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Predigten zu Johannes 3,6

"Was aus dem Fleische geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geiste geboren ist, ist Geist."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was aus dem Geiste geboren ist, das ist Geist. Lass dich's nicht wundern, dass Ich dir gesagt habe: ihr müsset von neuem geboren werden!"

Jesu Reichsgottesbotschaft ist aber unheimlich hart in ihrem Urteil. So oft wir in der Geschichte es auch versucht haben, diesem Urteil seine Schärfe zu nehmen, es blieb unerbittlich hart über unseren naturhaften Zustand.

Wir zerbrachen in unserem Widerspruch gegen dieses Urteil, die Botschaft Jesu zerbrach jedoch niemals an uns. Nie hat sie sich unserer Fälschung unterworfen. Wer sich ihrer auch zu bemächtigen suchte, sie wahrte ihre Reinheit und zwang jeden zur Entscheidung. Wer sich nicht vor ihrem Licht beugte und sich ihrer Kraft erschloss, der musste sie durch seine Verneinung verleugnen und sie durch sein Leben kreuzigen.

Um an einer geschichtlichen Person in den Tagen Jesu zu zeigen, wie hart diese Botschaft vom Königtum Gottes ist, nehmen wir nicht irgendeinen Verbrecher jener Zeit, nicht eine Dirne von der Straße Jerusalems. Wir nennen den Namen Nikodemus. Gewiss als Mensch und Frommer eine der edelsten Erscheinungen, mit denen Jesus in Berührung kam. Er war kein Unkundiger über das Königtum Gottes in der Geschichte seines Volkes. Jesus nennt ihn einen "Lehrer in Israel". Dass er nachts zu Jesus kam, war nicht das Schwerste in seinem Leben. Besser wir kommen, wenn auch nachts, als dass wir überhaupt nicht kommen und nie sein Urteil über uns vernehmen. Das Schwerste war das Wort, das Jesus auch dieser edlen Persönlichkeit sagen musste: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er Gottes Königtum nicht sehen."

Ein hartes Wort, ein vernichtendes Urteil über unsere naturhafte Fähigkeit für das Königtum Gottes. Was vom Fleisch geboren ist, ist Fleisch und kann das Reich Gottes nicht ererben. Es klafft eine Kluft zwischen uns und Gottes Königtum, die von uns her nicht überbrückt werden kann, auch nicht durch irgendeine Form unserer Frömmigkeit. Wie wir in die Welt des Fleisches nur hineingeboren werden können durch die Kraft natürlicher Zeugung und Geburt, so gibt es für uns einen Eintritt in das Königreich Gottes nur durch die Geburt aus dem Geiste und aus der Kraft dieses Königreiches. Jesus nennt es eine Geburt von oben her, ein Eingehen durch die enge Pforte. Daher kann später Paulus so klar von einer alten Schöpfung, aber auch von einer neuen in Christus Jesus sprechen. Es sind zwei Welten, verschieden in ihrem Wesen, verschieden in ihren Erwartungen. Wenn wir erst das erfassen, dann erkennen wir, dass über unsere Geburt nach dem Fleisch, über unseren natürlichen Zustand das Todesurteil Gottes gesprochen ist.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Die Blindheit und Entfremdung von Gott ist uns angeboren, eine traurige Erbschaft von Adam, und insofern ein natürliches Eigentum aller Menschen. Wir sind irdisch, fleischlich, tierisch von Natur. Der Geist unserer Zeit aber hat dieses von Gott entfremdete, irdische und tierische Wesen und Treiben zur höchsten Vernunft erhoben und dasselbige mit dem Namen Weisheit und Aufklärung gestempelt; daher kommt es, daß die Welt gegenwärtig voll ist von losen Verächtern, von Undankbaren, die sich ihrer Undankbarkeit so wenig schämen, daß sie ihr Verhalten noch für die echte Klugheit ausgeben. Weil man nämlich meint, unsere Zeit sei in manchen Naturkenntnissen weiter gekommen als die Zeit unserer Väter, so hat die fleischliche Aufgeblasenheit der Toren gar kein Maß und Ziel mehr. Es geht nun, wie sie meinen, alles natürlich zu. Natürlich geht es zu, daß, wenn man einen Samen in die Erde legt, derselbige zu einer Pflanze heranreift; es ist wahr, er hat Sonne, Licht, Wärme, Regen gebraucht, um zur Reife zu gelangen: aber dies alles ist erfolgt nach den bekannten Naturgesetzen; die Sonne ist auf- und untergegangen nach ihrer bekannten Weise und Gesetzmäßigkeit; der Wind hat von Abend geweht, und so hat es geregnet; daß er sich aber nach Abend gedreht hat, das hat wieder seine anderweitigen Gründe gehabt, und diese Gründe haben wieder ihre Gründe; kurz, die Welt ist eine wohleingerichtete Maschine, so sagen sie. Natürlich geht es zu - meinen die falschen Aufklärer - daß sie da sind, sie sind von ihren Eltern gezeugt worden; natürlich geht es zu, daß sie unter den Umständen aufgewachsen sind und die Erziehung gehabt haben, die ihnen zuteil geworden ist; natürlich geht es zu, daß ihnen Speise und Trank auf den Tisch gestellt wird, sie haben es bezahlt, erworben, sich angeschafft, weswegen auch in manchen Gesellschaften das Tischgebet für etwas sehr albernes gehalten wird; natürlich geht es zu, daß sie krank werden, natürlich, daß sie gesund werden: die Geschicklichkeit des Arztes, die Vortrefflichkeit der Arznei, die Witterung und andere Umstände sind Schuld daran, oder die Natur hat sich selbst geholfen, - kurz, sie haben eine Natur, aber keinen Gott mehr. Es wäre etwas leichtes, die Grundlosigkeit und Unvernünftigkeit dieser neuen Weisheit zu zeigen, es ist aber hier der Ort nicht dazu. Nur so viel ist leicht einzusehen, daß, da dieses elende, seichte Geschwätz alle Klassen des Volks durchdrungen und um sich gefressen hat wie der Krebs, unsere Zeit je mehr und mehr in Kälte und Fühllosigkeit gegen Gott erstarren und der Dank je mehr und mehr erstickt werden muß.

