10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Lukas 7,13

"Und als der Herr sie sah, wurde er innerlich bewegt über sie und sprach zu ihr: Weine nicht!"

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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„Weine nicht!“ sagt der HErr zu der Wittwe, die hinter ihrem verstorbenen Sohne weinend einhergeht, und deren Tränen Sein Herz rühren, da Er eben dem Leichenzug begegnete. „Weine nicht!“ sagt Er zur Mutter, und den Jüngling weckt Er auf. Ach, so wird Er wohl auch einmal zu denen, die viel unter ihrer vergeblichen Arbeit an toten Herzen weinen, und den Erstorbenen mit Tränen nachgehen, sagen: „Weinet nicht!“ - und die Toten aufwecken. Wenn auch die, von welchen wir vorhin redeten, Jahre lang keine Frucht ihrer Arbeit sehen, und viel darüber weinen und seufzen, so kann doch auch eine Zeit kommen, da der HErr ihnen plötzlich Türen öffnet, und es dann heißt: „Weinet nicht! Die Toten sollen erwachen.“ Der HErr, unser Heiland, bleibt sich gleich; und was Er damals auch vorbildlich beim Sarge des Jünglings sprach und tat, das wird Er einmal überall in der ganzen Welt noch ausrichten. Denn dazu ist Er da, daß endlich alles, soweit es sich zu Ihm ziehen läßt, zu Ihm hingezogen werde.

Mel. Nun ruhen alle. Was ists, daß ich mich quäle? Harr' Gottes, meine Seele, Harr' und sei unverzagt. Du weißt nicht, was dir nützet; Gott weiß es, und Gott schützet. Er schützet den, der nach Ihm fragt.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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O,wie wichtig ist es, daß dies in der heiligen Schrift vom Menschensohn steht! Wie wohl tut es einem armen Sünder! So hat es ihn auch gejammert, als er das Volk Israel an- sah, wie es so gar nicht bedachte, was zu seinem Frieden diente, als er weinte über Jerusalem. So hat es ihn auch gejammert, als Adam durch die Sünden sich selbst ins Elend gestoßen hatte; darum ward ihm die Verheißung von demjenigen zuteil, der der Schlange den Kopf zertreten solle.

So hat es ihn gejammert des Volkes Israel, als es unter der Knechtschaft Ägyptens und unter den Schlägen seiner Dränger seufzte; darum sprach er zu Mose: »Ihr Schreien ist vor meine Ohren gekommen, und ich will ihnen helfen. « So hat es ihn gejammert, als er das Volk in der Wüste umherirren sah, denn er ließ ihm sagen: »Ich habe dein Reisen zu Herzen genommen.« So hat es ihn gejammert, wenn er den Abfall des Volkes von ihm, dem lebendigen Gott, sah; darum ließ er dem abtrünnigen Israel so viele tröstliche Worte sagen, wie wir in den Propheten lesen (Jes 40,1.2; 41,14; 44,22 usw.). Und was könnte nicht noch angeführt werden? Es ist dies alles aus diesem Jammer, aus diesem tiefen, unendlichen Abgrund seiner Barmherzigkeit, seines Mitleids hervorgegangen. Darum ist er Mensch geworden, und hat Knechtsgestalt angenommen, und ward an Gebärden als ein Mensch erfunden. Wer kann diesen Trieb der Barmherzigkeit fassen, wer kann erkennen die Länge, die Breite, die Höhe und die Tiefe der Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis weit übersteigt? So jammert es ihn noch auf die heutige Stunde unser aller, wenn er sieht, wie seine Liebe so gar vergessen wird, wie wir unser eigenes Elend suchen, wie er so unbekannt ist. Es jammert ihn, wie es einen Hirten jammert, wenn seine Schafe sich verirrten; es jammert ihn, wie es eine Mutter jammert über dem Leiden ihres einzigen Sohnes. »Es jammerte ihn« - o ein wichtiges Wort! Das ist aber das Wichtige daran, daß er ein so liebendes Herz hat, ein Herz, das keinem menschlichen Gefühl fremd ist. Also hat Gott die Welt geliebt, daß er ihr einen Hohepriester geschenkt hat, wie sie in ihrem Elend gerade einen nötig hatte; einen Hohepriester, der Fleisch von unserem Fleisch und Blut von unserem Blut ist und sich nicht schämt, uns seine Brüder zu heißen; einen Hohepriester, der gefühlt hat wie wir und gedacht hat wie wir, doch ohne Sünde; einen Hohepriester, der ein Mensch war wie wir, ein menschliches, gar niedrig gesinntes Herz hatte, doch ohne Sünde. Was würde es uns helfen, wenn Jesus nicht menschlich gefühlt hätte, wenn er zwar den Leidenden geholfen, aber dies nur gleichsam nach seiner ewigen und notwendigen Willensbestimmung getan hätte? Ach wir hätten kein Zutrauen zu ihm; wir könnten kein Herz zu ihm fassen, ihm unsere Not nicht klagen, unser Elend ihm nicht offenbaren, unsere Sünde ihm nicht bekennen. Aber Gottlob! Der Vater hat uns Jesum geschenkt, einen Hohepriester mit einem menschlich fühlenden Herzen, einen Hohepriester, den es jammert, wenn er unser Elend sieht.

Wie die Väter sich erbarmen, wenn sie Kinder weinen sehn, also lassest du uns Armen dein Erbarmen offen stehn. Gib mir doch ein solch Gemüte, das in deiner Liebe steht, wacht und schlummert, liegt und geht und nur lebt von deiner Güte. Meine Seele flehet dich: Treue Liebe, liebe mich!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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„Durch ein kleines Loch in der Hecke kann man einen weiten Platz übersehen." Es war eine unbedeutende Sache: Ein toter Sohn, eine weinende Witwe! Wie oft mag das vorkommen!

