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Predigten zu Markus 4,27
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen
Ich habe noch nie gehört, daß man in ein paar Jahren zum Mann geworden ist. Das erfordert Zeit. Das große Ziel der Führung Gottes ist Armut im Geiste, damit man an der Gnade, die uns umsonst zufließt, herzlich froh und immer froher werde. Ein recht blutarmer Sünder kann Vergebung und alles, was der Herr gegeben hat, glauben. Wir wollen daher vom Heiland keine außerordentlichen Offenbarungen begehren, sondern zufrieden sein, wenn wir wissen, daß wir in der Zucht seines heiligen Geistes sind. Und auch diejenigen, welche besonderer Gaben gewürdigt werden und die Vergebung ihrer Sünden von einer gewissen Stunde her datieren können, müssen doch den nämlichen Weg gehen, wenn sie nicht unfruchtbar bleiben sollen.
Es geht eben aus Glauben in Glauben, von Erkenntnis seines Elends in weitere Erkenntnis, von schlechter Treue in bessere Treue: Es geht durchs Wachstum, wo es recht geht. So ist die Ordnung Gottes in der sichtbaren Natur, so ists auch im Gnadenreich. Das Wort, die Sakramente, das Gebet, die Gemeinschaft der Brüder helfen einer treuen oder wenigstens nach Wahrheit suchenden Seele trefflich vorwärts. Das hat uns unser Herr gegeben. In Kraft dieser gering scheinenden Dinge sollen wir emporwachsen. Wir sind nirgends auf besondere Lichteinflüsse gewiesen, die auf einmal in das Herz hineinfahren und mit Zauberschlägen Buße und Glauben wirken. Gott führet wohl einzelne Seelen durch solche unmittelbare Wege, aber die wenigsten; sondern nach und nach lernt man glauben, und das ge- het vorher durch vielen Unglauben hindurch. Das Herz wird nach und nach erweitert, daß es etwas von der großen ewigen Liebe Gottes fassen kann, von jener Erbarmung, die alles Denken übersteigt und gottlob über uns waltet, auch wenn wir voller Mißtrauen sind. Denn Gott ist viel größer als unser Herz. Je kindlicher wir werden, desto bälder und gewisser kommen wir zu etwas Ganzem. Gottes liebste Kinder gehn als arme Sünder in den Himmel ein. Und die blinde Menge kann im Weltgedränge doch so sorglos sein. Ach die Welt, welch Totenfeld! Wieviel trägt Herr dein Erbarmen! Trag auch mich, den Armen!