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Predigten zu Matthäus 8,24
Der Herr hatte Seine Jünger ins Schiff geführt. Sie standen also unter Seiner Leitung und Seinem Schutz. Aber dann war Er mitten im Sturm eingeschlafen. Kurz vorher lesen wir: «der Sohn des Menschen hat nichts, wo er sein Haupt hinlegen kann», und jetzt schläft Er «hinten auf dem Schiff ... auf einem Kissen» (Markus 4,38). Was für ein Bild der Gottheit, der freiwilligen Erniedrigung und der vollkommenen menschlichen Natur dessen, der heute, gestern und in Ewigkeit derselbe ist!
Wenn sich in unserem Leben Stürme erheben, die wir unter der Führung einer solchen Hand stehen und bis hierher so deutlich von Ihm geleitet wurden, dann brauchen wir uns nicht zu fürchten! Wir müssen keine Angst haben, auch wenn Er scheinbar schläft und nicht sofort eingreift, auch wenn das Schiff, auf dem Er doch Platz genommen hat, von den immer wütender werdenden Winden und Wellen bedroht wird. Sollten wir zweifeln – wir, die wir so viele Beweise Seiner Gegenwart und Treue erhalten haben? Darf uns der Gedanke kommen, es könnte Ihn nicht kümmern, daß wir umkommen?
Haben wir etwa vergessen, daß Er selbst uns in die gegenwärtige Lage hineingeführt hat? Unser Gott ließ sie ja zu. Oh, wir wollen doch nicht zweifeln! Er stellt nur unseren Glauben auf die Probe. Er ist bei uns. Steht nicht geschrieben: «Er trat in das Schiff, und Seine Jünger folgten Ihm nach»?
Unser Glaube hat in Seinen Augen mehr Wert als vergängliches Gold. Wir haben uns Ihm ausgeliefert und Er hat sich uns hingegeben. Aus der Verbindung von Seinem Ruf mit unserer Antwort wurde unsere Berufung geboren, und jetzt wird sie auf die Probe gestellt. Er schläft nicht. Er wartet nur, bis der Augenblick zum Eingreifen gekommen ist. Er ist bereit, aufzustehen, den Winden und dem See zu gebieten, und dann ist die Befreiung da. Die Winde und Wellen gehorchen Ihm. Er ist bei uns im Schiff, besser gesagt: Wir sind bei Ihm im Schiff. Er wird uns niemals umkommen lassen. «Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen?» ruft Er uns zu. Sobald Er sieht, daß der Sturm sein erzieherisches Werk an uns getan hat, greift Er augenblicklich ein, und es gibt eine große Stille.
Zitate von Hermann Bezzel anzeigen
Und er schlief.
Das ist Gottes Ironie in der Geschichte der Kirche und deines Herzens. Dein Herr hat den Sturm heraufbeschworen, um seinetwillen wird die Kirche ihren ganzen Lebenstag verfolgt und ihren Dienern und Wächtern Herz und Mut bedrückt. Er aber schläft . . . Die Jünger waren verloren und zerstreut, und der Hirte schlief. Als der Sturm der Hölle ihn umbrauste und die Bäche Belials ihn erschreckten, da neigte er sein Haupt und entschlief, den Seinen aber blieb Angst und Not, Ungläubigkeit, Armut und Leid. Aber Ehre sei dir, Christe, dass dein Schlaf wie das heilige Lächeln deines Vaters, das der Psalmist preist, unser Trost geworden ist. Wo du schläfst, muss die Gefahr mehr scheinbar als wirklich sein. Deine Stille ist unser Friede geworden, dein bedeutsames Schweigen unser beredtester Trost.