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Predigten zu Johannes 16,1
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Solches habe ich zu euch geredet, dass ihr euch nicht ärgert.
Es gibt ein doppeltes Sichärgern. Jesus, ein Ärgernis für solche, die ihn schöner haben wollen, geistvoller und interessanter, Jesus aber auch ein Ärgernis für solche, die ihn lichter und leichter haben wollen. Ich nenne das eine das ästhetische und das andere das frivole Christentum. Das ästhetische Christentum ärgert sich an der Märtyrergestalt, an der Ärmlichkeit seines Wortes, an der Unscheinbarkeit seines Wesens, an der ganzen kümmerlichen Art seiner Kirche. Die großen Klassiker der modernen wie der alten Zeit haben eine Menge von Gesichtspunkten, die sie einstellen. Er nicht also. Er hat nur zwei Blicke, der eine Blick heißt: Sieh in die Tiefe deines Ich, der andere: Blick in die Tiefe meines Erbarmens. Und das wird nun zweitausend Jahre gepredigt, und zweitausend Jahre ärgert sich die Welt an dieser Predigt.
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Solches habe ich zu euch geredet, dass ihr euch nicht ärgert.
Man wird allmählich ängstlich, wenn so viele Blumen um Jesu Herrlichkeit gewunden werden und so viele Zutaten die eigentliche Lebensspeise schmackhaft machen sollen. Der Mensch lebt doch nur von dem, was aus dem Munde Gottes fließt, und du wirst zugeben, mein Christ: aus dem Munde Gottes geht nicht das Schöne, Glanzvolle, aber das Echte und das, was den Hunger auf ewig stillt. Das ästhetische Christentum unserer Tage ist doch geneigt, solange und soweit das Ärgernis der verachteten Gestalt Jesu zu beseitigen, dass die Gestalt langsam, vielleicht in rosigen Farben verdämmert und verschwimmt. Tröste einen Sterbenden mit Ästhetik! Tröste einen Verzweifelnden mit schönen, edlen Gedanken! Sage dem Ertrinkenden, wie herrlich die Sonne in der Welle sich bricht, die ihn bald bedeckt, und welch freundliche Blumen aus dem Wasser sich ausbreiten! Zeig ihm, wie kühl es in der Flut sich lässt und wie herrlich am Meeresgestade die Welt sich aufbaut, er wird dir für diese Schilderungen übel danken. Er begehrt die starke, knochige Hand, diese verwitterte, unscheinbare, vertrocknete, aber die feste, die treue Hand, die den Sinkenden hält und den Sterbenden rettet und den Ertrinkenden wieder zu sich zieht aus lauter Güte. Es ist keine wohl gepflegte Hand und keine schön gestaltete, aber es ist die Hand, die am Kreuz sich durchgraben ließ, damit wir Frieden hätten, die Hand voll Wunden zu unserem Heil.
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Solches habe ich zu euch geredet, dass ihr euch nicht ärgert.
Und neben diesem ästhetischen Christentum das frivole, das Christentum der guten Leute, die da mit der Frage: Was ist Wahrheit? durch die Welt taumeln und träumen, um sich schließlich sagen zu können: Es ist überall Wahrheit und schließlich hat niemand die Wahrheit ganz. Sind wir auf den eingeschworen, der uns nur Bruchstücke der Wahrheit gibt, dann lasst uns auf den warten, der uns die ganze Wahrheit einmal gönnt. Bleiben wir auf den angewiesen, der selbst sich über Lebenswahrheit und Lebenswirklichkeit nicht klar war, so lasst uns seine Begleitung noch eine Weile gefallen, und dann wollen wir ihn abdanken und sagen: Hier ist mehr Wahrheit, du hast getan, was du konntest. Aber „solches habe ich euch gesagt, dass ihr euch nicht ärgert“, das Ärgerliche, damit wir uns nicht ärgern. Die Torheit wird uns zugemutet zu glauben, damit wir durch die Schale hindurchdringen und sprechen: „In dir der Wahrheit höchste Fülle allzeit ja verborgen liegt.“ Und was wird aus diesen Jüngern, die sich nicht an Jesu ärgern? Sie werden keine liebenswürdigen Leute und keine weltseligen Leute, und man wird sie nicht in der Könige Häuser sehen, aber sie werden Charaktere, die lieber sterben als die Wahrheit lassen.