn über das Papsttum ausschütten, bis er es vertilge.

2. Und ich sah wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemengt; und die den Sieg behalten hatten an dem Tier und seinem Bild und seinem Malzeichen und seines Namens Zahl standen an dem gläsernen Meer und hatten Harfen Gottes

Und sah: Es wird der Heiligen Glückwunsch und Danksagung mit hineingestreut über den göttlichen Sieg des Papsttums.

Gläsernes Meer: Das gläserne Meer oder kristallene Meer, welches mit einem Licht, auch mit hellem Feuer, gemengt gewesen ist, bedeutet die himmlischen Herrlichkeiten und Seligkeiten, darin sie ewig leben werden, welche die Verfolgung um der reinen himmlischen Lehre willen erduldet, glücklich überwunden und sich mit der päpstlichen Abgötterei und Bosheit nicht befleckt haben.

3. und sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sprachen: Groß und wundersam sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Heiden!

Lied Moses: So wie die Israeliten, als sie aus Ägypten geführt wurden, neben Mose Gott den Herrn mit einem Lobgesang gepriesen haben {2Mos 15}. Also werden die Heiligen sich freuen und Gott loben, dass die Tyrannei und Verfolgung des römischen Antichristen überwunden ist und dass die elende Dienstbarkeit aufgehoben wurde, womit die Kirche Christi unter dem päpstlichen Joch bedrückt gewesen ist. Darum singen sie Christus, dem unbefleckten Lamm, einen Lobgesang.

Der Heiligen: Denn du tust, alles was recht ist, und bist ein König aller heiligen Menschen, die an dich glauben. Obwohl wir manchmal denken, dass Gottes Tun nach der Richtschnur der Gerechtigkeit sich nicht gut reimt, besonders wenn er die Unterdrückung und Verfolgung der Frommen eine Zeit lang geschehen lässt. So ist es doch in Wahrheit richtig, was er tut. Darum sollen wir das blinde Urteil unserer Vernunft zurücklassen, denn wir sollten endlich aus der Erfahrung lernen, dass wir Gott das Lob und die Ehre eines gerechten Richters überlassen müssen, wenn er sich zeigen wird, als ein König und Beschützer der Heiligen, das ist derjenigen, die an ihn glauben.

4. Wer sollte dich nicht fürchten, Herr und deinen Namen preisen? Denn du bist allein heilig. Denn alle Heiden werden kommen und anbeten vor dir; denn deine Urteile sind offenbar geworden.

Der Tempel: Es bedeutet aber der Tempel oder die Hütte des Zeugnisses, die Kirche, für welche Gott immer die Sorge trägt. So ist auch der Frommen Wandel und Leben und Bürgerrecht im Himmel, von dort sie ihren Heiland erwarten {Phil 3}.

5. Danach sah ich, und siehe, da ward aufgetan der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel;

6. und gingen aus dem Tempel die sieben Engel, die die sieben Plagen hatten, angetan mit reiner, heller Leinwand und umgürtet an ihren Brüsten mit goldenen Gürteln.

Sieben Plagen: Welche sie über den Antichristen und seine Anhänger ausschütten sollten. Die sieben Engel bedeuten viele vortreffliche Lehrer, welche mit einem unsträflichen Wandel, mit weißer Leinwand, und herzlichen Tugenden und Gaben des Heiligen Geistes, wie mit goldenen Gürteln, geziert sind und leuchten, und sind gerüstet, das Reich des Antichristen durch das Predigtamt des Evangeliums anzugreifen und zu besiegen.

7. Und eines der vier Tiere gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll Zorns Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Vier Tiere: Mit welchen auch das Predigtamt des Wortes bedeutet wurde.

Schalen: Welche sie gegen den Antichristen und sein Reich ausschütten sollten. Denn die das Papsttum mit geistlichen Waffen besiegen sollen, die müssen zum Kirchenamt berufen sein in der Weise, dass die, so keinen Beruf haben, mehr Schaden in der Kirche tun, als sie nutzen sollten. Solche haben sich auch zu unserer Zeit gefunden, zuvor sind sie Juristen und Rechtsgelehrte gewesen, haben sich einmal in das Kirchenamt begeben und gegen das Papsttum angefangen zu streiten, aber weil sie sich hineingezwängt haben, so haben sie dem Papsttum nichts abgewinnen können, sondern die Kirche mit falscher Lehre irregemacht und mit ihrem unruhigen Wesen die Katholiken in ihrer Verstockung noch gestärkt.

8. Und der Tempel ward voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft; und niemand konnte in den Tempel gehen, bis dass die sieben Plagen der sieben Engel vollendet wurden.

Herrlichkeit Gottes: Welcher seine Gegenwart zeigte. Es bedeutet aber dieses Gesicht die Einweihung des Tempels Salomon, davon geschrieben steht: Da aber die Priester aus dem Heiligtum kamen, erfüllte eine Wolke das Haus des Herrn, dass die Priester nicht konnten stehen und ihr Amt vor der Wolke ausüben. Denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn {1Sam 8}. Und wird mit diesem Gesicht Johannes zu verstehen gegeben, dass Gott seiner Kirche und dem Predigtamt mit seiner göttlichen Kraft und Allmacht beistehen wird, bis der römische Antichrist gestürzt ist. Und wird später sein Reich nicht wieder aufkommen, obgleich der Papst und seine Glieder die größte Anstrengung dazu machen. Denn des Papstes Reiches muss zugrunde gehen, das sollte dem Papst kein Witz sein, denn es wird ihm keine Macht und Gewalt helfen.


Das 16. Kapitel

  • Jetzt folgen die sieben Plagen, mit welchen Gott der Herr das Reich des römischen Antichristen plagen und heimsuchen wird.

1. Und ich hörte eine große Stimme aus dem Tempel, die sprach zu den sieben Engeln: Geht hin und gießt aus die Schalen des Zorns Gottes auf die Erde!

Gießt aus: Es sind aber die folgenden Plagen meines Erachtens geistliche und nicht leibliche, damit der Menschen Herzen und Gewissen gepeinigt werden, welche die päpstlichen Irrtümer annehmen und gebrauchen. Und deutet dieses Gesicht auf etliche ägyptische Plagen, mit welchen Mose und Aaron die Ägypter geplagt haben, bis sie die Israeliten von sich gelassen haben.

2. Und der erste ging hin und goss seine Schale aus auf die Erde; und es ward eine böse und arge Drüse an den Menschen, die das Malzeichen des Tiers hatten und die sein Bild anbeteten.

Drüse: Dadurch wird das stetige Nagen des Gewissens angedeutet, den innerlichen Schmerz, welchen die Katholiken im Herzen mit sich herum tragen, die das Evangelium gehört und verstanden haben und dennoch gegen dieses, als der himmlischen Wahrheit, wieder ihr eigenes Gewissen widersprechen.

Anbeteten: Dass sie der päpstlichen Abgötterei sich teilhaftig gemacht und mit den falschen Gottesdiensten sich befleckt haben.

3. Und der andere Engel goss aus seine Schale ins Meer; und es ward Blut wie eines Toten, und alle lebendigen Seelen starben in dem Meer.

In dem Meer: Die lebendigen Tiere im Meer bedeuten die Katholiken, welche im Trüben Meer der Laster und der Bosheit sich herumwälzen: Denen ist das Evangelium ein Geruch des Todes zum Tod, welches sonst anderen Leuten, den Gläubigen, ein Geruch des Lebens zum Leben ist {2Kor 2}. Denn je länger und deutlicher sie das Evangelium hören, je böser werden sie, bis sie in ihrer Halsstarrigkeit verschmachten und verderben.

4. Und der dritte Engel goss aus seine Schale in die Wasserströme und in die Wasserbrunnen; und es ward Blut.

Wurde Blut: Also, dass alles Wasser in Blut verwandelt wurde und die Menschen das Wasser nicht trinken konnten, sondern vor Durst verschmachten mussten. Denn gleichwie die Menschen aus den Brunnen und Wasserflüssen erfrischt und erquickt werden, also bringt die Heilige Schrift den gewissen und beständigen Trost. Aber weil die katholischen Lehrer und halsstarrigen Zuhörer den rechten und christlichen Verstand der Schrift und die deutliche Erklärung nicht allein verwerfen, sondern auch andere, die sich mit Fleiß darauf legen, anfeinden und verfolgen, so geschieht aus dem gerechten Urteil Gottes, dass ihnen die Heilige Schrift nichts nutzt, ja sie haben in ihrem Herzen Gräuel daran, als wenn einer Blut trinken sollte. Darum ihre Seelen mit ewigem Durst verschmachten werden.

5. Und ich hörte den Engel sagen: Herr, du bist gerecht, der da ist und der da war, und heilig, dass du solches geurteilt hast,

Den Engel: Nämlich den Kirchendienern, die die Heilige Schrift zu erklären und abzuhandeln von Gott verordnet waren.

Da ist: Von Ewigkeit, Gott und Mensch, sitzend zur Rechten Gottes des Vaters, und regiert überall, und gibt den Menschen Gaben.

War: Nach der göttlichen Natur, auch vor Anfang der Welt. Heilig: In allen deinen Werken, die richtigerweise niemand tadeln kann.

Geurteilt hast: Dein gerechtes Urteil preise ich, dass du deinen halsstarrigen Feinden diese Strafe bestimmt und verordnet hast.

6. denn sie haben das Blut der Heiligen und Propheten vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; denn sie sind es wert.

Heiligen: Welche sich zu deinem Evangelium bekennen.

Propheten: Nämlich der treuen Ausleger der Heiligen Schrift, welche im Neuen Testament Propheten genannt werden.

Zu trinken: Dass sie aus der Heiligen Schrift keine Erquickung haben können.

Sind es wert: Dass sie also gestraft werden. So haben die päpstlichen Lehrer samt anderen, des Papstes Anhänger, in der Wahrheit einen Abscheu zu der Heiligen Schrift, und sehen sie mit großem Unwillen an. Wenn sie auch häufig die Heilige Schrift benutzen und davon reden, geschieht solches ungereimt und lächerlich, so dass man nicht wissen kann, ob sie es ernst meinen oder ob sie mit der Heiligen Schrift ein Gespött treiben.

7. Und ich hörte einen anderen Engel aus dem Altar sagen: Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht.

Gerichte: Damit du die halsstarrigen Feinde des Evangeliums plagst und strafst. Denn welcher Gott dem Herrn ihr Gebet als ein Opfer darbringen und um die Ausbreitung des Reiches Christi von Herzen bitten, ob sie wohl gerne wollten und wünschen möchten, dass alle Menschen sich zu Christus bekehren. Wenn sie jedoch sehen, dass die verstockten Feinde des göttlichen Wortes, welche der Wahrheit gegen ihr Gewissen widersprechen, in einen verkehrten Sinn gegeben sind, so können sie nichts anderes tun, denn dass sie Gottes gerechte Gerichte billigen und preisen müssen.

8. Und der vierte Engel goss aus seine Schale in die Sonne, und ihm ward gegeben, den Menschen heiß zu machen mit Feuer.

9. Und den Menschen ward heiß von großer Hitze, und sie lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und taten nicht Buße, ihm die Ehre zu geben.

Hitze: Diese Hitze bedeutet die Marter der Gewissen, welche nach dem geoffenbarten Evangelium in deren Gewissen entsteht, die die erkannte Wahrheit um dieser Welt Güter und Würdigkeit willen verleugnen und verlästern. Von diesen verzweifeln viele und scheiden mit Gotteslästerungen von dieser Welt ab. Tun auch nicht Buße, und bitten Gott um keine Verzeihung.

10. Und der fünfte Engel goss aus seine Schale auf den Stuhl des Tieres; und sein Reich ward verfinstert, und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen

Des Tieres: Mit zwei Hörnern, durch welche das römische Papsttum abgebildet ist.

Verfinstert: Denn die reine Predigt des Evangeliums macht das päpstliche Reich sehr dunkel, und verachtet, darum die Päpste und ihre Anhänger so toll und töricht werden, dass sie grimmig darüber sind und als ein großes Herzeleid mit ihrem Gottlosen und verkehrten Anschlägen sich selbst den größten Schaden tun. Lassen also von ihrer Abgötterei und ihrem Laster nicht ab, dass sie Buße täten, bekennen auch ihre Irrtümer nicht und verwerfen sie nicht, sondern fahren immer fort, das Evangelium, und also auch Christus selbst zu lästern. Denn wie heftig meint man wohl, dass der Papst zu Rom darüber ergrimmt und brummt, wenn er hört, dass sein Bannstrahl von den Deutschen verspottet und für Spinnweben gehalten wird?

11. und lästerten Gott im Himmel vor ihren Schmerzen und vor ihren Drüsen und taten nicht Buße für ihre Werke.

12. Und der sechste Engel goss aus seine Schale auf den großen Wasserstrom Euphrat; und das Wasser vertrocknete, auf dass bereitet würde der Weg den Königen vom Aufgang der Sonne.

Der Sonne: Dies Gesicht deutet auf die Geschichte des Königs Kyros in Persien hin, denn als dieser die gewaltige Stadt Babylon belagerte und einen neuen Graben gemacht hatte, mit welchem er einen großen Teil des Wasserstroms Euphrat von seinem gewöhnlichen Weg wendete, ist er also bei Nacht in die Stadt Babylon eingedrungen und hat sie erobert, wie die Geschichtsschreiber ausführlich davon melden. Und hat der Prophet Jesaja eben dieses im Geist viele Jahre zuvor gesehen, ehe es geschehen ist. Es wird aber dadurch angedeutet, wie der römische Papst und seine Anhänger wegen der Verachtung der evangelischen Lehre werden ihre gerechte Strafe empfangen, dass ihr päpstliches Reich zerstört wird, vielleicht durch die, welche vom Aufgang der Sonne kommen und Rom zerstören werden. Und haben zwar viele Papisten sich hören lassen, dass sie viel lieber den Türken wollten zum Nachbarn haben, als in ihrem Lande das lutherische Evangelium dulden.

13. Und ich sah aus dem Munde des Drachen und aus dem Munde des Tieres und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister gehen, gleich den Fröschen;

Und: Weil durch das Predigtamt des Evangeliums das römische Papsttum in geistlicherweise besiegt wird, so setzt der Papst zu Rom der evangelischen Lehre etliche giftige Lästerer entgegen, welche in ihren Predigten, Reden und Schriften die reine Lehre verlästern und ihre päpstlichen Zuhörer mit Blendungen betören und im Gehorsam des römischen Stuhles nicht davon weichen. Diese hetzen auch der Könige und Regenten Gemüter gegen das Evangelium Christi auf. Welches auch im folgenden Gesicht zu verstehen aufgezeigt wird.

Den Fröschen: Dies Gesicht bedeutet, dass der Satan, also der Drache, der römische Papst, als der Prophet, und das Tier, als das päpstliche Reich, etliche Heuchler des römischen Papstes erweckt, welche, wie die Frösche, gegen das Evangelium Christi quaken und die reine Lehre verleumden und verlästern. Das sind die Sophisten in den hohen Schulen, die Mönche in den Klöstern, die Jesuiten in ihren Schulen. Diese rühmen sich vieler Zeichen und Wunder, die im Papsttum zur Bestätigung der päpstlichen Lehre geschehen sein sollen. Hetzen die weltliche Obrigkeit mit ihren Schriften und Reden, ja auch mit heimlichen hinterlistigen Ratschlägen auf, nur damit sie ihre Macht befestigen, um die evangelische Lehre zu besiegen und auszurotten. Nach Luther) Die Frösche sind die Plauderer, die den Fürsten heucheln und gegen das Evangelium quaken, aber doch nichts ausrichten.

