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Predigten zu Psalm 110,3

"Dein Volk wird voller Willigkeit sein am Tage deiner Macht; in heiliger Pracht, aus dem Schoße der Morgenröte wird dir der Tau deiner Jugend kommen."

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Es ist natürlich, daß hier nicht von leiblichen, sondern von geistlichen Söhnen die Rede ist, von solchen Söhnen, die aus dem Geist des Herrn gezeugt sind, Joh 3. Und daß nun solche dem Heiland geboren werden wie der Tau aus der Morgenröte, darunter ist der größte Segen seines Siegs begriffen, die herrlichste Frucht seiner Leiden. Wäre es ja doch auch nach dem Sinn des Geistes der Weissagung, welcher den HOten Psalm diktiert hat, die größte Schmach, wenn der Heiland nach seinem Sieg, dem auf Gabbata und Golgatha teuer erworbenen, keine Kinder erlangte. Und so ist es auch, wenn wir das neue Testament zu Rate ziehen. Wofür ist er gestorben? Wofür hat er den Kampf mit der Hölle bestanden, wofür das Gericht der Sünde an sich ausführen lassen und das Gesetz der Sünde für uns in seinen Gliedern töten lassen, wofür hat er den Tod geschmeckt und dem Tode die Macht genommen? Ists nicht deshalb, um sich eine Gemeinde zu erwerben, eine Menge geistlicher Kinder, die sein Eigentum sind und mit welchen, als mit der Frucht seiner Leiden, dem Gewinn seines Todes, er an jenem Tage vor allen heiligen Engeln und vor der ganzen Geisterwelt prangen und sprechen könne: Siehe, diese habe ich erkauft, diese hat mein Blut gereinigt, sie wären ohne mich verloren gegangen, aber die Kraft meines Verdienstes hat's getan, ich habe für sie gesiegt, nicht umsonst bin ich in diese Marter und Pein eingegangen, diese unzählbare Schar ist nun dafür mein. Und seine Gemeinde wird ihm die Ehre geben: »Eins hat uns durchgebracht, König, daß du bist geschlacht.« - Sind wir - denke doch ein jedes an sich selber - sind wir ihm auch schon als Beute, als Lohn seiner Schmerzen anheimgefallen? Oder sind wir etwa daran, daß wir ihm auf diese oder jene Weise, grob oder fein diesen Lohn zurückhalten? Es ist in der heiligen Schrift die strengste Strafe gedroht, wenn man einem Arbeiter seinen Lohn vorenthalte, vgl. Jak 5,4, wie viel größere Strafe wird der empfahen, der dem Herrn Zebaoth, Dem, der sich erniedrigt hat, seinen Lohn vorenthält, nämlich sich selber!

Die wir uns allhier beisammen finden, schlagen unsre Hände ein, uns auf deine Marter zu verbinden, dir auf ewig treu zu sein, und zum Zeichen, daß dies Lobgetöne deinem Herzen angenehm und schöne, sage: Amen und zugleich: Friede, Friede sei mit euch!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Ein wundervolles Bild für das, was im Reiche Gottes geschieht! Wie Tau! Ganz still und heimlich, während die ganze Welt noch im Schlafe liegt, senkt sich der Tau herab. So still und heimlich geschieht die Wiedergeburt eines Menschen, durch die er errettet wird aus der Obrigkeit der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes Gottes. Die Welt schläft in ihrem Todes- und Sündenschlaf und versteht nicht, was da neben ihr vorgeht. Sehr geheimnisvoll ist das Werden des Taues. Es gibt mancherlei sich widersprechende Erklärungen, wie der Tau entstehe. Es liegt ein Geheimnis darüber. So ist es auch mit der Wiedergeburt eines Menschen. Jesus sagt zu Nikodemus: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist." Wir haben uns auch manchmal am Tau geärgert: wenn wir frühmorgens auf eine Wanderung zogen und die Feldwege und Wiesen taunaß waren. Aber das hinderte den Tau nicht, doch jeden Morgen zu kommen. Er kommt ungehindert und fragt nicht, ob er uns willkommen sei. So ist es mit dem Wachstum des Reiches Gottes. Die Welt ärgert sich daran. Aber sie kann es doch nicht hindern, daß „ihm Kinder geboren werden".

Von oben kommt der Tau. Ja, von oben geschieht alle Einfügung in Gottes Reich. Von oben kommt alle Wiedergeburt. Und auch das muß gesagt werden, daß der Tau erquik - kend ist. Und so ist es für die arme Welt im Grunde erquickend, wenn aus Sündern Kinder Gottes werden. Es handelt sich ja um neues Leben aus Gott. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Nach deinem Sieg wird dir dein Volk williglich opfern

Der buchstäblichen Übersetzung aus dem Hebräischen gilt bei dieser Stelle der Vorzug: Dein Volk wird dein freiwilliges Opfer sein, am Tage deiner Macht.“ Nach den im Neuen Testament vorkommenden Anführungen dieses Psalms, wird es uns nicht schwer, zu verstehen, dass der „Tag seiner Macht“ ohne Zweifel der Tag der Himmelfahrt Jesu, seiner Thronbesteigung zur Rechten des Vaters ist, was durch die Sendung des heiligen Geistes bekräftigt wurde.

Wo der Geist Gottes in einer Gemeinschaft zur Herrschaft gelangt, da gibt es freiwillige Opfer von jungen Herzen, zum Dienste des HErrn. Mit dem priesterlichen Gewand unbefleckter Reinheit bekleidet, ergießen sie sich aus dem Schoß der Morgenröte und verteilen sich auf der lechzenden Erde, gleich Myriaden von Tautropfen auf dem verdorrten Grase. Der Priesterkönig hat eine wunderbare Anziehungskraft für die jugendlichen Freiwilligen; und gleichwie Er ist in der Welt, so sind auch sie.

Bist du schon ein solches freiwilliges Opfer geworden? Es gibt der Ansprüche genug auf deinen ungeteilten Dienst. Wohl bist du bereits eingeschlossen in der Gabe des Vaters an den Sohn, aber du musst dich auch selbst Ihm darbieten. Die Welt muss es an dir sehen, was Gott aus einer Seele machen kann, die Ihm ganz übergeben ist. Gib Ihm dein Leben hin, dass Er es gestalte, wie Er will; es durchdringen und erfüllen, dich als seinen Boten gebrauchen und mit seinen Aufträgen betrauen könne. In unsers Meisters Heer wird niemand zum Dienst gezwungen – alle sind Freiwillige. Gib deinen Willen deinem Gott; Er kann dich zu einem freiwilligen Opfer machen, am Tage seiner Macht.

„Mit Freuden, ganzen Herzens, sind nur, o Jesu, dein, Und dein allein auf ewig – lass uns dein Opfer sein! Du liebtest uns, Sohn Gottes, – nur dir weih'n wir uns hier, Ja, was wir sind und haben, gehört dir für und für.“