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Predigten zu Jeremia 49,8
Verkriechet euch tief
Ursprünglich sollten diese Worte die Edomiter auffordern, den Schatten undurchdringlicher Wälder aufzusuchen und sich in die Verborgenheit der Höhlen und Felsenlöcher zurückzuziehen. Je tiefer ihr Bergungsort wäre, desto besser würde es für sie sein, wenn der Sturm des Krieges über ihr Land herbrausen würde. Auch wir sollen uns bergen:
1. In den tiefen Frieden Gottes
Dieser Friede ist so tief und selig, dass er nicht erklärt noch ergründet werden kann. Wer sich da hinein flüchtet, kann nicht verfolgt noch umgebracht werden von den unbarmherzigen Wölfen der Sorge. Weltmenschen können das Geheimnis des Friedens nicht verstehen; aber der Gläubige findet den Weg dahin und bleibt in diesem seinem Bergungsort. Gleich seinem Meister schläft er im Schifflein, während der Sturm die Wellen peitscht.
2. In tiefer Gemeinschaft mit Gott
Birg dich in Gott. Mache dich fort aus dem hastigen Treiben um dich her, und versenke dich in die stille Gottesnähe. Die Rhone verliert allen ihren Schlamm in den tiefen, klaren Fluten des Genfersees. – Dazu genügen aber einige hastig gesprochenen Bitten nicht. Es ist zuweilen nötig, einen ganzen Tag zu steigen, ehe man das Herz des Gebirges erreicht.
3. In tiefer Seelenstille
Lebe nicht nur nach außen hin, und bleibe nicht im äußeren Vorhof des Tempels stehen. Gehe hinein; dort, wo Gott deiner wartet. Sammle dich. Ob die Welt außer dir auch voll Lärm und Unruhe ist, so trachte du darnach, stille zu sein. Die Seele kann nicht gesund bleiben, wenn sie die Zeiten nicht innehält, da sie in Einsamkeit vor Gott steht. Wie wichtig es ist, sich zu üben in dieser stillen Zurückgezogenheit zum Gebet, können wir schon, abgesehen von der eigenen Erfahrung, daraus erkennen, dass der Versucher so viele Künste anwendet, um uns davon abzuhalten.