14. denn es sind Geister der Teufel, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen auf dem ganzen Kreis der Welt, sie zu versammeln in den Streit auf jenen Tag Gottes, des Allmächtigen.

15. Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und hält seine Kleider, dass er nicht bloß wandle und man nicht seine Schande sehe.

Ich komme: Weil Johannes von dem großen Tag des Herrn eine Meldung macht, so setzt er (in der Person Gottes redend) eine kurze Erinnerung, dass wir zu diesem großen Tag des Herrn bereit sein sollen, es falle gleich derselbe plötzlich herein, oder dass uns Gott durch blutige Verfolgungen oder durch einen anderen Zufall aus diesem Leben abfordere.

Bloß wandle: Und unbedeckt bin, an dem Teil des Leibes, welchen die Natur bedeckt haben will. Es wird aber der Jüngste Tag den sicheren und gottlosen Leuten kommen, wie ein Dieb in der Nacht, wenn sie es am wenigsten erwartet hätten {1Thes 5}. Manchmal wachen die, welche die fleischliche Sicherheit austreiben wollen, und immer sich dahin befleißigen, dass sie heilig und unsträflich leben, und des Satans Stricken entfliehen. Behalten und bewahren ihre Kleider, dass sie nicht nackt gefunden werden, wenn sie im wahren Glauben an Christus beständig bleiben. Denn wenn Christus mit wahrem Glauben ergriffen ist und erhalten wird, so bedeckt er mit seiner Unschuld und allen seinen Verdiensten alle unsere Blöße und Schande.

16. Und er hat sie versammelt an einen Ort, der da heißt auf Hebräisch Harmagedon.

Und: Jetzt wendet sich Johannes wiederum zu den Rotten und ihren Bündnissen, welche das Evangelium Christi mit öffentlicher Gewalt zu vertilgen sich unterstehen.

Harmagedon: Das ist: eine Verbannung und Ausrottung des Kriegsheeres. Und will so viel sagen: Es wird Gott der Herr die Völker, die gegen das Evangelium streiten, wie zu einer Schlachtbank an den Ort führen, dass sie sterben und vertilgt werden: Daher dieser Ort von der Geschichte den Namen bekommen und behalten wird und Harmagedon heißen, darum, dass ein großes Kriegsvolk dort besiegt und geschlagen wurde. Denn es kann keine menschliche oder teuflische Gewalt die Kirche Christi vertilgen, wie der 2. Psalm bezeugt. Dass Gott der Herr der Gottlosen in ihrem Vornehmen spotte und sie in seinem Zorn zerschmettern wird. (Nach Luther) Auf Deutsch, verdammte Krieger, verfluchte Rüstung oder unglückselige Kriegsleute.

17. Und der siebente Engel goss aus seine Schale in die Luft; und es ging aus eine Stimme vom Himmel aus dem Stuhl, die sprach: Es ist geschehen.

Und: Bis jetzt haben wir von sechs Plagen gehört, damit Gott der Herr den Antichristen plagen wird, jetzt folgt die siebte.

Stuhl: Der göttlichen Majestät: Und hat eine solche Stimme das folgende Dekret offenbart.

Ist geschehen: Um den römischen Antichristen. Er soll nicht mehr auf die Füße kommen. Denn ob sich wohl päpstliche Schmeichler finden, die den Stuhl der Bestie unterstützen sich befleißigen, so richten Sie doch nichts aus: weil das Papsttum in der Menschen Herzen je länger je mehr zunichtewird und zu Boden fällt.

18. Und es wurden Stimmen und Donner und Blitze; und ward ein solches Erdbeben, wie solches nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden gewesen sind, solch Erdbeben also groß.

19. Und aus der großen Stadt wurden drei Teile, und die Städte der Heiden fielen. Und Babylon, der großen, ward gedacht vor Gott, ihr zu geben den Kelch des Weins von seinem grimmigen Zorn.

Und Babylon: Nämlich Rom, welche der Stadt Babylon wegen des gottlosen Wesens sehr zu vergleichen ist. Es ist aber, was im Text später folgt, nichts anderes als eine Erklärung des Vorigen. Und will dieses Gesicht, dass sich Gott der Romanisten Bosheit, Laster und Grausamkeit wiederum erinnert und den gerechten Grimm seines Zorns gegen sie ausschüttet: Und er wird mit der Predigt des Evangeliums die päpstlichen Gottesdienste und Dekrete als mit einem Donner und Hagel zu Boden schlagen. Welches dem Antichristen einen solchen Schrecken und Fall bringen wird, als wenn die ganze Welt vom Erdbeben erschüttert würde. Aber die halsstarrigen Leute im Papsttum, welche gegen ihr Gewissen solche Irrtümer handhaben und beschützen, die werden nicht Buße tun, sondern die evangelische Lehre, durch die ihre Abgötterei und Scheinheiligkeit zu Boden gestürzt wird, mit verstockten Herzen verlästern. Darum kann man nicht hoffen oder darauf warten, dass alle Katholiken einmal die Lehre des Evangeliums annehmen werden. Und es ist genug, dass Gott einige aus dem Rachen der Hölle reißt und zur Erkenntnis Christi bringt.

20. Und alle Inseln entflohen, und keine Berge wurden gefunden.

21. Und ein großer Hagel, wie ein Zentner, fiel vom Himmel auf die Menschen; und die Menschen lästerten Gott über die Plage des Hagels, denn seine Plage war sehr groß.


Das 17. Kapitel

  • Es hat die Heilige Schrift den Brauch, dass sie, was sie anfangs kurz vorgebracht hat, später immer auch noch ausführlicher zu erklären pflegt: Gleichwie ein Christ in der Erkenntnis der himmlischen Geheimnisse von Tag zu Tag zunimmt. Also wird auch Johannes, was ihm bisher vom römischen Antichristen gezeigt wurde, jetzt unter einer anderen Figur, nämlich in der Gestalt einer frechen, wohlgeschmückten und hoffärtigen Hure, ausführlicher erklärt.

1. Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach zu mir: Komm, ich will dir zeigen das Urteil der großen Hure, die da an vielen Wassern sitzt;

Großen Hure: Welches die mächtigste, stolzeste und unzüchtigste Weibsperson ist. (Nach Luther) Hier zeigt er die Kirche in ihrer Gestalt und ihrem Wesen, die verdammt werden soll.

Vielen Wassern: Das ist: Sie regiert über viele Völker mit Übermut und mit großer Gewalt.

2. mit welcher gehurt haben die Könige auf Erden; und die da wohnen auf Erden, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei.

Die Könige: Denn etliche Könige und Fürsten hängen den römischen Päpsten mit einer solchen unsinnigen Liebe an, dass sie alles ihnen zu gefallen tun und sich befleißigen, wie die zu tun pflegen, welche mit der Hurenliebe eingenommen sind, und meinen, sie könnten ihrer nicht entbehren.

Betrunken geworden: Das ist: Welche dem römischen Antichristen anhängen, die sind häufig so sehr betört wie die Brüder, welchen die Huren einen Liebestrank einschenken, dadurch die Liebe brennend gemacht und auf das heftigste entzündet wird, dass der Brüder Herzen mit der Hure ganz und gar vereinigt und verbunden werde, und pflegt auf solche Liebesgetränke entweder ein Wahnsinn oder eine Schwindsucht oder beides miteinander. Darum muss man sich nicht darüber verwundern, dass etliche der päpstlichen Abgötterei mit einer ganz unsinnigen Liebe und mit höchstem Fleiß beipflichten. Denn sie sind von dem Liebestrank der römischen Huren allerdings betrunken geworden und gefangen, können auch nicht davon loswerden, es sei denn, dass ein solcher Liebestrank mit dem Worte des Evangeliums und unter der Wirkung des Heiligen Geistes ausgefegt und gesäubert werde.

3. Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah ein Weib sitzen auf einem scharlachfarbigen Tier, das war voll Namen der Lästerung und hatte sieben Häupter und zehn Hörner.

Im Geist: Das ist: Es war eben, als sei ich in einem Augenblick in eine schlimme Wüste gekommen.

Das Weib: Nämlich die babylonische Hure. Denn der römische Antichrist, welcher durch die Hure abgebildet wird, hat sich nicht allein mit vielfältiger Abgötterei, als mit einer geistlichen Hurerei, befleckt, sondern verunreinigt auch andere, gleichwie eine Hure, die sich vielen hingibt und jedermann zu ihrem Beischlaf reizt. Sie sitzt aber auf einem rosafarbenen Tier, welches sieben Häupter und zehn Hörner hat. Weil der Antichrist über die römischen Kaiser herrscht, deren Kleidung zuvor eine rosa Farbe hatte (Purpur). Und in der Stadt gesessen ist, welche sieben Berge oder Hügel hat, und gehörten zum Römischen Reich vormals zehn Länder oder Königreiche, wie oben im12. Kapitel auch angezeigt wurde. Nimmt darum diese römische Hure sich selbst die Herrschaft über das römische Reich, wie die Geschichte genügend bezeugt und die Erfahrung auch lehrt. Die Namen der Lästerungen deuten auf die päpstliche Lehre, welche gegen Christus lästerlich ist, indem sie die Ursache unserer Seligkeit unserem Verdienst zuschreibt und Christus viele Mittler (die Heiligen) als Gehilfen dazu gibt, auch die Jungfrau Maria, Christo, als eine Meisterin vorsetzt. Denn man hat im Papsttum solche Gesänge gesungen: Sancta virgo Dorothea, tua nos Virtute bea, Corin in nobis novum crea, wie man es in den Messbüchern liest. Das ist: Du Heilige Jungfrau Dorothea, mache uns durch deine Kraft selig und schaffe in uns ein reines Herz. Und in einem anderen Buch werden diese Worte gelesen, die auf die Jungfrau Maria gehen: Bitte deinen Sohn demütig, und gebiete ihm gewaltig, dass er auf den Abend dieser Welt uns zu der ewigen Freude führe. Dergleichen Gotteslästerungen stehen auch in dem allgemeinen Gesang: Salve Regina. Das ist: Gegrüßt seist du Königin der Himmel. Und ist dieses alles, was der Jungfrau Maria angedichtet wird, ist voller Gotteslästerungen.

4. Und das Weib war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und edlen Steinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll Gräuel und Unsauberkeit ihrer Hurerei,

Purpur: Denn die Kardinäle gebrauchen diese Farbe für die Hüte und ihre herrlichen Kleider: Wenn auch die Päpste in ihrer Majestät sitzen, so schimmern sie von Gold und Edelsteinen. So wird die päpstliche Messe an vornehmen Orten gehalten und in köstlichen Kleidern, die von Gold und Edelsteinen strotzen. Und sieht man in den päpstlichen Kirchen hin und wieder auch, wie sie mit Gold protzen. Mit diesem äußerlichen Schmuck der Personen und päpstlichen Gottesdienste werden die einfachen Leute geblendet, dass sie die päpstliche Abgötterei annehmen, gleichwie die törichten Buhler durch den äußerlichen Hurenschmuck sich betören lassen, dass sie mit ihnen Unzucht treiben, welche doch im Inneren voller Falschheit sind.

Goldenen Becher: Das ist: Der römische Antichrist betört mit seiner Heuchelei der Menschenherzen, gleichwie die Huren mit einem Liebestrank, welcher mit ganz gemeinen Sachen zugerichtet wird, die Buhler an sich zu ziehen und zu verderben. Die Gräuel der babylonischen Hure sind die falschen Gottesdienste und die schändliche Unzucht.

5. und an ihrer Stirn geschrieben einen Namen, ein Geheimnis: Die große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Gräuel auf Erden.

Geheimnis: (Nach Luther) Das ist das geistliche große Babylon.

Auf Erden: Dieser Titel des römischen Antichristen oder der babylonischen Hure beinhaltet dreierlei: Erstens nennt man es ein Geheimnis, darum, weil man dieser Huren Bosheit und Unreinigkeit nicht so schnell merkt, gleichwie die Geheimnisse nicht sofort verstanden werden, bis sie zu ihrer Zeit an den Tag kommen. Danach wird sie Babylon genannt, besonders wegen ihrer Grausamkeit und Tyrannei. Wie vor Zeiten die Babylonier mit dem Volk Gottes unbarmherzig umgegangen sind. Dazu hat Dr. Martin Luther ein Buch geschrieben von der Babylonischen Gefangenschaft, in welchem er erklärt, wie der römische Antichrist die Kirche in tyrannischerweise unterdrückt hat. Endlich wird sie auch eine Mutter der Hurerei und aller Gräuel auf Erden genannt, weil der römische Antichrist die ganze Welt mit vielfältiger Abgötterei und unzähligen Aberglauben erfüllt hat, welches alles miteinander große und schreckliche Gräuel vor Gottes Augen sind. So hat er auch mit seinem unreinen ehelosen Stand abscheuliche und unsägliche Unzucht in der Christenheit verursacht. Also, dass viele Klöster nichts anderes als schändliche Hurenhäuser sind, in denen allerlei Unzucht ohne Scheu getrieben wird.

6. Und ich sah das Weib betrunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blute der Zeugen Jesu. Und ich verwunderte mich sehr, da ich sie sah.

Betrunken: Denn es dürstet den römischen Antichristen sehr nach der gottseligen Bekenner des Evangeliums Blut und verschlingt es mit großer Begierde. Denn wie viel Märtyrer hat der römische Antichrist gemacht in Spanien, Frankreich, in den Niederlanden, in Italien und anderen Orten mehr? Welche um keiner anderen Ursache willen ermordet und verbrannt wurden, als dass sie der römischen Bosheit, Abgötterei und Laster verworfen haben. Wie viel unschuldiges Blut ist vergossen worden im Jahr 1572. Zu Paris und anderen Orten in Frankreich? Also dass damals wahrhaftig die Babylonische Hure vom Blut der Christen und Märtyrer Jesu betrunken wurde. Und sobald sie diese Völlerei verdaut hat, wird sie ohne Zweifel, wie der Säufer Art ist, von neuem nach der Christen Blut dürsten, mehr denn zuvor.

Sehr: Also, dass ich mich vor diesem seltsamen Gesicht entsetzte.

7. Und der Engel spricht zu mir: Warum verwunderst du dich? Ich will dir sagen das Geheimnis von dem Weibe und von dem Tier, das sie trägt und hat sieben Häupter und zehn Hörner.

Geheimnis: Ich will dir dieses Geheimnis von dem Antichristen und dem Römischen Reich, darin der Antichrist herrscht, erklären, und anzeigen, was es für eine Bedeutung hat.

8. Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist nicht und wird wiederkommen aus dem Abgrund und wird fahren in die Verdammnis, und es werden sich verwundern, die auf Erden wohnen, deren Namen nicht geschrieben stehen in dem Buch des Lebens von Anfang der Welt, wenn sie sehen das Tier, dass es gewesen ist und nicht ist und da sein wird.

Ist gewesen: Nämlich: Das Römische Reich hat vormals eine große Gewalt gehabt.

Ist nicht: Es hat jetzt nicht mehr ein solches Ansehen wie zuvor. Denn es ist das Römische Reich nach und nach geringer geworden und zum Schluss ganz gefallen, dass kaum noch ein Stück davon vorhanden ist. Denn es ist in dieser Welt nichts Beständiges und Ewiges, es sei gleich so mächtig, als es immer wolle.

