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Predigten zu Apostelgeschichte 12,22

"Das Volk aber rief ihm zu: Eines Gottes Stimme und nicht eines Menschen!"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Herodes tat eine Rede zu dem Volk.

Herodes besass ein einzigartiges Prachtgewand. Es war mit echten Gold- und Silberfäden durchwoben und funkelte herrlich im Glanz der leuchtenden Sonne. In diesem Königsmantel ließ er sich nieder auf seinen Thronsessel, tat seinen Mund auf und hielt eine große Rede an das Volk. Die Pomp- und Prachtentfaltung des Hofstaates, die gewiss nicht fehlende rauschende Musik und ganz besonders der Leuchtglanz des Königsmantels wirkte so bezaubernd auf die Maße des Volkes, dass zum Schluss der Rede alles aufschrie: "Das ist Gottes Stimme und nicht eines Menschen!" - Wir wenden uns wohl mit Abscheu weg von solcher Lästerung feiler Schmeichler. Aber - prüfen wir uns wohl, ob nicht das Blendwerk äußeren Scheines, ob nicht die Amtsgewänder weltlicher oder geistlicher Amtsträger bestrickende Gewalt auch auf uns ausgeübt haben! - Der Hebräerbrief ist an Christen gerichtet, denen der schlichte, einfache christliche Gottesdienst nicht mehr genügte. Sie neigten dazu, zurückzukehren zum alttestamentlichen Kult, der mit seinem äußeren Beiwerk den menschlichen Sinnen allerlei Nahrung gab. - Gibt es nicht heutigentags in der evangelischen Kirche genug Menschen, die in Gefahr sind, sich auf ähnliche Abwege zu verirren? Demgegenüber lasst uns klare Augen und ungetrübtes Urteil behalten. Alles was die menschlichen Sinne bestrickt und fesselt, kann wohl - wie hier bei dem Hoffest des Herodes - menschliche Begeisterung hervorrufen. Nie aber kann durch solche Mittel echter Glaube geweckt werden, der sich im Feuer der Anfechtung bewährt. Glänzende Gewänder und prächtige Aufmachung dürfen uns niemals blenden und bestechen und aus der biblischen Nüchternheit herauslocken. - Selbst einem Samuel musste Gott einmal zurufen (1. Sam. 16, 7): "Sieh nicht an seine Gestalt noch große Person!" - Wieviel mehr müssen wir da auf der Hut sein!


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Das Volk rief zu: "Das ist Gottes Stimme und nicht eines Menschen."

Niemand wird sagen, das Volk habe in Wirklichkeit Herodes für einen Gott gehalten. Sie wollten ihm nur in überschwenglicher Weise huldigen und ihre Verehrung bezeigen. Aber gerade in solchen Stunden, wo berauschende Stimmung einen mit wegreißen möchte, gilt es besonders, die zarten Grenzen der Wahrhaftigkeit sorgsam innezuhalten (1. Joh. 2, 21; Ps. 15, 2; Hiob 27, 4; Spr. 8, 7 ff.; Apg. 26, 25). Hören wir einen Gottesknecht, dessen Worte großen Eindruck auf uns machen - lasst uns ihm nicht mehr sagen, als heilsam ist. Ebenso wollen wir uns auch vor wegwerfenden und herabsetzenden Worten hüten bei Menschen, die unserem Geschmack zuwider sind oder uns irgendwie geschädigt haben. Die Wahrheitsgrenze muss allezeit sorgsam innegehalten werden! - Die Schmeichler haben indes dem Herodes noch mehr geschadet als sich selber. Sie trieben ihn geradezu auf den Verderbensweg. - Welchen Schaden hat die Schmeichelei schon in den Seelen anderer Menschen angerichtet. Wie manches Mädchen ist vergiftet durch Schmeichelworte! Wie mancher Künstler strandete daran wie an einem Riff. Prediger sind von der Bahn des Segens abgeirrt und buchstäblich im Irrenhaus gelandet! Fürsten sind durch Schmeichelei verderbt worden. Nicht umsonst betete der alte Evangelist Schrenk, Gott möge ihn bewahren vor solchen, die ihm mit dem Weihrauchpfännchen nachliefen! - Wahre Förderung des inneren Lebens zeigt sich darin, dass wir tiefer in die geistliche Armut und Demut hineinkommen. - Die Reden der falschen Propheten klangen immer aus in Schmeicheleien; die der wahren Propheten glichen dem Messer des Arztes, der tief ins faule Fleisch hineinschneidet. Der Redner Tertullus konnte (Apg. 24, 1 ff.) dem ehebrecherischen, geldgierigen Landpfleger Felix Schmeicheleien sagen. Wir Christen wollen tun wie ein Nathan oder ein Paulus, der von sich (1. Thess. 2, 5) sagt: "Wir sind nie mit Schmeichelworten umgegangen."


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Schmeichler des Herodes

"Das Volk aber rief: Das ist Gottes Stimme und nicht eines Menschen!"

