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Predigten zu Johannes 3,31

"Der von oben kommt, ist über allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, ist über allen,"

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wer den Sohn Gottes noch nicht an seinem Herzen erfahren hat, der kann nicht anders, er muß die Erde für sein Vaterland halten; er kennt ja nichts edleres, er kennt ja die höchste Liebe, er kennt Jesum nicht; ach, er ist so arm in seinem tiefsten Herzensgrund, und eine Heimat will er doch haben - jeder Mensch hat eine tiefe Sehnsucht danach: Wo sollte er also seine Heimat suchen und finden als hienieden? Sehet, wir werden in diese Welt hereingeboren; unser Leib ist von der Welt und bringt uns mit der Welt in tausendfältige Berührung; die ersten Begriffe, die wir einsaugen, sind von der Welt; darum ist im Herzen von Natur eine entschiedene Anhänglichkeit an die Welt. Denn was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch und bleibt Fleisch. So wächst der Mensch meistenteils auf, die Erde umgibt ihn, und er hat größtenteils kein Gefühl für das, was über diese Welt hinausliegt. Darum nimmt er diese Welt, ohne daß er sich besinnt, als seine Heimat an; es ist dies ein Grundgedanke in ihm, ein Grundgedanke, den er mit auf die Welt bringt und der nach und nach immer mehr in ihm Wurzel schlägt durch die verschiedenen ihn anziehenden Einwirkungen der irdischen Dinge. Freilich gibt es manche Geister, die, ohne daß sie gerade den Herrn Jesum kennen, doch eine entschiedene Abneigung gegen das niederträchtige Hangen und Kleben an der Erde haben; sie steigern ihre natürlichen Kräfte, durch die Umstände begünstigt, etwas höher; sie halten es unter ihrer Würde, so gemeine Erdenwürmer zu sein, die am Boden kriechen und deren Blick und Sehnsucht auf das geht, was unter ihren Füßen liegt. Aber nach etwas muß der Mensch trachten, und - fragt sie einmal, diese Geister, die sich höher dünken; forschet nach, was denn eigentlich ihr Streben ausmache; ihr werdet finden, wie sie doch auch nach dem, das auf Erden ist, trachten, wie sie doch auch, nur auf feinere Weise, irdisch denken und reden, wie in ihnen doch auch der Grundgedanke liegt, daß die Erde ihr Vaterland sei. Was hilft die Welt in letzter Not, Luft, Ehr und Reichtum in dem Tod? Bedenk's, o Mensch, was laufest du dem Schatten zu? So kömmst du nicht zur wahren Ruh. Weg Eitelkeit, weg Torenlust! Mir ist das höchste Gut bewußt; das such ich nur, das bleibet mir so dort wie hier; Herr Jesu, zieh mein Herz nach dir!

Was wird's da sein, wenn ich dich seh und dort vor deinem Throne steh! Du unterdessen lehre mich, daß stetig ich mit klugem Herzen suche dich.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Die Jünger des Johannes waren es nicht gewohnt, dass sich Johannes vor jemand beugte. Vor keinem Priester, Lehrer und Fürsten, auch nicht vor der Fürstin, mochte sie in ihrem maßlosen Ehrgeiz noch so anspruchsvoll sein, verneigte er sich. Keinen Frommen bewunderte er, mochte seine Frömmigkeit funkeln und schimmern, und keinen Gefallenen verachtete er, auch wenn er sich entehrt und zerrüttet hatte. Vor Jesus aber beugte sich der Täufer und darum fragten ihn seine Jünger, weshalb Jesus größer sei als er. Die Antwort des Täufers war: Er kommt von oben und ich bin von der Erde und das macht einen Unterschied, der nicht verschwinden kann. Dass das göttliche Wort zu Johannes kam, das trennt ihn nicht von der Menschheit, die auf der Erde ihre Heimat hat und durch den Erbgang, der Geschlecht mit Geschlecht verbindet, das empfängt, was dem aus der Erde hervorgegangenen Menschen eigen ist. Eine neue Schöpfung Gottes, die das vom Geist gewirkte Leben in sich trägt, hat Johannes sich selber nicht genannt. Darum hat er sich vor Jesus gebeugt; denn jetzt kommt zur Gemeinde nicht nur ein Knecht Gottes, den er mit einer Botschaft beauftragt, sondern ihr Herr, dem sie gehört, wie die Braut dem Bräutigam gehört, weil er die Wurzeln seines Lebens droben hat. Gehörte aber nicht auch Jesus zu unserem Geschlecht? War er nicht auch ein Kind gewesen wie der Täufer und nun zum Mann geworden wie der Täufer? Sprach nicht auch er von dem, was uns die Erde zeigt, als der, der unser Leben lebt und unser Sterben stirbt? So war es und deshalb staunten die Jünger des Johannes darüber, dass sich ihr Meister vor Jesus beugte. Der Täufer hatte aber über Jesus den Himmel offen gesehen und den Geist wahrgenommen, der auf Ihn kam, und den Vater gehört, der sich zum Sohn bekannte. Damals erhob nicht der Mensch seine Stimme bittend zu Gott, sondern Gott sprach zum Menschen, und das Wort, das er sprach, gab ihm nicht irgendeinen Befehl oder zeigte ihm eine einzelne Wahrheit, sondern einigte den Menschen mit Gott wie den Sohn mit dem Vater durch das Band seines ganzen Wohlgefallens. Der Täufer sah, dass hier das Wort so von oben herab gekommen war, dass es eins mit dem Menschen wurde und Gottes Wahrheit, Kraft und Gnade ihm zu eigen gab. Daher war Jesus nicht mehr wie Johannes nur ein Hoffender, sondern ein Habender, nicht mehr nur ein Verheißender, sondern ein Gebender, nicht der, der die Braut für einen anderen warb, sondern der, der sich mit ihr verband und die Gemeinde nicht zu einem anderen führte, der noch kommen werde, sondern sie zu sich berief. Darum begann nun für den Blick des Täufers die festliche Freude der neuen Zeit und seine Pflicht war es, sich an dem zu freuen, was Jesus tat.

Ich bin anders als Du, Herr Christus, und von Dir getrennt, wie die Erde vom Himmel getrennt ist. Das irdische Gewächs und der himmlische Spross wachsen nicht aus einer Wurzel und haben nicht dieselbe Art. Darum preisen wir Dich als den Gnädigen, weil Du von oben zu uns kamst und als der, der im Vater lebt, bei uns bist. Dass diese Kluft vor Dir nichts gilt und Du über sie hinweg zu uns sprichst und in uns wirkst, das ist die Gnade, durch die wir leben und für die wir Dir danken. Amen.