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Predigten zu Jesaja 24,16

"Vom Ende der Erde her hören wir Gesänge: "Herrlichkeit dem Gerechten!" - Da sprach ich: Ich vergehe, ich vergehe, wehe mir! Räuber rauben, und räuberisch raubend rauben sie."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Lobgesänge vom Ende der Erden konnten zur Zeit des Propheten Jesaia noch nicht gehört werden ; denn nirgends war der HErr erkannt, als in dem einen Winkel des gelobten Landes. Wie hätte man auch von dem Gerechten etwas wissen können, von dem Einen Gerechten, auf den man erst noch warten mußte, und dessen Zukunft nur unter dem Volke Gottes gehofft werden konnte! Aber Jesaias sieht es im Geist voraus; er hört sie innerlich, die Lobgesänge, die einst werdenden Lobgesänge vom Ende der Erde her, von den äußersten Ländern her.

Sie wurden noch lange nicht gehört; und bis heute noch ist das uns fernste Land noch am verschlossensten. Es ist das Japan, für uns das Ende der Welt1). Da darf kein Evangelium hinein, und was drinnen war, ist mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden. In China geht's jetzt und geschieht viel, auch sonst überall fast in allen Ländern der Erde, so daß man wohl sagen kann, es erschallen jetzt überall, Japan und die Mitten von Asien und Afrika ausgenommen, Lobgesänge zu Ehren dem Gerechten. Es giebt wirklich, die angeführten Ausnahmen abgerechnet, kaum noch ein Land, in welchem man nicht Christen fände, und zwar evangelische, ernstere Christen, zum Teil spärlich, zum Teil doch zahlreicher. Jedes Missionsblatt, das uns neue Berichte vom Schall des Evangeliums und seiner Wirkung in der Heidenwelt bringt, ist ein Lobgesang von draußen her. Wenn man die Misstonsgeschichte, wie sie eben in Calw herausgekommen ist2), überblickt, so kann man sagen, ists vom ersten bis zum letzten Blatt Lobgesang an Lobgesang, trotz allen Klagetönen über Kämpfe und Hemmungen, die auch nicht fehlen. Denn es werden in unsern Tagen überall, wenn oft auch zunächst nur wenige Herzen, - mitunter sinds auch viele, - für den HErrn JEsum gewonnen, eben den Gerechten, durch dessen unschuldiges Blut wir geheiligt sind vor Gott. Je mehr wir aber diese Lobgesänge vernehmen, desto ernster mahnen sie uns, einmal nicht zurückzubleiben, sodann, aufzumerken, in welcher Zeit wir stehen. Beides tut Not.

Der Lobgesänge sollten es also erstlich bei uns mehr sein, wenigstens nach Verhältnis mehr, wenn's draußen so lieblich zu tönen anfängt. Ich verstehe darunter die wirklichen Bekehrungen; denn das sind die rechten Lobgesänge. Die stillen Freudenklänge, tönend in den Herzen, die JEsum finden, - das sind Lobgesänge. So ein Geschwirr mit Geigen und Posaunen, mit Hörnern und Flöten, mit Pauken und sonst Instrumenten, sei's auch zu dem wunderschönen Liede: „Nun danket alle Gott,“ ist meist kaum ein Lobgesang zu nennen; denn es soll den Menschen zum Genuß, nicht Gott zu Ehren tönen. Indessen schon recht, daß man's auch tut. Aber ein eigentlicher Lobgesang ist's, wenn's im Himmel wiederhallt; und das geschieht bei den Engeln über einem Sünder, der Buße tut. Dergleichen Lobgesänge, die von neuen Erregungen und Bekehrungen zeugen, sollten mehr bei uns vorkommen, als man vor Augen sieht; und je mehr von außen her uns bekannt wird, wie oft die rohesten Heiden ihre Kniee vor dem HErrn beugen lernen, desto dringender ist das eine Aufforderungen uns, nicht zurückzubleiben, daß wir nicht die Letzten werden, oder gar draußen bleiben müssen.

Jene Lobgefänge von draußen her lehren uns auch aufmerken, in welcher Zeit wir stehen. Denn wenn einmal das Evangelium in der ganzen Welt wird verkündigt werden, - so sagt's uns der HErr JEsus, - dann kommt das Ende. Wir sind demnach noch zu keiner Zeit, von den Tagen der Apostel her, dem Ende so nahe gewesen, als jetzt, weil zu keiner Zeit das Evangelium so weit ausgebreitet gewesen ist, als sich's jetzt ausbreitet. Darum wollen wir unsrerseits nichts versäumen, daß wir mit unter den Sängern seien, d. h. unter den Bekehrten, und mithelfen, daß der Sängerchor sich vergrößere, wie draußen, so auch in unseren Kreisen.

Mel. Lobe den HErren, o meine Seele. Lobet den HErren, lobt, alle Heiden, Und alle Völker, preiset Ihn! Lasset ertönen das Lob mit Freuden, Daß es erschall' zum Himmel hin, Denn Gnad' und Wahrheit Er uns beut Von nun an bis in Ewigkeit. Hallelujah !


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Wir hören Lobgesänge vom Ende der Erde

Dies Kapitel ist von unvergleichlicher Erhabenheit. Zuerst beschreibt der Prophet die allgemeine Verwüstung, die über die damalige Welt kommen sollte, durch die ruchlosen Verheerungen Nebukadnezars, der alles verderben und umstürzen würde. Er sagt, das Land stehe jämmerlich und elend da, und die Höchsten im Volk nehmen ab. Die entheiligte Erde stöhnt in bitterem Weh, unter der Last der schweren Sünden der Menschen, die das Gesetz übertreten, die Gebote ändern und den ewigen Bund ihres Gottes fahren lassen. Alle Freude ist dahin, das Jauchzen des Landes hat ein Ende. Nun ändert sich das Bild, und unsere Gedanken werden abgelenkt von dem Gericht und der Strafe über die Gottlosen, zu dem seligen Los des Volkes Gottes. Wir werden hingewiesen auf den Herrn Zebaoth, der auf dem Berge Zion und zu Jerusalem regiert, vor seinen Ältesten in der Herrlichkeit. Alle die dieses sehen, müssen erkennen, dass es ein Volk unter solchem Könige gut hat. Indem die Menschenkinder dieses Bild betrachten, und ihr Elend vergleichen, mit dem Licht und der Freude des Volkes Gottes, erheben sie ihre Stimme und singen. „Sie erheben ihre Stimme und rühmen, sie jauchzen vom Meere her, über die Herrlichkeit des HErrn.“ Wenn die Morgenröte sie bestrahlt, werden sie Ihn preisen; vom Ende der Erde werden Lobgesänge erschallen, und im Tone wonnevollen Entzückens wird es wiederklingen: „Ehre, Ehre dem Gerechten!“

Wie wahr ist doch dies alles! Zu unserer Erziehung, damit wir befähigt werden, anderen zu dienen, werden wir oftmals durch Feuerproben geführt; aber immerhin ist es wohl bestellt um uns. Uns gehört der Friede Gottes, – uns die Erkenntnis, dass alles nur Liebe ist, – uns die Erwartung jenes Morgens, dessen Licht nie mehr getrübt werden wird.