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Predigten zu Römer 8,29

"Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Das Geheimnis der göttlichen Erwählung

"Welche Gott zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbild seines Sohnes."

Das ganze Werk der Erneuerung des Menschenherzens ist Gottes Werk, so unbedingt sein Werk, dass alle Gotteskinder ihre Seligkeit seiner Erwählung verdanken. Er hat sie zuvor ersehen oder erkannt und zum Heil bestimmt. - Hier stehen wir vor einem Geheimnis. Es ist keine Frage, dass die Bibel eine Vorherbestimmung der Gläubigen zur Seligkeit klar ausspricht. Er hat sie schon zuvor bestimmt, ehe der Welt Grund gelegt war. Unser Verstand ist geneigt, daraus die Folgerung zu ziehen: Folglich sind alle, die verlorengehen, zur Verdammnis vorherbestimmt. Doch dem ist nicht so. Klar und bestimmt lehrt die Bibel: "Gott will, dass allen Menschen geholfen werde." Denn Christus ist für alle Menschen gestorben und hat die ganze Welt mit Gott versöhnt. Jeder, der zu Jesus kommt, wird angenommen. Gott kann keinen abweisen, der sich auf ihn beruft. - Die ewige Gnadenwahl Gottes ist also ganz und gar an Jesus Christus geknüpft. Daher sagt Paulus: "Gott hat uns in Christo erwählt." Es findet keine Willkür statt. Wer sich an den Heiland hält, den kann Gott nicht abweisen. Er muss ihn begnadigen. "In seiner Wunden Nägelmal erblick' ich meine Gnadenwahl." - Die Tatsache der göttlichen Erwählung soll uns aufs tiefste demütigen. All unser Verdienst ist völlig ausgeschlossen. Zugleich soll uns aber auch diese Wahrheit trösten und emporheben. Ist es doch etwas unaussprechlich Großes, dass Gott auch an mich gedacht hat, längst ehe ich ins Dasein getreten bin (Jer. 1, 5; Gal. 1, 15). - Der Gedanke an die göttliche Gnadenwahl hat etwas tief Beruhigendes. Mein Heil liegt ganz und gar in Gottes Hand. Seine Erwählung gibt mir die Bürgschaft, dass er mich auch durch alles hindurch und ans Ziel bringen will. - Um keinen Preis aber darf uns die göttliche Erwählung sicher machen. Unsere Aufgabe ist, dass wir unsere Erwählung "fest machen" durch Gehorsam und Fleiß in der Heiligung. Die göttliche Erwählung ist kein Ruhepolster, sondern spornt uns an zu ganzem Fleiß. - Gott hat sich bei seiner Erwählung ein großes Ziel gesetzt. Wir sollen gleich sein dem Bild seines Sohnes. Es ist ein ungeheures Werk, den durch die Sünde entstellten Menschen zu diesem herrlichen Bild wiederherzustellen. Eine Welt ins Dasein zu rufen, ist für Gott eine Kleinigkeit. Dazu genügt ein Machtwort. Hingegen bei der Erneuerung des Menschen muss er seine ganze Liebe, Langmut und Geduld aufbieten. Seine Weisheit muss allerlei Mittel und Wege ersinnen, um den Widerstand des trotzigen Herzens zu brechen, um den Menschen von seinem wahren Wohl zu überzeugen und seinen Willen umzulenken, dass er endlich Gott das Jawort gibt. Und wieviel Geduld ist auch dann noch nötig, bis Gott seine Kinder immer mehr in das reine Bild Jesu verklärt! Wieviel Trägheit, Ungehorsam, Widerspenstigkeit und Vergesslichkeit stellt sich ihm entgegen! Aber er ruht nicht. "Dort wird's tönen bei dem Krönen: Gott ist's, der es schafft!"


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Der Apostel will es mit diesem Spruch dartun, wie „denen, die Gott lieben“ - was er im vorigen Vers gesagt hatte -, „alle Dinge zum Besten dienen“. Läuft doch bei ihnen alles, so will er sagen, darauf hinaus, daß sie gleich sein sollen dem Ebenbilde Jesu Christi.

