10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Matthäus 25,24

"Es trat aber auch herzu, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast;"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen

Weil Jesus die Liebe kannte, kannte er auch die Lieblosigkeit und war imstande, uns ihr schreckliches Bild zu zeigen, so dass es uns in seiner Furchtbarkeit sichtbar wird. Was dieser Knecht sagt, ist eisig kalt und zeigt alle Merkmale des Todes. „Du bist ein harter Herr.“ Warum denn? Für dich soll ich arbeiten, für dich leben. Ich soll säen, damit du erntest. Was ich tun soll, dient dir, macht deine Größe offenbar und deine Herrschaft wirksam. Für dich leben, für dich wirken, das ist unerträgliche Härte. Nimm das Deine! Und doch hat der, der so redet, das empfangen, was ihm Jesus gab, den Schatz des Himmelreichs. Warum heißt er es dennoch hart, für den Herrn zu leben? Weil er auch das, was ihm Jesus gab, nur für sich begehrte. Er wollte seine Seligkeit, sein ewiges Leben, sonst nichts. Darum warf er sein Talent nicht weg, sondern vergrub es und brachte es dem Herrn unverkürzt zurück. Denn auch er will in die Freude des Herrn eingehen, er, nur er; was gehen ihn die anderen an? Wir wollen Jesus von Herzen dankbar sein, dass er uns dieses Wort geschenkt hat, diese scharfe Waffe gegen alle religiöse Eigensucht, gegen unsere fälschlich evangelisch genannte Selbstliebe, die Jesus nur für die eigene Not zum Heiland haben will und Gott nur deshalb sucht, damit unser eigenes Leben gedeihe. Mit Absicht zeigt uns Jesus die Lieblosigkeit an demjenigen Knecht, dem er nur ein einziges Talent gegeben hat. Denn wenn wir weniger empfingen und weniger vermögen als andere, fasst uns der versuchliche Gedanke leicht mit großer Stärke: was soll ich mit meiner kleinen Kraft anfangen? Ich kann nichts anderes als für mich selber sorgen. Allein die Kleinheit meines Vermögens entschuldigt meine Eigensucht nie. Ich soll nicht das tun, was andere können, wohl aber das, was ich kann. Ob es wenig sei oder viel, was ich von Jesus habe, er gab es mir dazu, damit sein Wille geschehe und seine Gnade wirksam sei.

Du bist der Retter vom Tod; denn Du bist der Retter von der Lieblosigkeit. Du schenktest mir Deine Gnade, damit ich liebe, und ich liebe nur, wenn ich Dir diene. Das ist Dein heilendes Gebot und Dein königlicher Wille. Weil ich mich von meiner Eigensucht nur in Deiner Gemeinschaft lösen kann, nimm mich in Deine uns heiligende Pflege und führe mich. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Da trat auch hinzu, der einen Zentner empfangen hatte

Es ist auffallend, dass gerade der Mann, der nur einen Zentner erhalten hatte, ihn verbarg.

Solche, denen nur bescheidene Gaben anvertraut sind, werden am ehesten dazu versucht, gar nichts zu tun. „Ich kann so wenig ausrichten; es wird nicht viel Unterschied machen ob ich etwas unternehme oder nicht; man wird mich nicht vermissen; mein kleines Gewicht wird in der Waagschale nicht bemerkt werden.“ So reden sie wohl. Sie vergessen, dass ein Gramm genügt, um das Gewicht zu ändern, wenn vorher hundert Kilo gewogen waren. Sie machen es sich nicht klar, dass ein kleines Schneeflöckchen genügt, um der angesammelten Lawine den letzten Stoß zu geben, der sie in die Täler hinabstürzt.

Gehörst du etwa zu diesen spärlich Bedachten? Tust du aber dennoch alles, was in deiner Kraft steht? Tust du überhaupt etwas? Wenn du auch einzig nicht viel erreichen kannst, so wäre es dir doch möglich, dich an andere anzuschließen, und dann viel zu tun. Du könntest dein kleines Kapital in der Bank der Gemeinde Jesu anlegen, und als ein Glied dieser Korporation damit handeln. O ziehe die vergrabenen Zentner hervor! Bist du dessen gewiss, dass dir ein solcher anvertraut ist, so frage den Meiner, worin er besteht und stelle ihn Ihm zur Verfügung. Vielleicht sollst du nur den Schnittern eine Erfrischung bringen – so tue doch dieses. Sei nur treu im Allerkleinsten. Wir brauchen nicht erst auf die große Zukunft zu warten, bis unsere Gaben verdoppelt oder uns entzogen werden. Schon jetzt nehmen sie in unseren Händen entweder ab oder zu. Viele sind im Verlauf ihres Lebens in den Besitz von Kräften gelangt, wovon sie früher keine Ahnung hatten, während andere das wenige, was sie hatten, dadurch verloren, dass sie es gar nicht oder falsch anwandten.