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Predigten zu Esra 9,1
Das Volk Israel hatte sich nicht abgesondert
Dieser Vorwurf war nur allzu wahr! Die Fürsten und Obersten vornehmlich hatten sich des großen Vergehens schuldig gemacht, sich durch Heirat mit den Völkern der umliegenden Länder zu vermischen. Es war dies umso betrübender, weil es Gottes Hauptzweck gewesen war, durch das läuternde Feuer der siebenzigjährigen Gefangenschaft, sein Volk zu reinigen von solchen Verbindungen und von dem Unheil, das die unvermeidliche Folge ihrer Sünde war. Der gute Esra war tief bekümmert und schüttete seinen Schmerz mit allen Zeichen orientalischer Heftigkeit vor Gott aus. Wir können hier etwas von ihm lernen. Es ist mit Wahrheit gesagt worden, dass die Gemeinschaft mit dem HErrn viele Tränen trocknet, aber sie ruft auch deren viele hervor; wir nehmen etwas auf uns selbst von der Bürde des Schmerzes, der das Herz des HErrn der Herrlichkeit bewegt.
Die Verbindung zwischen dem Volk des HErrn und der Welt wird eine immer engere, je näher wir dem Ende unsers Zeitalters rücken. In den Einrichtungen unserer Häuser, in unseren Vergnügungen, unserer Lektüre, unseren Gewohnheiten sieht man zwischen den beiden Lagern keinen großen Abstand mehr. Wenn noch irgend ein Unterschied zu bemerken ist, so liegt er in der gewissen Wehmut, womit Christen ihren Vergnügungen nachgehen, als erinnerten sie sich an etwas besseres. Aber wir anderen trauern nicht darüber, wir zerreißen unsere Kleider nicht; wir nehmen diesen Zustand nicht zu Herzen, als ob er uns persönlich anginge.
Folgen wir doch dem Beispiel Jesu, der die Gottesdienste des Tempels besuchte, den Staat anerkannte, Einladungen in vornehme Häuser annahm, – dessen Herz und Wort sich dabei aber beständig um den Vater drehte! Wie, wenn es dann auch bei uns dazu käme, dass wir hinaus getan würden, außerhalb des Lagers!
Die Juden überwältigten ihre Feinde
Ja, mein Freund, eine ähnliche Umkehrung wartet unser in nicht allzu ferner Zukunft! Jetzt hat der Gott dieser Welt samt seinen Nachfolgern noch Gewalt über uns, und sie können tun, was sie wollen mit den Knechten Gottes. Sie schlachten sie wie Schafe; sie verbrennen ihre Heimstätten und geben ihre Asche den Winden, und dabei hat es manchmal den Anschein, als ob Gott vergessen hätte, die Sache seiner Heiligen zu rächen. Aber die Stunde kommt, da der Allmächtige sich aufmachen wird zu unseren Gunsten; Er wird denen Macht gehen über die Nationen, die in Geduld seine Werke gehalten haben bis ans Ende. Lauschet den erhabenen Worten: „Siehe, ich werde geben aus des Satanas Schule, die da sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen sollen und anbeten zu deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebet habe.“ Wir werden kaum Worte finden, die sich besser anwenden ließen auf die Juden zur Zeit Mardochais und auf die Geschichte der Kirche Christi.
Ein bemerkenswerter Unterschied ist jedoch hervorzuheben: für die Feinde, die zuvor in blutgieriger Verfolgungswut nach dem Leben der Juden geschnaubt hatten, war der Tod bestimmt; aber die Kirche Christi sieht in der ihr verliehenen Macht nur das Mittel, den ihr Entfremdeten Heil und Leben zuzusichern. Nach seiner Auferstehung sprach der Heiland: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden; darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage.“ Und die Gemeinde Jesu, die durch Leiden zur rechten Hand der himmlischen Herrlichkeit erhoben wird, bittet: „HErr, behalte ihnen diese Sünde nicht, sondern erwecke dir aus unsern Verfolgern Sendboten, die dein Evangelium tragen bis an die Enden der Erde.“