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Predigten zu Ruth 4,13

"Und Boas nahm Ruth, und sie wurde sein Weib, und er ging zu ihr ein; und der HERR verlieh ihr Schwangerschaft und sie gebar einen Sohn."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Also nahm Boas die Ruth, dass sie seine Frau wurde."

Die Heirat des reichen Bauern Boas mit einer völlig mittellosen Witwe kann einen verwundern. Boas war kein habgieriger Mensch, sonst wäre er diese Ehe nie eingegangen. Im 2. und 3. Kapitel wird hervorgehoben, in welch edler und reichlicher Weise er den Armen einen beträchtlichen Teil seiner Ernte überließ. Er war ein freigebiger Mann. Er klebte nicht - wie ein Nabal - an seiner Habe, sondern hatte Freude daran, wohlzutun und mitzuteilen. Wohl dem, der solche Gesinnung hat. Wer gerne gibt, wird reich gesegnet. - Weiter: Boas war ein züchtiger Mensch. Als Ruth in seiner Nähe schlief, lag für ihn die Versuchung nahe, sie anzutasten. Aber Boas überwand die Versuchung. Er hatte Ruth liebgewonnen, wollte aber vor einer geordneten Heirat keinen verbotenen Umgang mit ihr haben. Das war ein Edelsinn, der viele beschämt. - Die dritte Verzichtleistung bestand darin, dass Boas bereit war, die ganze Heirat aufzugeben, wenn der Mann, welcher nach damaligem Recht den ersten Anspruch auf das Erbteil und auf die Ehe mit Ruth hatte, sie begehrte. Boas war der Ruth von Herzen zugetan. Er wollte sie gerne ehelichen. Umso anerkennenswerter ist es von ihm, dass er keinen Schritt in dieser Sache tun wollte, wenn nicht vor Gott und Menschen alles in Ordnung war. - Wie beschämt Boas hier solche Menschen, die nicht genug eilen und drängen können, wenn es um die Eheschließung geht. - Die Verbindung des Boas mit der Ruth gehört zu den Ehen, die im Himmel geschlossen werden. Gebe Gott, dass solche Ehen in den Reihen der Christen zur Regel werden. Es ist das sonst ein dunkles Gebiet und Ursache für viele Entgleisungen und Lähmungen auch bei frommen Menschen. - Wohl dem, der dem Boas in seiner dreifachen Verzichtleistung ähnlich wird.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Also nahm Boas die Ruth, dass sie seine Frau wurde."

Das war eine Hochzeit, an der man sich freuen konnte! Da wurde nicht ohne Gott oder gar gegen Gottes Willen geheiratet, da wurde nicht mit Sünde und Schande begonnen. Diese Ehe, dem Worte Gottes gemäss geschlossen, war gesegnet und beglückend. Das Gesetz Moses befahl, wenn ein Ehemann kinderlos starb, sollte der nächste Verwandte die Witwe heiraten und den ersten Sohn nach dem Namen des Verstorbenen nennen. Dieser Bestimmung gemäss handelte Boas. Er hatte dadurch ein gutes Fundament für die Ehe, ein viel besseres, als wenn irdische Vorteile oder Sinnenlust ihn bestimmt hätten. - Diese Ehe darf auch deshalb eine gesegnete genannt werden, weil beide Teile in ihrer Herzensstellung und Gesinnung zueinander passen. Ein edler, freigebiger, keuscher Mann verband sich einer treuen, tugendsamen, dreimal demütigen Frau. Wohl solch einem Ehepaar! - Das wichtigste Band in der Ehe ist nicht die vergängliche Anziehungskraft des Fleisches, sondern die Harmonie der Seelen. Wo zwei in göttlicher Gesinnung eins werden, wo beide (Ruth 2, 12) zu dem gleichen Gott Israels kommen, um unter seinen Flügeln Zuflucht zu suchen, da kann man von einer gesegneten Ehe reden. - Und endlich, man kann diese Ehe eine köstliche nennen, weil sie im Einvernehmen mit allen beteiligten Personen geschlossen wurde. Boas hatte zuerst den näheren Verwandten, der eigentlich die Ruth hätte heiraten müssen, gefragt, ob er die Ehe eingehen wolle. Er hatte abgelehnt. Nun konnte Boas seiner Neigung folgen. Alle Ältesten des Ortes sprachen ihre Segenswünsche aus, und so war der Bund besiegelt. Bei Ruth wissen wir, dass die Schwiegermutter, an die Ruth zunächst gewiesen war, diese Verbindung wünschte und selber angebahnt hatte. - Wie anders ist das oft in unsern Tagen! Wie oft werden heimliche Verlöbnisse ohne oder gegen den Willen der Eltern geschlossen! - Möchten uns viele Ehen beschert werden, wie die zwischen Boas und Ruth.