10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Johannes 19,28

"Danach, da Jesus wußte, dass alles schon vollbracht war, spricht er, auf dass die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet!"

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen

Seit achtzehn Stunden hatte er nichts zu sich genommen und hatte in dieser Zeit den schrecklichen Kampf am Ölberg durchgemacht, wo es so weit mit ihm war, daß er Blut schwitzte. Er war indessen verhöhnt, geschlagen, gegeißelt, von einem Haus in das andere geschleppt, er war indessen gekreuzigt worden und hatte bereits sechs Stunden am Kreuz gehangen, darum plagte ihn nun ein brennender Durst, wie das gewöhnlich bei denjenigen der Fall war, die gekreuzigt worden, und er rief: Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig und bald lief einer unter ihnen, nahm einen Schwamm und füllete ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr von Ysopen und tränkete ihn. Ehe der Heiland gekreuzigt wurde, bot man ihm einen bittern Trank an, der zur Betäubung der Sinne eingerichtet war, den schlug er aus, denn er wollte und sollte in völligem Bewußtsein leiden; jetzt aber in seinem quälenden Durst verlangte er ein Labsal, das man den Sterbenden selten verweigerte. Aber man gab ihm Essig in seinem großen Durst, kein Tropfen kühlenden Wassers sollte seinen verdorrten Gaumen laben, ein elendes Getränk, wie es die römischen Soldaten mit sich zu führen pflegten, war alles, das unserem sterbenden Erlöser gereicht wurde. Auch der ärmste, der elendeste Mensch ist doch selten so ohne Hilfe, daß ihm nicht eine mitleidige Bruderhand in seiner letzten Not beistehen und ihm, wenn es ihn dürstete, einen Trunk kalten Wassers reichen sollte. Aber dem Heiland ward in seinem Tod ein Trank gereicht, der kaum für ein Labsal gelten kann. Lieber Bruder, tröste dich, wenn du in Krankheit und Schwäche Durst leiden mußt, wenn dich kein Labsal recht erquicken kann, wenn deine Zunge am Gaumen kleben will, tröste dich, daß deinen Heiland am Kreuzesstamm auch gedürstet hat, für dich gedürstet hat, denn ja auch dies und daß ihm Essig gereicht wurde, gehörte mit zu seinem versöhnenden Leiden und dazu, daß die Schrift erfüllt würde.

Jesu, Dank sei dir, dem Fürsten der Fürsten, daß dich nur Essig und Galle getränkt, weil nun bei deinem so kläglichen Dürsten meine heilsdurstige Seele gedenkt: Kann mich das Dürsten der Hölle noch schrecken? Wollte nicht Jesus das Bitterste schmecken?


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
Zitate von Hermann Bezzel anzeigen

Mich dürstet!

Den Satten und Trunkenen, den Genusssüchtigen und Lüsternen, dem armen von Begierde zum Genuss taumelnden Geschlecht ruft der alle Dinge mit allmächtigem Wort ruft und trägt, das Wort der größten Durstigkeit zu. Nicht an Entbehrungen und unter dem harten Joch der Verhältnisse wird das Leben schwach und entwertet, sondern an der Lust öffnen sich die Gräber des Volkswohls, und die Vergnügungen vergeuden die Kraft für den Kampf. Selbstverleugnung stärkt und lässt gesunden. Um des darbenden Jesus willen seid mäßig, nüchtern, keusch, stark und rein!