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Predigten zu Johannes 15,27

"Aber auch ihr zeuget, weil ihr von Anfang an bei mir seid."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Und ihr werdet auch bezeugen."

Nämlich ihn, ihren erhöhten Meister, werden diese bangen, unklaren, unfertigen Menschen bezeugen. Und zwar wie! Was hat doch Jesu Tod und Auferstehen, Himmelfahrt und Pfingsten aus diesen Jüngern gemacht! Erfahrungen machen eben mehr aus als Bücher und Predigten, und erst recht Erfahrungen von Gott her: solche Erlebnisse, da der Lebendige sich selbst bezeugt durch ein Geschehen, das unserem Leben die Richtung und den Reichtum gibt. Dann bekommt unser Zeugnis einen eigentümlichen Silberklang der Wirklichkeit und wird ein Wärmeleiter für andere. Geschehen weckt neues Geschehen. Was Gott in unserem Leben tat, weckte in uns ein Echo, und als wir ordentlich gedrängt wurden, es weiter zu geben, riefen wir ein vielstimmiges Echo bei andern wach. Aber nicht nur ein Echo von Worten oder Tönen, sondern das Zeugnis löste bei denen, die sich ihm hingaben, ein neues Geschehen aus: auf ihren Wortglauben folgte eine Erfahrung um die andere, bis sie selbst solch eine Überzeugung bekamen, dass sie weiter Lebensträger für andere wurden. Dann aber brandet solche Wirkung unseres Zeugnisses auf uns selbst zurück als Segen und Kraft und Freude: darum ist's eine selige Sache, ein Zeuge Jesu zu sein.

Behalte mich in der Bereitung des Heiligen Geistes für und für, Herr Jesu! Es würde ohne deine Leitung ein unfruchtbarer Baum aus mir. Und ich sehne mich nach dem Echo des Zeugnisses. Stärke mir den Glauben und die Liebe. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Und ihr werdet auch Zeugen, denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen.

Also das ist dein Beruf, kein anderer, welches Standes und welcher Herkunft, welcher Lebensgeschichte und Lebenshoffnung du bist, als von Jesu zu zeugen. Du bist von Anfang bei ihm gewesen, man hat dich an seine Krippe geführt, da du ihn noch nicht verstundest, aber liebtest, und deine längst heimgegangenen Eltern haben dich unter sein Kreuz gestellt und an Ostern dir von ihm erzählt. Und er hat, als du getauft wurdest, dich willkommen geheißen und sich bei deiner Konfirmation zum Begleiter auf dem Lebensweg und zum Beistand im Lebenskampf erboten. Er hat den Morgen deines Lebenstages mit seiner Einladung geschmückt und den Mittag hat er dir den Schweiß von der Stirne getrocknet, und wenn es bei manchen unter uns auf den Abend geht, hat er versprochen, auch den Abend mit uns zu teilen. Ihr seid von Anfang bei mir gewesen, das ist nicht zeitlich zu nehmen. Wenn ihr das Wort „von Anfang“ so nehmen wollt: Ihr seid „von Prinzip“ bei mir gewesen – sind wir das? Ist Christus unser Lebensprinzip oder unsere Lebenszierde? Ist es so, dass wir keine Stunde ohne ihn leben möchten, oder sind die Stunden ohne ihn die besseren?