Wiederkommen: Denn der Papst hat das Römische Reich einigermaßen wieder aufgerichtet, wie der Papst Leo, der 3. dieses Namens, Carolum den Großen zum römischen Kaiser, erwählte. Ebendieses wird jedoch auch einmal wiederum zugrunde gehen, wenn nämlich der Stein, so ohne Hände abgerissen wird, das Bild an seinen Füßen, dass zum einen Teil aus Eisen, zum anderen Teil aus Ton ist, zerschlagen und zermahlt wird, wie das Gesicht vom Untergang des Römischen Reiches solches anzeigt {Dan 2}.

Gewesen ist: Zuvor im großen Tun und Ansehen.

Nicht ist: Ein solches, wie es zuvor gewesen ist. (Nach Luther) Das Römische Reich ist und ist es doch nicht, denn es ist nicht das ganze, sondern ist nach seinem Fall durch den Papst wieder aufgebracht worden.

Doch ist: Es redet aber der Engel zugleich von dem Römischen Reich, wie es vom Papst wieder aufgerichtet wurde, und von dem Reich des Antichristen, weil sie sich gegenseitig die Hand bieten, und eins das andere unterstützt und unterhält. Darum sich viele über dieses Römische Reich wundern, wie es jetzt ist, ob es wohl dem vorigen sehr ungleich ist und viel geringer. Und weil sie sehen, dass viel, und fast die vornehmsten Herren des Römischen Reiches dem Papst noch anhängen, so folgen sie der päpstlichen Religion auch, und gehen darüber zugrunde. Und diese sind zum ewigen Leben nicht erwählt. Sonst würden sie den römischen Antichristen erkennen und ihn verlassen und meiden. Denn die Auserwählten irren nicht und verharren nicht in einem verdammlichen Irrtum.

9. Hier ist der Sinn, zu dem Weisheit gehört! Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt, und sind sieben Könige.

Ist der Sinn: Das ist: Dieses ist ein Geheimnis, zu welchem eine große Weisheit gehört, um es zu verstehen.

Die: Jetzt redet der Engel ausführlicher vom Römischen Reich und vom römischen Antichristen. Weil sie einander die Hand bieten, wie oben angezeigt.

Sieben Berge: Welche in der Stadt sind, darin die babylonische Hure, der römische Antichrist herrscht. Darum darf man den rechten Stuhl des Antichristen gewiss nirgends anders suchen als in Rom und an keinem anderen Ort. So bedeuten auch die sieben Berge, sieben Königreiche.

10. Fünf sind gefallen, und einer ist, und der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er eine kleine Zeit bleiben.

Gefallen: Dies sind die fünf Landschaften des Römischen Reiches, welches es im Orient gehabt und verloren hat.

Einer ist: Nämlich Deutschland. Welchem das Römische Reich noch eine Zeit lang Ruhe gibt. Denn es ist das Römische Reich auch auf die Deutschen gekommen.

Nicht gekommen: Hierdurch wird vielleicht einer oder zwei verstanden, die im Römischen Reich aufkommen werden, ob sie gleich nicht aus Deutschland sind. (Nach Luther) Das ist jetzt Spanien.

11. Und das Tier, das gewesen ist und nicht ist, das ist der achte und ist von den sieben und fährt in die Verdammnis.

Das Tier: Nämlich welches das Reich besitzt, wird auch ein König über mehrere Gebiete sein. Dieses wird anstatt eines Königs verwesen, als wenn mit diesen dunklen Worten in verdeckter Weise eine solche Zeit angedeutet würde, da das, was noch von der allermächtigsten Provinz im Römischen Reich übergeblieben ist, eine Zeit lang ohne ein festes Haupt sein würde.

12. Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die das Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie eine Zeit Macht empfangen mit dem Tier.

Zehn Könige: (Nach Luther) Das sind die anderen Könige wie Ungarn, Böhmen, Polen, Frankreich.

13. Die haben eine Meinung und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier.

Macht geben: Das ist: Die zehn wichtigsten Fürsten werden alle ihre Macht dahin wenden, das Römische Reich, welches der päpstlichen Religion anhängig ist, zu befestigen. Werden also dem Römischen Reich wiederum auf die Füße helfen und zugleich auch dem römischen Papsttum.

14. Diese werden streiten mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden (denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige) und mit ihm die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.

Streiten: Und das Evangelium Christi verfolgen, auch aus ihren Herrschaften, die ihnen unterstehen.

Aller Könige: Der mächtiger ist als alle Herren und Könige auf Erden, über welche er mit großer Macht und unendlicher Gewalt herrscht und regiert.

Gläubigen: Welche wahrhaftig an Christus glauben und durch das Predigtamt des Evangeliums zur Erbschaft des Himmelreiches berufen wurden, auch vor Erschaffung der Welt zum ewigen Leben erwählt sind und das Evangelium Christi vor der Welt bekennen. Die werden zugleich mit ihm überwinden. Darum werden die Verfolger des Evangeliums nichts ausrichten, noch das Wort Gottes vertilgen können, und sollten sie darüber zerspringen. Denn die Verfolgungen vernichten die Kirche Gottes nicht, sondern befeuchten und düngen sie.

15. Und er sprach zu mir: Die Wasser, die du gesehen hast, da die Hure sitzt, sind Völker und Scharen und Heiden und Sprachen.

Völker: Denn die babylonische Hure, der römische Antichrist, hat viele Völker unter sich, die mancherlei Sprachen sprechen, und ist dieser Tyrann mit ihrer Gewalt sehr groß. Aber doch ist die Gewalt Christi, des Sohnes Gottes, noch viel größer {Ps 93}.

16. Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen und werden sie einsam machen und bloß und werden ihr Fleisch essen und werden sie mit Feuer verbrennen.

Und: Jetzt folgt eine wunderbare Weissagung von der Verwüstung des päpstlichen Reiches.

Auf dem Tier: Welches die römische Hure trägt, nämlich die Fürsten des Römischen Reiches.

Hassen: Welche vor der Zeit von ihnen in großen Ehren gehalten wurden. Das will so viel sagen, wenn die römischen Päpste kein Ende machen, Uneinigkeit unter den Fürsten und Ständen des Römischen Reiches zu erregen, so werden endlich die Fürsten solcher Bosheit überdrüssig werden, den römischen Papst angreifen und sein Reich verwüsten, seine Güter und Einkommen stehlen und die Stadt Rom in Brand stecken, und solches werden sie tun aus einem göttlichen Antrieb, damit an dem Gottlosen päpstlichen Reich Rache geübt werde. Das ist ein Vorbote der Verwüstung gewesen, da unter dem römischen Kaiser Carolen der 5. die Stadt Rom eingenommen und geplündert wurde (Anno 1527). Es werden aber die Fürsten die Gewalt, welche sie dem römischen Papst genommen, dem Römischen Reich wiedergeben. Und wird dieses römische Reich dauern, bis alle Weissagung, so von Gott geoffenbart wurde, erfüllt wird, das ist bis an den Jüngsten Tag {Dan 2}.

Nach Luther: Sie halten an den Papst und schützen ihn. Aber sie plündern ihn, dass er muss bloß werden und die Güter verlieren.

17. Denn Gott hat es ihnen gegeben in ihr Herz, zu tun seine Meinung und zu tun einerlei Meinung und zu geben ihr Reich dem Tier, bis dass vollendet werden die Worte Gottes.

18. Und das Weib, das du gesehen hast, ist die große Stadt, die das Reich hat über die Könige auf Erden.

Große Stadt: Rom, wo die römischen Päpste ihren Sitz haben. Dies wird darum wiederholt, damit wir den richtigen Antichristen nirgends anders suchen als in Rom, dessen äußerliche und weltliche Gewalt hier einen Anfang gehabt und eine Zeit lang sehr zugenommen hat, also wird er auch einmal ein Ende nehmen und zugrunde gehen. Die antichristliche Lehre aber wird auch nach dem Fall des päpstlichen Reiches in vieler Menschenherzen kleben bleiben bis an den Jüngsten Tag. Darum sagt Paulus, dass Christus den Antichristen umbringen werde mit dem Hauch bzw. Geist seines Mundes und ihm ein Ende machen werde durch seine zukünftige Erscheinung {2Thes 2}.


Das 18. Kapitel

  • Die Kirche Christi frohlockt in diesem Kapitel, weil sie das Papsttum fallen sieht. Und es werden die Christen gewarnt, dass sie aus dem Reich des Antichristen fliehen sollen, damit sie nicht in der Strafe umkommen und mit verdorben werden. Die Katholiken aber trauern über diesen Fall des Papsttums und wird sein Untergang mit einer langen Rede vom Engel beschrieben.

1. Und danach sah ich einen andern Engel niederfahren vom Himmel, der hatte eine große Macht, und die Erde ward erleuchtet von seiner Klarheit.

Klarheit: Also mit einem hellen Schein berichtete dieser Engel. Dieses majestätische Ansehen des himmlischen Gesandten bestätigte den Fall des Papsttums und vergewissert uns dieses.

2. Und er schrie aus Macht mit großer Stimme und sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große, und eine Behausung der Teufel geworden und ein Behältnis aller unreinen Geister und ein Behältnis aller unreinen und verhassten Vögel.

Die große: Stadt: Sie ist aber schon von Gott verworfen und zum schrecklichen Untergang verdammt worden. Es wird aber hier, nach Art der hebräischen Sprache, von zukünftigen Sachen geredet, als seien sie bereits geschehen.

Teufel geworden: Das ist: Die Stadt Babylon (Rom) wird ganz verwüstet und zerstört werden, dass man sie nicht mehr bewohnen kann. Sondern in den zerfallenen Häusern werden, wie in der Wüste, Teufel und unreine Vögel ihre Wohnung haben, welche vor der Menschen Gegenwart fliehen und wiederum von den Menschen angefeindet werden. Diese Worte des Engels sind genommen aus dem Propheten Jesaja (21. und Kapitel) und aus Jeremia (Kapitel 51). Es wird aber durch die Zerstörung Babylon der Untergang des römischen Papsttums abgebildet. Weil nun dieses längst von Gott verworfen ist, ob es wohl äußerlich noch steht, so ist es wahrhaftig eine Wohnung und Behausung vieler Teufel, welche die römischen Päpste umtreiben und zu blutigen Anschlägen reizen.

3. Denn von dem Wein des Zorns ihrer Hurerei haben alle Heiden getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden von ihrer großen Wollust.

Denn: Jetzt setzt der Engel den Grund hinzu, warum die babylonische Hure bereits von Gott verstoßen ist und zum Untergang verurteilt.

Getrunken: Die Hure hat mit ihrer unreinen Lehre, falschen Religion und schrecklichen Abgötterei viele Völker betört und verunreinigt.

Getrieben: Denn etliche Könige und Fürsten sehnen sich sehr nach der Gunst und Freundschaft des römischen Papstes, wie es kein Buhler bei einer Frau macht, in die er sich verliebt hat und die er sich einzukaufen begehrt, und fallen dem römischen Antichristen wie einer schandbaren Hure zu Füßen, zu ihrer eigenen Verkleinerung und wie es auch ihrem Stande nicht gebührt.

Reich geworden: Denn gleichwie die Kaufleute viel Geld und Gut zu Wege bringen von den Reichen, welche in allem Überfluss, aller Üppigkeit und Wolllüsten leben. Also haben die römischen Kaufleute, welche des Papstes böse Ware verkaufen, für sich und die Päpste großen Reichtum zu Wege gebracht. Den sie mit erdichteten Worten durch Geiz erworben haben, indem sie den einfältigen Leuten böse Ware für gutes Geld verkauft haben. Besonders wurden von den Päpsten und ihren Dienern, als geistlichen Kaufleuten, angeboten der Ablass, Ämter, Dispensierungen, Ordinierungen, Gebete, abergläubische Werke, Abteien, Bistümer und Erzbistümer und die Ämter der Kardinäle, also zusammengefasst wie ihr eigener Poet Mantuanus schreibt, ist Gott selber mit dem Himmel von ihnen verkauft worden. Solch ein Wesen hat Gott nicht länger dulden können. Weil solche Kaufleute mit ihren Betrügereien nicht allein die einfältigen Leute um das Ihre betrügen und sie berauben, sondern auch Gott im Himmel spotten.

4. Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die sprach: Geht aus von ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf dass ihr nicht empfangt etwas von ihren Plagen!

Und: Jetzt folgt eine Erinnerung, dass wir des Antichristen Reich meiden und fliehen sollen.

Mein Volk: Ihr Christen flieht vom Papsttum, auf das nicht, wo ihr euch mit der päpstlichen Abgötterei befleckt, ihr euch nicht teilhaftig macht und gleiche Strafen empfangt. Es sind auch mitten im Papsttum etliche Auserwählte, welchen befohlen wird, dass sie von Babylon ausgehen sollen. Es gehen aber von ihr aus, welche ihre Behausung verlassen und an die Orte sich begeben, an denen die Stimme des Evangeliums ungefiltert gepredigt wird und die Sakramente nach der Einsetzung Christi gereicht werden. Welche auch um besonderer erheblicher Ursachen willen den Ort nicht verändern können, die gehen dennoch von Babylon aus, wenn sie sich mit allem Fleiß hüten, dass sie mit den päpstlichen falschen Gottesdiensten sich nicht verunreinigen.

5. Denn ihre Sünden reichen bis in den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel.

In den Himmel: Wie die Sodomiter {1Mos 18}. Denn die Abgötterei und Unzucht, die besonders gegen die Natur ist, und die Grausamkeit, sind solche Sünden, die in den Himmel schreien und Gottes schwere Rache verursachen. Auch wird von Gott gesagt, dass er der Sünden gedenkt, wenn er meint, dass es Zeit sei, dass der Menschen Bosheit zu strafen ist und er ihnen nichts mehr nachlassen will.

6. Bezahlt sie, wie sie bezahlt hat, und macht es ihr zwiefältig nach ihren Werken; und in welchem Kelch sie eingeschenkt hat, schenkt ihr zwiefältig ein.

Bezahlt: In den folgenden Worten wird erklärt, was es für eine göttliche Rache sein wird.

Ihren Werken: Geht mit den Hurern auf Schrecklichste um, wie sie mit euch umgegangen sind, und zahlt ihnen doppelt so viel Übles, wie sie euch angetan haben. Weil ihre Laster es wert sind, dass sie auf das härteste gestraft werden. Darum zeigt euch freudig und unverdrossen, die göttliche Gerechtigkeit zu vollstrecken.

7. Wieviel sie sich herrlich gemacht und ihren Mutwillen gehabt hat, so viel schenkt ihr Qual und Leid ein! Denn sie spricht in ihrem Herzen: Ich sitze als Königin und bin keine Witwe, und Leid werde ich nicht sehen.

Leid ein: Dass sie von ihrem Stuhl gestürzt wird, dazu ihrer Wollust und Ehre beraubt, ein Spiegel alles Jammers und Elends werde und für ihre Bosheit die gerechte Strafe empfange. Diese Worte alle miteinander geben zu verstehen, wie das römische Papsttum jämmerlich zerstört und zugrunde gerichtet wird. Wer aber der Vollstrecker dieses gerechten göttlichen Urteils sein werde, das weiß Gott allein.

Nicht sehen: Diese Worte sind aus dem Propheten Jesaja (Kapitel 47), da von der Stadt Babel Untergang geweissagt wird. Und wird hiermit der römischen Päpste Stolz und Sicherheit beschrieben. Denn weil sie sich so viele Jahre auch über die größten Monarchen erhebt und diese mit Füßen tritt, so meinen sie, es werde die Herrschaft der ganzen Welt immer bei ihnen bleiben, und können diese stolzen Bestien in ihrem Kopf nichts anderes denken, als dass alle Reiche dieser Welt sich unter ihre Herrschaft begeben müssen. Wenn es aber dann fast so weit ist, fallen sie dahin und nehmen ein Ende. Darum ist es auch nötig, dass das päpstliche Reich fallen muss, und wird keine menschliche Gewalt dieses Urteil ändern, so von Gott ausgesprochen wurde.

