10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Jesaja 35,4

"Saget zu denen, welche zaghaften Herzens sind: Seid stark, fürchtet euch nicht! siehe, euer Gott kommt, Rache kommt, die Vergeltung Gottes! er selbst kommt und wird euch retten."

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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"Sagt den verzagten Herzen: seid getrost, fürchtet euch nicht."

Ich habe einmal in den Brüdergemeinde-Sammlungen gelesen, dass Zinzendorf gefragt wurde, was zur wahren Buße gehöre oder wann eine Menschenseele so sei, dass sie der Heiland ergreifen könne? Seine Antwort war: wenn sie angefangen hat, an sich selbst zu verzagen. - Glaubet ihr das nicht auch für andere, ihr Verzagten? Aber nicht wahr, in Absicht auf euch selbst steigt euch sogleich folgendes "Aber" auf: "aber ich verzage ja nicht an mir selbst, ich bin ja noch nicht wahrhaftig arm und ausgezogen; ich sehe wohl, dass alle meine Sache nichts ist, aber mein Herz will es nicht recht glauben, und wenn es auch öfters mit Gewalt darauf hingezogen wird, so fällt es bald wieder in seinen vorigen Hochmut zurück." - Wie lange können wir uns mit solchen Gedanken plagen, bis wir uns aufdecken lassen, dass wir ja eben in dem Arm- und Ausgezogensein unsere eigene Gerechtigkeit suchen. O was ist das für eine Tücke vom Satan, womit er die Seelen von ihrem Erbarmer zurückhält, ein um so feinerer Schlich, weil er sich hier in das Gewand der Demut hüllt. Lass aber dein Herz noch so selbstgerecht und hochmütig sein: du machst dasselbe wahrlich nicht anders und wenn du es auch Jahrtausende hindurch zum Armsein zwingen wolltest. Lass das alles stehen, der Heiland hat schon seine Mittel dazu. Denn es ist doch ein großer Unterschied dazwischen, ob man die guten Hoffnungen von sich aufgibt oder ob man ein ganz ausgezogener Sünder ist. Hat ein Mensch nur die Erkenntnis von seinem Elend und von der Unentbehrlichkeit seines Heilands, dann mag das Herz sagen was es will: siehe, ein solcher Mensch ist fähig zum Reich Gottes. Christus ist uns zuerst gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit, danach zur Heiligung; Beugung des Herzens aber gehört ja zur Heiligung. Und wie seltsam wäre doch das, wenn jemand sagen wollte: ich kann mir die Last (die drückende Last des Hochmuts und der Selbstgerechtigkeit des eigenen Herzens) nicht abnehmen lassen, sie drückt mich noch nicht genug?!

O Gottes Lamm! mein Element Ist einzig dein Erbarmen, Dein Herz, das zu mir wallt und brennt, Mit offnen Liebesarmen; Dein Blut, wie es am Kreuze floss Und alle Welt mit Heil begoss.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Ich habe einmal in den Brüdergemeinde-Sammlungen gelesen, daß Zinzendorf gefragt wurde, was zur wahren Buße gehöre oder wann eine Menschenseele so sei, daß sie der Heiland ergreifen könne? Seine Antwort war: Wenn sie angefangen hat, an sich selbst zu verzagen. - Glaubet ihr das nicht auch für andre, ihr Verzagten? Aber nicht wahr, in Absicht auf euch selbst steigt euch sogleich folgendes »Aber« auf: »Aber ich verzage ja nicht an mir selbst, ich bin ja noch nicht wahrhaftig arm und ausgezogen; ich sehe wohl, daß alle meine Sache nichts ist, aber mein Herz will es nicht recht glauben, und wenn es auch öfters mit Gewalt darauf hingezogen wird, so fällt es bald wieder in seinen vorigen Hochmut zurück.« - Wie lange können wir mit solchen Gedanken uns plagen, bis wir uns aufdecken lassen, daß wir ja eben in dem Arm- und Ausgezogensein unsere eigene Gerechtigkeit suchen. O was ist das für eine Tücke vom Satan, womit er die Seelen von ihrem Erbarmer zurückhält, ein um so feinerer Schlich, weil er sich hier in das Gewand der Demut hüllt. Laß aber dein Herz noch so selbstgerecht und hochmütig sein: Du machst dasselbe wahrlich nicht anders, und wenn du dasselbe auch Jahrtausende hindurch zum Armsein zwingen wolltest. Laß das alles stehen, der Heiland hat schon seine Mittel dazu. Denn es ist doch wahrlich ein Unterschied zwischen dem, wenn man die guten Hoffnungen von sich aufgibt und zwischen dem, wenn man ein ganz ausgezogener Sünder ist. Hat nur ein Mensch die Erkenntnis von seinem Elend und von der Unentbehrlichkeit seines Heilands, dann mag das Herz sagen, was es will: Siehe, ein solcher Mensch ist fähig zum Reiche Gottes. Christus ist uns zuerst gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit, danach zur Heiligung; Beugung des Herzens aber gehört ja zur Heiligung. Und wie seltsam wäre doch das, wenn jemand sagen wollte: Ich kann mir die Last (die drückende Last des Hochmuts und der Selbstgerechtigkeit des eignen Herzens) nicht abnehmen lassen, sie drückt mich noch nicht genug?! O Gottes Lamm! Mein Element ist einzig dein Erbarmen, dein Herz, das zu mir wallt und brennt, mit offnen Liebesarmen; dein Blut, wie es am Kreuze floß und alle Welt mit Heil begoß.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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„Er kommt!" ruft einer in die Schulklasse. Und sofort breitet sich ein schreckensvolles Schweigen über die eben noch tobende Schar, wenn der Direktor streng und ernst die Klasse betritt. „Er kommt", riefen wir als Kinder voll Freuden, wenn der Vater von einer Reise zurückkam. Und lachend liefen wir ihm entgegen.

So verschiedene Wirkung können die beiden Wörtlein „Er kommt" hervorrufen. Nun ist die ganze Botschaft der Bibel zusammengefaßt in diesen beiden Worten: „Er kommt." Und die Bibel erzählt uns, welch verschiedenartige Wirkung auch diese Botschaft hatte. „Er kommt!" schrie Adam der Eva zu. Und Hals über Kopf flüchteten sie in die verborgensten Winkel des Paradieses. Sie hatten allen Grund dazu. Denn Gott kam als Richter. Und vor diesem Richter muß der Mensch wohl erschrecken. „Er kommt", flüsterten die Israeliten erschrocken, als sie in feiertäglichem Gewand an dem kahlen Felsenberg Sinai versammelt waren, als ein durchdringender Posaunenton immer stärker ward und die finstere Wolke den Berg einhüllte. Heilige Schauer überrieselten sie. Ja, da kam Gott als Gesetzgeber. Und wir Menschen täten gut daran, in heiliger Ehrfurcht Seinen Willen zu ehren und — zu tun.

„Er kommt!" riefen die Hirten in der heiligen Nacht und liefen fröhlich über Berg und Tal nach Bethlehem. Ja, sie hatten wohl Grund, fröhlich zu sein. Und wir mit ihnen. Gott ist gekommen — oh, es ist unerhört und unausdenkbar! — als unser Bruder, als unser Knecht, als Lastträger, als Versöhnungslamm, als Friedefürst, als Freudenbringer. Hört es: „Er ist gekommen!" Amen.