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Predigten zu Psalm 143,2
Vor dir ist kein Lebendiger gerecht
Dieses Zugeständnis muss ein jeder für sich selbst machen. Von Natur ist der Mensch stets bereit, sich selbst zu rechtfertigen. Die Sünde der Pharisäer lag wesentlich darin, dass sie sich vor den Augen der Menschen rechtfertigen wollten. Aber Gott kennt unsere Herzen, und was zur Selbsterhebung der Menschen dient, ist ein Gräuel vor Ihm. Wir müssen eine viel tiefere Empfindung bekommen von der Heiligkeit Gottes, und von den Anforderungen seines heiligen Gesetzes. Kürzlich wurde ich sehr betroffen, als mir von jemand gesagt wurde, dass er von Gott nichts mehr zu hören wünsche, weil er seine eigene Sündhaftigkeit nicht erkennen wolle. Wenn die Menschen Gott kenneten, so würden sie gezwungen, einzugestehen, dass sie unmöglich vor Ihm gerecht sein können.
Ja, wir alle bedürfen eines tieferen Blickes in das Wesen Gottes, um zu erfahren, was Heiligkeit, Reinheit und Gerechtigkeit ist. Die völlige Sündhaftigkeit der Sünde ist uns nicht ganz bekannt, und wir können sie auch anderen nicht zum Bewusstsein bringen, weil wir noch nicht in Berührung gekommen sind mit der, alles Unreine verzehrenden, Herrlichkeit Gottes.
Gerecht werden wir aber durch den Glauben an Jesum. Sobald wir mit Ihm verbunden sind, stehen wir in seiner Gerechtigkeit gekleidet, vor dem heiligen Gott da und werden von Ihm angenommen, nicht nur als Begnadigte, sondern als Gerechte. Wir wissen, dass Gott niemals mit uns ins Gericht gehen wird, weil wir in unserem Stellvertreter schon gerichtet worden sind. Es wird wohl über unsere Werke ein Gericht ergehen; aber wir selbst werden nicht verurteilt werden. Gott ist es, der uns gerecht macht, wer wollte uns verdammen? Jesus hat gesagt, dass der Zöllner, der mit zu Boden geschlagenen Augen ausrief: „Gott, sei mir, Sünder, gnädig,“ gerechtfertigt hinabging in sein Haus.