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Predigten zu Hosea 9,7
Zitate von Jakob Kroeker anzeigen
"Es kommen die Tage der Heimsuchung, es kommen die Tage der Vergeltung! Erkennen wird Israel alsdann, ob ein Narr der Prophet, ob ein Wahnsinniger der Mann des Geistes sei!"
Durch diese ergreifenden Schilderungen sucht der Prophet seinem Volke den ganzen Ernst seiner geschichtlichen Stunde vor die Seele zu führen. Er erreichte jedoch nicht, was seine Gerichtsbotschaft erreichen sollte. Im Gegenteil, sie trug ihm jene Leiden ein, die jede höhere Offenbarung in ihrem Dienst zu erdulden hatte. Das Licht wurde Finsternis genannt, die Wahrheit galt als Lüge, der Prophet Gottes ein politischer Narr und Demagoge. Aber wenn die Tage der Heimsuchung und Vergeltung gekommen sind, alsdann wird Israel erkennen, ob der Prophet ein Narr gewesen ist und ob der Mann des Geistes ein Wahnsinniger war.
Denn unter diesem Urteil stand der Dienst des Propheten. Und vom rein weltlichen und machtpolitischen Standpunkte aus war es tatsächlich eine wahnsinnige Anmassung des Propheten, die großen Fragen der Politik mit ihren Notwendigkeiten besser beurteilen zu wollen, als es die verantwortlichen Träger des Nordreiches zu tun vermochten. Es war doch gewiss nicht die Absicht der politischen Leitung, das Land ins Verderben zu stürzen, den Staatskörper bewusst zerschlagen zu lassen, dem Volk durch die großen Weltmächte Heimat und Freiheit nehmen zu lassen. Und doch lebte man in jener großen Täuschung, die mit dem Gericht enden musste, dem man zu entfliehen hoffte. Man rechnete eben nicht mit jenen unsichtbaren Geschichtsfaktoren, die außerhalb der politischen Berechnung und staatsmännischen Klugheit liegen: mit Gottes verborgener Weltregierung! Innerlich dem Wesen der Weltvölker gleich geworden, muss die Geschichte Israels wieder in Ägypten und Assur enden.
Auch hinter jeder noch so stark betriebenen Nationalpolitik gibt es eine sich auswirkende Gerechtigkeit und Heiligkeit, der sich kein Volk auf die Dauer entziehen kann. Gott lässt sich im Blick auf das Kommen seiner Königsherrschaft von keiner Weltmacht Schranken ziehen. Er ist stark genug, auch jede Auflehnung einer Weltmacht so auszunutzen, dass sie zum Gericht für sich selbst und zu einem Segen für das Kommen seines Königreiches werden muss. Von uns aus gesehen erscheint die ganze Weltgeschichte daher als ungeheurer Wirrwarr. Die Menschheit als Gesamtheit schafft eine Geschichte, die niemand mehr verstehen kann. Von Gott und dem Kommen seiner Königsherrschaft aus gesehen, ist nichts zwecklos. Wenn Gott nicht Herr auch des Weltgeschehens wäre, dann wäre unendlich vieles völlig sinnlos. Als Herr der Geschichte zieht Er aber auch das Sinnlose der Menschheit mit in sein Walten hinein, um durch alles hindurch die Grundlagen für sein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens vorzubereiten.
Zitate von Hermann Bezzel anzeigen
Die Zeit der Heimsuchung ist gekommen.
Christus hat mit uns allen eine ganz eigene Seelsorge treiben wollen, dass wir die Zeit der Heimsuchung erkennen und endlich das Kleine klein und das Große groß nennen möchten. Klein ist alles das, was du hergeben musst, groß ist alles das, was du nie hergeben sollst. Klein ist Ehre, Ansehen, Lob, Erfolg, Glück. Klein ist alles das, was dein Herz nicht von sich selbst befreit, sondern beschwert, ängstigt, innerlich unfrei und unfroh macht. Klein ist alles das, was in der Todesstunde als eine dich hemmende und hindernde Gefahr verschwinden muss, wenn du selig werden willst. Es ist jetzt alles nicht mehr so bedeutend als Einkehr in mich selbst, Abkehr von meinen Göttern und heimkehr zu meinem Herrn. So reich könntest du sein und so arm bist du geblieben, denn das Kleine ist dir groß, das Große ist dir klein.
Es kommen Tage der Heimsuchung, es kommen Tage der Vergeltung: das soll Israel erfahren. Ein Narr ist der Prophet, ein Wahnsinniger der Mann des Geistes; so sehr hat die Ungerechtigkeit und die Anfeindung überhand genommen.
Hosea weissagte in den Zeiten tiefen Zerfalles; Israel ging mit raschen Schritten seinem Untergang entgegen? Schon Israels erster König Jerobeam legte den Grund zu dem kommenden Untergang durch Einführung des Götzendienstes, der dann unter der gottlosen Isebel im Baalsdienst seinen Höhepunkt erreichte. Ein gottloses Volk kann nicht bestehen, es muss zu Grunde gehen, und so musste Hosea von den Tagen der Vergeltung und Heimsuchung reden. Merken wir nicht auch etwas von herannahendem Gewittersturm über unser Volk? Die Gottlosigkeit hat überhand genommen; ein großer Teil der Gebildeten hat dem Herrn den Rücken gekehrt, und die Ungebildeten machen es ihnen nach. Geiz, irdischer Sinn, Fleischeslust und Genusssucht, Frechheit und Ungehorsam unter der Jugend und unter den Alten hat einen hohen Grad erreicht. Dennoch ist man hochmütig. Kann da Gott schweigen? Ein Narr ist der Prophet heißt es auch jetzt wieder; ein Wahnsinniger, ein Dummkopf der Mann, der vom heiligen Geiste redet. Ein großer Teil des Volkes ist nur auf das Sinnliche gerichtet und verlacht und verspottet das Himmlische. In einer Flut von schlechten Schriften wird das Heilige bewitzelt und lächerlich gemacht, und Tausende verschlingen dieses Gift mit Wohlbehagen. Darum ruft Gott auch uns zu: es kommen Tage der Heimsuchung und Vergeltung. Machen wir uns darauf gefasst denn diese Tage werden für die welche Jesu Jünger sind und dem Lamme nachfolgen, Tage der Trübsal sein. Bitten wir deshalb den Herrn dass wir uns dann erweisen mögen als solche, die ihr Leben nicht lieben bis an den Tod und nicht verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat mit Seinem teuren Blut.
O Gott! Du hast Geduld; aber Du bist auch ein heiliger Gott und suchst die Sünden heim. Bereite uns zu auf die kommenden Gerichte und rette noch viele. Amen