Großer Jehova, du Ehrenkönig, glorwürdiger Gott, Monarch und Herr! Ach alle Worte sind viel zu wenig, du bist unendlich herrlicher. Wer ist, der dich recht loben kann? Doch hörst du gern das Lallen an. Halleluja! Halleluja! Lasset die Toren im Herzen sagen: »Es ist kein Gott, wir sehn ihn nicht.« Die nur vernünftig nach Wahrheit fragen, erblicken dich im hellen Licht. Wir können Gott ganz deutlich sehn, weil wir und Erd und Himmel stehn. Halleluja! Halleluja!


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Was der Zeugende besitzt, das entsteht wieder in dem, was er erzeugt. Das setzt dem, was ich als Kind der Natur hervorbringe, die Grenze, die nie überschritten werden kann. Da trägt alles das Bild meines natürlichen Lebens und macht sichtbar, was ich als Fleisch, als lebendiger Teil der Natur, vermag. Aber das gleiche Gesetz, dass das Erzeugte das Bild des Erzeugers wiederholt, macht sich auch am Wirken des Geistes sichtbar. Was er hervorbringt, ist nicht Fleisch, nicht Natur, sondern Geist, nicht Erregung der Sinne und Triebe, sondern Erneuerung des inwendigen Menschen, nicht Selbstbewusstsein, sondern Gewissheit Gottes, nicht Eigenwille, der die eigene Erhaltung begehrt, sondern Gehorsam, der dienen will und sich dem Willen Gottes unterwirft. So bin ich mit zwei Mächten verwachsen, die beide meinem Verhalten die Richtung und das Gesetz geben. Von außen bewegt mich die Natur und von innen her bewegt mich Gott durch seinen Geist. Das bleibt aber kein Zwist ohne Entscheidung und wird nicht ein Kampf, der keinen Ausgang hätte. Denn das aus dem Geist geborene Leben ist das bleibende, dasjenige, das endgültig und vollständig mein Verhältnis zu Gott bestimmt.

Was das Fleisch hervorbringt, verwelkt alles. Was dagegen der Geist hervorbringt, hat Gottes Unvergänglichkeit an sich. Darum ist das, was der Geist aus mir macht, meine letzte und bleibende Gestalt. Die, die das vom Geist geschaffene Bild in sich tragen, sind die Glieder und Bürger des göttlichen Reiches. Herr, wir sind Dein Ackerfeld; säe in uns hinein Deinen Samen, aus dem Deine Ernte reifen wird. Amen.