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Predigten zu Ruth 1,14
"Da erhoben sie ihre Stimme und weinten wiederum. Und Orpa küßte ihre Schwiegermutter; Ruth aber hing ihr an."
Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Arpa küsste ihre Schwieger, Ruth aber blieb bei ihr."
Beide Schwiegertöchter waren von Liebe zu Naemi erfüllt, und machten sich darum mit ihr auf den Weg, als sie ins Land Juda zurückkehrte. Aber es kam die Stunde der Prüfung und Entscheidung; Naemi stellte jeder von ihnen höchst uneigennützig alle die Nöten vor, die ihrer warteten, und bat sie, umzukehren in ihrer Mutter Haus und zu ihrer Freundschaft, damit ihnen dort ein neues, liebliches Los erblühen könnte. Zuerst erklärten beide, sie wollten mit ihr zu ihrem Volke gehen und ihr Los teilen; aber auf fernere Vorstellungen hin verließ Arpa schmerzlich bewegt und mit ehrerbietigem Abschiedskuss ihre Schwiegermutter, ihr Volk, ihren Gott, während Ruth sich von ganzem Herzen dem Gott ihrer Schwiegermutter zu eigen gab. Es ist etwas andres, die Wege des Herrn zu lieben, wenn sie gemächlich durch liebliche Gefilde führen, und etwas andres, mitten unter Leiden und entmutigenden Schwierigkeiten auf dem Pfad der Frommen auszuharren. Der ehrerbietige Kuss des äußerlichen Bekenntnisses ist wohlfeil und leicht, aber das treue Festhalten am Herrn, das sich im heiligen Ernst für Wahrheit und Heiligkeit bewähren muss, ist keine so geringfügige Sache. Wie steht's in dieser Hinsicht mit uns? Ist unser Herz auf Jesum gerichtet, ist unser Opfer mit Seilen unsrer Liebe an die Hörner des Altars befestigt? Haben wir die Kosten überschlagen, und sind wir ernstlich bereit, um des Meisters willen einen irdischen Verlust auf uns zu nehmen? Die Belohnung, die nachher folgt, ist ein unermesslicher Gewinn, denn die Schätze Ägyptens können den Vergleich mit der Herrlichkeit nicht aushalten, die hernach an uns soll offenbar werden. Von Arpa verlautet nichts mehr; in bequemer Ruhe und götzendienerischer Freude welkt ihr Leben dahin in den Tod; Ruth aber lebt fort in der heiligen Geschichte und im Himmel, denn die Gnade hat sie eingepflanzt in den edlen Stammbaum, aus dem der König der Könige entsprosste. Selig sind unter den Weibern, die um Christi willen allem entsagen können; aber vergessen und ärger als vergessen sollen die sein, die in der Stunde der Versuchung ihrem Gewissen Gewalt antun und umkehren zur Lust dieser Welt. Begnügen wir uns doch nie mit dem blossen Kuss der äußerlichen Andacht, sondern möge der Heilige Geist in uns also wirken, dass wir von ganzem Herzen unserm Herrn und Heiland anhangen.