Aber für Jesus wird diese kleine Geschichte zum „Loch in der Hecke". Er überschaut die Welt „in ihren tausend Plagen und großen Jammerlast“. Jesus sieht hier das eherne Gesetz der gefallenen Welt: „Das Gesetz der Sünde und des Todes."

Sünde und Tod gehören zusammen. Zuerst riss sich die Welt von Gott los. So kam sie unter das Gesetz der Sünde. Nun wurden wir alle – jawohl, alle! – Sünder. Und der „Sold der Sünde" ist der Tod. Nun sind wir alle Leute geworden, deren Todesurteil schon bei der Geburt unterschrieben ist. Wir singen es wohl an leuchtenden Frühlingstagen: „Wie bist du doch so schön, du weite, weite Welt!" Aber das Lied bleibt uns in der Kehle stecken vor der schrecklichen Wirklichkeit: Sünde – Tod.

Wie tapfer packen wir Menschen immer wieder die großen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragen an. Und doch! Den eigentlichen Nöten gegenüber müssen wir die Waffen strecken: vor der Sünde, dem Herzeleid und dem Tod! Stellt euch vor, man hätte alle großen Geister, alle Philosophen, Politiker, Gelehrte und Organisatoren im Stadttor von Nain versammelt. Vor der weinenden Witwe hätten sie verstummen müssen. Nur Einer streckt nicht die Waffen vor Sünde und Tod. Nur Einer kann sagen: „Weine nicht!" Aber Er kann es mit Vollmacht sagen: Jesus! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Im Stadttor von Nain begegnet Jesus einem Leichenzug, einem Demonstrationszug der gefallenen Welt. Der unumschränkte Herrscher der Welt, der König Tod, begegnet dem „Fürsten des Lebens". Eine unerhörte Begegnung!

Aber ehe nun etwas geschieht, ja, ehe etwas geschehen kann, tritt Jesus zu der weinenden Mutter, der alles zerschlagen und genommen ist. „Weine nicht!" sagt Er. Das war viel verlangt. Sie sah ja noch gar nichts vor Augen. „Weine nicht!" Das hieß: „Vertraue mir! Glaube an mich! Vertraue, dass alles gut ist, weil Ich, Jesus, da bin!" Mitten im Todesland, mitten im Jammer der Welt, mitten im Herzeleid, mitten in Sündennot die Tränen abwischen und froh werden, weil Jesus da ist – seht, das ist Christenglaube. Nicht nur die Witwe, sondern auch die Träger glaubten. Wir kennen ihre Namen nicht. Und doch – sie sind es wert, dass wir sie betrachten. Ich hätte mir wohl denken können, dass sie dem Mann aus Nazareth gesagt hätten: „Geh uns aus dem Weg! Halte uns nicht auf! Wir haben keine Zeit für dich."

So sagten sie nicht. Jesus winkte. Und die Träger standen. Sie gehorchten Ihm willig. Und so wurden sie Zeugen, wie wunderbar Jesus helfen und erretten kann. Wenn wir das doch lernen wollten: Jesus ganz vertrauen und Jesus ganz gehorchen. Dann werden wir Seine Herrlichkeit sehen. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Da sie der HErr sah, jammerte Ihn ihrer, und er sprach: „Weine nicht!

Keine Witwe steht neben der Bahre ihres einzigen Sohnes, keine Mutter bei der leeren Wiege ihres kleinen Lieblings – kein Gatte am Sterbebett seiner Geliebten – ohne dass des Menschen Sohn sich nahte, unsichtbar, aber voll Gnade. Er versteht, Er ist von Mitleid bewegt und spricht in zartestem Tone: „Weine nicht!“

1. Weine nicht: die Liebe bleibt ewiglich!

Hast du vergessen, dass es drei Dinge gibt, die da bleiben, und die Liebe ist die größte unter ihnen? Ist es denkbar, dass jene zarten Bande entzwei gerissen werden konnten durch den Tod, der nur den Leib berührt, aber die Seele nicht erreichen kann? Nein, nein; obwohl deinen Augen entrückt, sind die Geliebten, die dich verlassen haben, heute noch dein; sie haben dich nicht vergessen, sondern lieben dich noch.

2. Weine nicht: du wirst deine geliebten Toten wiedererkennen

Haben nicht Maria Magdalena, Petrus und fünfhundert andere Brüder, Jesum nach seiner Auferstehung wiedererkannt? Ist Er nicht derselbe geblieben? Sollen wir nicht Ihm ähnlich werden? Maria Magdalena erkannte sogar den Ton seiner Stimme wieder, als Er sie beim Namen rief: „Maria!“ und sie antwortete: „Rabbuni!“ Ja, obwohl verklärt und geheiligt, so wird doch dasselbe Angesicht, das du geliebt hast, dich wieder anlächeln und die Stimme, die deinem Herzen die süßeste Musik war, wird wieder sprechen; darum – weine nicht!

3. Weine nicht: sie werden auferstehen

Der HErr erweckte diesen Jüngling wieder zum Leben; aber es stand ihm eine neue Trennung bevor, wenn entweder er oder seine Mutter sterben sollte. Aber wenn deine Heimgegangenen wieder mit dir vereinigt sein werden, dann gibt es keine Trennung mehr. Du wirst die Geliebten deines Herzens wieder finden; du und ihr werdet nie mehr von einander gehen.