Ihre Liebe besteht nämlich darin, daß sie in die Liebe Gottes eingegangen sind mit ihrem Glauben und mit ihrer Hingabe an die Gnade Gottes durch Christus. Sie haben sich durch die Liebe Gottes zur Liebe überwinden lassen und stehen mithin in der Liebe von Kindern Gottes. Solche Seelen hat Gott „zuvor“ - nämlich von Ewigkeit her, wie nach andern Schriftstellen zu ergänzen ist (vgl. Eph. l,4)- ersehen oder eigentlich erkannt. Das will sagen: Sie sind Ihm einerseits nach ihrem innersten Sinn von Ewigkeit her nicht unbekannt gewesen; und andererseits hat Er sie eben darum von Ewigkeit her als die Seinen erkannt, d. h. bedacht und in Seine Fürsorge genommen. Dies wird damit erläutert, daß es weiter heißt, Gott habe sie von Ewigkeit her auch verordnet, Ebenbilder Seines Sohnes zu sein, der ins Fleisch kommen sollte. Diejenigen, die also Gott lieben und damit ihren wahren kindlichen Glauben dartun, brauchen nicht erst ängstlich zu harren, ob Gott sie erkenne und annehme; denn das ist für sie eine von Ewigkeit her ausgemachte Sache. Wenn der Apostel erwägt, daß wir's zu tun haben mit dem ewigen Gott, der uns bei sich eine ewige Bestimmung zugedacht hat, so ist es ihm nicht möglich, sich alles als eine Sache zu denken, die ganz neu in der Zeit geworden ist. Vielmehr treibt's ihn - da er sich in Gott keine Veränderung und Neuheit denken kann - unwillkürlich in die Ewigkeit zurück, so unfaßbar das auch dem menschlichen Verstande sein mag.

Was also denen, die Gott lieben, Widriges und Anfechtungsvolles begegnet, haben sie im Glauben so anzusehen, daß es ihnen zur Gleichstellung mit Jesus diene. Und es ist verkehrt, wenn sie sich durch irgend etwas in Zweifel und Verzagtheit oder in Mißtrauen und Murren oder gar in Verzweiflung bringen lassen.

Unter dem Ebenbilde Jesu Christi ist aber an alles zu denken, was es mit dem Sohne in Seinem erniedrigten und in Seinem erhöhten Stand geworden ist. Die Ihn lieben, werden mithin auch gewürdigt, zu leiden wie Er, es gering und übel in dieser Welt zu haben wie Er, den Versuchungen Satans, den Verfolgungen, Mißhandlungen und Lästerungen der Feinde Gottes ausgesetzt zu sein wie Er, zu verleugnen und aufzuopfern wie Er - sogar, wenn es sein muß, das Leben zu lassen wie Er. Dafür aber bleiben sie Ihm auch gleich in der Auferstehung und Erhöhung, werden dieselbe Herrlichkeit sehen, die Er hat, Ihm in allem gleich, auch in Kindesrechten gegenüber dem Vater. „Sie werden eins mit Ihm sein, wie Er mit dem Vater, auf daß sie vollkommen seien in eins“ (Joh. 17,22. 24).

Wie vieles bleibt uns da zu denken und zu staunen übrig! Und welche Ermunterung liegt doch für uns darin, in Geduld unter allem auszuharren und getreu zu bleiben bis in den Tod!

Zusatz Zu Römer 8,29 Christus, der Erstgeborene Wenn der HErr in unsrem Spruch der Erstgeborene unter Seinen Brüder genannt wird, so ist damit auf Seine Auferstehung gesehen. Er ist der erste Mensch, der, nachdem Er bis ins Sterben hinein den andern Menschen, Seinen Brüdern, gleich geworden war, aus dem Tode wieder neugeboren wurde ins himmlische Leben, zur Erhöhung bei Seinem Vater. Er heißt nun der Erstgeborene unter Seinen Brüdern. Denn Er sollte der Erste sein, dem ein Zweiter, Dritter, Vierter, dem Tausende, Millionen und Abermillionen als Brüder, Ihm ähnlich, nachfolgen, auferstehen und neugeboren werden sollen in das Leben der ewigen Herrlichkeit.

