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Predigten zu Offenbarung 2,10
"Die Frucht des Geistes ist."
Nur durch den Glauben empfängt ein Mensch den Heiligen Geist und bringt Früchte des Geistes hervor. Dass der Glaube hier als Frucht des Geistes genannt wird, hat daher manche Übersetzer veranlasst, das Wort mit Treue wiederzugeben, wie es die Grundsprache auch zulässt. Wir wollen diese edle, köstliche Frucht nach allen Seiten hin betrachten und suchen, sie uns zu eigen zu machen.1. Frucht des Geistes ist Glaube im Sinn von immer festerer Verbindung mit dem Herrn. Es geht von Glauben zu Glauben. Im Anfang ist der Glaube oft schwankend; je inniger man mit dem Herrn zusammenwächst, desto unerschütterlicher wird er.
2. Frucht des Geistes ist Glaube im Sinn von Vertrauen auf Gott in allen Lagen. Das ist der Glaube, der Berge versetzen kann, der ruhig bleibt auch im Sturm, der geborgen ist in Gott.
3. Frucht des Geistes ist Glaube im Sinn von Treue gegen den Herrn. Es gilt treu sein im Bekennen seines Namens. Es gilt seine Schmach tragen auch in Verfolgung und Not.
4. Frucht des Geistes ist Glaube im Sinn von Zuverlässigkeit im ganzen Wesen. Ein Geistesmensch ist treu in irdischen Pflichten, treu im Gehorsam, treu im Kleinen.
Herr, lehre mich gehen von Glauben zu Glauben, von Kraft zu Kraft, von Treue zu Treue, von Gnade zu Gnade.
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Der Bischof zu Smyrna sollte in die Fußstapfen der Apostel, in die Fußstapfen des ersten Blutzeugen Stephanus und so vieler anderer Bekenner treten, die ihr Leben nicht lieb gehabt haben bis in den Tod, die überwunden haben durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses. Dies war eine große Ehre für den Bischof. Oder gibt es eine größere Ehre für einen Menschen, für einen armen Sünder, als wenn er Dem, von dem und zu dem alles ist, Dem, der uns erkauft hat nicht mit Silber oder Gold, sondern mit seinem heiligen, teuren Blute, wenn er dem Herrn, den zwar die törichte und vom Teufel verblendete Welt nicht kennt, den sie verachtet, den sie schmäht, den sie lästert, den sie verfolgt, den sie gekreuzigt hat und noch kreuzigt, der aber doch der Herr der Herrlichkeit, der Herr des Himmels und der Erde, der wahrhaftige Gott und das ewige Leben ist, hochgelobt in Ewigkeit, der allein wert ist, daß ihn jeder Blutstropf ehre, jeder Pulsschlag sein begehre und das Herz stets nach ihm glühe, - gibt es eine größere Ehre, als wenn ein armer Mensch dem Lamme, das geschlachtet ist, seinem Gott und Heiland, das Beste und Edelste, was er von ihm empfangen hat, sein irdisches Leben, als Gabe und Opfer dahingehen darf? Es haben schon manche ihr Leben an eine geringfügige, ungerechte, ja sogar verwerfliche Sache gesetzt; man hat es ihnen nachgerühmt und nachgepriesen: »Sie seien auf dem Bette der Ehren gestorben.« Ihre Ehre ist aber eine Ehre bei Menschen und nicht die Ehre bei Gott. Mit dem Zeugentode für Christi Namen ist es eine andere Sache. Ihn haben mit Recht jeher alle Menschen Gottes für die größte Ehre gehalten; ja eine jede Schmach, eine jede Beschimpfung, die sie um des Heilandes willen haben, haben sie für Freude, und wenn der alte Mensch darunter seufzte und schmachtete, dennoch für ein seliges Dürfen, nicht für ein leidiges Müssen geachtet. Als die Apostel vor den hohen Rat geführt, dort geschmäht und ausgepeitscht wurden, da gingen sie fröhlich von des Rats Angesicht, daß sie würdig gewesen waren, um des Namens des Herrn Jesu willen Schmach zu leiden.
Jesu, großer Weltbezwinger, dessen Arm die Schwachen hob, daß die wehrlos armen Jünger einst errangen Sieg und Lob: Laß dein Heil auch uns erscheinen, daß wir kämpfen als die Deinen; mach dein Volk an Glauben reich und das End dem Anfang gleich.