8. Darum werden ihre Plagen auf einen Tag kommen: Tod, Leid und Hunger; mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist Gott der Herr, der sie richten wird.

Darum: Weil sie eine solche stolze, sichere und geile Hure ist.

Einen Tag: Plötzlich, gleichwie ein Weib durch den Tod ihres Ehemannes auf einen Tag in Traurigkeit und Armut gerät. Also werden die babylonischen Huren viele Unfälle zugleich haben.

Verbrannt werden: Die Schande bedeckt die Hure, welche mit schändlicher Unzucht, Abgötterei und sich mit unschuldigem Blut befleckt hat. Es ist kein Zweifel, es werde noch vor dem Jüngsten Tag die Stadt Rom verbrannt und zerstört werden. Weil daraus die ganze Christenheit mit viel schrecklichen Gräueln und Abgötterei verunreinigt wurde.

Richten wird: Und die schandlose und überall verschriene Hure strafen.

9. Und es werden sie beweinen und sie beklagen die Könige auf Erden, die mit ihr gehurt und Mutwillen getrieben haben, wenn sie sehen werden den Rauch von ihrem Brand;

Und: Jetzt folgen diejenigen Wehklagen, welche die babylonischen Huren betreffen, welche sich mit ihr belustigt und von ihrer Gemeinschaft in diesem zeitlichen Leben großen Nutzen bekommen haben.

Getrieben haben: Und noch nicht begehren, davon zu lassen oder Buße zu tun.

10. und werden von ferne stehen vor Furcht ihrer Qual und sprechen: Weh, weh, die große Stadt Babylon, die starke Stadt! In einer Stunde ist dein Gericht gekommen.

Von ferne: Denn der Papst wird von seinen Anhängern verlassen werden, wenn er ihre Hilfe am meisten benötigt.

Ihrer Qual: Davor sie sich heftig erschrecken und Entsetzen wird.

Starke Stadt: Die große mächtige Stadt Rom wird mit der ganzen päpstlichen Hoheit und Würdigkeit in den Grund vertilgt und sehen wir ihren Untergang mit großen Schmerzen, den wir nicht verhüten konnten.

Eine Stunde: Plötzlich und unversehens. Denn Gottes gerechte Gerichte überfallen die sicheren und unbußfertigen Sünder, wenn sie es am wenigsten hoffen.

11. Und die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen über sie, weil ihre Ware niemand mehr kaufen wird,

Kaufleute: Diese Kaufleute sind des römischen Antichristen Abgesandte, Offiziere und Ablassverkäufer, denen es im päpstlichen Reich alles – im Heiligen und Unheiligen – ums Geld ging. Von diesem wurde zuvor in diesem Kapitel berichtet. Es werden aber so viel und mancherlei Waren und Materialien hier erzählt, auf dass die vielen Kaufleute und Geschäfte darunter zu verstehen sind, welche die päpstlichen Diener und Offiziere treiben. Und beweinen diese Kaufleute den Fall des römischen Papsttums richtigerweise, weil ihre Waren heutzutage in Deutschland nichts mehr gelten. Es wird aber zugleich den römischen Päpsten und Kardinälen samt der anderen Mitglieder große Üppigkeit und Pracht angedeutet, dass sie es üppiger getan haben als Könige und Fürsten.

12. die Ware des Goldes und Silbers und Edelgesteins und die Perlen und köstliche Leinwand und Purpur und Seide und Scharlach und allerlei wohlriechendes Holz und allerlei Gefäß von Elfenbein und allerlei Gefäß von köstlichem Holz und von Erz und von Eisen und von Marmor,

13. und Zimt und Räucherwerk und Salbe und Weih rauch und Wein und Öl und Semmelmehl und Weizen und Vieh und Schafe und Pferde und Wagen und Leiber und Seelen der Menschen.

Der Menschen: Denn es wurden vor Zeiten auch die Menschen verkauft, welches noch heutigen Tages in der Türkei geschieht.

14. Und das Obst, daran deine Seele Lust hatte, ist von dir gewichen, und alles, was völlig und herrlich war, ist von dir gewichen, und du wirst solches nicht mehr finden.

Und: Als wollte er sprechen: Es werden auch auf diese Weise die zuvor genannten Kaufleute den Fall des römischen Papsttums beweinen.

Obst: Hierdurch werden die ungebührlichen und von Gott verbotenen Wollüste verstanden. Durch all dies werden die stattlichen Einkommen der Geistlichen angedeutet: Das Herrliche bedeutet den Glanz und die Majestät des römischen Papstes und seiner Glieder, welches sie alles verlieren und auch nicht wieder bekommen werden.

15. Die Händler solcher Ware, die von ihr sind reich geworden, werden von ferne stehen vor Furcht ihrer Qual, weinen und klagen

Reich werden: Und durch solche schlechte Ware, indem sie diese ganz teuer verkaufen, die Päpste ihre Säcke gefüllt haben.

16. und sagen: Weh, weh, die große Stadt, die bekleidet war mit köstlicher Leinwand und Purpur und Scharlach und übergoldet war mit Gold und Edelgestein und Perlen!

17. denn in einer Stunde ist verwüstet solcher Reichtum. Und alle Schiffsherren und der Haufe derer, die auf den Schiffen hantieren, und Schiffsleute, die auf dem Meer hantieren, standen von ferne

Verwüstet: Denn die große Pracht des römischen Papstes, die bei der Verrichtung der päpstlichen Religion getrieben wird, soll zunichtegemacht werden.

Schiffsleute: Diese Schiffsleute und Kaufleute, so auf dem Meer Handel treiben, sind die päpstlichen Gesandten, welche über Land und Wasser ziehen, dass sie das römische Reich erweitern möchten, seine Güter vermehren, und daneben ihren eigenen Nutzen nicht vergessen. Deren Einkommen und Gewinn werden samt dem römischen Papsttum auch fallen.

18. und schrien, da sie den Rauch von ihrem Brande sahen, und sprachen: Wer ist gleich der großen Stadt?

19. Und sie warfen Staub auf ihre Häupter und schrien, weinten und klagten und sprachen: Weh, weh, die große Stadt, in welcher reich geworden sind alle, die da Schiffe im Meere hatten, von ihrer Ware! denn in einer Stunde ist sie verwüstet.

20. Freue dich über sie, Himmel und ihr Heiligen und Apostel und Propheten; denn Gott hat euer Urteil an ihr gerichtet!

Freue: Jetzt streut der Engel einen fröhlichen Glückwunsch der Kirche Christi aus über den Fall des päpstlichen Reiches.

Über sie: Die verfluchte Stadt Rom, dass sie zerstört ist.

Himmel: Ihrer heiligen Engel im Himmel und alle frommen und heiligen Menschen im Himmel und auf Erden.

Gerichtet: Und nach seinem gerechten Urteil werden die Bosheit, Gotteslästerungen, und Grausamkeit dieser römischen Huren gerächt, welche sie wider die prophetische und apostolische Lehre und deren Bekenner geübt hat. Denn wenn es auch die Frommen wünschen möchten, dass sich die Gottlosen bekehrten, damit sie der zeitlichen und ewigen Strafen entgingen und selig würden. So können sie jedoch nichts anderes tun, denn dass sie Gottes gerechtes Urteil gegen die verstockten Feinde des Evangeliums recht heißen müssen. Genauso wie sie Gottes Gnade und Barmherzigkeit gegen den bußfertigen Sünder rühmen und preisen. Also loben sie Gottes Gerechtigkeit gegen die Halsstarrigen und Gottlosen.

21. Und ein starker Engel hob einen großen Stein auf wie einen Mühlstein, warf ihn ins Meer und sprach: Also wird mit einem Sturm verworfen die große Stadt Babylon und nicht mehr gefunden werden.

Und: Jetzt folgt ein anderes Gesicht, darin wird der plötzliche Fall des römischen Papsttums abgebildet.

Gefunden werden: Denn sie kommen aus der Menschen Augen, verlieren sich und werden vertilgt, als wenn jemand einen großen Stein ins Meer geworfen hätte.

22. Und die Stimme der Sänger und Saitenspieler, Pfeifer und Posauner soll nicht mehr in dir gehört werden, und kein Handwerksmann irgendeines Handwerks soll mehr in dir gefunden werden, und die Stimme der Mühle soll nicht mehr in dir gehört werden,

23. und das Licht der Leuchte soll nicht mehr in dir leuchten, und die Stimme des Bräutigams und der Braut soll nicht mehr in dir gehört werden! Denn deine Kaufleute waren Fürsten auf Erden; denn durch deine Zauberei sind verführt worden alle Heiden.

Gehört werden: Diese Worte kommen aus dem Propheten Jeremia (Kapitel 25). Hier bedeuten sie aber, dass die ganze Stadt Rom zerstört werden wird, dass nicht allein keine Freude mehr darin ist, sondern auch das ganze Regiment wird zerstört und vertilgt.

Waren Fürsten: Es waren die römischen Kaufleute mächtige Herren und Fürsten in der Welt geworden. Denn sie hatten ganze Völker unter sich gebracht. Und hat Rom mit dem abgöttischen Aberglauben die ganze Welt betört.

24. Und das Blut der Propheten und der Heiligen ist in ihr gefunden worden und all derer, die auf Erden erwürgt sind.

Erwürgt sind: Um der christlichen richtigen Religion willen. Denn das römische Papsttum hat die frommen und reinen Lehrer und heiligen Bekenner Christi erwürgt. Darum wird ihm zugerechnet das ganze unschuldige Blut, welches seit der Geburt und Auferstehung Christi in der Welt vergossen wurde, wie Christus von den Pharisäern redet {Mt 23}. Und dieses sind die gerechten Gerichte Gottes, dass diejenigen, welche ihrer Voreltern Bosheit und Grausamkeit auch nach vielen Warnungen folgen und es werden ihre eigenen und derjenigen Übeltaten gestraft, weil sie der Bosheit gefolgt sind, welche sie hätten unbedingt meiden sollen.


Das 19. Kapitel

  • In diesem Kapitel freut sich und frohlockt die Kirche Gottes im Himmel und auf Erden über den Fall des römischen Papsttums und über den herannahenden Tag des Herrn, an welchem die Kirche mit ihrem Bräutigam Christus vollkommen vereinigt wird. Unterdessen aber ist sie durch den Glauben mit ihm vertraut. Danach wird des Antichristen letztes Beginnen beschrieben, da er sich unterstehen wird, dass Wort des Evangeliums zu vertilgen. Von diesem Vorhaben wurde zuvor schon in anderen Figuren geschrieben, wie er die Könige auf Erden erregte. Aber er wird nichts ausrichten, weil der Sohn Gottes, welcher das Wort des Vaters ist, durch das Predigtamt seines Wortes das Vornehmen des Satans und des Antichristen schwächen und brechen wird.

1. Danach hörte ich eine Stimme großer Scharen im Himmel, die sprachen: Halleluja! Heil und Preis, Ehre und Kraft sei Gott, unsrem Herrn!

Unserem Herrn: Diesem sollen wir alles Lob und alle Ehre geben, dass er mit seiner unendlichen Kraft und Macht seiner Kirche Heil verschafft hat und ihr in ihren größten Trübsalen beigestanden ist. Denn Gott hilft zur rechten Zeit.

2. Denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte, dass er die große Hure verurteilt hat, welche die Erde mit ihrer Hurerei verderbte, und hat das Blut seiner Knechte von ihrer Hand gefordert.

Verderbte: Denn das Papsttum hat den Erdboden vielfältig mit Aberglauben und Abgötterei betört und verunreinigt und die Welt mit schändlicher Unzucht befleckt. Denn die Abgötterei ist vor Gott ärger und eine viel größere Sünde als zum Beispiel ein Ehebruch.

Hand gefordert: Denn Gott rächt das unschuldige Blut seiner Heiligen, weil es von der Erde zu ihm schreit, wie des Abels Blut {1Mos 4}.

3. Und sie sprachen zum andermal: Halleluja! und der Rauch geht auf ewig.

Halleluja: Das ist: Lobt den Herrn. Denn die Frommen billigen und preisen die gerechten Gerichte Gottes.

Rauch: Von der Qual der babylonischen Huren. Welche der babylonischen Huren halsstarrig anhängen und sie verteidigten, die werden zugleich mit denselben, weil sie Unzucht mit ihr getrieben haben, in alle Ewigkeit gequält und gepeinigt.

4. Und die vierundzwanzig Ältesten und die vier Tiere fielen nieder und beteten an Gott, der auf dem Stuhl saß, und sprachen: Amen, Halleluja!

Amen: Das ist: Es geschehe also, dass des Antichristen Reich zugrunde gehe und das Reich Christi aufgerichtet werde: Und es wird das Dekret von des Antichristen Untergang auf das Ernstlichste vollstreckt.

Halleluja: Das ist: Lobe den Herrn. Denn die Propheten und Apostel und alle treuen Kirchendiener und Bekenner werden sich über des römischen Antichristen Untergangs freuen.

5. Und eine Stimme ging aus von dem Stuhl: Lobt unsren Gott, alle seine Knechte und die ihn fürchten, beide, klein und groß!

Knechte: Besonders die Kirchendiener und alle Auserwählten sollen über den Fall der babylonischen Huren zu Gottes Lob aufgemuntert werden.

6. Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Schar und wie eine Stimme großer Wasser und wie eine Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen.

Großes Wasser: Diese großen Wasser aber bedeuten eine große und unzählige Menschenmenge aus den Völkern.

Starker Donner: Nämlich derjenigen, die das Evangelium Christi mit einem großen Ansehen predigen. Daher auch Christus seine Apostel Donner-Kinder geheißen hat.

Eingenommen: Und also mit der Tat erklärt, dass er der oberste und mächtigste König ist, nämlich Jesus Christus, welcher, dem Ansehen nach, eine Zeit lang vom Antichristen unterdrückt worden war. Denn wie viel dem Reich des Antichristen zugekommen ist, so viel ist dem Reich Christi abhanden gegangen.

7. Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben! Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet.

Fröhlich sein: Und der Kirche Gottes wird Glück gewünscht, dass sie von dem päpstlichen Joch erlöst worden ist: Auch sollen wir solches Lob keinen menschlichen Kräften zuschreiben, sondern Jesus Christus allein, der den Antichristen überwunden hat. Und welche sich über des Antichristen Untergang nicht freuen, die sind nicht für das Reich Gottes geschaffen.

Ist gekommen: Dieses ist die andere Ursache, warum die Christen über die Zerstörung des antichristlichen Reiches sich freuen sollen. Denn wo das Papsttum fällt, da werden die Menschen durch die reine Predigt des Evangeliums Christo durch den Glauben vertraut und bereiten sich zu ihres Bräutigams Christi Zukunft mit einem gottseligen und heiligen Wandel nach der Ermahnung des Petrus, der da sagt: So nun das alles soll zergehen, wie sollt ihr denn geschickt sein mit heiligem Wandel und Gottseligem Wesen, dass ihr wartet auf die Zukunft des Tages des Herrn? Und bald später: Darum, meine Lieben, die weil ihr darauf warten sollt, so tut fleißig, dass ihr vor ihm unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werdet {2Petr 3}.

8. Und es ward ihr gegeben, sich anzutun mit reiner und schöner Leinwand. (Die köstliche Leinwand aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen.)

9. Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes berufen sind. Und er sprach zu mir: Dies sind wahrhaftige Worte Gottes.

