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Predigten zu Lukas 11,2

"Er sprach aber zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprechet: Vater, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme;"

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Dein Name werde geheiligt!"

Diese Bitte muss eine tiefe Bedeutung haben und sehr wichtig sein, weil Jesus sie zur ersten Bitte gemacht hat. Hinzu kommt noch, dass sie augenscheinlich dasselbe wie das zweite Gebot im Gesetz Gottes bezweckt: "Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen" - eben jenes Gebot, an das die furchtbare Drohung geknüpft ist: "Der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der Seinen Namen missbraucht." Da nun ein so ganz besonderes Gewicht auf dieses Gebot und diese Bitte gelegt wird, so müsste ein jeder zu ahnen anfangen, dass hier ein großes Geheimnis verborgen liegen muss, da doch gerade dieses Gebot und gerade diese Bitte allen natürlichen Menschen am unwichtigsten erscheinen.

Was meint Christus nun mit der Bitte "Geheiligt werde Dein Name"? Um Klarheit darüber zu erhalten, müssen wir bedenken, was der Name Gottes besagen will. Was ist der Name Gottes? Er ist alles, was Gott ist, mit allen Seinen göttlichen Eigenschaften und Vollkommenheiten. Um aber zu beschreiben, was Gott ist, dazu ist alle Offenbarung Gottes auf Erden erforderlich. Trotzdem können wir Ihn nur ganz unvollständig fassen. Er hat sich zuerst in Seinen erschaffenen Werken offenbart. Aus dieser Offenbarung aber schauen wir, wenn man so sagen darf, nur Sein Äußeres. Seines Herzens Gedanken, Seine göttliche Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Sein Wille und Sein Ratschluss in bezug auf uns Menschen wären uns für immer verborgen geblieben, wenn Er sich nicht auch im Wort offenbart hätte, zunächst im geschriebenen und endlich auch im wesentlichen Wort, das Fleisch wurde und unter uns wohnte als der Glanz der Herrlichkeit Gottes und als das Ebenbild Seines Wesens. Darum ist auch das ganze Wort Gottes erforderlich, um Ihn kennenzulernen. Kurz, der Name Gottes lässt sich nicht so schnell beschreiben, wie auch der Engel des Herrn andeutet, als Manoah Ihn nach Seinem Namen fragte. Er antwortete: "Warum fragst du nach Meinem Namen, der doch wundersam ist?" - oder vielleicht richtiger: "Er heißt Wunderbar."

So fragte auch Mose den Herrn nach Seinem Namen und erhielt die Antwort: "Ich werde sein, der Ich sein werde", und abermals: "Ich werde sein." Das ist die Bedeutung des Namens Jahwe. Das ist der Name Seines majestätischen Wesens, dem Er noch viele Zusätze angefügt hat, die sowohl furchtbare als auch liebliche Beschreibungen Seiner Eigenschaften enthalten. So kann z. B. jener Name uns durch Mark und Bein gehen, wenn Er sagt: "Ich, der Herr, dein Gott, bin ein starker, eifriger Gott" - ja, wenn Er ein "verzehrendes Feuer", ein erschrecklicher Gott für alle Gottlosen, der Allmächtige, Gerechte, Heilige, Große genannt wird. Das Wort Gottes fließt aber auch von lieblichen und seligen Namen unseres Gottes über. So heißt Er z. B. der Barmherzige, Gnädige, Geduldige, Fromme, Treue. Vor allem wird Gott als zu unserer Errettung im Fleisch offenbart Immanuel genannt, d. h. Gott mit uns, ferner Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst. Er nennt sich auch unser Tröster, Freund, Hirte, Bräutigam, Bruder, Vater. Wer kann wohl alle Namen des Höchsten herzählen, die wie ein lieblicher Balsam über das ganze Wort Gottes ausgeschüttet sind?! Salomo sagt: "Dein Name ist eine ausgeschüttete Salbe."

