Predigten zu Matthäus 6,27

Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er gleich darum sorget?

Es ist nicht klug zu sorgen: denn mit der Sorge nimmt man sich die Kraft und erhält sich die Schwäche. Mit der Sorge willst du das Leid von deinem Haus bannen und lädst es zu Gast. Mit dem Zweifel, als ob der treue Gott nicht mehr für dich lebe, holst du den bitteren Mörder deines Lebensglückes dir in die Verwandtschaft. Wer hat je eine Schlange auf sein Ruhelager gelegt, damit sie ihm das Leben nächtens raube? Wer ist so kindisch und schwach, dass er in spielende Hände den blanken Dolch nähme, damit bei einem Fehlgriff er durchs Herz sich bohre? Und du sorgst und mühst und quälst dich für dein Leben, und der Zweifel fährt mit todeskalter Schärfe durchs Herz und nimmt dir deinen Gott. Du lädst die Schlange bei dir ein, die alles misstrauende, spottende, höhnende Schlange, die dir Lebensglück und Lebenskraft zerstört, die immer engere Ringe um dich schließt und immer fester an dich sich schmiegt und dir den Atem benimmt und dir die Kraft zerbricht, und du sinkst nieder und hast nichts erreicht. So gehen die Stunden, die für die Ewigkeit bestimmt waren, als leere, kraftlose Schatten klagend dahin, und deine Tage, die du wie ein Geschwätz zubringst, laufen vor dir her und können es kaum erwarten, dass sie dich verklagen und dich dem Richter überantworten.