Berufen sind: Denn es kann einem Menschen keine größere Glückseligkeit widerfahren, als wenn er zu der Hochzeit des Lammes Jesu Christi berufen wird. Denn weil solche Gäste, welche mit einem hochzeitlichen Kleid angezogen sind, erscheinen und Christi Braut oder Gäste werden, so sind sie aller himmlischen Güter mit ihm teilhaftig. Wir werden aber zum Abendmahl solcher Hochzeit berufen durch das Predigtamt des Evangeliums.

Wahrhaftige Worte: Die man in einem guten Gedächtnis behalten soll. Denn unser Herr Gott hält uns nicht mit vergeblichen Worten auf, wenn er uns durch die Predigt des Evangeliums zur Gemeinschaft des ewigen Lebens lockt.

10. Und ich fiel vor ihn zu seinen Füßen, ihn anzubeten. Und er sprach zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an! (Das Zeugnis aber Jesu ist der Geist der Weissagung.)

Anzubeten: Weil er mir solche großen Geheimnisse gezeigt hatte. Darum meinte ich, es rede Gott selber mit wir in engelsgleicher Gestalt.

Mitknecht: Und nicht Gott. Sondern aller derjenigen Mitbrüder, die an Christus glauben und Gott recht ehren. Darum darfst du mich nicht anrufen. Man soll darum die Engel nicht anrufen oder anbeten, weil sie unsere Mitknechte sind, auf dass wir keine Abgötterei begehen. Sondern Gott allein soll man anbeten und ehren. Und wird Jesus Christus recht angebetet, weil er Gott und Mensch in einer unzertrennlichen Person ist. Daher der Apostel zu den Hebräern von Christus schreibt: Und es sollen ihn alle Gottes Engel anbeten {Hebr 1}.

Der Weissagung: Das ist: Gott offenbart durch seinen Geist sein Wort und Willen und schenkt die Erkenntnis seiner Geheimnisse, wem er will.

11. Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß Treu und Wahrhaftig, und er richtet und streitet mit Gerechtigkeit.

Und: Zuvor (Kapitel 15) ist uns ein anderes Gesicht angezeigt worden, dass der römische Antichrist zur Bestätigung seines Reiches die Könige und Völker erregen wird, aber vergeblich. Dieses wird auch in diesem Gesicht angezeigt, weil der Heilige Geist den Leuten mit großem Fleiß einbilden will, wie vor dem Fall des Papsttums eine große Unruhe und Gefahr vorhergehen wird und der Antichrist zu unterschiedlichen Malen sich unterstehen wird, das Evangelium Christi mit Gewalt und bewaffneter Hand zu unterdrücken und zu vertilgen, obwohl alle seine Anschläge vergebens sein werden.

Treu: Denn Jesus Christus ist wahrhaftig unser treuer Hohepriester und König und betrügt niemand mit seinen Verheißungen.

Mit Gerechtigkeit: Denn er ist ein gerechter Richter und redlicher Kriegsmann, der niemand Gewalt tut, im Gegensatz aber zu den weltlichen Gerichten und Kriegen wo viele, unrechte Dinge geschehen, weil dort selten recht und richtig gehandelt wird.

12. Seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt viele Kronen; und er hatte einen Namen geschrieben, den niemand wusste denn er selbst.

Feuerflamme: Licht und hell, die mit einem göttlichen Eifer und gerechten Zorn zusammen brennen. Denn Christus handelt sein Evangelium mit großem Eifer, damit es nicht vertilgt werden kann.

Viel Kronen: Denn Christus ist ein König aller Könige und Herr aller Herren und hat alle Reiche der Welt in seiner Gewalt.

Er selbst: Denn Christus kennt sich selbst am besten und keine menschliche Vernunft kann seine Gewalt begreifen, noch eine menschliche Zunge diese aussprechen. Daher sagt er: Niemand kennt den Sohn, denn nur der Vater {Mt 11}. Es offenbart uns aber derselbe seinen Sohn mit seinem Geist durch das Predigtamt des Evangeliums und teilt uns von seiner Erkenntnis so viel mit, als uns zu unserer Seligkeit zu wissen nötig ist. Trotzdem aber sind wir in diesem Leben noch nicht vollkommen in der Erkenntnis Christi.

13. Und er war angetan mit einem Kleide, das mit Blut besprengt war; und sein Name heißt „das Wort Gottes”.

Besprengt: Dieses bedeutet den Sieg Christi, den er gegen seine geistlichen Feinde, den Tod, Teufel und Hölle erhalten wird, welche er überwunden und erwirkt hat: Wie denn solche Siege auf das Herrlichste beschrieben werden in Jesaja Kapitel 63.

Gottes Wort: Denn Christus ist das Wort des Vaters, welches vor der Welt gewesen ist, dadurch auch die Welt erschaffen wurde.

14. Und ihm folgte nach das Heer im Himmel auf weißen Pferden, angetan mit weißer und reiner Leinwand.

15. Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, dass er damit die Heiden schlüge; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und er tritt die Kelter des Weins des grimmigen Zorns Gottes, des Allmächtigen.

Schwert: Dieses Schwert ist das Wort Gottes, damit die Menschen besiegt werden, dass sie sich Christus unterwerfen {2Kor 10}. Welche aber Christus halsstarrig widerstreben, an denen wird er schwere Strafen üben, wie die folgenden Worte im Text zu verstehen geben. Denn Christus zerschmettert, zu seiner Zeit, die Feinde und Verfolger des Evangeliums wie Töpfe und schüttet seinen gerechten Zorn und göttliche Rache über uns aus {Ps 2}.

16. Und er hat einen Namen geschrieben auf seinem Kleid und auf seiner Hüfte also: Ein König aller Könige und ein Herr aller Herren.

Aller Herren: Es sind aber dieses nicht nur einfache Titel, die keinen Nachdruck hätten. Sondern Christus ist wahrhaftig der höchste Regent im Himmel und auf Erden. Mir (spricht er) ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden {Mt 28}. Darum sollen wir unser ganzes Vertrauen auf ihn setzen. Denn nicht der Teufel und die Tyrannen, sondern Christus Jesus, unser Heiland und Bruder, ist Herr der ganzen Welt.

17. Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen; und er schrie mit großer Stimme und sprach zu allen Vögeln, die unter dem Himmel fliegen: Kommt und versammelt euch zu dem Abendmahl des großen Gottes,

Sonne stehen: Dass er mit großer Herrlichkeit und Majestät leuchtet.

Großen Gottes: Denn er wird euch speisen mit den toten Leichnamen seiner Feinde, die in diesem Krieg umkommen werden und wird es euch sehr vergelten. Es wird aber mit diesen Worten angedeutet auf den herrlichen Sieg Christi gegen den Antichristen und auf die große Niederlage, welche der Antichrist und seine Helfer leiden werden: Die Feinde werden mit den reinen Worten des Evangeliums geschlagen, alle, die diesen widerstanden haben.

18. dass ihr esst das Fleisch der Könige und der Hauptleute und das Fleisch der Starken und der Pferde und derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien und Knechte, der Kleinen und der Großen!

19. Und ich sah das Tier und die Könige auf Erden und ihre Heere versammelt, Streit zu halten mit dem, der auf dem Pferde saß, und mit seinem Heer.

Tier: Mit zwei Hörnern, welches den Antichristen bedeutet.

Könige: Welche dem Tier beigestanden haben: Und wird hier die Schlacht beginnen. Denn der römische Papst wird nicht aufhören, die Könige, Fürsten und Völker gegen das Evangelium Christi zu hetzen, bis er, als der Antichrist, darüber zugrunde geht und an dem päpstlichen Reich ein Ende gemacht wird.

20. Und das Tier ward gegriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen tat vor ihm, durch welche er verführte, die das Malzeichen des Tieres nahmen und die das Bild des Tieres anbeteten; lebendig wurden diese beiden in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte.

Gegriffen: Nachdem nun die Feinde überwunden wurden. Denn das römische Papsttum und dessen Anhänger, die Päpste und falschen Lehrer, welche die verstockten Leute mit falschen Wunderzeichen betört haben, viel Abgötterei angerichtet, werden vertilgt und in die ewige unaussprechliche Pein verstoßen werden, welcher kein Ende sein wird. Darum, welche noch Buße tun wollen, die haben Zeit.

21. Und die andern wurden erwürgt mit dem Schwert des, der auf dem Pferde saß, das aus seinem Munde ging; und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch.

Erwürgt: Denn welche das Papsttum mit äußerlicher Gewalt beschützen und verteidigen wollen und das Evangelium begehren auszurotten, die werden zugleich mit dem Papsttum auch zugrunde gehen: Denn sie müssen zugrunde gehen, welche die päpstlichen Irrtümer und Abgötterei mit Worten oder Waffen zu beschützen versuchen, dass sie vor frommen und verständigen Leuten kein anderes Ansehen haben werden als ein faules und stinkendes Aas. Darum welche nicht zugleich mit dem Antichristen zugrunde gehen und vor Gott und den Menschen ewig wollen zuschanden werden, die müssen vom Papsttum weichen. Denn des Antichristen Reich kann über die Länge nicht bestehen.


Das 20. Kapitel

  • Am Anfang dieses Kapitels wird ein Trost gesetzt für die Christen, denen eine gute Ruhe von den allgemeinen und großen Verfolgungen verheißen wird, und werden die Märtyrer, die um Christi willen ihr Leben gelassen haben, Glückseligkeit im Himmel erleben. Danach steht von einer schrecklichen Verfolgung, welche von den orientalischen gottlosen Völkern gegen die Christen vor dem Jüngsten Tage geschehen, wo Gott aber selbst ein Ende machen wird. Darauf wird kurz über das allgemeine Gericht geschrieben, in welchem Christus die Lebenden und Toten richten wird.

1. Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand.

2. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre

Alte Schlange: Welche unsere ersten Eltern im Paradies verführt hat.

Satan: Denn so wird er auch genannt, weil er Gottes und der Menschen Widersacher ist.

3. und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und versiegelte oben darauf, dass er nicht mehr verführen sollte die Heiden, bis dass vollendet würden tausend Jahre; und danach muss er los werden eine kleine Zeit.

Versiegelt: Gleichwie man einen königlichen Brief versiegelt, den man verschlossen haben will.

Tausend Jahr: Man muss es aber hier nicht so verstehen, als ob der Satan noch nicht in der Welt gewesen wäre oder keine Unruhe angerichtet und Schaden getan hätte, über tausend Jahre. Sondern es handelt dieses Gesicht von den allgemeinen Verfolgungen der Kirche, welche eine Zeit lang aufgehört und still geworden waren, also dass man meinen möchte, der Satan sei mit Ketten gebunden und gefesselt. Denn am Anfang nach der Auferstehung Christi, in der die Juden und Heiden, besonders aber die römischen Kaiser gegen die Christen schrecklich gewütet haben, haben sie diese Hin und Her in großer Anzahl erwürgt. Danach als der große Kaiser Konstantin die christliche Religion angenommen und die Kirche ein wenig zur Ruhe gekommen ist, ist darauf die Arianische Ketzerei erfolgt. Und die Arianer, besonders aber als Konstantin gestorben war, haben die Christen heftig verfolgt und ganze Völker, unter denen die Goten nicht die Geringsten gewesen sind, die katholischen Christen sehr geplagt. Als aber die Goten von der Arianer Ketzerei zur katholischen Religion übergetreten sind, da hat die Kirche Christi angefangen von den äußerlichen Verfolgungen sich zu erholen. Dieses geschah ungefähr im Jahre 593 nach Christus, als Gregorius Magnus römischer Papst wurde. Von dieser Zeit an sind meines Erachtens diese Tausend Jahre zu rechnen, welcher Johannes hier gedenkt. Denn Gott lässt die Kirche zu unterschiedlichen Zeiten sich wiederum auch erholen, dass sie nicht in der großen Angst ganz untergehen und vertilgt werde. (Nach Luther) Diese tausend Jahre müssen nach seiner Meinung angefangen haben, als dieses Buch gemacht wurde. Denn der Türke ist erst nach tausend Jahren gekommen, die Christen sind aber geblieben und haben regiert, auch gegen die Anläufe des Teufels. Aber nun will der Türke dem Papst zu Hilfe kommen und die Christen ausrotten, weil anderes nicht helfen will.

Kleine Zeit: Dass er die letzten allgemeinen Verfolgungen wider die Christen errege, davon wird später in diesem Kapitel ausführlicher berichtet. Denn Gott unterwirft die Kirche zu unterschiedlichen Zeiten in den Verfolgungen, damit hierdurch die Schlafsucht vertrieben wird und sie in der fleischlichen Sicherheit sich nicht zu sehr vertiefen, weil sie sonst darin zugrunde gingen.

4. Und ich sah Stühle, und sie setzten sich darauf, und ihnen ward gegeben das Gericht; und die Seelen derer, die enthauptet sind um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand, diese lebten und regierten mit Christo tausend Jahre.

Und: Jetzt wird wiederum ein Trost hinzugesetzt für die, welche um des Wortes Gottes Willen erwürgt werden.

Sie: Nämlich welchen dieses Gericht zu halten befohlen war wie den Propheten und Aposteln.

Das Gericht: Dass sie sollten Recht sprechen und das Urteil fällen.

Wort Gottes: Dass sie die reine Lehre, das Wort Gottes vor der Welt unerschrocken bekannt hatten: Diesen sollten sie die ewige Seligkeit zusprechen.

Sein Bild: Dass sie dem Römischen Reich nicht zugefallen und sich mit der päpstlichen Abgötterei nicht befleckt haben.

Malzeichen: Dass sie dem römischen Antichristen nicht zu willen gewesen sind und ihm keinen Gehorsam geleistet haben: Diese alle sind die, so am himmlischen Gericht gesessen, der ewigen Seligkeit und Herrlichkeit würdig.

Mit Christo: Dass sie im Himmel ein seliges Leben führen, weil ihre Seelen bei Christus waren, obwohl ihre Leiber noch nicht lebten. Und ist dies die Meinung dieses Gesichtes: Die heiligen Märtyrer Gottes werden mit allen Seligen im Himmel würdig geachtet, dass sie der ewigen Seligkeit und Freuden genießen sollen. Und sind des Himmelreichs wert, welche wider die Ketzerei und Abgötterei mit unerschrockenem Herzen die reine Lehre des göttlichen Wortes gebrauchen. Auch schadet es ihnen nichts, dass sie ihr Leben um des Bekenntnisses Willen für die gottselige Lehre verloren haben. Man soll es aber nicht so verstehen, dass, nachdem tausend Jahre verflossen sind, danach ihre Seligkeit ein Ende habe. Und haben etliche diesen Text der Schrift vor der Zeit nicht richtig verstanden, welche gemeint haben, dass die Auserwählten mit Christus in dieser Welt, vor dem Jüngsten Tage, in weltlicher Herrlichkeit und Majestät regieren würden. Denn dieser Trost ist denen geschrieben, die um des Namens Christi und der reinen Lehre willen sterben würden, auf dass sie der Verheißung Christi sich erinnerten: Wer sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden {Mt 10}.

5. Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis dass tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung.

Vollendet wurden: Dieses setzt Johannes hinzu, dass nicht jemand meinen möchte, die Seligkeit der Seele wäre von der allgemeinen Auferstehung geredet. Als wollte er sprechen: Obwohl der heiligen Märtyrer Seelen in großer Herrlichkeit leben, so wird doch zur selben Zeit die allgemeine Auferstehung der Toten noch nicht vorhanden sein, welche alle Menschen, Gut und Böse, vor den Richterstuhl Christi stellen wird.

Erste Auferstehung: Darin der Gläubigen und besonders der heiligen Märtyrer Seelen der himmlischen Herrlichkeit und Seligkeit teilhaftig werden.

6. Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über solche hat der andere Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.

Teil hat: Dass seine Seele nach der erlittenen und überstandenen Marter in den Himmel und das Paradies geht. Denn wenn die heiligen Märtyrer aus dieser Welt vertilgt und ausgeräumt werden, wie es das Ansehen hat, so verheißt ihnen Gott diese gewisse Guttat, dass sie so bald, der Seele nach, und bei und mit ihm leben werden.

Keine Macht: Das ist: Sie brauchen sich, um der ewigen Verdammnis nicht zu fürchten, wenn Christus einmal wiederkommen wird, um den Erdkreis zu richten. Darum sollen die Christen durch solche herrlichen und göttlichen Verheißungen aufgemuntert werden, dass sie die Marter, wenn es Gott also haben will, nicht scheuen, weil sie darum nicht zugrunde gehen, ob sie gleich von der Tyrannei erwürgt würden.

Christi sei: Ihres Königs. Den sie in alle Ewigkeit loben und preisen werden, welche in dieser Welt und um der Lehre und Ehre Christi willen Not und Tod gelitten haben.

Tausend Jahr: Es werden aber dieselben tausend Jahre, so viel der Heiligen Märtyrer Seelen betrifft, nie ein Ende haben, weil Gott dieselben aus dem Himmel nicht mehr in dieses Jammertal auf Erden schicken wird.

7. Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan los werden aus seinem Gefängnis

Los werden: Also, dass er, nach dem tausend Jahre in der Kirche verflossen sind, und hier auf der Erde noch Streit ist, immer wieder große Unruhe erregen wird.

8. und wird ausgehen, zu verführen die Heiden an den vier Enden der Erde, den Gog und Magog, sie zu versammeln zum Streit, welcher Zahl ist wie der Sand am Meer.

Heiden: Und Völker, welche die christliche Religion entweder gar nicht oder nicht richtig angenommen haben.

Vier Enden: Das ist: Aus allen Enden wird er gottloses Völker zusammenbringen.

Gog und Magog: Welches besondere Völker sind, die gegen Morgen und Mitternacht wohnen. Wie die Türken und Tataren: von welchen auch der Prophet Hesekiel geweissagt hat (Kapitel 38 und 39). (Nach Luther) Das sind die Türken, die von den Tataren kommen und die die roten Juden heißen.

Sand am Meer: Denn der Satan meint, er wolle die Kirche Gottes durch der Feinde große Menge als mit einer Sintflut überschwemmen und sie vertilgen. Aber er irrt sich sehr.

9. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie.

Breite: Also, dass es ein Ansehen hatte, als würden sie die ganze Erde überwältigen. Und wird von zukünftigen Sachen geweissagt, als seien sie bereits geschehen.

Geliebte Stadt: Nämlich die Kirche Gottes samt den Christen brachten sie in große Not. Denn alle rechtschaffenen Christen sind vor Gott Heilige durch die Zurechnung der Heiligkeit Christi, und sind geheiligt durch den Heiligen Geist. So wird die Kirche, welche einer Stadt verglichen wird, von Gott geliebt, auch wenn sie in der allergrößten Gefahr steckt. Darum verlässt er sie niemals, sondern gibt den Ausgang, dass sie es ertragen kann {1Kor 10}.

Und: Jetzt folgt eine Weissagung von der Erlösung der Kirche.

Sie: Die Völker, welche der Satan gegen die Kirche erregt hatte. Mit diesen Worten wird angezeigt, dass die Feinde, welche der Kirche die letzte Plage antun werden, von Gott ihre Strafe empfangen werden, die von Gott allein zugemessen wird. Denn wo die menschliche Hilfe aufhört, da geht die göttliche an, und wenn es alles verloren scheint, so erzeigt Gott seine unendliche Macht und Güte.

10. Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den feurigen Pfuhl und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war; und sie werden gequält werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Falsche Prophet: Der römische Antichrist mit seinen Anhängern, Helfern und Helfershelfern.

Zu Ewigkeit: Da sie unaussprechliche Qual und Pein leiden werden ohne aufhören. Darum sollen wir des Antichristen Gemeinschaft meiden, im wahren Glauben und gottseligen Wandel standhaft beharren und alle Trübsal dieses Lebens geduldig tragen, damit wir solcher ewigen Pein entfliehen mögen.

11. Und ich sah einen großen, weißen Stuhl und den, der darauf saß; vor des Angesicht floh die Erde und der Himmel und ihnen ward keine Stätte gefunden.

Und: Jetzt folgt auch eine Weissagung vom Jüngsten Tag und vom letzten Gericht.

Weißen Stuhl: Denn das Gericht Christi wird ganz gerecht und untadelig sein, welches durch die weiße Farbe angezeigt wird.

Keine Stätte: Diese Worte geben der Welt Ende zu verstehen. Denn Himmel und Erde werden vergehen, spricht Christus {Mt 5 24}. Und Petrus spricht: Der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb, in welchem die Himmel vergehen werden mit großem Krachen, die Elemente vor Hitze zerschmelzen. Die Erde aber und die Werke, die darin sind, werden verbrennen {2Petr 3}.

12. Und ich sah die Toten, beide, Groß und Klein, stehen vor Gott, und Bücher wurden aufgetan. Und ein anderes Buch ward aufgetan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den Büchern, nach ihren Werken.

Groß und Klein: Niemand ausgenommen, der jemals auf Erden gelebt hat.

Vor Gott: Denn Christus ist der wahre ewige Gott, vor welchen Richterstuhl alle Menschen müssen gestellt werden, und wird keiner von diesem Gericht befreit sein {Röm 14}.

Aufgetan: Damit alles daraus bekannt wird, was ein jeder Gutes oder Böses getan hat. Mit diesen Worten wird angedeutet, dass der Gottlosen, auch die allerheiligsten Sünden, und der Frommen gute Werke, so aus dem Glauben gekommen sind, am Jüngsten Tage so bekannt sein, als wenn sie alle in einem Buch mit großem Fleiß aufgeschrieben worden wären.

Des Lebens: In diesem Buch werden die Namen eingeschrieben, die zur ewigen Seligkeit eingehen werden. Denn Gott kennt die Seinen. Und sind in diesem Buch alle die aufgezeichnet, welche im wahren Glauben aus diesem Leben abgeschieden sind.

Ihren Werken: Es werden aber die Gottlosen gerecht nach ihren bösen Werken gerichtet und verdammt werden, weil die bösen Früchte Zeugnis geben, dass die Bäume böse und des ewigen Feuers wert sind. Diejenigen aber, welche Buße getan und an Jesus geglaubt haben, deren böse Werke wird sie nicht ins Gericht bringen, weil sie vergeben sind und mit dem Verdienst Christi bedeckt sind {Ps 32}. Darum wird ihnen Christus am Jüngsten Tage ihre Missetaten nicht aufdecken, sondern nur ihre guten Werke ans Licht bringen, und sagen: Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist {Mt 25}. Denn die guten Werke geben dem wahren Glauben an Christus Zeugnis, durch welchen Glauben wir gerecht und selig werden.

13. Und das Meer gab die Toten, die darin waren, und der Tod und die Hölle gaben die Toten, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken.

Hölle: Dadurch an diesem Ort das Grab verstanden wird. Es wird aber hiermit auch zu verstehen gegeben, dass auch die vor dem Richter Christus erscheinen werden, deren Leiber auf mancherlei Weise umgekommen sind, da man meinen möchte, sie könnten niemals wieder zurechtgebracht werden, wenn man es nach der Vernunft urteilen wollte.

14. Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der andere Tod.

Geworfen: Mit dieser verblümten Rede zeigt der Heilige Geist an, dass die Feinde der Christen, die am meisten zu fürchten gewesen sind, vertilgt werden, dass man in alle Ewigkeit nichts mehr von ihnen zu besorgen hat.

Andere Tod: Nämlich die ewige Verdammnis, welche alle Gottlosen in alle Ewigkeit empfinden werden. Es wird aber die Verdammnis der andere Tod genannt, weil der erste, nämlich der leibliche, den Frommen nicht schaden kann. Und somit heißt die ewige Verdammnis nicht darum der andere Tod, dass die Verdammten nach der Auferstehung wieder sterben würden. Denn der Gestalt würde ihre Qual ein Ende nehmen. Sondern dass die ständige Pein des Gewissens und ewige Marter des Leibes und der Seelen sein wird wie ein ständiger bitterer Tod, ja ärger als kein zeitlicher Tod jemals sein könnte. Also, dass sie alle Augenblicke werden sterben und doch nicht sterben können.

15. Und so jemand nicht ward gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.

Des Lebens: Wir werden aber in das Buch des Lebens geschrieben, wenn wir im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit getauft werden. Denn wie viel euer getauft sind, die haben Christus angezogen, sprich Paulus {Gal 3}. Darum sollen wir uns hüten, dass um unseres Unglaubens oder schrecklicher Laster willen unsere Namen aus dem Buch des Lebens nicht durchgestrichen und ausgelöscht werden. Wenn wir aber einmal gefallen sind, so sollen wir Buße tun, auf dass unsere Namen von Neuen ins Buch des Lebens wiederum geschrieben werden.


Das 21. Kapitel

  • Unter der Figur des neuen Jerusalems wird die Majestät, Herrlichkeit und Seligkeit des Himmelreichs beschrieben.

1. Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr.

Nicht mehr: Dass es nicht mehr gesehen wurde, will uns dieses Kapitel den Zustand des ewigen Lebens erklären. Wie es aber mit dem neuen Himmel und der neuen Erde beschaffen sein wird, dass sollen wir in diesem Leben nicht mit unseren Gedanken erforschen, sondern vielmehr uns dahin bemühen, dass wir solches alles in jener Welt mit ewigen Freuden anschauen können.

2. Und ich, Johannes, sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet als eine geschmückte Braut ihrem Mann.

Heilige Stadt: Diese Stadt bedeutet die Kirche Christi, wie sie in jener Welt sein wird. Sie wird aber mit einer Braut verglichen, weil sie von Christus inniglich geliebt wird und sie Christus wiederum von Herzen lieb hat. Und wird in jener Welt geschmückt sein, nicht nur mit vielen und herrlichen Tugenden, welche im höchsten Stand der Vollkommenheit in ihr leuchten werden, sondern sie wird auch mit Unsterblichkeit, mit verklärten Leibern und himmlischer Herrlichkeit scheinen.

3. Und ich hörte eine große Stimme von dem Stuhl, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;

Wohnen: Denn obwohl Gott auch in diesem Leben bei seiner Kirche wahrhaftig gegenwärtig ist und darin wohnt, wie die Schrift an vielen Orten bezeugt, und der Kirche als seinem Volk viele und große väterliche Guttaten erzeigt, so werden jedoch diese Güter in jener Welt viel herrlicher und köstlicher sein. Denn dann werden wir Gottes gegenwärtig sein von Angesicht zu Angesicht mit höchster Freude. Denn wir werden ihn sehen, wie er ist, spricht Johannes: Und werden ihn erkennen, gleichwie wir erkannt sind, wie es Paulus bezeugt: In meinem Fleisch (spricht er) werde ich Gott schauen (Kapitel 19). Und wird uns Gott, als seine liebsten Kinder, himmlische und unaussprechliche Güter mitteilen, auch werden wir völlig erkennen, wie lieb Gott sein Volk hat.

4. und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Ihren Augen: Diese Worte, wie auch die vorigen, sind aus den prophetischen Schriften und besonders aus dem Propheten Jesaja genommen und werden hier gebraucht.

Mehr sein: Es wird in jenem Leben nichts sein, das uns unangenehm ist oder uns betrüben könnte, sondern es wird alles voller Freude und ewiger Wonne sein. Wer wollte denn nicht die ewige und rechtschaffene Freude den unreinen Wolllüsten dieser Welt, die mit so viel und mancherlei Widerwärtigkeit besudelt und befleckt sind, vorziehen.

5. Und der auf dem Stuhl saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht zu mir: Schreibe; denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!

Alles neu: Denn das Alte, welches meiner Kirche lästig geworden war, ist alles ausgelöscht, und das Neue, so ich erschaffen habe, ist alles auf das Beste. Besonders wird in jener Welt nicht sein, was mangelhaft und unvollkommen ist.

Gewiss: Darum wir an der höchsten Glückseligkeit, die uns in jener Welt bereitet ist, keineswegs zweifeln sollen.

6. Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will den Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst.

Geschehen: Es wird dann alles vollendet und erfüllt sein, was Gott über seine Kirche beschlossen hat. Nach solcher Erfüllung der Dekrete Gottes sollen wir von Herzen seufzen.

Ende: Vor mir ist kein anderer Gott gewesen, wird auch nach mir keiner sein. So bin ich auch der Anfang und das Ende der Seligkeit des menschlichen Geschlechtes, spricht Christus, der ewige Sohn Gottes. Diese Worte bestätigen die ewige Gottheit des Sohnes Gottes.

Umsonst: Das ist: Ich erquicke mit meinem Evangelium die durstigen und geängstigten Gewissen und gebe ihnen lebendige Kraft, dass ich sie aus dem Tode herausziehen und biete ihnen Vergebung der Sünden umsonst an, allen denen, die Buße tun und an mich glauben. Welche aber in ihrem Gewissen wegen ihrer begangenen Sünden geängstigt werden, die sollen zu Christus fliehen: Wie er denn spricht: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken (Matthäus). Weil also Christus die Vergebung der Sünden umsonst mitteilt, so treibt der römische Papst die größte Sünde, weil er durch den Ablass Vergebung der Sünden, den Himmel und Gott selbst für Geld verkauft.

7. Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.

Ererben: Darum sollen wir tapfer kämpfen gegen die Anfechtungen und weder durch Glück noch Unglück von dem Herzog unserer Seligkeit, Jesus Christus, uns abführen lassen, so werden wir die himmlische Erbschaft, welche alles in sich fasst und begreift, erlangen. Es wird uns aber der Sohn Gottes selbst helfen kämpfen und überwinden, der durch den Apostel Paulus die geistliche Schutzmauer und Waffe, so uns zu solchem Kampf nötig ist, gezeigt hat {Eph 6}.

8. Der Verzagten aber und Ungläubigen und Gräulichen und Totschläger und Hurer und Zauberer und Abgöttischen und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der andere Tod.

Verzagten: Welche aus Furcht die reine evangelische Lehre verleugnen, verraten und verlästern.

Ungläubigen: Die dem Urteil der Vernunft mehr trauen als dem Worte Gottes.

Gräulichen: Welche mit schrecklichen Sünden und Lastern sich befleckt haben und keine Buße tun.

Lügnern: Leichtfertige Leute, bei denen keine Aufrichtigkeit gespürt wird.

Pfuhl: Das ist: Im höllischen Feuer sind ihnen die ewigen Strafen bereitet. Denn welche die himmlische Wahrheit verleugnen, ein lasterhaftes Leben führen und in Unbußfertigkeit verharren, denen sind von Gott die ewigen Strafen bereitet in der Hölle, wo es nie ein Ende haben wird. Welche Christus mit diesen Worten erklärt: Da ihr Wurm nicht stirbt, und ihr Feuer nicht verlöscht {Mk 9}.

9. Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen voll der letzten sieben Plagen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir das Weib zeigen, die Braut des Lammes.

Und: Was Johannes zuvor von der Heiligen Stadt, dem himmlischen Jerusalem, dadurch die triumphierende Kirche Christi abgebildet wird, wie sie im anderen Leben einen glücklichen Zustand führt, vorab angezeigt hatte, das wird nun in den folgenden Worten ausführlicher erklärt.