Wie könnten wir es aber unterlassen, besonders eines Namens zu gedenken, der über alle Namen ist und der für Sünder lieblicher als alle Namen ist, die jemals im Himmel und auf Erden genannt werden können - des Namens, in dem allein wir selig werden sollen, des Namens, der die Mühseligen und Beladenen erquickt, die Betrübten tröstet, die Verwundeten heilt, die Gefangenen erlöst, die Armen reich macht, des Namens, der die Sünde tilgt und uns gerecht, ja, selig macht! Das ist der teure Name, den Gott sich in Seinem Sohn gegeben hat, der trostreiche Heilandsname "Jesus". In diesen Namen hat Gott Sein ganzes Herz für die Sünder, Seinen ewigen Heilsrat, Seine Liebe, Seine Barmherzigkeit, Seine Geduld, Seine Treue hineingelegt - alles, alles was einen Sünder selig machen kann, hat Gott in den Namen "Jesus" hineingelegt. Dieser kurze Name ist ein ganzes Evangelium, - das Heil der Sünder ist seine Bedeutung.

Aber jetzt merken wir, dass, während wir diese bedeutungsvollen Namen Gottes sowie andere heilige Worte Gottes betrachten, Gott selbst anfängt, sich unseren Seelen mitzuteilen, verklärt, groß, herrlich, gnädig, je nach den Namen der Beschreibung, die wir soeben betrachtet haben. Wir merken, dass es nicht nur ein hebräischer Sprachgebrauch ist, "Gottes Name" zu sagen, wenn man Gott selbst meint, sondern auch wir pflegen das gleiche zu tun. Wenn jemand von der Person seines Nächsten, dessen Worten und Werken übel redet, so sagen wir: "Er setzt seinen Namen herab." Und wenn wir dies bedenken, dann merken wir: Zur Heiligung des Namens Gottes gehört alles, was bewirkt, dass Gott den Menschen verherrlicht und von denselben recht erkannt, geehrt und geliebt wird, während hingegen alles, was dazu beiträgt, den Begriff von Gott zu entstellen oder die Ehrfurcht vor Ihm und Seinem Wort, vor Seinem Werk und Seiner Sache auf Erden zu verkleinern, Seinen Namen entheiligen genannt werden muss.

Geheiligt werd' der Name Dein! Dein Wort bei uns hilf halten rein, Dass wir auch leben heiliglich Und Deinem Namen würdiglich. Behüt' uns, Herr, vor falscher Lehr; Das arm' verführte Volk bekehr'.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Dein Wille geschehe!"

Diese Bitte setzt ein "Gott den Herrn" liebendes Herz voraus, das nur auf das Wohlgefallen Gottes blickt. Sie fordert das Herz eines guten Kindes, das "keinen Willen hat", sondern nur den Willen des Vaters will, und das keines weiteren Grundes bedarf, als dass es das Wohlgefallen des Vaters ist. Man kann etwas Gutes, Edles, Nützliches, Notwendiges lieben, und doch ist das nicht dasselbe wie den Willen Gottes zu lieben. Denn es genügt nicht, dass wir dieselben Gegenstände lieben, die Gott liebt, sondern wir sollen Sein eigentliches Wohlgefallen lieben, ohne Rücksicht auf die Sache, die Er will. Wir sollen Ihn also lieben und um Seines Wohlgefallens willen alles das lieben, was Er will, auch wenn es uns noch so arg und schwer erscheinen mag. Als Abraham den Befehl erhielt, seinen Isaak, "den Sohn der Verheißung", zu opfern, konnte er unmöglich einen Grund dafür einsehen, und doch tat er es - nur wegen des Willens Gottes. Und nun fordert die dritte Bitte, dass wir einen solchen Willen Gottes nicht nur ertragen, sondern ihn auch so lieben sollen, dass wir um denselben bitten. Wir dürfen nämlich nie vergessen, dass das Gebet Herzenssache sein muss, nicht ein Werk des Verstandes oder des Befehls, sondern das Begehren und Verlangen des Herzens.

