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Predigten zu Hebräer 11,8

"Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Durch den Glauben ward gehorsam Abraham, da er berufen ward, auszugehen in das Land, das er ererben sollte; und ging aus und wusste nicht, wo er hinkäme."

Die Heilige Schrift berichtet kurz nacheinander das Geschick der Erbauer des babylonischen Turmes und des Erzvaters Abraham. Erstere wollten in glänzendem Aufstieg sich einen unvergänglichen Namen machen und wurden elend zuschanden. Abraham ging, von Gott geführt, einen Weg, der nach menschlichem Ermessen ins graue Elend führen musste. Aber Gott machte ihm einen Namen, der bis heute in der ganzen Welt bekannt und geehrt ist als der Name eines Fürsten im Himmelreich, eines "Freundes Gottes" (Jak. 5, 23). In Abrahams Leben finden sich noch mehr wunderbare Gegensätze, im Sinne von 2. Kor. 6, 9: "Unbekannte und doch bekannt, Traurige und doch allzeit fröhlich, Arme, die doch viele reich machen." - Abraham war ein Mensch, der leicht daheim und doch schwer daheim war. Er war leicht daheim. Wenn Gott ihm befahl, auszuwandern, so gehorchte er und hatte schnell eine neue Heimat gefunden. Er brauchte dazu weder ein eigenes Haus, noch gute Freundschaft und Bekanntschaft unter den Menschen. Er brauchte nur e i n s: die Gewissheit, dass Gott ihn an den Platz gestellt habe, wo er stand. Mit dieser Gewissheit im Herzen waren alle Entbehrungen der Fremdlingschaft ihm belanglos. Mit seinem Gott konnte er im einsamsten, fernsten Lande daheim sein. - Andererseits aber war Abraham auch schwer daheim. Er nannte sich "Gast und Fremdling auf Erden" (Hebr. 11, 13). Er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, deren Schöpfer und Baumeister Gott ist (Hebr. 11, 10). Obwohl Abraham großen Reichtum erhielt und öfter lange am gleichen Ort wohnen blieb, wurde er doch hier unten nie heimisch. Abraham ist der Stammvater derer, die erst dann zu Hause sind, wenn sie im oberen Jerusalem anlangen.


Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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Das Leben des Glaubens beginnt mit der Bereitschaft, alles loszulassen, was Gott missfällt.

"Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme"

Abraham ist das klassische Beispiel für das Leben im Glauben. Als Vater des jüdischen Volkes war er das klarste Beispiel für den Glauben, das dem Schreiber des Hebräerbriefes zur Verfügung stand. Allerdings mussten die Menschen, an die dieser Brief geschrieben wurde, verstehen lernen, dass Abraham mehr als ihr Stammvater war; er war unter anderem auch der Vater aller, die im Glauben an Gott leben (Röm. 4,11).

Im Gegensatz zu der verbreiteten Meinung unter den Juden des ersten Jahrhunderts, hatte Gott den Abraham nicht wegen dessen eigener Gerechtigkeit erwählt. Als Gott ihn berief, war er ein sündiger Mensch in einer götzendienerischen Gesellschaft. Seine Heimat war das chaldäische Ur, das im alten Mesopotamien zwischen Euphrat und Tigris liegt.

(Gottes Berufung wird in 1. Mose 12,1-3 geschildert: "Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in das Land, das ich dir zeigen werde! Und ich will dich zu einer großen Nation machen und ich will dich segnen und ich will deinen Namen groß machen und du sollst ein Segen sein! Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!"

Achte auf Abrahams Reaktion: "Und Abraham ging hin, wie der Herr zu ihm geredet hatte" (Vers 4). Er hörte zu, vertraute und gehorchte. Seine Pilgerreise begann, als er sich von den Freuden seines heidnischen Landes getrennt hatte, um dem Plan Gottes für sein Leben nachzukommen.

So ist es auch mit dir, wenn du ein Mensch des Glaubens bist. Du musst sündige Vergnügungen verlassen, wenn du Christus nachfolgen willst. Und wenn die Liebe zu Christus wächst, nimmt im gleichen Maß das Verlangen nach weltlichen Vergnügungen ab.

Ich bete dafür, dass du beständig danach trachtest, in allem den Willen Gottes zu erfüllen und stets die Freude und die Sicherheit geniesst, die der Nachfolge Christi entspringen.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Die Überzeugung kann da sein, dass man nur den lebendigen Gott anbeten soll. Das Evangelium von der Gnade kann man vernehmen und ihm beistimmen, aber der Berufung Gottes in Wahrheit gehorchen, das bringt kein Mensch fertig; da sind tausend Bande, die festhalten, Gold, Silber, auch eiserne und eherne Bande, Bande, die man selbst verdammt; und davon befreit, bindet man sich selbst damit wieder fest. Der Mensch kann keiner Berufung gehorchen zu dem hin, das nicht gesehen wird, das er nicht zusammenfassen kann mit Vernunftschlüssen.