Plagen: Welche sie über das antichristliche Reich ausgeschüttet hatten, wie wir zuvor gehört haben.

10. Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, herniederfahren aus dem Himmel von Gott,

Im Geist: Oder in einer göttlichen Offenbarung und einem göttlichen Gesicht.

11. die hatte die Herrlichkeit Gottes. Und ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem hellen Jaspis.

Hellen Jaspis: Denn es leuchtet die Kirche Gottes mit rechtschaffener Heiligkeit und Reinigkeit, damit sie Gott geziert hat, welche viel köstlicher ist als alle Edelsteine dieser Welt.

12. Und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, nämlich der zwölf Geschlechter der Kinder Israel.

Mauern: Denn die Kirche Gottes wird in jener Welt vor allem Unheil gesichert und frei sein.

Zwölf Engel: Dass die Engel als Hüter bei den Toren geordnet sind, bedeutet der Seligen große Sicherheit in jenem Leben. Und sind dieser Stadt Bürger alle rechtschaffene Israeliten, das ist, reine Christen. Von welchen Paulus schreibt: Wie viel nach dieser Regel der christlichen Religion einhergehen, über die sei Friede und Barmherzigkeit des Gottes Israels {Gal 6}. Dass die Stadt gegen die vier Richtungen der Welt auf jeder Seite drei Tore hat, bedeutet, dass die Kirche aus allen Völkern der ganzen Welt versammelt ist.

13. Vom Morgen drei Tore, von Mitternacht drei Tore, vom Mittag drei Tore, vom Abend drei Tore.

14. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen Namen der zwölf Apostel des Lammes.

Zwölf Gründe: Davon später noch gesondert berichtet wird.

Zwölf Apostel: Denn die Kirche ist erbaut auf die Lehre der Apostel Jesu Christi {Eph 2}. Die Menschensatzungen aber haben keinen beständigen Grund und die Kirche ist auch nicht darauf gebaut.

15. Und der mit mir redete, hatte ein goldenes Rohr, dass er die Stadt messen sollte und ihre Tore und Mauer.

16. Und die Stadt liegt viereckig, und ihre Länge ist so groß als die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr auf zwölftausend Feld Wegs, das sind 2200 km. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich.

Und die Breite: Denn in jener Welt wird keine Ungleichheit oder schlechte Gestalt in der Kirche gespürt werden, sondern es wird alles gerade und eben und in guter Ordnung stehen.

Feldweg: Das ist: Die Länge einer jeden Seite hatte über 300 Meilen.

Sind gleich: Diese Figur wie ein Würfel mit gleichen Längen, Breiten und Höhen deutet auf die Beständigkeit, die Stärke und ewige Herrschaft der Kirche, die niemals zugrunde geht, hin. Das aber die Länge und Breite so groß ist, wie nie eine Stadt in der ganzen Welt war, wird durch die Größe des Reiches Christi angezeigt und die Menge der himmlischen Bürger, welche unzählig sein wird.

17. Und er maß ihre Mauer, hundertvierundvierzig Ellen, nach Menschenmaß, das der Engel hat.

Ellen: Das war die Stärke der Mauern. Und es waren die Ellen wie eines Menschen Ellenbogen, mit welchergestalt der Engel sich sehen ließ. Solche Stärke der Mauern bedeutet, dass die Kirche in jener Welt vor aller Gefahr gesichert sein wird.

18. Und der Bau ihrer Mauer war von Jaspis und die Stadt von reinem Golde, gleich dem reinen Glase.

Jaspis: Dieser Edelstein bedeutet die rechte Heiligkeit, damit die Kirche geziert ist.

19. Und die Grundsteine der Mauer um die Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelgestein. Der erste Grund war ein Jaspis, der andere ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd,

Grundsteine: Das ist: Die Steine unten auf dem Boden nacheinander, welche die ganzen Mauern trugen.

Edelsteine: Damit die Mauern unten am Boden, eins ums andere, versetzt waren. Es bedeuten diese Edelsteine die apostolische Lehre, welche köstlicher ist denn alles Gold und Edelstein. Darum sind die nicht wohl bei Sinnen, welche die Menschensatzungen und philosophischen Meinungen so hoch achten, dass der Apostellehre ihnen dagegen stinkt, gegen die jene jedoch nur als Spreu zu rechnen sind.

20. der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst.

21. Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, und ein jegliches Tor war von einer Perle; und die Gassen der Stadt waren lauteres Gold wie ein durchscheinend Glas.

Zwölf Perlen: Die Perlen bedeuten das Himmelreich, das ist das Predigtamt des Evangeliums {Mt 13}. Und wie man durch das Tor zur Stadt hineingeht. Also werden wir durch das evangelische Predigtamt in die Kirche geführt. Darin die wahre Seligkeit ist. Darum welche das Predigtamt des göttlichen Wortes verachten, die gehen nicht in die Kirche. Welche aber das Evangelium für eine köstliche Perle halten und diese an sich bringen, die werden Bürger des Himmelreichs.

Lauter Gold: Denn in jener Welt wird die Kirche nichts Unreines oder Verwesliches an sich haben. Sondern sie wird ganz rein und der Verwesung nicht mehr unterworfen sein.

22. Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, und das Lamm.

Keinen Tempel: Denn in jener Welt wird das Predigtamt aufgehoben sein, und wird man keine Lehre oder äußerlichen Gottesdienst mehr bedürfen, dass wir dadurch zur Gottseligkeit aufgemuntert würden, weil wir Gott den Herrn vollkommen erkennen werden, wie wir von ihm erkannt sind {1Kor 13}. Und werden Gott gegenwärtig anschauen, ihn auch als unseren Wohltäter und Erlöser in alle Ewigkeit preisen.

23. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.

Erleuchtet sie: Die göttliche Majestät wird uns in jener Welt anstatt der Sonne und des Mondes sein. Denn wenn die Auserwählten leuchten werden wie die Sonne in ihres Vaters Reich, wie Christus bezeugt {Mt 13}, wie wird dann die Heiligkeit und Klarheit Gottes sein? Was wäre denn der Sonne oder des Mondes nötig? Und das Lamm, Jesus Christus, unser Heiland, wird unser Licht und unsere Freude sein, in dem wir uns freuen werden mit unaussprechlicher Wonne.

24. Und die Heiden, die da selig werden, wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen.

Selig werden: Das ist: Welche aus den Heiden das Evangelium Christi angenommen haben und an Christus geglaubt, die werden solches ewige Licht und die ewige Freude genießen. Es sind aber hier gesetzte Worte zum größten Teil aus der Weissagung des Propheten Jesaja genommen und auf dieses Vorhaben bezogen.

Bringen: Dieses ist nicht so zu verstehen, als ob die Könige und Fürsten dieser Welt ihre weltliche Majestät und Zeremonien auch mit in den Himmel bringen würden. Denn das wäre ganz ungereimt, weil das weltliche Gepränge, gegen die himmlische Majestät zu rechnen, lauter Kinderspiel ist. Sondern es wird hier angezeigt, dass diejenigen Könige, Fürsten, Regenten, welche sich in diesem Leben zu Jesus Christus bekannt haben, und ihm mit reinem Herzen gedient haben, dass sie das Reich Gottes befördert und seiner Kirche zu helfen fleißig sich bemühten, die werden vor anderen in jener Welt mit himmlischer Majestät und Herrlichkeit leuchten und geziert sein.

25. Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tages; denn da wird keine Nacht sein.

Nicht verschlossen: Wie in anderen Städten täglich es geschieht. Diese Worte der Kirche Gottes geben eine stetige Sicherheit im ewigen Leben.

Keine Nacht: Denn weil alle Schwachheiten dieses Lebens abgelegt werden, so wird man keiner Ruhe oder Schlaf bedürfen. Aber in diesem Leben muss man zwischen der Arbeit ruhen, auf dass wir die Geschäfte unseres Berufes desto besser verrichten können.

26. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Heiden in sie bringen.

27. Und es wird nicht hineingehen irgendein Gemeines und das da Gräuel tut und Lüge, sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes.

Gemeines (oder Unreines: Denn es werden in jenem Leben keine Gottlosen, lasterhaften, falschen und verkehrten Leute sich finden, sondern allein die wahren und rechten Christen, an denen nichts Strafwürdiges gefunden wird. In diesem Leben aber sind in der Kirche Gottes, soviel den äußerlichen Wandel betrifft, viele böse, lasterhafte und Heuchler unter den Frommen, welche Christus durch seine Engel in jener Welt von den Bösen absondern wird {Mt 13}. Darum dürfen wir in dieser Welt keine Kirche suchen, die rein und ohne Ärgernis ist, wie sich die Wiedertäufer und andere schwärmerische Leute träumen lassen.


Das 22. Kapitel

  • Unter der Gestalt des neuen Jerusalem wird des Himmelreichs Majestät, Herrlichkeit und Glückseligkeit beschrieben.

1. Und er zeigte mir einen lauern Strom des lebendigen Wassers, klar wie ein Kristall; der ging aus von dem Stuhl Gottes und des Lammes.

Und: Dieses Kapitel hängt mit dem vorigen zusammen. Denn es fährt Johannes noch weiter fort, das himmlische Leben und die ewige Seligkeit abzubilden.

Strom: Dieser Strom bedeutet den Heiligen Geist, welcher mit seinen Gaben die Kirche Gottes auf das reichlichste erfrischen und erfreuen wird. Denn in diesem Leben empfangen wir nur die Erstlinge des Heiligen Geistes. Aber in jener Welt wird es vollkommen erfüllt werden, was Christus gesagt hat: Wer an mich glaubt, von des Leibes werden Ströme des lebendigen Wassers fließen. Das sagt er aber von dem Geist, welchen empfangen sollten, die an ihn glaubten {Joh 7}.

2. Mitten auf ihrer Gasse auf beiden Seiten des Stroms stand Holz des Lebens, das trug zwölfmal Früchte und brachte seine Früchte alle Monate; und die Blätter des Holzes dienten zu der Gesundheit der Heiden.

Gassen: Der himmlischen Stadt Jerusalem, durch welche dieses Wasser floss.

Des Lebens: Nämlich solche Bäume, welche Frucht trugen, dadurch das ewige Leben stets erhalten wurde.

Zwölferlei: Das ist: Mancherlei Art der Früchte, welche jeden Monat neu und immer aus einer anderen Gattung hervorwuchsen.

Gesundheit: Diese ständig zu erhalten. Und wird in jenem Leben, im himmlischen Paradies, kein Baum der Erkenntnis von Gut und Böse sein, daran wir uns versündigen, und uns den Tod auf den Hals ziehen könnten. Sondern es wird in jenem Leben ein solcher Zustand sein, dass wir wegen unserer Unsterblichkeit auf das Gewisseste versichert werden. Und zwar werden wir uns nicht nur in einer, sondern in mancherlei Freude ergötzen und werden wir der himmlischen Wollust niemals satt oder überdrüssig werden, sondern es wird uns immer alles neu und frisch sein, als wenn einem mancherlei köstliche Speisen mit vielfältiger Abwechslung vorgetragen würden. Das ist es, was Petrus schreibt: Es werde uns im Himmel ein unvergängliches, unbeflecktes ewiges Erbe gegeben {1Petr 1}.

3. Und es wird kein Verbanntes mehr sein. Und der Stuhl Gottes und des Lammes wird darin sein; und seine Knechte werden ihm dienen

Verbanntes: Es wird in der himmlischen Stadt niemand sein, der Gott feind ist, sondern alle Bürger werden liebe Kinder Gottes sein und aller himmlischen Güter teilhaftig werden.

Darin: Das ist: Gott der Vater wird mit seinem eingeborenen Sohn Jesus Christus und dem Heiligen Geist, der von beiden ausgeht, in dieser Stadt auch seinen Sitz und seine Wohnung haben.

Dienen: Dass sie ihren Gott rühmen und preisen werden in höchster Freude und Herrlichkeit.

4. und sehen sein Angesicht; und sein Name wird an ihren Stirnen sein.

Sein Angesicht: Dass sie ihn vollkommen erkennen werden.

Stirnen sein: Geschrieben: Das ist, er wird sie wiederum als seine Kinder erkennen. Es ist aber auch heute Gott bei seiner Kirche, doch in unsichtbarerweise. Aber dann werden wir Gott sehen von Angesicht zu Angesicht und bei Christus sein für alle Zeit {1Thes 4}. Und werden wir unserem Herrn Gott dienen mit höchster Freude und Wonne. Es wird auch kein Heuchler sich einbringen können, der kein rechtschaffenes Kind Gottes wäre. Denn Gott kennt die Seinen, nicht anders, als wenn ein jeder den Namen Gottes an der Stirn geschrieben hätte. Es werden aber diejenigen an der Stirn gezeichnet sein, welche in diesem Leben sich nicht geschämt haben, Christus vor der Welt zu bekennen {Mt 10}.

5. Und wird keine Nacht da sein, und sie werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Keine Nacht: Denn wo alles voller Majestät und Herrlichkeit Gottes sein wird, da werden die Seligen in höchster Freude und im himmlischen Licht leben und alle Finsternis der Traurigkeit und Irrtümer werden vertrieben sein. In diesem Licht werden diejenigen ewig wohnen, welche das Licht der himmlischen Lehre lieb haben und in dem Licht würdig wandeln.

Werden regieren: Nämlich die Auserwählten mit Gott. Denn es werden alle Auserwählten Überwinder sein des Todes und der Hölle. Und wird im Himmel keine Dienstbarkeit oder Knechtschaft sein, sondern sie werden alle zugleich die ewige und allerlieblichste Freiheit genießen. Denn die elende Dienstbarkeit so jetzt in dieser Welt ist, würde nicht sein, wenn die Sünde nicht in die Welt gekommen wäre. Darum sollen wir sie geduldig auf uns nehmen, in der gewissen Hoffnung der ewigen Freiheit, da ihrer viel regieren werden, welche jetzt mit harter Dienstbarkeit beschwert sind.

6. Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiss und wahrhaftig; und der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muss.

Er sprach: Nämlich der Engel, welcher mir die neue Stadt Jerusalem gezeigt hatte.

Wahrhaftig: Darum sollen die Worte fleißig aufgeschrieben werden und den Nachkommen gelehrt werden.

Propheten: Durch welche er künftige Sachen im Gesicht oder sonst geoffenbart hat.

Knechten: Den treuen Kirchendienern und anderen rechtschaffenen Christen.

Geschehen muss: Und der Kirche Gottes begegnen wird, schneller als man meinen möchte. Es wird aber in diesem Buch von vielen Trübsalen geweissagt, welche die Kirche zum Teil bereits überfallen haben, zum Teil vor dem Jüngsten Tage überfallen werden, dass doch aber nicht darum geschieht, als ob wir aus Furcht der Gefahr das Bekenntnis der reinen Lehre verhehlen. Sondern dass wir unsere Herzen mit dem Worte Gottes zu Beständigkeit in der wahren Gottseligkeit zu leisten stärken. Und wird gesagt, dass solche Trübsal bald kommen werde, auf dass uns die fleischliche Sicherheit vertrieben werde.

7. Siehe, ich komme bald. Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung in diesem Buch.

Siehe: Jetzt setzt der Engel einen Trost hinzu und redet in der Person Christi.

Bald: Ehe man sich das denken kann. Darum sollen wir auf die Zukunft Christi mit Freuden warten, welcher allen unseren Trübsalen ein Ende machen wird. Weil aber die Zeit seiner Zukunft uns unbekannt ist, so sollen wir uns befleißigen, dass wir jede Stunde und jeden Augenblick ihn zu empfangen bereit sind.