Wenn nun der Wille Gottes Tod und Kreuzigung des alten Adams ist, und wenn zudem alle Menschennatur frei sein will und ihren eigenen Willen liebt, dann muss man wohl fragen: "Wie kann ein Mensch ein solches Herz erhalten, das den Willen Gottes so liebt, dass man wirklich um ihn bittet?"

Ein solches Herz erhält man nie - ob man sich auch dafür zu Tode plagt - als nur durch eine Neugeburt aus Gott. Wenn ein Mensch von seiner eigenen Bosheit und den heiligen Forderungen des Gesetzes ganz ermüdet ist und endlich als ganz unwürdig von der großen, unverdienten Gnade überwältigt wird, so dass er ausruft: "O Jesus, das ist zuviel"; wenn er in Seinem Blut seine ganze Reinigung, in Seiner Liebe seine ganze Seligkeit erhält, wenn Gottes Liebe also in sein Herz ausgegossen ist, dann wird ihm auch Gottes Wohlgefallen köstlicher sein als alles, was gedacht oder genannt werden kann. Dann wird die erste Frage des Herzens die sein: "Was kann ich Dir zu Gefallen tun, Du unvergleichlicher Heiland? O, dass ich nur den Willen Gottes tun möchte!" Und dann weiss man nichts anderes, als nur das, was der himmlische Vater will. Dann kennt man kein grösseres Übel als sein eigenes Herz und spricht in vollem Ernst: "Töte Du, O Gott, meinen Willen, ich kann ihn nicht töten!" Betet man so gegen sich selbst, dann betet man um den Willen Gottes. - Wenn ich also von der Bosheit meines eigenen Willens ermüdet und alsdann durchdrungen bin von Gottes Grösse, so dass Sein Wille mir mehr als meine Seligkeit gilt, durchdrungen von Seiner Liebe und Leutseligkeit, so dass alles wohl ist; wenn nur Sein Wille geschieht, dann habe ich ein solches Herz, das wirklich den Willen Gottes liebt.

Hier muss nun ein jeder seinen eigenen Zustand genau beachten! Hier haben wir ein Stück, das das Innerste unseres Herzens offenbart, und wir erinnern noch einmal daran, dass das Gebet Ausdruck der eigenen Fürsorge, Sehnsucht und Angelegenheit des Herzens sein muss. Nicht jeder wird diese Bitte beten können. Wir reden hier nicht von dem großen Haufen, der ganz frei "nach den Begierden des Fleisches" lebt. Es gibt noch andere Menschen, die diese Bitte nicht recht beten können. Du, der du dieses liest, halte nur einen Augenblick still vor dem Angesicht Gottes, vor den Augen, die das Herz, die Gedanken und Absichten durchschauen. Wie steht es mit dir in dieser Beziehung? Du kannst dir wohl selbst bewusst sein, ob du mit solcher Fürsorge, solchen Seufzern und Gebeten umzugehen pflegst wie diese: "Zeige mir, Gott, Deinen Willen! Hilf mir Deinen Willen zu tun!" Denn es ist ja unmöglich, dass der Heilige Geist in einem Herzen wohnen kann, ohne solche Sorgen in ihm zu erregen.

Ein Christ kann zwar oft so zerstreut über die Bitte "Dein Wille geschehe" hinweggehen, dass er ihr nicht einmal mit den Gedanken folgt; und doch ist dieses immer wieder sein Herzensgebet: "Gott, mein Vater, mein Heiland, hilf mir, dass ich Deinen Willen tue! Hilf mir gegen meine grässliche Trägheit! Gib mir Deines Heiligen Geistes Trieb und Kraft, Deinen Willen zu tun; und weise mir, Herr, Deinen Weg, dass ich wandle in Deiner Wahrheit!" Eben das ist ganz bezeichnend für ein Herz, in dem der Heilige Geist wohnt, und ein Teil dessen, was die Kinder des neuen Bundes auszeichnen sollte und wovon der Herr spricht: "Ich will Mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben."Das Gesetz Gottes" ist ja der Wille Gottes. Ob es nun in Herz und Sinn geschrieben ist, erkennt man daran, ob das Herz den Willen Gottes liebt und ob ich einen Sinn habe, der innig seufzt: "Ach, dass ich Dein Gesetz von ganzem Herzen halten könnte! Ach, dass ich Gottes Willen tun könnte!"

