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Predigten zu Römer 12,1

"Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Dienst ist."

Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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DIENST ALS ANBETUNG

Das Wort „Anbetung“ ruft bei den meisten Menschen Erinnerungen an reich verzierte Kirchenfenster und Orgelpfeifen wach. In der Bibel finden wir jedoch denselben Begriff im Zusammenhang mit Dienst. Die höchste Form der Anbetung Christi besteht darin, dass du ihm dienst.

Für Paulus bedeutet Dienst voller Einsatz und ungeteilte Hingabe. Paulus schrieb an Timotheus: „Ich danke Gott, dem ich von meinen Voreltern her mit reinem Gewissen diene“ (2Tim 1,3). Paulus wollte dadurch zum Ausdruck bringen, dass er jedem Einblick in sein Innerstes gewähren könne, weil er Gott mit seinem ganzen Wesen und seiner ganzen Person diente. Paulus’ Dienst war ein Akt der Anbetung. Er war tief schürfend, aufrichtig und echt. Das ist der Maßstab echter Geistlichkeit. Es gibt nur eine Art, Gott zu dienen – mit einer ungeteilten Hingabe.


Autor: Watchman Nee (* 04.11.1903; † 30.05.1972) chinesischer Prediger
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"So ermahne ich euch nun, liebe Kinder, bei der Barmherzigkeit Gottes: Bringt eure Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer dar; das sei euer vernünftiger Gottesdienst!"

Diese Worte führen uns über das bloss Individuelle hinaus, denn sie besagen, dass etwas beigesteuert werden soll zu einer Ganzheit. Das "Darbieten" betrifft den einzelnen, aber der Gottesdienst ist etwas Gemeinsames. Eine Vielzahl von Leibern wird Ihm gebracht, doch sie vereinigen sich zu einem einzigen lebendigen Opfer. Jeder vernünftige, jeder verständnisvolle Dienst für Gott ist so geartet: ein einziger Gottesdienst, bei dem aber jeder von uns sein persönliches Teil beisteuert. Keiner soll meinen, das, was er bringt, sei wertlos für Gott, denn sein Opfer wird nicht als ein einzelnes, von den anderen getrenntes gerechnet. Jedes Ihm dargegebene Leben ist nötig, damit jenes eine, vollkommene Ganze entstehe, das, wie uns gesagt ist, Gott wohlgefällig ist. Und wenn Gott damit zufriedengestellt ist, müssen dann nicht auch wir zufrieden sein?


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, kraft der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber Gott darstellt als ein lebendiges, heiliges, wohlgefälliges Opfer, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst."

Dieses Opfer der Liebe, diese freiwillige Hingabe unseres Lebens an den Herrn liegt dem Wesen nach bereits in unserer Wiedergeburt. Praktisch wird sie aber erst, wenn wir uns von Fall zu Fall bewusst auf diesen Boden stellen und als gekreuzigt der Welt und hingegeben an Gott zu leben und zu dienen suchen. Es gibt nun manche Glaubende, die diesen Weg der Hingabe - wenn auch unter Hemmungen und Schwankungen - seit dem Tage ihrer Wiedergeburt wandeln. Gott hatte Gelegenheit, ihnen gleich zu Beginn ihres neuen Lebens so viel Licht und so viel Erkenntnis zu geben, dass sie von dem Tage ihrer Errettung an von Fall zu Fall in ihrem Glaubensleben mit dem Apostel Paulus fragen lernten: "Was willst du, Herr, dass ich tun soll?" Aus innerstem Erleben heraus lernten sie mehr und mehr mit ihrem Herrn und Meister sprechen: "Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen meines Vaters im Himmel." Ihr Leben war ihnen ein bewusstes Gebundensein an Gott, ein Opfer, auf das der Herr allein Anspruch haben sollte.

Wir haben aber auch viele Gotteskinder, deren Hingabe an Gott in der Stunde der Errettung eine mehr unbewusste war. Dass Gott ihre Schuld und ihre verlorene Vergangenheit zudeckte, war ihnen gewiss; zugleich aber viel köstlicher, als dass Gott hinfort ihr Leben für sich in Anspruch nehmen und durch seinen Geist beherrschen wollte. Im Prinzip haben zwar auch sie sich dem Herrn übergeben und Ihm ihr Leben zur Verfügung gestellt. In der Praxis jedoch blieb dasselbe in der Beherrschung ihres eigenen Wesens, d.h. ihrem eigenen Wollen und ihren eigenen Wünschen unterstellt.

