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Predigten zu Lukas 16,10
"Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu, und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht."
Die Wahrheit dieses Heilandswortes leuchtet uns sofort ein, und doch vergisst man es so oft im täglichen Leben. Treue ist eine kostbare Eigenschaft. Wir denken an Treue in der Nutzung der Zeit, Treue in Erfüllung der Pflichten, Treue im Bekämpfen der Sünde, Treue in Verwendung von Gottes Gaben, Treue im Festhalten dessen, was man empfangen hat, Treue gegen die Menschen, Treue vor allem gegen den treuen Herrn.In dem Zusammenhang, in dem das Textwort steht, spricht der Herr von der Behandlung des Geldes. Das ist ein Gebiet, auf dem man nicht sorgfältig und gewissenhaft genug sein kann. Manche Seele hat Schaden genommen, weil sie in diesem Punkt nicht treu war. O, es ist etwas Heiliges, auch in den "geringsten Dingen" vor Gottes Augen zu stehen! So ihr in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, sagt der Herr im nächstfolgenden Vers, wer will euch das Wahrhaftige anvertrauen? Wo der Herr ein Herz findet, das geflissentlich darauf bedacht ist, ihm auch in kleinen Dingen pünktlich zu gehorchen, da vertraut er ihm gern mehr seiner geistlichen Gaben an, gibt ihm auch höhere Aufträge, die es ausrichten darf zu seiner Ehre. Gib, dass ich stets voll reiner Triebe Mich auch in kleinen Treuen übe, Und Du an mir, bis ich verblasst, Ein zuverlässig Herze hast!
Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht.
Die kleinen Aufgaben sind oft die beschwerlichsten und erfordern viel Demut und Selbstverleugnung; sie sind aber meistens auch die ersten und nächsten Aufgaben, die Gott uns gegeben hat, und liegen selbstverständlich im engsten Lebensgebiet, in das wir von dem Herrn gestellt sind; das wird tausendfach verkannt und hat die verderblichsten Folgen. Verstehen wir nicht, dass unsere erste und wichtigste Aufgabe in der Familie liegt, in der Verwirklichung des Wortes: ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen, so ist all unser Tun verkehrt. Wir mögen dann schöne und große Dinge tun; allein sie können Gott nicht gefallen, weil wir das Nächste und Wichtigste nicht tun, was der Herr von uns verlangt. Das Familienleben ist in unseren Tagen durch allerlei gottwidrige Einflüsse zerrüttet, und darum wanken alle göttlichen Ordnungen. Diese eine Tatsache beweist, dass der Mensch seine nächste Pflicht nicht tut, nicht treu ist im kleinen, engeren Kreis.
Solche traurigen Verhältnisse rufen dann andere in die Arbeit; sie sollen in den Riss treten, hier helfen, dort helfen. Das hat dann wieder zur Folge, dass viele durch lauter „Reichsgottesarbeit“ in der größten Gefahr sind, in ihrem eigenen, vom Herrn ihnen gegebenen Kreis selber wieder untreu zu sein, das Fremde besorgen zu wollen und das Eigene zu vernachlässigen. So leben wir in einer völligen Verwirrung und die Sünden gegen obige Ermahnungen des Herrn schreien gen Himmel.
Herr, Du weißt, wie viele Gefahr auch ich habe, im Geringsten untreu zu sein. Nimm Dich meiner an und hilf mir erkennen, was Dein Wille sei, damit ich tue, was Dir wohlgefällt. Amen