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Predigten zu Jesaja 44,3
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
"Ich will Wasser giessen auf die Durstigen."
Wenn eine gläubige Seele in einen Zustand tiefer Traurigkeit versunken ist, sucht sie sich manchmal daraus emporzuraffen dadurch, dass sie sich mit düstern und ängstlichen Einbildungen quält. Das ist nicht der Weg, wie man sich aus dem Staub erhebt, sondern wie man darin versunken bleibt. Ebensogut mag sich der Adler emporschwingen, wenn man ihm die Flügel bindet, als unser Glaube wachsen, wenn wir ihm die Fesseln des Zweifels aufzwingen; nicht das Gesetz, sondern die Gnade macht die heilsbegierige Seele frei; nicht die Bande der Gebote, sondern allein die Freiheit des Evangeliums vermag den schwachen Gläubigen aufzurichten. Sklavische Furcht bringt den abtrünnigen Flüchtling nicht zu Gott zurück, aber die lieblichen Einladungen der Liebe locken ihn zu Jesu hin und laden ihn ein zur Ruhe an seiner Brust. Dürstest du heute nach dem lebendigen Gott, und fühlst du dich unglücklich, dass du Den nicht finden kannst, der deines Herzens Freude und Wonne ist? Hast du die Freude eines gottseligen Glaubens verloren und flehest du: "Tröste mich wieder mit Deiner Hilfe und der freudige Geist enthalte mich?" Bist du dir bewusst, dass du verödet bist wie das dürre Land; dass du Gott die Frucht nicht bringst, die Er mit Recht von dir erwartet; dass du weder in der Gemeinde noch in der Welt das leistest, was dein Herz wünscht? Dann siehe hier gerade die Verheißung, die du nötig hast: "Ich will Wasser giessen auf die Durstigen." Du wirst die Gnade empfangen, nach welcher du dich so innig sehnst, und sie wird dir in vollstem Maß zuteil werden, so weit nur immer dein Verlangen reicht. Das Wasser erquickt den Durstigen: du sollst erquickt werden: deine Wünsche sollen erfüllt werden. Das Wasser erfrischt das schlummernde Pflanzenleben: dein Leben soll erfrischt werden durch neue Gnade. Das Wasser schwellt die Knospen und reift die Früchte; auch du sollst den befruchtenden Segen an dir erfahren; du wirst grünen und fruchtbar werden in den Wegen Gottes. Wo sich irgend eine köstliche Eigenschaft in der göttlichen Gnade zeigt, sollst du sie reichlich geniessen. Alle Reichtümer der göttlichen Gnade sollst du vollauf empfangen; du sollst gleichsam darein getaucht und davon völlig durchdrungen werden, und gleichwie manchmal die Fluren überflutet werden von den schwellenden Bächen, so dass die Gefilde und Teiche verwandelt sind, so soll auch dir geschehen: das dürre Land soll zur Wasserquelle werden."Ich will Wasser giessen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre; ich will Meinen Geist auf deinen Samen giessen und Meinen Segen auf deine Nachkommen."
Das Wasser, von dem hier die Rede ist, das Wort selbst sagt es uns, ist der Geist Gottes. Was ein Trunk Wassers dem Durstigen, was ein erquickender Strom dem dürren Erdreich, das ist der Heilige Geist dem darbenden Menschenherzen. Er ist Labsal, Kraft, Freude, ja, mehr als das, er ist Lebensbedingung.
Der Herr verheißt: Ich will dies Wasser ausgiessen, und was er verheißen, das hat er erfüllt. An jenem Pfingsttag wurden die Schleusen durchbrochen, und es kam daher wie ein mächtig rauschender Strom und überflutete die Herzen der Gläubigen. Und dieses göttliche "Ich will" ist noch immer in Kraft. Der Strom hat Wassers die Fülle. Gilt auch die Verheißung unseres Textes zuvorderst dem Volk Israel, so hat doch das Volk des Neuen Bundes auch daran Teil, wie wir aus der Geschichte der Gemeinde Jesu schon in der apostolischen Zeit lernen.
Bist du heute durstig, meine Seele? Kommst du dir vor wie ein dürres Erdreich? Siehe, so ist dies Wort gerade für dich. Wie kostbar ist es auch für Eltern! Auch unsere Kinder sollen des Segens teilhaftig werden. Komm, setze dich betend, glaubend den Strömen des Lebens aus. Herr, es gibt so viele dürstende Seelen, so manche dürre Felder. Gedenke an Deine Verheißung und giesse Deine Lebensströme aus in reicher Fülle.