Alles jedoch, was in unseren Händen bleibt, verdirbt. Rechte, die nicht im Glauben an Gott abgegeben werden, gereichen uns zum Fallstrick und Verderben. Wenn nicht Gottes Hand sein eigen Bild und Muster in das Gewebe unseres Lebens webt, bleibt es ein buntes Durcheinander. Zur Ruhe gelangt nur jenes Leben, das sich als dem Herrn geopfert ansieht und in der Hingabe an Gott seinen Sabbat gefunden hat. Dem Leben aber, das seine Ruhe in der Glaubenshingabe an Gott gefunden, erschließt sich täglich neu die wunderbare Wahrheit und Wirklichkeit des Jesuswortes: "Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht." Es betet daher mit dem Psalmisten: "Setze meine Tritte in deine Fußstapfen, damit mein Gang nicht wankend sei."


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Ich ermahne Euch, liebe Brüder, dass ihr eure Leiber zum Opfer begebet."

Mit diesen Worten hat Paulus den falschen Vorwand aller Weltmenschen vollständig entkräftet, dass sie Gott lieben und fürchten, obwohl sich dies nie in ihrem Lebenswandel zeigt, weil sie mit dem Leibe in ihrem ganzen Wesen der Sünde dienen. Mit diesen Worten vor Augen kann man antworten: "Dass du an Gott glaubst, Ihn fürchtest und liebst, kann ich nicht wissen, wenn du es nicht dadurch zeigst, dass du deinen Leib und seine Glieder dem Herrn auch zum Dienst ergibst." Alle Menschen halten sich selbst für gut oder erklären, dass sie Gott fürchten und lieben, während sie doch weithin frei und ungezügelt der Sünde und den Götzen dienen. Da sagt der Apostel: "Nein, das heißt nicht dem Herrn dienen. Ihr sollt Ihm eure Leiber zum Opfer begeben und Ihm mit euren Gliedern dienen. Durch diese sichtbaren Opfer wird sich eure Liebe zu Ihm beweisen."

Lasst uns jetzt etwas tiefer betrachten, wie dieses zugeht, dass wir unsere Leiber Gott, dem Herrn, opfern. Gewiss haben viele Christen auch in buchstäblicher Bedeutung des Wortes ihre Leiber zum Opfer gegeben, indem sie als Märtyrer um Christi willen ihre Leiber verbrennen oder sie in anderer Weise martern und töten ließen. Aber selbst, wenn es sich nicht darum handelt, begeben wir doch unsere Leiber zum Opfer, wenn wir teils mit unseren Gliedern und Kräften dem Herrn dienen, teils auch um Seinetwillen unser Fleisch mit Seinen Lüsten und Begierden kreuzigen. Du opferst also zuerst Gott deinen Leib, wenn du deine Glieder in Seinen Dienst stellst; wenn du mit deiner Zunge das redest, was zu Seiner Ehre und zum Nutzen deines Nächsten dient; wenn du Seinen Namen bekennst, Seine Erkenntnis anpreisest und ausbreitest oder aber redest, was gut und wahr ist; desgleichen, wenn du deine Augen und Ohren dazu verwendest, das zu empfangen und zu gewinnen, wodurch du die Ehre Gottes und das Wohl deines Nächsten fördern kannst, und dafür deine Augen und Ohren von eitlen und unnützen Dingen fernhältst; wenn deine Hände das tun, was gut und recht ist, teils in treuer Verrichtung deines Berufs, teils in Liebeswerken für deinen Nächsten; wenn deine Füße ebenfalls gern in den Angelegenheiten des Herrn und der Liebe gehen. Kurz: Wer um des Herrn willen und von Seiner Barmherzigkeit bewogen gern das tut und leidet, was sein Beruf und die Liebe fordern, der heiligt seinen Leib dem Herrn. Dazu gehört dann aber ein beständiges Kreuzigen des Fleisches. Denn, wenn du dem Herrn dienen willst, darfst du nicht deiner eigenen Bequemlichkeit, deiner eigenen Ehre, deinen eigenen Lüsten folgen, sondern du musst dieselben unausgesetzt töten. Wenn du siehst, wie du die Freundschaft, die Achtung und den Ruhm der Welt gewinnen oder behalten könntest, wenn du aber um Christi willen allem entsagst und dir dagegen durch deinen Eifer um Seine Sache Verachtung und Schmach zuziehst; oder wenn du im täglichen Leben den Versuchungen zur Sünde widerstehst und sie tötest, sei es, dass du zur Ungeduld und zum Zorn, oder zum Eigennutz und zur Unredlichkeit, oder zum Hochmut und zur Eitelkeit, oder zum Neid und zur Verleumdung und ähnlichen Sünden versucht wirst - sieh, wenn du diese Sünden nicht im Werk und in der Tat ausbrechen lässt, sondern mit anhaltendem Gebet und unausgesetzter Wachsamkeit dieselben tötest, dann bietest du deinen Leib zu einem Opfer dar. Zu einem solchen Opfern ermahnt uns hier der Apostel durch die Barmherzigkeit Gottes.