Wir sagen nicht, dass ein Christ ein vollkommener Mensch ist. Es findet sich in seinem inneren Leben und in seinem äußeren Wandel viel, was recht gebrechlich ist; auch kann er gegen seine Unarten nicht so wachen, beten und streiten, wie er sollte und wollte. Es gibt kein Volk, das so viele Mängel kennt, wie gerade die Gläubigen. Beachte aber trotzdem! Wenn ein Christ versteht, dass dies oder jenes Gottes Wille ist, dann ist das sogleich sein Lebensgesetz, und dann will er es auch vollführen. Und wenn das Fleisch jetzt gegen den Geist streitet, dann entsteht Gebet, entsteht der Kampf und das Gebet um den Willen Gottes. Wir müssen darum unbedingt daran festhalten, dass jeder Christ ein solches Herz und einen solchen Sinn haben muss.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Daran wird uns der Herr auch einmal erinnern bei seiner Abrechnung. Der König wird zu dem Knecht sagen: Ich habe dich das »Vaterunser« auswendig lernen lassen, du hast es unzählige Mal gebetet, aber immer geheuchelt und gelogen. Du hast gebetet: »Unser Vater in dem Himmel«, und hast damit bezeugt, daß du deine Brüder lieben solltest, weil sie deine Brüder sind, du hast aber allenthalben nur an dich gedacht und deiner Brüder vergessen oder sie gar untergetreten. Du hast gebetet: »Dein Name werde geheiligt «. Aber meinen Namen hast du verunheiligt, entweiht, entehrt; es war dir in allen Dingen nicht um die Heiligung meines Namens zu tun. Du hast gebetet: »Dein Reich komme!« Aber du hast mit Gedanken und Worten und Werken allezeit nur des Teufels Reich Vorschub getan. Du hast gebetet: »Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel«. Und siehe, mein Wille galt nichts bei dir. Du hast gebetet: »Unser täglich Brot gib uns heute«. Aber du wolltest mehr, und strebtest nach weiterem als nach dem täglichen Brot. Du hast gebetet: »Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern«. Damit hast du ja meine Gerechtigkeit völlig über dich herausgefordert, denn du kannst und konntest ja kein ungerades Wörtlein von deinem Nächsten überhören und vergessen. Du hast gebetet: »Führe uns nicht in Versuchung«. Aber du bist den Versuchungen zum Bösen selbst nachgelaufen und hast mir solches zugemutet. Du hast gebetet: »Erlöse uns von dem Übel«. Aber du hast an dem größten Übel, an der Quelle aller Übel, an der Sünde, deine größte Freude gehabt. Du hast gebetet: »Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit«. So hast du mir wohl mit deinem Mund die Ehre gegeben, aber in deinem Herzen hieß es anders. Dem Teufel, dem Mammon, der Welt, der Sünde gebührt das Reich, die Kraft, die Herrlichkeit; siehe, dies war dein Sinn. So hast du nun mich angeheuchelt und angelogen viele Jahre her. Du Schalksknecht und Heuchler! Jesu, laß dich nicht ermüden, suche mich noch wie bisher, rufe mich zu deinem Frieden, ziehe mich je mehr und mehr; ach bestraf auch durch den Geist, was du Sündlichs an mir weißt, daß ich stets bei diesem Werke deinen Gnadenzug vermerke.