Diesem unserm großen Bruder wollen wir treu bleiben, damit Er uns zu sich erhöhen kann, wie es Gott von Anfang an gewollt hat! Dadurch, daß wir Ihn allezeit liebend vor Augen haben, wird's Wirklichkeit werden. Dann werden wir nicht nur fest und wohl bleiben, sondern auch gleich werden dem Ebenbilde des Sohnes in der großen Wiedergeburt (Mat. 19,28).

Zusatz Zu Römer 8,29 Von der Gnadenwahl

In Verbindung mit dem vorhergehenden Vers ist unser Spruch auch zur Begründung der Lehre von der sog. Gnadenwahl oder Prädestination benützt worden. Sie besagt, daß Gott nach Seinem freien Willen die Einen zur Seligkeit berufen habe, die Andern nicht.

Eine nähere Beleuchtung der Stelle zeigt aber, daß sie hierfür nichts beweist. Im vorigen Vers werden die, welche Gott lieben, bezeichnet als die, welche nach dem Vorsatz berufen sind. Unter“ Vorsatz“ kann aber hier nicht die willkürliche Erwählung zum Glauben und Lieben verstanden sein, wie es jene Lehre meint, sondern nur der jetzt zur Ausführung gekommene ewige Heilsplan oder die von Ewigkeit auf diese Zeit festgesetzte Gnadenordnung, der bestimmte Vorgefaßte Wille Gottes, unter welchen Bedingungen Er Anteil am Reich Gottes geben wolle. Es soll nämlich nicht aus Verdienst der Werke gehen, sondern aus Gnaden des Berufers durch den Glauben (Röm. 9,11.32). Nach dem Vorsatz berufen sein, heißt also nichts anderes, als so, wie es Gott nach Seinem Vorsatz haben will, sich berufen lassen: durch Glauben und nicht durch Werke das Heil suchen, gläubig das Evangelium annehmen.

Die nun, so heißt es weiter, die Gott lieben - es ist nämlich hier Lieben mit Glauben gleichbedeutend genommen -, hat Gott vorher ersehen oder erkannt, d. h. Gott hat sie erstlich erkannt, insofern als Er's von Ewigkeit sah, daß sie ein Gemüt zum Glauben und Lieben haben würden - wie Ihm denn nichts von den Menschenkindern unbewußt ist, auch von denen, die erst werden sollen (Ps. 139,16). Zweitens hat Er sie insofern „erkannt“, als Er Bedacht auf sie genommen, Fürsorge für sie gehabt hat, daß ihnen einst das zukomme, was ihrem Gemüt und Verlangen entspricht. So wird das Wort „Erkennen“ häufig in der Schrift genommen. Demzufolge hat Er sie vorher schon zur Seligkeit bei Ihm durch Christus verordnet, wie es weiter heißt, und sie darum auch in der Zeit berufen, sie gerecht, sie herrlich gemacht (Röm. 8,30).

Es heißt also nicht, Gott habe sie damit erkannt oder vorausgeliebt, daß Er ihnen das Gemüt zum Glauben oder ihnen das Lieben gab - wie Er es (nach dieser Lehre) andern nicht gab -; sondern weil sie das Gemüt zum Glauben und Lieben hatten - wie es Gott vorauswußte und wie man an dem sieht, daß sie jetzt, da es verlangt wurde, glaubten und liebten -, hat Gott schon vorher für sie Sorge getragen und führt es jetzt an ihnen aus.

