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Predigten zu Matthäus 27,51

"Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriß in zwei Stücke, von oben bis unten; und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen,"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke, von oben an bis unten aus."

Es war kein geringes Wunder, dass der schwere und dicke Vorhang zerriss; aber dies Wunder sollte nicht nur ein blosses Zeugnis der Macht Gottes sein, sondern es wird uns in demselben mancherlei geoffenbart. Das alte Gesetz der Opfergottesdienste ward abgetan und wie ein abgetragenes Kleid zerrissen und beiseite gelegt. Als der Herr Jesus starb, wurden alle Opfer vollendet, weil in Ihm alles seine Erfüllung fand, und deshalb ward die Stätte ihrer Darbringung mit einem sichtbaren Zeugnis des Verfalls bezeichnet. Der Riss offenbarte auch alle heiligen Geheimnisse des alten Bundes; der Gnadenstuhl konnte nun gesehen werden und die Herrlichkeit des Herrn, die strahlend darüber schwebte. Durch den Tod unsers Herrn Jesu wird uns eine deutliche Offenbarung Gottes zuteil, denn Er war nicht "wie Moses, der die Decke vor sein Angesicht hing." Leben und unvergängliches Wesen sind nun ans Licht gebracht, und was verborgen war von Grundlegung der Welt her, ist geoffenbaret in Ihm. Das große jährliche Versöhnungsopfer ward aufgehoben und ungültig. Das Versöhnungsblut, das sonst einmal des Jahres im Allerheiligsten dargebracht wurde, ward nun einmal für immer geopfert durch den großen Hohenpriester, und darum ward die Stätte des vorbildlichen Gottesdienstes der Verwüstung preisgegeben. Kein Blut der Farren und Lämmer ist mehr nötig, denn Jesus ist durch den Vorhang eingegangen mit seinem eignen Blut. Daher ist von nun an ein freier Zugang geöffnet zu Gott, und dieser Zugang ist ein Vorrecht aller Gläubigen in Christo Jesu. Es ist uns nicht bloss eine kleine Lücke geöffnet, durch welche wir uns zum Gnadenthron hindurchwinden müssten, sondern der Riss reicht von oben bis unten. Wir dürfen mit Freudigkeit hinzutreten zu dem himmlischen Gnadenstuhl. Und sollten wir irren, wenn wir sagen, dass dieser durch den Todesschrei Jesu so wunderbar geöffnete Zugang zum Allerheiligsten ein Vorbild ist auf die Pforten des Paradieses, die nun allen Gläubigen durch die Macht des Erlösungsleidens geöffnet sind? Unser Heiland hat die Schlüssel des Himmels; Er tut auf und niemand schließt zu; so gehen wir denn mit Ihm ein zu den himmlischen Wohnungen, und bleiben bei Ihm, bis dass seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das gab eine Aufregung und ein Staunen in Jerusalem, als bekannt wurde: Gerade in dem Augenblick, als Jesus draußen vor der Stadt auf Golgatha starb, da zerriß ohne einen äußeren ersichtlichen Anlaß der riesige Vorhang im Tempel. Der große Vorhang! Hinter dem war das „Allerheiligste" des Tempels. Hinter dem großen Vorhang war das tiefe Dunkel, in dem Gott wohnte. Hinter diesen Vorhang durfte nur ein einziges Mal im Jahr der Hohepriester gehen, um am Versöhnungsfest das Blut des Versönnungsopfers zu sprengen. Dieser Vorhang war nun von oben bis unten zerrissen! Vielleicht sagte ein kleiner Junge erstaunt zu seinem Vater: „Da kann ja nun jeder zu Gott reinlaufen!" Und dieser kleine Junge hätte die Wahrheit getroffen. Das wollte Gott sagen: Seitdem der Heiland für die Sünder gestorben ist, kann jeder zum Herzen Gottes „reinlaufen". Daran ändert auch nichts, daß die verblendeten Priester sofort wieder einen neuen Vorhang anschafften. Die blinde Welt ist ja dauernd beschäftigt, den suchenden und zerbrochenen Herzen den Weg zum Herzen Gottes zu versperren. Aber Jesu Tod hat endgültig den Vorhang zerrissen. Der Weg zum Vater ist für alle jetzt aufgetan.

Welch eine Botschaft ist das, die der zerrissene Vorhang verkündet! Als ich kürzlich einen hohen Beamten sprechen wollte, hieß es: „Das wird sich kaum machen lassen. Vielleicht verhandeln Sie mit dem Sekretär!" Aber der Weg zum Herrn aller Herren, zum lebendigen Gott ist frei und offen! Offen durch das Sterben des Sohnes! Welch eine Botschaft! Laßt uns durch den zerrissenen Vorhang gehen! Amen.