Gilt es also, unseren eigenen mächtigsten Begierden zu widerstehen, dann werden wir erfahren, dass hier wirklich ein fühlbares Opfern stattfindet, weil der Opferpriester sich selbst zum Opfer geben soll, wie der Herr Christus auch tat. Hierüber bemerkt Luther sehr richtig: "Der Titel des Priestertums ist herrlich und bald genennet und gerühmt von jedermann; aber das Opfern ist seltsam, da graut jedermann vor. Denn es gilt Leben, Gut, Ehre und Freunde und alles, was die Welt hat, gleichwie es Christus gegolten hat am heiligen Kreuze. Da will niemand hinan, dass er Tod für Leben, Pein für Lust, Schaden für Gut, Schande für Ehre, Feinde für Freunde wählen soll. Denn so hat Christus getan am Kreuze uns zum Exempel. Und man soll dennoch solches alles tun, nicht für sich selbst noch zu seinem Nutzen, sondern seinem Nächsten zu Dienst und Gott zu Lob und Ehren, wie Christus Seinen Leib geopfert hat."

Wollen wir nun nicht ermüden und uns von solchen Opfern zurückziehen, sondern stets geduldig und willig damit fortfahren, dann ist es gewiss erforderlich, dass wir einige kräftige Beweggründe und zudem noch eine übernatürliche Kraft und Hilfe haben; dann ist es erforderlich, mit Ernst und Fleiß zu beten. Was nun die Beweggründe betrifft, so ist gewiss der größte und beständigste die ewige Barmherzigkeit Gottes. Ihre Annahme soll unsere Lust und Kraft zu solchem Opfern unterhalten. Dann musst du aber auch fleißig das betrachten, was Gott für uns getan hat: Als wir noch seine Feinde waren, gab Er Seinen eigenen Sohn für uns dahin, auf dass "gleichwie wir durch eines Ungehorsam Sünder geworden sind, wir auch durch Eines Gehorsam gerecht würden". Gott hat uns ein solches Gnadenreich durch den Sohn bereitet, dass denen, die an Ihn glauben, die Sünden nicht zugerechnet werden sollen. Er will uns nach diesem kurzen, elenden Erdenleben in Seinen Himmel aufnehmen und uns jene vollkommene, mit Seiner Liebe und Allmacht übereinstimmende Seligkeit schenken. Glaubst du dieses alles von Herzen, dann kannst du willig ein Märtyrer werden, dann wirst du beständig belebt und ermuntert werden, aufs neue Lust und Mut zum fortgesetzten Opfern zu fassen.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Ein begnadigter Jünger des Heilands, der im vorigen Jahrhundert lebte, sagt einmal in einem Liede:

Herr, fließt ein Tropfen Bluts durch meiner Adern Bach, der nicht dein eigen ist, den treffe deine Räch!