Wo aber nun dieses Gemüt zum Glauben, welches bei manchen auch unsres Geschlechts wie ein Gefangener im Verborgenen schmachtet, herkommt, und warum es die Einen haben, die Andern nicht: darüber äußert sich die Schrift nie. Sie setzt es voraus, wo es ist, auch da, wo sie das wirkliche Glauben als ein von Gott Gegebenes nimmt. Ein solches Gemüt, das die Gabe des Glaubens annehmen will oder nicht - worauf die Schrift am Ende alles ankommen läßt -, mag mit dem eigensten Im und Selbstbewußtsein des Menschen zusammenfallen. Hier bleibt ein Geheimnis, das uns die Schrift nicht enthüllt - wie es überhaupt ein Geheimnis bleibt, in welcher Weise der freie Wille des Menschen mit der Allmacht und Allwissenheit Gottes zu vereinigen sei.

Alle Grübeleien darüber aber sollten in der christlichen Denkweise fernbleiben. Wir müssen es nach der Schrift kindlich so nehmen: einerseits, daß wir das, was wir sind, von Gott sind; und andererseits, daß wir's zu verantworten haben, was wir glauben oder nicht glauben, treu sind oder nicht treu sind. Nur so werden wir in gesunder Weise auf der Bahn des Lebens vorwärts kommen.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Man hat Gott mitten unter den Wundern Seines Wortes verloren

Die Lehre von der Rechtfertigung aus Glauben – eine biblische Wahrheit und die Befreiung von lebloser Gesetzlichkeit und unbrauchbarem eigenem Bemühen – ist in unserer Zeit in üble Gesellschaft geraten und wird von vielen in einer Weise ausgelegt, die den Menschen die Erkenntnis Gottes versperrt. Das gesamte Geschehen bei der Bekehrung ist zu einer mechanischen und geistlosen Handlung geworden. »Glauben« hat man dann, ohne dass er sich auch nur ein wenig auf das moralische Verhalten auswirkt oder dem adamitischen Ego irgendwo wehtut. Man kann Christus »annehmen«, ohne dass Liebe zu Ihm in der Seele des Annehmenden vorhanden sei. Der Mensch ist »gerettet«, aber er ist weder hungrig noch durstig nach Gott! Der moderne Wissenschaftler hat Gott mitten unter den Wundern dieser Welt verloren. Wir Christen stehen in der echten Gefahr, Gott mitten in den Wundern Seines Wortes zu verlieren! Wir haben fast vergessen, dass Gott eine Person ist, mit der man, wie mit jeder anderen Person, Umgang pflegen kann. Gott ist eine Person, und in der unendlichen Tiefe Seines Wesens denkt, will, genießt, fühlt, liebt, wünscht und leidet Er, wie jede andere Person es auch vermag. Um sich selbst uns bekannt zu machen, gebraucht Er die uns vertrauten Muster des Personalen. Religion, sofern sie echt ist, ist dem Wesen nach die Reaktion der geschaffenen Persönlichkeiten auf die sie schaffende Persönlichkeit, Gott, denn »dies ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen«.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Was wir sein werden

Wir können das nicht hoch genug einstufen, was Gott für uns getan hat, als er Seinen Erlösungsplan für eine verlorene Menschheit vollendete!

Was Jesus durch Sein Erlösungswerk vor allem vollbracht hat, ist nicht einfach, uns vor der Hölle zu retten, sondern unsere Gottähnlichkeit wiederherzustellen. Paulus bestätigt das in Römer 8,29: »... die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes.«

Obwohl die völlige Wiederherstellung des Bildes Gottes erst für den Tag zu erwarten ist, an dem Jesus wiederkommt, so hat diese Wiederherstellung doch jetzt schon begonnen, und sie schreitet mit jedem Tag weiter fort. Dies ist eine allmähliche, aber stetige Umwandlung der menschlichen Natur in die Gottähnlichkeit, was dann geschieht, wenn ein Mensch voll Glauben auf die Herrlichkeit Gottes blickt - in das Antlitz von Jesus Christus! Wir sind schon weitergeschritten von dem, was wir einst waren, zu dem, was wir jetzt sind, und jetzt gehen wir weiter in Richtung auf das, was wir sein werden. Wie Gott zu werden, ist das höchste Ziel aller moralischen Geschöpfe, und es muss auch dieses höchste Ziel bleiben!