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Predigten zu Psalm 143,5
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen
Ja stehe jetzt noch einmal still, meine Seele, und prüfe dich redlich vor dem allwissenden Gott. Wichtig ist dieser letzte Tag für mein ganzes künftiges Leben, ja für die Ewigkeit. Was ist während dieses Jahrs aus mir geworden? Ein schlimmerer, verdorbenerer oder ein besserer, himmlisch gesinnter Mensch? Siehe, wer nicht vorankommt, der kommt zurück. Entweder bin ich schlechter oder besser geworden. - Habe ich meine Sündenschuld auf meinem Gewissen behalten, habe ich sie bei mir selbst entschuldigt oder noch Gefallen daran gehabt und vielleicht mit vergangenen Sünden geprahlt, habe ich den Leichtsinn und die faulen Geschwätze anderer mitgemacht oder nur in äußerlichem Wohlverhalten und Heuchelei und Eigengerechtigkeit ein Lob gesucht, habe ich die Predigt des Evangeliums wenn auch nicht verspottet, doch gleichgültig angehört und mein Herz weder ernstlich untersucht, noch bei Jesu Christo um Vergebung meiner Sünden gebetet und mich bemüht, sein Wort treulich zu halten, habe ich vielleicht gar in geheimen Sünden und Schandtaten fortgelebt - wehe mir, dann bin ich schlechter geworden, dem ewigen Verderben näher gekommen. Kann ich aber bei allem Gefühl meiner Schuld und Schwäche doch in Demut vor Gott bekennen, daß meine Übertretungen mir aufrichtig leid sind, daß ich mich vor meinem Herrn und Erlöser darüber gedemütigt, ihn um seines Bluts willen um Vergebung angefleht, ihm mein Elend gestanden, mich ihm zum Eigentum übergeben und gesucht habe, seinen Willen nach Kräften zu tun, ist mir die Predigt und das Wort Gottes wert und ein Antrieb gewesen zum Gebet, zur Stille, zur Wachsamkeit über mein Herz, zur Treue in meiner Arbeit, zur Enthaltung von offenbaren und heimlichen Sünden, habe ich meine Zeit angewendet, um dem Heiland mich zu weihen, meinen Mitmenschen zur Erbauung zu werden und aufs Zukünftige einen Schatz für mein Herz zu sammeln, dann bin ich besser geworden, dann bin ich in diesem Jahr dem Himmel näher gekommen. O daß es so bei mir wäre! - Der Herr führt mich nun wieder aus einem Lebensabschnitt hinaus. Leben und Wohltat hat er an mir getan und mich getragen mit großer Geduld bis hierher. Aber eins ist not! Ein neues Herz und ein neuer gewisser Geist! Darum will ich nun noch zu dem Herrn selbst flehen: Herr, du barmherziger, getreuer Gott. Ich wende mich zu dir und danke dir für alle deine Treue, für alle deine Gaben und Wohltaten, die du mir erzeigt, auch für die Züchtigungen, die du über mich verhängt. Habe Dank für alles, vergib mir nach deinem ewigen Erbarmen alle meine Sünden! Du siehest, wie ich aus diesem Jahr scheide, ob als ein verhärteter, noch tiefer gesunkener Mensch oder als dein dir wohlgefälliges Kind in deinem Namen und in deiner Furcht? Aber in dieser letzten Stunde flehe ich dich an; laß mich nicht ohne dich ziehen, überlasse mich nicht mir selbst und dem Betrug meines Herzens, damit die Welt und der Satan mich nicht aufs neue in ihre Stricke ziehen und meine Seele nicht verlorengehe! Unter deinem Segen laß mich scheiden, und geleite mich mit deinem heiligen Geiste, der mich behüte auf allen meinen Wegen. Ziehe mein Herz zu deinem Sohne und verkläre ihn in mir, daß ich meine kurze Lebenszeit ihm weihe und einst als sein treues Kind in Frieden vor dir erscheinen könne. Gib mir auch ferner meinen leiblichen Unterhalt nach deiner Verheißung, daß du uns nicht verlassen noch versäumen wollest, und schütze mich vor Mangel und Schmach bei Menschen, daß meine Seele nicht verzage noch auf böse Wege gerate. O führe du mich! In deinem Namen trete ich hinaus. Und du, Herr, behüte meinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Amen!