Das heißt keck, das heißt entschieden, das heißt ganz gesprochen. Freilich könnte man daran sich stoßen und denken: Ach, wenn das zum Seligwerden erforderlich ist, wenn eine solche Gesinnung die Gesinnung eines Jüngers Christi sein muss, wer kann da noch selig werden? Wer möchte es da wagen, dem Heiland nachzufolgen, wenn dies zur rechtschaffenen Nachfolge Jesu gehört? So möchten etwa schüchterne Seelen denken. Die Vernunftsgeister und Weitlinge aber möchten etwa dabei denken: diesem Manne ist es mit jenem Worte nicht ernst gewesen; er hat es eben in einem Aufschwung der Phantasie oder in einem Anflug von geistlicher Hitze gesagt; es ist übertrieben und verstiegen, denn wenn man nüchternen Sinnes, wenn man nicht gerade in einem dichterischen Traume begriffen ist, kann man nicht so reden.

Nun, was wollen denn wir zu diesem Ausspruch sagen? Ist es so, soll das die Gesinnung eines Jüngers Christi sein, oder ist es nicht so? Ich muss sagen: ich glaube, dass dieser Mann recht gesprochen und den Sinn des Heilandes getroffen hat. Er wollte nicht sagen, dass er ohne Sünde sei, dass er keinen alten Menschen mehr an sich habe, aber er war von brennender Liebe gegen den Heiland so durchdrungen und hingenommen, dass er nichts mehr für sich selbst zu sein wünschte, sondern allein in seinem Herrn und Meister, Jesu, sein und wirken wollte. Aus dieser brennenden Liebe gegen den Heiland nun floss es heraus, dass er jeden Tropfen Bluts in den Abgrund der Hölle verwünschte, der nicht für Christum in seinen Adern flösse. Das ist der echte Sinn gegen den Heiland. Denselben fordert auch der Apostel Paulus in unserem Spruch.

Herr, du hast mich gefunden,
hier bin ich, nimm mich hin;
weil ich durch deine Wunden
vom Fluch erlöset bin.
Was war? Was hatte ich?
Ich hatte vor dir Scheue,
du hattest für mich Treue,
du liefst und sandtest mich.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Fragen die wir haben

Ich bin davon überzeugt, dass jeder, der die Frage aufwirft, welche Konsequenzen das Leben eines Christen hat, nur ein mittelmäßiger und gewöhnlicher Christ ist. Ich habe Christen gekannt, die an einer Vertiefung ihres Glaubens interessiert waren, aber zu fragen begannen: »Was wird es mich kosten - im Blick auf meine Zeit, mein Geld, meine Kraft, im Blick auf meinen Freundeskreis?« Andere Fragen den Herrn, wenn Er sie weiterführen will: »Ist dieser Weg auch sicher?« Diese Frage entspringt unserem dauernden Verlangen nach Sicherheit und unserem fortwährenden Bedürfnis, die Frage der Sicherheit als vorrangig zu betrachten.

Ein dritte Frage, die uns Gott beantworten soll, lautet: »Ist das auch zweckmäßig?« Was muss unser Herr von uns denken, wenn Sein Werk und Sein Zeugnis davon abhängt, wie sicher und passend es Seine Leute finden! Nur kein Opfer, keine Schwierigkeiten, keine Unruhe - so kommen wir mit Gott nirgendwo hin!

Wir haben angehalten und unser Zelt auf halbem Wege zwischen dem Sumpf und dem Gipfel errichtet. Wir sind mittelmäßige Christen!


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Nach der Wanderung durch die Wüste war die junge Generation Israels ins Land der Verheißungen eingezogen. Das Wüstenleben mit allem Murren, dem Aufruhr und den Niederlagen war vorüber, und das Volk war nun berufen, das Land in Besitz zu nehmen, das Gott für sie bestimmt hatte.

Auch uns, die wir durch Gottes Gnade gerettet und berufen sind, Ihm zu dienen, möchte Er schenken, dass wir die ganze Fülle Seiner Gnadengaben in Besitz nehmen. Es genügt nicht, Seinen Verheißungen zuzustimmen. Gott erwartet von uns, dass wir sie als Überwinder im Land der Verheißungen ausleben! Das ist diese Darbringung unserer Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer. Das soll unser vernünftiger Gottesdienst sein.

