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Predigten zu Ruth 1,21
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen
Ja, der Allmächtige hatte sie „betrübt", die Naemi! Als in Israel eine Hungersnot ausbrach, war sie mit ihrem Mann und zwei Söhnen in das heidnische Moabiterland gezogen. Dort waren all ihre Lieben gestorben. Als sie zurückkam nach Israel, mußte sie sagen: „Der Herr hat mich gedemütigt, und der Allmächtige hat mich betrübt." Ja, gedemütigt war sie auch. Es galt in Israel als Schmach, wenn keine Nachkommen vorhanden waren und der Name ausstarb. Eine Demütigung war es wohl auch, daß sie gemeint hatte, dem Verderben der Hungersnot entfliehen zu können im Heidenland. Nun hatte die Not sie dort eingeholt. Gott hatte ihr deutlich gezeigt, daß dieser Weg nicht nach Seinem Willen gewesen war. Nun stand sie beschämt. In einem Satz schildert die Naemi das Elend ihres Lebens. Und doch - in demselben Satz spricht sie aus, worin all ihr Trost liegt: „Der Allmächtige, der Herr hat es getan." Nicht ein dunkles Schicksal! Nicht trübe Verhältnisse! Nicht böse Menschen! Sondern: Der Herr!
Der Mensch von heute fragt bei allen schrecklichen Begebenheiten: „Wie kann Gott das alles zulassen?" So hat Naemi in keinem Augenblick gefragt. Es genügte ihr völlig, zu wissen, dass ihr Leid aus der Hand Gottes kam. Das ist Trost genug! Es war im letzten großen Kriege. Ein entsetzlicher Fliegerangriff war über eine Stadt dahingegangen. Ein Mann stürzte aus dem Keller und sah, dass sein Haus lichterloh brannte. Einen Moment wollte ihn die Verzweiflung packen. Aber in dem Augenblick fiel ihm ein, dass er am Morgen das Wort aus Arnos 3, 6 gelesen hatte: „Ist auch ein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht tue?" - Und da ergoss sich ein Strom von Licht in sein Herz. Wenn das Elend aus der Hand des himmlischen Vaters kam, dann war ja alles gut. - Es kann sein, dass auch wir gedemütigte und betrübte Leute sind. Wenn wir dann nur mit Naemi sprechen können: „Der Herr hat mich gedemütigt, und der Allmächtige hat mich betrübt"! Amen.