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Predigten zu Offenbarung 16,15
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
"Selig ist, der da wacht."
"Ich sterbe täglich," sprach der Apostel. Das war das Leben der ersten Christen; wohin sie gingen, trugen sie das Leben in ihrer Hand. Wir sind in unsren Tagen nicht berufen, durch ähnliche schreckliche Verfolgungen zu gehen; wäre es der Fall, so würde uns der Herr Gnade geben, dass wir die Prüfung bestehen könnten. Dennoch sind die Prüfungen des gegenwärtigen Christenlebens, obgleich äußerlich nicht so furchtbar, viel mehr dazu angetan, uns zu überwältigen, als selbst die Leiden jener Läuterungszeit. Wir müssen den Spott der Welt ertragen; das ist ein Kleines; ihre Schmeicheleien, ihre sanften Worte, ihre glatte Sprache, ihr kriechendes Benehmen, ihre Heuchelei sind weit schlimmer. Unsre Gefahr besteht darin, dass wir möchten reich und satt werden und uns dieser gegenwärtigen argen Welt gleich stellen und den Glauben verlieren. Oder wenn der Reichtum uns keine Gefahr bringt, so ist die Sorge dieser Welt fast noch gefährlicher. Wenn uns der brüllende Löwe nicht zerreißt, und uns dafür der Bär zu Tode drückt, so kümmert sich der Satan wenig darum, auf welche Weise wir umkommen, wenn er nur unsre Liebe zu Christo und unser Vertrauen in Ihn vernichtet. Ich fürchte, dass die Christengemeinde unsrer Tage in viel grösserer Gefahr ist, in dieser süsslichen, sanften Zeit ihren Halt zu verlieren, als in den rauhen Stürmen der Vergangenheit. Wir müssen wachsam sein, denn unser Weg führt durch eine verzauberte Gegend, und gar leicht können wir zu unsrem Unheil einschlafen, wenn nicht unser Glaube an den Herrn Jesum lebendig, und unsre Liebe zu Ihm eine brennende Flamme ist. Gar manche, die sich heute so willig zu Christo bekennen, erweisen sich als blosse Spreu und nicht als Weizen, als Heuchler mit schöner Maske und nicht als echt geborne Kinder des lebendigen Gottes. Lieber Christ, glaube nicht, dass wir in Zeiten leben, wo keine Wachsamkeit und kein heiliger Eifer nötig sei; du hast diese Dinge nötiger als je, und möge Gott der Heilige Geist seine Allmacht in dir walten lassen, auf dass du in all diesen leichteren, wie in den kräftigeren Gefahren sagen kannst: "In dem allen überwinden wir weit, um Des willen, der uns geliebet hat."Selig ist, der da wachet, und hält seine Kleider, dass er nicht bloss wandle."Siehe ich komme als ein Dieb. Selig ist, der da wachet
Die Wiederkunft Jesu wird für die Menschen im allgemeinen etwas unerwartetes, überraschendes sein. „Wenn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen, gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.“ So schnell wie der Blitz, so unerwartet wie der Sturz einer Lawine, so überraschend wie der Dieb in mitternächtlicher Stunde – so wird Jesus wiederkommen. Wenn die Menschen schlafen, wenn jeder Riegel gesperrt ist und den Eingang wehrt, wenn es still und geräuschlos ist auf den Straßen; siehe, so wird der Richter vor der Türe stehen.
Es ist schon bemerkt worden, dass wir es hier mit einer Andeutung auf eine jüdische Gewohnheit des Tempeldienstes zu tun haben möchten. Vierundzwanzig Wachtposten wurden jede Nacht bestimmt, die verschiedenen Eingänge zu den heiligen Vorhöfen zu bewachen. Ein Mann wurde zum Aufseher über die anderen gesetzt und erhielt den Namen: „Mann des Berges des Hauses Gottes.“ Seine Aufgabe war es, während der Nacht an allen Toren nachzusehen, ob seine Untergebenen ihrer Hut treulich warteten. Fackelträger gingen vor ihm her, und es wurde erwartet, dass jeder wachende Hüter ihn mit dem Passworte begrüße: „Friede sei mit dir, du Mann des Berges!“ Wenn je durch Mangel an Wachsamkeit, dieser Ruf versäumt wurde, so musste der Schuldige mit dem Amtsstabe geschlagen, und mit einem Zeichen der Schande gebrandmarkt werden.
Im Gegensatz zu solchen schlaftrunkenen Leviten, spricht Jesus seinen Segen aus über seine Kinder, die da wachen, ihre Kleider halten, und dadurch vor der Schande geistlicher Blöße bewahrt werden. O lasset uns warten auf die Verheißung seines Kommens, warten und eilen zu der Zukunft des Tages des HErrn.