Diese Schmeichelworte rief das Volk dem König Herodes zu, als er einer Gesandtschaft aus Tyrus und Sidon eine Audienz gewährte und ihnen eine Rede hielt. Eine dreifache Verirrung tritt uns darin entgegen:

1. Sie lassen sich durch Äußerlichkeiten blenden

Wir lesen in V. 21, dass Herodes das königliche Gewand angezogen und sich auf den Richtstuhl gesetzt hatte. Solch ein Kleid war gold- und silberdurchwirkt und schimmerte im Glanz der Sonne. Die Volksmenge wurde durch die große Aufmachung, durch all den auf die Sinne wirkenden Glanz und Pomp derartig hingerissen, dass sie die törichten Worte ausrief: "Das ist Gottes Stimme!"

Wir verurteilen mit Recht die Torheit dieses Ausrufes. Aber prüfen wir uns selbst, ob nicht äußerer Schein und äußeres Blendwerk bisweilen eine bestrickende Macht auf uns ausüben! Es gibt noch vieles andere als das Prachtgewand von Herodes, das Herzen und Sinne der Menschen fesseln und betören kann: Reichtum, Schönheit, Begabung, Gelehrsamkeit, fromme Sensation. Lasst uns dem gegenüber klare Augen und ein ungetrübtes Urteil behalten! Was die Sinne bestrickt - wie hier bei Herodes - kann wohl menschliche Begeisterung hervorrufen, aber keinen Glauben wirken, der sich im Feuer bewährt.

2. Sie überschreiten die Wahrheitsgrenzen

Es ist kaum anzunehmen, dass die jubelnde Volksmenge den König Herodes in Wirklichkeit für einen Gott hielt. Sie wollte ihm nur in überschwenglicher Weise huldigen und ihre Verehrung bezeugen.

Gerade in solchen Stunden, wo allerlei berauschende Stimmungen uns fortreißen, achten wir oft zu wenig auf die zarten Grenzen der Wahrhaftigkeit. Wenn uns irgendein Mensch, unter Umständen auch ein gesegneter Gottesknecht, besonderen Eindruck macht, so nimmt uns die menschliche, natürliche Begeisterung leicht so stark gefangen, dass wir ihn höher einschätzen und auch kräftiger loben, als es recht ist. Wir gehen dann in den lobenden und erhebenden Ausdrücken leicht zu weit. Ebenso wie wir in den verurteilenden, herabsetzenden Worten bei Menschen, die unserm Geschmack zuwider sind oder die uns auf irgendeine Weise schädigten, oft viel zu weit gehen.

Diesen Irrweg der Überschreitung der Wahrheitsgrenzen betraten die Schmeichler hier in besonders auffallender Weise. Lasst uns weder in grober noch in feiner Weise in ihre Fußstapfen treten!

3. Sie schaden der Seele eines Mitmenschen

Jene Schmeichler gerieten nicht nur für ihre Person in eine unnüchterne Stellung. Sie schadeten auch einem andern. Es ging ein Einfluss von ihren Worten aus, der den König in seinem Hochmut bestärken und ihn von dem Rettungsweg der Demut und Beugung immer weiter abziehen musste.

Welchen Schaden richtet doch die Schmeichelei in den Seelen an! Wie vergiftet sie junge Menschen! Wie sind Verkündiger des Wortes Gottes dadurch von den Bahnen des Segens abgekommen und auf Irrwege geraten! Wie sind Mächtige dieser Erde dadurch verdorben worden!

Nicht umsonst pflegte der bekannte Evangelist Elias Schrenk in seinen Gebeten die Bitte um Bewahrung vor dem "Weihrauch" nicht zu vergessen. Jeder gesunde Einfluss ist daran zu erkennen, dass er uns tiefer hinein führt in die geistliche Armut. Bei der Schmeichelei ist das Gegenteil der Fall, deshalb gehört sie zu den gefährlichsten Seelengiften. Ein Tertullus, der dem ehebrecherischen, geldgierigen Landpfleger Felix die anerkennendsten Lobesworte sagte (Apg. 24, 1 f.), sollte nie in den Kreisen gläubiger Christen gefunden werden. Die Reden der falschen Propheten in Israel waren mit Schmeichelworten verbunden (Hes. 12, 24). Bei den wahren Propheten hat man nie eine Schmeichelei gehört. Wer innerlich weiterkommen will, der öffne lieber als einem Tertullus einem Nathan das Ohr, der im Namen Gottes David seine Sünde offenbarte (2. Sam. 12, 1-13). Und wer andern zum Segen verhelfen möchte, der trete in die Fußstapfen des Apostels, der "nie mit Schmeichelworten um gegangen" ist (1. Thess. 2, 5)!


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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»Schönes« Beten

Davor muss jedermann auf der Hut sein! Wenn durch Worte und Gedanken ein Funke das Herz entzündet, sodass es mit Ernst und innerer Bewegung betet, musst du achtgeben, dass dann nicht das alte Schlangengift, der mörderische Hochmut, daraus erwächst, der dann so spricht: »Ach, ich bete nun mit dem Herzen und dem Mund und empfinde solche Andacht, dass ich sicher weiß, dass es wohl kaum einen anderen Menschen gibt, der so schön beten kann wie ich.« Das sind Gedanken, die dir der Teufel eingegeben hat, und die machen dich schlechter als alle, die überhaupt nicht beten. Ja, solche Gedanken sind nicht weit von Gotteslästerung und Fluchen, denn nicht du, sondern Gott soll für alles, was man empfindet und hat, gelobt und gepriesen sein.