In diesem Punkt müssen wir sehr klar sein. Alles, was in unserem Leben ein Anknüpfungspunkt für den Feind sein könnte, muss beseitigt werden. Wir müssen innerlich der Welt und ihrer Gesinnung gegenüber den Trennungsstrich gezogen haben. Diese innere Lösung vollzieht sich durch das Kreuz (Galater 6,14). Dann werden wir in unserem Wesen verwandelt durch die Erneuerung unseres Sinnes (Römer 12,2), und wir sehen alle Dinge so, wie Gott sie sieht. Unsere eigennützige Sichtweise verschwindet, und die göttliche Sichtweise wird zu der unsrigen; das bedeutet eine vollständige und reale Erneuerung. Dadurch werden wir in die Ruhe eingeführt, die uns gegeben wird, wenn wir Gottes Willen annehmen, und die ein unschätzbarer Segen ist. Dann erleben wir, dass dieser Wille gut, wohlgefällig und vollkommen ist, und fürchten uns nicht mehr, ihm zu gehorchen.

Beim Eindringen in das Land der Verheißungen sind wir in Christus verankert und kommen vorwärts, dem Feind und seiner List zum Trotz; denn wir wissen, dass alles uns gehört, weil wir Christus angehören (1. Korinther 3,22-23). So kommen wir aus der Unmündigkeit heraus und wachsen zum Maß der vollen Größe des Christus heran. Wir wollen nur dieser Umgestaltung kein Hindernis in den Weg legen, sondern unser ganzes Wesen, Geist, Seele und Leib, rückhaltlos unserem Herrn unterstellen, um in allen Dingen Seinen Willen zu tun.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Paulus spricht immer anders als wir. Hätte er gesagt: ich tröste euch durch die Barmherzigkeit Gottes, oder ich verkündige euch die Vergebung durch die Barmherzigkeit Gottes, dann spräche er, wie es unsere religiöse Sprache uns lehrt. Nun nennt er uns Gottes Barmherzigkeit als das, woraus seine Mahnung entsteht, und welche Mahnung! Sie steigt empor auf alle Höhen des christlichen Berufs, greift nach unserem Leib, damit er unser lebendiges Opfer sei, ordnet unser Verhältnis zur Welt, damit wir unserem Verhalten die andere Gestalt gegen als die, die die Welt ihm gibt, und zeigt uns den unerschöpflich reichen Dienst innerhalb der Christenheit, in der jedes Glied an dem vom Leib zu vollbringenden Werk seinen tätigen Antheil hat. Und dies, Paulus, beschreibst du als die Folge der göttlichen Barmherzigkeit. Daran heißt du uns erkennen, dass Gott sich unserer erbarmt. Aber dieses Erstaunen gehört nur meinem kranken Ich an mit seiner Eigensucht. Ihr freilich wäre es lieb, wenn kein Anspruch an mich gerichtet würde, oder doch nicht ein solcher, der mich ganz „mit dem ganzen Herzen und der ganzen Seele und dem ganzen Vermögen“ erfasst.

Paulus sah aber in unserem Gottesdienst Gottes Gnade, nicht eine mit Unlust übernommene Notwendigkeit, sondern das innig und völlig von uns begehrte Gut. Darum heftet er den Blick der Christenheit eben jetzt, da er von ihrer Pflicht und ihrem Werk, von ihrer Liebe und ihrem Dienst spricht, auf Gottes Barmherzigkeit. Wäre sie nicht für uns vorhanden, so könnte Paulus nicht von diesen Dingen mit uns reden. Dafür ist es die Voraussetzung, dass Gott ganz nahe zu uns herantritt, ganz in unsere Lage sich hineinstellt, so mit uns fährt, wie es unserem Kraftmaß entspricht, und das von uns verlangt, was wir innerhalb der Natur und der Welt an unserem Ort werden können. So behütet er uns davor, dass wir denken wie jener boshafte Knecht, der das empfangene Geld seinem Herrn zurückgab und sagte: „Ich wusste, dass du ein harter Herr bist.“ Das sagt keiner, der in der christlichen Verpflichtung die Bezeugung der göttlichen Barmherzigkeit erkennt.

