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Predigten zu Jeremia 39,18
Zitate von Christoph Blumhardt anzeigen
Obige Worte werden zu Ebedmelech, dem Mohren, gesprochen. Dieser Mohr hatte den Jeremia, den man aus Haß in eine Brunnengrube geworfen, da er leicht hätte umkommen können, mit besonderer Liebe und Anstrengung wieder herausgezogen. Niemand hatte sich des Propheten erbarmt; nur der Mohr, ein Kämmerer, half ihm. Weil er aber das tat aus großem Mitleiden mit Jeremia, den er als einen Knecht Gottes liebte und ehrte, so läßt ihm der HErr sogen, er werde bei der Zerstörung Jerusalems, die bald darauf erfolgte, fein Leben wie eine Beute davon bringen.
So gewinnen's die Mohren vor den Weißen. Viele Schwarze und Braune werden einmal ihr Leben herausgerettet haben, während Andere unseres Geschlechts, die ihrer Farbe, ihrer Bildung, ihrer gesellschaftlichen Stellung sich rühmten, nebenhin stehen müssen, oder gar verloren gehen. Wie stolz waren doch damals die Juden in der Stadt, die Fürsten und die Edlen, und alle, die sich zu Abrahams Samen rechneten, daß sie meinten, eher werde der Himmel einfallen, als daß sie würden in der Heiden Hände übergeben werden und umkommen! Sie sind aber alle mit geringen Ausnahmen entweder niedergemacht worden, wie bei Weitem der größte Teil, oder in die Gefangenschaft fortgeführt, weil sie unter andern Sünden auch die Propheten nichts geachtet hatten. Unter dem entsetzlichen Würgen jedoch trägt der Mohr, der am königlichen Hofe war, also der Gefahr besonders ausgesetzt, sein Leben wie eine Beute, d. h. wie aus dem Tode herausgebeutet, davon, weil er dem HErrn vertrauet hatte.
Des Mohren Gottvertrauen aber, - merken wir's uns, - hat er nicht bloß im Munde geführt, sondern mit der Tat bewiesen, mit einem Wagnis. Denn der Mohr setzte sich mit seinem Vorhaben, den Propheten zu retten, dem Haß aller Fürsten ans, die eben den Jeremia hatten in die Grube werfen lassen, und hätte können ohne Weiteres von diesen getötet werden. Er hatte also, indem er den Propheten rettete, sein Leben dran gewagt, so aber aus der Todesgefahr sein Leben erbeutet. Wer dem HErrn vertraut mit Verleugnung und Aufopferung, mit eigenem Wagnis, der ist's, der unter allen Umständen vom HErrn angesehen wird; und handelt sich's bei ihm um Leben oder Tod, so ist ihm das Leben gewiß, auch wenn er's zeitlich verliert. „Denn wer sein Leben verliert, um meinetwillen,“ sagt der HErr, „der wird es gewinnen.“ Freundlich ist der HErr dem, der auf Ihn trauet, wie es hier der HErr selbst sagt, indem es heißt: „Darum, daß du Mir vertrauet hast.“ Denken wir auch an den Gerichtsspruch am jüngsten Tage: „Was ihr Einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr Mir getan.“
Mel. Nun ruhen alle Wälder. Der HErr kennt die Gerechten; Er ist mit Seinen Knechten. Die in Versuchung sind. Er weiß es, was sie beten, Und weiß sie zu erretten. Wo Niemand eine Ausflucht find't.
Darum, dass du mir vertrauet hast
Was kann das Vertrauen nicht alles bewirken? Es ruft die wunderbarsten Beweise der zarten und doch so mächtigen Fürsorge Gottes für uns hervor. Wer könnte seiner Liebe gegen den, der sich Ihm anvertraut, Schranken setzen? Die ganze Stadt war dem Blutvergießen und dem Feuer preisgegeben; die größte Verwirrung herrschte überall. Keine Zufluchtsstätte öffnete sich den unglücklichen Juden, die von den rohen Soldaten von Haus zu Haus, von Straße zu Straße verfolgt wurden. Und doch – weil Ebedmelech auf Gott vertraute, und seinen Glauben durch die liebende Fürsorge für den Propheten an den Tag legte, so wurde er nicht in die Hand der Menschen übergeben.
Vielleicht stehen einige, die diese Worte lesen, eben in großer Furcht. Sie liegen unter den Löwen, unter Menschen, deren Zungen scharfe Schwerter sind (Ps. 57,5). Diese sollen ihr Vertrauen setzen auf den lebendigen Gott, und fortfahren jeden Tag Ihm, in seinen Knechten, zu dienen. Es genügte nicht, ein Seil herabzulassen in die Grube, um dem Propheten herauszuhelfen; die Liebe Gottes gab es Ebedmelech in den Sinn, alte vertragene Lumpen um das Seil zu wickeln, damit die zarte Haut unter den Armen nicht leide (Jeremia 38,11.12). Wenn Gott uns zu Hilfe kommt, so umhüllt Er stets das raue Seil mit weichen Lappen. Lasset uns Ihm hierin ähnlich werden.
Wir müssen Gott mehr Vertrauen schenken. Es gleichen gar viele dem alten Steinhauer, der zum Besitz eines großen Gutes gelangte, aber sich mit der Pförtnerswohnung begnügte. Als ein alter Freund ihn besuchte, um ihn zu beglückwünschen da sagte er: „Hier steht alles aufgezeichnet in diesen Akten; aber ich kann es noch nicht glauben. Lasset uns Besitz ergreifen von unserem Eigentum, dann werden wir erfahren, was Gott alles tun wird denen, die Ihm vertrauen.