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Predigten zu Hiob 5,17

"Siehe, glückselig der Mensch, den Gott straft! So verwirf denn nicht die Züchtigung des Allmächtigen."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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In diesem schönen Spruch, obwohl ihn Eliphas, Einer der leidigen Tröster Hiobs spricht, liegt die große Wahrheit, daß der selig sei, den Gott strafe, und daß derselbe also sich die Züchtigung demütig gefallen lassen müsse. Solches bestätigt auch der Brief an die Hebräer, darin es heißt (12,6): „Welchen der HErr lieb hat, den züchtiget Er“, begreiflich, wenn er es verdient hat; denn sonst schlägt der HErr nicht nur so drein. Auch so viel ist wahr, daß jeder für sich drauf kommen und darum sich fragen muß, wenn er zu leiden hat, ob er es nicht in etwas verschuldet hätte, ob es nicht eine Strafe, mindestens eine Lection für ihn sein solle. Mit solcher Selbstuntersuchung müssen wir's immer ernst nehmen.

Wenn aber der Gestrafte selig gepriesen wird, so zeigt uns das, daß wir uns in Acht nehmen sollen, nicht gleich zu denken, Gott habe uns verlassen und wolle keine Gnade mehr erzeigen, wie wenn die Trübsal Beweis einer ewigen Ungnade wäre. Da sieht's aus, als ob Gott gar nicht strafen, sondern alles nur so hingehen lassen sollte, wenn man Ihm eine Züchtigung gleich so übel auslegt, wie's ungeratene Kinder machen. Dagegen hast du's als eine Gnade zu achten, wenn du gestraft wirst, und darfst du dich selig preisen, wenn Gott sich die Mühe mit dir nimmt, durch Züchtigungen dich zurechtzubringen, weil ja das nur dein Heil und deine Seligkeit zur Folge hat. Frage dich also immerhin, wenn Trübsal da ist: „Was meint Er, mein lieber Heiland? was ist Seine Absicht mit mir? Wofür züchtigt Er mich?“ aber ohne andere Gedanken in dir aufkommen zu lassen, als daß Er Heilspläne mit dir habe. Insbesondere vergiß nicht, daß der HErr verletzt und verbindet, verwundet und heilet. Das Verbinden und Heilen aber tut Er am Liebsten bei denen, die sich selbst prüfen und strafen unter den Züchtigungen, die Er mit ihnen vornimmt.

Zusatz: Der schöne Spruch ist, wie oben bemerkt, von Eliphas, einem der Freunde Hiobs, die nicht angenehm tröteten. Deswegen, weil das ganze Buch Hiob ein gar fein geschrieben nes Buch ist, muß selbst bei solchem Wort etwas zu finden sein, daran man merkt, daß es nicht ganz richtig ist. Das minder Richtige nun liegt hier darin, wenn Jemand dem Andern, der eben in großer Trübsal sich befindet, es so schnell und unumwunden darlegt, daß, was ihn betroffen, nur Strafe und Züchtigung sei. Daß Eliphas dem Hiob gleichsam vorpredigt: ,,Siehe, selig bist du, daß dich Gott straft und züchtigt, nämlich für deine Sünde,“ - das war lieblos. Das soll Einer dem Andern, selbst wenn er wirklich etwas Namhaftes von ihm weiß, geschweige denn, wenn ihm nichts der Art bekannt ist, nicht vorhalten; er soll anders zu trösten wissen. Denn das macht das Leiden viel größer, wenn der Leidende darunter hinein denken muß. „Was halten jetzt die Andern von mir?“ Daher, so wahr das Wort ist, wenn es frei gesagt wird. „Siehe, selig ist der Mensch, den Gott strafet, darum weigere dich der Züchtigung des Allmächtigen nicht!“ - so wahr dieses Wort ist, allgemein gesprochen, so wenig dürfen wir's gemütlos und richterisch einem Andern, der gerade in großer Trübsal ist, vorsagen, wie wenn wir die Gerechten wären, und der Leidende der Ungerechte. Da merken wir's, wie man auch mit schönen Sprüchen Jemanden wehe tun kann.

Ganz anders ist's freilich, wenn ein Leidender selbst drauf kommt, daß er's für eine Strafe hält, und von selbst sein Herz ausschüttet, wohl auch seine Sünde bekennt. Da kann man brüderlich und seelsorgerlich dem Bekümmerten sein Herz erleichtern, wenn man ihm tröstend zuruft. „Schätze dich glücklich, daß der HErr deine Sünde heimsucht, soll's ja nur zur Rettung deiner Seele dienen.“ Denn dann spricht nicht Eigenliebe und Richtersinn auf Seiten des Trösters, sondern das Mitgefühl, das sich etwa darunter selbst mit anklagt.

Mel.Schwing dich auf zu. Kinder, die der Vater soll Ziehn zu allem Guten, Die geraten selten wohl, Ohne Zucht und Ruten. Bin ich denn nun Gottes Kind, Warum will ich fliehen, Wenn Er mich von meiner Sünd' Will aufs Gute ziehen?