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Predigten zu Hiob 5,18
Er verletzet und verbindet; er verwundet und seine Hand heilet.
Wenn Gott uns verletzet, so tut er es nicht, wie ein Feind, der etwa jemand überfällt, ihn im Hass verletzet und dann fliehet. Er verletzet und verbindet. Gewöhnlich verletzet er uns an einer vorher kranken Stelle, die geöffnet werden muss, um das Gift heraus zu lassen. Wir haben Schäden, die uns mehr oder weniger unklar, unbekannt sind. Um uns auf dieselben aufmerksam zu machen, lässt uns Gott durch einen Menschen verletzen, und durch diese Verletzung wird das Gift der Empfindlichkeit, des Ehrgeizes, des Zornes, des Neides offenbar in einer Weise, wie der Verletzte es vorher nicht geahnt hat. Er erschrickt und schämt sich. Zuerst meinte er, ein böser Mensch habe ihn verletzt; unter der Wirkung des heiligen Geistes wird es ihm aber klar, dass sein treuer Arzt den Menschen senden musste, dass die Verletzung die größte Wohltat ist, weil sie den Krankheitsstoff an die Oberfläche führte und der barmherzige Samariter nun verbinden kann. O, dass man solch Verletzen immer verstände! Wie viele tausend Segnungen gehen verloren, weil man in diesem und jenem Verletzen des himmlischen Arztes Hand nicht sieht. Er verwundet und seine Hand heilet. Die Verwundeten kommen in Pflege, vielleicht in das Hospital. Geht es leidlich, so ruft man den Arzt nicht; nur in Krankheitszeiten wird er Hausfreund. Wenn der Heiland, den wir eben täglich brauchen, merkt, er ist nicht mehr recht Hausfreund, man wird zu selbständig ihm gegenüber, so verwundet er, damit man ihn wieder brauche, täglich mit ihm in persönliche Berührung komme und seiner Pflege wieder recht froh werde. Wie heilsam sind doch solche Verwundungen! Wie lernt man dafür danken, weil sie zum Gesunden führen, sie bringen in Abhängigkeit von Jesu.
Habe Dank! Du himmlischer Arzt für all Dein Verletzen und Verwunden, für all Dein Verbinden und Heilen. Amen
Er verletzt und verbindet; Er zerschlägt, und seine Hand heilet
Hast du vor kurzem diese Erfahrung gemacht? Bist du durch die schwere Rute der Zucht verletzt, durch die Nägel eines Kreuzes verwundet worden? Blicke dabei ja nicht auf äußere Ursachen. Menschen mögen als Werkzeuge gedient haben; aber Gott hatte sie in seiner Hand. Der Kelch wurde vielleicht von einem Judas dargereicht, aber der Vater hat es zugelassen; deshalb ist es der Kelch, den dir der Vater zu trinken gegeben hat. Solltest du ihn nicht trinken? Wie lieb muss Er dich haben, dass Er es wagt, dir einen so schweren Schlag zu versetzen, worunter deine Liebe und dein Vertrauen, die Er doch so unendlich schätzt, so leicht ins Schwanken geraten könnten? „Achte nicht gering die Züchtigung des HErrn, und verzage nicht, wenn du gestraft wirst; denn welchen der HErr lieb hat, den züchtiget Er, und Er stäupt einen jeglichen Sohn, den Er aufnimmt.“
Schaue nicht zurück auf das, was du gelitten hast; blicke vorwärts, aufwärts! So gewiss Er dich verletzt hat, wird Er dich auch verbinden; so bald Er dich verwundet hat, beginnt seine Hand schon, dich zu heilen. Achte auf die Heilmethode der Natur. Wo eine schaurige Ruine sich erhebt, ein Abgrund gähnt, da fängt sie an ihre reichen Girlanden zu winden, mit Moos und Efeu die Risse zu verdecken. Sowie am Fleisch eine Wunde entsteht, so beginnt auch sofort das Blut seinen Heilungsprozess; also auch, wenn sich im Schmerz dein Herzblut zu ergießen scheint, so hat Gott schon angefangen zu verbinden, und zu heilen. Vergegenwärtige dir jene lieben, zarten Hände, die den Himmel ausgebreitet haben, die einst die geschlossenen Augen der Blinden berührten; sie werden auch dich heilen. Vertraue dich Ihm an; seine Liebe hat kein Ende, und Er wird keinen verlassen, der sein Vertrauen auf Ihn setzt.