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Predigten zu Matthäus 11,6

"und glückselig ist, wer irgend sich nicht an mir ärgern wird!"

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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So sagt der Heiland, und allerdings ist er, der König des Reiches, hauptsächlich der Stein des Anstoßes und der Fels des Ärgernisses. So gings den Juden, so den Jüngern Johannis. Sie erwarteten einen Messias nach ihrer Art, aber dieser Eigenschaft entsprach Christus nicht. Er war ein Zimmermann, ein gemeiner Mensch und Lehrer; Johannes hatte von ihm gezeuget, er sei nicht wert, ihm die Schuhriemen aufzulösen, und er ließ sich selbst zu den niedrigsten Diensten herunter. Die Juden hätten es gern gehabt, wenn er auch ein wenig Majestät hätte blicken lassen, aber er ließ gar keine solche Majestät blicken. Er trug sich wie andere Leute, er wandelte still und ruhig, er hatte nichts unterscheidendes in seiner Kleidung, wie Johannes, der Täufer; er jagte keinen Römer, gar niemanden zum Lande hinaus, er ging dem Getümmel des Volks aus dem Weg, das ihn zum König machen wollte, außer wo es etwas zu helfen gab und wo es die Ehre des Vaters galt, kurz er war nicht der Mann des Volks, wie ihn die Juden erwartet hatten. Zu diesem allem kam ein entsetzliches Widersprechen von den Sündern, welches er wider sich erduldete, die Schriftgelehrten hießen ihn einen Zauberer, einen Teufel, einen Besessenen; ja es kam so weit, daß seine besten Freunde ihn verleugneten und frei bekannten: Ich kenne den Menschen nicht; zuletzt henkten sie ihn wie den gemeinsten Mörder an den Kreuzesgalgen, an welchem er sich verblutete und starb. Aber selig sind, die sich nicht an ihm ärgern. Und wer des Geistes Sinn gefaßt hat, wer sein eigenes Verderben im Licht der Wahrheit hat erkannt und den Heiland an seinem Herzen erfahren, der ärgert sich ja auch gewiß nicht, dem ist im Gegenteil nichts größer, nichts wichtiger, nichts interessanter, nichts lieblicher, nichts herzerquickender als seine tiefe Erniedrigung. Nicht das ist einem solchen sein Höchstes, daß Christus regieret, denn dies ist seine Natur so, das gebühret ihm, sondern daß er um unsertwillen so gering, so niedrig, so schwach wurde, das ist ein besonderer Stoff des Lobens und Dankens in die ewigen Ewigkeiten. Wer ist wohl wie du, Jesu, süße Ruh? Unter vielen auserkoren, Leben derer, die verloren, und ihr Licht dazu, Jesu, süße Ruh!

Leben, das den Tod, mich aus aller Not zu erlösen, hat geschmecket, meine Schulden zugedecket und mich aus der Not hat geführt zu Gott! Glanz der Herrlichkeit! Du bist vor der Zeit zum Erlöser uns geschenket, und in unser Fleisch versenket, nach erfüllter Zeit, Glanz der Herrlichkeit!


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Selig ist, der sich nicht an mir ärgert.

Damit gibt Jesus zu, dass an ihm sehr viel Ärgernis ist. Das Kind in der Krippe, der Mann unter den Sündern, der Verlorene am Kreuz, der Jude im Grabe, das ist Ärgernis genug. „Wir sahen ihn, da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.“ Er war nicht schön, nicht geistreich, nicht erhaben, nicht glänzend, nicht leuchtend, nicht eine Persönlichkeit. Er war das alles nicht, aber er war Jesus, unser Arzt, unser Tröster und Heiland. Selig ist der Mensch, der so lange die verachtete Gestalt Jesu ansieht, bis ihm die Augen übergehen und er spricht: „Mein Herr und mein Gott!“ Selig ist der Mensch, der so lange um Jesu Sonne bettelt, bis plötzlich über Nacht die Sonne ihm erscheint und die Nebel zerreißen, die Wolken sich teilen, die Nacht verschwindet: „Morgenglanz der Ewigkeit, Licht vom unerschöpften Lichte!“


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Selig ist, der sich nicht an mir ärgert

Johannes der Täufer stand in Gefahr, sich an Jesu zu ärgern: einmal, weil Er so lange zögerte, sich als den verheißenen Messias zu erklären; und dann, weil Er scheinbar so gleichgültig war in Bezug auf seine Gefangenschaft. „Wenn Er wirklich der ist, den ich erwartete“, so mochte er denken, „warum überlässt Er mich dann meinem traurigen Schicksal, ohne mir ein Wort des Trostes zu spenden, ohne mich aus dieser dunkeln, feuchten Zelle zu befreien?“

Gibt es nicht auch zuweilen solche Stunden in unserem Leben? Wir sagen: wenn Er uns wirklich liebte, wenn Ihm alle Gewalt übergeben wäre, würde Er uns dann nicht erlösen aus dieser schwierigen und peinlichen Lage? Warum schmettert Er diese Gefängnismauern nicht zu Boden? Warum spricht Er mich nicht frei und führt mich nicht heraus ans Licht des Lebens und der Freude? Aber der HErr machte keinen Versuch, seinen Knecht zu befreien, und Er scheint unserer schweren Not nicht zu achten. Was Er für Johannes tat, war nur, dass Er Ihn auf Tatsachen wies, an denen sein Glaube sich nähren und zu herrlichem Wachstum entfalten konnte. „Gehet wieder zurück“, so mochte Er den zu Ihm gesandten Boten geantwortet haben, „saget Johannes, was ich tun kann; er hat sich nicht geirrt – mir ist alle Gewalt gegeben, ich bin der erwartete König, und wenn ich ihm nicht auf die Weise zu Hilfe komme, wie er es wünscht, so ist dies nicht einem Mangel an Macht zuzuschreiben; sondern seine Führung gehört mit zu der göttlichen Weltregierung, der ich treu bleiben muss. Saget ihm, er solle mir trauen, wenn ich ihn auch nicht befreie. Ich werde ihm einmal alles erklären.“ Also redet Jesus noch heute; Er entschuldigt sich nicht; Er gibt keine Gründe seiner Handlungsweise an – Er verlangt nur unser Vertrauen, und verheißt denen Glückseligkeit, die nicht straucheln, trotz der Geheimnisse des Lebens.