Im Glauben hat Abraham gehorcht, im Glauben zog er hin in ein Land, das er nicht kannte, im Glauben, d. i. an der Hand des heiligen Geistes. Wo der Geist wirkt, wo das Wort vernommen wird, da frage ich die Seele, die bis dahin festgehalten war in Banden, ob es nicht Zeit sei, Buße zu tun des Ungehorsams wegen. Der wahre Gehorsam steht nicht in dem Willen des Menschen, sondern in der Erkenntnis: ich habe Schuld und Sünde, ich bin des Todes, ich bin in der Stadt des Verderbens, – und bleibe ich in diesen Banden, dann komme ich in diesen Banden um. Was frage ich nach allem Gehorsam, nach allem Gesetz und Gebot, der Herr verlangt e i n e n Gehorsam. Was ist dieser Gehorsam? dass ich ihm überlasse, wo es hinaus soll, dass ich ihm meine Sünde und Schuld übergebe und annehme seine Gerechtigkeit, seine Gnade und das Erbe.

Wie Gott mich führt, so will ich gehn
ohn alles Eigenwählen;
geschieht, was er mir ausersehn,
wird mir's an keinem fehlen.
Wie er mich führt, so geh' ich mit
und folge willig Schritt für Schritt
in kindlichem Vertrauen.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Durch den Glauben ward Abraham gehorsam ... . durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen."

Abrahams Name leuchtet hell hervor in der Reihe unserer Ahnen, stellt ihn doch die Schrift an vielen Stellen als Vorbild des Glaubens dar und ermahnt uns, seinen Fußstapfen nachzufolgen. - Vier besondere Wirkungen seines Glaubens werden uns angegeben.

Durch den Glauben ward Abraham gehorsam. - Gehorsam ist stets die erste Folge des Glaubens. Wer Gottes Aussprüche über Sünde und Gnade, über Tod und Leben, über seine unendliche Liebe und über die Gefahr des Fernbleibens glaubt, der folgt seinem Ruf und kommt zu ihm. Und wer ihm dann im Glauben anhangt, verspürt den Trieb und erhält die Kraft, in großen und kleinen Dingen seinen Willen zu tun. Gehorsam sein ist seine Freude und seines Lebens Interesse.

Durch den Glauben ward Abraham ein Fremdling. - Er zog aus von seinem ursprünglichen Vaterland. Wer sich im Glauben mit Gott verbindet, tritt damit tatsächlich in eine andere, höhere Welt. Wohl geniesst er, und zwar reiner als zuvor, die Gottesgaben von irdischer Liebe, Naturschönheit, Kunst und Wissenschaft. Aber sie fesseln ihn nicht. Er fühlt es tief: "Meine Heimat ist droben". Er ist wie Abraham ein Fremdling, und sucht jene Stadt, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.

Ich bin zufrieden, dass ich die Stadt gesehn, Und ohn' Ermüden will ich ihr näher gehn Und ihre hellen, goldnen Gassen Lebenslang nicht aus den Augen lassen.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Gott hatte mit Abraham geredet, und weil der Patriarch dem Wort Gottes glaubte, rechnete Er es ihm als Gerechtigkeit an (1.Mose 15,6). Brauchen wir mehr, die wir dem Herrn nachfolgen wollen? Der Ruf Gottes ist eine Sache des Glaubens und nicht des Gefühls. Von Abraham wird gesagt, daß er gehorchte und auszog, ohne zu wissen, wohin er kommen werde. Der Glaube steht nicht still; er handelt, er gehorcht. Er stellt keine Berechnungen an, sondern ist einverstanden mit einer ungewissen Zukunft, weil er sich der unwandelbaren Treue Gottes gewiß ist. So ist es ja auch mit unserer Errettung. Sie ist gewiß, weil Gott etwas getan hat, um uns zu retten, und uns Sein Wort gegeben hat, um es uns zu versichern. Unsere Gewißheit beruht auf dem Werk Jesu Christi am Kreuz und auf dem Wort des Gottes, der nicht lügen kann. Darum ist sie unerschütterlich, auf Fels gegründet und kennt keine Schwankungen wie die religiösen Erfahrungen, die nur auf Gefühlen und vorübergehende Erregungen beruhen.

Der Glaubende folgt dem Ruf Gottes, indem er sich auf Seine Verheißungen stützt. Seine Gewißheit, von Gott gerufen zu sein, ist unerschütterlich. Er gehorcht und folgt seinem Gott mit Freude. Kindlicher Glaubensgehorsam kennzeichnet seine Beziehung zu seinem himmlischen Vater. Er entdeckt, daß Sein Joch sanft und Seine Last leicht ist, und findet so Ruhe für seine Seele. Das ist das ganze Gegenteil von der Gesetzlichkeit solcher Menschen, die ihre Willenskraft anstrengen; sie verwechseln Wollen mit Glauben, Gesetz mit Gnade. Auf dem Glaubensweg fühlt sich das Herz wohl; die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Wenn der Christ sich sicher ist in bezug auf den Willen Gottes für ihn, wenn er weiß, daß er an dem Platz steht, wo Gott ihn haben will, fürchtet er sich nicht, wenn er warten muß. Als Abraham in das verheißene Land kam, geriet er nicht in Aufregung. Er bemühte sich nicht, die Verheißungen Gottes selbst zu verwirklichen. Er begann nicht, die Grenzen des Landes festzulegen oder die Einwohner des Landes zu zwingen, seine Rechte anzuerkennen. Das alles war Gottes Sache. Aber Abraham baute seinen Altar. Der Herr schenke uns diesen Glauben, der eine Überzeugung von Tatsachen ist, die man nicht sieht (Hebräer 11,1)!