Durch deine Barmherzigkeit, Vater, bin ich an den Ort gestellt, an dem ich stehe, und mit der Pflicht begabt, der ich gehorche. Von dir kommt sie, der du deine Gnade darin vollkommen machst, dass wir dir gehorchen dürfen. Wir bedürfen alle der Mahnung; dein Wort gibt sie uns hell und stark. Ich will hören. Amen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Nichts ist im selben Maß mein Eigentum wie mein Leib. Alles andere, Nahrung und Kleid, Haus und Geschäft, sind es erst im abgeleiteten Sinn und bekommen dadurch ihren Wert, daß ich meinen Leib habe. Was hat es für einen Sinn, daß mir ein solches Eigentum gegeben ist? Damit ist mir der Stoff zum Opfer gegeben. Meinen Leib soll ich, weil er mir als mein Eigentum gegeben ist, Gott dargeben, damit sich das höchste aller Gesetze erfülle, daß das, was von Gott kommt, für ihn bestimmt ist und zu ihm geht. Ist es aber wirklich wahr, daß mein Leib mein Eigentum sei, über das ich Macht habe? Hat nicht mein Leib Macht über mich, so daß er über mich verfügt? So ist es, solange ich von Gott fern bin. Von Gott verlassen versinke ich in meinem Leib. Nun ist mir aber Gott nicht fern, sondern ich lebe in seiner Gnade, bin seines Willens kundig und seiner Gnade teilhaft. Nun bin ich der Herr und Eigentümer meines Leibes; das bin ich aber nicht dazu geworden, damit ich über ihn nach meiner Lust verfüge. Menschliche Gewaltherrschaft läßt sich die Natur nicht gefallen. Wenn ich von ihr verlange, da sie meiner Eigensucht diene, packt sich mich sofort und macht mich sich untertan. Es gibt aber noch eine andere Weise, den Leib zu regieren, die, die ihn unter Gottes Willen stellt und ihn so gebraucht, daß er Gott dient. Nun ist mein Leib heilig. Nicht die Gebeine toter Christen hat Paulus heilig genannt, sondern von lebenden Leibern gesagt, daß sie heilig seien, weil die sie besitzen, die durch sie Gottes Willen tun. Mein Leib, großer Gott, plagt mich mannigfach. Bald regt er mich auf und bald bedrückt er mich. Aber eben so, wie er ist, darf ich ihn dir übergeben. Nachdem du der Herr und Regierer meines Herzens geworden bist, machst du deine königliche Gnade dadurch voll, daß du auch unsern Leib und alles, was wir in unserem Leibe tun, mit deinem Wohlgefallen begnadest als unseren vernünftigen Gottesdienst. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Begebet eure Leiber zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei

Diese Aufforderung führt uns wieder zurück zum sechsten Kapitel. Wir möchten beinahe sagen, die dazwischenliegenden Kapitel seien, nach der Schreibweise des Apostels, nur eine verlängerte Unterbrechung seines Gedankengangs, und er fasse nun alles, was er zwischen hinein gesagt habe zusammen in der Barmherzigkeit Gottes, und fordere uns dadurch auf zur völligen Hingabe an Ihn.

Wir werden aufgefordert, unsere Leiber darzustellen als Werkzeuge der Gerechtigkeit; denn wie die Herrschaft des inneren Lebens sich zugleich auf den Leib und alle seine Glieder erstreckt, so übt die Übergabe des Leibes einen Einfluss aus auf die Stellung der Seele. Es wäre heilsam, wenn wir nach dem bekannten Liede von F. R. Havergal eine Aufzählung machten der verschiedenen Glieder und Kräfte unsers Leibes, um sie von diesem Tage an völlig und auf ewig Gott zu weihen. Glaube nur, es liegt Ihm selbst mehr an dir, als Worte es ausdrücken können, weil Er dich so innig liebt, und Er wird alsobald annehmen, was du Ihm darbietest.

Ein solches Opfer muss lebendig sein; es muss dein Leben durchdringen, es heilig, Gott wohlgefällig machen, als ein vernünftiger Gottesdienst. Haben wir dieses Opfer einmal gebracht, und wird die Seele dadurch allmählich umgestaltet und verklärt, so fangen wir dadurch an zu merken, dass der Wille Gottes, den wir einst fürchteten, ein guter, wohlgefälliger und vollkommener sei. Wenn wir Gottes Wille nur von ferne betrachten, vor unserer Übergabe an Ihn, da scheint es uns unmöglich ihn zu tun; aber sobald wir anfangen zu gehorchen, können auch wir sagen:

„Du süßer Wille Gottes, dich liebe ich.“