10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...
Predigten zu Matthäus 16,6
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Die Sadduzäer waren gebildete Weltleute, Leute, die ihre eigene Religion hatten, die Volksreligion für Aberglauben hielten und sich weit über den Pöbel hinaufdachten mit ihren aufgeklärten Religionsansichten. Weil der fleischliche Mensch, dessen Trieb auf das Sichtbare geht, keine Freude am Unsichtbaren hat und der Gedanke an eine Geisterwelt und Ewigkeit mit einem unheimlichen Ge- fühl für ihn verbunden ist, so hatten es sich die Sadduzäer bequem gemacht. Sie entfernten aus ihrer selbstgemachten Religion alles, was nur von ferne an eine unsichtbare Welt erinnerte; sie glaubten keinen Engel, noch Geist, keine Auferstehung der Toten, vielleicht nicht einmal eine Unsterblichkeit der Seele. - Dies alles hatte viel zu sehr die Gestalt des Aberglaubens, oder konnte dazu Anlaß geben. Sie scheinen den Grundsatz gehabt zu haben, der auch in unsern Tagen den sogenannten aufgeklärten Religionsansichten auf eine offenbarere oder verstecktere Weise zugrunde liegt, daß nichts zu glauben sei, was nicht in die fünf Sinne falle. Diesen aus dem Fleische, aus tiefer Blindheit des Herzens und aus den gröbsten sinnlichsten Begriffen entsprungenen Wahn nannten sie Weisheit, Aufklärung, geistigere Religionsansicht. Dabei suchten sie natürlich ihr Teil in dieser Welt, trachteten nach Ehre, nach Geld, nach Wollüsten; die Welt und was die Welt gibt, das war ihnen groß; das Unsichtbare war nichts in ihren Augen, und so sehr sie sich feiner und geläuterter Religionsbegriffe rühmten, so grob dienten und frönten sie den Lüsten und Begierden des Fleisches.
Wie sehr aber eine solche Denkungsart gegen die züchtigende und ergreifende Kraft des Wortes Gottes das Herz verschließe, werde ich nicht erst beweisen dürfen. Was mag Johannes der Täufer für ein verächtliches Lichtlein in den Augen dieser aufgeblasenen Leute gewesen sein; was muß die einfältige Predigt des Evangeliums für ein törichtes Ding vor einem solchen Weltweisen sein! Wie wenig kann der Geist Gottes durch das verworfene und für einen Aberglauben gehaltene Wort einem solchen stolzen Herzen beikommen! Wahrlich! Es war schon viel, wenn ein solcher weiser Mann nur hinausging, um den armseligen Propheten in der Wüste zu hören! Es war viel, wenn er den Bußprediger nicht ins Angesicht hinein auslachte. Und wenn je ein oder das andere Wort des Täufers einen solchen Sadduzäer traf, so war der Eindruck von seinen Freunden bald wieder weggelacht und weggespottet. Bewahr mich, Herr, in Gnaden vor solchem argen Sinn, daß ich nicht, mir zum Schaden des Worts Verächter bin. Dein Wort bleibt ewiglich! Verflucht sind alle Seelen, die deiner Rechte fehlen - du trittst sie unter dich.
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Es gibt auch Pharisäer, welche christliche Erkenntnis haben, die Heilslehre wohl kennen, schon vieles vom Heiland gehört, wohl auch selbst von ihm geredet haben, und sind doch tot im Herzen. Diese halten ihre Erkenntnis, ihre Sprüche, ihre Verse, die sie im Kopfe haben, ihr Anerlerntes, das auf der Oberfläche ihres Herzens schwimmt und niemals in ihr Blut und Leben eingedrungen ist, für das wahre, ihnen eigentümliche göttliche Leben. Diese sind wohl die unzugänglichsten für die Kraft des Wortes. Was sie davon lesen oder hören, das ist ihnen schon bekannt und eine alte ausgemachte Sache. Ist das Wort Gottes scharf, so denken sie: Das ist gut für die Unbußfertigen. Ist das Wort tröstend, so deuten sie es ganz auf sich; redet das Wort von Gläubigen, von Kindern Gottes, so sind sie darunter gemeint; ist von Ungläubigen die Rede, so sind andere darunter verstanden. So wird die Kraft des Wortes ganz an ihren Herzen gebrochen und abgestumpft; sie meinen, sie hätten den Himmel gepachtet. Ein jämmerlicher Herzenszustand! - Wer ist denn nun empfänglich für die Kraft des Wortes Gottes? Antwort: Den Armen wird das Evangelium gepredigt, und am Ende des elften Kapitels des Evangeliums Matthäi sagt der Heiland: »Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.« Wer in einem äußerlichen Leidensdrucke steht, in wem Zweifel an seiner eigenen Weisheit erwachen, wer in seinem Gewissen beunruhigt ist, solche Seelen sind dazu vorbereitet, durch die Kraft des Wortes Gottes getroffen zu werden. Wo aber dies alles nicht eintrifft, da findet die bittere und demütigende Wahrheit keinen Raum, und wenn ein solcher Mensch doch durch das Wort Gottes erschüttert wird, so ist es ein doppeltes Wunder. Jesu, Arzt todkranker Seelen! Will es fehlen an Erkenntnis eigner Not; will man das Unheil der Sünden nicht empfinden, merkt man nicht den nahen Tod, Ach, so gib Gefühl von Innen! Mach die Sinnen neubelebt und aufgeweckt, bis des Herzens böses Dichten und Verrichten durch dein Licht wird aufgedeckt.
Dein Gesetz, Herr, laß uns sagen, wenn wir fragen: Was in uns die Sünde sei? Daß wir vor uns selbst uns schämen, Zuflucht nehmen zu der Seelenarzenei.