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Predigten zu Ruth 1,20

"Und sie sprach zu ihnen: Nennet mich nicht Noomi, nennet mich Mara; denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Heißet mich nicht Naemi, sondern Mara."

Das Buch Ruth enthält im Gegensatz zum Richterbuch manche liebliche Geschichte. Es handelt von Naemi und ihrer Familie. Bethlehem war ihr Wohnort. Eine Teuerung kam in das Land. Es entstand Hungersnot. Die Familie wurde zur Auswanderung in das Moabiterland gezwungen. Das war ein notvoller dunkler Weg. Im fremden Lande mussten sie sich kümmerlich durchschlagen. Dann traf sie ein schwerer Schlag. Elimelech, Naemis Mann, wurde von schwerer Krankheit befallen. Er starb. Nun stand die Witwe mit den beiden Söhnen hilflos in der Fremde. Wacker schlug sie sich durch, bis beide Söhne heirateten. Für kurze Zeit hatte die Mutter es gut. Dann kam der schwerste Schlag: beide Söhne wurden krank, siechten dahin und starben! Es gab tränenschwere Zeit für Naemi und die beiden jungen Frauen; denn damals gab es weder Armenfürsorge noch Witwenunterstützung. Doch Gott hatte für Naemi einen guten Trost. Die beiden Schwiegertöchter waren ihr in Liebe zugetan. Naemi konnte ihnen das gute Zeugnis ausstellen: "Ihr habt Barmherzigkeit an den Toten und mir getan" (V. 8). Tiefe Freude war es da für Naemi, dass beide Schwiegertöchter sich mit ihr auf den Weg machten, um in die alte Heimat zurückzuwandern. Wohl kehrte die eine von ihnen wieder heim zu "ihrem" Gott und "ihrem" Volk. Aber Ruth, die andere sprach: "Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Dein Volk ist mein Volk, dein Gott ist mein Gott. Nur der Tod soll mich und dich scheiden." - Es ist wohl die schönste Freude für eine Schwiegermutter, wenn sie sieht, wie eine von Haus aus heidnische Schwiegertochter durch sie zu dem Glauben an den lebendigen Gott geführt wird. - Wohl uns, wenn Gott auch uns durch Licht und Schatten, Freud und Leid, Wohl und Wehe an die von ihm uns gesteckten Ziele führt.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Heißet mich nicht Naemi, sondern Mara

Wie einst Naemi, so haben seither viele gesprochen, die noch nicht wussten, dass; „alle Wege Gottes lieblich, alle Seine Steige Friede sind“, Sobald wir sie nicht vereinzelt, sondern im Zusammenhang mit unserer ganzen Lebensführung betrachten. Wir dürfen kein Urteil fällen über einen einzelnen Teil des Planes Gottes mit uns, ehe dieser sich völlig entfaltet hat. Wie muss es den heiligen Geist betrüben. Solche Worte des Murrens und der Klage zu hören, da Er doch aus lauter Liebe unser Bestes sucht und nur Gedanken des Friedens mit uns hat. Lasset uns den Schleier lüften und die lieblichen Seiten im Leben Naemis hervorheben.

Freilich, ihr Mann und ihre Söhne waren gestorben; aber ihr Tod im fremden Lande hatte es Naemi möglich gemacht, heimzukehren zu ihrem Volk und zu ihrem Gott; sie konnte sich nun wieder bergen unter den Flügeln Jehovahs und teilnehmen an den Segnungen Israels.

Orpa war zwar wieder umgekehrt, – Mahlon und Chiljon lagen beide begraben im Lande Moab; aber sie hatte Ruth, und diese war ihr mehr als sieben Söhne.

Wohl hatte Naemi keinen Sohn, der ihren Namen fortpflanzen würde; aber nach wenigen Monaten sollte sie den kleinen Obed in ihren Armen wiegen, und sein Lächeln sollte ihr welkes Angesicht erheitern. Wohl war sie arm; aber gerade durch ihre Armut kam sie zuerst in Berührung mit jenem freundlichen Boas, und übrigens gehörte ihr noch ein kleines Erbstück auf heimatlicher Erde. Ja, Naemi, du musst, wie tausend andere, deine Worte zurücknehmen. Du hast dein eigenes Glück bitterlich geschädigt, als du das Land der Verheißung verließest, um nach Moab zu ziehen; aber Gott hat durch deine Rückkehr dein Ende lieblich gestaltet. „Siehe, des HErrn Auge sieht auf die, so Ihn fürchten, die auf Seine Güte hoffen.“