Weissagung: Dass er sie nicht verachte, sondern sich darauf gefasst mache, dass er die künftigen Unfälle im wahren Glauben und beständiger Hoffnung überwinden kann. Denn man soll oft an das Kreuz denken, auf dass wir davor, als vor einer ungewöhnlichen und neuen Sache, nicht erschrecken, die geistlichen Waffen von uns werfen und von dem Fürsten unserer Seligkeit Christo weglaufen. Darum redet Christus hier also: Wer ist unter euch, der einen Turm bauen will, und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er das auch hinausführen kann? Auf das nicht, wo er den Grund gelegt hat, und kann es nicht hinausführen, alle die es sehen, fangen an zu spotten, und sagen: Dieser Mensch fing an zu bauen und kann es nicht hinausführen {Lk 14}.

8. Und ich bin Johannes, der solches gehört hat. Und da ich es gehört und gesehen, fiel ich nieder, anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir solches zeigte.

Gehört hat: Und in dieses Buch geschrieben, nicht was mir von anderen erzählt wurde, sondern dass ich selber gesehen habe und gehört, auch mit dabei gewesen bin. Darum soll man diese Weissagung nicht verachten. Denn es sind keine Gedichte oder Fantasien der Mönche, welche vor Zeiten viel Offenbarungen und Erscheinungen aus ihrem Hirn erdichtet haben, von denen aber keine wahr gewesen ist. Als da sind, welche im Buch der Gleichförmigkeit Sankt Franziskus und anderen dergleichen Lügnern gelesen werden. Doch sollen wir uns auch erinnern, dass dieses Buch mit unter die Hauptschriften, speziell unter andere gesonderte Bücher des Neuen Testaments gerechnet werde und dass die Erklärungen der Geschichte zum größten Teil auf Mutmaßungen gegründet sind, darum muss man mit diesem Buch vorsichtig umgehen, auf dass nichts gegen des Glaubens Richtschnur vorgebracht oder angenommen werde.

Gesehen: Alles was bisher in diesem Buch geschrieben wurde.

Anzubeten: Um ihm, nach meinem Befinden, die gewöhnliche Ehre zu tun. Aber er wollte solche nicht von mir annehmen. Dass nun dieser Johannes, so dieses Buch geschrieben, jetzt zum anderen Mal einen Engel anbeten wollte, ist solch ein Zeichen, dass er nicht Johannes der Evangelist oder Apostel gewesen ist, denn dieser war mit einem viel höheren Geist begabt gewesen, als dass er einen Engel anzubeten begehrt hätte.

9. Und er spricht zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Denn ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, der Propheten, und derer, die da halten die Worte dieses Buches. Bete Gott an!

Propheten: Und Lehrer der Kirchen. Hier hat man zu merken, dass die Engel nicht Herren, sondern unsere Mitknechte sind und darum auch nicht anzubeten sind. Wenn man denn die Engel nicht anbeten soll, sondern Gott, so folgt daraus, dass man viel weniger heilige Leute anbeten und anrufen soll, auf dass wir nicht in eine Abgötterei kommen.

Dieses Buches: Dass sie dem Worte Gottes Glauben geben, welches in diesem Buch inbegriffen ist, und derselben heilsamen Erinnerungen gehorchen.

10. Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; denn die Zeit ist nahe!

Versiegle nicht: Das ist: Du sollst diese Weissagung nicht verbergen.

Ist nahe: In welcher erfüllt wird, was du gesehen und gehört hast. Denn die Trübsale, damit die Kirche geplagt wird, sind näher, als sichere Leute meinen. So ist doch die Erlösung näher, denn die betrübten Christen hoffen. Obwohl nun diese prophetischen Gesichter von Johannes nicht verborgen, sondern an den Tag gegeben wurden, so wird man sie doch erst dann recht verstehen, wenn sie ihre Erfüllung erreichen.

11. Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.

Immer hin böse: Denn wenn du auch diese Weissagung nicht verbergen wirst, so werden doch wenige dadurch gebessert, weil der größte Teil der Menschen in fleischlicher Sicherheit besoffen ist. Darum wer nicht anders will, der fahre in seiner Weise, oder vielmehr seinem Unwesen fort, denn er wird dem gerechten Gerichte Gottes nicht entrinnen. Und dieses redet der Engel mit einem Gespött, als wollte er sagen: Wer nicht nützlich sein will, der fahre nur fort, er wird seinen Richter wohl finden.

Unrein: Dass er sich in den Lastern und Wolllüsten in dieser Welt wälzt wie eine Sau im Dreck und alle gutherzigen Warnungen und Weissagungen in den Wind schlägt, der gehe auch so in seinem Dreck zugrunde. Denn man kann nicht alle zur Buße bekehren, weil etliche verstockt sind, dass sie nicht allein von ihren Lastern begehren abzustehen, sondern auch nach den Warnungen, die ihnen aus dem Worte Gottes vorgehalten wurden, nur schlimmer werden. Denn sie wollen viel lieber in dieser Welt gut leben (wie sie es nennen), als in jener Welt die ewige Seligkeit empfangen. Daher ist solche Verdammnis richtig und gerecht.

Fromm ist: Dass er unsträflich lebt. Denn etliche hören das Wort Gottes mit Nutzen, von welchen diese Worte lauten.

Hin fromm: Und nimmt in der wahren Gottseligkeit täglich zu.

Heilig ist: Dass er durch den Heiligen Geist geheiligt wurde und ein unsträfliches Leben in der wahren Gottesfurcht führt, der gehe in solcher Heiligkeit des Lebens immer weiter fort. Denn es ist in diesem Leben niemand so fromm und heilig, dass er nicht könnte darin weiterkommen. Wir sollen uns aber mit Fleiß hüten, dass wir in der wahren Gottseligkeit und in christlichem Eifer nicht von Tag zu Tag erkalten, wie man es sieht, dass eben bei etlichen es sich so zuträgt. Darum sollen wir nach einer größeren Vollkommenheit nicht nur ein Verlangen haben, sondern auch mit allen Kräften danach streben.

12. Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.

Und: Jetzt stellt der Engel Christus vor, welcher die folgenden Worte redet.

Bald: Und ehe denn es manche hoffen oder meinen werden.

Lohn: Den ich einem jeden austeilen will, denselben habe ich bei mir an der Hand bereitet und zugerüstet.

Sein Werk: Es wird aber Christus am Jüngsten Tag einem jeden nach seinen Werken geben, dass er der Gottlosen böse Werke mit ewiger Verdammnis strafen wird, weil ihnen die Sünden nicht verziehen sind, darum weil sie nicht Buße getan haben, und nicht an Christus geglaubt haben. Aber der Frommen Sünden werden zugedeckt sein {Ps 32 Röm 4}. Darum sie ihnen nicht mehr zugerechnet werden. Sondern der Herr Jesus wird ihre guten Werke mit ewiger Glückseligkeit belohnen, weil die guten Werke augenscheinlich Zeugnisse sind, dass sie wahrhaftig Buße getan und an Christus geglaubt haben.

13. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte.

Ende: Alle Kreaturen haben ihren Anfang durch mich und ihr Ende ist auch in meiner Gewalt.

Letzte: Also das vor mir kein Gott gewesen, auch nach mir keiner sein wird. Diese Worte zeugen deutlich und klar von der ewigen Gottheit Christi.

14. Selig sind, die seine Gebote halten, auf dass sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt.

Halten: Dass sie den Willen Christi tun. Denn diese haben Recht und Macht am ewigen Leben, und werden die allerglücklichsten Bürger des Himmelreichs sein. Es gebietet uns aber Christus, dass wir an ihn glauben, den Nächsten lieben, unsträflich leben, unser Kreuz auf uns nehmen und ihm folgen sollen. Und dies obwohl diese Sachen unserem Fleisch etwas schwer vorkommen. So kommt er jedoch mit seinem Heiligen Geist unserer Schwachheit zu Hilfe, und was an der Vollkommenheit uns mangelt, das verzeiht er uns nach seiner unendlichen Güte und Barmherzigkeit.

15. Denn draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Totschläger und die Abgöttischen und alle, die liebhaben und tun die Lüge.

Denn: Jetzt folgt eine Drohung für die Gottlosen und Unbußfertigen, dass sie sich vielleicht doch noch bekehren.

Hunde: Welche die gottselige Lehre und deren Bekenner und Lehrer mit Verleumdungen und Lästerungen anfallen und sie schmähen, die bleiben nicht in der seligen Gemeinschaft.

Zauberer: Und dergleichen gottlose und lästerliche Mamelucken, die den Glauben verleugnet haben.

Hurer: Unzüchtige und schandlose Leute, Ehebrecher, wüste und dreckige Säue.

Die Lügen: Das ist. Die an diesen Sachen Gefallen haben und solche Dinge vorsätzlich und fleißig tun, welche der reinen himmlischen Lehre und ehrbaren Wandel, auch der wahren Gottseligkeit, widerstreben: Solche alle miteinander werden vom Reich Gottes ausgeschlossen werden, wie es auch Paulus bezeugt, da er sagt: Lasst euch nicht verführen, weder die Hurer noch die Abgöttischen noch die Ehebrecher werden das Reich Gottes ererben {1Kor 6}. Es ist aber diese Drohung nicht so zu verstehen, als ob denen, die vor Zeiten solche gewesen sind, der Zugang zur Gnade Gottes verschlossen wäre, weil sie noch in diesem Leben sind, darum setzt Paulus an dem oben genannten Ort gleich darauf hinzu: Und solche sind euer etliche gewesen. Aber ihr seid gewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesu und durch den Geist unseres Gottes.

16. Ich, Jesus, habe gesandt meinen Engel, solches zu bezeugen an die Gemeinden. Ich bin die Wurzel des Geschlechts David, der helle Morgenstern.

Gemeinden: Auf dass er dieselben von den zukünftigen Unfällen erinnert, sich zur Geduld zu bereiten, und aus dem Trost, so in diesem Buch geschrieben, den Glauben und Hoffnung wider die Sturmwinde der Anfechtungen und Trübsal stärken. Denn es ist nötig, dass wir vor dem künftigen Unglück gewarnt werden, damit wir uns nicht in fleischliche und verderbliche Sicherheit vertiefen. Derselben gleichen ist nötig, dass wir einen Trost an die Hand haben, damit wir unter der Last der Trübsal nicht versinken.

David: Der rechte Messias, der ich nach meiner Menschheit meine Ankunft habe von dem königlichen Geschlecht Davids, gleichwie ein Spross, so aus der Wurzel eines alten Baumes hervor wächst {Jes 2}.

Morgenstern: Von welchem geweissagt wurde {4Mos 24}. Und erleuchtet die Herzen der Gläubigen, verkündige auch das Licht der ewigen Seligkeit allen denen, die an mich glauben. Welche darum an Christus glauben, die sollen wissen, dass sie Kinder des Lichtes sind und werden mit Christus im ewigen Licht und unaussprechlicher Freude leben.

17. Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.

Und: Die folgenden Worte bis zum Ende sind gleich einem Gespräch, darin jetzt Christus, dann die Kirche, bald Johannes redet.

Geist: Nämlich der Heilige Geist, welcher in der Frommen Herzen seufzt um die Erlösung aus aller Trübsal.

Braut: Nämlich die Kirche redet ihren Herrn Jesus mit lieblichem Seufzen und sehnsüchtigem Verlangen an.

Komm: Herr Jesu, und verzieh nicht. Denn die Christen sollen die Zukunft Christi als ihres Bräutigams und Seligmachers wünschen. Darum Paulus spricht: So nun das alles soll geschehen, so sollt ihr gekleidet sein mit heiligen Wandel und Gottseligem Wesen, dass ihr wartet und eilt zu der Zukunft des Tages des Herrn {2Petr 3}.

Dürstet: Dass er Trost in seinem Gewissen bedarf. Dieses redet wiederum Christus.

Komm: Zu mir, und höre meine holdselige evangelische Verheißung.

Umsonst: Denn Christus verwirft die bußfertigen Sünder nicht, wenn sie ihn um Verzeihung bitten {Joh 6}, sondern ruft und lockt sie freundlich zu sich {Mt 11}. Und hält uns im Evangelium ganz herrliche und wahrhaftige Verheißungen vor, von Vergebung der Sünden, wer die mit Glauben annimmt, der wird im Gewissen erquickt, bekommt Vergebung der Sünden {Apg 10}. Und wird ein Erbe des ewigen Lebens {Joh 3}. Diese Guttaten bekommen wir nicht aus unserem Verdienst, sondern aus lauter Gnade Gottes {Röm 3 Eph 2 Tit 3}.

18. Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: So jemand dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen.

Ich: Johannes setzt einen ernstlichen Beweis hinzu, dass niemand diesem Buch etwas hinzu oder davon tun oder fälschen soll. Und ist dies seine Meinung: So jemand etwas von seinen Gedanken in dies Buch mit hineinbringt, dass nicht hineingehört, über diesen wird Gott schreckliche Plagen des Leibes und der Seele, derer viele in diesem Buch beschrieben werden, häufig ausschütten. Und so jemand von diesem Buch etwas herausnimmt, das hineingehört, den wird Gott aus dem Buch des Lebens, das ist, aus der Zahl der Auserwählten, löschen und durchstreichen und der wird kein Teil an dem Reich Gottes haben, noch Gemeinschaft an den himmlischen und ewigen Gütern, die in diesem Buch beschrieben sind. Denn man soll dem Worte Gottes nicht zusetzen und auch nichts davon tun, sondern die Bücher der Heiligen Schrift sollen teuer und wertgeschätzt werden.

19. Und so jemand davon tut von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott abtun sein Teil vom Holz des Lebens und von der heiligen Stadt, davon in diesem Buch geschrieben ist.

20. Es spricht, der solches bezeugt: Ja, ich komme bald. Amen, ja komm, Herr Jesu!

Zeugt: Nämlich, ich Johannes, will solches, wie gesagt, hiermit öffentlich bezeugt haben.

Ja: Jetzt spricht Christus seiner Kirche auf das holdseligste zu.

Komme bald: Darum sollst du, meine liebe Braut, im wahren Glauben, in Liebe und Hoffnung meine Zukunft erwarten. Denn Christus lässt seine liebe Kirche und Gemeinde niemals aus den Augen, wenn er sie gleich eine Zeit lang mit dem Kreuz bedrücken lässt.

Amen: Also antwortet ihm die Kirche: Es geschehe, Ja, es wird geschehen.

Komm: Und erlöse uns von allem Übel, du unser liebster Bräutigam. Denn die Zukunft Christi wird allem Übel ein Ende machen und uns mit Christus in ewiger Freude und Herrlichkeit vollkommen zusammen vereinigen.

21. Die Gnade unsres Herrn Jesu Christi sei mit euch allen! Amen.

Die: Jetzt schließt Johannes dieses Buch mit einem gottseligen Wunsch.

Euch allen: Das ist: Gott wolle um Christi willen alle frommen Christen in seine Gnade und Huld ganz gnädig aufnehmen.

Amen: Das ist: Also geschähe es, Ja es wird gewiss geschehen. Denn der gottseligen Wünsche, wenn sie von frommen Leuten geschehen, sind kräftig, und haften {Mt 10}. Dem Allmächtigen ewigen Gott und Vater unseres Herrn und Erlösers Jesu Christi samt demselben seinem eingeborenen Sohn und Heiligen Geiste, dem einigen wahren Gott in einem Wesen und drei Personen, welche in Erklärung der biblischen Bücher dieses Werk bis hierher gebracht hat, sei für diese und aller anderen seiner Gnaden, Gaben und Wohltaten Lob, Ehre und Preis gesagt von nun an bis in Ewigkeit, Amen.