10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...
Predigten zu Jesaja 61,1
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen
Warum läßt sich der Heiland so gerne zu dem Niedrigen herab? Wo kommt es her, warum geschieht's? Was ist der Grund, was ist die Quelle? Siehe, der Mensch, der doch nichts ist als Staub und Asche, tritt, so lange er nicht Sanftmut in der Schule Jesu gelernt hat, so gerne, wenn er es vermag, mit stolzem Fuß auf den Nacken seiner Brüder; er übersiehet so gerne das Kleine über dem Großen, das Einzelne über dem Ganzen; er ist so unbarmherzig, so zurückstoßend gegen diejenigen, welche nicht die gleichen Ansichten mit ihm teilen; er verachtet andere so gerne, ob er wohl selbst des Verachtens wert ist. Aber der, der über Cherubim thronet, der Ewigkeiten König, der, welcher heilig ist und ist keine Finsternis, kein Flecken in ihm - der verachtet nicht, der geht so sanft, so schonend und liebevoll mit dem Sündigsten und Elendesten um, das sich um seine durchgrabenen Füße schmiegt; er erbarmet sich aller seiner Werke, er zerbricht das zerstoßene Rohr nicht. Warum aber tut er also? Ich weiß keinen anderen Grund als seine Liebe, sein ewiges Erbarmen, das Erbarmen, das ihn in dieses Elend, in Fleisch und Blut hereingetrieben und gezogen hat; die Liebe, wonach er sich entäußerte, wonach er ein Knecht wurde auf dieser Welt, die ihn bewog, sich dahinzugehen für mich. Die Liebe, die ihn an den Kreuzesstamm und in das Meer von Schmerzen und Pein hineinzog, diese Liebe gibt ihm die zarten, die heiligen, die sanftmütigen Empfindungen gegen seine armen Brüder und Schwestern ein; diese Liebe, in welcher sein Herz nach dem Heil einer jeden Seele brennt, die Liebe, die mit unaustilgbarer Flammenschrift in das Kreuz eingegraben ist, - diese Liebe läßt ihn, den Getreuen und Heiligen, unsere Schwachheit und Sünde übersehen. Er sehnet sich eben nach eurer und meiner Seligkeit; er möchte uns zur Beute seines Todes und Blutes dahinnehmen. Darum ladet er so freundlich ein: Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstoßen! Darum will er, wie eine Henne ihre Küchlein, also auch uns unter seine Flügel versammeln; darum erfährt es jeder, der sich in seinem Elende zu ihm wendet: Der Heiland hat das erbarmendste, das großmütigste, das demütigste Herz noch jetzt.
O Liebe, die den Himmel hat zerrissen, die sich zu mir ins Elend niederließ! Was für ein Trieb hat dich bewegen müssen, der dich zu mir ins Jammertal verwies? Die Liebe hat es selbst getan; sie schaut als Mutter mich in meinem Jammer an.
Der Herr redet hier zu den Seinen, die ihre Verbindung mit Ihm scheinbar verloren haben, weil sie sich von ihrer Umgebung beeinflussen ließen. Er erinnert sie an die Tatsache, daß das Gnadenjahr, die angenehme Zeit, noch währt, und daß Er da ist! Er kam, um gute Botschaft zu bringen und unseren Zeugendienst ganz anders zu gestalten. Nur allzu oft sieht man jammernde Christen und jämmerliche Christen, ja, «Traurige in Zion»! Wie unschön ist doch Asche! Manche Gläubige meinen, es sei heilig und fromm, alles Schöne abzulegen und sich auf eine Art zu kleiden, die keine Empfehlung für Jesus Christus ist! Aber das widerspricht Gottes Gedanken. Er kam, um Zion «Schönheit» zu geben, Seine Schönheit, «statt Asche».
Wir wollen also beten wie der Psalmist: «Die Schönheit des HERRN, unseres Gottes, sei auf uns, und fördere Du das Werk unserer Hände» (Psalm 90,17 – A).
Was bedeutet «Freudenöl statt Trauer»? Es gibt Christen, die geradezu unter einem Todesgeist stehen und dies tragischerweise für «Heiligkeit» halten! Der HERR Jesus aber gibt uns «Freudenöl»! Damit wollen wir uns salben lassen! Diese Freude und Kraft, dieses frühlingsartige Auferstehungsleben ist ein Geschenk von Ihm, eine Gabe, die zum «Tag der Gnade» gehört, in dem wir jetzt leben.
Und «Feierkleider statt eines verzagten Geistes»? Verzagt sind uneingestanden und unvermutet viele in Zion. Sie sind mutlos, niedergeschlagen und matt, geistig gefangen in finsteren, negativen Gedanken. Sie wissen nicht, daß die Bibel ihren Zustand beschreibt und ihnen das Heilmittel anbietet.
Welch strahlendes Licht werfen doch diese inspirierten Worte in die Finsternis! Welch ein Schlüssel zu vielen Menschenleben! Wir wollen unsere Asche wegwerfen, unsere Trauer ablegen und uns von unserer Verzagtheit befreien lassen. Christus ist auferstanden! Das Morgenrot eines neuen Tages ist da, eine große lebendige Hoffnung, die Befreiung!
Der Geist des HErrn HErrn ist über mir
Wir können diese Worte nicht lesen, ohne jenes denkwürdigen Ereignisses am Jordan uns zu erinnern, wo sich nach Jesu Taufe die Himmel auftaten, und der Geist, einer Taube gleich, auf Ihm ruhte. Vierzig Tage heftiger Versuchung konnte Ihm diese heilige Salbung nicht rauben; Er ging nach Galiläa, stand auf in der Synagoge zu Nazareth und verkündigte, welche Salbung Er empfangen hatte.
Wenn der Meister ihrer bedurfte, wie viel mehr wir! Wenn Er die zerbrochenen Herzen nicht zu verbinden, den Gefangenen nicht die Freiheit, noch den Gebundenen eine Öffnung zu verkündigen wagte; wenn Er nicht Freude und Trost bringen wollte, bis Er jene Salbung empfangen hätte, – wie anmaßend wäre es, wenn wir solches wagten, ohne die Salbung mit dem heiligen Geiste!
Hier wird uns ein wunderbarer Einblick gewährt, in die Aufgabe Jesu, die Er zu dieser Zeit durch seine Kirche lösen will. Auch einen Einblick in die Bedürfnisse der Menschheit tun wir hier. Es ist, als ob der heilige Geist auf die hervorragendsten Merkmale unserer traurigen Weltzeit hindeutete, und uns die vielen, die zerbrochenen Herzens sind, die vielen Gebundenen, Gefangenen, Trauernden, zeigen wollte, die alle göttlicher Hilfe bedürfen. Der Mensch ist so tief gefallen, so hilflos, dass er den dreieinigen Gott haben muss: der HErr, HErr weist auf den Vater; mir auf den Sohn; der Geist auf den heiligen Geist.
Als Jesus diese Worte anführte, hielt Er in der Hälfte des zweiten Verses inne; neunzehn Jahrhunderte liegen nun zwischen der Ankündigung des gnädigen Jahres des HErrn und dem Tag der Rache. Die Zeit, die uns zur Buße gegeben ist, hat sich in die Länge gezogen, weil Gott nicht will, dass der Sünder sterbe, sondern dass er sich bekehre und lebe.