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Predigten zu Esra 8,22
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
"Denn ich schämte mich, vom Könige Geleit und Reiter zu fordern, uns wider die Feinde zu helfen auf dem Wege. Denn wir hatten dem Könige gesagt: Die Hand unsers Gottes ist zum Besten über alle, die Ihn suchen, und seine Stärke und Zorn über alle, die Ihn verlassen."
In mancher Beziehung wäre ein Geleit für die pilgernde Gesellschaft sehr wünschenswert gewesen, aber ein heiliges Schamgefühl gestattete Esra nicht, darum zu bitten. Er fürchtete, es möchte sonst der heidnische König die Bekenntnisse und Zeugnisse seines Glaubens an Gott als blosse Heuchelei deuten, oder er könnte auf die Vorstellung geraten, der Gott Israels sei nicht imstande, seine Anbeter zu beschützen. Er konnte sich nicht dazu verstehen, sich auf einen fleischernen Arm zu stützen in einer Sache, die so augenscheinlich von Gott veranlasst war, und darum zog die Reisegesellschaft ohne sichtbare Beschützung aus, und hatte keine andre Hut als Den, der Schwert und Schild seines Volkes ist. Es ist sehr zu befürchten, dass nur wenige Gläubige einen so heiligen Eifer für Gottes Ehre in sich empfinden; selbst solche, die mehr oder weniger in einem Leben des Glaubens wandeln, beflecken bei Gelegenheit den Glanz ihres Christenwandels damit, dass sie menschliche Hilfe begehren. Es ist etwas so Seliges, wenn man keiner Stützen und Streben bedarf, sondern frei aufrecht steht auf dem Fels der Zeiten, gehalten vom Herrn allein. Könnten Christen in dem, was sie für den Herrn tun, noch Mithilfe von der Welt verlangen und wünschen, sobald sie dessen eingedenk bleiben, dass der Herr verunehrt wird, wenn sie für seine Sache die Hilfe der Weltmacht in Anspruch nehmen? - Gleich als ob der Herr den Bedürfnissen seines eignen Werkes nicht zu genügen vermöchte! Könnten wir so eilfertig bei Freunden und Verwandten Beistand suchen, wenn wir bedächten, dass der Herr verherrlicht wird durch unser festes Vertrauen auf seinen alleinigen Arm? Meine Seele, harre allein auf Gott. "Aber" spricht einer, "dürfen wir denn keinerlei Mittel gebrauchen?" Ganz gewiss; aber es fehlt bei uns seltener hieran, als vielmehr daran, dass wir törichterweise auf sie vertrauen, statt auf den lebendigen Gott. Wir gehen zu weit, wenn wir alle Menschenhilfe verschmähen; aber viele versündigen sich darin, dass sie dieselbe zu hoch stellen. Lerne, mein Lieber, den Herrn verherrlichen durch Weglassen aller kreatürlichen Hilfe, wenn du mit derselben den Namen des Herrn verunehren würdest."Die Hand unseres Gottes ist zum Besten über alle, die ihn suchen."
Kostbare Lehren schlichter, stiller Kraft gibt uns der große Schriftgelehrte Esra. Ihm war die Aufgabe zugefallen, das Volk Juda nach dem Exil wieder nach Jerusalem zu bringen. Schwierigkeiten türmten sich auf Schwierigkeiten. Feinde drohten von außen, Misshelligkeiten von innen. Aber er ging seines Weges unbeirrt weiter und erreichte sein Ziel. Was war das Geheimnis seiner Kraft? Er sah überall die Hand seines Gottes. Immer wieder treffen wir in dem Buche, das seinen Namen trägt, auf Spuren dieser guten, starken, heiligen Hand (Kap. 7, 6. 9. 28; 8, 18. 22). Sie war für ihn eine Realität; darum erzählt er auch in fast kindlicher Offenheit: Ich schämte mich, vom Könige Geleit und Reiter zu fordern.
Es kommt für uns alles darauf an, ob diese mächtige Hand für uns oder wider uns ist. Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Selig ist es, sich im Glauben voll Zuversicht in diese Hände zu legen (Hebr. 10, 31; Ps. 31, 6). Uns Kindern des Neuen Bundes erscheint diese heilige Hand in neuem, verklärtem Licht. Es ist eine durchgrabene Hand. Fliehe unter ihren Schutz! Bleibe in ihr verborgen! Suche sie in allen Lagen deines Lebens! Lass sie auch dir eine Realität sein!
Lass Deine große, starke, allwaltende Heilandshand auch über uns, Deinem Volke, sein zum Besten. Lass auch die Welt merken, dass Du eine Macht bist denen, die Dir vertrauen!