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Es ist natürlich, daß dieses Wort niemand angeht als die, welche schon wahre Glieder am Leibe Christi geworden und mit dem Heiland in ein seliges Einverständnis, auf seine Versöhnung hin, getreten sind. Denn wenn ein Mensch treu bleiben soll, so muß er doch vorher mit dem, welchem er getreu bleiben soll, in ein Wechselverhältnis, in einen Bund getreten sein. So kann einem Soldaten erst dann zugemutet werden, seiner Fahne getreu zu sein bis in den Tod, wenn er sich vorher seinem Herrn und König zugesagt, und durch den Fahneneid vor Gott die Versicherung gegeben und die Verbindlichkeit über sich genommen hat, daß er bereit sei, Gut und Blut, Leib und Leben für seinen Fürsten zu wagen und hinzugeben. Erst wenn er dies getan, kann der Fürst ihm sagen: Sei mir getreu! So ist es auch im Verhältnis des Dienstboten zu seinem Herrn. Dieser kann vom Dienstboten nur dann Treue verlangen, wenn beide in eine gegenseitige Verbindung zueinander getreten sind. Ebenso setzt auch das Wörtlein: »Sei getreu!« etwas voraus, was zwischen dem Heiland und seinen Knechten vorangegangen sein muß, es setzt ein seliges Einverständnis, einen Bund, einen Liebesbund voraus, vermöge dessen sich der Mensch mit Leib, Seele und Geist, für Leben und Tod dem Heiland zum Eigentum verschrieben und zugesagt hat. So war es bei dem Bischof zu Smyrna. Dieser, wie die übrigen Bischöfe, an welche die sechs andern Sendschreiben gerichtet sind, hatten sich zu seiner Herde geschlagen, zu ihm sich bekannt, ihm den Fahneneid zu seinem Kreuze abgelegt; darum hatte der Herr sie zu Bischöfen eingesetzt in der Gemeinde, die er mit seinem Blute erkauft hat; darum behandelte er sie auch als seine Knechte, als sein Eigentum. Wer also dem Herrn Jesu sein Herz noch nicht geschenkt hat, der darf sich jene Worte nicht aneignen; ihn gehen andere Worte der Schrift an, zu ihm spricht der Herr nicht: Sei getreu bis an den Tod! sondern: Laß dich versöhnen mit Gott! (2. Kor 5,20) Oder: Du kannst nicht zwei Herren dienen! (Mt 6,24) Oder: Komm zu mir, so will ich mich mit dir verloben in Ewigkeit, in Gerechtigkeit und Gericht! (Hos 2,21) Nun bitten wir den Heiligen Geist um den rechten Glauben allermeist, daß er uns behüte an unserm Ende, wenn wir heimfahrn aus diesem Elende. Kyrieleis.
Du wertes Licht, gib uns deinen Schein, lehr uns Jesum Christ kennen allein, daß wir an ihm bleiben, dem treuen Heiland, der uns bracht hat zum rechten Vaterland. Kyrieleis.
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Zwar ist unter dem Wörtlein: »Sei getreu!« nicht das zu verstehen, daß das Herz sich gar keine Abweichung vom Heiland mehr zuschulden kommen lassen dürfe, daß gar keine Sünde mehr vorkommen soll, auch keine Sünde in Gedanken, was ja unmöglich ist. Denn auch begnadigte Kinder Gottes bleiben immer noch Sünder; die Lust regt sich immer wieder in den sterblichen Gliedern, nur mit dem einzigen Unterschied, daß sie nicht mehr herrschen darf, sondern unter der Oberherrschaft des Geistes steht: Aber täglich gibt es noch Kampf und Streit, täglich bedarf man der Versöhnung für unsere Sünden, täglich der Reinigung und Abwaschung im Blute Christi, auch beim ernstlichsten Laufe nach dem himmlischen Kleinode. Nicht also das meint der Heiland, daß ein Mensch Gottes in sich ein Heiliger, flecken- und makellos sein sollte, daß, sobald er einen Fehler mache, auch die Treue gebrochen sei; sondern er will ihm sagen: Halte dich zu mir, weiche nicht von mir, bleibe bei mir, übergib dich fortan der Leitung meines Geistes, laß dich von mir züchtigen zur Gerechtigkeit, arbeite für mich, lebe mit mir, leide mit mir, stirb mit mir, laß dich dein tägliches Elend immer mehr zu mir treiben; laß dich durch nichts mehr scheiden von meiner Liebe; und wenn auch hin und wieder Verstöße und Fehler vorkommen, so bleibe dennoch mein Knecht und bekenne meinen Namen bis in den Tod. So etwa redet der Heiland seinem Diener in diesen Worten zu: Aber schon manche haben dem Herrn diese Treue gelobt und sie dennoch nicht gehalten. O da hat schon mancher vieles um des Herrn willen geduldet, er ist wacker vorwärts geschritten, hat einen lebendigen Ernst bewiesen, ist nahe an das Ziel gekommen, und auf einmal ist ihm die Versuchung zu stark geworden, die Lust hat gereizt und gelockt, die Trübsalshitze hat schwer gedrückt, es hätte nur noch weniges bedurft zum Überwinden, einer neuen Übergabe des Herzens an Christum, einer neuen Kraft, die er hätte schöpfen dürfen aus dem Reichtum der Kraft Christi zum Aushalten bis ans Ende; aber er ist verlegen und müde, matt und schläfrig geworden, das Triebrad seines innern Lebens ist langsamer und immer langsamer gegangen und endlich gar still gestanden; er ist gestorben, zum zweiten Mal eines jämmerlichen geistlichen Todes gestorben.
Jesu hilf siegen, damit auch mein Wille dir, Herr, sei gänzlich zum Opfer geschenkt und ich mich stets in dein Wollen verhülle, wo sich die Seele zur Ruhe hin lenkt. Laß mich mir sterben und alle dem Meinen, daß ich mich zählen kann unter die Deinen.