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Predigten zu Johannes 3,5
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen
Mit dem, was Johannes der Täufer gesagt und getan hat, hat sich Jesus ganz eins gemacht. Vor den Eintritt in das Himmelreich hat der Täufer das Wasser gestellt, die Taufe, zu der er das Volk im Auftrag Gottes berief. Geht denn die Herrlichkeit der göttlichen Gnade hinein in den Jordan oder in anderes Wasser, einerlei, woher es geschöpft sei? Würde ich so fragen, hätte ich das Wort vergessen, das mit diesem Wasser verbunden war. Über dem Bad, das den Zugang zum Himmelreich bildete, stand die Zusage: Gott hat euch eure Sünden vergeben. Nun ist sofort deutlich, wieso uns das Wasser die neue Geburt, den Anfang des von Gott uns gegebenen Lebens, bringen kann. Es gibt keinen Anteil an Gottes Reich und seiner ewigen Gemeinde, bevor uns die Sünden vergeben sind. Alle, die durch Gott leben und in sein Reich eingehen, sind durch Vergebung geheiligte Sünder. Somit steht die Pforte zum Himmelreich da, wo die Vergebung empfangen wird. Nikodemus sieht nicht, wie er zu einem neuen Leben gelangen könnte. Jesus sagt ihm: Siehst du nicht, dass du die Vergebung bedarfst? Oder meinst du, du müssest sie dir erst noch erwerben? Vergebung wird nicht erworben, sondern empfangen, und Johannes hat dir mit seinen Taufen gezeigt, dass Gott euch die Vergebung gibt. Jesus fährt aber fort und fügt zum Wasser den Geist; denn er bleibt treu und vollständig mit dem Täufer eins. Der Täufer hatte, als er das Volk badete, klar erkannt und tief empfunden, dass er mit dem Wasser allein die Sünde nicht vertrieb und das neue Leben nicht schuf. Jesus gibt ihm recht. Bleibt das Wasser allein, so wird aus dem mit ihm geeinten Wort nur eine Verheißung. Die mir versprochene Vergebung wird mir nun dadurch gewährt, dass der Geist in mir wirkt. Sie besteht nicht nur darin, dass mir die Strafe erlassen, der Bann und Fluch der Schuld von mir genommen und der Zorn abgewehrt wird. Die Vergebung richtet den Gefallenen auf, überwindet alles Böse, erneuert die Gemeinschaft und gibt ihr nicht nur den alten Bestand zurück, sondern vertieft und vollendet sie. Darum tritt nun das göttliche Wirken in meinen inwendigen Lebensstand hinein, gibt mir den erleuchteten Blick, der Gottes Werk sieht und ihm glaubt, und gewährt mir den befreiten Willen, der sich aus der Fessel der Eigensucht löst und zur Liebe wird. Dieses in mir geschehene Wirken Gottes geschieht durch den Geist, und mit dem, was er uns gibt, ist der Anfang geschaffen, zu dem das ewige Leben im kommenden Reich die Vollendung ist.
Sichtbares und Unsichtbares, Vater, trägt mir Deine Gnade zu. Dein Sakrament, das Dein Wort mir deutet, macht mir Deinen gnädigen Willen sichtbar, und das Wirken Deines Geistes, das unsichtbare, macht Dein Wort in mir wirksam und zu meinem Eigentum. Von außen und von innen erfasst und bewegt mich Deine Hand und führt mich den Weg des Lebens. Schaffe in mir zum Wollen das Vollbringen und zum Anfang Deines guten Werks auch seine Vollendung. Amen.