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Predigten zu Jeremia 38,20
Gehorche, so wird dir's wohl gehen, und du wirst lebend bleiben
Von manchen Christen kann es kaum gesagt werden, dass ihre Seelen leben; sie existieren, aber sie gedeihen nicht. Die Nahrung der Seele besteht teils aus dem Worte Gottes; aber auch teils aus Gehorsam. Indem wir gehorchen, werden wir genährt; denn unser Meister sagt: „Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk“ (Joh. 4,34). Dieselbe Wahrheit wird hier angedeutet: wenn wir der Stimme des HErrn gehorchen, so geht es uns wohl und unsere Seele gedeiht.
Die Stimme Gottes spricht zu uns aus den Blättern seines Buches. Wir wollen das nicht als seine Stimme anerkennen, was nicht aus der Schrift an uns herantritt, oder nicht durch sie bestätigt ist. Aber sehr sorgfältig wollen wir Gottes Wort gehorchen, so weit wir es verstehen, auch dann, wenn es, wie bei Zedekia, den Eingebungen der Klugheit und der Vernunft zu widersprechen scheint. Es ist weit besser, auf Gottes Seite zu stehen, wenn auch mit der Minderzahl, als dass große Scharen Gottloser uns Beifall zollen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich vor Jahren an einem Herbstmorgen das Schlafzimmer eines teuren Gottesknechtes betrat, und an den weit herabgebrannten Kerzen merkte, wie lange er sich schon mit dem Worte Gottes beschäftigt hatte. Ich fragte ihn nach dem Gegenstand seiner Forschung. Da sagte er mir, seit 4 Uhr habe er die bestimmten Befehle des HErrn nachgesucht, um sich zu vergewissern, ob er nicht den einen oder den anderen mit Bewusstsein vernachlässigt habe. Es ist überaus traurig, heutzutage sehen zu müssen, wie so viele versäumen, des HErrn Gebote zu halten, in den Vorkommnissen des täglichen Lebens. Sie kennen den Willen ihres HErrn; aber sie tun ihn nicht.